1884 / 215 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Sep 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Es können diese Zinsscheine auch durch die Königlichen Regie rungs · Dauptkafsen und die Königlichen Benrks⸗Hauptkassen zu Han⸗ nover, Lüneburg und Oenabrück bejogen werden.

Wer die Zinsscheine durch eine dieser Kassen beziehen will, hat derselben die alten Jinsschein⸗ Anweisungen mit einem doppelten Ver⸗ zeichnisse 4 ; .

Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei der Ausreichung der neuen Zinsscheine wieder abzuliefern.

Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den genannten Pro⸗ vinzialkaffen unentgeltlich zu haben.

Der Einreichung, der Schuldverschreibungen bedarf eg. zur Er⸗ langung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die alten Zinsschein⸗˖ Anweifungen abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die be⸗ treffenden Dokumente an das Königliche Regierungs · Präsidium zu Wiesbaden mittelst besonderer Eingabe einzureichen.

Die entstehenden Portokosten haben die Empfänger der neuen Zinsscheine zu tragen. .

Es wird schließlich darauf aufmerksam gemacht, daß zu den in Rede stehenden Schuldverschreibungen vom 1. Oktober 1888 ab nicht mehr, wie bisher, nur 8 Stück Zinescheine für vier Jahre, sondern für einen Zeitraum von zehn Jahren 20 Stück ZJinsscheine gleichzeitig werden ausgereicht werden und demgemäß die den Zinsscheinen Reihe 1V jetzt beigegebenen Anweisungen zur Ab⸗ hebung der Reihe V eine entsprechende Fassung erhalten haben.

Wiesbaden, den 28. August 1884

Der Regierungs ˖ Präsident. von Wurmb.

In der heutigen andelsregister⸗Beilage wird Nr. 37 der Zeichen register⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. September. Se. Majestät der Kaiser und König besuchten gestern Nachmittag die Kunst⸗Ausstellung am Cantian⸗Platz und unternahmen sodann eine Spazierfahrt. 6

Heute empfingen Se. Majestät den Polizei⸗Präsidenten und den von Urlaub zurückgekehrten Abtheilungschef im Nilitärkabinet, Obersten von Brauchitsch. Demnächst nahmen Se. Majestät die Meldung des bisherigen Comman⸗ deurs der 41. Infanterie⸗Brigade, General-⸗Majors von Rauch, der unter Beförderung zum General⸗Lieutenant zum Com— mandeur der 19. Division ernannt ist, und darauf den . des Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski entgegen.

Der Reichskanzler Fürst von Bismarck ist gestern Nachmittag aus Varzin hier eingetroffen.

Zu den besonderen Umständen, welche nach 8. 20 des Reich⸗Preßgesetzes die Bestrafung des verantwort⸗ lichen Redacteurs einer Zeitung oder Zeitschrift wegen eines der veröffentlichten strasbaren Artikel als Thäter aus⸗ schließen, gehört nach einem Urtheil des Reichsgerichts, f. Strafs, vom 24. Juni d. J., die bloße Versäumung der dem Redacteur obliegenden Pflichten nicht, es kann sich dem⸗ nach der Redacteur damit nicht entschuldigen, daß er in Folge anderweitiger Geschäfte von dem inkriminirten Artikel keine Kenntniß gehabt, und daß der Artikel ohne sein Wissen in der Zeitung Aufnahme gefunden habe.

Der Direktor des Militär⸗Oekonomie⸗Departements im Kriegs-Ministerium, General-Lieutenant von Hartrott ist von Urlaub nach Heringsdorf hierher zurückgekehrt.

Der General⸗Lieutenant Graf von Waldersee, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und General⸗Quartiermeister, ist zu den großen Herbstübungen des VII. und VIII. Armee⸗Corps abgereist.

Der General⸗Lieutenant von Rauch, Commandeur der 19. Division, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen von Hannover hier eingetroffen.

Die diesjährigen militärärztlichen Operations⸗ 2c. Kurse werden in der Zeit vom 22. d. M. bis 11. Oktober d. J. hierselbst stattfinden. Zur Theilnahme an denselben sind K aller Armee⸗Corps in größerer Anzahl kommandirt worden.

Bayern. München, 11. September. (W. T. B.) Der Vize⸗Präsident der Kammer der Reichsräthe, Frhr. von Schrenk ist gestorben.

Baden. Karlsruhe, 10. September. (Karlsr. Ztg.) Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin brachte Sonntag, den 7. 8, auf Schloß Weinburg zu, wo im Fürst⸗ lich hohenzollernschen Familienkreise das Geburtsfest Sr. König⸗ lichen Hoheit des Fürsten gefeiert wurde.

Am 8. d., Abends gegen 8 Uhr, ist Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin, von Mainau kommend, hier einge⸗ froffen und hat sich am 9. d, früh 6 Uhr 55 Minuten, nach Schloß Zwingenberg 9. N. begeben.

Eppingen, 9. September. (Karlsr. Ztg.) Se. König⸗ liche Hoheit der Großherzog empfing heute früh 9 Uhr auf Schloß Zwingenberg den Amtsvorstand und Staytrath von Eberbach und hierauf den Bürgermeister und Gemeinde—⸗ rath von Zwingenberg, welche ihre Glückwünsche zum hohen Geburtsfest aussprachen. Nach 10 Uhr traf Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Karlsruhe auf Schloß Zwingen⸗ berg ein. Gegen 2 Uhr fand ein Diner auf dem Schlosse statt.

Die Abreise von Zwingenberg nach Eppingen erfolgte um 6 Uhr Abends. In Eberbach und auf verschiedenen andern Stationen wurden dem Großherzog Oyationen bereitet, und hatten sich jeweils die Spitzen der Behörden sowie ver⸗ schiedene Vereine zur Begrüßung eingefunden. Ihre König⸗ liche Hoheit die Großherzogin verabschiedete sich in Bruchsal vom Großherzog und kehrte nach Karlsruhe zurück.

