Kaiser den Waggon bestiegen hatte, trat Allerhöchstderselbe salutirend an das Fenster und blieb in dieser Stellung, bis der * den Perron verlassen hatte. Die Kaiserin, die Beiden iser und die Großfürsten winkten noch mit der Hand Grüße zu, und das Gefolge verbeugte sich tief, als sich der Zug in Bewegung setzte. Ein viermaliges, wiederholtes Hurrah aller Versammelten begleitete denselben. Kaiser Franz Josef hatte Sich vorher von den Herren des deutschen Gefolges mit freundlichem Händedruck verabschiedet. Als die Allerhöchsten Herrschaften den Perron verließen, führte Kaiser Franz Josef die Kaiserin am Arme. Heute Vormittag um 10 Uhr verließ auch der Kaiser Franz Josef Skierniewice. Dieselben Personen, welche Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm das Geleite gegeben, waren auch diesmal auf dem Bahnhofe versammelt. Nach herzlicher Ver⸗ abschiedung in den Salons des Bahnhofes betrat Kaiser Franz 2 in russischer Uniform, die Kaiserin am Arm führend, den erron. Kaiser Alexander folgte mit der Großfürstin Maria Paulowna und den Großfürsten Wladimir und Nikolai. Der Kaiser und die Großfürsten hatten österreichische Uniformen an⸗ gelegt. Kaiser Franz Josef verabschiedete Sich überaus herzlich von der Kaiserin, die Ihm die Wange zum Kusse bot, küßte sodann der Großfürstin Maria Paulowna die Hand und um⸗ armte und küßte dreimal den Kaiser Alexander, dem Er herz⸗ lich die Hände schüttelte, mit warmen Worten für die schöne Aufnahme dankend. Hierauf umarmte und küßte der Kaiser zweimal die Großfürsten und sprach dem Divisions⸗Komman⸗ danten Dandeville, sowie dem Regiments⸗Kommandanten, Ge⸗ neral Panjutin, Seinen Dank aus. Allez Anwesenden, welche bereits die Bänder der ihnen verliehenen österreichischen Dekora⸗ tionen angelegt hatten, salutirten. Graf Kalnoky reichte inzwischen dem Minister von Giers und dem Botschafter Fürsten Lobanoff, die mit dem Bande des Stephans⸗-Ordens geschmückt waren, die Hand. Während Kaiser Franz Josef zur Plattform des Waggons hinaufstieg, reichte Kaiser Alexander dem Grafen Kalnoky die Hand. Ersterer verweilte bis zur Abfahrt des Zuges auf der Plattform, erhob, als der Zug sich in Bewegung setzte, salutirend die Hand nochmals, und rief dem Kaiser Alexander wiederholt Dank zu, worauf dieser mit den Worten „bon voyage“ erwiderte. Großfürst Nikolaus rief „au revoir« und gleichzeitig erscholl ein lautes, wiederholtes Hurrah der Versammelten. Die General⸗Adjutanten von Wittgenstein, Baron Puschkin und von Benkendorff gaben dem Kaiser bis Granica, Oberst von Kaulbars bis Wien das Geleite. Als der Zug den Blicken entschwand, ließ die Kaiserin mehrere der anwesenden Herren, darunter den Minister von Giers, den Bot⸗ schafter Fürst Lobanoff, den General⸗Adjutanten Gurko und den Minister Wannowsky zum Handkuß zu. Nach 5 Mi⸗ nuten verließen die Majestäten, gefolgt von der Großfürstin Maria Paulowna und den Großfürsten, den Perron. Das Kaiserliche Paar wird noch einige Tage im hiesigen Schlosse verbleiben, um zu jagen.
Bei der Durchfahrt Sr. Majestät des Kaisers auf der Rückreise von Skierniewice waren, wie „W. T. B.“ meldet, in Landsberg a. W. wie in Bromberg die Schulen und die Kriegervereine auf dem Perron aufgestellt, auch war der ganze Bahnhof mit einer dichtgedrängten Menschenmasse besetzt. Se. Majestät verließen an beiden Orten den Waggon auf kurze Zeit und wurden von den Anwesenden mit unbeschreiblichem Enthusiasmus begrüßt.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Aller— höchstwelche vorgestern Abend ?7 Uhr in Schloß Benrath ein— getroffen ist, begab Sich gestern Vormittag nach Düsseldorf, wo Ihre Majestät im dortigen Regierungsgebäude den Vorstand des evangelischen Krankenhauses, die Oberin des Diakonissenhauses in Kaiserswerth, die Vorstände des Hospitals der Kreuzschwestern und des Marien⸗-Hospitals, ferner mehrere Vorsitzende von lokalen, wohlthätigen Vereinen und Anstalten und den Vorstand des dortigen Vaterländischen Frauen⸗Vereins empfing. Sodann hatten einige Damen der höheren Militärs und Regierungs— beamten, sowie der Künstler, industriellen und städtischen Kreise die Ehre des Empfanges.
Ihre Majestät ertheilte hierauf einer größeren Anzahl von Damen und Herren des rheinischen Adels Audienz und empfing Ihre Königliche Hoheit die Fürstin zu Wied, Prin⸗ zessin der Niederlande.
Nachmittags begab Sich Ihre Majestät nach Schloß Benrath zurück, wo um sechs Uhr ein größeres Diner stattfand.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz hatte Sich gestern nach Eöln begeben. Heute früh fuhr der Kronprinz zu den Feldmanövern.
— Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronpxrinzessin besuchte gestern in Düsseldorf die Ateliers einiger Künstler und nahm nach Ihrer Majestät der Kaiserin die Cour des rheinischen Adels entgegen. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Wilhelm und Heinrich, der Kronprinz von Schweden und der Erbgroßherzog von Baden e l glten die permanente Kunstausstellung von Eduard
ulte.
= Ueber das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm ist gestern folgendes Bulletin ausgegeben worden: Marmor⸗Palais, den 17. September 1884. Nachdem Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm Sich bisher eines fortgesetzten, durch eine leichte Nierenaffektion kaum getrübten, Wohlseins erfreut haben, sind in den letzten Tagen wiederholt Ohnmachtsanwandlungen auf⸗ getreten, welche auch ferner eine besondere Schonung noth⸗ wendig machen und immerhin die volle Genesung etwas ver— zögern werden. Ebmeier.
