DOesterreich⸗ Ungarn. Malaczka, 4. September. (Wien. Itg.) Heute um 2 Uhr Nachmittags traf der Ka iser ier ein und wurde mit * , n. begrüßt. or der Triumphpforte auf dem Marktplatze wurde der Kaisew von dem Vizegespan des Preßburger Komitats an der Spitze der Gemeindevertretung ehrfurchtsvoll bewillkommnet. Unter fortwährendem ubel der Volksmenge fuhr der Monarch in das Palffy sche Schloß, wo Allerhöchstderselbe von der Gräfin Geraldine Palffy und dem Fürstlichen Güterdirektor Bacsak begrüßt wurde. Abends wird das Schloß illuminirt und
findet ein großes Feuerwerk statt. Czernowitz, 4. September. (Wien. Ztg.) Der einer Ansprache des
Landtag wurde heute nach Landeshauptmannes, in welcher derselbe einen Rück⸗
blick auf die ersprießliche Thätigkeit und auf Das Zu⸗ standekommen wichtiger Gesetze warf, das einvernehm⸗ lich harmonische Zusammenwirken der Abgeordneten hervor⸗ hob und dem Landespräsidium für die Förderung der land⸗ täglichen Arbeiten dankte, mit einem dreimaligen begeisterten Hoch auf den Kaiser geschlossen. Das Lan despräsidium dankte für die sympathische Kundgebung und gab die Versicherung, die beschlossenen Gesetze zu befürworten.
Belgien. Brüssel, 4. September. (Weser⸗stg.) Der Senat hat heute nach einer langen Debatte die Errichtung der Gesandtschaft beim Papst mit 4b gegen 19 Stimmen ge—⸗ nehmigt.
Die sämmtlichen Lehrer Belgiens veranstalten in der nächsten Woche eine große Manifestation in der Hauptstadt.
Großbritannien und Irland. London, 4. Septem⸗ ber. (Allg. Corr.) Das stille Dörfchen Chenies in Buckinghamshire, wo auch Lord Russell ruht, war gestern Morgen Zeuge des Begräbnisses des ersten Lords Ampthill, bisherigen britischen Botschafters in Berlin, dessen Leiche, bedeckt mit Kränzen und Blumen, seit Sonnabend in der an die Kirche anstoßenden Kapelle gelegen hatte. Das Be— gräbniß fand um 1 Uhr statt. Der eichene Sarg war mit scharlachrothem Sammet ausgeschlagen und trug eine Platte, auf der einfach der Name des Verblichenen sowie sein Geburts⸗ und Todestag verzeichnet stehen. Unter den Leid⸗ tragenden befanden sich zunächst die Wittwe und Kinder Lord Ampthills, sowie der Herzog von Bedford (älterer Bruder des Verstorbenen), Lord Edward Russell, Lord Arthur Russell, Lord H. Russell, Graf und Gräfin Lathom, Oberst und Lady Constance Stanley, Lord Clarendon; ferner General Du Plat als Vertreter der Königin; General Sir Henry Ponsonby und Oberst Arthur Ellis als Vertreter des Prinzen und der Prinzessin von Wales; Mr. Walter Douglas Campbell als Vertreter der Herzogin von Albany; Baron Plessen als Ver— teter des Deutschen Kaisers; Graf Seckendorff als Vertreter des Deutschen Kronprinzenpaares.
General⸗Majer Sir Peter Lumsden, der Chef der briti⸗
schen Kommission für die Regulirung der Nordgrenze Afgha⸗ nistans, hat, begleitet von Major Napier, Oberst Stewart und anderen Offizieren, London verlassen, um via Odessa und Poti nach Teheran zu reisen. Nach kurzem Aufenthalte in der persischen Hauptstadt wird er sich in östlicher Richtung nach Mesched be— geben, woselbst die aus Indien kommenden und von einer britischen Eskorte begleiteten Mitglieder der Kommission zu ihm stoßen werden. Die russischen Kommissäre werden sich Ende Oktober oder Anfangs November in Sarachs ein⸗ finden. Mit den politischen Zwecken der Kommission sind auch wissenschaftliche verknüpft. Im Gefolge der Kommission befinden sich drei Topographen, ein Botaniker (Dr. Aitchifon) und ein Geologe (Mr. Griesbach). Bei einem Meeting der irischen Nationalliga in Dublin hat der Abgeordnete Healy, welcher den Vorsitz führte, eine heftige, aufwieglerische Rede gehalten, die heute viel von sich reden macht, und möglicherweise sich als das Signal für eine neue gewaltthätige agrarische Agitation auf der grünen Insel erweisen dürfte.
Frankreich. Paris, 4. September. (Köln. Ztg.) Der nächste Ministerrath findet am Dienstag oder Mittwoch statt. Man erwartet vor nächster Woche keine nähern Nach⸗— richten von Courbet und weiß nur, daß er seine Operationen wieder begonnen hat. — Die „Corr. Havas“ spricht vom Bau einer strategischen Eisenbahn von Chalons-sur⸗ Marne nach Saint Mihiel. Letzteres liegt fast gleich weit von Verdun (und Toul, ist mit beiden Festungen verbunden und bildet das Centrum der Vertheidigungslinie der Maas. . ee. , . . 5 , . , Chalons, den Sitz des
Armee⸗Corps, und die großen verschanzten Lager vo Verdun und Toul verbinden. ? . ; J
— 5. September. (W. T. B.) Minister⸗Präsident Ferry wird für nächsten Sonntag früh hier zurückerwartet. — Die heutige Depesche der „Times“ von der neuerlichen Bombardirung Keelungs wird von unterrichteter Seite als unbegründet, bezeichnet. Der fra . Konsul in Shanghai, Lemaire, ist zum Minister-Residenten in Hue ernannt worden. — Das Journal „Paris“ schreibt, die Frage wegen des Kommandos in Tongking werde in einem nächsten Dienstag stattfindenden Ministerrathe ent⸗ schieden werden, die Aktion Frankreichs werde sich nicht auf die Besitzergreifung von Formosa beschränken. — Der „Li⸗ bertè“ zufolge wäre es möglich, daß vom Admiral Courbet einige Schiffe zur Blokirung des Golfs von Petschiki entsendet würden. — Depeschen aus Hanoi konstatiren, daß im ganzen Delta vollständige Ruhe herrsche, die besetzten Plätze seien in Vertheidigungszustand gesetzt.