Die Ankunft in Eppingen erfolgte gegen 19 Uhr Abends, und hatte diese Stadt Sr, Königlichen Hoheit einen wahrhaft festlichen und glänzenden Empfang bereitet. Nach einer län⸗ geren Rundfahrt, die Illumination in Augenschein nehmend, begab sich Se. Königliche Hoheit in sein Absteigequartier, das Hotel zur Post.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 11. September. (W. T. B.) Anläßlich des heutigen Namenstages des Kaisers von Rußland fand em nn in der Hofburg ein Diner stalt, an welchem der Kaiser, der König von Serbien nebst Gefolge, der Kronprinz und die Kronprinzessin, der Herzog Ludwig von Bayern, der Botschafter Lobanow mit dem Personale der russischen Botschaft, die Minister Kalnoky, Taaffe, Bylandt⸗Rheydt und Kallay, der diesseitige Botschaster in St. Petersburg, Graf Wolkenstein, die Mitglieder der fremden militärischen Missionen nnd der Hofstaat theilnahmen. Während der Tafel brachte der Kaiser einen Toast auf den Kaifer von Rußland aus, worauf die Militärkapelle die russische Volkshymne intonirte.

Großbritannien und Irland. London, 10. Septem⸗ ber. (Allg. Corr.) In der gestrigen Sitzung des gegenwärtig in Abend een tagenden Gewerkvereäns-Kongresses hielt der Präsident Thompson eine Eröffnungsrede, welche sich über die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern verbreitete. Er beklagte die Eisersüchteleien, welche zwischen Kapital und Arbeit noch immer bestehen, und befürwortete ein System produktiver Theilhaberschaft. Mr. Arch, der bekannte Bodenagitator, stellte eine Resolution zur Beschlußsassung, welche dahin ging, der Kongreß wünsche feine große Befriedigung darüber auszudrücken, daß die Regierung im Hause der Gemeinen eine Maßregel zur Erweiterung des Stimmrechtes des Vereinigten Königreiches eingebracht und durchgesetzt und bedauerte tief, daß das Oberhaus die Bill verworfen habe; der Kongreß hoffe, die Regierung werde keine Anstrengungen scheuen, um die Maß⸗ regel mit Energie und Entschlossenheit zu fördern, und ver⸗ sichere derselben die herzliche Unterstützung des Kongresses in irgend welchen Schritten, deren Ergreifung für die Erzielung dieses großen und wünschenswerthen Zweckes sie für räthlich erachten möge. Die Resolution fand mit dem Zusatze, daß die begonnene Agitation zu Gunsten der Schaffung von zwei Millionen neuen Wählern fortgesetzt werden solle, bis diese Reform er⸗ zielt worden sei, einstimmige Annahme.

In Ormskirk wurde gestern eine Statue Lord Beaconsfields unter entsprechender Feierlichkeit von dem Earl von Lathom enthüllt. Die Kosten des Denkmals wurden durch öffentliche Beiträge gedeckt. ö

11. September. (W. T. B.) Das „Reutersche Telegr. Bureau“ meldet aus Kairo: General Wolseley wird zunächst hier verbleiben, hat aber bereits von heute ab den Bberbefehl über alle Truppen übernommen, die sich strom⸗ aufwärts von Assiut befinden.

12. September. (W. T. B) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Singapore von heute, die italienischen Matrosen von der Mannschaft des „Nisero“ seien am 3. d. M. in Freiheit gesetzt worden; der Rajah von Tenom habe auch die übrigen Gefangenen frei zu lassen versprochen.

Frankreich. Paris, 11. September. (W. T. B.) Der Minister-Präsident Ferry ist heute Vormittag hierher zurückgekehrt und wird dem am Sonnabend statt⸗ findenden Ministerrath präsidiren. Der Präsident Grövy hat seinen Aufenthalt in Mont⸗sous Baudren verlängert. = Die „Agence Havas“ sagt, die Nachricht, daß China den Krieg an Frankreich erklärt habe, werde von unterrichteter Seite als unbegründet bezeichnet; von einer früheren Einberufung der Kammern sei durchaus keine Rede, der Zusammentritt bleibe wie bisher für den 15. Oktober festgesetzt.

Das Journal „La France“ veröffentlicht eine Unter⸗

redung eines seiner Redacteure mit dem Conseils⸗Prä⸗ fidenten Ferry in St. Die. Ferry versicherte, daß China ben Krieg weder erklärt habe, noch Lust habe, denselben zu erklären. Der Minister tadelte lebhaft die Schärfe der eng⸗ lischen Journale, deren Sprache in keiner Weise mit den herz⸗ lichen Beziehungen, welche zwischen Frankreich und England beständen, übereinstimme. Der Friede mit England sei ein kost⸗ bares Gut sowohl für beide Länder wie für Europa. Admiral Cour⸗ bet werde seinen Plan vollständig durchführen. Frankreich verfolge in Ehina eine Aktion, die bestimmt sei, ihm Genugthuung zu verschaffen; die chinestsche Regierung wisse sehr wohl, daß sie eine sehr ernste Verantwortlichkeit übernehme, wenn sie den Krieg erklärte. Ferry vertheidigte darauf lebhaft die Kolonial⸗ politik und hob ferner hervor, daß die Beziehungen zu Deutschland vortreffliche seien. Schließlich bemerkte der Conseils⸗Präsident, daß es unnöthig sei, die Kammern zu be⸗ rufen, da China keinen Krieg erklärt habe und die bewilligten Kredite völlig ausreichten, um das begonnene Unternehmen zu Ende zu führen. Der Temps“ glaubt bestätigen zu können, daß die französifche Regierung gemäß der am 16. August in der Kammer angenommenen Tagesordnung die Ausführung des Vertrages von Tientsin fortdauernd als Ziel verfolgen werde, indem sie auf chinesischem Gebiete Zerstörungen, welche geboten erscheinen, vornehme und von ausreichenden Pfändern Besitz ergreife. Nach dem Ministerrath am Sonnabend wird der Minister-Präsident Ferry voraussichtlich nach den Vogesen zurückkehren und dort his Ende des Monats bleiben. Die „Liberté“ versichert, Admiral Couxbet sei angewiesen, den Chinesen Bedenkzeit zu lassen; die erste Phase der französischen Operationen werde durch die Okkupation der Insel Formosa als Pfand abgeschlossen werden; Formosa solle China zurückgegeben werden, sobald ein Einvernehmen hergestellt sei. In dem Departement der Ostpyrenäen starben gestern 21 Personen an der Cholera, darunter 14 nach ganz kurzer Erkrankung im Dorfe Estoher am Fuße des Mont Canigou.

