1884 / 185 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 Aug 1884 18:00:01 GMT) scan diff

den Stürme getrübt werde, und eine Verheißung für fernere Tage, daß das gewaltige Bollwerk des Zwei⸗Kaiser⸗Bundes wie der unerschütterliche Fels in der Brandung als Hort und Schirm einer besonnenen, maßvollen und stetigen Kulturentwicklung unseres Kontinents fortbestehen, blühen und gedeihen werde.

Belgien. Brüssel, 7. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Repräsentantenkammer er— klärte der Minister des Innern, Jacobs, ohne vor— herige Interpellation, daß er angesichts der Erregung der letzten Tage Truppen requirirt habe; indeß habe er in Folge der jsormellen Erklärung der Komm unalverwal— tung, die Ordnung aufrecht zu erhalten, Gegenbefehl ge— geben. Rolin und Lippens (Linke) griffen das Kabinet heftig an. Bara brachte eine Tagesordnung ein, in welcher in Erwägung, daß die Kommunalverwaltung bei den Vorgängen der letzten Tage ihre Schuldigkeit gethan habe, sowie in Er— wägung, daß das Ministerium sich durch das Requiriren von Truppen eine Zurücksetzung der Bürgergarde habe zu Schulden kommen lassen, eine Mißbilligung des Verfahrens des Mini— steriums ausgesprochen wird. Diese Tagesordnung wurde jedoch mit 81 gegen 39 Stimmen abgelehnt. Alle Straßen, welche auf das Kammergebäude münden, sind durch starke Poliz ei⸗ mannschaften bewacht. Zur Aufrechterhaltung der Ord⸗ nung ist die Bürgergarde aufgeboten; die Truppen sind in den Kasernen konsignirt.

7. August, Abends. (W. T. B.) Die Berathung der Repräsentantenkammer über die Vorlage, betreffend die Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen zu dem päpstlichen Stuhl, wurde schließlich auf morgen vertagt. —An allen Zugängen zu dem Kammergebäude waren k aufgestellt. um Manifestationen vorzu— eugen.

Großbritannien und Irland. London, 6. August. (Allg. Corr. Vom Hoflager in Osborne wird ge— meldet, daß die Königin am Montag dem Prinzen Georg von Wales Gweitältestem Sohne des Thronfolgers), der am Sonnabend Abend von einer einjährigen Kreuzungs⸗ tour in den nordamerikanischen und westindischen Gewässern an Bord der Fregatte „Canada“ nach England zurückgekehrt ist, den Hosenbandorden verliehen hat. Am nämlichen Tage speisten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit der Prinzessin Victoria bei Ihrer Majestät der Königin. Der Kronprinz wohnte am Dienstag der jährlichen Regatta des Königlichen Yachtgeschwaders bei und betheiligte Sich hierauf mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen von Wales und Sr. Majestät dem König von Schweden an dem im Royal Yacht Squadron Houst gegebenen Diner.

Die Führer der Opposition haben beschlossen, dem Parlament in dieser Session keine Resolution über die Politik der Regierung in Bezug auf die egyptische Frage zu unterbreiten. Sie beabsichtigen indeß noch vor dem Schluß der Session bei geeigneter Gelegenheit eine allge— meine Debatte darüber anzuregen.

8. August. (W. J. B.) Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Höchstwelche noch bei Ihrer Majestät der Königin in Osborne weilen, machten gestern dem Prinzen Eduard von Sachsen-Weimar und seiner Gemahlin einen Besuch.

In der gestrigen Oberhaussitzung erklärte Lord Granville: die Regierung sei mit der Pforte in Betreff der Mission Lord Northbrooks in Verbindung getreten. Der Vertrag mit Mexiko behufs Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen sei unterzeichnet.

Kapstadt, 16. Juli. (Allg. Corr.) In der gesetz— gebenden Versammlung wurde gestern Abend die fol— gende, von dem Premier-Minister beantragte Resolution angenommen: „Nach der Meinung des Hauses ist es räthlich, daß die Kolonialregierung ermächtigt werde, mit der heimischen Regierung Unterhandlungen anzuknüpfen, zu dem Zweck, dem Parlament in der nächsten Session Maß— regeln für die Annexion der Territorien an der süd— westlichen Grenze der südafrikanischen Republik, welche nicht unter britischem Protektorat stehen, zu unter⸗ breiten.“ Der Premier kündigte an, er werde heute die An— nexion des Hafens und der Niederlassung an der Walfisch⸗ Bai sowie gewisser Gebietstheile an der Mündung des Flusses St. John und an der westlichen Küstenlinie von der Wal— fisch⸗ Bai bis zur Mündung des Orangeflusses, soweit das Gebiet als britisches Territorium proklamirt worden, be— antragen.

Frankreich. Paris, 8. August. (W. T. B.) Die zur Theilnahme an den russischen Truppenübungen kom—⸗ mandirten Offiziere sind unter Führung des Generals Miribel gestern Abend abgereist.

In Marseille sind am 6. August 10 Personen an der Cholera gestorben.

(W. T. B.). Vom 6. Vormittags 10 Uhr bis gestern Vormittag 10 Uhr starben in Toulon 5, in Marseille 6 Personen an der Cholera.

Versailles, 7. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung beantragte der Deputirte Marion, die Vationalversammlung bis zum 25. Oktober zu vertagen. Dieser Antrag wurde jedoch ab— k— 56 Guillot brachte einen Antrag auf Aufhebung es die Vorfrage betreffenden Artikels der Geschäfts— ordnung ein. Der Antrag wurde einer Kommission überwiesen. Hierauf begann die Generaldebatte über die Verfassungs-Revisionsvorlage. Chesnelong erklärte jede Revision für unwirksam; ein parla⸗ mentarisches Regime sei nur bei einer Monarchie möglich. Madier de Montjau wünschte die Beseitigung des Senats. Andrieux erkannte die Machtvollkommenheit der National— versammlung hinsichtlich der Exekutivgewalt an, doch dürfe man der Nationalversammlung keinen Revisionsentwurf vor— legen. Die Berathung wird morgen Nachmittag Uhr fortgesetzt werden.

Italien. Rom, 7. August. (W. T B.) Der König hat mittelst Dekrets vom 27. Juli die Entlassung des Senate⸗-Präsidenten Tecchio genehmigt.