— In Marseille sind am 2. September 4, am 3. September 3, am 4. September 2 Personen an der n . n ö.
— 5. September, Abends. (W. T. B. n Marseille kam von gestern bis heute kein K vor, die Zahl der gestern in den Ostpyrenäen an der Cholera Ge— storbenen beträgt 14.
Spanien. Madrid, 5. September. (W. T. B.) In der Provinz Alicante starben gestern 10 Personen an der Cholera.
Italien. Rom, 5. September. (W. T. B.) In den von der Cholera heimgesuchten Provinzen kamen gestern im Ganzen 2653 Erkrankungen und 104 Todesfälle vor. Auf die Stadt Neapel entfallen 136 Erkrankungen und 52 Todes⸗ fälle, unter den an der Cholera Erkrankten befindet sich auch der Vize⸗Bürgermeister von Neapel. Der Bürgermeister von Spezzia ist heute der Cholera erlegen.
— 6. September. (W. T. B.) Die Minister Depretis,
zurück; der Minister des Aeußern, Mancini, verbleibt noch in Neapel. — Von einem Unbekannten sind der Regierung 61 000 Fr. für die von der Cholera heimgesuchten Familien übergeben worden.
Bulgarien. Sofia, 5. September. (W. T. B.) Fürst Alexander ist heute Mittag nach Varna abgereist, wo er einen Monat zu bleiben gedenkt.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 5. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin trafen heute Nachmittag 2 Uhr aus Peterhof hier ein, be⸗ suchten die Festungskirche, ertheilten dem außerordentlichen persischen Gesandten n n eine Abschieds⸗ audienz und haben darauf St. Petersburg wieder verlassen.
6. September (W. T. B.) Das „Reichs⸗Gesetzblatt“ veröffentlicht ein vom Kaiser bestätigtes Gutachten des Reichs⸗ rathes, wonach die Wirkungsdauer der durch Erlaß vom 14. August 1881 angeordneten Maßnahmen zur Wahrung der Staatsordnung und der öffentlichen Ruhe auf weitere 3 Jahre und die zur verschärften Sicherheitsaufsicht in St. Peters⸗ burg, Moskau und in den bekannten anderen Oertlichkeiten laut Reglement vom 27. August 1883 getroffenen Maßnahmen um ein Jahr verlängert werden, während bei den nicht unter verschärftem Schutze stehenden Oertlichkeiten die unter dem 14. August 1881 erlassenen Bestimmungen für denselben Zeit⸗ raum in Kraft bleiben.
Warschau, 6. September. (W. T. B. Die Ankunft des Kaisers wird, wie jetzt bestimmt verlautet, nächsten Montag erfolgen. General Tscherewin trifft bereits früher hier ein und fährt mit dem General-Gouverneur Gurco und mit einer Deputation des Adels dem Kaiser bis Wilna ent— gegen, von wo aus der Kaiser sich direkt hierher begeben wird.
Afrika. Egypten. Kairo, 3. September. (Allg. Corr.) Ein von gestern Abend 6 Uhr datirtes Telegramm aus Wady Halfa meldet, daß der Dampfer „Ghizeh“ dort angekommen ist und heute versuchen wird, den zweiten Kata⸗ rakt zu passiren. Die die Katarakte aufwärts gehenden Dampfer erhalten starke Taue unter ihrem Kiel, die an Stahl⸗ ketten befestigt sind, welche um den Rumpf der Schiffe gelegt werden und vermittelst welcher das Heraufziehen der Dampfer gegen die Stromschnellen ermöglicht wird. Der Mundir von Dongola bittet, ihm den ersten heraufbeförderten Dampfer nach Merawi zu senden, da sein eigener unbrauch⸗ bar geworden sei.
Australien. Neu⸗Seeland. Wellington, 3. Sep⸗ tember. (Allg. Corr.) Das unlängst gebildete neue Mi⸗ nisterium, dessen Premier Hr. H. A. Atkinson war, ist durch ein Mißtrauensvotum des Repräsentantenhauses zum Sturz gebracht worden, und hat einem neuen Kabinet Platz machen müssen. Letzteres ist wie folgt zusammen⸗ gesetzt: R. Stout, Premier und General-⸗Anwalt; Sir Julius Vogel, Kolonial-Schatzmeister und General⸗Postmeister; E. Richardson, Minister für öffentliche Arbeiten; J. Ballance, Sekretär für Kronländereien und Minister für Eingeborenen⸗ Angelegenheiten; J. A. Tode, Justiz-Minister; W. H. Reynolds, Minister ohne Portefeuille.
Zeitungsstimmen.
