1884 / 177 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 30 Jul 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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XII. (stöniglich Sächsisches) Armee ˖ Corvs. Ernennungen, Beförderungen und Ver setzungen. Im aktiven Heere. 17. Juli. r. Werl hof, überzäbl. Major im Gren. Regt. Nr. 100, als Stabs⸗Offiz. auf den Etat der Offije. in besonderen Stellungen versetzt. Krabitz, Haurxtm. und Comp. Chef im Gren. Regt. Nr. 100, unter Belassung als 13. Hauptmann von der Stellung als Comp. Chefe enthoben. . Dziembowzski, Haurtm. à Ia suite des Inf. Regts. Nr. 102 und Adjut. der 1 Inf. Brig. Nr. 45, unter Enthebung von dieser Funktion, zum Comp. Ghef im Gren. Regt. Nr. iC, v. Warden burg, Pr. Lt. im Gren. Regt. Nr. 109, unter Entbindung von seinem Kommando bei dem Generalstabe und gleichzeit. Stellung à la snite dieses Regts., zum Adjut. der 1 Inf. Brig. Nr. 45, ernannt. v. Kospo th J., Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 102, zum Hauptm. u. Comp Chef, vorläufig ohne Patent, Maaß, Sec. Lt. im Gren. Regt. Nr. 101, dieser unter Versetz. zum Inf. Regt. Nr. 104, Frhr. v. Ham mer st ein. Sec. Et. im Inf. Regt. Nr. 1092, dieser vorläufig obne Patent, Blaßmann Sec. Tt. im Inf. Regt. Nr. 103. zu Pr. Lts. be⸗ fördert. v. Tet ten born, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 107. der Charakter als Pr. Lt. verlieben T. Estorff, Sec. Lt. im Jäger Bat. Nr. 13, zum Inf. Regt. Nr. 1096 versetzt. Frhr. v. Stein zu Lausnitz, Pr. Lt. im Carab. Regt, der Charakter als Rittm. verlieben. v. Schwerdtner, Pr. Lt im Hus. Regt. Nr. 18, zum Rittm. und Etcadr. Chef, Frbr. v. Lin dem an. Sec. Lt. im letztgen. Regt. Alexander, Prinz zu Sachsen⸗Weimar Hobeit, Sec Lt. im Garde Reiter ⸗Regt., dieser unter Versetz. zum Hus. Regt. Nr. 19, Frhr. v. Leucka rt v. Weiß dorf, Sec. Lt. im letztgen. Reat. zu Lts. befördert. v. Kirchbach, Hauptm. und Battr. Chef im i . Regt. Ne. 12, unter Versetz. auf den Etat als Lehrer der vereinigten Art. und Ingen. Schule, à la euite des Regts. gestellt. Herydenreich, Pe. Lt. im Feld Art. Regt. Nr. 12, zum Haurxtm. und Battr. Chef befördert. v. Wilucki, charakteris. Pr. Lt. im letztgen. Regt. zum etatsmäß. Pr. Lt. mit einem Patent vom Tage der Charakterisirung ernannt. Fliegner, Pr. Lt. à la suite des 1 Regts. Nr. 12 und Atjut. der Art. Brig. Nr. 12, unter ntbebung ren dieser Funktion, auf den Etat des Regts. versetzt. v. Zezschwitz, Pr. Lt. im Feld -⸗Art. Regt. Nr. 12. unter Stellung à snite des Regts., zum Adjut. der Art. Brig. Nr. 12 ernannt. Im Beurlaubtenstande. 17. Juli. Burmann, Pr. Lt. von der Res. des Inf⸗Regts. Nr. 162, Schubarth. Pr. Lt. von der Res. des Schützen⸗(Füs.Regts. Nr. 108, zu Hauxtleuten der Res., Klemm, Müller, En gel ke, Sec. Lts, von der Res des Inf. Regts. Nr. 105, zu Pr. Lts. der Ref., Beckmann, Sec. Lt. von der Landw. Kav. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 196, zum Pr. Tt. der Landw. Kay,, Seyfert, Vize ⸗Feldw. vom 1. Bat. 2andw. Regts. Nr. 101, zum Sec. Lt. der Landw. Inf., befördert. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 17. Juli. v. Chlapows ki, Sec. Lt. im Ulan. Regt. Nr. 17, zu den Dffizn. der Ref. seines Regts. Üübergesührt. Schleinitz, Feuerm Hauptm. 2. Kl, unter Gewähr. der gejetzl, Pens. und mit der Erlaubniß zum Forttragen seiner bisher. Unif. mit den vor— geschrieb. Abzeichen, der erbetene Abschied bewilligt. Im Beurlaubtenstande. 17. Juli. v Anderten, Pr. Lt. von der Res. des Carab. Regts., mit der gesetzl. Pens, Arndt, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regis. Nr. 104, Piltz, Köhler, Pr. Lts. der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, letzteren drei mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee ⸗Unif., der erbetene Abschied bewilligt.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 30. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Gastein, gestern ein Bad, machten des Regens wegen aber erst um 3 Uhr Nachmittags eine Promenade. Vorher hatten Se. Majestat der Gräfin Lamberg einen Besuch ab— gestattet. Der ungünstigen Witterung wegen war auch am Montag die Ausfahrt unterblieben.

Heute srüh ist Sç. Kaiserlich⸗Königliche Hoheit der Erz— herzog Albrecht von Oesterreich, in Begleitung seines Hofmarschalls, Baron Piret, in Gastein eingetroffen und in der Villa Meran abgestiegen. Gegen 10 Uhr stattete der Erzherzog, Höchstwelcher die Uniform des 2. Ostpreußischen Grenadier Regiments Nr. 3 angelegt hatte, dem Kaiser einen längeren Besuch ab, welchen Se. Majestät kurz darauf in der Uniform Allerhöchstihres österreichischen Regiments erwiderten.

Der Königlich dänische Gesandte am hiesigen Aller— höchsten Hofe, von Vind, hat einen ihm von seiner Regie— rung bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Berlin fungirt der Legations-Sekretär von Lövenörn als interimistischer Geschäftsträger.

