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— 16. September, Morgens. Nach dem gestrigen Diner hielten die Kaiserin und die Drei anwesenden onarchen Cercle, bei welchem sämmtliche geladene Personen vorgestellt wurden. Später wurde bei der Kaiserin im engsten Kreise der Thee eingenommen. .
— 16. September, Abends. Heute Vormittag zwischen 10 und 11 Uhr machten die Minister Ihren Majestäten dem Deutschen Kaiser und dem Kaiser von Desterreich ihre Auf⸗ wartung. Um 11 Uhr begann die Parade von je einem Bataillon der hier garnisonirenden zwei Regimenter, deren Chefs der Deutsche Kaiser und der Kaiser von Oester⸗ reich sind. Beide Bataillone rückten bereits um 10 / 2 Uhr mit Fahnen und klingendem Spiele in den Park ein, wo sie in zwei langen Reihen zu beiden Seiten des großen, mit einer Fontaine geschmückten Blumenyarterres vor dem Schlosse Ausstellung nähmen. General Panjutin befand sich an der Spitze des Bataillons. von dem dem Kaiser von Desterreich gehörenden Regiment, welches links stand; an der Spitze des rechts stehenden Bataillons von dem dem Kaiser Wilhelm gehörenden Regiment befand sich General Ko⸗ narzewsky. Gleichzeitig versammelten sich vor dem Schlosse die Großfürsten, der Prinz von Sachsen⸗Altenburg, Fürst Bis⸗ marck in Küraffieruniform mit den Grafen Herbert und Wil⸗ helm Bismarck in Dragoneruniform, Graf Kalnoky in Husaren⸗ uniform, die Generale von Schweinitz, von Werder, der Dberf⸗Lieutenant Klepsch und eine glänzende Suite hoher russischer Offiziere. Das ringsum von Menschen eingefaßte
rüne Parterre, auf welches die Sonne ihre Strahlen nieder⸗ endete, bot ein überaus prächtiges Bild. Um 11 Uhr wur—⸗ den die Fahnen der beiden Bataillone unter den üblichen Ehrenbezeugungen aus dem Schlosse hinausgetragen. General ⸗ Gouverneur Gurko übernahm den Befehl über beide Bataillone, seine Kommandorufe wurden von den beiden die Bataillone kommandirenden Generalen wiederholt und pflanzten sich echoartig durch die langen Reihen fort. Hierauf erschienen die Drei Kaiser in russischer Generaltzuniform, der Deutsche Kaiser in der Mitte, rechts von Demselben der Kaiser Alexander, links der Kaiser Franz Josef. Zuerst wurde die Front des links stehenden Bataillons des dem Kaiser von Oesterreich gehörigen Regiments unter den Klängen der Volkshymne abgeschritten; hierauf erfolgte, wäh⸗ rend der Kaiser Franz Josef in die Mitte trat und der Deutsche Kaiser links, der Kaiser Alexander rechts von Demselben Stel⸗ lung nahm, die Abschreitung der Front des rechts stehenden Bataillons von dem dem Kaiser Wilhelm gehörenden Regi⸗ ment in der nämlichen Weise. Hierauf führte der Kaiser Franz Josef Sein Bataillon dem Kaiser Alexander vor, trat dann“ auf den General Gurko zu, reichte demselben die Hand und sprach ihm Seine Anerkennung aus, Ber Kaiser Wilhelm, Der durch das Abschreiten der Front beider Bataillone nicht im Geringsten angestrengt erschien, führte hierauf Sein Bataillon ebenfalls vor, der Kaiser Alexander schritt hinter Seinem Erlauchten Groß⸗ oheim her. Die Truppen zeigten die strammste Haltung. — Während der Vorführung des ersten Bataillons trat Kaiser Wilhelm zu der Kaiserin und zu der Großfürstin Maria Pawlowna, welche unter der Schloßeinfahrt dem fesselnden Schauspiele beiwohnten und unterhielt Sich mit Denselben, bei der Vorführung des zweiten Bataillons begab Sich der Kaiser Franz Josef zu der Kaiserin. Der Kaiser Wilhelm sprach dem General Gurko in einer längeren Unterhaltung, die Er mit demselben führte, Seine An⸗ erkennung Über die Haltung der Truppen aus. Nach Beendigung der Parade, an welcher auch zwei Musik⸗ corps mit Trommlern und Pfeifern theilgenommen hatten, begaben Sich die Drei Monarchen auf die Terrasse und sahen von da aus den Abmarsch der Truppen mit an. Später fand ein Dejeuner statt.
— 16. September, Abends. Nachdem um 12 Uhr ein Dejeuner für die Majestäten, die Großfürsten und den intimsten Kreis servirt worden war, begaben Sich die Allerhöchsten Herr⸗ schaften nach dem nahegelegenen Thiergarten zu einer Jagd auf Damwild. Die Kaiserin fuhr mit dem Kaiser Franz Josef, der Kaiser Wilhelm mit dem Kaiser Alexander zusammen, der Kaiser Franz Joseph trug russische Generalsuniform, die Kaiser Wilhelm und Alexander befanden Sich im Jagdanzug. Bei der kurz nach 4 Uhr erfolgten Rückfahrt von der Jagd fuhren der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin in einem Wagen zusammen, wäh⸗ rend der Kaiser Franz Josef und der Kaiser Alexander in einem Wagen gemeinschaftlich Platz genommen hatten. Sofort nach der Fückkehr der Majestäten machte Großfürst Michael Nicolaje⸗ witsch, der inzwischen mit Seinen beiden Söhnen, den Groß⸗ fürsten Michael und Georg, hier eingetroffen war, dem Kaiser Franz Josef in österreichischer Uniform und kurz darauf dem Kaifer Wilhelm in preußischer Uniform Seinen Besuch. Die während des Jagdausflugs vom Reichskanzler Fürsten Bismarck und den Ministern Graf Kalnoky und von Giers abgehaltene Konferenz dauerte etwa 2 Stunden. Nach der⸗ selben unternahm Fürst Bismarck eine Spazierfahrt durch den Park. Bei einem Besuche des hier anwesenden Photographen, welcher einzelne Scenen der Kaiserbegegnung aufgenommen hatte, traf Fürst Bismarck später zufällig mit den Ministern von Giers und Graf Kalnoky wieder zusammen.