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl traf, wie, W. T. B.“ meldet, gestern früh von Schloß Benrath in Bonn ein, nahm die Wohnung im Metternicher Hofe, welche für Seinen, demnächst die hiesige Hochschule beziehenden Sohn, den Prinzen Friedrich Leopold, gemiethet if vin Augenschein und ist Mittags nach Benrath zurück— gekehrt.
— Der Reichskanzler Fürst von Bismarck ist gestern Abend aus Skierniewice hierher zurückgekehrt.
— Der Bundesrath und die vereinigten Ausschüsse
— Der Kaiserliche Botschafter am russischen Hofe, Ge⸗ neral-Lieutenant von Schweinitz hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von St. Petersburg fungirt der Botschafts⸗Rath von Bülow als interimistischer Geschäftsträger.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ministerial⸗Rath ö und Königlich säch⸗ sischer Geheimer Regierunge⸗Rath Boettcher sind hier an— gekommen.
— Der Königlich schwedisch- norwegische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Baron von Bildt, ist vom Urlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der General der Infanterie von Strubberg, General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungz⸗ wesens, ist nach dem Rhein, um auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät den Manövern beizuwohnen, abgereist und wird fich demnächst von dort aus behufs Besichtigung der Kadetten häuser zu Bensberg und Plön auf Dienstreisen begeben.
— Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, ist von dem Prüfungs⸗Schießen des Niederschlesischen Fuß⸗Artillerie⸗Regiments Rr. 5 aus Glogau hier wieder eingetroffen.
— Der General⸗Lieutenant von Rauch, Commandeur der 19. Division, hat Berlin nach Abstattung persönlicher Meldungen wieder verlassen.
— S. M. S. „Leipzig“, 12 Geschütze, Kommandant Kapitän zur See Herbig, beabsichtigt, am 21. September cr. von St. Vincent die Heimreise fortzusetzen.
Düsseldorf, 17. September. Der heutige Tag brachte den Truppen die nöthige Ruhe, welcher die Soldaten nach den Anstrengungen und insbesondere nach der Hitze dieser Tage doppelt bedurften. Diese Muße benutzten die Fürstlichen Bewohner des Schlosses Benrath zu einem Ausfluge nach Düsseldorf.
Um 6 Uhr 45 Minuten wird morgen Se. Majestät der Kaiser auf dem früheren Cöln-Mindener Bahnhofe erwartet und dort von den städtischen Behörden auf das Ehrfurchtsvollste bewillkommnet werden. Gleich darauf hält der Kaiser unter dem Donner der Kanonen und dem Geläute der Glocken Seine festliche Umfahrt durch die glänzend er— leuchtete Stadt. Eine stolze Ehrenpforte passirend, fährt der Allerhöchste Gast durch die Königsallee, über den Cornelius— platz, die Elberfelder Straße entlang, die Alleestraße rechts bis zum Theater, den Friedrichsplatz, die Mühlenstraße, den Burgplatz, den Markt, die Marktstraße, die Flinger— straße. die Mittelstraße, den Karlsplatz, die Hohestraße, den Schwanenmarkt, die Haroldstraße links bis zur Kasernen— straße und endlich die Elisabethstraße zum Ständehause. Mit dem festlichen Schmucke ihrer Fahnen und Emblemen bilden längs des ganzen Weges die Kriegervereine, die Turner, die Schützen, der kaufmännische Verein, verschiedene Gesangvereine, die Innungen und die oberen Klassen der Schulen Spalier; auf den Plätzen stehen Musikkapellen, um mit der Freude Feierklängen den Kaiserlichen Herrn zu begrüßen. Im Slände— hause nimmt der Kaiser zunächst eine kurze Cour der Damen und Herren entgegen und wohnt dem Festspiel bei, das Ihm in diesem ihrem Heim die rheinischen Provinzialstände bereitet haben. Man wird dem Kaiser drei lebende Bilder mit Musik und Text vorführen und zwar „Siegfrieds Tod“, „der Große Kurfürst am Rhein“ und „Germania“, letztere ein stol zes Weib zu Pferde, umringt von den Einzelstaaten, von holden Jungfrauen, welche durch Farben und Symbole ihre heimischen Gaue darstellen. Feiner Kunstsinn und gediegener Geschmack der berusensten Künstler haben hier vollendet Schönes ge— schaffen; welche Pracht zeigen die Wandelbilder, welche vornehme. Auffassung, welchen Farbenreichthum die lebenden Bilder selbst! Die Töchter aus den alt— adligen Familien drängten sich zu der Ehre, hier vor dem Kaiser zu glänzen. Für den gesprochenen und den ge⸗ sanglichen Theil sind nur Kräfte ersten Ranges gewonnen; die Rolle des Vater Rhein“ ist in die Hände des Direktors Possart aus München gelegt. Nach dem Festspiel nimmt der Kaiser das Souper ein; alsdann folgt der zweite Abschnitt, das von der Stadt Düsseldorf dargebotene Festspiel, das sich auf dem unmittelbar vor dem Ständehause belegenen Kaifer— teiche abspielt. Kunst und Wissenschast, Handel und Industrie werden symbolisch den Kaiser feiern, 400 Sänger Ihm eine Huldigung bereiten. Ein glänzendes Feuerwerk bildet alsdann den Schluß der gesammten Feier; um gi Uhr beabsichtigt der Kaiser bereits wieder Düsseldorf zu verlassen.
Am Freitag, den 19, gedenken alsdann Se. Majestät der Kaiser die Parade des VII. Armee⸗Corps entgegenzunehmen.
Bremen, 17. September, Abends. (W. T. B.) Die Bürgerschaft genehmigte die Beantragung des Zoll⸗ anschlusses und nahm eine Resolution an, in welcher ausgesprochen wird, daß die Genehmigung erfolge in der Ueberzeugung, daß die mit dem Reiche vereinbarten bezüglichen Einrichtungen dauernde seien.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 18. September. (W. T. B.) Der Kaiser ist heute Nacht wohlbehalten nach Schönbrunn zurückgekehrt und begiebt sich heute Abend zur Eröffnung der Arlbergbahn.
