1884 / 201 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Aug 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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sowie dem Ober⸗Forsimeister von Wurmb die Ober⸗Forst⸗ meisterstelle bei der Königlichen Regierung zu Cöln übertragen, und der Forstmeister Ulrici zu Cöln auf die Forstmeisterste Merseburg⸗Düben versetzt worden.

Personalver änderungen. söniglich Preußische Armee.

Grnennungen, Beförderungen und Versetz ungen. Im aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 19. August. Bever, Major z. D. und Bez. Commandeur des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 14, ein Patent seiner Charge verliehen. 21. August. Graf r. Brandenburg II. Gen. der Kap. und kommandirender General des Garde⸗-Corxs, in Genebmigung seines Abschiedsgesuches, unter Belassung in seinem Verhältniß als General ⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, mit Pension zur Dis vosition gestellt; derselbe soll außer bei den Gen. Adjutn. Sr. Majestät auch bei den Offizn. à la snite der Armee und in der Anciennetätsliste der Generalität fortgeführt werden. v. Pape, Gen. der Inf. und kommandirender General des III. Armee-Korps, unter Belan. in seinem Verhältn. als mit Wahrnehm. der Funktionen als Oberbefeblshaher in den Marken beauftragt, in gleicher Eigen schaft zum Garde⸗Corps e ü. Prinz Heinrich von Hessen und bei Rhein Großberzogl. Hoheit, Gen. Lt. und Commandeur der 25. Dir,. E. Albedryll, General ⸗Lieutenant und General⸗ Adjut. Sr. Majestät des Kaisers u Königs, Chef des Militärkabinets, unter Belassung in ihrer bisber. Stellung, der Rang eines komman⸗ direnden Generals verliehen. Graf v. Wartensleben, Gen. Lt. und Commandeur der 17. Div., mit der Führung des III. Armee- Corps, Bronsart r. Schellendorff, Gen. Major und Chef des Generalstabes des X. Armee ⸗Corps, mit der Führung der 17. Dir. beauftragt. Treusch v. Buttlar⸗Brandenfels, Major und etatsmäß Stabsoffiz. vom Westfäl. Kür. Regt. Nr. 4, zum Com- mandeur des Drgg. Regts. Nr. 13 ernannt. Prinz zu Sayn⸗— Wittgenstein Berleburg, Major aggreg. dem Kür. Regt. Nr. 4, als etatsmäß. Stabsoffiz. in dieses Regt. einrangirt. von Natzmer, Major und Escadr. Chef vom Kür. Regt. Nr. 4, ein Patent seiner Charge verliehen. . ö

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 16. August. Lehmann, Pr. Lt. vom Feld.⸗Art. Regt. Nr. 10. der Abschied bewilligt. 21. Au gu st. Frbr. von Bredow, Major und Fommandeur des Drag. Regts. Nr. 13, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, als Oberst⸗Lt. mit Pens. zur

Disv. gestellt. Kaiserliche Marine.

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen 2e. Schloß Babelsberg, 19. August. Gehrmann, Lt. zur See, zum Kapitän Lt., Brinkmann II, Unter ⸗Lt. zur See, zum Lt. zur See befördert. 21. August. Valois, Kaxitän zur See, zum Tommandanten S. M. gedeckten Korp. Bismarck“ v. Pawelsz, Korv. Kapitän, zum Commandeur der 2. Matrosen⸗Div., ernannt.

Aichtamtliches. Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. August. Das heute Vormittag ausgegebene Bulletin über das Befinden Ihrer König— lichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm lautet:

K Marmor-Palais, 11 Uhr Vormittags.

Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm haben keine bessere Nacht gehabt, auch ist eine Abnahme der

Krankheitserscheinung nicht eingetreten. Ebmeyer. Velten.

Sr. Großherzoglichen Hoheit dem Prinzen Hein— rich von Hessen und bei Rhein, General-Lieutenant und Commandeur der Großherzoglich hessischen (25.) Division, und dem General-Lieutenant von Albedyll, General-Adju— tanten Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Chef des Militär-Kabinets, ist, unter Belassung in ihrer bisherigen Stellung, der Rang eines kommandirenden Generals verliehen worden. Der General-Lieutenant und Commandeur der 17. Division, Graf von Wartensleben, ist mit der Füh— rung des III. Armee-Corps, und der General-Major und Chef des Generalstabes des X. Armee-Corps, Bronsart von Schellendorff, mit der Führung der 17. Division beauftragt worden.

Der General⸗-Lieutenant Graf von Wartensleben ist zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen.

Bayern. München, 25. August. (W. T. B.) Se Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern ist heute Nachmittag behufs Theilnahme an den bei Rawitsch statt— findenden Kavallerie-Manövern nach Berlin abgereist.

Württemberg. Stuttgart, 27. August. Der „St.⸗A.

f. W.“ meldet aus Schloß Friedrichshafen, vom 25. August: Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten der Groß— herzog und die Großherzogin von Baden, sowie Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Württem— berg sind heute Mittag zum Besuch Ihrer Königlichen Majestäten eingetroffen, haben bei Höchstdenselben das Diner eingenommen und sind Nachmittags wieder nach Schloß Mainau beziehungsweise Villa Seefeld zurückgekehrt. Ulm, 26. August. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz traf heute Vormittag 11 Uhr bei dem Wärterhause Nr. 128 bei Del lmensingen ein und begab Sich von da zu Wagen nach dem Exerzierfelde.

Dort stieg der Kronprinz, zu Pferde und nahm die Besichtigung der 54. Infanterie⸗Brigade unter dem General—

j Der kommandirende General von Schachtmeyer und der Kriegs-Minister von Steinheil Nachdem Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit die Front der Truppenaufstellung abgeritten hatte, fand ein Parademarsch und darauf ein Exerzieren im Nach Schluß der Besichtigung kehrte der und be⸗ gab Sich von dort mittels Extrazuges nach Ulm, wo die Auf dem Bahn⸗

Major von Wölkern vor. wohnten der Besichtigung bei. euer statt. ronprinz nach dem Bahnwärterhause zuruck

Ankunft um 1 Uhr 20 Min, erfolgte.

