1884 / 207 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Sep 1884 18:00:01 GMT) scan diff

. die von den Aufsichtsbebörden zu statistischen Zwecken für s deren Unterlagen auf ihre Kosten zu beschaffen und der Aufsichtsbebörde in den von derselben

nöthig erachteten Nachweisungen, sowie festgesetzten Fristen einzureichen.

XI.

Nach Eröffnung des Betriebes ist die Gesellschaft zur Vermehrung der Geleise auf Bahnhöfen und auf der freien Strecke und zum Be— triebe derselben, zum Umbau und zur Erweiterung vorhandener Bahn⸗ höfe und zur Herstellung neuer Anlagen auf denselben, zur Anlegung neuer Bahnhöfe, zur Beseitigung der Niveauübergänge der Bahn 26 e zur Ver⸗ mehrung ihrer Betriebsmittel verpflichtet, wenn und soweit der Minister der öffentlichen Arbeiten solches im Verkehrsinteresse oder im Interesse der Sicherheit des Betriebes oder im Interesse der Soweit diese Anforderungen lediglich im Interesse der Landesvertheidigung erfolgen, sind die desfallsigen Kosten der Gesellschaft zu erstatten, wenn nicht im Wege der Gesetzgebung andere, für die Gesellschaft alsdann maß⸗ in fine) getroffen werden. Im

der Niveaukreuzungen derselben mit anderen Bahnen, so

Landesvertheidigung für erforderlich erachten sollte.

gebende Bestimmungen (eir. Art. I Uebrigen fallen die betreffenden Kosten der Gefellschaft zur Last.

Im Verkehrsinteresse soll die Gesellschaft jedoch zur Herstellung des zweiten Geleises auf der ganzen Bahnftrecke erst dann angehalten können, wenn die Bruttoeinnahme im Burchschnit dreier auf einander folgender Jahre mindestens 16 000 M pro Kilometer

werden

beträgt.

Zur Errichtung neuer Stationen oder Haltestellen im Verkehrs— interesse soll die Gesellschaft erst nach Verlauf von acht Jahren, vom Beginn des auf die Betriebseröffnung folgenden Kalenderjahres ge⸗ rechnet und auch dann nur verpflichtet sein, wenn die Bruttoeinnahme im Durchschnitte der drei letzten Jahre mindestens 12 600 pro Kilometer betragen hat, oder wenn der Gesellschaft von den Inter—⸗ essenten ein nach dem Ermessen des Ministers der öffentlichen Arbeiten ausreichender Zuschuß zu den ihr erwachsenden Bau- und Betriebs⸗

kosten geleistet wird. . XII. Die Gesellschaft ist verpflichtet,

dieselben das 40. Lebensjahr noch nicht für den Staatseisenbahndienst in dieser Beziehung dere bezüglich der Ermittelung der Mislitäranwärter und noch zu erlassenden Vorschriften zur Anwendung zu bringen.

eisenbahnen bestanden haben,

sions⸗, Wittwen⸗ selben die erforderlichen Zuschüsse g leisten. n

Die Verpflichtungen der Gesellschaft zu Leistungen für die Zwecke des Postdienstes regeln sich nach dem Eisenbahn⸗Postgesetze vom 20. Dezember 1875 (Reichs⸗Gesetzblatt für 1575 S. 318) und den dazu n jedoch mit der Erleichterung, daß Zeit bis zum Ablauf von acht Jahren vom Beginne des auf die Betriebseröffnung folgenden Kalenderjahres an Stelle der Art. . 3 und 4 des Gesetzes die im Erlasse des Reichskanzlers vom 28. Mal 1879 (Centralblatt für das Deutsche Reich Seite 380) getroffenen Be⸗

gehörigen Vollzugsbestimmungen, für die

stimmungen treten.

Sofern innerhalb des vorbezeichneten Zeitraums in den Verhãͤlt⸗ nissen der Bahn in Folge von Erweiterungen des Unternehmens oder aus anderen Gründen durch welche nach der Entscheidung Bahn die Eigenschaft als Eisenbahn untergeordneter Bedeutung verliert, tritt das Eisenbahn⸗ Postgesetz mit den dazu gehörigen Vollzugsbestimmungen ohne Ein—

durch den Anschluß an andere Bahnen oder eine Aenderung eintreten sollte, der obersten Reichs ⸗Aufsichtsbehörde die

schränkung in Anwendung.

XIV. Die Gesellschaft ist verpflichtet, sich den bezüglich der Leistungen für militärische Zwecke bereits erlaffenen oder künftig für die Eisen⸗ bahnen im Deutschen Reiche ergehenden gefetzlichen Bestimmungen

zu unterwerfen. ;

Der Telegraphenverwaltung gegenüber hat die Gesellschaft die—⸗ jenigen Verpflichtungen zu übernehmen, welche für die preußischen Staatsbahnen jeweilig gelten.

XVI.

Anderen Unternehmern bleibt sowohl der Anschluß an die Bahn mittelst Zweigbahnen, als die Mitbenutzung der Bahn ganz oder theilweise gegen zu vereinbarende, eventuell vom Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten festzusetzende . oder Bahngeldsätze vorbehalten.

X

Die Staattzregierung ist berechtigt, von dem Rechte des Ankaufs der Bahn nach Maßgabe der Bestimmung des 5. 42 des Eisenbahn⸗ Gesetzes vom 3. Nobember 1858 schog nach Ablauf von zehn Jahren, den Beginn dieses Zeitraums von der Eröffnung des Betriebs an ge⸗ rechnet, Gebrauch zu machen.

Der Staatsregierung ist ferner das Recht vorbehalten, den Be⸗ . der Bahn für Rechnung der Gesellschaft jederzeit zu über⸗ nehmen.