Nach offiziellen, vom 5. d. M., 12 Uhr Nachts, bis zum 6. d. M., 12 Uhr Nachts, reichenden Berichten sind in Pan— calieri und in Varignano je ein Cholera-Todes— fall vorgekommen. Im Lazareth von Varignano ist ein Matrose gestorben. Nach Berichten der Präfekten ist der sonstige öffentliche Gesundheitszustand sehr befriedigend.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 7. August. (W. T. B. Die Großfürstin Maria Pagulowna und die Herzogin von Edinburg sind heute Nachmittag nach dem Auslande abgereist.

8. August. (W. T. B.) Laut amtlicher Anordnung ist der Ort Chabarowka zum Stabs quartier für den Militärbezirk des Amurgebiets bestimmt worden.

Afrika. Egypten. Kairo, 5. August. (Allg. Corr.) Major Kitchener telegraphirt, daß Kriegs dam pfer und Verstärkungen in Dongolag dringend erforderlich seien zum Schutz der Einwohner, welche loyal und weniger geneigt zu sein schienen, sich dem Madhi anzuschließen, als die Be— völkerung in Ober⸗Egypten.

Zeitungsstimmen.

In der „Deutschen Kolonial-Zeitung“ wird die außerordentliche Wirkung geschildert, welche die Verhand— lungen des Reichstages über die Kolonialfrage zu Gunsten der Kolonialbestrebungen in Deutschland geübt haben:

„Die Opposition“, heißt es in dem Artikel, hat es wohl nicht geahnt, daß es nur eines Funkens bedurfte, um eine wahre nationale einmüthige Begeisterung für die volle Unterstützung der Reichs regierung nach dieser Richtung hin überall im Vaterlande zu erwecken. In dieser Beziehung muß man den Herren, welche durch ihre Be⸗— kämpfung der Dampfer⸗Subventionsvorlage dem bisher in Folge unserer Bemühungen denn doch immer nur lokal erweckten Ver⸗

ständniß zu diesem energischen und plötzlichen. Durchbruch und allgemeinen Verbreitung im ganzen Volke rerholfen haber, eine gewisse Dankbarkeit entgegenbringen, denn es

unterliegt keinem Zweifel, daß bei ungestörter sofortiger Annahme der Vorlage jenes von uns angebahnte Verständniß mehr latent ge— blieben, oder wenigstens nicht zu einem solchen großartigen Ausdruck der allgemeinen Zustimmung gekommen wäre, welche nicht nur den bisher indolent bei Seite stehenden, sondern selbst halbe Zweifler mit sich fortreißt. .... Bei uns in Deutschland ist nunmehr der Kolonisationswagen bereits soweit in Bewegung gekommen, daß ein vorsichtiger Kutscher auf dem Bocke gelegentlich nach dem Griff der Bremse fühlen muß.“ .

Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ entnehmen wir folgende Mittheilung:

Außer der dem Reichskamler durch den General Lieutenant z. D. v. Loebell übersandten Petition aus Hannover, worin der Reichskanzler ersucht wird, seinen Einfluß dafür geltend zu machen, daß der von dem Reichstage angenommene Antrag des Abg. Ackermann und Genossen wegen Ergänzung des §. 100e der Gewerbeordnung zum Gesetze er— hoben werde, sind dem Reichskanzler noch zahlreiche weitere Eingaben zugegangen, welche zumeist in Uebereinstimmung mit den in der hannoverschen Petition dargelegten Gesichtspunkten ebenfalls in dringender Weise um Annahme des gedachten Reichstagsbeschlusses durch den Bundesrath bitten. Insbesondere sind Eingaben dieser Art eingegangen von den Obermeistern von 37 Innungen in Dresden, sowie von den Vorständen des provisorischen Innungs— ausschusses in Hamburg und des Schleswig-Holsteinischen Provinzial⸗ Gewerbeverbandes, der Baugewerks. Innungen zu Potsdam, Fürsten⸗ walde, Rathenow, Frankfurt a. O., Templin, Eberswalde-Freien⸗ walde und Kottbus, der Innungen des Bundes der Maurer und Zimmermeister des Kreises Sorau und der Stadt Sommerfeld, und zu Brandenburg.

Wir lesen in der „Berliner Börsen-Zeitung“:

Der Jahresbericht der Handelskammer in M. Gladbach pro 1883 konstatirt, daß das abgelaufene Geschäftsjahr die Thätigkeit des Kammerbezirks in voller Entwickelung zeigte, indem fast alle industriellen Zweige vollauf beschäftigt und für Arbeitskräfte lohnende Arbeit geboten war. So waren in der Baumwollspinnerei alle Spindeln in Thätigkeit. Die Flachsspinnerei arbeitete unter günstigen Verhält— nissen. Die Webereien hatten, wenn auch bei sehr gedrückten Preisen, genügenden Absatz. Die Leinenfabrikation hatte sich aufsteigender

Preise zu erfreuen. Die Fabrikation in halbseidenen Stoffen war beschränkt, dagegen war in Sammeten große Nach—⸗ frage. Die rege Entwickelung aller Theile der gewerblichen Thätigkeit

des Bezirks ermöglichte die andauernde Beschäftigung aller Arbeiter zu guten Löhnen. Was die Einzelnbeiten des geschäftlichen Be— triebes der industriellen Hauptsparten des Bezirks anbelangt, so kam der Baumwollspinnerei der Umstand zu gute, daß die Preis schwankungen im