Der „Anhaltische Stagts-Anzeiger“ schreibt in Anknüpfung an die von dem Hrn. Abg. Richter kürzlich in Berlin . Rede . 6 . Vie gegenwärtige Wirthschafts⸗ uud Finanzpolitik, vor welcher bereits Steuern, bestanden (oder nicht?), ist in . Augen 'r ein Gräuel, weil sie sich trotz seiner schlimmen Prophezeihungen so trefflich bewährt hat; das darf nicht zugestanden werden, deshalb wird die Steuervermehrung eine Tochter der gegenwärtigen Wirth— schaftspolitik genannt. Und doch verdanken wir der letzteren den wirthschaftlichen Aufschwung Deutschlands, dessen Zusammentreffen mit der Feststellung des Zolltarifß von 1878 den Oppositionellen so außerordentlich unwillkommen gewesen ist. Und dieser Aufschwung wird durch immer neue gewichtige Thatsachen bezeugt. An der Spitze derselben steht die Abnahme der Auswanderung. Seit dem Jahre 1881 hat die Zahl, der auf nordamerikanischem Boden gelandeten Deutschen sich alljährlich vermindert; — eine solche Verminderung ist auch während des letzten amerikanischen Fiskaljahres“ (1. Juli 1883 bis 30. Juni 18584) beobachtet und festgestellt worden, daß etwa 14 000 Deutsche weniger als im Vor—⸗ jahre jenseit des Ozeans eine neue Heimath gesucht haben. Hand in Hand damit geht die Zunghme der deutschen Ausfuhr. Nach einer uns vorliegenden Statistik des hamburgischen Handels waren aus dem genannten Hafen ausgegangen: im Jahre 1881 5137 beladene Schiffe, ö 18829 5285 ö 1883 5387 ö 3 Der Werth der ausgeführten Waaren hatte betragen: im Jahre 1581 S6 446 699 K, ö 1882 881 887000 als Hesordeis reli er fis r gie esondeis erfreulich stellt sich hierbei die Zunahme des Ver— kehrs zwischen dem größten deutschen Hafen und den übrigen deutschen Seeplätzen dar. Aus deutschen Häfen waren nach Hamburg einge— führt worden: im Jahre 133 Waaren im Werthe von j Mill. Mark, . 1
K J daß sie zumeist zur Ausfuhr in über
von denen sich annehmen läßt, 1. . waren. er Werth der auf dem Eisenbahnwege in Hamburg angekom—
menen Waaren war von 1876 bis 1880 aun den n n ern. gegangen. Nachdem er während der Jahre 1871 bis 1875 durch schnittlich 9815 Millionen jährlich betragen hatte, ging er während des gedachten ungünstigen Zeitraums auf durchschnittlich 9263 Millionen inn, in , 6e 18851 9 , eine beständige Zunahme eo et worden. Die per Eisenbahn in Hambur Werthe bezifferten sich l i w l nen ffn, im Jahre 1881 auf 9685 Millionen,
* *. 1882 * 970 2 1863 lh . Daß in Hamburg auf dem Binnenwege ankommende Waaren fast ausschließlich zur Verschiffung bestimmt sind, versteht sich von selbft. Döchst bezeichnend ist ferner, daß von den im Jahre 1883 aus Ham⸗ burg aue gegangenen Schiffen 4853 beladen waren und nur 1537 leer n . . . n. 1876 und 1880 nur
eere oder im Ba S
. . e llast fahrende Seeschiffe
unahme der deutschen Einfuhr nach Hamburg und gleichzeitiges Wachtthum der Ausfuhr aus Hamburg ins Ausland — n. 8. lege für den Aufschwung unseres nationalen Wirthschaftslebens kann es überhaupt nicht bedürfen — Handelte es sich um vereinzelte Er⸗ scheinungen, so könnte von einem zufälligen Zufammentreffen günstiger Umstände die Rede sein: gegenüber alljährlich zunehmenden Fort⸗ schritten hat das schlechterdings keinen Sinn und bleibt nichts übrig,
Brin und Grimaldi kehren heute von Neapel hierher
Eg wäre nicht unmöglich, daß die Freisinnigenꝰ in kurzer Frist sich diesen Thatsachen nicht mehr verschließen können und daher unverfroren erklären, sie wären von jeher für die innere Politik Bismarcks gewesen, 6e sie sei so recht eigentlich ihr Werk, wie sie das von der so viel befeindeten Kolonialpolitik heute auch mit freund- licher Miene versichern.
Es ist wahr, im Jahre 1882 sah man den Wirkungen des Zolltarifs von 1378 auch in nationalliberalen Kreisen vielfach mit Besorgnissen entgegen; heute steht es bei ihnen fest, daß dieser Tarif zu einem Aufschwunge unseres wirthschaftlichen Lebens den Anstoß gegeben hat, der sich in erfreulicher Weise fortsetzt. Aber damals hörte man auch vielfach die Meinung aussprechen, die von der Reichsregierung vorbereiteten sozialpolitischen Reformen würden, weil sie der gehörigen Bestimmtheit und Ausführ barkeit entbehrten, verwirrend und beunruhigend auf die arbeitenden Klassen einwirken, und erst auf mühsamem und weitem Wege ans Ziel gelangen; gegenwärtig ist Deutschland im Besitze zweier gesetz = lichen Einrichtungen (der Kranken⸗ und Unfallversicherung), um welche es ganz Europa beneidet und deren Fortsetzung nicht nur nicht die öffentliche Ruhe und Sicherheit gestört, sondern befestigt und der Sozialdemokratie bereits jetzt einen erheblichen Abbruch gethan hat.
Man muß froh bekennen (froh im Interesse des ganzen deutschen Volkes), daß sich innerhalb kurzer Zeit eine gründliche Umstimmung der politischen Parteien unseres Vaterlandes vollzogen hat, eine Um⸗ stimmung, über die das deutsche Volk jubeln darf und über die es nur ein betrübtes Gesicht giebt, das der freisinnigen Partei. Denn darüber braucht heute wohl nicht mehr gestritten zu werden, daß diese Partei sich unfähig erwiesen hat, für die wahren Bedürfnisse des Volkes Verständniß zu gewinnen und an einer darauf gerichteten schaffenden Thätigkeit Theil zu nehmen. Auf nationalliberaler Seite hat man den Gedanken an eine Gemeinschaft mit den Fortschrittlern aufgeben müssen, nachdem dieselben mit ihrer Widerspruchsmanier dabei angelangt waren, nicht nur den beiden zu Gunsten der Arbeiter eingebrachten Gesetzentwürfen, sondern ebenso den zu Gunsten der Er⸗ weiterung und Ausdehnung des nationalen Wirthschaftsgebiets vor⸗ geschlagenen Maßregeln von vornherein zu widersprechen.
