1884 / 240 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Oct 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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Reichstage gebilligten Grundsatz aufgestellt hat“ und schließend mit den Worten: „Das wird die beste Antwort sein auf alle polizeilichen Chikanen. Das sozialdemokratische Wahlcomit é.“ wird auf den Grund der §S§. 11 und 12 des Gesetzes gegen die 2 Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Dktober 1878 verboten.

Mannheim, den 9. Oktober 1884.

Der Großherzoglich badische Landes⸗Kommissär für die Kreise Mannheim, Heidelberg und Mosbach.

Frech.

Per son alver änder ungen.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Baden Baden, 30. September. Hayduck, Sec. Lt. a. D., vormals im Feld⸗Art. Regt. Nr. 8, die vacante etatsmäß. Sec. Lts. Stelle bei dem Invalidenhause zu Stolp ver⸗ liehen. 2. Oktober. Schwendig, Hauptm. und Comp. Chef vom Fuß ⸗Art. Regt. Nr 8, in das Fuß ⸗Art. Regt. Nr. 11, v. Ubisch, 6e und Comp. Chef vom Fuß ⸗Art. Regt. Nr. 8, in das Fuß⸗

rt. Regt. Nr. 2, Tie dke, Hauptm. u. Comp. Chef vom Fuß⸗ Art. Regt. Nr. 2, Sti ehl, Hauptm. und Comp. Chef vom Fuß— Art. Regt. Nr. 11 in das Fuß-Art. Regt. Nr. 8, versetzt. Schellong, Zeug⸗Pr. Lt. von der Munitionsfabrik in Erfurt, zum Zeug ⸗Hauptm., Bettermann, Zeug⸗Lt. vom Art. Depot in Erfurt, zum Zeug ⸗Pr. Lt, befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Baden Baden, 2. Oktober. Filt ner, Zeug⸗Hauptm. vom Art. Depot in Torgau, mit Pension und seiner bisher. Unif. der Abschied be⸗ willigt. v. Goldenberg, Pr Lt. a. D. zuletzt im 3. Rhein. Inf. Regt. Nr. 29, der Charakter als Hauptm. verliehen.

Im Beurlaubtenstande. Baden-Baden, 4. Oktober. Bum ke, Major a. D., zuletzt von der Landw. Inf. des J. Bats. Landw. Regts. Nr. 79, die Erlaubniß zum Tragen der Unif. der Landw. Jägeroffiz. des VII. Armee⸗Corps, v. Blumenthal, Sec. Lt. a. D., zuletzt von der Landw. Kav. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 49, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee ⸗Unif., ertheilt.

Kaiserliche Marine.

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen ze. Baden⸗Baden, 30 September. Knorr, Contre⸗Admiral, unter Entbingung von der Stellung als Chef des Stabes der Admiralität, zum Chef des Westafrikanischen Geschwaders, Valois, Kapitän zur See, zum Kommandanten S. M. Korvette , Gneisenau“, Karcher, Kapitän zur See, unter Entbindung von dem Kommando zur Dienst— leistung in der Admiralität, zum Kommandanten S. M. Korvette Bismarck“, Koest er, Kapitaͤn zur See, zum Chef des Stabes der Admiralität, ernannt. Büchsel, Korv. Kapitän, unter Entbindung von der Stellung als Ausrüstungs ⸗Direktor der Werft in Kiel, zur Dienstleistung in der Admiralität kommandirt.

Aichtamtliches. Den tsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. Oktober. Bei Ihren Ma⸗ jestäten dem Kaiser und der Kaiserin fand, wie „W. T. B.“ aus Baden-Baden meldet, gestern Nachmittag großer Empfang der anwesenden Fremden von Distinktion und der Behörden von Baden-Baden statt.

Nach dem Diner, welches der Kaiser bei dem Fürsten von Fürstenberg einnahmen, hesuchten Se. Majestät mit Ihren Königlichen und Kaiserlichen Hoheiten den Großherzog— lichen Herrschaften von Baden und von Mecklenburg⸗-Schwerin, dem Prinzen Hermann von Sachsen⸗Weimar und dem Fürsten von Fürstenberg das Salontheater im Kurhause.

Der Verleger eines Schriftwerkes erlangt durch den Verlagsvertrag, soweit dieser Vertrag nicht Abweichungen bestimmt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Civil⸗ senats, vom 1. Juli d. J., nur die Befugniß, das Schriftwerk in der Gestalt, wie es ihm vom Verfasser geboten worden ist, im Verlage zu verwerthen; jede willkürliche Aenderung, welche der Verleger, sei es bei der ersten, sei es bei den folgenden Auf— lagen, an dem Schriftwerk vornimmt, ist ein widerrechtlicher Eingriff in das Urheberrecht des Verfassers bezw. seiner Rechts—⸗ nachfolger. Ist in dem Verlagsvertrage über ein Schriftwerk, dessen Natur bei jeder neuen Auflage Aenderungen und Nachträge nöthig macht, vereinbart, daß der Verfasser bei jeder folgenden Auflage die inzwischen nothwendig gewordenen Aenderungen und Verbesserungen vorzunehmen habe, so erlischt die Pflicht des Verfassers zur Bearbeitung neuer Auflagen mit seinem Tode, und darf der Verleger ohne Einwilligung der Erben des Verfassers eine neue veränderte Auflage durch Neu⸗ 6 resp. Ergänzung der früheren Auflage nicht ver— anstalten.