Baumwollmarkte unerheblicher waren als seit langer Zeit. Die Herstellung der besseren und feineren Webergarne war übrigens wenig lohnend. Die Preise waren, auch für Warps,

durch die englische Konkurrenz gedrückt, die ihren Produktions Ueberschuß zu jedem Preise nach dem Kontinent warf. Bezüglich der Wollspinnetei war der Geschäftsgang in der Streichgarnbranche ein sehr schleppender. Die Massen⸗ produktion Belgiens von weißem Streichgarn, das zu einem ver— schwindend kleinen Zollsatz eingeführt wird, überfüllt den deutschen Markt und wird wohl bald allein das Feld behaupten, wenn keine Gegenmaßregeln getroffen werden. Druckereien, , nn, und Axppretur⸗ Anstalten hatten bei annehm⸗ zaren Preisen genügende Beschäftigung. Einen erfreulichen Aufschwung nahm das Geschäft für den Export. Die Maschinen— fabriken und Eisengießereien des Bezirks waren gut beschäftigt. Bezüglich der Papierindustrie wird bervorgehoben, daß die erfreuliche Erscheinung einer immer zunehmenden Ausfuhr zu Tage tritt, bei einer immer mehr abnehmenden Einfuhr. In technischen Ledern war der Bedarf, trotz der theilweisen Flaue in einzelnen Branchen, ein erheblicher. Leider wurde aber der Import geringer und geringster, besonders englischer und amerikanischer Leder, ganz bedeutend ausgedehnt, wodurch den einheimi⸗ schen Gerbereien ein recht schwerer Stand bereitet wurde. Ein erfreuliches Licht auf die Zunghme des Wohlstandes des Kammerbezirks wirft die Zunahme der Sparkasseneinlagen. Dieselben haben sich von 8281 3334,B9 im Vorjahre, im Jahre 1883 auf 9511 901,79 „, somit um 1230567 erhöht.

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie Heft VI. Inhalt: Die harmonische Analvse der Gezeitenbeobachtungen. Von Prof. Dr. Börgen in Wilhelmshaven. Bericht über die Prüfung von Beobachtungsubren im Winter 1883/84 von dem Kaiserlichen Observatorium zu Wilhelmsharen. Magnetische Einflüsse auf den Gang der Chronometer. Von Prof. Dr,. C. F. W. Peters in Kiel. Die magnetischen Elemente ver⸗ schiedener Orte in Südamerika und Westindien. Bestimmung der Elemente des Erdmagnetismus in Tokio, mit einer Tafel. Aus dem Bericht S. M. S. „Freya“. Korvetten ⸗Kapitän Schulze, über die Reise von Habana über die Bermudas nach Norfolk. Aus dem Reisebericht des Kapitäns E. Ladewigs, Führer des deutschen Schiffes Gerd Heyer. (Mittbeilung von der. Deutschen Seewarte). Mikroskopische Untersuchung von vulkanischem Staub. Uebersicht der bisher ermittelten Höbenverhältnisse der Europa umschließenden Meere. Längenbestimmung wichtiger Küstenpunkte. Einrichtung eines , . Beobachtungs- und Sturmwarnungssystems an der Küste von China. Eingänge von meteorologischen Journalen bei, der Deutschen Seewarte im Monat Februar 1884. Ver—⸗ gleichende Uebersicht der Witterung des Monats März 1884 in Nord— amerika und Centraleuropa. (Mittheilung von der Deutschen See warte). Kleine hydrographische Notizen: 1) Segelanweisung für den Hafen von. Santa Cruz. Ostküste von Patagonien. ?) Schwim— mender Bimsstein südlich der Sundastraße. 3) Der niedrigste in Europa beobachtete Barometerstand. 4) Flaschenpost: a. S. M.

S. „Elisabeth. b S. M. S. „Freya“. c. (D. S Inca. d. (D. S.) Bark Canopus?. e. (D. S Sen Balthasar . Tabellen. Kartenbeilage. SEcif Heft VII. Inhalt: Die Katastrophe in der Sunda⸗S Schuß J. us dem Vermeffun gobericht S. M. Rhine e. Kapt Lt. Geiseler. 1) Samoa und Tonga ⸗Inseln. 2) Gli Senn, ) Gilbert ⸗Inseln. 4) Marshall ⸗Inseln. 5) Pleasant-Insel. 8 3. Irland. Port Arthur im nördlichen China an der Kore. . Vom Kapt. J. G. Gefken, 1 der deutschen Bark Inca“ * theilung von der Deutschen Seewarte) Einige Bemerkungen äh! Chronometer. Von Prof. Dr. C. F. W. Peters in Kiel. —= Ber über die im Winter 1853/84 an das Kaiserliche Observatorlum * Wilhelmshaven zur Prüfung eingesandten Chronometer. Die * monische Analyse der Gezeiten Beobachtungen. Von Prof. pr Vet in Wllhelmehaven. (Fortfetzung Vorläufiger Bericht rer! Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen der deutschen Pele stationen. ) Royal ⸗Bai auf Süd ⸗Georgien. Eingänge von meter rologischen Journalen bei der Deutschen Seewarte im Monat Mrz 189 Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats April 1854 in Nor. amerika und Centraleuropa (Mittheilung von der Deutschen Seewart. Kleine hydrographische Notizen. (Die mit (D. S.) bel chner Notizen sind von der Deutschen Seewarte eingesandt) I) (D. S) Tis im Indischen Ozeans. 2) (D, S). Eis im östlichen Theil des Südatlantischen Ozean. 3) Flaschenxost. 4. S M. S. Ola“ b. S. M. S. „Freya“, c. (D. S.) Deutscher Dampfer Saronia“ Tabellen. Kartenbeilage. ;

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Statiftische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche rom 27. Juli bis inkl. 2. August er. zur Anmeldung gekommen: 160 Eheschließungen, 876 Lebendgeborene, 40 Todtgeborene, 553 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Verhandlungen des im Jahre 1883 versammelt ge— wesenen 29. Rheinischen Provinzial -⸗Landtages nebst den Etats der provinzialständischen Verwaltung der Rheinprovinz für das Ftatsjahr vom 1. April 1884 bis zum 31. März 1885 sind bei den Königlichen Hofbuchdruckern L. Voß & Co. in Düsseldorf soeben erschienen. Gleichzeitig ist der Bericht des Rheinischen Pro— vinzial⸗Verwaltungsraths über die Ergebnisse der provinzial⸗ ständischen Verwaltung im Jahre 1882 ausgegeben worden.

Gewerbe und Handel.