Der König und die Königin von Griechenland stat⸗ teten gestern Mittag dem Kronprinzlichen Paare auf Schloß Laxenburg einen Besuch ab und begaben fich von dort nach Schloß Weilburg bei Baden zum Diner bei dem Erzherzog Albrecht. Am nächsten Freitag begiebt sich die Königin zum e,, der Familie des Herzogs von Cumberland nach
munden.
Belgien. Brüssel, 17. September. (W. T. B.) Der König empfing heute Vormittag 106 Uhr die Bürger— meister von Brüssel, Gent, Lüttich, Mons, Arlon und Ant⸗ werpen, welche die Vereinbarung der Kommunen betreffs des neuen Schulgesetzes mitunterzeichnet haben. Auf die An— sprache des Bürgermeisters von Brüssel, welcher auf die große Bedeutung der Petitionen von 820 Kommunen mit 2 806060 Einwohnern gegen das Schulgesetz hinwies, erwiderte der König: „Ich nehme Ihre Petition als den Ausdruck
desselben für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heut Nachmittags Sitzung.
der Wünsche einer großen Anzahl von Bürgern entgegen,
auch eine sehr große Anzahl von Petitionen erhalten, sich in dem entgegengesetzten Sinne aussprechen. Angesichts dieser so verschledenen Meinungsäußerungen muß ich mich dem Willen des Landes, wie er durch die Majorität der beiden Kammern zum Ausdruck gebracht worden ist, anschließen. Sie beurtheilen mich zu wohlwollend, wenn Sie meine Weisheit rühmen, aber ich acceptire Ihre Worte über meine gewissenhafte Beobachtung der Pflichten eines konstitutionellen Souveräns. Ich werde meinem Eide stets treu bleiben und fortdauernd bemüht sein, den regelmäßigen Gang der parla⸗ mentarischen Regierung sicher zu stellen. Ich werde niemals einen Unterschied zwischen den Belgiern machen, sondern für die einen dasselbe thun, was ich für die andern gethan habe. Mein Verhalten wird unter den gegenwärtigen Um— ständen das nämliche sein, das es im Jahre 1879 war. Indem ich von den mir . Prärogativen im Geiste der Verfassung Gebrauch mache, diene ich Belgien, unseren zwei großen politischen Parteien und der Sache der Freiheit, der ich tief ergeben bin. Ich danke den Bürger⸗ meistern für die Gefühle, die sie für mich persönlich an den Tag gelegt haben. — Der König richtete hierauf noch mehrere Anfragen an die Bürgermeister über die Lage, die durch die Ausführung des Schulgesetzes für die von ihnen vertretenen Gemeinden herbeigeführt werden würde. Um 106, ÜUhr kehr⸗ ten die Bürgermeister, welche vor dem Königlichen Palais wie vor dem Rathhause von einer zahlreichen Menge mit Beifall= rufen empfangen wurden, nach dem Rathhaufe zurück. Am 2. Oktober wollen dieselben von Neuem in Brüssel zu einer Berathung zusammentreten. — Ein Individuum, welches durch Pfeifen die Ruhe zu stören suchte, wurde verhaftet.
— „18. September, früh. (W. T. B.) Der gestrige Abend verlief sehr unruhig, mehrere, an tausend Personen starke Trupps zogen pfeifend, lärmend und die Marseillaise singend durch die Hauptstraßen der Stadt und sammelten sich vor dem Königlichen Palais und vor der Expedition des katholischen Journals „Le Patriote“, so daß die Polizei einschreiten und dieselben zerstreuen mußten.
Großbritannien und Irland. London, 16. Sep— tember. (Allg. Corr) Mr. Gladstone verließ gestern, be⸗ gleitet von seiner Gattin und Tochter, Braemar und begab sich nach Haddo House, in Aberdeenshire, wo er der Gast Lord Aberdeens bis Mittwoch sein wird. — Nachdem der Premier⸗ Minister den Norden Schottlands reich an Triumphen ver— lassen, ist nunmehr Sir Stafford Northeote daselbst angekommen und hat in Edinburg gestern den kon ser⸗ vativen Feldzug eröffnet, durch welchen feine Partei dem jüngst von dem Premier ausgeübten politischen Einfluß ent— gegenzuarbeiten hofft. Der Führer der Opposition wurde von seinen Gesinnungsgenossen mit Begeisterung empfangen und nahm zahlreiche Willkommenadressen der schottischen konser— vativen Vereine entgegen. — Der griechische Gesandte am Hofe von St. James, Sir Peter Brailas Armeni, ist nach langem Krankenlager an der Schwindsucht gestorben.
— 16. September. Der Großherzog von Hessen langte heute an Bord der Königlichen Yacht „Osborne“, von Vlissingen kommend, in Sheerneß an und setzte um 7160 Uhr die Reise nach London fort, von wo er sich zu einem Besuche der Königin nach Balmoral begeben wird.
— 17. September. (W. T. B.) Die Admiralität
hat beschlossen, das Panzerschiff ‚Agamemnon“ nach Eh in a zu entsenden. — Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ meldet aus Kairo: Hier ist eine vom 26. v. M. datirte Depesche General Gordons eingegangen, worin es heißt, er erwarte die Ankunst der englischen Truppen, und bitte, ihm Zebehr Pascha sowie 300 006 Pfund zuzusenden. Gleich' zeitig kündigt General Gordon an, daß er in einigen Tagen zur Besetzung Berbers schreiten und den Sudan dem Sultan übergeben werde, sobald eine genügende Anzahl türkischer Truppen eingetroffen sei. — 18. September, früh. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Times“ aus Hongkong von gestern sagt, das französische Kriegsschiff „Ätalante“ habe ein reguläres Handelsfahrzeug aus Hongkong in der Hafeneinfahrt geentert und dessen Geschütze und Munition über Bord geworfen, die Kaufleute seien hierüber sehr erregt, weil die Handelsschiffe ohne Geschütze den Küstenpiraten gegenüber machtlos seien.
