— In Marseille sind am?. August 10 Personen an der Cholera gestorben. ;
Versailles, 8. Auaust. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung verlangte Laisant ein unbeschränkte Revision und griff das Ministerium und die Majoritat der Versammlung auf das Heftigste an. Der Berichterstatter der Kommission, Gerville⸗Reache, er— klärte gegenüber dem Deputirten Madier de Montjau, welcher die Beseitigung des Senates gewünscht hatte: die Vorgänge in der Sitzung vom letzten Montag würden allein genügen, des Einkammersystems üͤberdrüssig zu werden. — Nach einigen Bemerkungen Chesnelongs, in welchen dieser verschiedene Behauptungen des Berichterstatters richtig stellte, ergriff Pelletan das Wort und vertheidigte die Machtvollkemmenheit der Nationalversammlung gegen jed— wede Vereinbarung. Dauphin setzte auseinander, daß die vorliegende Vereinbarung aus dem Einverneh— men der beiden. Majoritäten der Kammern hervor— gegangen sei. Diese Aussührungen riefen lebhafte Pro— teste der Rechten und der Linken hervor. Dauphin wurde gezwungen, die Rednertribüne zu verlassen. Als hierauf der Schluß der Generaldebatte durch Auf— heben der Hände beschlossen wurde, nahm der Lärm zu. Jolibois bestieg die Tribüne, wurde aber vom Präsidenten am Sprechen verhindert. Zahlreiche Mitglieder der Ver— sammlung verließen sodann ihre Plätze und prängten der Tribüne zu. Der Präsident Leroyer bedeckte in Forge dessen sein Haupt, und die Sitzung wurde suspendirt. — Nach Wiederaufnahme der Sitzung ging die Ver⸗ sammlung zur Berathung der einzelnen Artikel über. Ein von Barodet eingebrachtes Amendement, welches die Einberusung einer konstituirenden Ver— sammlung verlangt, wurde bei der Vorfrage mit 493 gegen 286 Stimmen abgelehnt. Barodet und sechs andere Depu— tirte, welche das Amendement mitunterzeichnet hatten, verließen hierauf den Saal. Die nächste Sitzung findet morgen statt.
Italien. Rom, 8. August. (W. T. B.) Nach ofsiziellen, vom 5. d. M., 12 Uhr Nachts, bis zum 7. d. M, 12 Uhr Nachts, reichenden Berichten, sind im Canton Sermezzana, Provinz Massa Carrara, 2 Personen, in Carignan und Ssasio je eine Person, in Pancalieri von den Tags vorher Erkrankten 2 Personen an der Cholera ge— storben. Aus Vigneroli sind 5 Cholera-Erkrankungen zu verzeichnen; dagegen sind von den in das Lazareth von Cairo eingebrachten Kranken und in Varig nano 2 Personen als geheilt entlassen worden; drei andere Kranke in Varignano befinden sich auf dem Wege der Besserung. Der Ort Cairo, im Bezirk Montenotte, und der Kanton Ser mezzana sind militärisch abgesperrt worden.
Türkei. Konstantinopel, g. August. (W. T. B.) Der Kommandant des italienischen Mittelmeer⸗ geschwaders, Admiral Acton ist gestern mit dem Aviso— Dampfer „Barbarigo“ eingetroffen, um dem Sultan einen Besuch abzustatten.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 8 August. (W. T. B.) Der Minister des öffentlichen Unter— richts hatte die Kuratoren der Lehrbezirke durch ein Cir— kular aufgefordert, die Parochial- und Kirchenschulen in Rücksicht auf ihre sittliche und loyale Bestimmung in wirksamer Weise zu unterstützen. Ein weiteres, gestern von dem Minister erlassenes, Cirkular ordnet eine verschärfte häusliche Beaufsichtigung der nicht bei ihren Eltern wohnenden Schüler an und stellt den bezüglichen Aussichts— beamten, welche die sittliche Entwickelung der lernenden Jugend erfolgreich gefördert, verschiedene Bevorzugungen im Dienst in Aussicht. Gleichzeitig wird den Beamten bemerklich gemacht, daß sie für die in ihren Klassen aufgedeckten schädlichen Ein— wirkungen subversiver Ideen und für die Theilnahme der Schüler an verbrecherischen Bestrebungen verantwortlich ge— macht würden.
Asien. (W. T. B.,) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Shanghai, vom 9. August, telegraphirt: nach dort vorliegenden Nachrichten habe das französische Geschwa— der, bestehend aus 5 Kriegsschiffen unter dem Kommando des Generals Lespes, die Stadt Keelung bombardirt und genommen.
Zeitungsstimmen. In den „Berliner Politischen Nachrichten“ lesen wir: Die für Freihafenpolitik schwärmenden Hamburger Blätter
können es sich nicht versagen, in ihre Besprechung der soeben erschienenen Tabellarischen Uebersichten des Hamburgischen Handels im Jahre 1883“, aus denen hervorgeht, daß der Verkehr sich stetig gehoben hat, die Wendung einzuflechten, daß Hamburgs bisherige Freihafenstellurg doch wohl nicht so unheilbringend gewesen sein müsse, wie gegnerischerseits behauptet worden sei.