Die Deutschen leiden zwar heute noch unter einem gewissen Grade von Meinungkuneinigkeit, aber es haben sich doch einige Dinge gefunden, über die im Reiche die Mehrzahl der Bürger einer Ansicht sind; wie über die Nothwendigkeit, der Industrie neue Absatzgebiete eröffnet und Spielraum gewonnen zu sehen für den Ueberschuß an Menschenkraft, den das Land regel maͤßig erzeugt: jede Opposition da⸗ gegen ist ein Attentat auf die deutsche Nation selbst.
Zur Charakeristik der weiten Kluft jwischen Nationalliberalen und Freisinnigen mögen diese Zeilen beitragen. Die Klärung beider Parteien nach ihrem Sein und Wollen wird aber bewirken, daß aus den bevorstehenden Reichstagswahlen eine starke Majorität hervor- gehen wird, welche zur völligen Lösung der großen sozialpolitischen Reformen die Hand zu bieten bereit ist, kurz eine Majorität der That und nicht der Phrase
— Die „Schlesische Zeitung“ meldet:
Mit welcher Schnelligkeit sich in einem verhältnißmäßig kurzen Zeitraum die Steuerverhältnisse in Görlitz zum Nachtheil der Bewohner geändert haben, läßt sich aus einer Mittheilung der Niederschlesischen Zeitung“ ersehen; das genannte Blatt erwidert einem seiner Leser auf eine Anfrage Folgendes: „Bis 1869 war die reiche Stadt“ Görlitz in derselben glücklichen Lage wie das Städtchen Seeburg, d. h. man zahlte gar keine Kommunaleinkommensteuer. Im Jahre 1873 betrug der Prozentsatz 13, damals wurde anläßlich der Stadtverordnetenwahlen eine lebhafte Agitation in Rücksicht auf die in Aussicht genommene Erhöhung auf 60½ ins Werk gesetzt. Seit jener Zeit ist es allmählich in die Höhe gegangen — jetzt zahlen wir bekanntlich 112060.“ Eine recht erhebliche Steigerung
binnen 11 Jahren.
— In den „Berliner Politischen Nachrichten“ lesen wir:
Man erinnert sich wohl noch, mit welcher apodiktischen Gewiß— heit seinerzeit die Opposition gegen Getreide⸗ und Holzzölle voraus— sagte, daß nach Annahme dieser Schutzmaßregel der Handel der deutschen Astseehäfen zurückgeben, sstatt dessen aber die russischen Ostseehäfen, namentlich Libau, sich zu den dominirenden Handelsplätzen der baltischen Länder ent— wickeln würden. Die Zeit hat in diesem Punkte, wie in so vielen, vielen andern, den oppositionellen Schwarzsehern ganz entschieden Unrecht gegeben. Weder haben unsere geringfügigen Zölle dem Handel unserer Ostseeplätze die prophezeiten schweren Wunden geschlagen, noch haben sich die russischen Konkurrenzhaͤfen auf Koften der, diesseitigen Plätze entwickelt. Im Gegentheil, die russischen Blätter führen über das Darniederliegen der baltischen Handels ine j ständig Klage und was Libau insonderheit anlangt, o konstatirt der . Russische Kurier“ in einer seiner letzten Nummern, daß die Zahl der Schiffe langer Fahrt, welche in Libau domiziliren, von 35 auf 19 herabgesunken ist. Königsberg, Danzig ꝛc. brauchen sich also vor Libau noch lange nicht zu fürchten.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 36. — In⸗
ak . [, , Befugnisse n . und 5 ellen. — Konsulatwesen: Ernennung. — izeiwesen: ĩ
von Ausländern aus dem . ,,
Statiftische Nachrichten.
Wie die Großherzoglich hessische Centralstelle für di
Landesstatistik mittheilt, waren im Jahre 1883 ö. 5 thum Hessen 34 Bergwerke im Betrieb. I) 11 Braunkohlen— bergwerke förderten in 1383 49 281 t im Werthe von 288 75 davon ab eigener Verbrauch 3610 t im Werthe von 17744 „, die absatzfähige Jahresproduktion 45 671 t hafte einen Werth' von 270 531. 6, per Tonne 5, 93 M6; die durchschnittliche tägliche Beleg⸗ schaft betrug: unter Tage 248 Arbeiter, über Tage 212 männ— liche, 1“ weiblicher Arbeiter, zusammen 213 Arbeiter, im Ganzen 461 Arbeiter. ) 23 GEisensteinbergwerke förderten in 1883 1277931 t im Werthe von S609 799 S, per Tonne 6,83 ; „die durchschnittliche tägliche Belegschaft betrug unter Tage 398 Arbeiter, über Tage 438 Arbeiter, zusammen 857 Arbeiter. 3) 2 Braunstein. Bergwerke förderten in 1885 727700 t an aufgereiteten Erzen im Werthe von 3000 MS, diese wurden zum Verbrauch ohne Verhüttung abgegeben. II. 4 Salinen produzirten in 1883 15 86568 t im Werthe von 424 510 M, ver Tonne 26356 M; die durchschnittliche tägliche Belegschaft betrug 166 männliche Ar⸗ beiter. III. 2 Hüttenwerke für Eisenerze verarbeiteten in 3 ohöfen in 1883 36376 t im Werthe von 2546 321 M (70 M pro 5 die durchschnittliche tägliche Belegschaft betrug 271 männliche Ar⸗ n. ö f. ö . . 9. Roheisens verarbeiteten
on MSE; die dur ĩ
ö 6 ö. Arbeiter. . Im Ganzen wurden im Großherzogthum Hessen in 1883 pro— duzirt: J. in den Bergwerken Werthe von nghf e MS, bei . durchschnittlichen täglichen Zahl, der Arbeiter 1298; II. in den Sa— linen c. 790 3650 „. Werth, bei einer Arbeiterzahl von 2601; 111. in den Hüttenwerken für Eisenerze 2546 321 4 Werth, bei 271 Ar beitern; IV. in der Verarbeitung des Roheisens 1225 57s 6 Werth, bei 648 Arbeitern, in Summa 5616 129 Werth, bei 2418
