lichen und sonstigen
. Interessen geradezu geschädigt werden. Diese Klagen
seien in der Mehrzahl der älle darauf zurückzuführen, daß die Gerichte für ämmtliche an einem Tage stattfindenden gerichtlichen Verhandlungen ein und dieselbe Terminsstunde bestimmen. Eine solche Uebung sei nicht zu billigen, da sie auf das Inter⸗ esse der Parteien, ihrer Vertreter und der sonst bei der Ver⸗ handlung betheiligten Personen nicht die zulässige und darum auch gebotene Rücksicht nehme. Der Minister empfiehlt des⸗ halb, abgesehen von Verhandlungen von zweifellos kurzer Dauer, als Regel, die an einem Tage stattfindenden Termine in geeigneten Zwischenräumen, etwa von ganzen ober halben Stun den, auzuberaumen und damit, soweit es irgend thun—⸗ lich, auf Beseitigung der laut gewordenen Klagen über eine das Maß des Nothwendigen überschreitende Zeitversäumniß . gerichtlichen Terminen vorgeladenen Personen hinzu⸗ wirken.
Sigmaringen, 16. Oktober. Der Münchener „Allg. Ztg.“ wird geschrieben: Der Hof ist von der Weinburg zurück, und das Schloß füllt sich nach und nach mit hohen Gästen. Die Königin von Sachsen, der König und die Königin von Rumänien, die Gräfin von Flandern mit den Prinzessinnen Henriette und Josephine und den Prinzen Balduin und Albert, der Herzog und die Herzogin von Anhalt mit der Prinzessin Alexandra und dem Prinzen Aribert, Prinz Friedrich von Hohenzollern nebst Gemahlin sind schon vor mehreren Tagen eingetroffen. Heute erwartet man den Grafen von Flandern, am Sonh abend den Kronprinzen des Deutschen Reiches und den König von Sachsen. In den nächsten Tagen werden eben⸗ falls eintreffen Prinz Wilhelm von Württemberg, Prinz Her— mann von Sachsen⸗Weimar, die Herzogin von Hamilton, die Prinzen Friedrich und Eduard von Anhalt, die Fürsten von Fürstenberg und Hohenlohe. Am Vorabend des Festes wird Se. Majestät der Kaiser eintreffen und wahrscheinlich an demselben Tage der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog von Baden. Als außerordentlicher Ge⸗ sandter des Königs der Belgier kommt der General⸗Adjutant Baron Jolly, von Seiten des Königs von Portugal der Gesandte am Berliner Hofe, Marquis von Penafiel, vom Herzog von Sachsen⸗Altenburg der Hofjägermeister von Breitenbauch. Die kirchlichen Funk—⸗ tionen wird Bischof von Hefele vornehmen; außer ihm werden noch zwei hohe kirchliche Würdenträger anwesend sein: der Erzabt Maurus von Emaus und der Abt von Einsiedeln. Die Stadt legt die letzte Hand an ihren Schmuck. Hat schon seit Monaten eine große Anzahl öffentlicher und Privatgebäude sich festlich herausgeputzt, so ist gestern der Marktbrunnen mit dem Standbilde des Fürsten Johann von Hohenzollern— Sigmaringen fertig geworden. Heute schließt sich bereits die Mastenallee, welche den Bahnhof mit der Stadt verbindet.
Bayern. München, 16. Oktober. (Allg. Ztg.) Der Herzog von Sachsen-Altenburg ist gestern mit dem Abendschnellzuge hier eingetroffen, wurde von dem preußischen Gesandten Grafen Werthern empfangen und nahm im „Rhei⸗ nischen Hof / Quartier.
Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 17. Oktober. (Th. Corr) Die Großherzogin ist von ihren polnischen
Besitzungen auf Schloß Heinrichau in Schlesien eingetroffen.
Der Erbgroßherzog ist hierher zurückgekehrt.