S. M. Kbt. „Iltis“, 4 Geschütze, Kommdt. Korv. Kapt. Rötger, ist am 31. Mai cr. in Nagasaki eingetroffen.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 29. Juli. (Meckl. Anz Die Großherzoginnen Alexandrine und Marie sowie der Herzog Friedrich Wilhelm begeben sich heute Nachmittag zu längerem Aufenthalt nach dem Heiligen Damm. Der Fürst und die Fürstin Heinrich XIX. Reuß sind gestern Abend von hier wieder abgereist.

Elsaß Lothringen. Straßburg, 28. Juli. (Els.Lothr. Ztę.) Der Feldmarschall-Statthalter wird am Mitt— woch, den 30. Juli, Bilin verlassen und sich über Karlsbad bis Nürnberg begeben; die Weiterreise erfolgt am Donnerstag, den 31. Juli, Morgens 8 Uhr, und die Ankunft in Straß— burg am Donnerstag, Nachmittags 4 Uhr 50 Minuten.

Oesterreich Ungarn. Brünn, 27. Juli. (Wien. Abdp.) In der heutigen Schlußsitzung des Landtages wurde das Erforderniß des Landes- und Grundentlastungs— fonds mit 4818 764 Fl., die Bedeckung mit 1513414 Fl., der Abgang mit 3 301 356 Fl. und zu dessen Deckung (wie im vorigen Jahre) eine Landesumlage von 31 Kr. auß jeden Gulden direkte Steuer genehmigt. .

Agram, 28. Juli. (Prag. Ztg.) In der Studenten angelegenheit wurden neun Juxristen von der liesigen Universitat für immer ausgeschlossen. Weitere Maßregeln der Regierung zur Aufrechterhaltung der Ordnung an der Universität stehen bevor.

Niederlande. Haag, 29. Juli. (W. T. B.). Von Seiten der Regierung wurde heute -bei den vereinigten Kammern der Gesetzent wurf, betreffend die eventuelle Regentschaft der Königin, eingebracht. Der Gesetz— entwurf über die Vormundschaft ist in Vorbereitung. Die Zweite Kammer hat keschlossen, die Besprechung der

zusetzen, sobald die vereinigten Kammern ihre Arbeiten beendigt haben werden.

Großbritannien und Irland. London, 29. Juli. (W. T. B. In der gestrigen Sitzung der Konferenz stellte der deutsche Botschafter den Antrag, die Reform des egyptischen Sanitätswesens als dringende, mit der Ver⸗ waltung Egyptens zusammenhängende Frage, in Erwägung zu ziehen. Lord Granville weigerte sich, die Frage zur Diskussion zuzulassen, denn die Konferenz sei nur zur Berathung bezw. Atänderung des Liquidationsgesetzes berufen. Die anderen Boischafter traten in der Kompetenzfrage der Auffassung Lord Granville's bei, indem sie gleichzeitig erklärten, daß sie, im Falle der Dis kussion, den deutschen Reformantrag unterstützt haben würden. Der deutsche Botschafter ersuchte, Akt davon zu nehmen, daß er diese Frage angeregt, der Präsident aber die Diskussion nicht gestattet habe.

Im Oberhause theilte der Staatssekretär des Aus— wärtigen, Lord Granville, heute mit, daß einige der Konfe—⸗ renzbevollmächtigten die Antworten ihrer Regierungen auf ihren gestrigen Bericht noch nicht erhalten hätten. = Im Unterhause machte der Unter⸗Staatssekretär Lord Fitzmaurice, die Mittheilung, daß in Be—⸗ treff der internationalen Kommission für den unteren Congo ein Meinungsaustausch mit den Mächten stattgefunden habe. In Betreff des oberen Congo habe die Regiexung nöch nicht beschlossen, die internationale afrikanische Assoziation anzu⸗ erkennen. Der Unter⸗Staatssekretär Ashley erklärte: nach sorgfältiger Prüfung aller Umstände sei die Regierung zu dem Schluß gekommen, daß der Anspruch Deutschlands, seinen Staatsangehörigen in Angra Peguena Schutz zu gewähren, nicht bestritten werden könne, obwohl die Wallfisch⸗Bay und die angrenzenden Inseln un— streitig britisches Gebiet seien. Die englische Regierung habe Deutschland ersucht, gen einschaftlich mit England eine Kom⸗ mission zu ernennen, welche die Ansprüche der englischen Unterthanen, die sich in Angra Pequena niedergelassen oder dort Besitz erworben haben, regeln soll.

Frankreich. Paris, 28. Juli. (Fr. Corr) Das Amendement Berlet, um das es sich bei der Ver— fassungsrevision in erster Linie handelt, und welches die budgetaren Befugnisse betrifft, lautet wörtlich: „Es ist thunlich zu revidiren: Die Endbestimmung des Art. 8 des Verfassungsgesetzes vom 25. Februar 1875, und die respel⸗ tiven Rechte der beiden Kammern mit Bezug auf Streichung oder Verminderung von Krediten in nachstehender Weise zu definiren: Die Streichungen und Herabsetzungen von Krediten, welche im Laufe der Diskussion von der einen oder der ande— ren Kammer votirt wurden, werden nach einer zweiten Be— rathung definirt. Es ist verboten, auf budgetarem Wege die für die allgemeinen Dienstzweige der Staates, welche durch besondere Gesetze eingeführt und dotirt werden, bestimmten Kredite zu streichen.“ . .