. nahm der Kronprinz das Diner ein und begab Sich odann n Wagen auf den Exerzierplatz bei Dornstadt, wo ichtigung der 53. Infanterie-Brigade unter dem General-Majser von Graevenitz stattfand. Trotz des anhalten den Regenwetters wohnten dem militärischen Schauspiel zahl— reiche Zuschauer zu Wagen bei. Nach der letzten Besichtigung kehrte Se. Kaiserliche und bn eli ge gehn, nach dem Bahn⸗

hr die Weiterreise nach

Stuttgart, 27. August. (W. T. B.) Se. Kaiserliche

die Be

hof Ulm zurück, von wo um 6 Stuttgart erfolgte.

hier eingetroffen und im Schlosse abgestiegen. Heute frü Ludwigsburg.

rin; wurde bei Seiner gestrigen Ankunst von dem Oberst⸗Hofmeister Freiherrn von Thumb⸗Neuburg empfan⸗ gen. Das Souper nahm Se. Kaiserliche Hoheit mit Persõnlichkeiten ein. e gung bei Ludwigsburg nahm einen glänzenden Verlauf. Das Wetter blieb bis gegen den Schluß der Besichti⸗

gung gut. Um 10 Uhr kehrte der Kronprinz nach Stuttgart zurück, wo Se. Kaiserliche Hohei

empfangen wurde. Bald nach der Ankunft begab Sich der Kronprinz zum Dejeuner zu dem kommandirenden General

Hoheit, die Rückreise nach Berlin anzutreten.

vom 8. Januar d. J. zwischen Oesterreich⸗Ungarn und der

ein Kaiserliches Patent vom 20. August 1884, betreffend

begab Sich Höchstderselbe zur Truppen besichtigung n

27. August, Mittags. (W. T. B.) Der Kron⸗

dem preußischen Gesandten und anderen hoöchgestellten Die heutige Truppenbesichti⸗

it von dem zahlreich an⸗ wesenden Publikum mit enthusiastischen Kundgebungen

von Schachtmeyer. Nachmittags beabsichtigt Se. Kaiserliche

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 26. August. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Uebereinkunft

Schweiz wegen Bewilligung des Armenrechts sowie ferner

die Einberufung der Landtage von Böhmen, Oesterreich

unter und ob der Enns, Salzburg, Steiermark, Kärnten,

Schlesien und des Landtages von Triest mit seinem ebiet.

Schweiz. Bern, 26. August. Der „Bund“ schreibt: Wie wir vernehmen, hat in Folge der Verbreitung eines anarchistischen Flugblattes in Bern die hiesige Polizei sofort eine einläßliche Untersuchung angeordnet. Mehrere verdächtige Personen wurden polizeilich einver— nommen, jedoch bis auf eine, welche zur Zeit noch provisorisch inhaftirt ist, wieder auf freien Fuß gesetzt. Auch fanden mehrere Hausuntersuchungen statt, und es ist der Polizei gelungen, in einem Lokale der Anarchisten den Rest der Exemplare der Proklamation, betreffend den Anarchisten Stellmacher, aufzufinden. Natürlich leugneten alle als der That verdächtig Einvernommenen ihre Schuld in der Angelegenheit; doch glaubt man, wie wir von kompetenter Seite vernehmen, dem Thäter auf der Spur zu sein. Am Sonntag wurden zwei weitere Personen in der nämlichen Affäre polizeilich einvernommen.

Belgien. Brüssel, 26. August. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat den ersten Artikel des Schulgesetzes mit 78 gegen 50 Stimmen angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 25. August. (Allg. Corr.) Eine der größten konservativen Kund— gebungen, die je in Jorkshire gehalten worden, fand am Sonnabend in Nostel!l Priory unweit Wakefield, dem Landsitze des Parlamentsmitgliedes Rowland Winn, statt. Vormittags bildete der malerische Park mit seinen berühmten Anlagen ein ungeheueres Lager, und für den Komfort der auf 130 000 Personen geschätzten Besucher war in jeder Bezie⸗ hung Sorge getragen worden. Nicht weniger als 40 Extra— züge hatten die Kontingente zahlreicher Städte und Distrikte herbeigeführt. Gegen Mittag defilirten Deputirte von 193 konservativen Associationen vor Sir Stafford Northeote und Lord Carnarvon vorüber und überreichten Adressen. Die Hauptredner des darauf abgehaltenen Meetings waren außer Sir Stafford Northcote und Lord Carnarvon, Mr. Ashmead Bartelett, Mr. C. S. Wortley, Mr. Cecil Raikes, der Herzog von Norfolk und Mr. W. S. Stan hope. Selbstverständlich hatten sämmtliche Reden die Vertheidigung des Oberhauses in seinem Verhalten gegen die neue Wahlreform⸗Vorlage zum Zweck.

27. August, Vormittags. (W. T. B.) General Wol- seley reist unverzüglich nach Egypten ab, um das Ober— kommando über die Truppen daselbst zeitweilig zu über— nehmen und die Vorbereitungen für die Expedition nach Khartum zu überwachen.

Frankreich. Paris, 25. August. (Fr. Corr) An die Meldung einer Depesche der „Ag. Havas“ aus Shanghai, vom 24. August, anknüpfend, derzufolge das europäische Viertel von Futschau unter den Kriegsoperationen der Franzosen nicht zu leiden hatte, schreibt die Républigue frangaise“: Wir können erklären, warum weder die Europäer noch die Stadt Futschau unter der Beschießung zu leiden hatten; denn wir besitzen über die Operationen des Admirals Courbet sehr genaue und umständliche Angaben. Bekanntlich erbebt Futschau sich an den Ufern des Flusses Min, etwa 44 Meilen vom Meere entfernt. Die Insel Wufu theilt den Min hei seiner Mündung in zwei Arme. Wenn man dem Laufe des Flusses landeinwärts folgt, so schlägt man durch etwa 22 Meilen die westsüdwestliche Richtung ein; dann macht der Fluß plötzlich eine Biegung und die Richtung wird eine nordwestliche; am Ende dieser neuen 22 Meilen liegt ö Das Arsenal aber, welchem das Geschütz unseres eschwaders galt, ist weit von der Stadt entfernt. Es schmiegt sich in die Flußbiegung ein, wo diese die Insel Losing bildet. Wie man sieht, war die Stadt durch ihre Lage nicht minder als durch die Stellung der Schiffe des Admirals Courbet gegen die Kanonen geschützt. Am 18. Juli, also unmittelbar nach der Mittheilung des Ultimatums an den Tsung-Li⸗Jamen, faßte der Admiral Courbet einen kühnen Plan und führte ihn rasch und entschlossen aus. Er befuhr den Fluß mit den Kreuzern „Chateau Renaud“ und „Duguay⸗Trouin“, von denen jeder mit 14 Kanonen be⸗ waffnet war, den Avisodampfern „Volta“ und „Parseval“, den Kanonenböten „Aspie', „Lynx und „Vipere“ und den Torvedo- booten Nr. 45 und 45 und legte sich in den Ellbogen, den der Fluß bildet, derart, daß er hinter sich die Stadt und vor sich das Arsenal hatte. Diese Operation erfolgte ganz unbehindert. Wie kommt es, daß die Forts auf beiden Ufern des Min, an denen er vorbeifabren mußte, ibm nicht den Weg zu versperren suchten? Wären die Chinesen wirklich Chinesen, wenn sie in ihren Kom binationen, von denselben militäriscken Prinzipien und dem geraden Verstande ausgingen wie die Abendländer? Der Admiral Courbet nahm also vor dem Arsenal Stellung und fand da zu seinem Glück die chinesische Flotte, welche so in die Unmöglichkeit zu eichen versetzt war. Man begreift nun, wie der Admiral das Arsenal von Grund aus zerstören konnte, ohne die Stadt im Ge— ringsten zu beschädigen. Nicht minder begreiflich ist es, daß von ihm noch keine Depesche über die Operationen urd den glücklichen. Ausfall, derselben eingelaufen ist. Er hätte hierfür einen seiner Avisodampfer entsenden müssen; aber konnte er ihn den Kanonen der 3 aussetzen, welche sich diesmal sicherlich nicht so ruhig verhalten hätten wie bei der Einfahrt? Der Admiral hat es wohlweislich vorgezogen, mit all seinen Schiffen stromabwärts zu fahren und die Forts, welche von dem Atsenal bis ans Meer zerstreut sind, eins nach dem anderen zu entwaffnen und zu