Unseres Wissens sind für den Hamburger Zollanschluß in erster Linie Erwägungen der nationalen Wirthschafts! und Handelspolitik maß— gebend gewesen, und ist unter diesem Gesichtspunkte nur behauptet worden, daß die Freihafenstellung der Hansestädte zwischen ihnen und ihrem natürlichen Hinterlande eine kunstliche Schranke aufgerichtet habe, welche eine permanente schwere Schädigung der nablionalen
Interessen bildete. Daß übrigens Hamburg in den letzten Jahrjehenden nur mit Mühe und keineswegs immer erfolgreich seine Bedeutung als internationaler Welt—
bandeltplatz intakt zu erhalten vermochte, namentlich soweit die Konkurrenz der belgischen und holländischen Häfen in Betracht kam, dürfte auch von den eifrigsten Freihafenschwarmern kaum geleugnet werden tönnen. Unseres Erachtens läge es viel näher, zu sagen, daß Damburgs Handels verkehr trotz, nicht wegen der bisherigen eximirten Stellung des Platzes im Zunehmen begriffen ist, und daß er einen ganz anderen Aufschwung nehmen muß, sobald nur erst einmal die altberühmte Handelsmetropole an der Elbe voll und ganz in den Rahmen der nationalen Existenz⸗ und Prosperitätsbedingungen Deutsch⸗ lands einbezogen sein wird. . — Daß in der Lage der Eisen⸗- und Stahlindustrie insofern eine Besserung eingetreten ist, als zu den an sich recht niedrigen Preisen die Austräge zahlreicher einlaufen, so— daß das Geschäst im Allgemeinen als lebhast bezeichnet werden kann, bestätigt der neueste Marktbericht der Zeitschrift des Vereins deutscher Eisenhüttenleute Stahl und Eisen“: Die Situation, heißt es darin, läßt sich dahin charakterisiren, daß die Baisse entschieden Halt gemacht hat. Dieser günstige
Umstand ist wohl der großen, im Felde stehenden Ernte zuzuschreiben; man datrf also hoffen, daß, wenn bei günstigem Wetter die Ernte ohne Schaden geborgen sein wird, mit den Verhältnissen im All— gemeinen sich auch die Lage der Eisen⸗ und Stablindustrie wesentlich günstiger gestalten wird.
Für das Kohlengeschäft ist die stillste
Saison eingetreten, da Abschlüsse jetzt nicht gemacht werden; das Geschäft zeigt aber eine durchaus gesunde Entwickelung, da die Abfuhr sich regelmäßig vollzieht und die Preise im Großen und Ganzen eine Aenderung nicht erfahren haben. . .
— Die „Staatsbürger-Zeitung“ führt in einem
„Mehr Stimmung im Volke für die Regierung“ über⸗ schriebenen Leitartikel u. A. Folgendes aus:
ö Sobald ein Volk findet, daß in einer großen, die Zu⸗ kunft des Reiches berührenden Frage das größere aß von Intelligenz auf Seite der Regierung war, grübelt es auch weiter. So gab die Dampfer. Subventionsfrage mächtigen An- laß, sich zu erinnern, daß auch die großen Erfolge der im
Jahre 1875 vollzogenen Aenderung der Zollpolitik nur allein der Initiative des Reichskanzlers und seiner eisernen Energie zu ver— danken waren. Auf einmal fragte man sich, wozu man denn dann auch noch im letzten Reichstage der Regierung eine so große Anzahl von Oppositionsmännern auf den Hals gehetzt habe, und wozu denn all' der große Lärm gut gewesen sei.
Daß die Ehancen der Regierung in den letzten Monaten sehr be— deutend stiegen, könnte höchstens noch ein geistig Blinder leugnen. Sogar aus der Sprache der Oppositionsblätter und aus den z. B. auf den Parteitagen der Deutschfreisinnigen gehaltenen Reden geht dies hervor. Man wußte garnicht mehr, wie man es anzufangen habe, um die Regierung erklecklich zu diskreditiren. Die alten Ge— meinplaͤtze ziehen nicht mehr, und mit den neuen, wie z. B. mit der Schnaps. und Schweinepolitik Phrase hat man schmählich Fiasko gemacht. Auch mit der Betheuerung, daß man Schildwache stehen wolle, auf daß keine neuen Steuern dekretirt werden, ködert man nur noch die Dummen, seitdem man im Volke begreifen lernte, daß die neuen Steuern zur Hebung des Gemeinwohls dienten. Auch hat es der Regierung nicht wenig gerützt, daß sellst diejenigen Blät ter des Auslandes, welche sich früher in den feindseligsten Aeuße⸗ rungen über Deutschland ergingen, nun übereinftimmend an— erkennen, daß dieses Reich mit verhältnißmäßig überraschend geringen finanziellen Mitteln überaus solid auszebaut worden und in einer mustergültigen Weise administrirt sei. Diese unzweideutigen An— erkennungen haben sprziell in den deutschen Oppositionsblättern bereit- willigen Abdruck gefunden, und zwar ohne jeden Widerspruch. Hat man doch nicht einmal danach gefragt, wie es komme, daß aus der— selben Verwaltung, welche man zu diskreditiren suchte, mit sehr großer Vorliebe Organisateurs vom Auslande verlangt und sehr hoch geschätzt wurden.
Ber Widerspruch zwischen den Thatsachen und der Polemik der Parteiblätter ist häufig in den Redaktionen, aber nicht von den Lesern üͤbersehen worden und diese sind dann schließlich zu der Ueberzeugung gelangt, daß man nicht die Schwarz,, resp. Schönfärbereien der Presse, sondern die Thatsachen selber sprechen lassen müsse.
Wir würden fehlgreifen, wenn wir in dieser Erscheinung einen Zug nach rechts erblicken, wenn wir annehmen wollten, daß eine Ab— nahme im liberalen Lager mit einer Zunahme im konservatiren Lager Hand in Hand gehe. Unserer Ansicht nach hat sich nur die Zahl derer vermehrt, welche zu der Ueberzeugung gelangt sind, daß die fort⸗ währenden Denunziationen ron reaktionären Gelüsten der Regierung durchaus falsch sind und daß somit auch das Mißtrauen, welches derartige Denunziationen erzeugte, ungerechtfertigt sei. Mit einem Wort, die Zahl freiheitlich gesinnter Männer, welche in den Bestrebungen der Regierung nichts erblicken, was der Sache der Freiheit schadet, welche überzeugt sind, daß die Regierung ein mächtiges und wohlgeeintes Deutschland erhalten und die Woblfahrt des Volkes stärken will, ist eine größere geworden. Mit der Zu— nahme der Zahl dieser Männer wird sich eine Abnahme in aslen Parteien vollziehen.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 32. — In⸗ halt: Zoll und Steuerwesen: Aenderungen im Beftande und in den Befugnissen von Zoll und Steuerstellen. — Konsulatwesen: Bestellung eines Konsularagenten. — Exequatur - Ertheilungen. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Centralblatt der Bauverwaltung Nr. 32. — Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. — Nichtamtliches: Das ehemalige Cistercienserkloster Eberbach bei Hattenheim im Rheingau. — Die Erweiterung des Suezkanals. — Schweinestall auf der Königlichen Domäne Grabitz, Kreis Birnbaum. — Die Straßenunterführungen in den Anschlußbahnen des Centralbabhnhofs in Straßburg. — Ueber den Ausbildungsgang und die Stellung der Architekten und In— genieure in Spanien. — Vermischtes: Krnstgewerbliche Preisbewer— bungen. — Brand des Knochenhaueramts-Hauses in Hildesheim. — Zeistörung einer Wasserleitungsröhre durch Blitzschlag. — Hexzogliche Technische Hochschule in Braunschweig. — Restauration der Marien
kirche in Mühlhausen i. Thüringen. — Die Wasserversorgung Wiens. Internationale Ausstellung von Motoren und Werkzeugmaschinen für das Kleingewerbe. — Wiener Stadibahnfrage. — Bücherschau.