Im Laufe des gestrigen Tages und auch heute fanden sowohl im Palais Bourbon als im Auswärtigen Amt Be— sprechungen von Mitgliedern der Majoritaät der beiden Häuser statt. Die Revisionskommission der Kammer war für heute Nachmittag durch ihren Präsidenten, den Abg. Legrand, einberufen worden. Da ihr das Amendement Berlet nicht offiziell vorgelegt worden war, beschränkte sie ihre Berathung auf einen einfachen Meinungsaustausch von rein privatem Charakter, aus dem hervorging, daß die Mehrzahl der Kom— missarien gegen das System, welches gewisse Budgetkapitel als permanent erklären würde, entschieden ankämpst und daß es unthunlich von Seiten des Ministeriums wäre, aus Anlaß deer Art. 8 die Vertrauensfrage zu stellen. Die äußerste Linke hätte ebenfalls Sitzung halten sollen; allein es er— schienen nur so wenige Mitélieder, daß man an eine Be— raihung nicht gehen konnte. Die raditale Linke beschloß, gegen die Fassung Berlet zu stimmen, weil es verfassungs— widrig sei, im Wege gesonderter Berathung in den beiden Kammern Lösungen zu votiren, die nur dem Kongreß zu— kommen, und weil zweitens der vorgeschlagene Text die Rechte der Kammer bedeutend schmälern würde. Die ge— mäßigte „Union démocratique“, in der Hr. Ribot allein das Wort ergriff, um das Amendement Berlet zu be— kämpfen, schloß sich 6 ihrem Führer an, weil, wie dieser ausführte, es unzulässig sei, daß die Kammer sich vor den Entscheidungen oder Herabsetzungen von Krediten durch das Oberhaus beuge, da der Senat im Falle einer Meinungs— verschiedenheit zwischen ihm und der Kammer nur einzelne Kredite herabzusetzen brauchte, um jede Handlung unmöglich zu machen. Die Bestimmung sei auch unanwendbar, da die Kammer nur das Budget hinzuhalten brauchte, um den Senat, falls er Herabsetzungen vorgenommen, zur Kapitulation zu zwingen. Der Konflikt könne keine schweren Folgen haben, wenn der Präsident der Republik nicht in die Auflösung der Kammer willige. In der gambettistischen „Union républicaine“ er— griffen die Abgg. Allain-Targs und Rouvier gegen das Amendement Berlet das Wort. Zu einem definitiven Beschluß kam es jedoch nicht, da auf Antrag des Präsidenten der Fraktion die „Union démocratigue“ und die „Union repu— blicaine“ eine gemeinsame Sitzung halten werden, in welcher Herr Jules Ferry gehört werden soll. Aus all diesen Berathungen geht hervor, daß man jede Interpellations— debatte überhaupt vermeiden will. Der Conseils-Präsident wird dem Senat den morgen Vormittag in den beiden Gruppen gefaßten Beschluß mittheilen, ohne eine öffentliche Diskussion hervorzurufen. In den beiden genannten Fraktionen herrscht die Meinung vor, daß man, falls eine Einigung über den Art. 8 nicht erzielt werden könnte, die Fassung des Senats— ausschusses annehmen müsse, um eine Krisis zu vermeiden. Die dem Kabinet nahestehenden Abgeordneten und Senatoren thuen, wie dies aus einer Note der „République frangaise“ hervorgeht, Schritte, um die Regierung zum Allassen von diesem Art. 8 zu bestimmen.

29. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) In einer heute Vormittag stattgehabten Versammlung der beiden parlamentarischen Gruppen, der demo⸗ kratischen Union und der republikanischen Union machte der Minister-Präsident Ferry, der in der Ver— sammlung erschienen war, Mittheilungen über die Lage der Verfassungsrevisionsfrage und bat gleichzeitig um Darlegung der Ansichten der Mojorität betreffs der Revision des Artikels 8 der Versassung. Die Versammlunn zeigte sich geneigt, von dem Verfassungsarlikel 8 ganz abzusehen, wünschte indeß ihre Ansicht nicht eher kundzugeben, als bis

29. Juli, Abends. (B. T. B) In der heutigen Sitzung des Senats stellte bei Beantwortung einer Anft des Senators Buffet der Minister⸗Präsident Ferrh von Neuem das Verlangen, daß der Senat den Artikel z der Verfassung in den Revisionsentwurf mit auj⸗ nehme, lehnte es aber ab, sich darüber auszusprechen, waz das Kabinet thun werde, wenn die Revision des Artikel; nicht angenommen werden sollte. Der Senat lehnte darauf die Revision des Artikels 8 ab, nahm aber die Revision de; Paragraphen, betreffend die öf fentlichen Gebete, mit 142 gegen 111 Stimmen an. Schließlich wurde der Re— visions Gesetzentwurf im Ganzen mit 165 gegen 111 Stimmen angenommen.

Die Deyutirtenkammer genehmigte den Gesetz entwurf, betreffend die Weinabgabe, in erster Berathung. Auf fremde Weine, deren Alkoholgehalt 12 Grad übersteig y nach dem Gesetzentwurf eine Zuschlagsteuer erhoben werden.

In parlamentarischen Kreisen nimmt man an daß die Deputirtenkammer dem Reyisionsentwurf in der vom Senat beschlossenen Fassung zustimmen und der Kongreß dann am nächsten Montag zusammentreten werde. In Marseille sind am 28. Juli 20 Personen an der Cholera gestorben.

Von gestern Abend bis heute Vormittag 10 Uhr starben in Toulon 7, in Marseille 11 Personen an der Cholera. Von 10 Uhr bis heute Abend erlagen ihr in Toulon eine, in Marseille 7 Personen.

Serbien. Belgrad, 29. Juli. (W. T. B.) Der König empfing gestern den Patriarchen Angyelies in Audienz und stattete demselben hierauf in seiner Wohnung einen Besuch ab.

Amerika. New⸗York, 27. Juli. (Allg. Corr.) Ge⸗ neral Butler hat endgültig beschlossen, seine Aufstellung zum Kandidaten für die Präsidentschaft anzunehmen. Sein An— nahmebrief wird am 7. August, der des Gouberneurs Cleve— land am 30. d. erwartet. Ein fünfter Kandidat ist S. C. Pomeroy aus Kansas; seine „Platform“ umfaßt das Pro— zramm der „Prohibitions“⸗-Partei.

Afrika. Egypten. Kairo, 26 Juli. (Allg. Corr.) Amtliche Telegramme melden, daß die längs der Ufer des Nil zwischen Korosko und Assuan wohnende Be— völkerung sehr friedlich gesinnt sei. Die drei Patrouillen— dampfer erhielten Befehl, den Nil vom ersten Katarakt ab hinaufzufahren. Das Gerücht, daß die Beduinen, welche den Major Kitchener nach Dongola begleiteten, desertirt wären, entbehrt der Begründung. Es ist eine weitere Verstärkung der britischen Flotte in Suakim beschlossen worden. Infolge dessen er— hielt die in Jeddah stationirte Panzerfregatte „Tur— quoise“ Befehl, unverzüglich dahin abzugehen.