Oldenburg. Oldenburg, 16. Oktober. In Kurzem steht die Einberufung des Landtages bevor. 5 den her⸗ vorragenden Gegenständen, mit welchen sich derselbe zu be— schästigen haben wird, gehören, nach der „Oldb. Ztg.“ zwei Vorlagen: die Erweiterung der Anlagen in Nordenhamm und der Bau einer Südbahn von Ahlhorn nach Vechta mit Se— kundärbetrieb.
Braunschweig. Braunschweig, 18. Oktober, früh 8 Uhr. (W. T. B.) Nach soeben aus Sibyllenort ein⸗ gegangener Nachricht ist Se. Hoheit der Herzog in der vergangenen Nacht um Ul / Uhr verschieden.
(Herzog Wilhelm zu Braunschweig und Lüneburg war am 25. April 1806 als zweiter Sohn des Herzogs Wilhelm Friedrich geboren und übernahm die, Anfangs mit Vollmacht seines älteren Bruders provisorisch geführte Regierung definitiv am 20. April 1831. Der Dahingeschiedene war Königlich preußischer General der Kavallerie und Inhaber des Magde⸗ burgischen Husaren⸗Regiments Nr. 10. Mit ihm erlischt die ö. 34 des Welfen⸗- oder Braunschweig-Lüneburgischen
auses.
— 18. Oktober. (W. T. B.) Von den amtlichen „Bra unschweigischen Anzeigen“ wird der Tod des Her⸗ zogs durch ein von den Mitgliedern des Staats-Ministe— riums unterzeichnetes amtliches Extrablatt gemeldet. — Ein zweites soeben ausgegebenes amtliches Extrablatt ist erlasen von dem Regentschaftsrath des Herz ogthums Braunschweig: Graf Göärtz⸗ Wrisberg, Staats⸗Minister, Dr. jur., Wirklicher Geheimer Rath; von Veltheim, Präsident des Landtags; Dr. Schmid, Präsident des Ober⸗Landesgerichts. Das Extrablatt lautet:
„Da in Folge des heute, am 18. Oktober 1884, Morgens 1 Uhr 15 Minuten, zu Schloß Sibyllenort erfolgten Ablebens Sr. Hoheit des regierenden Herzogs Wilhelm zu Braun— schweig und Lüneburg der in den 88. J und 2 des Gesetzes Nr. 3 vom ls. Februar 18.9, die provisorische Ordnung der Regierungs⸗ verhält nisse bei einer Thronerledigung betreffend, vorgesehene Fall nach Ansicht des Herzoglichen Staats-Ministeriums vorliegt, so hat dasselbe nach Vorschrift des Absatzes 1 des §. 3 des 8. Gesetzes die gesetzlich designirten Mitglieder des
egentschaftsrathes behufs Konstituirung des Letzteren einbe⸗ rufen und haben sich alsdann sämmkliche Mitglieder nach gepflogener Berathung einstimmig für die Konsti⸗ tuirung des Regentschaftsrathes im vorliegenden Falle erklärt. Da hiernach Kraft des zweiten Absatzes des 3. dez gedachten Gesetzes der Regentschaftsrath für konstituirt gilt, so wird die erfolgte Konstituirung desselben nach Maßgabe des dritten Absatzes des 5. 3 des mehr— 6 Gesetzes hierdurch mit dem Bemerken zur öffent⸗ ichen Kenntniß gebracht, daß der Regentschaftsrath die provi⸗ sorische Regierung des Landes nach Maßgabe jenes Gesetzes führen wird. Die Landesversammlung wird behufs ver— fassungs mäßiger Mitwirkung bezüglich der durch die obwal⸗ tenden Umstände etwa weiter gebotenen Schritte unverzüglich einberufen werden.“
Oesterreich Ungarn. Pe st, 17. Oktober. (W. T. B.)