Heute Abend 61 , Uhr wurde Graf Kalnoky vom Deut⸗ schen Kaiser in Audienz empfangen. Um 7 Uhr fand das Familiendiner im Schlosse und gleichzeitig eine Marschallstafel im Spezialbahnhofe statt. An dem Diner nahmen die Kaiserin, bie Drei Kaiser, die Großfürsten Wladimir, Nicolai und Michael, die Großfürstin Maria Paulowna, die Ober⸗Hofmeisterin Fürstin Kotschubey, die Palastdamen Gräfin Apraxin und von Oserow, sowie
ürst Bismarck, Graf Kalnoky, F. M. L. von Mondel, Graf
olkenstein, die Generale von Albedyll, Graf Lehndorff, Fürst Radziwill, der Botschafter von Schweinitz, General von Werder, Graf Woronzow⸗Daschkoff, die Minister von Giers, Graf Tolston und Wannowski, sowie General⸗Gouverneur Gurko, Fürst Lobanow und General Tscherewin Theil.
— I7. September. Bei der gestrigen Balletaufführung erschienen in dem Theatersaale zuerst die Hofherren und Hof⸗ damen, die Minister, die Generalität und die . der Suiten; sodann traten Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, welcher die Kaiserin führte, der Kaiser Franz Josef mit der Großfürstin Maria Paulowna, Kaiser Alexander und die Großfürsten ein. Die Kaiserin nahm Ihren Platz in der Mitte des ersten Ranges, rechts neben Ihr saßen Kaiser Franz Josef, links Kaiser Wilhelm. Neben dem Kaiser Franz Josef hatten rechts die Großfürstin Maria Paulowna, Kaifer Alexander, die Hofdame Gräfin Rostworowskg, Graf Kalnoky, Minister von Giers — neben dem Kaiser Wilhelm links die Gräfin Kotschubey, Fürst Bismarck, die Großfürsten
unter Vorantritt des Deutschen
Wladimir, Nikolai und Michael und die Gemahlin des General⸗Gouverneurs Gurko ihre Plätze. Gestern Nach⸗ mittag 5 Uhr stattete Fürst Bismarck nebst Söhnen dem General ⸗Gouverneur Gurko einen Besuch ab.
Aus St. Petersburg, 17. September, meldet W. T. n Der „Regierungs⸗Anzeiger“ schreibt über die gestrige Parade in Stierniewice: Unter Vorantritt des Kaisers von Dester⸗ reich, welchem der Russische und Deutsche Kaiser folgten, schritten die Monarchen zunächst die Front Des Bataillons des Kexholmschen Regiments ab. Die Musikkapelle intonirte die österreichische Vollshymne. Hier⸗ auf wechselten die ,, ihre Stellungen und
aisers wurde bei den Klängen der preußischen Nationalhymne die Front des St. Petersburger Regiments des Kaisers Wilhelm abgeschritten. Sodann begaben Sich die Monarchen zu der Kaiserin, hierauf defilirten die Ba⸗ taillone in Zügen einmal in Paradeschritt vorüber, die Kaiser y'. Josef und Wilhelm gingen mit dem ersten Bataillonszuge hrer respektiven Regimenter. Der Kaiser von Rußland ging anfangs hinter dem Kaiser von Oesterreich, später hinter dem Kaiser von Deutschland. — Bei der Jagdfahrt wurden die Majestäten und die hohen Gäste von dem vor dem Palais massenhaft angesammelten Publikum enthusiastisch begrüßt. Als die Allerhöchsten Herrschaften die Triumphpforten passirten, bestreuten weißgekleidete Mädchen der Skierniewicer Schulen den Weg mit Blumen.
— Der Großherzoglich badische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Marschall ist vom Urlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.
— Der General⸗-Lieutenant von Winterfeld, Com⸗ mandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division, hat Berlin auf einige Tage mit Urlaub verlassen.
— Der Direktor des Königlichen Statistischen Bureaus, Geheime Regierungs-Rath Blenck, ist von Westerland auf Sylt zurückgekehrt.
— Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Adler“ Kiel 13/9. S. M. Knbt. „Albatroß“ 24/6. Sidney. — Beabsichtigte am L. 8. nach Apia zu gehen. (Poststation: Sidney [Australien!) S. M. S. „Ariadne“ 26/8. Wilhelmshaven 4.9. — 11.9. Kiel, (Post⸗ station: bis 21/9. Zoppot, vom 22.9. ab Kiel.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 11.9. Wilhelmshaven 12.9. (Poststation: Wilhelms⸗ haven.) S. M. Knbt. „Drache“ 14 /6. Wilhelmshaven 27/6. — Letzte Nachricht aus Bremerhaven vom 13.8. (Poststation: Cux⸗ haven.) S. M. S. „Elisabeth“ 14/8. Capstadt 21/8. (Post⸗ station bis 28.9. Sidney Australien!), vom 29./8. ab Yokohama)Iĩ? S. M. Freya“ 3./9. FIredericks⸗ haven. — 11.9. Kiel. (Poststation: vom 14/9. bis 21.9. Zoppot, vom 22/9. ab Kiel) S. M. S. „Hansa“ 29.8. Kiel 1/9. — 2.9. Kiel. (Poststation: vom 149. bis 21.79. Zoppot, vom 22/9. ab Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 6/9. Sidney 28.59. (Poststation: Sidney [Austra⸗ lien) S. M. Knbt. „Iltis“ 2.7. Nagasaki 10.7. — Hongkong 20.7. — 2077. Canton. (Poststation: Hongkong.) S. N. S. „Leipzig“ 18. 7. Angra Pequenna 7. 8. (Post⸗ station: Plymouth. S. M.. Av. „Loreley“ 27. 8, Galatz 6.9. — 8.95. Kavak. (Poststation: Eonstantinopel.) S. M. S. „Marie“ 20./7. Heradura Bay 22/7. — 22.7. Punta Arena 23.7. — 27. I7. Corinto 30 s7. — 31. 77. La Union 2. / 8. — 3./8. Libertad 3. / 8. — 4. /8. Acajutla 4/8. — 5/8. San Jose 9. / 8. nach Callao. (Poststation: Sidney Austra⸗ lien) S. M. Knbt. „Mocwe“ 28/6. Monrovia 28/6. (Poststation: Madeira) S. M. Knbt. „Nautilus“ 3.7. Fanton 17.7. — 17.7. Hongkong 23/7. — 28/7. Woosung 30... — 30.7. Shanghai. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Niobe“ 27. /8. Eckernförde & / 9. — 10.2. Kiel. (Poststation Kiel. S. M. S. „Nymphe“ 39 /8. Madeira 3.9. oder 4/9. (Poststation: Bahig Brasilien ). S. M. S. „Prinz Adalbert“ 25. 7. Hiogo⸗Osaka 26/7. — 28.7. Nagasaki. (Poststation: Honkong.) S. M. Brigg „Rover“ 30/8. Eckernförde. — 1059. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Sophie“ 24.8. Wilhelmshaven. (Post⸗ station: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Stosch“ 27.6. Yoko⸗ hama 20. 7. — 22.7. Hiogo⸗Osaka 22.7. — 28/7. Woosung. (Poststation: Hongkong.) S. M. Brigg „Undine. 7.9. Eckernförde. — 10.9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 31.7. Kapstadt 5.3. (Poststation: Plymouth) Uebungsgeschwader Wilhelmshaven 5.9. — 8 ./“. Fredericks⸗ haven 8./9. — 11/9. Kiel 14/9. (Poststation: vom 14. / 9. bis 21. /9. Zoppot, vom 22. /9. ab Kiel.)
Danzig, 16. September. (W. T. B.). Das deutsche Panzergeschwader traf, von Swinemünde kommend, heute Nachmittag 3 Uhr vor Danzig ein, um ein Angriffsmanöver auf die hiesige Hafenbefestigung auszuführen und begann nach einem heftigen Gefecht mit der Kanonenboots⸗Division, welche gefechtsbereit demselben sofort entgegengedampft war, ein Bombardement auf Neufahrwasser. Alle Küstenforts sind armirt. Der kommandirende General des J. Armee⸗Corps, General⸗-Lieutenant von Gottberg, ist hier eingetroffen und hat sich sofort nach dem Hafen begeben. Die Manöver werden auch morgen und übermorgen fortdauern.
Düsseldorf, 17. September. (W. T. B.) Die Truppen haben heute einen Ruhetag.
Oesterreich ungarn. Wien, 15. September. (Prag. Ztg.) Die Landtage von Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg wurden mit begeisterten Hochrufen auf den Kaiser eröffnet.
— 17. September. (W. T. B.) Wie die „Polit. Corresp.“ aus Skierniewice meldet, verlieh der Kaiser von Rußland dem Grafen Kalnoky das Großkreuz des Andreas-Ordens und erhielten der Minister des Aeußeren von Giers und der Botschafter Fürst Lobanoff von dem Kaiser von Oester⸗ reich das Großkreuz des Stephans⸗Ordens.
General⸗ Gouverneur Gurko erhielt von dem Kaiser Franz Josef den Leopold⸗Orden J. Klasse.
Wie verlautet, wird der Kaiser bei Gelegenheit der Eröffnung der Arlberg⸗Bahn am nächsten Sonntag dem Groß⸗ herzoge von Baden auf Maingu und dem Könige von Wuͤrttemberg in Friedrichshafen Besuche abstatten.
— 17. September. (W. T. B. Die Kaiserin stattete heute Vormittag der hier weilenden griechischen Königsfamilie einen Besuch ab und empfing darauf in der Hofburg deren Gegenbesuch. Heute Nachmittag folgt der König von Griechen⸗ land nebst der Königin und den Prinzen einer Einladung des Erzherzogs Albrecht zum Diner.
Prag, 16. September. (W. T. B.) Im Landtage beantragten Herbst und Genossen die Regierung aufzufordern, in der nächsten Session einen Gesetzentwurf, betreffend eine in nationaler Hinsicht gleichartige Gestaltung der Bezirke durch Regulirung der Sprachengrenzen, vorzulegen. Der Antrag wird der geschäftsordnungsmäßigen Behandlung unterzogen werden.
Großbritannien und Irland. London, 15. Sep⸗ tember. (Allg. Corr.) Am Sonnabend fand im Victoria Park in London zu Gunsten der Wahlreformbill und gegen das Oberhaus eine große radikale Demonstration statt, an welcher mindestens 40 0900 Personen theilnahmen. Von drei Tribünen wurden kurze Ansprachen gehalten und gleichlautende Resolutionen zu Gunsten der Reformbill und Abschaffung des Oberhauses beantragt und einstimmig angenommen. An demselben Tage hielten die Konser⸗ vativen im Hedsor Park. dem prächtigen Landsitz Lord Bostons unweit Maidenhead, eine von etwa 2000 Personen besuchte Versammlung zu Gunsten des Vorgehens des Ober⸗ hauses in der Reformbill⸗Frage ab, wobei Lord Canarvon die Hauptrede hielt. Eine konservative Kundgebung fand am Sonnabend auch in Ipswich statt, während in Alloa unter dem Vorsitz des Lord Advokaten von Schottland und in Oldham unter Mitwirkung des Unter⸗Staatssekretärs des Innern, Hibbert, liberale Meetings für die Regierung abgehalten wurden. — Der Großherzog von Hessen trifft morgen in England ein. Bald nach seiner Ankunft in London wird er sich zu einem Besuche der Königin nach Balmorel begeben. Prinz Georg von Wales, der zweite Sohn des Thron⸗ folgers, segelte am Sonnabend an Bord der Korvette „Canada“ nach Halifax (Nova Scotia).