Auch ist die Gesellschaft verpflichtet, den Betrieb ihrer Bahn der Verwaltung einer anschließenden Bahn gegen Gewährung einer jähr⸗ lichen Rente, welche der im Durchschnitt der letzten fünf Jahre er—⸗ zielten Reineinnahme gleichkommt und mindestens jährlich 47 Prozent des Anlagekapitals (efr. II) beträgt, zu überlassen, falls der Minister der öffentlichen Arbeiten diese Betriebsüberlassung im öffentlichen Verkehrsinteresse für erforderlich erachtet. Als Reineinnahme ist die⸗ jenige Summe anzusehen, um welche die Betriebs ⸗Roheinnahme die in dem betreffenden Rechnungsjahre aufgewendeten Verwaltungs⸗ Unterhaltungs- und Betriebskosten einschließlich der vorgeschriebenen Rücklagen in den Erneuerungs und Reservefonds, jedoch ausschließ⸗ lich der aus diesen Fonds zu 1 Ausgaben übersteigt.

86 . Sollten nach dem Ermessen des Ministers der öffentlichen Arbeiten resp. der obersten Reichs⸗Aufsichtsbehörde die Voraussetzungen wegfallen, unter denen auf die Bahn bei ihrer Konzessionirung die Anwendung der Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeord⸗ neter Bedeutung für statthaft erklärt ift (efr. Artikef Ti in fine), so muß die Gesellschaft auf Erfordern des bezeichneten Ministers sich bereit finden lassen, nach ihrer Wahl entweder selbst die bau⸗ lichen Einrichtungen und den Betrieb der Bahn nach Maßgabe der für Hauptbahnen bestehenden Bestimmungen umzuändern, falls die finanziellen Verhãältnisse der Gesellschast ihr diese Umwandlung nach dem Ermessen des Ministers gestatten, oder zu diesem Zwecke an einen etwaigen anderen Unternehmer entweder das Eigenthum und den Betrieb der Bahn gegen Erstottung des Anlagekapitals oder blos den Betrieb der Bahn, gegen Gewährung der vorhin am Schlusse des Artikels XVII bezeichneten 2 abzutreten. 1X

Die Aushändigung einer Ausfertigung dieser Konzessions⸗Urkunde

an das Eingangs bezeichnete Gründungseomits erfolgt erst, nachdem.

die gebn des gesammten Aktienkapitals durch Vorlegung be⸗ glaubigter Zeichenscheine dem Minister der öffentlichen Arbeiken nach⸗ gewiesen und zugleich die Kreditfähigkeit der Zeichner von demselben als, genügend bescheinigt befunden ist, nachdem ferner der Staats regierung der mit den Konzessionsbedingungen in volle Ucherein— stimmung zu setzende Gesellschaftsvertrag vorgelegt und diese Ueber— einstimmung nachgewiesen ist, und nachdem endlich die Hinterlegung der unter VIII 4 vorgeschriebenen Kaution und Verpfändungs⸗ Urkunde stattgefunden hat.

Binnen einer von heute ab zu berechnenden sechsmonatlichen Präklusivfrist muß die Eintragung jenes von der Staatsregierung als mit der Konzession übereinstimmend befundenen Gesellschafts⸗ vertrages in das Handelsregister bewirkt werden, zu welchem Zwecke dem Handelsgerichte die Ausfertigung der Konzessions⸗Urkunde und

hinsichtlich der Besetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenstellen mit Militäranwärtern, insoweit zurückgelegt haben, die und insbeson⸗ bestehenden

Für ihre Beamten hat die Gesellschaft auf Verlangen des Ministers der öffentlichen Arbeiten nach Maßgabe der Grundsätze, welche bis zum Erlaß des Gesetzes, betreffend die Pensionirung der un⸗ mittelbaren Stgatsbeamten 2c. vom 27. Mär; 1873 für die Staats⸗ für ihre Arbeiter nach Maßgabe der jetzt und künftig für die Staatsbahnen bestehenden Grundsätze, Pen⸗ und Unterstützungskassen einzurichten und zu den—

Gründung comits vorzulegen sind. . jene ö. 2

10. April 1872 veröffentlicht werden.

zurückgegeben werden soll.

beigedrucktem Königlichen Insiegeß. Gegeben Bad Gastein, den 23. Juli 1884. 1. 8.) Wilhelm. Maybach. Lucius. von Scholz. Bron sart von Schellendorff.

Berlin, den 3. September 1884.

Bayern ist gestern Abend nach München zurückgereist.

die Erklärung der Regierung bezüglich jener Uebereinstimmung vom ntragung rechtzeitig erfolgt und unter Bei⸗ fügung von Druckexemplaren des Gesellschafts vertrages nachgewiesen ist, soll. die gegenwärtige Urkunde in Gemäßheit des Gesetzes vom

Wird dagegen jene Eintragung binnen der vorbezeichneten Frist nicht herbeigeführt, so ist die gegenwärtig ertheilte Konzession ohne Weiteres erloschen, in welchem Falle jedoch die hinterlegte Kaution

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und

Graf von Hatzfeldt.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Arnulf von

Abgereist: deutschland.

Bekanntmachung. Die neuen Zingscheine zu den Obligationen des vormals Herjog-

gen werden vom 1. Oktober J. J. ab bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild u. Söhne in Frankfurt a. M. werden.

Es können diese Zinsscheine auch durch die Königlichen Regie⸗ rungs⸗Hauptkassen und die Königlichen Bezirks ⸗Hauptkassen zu Han⸗ nover, Lüneburg und Oënabrück bezogen werden.

Wer die Zinsscheine durch eine dieser Kassen beziehen will, hat derselben die alten Zinsschein⸗Anweisungen mit einem doppelten Ver⸗ zeichnisse einzureichen.

Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei der Ausreichung der neuen Zinsscheine wieder abzuliefern.

Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den genannten Pro⸗ vinzialkassen unentgeltlich zu haben. ]

Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Er— langung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die alten Zinsschein— Anweisungen abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die be⸗ treffenden Dokumente an das Königliche Regierungs-Präsidium zu Wiesbaden mittelst besonderer Eingabe einzureichen. Die entstehenden Portokosten haben die Empfänger der neuen Zinsscheine zu tragen. . . Es wird schließlich darauf, aufmerksam gemacht, daß zu den in Rede stehenden Schuldverschreibungen vom 1. Sktober 1888 ab nicht mehr, wie bisher, nur 8 Stück Zinsscheine für vier Jahre, sondern für einen Zeitraum von zehn Jahren 20 Stick Zinsscheine gleichzeitig werden ausgereicht werden und demgemäß die den Zinsscheinen Reihe IV jetzt beigegebenen Anweifungen zur Ab— hebung der Reihe V eine entsprechende Fassung erhalten. haben. Wiesbaden, den 28. August 1884.