Arbeitern. Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage von J. Engelhorn in Stuttgart erscheint Engelhorns allgemeine Romanbibliothek, 9 in ent u 50 3 elegant geb. 75 I) eine Auswahl der besten modernen Romane aller Völker, bringen ünd durch den billigen Preis dasjenige Publikum, welches fein Lesebedürfniß aus Leihbibliotheken befriedigt,
als die Anerkennung des ⸗ zu verdanken heben. Gewinnes, den wir der Wirthschaftsreforin
zum Ankauf von Romanen ermuntern will. Zu diesem Zweck wird alle vierzehn Tage ein Band ausgegeben e n. . den
Stoff eines gewöhnlichen Romanbandes Her sonst 3— 5 „ kosteth enthalten soll, und soll ein vollständiger Roman in einem, höchstens zwei Heften abgeschlossen sein. Dieses neue Unternehmen führt sich sehr vortheilhaft durch den vielgelesenen, auch bereits für die Bühne bearbeiteten Hüttenbesitz er!‘ von Georges Ohnet ein, dessen erfter Band den in guter Uebersetzung von J. Linden, 10 Bogen starken ersten Band der Engel hornschen Bibliothek bildet. Des billigen reises ungeachtet ist das Werk in Papier und Druck sauber ausge sattet. Die Verlagshandlung stellt weitere gediegene englische, fran ⸗ zößffche, sanische und italienische Romane in. Aussicht. ;
— Für Kaufleute und Gewerbtreibende ist ein jetzt erscheinendes Werk von Interesse:: Das kaufmännische Recht des deutschen Reiches. Ein Hand und Lehrbuch für Laien. Von Dr. jur. C. Heuser (Hannover, Norddeutsche Verlagsanstalt). Dasselbe erscheint in j0 Lieferungen à 50 A und behandelt 1) Das Handelsgesetzbuch. I Das Wechselrecht. 3) Patentgesetz. Markenschutz u. s. w. 4) Kon⸗ kursrecht. 5) Gewerberecht. . Das kaufmännische Recht von Dr Heuser ! bringt, wie die vorliegende 1. Lieferung beweist, nicht den einfachen Abdruck der Gesetze, sondern es giebt dieselben in selbständiger Be⸗ arbeitung; mit Hinweglassung alles Ueberflüssigen bietet es nur das unmittelbar Praktische. Die Darstellung ist gemeinverständlich, die Anordnung übersichtlich; sorgfältige Register, Beispiele, Muster, For⸗ mulare 2c. erleichtern den praktischen Gebrauch.
Gewerbe und Handel.
(Leipz. Tagebl) Der Vorstand des Deut schen Buch drucker ⸗ vereins hat unter dem 1. d. Mts. an das Reichs ⸗Versicherungsamt in Berlin das nachstehende Schreiben gerichtet:
Leipzig, den 1. September 1884. An das Reichs ⸗Versicherungsamt in Berlin. .
Der unterzeichnete Vorstand beehrt sich bei dem Reichs ⸗Versiche⸗ rungsamt auf Grund 5§. 13 Abs. 2 des Un fallversicherungs⸗ gefetzes vom 6. Jull 1884 die Einberufung einer Generalversamm— kung der Besitzer von Buchdruckereien und damit verwandten Gewerbe⸗ betrieben in Deutschland behufs Bildung einer Berufsgenossenschaft für das deutsche Buchdruckereigewerbe und die damit verwandten Gewerbebetriebe zu beantragen. . ; . .
Zur Unterstützung dieses Antrages fügen wir bei 1021 eigen⸗ händig unterschriebene Beitrittserklärungen mit 28 457 darauf an; gegebenen versicherungepflichtigen Personen, wobei wir uns darauf hinzuweisen erlauben, daß die Zahl der unserem Antrage beitretenden ÜUnternehmer mehr als den zwanzigsten — ja beinahe den sechsten Theil, der Unternehmer aller derjenigen Betriebe darstellt, für welche die Berufegenossenschaft gebildet werden soll, und daß die Zahl der angemeldeten versicherungspflichtigen Personen gleichfalls mehr als den zehnten Theil, ja beinahe die Hälfte aller derjenigen Personen betragt, welche in diesen Betrieben beschäftigt werden — dem gesetz⸗ lichen Erforderniß des §. 13, Abs. 2 des Unfallversicherungsgesetzes somit hinlänglich genügt ist. .
Als Ort für die Abhaltung der Generalversammlung dürfte Leipzig wegen seiner Lage im Mittelpunkte Deutschlands am meisten
zu empfehlen sein. Hochachtungsvoll Der Vorstand des Deutschen Buchdrucker Vereins. Dr. Ed. Brockhaus, Vorsitzender. Dr. P. Schmidt, Vereins sekretãr.“
Es ist dies, so viel wir wissen, der erste derartige Antrag, welcher auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes beim Reichs ⸗Ver⸗ sicherungsamte eingereicht worden ist. Die respektable Zahl von 16021 Unternehmern mit 28 457 von denselben angegebenen versiche⸗ rungspflichtigen Personen, welche dem Antrage des Vorstandes bei⸗ getreten sind., begrüßen wir als ein hocherfreuliches Zeichen für das ein müthige Zusammengehen der deutschen Buchdruckereibesitzer in dieser wichtigen Angelegenheit. Dieser glänzende Erfolg, welchen der Vor⸗ stand des Deutschen Buchdruckervereins mit seinem Vorgehen erzielt hat, dürfte auch andere Industriezweige veranlassen, bei den vor— bereitenden Schritten zur Genossenschaftsbildung den gleichen Weg einzuschlagen. .