In Marseille sind am 8. September 3, am 9g. September 4 Personen, am 10. September 1 Person an der Cholera gestorben.

Spanien. Madrid, 11. September. (W. T. B.) In der Provinz Alicante kamen gestern 6 Cholera⸗ Todesfälle vor; auch in Katalonien starben mehrere Personen an der Cholera.

Portugal. Lissabon, 9. September. (Allg. Corr.) Briefe aus Mozambique, vom 30. August, enthalten Details über den Aufstand der Eingeborenen in Massingire am Flusse h, Es scheint, daß die Insurgenten die portugiesische Garnison in Massingire, bestehend aus einem Kapitän, einem Lieutenant, zwei Sergeanten und 29 Mann niebermetzelten sowie auch vier portugiesische Kaufleute und einen Engländer, der an der Spitze der Mission in Chirongo stand, tödteten. Die Cingeborenen erbeuteten vier Kanonen und eine Quantität Munition, worauf sie die umliegende Gegend, die portugiesischen und englischen Geschäftshäuser in Moer sowie die französischen Häuser in Regis plünderten.

Italien. Rom. 11. September. CB. T. B.) Gestern sind M den von der Cholera infizirten Provinzen 1085 Per⸗ fonen erkrankt und 550 gestorben; hiervon kommen auf die Stadt Neapel 996 Erkrankungen und 474 Todesfälle.

12. September, (W. T. B.) Sämmtliche an der fran⸗ zösischen Grenze getroffenen Quarantänemaßxegeln sind 86 früh in Folge telegraphischer Anordnung aufgehoben worden.

Neapel, 11. September. (W. T. B.) Der König be⸗ suchte heute in Begleitung des Minister⸗Präsidenten Depretis, des Boischafters von Keudell und anderer hervorragender Persönlichkeiten die Vorstadt Maddalena und wurde von der Bevölkerung auf das Herzlichste begrüßt. Der König sprach den Wunsch aus, daß die Frage wegen Unterbringung der Bevölkerung der ungefunderen Stadttheile in Baracken außer⸗ halb der Stadt noch heute entschieden werde, und erklärte, er werde so lange in Neapel bleiben, bis die Epidemie nach⸗ lasse. Der Sohn des Königs von Hawai ist gestern an der Cholera erkrankt, befindet sich aber bereits auf dem Wege

der Besserung.

12. September. (W. T. B.) In den 24 Stunden vom 10. September, Nachmittags 4 Uhr, bis zum 11. Sep⸗ tember, Nachmittags 4 Uhr, sind hier gegen 200 Cholera⸗ Erkrankungen weniger als am vorhergehenden Tage vor⸗ gekommen, auch in der Umgebung der Stadt hat die Cholera abgenommen, ein eingetretener Platz⸗ regen hat sehr erfrischt. Der König hatte gestern trotz strömenden Regens die an der Cholera er⸗ krankten Soldaten besucht, auch dem Stadtriertel Mercato, welches am meisten von der Cholera heimgesucht ist, nochmals einen Befuch abgestattet und kehrte erst Abends 71e Uhr in den Königlichen Palast zurück. Wie es heißt, soll der König für die von der Cholera betroffenen Personen den Betrag von 300 000 Lire gespendet haben.

Rußland und Polen. Nowogeorgiewsk, 11. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin sind mit den uͤbrigen Mitgliedern der Kaiserlichen Familie gestern Abend 11 Uhr hier eingetroffen. An den Manövern, welche morgen hier in der Umgegend beginnen und am 15. d. M. enden, nehmen 89 Bataillone Infanterie, 54 Escadrons Kavallerie und 154 Geschütze Theil.

Amerika. New⸗York, 11. September. (W. T. B.) Zwischen der Regierung, der Auswanderungskommission und den Agenten der White⸗Star-Line und des Norddeutschen Lloyd ist ein Abkommen vereinbart worden, nach welchem Finwanderer in Castle Garden landen dürfen und dort untersucht werden, und die genannten Dampfer ⸗Compagnien sich verpflichten, mittellose Personen, bestrafte Verbrecher und Geisteskranke zurückzuschicken oder die Regierung für die ent⸗ standenen Kosten zu entschädigen.

Seitungsstimmen.

In der „Staatsbürger-Zeitung“ lesen wir:

An demselben Tage hat auch der Prof. Dr. Virchow, und zwar in Kiel, eine Wahlrede gehalten ...

Virchow hat, wie man sagen darf, seine Rede in fünf Abschnitte getheilt: 1) die historische Entwickelung der deutschen Reichseinheit, 3) die Kolonialpolitik Bismarcks, 3) wirthschaftliche Fragen inkl. Innungsfrage, 4) der Kulturkampf und 5) die Freiheit des Volkes.

Inbetreff der ersten Frage vindizirt der Redner der Fortschritts- partel den Ruhm, daß sie es gewesen, welche den deutschen Gedanken zuerst erfaßte und übergll im ganzen Lande von Provinz zu Provinz Propaganda für denselben machte, während diejenigen, welche jetzt für fich den Ruhm in Anspruch nehmen, die Schildknappen der nationalen Partei zu sein, nicht auf der Seite gestanden hätten, wo man „Deutschland, Deutschland über alles gesunßen habe.