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte der
inister⸗Präsident Tisza gelegentlich der Beant⸗ wortung der Iranyi'schen Interpellation betreffs Skier nie wice:
Unser gegenwärtiges Verhältniß zu Rußland kann man nur auf Grundlage unseres Verhältnisses zu Deutschland richtig beurtheilen. Das Wesen des Vertrages zwischen Deutschland und unserer Mon— archie besteht darin, die beiden Staaten gegenüber den äußeren Ge⸗ fahren aneinander zu knüpfen. Seine ausschließliche Aufgabe aber war und ist noch heute — des Friedens und nicht Krieg. Wenn nun seine ausschließliche Aufgabe die Er— haltung des Friedens ist, so ist natürlich, daß es eine seiner Haupt⸗ aufgaben war, auch mit mehreren Nachbarstaaten, und so natürlich auch mit dem vom Gesichtspunkte der Erhaltung des Friedens so wichtigen Rußland, gute freundschaftliche Beziehungen zu Stande zu bringen und hierdurch dem Frieden immer größere Garantien zu schaffen. Auch unsere Regierung mußte daher im Vereine mit der deutschen Regierung bestrebt sein, dieses Verhältniß nach jeder Seite hin zu einem beruhigenden, loyalen, vertraulichen zu machen. Und man muß anerkennen, daß sowohl Seitens des Herrschers als auch der gegenwärtigen Regierung Ruß⸗ lands die Bestrebungen der beiden verbündeten Regierungen der größten Zuvorkommenheit begegnen. Das auf diese Weise zu Stande gekommene Verbältniß hat anläßlich der Entrexue in Skierniewice thatsächlichen Ausdruck gefunden, als die drei Monarchen einander neuerdings die Versicherung freundschaftlicher Gefühle gaben, die ohne⸗ hin niemals gestört waren und als die betreffenden Minister in persönlichen Verkehr zu einander traten. Damit, glaube ich, haben sie den Völkern Europas einen guten Dienst er— wiesen, indem sie eine neue Gewähr dafür boten, daß der Friede auf Grund der bestehenden Verträge aufrecht erhalten werden wird, und, wie ich weiß, hat man dies größtentheils überall mit Freuden aufgenommen, wie sich denn auch Jedermann, der den Frieden will, darüber freuen muß, wenn sich die Fürsten und Regierungen dreier mächtiger Länder vereinigen, um den Frieden von niemanden stören zu lassen. Es giebt dies demselben moralischen Zusammenhalt, der— selben Tendenz und demselben Zwecke Ausdruck, der zum Zweikaiser⸗ bündnisse geführt hat, d. h. dem Bündniß zwischen dem Deutschen Kaiser und dem Herrscher der österreichisch'ungarischen Monarchie. Und gerade deshalb, weil nichts anderes bezweckt wurde, be— durfte es in Sfkierniewice weder einer schriftlichen Ab— machung, noch eines Vertrages oder Protokolls; denn dazu, daß bezüglich der Aufrechthaltung des Friedens Alles mit der gegenseitigen aufrichtigen Unterstützung geschehe, genügte die auf— richtige und konsequente Entschließung der Monarchen und Regie— rungen. Diese bei Gelegenheit der Begeanung in Skierniewice zum Ausdruck gelangte Entschließung wird die Regierung unserer Monarchie leiten, welche bezüglich der Gegenseitigkeit auf Rußland vertrauens voll rechnet. Dies ist die Lage nach der Begegnung, und so wird diese auch in Deutschland aufgefaßt, als die Bekräftigung der Friedens— tendenz des Bündnisses zwischen dem Deutschen Kaiser und der öster— reichisch⸗ ungarischen Monarchie.
Agram, 16. Oktober. (Prag. Ztg.) Der Landtag verwarf heute den Antrag Starcęevies über die Aufforde⸗ rung des Königlichen Reskripts, die Wahl der Delegirten für den ungarischen Reichstag vorzunehmen, zur Tagesordnung zu übergehen, und nahm die diesbezügliche Wahl vor. Die Oppositionellen verließen den Saal, nachdem sie vorher noch einen Skandal provozirt hatten.