Bekanntlich hatte der Vorstand an sämmtliche Besitzer von Buchdruckereien und damit verwandten Gewerbebetrieben ein Rund
Eanitätswesen und Quarautänewesen.
tal inn. ö Uebersicht der dem italienischen Ministerium des Innern gemeldeten Neuerkrankungen und des lãlle an Cholera.
schreiben versandt, welches in übersichtlicher Weise die einschlagenden Bestimmungen des Gesetzes klar bervorhebt, sodann in knappen Sätzen die Gründe angiebt, welche die Bildung einer Berufsgenossen⸗ schaft für das deutsche Buchdruckereigewerbe und die damit ver⸗ wandten Gewerbebetriebe wünschenswerth, ja nothwendig erscheinen lassen, und am Schlusse die Aufforderung enthält, eins dem Schreiben beigelegte Beitrittserklärung mit Angabe der in den betreffenden Be⸗ trieben beschäftigten versicherungspflichtigen Personen., zu unterzeichnen und einzusenden.
Andere Industriezweige stehen jetzt im Begriffe, die nach dem Gesetze erforderliche Unterstützung in der Weise herbeizuführen, daß sie Versammlungen einberufen, welche über den beim Reichs⸗Versiche⸗ rungtamt einzureichenden Antrag beschließen sollen. Derartige Ver⸗ sammlungen sind in diesem Monate mehrere anberaumt. Ob damit aber die erforderliche Unterstützung beschafft werden wird, ist eine an⸗ dere Frage. Denn das würde nur dann der Fall sein, wenn in einer solchen Versammlung der Beschluß auf Einberufung einer Generalversainmlung von mindestens dem zwanzigsten Theile der Unternehmer derjenigen Betriebe, für welche die Berufsgenossenschaft gebildet werden soll, oder doch von einer solchen Anzahl, welche mindestens den zehnten Theil der in diesen Betrieben vorhandenen versicherungspflichtigen Personen beschäftigen, gefaßt würde. Die Er⸗ fahrungen aber lehren, daß solche Versammlungen, wenn damit mehr oder weniger weite Zureisen verbunden sind, nur spärlich besucht und auch nur spärlich von Vertretern beschickt werden. Daher scheint das Vorgehen des Vorstandes des Deutschen Buch druckervereins den Vorzug zu verdienen, weil hier auch die große Anzahl Derjenigen, welche verhindert ist, einer solchen Versammlung beizuwohnen, über die Sache aufgeklärt und in den Stand gesetzt werden, ihre Erklärungen abzugeben. Und welche Er⸗ folge damit zu erzielen sind, beweist die Unterstützung, welche der An—⸗ trag des erwähnten Vorstandes auf Einberufung einer General, verfammlung in den betheiligten Kreisen gefunden hat. Da die Frist zur Einreichung derartiger Anträge beim Reichs⸗Versicherungsamt erst am 9. November d. J. abläuft, so bleibt für die Vertreter 64 , , . noch genügend Zeit, auch diesen Weg zu be— chreiten.
Nürnberg, 4. September. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Gestern war am Markte reger Verkehr, etwa 350 Ballen wurden den Lagern entnommen, wobei Preise keinerlei Veränderung erfuhren. Heute kamen namhafte Abladungen zum Markte und zwar ca. 2009 Ballen Landhopfen und einige 1060 Ballen Bahnabladungen. Der Einkauf vollzog sich Anfangs schleppend und erst durch Eingreifen mehrerer auswärtigen Firmen und einiger Exporteure konnten bis Mittag die Markthopfen fast vollständig ab— gesetzt werden. Die Preise waren für obige Sorten durchschnittlich fünf, in vielen Fällen acht Mark billiger. In fremden Sorten wie adischen, württemberger und Hallertauer war wegen Mangel an entsprechender Qualität kein lebhafter Verkehr, es notiren heute prima Markthopfen 84-90 , mittel 75 — 80 M, Secunda 66 — 72 M,, badische 110—120 , württemberger 110 — 125 6, Hallertauer 100 - 127 6
London, 5. September. (W. T. B.)
Wollauktion waren Preise unverändert.
New⸗York, 5. September. (W. T. B) Baum wollen ⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 16000 B., Aus. fuhr nach Großbritannien 12000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 5000, Vorrath 112000 B.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 6. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Fulda“ ist gestern Abend 9 Uhr in New ⸗ York eingetroffen. . ö .
Belgrad, 5. September. (W. T. B.) Die Eisenbahnlinie Belgrad-Nisch, deren feierliche Eröffnung gestern stattfand, soll am 15. d. Mts. dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. — Wie die „Presse' meldet, ist die Herstellung von zwei Flügelbahnen, die von der Eisenbahnlinie Belgrad-Nisch abzweigen, nunmehr gesichert, die eine soll nach Kragujevac, dem Arsenale Serbiens, die andere soll von Kuprija nach Scuic geführt werden, wo sich reiche Kohlenlager befinden.
; New-⸗ Jork, 5. September. (W. T. B.) Der Dampfer „Amerika“ von der National ⸗Dampfschiffs⸗Compagnie
Bei der gestrigen
(C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Eingegangen in der Zeit vom
25.26. ] 26. - 27.1 27— 28.1
23. — 24. August Mitternachts.
24. — 26.
Provinzen.
Erkrankungsfälle. Todesfãälle.
Erkrankungsfälle. Erkrankungsfälle. Erkrankungsfälle.
Todes falle Todes falt. Todesfall Todesfälle.
28. - 29. ] 29. — 30.
Erkrankungs fälle.
Todesfalle
Erkrankungsfälle.
Todesfälle.
11
Aaung.... Bergamo ...
ö —
11 —
81
.
rod Erkrankungsfälle.
I
Bologna ... Campobasso .
Cosenza . ... Cremona ... Cuneo
Genua ....
Mailand ... Massa
Modena ...