Statiftische Nachrichten.
Der ‚Berggeist“ giebt eine Zusammenstellung der Produktion der Eisenhüttenwerke des Ober⸗-Bergamtsbezirks Dortmund im II. Quartal des Kalenderjahrs 1884 an Roheisen, Schweißeisen und Flußeisen. (Amtliche Mittheilung des Königlichen Ober-Berg— omts in Dortmund.) Danach wurden produzirt:
2 ö ö. Schwei ** Namen Roheisen. 9 Flußeisen. 33 der Reviere. ö ** Tonnen. Tonnen. Tonnen. JJ 15 582 1111 8712 2 . ,,, — 16786 — 3 nl, 36 653 16133 40 120 Kd 111 7960 19750 ö ,,, — 24 692 2600 Sprockhövel w 41713 5653 — J 3419 54 920 kJ — — d — — 2 — — ö. 10 Recklinghausen — — — 11] Gelsenkirchen. 30500 8391 — . — 1565 — 13 Frobnbausen J 11311 S 537 39675 . 3, 16811 10245 — Kd — — — , e . 37 162 60 240 Also insgesammt im Ober- bergamts⸗Bezitk Dortmund 279335 144537 226017 Dagegen im vorhergehenden Quartal. 11 alf mehr . 30536 — 7486 ,, — 6536 —
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage der Schultze'schen Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei (A. Schwartz) in Oldenburg ist soeben das Hof ⸗ und Staats Handbuch des Großherzogthums Oldenburg für 18847 erschienen (Preis 1.30 66). Dasselbe giebt die zuverlässigste Auskunft über den Großherzoglichen Hof sowie über sämmtliche Staatsbehörden des Großberzogthums und ihre Zusammensetzung. Ein genaues alphabetisches Namens verzeichniß bildet den Schluß. — Berselbe Verlag hat gleichzeitig den Plan der Residenzstadt Olden burg mit der Vorstadt Osternburg in vierter, neu bearbeiteter Auf⸗
lage ausgegeben (preis 1 4). Dem Plan ist ein Führer nd die Sehens würdigkeiten der Stadt nebst Angabe lohnender n im Herzogthum Oldenburg sowie nach Wilbelmebaven Em. . — Eine weitere, soeben erschienene kleine Publikation der 8. at scken Hosbuchhandlung betitelt sich Oldenburgs landf nn 3 licher Schmuck (Pr. 75 ). Dieselbe hat die Heschite* . Gründung und Entwickelung der Garten und Parkanlagen 2 Gegenstande, die der Start so viel Reiz und Anmuth verieihen, nn die sie namentlich der Fürsorge des regierenden Großherzogs ben ar; Der prächtige, weit berühmte Schloßgarten, die sorgfältig geren ; Anlagen beim Schloß, die Wallanlagen und das Everstenhoß; 2 eine fo eingehende liebevolle Schilderung, daß es nicht Wunder . kann, wenn das in neuerer Zeit auch durch geschmackvolle Reuben stattlich erweiterte Oldenburg sich mehr und mehr zu einer . Pensionopolis für in den Ruhestand getretene Beamte, Rentiers J Proprietäre entwickelt. ; — Von dem Prachtwerk Prinz Fxriedrich Carl in Morgenlande“, nach ihren Tagebüchern und Handzeichnungen vor seinen Reisebegleitern, Prof Dr. H. Brugsch und Major von Ger. nier (Frankfurt a. Oder, Trowitzsch u. Sohn, Königliche Hoskutz. druckerei), ist soeben die 5. Lieferung versandt worden. In derselb⸗ wird die fesselnde Schilderung der Tour von Kairo nach Suez iter den Sinai fortgesetzt und beginnt in einem besonderen Abschnit: ö. Beschreibung der Eindrücke eines Abends in Ismaelieh. Die Il strationen im Tert des Hefts zeigen eine vornehme Cgrxtermn den Schah Musa, das Innere des Sinai -Klosters, Ansichten dez Serbäl und des Rothen Meeres. Ein größeres Holjschnittkunstblan greift bereits der Reise im Heiligen Lande vor und veranschaulicht in gewissen hafter Weise und mit sorgfältiger Charakterisirung den unter strömendem Regen (der die steilen engen Straßen in Sturzbäche ver= wandelt) erfolgenden Einzug des Prinzen und seiner Begleitung in Nazareth. ü — Die Nr. 32 ron Sch orers Familienblatt“ hat folgenden Inhalt: Cin Braufepulcer. Schwank in einem Akte von Ernst von Wildenbruch. (Schluß. — Magenpflege während der Cholerazeit Von Dr. Julius Stinde. — Landtorpedos. Von R. Eckerts. Mit zwei Illustrationen. Flattermine am Schipkapaß den 21. August 1577 Steinmine vor Sebastopol im Mai 18655. — Historische Anekdoten. — Angra Pequeña und Namaqualand. Von Dr. F. Müller. Mit einer Illustration: Eine wandernde Namaquafamilie, einer Vignette und einer Karte. — Der Gnadenlöhner. Novelle von E. Velr, (8. Fortsetzung. — Rundschau der Erfindungen. Von G. Richard. — Sprechsaal. — Briefkasten. — Plauderecke: Wider die Cholera.