28 Juli. (Allg. Corr.) Das 670 Mann starke 56. Regiment wird sich am 31. d. M. den Nil hinauf nach Assuan begeben. Es verlautet, das Zebehr Paschas Boten in Khartum angelangt sind und eine Antwort von dem General Gordon zurückgebracht haben. Letzterer weigert sich, die Stadt zu verlassen. Der Correspondent der „Times“ in Suakim pflog eine Unterredung mit dem Major Clarke, der mit dem Bau der Eisenbahn nach Berber betraut ist. Die Entfernung dahin auf 269 Meilen veran— schlagend, berechnet er die wahrscheinlichen Kosten der projet— tirten Bahn auf 75 000 Pfd. Sterl. und die Maximalkosten auf S6 000 Pfd. Sterl. Nach Ankunft des Materials und der Arbeiter würde die Herstellung der Bahn 4 Monate in Anspruch nehmen. ö

Suakim, 25. Juli. (A. C.) Die Rebellen griffen in verwichener Nacht die Stadt an und rückten bis 50 man die Erdwälle heran, wurden jedoch durch das heftige Feuer der Forts zurückgeworfen. Ein Sappeur erhielt eine Kopf— wunde und zwei egyptische Soldaten wurden verwundet. Der Feind war während einer ganzen Stunde nach dem Gefecht damit beschäftigt, seine Todten wegzuschaffen.

Zeitungsstimmen.

In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir: ö

Vor etwa zwei Jahren suchten wir die Aufmerksamkeit auf eine Broschüͤre hinzulenken, welche, von einem Praktiter der Branche her= rührend, den Nachweis führte, daß die Zollteform von 1879 auf die Artikel der Materialwaarenbranche durchaus keinen schädigenden Einfluß geübt habe, indem wedꝛr der Verbrauch ab, noch die Pieis zu genommen hätten, und daß, wenn der einzelne Detaillist klage über geringen Absatz 2c, nicht eiwa verminderte Konsumfähigkeit oꝛer Ce stiegene Preise Schuld daran trügen, sondern übertriebene Konkurrenz im Kleinbandel, die, wo ein Krämer sein auskömmliches Brod haken würde, solches für drei Kaufleute finden wolle. Der Mann, welcher. in Gegensatz zu der herrschenden Meinung seiner Standesgenohen, solche vom freihändlerischen Standpunkte als Ketzereien geltende Dinge, noch dazu als Fachmann, vorbrachte und sie mit Zahlen be⸗ legte, war ein Nürnberger Großkaufmann: J. B. Staub. .

Von demselben liegt jetzt wieder eine Die Fragen der Zeit an die Fortschrittspartei“ betitelte Broschüre“) vor, deren Stutium ] . auf das Angelegentlichste empfohlen werden kann, welche die 23 sprüche der fortschrittlich-freihändlerischen Behauptungen von 185. mit den inzwischen eingetretenen Thatsachen, sei es nicht erkennen, se es vergessen haben sollten. ö.

Herr Staub behandelt zunächst die zollpolitische Frage und ite! Eingang? eine ganze Blumenlese derjenigen Vorhersagungen, welche in Führer der Manckesterei 1579 im Reichstage sick gestattet. Vn entnehmen diesem Bouquet unerfüllter Prophezeibungen:

Die Tarifpolitik des Reichskanzlers zerstöre den ganzen Ver eb⸗ die Schiffahrt und die Naturalproduktion, von denen die Ste sh n leben. Unsere Ostscescbiffe würden zum größten Theil gebrꝛuz werden müssen, um die Oefen zu heizen. Die deutsche Marine geschäbigt, weil die Ostseeschiffahrt, aus der die Marine ihre best Leute hole, zurückginge. Unsere Entwickelung würde eine terte ee sein mit dem Erfolge, daß das Kapital und die Arbeiter, die . nicht mebr lohnende Arbeit fänden, auswanderten. Die Oelfabti i würden sich in auswärtigen Nachbardistrikten ansie deln. Der 33 tarif sei der erste Spatenstich zu dem Grabe der Freibeit Deu schla it Unzweifelhaft würde der Konfument noch weit mehr als den Zell beiatl müssen, weil der Händler auch am Zoll einen erheblichen Gewinn mat.

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wolle. Unserem blübenden Handel würden wir die Kraft, , . Arbeiterbevölkerung die Arbeit snutzieben. Die Zölle seien . sie der Handel nicht ertragen könne. In Folge der ,. . 9. 6 1

schwäcke sich unsere Produftionsfäbigkeit. Durch die Zöllz, Arbeiter 3 bis 4 Mal so hoch belastet, als er überhaupt St net. Kirchen und Schulsteuern inkluside zahlt. Die jetzt eingele

teuem,

Interpellation über die Nisero-Angelegenheit fort—

ein formelles Votum des Senats vorliege.

Staub, Nurnberg, Selbstverlag. 1884. 50 4.

. * * * * 2 8 B. ) Die Fragen der Zeit und die Fortschrittspartei. Von 8. *

Politik sei eine solche bei der es Allen schlecht gebe und nur einzelne Wenige etwas mehr Vortheil als Nachtbeil haben. Opfer würden uns zugemutbet, die über unsere Kräfte gingen. Die Zollxolitik sei eine Staate bexormundung. welche die Leute, die von selbst im Stande seien, sich zu ernäbren, umbringe; eine Maßregel. welche den Ruin zweier blübender Provinzen zur Folge habe. Die angestrebte Wirthschafts. reform vernichte Dewerbe und Hardel, welche besteben und sich ju ernähren wissen. Für die Landwirthschaft einen Schutz zoll ver⸗ langen sei das Verkehrteste, was im Interesse der Land wirthschaft überhaupt gescheben könne; sewie das Blüben der Seeftãdte vernichtet würde, würde cuch die Landwirth⸗ schaft geschädigt. Der Hausbau würde durch die Holjzöste Felaftet, die Miethspreise müßten steigen, es werde der Tisck des armen Mannes, an dem er sein durch Zölle belastetes Bred verzehre, nun auch noch besteuert, und das letzte Haus des armen Mannes, das ihn umschließt, der Sarg, würde auch noch zur indirekten Steuer heran—⸗ gezogen werden, da wir einen Zoll auf Bretter legen. Der Holz= zoll würde die Kohlen und das Eisen vertbeuern, weil die Gruben. böljer beim Berabau theurer würden. Die Erhöhung des Horfen⸗ zolles wäre ein reiner Uebermutb, unsere besten Brauereien in Nord— deutschland würden geschädigt. Der Preis des Schmalzes würde eine Höhe erreicken, derzufolge der bei Weitem größte Theil der Be- völkerung auf dieses Genußmittel verzichten müßte.