Belgien. Brüssel, 17. Oktober. (W. T. B.) Zeitungs⸗ meldungen zufolge ist der Arbeits⸗Minister van den Peereboom, als er dieser Tgge die Ortschaft Cuesmes i Hennegau besuchte, persönlichen Infulten aus— gösetzt gewesen. Man warf mit Steinen nach dem Wagen, in welchem der Minister saß; die Wagenfenster wurden zer⸗ trümmert, und der ganze Wagen war mit Koth bedeckt.
Großbritannien und Irland. London, 16. Oktober. (Allg. Corr) Der Vize⸗König von Irland, Earl of Spencer, ist gestern auf dem Schlosse Balmoral als zeitweilig diensthabender Minister bei der Königin ein— getroffen und zur Königlichen Tafel gezogen worden.
— 17. Oktober. (W. T. B.) Die amtliche Gazette veröffentlicht eine Depesche des englischen Konsuls in Shanghai, vom 29. August, an den Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, in welcher eine Erklärung der französischen und der chinesischen Behörden mitgetheilt wird, wonach während des gegenwärtigen Konflikts zwischen Frank— reich und China Shanghai und Woosung außerhalb des Bereichs von Feindseligkeiten bleiben sollen.
Ein heute veröffentlichtes Blaubuch enthält den ge— sammten vom März bis zum August d. J. zwischen den Staatssekretären des Krieges, der Kolonien und für Indien über den Schutz der englischen Besitz un— gen und des englischen Handels im Auslande ge— pflogenen Schriftenwechsel. Beigefügt ist ein Bericht des General⸗Inspektors der Festungen, dessen An⸗ träge von dem Vertheidigungscomités unter dem Vorsitz des Herzogs von Cambridge genehmigt wurden. Danach beträgt das Gesammterforderniß für die Befestigungswerke, welche in Aden, Ceylon, Singapore, Hongkong, Sierra Leone, St. Helena, Kap Mauritius, Jamaica und St. Lucia ausgeführt werden sollen, 899 000 Pfd. Mit der Ausführung der Ver— theidigungswerke in Aden, Singapore und Hongkong soll sofort begonnen werden.
Frankreich. Paris, 16. Oktober. (Fr. Corr.) Der heute unter dem Vorsitz des Conseils⸗-Präsidenten Jules Ferry abgehaltene Kabinetsrath beschäftigte sich mit der Entscheidung des Budgetausschusses und war der An⸗ sicht, die Vorschläge des Hrn. Tirard aufrecht zu erhalten. Die Minister des Krieges und der Marine weigern sich entschie⸗ den, an ihren Budgets Abstriche in Höhe von 23 Millionen, die zur Herstellung des Gleichsgewichts benöthigt werden, machen zu lassen, da sie ihre Ausgaben schon um 9 Millionen für den Krieg und um 6 Millionen für die Marine ein— geschränkt haben. Der Kabinetsrath zog dann die von den Lyoner Delegirten geäußerten Forderungen und namentlich die von den Lyoner Fabrikanten zur Herstellung gemischter Gewebe verlangte steuerfreie Einfuhr von Baumwoll— garnen in Betracht. Nach einer langen Berathung glaubten die Minister heute noch keinen definitiven Beschluß diesbezüglich fassen zu sollen. Der Handels⸗Minister wird diese Frage einer genaueren Prüfung unterziehen. Nach einer anderen Richtung hin trug der Kabinetsrath den Wünschen der Lyoner FHemeinde—⸗ behörde Rechnung: er willigte in die Ernennung eines Schiedsrichters seinerseits, der im Verein mit einem Vertreter der Stadt Lyon die Streitfrage über den Preis der abzutre⸗ tenden Fortifikationen lösen soll. Der Schiedsspruch soll sodann der Kammer zur Genehmigung des Verkaufs unter— breitet werden.