Porto Mau⸗ ,,
Gemeinde Barrea. . I4 Gemeinden z. B. Palladina mit 12, Bergamo mit 8, Lenna und Treviglio mit je 6, Zogno mit Osio Sotto und Ponte S. Pietro mit je 4, Verdello und Villa d'Alms mit je 3, Clenesso, Osio Sopra, Pallazzago, Alzano Maggiore, Ca- nonica, Endenna, S. Pellegrino und Vertova mit je 2 Erkrankungsfällen. ᷣ Gemeinde Poretta mit 15, Montagna und Gaggio Montano mit je 2 Erkrankungen.
6 Gemeinden: Pizzone 35, S. Vincenzo und Castel⸗ lone je 8, Rocchetta 4, Cerro 3 und Scapoli 2 Erkrankungen.
Gemeinde Paterno.
Gemeinde Crema.
I5 Gemeinden: Busca 159, Cuneo 33, Tarantasca 9g. Villafaletto 7, San Damiano Macra 3, Sa⸗ vignano, Savigliano und Cheraßeo je 2,
4 Gemeinden: In Spezia, bezüglich welches Ortes die Erkrankungs⸗ und Sterbezahlen auf die ein⸗= zelnen Tage sich nach den offiziellen Bulletins nicht sicher vertheilen lassen, bis zum 30. August 140 Todesfälle, S. Terenzio 4 Erkrankungen.
Gemeinde Mulazzano.
10 Gemeinden: Castelnuovo Garfagnana 29, Fos dinovo g, Tra Filizzano und Fivizzano je 5, Mi⸗ nucciano, Piazza al Serchio und Camporgiano je 3, Aulla und Molazzano je 2 Erkrankungen.
Gemeinde Frassinoro.
Gemeinden, davon Stadt Neapel 6 Erkrankungen.
6 Gemeinden: Berceto und Parmg je 19, Noceto 4 Borgotaro, Colorno, Cortile San Martino je 2 Erkrankungen. ;
5 Gemeinden: Bagni Cageciana und Pisa 2. Cal⸗ cinaja, Vecchiano und Veco Pisano je 1 Erkran
kung. *r shde Seborga mit 4, Perinaldo mit 3 und Tavole mit 2 Erkrankungen. ; 9 Gemeinden: Pancalteri 14, Bargone und Villa⸗ franca je 7, Sombriasco 3 Erkrankungen.
= 21 1
Generalsekretariate ein
Berlin, 6. September 1884.
Mannheim, 3. September. In der heutigen Ver samm⸗ lung des Vereins deutscher Ingenieure fanden zunächst die Berathungen über das 2 einen versöhnlichen Abschluß Darnach beauftragt die Hauptversammlung die Kommission des Berliner Bezirksvereins, die verschiedenen Bezirksvereine aufzufordern, bis spätestens 15. November JI. J. ihre den Vorschlägen der Berliner Kommission entgegenstehenden Ansichten über die Vorlage demnãchst nach Maßgabe der Vorschläge zu amendiren, und die so ge⸗ schaffene Arbeit dem Reichskanzler zu überreichen. Soweit der engere Vorstand sich den Vorschlägen der Bezirks vereine nicht anzuschließen vernlag, sind die betreffenden Ausführungen, sofern es die fraglichen Bezirksvereine wünschen, in einem besonderen Anhange der vorstehend genannten Gesetzesreform⸗ Denkschrift anzuhängen. Zu den Berathungen des engeren Vorstandes in Berlin werden die Vertreter von Bezirksvereinen, welche dieses wünschen und die dadurch entstehenden Kosten tragen, beigezogen. Zur leichteren Drientirung der Bezirksvereine wird vom übersichtliches Bild der ju den ur⸗ Anträgen der Berliner Kommission gestellten Anträge, nächst den abändernden Beschlüssen des Vor⸗ standsraihs in besonderer Broschüre recht bald gegeben wer— den. Diese Beschlüsse fanden einstimmige Annahme Hr. L. Post von Mannheim berichtete sodann gewissermaßen als. Vor- bereitung für die Exkursionen des folgenden Tages über die Industrie im Bezirk des Mannheimer Bezirksvereins,ů der die Städte Worms, Frankenthal, Ludwigshafen, Speyer, Heidelberg, Weinheim und Mannheim und Nebenorte umfaßt. Hierauf sprach Hr. Fehlert, Ingenieur in Berlin, über die Bedeutung der Patent. schriften und Patentansprüche unter Berücksichtigung bisher bekannt gewordener gerichtlicher Entscheidungen.
Die bekannte Firma J. C. Schmidt, Hoflieferant, Erfurt, hat ein neues, verbessertes Hyazinthenglas zum Patent angemeldet, das ebenso praktisch wie bequem ist. Zu einer resultatvollen Kultur von Hyazinthen auf Gläsern gehört vor allen Dingen eine regel mäßige Erneuerung des Wassers und Reinigung der Gläser, beides war aber bisher mit Schwierigkeiten verknüpft, da man, um diese Manipulation vorjunehmen, die Zwiebel heben und mitsammt den Wurzeln aus den Gläsern herausziehen mußte, was abgesehen von der um⸗ ständlichen Hantirung dem Gewächs nur zum Nachtheil gereichte. Das neue Schmidtsche Patent⸗Hyazinthenglas besteht dagegen aus 2 Theilen — die Zwiebel liegt in dem Kopf und die Wurzeln wachsen in eine daran befindliche Röhre hinein. Letztere steckt in dem Glase, welches das Wasser enthält, und kann also mit der Zwiebel und den Wurzeln herausgehoben und bei Seite gestellt werden, ohne daß beide im Geringsten leiden. Das Wasser wird dann mit Leichtigkeit er⸗ neuert und das Glas gereinigt. Da der Preis nur niedrig ist (t 5,569 ver , . blau oder weiß) so wird diese praktische Neuheit gewiß vielen Anklang finden.
sprünglichen
In der Weißenseer Flora ist heute Mittag die Blumen⸗ ausstellung eröffnet worden, mit welcher die Weißenseer Gärtner einen trefflichen Beweis ihres Könnens erbracht haben. Die Aus— stellung gewährt in ihrem geschmackvollen Arrangement ein farben prächtiges Bild, das nicht verfehlen wird, zahlreiche Besucher anzu⸗ locken. Entsprechend den Aufgaben, die den Gärtnern in der Um⸗ gebung der Residenz zufallen, sind es vor Allem die ortsũblichen Markfpflanzen, die zur Schau gestellt sind. Diese selbst aber präsen⸗ firen sich in einer Vorzüglichkeit der Zucht und in einer Barietäten⸗ fülle, die dem Streben der Weißenseer Gärtner die vollste Anerken-
nung sichert.