Frankreich. Paris, 17. September. (W. T. B.) Die von dem Admiral Courbet gestern hier eingegangene Depesche erwähnt die von dem „Reuter'schen Bureau“ in Lon— don gemeldete Landung französischer Truppen bei Kimpai nicht, meldet vielmehr nur, daß ein französisches Kriegsschiff, welches den Depeschendienst nach Picaigu zu versehen hatte und hierbei jedes Mfal das Feuer chinesischer Batterien zu 3 hatte, den Befehl erhalten habe, das Feuer zu er⸗ widern.
In dem Departement der Ostpyrenäen sind in den letzten 24. Stunden 18 Personen an der Cholera gestorben, davon 3 in Perpignan, 1 in Port Vendres. — Nach einer Meldung aus Oran sind daselbst mehrere choleraverdächtige Krankheitsfälle vorgekommen, von denen 4 tödtlich verliefen. Die Aerzte erklären diese Krankheit für choleraähnliche Magen— entzündung, nicht für Cholera. Gleichwohl sind geeignete Vor— sichtsmaßregeln getroffen worden.
Spanien. Madrid, 17. September. (W. T. B.) Dem Journal „Epoca“ zufolge soll der spanische Bot⸗ schafter in Paris, Silvela, sein Entlassungsgesuch einge— reicht haben. — In den Provinzen Alicante und Tarragona sind gestern 25 Personen an der Chol era gestorben.
Italien. Rom,. 17. September. (W. T. B.) In sämmtlichen infizirten Provinzen kamen gestern 581 Cholera—⸗ Erkrankungen und 325 Todesfälle vor, hiervon entfallen 463 Erkrankungen und 265 Todesfälle auf die Stadt Neapel. Die Stadt Rom ist cholerafrei.
Neapel, 17. September. (W. T. B.) In der Zeit von gestern Nachmittag 4 Uhr bis heute Nachmittag 4 UÜhr sind hierselbst an der Cholera 432 Personen erkrankt und 161 gestorben.
— 18. September. (W. T. B.) Dem Munizipalbericht zufolge sind von gestern Mitternacht bis heute Mitternacht 10 Erkrankungen und 239 Todesfälle in Folge der Cholera vorgekommen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 18. Sep— tember. (W. T. B.) Der Kaiser hat Se. Majestät den Deutschen Kaiser zum Inhaber des berühmten (37. Ordens⸗ Dragoner⸗-Regiments ernannt und gleichzeitig angeordnet, daß die Offiziere dieses Regiments, sowie die Offiziere des 35. Bel⸗ goroder Dragoner⸗Regiments, dessen Chef der Kaiser von
welche
welche Magistrats⸗ und Kommunalämter bekleiden. Ich habe
Oesterreich ist, in ihren Epaulettes die Namenschiffren ihrer
**
hohen Chefs zu tragen haben. — Der Kaiser von Desterreich at dem Grafen Wielopolski den Orden der Eisernen Krone j. Klasse verliehen und den Commandeur seines Kexholmer Regiments mit einer goldenen, mit Brillanten geschmückten Tabatisre beschenkt. — Warschau, 17. September. (W. T. B.) Der Kaiser begab sich etwa eine Stunde nach Abfahrt des Kaisers von Desterreich zur Jagd nach dem Fürstenthum Lowicz. Am 23. d. M. wird die Rückfahrt nach Peterhof erfolgen. Man spricht von einer bald bevorstehenden Erwiederung des Be— fuches des Kaisers von Oesterreich Seitens unseres Kaiser⸗ paares. — Großfürst Michael Nikolajewitsch, der mit seinen beiden Söhnen auch auf dem Zuge des deutschen Kaisers abgexeist war, begiebt sich, wie es heißt, zunächst nach Amskerdam und von dort vielleicht noch zur Kur in ein Bad.
Amerika. New⸗Hork, 17. September. W. T. B.) Nach einer Meldung aus Mexiko hat der Präsident Gonzales eine Botschaft an den Kongreß gerichtet, in welcher er erklärt, daß die vorläufige Grundlage für die diplomatischen Beziehungen zu England sofort dem Kongresse unterbreitet werden würde. Demnächst soll, wie in der Bot⸗ schaft weiter mitgetheilt wird, eine Kommission nach China und Japan behufs Entwickelung der mexikanischen Handels— interessen abgehen. Schließlich wird die Vorlegung eines neuen Tarifs angekündigt.
Afrika. Egypten. Kairo, 15. September. (Allg. Corr.) Der in Dongola weilende Major Kitchener hat ein Telegramm hierher gelangen lassen, welches die Ankunft Mohamed Famils, des ehemaligen Ober-Sekretärs in Darfur, von Berber in Dongola meldet. Genannter berichtet, daß in Berber sich 2800 Mann kriegsgefangene und unbewaffnete türkische Truppen befinden. Mahomed el Keir, der rebellische Kommandant, hat 200 Schwarze und 300. Araber unter seinem Befehle, die bewaffnet sind, aber er leidet Mangel an Munition.
Seitungsstimmen.
Das „Leipziger Tageblatt“ veröffentlicht eine Zuschrift des Professors Dr. R. Biedermann über die Auf⸗ gabe der r n n neren bei den nächsten Reichstagswahlen. In dieser Zuschrift heißt es: — . . . . Döbeln ö ich es aus, und ich wiederhole es hier: ich halte es für die oberste Aufgabe, wie jeder reichstreuen Partei, so ganz besonders der unseren (nationalliberalen), welche sich die nationale“ nennt, bei den Reichstagswahlen nicht sowohl ihr be⸗ sonderes Partei⸗Interesse, als das allgemeine Interesse des Reichs und der Nation in den Vordergrund zu stellen. .
Das hat denn auch die nationalliberale Partei Sachsens allezeit redlich gethan, indem sie überall da, wo es die Bekämpfung grund⸗ sätzlicher Reichsfeinde galt — als welche sich die Sozialdemokraten selbst bekennen — jede andere Rücksicht schweigen hieß und auch für solche Kandidaten eintrat, welche an sich ihr keineswegs nahe standen oder besonders sympathisch waren — trotz der ihr von den anderen Parteien häufig versagten Gegenseitigkeit. .... .