Nach dem Ministerrath empfing Herr Ferry den Prä⸗ . der Budgetkommission, dem er das Ver—
Kollegen auf 4 Uhr zu einer Sitzung ein, deren Resu Stunde noch nicht bekannt sind. sultate uur
— 17. Oktober. (W. T. B.) Der Senat wählte eine Kommission zur Vorberathung der Vorla über eine Reform der Wahlen für den Sen h Die Mehrzahl der Gewählten scheint geneigt, der Vorlage der Regierung mit einigen Abänderungen zuzustimmen.
Ueber den von der „Times“ gemeldeten Sieg der französischen Truppen bei Tamsui ist der Regie⸗ rung noch keine Nachricht zugegangen. Die letzten Depeschen des Admirals Courbet, konstatiren, daß die französische Truppenabtheilung, welche Kelung besetzt halt den Bau der Schanzen vollendet hat, welche einem offensiven Vorgehen der Chinesen Halt gebieten sollen.
Italien. Rom,. 17. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Osservatore Romano“ findet am 19. November ein geheimes Konsistorium statt; das öffentliche Konsistorium sei auf den 12. November an⸗ beraumt.
Der Cholera-Bericht vom 16. d. M. meldet: Es kamen vor: In Alessandria 1 Erkrankung, 2 Todesfälle, in Aquila 5 Erkrankungen, 4 Todesfälle, in Bergamo 4 Erkrankungen 3 Todesfälle, in Bologna 1 Eikrankung, 2 Todesfälle, in Brescia 2 Erkrankungen, 3 Todesfälle, in Cuneo 17 Er⸗ krankungen, 9 Todesfälle, in Ferrara 3 Erkrankungen, 1 Th— desfall, in Genua 9 Erkrankungen, 10 Todesfälle, davon in der Stadt Genua? Erkrankungen, 9 Todesfälle, in Mailand L Erkrankung, 1 Todesfall, in Modena 1 Erkrankung, 1 Todes, fall, in Neapel 83 Erkrankungen, 45 Todesfälle, davon in der Stadt Neapel 67 Erkrankungen, 41 Todesfälle, in Pawin 6 Erkrankungen, 1 Todesfall, in Reggio nell' Emilia 14 Er. krankungen, 10 Todesfälle, in Rovigo 4 Erkrankungen 1 Todesfall.
Türkei. (Allg. Corr.) Aus Aden wird unterm 9g. . gemeldet: „Es ist den Türken gelungen, von den Insurgenten in Yemen das Fort auf dem Jebel Dhafur zu erobern; auch haben sie die auf den Hügeln gelegenen Heiligengräber und Masjids zerstört. Imaum Sharpedin hat sich nach Afar im Distrikt Al Hyjsah begeben. Die Sayyids von Mareb haben sich der Pforte unterworfen und sind in Sanaa eingerückt.“
Serbien. Belgrad, 16. Oktober. (Wien. Itg.) Der König und die Königin sind mit dem Kronprinzen um S! Uhr Abends wohlbehalten hier eingetroffen und wurben auf dem Bahnhofe von den Ministern und Würdenträgern empfangen.
Rußland und Poalen. Sebastopol, 17. Oktober. (W. T. B.). Heute Nachmittag hat auf dem hiesigen allge⸗ meinen Militär⸗Friedhofe die feierliche Beisetzung der Leiche des Generals von Totleben stattgefunden.
Dänemark. Kopenhagen, 17. Oktober. (W. T. 3) Der König und die Königin begeben sich morgen nach Rumpenheim, um der Beisetzung des Landgrafen Friedrich von Hessen beizuwohnen.
Amerika. Ney⸗York, 15. Oktober. (Allg. Corr) Mr. Morrill ist zum Senator von Vermont wieder— gewählt worden. — Bei der gestrigen Wahl in Cinein— nati wurde mehr Blut vergossen als bei irgend einer dotti— gen früheren Wahl. Zehn Personen, darunter zwei Polizisten, wurden erschossen, und viele Verwundungen sind so ernst, daß sie ein letales Ende nehmen dürften.