war es, welches den Bericht des Admirals, der wahrscheinlich heute Abend oder morgen früb eintreffen wird, 1m 48 Stunden verzögerte. In Marseille sind am 24. August 8 Personen an

der Cholera gestorben. 26. August, Abends. (W. T. B.) Ein Tele⸗ avas“ aus Shanghai,

gramm der „Agence

von heute Abend, sagt: durch briefliche Mittheilungen aus Foutschou, die bis zum Sonntag Mittag reichten, werde be⸗ stätigt, daß die gesammte chinesische Flotte zerstört, die französische Flotte aber unversehrt sei. Die Verluste der ranzosen bezifferten sich auf nur 4 oder 5 Mann, unter denen ich ein amerikanischer Lootse befinde, der am Bord des Aviso „Volta“ an der Seite des Admirals getödtet worden sei. Ve chinesischer Quelle entstammenden Meldungen, in denen von einer Erkrankung des Admiral Courbet und von dem Verlust zweier franzöfischer Avisos die Rede sei, hätten sich nicht bestãätigt.

26. August, Abends. (W. T. B.) In den letzten 24 Stunden starben in Toulon 3, in arseille 6, in den Ostpyrenäen 25, in Hérault 6, in Gard ? und in Aude 5 Personen an der Cholera.

27. August, Vormittags. (W. T. B.) Ein Tele⸗ gramm der „Ag. Hav.“ aus Shanghai, von heute, sagt: offizielle Nachrichten über die Vorgänge bei Foutschu seien noch immer nicht eingegangen. Privatdepeschen würden wahrscheinlich von den Chinesen zurückgehalten. Die Ver— luste der Chinesen bei dem Bombardement am 23. d. M. würden auf 2 3000 Mann geschätzt. Die Franzosen hätten ein Torpedoboot verloren. Ueber einen am 25. d. M. auf die Forts stattgehabten Angriff liege durchaus keine Nachricht vor.

27. August, Vormittags. (W. T. B.) Ein Tele“ gramm des Admirals Courbet aus Foutschu, vom 24. d. M., lautet: Wir eröffneten am 23. d. M. um 2 Uhr Nachmittags das Feuer. Um 6 Uhr waren 9 chinesische Kriegsschiffe und 12 Kriegs-Dschonken in den Grund gebohrt. Ein französisches Torpedoboot hatte einen großen chinesischen Kreuzer vernichtet. Das Feuer der oberhalb des Arsenals befindlichen Kruppschen Batterie war zum Schweigen gebracht. Zwei feindliche Schiffe, welche noch übriggeblieben waren, retteten sich stromaufwärts, wohin ihnen keines unserer Kanonen boote wegen der zu geringen Wassertiefe folgen konnte. An der Aktion haben folgende Schiffe theilgenommen: „Volta“, auf welchem die Admiralitätsflagge aufgehißt war, „Duguaytrouin“, „Triomphante“, „Villars“, „Estaing“, „Aspice“, „Vipére“, „Lynx“, und von den Torpedobooten Nr. 45 und 45. Wir hatten 6 Todte und 27 Verwundte, von denen 14 nur leicht verwundet sind. Die Fahrzeuge haben nur solche Schäden erlitten, die sie mit ihren eigenen Mitteln be— seitigen können. Der Kessel des Torpedoboots Nr. 46 zer— sprang, da eine Kanonenkugel in denselben eingeschlagen war. Die Verluste der Chinesen sind sehr bedeutend. Wäh⸗ rend der Nacht vom 23. zum 24. d. M. wurden wir durch Brander und Boote mit Torpedos belästigt. Ich werde mich heute aller dieser Fahrzeuge entledigen und alsdann das Arsenal bombardiren. Es ist nicht darauf zu rechnen, daß wir vor dem 29. oder 30. aus dem Flusse Min herauskom— men werden. Offiziere und Mannschaften sind sämmlich von dem. besten Geiste beseelt.

Portugal. Lissabon, 23. August. (A. C.) Von den portugiesischen Besitzungen in Guinea wird hierher gemeldet, daß die Eingeborenen stämme, gegen welche jüngst eine Expedition entsandt wurde, sich den portugiesischen Behörden unterworfen haben und jetzt vollkommene Ruhe im Lande herrsche.

Italien. Rom, 26. August. (W. T. B.) In Busca (Provinz Cuneo) sind in der Zeit vom 23. August Abends bis 24. August Abends 30 Erkrankungs- und 10 Todes— fälle, in der Zeit vom 24. bis 25. August 29 Erkrankungs— und 10 Todesfälle an Cholera vorgekommen. In der Umgegend von Cuneo sind 7, in Fossano ist 1 Person erkrankt. Spezzia sind seit dem 22. d. M. insgesammt 84 Personen der Cholera erlegen. Die Zahl der Cholerafälle am gestrigen Tage beträgt in den Provinzen Turin 6 Er— krankungs⸗, 3 Todesfälle; Porto Maurizio 2Erkrankungs—⸗, 3 Todesfälle; Parma 6 Erkrankungs⸗, 4 Todesfälle; Massa⸗ Carrara 6 Erkrankungs-, 3 Todesfälle; Campobasso 6 Erkrankungsfälle; Bergamo 19 Erkrankungs- und Todesfãlle.