Und
— Ein betrunkenes Armes Coꝛps. — Nitroglycerin als Arzneimittel. — Der Phonograrh im Dienste der Völkerkunde. — Ein Korier⸗ apparat für Geschäftsleute. — Sommersprossen. — Unsere Bilder.
— Holzschnitte: Ruine des Klosters Heisterbach. Von B. Mannfeld. — Beilage: Die Brunnenfeier zu Freienwalde a. D. Mit Illustration von R. Knötel. — Humoristisches: Ein billiger Bräutigam Mit Illustr ation von P. Klette. — Edler Wettstreit. — Denkübungen.
Veterinärwesen.
Die Rinderpest hat im Gouvernement Esthland weiter um sich gegriffen und namentlich in dem östlichen Theile des Gouverne— ments eine große Anzahl ron Opfern gefordert.
Auf den Dörfern des Gouvernements Esthland hat sich der Milzbrand weiter verbreitet.
Gewerbe und Handel.
Die Jahresberichte der Fabrikinspektoren pro lssz. X.
(N. A. Zig.) Von den Berichten aus dem Königreich Sachsen behandelte unser letzter Artikel diejenigen aus den Auf— sichtsbezirken Dresden, Chemnitz und Zwickau, so daß noch die Be— richte für Leipzig und Löban zu berücksichtigen blieben.
Aus dem Inspektionsbezirke Leipzig wird gemeldet, eine größere Anzahl neuer Fabriken und sonstiger gewerblicher Anlagen seien er— richtet, auch hätten sich reue Industriezweige dort seßhaft gemacht. Die Lage der Industrie sei im Allgemeinen als befriedigend zu be—⸗ zeichnen. Wenn auch einzelne Zweige oder Betriebe aus den verschiedensten Gründen, meist jedoch nur vorübergehend, über flauen Geschäftsgang klagten und der Ernteausfall, die mit der Landwirthschaft in Verbindung stehenden Gewerbezweige ungünstig beeinflussen, so sei andererseits die emsge Thätigkeit und fortschreitende Vorwärtsbewegung, die auch im Be— richtsjahre größtentheils bemerkbar war, nicht unberücksichtigt zu lassen. Bei einer Anzahl wichtiger Industriezweige konnte ein nam— hafter Aufsckwung festgestellt werden, der is Herstellung neuer Be— triebe, Vergrößerung bestehender, Verbesserung der inneren Einrich— tungen und erhebliche Vermehrung der beschäftigten Arbeiter sich zeigte. Wenn mehrfach über niedere Verkaufepreise und Rentabilität geklagt werde, so müsse daran erinnert werden, daß Zufriedenheit zin— zelner Industrieller überhaupt kaum eintreten werde, weil sich deren An—⸗ forderungen am Verdienst nicht immer in bescheidenen Grenzen hielten, und daß überdies viele Fabrikanten bei umsichtiger und sachkundiger Leitung ihrer Geschäfte, wie bei tüchtigen Leistungen, voller Be—¶ schaftigung und oft überhäuften Aufträgen befriedigende Preise für ihre Erzeugnisse erzielten und Aktiengesellschaften mehrfach sehr be— achtenswerthe Dividenden vertheilen konnten. Die im Wesentlichen als günstig zu bezeichnende Lage der Industrie habe auf die wirth= schaftliche Lage der Arbeiter insofern vortheilhast eingewirkt, als für dieselben in deren Berufekreis leichter Unterkommen zu finden Fe. wesen und Arbeiter bei Fleiß und tüchtigen Leistungen sicherer im Stande waren, angemessenen Verdienst zu erlangen. Könne ven
allgemeiner Lohnerhöhung auch nicht berichtet werden, s seien im einzelnen kleine Aufbesserungen zu verzeichnen. Gunstiger noch liege die Sache bezüglich des Arbeiter⸗ verdienstes; erstens waren viele Betriebe durch drängende
Aufträge genöthigt, Ueberstunden arbeiten zu lassen, dann aber sei in manchen Betrieben ein beachtenswerther Mehrverdienst zu verzeichnen, der auf anhaltender Thätigkeit, Erwerbung größerer Fertigkeit, Ver= wendung zweckmäßiger Einrichtungen Ac. beruht. Beispielsweise konnte aus den Büchern einer größeren Maschinenfabrik nachgewiesen werden, daß von 1876 bis jetzt eine Steigerung des Wochendurchschnitte ver dienstes der Arbeiter von 16,566 M auf 21, 14 6 stattgefunden babe, und zwar bei durchschnittlich 61 stündiger Arbeitszeit, pro Weck, Auch in Begründung neuer und Zuwendung weiterer Mittel von Wohffahrtseinrichtungen habe sich der befriedigende Geschäftsgang vielfach bethätigt. Der Berickt giebt nun eine große Anzahl von Detailsnachrichten über die Si— tuation einzelner Geschäftszweige und Betriebe, u. A. führt er für 22 Betriebe der verschiedensten Branchen die Arbeiterzahl pro 185 resp. 18827 im Vergleiche zu 1883 auf. Danach beschaäftigten diese 2 Betriebe 1881 resp. 1882; 3729 Arbeiter gegen 5829 in 1883, wa? eine Zunahme der beschäftigten Arbeiter um 59,5 /½ ausmacht. Die Zahl der von den Ottepolizeibehörden vorgenommenen Rexisionen kat zugenommen, das Verhältniß des Aufsichtsbeamten zu den Arbeit gebern war fortdauernd gut, das Verhalten der Arbeiter war mehr gleichgültig und zurückhaltend, von Letzteren wurde der Insxrektor meist nur für Entschädigungsansprüche bei Unfällen angerufen. Be' züglich jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen wird im Allgemeinen günstig berichtet, die beobachteten Verstöße gegen die Schutzvorschriften der Gewerbeordnung sind keine schweren und meist formaler Natut. Von Truck bei Arbeitern wurde nichts bekannt, jedoch erhielt der Beamte Mittheilung, daß in einigen Fabriken ganze Stücke pon Waaren, die fehlerbafte Stellen entbalten, an Arbeiterinnen über lassen und der Betrag vom Lohne gekürzt würde. Unfälle gelangten 352 zur Anzeige, in 793 Fällen wurden Anordnungen zur Unjall. verbütung getroffen. Am Schlusse des Berichts erfolgt Mittheilung über eine große Anzahl theils sehr umfangreichet Wohlfahrts— einrichtungen. .