Der Regierungs ⸗Präsident. von Wurmb.

Per sonalveränderungeun.

Königlich Preußische Armee. Ernennungen, Beförderungen und Versetz ungen, Im aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 23. August. v: Zawadzky, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 12, in das Gren. Regt. Nr. 3. v. Kracht, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 12, in das

Inf. Regt. Nr. 77 versetzt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Schloß

Babelsberg, 26. August. Bruns, Oberst Lt. a. D., zuletzt Major im, Inf. Regt. Nr. 13, mit feiner Pens. und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Unif. des Inf. Regts. Nr. 16, zur Disp. gestellt Schäffer, Hauptm. a. D. zuletzt erster Depot ⸗Offiz vom Train Bat. Nr. 6, der Charakter als Major verliehen. Im HBeurlaubtenstande. Schloß Babelsberg, 26. Auaust. Klutm ann, Pr. Lt. a. D. zuletzt Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Rr. 56, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee -Unif. ertheilt.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. September. Se. Ma je stät der Kaiser und König empfingen heut Se. Großherzog⸗ liche Hoheit den Prinzen Heinrich von Hessen, der seine Mel— dung wegen Verleihung des Ranges als kommandirender General abstattete, Allerhöchstdieseiben hörten ferner den Vortrag des Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski.

In Bezug auf die Frage der Stempelpflicht der Handelscorrespondenz, in welcher der J. Civilsenat des Reichsgerichts durch Urtheil vom 2. Februar d. J. die Handelsbriefe überhaupt, auch wenn sie die Herstellung eines urkundlichen Beweises für ein geschlossenes Geschäft bezwecken, von dem Stempel befreit erachtet, hat der III. Strafsenat des Reichsgerichts neuerdings (Urth. v. 23. Juni 1884) unter Aufrechter haltung seiner bisherigen Rechtsprechung, daß Han— delsbriefe, welche die Schaffung eines urkundlichen Beweises für ein geschlossenes Geschäst bezwecken, stempelpflichtig sind die Auffassung des J. Civilsenats ausdrücklich und unter aus⸗ führlicher Begründung reprobirt, und in Bezug auf den gerade vorliegenden Fall ausgefprochen, daß ein Handelsbrief, in welchem die Annahme einer Geschästsofferte ausgesprochen ist, und welcher daneben auch bezweckt, eine Beweisurkunde über das abgeschlossene Geschäft zu schaffen, stempelpflichtig ist.

. Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische General⸗Major, Ritter von Tylander, ist hier eingetroffen.

Der General Lieutenant Graf von Wartensleben, beauftragt mit der Führung des III. Armee⸗Corps, ist zur Besichtigung der Truppen des Corps abgereist.

Der Präsident des Königlichen Geodätischen Instituts und des Central⸗Büreaus der europäischen Gradmessung, General⸗ Lieutenant z. D. Baeyer, ist von Inspizirungsreisen hierher

Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, nach Süd—

lich nassauischen 40½ igen Staatsanlehens von 7200090 Fl. d. d. 30. September 1862 Reihe 17 Nr. 1–- 5 nebst Zinsschein⸗Anweifun.

ausgereicht

Y Der Direktor der Kriegs Akademie, General⸗Lieutenant von Flatow, ist von Baden-Baden und Stuttgart hierher zurückgekehrt.

Ueber die Sedan feier bringt das W. T. B.“ von außerhalb folgende Meldungen:

Breslau, 2. September. Aus Anlaß der Sedan— feier prangen die Straßen in reichem Flaggenschmucke, die offentlichen Denkmäler sind festlich geschmückt, zahlreiche Schau⸗ fenster sind mit den Büsten Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin und anderer Mitglieder des Königlichen Hauses prächtig dekorirt. Der Turnverein hatte zur Vorfeier des Sedantages bereits gestern Abend einen imposanten Fackelzug durch die Straßen der Stadt veranstaltet, welcher mit Ab⸗ singung von patriotischen Liedern schloß. Heute Vormittag wurden in allen Schul- und Lehranstalten Festakte und in den Kirchen Festgottesdienste abgehalten. Mittags von 12 bis 1L Uhr ertönte vom Rathhausthurme Festmusik. Zahlreiche Vereine und Gesellschaften haben für den Nachmittag Fest⸗ essen und Festschießen veranstaltet, ebenfo finden in vielen öffentlichen Gärten Festlichkeiten statt.

Posen, 2. September. Nachdem bereits am Sonntag zur Vorfeier des Sedanfestes der Landwehrverein unter zahl⸗ reicher Betheiligung größere Festlichkeiten veran staltet hatte, and heute die eigentliche Feier in der gewohnten Weise durch Festakte in den Schulen ꝛc. statt. Die Stadt ist festlich ge⸗ schmückt.

Duis burg, 2. September. Zur Feier des Sedantages ist die Stadt reich mit Flaggen geschmückt. Vormittags sanden Festgottesdienste in den Kirchen und Feierlichkeiten in den Schulen statt, Nachmittags eine Kinderfeier auf dem Kaiserberg. Abends veranstaltet der deutsche Verein ein Festbanket.

Wäies baden, 2. September. Die Feier des Sedantages wurde heute früh durch Glockengeläute eingeleitet, Vormittags wurde in allen Kirchen Gottesdienst abgehalten. Nachmittags 2 Uhr fand die seierliche Grundsteinlegung zu dem neuen Rathhause statt, hierauf Festzug aller Vereine nach dem Nero⸗ berg zum Volksfeste.

München, 2. September. Anläßlich der Sedanfeier sind alle städtischen und zahlreiche Privatgebäude festlich be⸗ flaggt. Abends finden verschiedene Volksfeste statt.