Bas Balloncorps in Chatham hat den Befehl empfangen, sich in Bereitschaft zu halten, um nach Egypten abzugehen. Der gemiethete Transportdampfer. „Naranja“ segelte am Sonnabend von Woolwich mit 39 Nilbooten nach Egypten ab. In Portsmouth wird er weitere 27 Boote an Bord nehmen. Zu gleicher Zeit gingen die Dampfer „Bulimba“ und „Neptuno“ mit Truppen, Proviant und Munitionsvorräthen für die Nil⸗Expedition nach Egypten ab.
— 16. September. (W. T. B.) Die „Times“ meldet in einer zweiten Ausgabe aus Shanghai vom 16. d. M., daß heute eine Versammlung von Angehörigen der Fremden— Kolonie stattfinde, um Protest zu erheben gegen die Ver— längerung der Feindseligkeiten zwischen Frankreich und China, welche den Handel schädigen, und um die bezüglichen Regie— rungen aufzufordern, eine Vermittelung herbeizuführen. — Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ aus Kairo be⸗ richtet: Die beabsichtigten Verstärkung der
in Egypten befindlichen
englischen Truppen um 3000 Mann stellt sich nach den .
hier eingezogenen Erkundigungen als unrichtig heraus,
— 17. September. (W. T. B.) der Glasgower Handelskammer die Mittheilung zugehen lassen, daß der englische General-Konsul in Shanghai den dortigen chinesischen Behörden empfohlen habe, die beabsichtigte
Absperrung des Hafens aufzuschieben. — Der „Times, wird aus Foutschu vom 16. d. gemeldet, 5 französische Kriegs.
schiffe seien nach Matsou zurückgekehrt.
Frankreich. Paris, 15. September. (Köln. Ztg.) Der Präsident der Republik unterzeichnete heute das Dekret, durch das dem Admiral Courbet die Militär⸗ Medaille verliehen wird. — Der kommandirende General in Tou lon meldet telegraphisch, daß die Truppen, welche der Cholera wegen aus der Stadt verlegt worden waren, in ihre Kasernen zurückgekehrt sind. — Nach Ankunft der zwölf Com— pagnien Marine-Infanterie, die von Cochinchina und Tong— king abgeschickt werden, verfügt Courbet über 2500 Mann Landungstruppen, welche ihm gestatten, das Werk der Zer— störung zu vervollständigen, nachdem er die chinesischen Forts zum Schweigen gebracht hat. — Der Erzbischof von Cambrai, Duquesnoy, und der Bischof von Le Mans, d'Oultremont, sind gestorben.
— 16. September. Die „Republ. Franç.“ meldet: Der Präsident der Republik wird am 6. Oktober nach Paris zurückkehren. — Der Conseils⸗Präsident Ju-es Ferry ist gestern Abend nach Saint Dié abgereist. — Das Befinden des Ministers des Innern Waldeck-Rousseau hat sich be= deutend gebessert. Man hofft, er werde zu dem am 23. d. M. stattfindenden Ministerrath nach Paris kommen können.
Italien. Rom, 16. September. (W. T. B.). In sämnslichen infizirten Provinzen kamen gestern 6183 Cholera— Erkrankungen und 351 Todesfälle vor, hiervon entfallen 470 Erkrankungen und 283 Todesfälle auf die Stadt Neapel, 18 Erkrankungen und 6 Todesfälle auf die Stadt Spezzia. Aus der Provinz Rovigo wurden einige choleraverdächtige Fälle gemeldet, die Stadt Rom ist cholerafrei. ;
Neapel, 16. September. (W. T. B.) Von gestern Nachmittag 4 Uhr bis heute Nachmittag 4 Uhr sind 432 Per-
sonen an der Cholera erkrankt und 141 Personen an der— ö. Unter den Gestorbenen befindet sich der
Nach dem Berichte der Munizipalitäͤt sind von vorgestern Mitternacht bis gestern
selben gestorben. Sohn des Königs der Sandwich⸗Inseln. — 17. September. (W. T. B.)
Mitternacht 463 Personen an der Cholera erkrankt und 258 Personen gestorben. — Während die Cholera in Neapel stetig abnimmt, nimmt sie in Resina zu.
Türkei. Konstantinopel, 16. September. (W. T. V) Lord Dufferin ist mit seiner Familie heute über Varna
nach London abgereist. — Auch der mit den Operationen füt die Konvertirung der türkischen Schuld in London betraute Bedros Effendi hat seine Reise nach London heute
angetreten.
Rußland und Polen. (W. T. B.)
ihrem Wiedererscheinen unterliegt sie einer Präventivcensur.
Amerika. New⸗Hork, 14. September. Die New⸗Yorker Handelskammer ist p London ersucht worden, ihren Einfluß aufzubieten,
*
amerikanische Regierung sich den anderen Mächten an
Meldung der Londoner Blätter von der 4
Lord' Granville hat
Mos kau, 17. September Der „Gatzukschen Zeitung“ ist wegen fort. gesetzt anstößiger Tendenz die dritte Verwarnung ertheilt und gleichzeitig ist'dieselbe für einen Monat sistirt worden. Bei
um die angedrohte Blockade von Shanghai zu verhin⸗ dern. Wahrscheinlich wird dem Wunsche entsprochen werden.
Asien. China. Shanghai, 17. September. (W. T. B.) Telegramm des „Reuterschen Bureaus. Die Franzosen sind in Stärke von 2009 Mann am Kinpaipasse gelandet und haben die chinesischen Truppen unter großen Verlusten zer— sprengt. Letztere befinden sich in vollem Rückzuge.
Seitungsstimmen.