Nach der im Reichs⸗Eisenbahn amt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen ausschließlich Bayerns im Monat August d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im ö zu verzeichnen: 5 Entgleisungen auf freier Bahn, 165 Entgleisungen und 109 Zusammenstöße in Stationen und 139 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kessel⸗Explosionen und andere Betriebs⸗Ereignisse, en bei letzteren Personen getödtet oder verletzt worden nd). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größten— theils durch eigenes Perschulden, 147 Personen verunglückt, sowie 18 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 91 unerheb⸗ lich beschädigt. Es wurden von den 233 377 301 überhaupt beförderten Reisenden 3 getödtet, 5 verletzt, und zwar ent— fallen 2 Tödtungen auf den Verwaltungsbezirk der König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktion Berlin und 1 Tödtung auf die Württembergischen Staats-Eisenbahnen, 2 Verletzungen auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Cöln (linksrheinische und je 1 Verletzung auf den Ver⸗ waltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Cöln lrechtsrheinische), auf die Reichseisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen und die Hessische Ludwigs⸗Eisenbahn, von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 20 ge⸗ tödtet und 59 verletzt und bei Nebenbeschäftigungen 1 ge⸗ tödtet, 18 verletzt; von Steuer⸗ 2c. Beamten Xverletzt; von fremden Personen leinschließlich der nicht im Dienst befind⸗ lichen Bahnbeamten und Arbeiter) 12 getödtet und 16 ver⸗ letzt, sowie bei Selbstmordversuchen 11 Personen getödtet.

Von den sämmtlichen Verunglückungen mit Ausschluß der Selbstmorde entfallen auf:

A. Staatsbahnen und unter Staatsverwal⸗ tung stehende Bahnen (bei zusammen 27 566,29 km Be⸗ triebslänge und 730 728 319 geförderten Achskilometern) 131 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen Cöln (linksrheinische] (16), Breslau (16) und Hannover (15), verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförder⸗ ten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen sind jedoch auf den Württembergischen Staats⸗Eisenbahnen und in den Verwaltungsbezirken der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Cöln (linksrheinische) und der Königlichen Direktion der Berlin⸗ Hamburger Eisenbahn die meisten Verunglückungen vor⸗ gekommen.

B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1837, 32 km Betriebslange und 31 743 380 geförderten Achskilometern) 5 Fälle, und zwar auf die Hessische Ludwigs-Eisenbahn 4 und die Werra— Eisenbahn JI.

Auf den kleineren Privatbahnen mit je unter 160 km Betriebslänge (bei zusammen 1433,13 km Be⸗ triebs länge und 10 665 0947 geförderten Achskilometern) sind Verunglückungen von Personen nicht vorgekommen.

Hannover, 10. Oktober. (Hannoverscher Courier.) In der heutigen (11.) Sitzung des 18. hannoverschen Provinzial-Landtags wurde die Berathung des Gesetz⸗ entwurss über Ergänzung und Abänderung der Wege— gesetzge bung der Provinz Hannover fortgesetzt. 5. 6 wurde nach dem Kommissionsvorschlage genehmigt.

Dem §. 7 der Vorlage, lautend:

Das im §S. 37 des Gesetzes vom 28. Juli 1851 zu einer Umlage für die Landstraßenunterhaltung festgesetzte Gemeindevoraus kann vom Landtage allgemein oder fur einzelne Gemeinden bezw. Gutsbezirke bis zu vier Umlagen erhöht werden. Beschlüsse, welche auf Erhöhung des Gemeindevoraus für einzelne Gemeinden bezw. Gutsbezirke gerichtet sind, bedürfen nach §. i0z Nr. 2 der Kreis⸗ ordnung für die Provinz Hannover vom 6. Mal 1884 der Bestä— tigung des Ministers des Innern.“

beantragte der Ausschuß, hinzuzufügen:

»Ein Gemeindevoraus für die Unterhaltung der Landstraßen des Kreises, und zwar in dem Betrage, welcher allgemein für die Gemeinden und Gutsbezirke des Kreifes bestimmt wird, ist auch von denienigen Gemeinden und Gutsbezirken zu entrichten, welche eine Provinzialstraße als Gemeindeweg benutzen.“

Der Abg. von Hammerstein-Loxten empfahl die Zustim— mung zu der Erhöhung des Gemeindevoraus, die auch schon in hannoverischer Zeit geplant sei. Es habe sich herausgestellt, daß die Abnutzung der Landstraßen durch den Gebrauch als Gemeindewege in vielen Fällen so erheblich sei, daß die Unter— haltungskosten, wenn die betreffende Gemeinde nur eine Um— lage als Gemeindevoraus entrichte, den Wegeverband, insbe— sondere also diejenigen Verbandsgemeinden, welche eine Land— straße als Gemeindeweg gar nicht oder nur wenig benutzten, bedrückten. Da oft freiwillige Beiträge geleistet seien, wünsche er, es möge zu Protokoll genommen werden, daß auch diese

Leistungen bei der en n . des Voraus in Anrechnung zu

bringen seien. Zunächst wurde die Berathung über den ersten Absatz des §. eröffnet.

Während der Debatte wurden 3 Anträge gestellt:

Der Abg. von Reden⸗Oldendorf stellte den Antrag, wo⸗ nach Gemeinden, welche über mehrere extraordinäre Umlagen hinaus Beiträge geleistet hätten, bis zu 4 Umlagen vom Gemeindevoraus befreit bleiben sollten.

.Der Abg. Lütgen beantragte, die Erhöhung der Umlagen nicht bis zu 4, sondern nur bis zu 2 zuzulassen.

Der Abg. Neubourg stellte den Antrag, daß nur Umlagen 6 J hinaus der Genehmigung des Ministers des Innern edürften.