Die nationalliberale Partei hat es sich aber auch von ihrer Ent—⸗ stehung an zur Aufgabe gemacht, nicht blos den Bestand des neuge— gründeten Beutschen Reichs gegen Solche, welche denselben in einer oder der anderen Weise anzutasten geneigt wären (Sozialdemokraten, Ultramontane, Welfen und andere Partikularisten), zu vertheidigen, sondern auch dessen Ausbau nach allen Richtungen hin fördern zu helfen. Und sie hat sich dieser Aufgabe ebenfalls nach besten Kräften unterzogen. Sie hat sich dabei eine lange Zeit hindurch des Handinhandgehens mit, der Reichsrezierung und der Bundes— genossenschaft eines Theils der konservativen Partei zu erfreuen ge⸗ habt — viel weniger freilich derjenigen der weiter links stehenden Liberalen, der damaligen „Fortschrittspartei'. Diese hielt sich durch ihre Auffassung des ‚Liberalismus“ für verpflichtet, gegen jede, auch die wichtigste, Reform zu stimmen, sobald dieselbe nicht allen Kon sequenzen dieses ihres Liberalismus zu entsprechen schien. So kam die Verfassung selbst (des Norddeutschen Bundes und des Reiches) so kamen die te. Distuigeseh gegen den Widerspruch der Fort— schrittspartei zu Stande! . .
. . trat eine Zeit ein, wo das Verhältniß der National⸗ liberalen zur Reichsregierung sich lockerte.
Nun hat aber neuerdings unser großer leitender Staatsmann wieder eine aufbauende, schöpferische Politik ins Werk zu setzen be⸗ gonnen und zwar auf Gebieten, auf denen eine solche zwar schwierig, aber auch, wenn sie gelingt, für hochwichtige Interessen, theils der ganzen Nation, theils ihres schutzbedürftigsten Theils, der Arbeiter, vielversprechend ist. Er hat auf dem Gebiete der . Sozialpolitik zur Verbesserung der Lage des Arbeiterstandes ein gewaltiges Unter— nehmen angebahnt, welches — in der Gestalt, wie es zuletzt dem Reichstage vorlag — zwar in der Durchführung gewiß nicht leicht ist, aber auf durchaus gesunden Grundlagen, der Selbstverwaltung und dem Genossenschaftswesen, ruht. Er hat auf dem Gebiete der Ko— lonialpolitik und der Ausdehnung des deuischen Handels nach fremden Welttheilen hin Ansichten entwickelt, die, ebenso kühn als andererseits besonnen und vorsichtig, in ihrer Verwirklichung für Deutschland eine neue Epoche kommerziellen Aufschwunges, eine viel aktivere Rolle im großen Weltverkehr, als die es bisher zu behaupten vermochte, in Aussicht stellen. : 269
irn enen, Bahnen einer aktiven und produktiven Politik dem großen leitenden Staatsmanne zu folgen, für Ausführung solcher und ähnlicher Pläne ihm ihre Unterstützung zu bieten, dazu hat die nationalliberale Partei in, den Heidelberger und den Berliner Erklärungen (vom 23. März und 18. Mai) und in zahlreichen Zustimmungskundgebungen dazu aus allen Theilen Deutschlands sich verpflichtet. Dadurch aber ist ihr für die bevorstehenden Reichstags wahlen ihre Stellung und Aufgabe scharf und klar vorgezeichnet. Sie muß nach allen ihren Kräften darauf hinwirken, daß für die, nach ihrer Ueberzeugung der Nation heilsamen, sozialpolitischen und wirth, schaftlichen Pläne des Reichskanzlers eine möglichst sichere Mehrheit
eschaffen werde. ... ö. e nationalliberale Partei bleibt, indem sie so handelt, durch⸗ aus ihren eigenen geschichtlichen Ueberlieferungen treu, denn sie ist entstanden und sie hat sich aus der Fortschrittspartei herausgelöst, weil sie die zu sehr blos verneinende Haltung dieser letzteren für un ersprießlich hielt, weil sie das Bedürfniß und die Pflicht fühlte, eine mehr positive Politik zu ergreifen und werkthätig an dem Auf- und Ausbau des Reichs mitzuarbeiten. . .
Hat ein Theil der nationalliberalen Partei (die Sezessionisten) sich von dieser positiven Politik wieder ab- und zu der negirenden der Fortschrittspartei zuruͤckgewendet, hat er sich gar völlig mit dieser verschmolzen und, wie das bei solchen Fusionen erfahrungsmäßig immer geht, derjenigen Richtung den Sieg verschafft, welche im Ne- giren am weitesten geht, so können wir dies beklagen, aber wir kön⸗ nen deswegen unmöglich auch für den zurückgebliebenen Theil der Partei die durch deren Geschichte ihr vorgezeichnete Bahn aufgeben, müssen vielmehr Alles aufbieten, um die dadurch in ihren Reihen entstandenen Lücken, um die bei den letzten Wahlen erlittenen Ver— luste womöglich bei den bevorstehenden Wahlen zu ergänzen und zu ersetzen. Wenn es hierbei zwischen ehemals politisch Befreundeten und Gleichgesinnten zu einem Wahlkampfe kommen muß, so tragen die Schuld davon nicht Die, welche auf dem alten Boden der Partei
Wenn die Nationalliberalen in solchen Fällen, wo es galt, einen nach rielen Seiten bedeutenden Fortschritt zu erreichen, gewisse Unvollkommenheiten eines Gesetzes mit in den Kauf nahmen und nicht darauf bestanden, daß jede, auch die äußerste, liberale. For⸗ derung, bis aufs Tüpfelchen überm i erfüllt würde, wie beispiels weise bei der Verfassung des Reichs und den großen Justizgesetzen, so ist es lächerlich, ihnen daraus einen Vorwurf zu machen, wie die Fort- schrittspartei dies gethan hat. Oder wenn aus höheren Rücksichten auf die Wehrhaftigkeit und Sicherheit Deutschlands, sowie auf den ungestörten Verkehr, sie für das sogenannte Militärseptennat‘ stimmen, d. h. für eine Bewillignng der Friedensstärke auf 7 Jahre, statt, wie der Fortschritt“ will, auf 3 oder auf 1 Jahr (weil eine so häufige Militärdebatte nach allen diesen Seiten Nachtheile hat), so ist dieser zeitweilige Verzicht auf die allerstrengste Ausübung des parlamen⸗ tarischen Zustimmungtrechts vollkommen gerechtfertigt durch eben jene patriotische Rücksicht, und wenn der Liberalismus“ darin bestände, daß man auch die höchsten Interessen des Reichs und der Nation einer bloßen Prinzipienreiterei opfern müßte, so wäre damit dem Liberalismus das Urtheil gesprochen. Derartige Vorwürfe, von dem Fortschritt“ den Nationalliberalen gemacht, sind übrigens um so weniger gerechtfertigt, als man recht gut weiß, daß die Fortschrittspartei nur darum gegen jene Gesetze zu stimmen den Muth hatte, weil sie sicher war, in der Minorität zu bleiben, während Fortschritt und Sezessionisten zusammen nicht wagten, geschlossen gegen das Sozialistengesetz zu stimmen, weil sie die Verantwortung, dasselbe zu Falle gebracht zu haben, scheuten. Wo blieb hier die Konsequenz des „Liberalismus“? ....