Der Semestral-Absckluß der Breslauer Wechslerbank per ultimo Juni er. ergiebt bei einem aus dem laufenden Bank— geschäft erzielten Bruttogewinn von rund 305000 M einen reinen Ueberschuß von rund 247 000 (6

In der Generalversammlung der Niederrheinischen Güter ⸗Assekuranz ⸗Gesellschaft legte der Direktor der Ver⸗ sammlung die dechargirte Originalbilanz sowie den Vermögensstand pro 1883 vor und erstattete Bericht über die Geschäftsergebnisse des vorigen Jahres. Er konstatirte, daß der Reingewinn daraus 1587744 betrage, von welchem 150 900 M, oder 75 „½ pro Aktie, als Diri— dende inel. Zinsen zur Vertheilung gelangen und der Rest von S774 (S6 der Reserve für außergewöhnliche Fälle zugeschrieben werde. Die Vorlagen ergeben im Weiteren: Gesammtversicherungskapital in 1883 744 881 150 M, Gesammteinnahme 2363 351 (M0, darunter Prämienertrag inel. Vortrag aus 1882 1619417 , Zinsenertrag (wovon 10 812 4AM dem Rückversicherungsverein zufallend) 74 331 , Gesammt⸗ ausgabe 1 954 577 ½ , darunter: Gesammtschäden (wovon 548 449 4 durch Rückversicherung recouvrirt) 921 452 6, Rückoersicherunge— prämien, einschließlich 341 703 M an den Rückversicherungsverein, 689 431 6 Aus dem Bruttoüberschuß von 408 774 „S sind für Prämien! und Schadenreserve 250 900 6s auf 1884 übertragen. Der Reservefonds für außergewöhnliche Fälle hat die Höhe von 132442 ½ erreicht. In der sich anschließenden Generalversamm— lung des Rückversicherungsvereins derselben Gesellschaft wurde der Jahresbericht verlesen, nach welchem die Gesammteinnahme 589 269 ., die Ausgabe 397527 0 und der Ueberschuß 141 742 ½ betrug. AlS Prämien und Schadenreserve werden 101 000 „* auf 1884 über⸗ tragen, sodaß 40 742 M Gewinn bleibt. Hiervon werden 30 900 als Dividende mit 15 6 per Aktie verwendet und fließen 19 742 4 zur Reserve für außergewöhnliche Fälle, welche dadurch die Höhe ron 11138 M erreicht.

London, 8. August. (W. T. B.) Die Droguen firma C. G. Meier u. Co. hierselbst hat ihre Zahlungen eingestellt; die Passiven sollen beträchtlich sein.

Bradford, J. August. (W. T. B.) Wolle xuhig, stetig, Garne ruhig, Stoffe für Amerika in gutem Begehr, für den

Kontinent ruhig. Verkehrs⸗Anftalten.

Bremen, 8. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord— deutschen Llovd . Elben ist heute früh 1 Uhr in Southampton eingetroffen. .

Triest, 7. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Danae r' ist heute aus Konstantinopel hier eingetroffen.

New-⸗YJork, 7. August. (W. T. B.) Der Dampfer Amerika“ von der National ⸗Dampfschiffs⸗ Compagnie (C. Messingsche Linie) it hier angekommen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Liverpool, 7. August. Die Britische Bark ‚Tarapacg' von Marseille ist hier angekommen und unter Quarantäne gestellt, weil auf derselben ein Seemann unterwegs an Cholera verstorben, mehrere andere krank gewesen und theilweise noch leidend sind.

Berlin, 8. August 1884.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) . Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse I70. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 6 Gewinne von 6000 6 auf Nr. 11 089. 21 986. 36 070. 38 187. 69 264. 77 839. 36 Gewinne von 3000 S auf Nr. 3742. 4248. 4896.

10052. 11 765. 14122. 14340. 15797. 20151. 24 2860. 25 644. 26524. 30521. 36 929. 43 287. 43 467. 445153. 49553. 51 397. 52 941. 53 016. 54 396. 56 737. 60 647. 62 102. 69 392. 72194. 76 682. 77 269. 80 051. 83 906. 85 677. 87 954. 88 304. 90 030. 92717.

50 Gewinne von 1500 ½ auf Nr. 138. 3252. 4872. 5751. 5835. 6284. 8997. 9387. 9676. 13 791. 20 264. 22 976.

27 357. 28 202. 29 659. 31184. 31 555. 33 225. 36 391. 36 986. 37 979. 39 413. 40 049. 40 340. 40621. 43 283. 43723. 49 490. 50 060. 51 840. 51 996. 53 848. 57 548. 57 561. 60 895. 65 827. 68 260. 71 089. 71 492. 72475. 72507. 81 691. 82457. 82795. 82 982. 83 752. 87 615. 88 749. 88 957. 90 462.

65 Gewinne von 550 66 auf Nr. 119. 718. 2379. 3065. 4783. 4940. 5669. 6452. 6512. 9451. 11 974. 13 5395. 15 514. 18 380. 18 908. 20 052. 21 317. 21 376. 24 094. 25 621. 27 839. 28 342. 34173. 34211. 34 437. 36 86. 38 152. 41 340. 44 682. 44 861. 48 574. 50 431. 521709. 52 247. 53 912. 54718. 55 150. 55 583. 59 208. 59 626. bo 344. 60 4532. 61 152. 63 377. 65 549. 67 338. 67 8:45. 9 854. 71 172. 71 498. 72 887. 73 643. 75 220. 77 280. 78 546. 81 648. 82136. 84183. 86 3899. 87 430. 88 332. S9 643. 90 00(1. 90 390. 937789.

er niederl.

Vergl. Jahrbuch 1884, S. II). der Gale Rr. 1 zur Aufstellung gebracht. Ferner wurden ausgewählte Stücke Les Gigantomachiereliefs . im Tie Vergleichung mit entsprechenden Frieses zu ermöglichen, angeschafft.

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Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen (Nr. 35).

Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen, V. Band, 3. Heft.)

J. Königliche Museen in Berlin.

A. Gemäldegalerie. . Von Erwerbungen ist in dem Vierteljahre vom 1. Januar bis

zi. Rär; nur zu verzeichnen:; . . Aram Elsheimer. Arkadische Waldlandschaft. Ein stilles breites Wasser zieht von vorn rechts nach links dem Mittelgrunde zu; vorn m Linken cine hohe Baumgruprg, unter welcher Johgnnes der Tãufer n einem Steine sitzt, zu seinen Füßen das ruhende Lamm. Jenseits . Vassers zur Rechten dichte Baumgruppen, über denselken zrü⸗ ende, mit Buschwerk bestandene Hügel. Auf Kupfer. 2. QI3, Be „if. Trefflich erhalten. Unter den Landschzaiten des Meifterz In hervorragendes und besonders charakteristisches Specimen. -Das le Sonnenlicht breitet seinen heiteren Schein über diese einfache dschaft, die in dem blonden Grün des Laubes, in dem emailartigen e benauftrage in der Zeichnung und Charakterisirung de. Bäume den vollendetsten Werken Elsheimers gehört.! 6. Bode, Jahrbuch er Königl. Preuß. Kunstsammlungen J., 250 und Studien zur Gesch. w überl., Mal 283). Bei dem wesentlichen Einfluß, welchen Els— eimer auf die Entwickelung der Landschaftsmalerei ausgeübt hat. und Far sowohl auf eine ganze Richtung in der holländischen Kunst als auf Elaude Lorrain und seine Nachfolger, sind solche Werke von

er Hand auch in kunstgeschichtlicher Hinsicht von Bedeutung. . Mit dem 31. März ist die Thätigkeit des Herrn Dr, . Scheibler mit Ter Fertigstellung der Katalog- und Inventar ⸗Arbeiten zum

Acschluß gelangt.