Nach kurzer Debatte, in der die Antragsteller ihre Anträge befürworteten, wurde auf Antrag des Abg. Graf Knyphausen die Diskussion über den ersten Absatz geschlossen, und die Debatte über den zweiten Absatz (Kommissionsantrag) eröffnet Der Referent Abg. von Hammerstein⸗Loxten hielt diesen Zusatz der Kommission für den interessantesten Punkt der ganzen Vorlage. Es könne Fälle geben, wo eine solche Be⸗ stimmung ganz zweckmäßig sei, in anderen Fällen könne sie aber zu den exorbitantesten Resultaten führen. Er habe in der Kommission sür den dort von Reden⸗-Franzburg ge⸗ stellten Antrag nicht stimmen können und bitte, ihn hier ab— zulehnen; die nicht zu verkennenden Unzuträglichkeiten müsse man bei der allgemeinen Revision des Wegegesetzes abstellen.

Der Abg. von Reden⸗Franzburg führie zur Begründung aus, jetzt zahle die Gemeinde, die an der Landstraße liege und diese als Gemeindeweg benutze, dafür ein Voraus, die Nachbargemeinde, welche an der Chaussee liege und diese als Gemeindeweg benutze, dafür nicht, eine Ungleichheit, die zu beseitigen Zweck des zweiten Absatzes des §. 7 sei.

Ver Abg. Struckmann erklärte, dieser Satz wolle nichts Anderes in das Gesetz hineinbringen, als was man gestern herausgebracht, es fehle jeder logische Zusammenhang, daß der Wegeverband eine Gemeinde, die Vortheil von einer Provin⸗ zialstraße habe, dafür zu einer Besteuerung für die Kreiskasse heranziehen könne, die für die Provinzialstraßen gar nichts leiste. Nur ein gewisses dunkles Gefühl von Unbilligkeit könne zu einem solchen Antrage führen.

Der Abg. von Lenthe-Lenthe vermißte in dem zweiten Satz nicht die Logik; höchstens könnten die Gegner die Syste⸗ matik darin vermissen, die ihre Chausseen in eine Schachtel, die Landstraßen in die andere zu packen gewohnt wären und sorgfältig getrennt von einander hielten.

Der Abg. Dr. Müller bemerkte, die logische Konsequenz des gestrigen Beschlusses zu 8. 1 müsse dahin führen, den Absatz abzulehnen; gestern habe man sich dagegen erklärt, Chausseen ohne Weiteres den Verbänden aufzulegen, heute könne man nicht diese Verbände autorisiren, die Benutzung der Chausseen für ihre Kassen zu besteuern.

Auch der Abg. von Rössing hielt den Satz für unannehm— bar, da Chausseen und Landstraßen verschiedene Rechtsträger und verschiedene Kassen hätten, aus denen sie unterhalten würden. Wenn man Orte, die an Chausseen lägen, heran— ziehe, weshalb nicht auch solche, die an Eisenbahnstationen lägen? Dahin führe es, wenn man das Gebiet der Land— straßen verlasse. Keine Regierung würde eine Besteuerung der mn ihrer Chausseen durch die Wegeverbände jemals zugeben. ]

Der Abg. von Reden⸗Franzburg legte keinen Werth darauf, was logisch sei, sondern was der Anschauung der Bevölkerung entspreche, und diese wünsche Besteuerung der Anlieger der Chausseen.

Ein Antrag auf Schluß der Debatte wurde genehmigt.

In der Abstimmung über den ersten Satz des 5. 7 wur⸗ den die Anträge von Reden⸗Oldendorf, Lütgen und Neubourg abgelehnt, der erste Satz gegen 32 Stimmen genehmigt, de zweite Absatz (Zusatz der Kommission) dagegen mit großer Mehrheit abgelehnt.

§. 8 hebt den f. 38 des Gesetzes vom 28. Juli 1851 auf. Dieser 5. 38, betreffend den Erlaß am höchsten Betrage der Umlagen für einzelne Gemeinden und Gutsbezirke, hat durch §. 13 und 5. 1053 Nr. 2 der Kreisordnung seine Bedeutung verloren, indem danach über die Mehr- und Minderbelastun der einzelnen Kreistheile nicht die Wegepolizeibehörde, sondern und zwar ohne die Beschränkung auf ein bestimmtes Maß der Kreistag unter Genehmigung des Ministers des Innern zu beschließen hat.

Der Abg. von Linsingen bat dringend, diesen 8. 8 abʒu⸗ lehnen und die Vorsteher darauf hinzuweisen, daß sie auch Entlastungen eintreten lassen könnten.

Die Abgg. von Hammerstein⸗Loxten und Ludowieg führten aus, der §. 38 könne nicht aufrecht erhalten werden, weil nicht mehr die Landdrostei, sondern der Kreis die Entscheidung über den Erlaß habe.

§8. 8 wurde genehmigt.

Nach §. 9 tritt das Gesetz am 1. April 1885 in Kraft. 5. 9 wurde genehmigt.

Ehe zu der Abstimmung über das Gesetz als Ganzes ge⸗ schritten wurde, stellte der Abg. Fürbringer von Neuem den gestern zurückgezogenen Antrag, die Reform der Wegegeset⸗ gebung vorläufig, bis man mit der Kreisordnung praktische Erfahrungen gemacht habe, aufzuschieben, die Regierung zu ersuchen, statistische Mittheilungen über die Versetzungen von Chausseen auf den Landstraßen⸗-Etat zu machen 2c.

Der Abg. von Hammerstein-Loxten wiederholte nochmals, der Antrag sei nur votum negativum.

Der Abg. Ludowieg bestritt Fürbringers Behauptung, daß die hier in der Sache gefaßten Beschlüsse radikale Aen— derungen enthielten. Nachdem noch der Abg. Dr. Müller gegen Fürbringers Antrag gesprochen, wurde der Schluß der Debatte beschlossen.

Der Abg. Meyer⸗Riemsloh motivirte sein Votum gegen das Gesetz als Ganzes.