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Zwanzigste Jahresbericht des altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie zu Salzwedel (Abtheilung für Geschichte), der, vom Vereint sekretär Th. Fr. Zechlin herausgegeben, kürzlich in Magdeburg er— schienen, eröffnet mit einer Biographie des Wirklichen Geheimen Raths, Landes Direktors der Altmark c., Stto Ludw. Wilh. Ferd. von der Schulenburg, des, am 5. Mai 1883 verstorbenen, Stifters des Vereins. Auf diese Biographie folgen mehrere, auf die Altmark bezügliche geschichtliche Aufsätze. Zunächst führt Diakonus Parisius 4 Urkunden aus den Jahren 1266, 1287 und 1337, Gardelegen be—⸗ treffend, aus dem Rathsarchiv der Stadt Gardelegen an, und begleitet dieselben mit lehrreichen Anmerkungen. So⸗ dann tbeilt Parisius in einem Aufsatze „Zum Visitations Rezeß von 1541 für Gardelegen' den Anfang dieses Rezesses, der bisher gefehlt hatte, mit und verbindet hiermit Erörterungen über die Anstellung des ersten evangelischen Predigers Barthol. Riese⸗ berg daselbst. Hierauf berichtigt wiederum Parisius eine fühere Nach⸗ richt über die Kirchenvisitation in Seehausen dahin, daß es sich hierbei nicht um eine in Seehausen, sondern nur um die 1690 in Gardelegen abgehaltene General ⸗Kirchenvisitation handeln könne. Endlich berichtigt Ebenderselbe eine Angabe über den Amtmann des Klosters Neuendorf Ochsenkopf. dahin, daß derselbe nicht um die Zeit des Restitutionsediktes gelebt habe, sondern um die Mitte des 16. Jahrhunderts als der erste protestantische Amtmann in der Altmark nach Uebergang der. Kloster⸗ güter in weltliche Verwaltung. Hierauf werden ausführliche histo⸗ rische Erörterungen zur Urkunde Kaiser Otto J. vom Jahre 956 vom Prediger Hofmeister mitgetheilt und vom Major 4. D. A. von dem Knesebeck mit kleinen, zum Verständniß erforderlichen Ergänzungen als Anmerkungen versehen. — Den Schluß des Heftes bildet der Bericht für die Jahre 1880— 83“, enthaltend Angaben über die Mitglieder des Vereins, seine Einnahmen und Ausgaben u. J. w. Denselben zufolge, bestand am Schluß des Jahres 1883 der Verein aus 1 Ehrenmitgliede, 4 correspondirenden und 45 ordentlichen Mit- gliedern, die Einnahmen aber aus 1932 6 52 , die Ausgaben, da⸗ gegen aus 331 SM 25 3, so daß ein Bestand von 1601 M 27 4 verblieb. .
— Die in Leipzig und Berlin am 20. . M. erscheinende Nr. 2151 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Die Entfaltung der deutschen Flagge in Camerun an Ler afrika nischen Westküste. Nach einer Skizze von Lieutenant z. S. Mandt. — Ein Abend auf der Brühlschen Terrasse zu Dresden. Qriginal⸗ zeichnung von Paul Heydel. — Berliner Bilder: Sonntag-Nachmit⸗ tag auf einer Stadtbahnstation. Originalzeichnung von F. Wittig. — Ansicht der von den Franzosen bombardirten Stadt Foutschou in China. Nach einer photographischen Aufnahme. (Zweiseitig, ) — Lustige Fahrt. Gemälde von Prof. Karl Raupp, Nach einer photo⸗ graphischen Aufnahme von F. Hanfstängl in München. — Dr, Emil Riebeck. — Marcella Sembrich. — Das Grützner⸗Haus in München. 7 Abbildungen. Originalzeichnungen von F. Rinner: 1) Treppen⸗ haus. 2) Schlafgemach. 3) Kneipzimmer. 4) Atelier. ) Aeußere Ansicht von Süden. 6) Kapelle. 7) Wohnzimmer. . Schwedische Fayencen und Majoliken. 8 Abbildungen: Kaminaufsatz. Vase. Vase mit Deckel. Tafelaufsatz. Teller nach Palissy. Große Jar⸗ dinière, auf Postament zu stellen. Prachtrase. Bowle. — Wappen des Fürstenthums Achaja. — Moden: Theerobe. Anzug für länd—⸗
li Feste. ö Gewerbe und Handel.