Leipzig, 2. September. Nachdem bereits am gestrigen Abend unter zahlreicher Betheiligung der Behörden, Vereine, Schulen und des Publikums ein ansehnlicher Zug nach dem Napoleonssteine stattgefunden, wo unter Festredẽ und Gesang Freudenfeuer loderten, an welche sich Festkommerse und Con- certe anschlossen, wurde der heutige Tag durch Weckruf in den geschmückten Straßen eröffnet. Nach einer kurzen Feier an der Friedenseiche versammelte sich ein zahlreiches Publikum zum Festgottesdienste in der Nikolai ⸗Kirche. Von verschiedenen Plätzen ertönte Festmusik. Nachmittags ordnete sich ein imposanter Festzug; die Festrede hielt Prof. Dr. Nöldecke. Nach einem allge⸗ meinen Gesang setzte sich der Zug unter Begleitung von 11 Musikcorps und den Männerchören der hiesigen Gesang⸗ vereine in Bewegung nach dem neuen Schützenhause. Abends findet elektrische Erleuchtung des Festplatzes und gro ßes Feuer⸗ werk statt. Die Stadt, namentlich die öffentlichen Gebäude und viele Privatwohnungen sind festlich geschmückt; die Ge⸗ schäftslokale meistens geschlossen. Die Straßen durchzieht ein patriotisch begeistertes Publikum.

eimar, 2. September. Die Sedanfeier ist durch Gottesdienste, Festakte in den Schulen und Aufzüge der Kriegervereine auf das Festlichste begangen worden. Braun schweig, 27. September. Die Sedanfeier wurde gestern Abend Seitens der hiesigen Gesangvereine durch den Vortrag patriotischer Lieder auf dem glänzend erleuchteten altstädtischen Markt eingeleitet. Heute Vormittag wurden in sämmtlichen Kirchen Festgottesdienste abgehalten. Nachmittags fand unter überaus zahlreicher Betheiligung ein Festzug statt. Die Stadt ist reich beflaggt. Bremen, 2. September. Der auf dem Marktplatze ver⸗ anstalteten Sedanfeier wohnten alle Mitglieder des Senats und der Bürgerschaft, des Richterkollegiums, sowie die Mit— glieder der Handelskammer, die übrigen Korporationen und ein nach Tausenden zählendes Publikum aus allen Klassen der Bevölkerung bei. Die Festrede hielt Pastor Dr. Portig, am Schlusse derselben sang die ganze Versammlung den Choral: „Nun danket alle Gott“, worauf alle Glocken zu läuten begannen und 101 Kanonenschüsse gelöst wurden. Nachmittags findet ein Volksfest auf dem Schützenhofe statt. Die Stadt ist überall reich mit Flaggen geschmückt.

Rawitsch, 3. September. (W. T. B.) Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Kronprinz traf heute früh 7 Uhr 18 Minuten auf dem festlich geschmückten Bahnhofe ein und wurde von dem Fürsten von Hatzfeldt⸗ Trachenberg, dem Landrath Grafen Posadowsky, den Spitzen der Behörden, der Geistlichkeit und dem Bezirks Commandeur empfangen. Nach Begrüßung der auf dem Bahnhofe ebenfalls anwesenden Reserve⸗ und Landwehr-Offiziere und der Mit— glieder des Kriegervereins nahm Se. Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit ein Dejeuner ein und begab Sich sodann mittelst Extrapost unter enthusiastischen Kundgebungen der zahlreich anwesenden Volksmenge in das Manöverterrain. Am Bahn⸗ hofe hatten etwa 2006 Schulkinder Spalier gebildet. In dem Hauptquartier eingetroffen, stieg Se. Kaiferliche und König⸗ liche Hoheit sofort zu Pferde und begab Sich zu den Truppen, worauf das Manöver begann. Prinz Leopold von Bayern wurde zum Schiedsrichter ernannt.

Bonn, 2. September. (W. T. B.) Wie die „Bonner Zeitung“ meldet, ist General⸗Feldmarschall Herwarth von Bittenfeld in vergangener Nacht gestorben.

Auch, der Kurator der hiesigen Universität, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Bese ker ist gestorben.

Baden. Karlsruhe, 1. September. (Garlsr. Ztg.) Am 30. August früh begaben sich die Großherzoglichen Herr⸗ Ichaften mittelst Eisenbahn nach Schloß Kräuchenwies zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Fürsten und der Fürstin von Hohenzollern, besuchten auch die Erbprinzlich Hohenzollernschen Herrschaften in Sigmaringen, und kehrten Abends nach Schloß Mainau zurück. Mittwoch, den 3. Sep⸗ tember, verläßt der Großherzog Mainau und wird Abends in

Waibstadt eintreffen, von wo Höchstderselbe den Manövern der 28. Division anzuwohnen gedenkt.

Elsaß Lothringen. Straßburg, 1. September. (Els.⸗ Lothr. Htg. Der Statthalter hat gestern Abend seine

zurückgekehrt.

diesjährige Badereise nach Gastein angetreten.

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Desterreich Ungarn. Wien, 2. September. (W. T. B.) Der König und die Königin, sowie der Kronprinz von Serbien sind heute Nachmittag hier eingetroffen.

c T Schweiz. Bern, 2. September. (W. T. B.) Der schweizerische Bu ndesrath hat heute die gegen den Kanton Genf mit Hinblick auf Cholerabefürchtungen erlassenen sanitären Verfügungen zurückgenommen. Das ganze Ge⸗ biet der schweizerischen Eidgenossenschaft ist von der Cho⸗ lera frei.