Aus dem Inspektionsbezirk Löbau wird gemeldet, der Geschäfts,
gang sei im Allgemeinen ein befriedigender, bei einzelnen Industrie.
zweigen, als Maschinenbau, Papier und Pappenfabrikation, Bunt'
ber Zabl. der *. ; t Jindustrie, grobe Verstöße kamen nicht vor; Kinder unter 12 Jahren
Ter ; . . x r r. nn dei erstellung künstlicher Blumen beschäftigt gefunden; in der gerichtlichen Entscheidung wurde deren Beschäftigung
5 den ‚ . h 8 le ge e ine e schäͤftigung in Fabriken zeige sich in weiterem Ab- emen. Unfälle wurden 131 gemeldet, deren 9 mit tödtlichem Aus eng, von den übrigen werden 31 als schwer und 91 als leicht be⸗ ädhet. Wohruage und Lobnrerbältnisse der Arbeiter ieien als im Ilzemeinen erträglich zu bezeichnen, für eine befriedigen ze Ernäh= ur sweise srreche der Umstand, daß in, den industriereicken Ort⸗ Harten die Zabl der Schläctereien, Kaffeeschankftätten und Speise— käuser stetig zunehme, während sich Konsumvereine und Sreise⸗ instalten in den Fabriken nur ausnahmsweise als lebensfähig er⸗
wiel en. Tie, Dem Geschäftsbericht der Emder Herings-⸗Fijcherei⸗ Iktiengesells chaft für das Betriebsjahr 1883/84 entnehmen wir Folgendes; Bei ziemlich großen Abschreibungen bleibt ein bilanz · räftzer Reingewinn ron 30 820 46, ein Resultat, welches beweist, ag kas Unternehmen hedeutend an Stabilität gewonnen hat. Die Fangtresultate des vorigen Sommers waren nicht sebr glänzende. Benngleich der Fang ungefähr derselbe wie im Vorjahre gewesen, Faren die Preise um so viel besser, daß im Ganzen für den Fang „ög37 t gegen 260 666 66 im. Vorjahre erzielt wurden. Der Status pro 15. Juni er, schließt auf. beiden Seiten mit 66s 418 66 ab. Unter den Passicen figuriren das Attien⸗ farital mit 429 300 „S , die Prioritäts-Anleihe mit 19 800 , S Darlehen des xreußischen Staats mit 150009 6, EKonto-Korrent-Kreditores mit 63 586 6 205; dem gegenüber stehen uf akfiver Seite die 13 Schiffe der Gesellschaft mit 232 938 u Buche, während sämmtliches mit den Loggern auf See befindliche NMaferial einen Werth von 374 070 66 repräsentirte; ferner betrug mn Land das Fischereigeräthe Konto 393 207 „, das Böttcherei⸗ Konto 33 825 M, Sal; konto 4009 6, Immobilienkonto 79 543. M ꝛc.
New Jork, 8. August. (W. T. B.) Baumwoll en⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 2000 B., Aus abr nach Großbritannien 15 00 B., Ausfuhr nach dem Kontingent ö, Vorrath 193 00 B.
Verkehrs⸗Anftalten.
Auf den Linien der Großen Berliner und der Sroßen Internationalen Pferde- Eisenbahn-Aktien Gesell⸗ fhast sind im Monat Juli 183 5993 606 Personen befördert und dafür 750 278,30 MS oder durchschnittlich pr9 Tag 24 202,53
nöbeiden Gesellschaften eingenommen. Die Cinnahme im Juli
15: belief sich auf 688 417,860 „60 oder durchschnittlich pro Tag ze Ihn 55 ; ; . Hamburg, 8. August. (W. T. B.) Der Postdampfer
Ham monig“ der Ham burg-⸗Amerikanischen Packetfabet. öttiengefellschaft ist, von Hamburg kommend, heute früh 8s Uhr in New- Jork eingetroffen. . . Hamburg, 9. August. (W. T. B.) . Der Postdampfer Borussia“ der Hamburg- Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburz kommend, gestern in St. Thomas angekommen. . Sanitätswesen und Quarantänewesen. . Die in den Häfen von Uruguap und Argentinien gegen die Prtovenienzen Brasiliens bestehende Quarantãne (vergl. Nr. 47 des Reichs ⸗Anzeigers vom 23. Februar d. Is) ist nunmehr gänzlich a u f⸗ zehoben.
Berlin, 9. August 1884.
Am 7. d. Mts. verschied hierselbst nach schwerem Leiden der Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. jur. Frölich, vor— tragender Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Roch nicht fünfzig Jahre alt, hat ihn — zur tiefsten Trauer Aller, die im Keben ihm nahe gestanden — ein vorzeitiger Tod aus voller blühender Manneskraft und aus einem amt—⸗ lichen Wirkungskreise abberufen, welcher nach menschlicher Voraussicht noch auf lange Jahre hinaus für ihn das Feld eines ehrenvollen, erfolgreichön Wirkens zu hieten schien.