Der „Berliner Börsen-Zeitung“ schreibt man aus Hamburg:
„Die koloniale Aktion der Reichsregierung hat in ganz Deutsch⸗ land einen so lebhaften Beifall gefunden, daß man sich in den deutschen Seestädten, deren private überseeische Unternehmungen den ersten Anstoß zu dem Eingreifen der Regierung gegeben haben, der sicheren Hoffnung hingiebt, es werde nunmehr auch das Projekt einer staatlichen Dampfersubvention zur Durchführung gelangen. Ist dies doch eine Maßregel aktiver Einmischung des Staates in den freien Verkehr, die selbst von England, wo das Prinzip der Nichtintervention in die kommerziellen Angelegenheiten so hoch gehalten wird, als unentbehrlich erachtet worden, und zwar nicht, wie von mancher Seite behauptet wird, blos wegen des inter nationalen Postverkehrs, sondern in erster Reihe wegen seiner kommerziellen und kolonialen Interessen, die hierdurch ein faktisches Monopol erhielten. Wenn der Fleiß und die Tüchtigkeit des deutschen Kaufmanns, die überall auf der Welt anerkannt werden, bis heute dem Mutterlande keine oder nur geringe Früchte tragen, so kommt dies nicht zum geringen Theile daher, daß der deutsche Handel nach China, Japan, Indien, Australien und Süd⸗ amerika zum größten Theile durch Schiffe vermittelt wird, welche eine andere, als die deutsche Flagge tragen, Die mäßigen Opfer, welche Seitens des Reiches gebracht werden sollen, um diesem leidigen Zustande abzuhelfen, werden daher gewiß, wenn auch nicht sofort, durch eine mächtige Entwickelung des über⸗ seeischen Verkehrs gelohnt werden, ganz abgesehen davon, daß die Vortheile, die für den Post⸗ und Waarenverkehr, für die Kriegs- und Handelsflotte mit der Herstellung direkter deutscher überseeischer Dampferlinien verbunden sind, schon jetzt groß genug sind, um eine Unterstützung vollkommen zu rechtfertigen.“ ...
— Die „Flensburger Norddeutsche Zeitung“ enthält über einen am Sonntag in Neumünster abgehaltenen Parteitag der schleswig⸗holsteinischen Nationalliberalen fol⸗ gende Mittheilung:
Wie uns berichtet wird, war der Geist der Versammlung ein einheitlicher, durchaus dem großen Berliner Parteitage entsprechender. Dies trat besonders dadurch zu Tage, daß folgende vom Leiter der Verhandlung, Ober ⸗Landesgerichts⸗Rath Schütt, in Vorschlag ge— brachte Resolution einstimmig zur Annahme gelangte: „Die anwesen⸗ den Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei Schleswig- Holsteins erklären sich zustimmig zu dem allgemeinen Pro⸗ gramm der nationalliberalen Partei vom Jahre 1881, soü⸗- wie zu der Heidelberger Erklärung vom Jahre 18843 ferner erklären sie: I) die nationalliberale Partei legt die meiste Wichtigkeit auf diejenigen Gegenstände der Gesetzgebung, welche die nationale Kräftigung des Deutschen Reiches enthalten; 2) daß auf eine kräftige Gestaltung des deutschen Heerwesens die gebührende Rücksicht zu nehmen ist und zu dem Zwecke der Präsenzstand des Heeres auf weiter als drei Jahre festgesetzt werden muß; 3) daß eine weitere Förderung der sozialen Gesetzgebung nach Kräften anzustreben ist, und 4) daß sie auch, wenn es sein muß, bereit sind, eine Verlängerung der Gesetze gegen die sozialdemokratischen Bestrebungen gutzuheißen.“
— Aus Metz (Mitie August) wird dem „Deutschen Handelsarchiv“ gemeldet:
Während des abgelaufenen 2. Quartals hat sich der geschäftliche Verkehr fast in den meisten Zweigen der Industrie und des Handels sehr gehoben, und verdient, was die Produktion sowie den Absatz be⸗ trifft, theilweise sogar als recht gut bezeichnet zu werden. Wenn auch die Preise nicht überall in gleichem Maße gestiegen sind, so ist doch das Geschäft ein durch und durch gesundes gewesen und dürfte sich an Umfang nach den eingelaufenen, meist sehr guten Ernteberichten im Herbst noch weiter ausdehnen.
Die Steinkohlengruben des Saargebiets erfreuen sich im Allge— meinen recht günstiger Verhältnisse. In den Sommermonaten treten die Anforderungen gegen die kältere Jahreszeit erfahrungsmäßig fast immer zurück, und darauf ist gleichzeitig meistens ein mehr oder minder großer Preisrückgang verbunden.
In der Berichtsperiode sind beide Faktoren nur in ganz geringem Maße eingetreten und der Kohlenabsatz ist ein immer noch recht be⸗ deutender, trotzdem die erforderlich gewordenen Reparaturarbeiten an den Kanälen und der kanalisirten Saar die Verladung zu Wasser in der zweiten Hälfte des Quartals wesentlich erschwerten,. . . ..
Auch die Aussichten auf die nächste Zukunft sind für den Kohlen bergbau des Saargebietes recht erfreuliche, und, hat die Königliche Bergwerks Direktion bereits mit den größeren Abnehmern Lieferungs— verträge für die zweite Hälfte dieses Jahres abgeschlossen und zwar zu Preisen, welche bei einigen Kohlensorten unverändert wie für das erste Semester geblieben, bei den übrigen Kohlensorten aber nur um 10 bis 20 3 fuͤr die Tonne gegen die früheren Preise erhöht bezw. ermäßigt sind.