Belgien. Brüssel, 2. September. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat die drei ersten Artikel des Gesetzenimurss, betreffend die Regulirung der Steuern und Verbrauchsabgaben für Branntwein, genehmigt; mit der An⸗ nahme dieser prinzipiellen Artikel ist der ganze Gesetzentwurf als angenommen zu betrachten. Die Vorlage wegen Erhebung einer Zuschlagsteuer auf ausländischen Zucker wurde mit 65 gegen 10 Stimmen angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 1. Septem⸗ ber. Aus der durch ein Telegramm des „W. T. B.“ schon kurz skizzirten Rede, welche der Premier⸗Minister Glad⸗ stone am Sonnabend in der Kornbörse in Edinburg hielt, ist noch Folgendes nachzutragen. Nach der Allg. Corr.“ sagte Gladstone u. A.: Der besondere Zweck meines Besuches in Midlothian ist, abgesehen von der Pflicht, die ich meinen Wählern schulde, der, durch jedes legitime Mittel, das in meiner Macht steht, die schleunige Annahme der Wahlreform— bill zu fördern. Die Verwerfung der Bill durch das Ober— haus hat leider andere Fragen der ernstesten Art angeregt und auch die Frage aufgeworfen, ob nicht die Zeit er⸗ schienen sei, die Mittel zur Einführung eines ocganischen Wechsels in der Zusammensetzung des Oberhauses zu studiren. Auf diese Frage einzugehen, liegt aber nicht in meiner Absicht. Was die Regierung jetzt wünscht, ist, ein nationaler Meinungsausdruck in verfassungsmäßiger Weise darüber, ob zwei Millionen Mitunterthanen einen Antheil an der politischen und parlamentarischen Macht erhalten sollen, oder nicht. Eine Majorität von 130 im Volksvertretungs— hause nahm die Wahlresorm-Bill an, und bei der dritten Lesung ließ der Sprecher in dem Protokoll des Hauses die Thatsache verzeichnen, daß die Bill nemine contradicente, d. h. mit dem einstimmigen Verdikt des Hauses ange—

nommen worden sei. Das Oberhaus hat indeß die Bill verworfen und dadurch das Land in eine große Krisis versetzt, denn es handelt sich jetzt um die »'Frage:

wer hat Recht und wer hat Unrecht? Der Redner ging dann fast bis in das kleinste Detail auf die Einwürfe der Dpposition gegen die Wahlreformbill und das Unterlassen der Regierung, dieselbe mit einem Entwurfe für die Neueinthei— lung der Wahlbezirke zu paaren, ein, und bestritt emphatisch Lord Salisbury's Behauptung, daß die Erweiterung des Stimmrechts gleichbedeutend mit einer Revision der Staats— verfassung sei. Schließlich appellirte Gladstone an die Vernunft des Oberhauses und drückte die Hoffnung aus, daß die Ma— jorität schließlich bewo gen werden dürste, sich zu der hochherzi⸗ gen Anschauung der Minorität zu bekennen.

Allg. Corr.) Nächst der liberalen Kundgebung in Edin⸗

burg, bei welcher Gladstone sprach, hat es am letzten Sonnabend auch in anderen Theilen des Königreiches nicht an Demon— strationen für und wider die Regierung gefehlt. In Lord Salisbury's Park in Hatfield fand eine von etwa S000 Personen besuchte kon servative Kundgebung zu Gunsten des Oberhauses statt, bei welcher Lord Lytton, der unter Lord Beaconsfield Vizekönig von Indien gewesen, die Haltung der Pairskammer in der Wahlreformfrage recht⸗ ertigte. t Wie Leiche des verstorbenen Botschafters Lord Ampthill kam am Sonnabend in London an. Auf dem Victoriabahnhofe hatten sich der Herzog von Bedford und andere nächste Anverwandte des verstorbenen Pairs eingefun⸗ den. Im Laufe des Tages erfolgte die Ueberführung der sterblichen Hülle nach Cheneys, wo die Beerdigung am nächsten Mittwoch stattfindet.

3. September. (W. T. B.) Die „Times“ meldet aus Foutschu von gestern, in der Stadt und in der Kolonie herrsche jetzt Ruhe, der Vize⸗Konsul sei nach der Stadt zurück⸗ gekehrt, auch die Rückkehr des Konsuls werde bald erwartet. Die Pagode stehe unter dem Schutze chinesischer Truppen, die Chinesen seien mit der Wiederherstellung der Forts beschäftigt. Die Ordnung werde lediglich durch Mannschaften aufrecht er⸗ in, welche englische und amerikanische Kriegsschiffe gelandet ätten.

Frankreich. Paris, 2. September. (W. T. B.) Der hiesigen Regierung ist bisher keine Notifikation zugegangen, welche eine formelle Kriegserklärung Chinas enthält. In unterrichteten Kreisen, glaubt man auch nicht, daß eine solche erfolgen werde.

2. September, Abends. (W. T. B.) General Millot hat angezeigt, daß er sich am 22. d. M. in Saigun nach Frankreich einschiffen werde. Das Journal „Paris“ schreibt, es seien alle Vorbereitungen getroffen, um, wenn nothwendig, eine Division neuer Truppen nach China zu schicken. Diese Division würde aus 2500 Mann Marine⸗Infanterie und 6000 Mann Linientruppen bestehen. Die Ernennung eines neuen Truppenbefehlshabers würde in dem ersten, nach der Rückkehr des Minister⸗-Präsidenten Ferry stattfindenden Ministerrathe ersolgen. Der „Temps“ betont die Noth⸗ wendigkeit, das Truppenkommando in Tongking mit Rücksicht auf dessen große Wichtigkeit einem bereits mit größeren Truppenkommandos vertrauten Offizier anzuvertrauen.

Italien. Rom, 2. September. (W. T. B.) Gestern sind in den Provinzen Bergamo 17 Erkrankungen und 9 Todesfälle, in Aquila 1 Todesfall, in Campobasso 4 Erkran⸗ kungen, 1 Todesfall, in Cuneo 14 Erkrankungen und 11 Todes⸗ fälle, in Genua 41 Erkrankungen und 15 Todesfälle (davon in Spezzia 39 Erkrankungen und 13 Todesfälle), in Lucca 2 Erkrankungen, in Massa 1 Erkrankung und 1 Todesfall, in Modena 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Mailand 1 Erkrankung, in Neapel 50 Erkrankungen, in Parma 4 Er⸗ krankungen und 3 Todesfalle, in Reggio nell' Emilia 1 Er⸗ krankung und in Turin 4 Erkrankungen und 3 Todesfälle an der Cholera vorgekommen.

Asien. China. Hongkong, 3. September. (W. T. 2 Telegramm der „Agence Havas“ ) Das Kriegsschiff „La Galissonnisre“ ist zum Schutze der französischen Handels⸗ schiffe hier eingetroffen.