Wir können dies umfomehr als richtig zugeben, als wir selber auf diesem Standpunkt gestanden haben und noch heute auf demselben stehen. Nur auf einen Unterschied wollen wir aufmerksam machen, nämlich auf den, daß wir, als es galt, die Idee der deutschen Einheit zu verwirklichen, für die darauf hinzielenden Pläne Bismarcks ein⸗ traten, während die damalige Fortschrittspartei im Widerspruch mit Waldeck und Ziegler diese Pläne zu durchkreuzen und die Bewegung lahmzulegen suchte. Gerade der Professor Virchow war in Bezug hierauf einer der schlimmsten Gegner, was er noch später dadurch bethätigte, daß er eine Wahl zum Deutschen Reichs tage zurückwies. Eine Entschuldigung, daß man die Ziele, welche Bismarck verfolgte, noch nicht gekannt habe, giebt es eben nicht, so lange geistige Kurzsichtigkeit ein Fehler ist, der einem Politiker niemals verziehen werden wird.

Ueber den zweiten Punkt, die Kolonialpolitik Bismarcks, hat Virchow, wie es ja zu erwarten war, sich in demselben Sinne geäußert, wie Eugen Richter, nämlich ebenso abfällig, wie seinerzeit über die deutsche Politik Bismarcks; vielleicht kommt auch hier bald die Zeit, daß er seinen Irrthum in dieser Angelegenheit ebenso bekennen muß, wie den in der deutschen Politik. Persönliche Abneigung und Mangel an Vertrauen waren damals die Ursache der Ablehnung der Mittel, wie sie es heute sind.

In der wirthschaftlichen Frage hat Dr. Virchow das Haupt— gewicht auf die Frage inbetreff der Zuckerindustrie gelegt, aber in einer Weise, die eben nur beweist, daß er auf diesem Gebiete nicht zuhaufe ist, was wir ihm, da ein Mensch doch nicht alles wissen kann, auch nicht weiter übel nehmen können. Die Innungsfrage hat der Redner nach dem alten Schema behandelt, wobei er indessen vergessen hat, daß eine der ersten Forderungen

des Volkes nach der Revolution im Jahre 1848 auf Wiederherstellung.

der Innungen gerichtet war, daß der ursprüngliche Innungszwang alfo nicht durch freisinnige Männer, sondern unter der Herrschaft des absoluten Regiments abgeschafft worden war, was insofern immerhin von Wichtigkeit ist, als man davon absehen sollte, die Innungsfrage zu einer Parteifrage zu stempeln

Das „Centralblatt für die Interessen der Volkswirthschaft“ schreibt:

Das Verhältniß zwischen Getreidepreis und Brodpreis ist in der Tagespresse der Gegenstand lebhafter Erörterung. Vielleicht ist es deshalb an der Zeit, an die Verhäͤltnisse zu erinnern, welche in Eng— land in den Kreisen der Bäckerei herrschten, zur Zeit als der Freihandel in frischer Blüthe stand. Obgleich kein Schutz⸗ oll das Getreide vertheuerte⸗ so stand doch die Brodverfäl⸗ schung im Schwung. Dieser Umstand wird allein schon darauf hindeuten, daß der Brodpreis keineswegs immer durch den Getreidepreis bestimmt wird. Die betreffenden Verhältnisse in der Bäckerei Englands waren damals von, der Art, daß ein Comité des Unterhauses (1855 56) über „die Verfälschung der Nahrungsmittel“ berichten mußte. Großes Aufsehen machte die Schrift des Dr. Hassal, welche den Titel ‚Adulterations detected führt. Die Einzelheiten der damaligen Enthüllungen waren über⸗ raschend; unter anderem gab es im Handel einen Artikel, welcher den Ramen bakers stuff (Bäckereistoff) allgemein führte; ez war fein geriebener oder mit Salz gemischter Alaun. Die englische Gesetzgebung glaubte damals genug zu thun, als sie mit dem Gefetz vom 6. August 1860 „for preventing the adulte ration ok articles of food and drink“ einschritt. Das Gesetz blieb jedoch in der Hauptsache wirkungslos, da es viel zu schonend gegen

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die damaligen Anschauungen des Freihandels verfuhr. Ein viel enannter Schriftsteller außert sich über diesen Punkt in der folgenden Hehe. „Sas Gemits selbst formulixte mehr oder minder naip seine fieber zeugung, daß Freihandel wesentlich den Handel mit gefälschten, ndern hie der Engländer es witzig nennt, „sophistizirten Stoffen“ bedeute.“

Die Berichte jenes Comités liegen vor unter dem Titel: Report ete. relating to the grievances complained of by the journeymen babkers ete. London 1862 und „Second Report ete. London 18633. Die Wirkung jener Berichte und der mla, die sie an den Tag förderten, auf das englische Publikum war groß genug, um das Parlament zu bestimmen, alle Rücksichten auf den ö relhandel“ bei Seite zu setzen. Gegen Ende der Session von i853 erließ das Parlament inen Akt, welcher die Bäckerei unter die Aufsicht von Staatsinspektoren stellte. Zugleich wurde durch Parlamentegkt die Ärbeitezeit in den Bäckereien von 9 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens für Gesellen unter 18 Jahren verboten.