(us dem

Meyer.

B. Sammlungen der Skulpturen und Gipsabgüsse.

I. Abtheilung der anti ken Skulpturen. Nen nenswerthe Erwerbungen von Originalen fanden in diesem

Duartale nickt statt oder werden aus formellen Gründen erst im Tasten Berichte aufzuführen sein.

Unter den neu erworbenen Gipsabgüssen stehen diejenigen voran, welcke die Grabmalreliefs von Giölbaschi in Lykien vervollständigen. Das Ganze ist in der Galerie

von Priene aus dem britischen Museum, Stücken des pergamenischen

Zur Aufstellung gelangten auch Abgüsse und Driginalstücke,

J welcke die Herren Humann, Puchstein und von Luschan von der Expe— Tition nach dem Nemruddagh zurückgebracht haben und welche die

Kenigliche Akademie der Wissenschaften dem Museum überwies. Bergl. Jabrb. 1384, S. XIV)

In der Werkstatt wurde der Anfang zu zingehender Be— sckäsizung mit dem kleinen pergamenischen Altarfriese. ge— macht,ů wozu ein neu erbauter provisorischer Raum erst die

Möglichkeit geboten hat. Zu Arbeits zwecken wurden die sämmtlichen Flatten des Gigantomachiefrieses photographisch aufgenommen. .

. Die Übrigen laufenden Arbeiten, auch die Ausgrabungen in Pergamon, letztere mit einer der Witterung wegen erforderlichen mnmebtwöchentlichen Pause, nahmen ihren Fortgang. Ueber die Ergeb⸗ Aisse der Ausgrabungen bis zum Dezemter hat der Unterzeichnete in den Sitzungsberichten der Königlichen Akademie der Wissenschaften M7. Januar) berichtet. ö Conze.

C. Antiquarium. Das Antiquarium hat als Geschenk Sr. Kaiserlichen Königlichen it des Kronprinzen einen Bleibarren aus Carthageng erhalten, Vermächtniß Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl gefundenen Goldschmuck aus

Hohe so wie als einen in der Gegend von Rheims

fränkischer Zeit. ö Außerdem hat das Antiquarium in dem ersten Quartal des Jehres an Metallgegenständen erworben: einen Bronzehenkel aus Ftrurien in Gestalt eines rücklings liegenden nackten Jünglings mit er Rechten unter dem Kopf, darunter eine große Palmette; ferner ei Bronzethiere aus Kappadocien, Geschenk des Hrn. Ramsay. Fünf vertieft geschnittene Steine aus der Gegend von Marasch in Nordsyrien, welche zu den bei der zweiten Expedition nach. Nim⸗ ruddagh gemachten Funden gehören. Geschenk der Akademie der WRVissenschaften.

Von Terrakotten wurde eine Adler, und Ganymedesgruppe aus Myrina erworben; architektonische und figürliche Thonfragmente Aus Lesbos, von den Herren Conze und Humann daselbst gefunden, Lon Hrn. Direktor Conze dem Antiquarium übergeben. .

I Die aus der Sammlung Sabouroff erworbenen 95 aus Griechen lend stammenden Fafen werden zur Aufstellung vorbereitet, Von dem WVasenkatalog liegt der erste Band, 30 Bogen stark, gedruckt vor.

; E. Curtius.

D. Münzkabinet. Das Königliche Münzkabinet hat im Quartal vom 1. Januar kis 1. April 18564 nur Geschenke zu verzeichnen, und zwar zum Theil verthvolle Gaben: . . Von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen änige neuere spanische Münzen und die Medaille auf den Maler Fortunp, als Vermächtniß Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Karl ein außerordentlich schönes, ovales, goldenes Kleinod? des vommer—⸗ schen Herzogs Job. Friedrich (5 16060) und seiner Gemahlin Erd— ö nuthe, Tochter des Kurfürsten von Brandenburg Johann Georg. Das Stück ist geschmackroll in Gold, mit Email, Perlen und. Edel⸗ tteinen einge faßt, und ergänzt unfere unschätzhare Reihe dieser an— nuthigen Erzeugnisse deutscher Goldschmiedekunst. . Ihre Königlichen Hoheiten, der Großherzog und die Greßberzogin on Baden schenkten die Medaille auf Ihre silberne Hochzeit Ein Ungenannter schenkte ein Medaillon mit dem Bildniß des Freiherrn von Hauch, deffen Wappen, die Ansicht seines Schlesses zc. . Se. Exc. Herr General. Lieutenant Baeyer die auf ihn in Italien zerrägte Medallle, Herr Geh. Rath Pr. Pertsch in Gotha die Me— ile auf den verstorbenen Sber⸗Schulrath Marguardt, endlich Herr Kezierangs, Rath Brakenhaufen in Berlin eine Reihe von ihm selbst rerferrigter bronzener Gußmedaillen, Arbeiten, die dem sorgfältigen Studium der alten Italiener ihre Entstehung verdanken; besonders die eine derselben mit dem Bilde der Tochter des Künstlers verdient als schönez, lebensrolles Kunstwerk hervorgehoben zu werden. Der für den Druck bestimmte wissenschaftliche Katalog der an, nten grieckischen Münzen ist fo weit gefördert, daß Italien kis auf eiige wenige neueste Ankäufe vollständig druckfertig vorliegt, für Si⸗ Jlien sind die großen Erwerbungen For, Prokesch u. 4 noch nachzu⸗ tragen. Die Taurische Chersonnesus, Sarmatien, Moesien, Thrgeien, zie Thracischen Könige und Paconien sind völlig druckfertig; Mace—= donien bis zur Stadt Mende. An der Fortsetzung wird gearbeitet, uc die Vorarbeiten zum Katalog der orientalischen Münzen werden ortgesetzt. 838 *

A. v. Sallet.

!