Afrika. Egypten. Kairo, 31. August. (Allg. Corr.) Ein Telegramm aus Wady Halfa, datirt von heute 1 Uhr

Nachmittags, meldet die Ankunst des Dampfers „Nil“ mit zwei weiteren Compagnien des Royal Sussexr⸗Regiments, wo⸗ durch die Gesammtstärke der dortigen Truppen auf 600 Mann gebracht wird. Eine Compagnie wird morgen nach Saraß aufbrechen. Eine Compagnie Genietruppen ist gestern von Assiut nach Wady Halfa abgegangen. General Sir Evelyn Wood ist in Wady Halfa angekommen. Das Süd⸗Stafford⸗ shire⸗Regiment wird nach Wady Halfa vorgeschoben zum 8 Royal Susser⸗Regiments, das nach Dongola be⸗ ordert ist.

Seitungsstimmen.

Der „Schwäbische Merkur“ schreibt gelegentlich des Sedantages:

Es ist eine Freude, die Bahn fruchtbringender, ordnungerhaltender und segenspendender Arbeit am Vaterlande geöffnet zu sehen. Jeder mag sie betreten, dem es ernstlich um die Erhaltung und Stärkung des Vaterlandes, um die Wohlfahrt des Volks zu thun ist. Rur wer in einem außerdeutschen Interesse oder in unfruchtbaren Lehrmeinungen oder in kleinlichem Widerspruchsgeiste befangen ist, kann dem großen Staatsmann, welcher voranschreitet, die Folge grundsätzlich versagen. Einen noch kräftigeren Anstoß aber erhält das nationale Gefühl in Deutschland von jenseits des Ozeans. Mit einer hnlichen Empfindung im Herzen, wie in jenen unvergeßlichen Ruhmes⸗ tagen des deutsch⸗französischen Krieges, in denen der Blick des

deutschen Volkes den siegreichen Heeren folgte, begleitet es heute die Flagge auf ihren fernen friedlichen Eroberungs⸗ zügen. Wie wir vor 14 Jahren die Größe des Gedankens

empfanden, als Nation neben den Nationen zu stehen, so empfinden wir heute, was es heißt, als Nation auch auf dem ganzen Erdball zusammenzuhalten, und uberall, wo Deutsche ihren Fuß jen⸗ seits der Meere auf eigenes Land setzen können, die Hand als Nation darauf zu legen und zu sprechen: Bies ist unser! Was wir hofften vor 14 Jahren, daz ist heute herrlich erfüllt! Das Deutsche Reich ist unter der Leitung einer weisen und starken Regierung, die ihren Ehr⸗ geiz allein in der Wohlfahrt des Landes findet, zu einer nach innen und außen gesicherten Friedenestellung gelangt; feine machtvolle und entscheidende Stellung im Rathe der Völker nützt es zu eigenem Wohl und Niemandes Schaden. Ein Hüter des Friedens, ist es von denen geachtet, die es nur fürchteten, und diejenigen werden seine Freunde, welche es haßten. Das ist das Größte unter all dem Großen, was wir der Regierung unseres Kaisers Wilhelm und seines Kanzlers danken. Am heutigen Tage auf ihre inneren und äußeren Verhältnisse blickend, kann die deutsche Nation sich der erworbenen Güter von Herzen freuen. „Dies ist unser, so lasset uns sagen und so es behaupten.“ . V .

In den „Berliner Politischen Nachrichten“ lesen wir:

Der Segen der Eisenbahnverstaatlichung hat zwar jetzt so ziemlich allenthalben die ehemaligen Zweifler überwunden, ganz besonders aber ist dies in den Elbherzogthümern der Fall, die früher der ausschließ⸗ lichen Herrschaft des Privatbahnsystems unterworfen waren, nun aber durch angestellte Vergleiche zu der Erkenntniß geführt worden sind, daß die Verstaatlichung der schleswig⸗holsteinischen Eisenbahnen viele für das reisende Publikum sehr vortheilhafte Neu Ordnungen im Gefolge gehabt hat. Man will eine größere Fürsorge für die Bequemlichkeit der Reisenden, sowie ein freundlicheres Entgegen kommen Seitens des Beamtenpersonals erkennen. Vermuthlich wird auch die signalisirte Einrichtung der Wirthschaften auf den Bahn⸗ höfen bald Platz greifen. Die Provinzialpresse, soweit sie nicht von blind⸗oppositionellen Vorurtheilen beherrscht wird, nimmt keinen An⸗ stand, die mit der Reform des Eisenbahnwesens gemachten erfreu⸗ lichen Erfahrungen zu bestätigen, während umgekehrt Wüunsche nach Wiederherstellung des früheren Zustandes noch nirgends laut gewor—⸗ den sind. .

In einem „Die Kolonialpolitik und die Agrarzölle“ überschriebenen Artikel der „Leipziger Zeitung“ heißt es:

Ungelegener, als gerade jetzt, konnten wohl die Erfolge der Bis marckschen Kolonialpolitik unseren Linksliberalen nicht kommen. . 36 Denn das Brod des armen Mannes“, die preisvertheuernde Wir⸗ kung der Agrarzölle, dieses älteste Rüstzeug aus der fortschrittlichen Waffenkammer ist die Parole, mit der man auch diesmal für die Wahlen mobil zu machen gedachte und in der That jetzt mobil macht. Aber so sehr man sich auch abmüht inmitten des Jubels der Na⸗ tion über die ersten Anfänge deutschen Kolonialbesitzes will die alte Fabel von dem tbeuern Brode nicht mehr verfangen, die fortschritt⸗= lichen Fechter selbst verlieren unter der Gleichgültigkeit der Massen gegen ihre Fechterstückchen sichtlich die Stimmung ...

Wie es unter diesen Verhältnissen um die „Freihandels⸗ Correspondenz“ und das Chor ihrer Nachdrucker steht, kann man sich denken. Nur in einem Punkte sind ihre Ausführungen neu. Mit derselben Einstimmigkeit nämlich., mit der sie früher behaupteten, das Brod sei unter dem Einflusse der neuen Zollpolitik theurer ge⸗ worden, mit derselben Einstimmigkeit geben sie jetzt zu, daß das Gegentheil eingetreten, daß das Brod trotz der Ägrarzölle billiger geworden sei. Nicht das Gleiche sei jedoch von einer weiteren Zoll—⸗ erhöhung zu erwarten. Die letztere werde vielmehr die Getreide⸗ preise in der That erhöhen, aber diese Erhöhung werde nicht der gesammten Landwirthschaft, sondern nur einem veischwindenden Theile (für Baden nach der „‚Nationalzeitung“ 20, für Sachsen nach der „Freihandels ⸗Correspondenz! 25 ½ ) derselben zu Gute kommen.