Afrika. Egypten. Kairo, 14. Oktober. (W. T. B) Nach einer Meldung aus Dongolag haben Kaufleute aus Shendy die Nachricht überbracht: General Gordon habe am 6. d. M. Shendy und Metammeh bombardirt und eingenommen. Gordon unternehme von Khartum aus oft solche Streifzüge, um — wie man glaube — sich Pro— viant zu verschaffen.
— Allg. Corr Im Lager von Osman Digma zu Tamai sind Emissäre des Mahdi mit genauen Instruktionen hinsichtlich des Systems, das jener befolgen soll, eingetroffen. Er soll so viel als möglich die Engländer beunruhigen, ohne jedoch mit ihnen zum Treffen zu kommen; die zu ihm aus der Nähe von Suakim stoßenden Ein— geborenen soll er rücksichtsvoll behandeln. Der Alexandri— ner Correspondent der „Times“ erklärt, daß dieser Plan und die Unthätigkeit der Eng änder die offene Revolte der Amarars bewirkt hätten, die sich den Hadendowas und anderen feindlichen Stämmen angeschlossen, gegen welche sie zuvor als die Alliirten Englands gekämpft haben. Alle vor einem Monate gehegten Hoffnungen, die Straße mit Hülfe freund— licher Stämme zu öffnen, seien verschwunden. Andererseits heißt es, daß der falsche Prophet mit den Stämmen in der Umgegend von El Obeid in fortwährendem Hader sei. Die Bewohner des Landes zwischen Khartum und Berber, vom Nil bis zum Meere, leiden an Nahrungsmangel, fast an Hungersnoth.
heute
Seitungsstimmen.
„In Nassau ist der maßgebende Gegensatz bei den Wahlen seit
Jahren immer nur, daß die Liberalen gegen die Klerikalen ge, wesen; jetzt aber hat Berliner Einfluß bewirkt, daß die Fort—= schrittépartei sich selbständig organisirte, und das Ergebniß ist, daß der Klerikaldemokrat Dr. Lieber Herr der Lage geworden und daß die deutsch,
prechen gab, heute Nachmittag im Schooße derselben mit dem
Finanz-Minister zu erscheinen. Hr. Sarrien lud daher seine
freisinnige Partei sich gefallen lassen muß, die Rolle seines Schützling zu spielen. Auf sein Kommando werden die Katholiken nun im vierten
nd fünften Reichstagswahlkreise unseres Regierungsbezirks schon . ersten Wahlgange für die deutschfreisinnigen Kandidaten eintreten. . Windthorst wird zu jeder ihm gelegenen Zeit die deutschfreisin nige arsel daran erinnern, wem ein Theil ihrer Mitglieder seine Man- vate verdankt und wem sie Zugeständnisse machen muß, wenn sie die Nandate behalten will. ;
Die „Kölnische Zeitung“ bemerkt dazu: .
Man darf gespannt sein, wie zahlreich die liberalen nassauischen Wähler solcher Führung zu folgen sich entschließen werden.
— Die „Wiesbadener Zeitung“ veröffentlicht fol—
Mahnung:
un, Wahlaufruf der hiesigen konservativen Partei wird selbst von denjenigen, denen die Wahrung des eigenen Standpunktes drin end am Herzen liegt, im Hinblick auf das den heutigen Verhältnissen entsprechende unzweifelhafte Staats interesse die anerkennende Zustim· mung nicht versagt werden dürfen. Von diesem Jateresse aus ist es dringend geboten, dem nächsten Reichstag eine Zusammen⸗ etzung zu geben, welche wirklich positive Resultate der par⸗ 1mnentarischen Arbeit erwarten läßt, was ja nur möglich ist, wenn die Reichsregierung auf eine vertrauensvolle und. verläßliche YHajorität im Reichstage zählen kann. Eine, solche Majorität aber wird sich nur bilden können, wenn die Gemäßigten der liberalen wie der konservativen Partei zu einer Gemeinschaft des Handelns sich verbinden, und die Möglichkeit vorhanden ist, durch die Uebereinstim⸗ mung in nächstliegenden Fragen obne Rücksicht auf die trennenden Momente den staatsfeindlichen Parteien gegenüber zu treten. Wenn man von der Bildung einer großen Mittelpartei spricht, kann man allein ein solches Parteiverhältniß im Auge haben, welches den Frak— tionen kein Opfer der Selbständigkeit zumuthet.