E. Kupferstichkabinet. Im IV. Quartal 1883 - 84 wurden folgende bedeutendere Er⸗ verbungen gemacht:

; A. Ku pferstiche. . . Jtalienische Schule um i476. Die Verkündigung Mariä. Ein 9 rrimitiver Technik ausgeführtes, künstlerisch ãußerst vollendetes att, das der Florentiner Schule anzugehören scheint, jedoch danchen Alemente norditalienischer Richtung jeigt. Unbeschrieben. 115.157. pan Deutsche Schule um 1465. Zwei Frauen halten in den er— denen Händen eine Haube, während eine Gruppe anderer Frauen cinen scherzhaften Fauftkampf auszuführen scheint; dabei zwei Männer

in Narrentracht. Sittenbildliche Darstellung (eines Hochzeits

gebrauch). Trotz der primitiven und einfachen Ausführung ven bedeutender Kraft der Charakteristik und großer Lebendigkeit. Unbeschrieben. 180 248.

Deutsche Schule in der Art des Meisters von 1464. Die Ge— fangennahme Christi. Unbeschrieben. 192133.

B. Werke mit Illustrationen.

Leo, Ambr. De Vola patria opusculum. Venedig 1513. Fol. Mit Kupferstichen von Girol. Mocetto (Pasiavant 16–— 19.

Sallustius. Zwo schön Historien ꝛc. Deutsch von Dietrich von Pleningen. Landshut 1515. 46.

C. Zeichnungen.

Rembrandt van Rijn. Gin heftig schreiender Junge wird von einer Frau aus dem Hause herausgetragen, eine ältere Frau schreitet, dem Kinde drohend, daneben. In der Thüre des Hauses erscheinen die Gestalten einiger Kinder. Von außerordentlicher Lebendigkeit und köstlichem Humor. Sorgfältig vollendete Federzeichnung. 206.143. Aus den Sammlungen Sir van Hillegom und de Vos,

Derselbe. Studienblatt mit einer Menge Einzelfiguren, darunter die Gestalt eines Hohenpriesters, wie er dem Judas die Silberlinge aufzählt. Vortreffliche Federzeichnung. 168.196. Aus den Samm⸗ lungen Th. Lawrence, W Esdaile und de Vos.

Wijnants, Jan. Eine Haidelandschaft. Getuschte Zeichnung.

90 I43. Aus den Sammlungen Goll van Franckenstein, von Cranenburgh und de Vos. J

Derselbe. Eine hügelige Landschast. Getuschte Zeichnung. 1907272. Aus der Sammlung de Bos.

Bildniß eines jungen Mannes. 309/267.

Tempel, Abraham van den. B . Gehöhte Kreidezeichnung auf bräunlich getöntem Papier.

Bezeichnet. Aus der Sammlung de Vos.

Derselbe. Bildniß eines jungen Mädchens. In gleicher Technik wie das vorige Blatt. 301 258. Bezeichnet. Aus der Sammlung de Vos.

Velde, Adrian van de. Walblandschaft mit später binzugefügter taffage von Langendijk. Skizze nach der Natur in Wasserfarben. 0481. Bezeichnet. Aus den Sammlungen Ploos van Amstel; H. de Kat und de Vos.

Gellée, Claude, genannt Claude Lorrain. Landschaft. Gehöhte und getuschte Federzeichnung mit Zusatz von Rothstift 193.1260. Aus den Sammlungen Froward, W. Esdaile, Verstolk de Soelen, Leembruggen und de Vos.

D. Reproduktionen.

Die Kaiserliche Gemäldegalerie der Ermitage in St. Peters

burg. Photographien von Ad. Braun. Text von W. Bode.

20G

.

Mit Beginn des Quartals ward die Ausstellung einer aus— gewählten Sammlung von Ornamentzeichnungen verschiedener Schulen der letztvergangenen drei Jahrhunderte in den Räumen des Kupfer— stichkabinets veranstaltet, zu welcher das Material theils den Be— ständen des Kabincts, theils der von der Königlichen Regierung an— gekauften ehemaligen Sammlung Destailleur entnommen wurde.

Lippmann.

F. Ethnologische Abtheilung.

J. Ethnologische Sammlung.

Im laufenden Quartal ist die im Kunstgewerbemuseum zur Aus—⸗ stellung gelangte Sammlung Hrn. Dr. Riebecks ihrem ethnologischen Theil nach, wie durch die Hochsinnigkeit des Eigenthümers zur Ver— fügung gestellt, von der Abtheilung übernommen und in einer der von dem Kunstgewerbemuseum temporär überlassenen Räumlich⸗ keiten untergebracht worden.

Die seit dem Eintreffen der ersten Sendungen in jeder der folgenden mit neuen Seltenheiten überraschende Sammlung des Reisenden Jacobsen hat in den letzten Monaten die Resultate der nördlichen Tour hinzugefügt, aus ethnologisch soweit fast unbekannten Gegenden und auf zum Theil von dem Reisenden selbst zuerst ge— brochenen Wegen (auch für geographische Kenntniß). Von den für das Verständniß mexikanischer Vorgeschichte wichtigen Ueberbleibseln der Zuni und Pueblos ist Hrn. Ch. Gibson in St. Louis eine inter— essante Sammlung von Thongefäßen zu verdanken durch freundliche Vermittelung des deutschen Konsuls, Hrn. Dr. Gerlich. Die bisber nur unter der allgemeinen Decke sogenannt mexikanischer, im aztekisch-toltekischen Kreise Anahuacs bekannte Keramik dieser alten Kultur hat für Vergleichung wichtig aufklärende Originalitäten ge liefert, in einigen Thongefäßen der alten Tarasker Mechoacans, durch die Herren Gebr. Oetling in Hamburg übersandt, und andere spezifische Befonderheiten aus der soweit fast unrertretenen Provinz Guerrero sind durch den dort ansässigen Deutschen, Hrn. Castan, geliefert.