Die Förderung des zweiten Quartals hat im Ganzen
1429566 t erreicht, gegen 1377 944 t im Vorjahre, ferner der Absatz 1412722 t gegen 1382815 t im Vorjahre,
was einem Anwachsen von 3,8 bezw. 2,2 00 entspricht. Eine natür— liche Folge hiervon ist, daß die Verhältnisse der Arbeiter auf den Königlichen Gruben zu Saarbrücken, welche im Vorjahre bereits eine befriedigende Entwickelung genommen hatten, sich im Jahre 1883 bis 1884 in erfreulicher Weise weiter gefestigt und gebessert haben. Die hohen Anforderungen, welche die Kohlenkonsumenten an alle Gruben des Bezirks während des ganzen Jahres gestellt haben, sicherten nicht allein dem vorhandenen Arbeiterstamme volle Beschäftigung, sondern es mußten noch 1446 neue Arbeiter eingestellt werden, fo daß die Zahl der Arbeiter, welche im zweiten Quartal 1883 24049 betrug, auf 25 486 im zweiten Quartal 1884 stieg. Da dies zum allergrößten Theile jugendliche Söhne von dortigen Berg⸗ arbeitern sind, so ist an vielen Stellen den Familien eine sehr er— wünschte Vermehrung der Einnahme geschaffen worden. Die durch⸗ schnittliche Jahreslohnsumme ist Dank den günstigen Verhältnissen für einen Arbeiter auch von 927 auf 963 MS gestiegen; die augen⸗ blickliche Lage der Bergmannsfamilien gestaltet sich daher, wie schon gesagt, in recht zufriedenstellender Weise.
Die Lage der Eisenindustrie kann im abgelaufenen Quartale, was die Produktion sowie den Absatz betrifft, als eine recht gute, wohl nichts zu wünschen übrig lassende bezeichnet werden; man darf sogar den Schluß ziehen, daß viele Werke bedeutend mehr hätten versenden können, wenn sie nur Waare gehabt hätten. Die Magazine sind gänzlich leer, trotzdem die ganze Produktionsfähigkeit angespannt ist. Die Verkaufspreise dagegen sind immer noch niedrige Die Maschinenfabriken befinden sich in recht günstiger Lage, und die Aufträge gehen immer noch flott ein. Ein Gleiches ist von den Waggonfabriken und den für dieselben beschäftigten Werkstätten zu sagen, da auch diesen Ftablissements durch verschiedene größere Sub⸗ missionen wieder ein ziemlich bedeutendes Quantum neuer Arbeit zu—⸗ gegangen ist. Auch die Stahlwerke und Werkstätten zur Anfertigung von Eisenbahnmaterial und Kleineisenzeug sind fortwährend ziemlich regelmäßig beschäftigt
In Drahtftiften ist sehr viel zu thun, namentlich ist der Erport ganz außerordentlich belebt, aber zu nicht lohnenden Preisen.
Die Lage der Plüsch⸗ und Sammetfabriken ist eine recht günstige zu nennen
Manufakturwaaren. Schon das Frübhjahrsgeschäft ließ sich recht flott an, als aber im Juni und Juli die überaus warme Witterung eintrat, nahm der Absatz, namentlich der leichten Sommer- stoffe, einen so erheblichen Aufschwung, daß die an ein gutes Ge— schäft geknüpften Hoffnungen der Verkäufer wohl noch bei Weitem übertroffen worden sind.
Glashütten... . Die Nachfrage aus dem Auslande ist sehr lebhaft, sie hatte sich sogar derart gesteigert, daß überseeische Export- ardres vielfach zurückgewiesen werden mußten. In der Schweiz und Oberitalien gewannen die Hütten des Saargebietes stetig an Terrain, nach den Niederlanden gelang es den Vereinigten Rheinischen Tafel⸗ glashütten in Folge der im vergangenen Winter und Frübjahr statt⸗ gehabten Strikes der belgischen Glasarbeiter einige 26 Doppel⸗ ladungen unterzubringen Die frühen warmen Tage des Sommers brachten einiges Leben in die sehr darniederliegende Flaschenfabrikation. Es entstand haupt⸗ sächlich eine starke Nachfrage nach Bierflaschen, woran sich auch Paris wesentlich betheiligte; trotzdem konnte jedoch ein höheres Preis nicht erzielt werden.
Die Steingut und Mosaikfabriken befinden sich in einer nicht ungünstigen Lage, wenngleich ein etwas verstärkter Absatz erwünscht wäre. Bei gleichen Preisen wie im Jahre 1882 nahm der Absatz im vorigen Jahre um etwa 5 ab; die Ursache davon war nicht in der Verschlechterung der Lage im Allgemeinen zu suchen, sondern der Verkauf hatte sich mehr den feineren, dem Luxus dienenden Stein zeugwgaren zugewendet, was natürlich lediglich auf Kosten des Absatzes von Steingutartikeln für den täglichen Gebrauch geschehen war. ...
Zu bemerken ist noch, daß die jetzige Zollgesetzgebung der bier besonders in Betracht kommenden englischen Konkurrenz, namentlich im Norden Deutschlands, empfindlichen Einhalt geboten hat.
In der Terra Cotta Fabrikation gilt ein Aehnliches für Absatz und Preise wie bei den Steingutfabriken... ; Weniger günstig ist momentan die sonst so blühende Porzellan industrie. Die Ueberproduktion auf dem deutschen Markte wirkt lähmend auf den Absatz im Zollverein, so daß die Fabrikanten ihr Augenmerk nothwendigerweise auf den Export hinlenken müssen.
*. Bei den Lothringischen Gerbereien war in Folge des verminderten Imports aus Frankreich, eine Besserung zu bemerken, und da dieselben in neuerer Zeit wesentliche Vervollkommnungen im Betrieb und in der Herstellung der Lederfabrikation eingeführt haben, so wird diese Industrie gewiß auch, sobald die Eingangs erwähnte Geschäftsstille aufhört, besser als in früheren Jahren prosperiren.
Nie Lothringer Schuhfabriken befinden sich im Vergleich zu un— seren früheren Mittheilungen in einer etwas günstigeren Lage. . . ..