Busca, 26. August. (W. T. B.) Der König, welcher in Begleitung des Minister-Präsidenten Depretis heute Vormittag hier eingetroffen war, stattete sowohl den in den Hospitälern wie den in Privatwohnungen befindlichen Cholerakranken Besuche ab und hinterließ bei seiner Abreise eine Spende von 10000 Fr. für arme Kranke.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. August. W. T. B.) ‚Der Kaiser hat dem Großfürsten Wladi— mir, in besonderer Anerkennung seiner Verdienste um die sichtlich fortgeschrittene Ausbildung der Truppen, die Würde eines Oberstkommandirenden der Gardetruppen und des St. Petersburger Militärbezirks verliehen. Der Kaiser und die Kaiserin, welche gestern Nach— mittag von Sarskoje Selo nach Peterhof übersiedelten, haben vorher die zu den Manövern hierher entsendeten fremdherrlichen Offiziere in einer Abschiedsaudienz empfangen.

Dänemark. Kopenhagen, 26. August. (W. T. B.) Der „Berlingske Tidende“ zufolge hat der Minister des Innern, von Skeel, aus Gesundheitsrücksichten ein De— missionsgesuch eingereicht.

Asien. (Allg Corr) Wie aus Simla, vom 23. August, gemeldst wird, ist nunmehr vereinbart worden, daß die afghanische Grenzregulirungs-Kom mission Quetta am 1. September verlassen soll. Dieselbe wird über Mushki durch Nord-Beludschistan reisen und Afghanistan am Helmund betreten. Von dort wird sie sich nach Herat und Sarachs begeben. Der Emir Abderrahman hat sich nicht sehr günstig über die Durchreise der Kommission durch afgha— nisches Gebiet geäußert, aber nichts destoweniger versprochen, jeden in seiner Macht stehenden Beistand zu leisten. Die ,, und ihre Eskorte wird aus ca. 1000 Personen estehen.

China. (W. T. B.) Eine Depesche der „Ti mes“ aus Foutschu, vom 26. August, meldet: das Bombardement auf die Forts am Min wurde seit Tagesanbruch heftig fortgesetzt; auf die Kimpai Forts erstrecke sich dasselbe

und Königliche Hoheit der Kronprinz ist gestern Abend

zerstören. Dieses Werk muß zur Stunde schon vollbracht sein; dies

jedoch nicht.

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Afrika. Egypten. Kairo, 23. August. (All Ein amtliches elegramm aus af ; sechs Dampf boote und ein Schraubenschleypdampfer heute den ersten Katarakt hinauffahren werden. Ein anderer Dampfer wird folgen, nachdem er Kohlen an Bord genommen hat, Ein Dampfer brach am vorigen Hittwoch durch die Ge— walt der Strömung nieder. Der Nil steigt jetzt in befriedi⸗ 9 Weise. Oberst Butler kommt von England, um die uderboote der Nilexpedition unter seine Sohut' zu neh⸗ men. Oberst Colville wird sich nach Don gola begeben. Der Mudir von Don gola telegraphirt: es sei ein Ge⸗ rücht im Umlauf, wonach im Heere des Mahdi eine Seuche taglich 2 * 59 3 = 25. August. C.) Ein amtliches Telegramm aus Berber meldet, daß einige Soldaten der ten Gar⸗ nison, die sich dem Mudir von Dongola ergaben, den eng— lischen Major Kitchener davon benachrichtigten, daß 636 egyptische Offiziere und Soldaten aus Berber sich in der Gewalt der Rebellen befänden, die fie als Sklaven behandelten. In ihren Gebeten schalteten die Rebellen den Namen des Mahdi an Stelle des des Sultans ein, und die Türken würden als Heiden bezeichnet, die getödtet oder vertrieben werden müßten.

Zeitungsstimmen.

Wir lesen in der „Berliner Börsen-3eitung“:

Mit welcher Gründlichkeit und Sacklichkeit ö Ein and els⸗ Flätter zu Werke geben, wenn es gilt zu beweisen, daß die deut che Wirthschafte politik die Quelle alles Uebels, gebt wieder recht klar us einem kürzlich in einem deutschfreifinnigen Blatte verõffentlichten Artikel über die Handelskammerberichte für das Jahr 1883 hervor. Dersele beginnt mit den Worten: Aus der großen Zahl deri'sben wollen wir aus verschiedenen Gegenden Deutschlands Tinige Feraus, greifen und die allgemeinen Betrachtungen, die den Sxezialberichten meist vorausgeschickt werden, hier einer kurzen Prüfung unterziehen. Diese Betrachtungen sind fast überall ganz gleich. Mit der Versicherung daß ein kleiner Feortschritt in den Gesckäften zu bemerken el. fangen 'sse an und mit gewaltigen Klagen, die sich in den Sxezialberick ten meist noch wiederholen, hörten sie auf Nun werden ir zelne zus Tem Zu ammenbang herausgerisene Stellen der ECbemnitzer, Lim burzer, Pfälzijchen und Sa weidnitzer Handelskammern in das zehböris- eit zestellt urd der Artikel schließt mit der Tirade: . Turch' alle Berichte TDeutschlands oder derjenigen Handelskammern, welche ihre Berichte dem betr. Teutschfreisinnigen Blatt einzusenden für gut fanden? Die Red. d.. B. B. Z Nieht sich somit wie ein rothber Faden die UJzu- zriedenbeit der Fabrikanten mit der Geschäftslage urd die Tenden; einer Lohnverminderung für die Arbeiter. Das ist alfo der große Segen, den die Koalition der KonservatiLen und Klerikalen, zu Tenen sich nun auch die Nationalliberalen gesellt haben, dem deutschen Vater lande gebracht hat., das ist der Segen der vielgerühmten neuem Leut— schen Wirthschaftsvolitik. Etstaurlich ist es allerdirgs schon an und für sich, aus vier Handelskammerberichten einen Schluß auf die all= , Lage der Industrie in Deutschland zu zleken Wir haben is jetzt Auszüge aus den Berichten von mehr als dreißig Handels kam⸗ mern gebracht und zwar ohne Räücksichkt darauf, ob dieselben cut. zöllnerisch gesinnt oder dem Freihandel zugeneigt waren. Doch können wir konstatiren und unsere Leser werden sich dessen erinnern, daß in weitaus der Mehrzahl der Berichte die Sezrungen der neuen Teut— schen Wirthschaftspolitik! voll und rückkaltlos anerkannt wurden. Noch erstaunlicher aber ist es, wenn aus den betreffenden angezogenen Berichten selbst einem Blatt, das doch nur dem beften des Vater— landes dienen will, nachzuweisen ist, daß es im Parteilnteresse diejenigen Stellen der Berichte unterdrückt, deren Inbalt ihm nicht angenehm, während es aus einzelnen Sätzen triumpbirend die Richtigkeit feinen Ansicht nachweist oder doch nachweisen will. Uns liegt gerade der Qhresbericht der Handelskammer für die Kreife Reichenbach, Schweidnitz und Waldenburg vor. In demselben heißt es im allge⸗ meinen Theile wörtlich: Der Schwerrunkt der gewerblichen Tkätigkäit unseres Bezirks liegt in der Industrie; der Handel kommt nur infoweit in Betracht, als er den Bezirk mit den für die Fabrikation nöthigen Roh— und Halbfabrikaten, sowie mit den Konsumtionsartikeln seiner Bewohner versorgt, und den Absatz seiner Industrieprodukte vermittelt. Die Lage unserer Industrie hat im großen Ganzen keine wesentlichen Ver⸗ änderungen seit dem Vorjahre erliften. Wir konnten im Jahre 1882 fonstatiren, daß sich dieselbe im Ganzen eines ungestörten Ganges er⸗ freute. daß sie zwar im Allgemeinen mit sehr mäßigen Gewinnen zu⸗ frieden sein mußte, daß aber ein langsamer Fortschritt in derfelben nicht zu verkennen war. Dasselbe können wir vom Jahre 1883 be— richten. Die schweren verlustbringenden Jahre des letzten Dezenniumz haben ibre guten Folgen gehabt. Sie haben eine weise Sparsam keit in der Induftrie eingeführt, und namentlich das Streben der Fabrikanten, neue Artikel aufzusuchen und bei der Herstellung ihrer Produkte eine regelmäßige Qualität zu erzielen, im bohen Grade gesteigert. Wir haben in unseren früheren Berichten uns darüber beklagt, daß die Treue der Kundschaft und die damit verbundene Sickerbeit des Abfatzes fich sehr vermindert batte, die oben genannten energischen Bestrebungen unserer Industriellen, ihren Waaren eine gleichmäßige Gute zu geben, baben nach dieser Richtung hin günstig gewirkt und dem Äbsatz eine größere Konftanz verliehen. Auch läßt sich nicht verkennen, daß das konsumirende Publikum diese Bestrebungen insofern urterstützt, als es in der neueren Zeit einen etwas größeren Werth auf die Qualität der Waaren legt, und sich bei seinen Einkäufen nicht mebr lediglich von der Billigkeit leiten läßt. Aber nicht nur für den heimischen Markt, auch für den Export haben sich die Mühen der Fabrikanten frucht bringend bewiesen und zeigt die Steigerung desselben, daß die Klagen, welche früher vielfach über die deutsche Industrie laut wurden, daß dieselbe durch Unregelmäßigkeit ihrer Lieferungen den Engländern und Frarzosen gegenüber unkonkurrenjfähig wäre, nicht mehr gerechtfertigt sind. Der Export einzelner Fabrikate der Textilindustrie, sowie der Porzellanindustrie hat Fortschritte gemacht. Die Ansttengungen, welche die Industrie für die Verbesserung ihrer Produkte gemacht hat, waren selbstverständlich nicht ohne neue, zum Theil kostbare Ein richtungen möglich; der maschinenmäßige Betrieb mußte vielfack an die Stelle des noch vielfach vorbandenen Handbetriebes gesetzt werden. So rolljieht sich in der Tertilindustrie, wie die fortlaufende Steigerung in der Anzabl der Maschinenstüble zeigt, der Uebergang von der Handweberei zur Maschinenweberei immer mehr. In Folge dessen sind auch unsere Hülfsindustrie, wie namentlich die Maschinen⸗ bau · Anstalten, fortlaufend gut beschãftigt gewesen und auch die Bauthätigkeit ist etwas reger geworden. Noch kann dabei nicht unerwähnt bleiben, daß die Atbeiterberolkerung, welche allmählich zu dem Bewußtsein kam, daß sich die Industrie in einer sehr ungünstigen Lage befand und daß sie ihrerseits auch zu der Verbesserung derselben beitragen müsse, durch größeren Fleiß und willigeres Eingehen auf die Anforderungen der Arbeitgeber zu dieser Verbesserung beigetragen hat. Ein Mangel an Arbeitskräften ist, trotzdem in den meisten Industrien der Arbeiterstand etwas vermehrt wurde, nicht eingetreten und sind auch rur sebr sporadisch die Lohn sätze erhöbt worden. Wenn wir im Allgemeinen konstatiren konnten, daß die Industrie sich in einer erträglichen Lage befindet, so schließt das nicht aus, daß es noch immer Branchen giebt, welche unter der Ungunst der Verbältnisse leiden; für einzelne, wie z. B.. die Baumwollenspinnerei unseres Bezirks, hat sich die Situation im vergangenen Jahre recht ungünstig gestaltet, wie die Spezialberichte dies weiter miitheilen. Aus diesem allgemeinen Theil führt das Blatt nur die von uns mit Anführungszeichen angedeutete Stelle an und knüpft daran die Bemerkung: „Da haben wir es also wieder! Größerer Fleiß, erhöhte Arbeitsleistung derselbe Lohn. Das ist Lohnreduktion! Wahrscheinlich auch wird sich wobl dirett