— Die „Berliner Zeitungs-Correspondenz“ sagt in ihrer politischen Rundschau: ö ;
In Deutschland nimmt der Wahlkampf täglich an Stärke zu, während die Siegesgewißheit der extremen Parteien ersichtlich im Sinken begriffen ist. An allen Orten und Enden kann man wahr— nehmen, daß sich im Volke die Ueberzeugung Bahn gebrochen hat, daß man nicht staatshindernden — sondern staatzerhaltenden Parteien seine Stimme zuwenden müsse, gleichviel ob die Kandidaten dersel ben etwas mehr nach links, oder nach rechts gravitiren.
— In einem Leitartikel des „Hamburgischen Cor— respondenten“ heißt es; . 2.
Allem Anschein nach aber gewinnt eine heilsame Reaktion gegen die Zersplitterung unseres Parteilebens mehr und mehr an Boden, indem sich die gemäßigten politischen Parteien, welche prak sische Ziele verfolgen, immer schärfer von den extremen Bestrebungen sondern und sich damit naturgemäß fester unter einander jusammenschließen. Wer sich dieser Erkenntniß nicht absicht⸗ lich hat verschließen wollen, dem muß es offenbar geworden sein, daß die Möglichkeit eines Zusammengehens der ge ˖ mäßigt Konservativen und, gemäßigt Liberalen während der ietzigen Wahlbewegung eine bemerkenswerthe Stärkung erfahren hat. Es ist das nicht nur in verschiedenen Kompromissen hervorgetreten, welche bei der Aufstellung von Kandidaten geschlossen sind, sondern es zeigt sich vor allem auch in der verringerten Zuversicht der extremen
arteien .
ö — Der Vorstand der konservativen Vereinigung in Darm— stadt veröffentlicht, wie wir der „Norddeutschen Allge— meinen Zeitung“ entnehmen, nachfolgende Erklärung, in welcher die Mitglieder aufgefordert werden, dem Kandidaten der Nationalliberalen, Herrn Ulrich, ihre Stimme schon im ersten Wahlgange zu geben. .
»Am 4. Seytember fand eine größere Versammlung von Mit gliedern der hiesigen konservativen Vereinigung und Vertrauens—⸗ männern derselben aus dem Wahlkreis Darmstadt⸗Groß ⸗Gerau statt, um sich über die bevorstehende Reichstagswahl zu verständigen. So wünschenswerth auch die Aufstellung eines konservativen Kandidaten erschien, so wurde, um nicht durch die Theilung der konservativen und nationalliberalen Stimmen einem Sieg der deutsch⸗freisinnigen Partei Vorschub zu leisten, hiervon abgesehen und der Vorstand be⸗ auftragt, mit dem Kandidaten der nationalliberalen Partei, dem Herrn Bierbrauereibesitzer Ulrich in Pfungstadt, in Verhandlung zu treten und aus der Darlegung seines Programms zu entnehmen, ob die konservativ gerichteten Elemente unseres Wahlkreises wohl in der Lage sein dürften, bereits im ersten Wahlgang für ihn zu stimmen. Auf Grund der nunmehr stattgehabten Verhandlung, aus welcher sich ein völliges Einverständniß in Bezug auf unsere nationale Politik und eine Verständigung uͤber die meisten und wichtigften Fragen, welche — so weit absehbar — in der nächsten Legislaturperiode den Reichstag beschäftigen dürften, ergeben hat, empfiehlt der unterfertigte Vorstand allen seinen Mitgliedern und Freunden in Stadt und Land, Herrn Ulrich bereits im ersten Wahlgang ihre Stimme zu geben.“