Aus Süd -Ameiika ist es nach mehrjährigen Bemühungen ge lungen, zwei langgehegte Desiderate ausfüllen zu können, in Masken der Tekunaes und einem Wurfbrett der Cocamas, beides durch den für die Zwecke des Museums, unter Vermittelung Hrn. Dr. Staudingers, dort thätigen Reisenden Dr. Hähnel. .

Aus Afrika bat Dr. Passavant Geschenke von seiner ersten Reise am Kamerun gesandt, wo er sich, unabgeschreckt durch das traurige Mißgeschick, das ihn damals betroffen, bereits wieder ausgerüstet be⸗ findet, das afrikanische Problem aufs Neue in Anßriff zu nehmen.

Äus Asien hat der deutsche Konsul, Hr. Dr. Bieber, das Museum bereichert durch eigene Sammlungen sowohl, sowie die durch Güte Hrn. Schücks auf den Sulu zugefügten, und ebenso andere aus Hal—= mahera durch Hrn. Dr. Platen. Hrn. Karl Ewald Müller in Shanghai verdankt das Museum Modelle aus China, Hrn. Konsul

Mooyer Decken aus Bitma (durch Vermittelung des Kunst⸗ gewerbemuseums), Hrn. Professor A. Weber die galvano⸗

plastische Reproduktion einer tibetischen Zaubertafel mit wissenschaft⸗ licher Bearbeitung derselben, und von Ssrn. Maler Weber war Ge— legenheit geboten, aus den Sammlungen seines Bruders, Kapt. Weber in Junkceylon, siamesische Marionettenfiguren für drama— tische Darstellungen anzukaufen. ö

Aus Polvnesien konnte von Hrn. Generalkonsul Kapt. Zembsch, auf freundliches Entgegenkommen desselben, unter günstigen Bedin⸗ gungen die umfangreiche Sammlung übernommen werden, welche sich in den fünf Jahren seiner Thätigkeit als Generalkonsul in Samoa zusammengefunden hatte, aus verschiedenen Inselzruppen Oceaniens, und der alten Gönnerschaft des Hrn. Herns heim sind auch neuerdings wieder zwei werthvolle Stücke zu danken, um welche sich auf dahin ausgefprochene Bitte Hr. Konsul E. Hernsheim in Jaluit und Ma— tupxi bemüht hat, eine Segelkarte von den Marshall und Duk-Duk— Kostüme aus Neu -Britannien. .

Für Europa hat Hr. Eisenbahn-Betriebsdirektor Essen in Hede⸗ mora ein freundliches Geschenk überreicht, eine dalekarlische Frauen- jacke, Hr. Hamann ein eisernes Boljenschloß, Hr. Künne Gegenstände aus Tula, Hr. Forstreferendar Krause ein interessantes Stück, den beim Brauchebaum für fympathetische Kuren fortbestehenden Volks aberglauben illustrirend.

II. Nordische Alterthümer.

Pommern. Spinnwirtel, Urnegfragmente, Knochenreste und Sämereien aus alten Grab und Wohnftätten bei Pribbernow, Kreis EGammin, Geschenk des Herrn Beck daselbst; Feuersteinmeißel und Art ron Schmidtseiche bei Jatznick, Geschenk des Königlichen Försters Herrn Lengerich dasebst. ; . .

Rheinprovinz. Abguß eines bei Coblenz im Rhein gefundenen, im Besitz Ihrer Majestät der Kaiserin befindlichen goldenen Arm ringes. Geschenk des 6 Gebeimen Medizinal-⸗Raths, Professor Dr. Schaaffhausen in Bonn. ;

Bayern. Fund aus einem fränkischen Grabe aus der Gegend von Dürkheim, Rheinpfalz, Alterthümer aus Grabhügeln und Höhlen

Oberfrankens. (Ankaufe.) . Frankreich. Funde aus 2565 bei Mentone, Geschenk des erlin. A. Bastian.

Hrn. Direktor R. Dohme in

6. Egvxrtische Abtheilung. 5. Von der Direktion der Skulpturengalerie wurde der egrptischen Abtheilung eine aus der Sammlung Sabouroff stammende kleine Hranittafel äberwiesen, auf welcher ein schöner männlicher Kopf mit eng anliegender Kappe als reliet en eren dargestellt ist. Es scheint ein Studienkopf etwa aus dem Zeitalter Psammetichs zu sein, der als Gegenstuͤck zu einem ähnlichen für die Sammlung vor zinigen Jahren in Zaqasg (Bubastis) in Unteregppten erworbenen Relier⸗ kopfe bemerkenswerth ist. Der Kopf aus der Sammlung Sabouroff ist angeblich auf den griechischen Inseln gefunden worden Leysius.

II. Königliche Nationalgalerie. . Aus dem Halbjahr vom Oktober 1883 bis April 1884 sind fol gende Zugänge zu verzeichnen: Bildhauerwerke.

M. Kruse (Berlin): Siegesbote von Marathon, lebensgroß. Bronze (Eur Aufstellung in der Umgebung der Galerie bestimmt). Arthur Volkmann (aus Leipzig, z. 3. in Rom): Weibliche Büste, Marmor mit leichter Färbung.

(Letztere aus dem Kiß'schen Stiftungs fonds erworben.)

Aufwand zusammen 10500 . Handzeichnungen, Aquarellen ze.

Edgar Mever (München): Bayerische Landschaft, Aquarell und Deckfarbe.

W. von Kaulbach (4): 1) .Das Narrenhaus‘, 7) Porträtgruppe, 3) drei Kompositionen zu Schillers Novelle: ‚Der Verbrecher aus verlorener Ehren sämmtlich Bleistiftzeichnungen.

Fritz August Kaulbach (München): Weiblicher Pastell.

Eduard Hildebrand (7): Zwei Porträts in Bleistift.

Joh. Wilh Schirmer (4): Zwei Oelstudien zu dem Cyklus der biblischen Landschaften; eine Kohlenzeichnung.

A. Menzel (Berlin): Illustration zu Don Quirote, Rauchbild.

Chr. Wilberg (2): 25 Landschafts- und Architekturstudien in Del, Aquarell und Bleistift.

Eugen Neureuther (4): 10 Blatt Bleistiftzeichnungen.

Ad. Evbel (Berlin f): Drei Oelskizzen.