Die ‚Schles. Ztg.“ meldet vom Oberschlesischen Stein⸗ ö * Verkehr in Kohlen aller Art behält seinen lebhaften Gang und erfreuen sich neben den auch vom Auslande stark bezogenen Gaskohlen namentlich Stück, und Würfelkohlen der mageren Flammkohlen ⸗Qualität eines flotten Absatzes. Der Versand von Nußkohlen für den Bedarf der Zuckerfabriken ist noch nicht in seinem ganzen Umfange aufgenommen, theils weil die allgemeine Er⸗ öffnung der Zuckereampagne noch aussteht, theils wegen einiger Zurück. haltung der Gruben, welche sich mit Rücksicht auf die mißliche Lage der Zuckerindustrie diesmal auf die Bewilligung der langen Kredite einzugehen scheuen. Auch nach Desterreich⸗ Ungarn hin zeigte sich eine Abschwächung des Absatzes, da dortige Abnehmer in Voraussicht der vom 16. d. M. auf der Kaiser Ferdinands Nordbahn eintretenden Frachterleichterungen eine zuwartende Stellung einnahmen. Der Ver⸗ brauch in Industriekohlen ist ein starker gleichwie der Begehr nach Kokes sehr rege ist, deren Preise in Uebereinstimmung mit der Erhöhung der Kohlenpreise meistens angezogen haben, Im kumulativen (Land) Debit sind die Preise der besten Marken (Concordia ⸗Grube) bis zu 7,20 für Stück,, 7, 00 Æ„ für Würfel“, 6 40 6 für Nußkohlen per Tonne heraufgesetzt worden. Für das Versandgeschäft werden notirt per Tonne frei Waggon ab Grube: Stück- und Würfelkohlen b, 00 — 6, 30 M6, Nußkohlen Ja. 4,80 - 5, 60 AM, Kleinkohlen 39) — 3.20 ½, Grieskohlen 240 —– 4,80 „ in. guter Flammkohlenqualität, Gas kohlen und Fettkohlen je nach Sortiment etwas höher,.
— Die New ⸗JYJorker Handels-⸗-Zeitung“ schreibt in ihrem vom 5. d. M. datirten Wochenbericht: Der Waarenhandel hat in dieser Woche, ohne gerade still genannt werden zu können, in keiner Branche besondere Lebhaftigkeit aufzuweisen gehabt. Die hohen Erwartungen, welche man für die diesjährige Ernte in allen Cerea⸗ lien gehegt, scheinen sich vollauf zu erfüllen. Mit Baumwolle sieht es dagegen, in Folge anhaltender Dürre im Süden, in vielen Staa⸗ ten durchaus nicht gut aus; eine Schätzung des muthmaßlichen Ge⸗ sammtansfalls läßt sich aber noch nicht mit Anspruch auf Zuverlässig⸗ keit anstellen, troßdem Ende nächster Woche fast allgemein mit der Pflücke begonnen werden wird. Eine übermäßige Vertheuerung der Baumwollpreise steht, wenn nicht durch Spekulanten künstlich herbei⸗ geführt, keinenfalls zu befürchten. Das Geschäft am Waaren— und Produktenmarkt ist wieder etwas stiller geworden. Weizen hat bei festerer Preistendenz kaum so viel Export- begehr gehabt, wie in der Vorwoche, während Mais nach dieser Richtung in, Folge eines sehr bedeutenden Avanz, der für Lokowagre etablirt worden ist, nur sehr wenig Beachtung fand. Getreidefrachten sind niedriger, während für Petroleum Raten be⸗
behaupten. ĩ Brasilkaffees waren still und williger, reinschmeckende Sorten haben dagegen feste Tendenz bebalten.
Aber fast durchgehends in fester Preishaltung.
konnten bei ruhigem Geschäft die höchsten Notirungen der Woche nicht Am Wollmarkt ist die Stimmung fest geblieben.
Rohzucker hatte weniger Frage und eher willigere Tendenz. Am Theemarkt nahm das Geschaft in Folge der extremen Forderungen hiesiger Inhaber einen ruhigen Ver⸗ lauf. Provisionen verharrten in stiller Geschäftslage, verkehrten Harz und Terpentinöl sind unverändert. Raffinirtes Petroleum fest behauptet. Pipe Line Certifikates sind niedriger und schließen in flauer, weichen der Tendenz. Mit fremden und einheimischen Manufakturwagagren ist es wieder ruhiger geworden. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die beute beendete Woche 2438 842 Doll., gegen 2551 682 Doll. in der Parallelwoche des Vorjabres.
Amsterdam, 17. September. (W. T. B.) Die heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffeeaguktion eröffnete für Nr. 1 zu 28 à 283, Nr. 4 33 a 337, Nr. 6 At à 2, Nr. 7 271 à 27, Nr. 8 27 à At, Nr. 10 271, Nr. 13 453 à 46, Nr. 14 294 à 304 Cent. ; . London, 17. September. (W. T. B.) Bei der gestrigen Wollauktion waren Preise unverändert. Ton fest.
Verkehrs⸗Anfstalten.
Bremen, 17. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Llovd „General Werder“ ist heute Nach⸗ mittag 1 Uhr in Southampton eingetroffen. .
— 18. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd Rhein“ ist gestern Vormittags 11 Uhr in New⸗Nork eingetroffen.
Hamburg, 17. September. (W. T. B.). Der Post⸗ dampfer „ Frisia' der Ham barg⸗Amerikanischen Packet fahrt ⸗Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen 9 Uhr in New ⸗JYork eingetroffen.
Submissionen im Auslande.
L Belgien.
1 Verwaltung der Staat seisenbahnen. 1. Oktober, Mittags. Börse zu Brüssel. Befestigung der Brücke über den Stadtgraben von Antwerpen, Uebergang der Linie Antwerpen ⸗Malines. Abschätzung 42 302 Fr Kaution 2000 Fr. Auskunft beim Ingenieur, Direktor Van Aelbroeck, rue Latérale Nr. 2 zu Brüssel, sowie beim Ingenieur Betriebschef de Budder zu Antwerpen. Preis der Pläne 8 Fr. 94 Ct. Lastenheft Nr. 147 in der Expedition des „Reichs Anzeigers“. 2) Verwaltung für Brücken und We gebauten. 13. Oktober, Mittags. Provinzial⸗Gouxvernementsgebäude zu Antwerpen. Bau eines Häuschens für den Stromaufseher an der Dyle zu Malines. Abschätzung 121185 Fr. Vorläufige Kaution 600 Fr. Preis des Planes 2 Fr. 15 Ct. Lastenheft Nr. 73 bei der Administration des ponts et chaassées et des mines. rue de Lon- vain Nr. 24 zu Brüssel käuflich.