Es ist immerbin nicht ohne Interesse, sich diese damaligen Be⸗ hauptungen in gedrängter Kürze gleichsam zu Haufen gesammelt vor Augen gestellt zu sehen und dann, wie es durch Hrn. Staub geschiebt, Punkt für Punkt den Nachweis geliefert zu finden, wie just das Alles, was die Freihandelsmänner behauptet, nicht, sondern gerade das Gegentheil daron eingetroffen ist. Diesen mit minutiöser Genauigkeit und eine Reie unanfechtbarer Zahlen geführten Beweis schließen dann fol gende Bemerkungen ab: 3

Eine Belastung der Konsumenten durch vertheuerte Waaren und Produkte, wie sie prophezeit wurde, fand in keiner Weise statt. Die Artikel, die durch unsere Zollpolitik gegen früher vertheuert wurden, sind an den 19 Fingern abzuzählen, und die Vertheuerung dieser wenigen Gegenstände blieb innerbalb des Zollsatzes und fand mehr im Grossogescäfte, als im Detailhandel Ausdruck. Die meisten Waaren wurden killiger. Die geschützte Induftrie hat sich rasch ver— mehrt und vergrößert und durch die innere Konkurrenz die Preise niedergehalten. Die Fabrikherren sind daher auch keine Millionäre geworden; die Arbeiter konnten in manchen Fällen, wenn auch nicht in allen, eine Lohnerböhnng erzielen. . . .. Wenn Kaufleute Gegner aller und jeder Schutzjollpolitik sind, so muß ihnen Das ihres scheinbaren Privatinteresses wezen zu gute gehalten werden. Sie zlauben, und mögen eine Zeitlang auch Recht haben, ihr Vortheil sei, zu kaufen, wo es am billigsten in der Welt ist. Ja sie wähnen, das Vaterland müsse dankbar sein, Alles, was es braucht, durch die Händler billig geliefert zu erhalten. Allein der zollfreie Import nach Deutschland aus aller 66 Länder erschwert und zerstört die eigene Produktion. Die

olge ist Verdienstlosigkeit und Armuth breiter Schichten der Land⸗ und Stadibewehner. Der Konsum an Produkten jeder Art wird sich minder, während sich die Anzahl der Händler unverhältnißmäßig vermehrt haben wird. Aus solchen Freibar delszeiten stammen die vielen zur Zeit bestehenden, sich selbst zerstörenden Handelsgeschäfte.

Das Freibandelssystem kann also auch nicht im dauernden In⸗ teresse des Gesammthandelsstandes liegen.

Der „Brodfrage“, d. h. der angeblichen Vertbeuerung des Brodes durch den Roggenzoll, widmet Herr Staub einen besonderen Abschnitt, in welchem aus den Nürnberger Brodxrreisen für einen langen Zeit— raum und zwar ror und nach Aufhebung der amtlichen Festsetzung derselben und aus den Getreidepreisen der Schranne zu Munchen der Nachweis erbracht wird, wie wenig Schwankungen der Kornpreise auf den Brodpreis influiren. Gesagt wird u. A.:

Seit 1878 fostet in Nürnberg das Roggenbrot konstant 15 bis 16 4 pro Pfund; dessen Preis ist also von den Fruchtpreisen nicht im Geringsten beeinflußt worden. Würde entgegengehalten werden, vorübergehende Steigerungen der Frucht fänden bei Brod erst später

Ausdruck, so ist auf die Jahresdurchschnittspreise zu verweisen, von

denen der in 1881 dauernd 53— 54 M pro 1000 kg höher wer, als in 1833.

in den letzten 8-9 Jahren ihren Detail -Brodpreis weder bei hohen, noch niederen Kornpreisen verändert; in einigen Jahren ebensorxiel,

. selbständige Bãcker 1857 Einwohner 77142 154 1875 . 91019 170 ; 1880 J 989519 210 Während also ein Bäcker für das Brod von 501 Einwohnern in 1867 zu sorgen hatte, betrug sein Kundenkreis 1880 nur noch 474. Dann zum entgegengesetzten Standpunkte übergehend und das Interesse des Landwirthes an Getresdessllen darthuend, schließt dieser Abschnitt:

Die an Lagad und Scholle treu hängenden Bauern, die besten Stützen und Vertheidiger des Staates, dief: große Maße des Volkes, hat vollberechtigten Anfpruch darauf, daß ihre Interessen den paarmal hunderttausend Leuten gegenüber, die von dem Getreide⸗ bandel leben, vorzugsweise berücksichtigt werden. Unbegreiflich! Die nit ibren Angehörigen mehr als 20 Millionen Köpfe zählenden ö. deren Interessen durch Zeitverhältnisse und durch die frübere Wirtkichaftspolitik schwer geschädigt wurden, baben nicht den 1600, Theil soviel Spektakel gemacht, als die goldenen Zebntausend durch ihre Rextiliendresse über die geringe Belästizung, die em Ge— treidebandel durch eine Zollerhebung von 3) Pfennigen pro Gentner erwächst. Man möchte fast wünschen, daß die Bauern sich bewußt würden, welche numerische Staͤrke ihr Stand repräsentirt. . . .

Landtags⸗Angelegenheiten.

Warste in, 30. Juli. (W. T B) Bei der heute hier statt⸗ gehabten anderweiten Wabl eines Landtags⸗Abgeordneten an Stelle des verstorbenen Abgeordneten von Schorlemer-Vehr wurde Guts besitzer Kersting aus Böckenförde (Centrum) mit 305 Stimmen Fäwäblt; 11 Stimmen fielen auf den Geheimen Kommerzsen-Raih Bergenthal hiẽr (freikonservatie).

Statiftische Nachrichten.