Das Deutsche Theater brachte gestern Abend .Die Räuber“ mit theilweise neu besetzten Rollen zur Aufführung. Die Partie der Amalie, welche früher von Frl., Walles gespielt wurde, war gestern dem 3. Jürgens zugetheilt. Schon die äußeren körper- sichen Vorzüge gaben der Dame ein großes Uebergewicht über ihre Vorgängerin, welcher es an Anmuth und Vornehmheit der Erscheinung gebrach. Frl. Jürgens entsprach in den äußeren Formen durchaus dem Bilde, welches man sich von der jugendlich schwärmerischen und fentimentalen Amalie machen könnte und unterstützte dadurch ihr Spiel auf das Beste. Die klangvolle Stimme verleitete die Künstlerin auch dies Mal, auf die deklamatorische Seite des Vortrags zuviel Nachdruck zu legen, der gegenüber die seelische Empfindung mehr in den Hintergrund treten mußte. Dennoch ist in der Vertiefung der Auffassung, soweit es sich um die Darstellung der heftig erregten Teidenschaften handelt, ein Fortschritt gegen früher nicht zu verkennen. — Die Rolle des „Kosinsky“' war durch Hrn. Bolz neu besetzt. Der junge Künstler besizt nicht jene Vorzüge der äußeren Erscheinung, welche von vornherein gewinnend auf die Zuschauer wirken. Dafür entschädigt jedoch sein wirkungsvoller Vortrag, welchem Tiefe der Empfindung und Feuer der Leidenschaft innewohnen. Das Haus war ziemlich gut besetzt, wenn auch nicht in der Fülle, welche man sonst dort gewöhnt ist. Der Beifall fehlte den verschiedenen Leistungen nicht und dehnte sich auch auf die äußere Ausstattung aus, über welche früher an dieser Stelle schon berichtet ist, und deren großartige Wirkung in dem Brand und Zusammensturz des Schlosses ihren Höhepunkt erreichen .
Das Repertoir des Deutschen Theaters für die kommende Woche zeigt in folgenden Stücken wieder Neubesetzungen. So wird in Romeo und Julia“ Fr. v. Poellnitz die Amme“, in „Donna Diana‘ Hr. Kadelburg dea „ Perin“ und in „Don Carlos“ Frl. Schmiedt die „Königin“ und Frl. Jürgens die Eboli! spielen. Außerdem finden in der folgenden Woche Wiederholungen von Die Welt, in der man sich langweilt‘ und ‚Der Probepfeil“ statt. ;
In Krolls Theater setzt Sgra. Fohström nach wie vor mit dem größten Erfolg ihr nun bald zu Ende gebendes Gastspiel fort. Dicht davor, die an künstlerischen Erfolgen so reiche Saison zu schließen, bietet das Etablissement in rascher Aufeinanderfolge eine ganze Reihe eigenartiger Kunstgenüsse und Leistungen ersten Ranges. Die Namen Nachbaur, Schott, Robinson, Fohström vereinigen sich, um das Interesse der kunstsinnigen Berliner mehr denn je auf das Theater am Königsplatz zu lenken, welches durch das Zusammen⸗ wirken verschiedener Gäͤste noch erhöht wird. Gestern Abend wieder- holte Frl. Fohström die Traviata, in welcher sie bereits am Mittwoch mit Srn. Nachbaur aufgetreten war. Was nun diese Leistung der Gastin anbetrifft, so ist zu bemerken, daß sie gesanglich auf derselben hohen Stufe fleht, wie alle Rollen, in welchen wir bis jetzt die Dame hörten. Auch hier kommt das prächtig geschulte Organ in allen seinen Feinheiten zur vollen Geltung und entzückt durch seinen Wohllaut und seinen reinen weichen Klang. Diese Rolle erfor⸗· dert jedoch eine größere Leidenschaftlichkeit, als sie Frl. Fohström selbst in die Stimme legte. Die Kameliendame, welche uns die Gaflin bot, war, wenn man so sagen darf, zu nordisch., nicht gewaltig, nicht feurig genug. und so vermißten die Liebhaber dieser Rolle einen gewissen charakteristischen Theil derselben. Dem entsprechend war auch die Darstellungsweise nicht ganz erschöpfend, man glaubte nicht an die Leidenschaftlichkeit dieser schönen Sünderin. Deffenungeachtet errang Frl. Fohström einen achtenswertben Erfolg. Hr. Nachbaur sang den Alfred recht ansprechend, obgleich auch er mehr die liebenswürdige Seite seiner Rolle herauskehrte und auch hier und da gesanglich nicht ganz auf der Höhe stand. Xr. Rathiens als Garmont gefiel allgemein mit seiner sympathischen Stimme und dem warmen Vortrag. . .
Die Troubadour ⸗Aufführung in Krolls Theater mit Fr. Rathilde Mallinger als Lesnore. und Hrn. Schott als -Man—. rico. findet am Dienstag statt. Wie bereits angezeigt, treten nun. mehr morgen (Sonntag) vereint in Gounods . Margarethe“ Frl. Alma Fohström, sowie die Herren Schott und Robinson auf, die in den bezüglichen Rollen Margarethen, Faust und Valentin für das Berliner Publikum fämmtlich neu sind. Am Montag wird in dieser
Saison zum letzten Male „Der Wildschütz wiederholt.