Wir haben wiederholt darauf hinzuweisen gesucht, daß für alle weiteren Schritte auf diesem Gebiete unsers Erachtens in erster Linie nicht dieser Gewinn, sondern der unberechenbare Schaden in Betracht kommt, der das ganze Volk trifft, wenn sich herausstellen sollte, daß über kurz oder lang der deutsche Getreidebau der auf ihn gewendeten Arbeit und Kosten nicht mehr lohnt, wenn derselbe, nicht vor die Frage der größeren oder geringeren Einträglichkeit, sondern vor die Existenz . frage gestellt werden sollte. Daß diese Gefahr durchaus nicht mehr so fern liege, das eine weitere Steigerung der ihn schon jetzt bedrohenden ausländischen Konkurrenz nicht nur möglich und wahrscheinlich, sondern so gut wie gewiß sei, ist an der Hand reichlichen Zahlenmaterials auch an dieser Stelle wiederholt eingehend darzulegen versucht worden. Auf größeren Glauben kann diese Versicherung aber bei den Gegnern einer Zollerhöhung vielleicht rechnen, wenn sie von nationalliberaler und bisher freihaͤndlerischer Seite, wenn sie von der „Kölnischen Zeitung“ kommt. Wir geben daher im Nachfolgenden den kurzen Auszug eines Artikels, den die letztere unter der Aufschrift Korn— zölle und Kornkammern“ erst ganz vor Kurzem, in ihrer Nummer 230, brachte, und in dem sie ungefähr Folgendes ausführt:

Die Kornkammern Europas sind gegenwärtig Rußland, Ru mänien und Ungarn in Europa, außerhalb Europas Nordamerika, ein Theil Südamerikas, Australien, Nordafrika, Ostindien. Sehen wir uns in diesen Ländern um, so finden wir, daß dieselben heute erst im Beginn ihrer Kornproduktion stehen. In Nordamerika liegen noch für Jahrzehnte ungeheure Bodenflächen bereit für die jähr⸗ lich sich bildenden Gesellschaften, die mit Geld und Ma— schinen ausgerüstet nach Westen vordringen, Hunderttausende von Morgen für geringen Preis ankaufen und ohne große Arbeit urbar machen. Wenn sie Raubbau treiben, so ist das für unsere Frage doch gleichgültig; der Erfolg bleibt eine jährliche Steigerung der Kornmasse, die auf den Markt kommt. Auch suüd⸗ amerikanischer Weizen wird in nicht langer Frist in Europa voraus- sichtlich neben dem nordamerikanischen auftreten. Nordafrika, beson · ders Egypten, bedarf nur guter Verwaltung, um gewaltige Korn— mengen zu erzeugen und billig nach Europa zu werfen. Trotz der Entfernung wird die Erzeugung von Korn in dem reichen Boden Egyptens oder Indiens niemals an Fülle erreicht werden können auch durch die intenstvste Kultur in Europa. Der genügsamste Arbeiter

Europas wird nicht für den Lobn arbeiten, mit dem sich der Fellah oder Kuli begnügt und bei der Bedürfnißlosigkeit, die ihm das Klima gestattet, begnügen kann. Wenn wir darauf rechnen wollten, daß diese Länder einst werden genöthigt sein, intensiv und dadurch theurer zu arbeiten so würden wir mit einem Zeitpunkte rechnen, bis zu welchem wir in Europa inzwischen längst mit unserer Landwirthschaft zu Grabe gegangen sein können. Endlich gehen wir auch dem Augenblick ent⸗ gegen, wo durch die Eröffnung des Panamakanals auch Australien in die Konkurrenz eintreten, wo durch die Oeffnung der afrikanischen Hochebene ein unendliches Gebiet der Erzeugung von Nahrungẽmittela dienstbar wird.

Die „Kölnische Zeitung“ giebt alsdann die von unt bereits früher mitgetheilten Ziffern über die Steigerung der russischen Getreideaus fuhr, knüpft daran die Bemerkung, daß die Steigerung möglich gewesen sei trotz der Vorꝛtheile, welche diese überfeeischen Länder vor Rußland voraus haben, und kann „den trüben Zweifel nicht abweisen, ob es wohl möglich sei, daß in den sandigen Strecken Norddeutschlands bei intensiver, theurer und schwerer Bearbeitung des Bodens der Scheffel Roggen dauernd so billig produzirt werden könnte, als er auf der Rhede vor Hamburg oder Danzig zum An⸗ gebot komme.

Marineverordnungsblatt. Nr. 18. Inhalt: Gnaden⸗

bewilligung. Servisliquidationen. Kohlenbeschaffung. Proviantlieferungskontrakte. Krankenproviant am Bord. = Per⸗ sonal veränderungen. Benachrichtigungen.

Archiv für Poft und Telegraphie. Nr. 16. Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Die internationale Konferenz zur Bestim⸗ mung der elektrischen Einheiten. Das neue Postgesetz der Repu⸗ blik Honduras. Ueber Schrift und Verkehrswesen im alten Eagypten. Kleine Mittheilungen: Der Fernsprecher in Niederland. Gefahr durch elektrische Ströme. Signal⸗ und Telegraphen. station im Kanal von Bristol. Das dänssche Postwesen im Ctats« jahre 1882ñ83 Literatur des Verkehrswesens: Statistisches Jahr⸗ buch für das Deutsche Reich, herausgegeben vom Kaiserlichen Stati⸗ stischen Amte. Berlin 18384. Verlag von Puttkammer und Rühß— brecht. 1 Band gr. 8. 200 Seiten. Preis 2 S 40 3. Zeit⸗ schriften ⸗Ueberschau.

Statiftische Nachrichten.