Caspar Scheuren (Düsseldorf): 1 Aquarell.

Guido Hammer (Dresden): 1 Aquarell.

Karl Krüger (Berlin *): Federzeichnung.

Theodor Hosemann (4): 1 Aquarell.

Albr. Adam (h): 1 Aquarell.

Joh. Christ. Erhard (4): Sammlung von landschaftlichen Blei— stiftzeichnungen aus verschiedenen Lebenszeiten des Künstlers.

Franz Lenbach: Pastellstudie zu dem der National-Galerie an— gehörigen Bildnisse des Reichskanzlers Fürst von Bismarck.

Engelhard (Berlin ): 50 Blatt Federzeichnungen aus Mark. .

Philipp Veit (4): Eine größere Sammlung farbiger Entwürfe und Zeichnungen aus dem Nachlaß des Künstlers.

Max Klinger (Berlin): Album, enthaltend 27 Blatt Original— radirungen.

Gesammtaufwand: 20533 (

Studienkopf,

der

Cornelius-Säle. Die Erneuerung der Dekoration in den Cor nelius-Sälen der National-Galerie wurde unter technischer Leitung des Malers G. Koch, Lehrers am Kunstgewerbe⸗Museum hierselbst, durchgeführt, und gleichzeitig verschiedene Veränderungen in der An— ordnung und Umrahmung der Kartons vorgenommen. In den neu hergerichteten Räumen beging am 12. Dezember v. J. die Königliche Akademie der Künste die Feier des hundertsten Geburtstages Peters von Cornelius (geb. 23. September 1783), bei welcher der Direktor der National⸗Galerie, Dr. Jordan, die Gedächtnißrede hielt; den musiklischen Theil der Feier, welchen die Königliche Hochschule für Musik übernommen hatte, dirigirte Prof. Rudorff.

Aus stellungen. .

In den Zimmern des dritten Geschosses welche die Handzeich— nungen enthalten, finden ab Techselnd jeden Monat spstematische Aus⸗ stellungen aus den Beständen der Sammlung statt. Eine größere Ausstellung solcher Art unter Hinzuziehung auch fremden Besitzes wurde aus Anlaß des fünfzigjährigen Kügstleriubiläums Professor Adolf Menzels im März und April d. J. veranstaltet.

Raczynski⸗Galerie. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs ist auf Grund eines mit den Inhabern des Gräflich Athanasius von Racvneki'schen Familienfideikommisses ab geschlossenen Vertrages die Raczvnski'sche Gemäldesammlung in die Verwahrung und Verwaltung des Staates übergegangen und hat bis auf Weiteres in einem Theile des dritten Geschosses der National“ Galerie ihre Aufstellung gefunden, woselbst sie dem Publikum in der— selben Weise wie die National-Galerie zugänglich ist. Ein neuer Katalog der Sammlung befindet sich im Druck.

Jordan. (Schluß folgt.)

Von Seiten des Sekretariats des Vereins für Hinderniß⸗— rennen ist neuerdinges die Bestimmung getroffen worden, daß die Rennen, die auf der Rennbahn zu Charlottenburg in diesem Monat noch abgehalten werden, nicht wie bisher um 4 Uhr, sondern vom künftigen Sonntag ab schon um 33 Uhr ihren Anfang nehmen. Die Nennungen zu denfelben sind wieder sehr zahlreich eingegangen.

Zu dem Arbutus- Hürden-Rennen sind 9 Pferde genannt und wird in demselben Knights Feen in „Red Wolf‘ des

Baron König und ‚Glenluce' in neue Konkurrenz treten. Das Offizier⸗Hürden⸗ Rennen hat 13 Unterschriften gefunden und wird in ‚Kühleborn‘, „‚Flighlvn, „Flatterer', „Rebekka“ ꝛc. neue Kräfte auf

die Bahn führen. Das Thurm⸗Jagd⸗Rennen wird „Redlock' unter Lieutenant von Sydow jum Start bringen, der mit Bouncer“, „Eversley ,. Cabul“, „Elfegg' in Kampf

treten wird. Der Preis von Wusterm ark, ein Jagdrennen, das 16 Unterschriften trägt, verspricht ein großes Feld zum Start zu bringen, in dem Turin‘ mit, Cliffs Brow*,“ Pomerania“, Rosendorn?, Tefstator“„, . Bravo“ ꝛc. sich messen wird, und das Inländer⸗Jag d= Rennen mit 13 Unterschriften wird „Paleface' unter Grf. Lehndorff, nachdem er außerhalb Lorbeeren eingeheimst, mit Sharper“, „Terres, ‚Flatterer', Viren 2c. ausgalorppiren. Das Ponv-Flachrennen wird 5 Pferde zum Pfosten bringen. Die Distanz betragt 80 m, und die Siegerin des letzten Pony ⸗Rennens muß den übrigen Konkurrenten 20 m vorgeben. Gemeldet ist „Miß Nathan? wieder und man darf nach ihrer letzten Leistung hoffen, daß ihr kleiner Reiter sich auch diesmal wieder den ersten Preis holt.

Rom, 7. August. (W. T. B) . In der vergangenen Nacht fanden hier, scwie in Frascati und Albano. zwei Erd⸗ erschütterungen statt; jedoch ist kein Schaden angerichtet worden.

Athen, 8. August. (W. T. B) Durch ein am Diensta im Königlichen Schlosse ausgebrochenes Feuer ist das Dach des nördlichen Flügels niedergebrannt und sind einige Zimm:r aselbst beschädigt worden. Es sind, im Ganzen 44 Personen zu Schaden ekommen, ein Todesfall ist jedoch nicht zu beklagen. Ueber die Ent— des Feuers ist eine Untersuchuns eingeleitet worden.

8. Do 7. August. (W. T. B.) Der niederländische 2 3 aus Amsterdam ist in der Nacht vom 35. Juli d. F bei Sable Is land (QNeuschottland) untergegangen. Von den 22 Passagieren desselben und der aus s Köpfen bestehenden Rannschaff wurden bis auf 3 Männer und eine Frau, welche in Folge des Umschlagens des Bootes beim anden ertranken, Alle glück fich ans Land gebrackt. Unter den Verunglückten befinden sich 2 Passagiere. Die Geretteten sind in der vergangenen Nacht in Halifax

angekommen.