Hermann Frölich, im Dezember 1834 zu Münster i. W. geboren, nach beendetem Universitäts-Triennium zum. Doctor der Rechte promovirt, im Jahre 1864 zum Regierungs— Assessor ernannt, wurde im Anfang des Jahres 1865 auf seinen Wunsch in die Staatseisenbahn-Verwaltung über— in die Eisenbahn—
nommen und bereits, im Mai 1866 Abtheilung des Ministeriums berufen, welcher er seit— dem — zunächst ais Hülfsarbeiter, seit dem Jahre
1874 als vortragender Rath — bis zu seinem Tode angehört hat. Nur während der Kriege gegen Oesterreich und Frank— teich hat seine Thätigkeit in der Central⸗Verwaltung vor⸗ übergehende Unterbrechungen erlitten, indem Frölich in dem ersteren Kriege mit der Einrichtung und Leitung der Eisen⸗ bahn Betriebs kommission in Prag beauftragt, während des letzteren bei der Betriebsleitung der okkupirten französischen Bahnen in Nancy, Epernay und Reims verwendet wurde. Für seine Verdienste in diesen Stellungen ist er durch Aller— höchste Verleihung des Rothen Adler-Ordens IV. Klase und des eisernen Kreuzes ausgezeichnet worden. Seine Beför de⸗ tung zum Geheimen Dber-Regierungs-Rath erfolgte im April 1677. ; Frölichs treffliche Veranlagung für das Verwaltungsfach, gepaart mit scharfem Verstande, großer Energie und un— trmüdlichem Diensteifer, haben die Leistungen Desselben während seiner gesammten amtlichen Thätigkeit zu besonders hervorragenden gestaltet. Sein einnehmendes Wesen und ine ungewöhnliche geschäftliche Gewandtheit befähigten ihn zotzugsweise für die Erledigung schwieriger und verwickelter Verhandlungen. Eine große Zahl solcher Geschäfte und Aus⸗ einandersetzungen ist unter seiner geschickten Behandlung un—⸗ Fachtet aller Schwierigkeiten zu einem befriedigenden. Ab— Flusse geführt worden; auch bei der Verstaatlichung wichtiger Trivatbahnunternehmungen hat er in hervorragendem Maße mitgearbeitet. Seine verdienstvolle Thätigkeit auf diesem Ge⸗ biete hat in mannigfachen hohen Ordensauszeichnungen, welche Ton Allerhöchster Stelle wie von fremden Souveränen ihm zu heil geworden, auch nach außen wohlverdiente Anerkennung gefunden. Seine Loyalität und strenge amtliche Pflichttreue, sine schlichtẽ Liebenswürdigkeit machten ihn Vorgesetzten wie ollegen und Untergebenen gleich werth und sichern ihm bei llen, welche geschaftlich oLer persönlich ihm näher getreten, ein freundliches Andenken. ö. . Die Staats- Eisenbahn verwaltung erleidet durch seinen od einen herben Verlust.
Die Ernteaussichten in Preußen im Juli lss4. Um die Größe der jährlichen Produktion an landwirth⸗
shastlichen Erzeugnissen zu ermitteln, finden gegenwärtig in Fteußen im Laufe jedes Jahres drei verschiedene Erhebungen
statt; die eine im Juni oder Juli des Erntejahres über die Ernteaussichten, die andere in der zweiten Hälfte des Monats
Oktober nach einer hinlänglichen Anzahl von Probe—⸗ druschen, die dritte schließlich im Februar des auf die Ernte folgenden Jahres, nach fast beendetem
Abschluß der Erdruscharbeiten. Von diesen Erhebungen werden die beiden ersteren auf Anordnung des Herrn Mini— sters für Landwirthschast, Domänen und Forsten durch die landwirthschaftlichen Vereine vorgenommen, doch erstrecken sich dieselben grundsätzlich nur auf die wichtigsten Feldfrüchte und auf wenige Gemeinde- und Gutsbezirke der einzelnen Kreise, während die dritte, auf Anordnung des Bundesrathes statt— findende Ermittelung über den definitiven Ausfall der Ernte sich auf sämmtliche Gemeinde- und Gutsbezirke erstreckt.
Die Berichte über den voraussichtlichen Ernteertrag der wichtigsten Feldfrüchte des laufenden Jahres sind durch die landwirthschaftlichen Kreisvereine im Juli erstattet worden, wobei, wie in den Vorjahren, die Schätzung der bevorstehen⸗ den Ernte in Bruchtheilen einer gleich 1060 gesetzten Mittel— ernte nach dem Stande der Früchte in der zweiten Hälfte des Monats Juli erfolgte.
Die Resultate dieser Erhebung liegen gegenwärtig, mit Ausnahme weniger Erhebungsbezirke, die hauptsächlich auf den Regierungsbezirk Merseburg entfallen, vor. Zieht man aus den verschiedenen, die einzelnen Kreise betreffenden Schätzungen einen arithmetischen Durchschnitt, d. h. ohne die mit den genannten Früchten bestellten Fächen dabei zu be— rücksichtigen, so ergeben sich für den Staat, die Provinzen und Regierungsbezirke nachstehende Zahlen. Im Verhältniß zu einer Mittelernte wird in landwirth— schaftlichen Kreisen die zu erhoffende durchschnittliche Ernte geschätzt:
von
5
Staat. 5 5 Provinzen. an 2 5ꝗ⸗ * 318 H n ö 3 63
8 5 — * 2 8 — 2
Bezirke. . D882 2 53 3 3 9 S 5 8 S SG T A a. im Staate. 98 99 98 96 97 98 98 102 106
h. in den Provinzen. I. Ostpreußen. II. Westrreußen mine . IV. Brandenburz ... 92 99100100 93 199 96 9019 V. Pommern J 97107 97 94 g5 99 96 92 100 pꝛ 100 103 98 96 193 100 99 119 1096 VII. Schlesien 96 102 97 92 98 97 93109 10)
102 106 990 91 99 96115139121 1027 1098 97 95 104 gö5 101 115 101
VIII. Sachsen. . 101 103 1065 105 104 103 102 110 107 IX. Schleswig ⸗Holstein 105 104 98 99 107 105101 85118 X. Hannover 86 89 966 95 93 99 95101 105, XI. Westfalen.. 94 101 109 100 1094 99 91 92107 XII. Hessen⸗Nassaun. 97 91 93 97 93 93 92 87104
XIII. Rheinland 99 985 98 90 s8 101 101 83104
XIV. Hohenzollern 90 85 99 93 85 90 S5 100 1093
c. in den
Reg.“ bezw. Landdr.⸗Bez. 1) Königsberg. . 2) Gumbinren.
3) Danzig . 4) Marienwerder.