an einigen Stellen der Lohn sporadisch vermindert haben, ebenso wie r sich sroradisch erbäbt bat. Es unterdrückt also geflisfentlich die Konstatirung einer Besserung, ist mit einer sporadischen Lohner sung unzufrieden und betzt die Arbeiter dadurch gegen die Arbeit geber auf, daß es ihnen vorbält:; sie thäten zu wiel fürs Eeld.«. Doch in den Sxzialberichten wiederholen sich ja die gewaltigen Klagen! der Industrie. In dem ange⸗ Kübrten Berickte keißt es Seite 5 (einenindustrie): . Der gäünftige Verlauf des Jahres 1852, welchen wir im zorigen Händels kammer bericht zur Kenntniß bringen konnten, setzte sich im Jahre 1883 fort. Alte, billige, noch aus Importen vor Einführung des Zolltarifs berrübrende Seweberorrãtbe waren geräumt, der Absatz war ein vegel mäßiger, da der Konfum zufolge der günstigen Lase aller anderen Verhältnisse stetig blieb, und waren daber alle Etablissements, sowie die für die Leinen industrie vorhandenen Kräfte das ganze Jabr über voll und zut keschaftigt. Der Absatz fand fast nn? im In— lande statt und treien nicht ungänstige Wendungen Tin, so. baben wir nicht nöthig, uns, nach Frport zu ke— wüben, welcher wegen der kohen Eirgangzslle der anderen Staaten Nutzen nicht abwerfen kann, und welcher also nur eintreten dürfte, wenn Uekerdroduktion in irgend einem Ärtikel vorbanden wäre. Srezialitäten, die in den anderen Staaten nicht fabrizirt werden, sind natürlich hiervon ausgenommen“ Ferner lesen wir Seite 18 (Fabrikation gußeiserner Waaren und Maschinen)p: Nach den uns vorliegenden Berichten wird die Gesckäftelage im vergangenen Jabre im Allgemeinen als befriedigend, um Theil fogar als gut be- zeichnet, so daß einzelne Firmen ibre Werke durch Vermehrung der Werkzeugmaschinen, Aufftellung neuer Damp fkeffek .. ꝛc. leistungs · fäbiger gestalten konnten. Der Umsatz war ein guter, jedoch wurden gegen Ende des Jahres die Aussickten ungünstiger, da dieser Industriezweig durch die schlechten Konjunkturen im Bersbau und der Eisenindustrie beeinflußt wurde. Recht un« günstig gestaltete sich jedoch das Geschaft in landwirtbschaftlichen Maschinen in Folge der schlechten Ernte. Die neue Zollgesetzgebung Rat auf die Maschinenbranche einen günstigen Finfluß' ausgeübt, Eine Vertbeuerung der Rohmaterialien ist dadurch nicht herbei seiübrt worden, wenigstens ist gegenüber den Schwankungen der Eisenvreise der für die Maschinenbauanstalten in Betracht kommende Einfuhrzoll auf Robeisen unerheblich. Sehr geschadigt sind dieselben durch die Erhößung der Eingangs;ölle in Oesterreich und Rußland, nach welchen Ländern die Geschäfte immer schwöeriger werden.“ Diese Beispiele genügen wobl, um die Unvarteilichkeit des betr. frei sinnigen Blattes zu illustriren. Der „Magdeburgischen Zeitung“ wird aus Hannover u. d. 23. d. M. geschrieben: In einer troz des schönen Wetters sehr stark besuchten Ver— sammlung des nationalliberalen Vzreins lielt Hr. Redacteur Petz ig einen sehr eingebenden, klaren, im besten Sinne des Wortes nüchfer- nen Vortrag über deutsche Kolonialunternebmungen und Dampfer subventionen, welcher die lebbafteste Zustimmung und den ungetheilten Beifall der Anwesenden erhielt. Bei der groen Fülle des gegebenen Details müssen wir uns auf einige Hauxtzedanken beschranken. Rerner besprach u. A. die jetzigen Erwerbungen Deutschlands in Afrika. Der deutsche Kaufmann in der Fremde sei die geeignetste Persönlichkeit, die rverbereitenden Schritte zur Anlegung von Kolonien zu thun. Diesen Unternehmungen sei nichts nöthig als der Schutz des Deutscken Reiches. Es sei vor der Hard nichts Anderes zu erstreben, als Wachtposten auszustellen, die immer weiter vorzuschieben seien, aber nach einem bestimmten wobl— urcdachten Plane. Kein Schritt, den wir auf dem Gebiete der Kolonisation thun, verpflichte uns zu einem zweiten. Zunäckst handele (s sich um die Anlegung ron Handelsfaktoreien in Afrika und deren Schutz durch das Reich. Dann all mäbli werde auch der deutsche Bauer kommen, und was der in Besitz genommen habe, werde deutsch bleiben. Schließlich besprach der Redner die vom Reichskanzler beantragte Unterstützung von Damrfersubventionen. Auch hier wies er an der Hand der Statistik nach, wie bei den anderen Nationen mit der Ausdehnung der Dampferligien der Exxort sich stets gehoben babe. Nach Beendigung des Vortrages nahm die Versammlung folgende Resolution an:

-Die ron dem nationalliberalen Verein in Hannover berufene Versammlung begrüßt die neuen deutschen Unternehmungen in über seeischen Ländern als Anfang erweiterter Handelsbeziehungen und deutscher Ansiedlung mit großer Freude. Sie spricht Über die Zu⸗ sicherung des Reichs tanzlers, jeder gerechtfertigten Unternehmung dieser Art den Schutz des Reiches zuwenden zu wollen, sowie über die in dieser Richtung getbanen Schritte, ins besondere auch Über die Vor— lage der Dam æpfersubvention, ihre lebhafteste Genugtbuung aus. Sie giebt sich der freudigen Zuversickt hin, daß die Früchte deutschen Unternehmungsgeistes und deutscher Kulturarbeit in bis jetzt Herren- losen Ländern für die Zukunft auch voll und ganz dem deutschen Volke zu Gute kommen werden.“

Kunft, Wifsenschaft und Literatur.