In der namentlichen Abstimmung wurde das Gesetz als Ganzes mit 48 gegen 23 Stimmen abgelehnt.

Sachsen. Dresden, 11. Oktober. (W. T. B) Der König ist heute früh im besten Wohlsein von Wien zurückgekehrt und in Strehlen abgestiegen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 10. Oktober.

(Th. C.) Der Landtag des Großherzogthums ist auf den 30. d. M. einberusen worden, um seine Thätigkeit wieder aufzunehmen. Derselbe wird sich in erster Linie mit den Er— gebnissen des neuen Einkommensteuergesetzes zu beschäftigen haben; doch dürften ihm auch einige andere Vorlagen gemacht werden, soweit es sich um Angelegenheiten dringlicher Art handelt. Denn eine längere Session dürfte nicht beabsichtigt sein, da nach dem Landtage noch der Rechnungsausschuß desselben tagen wird. Die Kreisverbände gegen Bettelei bewähren sich in Thüringen recht gut, wie dies in allen Berichten bestätigk wird. Das Vagabundenunwesen hat erheblich nachgelassen, und zwar wird dies Resultat mit verhältnißmäßig geringen Kosten erzielt. So hat z. B. die Verpflegungsstation Weimar im ver— flossenen Vierteljahr 2130 Personen mit einem Kostenauf⸗ wande von nur 587 M unterstützt.

Braunschweig. Braun schweig, 10. Oktober. (W. T. B) Nach den neuesten Nachrichten ist das Befinden des Herzogs etwas günstiger und scheint eine unmittelbare Gefahr nicht vorhanden.

11. Oktober. (W. T. B.) Die amtlichen Braun— schweigischen Anzeigen“ melden: Nach den über das Be— finden des Herzogs hier eingetroffenen telegraphischen Nach— richten von gestern, Freitag, ist Se. Hoheit fieberfrei und der Pulz normal. Auch das Allgemeinbefinden giebt für jetzt keinen Anlaß zur Annahme besonderer Gefahr.

Oesterreich Ungarn. Wien, 10. Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser empfing heute den König Milan von Serhien. Dieser stattete sodann dem König von Sachsen einen Besuch ab und empfing später den Gegenbesuch des Kaisers und des Königs von Sachsen sowie den Befuch des Prinzen Wilhelm von Preußen. An dem heutigen Galadiner in Schönbrunn nahmen der König von Sachsen, Prinz Wilhelm, Graf Kalnoky und Prinz Reuß mit den Mitgliedern der deutschen Botschaft Theil.

Pest, 10. Oktober. (W. T. B.) Im Oberhause wurde heute von dem Adreßausschuß der Entwurf der Adresse an den König vorgelegt. Der Entwurf äußert sich zustimmend zu der in Aussicht genommenen Reorgani— sirung des Oberhauses auf geschichtlicher Basis und mit Be—= rücksichtigung der nationalen Entwickelung. Sodann wird auf die Wichtigkeit der Regulirung der oberen Do nau und der Beseitigung der Hindernisse für die Schiffahrt am eisernen Thore hingewiesen, sowie die Bedeutung der Herstellung des Gleich— gewichts im Staatshaushalte, endlich auch die Nothwendig— keit der Erneuerung des Ausgleichs mit Oesterreich, unter Würdigung der Interessen beider Theile, hervorgehoben. Ferner wird, unter besonderem Hinweise auf das innige freundschaftliche Verhältniß zu Deutschland, der Befriedi— gung über die ausgezeichneten Beziehungen zu allen Staaten Ausdruck verliehen und die Nothwendigkeit des inneren Friedens betont. Die Berathung des Adreßentwurfs wurde auf den 13. d. anberaumt.

1I. Oktober. (W. T. B.) In dem Adreßentwurf des Unterhauses wird der hingebungsvollen Treue für den Kaiser, welche kein noch so stürmischer politischen Kampf zu erschüttern vermöge, Ausdruck gegeben und die Dringlichkeit einer Reform des Oberhauses auf historischer Grundlage sowie die Nothwendigkeit der anderen in der Thronrede angekündigten Gesetzentwürfe anerkannt. Das Haus spricht sich in dem Adreßentwurf für Sparsamkeit unter Wahrung der Sicherheit des Staates aus und findet gesteigerte Beruhigung in sehr guten freundschaftlichen Beziehungen zu allen Staaten, in dem möͤglichst innigen Ver— hältniß zu Deutschland. sowie darin, daß dieses den Charakter eines Bündnisses zu Zweien besitzende Verhältniß, welches 6 Jahre hindurch sich als starke Garantie des euro— päischen Friedens bewährk habe, weder bezüglich seines äuße— ren Umfanges noch bezüglich seiner inneren Natur irgend⸗ welche Veränderung erfahren habe. Einer Verlängerung der

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Reichstags perioden wird zugestimmt, der Höffnung auf Er⸗ neuerung des Ausgleichs mit Oesterreich auf der Basis der Billigkeit Ausdruck gegeben und schließlich betont, daß die Aufrechterhaltung des inneren Friedens und brüderlichen Ein⸗ vernehmens der Gesellschaftsklassen und Konfessionen noth⸗

wendig sei.