Der letzte Ümstand führt uns einen neuen Faktor vor, welcher bestimmend auf den Brodpreis einwirkt. Trotz aller Befreiung bes Getreides von hohen Zöllen, hatte sich in London eine Scheidung zwischen den Bäckern vollzogen. Der eine Theil be⸗ fsand aus sogenannten full priced bakers“, also Bäcker, welche den vollen? Preis für das Brod nahmen; der andere Theil be⸗ stand aus den sogenannten „underselling masters, mit anderen KWorten, aus Baͤckermeistern, welche das Brod unter seinem Werth“ verkauften. Sie brachten letzteres fertig, indem sie schlecht⸗ bezahlte Arbeiter länger arbeiten ließen, als ihre Konkurrenten und wahrfcheinlich auch noch schlechteres Material, zum Backen verwendeten. Man kann auch hieraus ersehen, daß der Getreide⸗ preis keineswegs der ausschlaggebende Faltor in der Bildung des Brodpreises ist. Die Begriffe „voller Preis! und „Preis unter Werth“, in dem obigen Beispiel der Londoner Bäcker, beziehen sich auf einander. Was aber den sogenannten *. vollen Preis“ angeht, so wäre es interessant, zu untersuchen, in wie weit derselbe durch den Getreidepreis bestimmt ist. Man kann jedoch kaum annehmen, daß der Getreidepreis selbst von den Bäckern, welche den vollen Preis“ fuͤr ihr Brod verlangten, als die wichtigste Grundlage ihrer Preis⸗ beftimmung angesehen worden ist; geschweige denn von jenen, welche unter dem „Preis verkauften. In beiden Fällen waren sicherlich mehr die Absatzverhältnisse bestimmend, als die Ein kaufsbedingungen. Der full priced Bäcker hatte wohlhabende Abnehmer, welche das beste Brod, das zu haben war, kauften. Der billige Bäcker Hatte arme Abnehmer, welche möglichst billig faufen wollten. Jene mißlichen Verhältnisse unter den englischen Bäckern hatten sich seit dem Beginn des achtzehnten Jahrhunderts entwickelt, als das zünftige Gewerbe verfiel. Es waͤre leicht, an diese Thatsachen eine Reihe von Betrachtungen zu knüpfen, allein es mag genügen, darauf hinzuweisen, daß auch diese Thatsachen gegen die Behauptung sprechen, daß der Getreidepreis der alleinige Faktor in der Bildung des Brodpreises sei.

Aus Cottbus (Mitte Juli) wird dem „Deutschen

Handels archiv“ gemeldet:

In der Tuchfabrikation von Cottbus ist die in unserem letzten Berichte gestellte Prognose der Entwickelung bestätigt, Ist auch das Ergebniß nicht gerade ein glänzendes zu nennen, so ist es doch min⸗ destens befriedigend und zweifellos besser geworden, als die Mehrzahl der Fabrikanten zu Anfang der Saison es erwartete. Im Mai und Juni ist viel vom Lager verkauft worden, und auch das Bestellungs⸗ Jeschäft hat sich gehoben, so daß die hiesige Industrie gut zu thun hat.

Das Absatzgebiet ist dasselbe geblieben, der Export aber insofern bedeutender geworden, als erheblich vermehrte Aufträge in Sommer⸗ waare von Südamerika einliefen, die bereits effektuirt sind.

In der Kammgarnstoff-Fabrikation belebte sich das vorher ziemlich schleppend gewesene Wintergeschäft gegen Ende April, und war besonders die Rachfrage nach hübschen Nouveautés eine große; die zahlreich anwesenden Lagerkäufer gaben zum Theil neue nicht unbedeutende Ordres, so daß das verflossene Quartal als ein durchaus gutes zu bezeichnen ist. Die Preise sind zwar in Folge größerer Konkurrenz in Kammgarnstoffen niedriger, wogegen andererseits auch ein geringes Weichen der Garne zu konstatiren ist.

In Finsterwalde ist der Geschäftsbetrieb in der Tuchbranche gegen das erste Quartal ungefähr der gleiche geblieben, nur ist die Ilächfrage nach schwarzen glatten Tuchen noch ruhiger geworden, während die nach Buckskins sich gehoben hat.

Für Forst hat der Verlauf der Leipziger Aprilmesse, welche für den dortigen Platz noch von großer Bedeutung ist, einen befriedigenden Verlauf genommen. Bei andauernd regem Platzverkehr durch Ein⸗ käufer aus Süddeutschland, Schweden, Dänemark, Frankreich und den Riederlanden war diefelbe mit verhäͤltnißmäßig wenig Waare beschickt worden und wurden zufriedenstellende Preise erlangt, sobald die Waare nur einigermaßen modern und verkaͤuflich war.

Die Lager sind ziemlich geräumt und man sieht mit frohen Hoff⸗ nungen in die Zukunft; der gesteigerte Unternehmungsgeist giebt sich in zahlreichen Neubauten von Fabriken und Mittel⸗ bezw. Arbeiter wohnungen kund.

Auch Guben kann mit dem Verlauf des Geschäfts zufrieden

sein; trotz der milden Witterung des verflossenen Winters, wodurch

viel vorjährige Waare den Händlern auf Lager blieb, gingen die Aufträge im April und Mai so flott ein, daß die namhafteren Firmen der Buckskinbranche sämmtlich, einzelne bis tief in den Herbst hinein befetzt sind. Nicht so günstig liegen zur Zeit die Chancen in der Fabrikation schwarzer bezw. stückfarbener Double und Paletotstoffe; diese Sachen haben naturgemäß nur eine Saison, vom Juni bis Oktober, während der übrigen Zeit sind die Fabrikanten genöthigt, auf Lager zu arbeiten. Immerhin haben aber die größeren Firmen auch hierin ausreichend zu thun, und es kommt ihnen hierbei der kolossale Preisrückgang der von ihnen zu verwendenden Alpaka (grobe e, , fuͤr die Linksseite) zu Hülfe, um mit Nutzen arbeiten zu nnen.

In Spremberg ist seit dem Frühjahr eine entschiedene Wen⸗ dung zum Besseren eingetreten; die Fabriken sind heute vollauf be⸗ schäftigt und haben weit ausreichende Aufträge....