94 99 83 83 94 91106131117 109 113 96 99 104191123 147124
104 111 98 96 103 99 101 124 100
5 Berlin. d
6) Potsdam 91 100 98 102 96100 94 80 10 7) Frankfurt 92 98101 99 89 100 98100108 8) Stettin. 97109 99 93 s8 99 98 97101
87 104 94 92 106101 101197 195 108 107 99 97 91 97 90 73 93 100 104 102 95 1094 109 193 119 193 94 119108
9) Köslin
10) Stralsund 11 Posen. . 12) Bromberg 13) Breslau. 14) Liegnitz
15) Oppeln. 16 Magdeburg. 17) Merseburg n. 18) Erfurt
19 Schleswig 20) Hannover
99 107 94 97 102 99 96 101 98 91 998 99 91 111 102 98 104 96 92 986 965 96113 1606 93 100 97) 92 99 95 93 104 93 97 192 109 110 108 103 101 107 113 105 105 199 108 193 105 109 116 111 101101 98 97101100 gö los 96 105 104 98 99 107 105 101 85118 102 1060 99 107 102 103 192 96 117
215 Hilbes hein 896 91 25 83 985 90 98191 22 Lüneburdz .. .. 98 99 24 95 85 99 190 84 19 235 Stade.. . . 98 89 95 95193 1093 1091 128 114 245 Ssnabrüch.. .. 92 91 98 92 95105 85 92 196 dd 97 98 84 26 Rünster.. 83 95 96 96 99 93 85 72 29 27 Minden.. . 896 98 1092192 105 99 98 97 110 e 102 103 107 165 99100 112 255 CafseIl! .. 1897 86 810i ig lieg 98 S8 109 30 Wiesbaden.. 96 26 24 93 85 86 87 76106 315 Foblen .. . . 98 88 93 84 383193 96 91 192 w 2 100 90 87 95 96 77 105 J 10 95 92 100 102 94 113 3 6 81 100
z5) Aachen . ÜU1i5l 5 5 1565 56 13 iti 73 io 36) Sigmaringen. 90 85 99 93 85
J 90 85 100 103
Für den preußischen Staat siellt sich hiernach der Durch— schnittsertrag (eine Mittelernte in jeder Frucht — 190 gesetzt), für Weizen auf 98, für Roggen auf 99, für Gerste auf 98, für Hafer auf 96, für Hülsenfrüchte auf 37, für Kartoffeln auf F838, für Kleeh-su auf 102 und für Wiesenheu auf 106. Da der Begriff einer „Mittelernte“ quantitativ überaus un— bestimmt und wechselnd und weit mehr eine individuelle An— sicht als ein bestimmtes Maß ist, so ist hierdurch dem Ur⸗ theile der Einzelnen allerdings ein sehr weiter Spielraum gelassen, doch wird erfahrungsgemäß unter einer „Mittelernte“ eine annähernd gute Ernte verstanden. Nach den vorliegen— den Schätzungen der landwirthschaftlichen Vexeine würde hier— nach, mit Ausnahme weniger Distrikte, die Ernte des laufen— den Jahres als eine gesegnete zu bezeichnen sein. Ein end⸗ gültiges Urtheil über den Ausfall derselben wird auf. Grund
der vorstehenden Zahlen zwar noch nicht ausgesprochen werden können, immerhin konstatiren dieselben die erfreuliche Thatsache, daß nach den in gleicher
Weise durch die landwirthschaftlichtn Vereine vorgenommenen
Ermittelungen über die Ernteaussichten des laufenden Jahres
und der beiden Vorjahre, im Jahre 1884 bei sämmtlichen in Betracht gezogenen Früchten (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hülsenfruͤchten, Kartoffeln, Raps und Rübsen, Kleeheu und Wiesenheu) ein erheblich höherer Ertrag als im Jahre 1883, im Vergleich mit dem gesegneten Erntejahre 1882 bei Weizen, Gerste und Hafer ein annähernd gleicher, bei den Hülsen— früchten, Kartoffeln, Raps und Rübsen, Kleehen und Wiesen—
100 1094 96 941095 91 10 1096 191.
heu ein noch günstigerer Ernteausfall erwartet wird, wie nach⸗ stehende, die bezüglichen Zahlen der Jahre 1882, 1883 und 1884 gegenüberstellende Uebersicht ergiebt, wonach der Ernte⸗ ertrag geschätzt wurde:
in Prozenten einer Mittelernte S 2 863 min — 2 — z 3 — — — 8 im . 2 * 2 2 . S * 3 8 82 ; 2 15 2 5 2 — Jahre — S — 2 6 ö * — ** 6 28 2 28 15 83 8 2 — 2 — 9 88 — 5 2 2 8 2 * 5 S5 2 2 D 2 S — ——— 2 2 — Q 18322 105 1098 182 102 95 37 86 37 95 1883 81 85 384 9 79 94 69 70 76 1834 98 99 98 96 97 98 238 192 106
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) Bei der heute beendigten Ziehung der. 4 Klasse I70. Königlich preußischer Klasienlotterie fielen: 1 Gewinn von 450 000 (S½ auf Nr. 5656. 1 Gewinn von 30 000 6 auf Nr. 55 680. 2 Gewinne von 15 0006 auf Nr. 66 131. 91 960.
3 Gewinne von 6000 66 auf Nr. 7155. 36 740. 39171.
49 Gewinne von 3000 s6 auf Nr. 211. S815. S881. 1471. 2125. 4274. 11 120. 15 225. 15 074. 18 356. 19 494. 24817. 25 671. 27 014. 28 690. 32430. 38119. 41 307. 42 499. 43 299. 45 065. 48 122. 49157. 53 375. 53 723. 54 345. 55 195. 55 285. 57 726. 61 449. 61 738. 62 598. 62 818. 63 144. 64160. 67 800. 68 522. 70 682. 73 586. 74359. 74775. 76619. 77 392. 80387. 85 539. S6 895. S8 623. 90 534. 91 022.