Schweiz. Bern, 9. Oktober. (Bund) Die vom Bun⸗ des rath zur Berathung der Frage der Münzkonvention niedergesetzte Expertenkommission hat am Dienstag und Mütwoch Sitzungen gehalten und ihre Arbeiten auf Grund eines von dem Finanzdepartement vorgelegten Frageschemas vollendet. Die Haupttendenz des Schemas ging dahin, zu wissen, welche als im Interesse der Schweiz liegende Spezial⸗ begehren für den Fall der Vereinbarung einer neuen Konven⸗ tion von Seiten der Schweiz gestellt werden sollen. Als solche wurden, dem Vernehmen nach, bezeichnet: 1) Fortdauernde Einstellung der Prägung von Silbermünzen (Fünffranken⸗ thalern), 2) Rücknahme der unterwichtigen oder abgeschliffenen Fünffrankenthaler durch die betreffenden Prägungsstaaten, 3 Vermehrung des Silberscheidemünzen-Kontingentes der Schweiz. Im Weitern sei in der Kommission anerkannt worden, daß alle anderen Konventionsstaaten, welche eine große Silbermünzenprägung besitzen, größeres Interesse an dem Zu⸗ standekommen einer neuen Vereinbarung haben als die Schweiz, welche nur wenige eigene Silbermünzen hat. Haupt⸗ sächlich aus letzterem Grunde sei innerhalb der Kommission auch vielseitig die Ansicht ausgesprochen worden, daß sich der Schweiz wenige Hindernisse entgegenstellen, um sofort, wenn eine neue Vereinbarung nicht zu Stande kommen sollte, zur reinen Goldwährung überzugehen. . .

10. Oktober. (W. T. B.) Das Königreich Serbien hat dem Bundesrath den Beitritt zu der internationalen Phyloxera⸗Convention notifizirt.

Niederlande. Haag, 7. Oktober. (Köln. Ztg.) Die Generalstaaten werden am Sonnabend mit dem Schluß ihrer Session aufgelöst. Die Neuwahlen finden für die Zweite Kammer am 25. Oktober und für die Erste am 5. No⸗ vember statt; die Einberufung des neuen Parlaments erfolgt dann zum 17. November.

Belgien. Brüssel, 10. Oktober. (W. T. B.) Die klerikale Partei und die Partei der Unabhängigen proklamirten heute Abend gemeinsame Kandidaten für die Brüsseler Kommunalwahlen am 19. d. M. Es ist dies das erste Mal, das die klerikale Partei bei den Kom⸗ munalwahlen mit einer vollständigen Kandidatenliste auf⸗ tritt. Die liberale Vereinigung stellte für die am 19. d. M. stattfindenden Kommunalwahlen 19 Kommunal— Räthe als Kandidaten, die ihr Amt niedergelegt hatten, wieder auf, sowie außerdem 6 neue Kandidaten, darunter Janson, den Führer der Radikalen.

Großbritannien und Irland. London, 10. Ok⸗ tober. (W. T. B.) An den Kommandanten der englischen Schiffsstation in den australischen Gewässern sind telegraphische Befehle ergangen, sich nach Neu⸗Guinea zu begeben und das englische Protek⸗ torat über die Südküsten nebst den benachbarten Inseln zu proklamiren. Die Ansiedelung auf diesen Ge— bieten ist für jetzt noch nicht gestattet. U

11. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Times er⸗ fährt, beabsichtigt die englische Regierung die Bildung einer starken Polizeimacht in der Kapkolonie zum Schutze der Eingeborenen gegen fremde Invasion und zur Sicherheit des Handelsweges ins Leben zu rufen.

Allg. Corr.) In Chatham lief am 8. das Panzerschiff „Rodney“ vom Stapel, durch welches die englische Kriegs—⸗ marine um ein neues mächtiges Fahrzeug bereichert worden. Der „Rodney“ ist 325 Fuß lang, 68 Fuß breit, 26 Fuß 5isa Zoll tief und hat einen mittleren Tiefgang von 26 Fuß 33oll. Die Tragkraft des Schiffes beläuft sich auf 9740 t und die Maschinen sind von 7500 Pferdefraft. Die Armatur des Schiffes besteht aus vier 63 t wiegenden Hinterladungskanonen, sechs 5szölligen Hinterladern, zwölf 6 pfündigen schnellfeuernden Ge⸗ schützen, acht Nordenfeltschen und zwei Gardner⸗Kanonen sowie zwölf White headschen Torpedos. Es ist mit zwei Schrauben versehen und wird im Stande sein, eine durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit von 14 Knoten in der Stunde aufrecht⸗ zuhalten. Die Herstellungskosten belaufen sich auf circa 46 000 Pfd. Sterl. Den Taufakt vollzog die Herzogin von Edinburg in Gegenwart ihres Gemahls und einer ebenso zahlreichen wie glänzenden Gesellschaft.

Capetown, 17. September. (Allg. Corr) Die amt⸗ liche Zeitung in Pretoria veröffentlichte gestern eine Proklamation des Inhalts, daß die südafrikanische Republik ein Protektorat über das Territorium Montsioa's hergestellt habe und die Jurisdiktion über dieses Gebiet kraft Klausel 4 der Londoner Konvention bean— spruche. Mr. Jou bert ist zurückberufen worden, um dem Volksraad beizuwohnen, und der Unterrichts-Minister wurde abgeschickt, um seinen Platz einzunehmen. Der Volksraad des Orgnge Freistaagts wurde am Don⸗ nerstag eröffnet und hat die Annexion des Territoriums Barolong ratifizirt.

Durban, 160. Oktober. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Die Exekutive der Transvaal—⸗ Republik hat beschloffen, die Zurückziehung der Prokla⸗ mation des Protektorates über Montsioa zu erklären.

Frankreich. Paris, 10. Oktober. (W. T. B.) Die Budgetkommisston hat, um das Budget ins Gleichgewicht zu bringen, Reduktionen im Betrage von 52 Millionen Francs vorgenommen. Ueber die Frage wegen der von den Lisenbahnkompagnien beanspruchten Zu schüsse von 28 Millionen als Zinsgarantie behielt sich die Kommission ihre Entschließung vor.