In der Hutfabrikatlon war die Geschäftslage im ganzen ver— gangenen Quartal eine durchweg günstige, die Fabriken gut, zum Theil fehr stark beschäftigt. Der seit Mitte Juni bemerkbare Abschlag ist' ganz naturgemäß und normal, und tritt alljährlich kurz nach Pfingsten ein; Übrigens erstreckt derselbe sich nur auf das deutsche Geschäft, während der Export wesentlich nicht nachge⸗ lassen hat und, schon jetzt wieder animirter wird. Im Allgemeinen I, . der Ertrag gegen das sehr gute Vorjahr nicht zurückstehen zu

nn, .

In der Leinenindustrie (Fabrikation und Handel zeigte der Effektlvverkehr von April bis Juni keine besondere Lebhaftigkeit, da= gegen sind auf Abschlüsse per Juli / September recht gute Bestellungen eingegangen, wodurch eine ausgedehntere Beschäftigung speziell der mechanischen Weberei möglich geworden ist. . . .

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 45. Inhalt: Verfügungen: vom 4. September 1884, Einschränkung des Päckerei⸗ verkehrs mit Italien; vom 1. September 1884, Neue Ausgabe des Abschnitts IV. der Allgemeinen Dienstanweisung; vom 3. September 1884, Eröffnung der Cisenbahnstrecke Altang . Kaltenkirchen. Be scheidungen: vom 2. September 1884, Postkarten mit Antwort im Verkehr mit Oesterreich⸗Ungarn.

Fisenbahn⸗Vererdnungs; Blatt. Nr. 21. Inhalt: Allerhöchste Konzessiong Urkunde, betr. den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Perlcberg über Prißwalchk nach Wittstock durch dle Priegnitzer Eisenbahngefellschaff Vom 23. Juli 1886. *. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: Vom 18 August 1884 hetr. Uebertragung der Verwaltung und Betriebsleitung der Strecke Hohen⸗ stein Berent an das von der Königlichen Eisenbahn ⸗Direktion zu

Bromberg ressortirende Königliche Eisenbabn ⸗Betriebsamt zu Danzig. Vom 30. August 1884, betr. Beobachtung der im Interesse der Gesundbeitspflege erlassenen Vorschriften. Vom 1. September 1854. betr. Zustãndigkeit der Königlichen Eisenbahn Direktionen und der Königlichen Eisenbahn ⸗Betriebsämter. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Etat. Corr) Das Religionsbekenntniß der Schüler höherer Lehranstalten in Preußen hat in dem neuesten (7.) Jahrgange des Jahrbuchs für die amtliche Statistik des preußischen Staates“ in einer über 45 Semester sich erstreckenden Tabelle eine vergleichende Darstellung gefunden, deren Ergebnisse manches Inter⸗ essanke bieten.

Im Wintersemester 1859,60, bis auf welches die Tabelle zurück geht, besaß Preußen 135 Gymnasien mit 40 433 Schülern, 24 Pro⸗ gymnasten mit 2614 Schülern, 30 Realschulen erster Ordnung mit 12317 Schülern, 27 Realschulen zweiter Ordnung mit 7705 Schülern, 11 höhere Bürgerschulen mit 831 Schülern. Die Gesammtschülerzahl von 63 900 hatte sich bis zum Winter⸗ semester 1881/82, bis wohin jene Tabelle reicht, auf, 148 446 vermehrt, von denen auf 251 Gymnasien 85 828 Schüler, auf 35 Proghmnasien 4298, auf 98 Realschulen erster Ordnung 34 726, auf 19 Realschulen zweiter Ordnung 7083 und auf 102 höhere Bürgerschulen 16511 Schüler entfielen.

Dem Religionsbekenntnisse nach vertheilten sich diese Schüler, wie folgt: in Prozenten

überhaupt 1859/60 1881/82

1859/60 1881/82 evangelische. 44 780 109 225 katholische 14 805 24 251 dissidentische . . 54 jüdische. 19 14916

Die Verschiebung in der Betheiligung der Konfessionen an dem Unterrichte auf den höheren Lehranstalten, welche sich in diesen Zahlen ausspricht, ist, wie man sieht, lediglich auf Kosten des katho sischen Bekenntnisses erfolat und den Evangelischen bezw. den Juden zu Gute gekommen. Es handelt sich jedoch nicht etwa blos um zu⸗ faͤllige Erscheinungen in den beiden angeführten, fast ein Viertel jahr= hundert auseinander liegenden Semestern; denn der Gang der Dinge hat durch den ganzen , n. von geringen Schwankungen ab⸗ gesehen, genau dieselbe Richtung verfolgt. Dafür mag nachstehende Zusammenstellung den Beweis bringen. Es betrugen von der Ge⸗ sammtzahl der Schüler der höheren Lehranstalten