. soeken ausgegebene Monatsheft der Statistit des ent chen Reichs (Junibeft) entkält Folgendes: 1) Ergebnisse der Vieh ä hlung vom 10. Januar 1885 in Deutschen Reiche; ) überserische Auswanderung aus dem Deuischen Reich über Rut sch⸗ Häfen und Antwerpen in der Zeit von Anfang Januar his 2. . 15884 und Vergleich mit dem entspreckenden Zeitraum der t. ergebenden Jahre; 3) Ucbersicht über die Spielkarten e und den Verkehr mit Spielkarten im Deutschen Reiche

as Eiatsjahr 18838; 4) Durch schnittspreife wichtiger

W. : w ö . ; Waaren im Großhandel, Juni iss4; 5) Gin und Ausfuhr der

wichtigeren Waarenartikel im deutschen Zollgebiet für den Monat Juni 1884 und für die Zeit vom J. Jar uar bis Ende Juri 1881; 6) Uebersickt über die von den Rũbenzu cker fabrikanten des deut⸗ schen Zollgebiets versteuerten Rübenmengen, sowie über die Einfuhr und Ausfubr von Zucker im Monat Juni 1884. unft, Wissenschaft und Literatur. Von dem im Auftrage der Oberlausitzischen Gesell⸗ schaft der Wissenschaft zu Görlitz durch ihren Sckretär, Prof. Dr. Schönwälder herausgegebenen Neuen Lausi tzischen Magazin, ist soeben das 1. Heft 60. Bandes (im Seleftzerlage der Gesellschaft und in Kommifsion der Buchhandlung ron C. Remer in Görlitz. versandt worden. In diesem Heft gelangt Die von der Gesellschaft gekrönte Preizschrift; Biograpbische und literargeschichtlict Würdigung Leopold Schefers '. ron Emil Brenning zum Abdruck. Dieselbe verdient die Aufmerksamkeit der literarischen Kreise in besonderem Maße, da bier zum ersten Male ein erschöpfendes Bild von dem Teben und Wirken des böchst eigenartigen lausitzischen Dichters dargeboten wird. Durch zablreiche Citate aus seinen poetischen und prosaischen Werken lebendig illustrirt, giebt sie zunächst eine Schilderung feines Lebens: seiner Kindheit und ersten Jugend, seiner religissen Entwickelung, seiner Stellung zum Vaterlande und zu den geschichtlichen Vorgängen der Zeit, seiner Studien, seines Werdens und Wachsens, feines äußeren Ergebens, seiner Stellung in Diensten des Grafen Pückler, seiner Welifahrt in den Jahren 1816— 20, und endlich des Sommers und Herbstes feines Lebens in Mus—⸗ kau, von 1820 bis zu seinem Tode, am 16. Februar 1862. Im zweiten Theil wendet sich der Verf. dann einer eingehenden Besrrechung der Werke des Dichters zu und analvsirt zunächst die didaktifchen Gedichte (as Laienbrevier, zie Vigilien, den Weltpriester, die Haus. reden) dann die sonstige Lyrik (Hafis in Hellas, Koran der Liebe und die kleineren Gedichte), ferner die dramatischen Werke, die Exen und die zablreichen Novellen. Am Schluß seiner sehr gründ— lichen Untersuchung gelangt der Verfasser zu dem Urtkeil, daß Schefer sni jaris sei und aus sich heraus bezriffen werden müsse. „Seiner autodidaktischen Bildung war es unmöglich, wirklich in das Geheimniß der Form einzudringen, inso—⸗ fern er seine Neigung und seinen Geschmack zum ausschlieslichen Wezweiser seiner Thätigkeit zu erbeben gewohnt war und aas dieser Gewohnheit der Pflege des Indiriduellen nachher nickt mehr zum Allgemein gültigen fortzuschreiten vermochte. Daher seine Redseligkeit seine Reflexionslust, das weit Ausgesponnene seines Gedan— kens und seines Ausdrucks. Daher auch die Neigung zum Seltsamen und Besonderen in Charakteristik und Gedankenwendung, kurz das, was man als die Eigenart seines Stiles wird bezeichnen dürfen.“ In manchen Zügen gebe sich besonders seine Religiosität zu erkennen, welche man das Centrum seines ganzen inneren Lebens nennen könne, sodaß man ihn mit Recht einen Religions lebrer genannt oder gar als zu einem Religionsstifter berufen habe, bezeichnen wollen. . Wenn auch dazu nicht tief und originell genug, ist Schefer doch innig, gemüthvoll und nach dem Hohen skrebend, eine durck und Turch edle Naiur. Als solche bat er sich im Leben bewäbrt und in rerschiedenen Lagen jeder völlig gerecht zu werden verstanden. Am Häuklichen baftend, zeigt er sich in erster Linie durchdrungen ron der Schönheit deutschen Haus und Familienlebens, wenn er sich auch gern über den kleinen Kreis des Idrylls hinaus zu höheren Sphären der Dar— stellung erhob und mit bedeutenden Stoffen, welche er wählte, auch die Sxhäre der eigenen Bedeutung zu erweitern suchte. Als Dichter eigne ibm vor allen Dingen eine reiche und vielgestaltige Einbildungskraft, welche unermüdlich aus nicht zu leerendem Vorrath schöpfe, obwohl sie in der Wiederkolung des gleichen Tones selten die Frische und Kraft des ersten Anschlages wieder erreiche. Zeige sich seine Erfin⸗ dungekraft und Gestaltenfülle auch am glänzendsten in der ungebeu— ren Reihe der Novellen, so trügen diese doch mehr Spuren der Ver— wandischaft mit vorhandenen Zeitrichtungen als seine Lyrik, und bei schwach entwickeltem Sinne für kurze energijche Führung der Handlung und scharfer Charakteristik, wie für die Kunst des Erzählens, habe er darin kaum länger dauernde Geltung als für seine Zeit erlangt. Garnicht beanlagt sei er für das Drama gewesen, dagegen glänze er als Lehrdichter. Als solcher stebe er Rückert am nächsten, von dessen mehr auf gnomenartige Spruchpoesie drängender Richtung ihn seine, breit ausholende, gemächlich plaudernde Weise unter— sckeide. -Die Eigenschaften feines Geistes treten darin am hellsten hervor und sichera ihm am meisten den An— ipruch auf eine längere Dauer seiner poetischen Wirkfamkeit. Als Lyriker zeigen ihn seine früheren Gedichte selbständig und eigen— artis, nicht ohne Grazie und Frische im Liede, eigenthümlicher in der Hymne und Betrachtung. Mit Recht aber erkenne man in den Früchten seines späteren Greisenalters, den Gedichten, welche antike Haltung mit orientalischer Gesinnung paaren, seine originellste Leistung, die man am ehesten eine geniale nennen könne. Als seinen Wahlspruch, worin er die tiefsten Regungen seines Innern zusammengedrängt habe, dürfe man die drei Worte bezeichnen, welche er selbst in der Sibylle von Mantua“ und sonst oft als die höchsten Ideen des menschlichen Geistes nenne: ‚Schön= heit, Liebe, Weisheit“. Gewerbe und Handel.