Heute fand zwischen Rochefort und dem Kommandanten Fournier, dem Ünterhändler des Vertrages von Tientsin, in Folge der von Rochefort in seinem Blatte gegen Fournier gerichteten Angriffe ein Duell statt. Beide wurden leicht verwundet. ;

In dem Departement Ostpyrenäen find gestern zwei Chole ra⸗ Todesfälle vorgekommen.

Italien. Rom, 10. Oktober. (W. T. B.) Der Cho⸗ lera⸗ Bericht vom 9. d. Mis. meldet: Es kamen vor:

Alessandria 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Aquila Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Bergamo 4 Er⸗ krankungen und 4 Todesfälle, in Bologna 3 Eikrankungen und 1 Todesfall, in Brescia 1 Erkrankungs⸗ und 1 Todes⸗ fall, in Caserta 6 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in

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Chieti 3 Erkrankungen, in Cremgna 15 Erkrankungen und Todesfälle, in Cuneo 21 Erkrankungen und 8 Todesfälle, in Ferrara 4 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Genua 31 Erkrankungen und 18 Todesfälle, davon in der Stadt Genua 10 Erkrankungen und 13 Todesfälle, in Mailand 2 Erkrankungen, wovon einer in der Stadt Mailand und 1L Todesfall, in Modena 1 Erkrankung, in Neapel 54 Er⸗ krankungen und 30 Todesfälle, davon in der Stadt Neapel 41 Erkrankungen und 18 Todesfälle, in Novara 1 Erkrankungs⸗ und 1 Todesfall, in Porto Mauricio 1 Erkrankungs⸗ und 1 Todesfall, in Reggio nell Emilia 7 Erkrankungen und 3 Todes fäke, in Rovigo 1 Erkrankung und 3 Todesfälle, in Salerno 4 Erkrankungen und 1 Todes⸗ fall, in Turin 8 Erkrankungen und eben so viel Todesfälle und in der Stadt Venedig 1 Erkrankung.

Türkei. Konstantinopel, 8. Oktoher. (Allg. Corr.) Ein Telegramm aus Varna besagt: „Vor der Festung Zafeer, in Hedjaz, hat ein Kampf stattgefunden, in welchem 300 Mann theils getödtet, theils verwundet sein sollen. Nach Beendigung der Schlacht räumte der Scherif von Edin das Fort und Hedjaz, wo die Kaiserlichen Truppen jetzt stehen. Der Scherif hat gegenwärtig den Distrikt Gebel Saras besetzt und versucht, die Verbindung mit Sanna, der Haupt— stadt von Jemen, abzuschneiden. Die Regierung sammelt Truppen für einen entscheidenden Angriff gegen ihn. Er giebt sich für einen Propheten aus.“

Rußland und Polen. St. Pelersburg, 11. Oktober. (W. T. B.) Ein amtliches Communiqué, in welchem eine ausführliche Darstellung über die Studenten-Exzesse bei der Jubiläumsfeier der Universität in Kiew gegeben wird, stellt fest, daß diese Exzesse keineswegs durch das Verhalten der Universitätsbehörde gegenüber den Studenten hervorgerufen worden seien. Die zur Jubiläumsfeier getroffenen Vor—⸗ kehrungen hätten für die Studenten nicht nur nichts Bedrückendes gehabt, sondern die Universitätsbehörde hätte bedauerlicher Weise sogar überflüssige Versuche gemacht, den Wünschen der Studenten zu entsprechen und Nachsicht geübt. Allein je mehr Konzessionen den Studenten gemacht worden seien, um so mehr hätten sich ihre Forde— rungen vergrößert, und erst als es zweifellos gewesen wäre, daß unter den Studenten der Einfluß von Leuten, welche eine Störung der Jubiläumsfeier bezweckten, die Oberhand ge— wann, hätte der Kurator des Lehrbezirks beschlossen, die Stu⸗ denten nicht zur Aula zuzulassen. Das Communiqué schließt: Die Exzesse bezeugen, daß in der Universität Kiew leider nicht wenige verderbte und böswillige Leute vorhanden sind, welche alle Mittel zur Verfolgung ihrer verbrecherischen Zwecke aufbieten. Die Mehrzahl der Studenten sah das Uebel, besaß aber nicht genügende sittliche Kraft, um den Aufhetzern zu widerstehen, welche sich hinter der von ihnen bethörten leichtsinnigen Menge zu verstecken verstanden. Um die Uni— versität Kiew von diesen schädlichen Elementen sowie von den Ausführern der Befehle verschiedener Agitatoren und Aufwiegler zu säubern, ist beschlossen worden, die Vorlesungen und son— stigen wissenschaftlichen Beschäftigungen der Studenten bis zum 1. Januar 1885 zu sistiren, alle Studenten der Uni⸗ versität zu entlassen und den andern Universitäten zu verbieten, dieselben aufzunehmen; zum 1. Dezember 1884 eine Universitätskommission zu bilden zur Entgegennahme der Bittgesuche der Studenten um Wiederaufnahme in die Universität; endlich der Kommission zur Pflicht zu machen, hinsichtlich jeden Bittstellers die genauesten Recherchen anzu⸗ stellen und nur solche Studenten wieder aufzunehmen, deren Zuverlässigkeit durchaus zweifellos ist.

Amerika. New⸗HYork, 8. Oktober. (Allg. Corr.) Die Demokraten haben in allen Städten in Ohio, die in dieser Woche von Mr. Blaine besucht werden, Meetings und Auf— züge angeordnet, um der Wirkung seines Erscheinens entgegen⸗ zuarbeiten. Senator Cameron ist von Ohio zurückgekehrt. Beide Parteien senden große Geldbeträge dahin.