II. Niederlande.
1) 29. September, 1 Uhr. Gemeindehaus von Leeuwarden. (Provinz Friesland.) Die Lieferung von cementenen Röhren und anderen Gegenständen für Kanalisationgs⸗ und Wasserleitungszwecke. Entwürfe und Zeichnungen bei dem Dfrektor der Gemeindewerke. 2) 1. Oltober. Gemeinde Verwaltung zu Nieuwer ⸗Amstel. (Provinz Nordholland) Uebernahme der Gasbeleuchtung in der Ge— meinde vom 1. Oktober 1885 bis 1. November 1925, mit dem aus⸗ schließlichen Rechte, während 40 aufe inanderfolgender Jahre Gas— röhren für eigene Rechnung legen zu dürfen. 3
3) Vorläufige Ankündigung der Submission für den Kanal Almelo Nordhorn. Loos Nr. 1. Außer Erdwerk, Schleusen u. A. auch 16 Brücken. Gesammttaxwerth 834 000 Fl. Entwurf käuflich für 6 Fl. bei ‚„Erven J. J. Tyl“ zu Zwolle. Auskunft wird ertheilt durch den Ober ⸗Ingenieur L. A. Reuvens zu Zwolle und durch den Ingenieur H. Hendriks zu Almelo.
III. Portugal. ; 12. Dezember. Stadtverwaltang von Oporto. Errichtung einer größeren Markthalle mit Zubehör. Kaution 4245 . Die näheren Bedingungen in portugiesischer Sprache sowie die von der Behörde genehmigte Grundzeichnung in der Expedition des „Deutschen Reichs⸗ Anzeigers). IV. Spanien. .
24. September, 15 Uhr. General ⸗Direktion der Strafanstalten, Madrid. Lieferung von 20000 Paar Schnürstiefeln aus weißem Kalbsleder. Voranschlag 7 Pes. das Paar. Kaution 14090 Pes. Näheres an Ort und Stelle.
Berlin, 18. September 1884.
Cöln, 18. September, 1 Uhr 15 Min. V. (Tel.) Die englische Post vom 16. September früh hat in Cöln den Anschluß an Zug Cöln—Osnabrück 11 Uhr 40 Min. Nachm. verfehlt. Grund: Verspätete Abfahrt von Verviers und Auf— enthalt auf der Strecke Herbesthal — Aachen.
Der goldene Rheinland⸗Pokal, das Hochzeitsgeschenk der rheinischen Stände für Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Wilhelm und Prinzessin Victoria, ist in der Werkstatt des Meisters Gabriel Herme⸗
ling in Cöln vollendet und in diesen Tagen dort zur Besichtigung ausgestellt. Wir entnehmen der ‚K. V. Ztg., folgende Beschreibung des Kunstwerks: Die erste Anregung zu dem für Se. Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm und Seine Gemahlin Seitens der Rheinlande gestifteten Hochzeits geschenk ging im Januar 1881 von dem Landtags marschall Fürsten Wilhelm zu Wied aus. Nach Verhandlungen mit dem Goldschmied wurde die Form des Pokals festgestellt und auf dessen Vorschlag die Herren Alex. Linnemann und Fritz Röber zu den Verhandlungen zugezogen. Der Ausschuß des rheinischen Pro⸗ vinzial Landtages beschloß, dem Prinzen einen goldenen Pokal zu widmen, welcher in seiner künstlerischen Ausstattung die Gesammt- heit der Rheinprovinz, ihre Geschichte, das Leben ihrer Bewohner und ihre Erwerbsquellen versinnbildlichen sollte. Mit dem Entwurf einer Skizze war der Architekt Alexander Linnemann in Frankfurt a. M. betraut. Zur Ausführung der Arbeit wurde der Goldschmied und Emailleur Gabriel Hermeling in Cöln gewählt. Die Zeichnung der sämmtlichen figürlichen Darstellungen übernahm Maler Fritz Röber in Düsseldorf. . .
Der endgültige Plan des Kunstwerks bestimmte, daß am Fuße des Pokals die Erwerbsquellen der Rheinprovinz in ihren Künsten, Gewerben und Industrien dargestellt werden sollen. Am Griffe soll der Rhein mit den besondern Eigenthümlichkeiten seiner Anwohner, an der Kuppe die Geschichte, die ständische Verfassung, die acht be deutendsten Städte und die Geographie der Rheinprovinz veranschau—⸗ licht werden. Der Deckel zeigt die hervorragendsten Tugenden der Rheinländer und ihre Beziehungen zum preußischen Staate und seinem Königshause.
Gemãß der Skizze des Architekten Linnemann war der nunmehr vollendete Pokal in der Viertheilung durchzuführen, und kamen daher am Fuße acht Reliefs und acht vollrunde Figuren, darstellend: Kunst⸗ gewerbe, Malerei, Skulptur, Architektur, Bergbau, 6 Leinen⸗ Industrie, Schiffahrt, Wissenschaft, Musik und Poesie, zur Anwen- dung. Der Uebergang zwischen Fuß und Griff zeigt vier Delphine, die sich aus stilisirten Wellen hervorheben; sie halten je einen ge— schliffenen klaren Rheinkiesel im Maul. Den oberen Theil . Griffes beleben Baechanten in Trauben -Rankenwerl und 4 Mas en. köpfe, an den Wein und den rheinischen Karneval erinnernd Den unteren Theil der Kuppe bilden vier große getriebene Reliefs, das alte, mittlere, neue und neueste Zeitalter versinnbildend. Sie stellen dar! den Uebergang Cäsars über den Rhein, die Gründung des Aachener Münsters durch Karl den Großen, den Uebergang Blüchers
stehen geblieben sind, sondern Die, welche ihn verlassen und mit den Gegnern der Partei gemeinsame Sache gemacht haben. . . .
hauptet bleiben. Baum wolle in disponibler Waare begegnete in den letzten Tagen zunehmender Export⸗ und Konsumfrage, Termine
über den Rhein und die Vollendung des Cölner Doms.