Dortmund, 28. Jali. (Rbein⸗Westf. Zt)) Die Situation des Eisengeschäfts hat sich in der verflossenen Woche nicht weiter verändert, insbesondere sind die Preise auf ihrem vorwöchentlichen Stande verblieben. Die gänstigen Ernteaussichten erhalten die Hoff⸗ nung auf eine Besserung der Nachfrage, aber die Erfüllung derselben ist erst im Herbst zu erwarten, wenn ein Tbeil des Ernteertrages zu Geld gemacht worden ist und sich das Ergebniß der Ernte überseben läßt. Was die einzelnen Gesckäftszweige der Eisenindustrie betrifft, so ist es im Roheisengeschäft anhaltend still bei gedrückten Preisen. In Walzfabrikaten sind die betreffenden Werke im Allgemeinen befriedigend beschäftigt, manche haben sogar reichlich zu thun und für längere Zeit Aufträge in Händen, während andere fortwäh— rend um Ordres verlegen sind und daher billiger anbieten, um solche zu erlangen, namentlich ist solches in Stabeisen. Bandeifen, Fagon⸗ eisen und Maschineneisen der Fall, wäbrend Konstruktionsmaterial wegen der schwachen Beschäftigung der Brücknbauanstalten anhal⸗ tend wenig begehrt ist. In Feinblechen laufen bereits Be— stellungen der Händler zur Koömpletirung ihrer Lager für den Herbst und Winter ein, wo sich bekanntlich ein größerer Be— darf an Ofenröhren ꝛc. einzustellen rflegt. Auch in Kesselblechen hat sich die Nachfrage so weit geboben, daß die größeren Blechwalz⸗ werke wieder befriedigend besetzt sind. Für Stahldrabt ist die Nachfrage anhaltend beschränkt bei schwacher Preistendenz dagegen ist der Verkehr in Eisendraht fortdauernd belebter, auch sind die Preise fest-⸗. Ja der Stahlbranche mangelt es im Allgemeinen noch immer an ausrei denden Aufträgen für den Erport, während der inländische Bedarf an Eisenbahnmaterialien seit einiger Zeit regelmäßiger auftritt und auc für die nächste Zeit noch Beschäf . tigung bieten wird, da kleinere und größere Lieferungen von Stahl- schienen, Lang. und Querschwellen, Achsen, Bandagen ꝛc. Seitens heimijcher Eisenbahnen zur Submission gestellt worden. Auch für Lokomotiven und Waggons sind solche in letzter Zeit aus— geschrieben worden und dürften daber Lokomotiv. und Waggon fabriken auch fernerhin auf eine befriedigende Beschäftigung reckren fönnen.

Tie dabei erzielten Preise sind freilich nach wie vor niedrig und wenig lohnend. Im Koblengeschäst dauert ein lebhafter Absatz

an, aber leider auch in Folge vermebrter Förderung sehr dringendes Angebot, wodurch sich die Preistendenz noch weiter verschlechtert hat. Es ist indessen bald eine Belebung der Nachfrage zu erwarten, da viele Kensumenten schon im vächsten Monat wie alljährlich beginnen, ihren Bedarf für den Herbst zu decken.

Antwerpen, 29. Juli. (W. T. B. Wollauktion. An⸗ geboten 2697 Ballen Laplata⸗Wollen, davon verkauft 1480 Ballen. Preise fest, gute Wollen sebr belebt.

New⸗ Jork, 28. Jult. (B. T. B) Weizenverscißf⸗

reich 20 9M, do. nach anderen Häfen des Kontinents 60 QM, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 8700, do. nach an—⸗ deren Häfen des Kontinents Orts. New⸗Jork. 29. Juli. (WB. T. B.) Der Werth der Produktenausfubr in der lerten Woce betrug 6 168 0200 Doll. Die Makler De wolf Swan kaben ibre Zahlungen ein⸗

gestellt. Verkehrs⸗Anftalten.

Hamburg, 29. Juli. (WB. T. B.) Der Postdampfer Gellert, der Hamburg ⸗Amerikaniscen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New ⸗Jork kommend, heute Nach- mittag 5 Uhr auf der Elbe eingetroffen.

TDanitätswesen und Onarantänewesen.

Quarantäne Maßregeln aus Anlaß des Ausbruchs der Chbolerafrankhbeit in Toulon und Marseille.

Leut Anordnung der portugiesischen Regierung vom 17. Juli darf kein Schiff, an dessen Bord ein Cbolerafall vorgekommen sst, bis auf Weiteres in Portugal zur Ausschiffung von Personen oder Waaren landen.

Die spanische Regierung bat gegen Schiff Gibraltar nach spanischen Häfen kommen, eine dr achtungs quarantãne verhãngt.

In Odessa werden alle, aus irgend einem Hafen Frankreichs und Algiers, wie die aus Indien ankemmenden Scffe einer 24stün- digen strengen Observation unterworfen. (Wegen der strengeren Maßñ⸗ nahmen gegen die Provenienzen der mit Eholera bebafteten Vand— striche Frankreichs val. Reich e⸗Anzeiger Nr. I75 rom 25. Juli 1884)

Die bulgarifche Regierung bat felgende Anordnungen ge— troffen:

Mit reinem Gesundbeitspatent versebene, aus den französischen Häfen des Mitt lmeeres kommende Schiffe, werden bei ihrer Ankunft in Varna und in Baltschik einer sanitären Rerision unterzogen. .

Schiffe mit unreinem Gesundbeitspatent, welche aus denselben Häfen ausgelaufen sind, unterliegen einer Quarantäne, deren Vauer auf elf Tage (die Reisetage mit eingerechnet) bemessen ist.