Von der auf Veranlassung Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit

es Kronprinzen veranstalteten Publikation der Urkunden und

Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wil“ helm von Brandenburg“ (Berlin, Druck und Verlag von Georg Reimer) ist soeben der 8. Band (der „Politifchen Verband? lungen 5. Band) ausgegeben worden. In diesem Bande gelangt die Sammlung und Bearbeitung derjenigen Schrift⸗ stůcke zum Abschluß, welche zur quellengemäßen Erläuterung und urkundlichen Illustration der politischen Aktionen des großen Kur— sfürsten in den zwanzig ersten Jahren seiner Regierung Festimmt und zon Professor Dr. Erdmannsdörffer herausgegeben worden sind. Wie die des 7., so betreffen auch die in dem vorliegenden Bande nach den brandenkurgischen Gesandtschaftsakten mitgetheilten Doku mente und Auszüge vorzugsweise die dirlomatischen Beziehungen Brandenburgs wahrend des nordischen Krieges zu den darin ver— wickelten Mächten, Rußland, Schweden und Polen, Frankreich und Dänemark, sowie den Verlauf der Fliedensvesbandlur gen in Thorn und Varschau, Danzig und Olixa. Mit dem Abschluß des Fri. dens von lia endet in dem rorliegenden Bande dieser Theil der Pu— Flikation. Den Hintergrund der Darstellung bilden die gleickzeitü en Ereignisse der Reichsgesckichte, wie die Wabk Leopolds J. zum Kaiser und die Gründung des Rheinbundes,. Auch in diefem Bande finden sich viele Aktenstücke, welche bisher nicht zugänglich waren und nun zum ersten Male an die Ocffentlichkäͤt gelangen. Der erste Abschnitt hat die Beziehungen Brandenburgs zu Rußland während des nordischen Krieges, 1556 1636. zum Gegenstande? und enthält die Aktenstücke über die Sendung Eulenburgs an den Czaren, welke den Aëssckluß eines Freund chafts vertrages zum Refultat hatte. Tiese im russischen Feldlager vor Riga, am 25. September 16356, abge= schlossene Konvention ist als der erste eigentliche Staatsvertrag zwischen Rußland und Preußen zu betrachten. Er hat zwischen den beiden Staaten ein freundschaftliches Verhältnis begründet, welches weit über die bier besprochene Zeit hinaus in Kraft geblieben ist, ohne gerade zuvörderst ein sehr nahes und wirkungsvolles zu werden.“ Nach dem Abschluß des Wehlauer Vertrages, im Sktober 1557 wurde don Berntin abgesandt, um dem Verbündeten in Moskau

Kunde davon zu geben. Der junge, dabei zum ersten Male

selbständig verwandte Diplomat war der erste brandenburgische Gesandte, welcher an den Czarenhof in Moskau gekommen ist. Die mitgetheilten Auszüge aus dem Tagebuche, welches er über seine aft ret gefahrvolle Reise und seinen Aufenthalt in der alten Czarenstadt gefübrt hat, bieten mancherlei auch kulturbistorisch inter⸗ esante, Cinzelheiten. Das Letztere gilt auch von dem Theil des Brief— wech sels zwischen dem Ezaren und dem Kurfürsten, der das namentlich von russischer Seite mit großer Peinlichkeit bebandelte Ceremonial bei den Empfängen betrifft. Uebrigens gelang es dem KRurfürsten nickt, den Czaren Alerei iCn der Mügegnerschaft gegen Schweden zu erbalten, denn dem schon im Dejember 1655 abgeschlossenen