Einer im Juliheft 1884 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs veröffentlichten Arbest des Kaiferlichen Statistischen Amts über den Seeverkehr in den deutschen Hafenplätzen in den 10 Jahren 1873 bis 1882 entnehmen wir folgende Zahlen über die Entwickelung des deutschen Seeverkehrs in diesem Zeitraum (dabei ist der Wattenverkehr und der mit den ostfriesischen Jaseln nicht einbegriffen).

In deutschen Häfen betrug die Anzahl der angekommenen bezw. i, nn beladenen Schiffe und ihre Ladung in Register— Tons:

im a. angekommen b. abgegangen Jahre Schiffe Reg. Tons Schiffe Reg. Tons 1873 38 598 h 582 004 30 276 4167 824 1874 37271 5 938 792 29 441 4307 871 1875 34704 5 725 498 27 912 4158 537 1876 38 549 6 106 108 29 044 4136 102 1877 37463 6 138 746 30 632 4680 880 1878 37120 6 059 874 31 325 4814 826 1879 36 852 6 526 771 30 400 4 8656 440 1880 38 801 6971 323 32710 368 332 1881 35 462 6 836338 31 345 5 402 382 1882 36 168 7 410 254 33 476 6 110 680

Kunst, Wifsenschaft und Literatur.

Die beiden neuesten Hefte, 8 und 9 (22. Jahrgangs) der ‚Ge—⸗— werbehaltle, Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunst ⸗Industrie, unter Mitwirkung bewährter Fachmänner redigirt von Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle, Architekten in Stuttgart (Verlag von J. Engelhorn in Stuttgart) bringen folgende Ab⸗ bildungen:

Heft 8: Tafel 50. Kamin in Marmor; entworfen von A. Lam— bert, Architekt in Stuttgart, ausgeführt von D. Doret in Vevey. Tafel 51. Italienisches Bauerngeschirr in gebranntem Thon; auf— genommen von Professor C. Rieß in Stuttgart. Tafel 52. Spiegelrahmen; entworfen von Architekt Joh. Schmautz in Munchen. Tafel 53. 1) Schmiedeiserne Fensterfüslung von einem ehemaligen Petxizierhause (jetzt Maximilians-Museum) in Augsburg (15650. 2) Bronzeschild von einer Grabplatte im Kreuzgang der St. Annä⸗ kirche in Augsburg (1560). 3) Schmiedeisernes Bildschutzgitter in derselben Kirche (1666). Aufgenommen von Architekt E. Dörr in Karlsruhe. Tafel 54. Schrank von Flachat und Cochet in Lyon. Tafel 55. Uhr; entworfen von Architekt Otto Girard in Berlin. Tafel 56. Intarsien aus dem Kloster Ottobeuren bei Memmin⸗ gen; aufgenommen von C. von Braunmühl in München.

Heft : Tafel 57. Brunnen in Cisenguß; entworfen von Pro⸗ fessor C. Schick in Karlsruhe, ausgeführt von Ansbach-Förderreuther u. Cie. in Martinlamitz (Bayern). Tafel 58. Büffet; entworfen und ausgeführt von F. Wirths Söhne, Hofebenisten in Stuttgart. Tafel 59. Ornamentale Motive von Architekt Ernst Fleischer in Dresden. Tafel 60. Schüssel von Gußeisen mit Silbertauschirung (16. Jahrhundert); gezeichnet von Professor Rieß in Stuttgart. Tafel 61. Boule Kästchen im Stile Louis XIV.; nach dem in der Sammlung des Garde-meunbles in Paris befindlichen Original reproduzirt von L. Wiener daselbst. Tafel 62. Schloß im Baverischen National- Museum in München; aufgenommen von Georg Lehner daselbst. Tafel 63. Portiére auf einem Deckengemälde im Schloß Trausnitz zu Landshut in Bavern (16. Jahrhundert); aufge—⸗ nommen von Anton Lehmann in München.

Mit dem uns soeben zugegangenen Septemberheft der Deut- schen Rundschau“ hat diese in großem Styl begründete und durchgeführte Revue ihren zehnten Jahrgang beendet. Auch das vor— liegende Septemberheft legt von dem ernsten Streben der Deut⸗ schen Rundschau beredtes Zeugniß ab. Eine stimmungsvolle Novelle von Henning Schönberg: „Verschlungene Wege“ macht den Anfang. E. du Bois ⸗Reymond liefert eine zwar nur kurze, aber erschöpfende Studie über Diderot, dessen hundertjähriger Geburtstag kürzlich gefeiert wurde. Gerhard Rohlfs schildert in anziehender Weise den egyptischen Sudan, den er aus eigenster An⸗ schauung kennt, und giebt dabei fesselnde Aufschlüsse über das süd⸗ liche sudanesische Gebiet, welches von einem Deutschen regiert wird. Anschließend an den vor wenigen Wochen erschienenen Brief— wechsel Berthold Auerbachs liefert Julian Schmidt ein anregendes Bild von der Persönlichkeit und dem Charakter des verstorbenen Schwarzwald ⸗Dichters sowie seiner Werke. An diesen Artikel schließt sich die letzte Arbeit Joh. Gust. Droysens: Friedrichs des Großen treis lettre an public, in welchem Aufsatze der unvergeß liche Historiker die Entstehung und Bezugnahme der genannten drei öffentlichen Briefe des großen Königs erklärt. Ein Thema, welches gegenwärtig besonders interessirt, behandelt Wilhelm Fließ in seiner Studie über den . Gegenwärtigen Stand der Lehre von der Cholera). Klar und verständnißvoll und in übersichtlichen einzelnen Abschnitten zieht der Verfésser seine Folgerungen aus den neuesten Cholera⸗ Forschungen. Die schwedische Schriftstellerin A. Charl. Edgren tritt in der Novelle Zweifel“ zum ersten Mal vor ein deutsches Puhlikum. Ein vornehmer Geist spricht aus dieser Erzählung, die eins der schwierigsten religiösen und sozialen Probleme behandelt und einen tiefen Eindruck hinterläßt. Ernst von Stockmars Bemerkungen über den ‚Tod der Prinzeß Charlotte von England.? werden Viele interessiren. Der Politischen Rundschau‘ schließen sich die