47 Gewinne von 1500 S6 auf Nr. 174. 5392. 5491. 5944. 7448. 10 092. 14 903. 18118. 19612. 20 895. 23 488. 24009. 28 903. 34258. 36182. 36613. 38 743. 40 898. 44468. 45 938. 48 448. 50 072. 50 316. 50 754. 52 577. 53 051. 55 013. 56151. 59 377. 61 983. 65933. 65937. 66 8 6 8, 8561 890 668 81181. S6 846. 87 405. 87 526. 91 084. 91 970. 94034. 94132. 94 440.
58 Gewinne von 550 s6 auf Nr. 1121. 3272. 4646. 6036. 8187. 14 975. 18 196. 20116. 20740. 21 023. 21 423. 26 705. 27 013. 27 388. 27 870. 28 116. 31 344. 32014. 35 736. 36336. 38539. 38 981. 42 652. 44217. 44 255. 48 092. 49 543. 53 746. 53 805. 53 983. 54 675. 54 692. 58 950. 59 145. 61 041. 61 604. 66157. 70 342. 70 483. 39 35333 73 866. 74109. 74 616. 7577 76 299. 78 649. S0 157. 80751. 81 133. 83 786. 83 955. 85 375. 87 478. 90 372. 91 538. 92014 944038.
Der amtliche stenographische Unterricht im Hause
der Abgeordneten beginnt am Donnerstag, den 14. August. Neben vetschiedenen Anfängerkursen, die hauptsächlich für Schüler der oberen Klassen höherer Lehranstalten bestimmt sind und in 12 Unter— richtsstunden beendet sein werden, finden auch praktische Uebungen für Diejenigen statt, welche sich zu Fachstenographen ausbilden wollen. Die Kurse sind unentgeltlich. Anmeldungen werden von Montag, den 11. d, ab im stenographischen Bureau des Hauses der Ab— geordneten, Vormittags von 11 bis 1 Uhr, angenommen.
Der Pulverthurm
rno, 8. August. (W. T. B.) l die Luft
18 San Giorgio ist heute Nachmittag in Personen wurden getödtet, drei andere verwundet.
(CEtrlbl. d. Bauv.) Das nicht allein in den Kreisen der Archi⸗ tekten hochberühmte, seiner Erbauungözeit nach auf der Grenze zwi⸗ schen Gothik und Renaissance stehende Knochen haueramts -Haus am Markt in Hildesheim, ist in verwichener Woche in Brand gerathen und nur mit großer Anstrenzung vor pölliger Vernichtung bewahrt worden. Das gewaltige Satteldach mit den Giebeln ist gänzlich zerstört, die aufgehenden Stockwerke jedoch gelang es zu retten. In der gesammten Bärgerschaft herrscht eine einzige, dahin— gehende Stimme, daß es nothwendig, die zu Grunde gegangenen Theile möglichst bald und in derselben Gestalt, die sie vor dem Brande zeigten, wieder herzustellen.
Mit der Restauration der Marienkirche in Mühlha i. Thüringen, dieser Perle der gothischen Baukunst, ist jetz
gonnen worden.
— ́
. 2 8 *
Belle ⸗Alliance ⸗ Theater. Bei der am Mittwoch statt⸗ findenden Extravorstellung zu halben Theaterkassenpreisen ist auch der Eintrittspreis für den Garten auf 50 * ermäßigt. — Am Dienstag tritt zum ersten Male die Concertsängerin Señßora Esmenia de Oliveira auf.
Das Central⸗-Theater, welches längere Zeit seine Hallen geschlossen hatte, öffnete dieselben unter der neuen Direktion des Hrn. Ad. Ernst vor einigen Tagen wieder. Die günstigen Erwartungen, welche sich hieran knüpften, scheinen in Erfüllung gehen zu wollen, denn die Novität, mit welcher sich das Etablissement in die neue Saison einführte, erfreut sich einer sehr beifälligen Aufnahme, und dürfte das „Jägerliebcken‘, Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow, eine große Anzahl von Liebhabern allabendlich in den geschmackvollen Räum- lichkeiten des kleinen Musentempels versammeln. Das Stück bewegt sich in dem auf jener Bühne heimischen Volksstückzenre, mehr dazu bestimmt, dem Publikum einen lustigen Abend zu bereiten, als an feine Empfindungen und Phantasie große Anforderungen zu stellen. Man fieut sich an den scherzhaften Situationen, den drolligen Witzen und dem naiven, frischen Humor, welcher in drastischer Weise zum Ausdruck gelangt. Die BFarsteller lassen es denn auch an nichts fehlen, das Publikum du lch ihr lebendiges, gut durchgeführtes Spiel in der heitersten Laune und in beständiger Lachlust fis zu Ende des Stücks zu erhalten, obgleich es hier und da nicht an Ausdrücken komischen Entfetzens Über die oft gewaltsam herbeigeiggenen Witze fehlt. Hr. Ernst als Eugen Kloß, Fabrikant künstlicher Mineralwässser, nimmt wie immer die erste Stelle ein, und erfreut allgemein durch seinen unerschöpflichen Humor und sein urkomisches Spiel; seine zum Schluß erfolgte Verlobung. mit der korpulenten Mincna Backobst, welche in Fr. Lid eine vorzügliche Darstellerin findet, erregte die allgemeinste Heiterkeit. Frl. Marie Voigt spielte die Eugenie Duval frisch und gewandt, obgleich zuweilen etwas zu lebhaft und im Vortrag mit zu scharfer, schneidender Stimme Fil. Mark⸗ wardt giebt die Elise Schmidt durchaus sympathisch. Die Rollen. der drei Heirathskandidaten werden von Hrn. Weiß als Jäger, Hrn. Toeber als Fispel und von Hrn. Tielscher als Hans Dampf mit Geschick und Beifall gegeben, insbesondere er Firbt sich Hr. Tielscher als Hamburger Kind den allge⸗ meinen Beifall; Hr. Fichtner als Lork und Erl. Brandt als Anna dürfen ebenfalls auf Anerkennung rechnen. Wenn zum Schluß bei sechsfacher Verlo bung das ganze Personal im bunten Chor ein lustiges Lied erschallen läßt, da stimmt wobl Jeder vergnügt in den allge⸗ meinen Beifall ein, welcher der flotten und weoblgelungenen Vor stellung gezollt wird.