Waffenstillstande folgte 1661 der Friede von Kart is zwischen

diesen beiden Mächten, während der Krieg mit Polen noch fast ein Dezennium von Rußland fortgeführt wurde, bis der Triede von Andrussow im Jahre 1667 auch ihn beendete. Für die Dauerhaftigkeit der freundschaftlichen Beziekungen zwischen Moskau und Berlin spricht jedoch der Umstand, das bei dieser Friedensverbandlung der Czar den Kurfürsten ausdrücklich um seine Vermittelung anging, um den zunächst nur auf Frist abgeschlossenen Frieden zu einem definitiven zu machen. Der zweite Abschnitt bandelt von dem Bunde Brandenburgs mit Schweden. 1656— 1657. der Zeit der aktlven Waffengemeinschaft zwiscen dem Kurfürften und dem König Karl Gustav, welche durch den Königsberger Vertrag und das Marienburger Bündniß begründet worden war. Ueber die nicht besonders erfolgreichen militäriscken Aktionen an der preußisch⸗polnischen Grenze ist der ausführlich? Briefwechfel ror= handen, welcher zwischen dem Kurfürsten und Tem mit der Führung der Trupven betrauten Grafen Waldeck stattgefunden kat. Diese Korrespondenz wird im Berliner Staatzarchie und dem Arcs in Arolsen aufbewahrt. Sie bietet neben dem strategischen auch viel politisches Interefse und ist deshalb hier, unter den Tokumenten über die politischen Verhandlungen, sehr wobl am Platze. Gerade ihrem politischen Inhalt verdankt sie ja auch ihre Erhaltung, während der rein militärische Briefwechsel mit den anderen brandenkburgischen Deer führern, wie Dörfflinger, Sparr ꝛc. beinahe vollständig verloren ge⸗ gangen ist. Es folzen dann Auszüge aus den Akten über die Ge= sandtschaft p. Kleitts nach Dänemark, ron welchem der schwedifche Bundesgenosse bedroht wurde, sowie die Verbandlungen mit Schweden bis zum Vertrage von Labiau, über dessen Genesis einize bisker un- benutzte Akten mitgetheilt werden. Die weiteren AÄktenfrücke betreffen die Konferenz zu Marienburg, den Feldzug im okeren Polen, im März bis Juni 1657 (Fortsetzung der Korresponden; des Rurfärsten mit xem Grafen Waldeck und die weiteren Verhandlungen mit Da nem ark. Der dritte Abschnitt führt den Titel: Ausfsh nung mir Polen und Bruch mit Schweden, 1657— 58. Er bringt zunächst eine Aus— wahl der mwichtigsten Akten, welcke den Verlauf der direkten Ver— bandlungen mit Polen bis zum Abscklus der Verträge von Wlan und Bromberg erläutern. Polnischerseits führt fie anfänglich der littauische Unterfeldherr Vincenz; Gonsiewsfi und dann der osterreichische Vermittler Fr. von Lisola; aber auch die Königin Louise Marie von Polen sucht durch die Kurfürstin⸗ Mutter, Elisabeth Charlotte, Einwirkung zu Gunften des Friedens zwischen Brandenburg und Polen auf den Kurfürften zu gwinnen, indem sie öfter in beredten Worten die gefährdete Lage des Kurfürsten schildert. Daran reiben sich dann ar dererfeits die Aktenstäcke und Cerrespondenzen, welche die allmäbliche Lockerung des Verhältnisies zu Schweden illustriren und mit dem Abtruch de; Flensßkurger Verhandlungen scklicßen. Ein Anhang ertkält noch die Akten über den Austritt des Grafen Waldeck aus branden- kurgischen Diensten, der sich zu diesem Schritt durch die Abkehr Brandenburgs von Schweden, die Aussöhnung mit Polen und die Annäherunz an Oesterreich unvermeidlich gezwungen sah. O Hervorragendes Interesse beansprucht und bietet der vierke Theil. Der volitischen Berständigzung zwischen Brandenburg und Polen zu Welau folgte einige Wochen später eine rersẽnsiche Zufammentunfst beider Herrscher in Bromberg. Noch vor dem Abschlütz des Welauer Vertrages aber beginnt mit einem offtziellen Sreiben dez Kur— fürsten vom 16. August 1657, welches sei en Gesandten Hoverbeck bei der Königin Louise Marie von Polen beglaubizt, ein lesbafter Brief— wechsel mit zwiscken Beiden. Die Königin antwortet sotort eigen⸗ bändig und erbietet sich, ihrerseits alles zur Befestigung und Unßer— haltung der siv anbahnenden neuen Einigung zwischen dem König und dem Kutfürsten zu thun. Diese Corresponden; fert sich kis zum allmählichen Erkalten fort und bricht erst im Jakre 1651 ab. Sie wird im hiesigen Geb. Staats-Archix aufbewahrt und war bis ber ganz unbekannt und unbenutzt. Die Briefe sind französisch ab— gefaßt. Von den Schreiben des Kurfürsten sind die Konzerte ror- handen, welche fast durchgängig von der Hand Otto's von Schwerin herrühren, während die Briefe der Könizin theils eigen bändis, tbeils pon einem Sekretär (nicht selten in Chiffren) geschrieben find. Die Königin spricht in den meisten ven sich felbst und dem Kurfürflen in der dritten Person, ebenso der Kurfürst. Diese hier zum ersten Male veröffentlichten Briefe bieten eine neue wichtige Quelle fuͤr die Geschichte der volnisch⸗ brandenburgischen Beziehungen in den. beiden letzten Jahren des nordischen Krieges. Der 5. Abschnitt hat ie Bezebungen Brandenburgs zu Désterreich bis zum Frieden von Oliva (1057 = t) zum Gegen stande. Mit den Hesandtschaften Kittelmanns und von Lsbens an den österrcichischen Hof werden von dem Kurfürften die Verfuche zur Verständigaung er⸗ offnet. Dann folzen Korrespondenzen mit dem Kaiser Leopold sowie mit den österreichischen Generalen Montecuccoli de Soaches Yc. In dem folgenden 5. Abschnitt, beñfitelt . Interregnum und Kaiser— wahl (April 1637 bis Juli 1658)‘, sind aus den umFangreichen Fran— denburgischen Waklakten die wichtigsten in entfprechender Auswahl mitgetheilt. Sie beweisen, daß die Stellung des Großen Kurfürften in allen Stadien der Verbandlung eine sehr bedeutende war, sowobl vermöge des in der Reichspolitit gewonnenen Ansebens, als wegen seiner politisch-militärischen Stellung unter den in dem nordischen Kriege engazirten Mächten. Es laz im brandenburgischen In— teresse, die Habsburgische Kandidatur zu begünstigen, Üünd die Akten lassen erkennen, in welcher Weise und bis zu welchem Grade dies geschab, namlich das der Kurfürst die Linie eines durch aus freien, nach keiner Seite gebundenen Verfabrens einhielt, sodaỹ sein Auftreten für das letzte Stadium der Wablverhandlungen Ausscklag gebend wurde. Aufs Engste zusammen häsgen damit die auf die Entstehungsgeschichte des rbeinischen Bundes bejüglichen Tor— respondenzen, welche den Inhalt des 7. Abschnitts bilden., Sie be— ginnen im Frühiabr 1657 und erläutern die Beziebur gen des Kurfürsten zu dem Bundesprojekt und den Verbündeten bis zum Anfang des Jahres 1659. In dem 8. Theil: „Brandenburg und Dänemark (1657 = 60) * sind neben dem ziemlich lebhaft geführten Briefwechfel zwischen dem Aurfürsten und dem König Friedrich I vornehmlich die eiggebenden Berichte des brandenburgischen Gesandten in Kopenhbazgen, Dietrich bon der Marwitz, von Interesse. Der nächste Abschnitt entkält die Verhandlungen mit Frankreich in den Jahren 1657 69 und bietet die ergänzenden brandenburgischen Materialien zu den in den früheren Bänden mitgetheilten Pariser Aktenstücken, nämlich die anziehenden

Berichte Christophs von Brandt vom französischen Hofe sowis die des

deutsch⸗ranzösischen politischen Agenten Johann Frischmann an den Kurfürsten nebst den brandenburgischen Gegenäußerungen. Der letzte, 10. Abschnitt enthält eine Auswahl aus den recht weit—⸗ schweifigen Akten über den Frieden von Oliva (1659 - 60) und damit einen Beitrag zur intimeren Kenntniß der branden- burgischen Politik bei jenen denkwürdigen Friedensverbandlungen. In einem Anbange endlich finden wir noch neun eigenhändige Briefe des Kurfütsten an Otto von Schwerin. Diese meist in be= sonders wichtigen Momenten abgefaßten Scriftstücke bieten mancherlei nicht unwichtige Ergänzungen ju der Geschichte der politischen Ver handlungen in den Jahren 1656 und 57 und sind in der mitgetheilten originalen Form. mit unverãnderter Orthographie außerordentlich werth⸗ voll und interessant. Der erste ist aus Königsberg vom 17. September 1656, der letzte aus Taxiau vom 17. Sextem ber 1657 datitt; letz terer giebt die definitiven Weisungen für den Abschluß des Welauer Vertrages. Bis jetzt liegen nunmebt von dem im Verlage von Georg Reimer hierselbst erschienenen Werk folgende Bände vor: J. Band: Politische Verhandlungen 1 Herausgegeben von Dr. B. Erdman ns dörffer. 1864. Preis 14 ½6 H. Band: Auswärtige Akten J. (Frankreich.) Herausgegeben von Dr. B. E. Simson. 1865. Preis 9 60 III. Band: Auswärtige Akten II. (Niederlande) Herausgegeben von Dr. H. Peter. 1866. Preis 14 6 17. Band: Polnische Ver— handlungen II. Herausgegeben von Dr. B. Erdmannsdötffer. 1867. Preis 185 4 V. Band: Ständische Verhandlungen L (Cleve⸗Mark.) Herausgezeben von August von Haeften. Archicar am Staatsarchive zu Hannover. 1869. Preis 18 66 VI. Band: Politis che Verband⸗ lungen 1III. Herausgegeben von Dr. B. Erdmannsdörffer. 1872. Preis 13 16. VII. Band: Politische Verbandlungen JV. Seraus-⸗ gegeben von Dr. B. Erdmann dõ. ffer. 1877. Preis 15 X.