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16,2 16, 1654 16,0 . 16, 003 S. 1881/82 .. 16,3 0.04 Diese an sich schon sprechenden Verhältnißzahlen werden noch deutlicher, wenn man ihnen die bei den Volkszählungen ermittelten Konfeffionsverhältnisse der Gesammtbevölkerung gegenüberstellt, wozu die hierunter folgende Uebersicht das Material bietet. Von der Ge⸗ fammtbevölkerung Preußens machten aus: die die die die Evangelischen Katholischen Dissidenten Juden im Jahre do oo oo oo J 60,9 37, 0.4 1361 60,8 37.4 ; 1864 . 60,9 37,4 0,3 1867*) 65, 33, 0,4 1871 64,9 33,5 0,3 1, 64,7 33,7 0,3 1383 Dürfte man die oben mitgetheilten Prozentsätze für die Bethei⸗ ligung der einzelnen Bekenntnisse, wie ein hervorragender Moral⸗ statistiker will, als Ausdruck das . Bildungstriebes“ der verschiedenen Religionsgemeinschaften betrachten, so würde den Juden der höchste Bildungstrieb inne wohnen; denn sie betheiligen sich achtmal stärker am höheren Unterrichte, als nach ihrem Antheile an der Bevölkerung zu erwarten wäre. Die Evangelischen würden einen etwas mehr als normalen Bildungstrieb bekunden, die Katholiken dagegen nur etwa halb fo viel, als erwartet werden könnte. Es will uns indessen scheinen, als dürfte man die gekennzeichneten Verschiedenheiten nicht pon dein Einfluffe der Konfession als solcher abhängig machen, fondern vielmehr von der Wohlhabenheit, dem Ueberwiegen der länd⸗ lichen Bevölkerung in dem einen Bekenntnisse, der städtischen in dem anderen, welche letztere bei der Lage der höheren Lehranstalten in den Städten reichlichere Gelegenheit zur Benutzung derselben hat, in Stammeseigenthümlichkeiten u. dergl. m. Wäre die Konfession als solche entscheidend für das Streben nach höherer Bildung, so würde sie wenigstens innerhalb der Grenzen unseres paritätischen Staates überall diefelben Wirkungen äußern müssen. Das ist aber nicht der Fall, wie die Betrachtung der Zahlen der einzelnen Provinzen ergiebt. Es stellte sich nämlich im Jahre 1881/82: bei den bei den Evangelischen Katholiken der prozentale der prozentale der prozentale Antheil Antheil Antheil p an an Ie. 9. . ö rovinzen der der giffe. der der Piffe. „der der Diffe⸗ e Sk. Diff Diff 3. Sh. Diff võlke · Jer völke⸗ ler ö rung zahl rung Ostpreußen S565 S6é4 4 0,8 129 5,65 74 9, ; ; Westpreußen 47,3 722 244 494 165, 34. 1,9 12,5 106 Berlin 87,51 7,9 3 Brandenburg 97,0 2. Pommern 97,3 9 Vosen ! Schlesien Sachsen Schleswig Holstein Hannover Westfalen Hessen⸗ Nassau Rheinland Hohenzollern Staat

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1 1.

) Hinzutritt der neuen Provinzen mit überwiegend evangelischer Bevölkerung.

* 6.

Diese Zusammenstellung zeigt, daß die Differenz zwischen dem prozentalen Antheile an der Bevölkerung und an der Schülerjahl der höheren Lehranstalten schwankt

für die —⸗

Evangelischen von 8,7 lis 2 e nr w Beltbrer hen, Katholiken 41,5 . = 060 Posen Schlesw. · Holst.) Juden 4.2 * * 23. (Sachsen Posen), d. h. es giebt Provinzen, in welchen sowohl die Evangelischen, wie auch die Katholiken im Vergleich zur Bevölkerung zu wenig, und solche, in denen sie zu viel Schüler auf die höheren Lehranstalten ent⸗ senden; nur überwiegt das Zuwenig mehr bei den Katholiken, das Zuviel mehr bei den Evangelischen. Bei den Juden zeigt sich zwar überall ein Plus; die Intensität des Zuviel schwankt aber auch bei ihnen in so weit auseinander liegenden Grenzen, daß auch bier die zur Erwerbung höherer Bildung treibenden Momente wohl schwerlich in der Religion als solcher zu suchen sein werden. Dagegen ist beispielsweise, um nur dieses bervorzu heben, das Minus oder sehr geringe Zuviel in den über wiegend evangelischen Provinzen Ostpreußen, Berlin⸗Brandenburg, Pommern, Sachsen und Schleswig ⸗Holstein aller Wahrscheinlichkeit nach durch die Wohlhabenheitsvmerhältnisse zu erklären, insofern es natürlich ist, daß sich unter der Bevölkerung des überwiegenden Re⸗ ligionsbekenntnisses eine große Anzahl von Arbeitern, kleinen Hand- werkern, Landwirthen und anderen wenig Begüterten befinden müssen, mit anderen Worten, daß die durchschnittliche Wohlhabenheit der Angehörigen des vorwiegenden Religionsbekenntnisses geringer sein wird, als der in der Diaspora Lebenden.

Die Statistik der Konfessionsvertältnisse der Schülerbevölkerung der höheren Lehranstalten bietet aber auch nach anderen Richtungen noch Anlaß zu interessanten Betrachtungen, worauf wir in einem späteren Artikel zurückkommen werden.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 31. August bis inkl. 6. September er. zur Anmeldung gekommen:; 147 Eheschliehungen, 877 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 693

Sterbefälle. Kunft, Wifsenschaft und Literatur.

Von der Königlich preußischen Akademie der Wisfenfchaften zu Berlin sind die Berichte über ihre Sitzungen vom 3. April bis 31. Juli 1884, Stück TVIIL XXXIX. in Kommission in Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung (Harrwitz u. Goßmann) erschienen. Dieselben enthalten ca. 50 Vorträge sehr ver⸗

schiedenen Inhalts, meist naturwissenschaftlichen (betreffend Botanik.