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Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 16. — Inhalt: Anlegung von Trauer für den rerstorbenen General-Feldmarschall Herwarth v. Bitten feld. 2 Herausgabe einer umgearbeiteten Schießinstruktion für die Infanterie. — Dislokation des Stabes des 8. Ostpreußischen Infanterie ⸗ Regiments Nr. 45. — Revolver ⸗Schießinstruktion für die Kavallerie und Feld ⸗Artillerie. — Abänderungen zum Etat für die jährliche Uebungs⸗ 2c. Munition. — Ergänzung des §. 191 der Kriegs schul⸗Instruktion vom 1. Juli 1332. — Bezug von Visirkappen M / 71. — Verlegung des Wohnsitzes des Garnison⸗Baubeamten in Elbing nach Graudenz. — Eröffnung neuer Eisenbahnen. Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 37. — Inhalt: Nichtamtliches: Die französischen Wasserstraßen und der Dortmund⸗ Ems⸗Kanal. — Vermischtes: Verein für Gesundheitstechnik. — In—⸗ ternationale Ausstellung von Erfindungen in London 1885. — Sta— tistische Angaben über Eisenbahnen und Telegraphen in Nordamerika. Compound⸗Lokomotiven. — Schraubenventilatoren. — Clektrische Beleuchtung in der Gesundheits⸗Ausstellung in London.
Gewerbe und Handel.
Der Geschäftsbericht der Paulin enguüe Neu⸗-Ruppiner Eisenbahn für 1883,84 theilt über den Betrieb des letzten Ge⸗ schäftsjahres folgende Daten mit: Es betrugen die Einnahmen aus dem Personen⸗ und Gepäckverkehr 99 243 M, aus dem Güterverkehr 101 401 M und die Summe der Betriebseinnahmen incl. 943 Vortrag aus 1882ñ83 208 851 6 Die Betriebsausgaben stellen sich ins Gesammt auf 102771 , so daß ein Ueberschuß von 106 069 verbleibt. Hiervon geht ab: Zu konzessions. und statutenmäßigen Rücklagen: 1) in den Erneuerungsfonds 18 387 S,. 2) in den Re⸗ servefonds 1700 A1, verbleiben Ueberschuß 85 972 M, derselbe wird wie folgt verwendet: zur Zahlung der Staats ⸗Eisenbahnsteuer 2644 M, zur Zahlung der Dividende auf die Stammaktien von 860 009 ( 4 9ho/o 4 650 1Æ. Davon entfallen a. auf die Aktionäre 550 /o 51 166 S½ e, b. auf die Bauunternehmer resp. auf Dispositionsfonds 19483 6, zur Zahlung der Dividende auf die Prioritäts⸗Stamm⸗ aktien von 850 000 M A 4,90, O 41 650 „M, Vortrag auf das fol⸗ gende Jahr 28 0. ;
London, 16. September. (W. T. B) Bei der gestrigen Wollauktion waren Preise unve rändert. Ton sest.
Konstantinopel, 16 Septeinber. (W. T. B.) Die den Delegirten für die Konvertirung der türkischen Schuld in Paris und London zugetheilten Beamten der Ottomanbank, Barozzi und Millinger, sind heute nach Paris resp. London abgereist.
New⸗Y„ork, 15. September. (W. T. B.) Weizenverschit⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 115 009, do. nach Frank= reich 85 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 70 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 98000, do. nach an— deren Häfen des Kontinents 10000 Qrts.
New⸗Yor k, 16. September. (W. T. B.) Der Werth der Produktenaus fuhr in letzter Woche betrug 8 565 000 Dollars.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 17. September, ( T. B) Der Past⸗ dampfer „Thuringia? der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas und der Post dampfer „ Westphalia“ von New⸗Jork kommend, Abends 10 Uhr auf der Elbe eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
. Italien.
Das italienische Ministerium des Innern hat unterm 2. Sep tember 1884 Folgendes verordnet:
Im Interesse der öffentlichen Gesundheit wird für dieses Jahr die auf den Korallenbänken in der Nähe der Insel Sicilien betriebene Korallenfischerei geschlossen.
Innerhalb fünf Tagen von heute ab müssen sich die Korallen barken von den gedachten Bänken entfernen und heimkehren.
Ferner hat das gedachte Ministerium unterm 2. September Nach⸗ stehendes verfügt:
Art. 1. Die von heute ab von den Häfen und Landungsplätzen der Küste des Golfes von Neapel, zwischen dem Lazareth zu . und dem Hafen von Portiei, den letzteren miteinbegriffen, abgehenden Schiffe werden zum freien Verkehr an dem übrigen Theil der Küste des italienischen Festlandes nur nach einer zehntägigen Beobachtungs quarantäne, wenn die Fahrt frei von verdächtigen Krankheits- erscheinungen war, und nach einer 2ltägigen strengen Quarantäne, wenn während der Ueberfahrt wirkliche Cholerafälle oder auch nur verdächtige Fälle vorgekommen sind, zugelassen.
Art. 2. Derartige nach den italienischen Inseln abgehende Schiffe sind den Quarantänebestimmungen unterworfen, welche durch die Ver⸗
ordnungen vom geben sind.
Art. 3. Die strenge Quarantäne würden Re betreffenden Schiffe entweder in den Quarantänestationen zu Gasta und S. Stefano oder in den Lajarethen zu Nisida und Verignano abzuhalten haben.
Endlich hat das mehrgedachte Ministerium unterm 7. September folgende Anordnungen getroffen.
Die von heute ab von der Insel Procida abgehenden Schiffe unterliegen in den übrigen von der Cholera befreiten Häfen und Landungsvylãtzen des Reichs denselben Quarantänevorschriften, welche durch die Verordnung vom 2. d. M. für alle Provenienzen aus den Häfen des Golfes von Neapel erlassen sind.
J Griechenland. Durch Erlaß der griechischen Regierung vom 22/3. September ist auch die Einfuhr von unbearbeiteten Häuten, selbst in trockenem oder gesalzenem Zustande, in das Königreich untersagt, falls solche aus Cholera infiztrten Landern stammen.
Ferner hat die griechische Regierung für alle spanischen Provenienzen, welche von den am Mittelmeere gelegenen Küsten kommen, eine el f tägige Quarantäne, für diejenigen, welche von den dem atlantischen Ocean anliegenden Küsten herrühren, eine fünf⸗ tägige Beobachtungsquarantäne angeordnet.
; Dänemark.