Einer Meldung aus Buenos Ayres zufolge hat der Kongreß von Bolivia den mit Chile geschlossenen Waffenstillstand ratifizirt. =

Afrika. Egypten. Alexandrien, 7. Oktober,. (Allg. Corr.) Die gemietheten Transportschiffe „Deccan“ und „Australig“ sind hier angekommen. Das Kameel—⸗ Corps ist ausgeschifft worden und wird sich den Nil hinauf— begeben, sobald die nöthigen Transportmittel beschafft wor⸗ den sind.

Kairo, 9. Oktober. (A. C.) Die schwere Division des Kameel-Corps wird bei den Pyramiden ein Lager beziehen, bis von Lord Wolseley der Befehl eingeht, den

sarsch nilaufwärts anzutreten.

Dongola, 7. Oktober. (A. C) „Reuters Bureau“ meldet: Vom Bahnhofe der Sudan⸗-Eisenbahn in Sarras kam heute Kapitän Walsh von der berittenen Infanterie hier in einem „nuggar“ an. Er legte die Distanz von 200 Meilen in 16 Tagen zurück. Der Zan guar⸗Katarakt, 50. Meilen von Sarras gelegen, ist der schwierigste und ohne Schlepptaue unpassirbar. Von Erish bis Deb beh sind die Eingeborenen freundlich gesinnt. Dongoln hat eine Garnison von 600 Yiann des Royal⸗-Sussex- Regiments und 1000 Negersoldaten. Das Klima ist gut und der Gesund⸗ heitszustand der Truppen ein ausgezeichneter. Der Einfluß des Mahdi ist im Schwinden. .

General Gordon hat Kunde über den Sieg des Mudirs von Dongola bei Korti erhalten. Dieselbe hatte die Wirkung, der Garnison von Khartum neuen Muth einzuflößen. Der Scheich Mahomed Keir von Sawab melyet, daß der Mahdi bei seiner Ankunft in Shaat am Nil erfuhr, daß die Bevölkerung von Jebel Dair sich gegen ihn empört habe, infolge dessen er unverzüglich aufbrach, um die Rebellion zu unterdrücken. Etliche Scheichs der zwischen Shendy und Khartum ansässigen Stämme Sawarab und Hawawoo haben den Vakil des Mudirs in Ambukol besucht und sich mit ihren Stämmen, 1690 Mann an Zahl, unter⸗ worfen. Mahomed Keir empfiehlt El. Debbeh als einen geeig⸗ neten Ort für ein Depot. Der Mudir von Dogola leistet der Expedition jeden Beistand. Er schickt Kundschafter nach allen Richtungen aus. .

Asfuan, 8. Oktober. (A. C.) Die ersten 12 Ruder⸗ boote aus England haben den ersten Katarakt passirt und gingen heute Nachmittag 3 Uhr nach Wady⸗Halfa ab.

Suakim, 8. Oktober. (A. C.) Nachrichten von Massauah zufolge sind Ruhestörungen an der abessi⸗ nischen Grenze durch Raubansälle der Shohos entstanden. Die Rebellion greift um sich. Die Hobaba. und Rasheida⸗ Araber haben sich dem Mahdi angeschlossen. Osman Dig ma

hat es aufgegeben, Suakim anzugreifen, und ist jetzt damit beschäftigt, Frauen und Kinder des mit den Engländern be⸗ 9 Amararstammes zu ermorden und dessen Vieh zu rauben.

Zeitungs stimmen.

Die Münchener,Allgemeine Zeitung“ sagt in einem Artikel über „Die neuen Reichstagswahlen“:

Gerade der alte Fortschritt', die emeritirte Demokratie“, wäre berufen gewesen, die soziale Reformpartei zu gründen und in ihren Programmreden der selbstverständlichen bürgerlichen und wissen— schaftlichen Freiheit der distributiven Gerechtigkeit die erste Stelle einzuräumen. Sie hätte sich nur auf die vor 40 Jahren landläufigen Stichwörter zu besinnen gebraucht: Wohlfahrt und Bildung für Alle; sie hätte aber, auf volkswirthfchaftliche Studien gestüßt, den ernstlichsten Ton auf diese Begriffe legen müssen, damit sie nicht blos ein flunkernder Zierrath blieben. Sie häite wirklich mit der Zeit und ihrer schweren Noth „fortschreiten' sollen, statt sich in verlebte Schablonen einzuspinnen. Gerade die Fortschrittspartei bringt die Verfahrenheit unserer Parteizustände zum sichtbarsten Ang⸗ druck. Beständige Klitterung zwischen Fortschritt und National- liberalen; Befehdung des sogenannten Staatssozialismus, dem sich die Nationalliberalen fügen; Bemängelung der Anfänge einer Kolonial- politik, welche jenen als „natisnal“ erscheint; gegenseitiges Raufen um einzelne Wahlbenrke. ..... Dabei eben so notb⸗ gedrungenes wie widerstrebendes Eingehen auf sozialpolitische Vorlagen und manchesterliche Phrasen und Zahlen kei den projektirten Dampferlinien. Nichts wirkt abstoßender und beschämender, als wenn die Freihandelsmatadore der Partei kon sequent Privat- und Volkswirthschaft verwechseln und die ganze Ge⸗ sellschaft wie ein Kaufmannsgeschäft behandeln und behandelt wissen wollen. Da fragt man sich verblüfft: Ist denn die ganze wissen⸗ schaftliche Arbeit der Neuzeit spurlos an denen voruͤbergegangen“ die sich als die ersten Vertreter des deutschen Volkes geriren? Oder ist ein Parlament nur dafür vorhanden, die im Schmelztigel der Kritik verbliebenen Residua als höchstes Produkt chemischer Weisheit auszuposaunen? ... Indessen wir haben gut reden; die Parteien, deren Thätigkeit schon im Fluß ist, werden sich wenig um unsere Ausstellungen kümmern Das wird so seinen weiteren Verlauf haben, und der leitende Staatsmann, der feine höchft be⸗ stimmten Ideen und Pläne hat, wird auf die wirkliche, d. h. fördernde Unterstützung, ebenso wohl wie auf die wirkliche, d. h. ebenfalls för⸗ dernde Opposition vergeblich warten.“ ...