; Kranke und krankbeitsverdäctige Personen werden in eigens dazu

bei Varna auf dem Vorgebirge ‚Galata“ erbauten Baracken unter gebracht. Durch Erlaß der luxemburgischen Regierung vom 24. Juli ist die Ein- und Durchfuhr über die französische Grenze von Post—⸗ vacketen (eolis postanx), welche aus dem Dexartement der Rbhone⸗ mündungen, Algerien, Trixolis und Tunis herrühren, oder diese Gegenden kei ihrer Beförderung berührt haben, bis auf Weiteres untersagt.

e, welche aus e i tãgige Beob⸗

Türkei.

Smyrna, 18. Juli. An Bord des aus Marseille angekomme⸗ nen Messagerie⸗Damxfers ‚Tigre“ ist in der 4 Seemeilen von bier belegenen Quarantäneanstalt von Clazomene ein Chbolerafall konstatirt worden. Der Kranke, ein Matrose des ‚Tigre“, ist an Bord seit dem 14. d. M. an der Cholera erkrankt und bei Ankunft des Schiffes in Clazomene, wo dasselbe für seine Weiterreise nach Konstantinopel Quarantäne durchzumachen hatte, in das dortige Lazareth in Pflege gegeben. Er befindet sich auf dem Wege der Besserung. Es ist fur den strengsten Abschluß und die Vernichtang der verdächtigen Wäsche ꝛc. Sorge getragen worden. Alle Mannschaften sind in das Quarantäne⸗ baus gebracht und alle Waaren ausgeschifft, sowie vollständiger Ab— schluß hergestellt worden.

China.

In Amor ist ein Cholerafall konstatirt worden.

Berlin, 360 Juli 1884.

Breußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 170. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn von 75 000 S auf Nr. 26 698.

1 Gewinn von 30 00046 auf Nr. 24241.

3 Gewinne von 15 000 66 auf Nr. 739 8030 73 396.

3 Gewinne von 6000 66 auf Nr. 31 649. 40527. 75143.

51 Gewinne von 3000 s6t auf Nr. 663. 933. 3279. 3416. 3762. 5605. 6072 7080. 8557. 10 310. 13 131. 14028. 265 141. 29 112. 29 508. 30 617. 31 764. 33 641. 36 301. 36 831. 38 010. 38 291. 39 924. 40 769. 45 676. 45957. 47 897. 56 268. 59 680. 64 579. 64653. 65 693. 67013. 68717. 74169. 74223. 76280. 76 843. 76 883. 79 418. 81 709. 81 925. 82146. S3 480. 87 g52. 89151. S9 226. 89917. 93134. 93 370. 94599.

49 Gewinne von 1500 s6 auf Nr. 625. 1110. 6493. 8253. 8272. 8519. 8940. 9257. 9897. 11 254 13 000. 13884. 14941. 16389. 189072. 21 769. 236081. MN 3850 27 717 31 224. 31 303. 32 485. 32 853. 43 123. 48 518. 46098. 46270. 50 831. 52749. 56104. 59 073. 59 361. 63 364. 64 344. 64763. 69 550. 73 315. 75 225. 77 552. 780438. 79 086. 81 008. 82558. 87 474. 87 608. 90 222. 92537. 93 165. 93501.

S1 Gewinne von 550 s6 auf Nr. 983. 1557. 2015. 5150. 10 203. 10 351. 12297. 15 191. 17 378. 18354. 19089. 19 243. 19 927. 20199. 20 464. 21 837. 24 042. 24 102. 24 317. 24 845. 24895. 25 468. 26033. 27 865. 28161. 28 880. 29 094. 29 276. 29 534. 30 434. 31 493. 31 820. 32 251. 34143. 348396. 35 358. 35 607. 36 175. 37 397. 37 999. 39 720. 40 443. 40 821. 40 967. 41 373. 42902. 45 268. 47 359. 49 903. 51 588. 51 642. 53 053. 53571. 54 481. 54516. 60 126. 60 618. 62 339. 63 173. 64 233. 65 402. 68 032. 69195. 73 177. 74 815. 75798. 77041. 77 065. 78 607. 78 629. 79 061. 80 374. 82154. S4 332. 84 560. 85 286. 86 026. 87 815. 89 673. 93 850. 93 984. In Krolls Theater hatten wir gestern Gelegenheit, Hrn. Franz Nachbaur als Raoul in den „Hugenotten“ zu hören. Bisher war der Gast meist in rorwiegend lyrischen Partien aufge— treten, welche feiner ganzen Individualität wobl am meisten zusagen. In diesen leistet er denn auch entschieden Rübmliches und darf allge— meiner Anerkennung sicher sein. Dieselbe wird i'm jedoch nicht so unbedingt zu Theil werden im hbeioiscken Fach. worin er gestern auf⸗ trat. Liebenswürdige Anmuth und gute Schulung reichen nicht aus für Rollen von heroiscker Größe und dramatischer Leidenschaft⸗ lichkeit, wie sie diesem Raoul eigen ist. Es scheint, als genügten die Mittel des Hrn. Nachbaur hier nicht, die Stimme entbehrt der Kraft und Leidenschaftlichkeit, und selbst das Spiel des Gastes er⸗ mangelt jener Größe und erschütternden Macht, die wir als ein unumgänglichts Erforderniß fär tragische Rollen ansehen. Das zabl⸗ reich versammelte Publikum nahm j doch auch diese Leistung des Gastes mit Beifall auf. Eine tächtige Leistung war diejenige der Fr. Mielke als Valentine. Fr. Mielke hat entschiedenes Talent für größere tragische Rollen, wozu sowobl ihre prächtige große Stimme wie auch ihre schauspielerische Vollendung sie in jeder Weise veranlagen. In gediegener Schulung des Organs, Klarheit und Sauberkeit des Vor⸗ trags steht sie auf gleicher Stufe mit Frau Baumann, welche eben falls als Margarethe eine tadellofe und recht anerkennenswerthe Leistung bot, so daß die Besetzung dieser beiden Rollen in jeder Be- ziehung eine glüdliche acnanni werden kann. Ebenbäürtig schloß sich diesen Rollen der St Bris des Hrn. Heine an. Frl. Bussetti gab

fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver einigten Staaten nach Großbritannien 139 000, do. nach Frank

den Pagen mit vielem Geschmack, während Hr. Biberti den Marcel zu allgemeiner Zufriedenbeit sang.