Zufolge Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz⸗Mini⸗ steriums vom 8. September haben die Bestimmungen im 2. Ab⸗ schnitt I des Gesetzes vom 2. Juli 1880, betreffend Maßregeln gegen die Einschleppung ansteckender Krankheiten, bis auf Weiteres auch auf solche Schiffe Anwendung zu finden, welche aus einem spanischen Hafen des Mittelländischen Meeres kommen oder mit einem solchen in Verbindung gestanden, beziehungsweise Personen von Schiffen aus solchen Häfen aufgenommen oder von solchen Schiffen aufgenommene Personen an Bord gehabt haben.
Gibraltar.
Laut Gouvernementsverorꝛnung vom 5. September haben die aus spanischen Mittelmeerhäfen stammenden Provenienzen den Hafen zu verlassen, und müssen sich die Provenienzen anderer spanischer Häfen einer Quarantäne von 14 Tagen unterziehen.
Durch Gouvernemente verordnung vom 3. September ist für alle aus indischen Häfen kommenden Schiffe eine Quarantäne von 24 Stunden eingeführt worden.
Oesterreich⸗Ungarn.
Die von der Seebehörde zu Triest für Provenienzen aus Italien angeordnete Observation von 19 bejw. 20 Tagen (R. A. Nr. 199 vom 25 August) ist für Schiffe aus Sicilien und Sardinien auf— gehoben, sofern diese, Schiffe auf ihrer Fahrt keinen anderen stalienischen Hafen berührt haben. Die Fahrzeuge sind mit den an Bord befindlichen Personen und Effekten vor der Zulassung zum freien Verkehr einer strengen ärztlichen Untersuchung zu unterwerfen. Sicilien und
30. Juni, 20., 22., 23. und 26. August“) ge⸗
Diese Verfügung findet auf die Provenienzen von den, Sardinien benachbarten Inseln nicht Anwendung.
) Reichs ⸗Anz“ Nr. 160 vom 10. Juli, Nr. 200 vom 26. August, Nr. 206 und 208 vom 2. und 4. September.
Berlin, 17. September 1884.
Bericht über die Thätigkeit der Königlichen geologischen Landesanstalt im Jahre 1883.
J. Die Aufnahmen im Gebirgslande.
. 1) Der Harz.
Im Mitt el harz wurde von dem Landesgeologen Pro⸗ sessor Dr. Lossen die Kartirung des alten Gebirges auf den Blättern Elbingerode und Blankenburg fortgesetzt.
Sekretär Halfar setzte seine Anfnahmen im Gebiete des Devon und Culm nordwestlich des Granethales auf Blatt Zellerfeld fort und suchte einen Anschluß an die westlich angrenzende Sektion Seesen herzustellen.
Am nördlichen Fuße des Harzgebirges begann
der Landesgeologe Dr. Branco die Aufnahme des im Gebiete
der jüngeren Formationen liegenden Blattes Vienenburg und vollendete dieselbe zum größten Theile,
Professor Dr. Dames setzte die Bearbeitung der Blätter Blankenburg und Derenburg fort.
In dem Gebiete westlich des Harzes setzte Professor Dr. von Koenen die von Dr. Speyer bereits begonnene Auf— nahme des Blattes Gandersheim fort und bearbeitete einen Theil des Blattes Göttingen.
. 2) Thüringen.
Im nördlichen Thüringen war der Landesgeologe Dr. Moesta mit einer nochmaligen Begehung des Kyffhäuser⸗ gebirges behufs Fertigstellung der Erläuterungen zu der be⸗ treffenden Kartenlieferung und zu den von ihm entworfenen beiden Profilen durch dieses Gebirge beschäftigt.
Professor Dr. von Fritsch setzte die Revision seiner Auf— nahmen der Blätter südlich von Halle fort.
Ingenieur W. Frantzen führte eine genaue Reyision des durch Professor Dr. von Seebach bearbeiteten Blattes Creuz⸗ burg aus und stellte den Anschluß der geognostischen Grenzen auf Sektion Treffurt mit denjenigen auf dem westlichen Nachbarblatt Eschwege her.
Im mittleren Thüringen lieferte Geheimer Hofrath Professor Dr. E. E. Schmid einige geologische Nachträge zur 2. Auflage der Sektion Jena, vollendete die Aufnahmen auf den Blättern Dietendorf und Stadt Ilm, revidirte diejenigen auf Sektion Arnstadt und Plaue und setzte die Kartirung des Blattes Crawinkel fort.
Professor Dr. Bauer führte die Bearbeitung der Sektion Ohrdruf dem Abschlusse nahe und nahm Revisionen im Ge⸗ biete des Blattes Gotha vor. *
Im Thüringer Walde setzte der Landesgeologe Pro⸗ fessor Dr. Weiß seine Aufnahmen auf den Blättern Brotterode und Friedrichsroda fort und bearbeitete auf ersterem die Um⸗ gegend von Ruhla. Außerdem führte er auf den Sektionen Eisenach, Salzungen und Wutha die vorläufig erforderlichen Anschlüsse der geognostischen Grenzen an diejenigen auf Blatt Brotterode aus.
WProfessor Dr. von Fritsch vollendete die Kartirung des ihm überwiesenen Theiles von Blatt Tambach und nahm eine Schlußrevision der Sektion Suhl vor.
Geheimer Hofrath Professor Dr. Schmid brachte Sektien Ilmenau zum Abschlusse.
Ingenieur W. Frantzen führte die geologische Aufnahme des Brandleite⸗Tunnels bei Gehlberg zu Ende.
Dr. Proescholdt vollendete das Blatt Themar bis auf eine Schlußrevision seiner östlichen Grenze, sowie den ihm über⸗ wiesenen Antheil von Blatt Schwarza, stellte Blatt Rentwerts⸗ hausen bis auf die Schlußrevision einzelner Theile fertig und begann die Bearbeitung des Blattes Römhild, sowie der Blätter Sondheim und Ostheim innerhalb der sachsen— weimarschen Enklave. . .
Im füdlichen und südöstlichen Thüringen bear⸗ beitete Berg⸗Referendar Dr. Beyschlag den meiningenschen An⸗
theil der Blätter Rieth und Heldburg westlich von Coburg.