Die „Kölnische Zeitung“ schreibt:

Wie sein politischer Freund Härle, so hat sich auch der bisherige Abgeordnete für Um, Hr. Hähnle? von der Volkspartei, für eine Erhöhung der Getreidezölle ausgesprochen. Der Kandidat der Deutsch⸗ freisinnigen is Landau⸗Neustadt, Hr. Sartorius, hat sich für höhere Weinzölle erklärt, „um der französischen Weinfabrik entgegenzutreten“V. Nun ist vom deutsch⸗freisinnigen Programm nicht einmal mehr der Freihandel übrig.

Im „Staats-Anzeiger für Württemberg“ lesen wir:

Dem „Berliner Tageblatt“ wird aus England geschrieben: Alle Berichte zeigen, daß Handel und Industrie nichts weniger als in einem blühenden Zustande sich besinden, daß „das Geschäft“, wie man sich ausdrückt nicht gut geht. Die Konsumtion von Luxusgegen⸗ ständen nimmt ab, ebenso der Genuß von Wein und anderen geistigen Getränken. England macht eben jetzt eine Krisis durch in politischer, wie in ökonomischer Beziehung. Die Konkurrenz anderer Staaten, zumal Deutschlands und der vereinigten Staaten von Amerika in dem Welthandel ist dermalen eine ganz andere und stärkere, als in irgend einer früheren Zeit. Und für England existirt im Grunde genommen doch nur die eine Gefahr, nämlich der Verlust des Uebergewichtes in dem Welthandel. Alle politischen Fragen sind Tagesfragen vorübergehender Natur, die sich in der kürzesten Zeit zum Guten wieder ändern können; allein wenn England seine herrschende Stellung in den Märkten der Welt ver⸗ lieren sollte, dann wäre seine Großmachtstellung aufs Ernstlichfte er schüttert. Eine Nutzanwendung zu machen, unterläßt das „Berl. Tagebl.“, das sonst für den englischen Freihandel schwärmt und stets prophezeit, Deutschland werde durch Zölle zu Grunde gehen.

Der „Weimarischen Zeitung“ wird aus Apolda, 3. Oktober, berichtet:

Unsere Wollwaarenfabrikation ist trotz vorgerückter Saison erfreulicher Weise noch im flotten Gange. Während andere Jahre um diese Zeit schen das . Mustern“' angegangen war, arbeiten heute die meisten der Werkstätten, namentlich in der Tücherbranche, bis spät in die Nacht noch an Kommissionen. Die durch die Choölera⸗ epidemie eingetretene Stockung in den Versendungen hat nicht lange angehalten und ist wohl reichlich nachgeholt. Auch für Anfertigung von Herrenwesten werden im Lokalblatt stets Arbeiter gesucht und daß die Beschäftigung bis im Dezember zugesichert wird, ist ein Beweis, daß die Artikel für den Export bestimmt sind.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 50. Inhalt: Verfügung vom 4. Oktober 1884. Ermittelung über die Postkarten mit bezahlter Antwort, Sendungen mit Empfangsanzeigen, über Eil⸗ sendungen und Zeitungen.

Statistische Nachrichten.

Der vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebene Band 2 der neuen Folge der Statistik des Deutschen Reichs ist nach der Zeitfolge des Erscheinens der letzte der drei Bände dieses Werks, welche die definitiven Ergebnisse der Berufsstatistik nach der all—= gemeinen Berufszählung vom 5. Juni 1882 behandeln. Demselben werden noch die landwirthschaftliche Betriebsstatistik und die Gewerbe⸗ statistik folgen, welche aus dem Material dieser Zählung herzustellen sind. Die in dem eben erschienenen Bande enthaltene Einleitung zur Berufsstatistik erklärt zunächst das Erhebungs. und , stellungsverfahren bei der Berufszählung, sowie das Verhältniß der letzteren zu den Volkszählungen und bespricht hierauf die Ergebnisse in folgenden 7 Abschnitten; J. Zugehörigkeit zum Beruf, IJ. Berufs- art im Hauptberuf, III. Berussstellung, IV. Geschlecht, Alter und Familienstand, V. Nebenberuf oder Nebenerwerb, VI. die Invaliden nach ihrem vormaligen Beruf, VII. die Wittwen nach dem Beruf ihres (letzt) verstorbenen Ehemannes. Die Nebersich ten um fassen die Darstellung der Bevölkerung des Reichs I) nach Haupt. und Nebenberuf, 2) nach Hauptberuf, Geschlecht, Alter und Familienstand. 3) Die wegen hohen Alters, in Folge von Verletzung oder Krankheit dauernd erwerbzunfähig gewordenen Personen nach ihrem vormaligen Beruf. 4) Die Witiwen nach dem Beruf ihrer (letzt) verstorbenen Ehemänner. 5) Eine fernere Uebersicht betrifft die Berufsgruppen der Bevölkerung der kleineren Verwaltungs bezirke. Daran schließen sich Tabellen mit Verhältnißzahlen. Auf 18 kartographischen Dar⸗ stellungen wird sodann die geographische Vertheilung der ju den Berufsgruppen gehörigen Personen über das Reich gezeigt und in Nachweifungen hierzu mit Beziehung auf die einzelnen Beruftarten erläutert

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 28. September bis inkl. 4. Oktober er. zur Anmeldung gekommen: 509 Eheschließungen, 00 Lebendgeborene, 37 Todtgeborene, 645 Sterbefälle.