Mineralogle, Zoologie, Physik, Astronomie u. s. w.; mehrere beziehen fich auf Mathematik, einige beschäftigen sich mit Inschriften, andere handeln von einigen Historikern des Alterthums und alter Geschichte, L von einem Geschichtswerke des Mittelalters, einige von Kunst ꝛe. Außerdem werden auch mehrere Adressen mitgetheilt. St. XVIII und XIX bringen folgende Vorträge: Zur Konstitution des Coniins, von A. W. Hoffmann, über die verschiedenen Re zensionen von Ottos und Rahewins Gesta. Friderici L., von Waitz; Gorgiaäß und Empedoklez, von Diels, St. XX: Ueber die Ein- und Mehrdeutigkeit der Fundamental Bogen Komplexe für die Elemente monoklinischer Krystall Gattungen, von? Websky; über die Ermittelung der Knotenlänge und Neigung bei Bestimmung' der Rotationselemente der Sonne, von Spörer; über den paralytischen Blödsinn bei Hunden, von Mendel; St. XX]. und XXif: Ueber die von Thukydides benutzten Urkunden, von . Kirchboff; neue Pal myrenische Inschriften nebst Tafel U. von Schrö⸗ der; Ergebnisse der Vergleichungen an den elektrischen Organen der Torpedineen von Fritsch; Neueres über Kryptonie ciden, von Koßmann; das Gesetz der Transformation der inneren Archi · tektur der Knochen bei pathologischen Veränderungen der äußeren Knochenform, nebst Tafel MI, von Wolff; St. XXIII: Eleusinion und Pelargikon, nebst Taf. IV, von Curtius; Adresse an die Univer⸗ sität zu Edinburgh; Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich beutschen archäologischen Instituts, von Conze; Beweis des Recipro⸗ zitätsgesetzes für die guadratischen Reste, von Kronecker; Beweis einer Jacobi'schen Integralformel, von Kronecker; St, XXI 7 und XXV: Beweis des Puiseuxschen Satzes, von Kronecker; über die centralen Srgane für das Sehen und das Hören bei den Wirbelthieren, von Munk; Mars Thingsus (d. i. Severus Alexander), von Scherex; St. TXvyj: Ueber den Blüthenbau der Zingiberaceen, nebst Taf. V, von Eichler; Über eine Einrichtung zur Darstellung der von der Pariser Konferenz zur Bestimmung der elektrischen Einheit angenom⸗ menen Lichteinheit;: St. TXVII und XXVIII: Die Berliner Handschrift des Huon d'Auvergne (über diese Handschrift nebst Mittheilungen aus derselben, von Tobler; Grabstatue aus Tarent, von Conze; zur Kenntniß der Funktionen des Großhirns beim Kaninchen, von Ehristiani; St. XXIX: Ueber den dritten Gaußschen Beweis des Reciprocitätsgesetzös für die gquadratischen Reste, von Kronecker; Bemerkung zu der Abhandlung: Untersuchung über die Bestimmung von Oberflächen mit vorgeschriebenem Ausdruck des Linearelements, von Lipschitz; Adresse an Hrn, Zachariä v. Lin⸗ genthal zur Feier seines funfzigjährigen Doktor jubiläums am 10. Juni 1884; St. XXX u. XWXXI: Zur Kenntniß der Funktionen des Gehirns beim Kaninchen, von. Munk; über Idunium, ein neues GFlement, von Websky; über die zur Erklärung des zweiten Haupt satzes der mechanischen Wärmetheorie dienenden mechanischen Gleichungen, von Clausius; über Geulinez' Ethik und Leibniz! Verhältniß zu Geulincz Oecasionalismus, von Zeller; St. TXXIl: Ueber Differentialgleichungen, deren Integrale feste Verzweigungspunkte besitzen, von Fuchs; St. XXXIII: Fest- rede (zur Feier des Leibniz'schen Gedächtnißtages! von du Bois⸗ Reymond; Antrittsreden von Waldeyer, Scherer, Pernice, Brunner, Schmidt, Fuchs; Antworten von C. du Bois-Reymond, Mommsen, Gurtius, Auwers; Bericht über akademische Preise und Stiftungen; Rotiz über Scherers Gedächtnißrede auf Müllenhoff St, XWXXIV und XXXV: Studien zur Statik monoeyklischer Systeme (2. Fort⸗ setzung), von v. Helmholtz; die elektromagnetische Drehung der Po⸗ larifaklonsebene des Lichts durch Cisen, Kobalt und Nice, von Kundt; über den sog. Kimonischen Frieden, von Max Duncker; altaramäische Inschriften aus Teimn (Arabien), nebst Taf. VI und Vll, von Nöldeke; St. XXVYII: Ueber Theo⸗ krits Hiero, von Vahlen; über den Einfluß der Zusammensetzung des Glases auf die Nachwirkungs⸗Erscheinungen bei Thermometern, von Wiebe; Adresse an Hrn. Duncker zur Feier seines funfzigjährigen Doktorjubiläums am 16. Juli 1884; St. TXXVII und XXXVIII- Ueber die essigsauren Doppelsalze des Urans, nebst Taf. VIII, von Rammelsberg; Bericht über eine Reise in den centralen chileno⸗ argentinischen Andes, von Güßfeldt; St. XXXIX: Ueber die von Euting in Palmyra gefundene Synagogen · Inschrift, nebst Taf. IX und R, von Landauer; über die Lagerungsverhältnisse, der älteren Schichten in Attika, nebst Taf. TI und il, von Bücking; zu den Caesares des Aurelius Victor, von Mommsen. Der Kaiserliche Regierungs ⸗Rath im Reichs⸗Justizamt, Pr. P. Kayser, hat das Gesetz, betreffend die Kommandit⸗ gesellschaften auf Aktien und die Aktienge sellschaften vom 18. Juli 1884, mit Erläuterungen und Sachregister im Verlage von H. W. Müller in Berlin soeben erscheinen lassen. ( S6) Mit diesem Werke dürfte einer der gediegensten Kommentare zu dem am 14. August d. J. in Kraft getretenen neuen Aktiengesetze geboten sein. Der Verfasser erscheint wie kein Anderer zur Herausgabe gerade dieses Werkes wie berufen, da er in feiner amtlichen Stellung sich seit Jahren mit der Reförm der Aktien gesetzebung zu beschästigen hatte, im amtlichen Auftrage den Entwurf und die Motive zu dem nun vorliegenden Gesetz mit ausgearbeitet und an allen Berathungen darüber in den Kommifsionen' fowie im Reichstage Theil denammen hat. Er dürfte daher zweifellos ein gründlicher Kenner und Interpret des Gesetzes sein. Von der 2. vollständig umgearbeiteten. vermehrten und illustrirten Auflage des Reallexikons der deutschen Alter⸗ thüm er, einem von Dr. E Götzinger bearbeiteten Hand⸗ und Nachschlagebuche der Kulturgeschichté des deutschen Volkes, sind im

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