— Der in Darmstadt erscheinendenWahl⸗Correspon⸗ denz“ der hessischen Fortschritts— (nationalliberalen) Partei wird aus Arheilgen, 15. Oktober, geschriebenn:
Die am 12. d. M. dahier unter dem Vorsitz des Hrn. Bei geordneten Benz auf Veranlassung der“ nationalliberalen Partei ab⸗ gehaltene Wählerversammlung war so zahlreich besucht, daß der ge— räumige Sagal und die Nebenräume des Gasthauses Zur Krone“ die Theilnehmer kaum zu fassen vermochten. Unter Führung des Hrn. Binkert von Darmstadt hatten sich auch zahlreiche Sozial demokraten eingefunden. Ober⸗Bürgermeister Obly aus Darmstadt erörterte in ausführlicher, oft von Beifall unterbrochener Rede die Grundsätze und Ziele der nationalliberalen, Partei und die prinzipiellen Gegensätze, die sie von der deutsch-freisinnigen Partei scheiden. Die Rede gipfelte in einer warmen Empfehlung des nationalliberalen Kandidaten Ulrich, welchen auch die Konservativen ihren Gesinnungsgenossen empfohlen hätten, nachdem in nationalen Fragen volle Uebereinstimmung konstatirt und im Uebrigen in wesent⸗ lichen Punkten eine Verständigung erzielt worden sei. . . . . Eine von Hrn. Binkert versuchte Erwiderung fand kaum noch Gehör und wurde durch einen Toast auf den national-liberalen Kandidaten übertönt. Die Versammlung schloß mit enthusiastischen Hochrufen auf Se. Majestät den Kaiser und den Fürsten Bismarck.
— Demselben Blatte wird aus dem Wahlkreise Offenbach ⸗ Dieburg berichtet: .
Es ist wahrhaft wohlthuend, hochgebildete Katholiken einerseits ihre Verehrung und Anhänglichkeit an die katholische Kirche, — andererseits aber auch ihre unverbrüchliche Treue gegen Kaiser und Reich öffentlich bethätigen zu sehen. — Eine für Evan— gelische und Katholiken gleich erfreuliche Kundgebung dieser Art haben wir aus unserem Wahlkreise Offenbach. Dieburg zu be richten. In diesem vorwiegend evangelischen Wahlkreise ist Seitens der nationalliberalen Partei der der katholischen Religion angehörende Handelskammer ˖ Sekretär Hr. Schloßmacher aus Offenbach als Kan= didat für die Reichstagswahl aufgestellt worden, und derselbe hat sich in den beiden bis jetzt stattgehabten Wahlversammlungen (in Offen⸗ bach und Babenhausen) auf das Klarste und Bündigste dahin ausgesprochen, daß, wenn er auch Katholik sei und in seiner bisherigen Wirksamkeit als Journalist noch nie etwas ge— sagt oder geschrieben hätte, was sein gut katholisches Gewissen ver⸗ letzen könnte, — ihn die Anhänglichkeit an seine Religion doch ganz und gar nicht hindere, gern und treu zu Kaiser und Reich zu stehen, und in dem neugegründeten deutschen Kaiserreich eine unschätzbare Er— rungenschaft für das deutsche Volk, ja ein nationales Gut zu erblicken, das jeder deutsche Mann, katholisch oder evangelisch, hoch in Ehren ju halten, zu hegen und zu pflegen verpflichtet sei.
Den evangelischen nationalliberalen Wählern ist es durchaus er⸗ wünscht, durch thatkrästiges Eintreten für die Kandidatur Schloß—⸗ mgcher ihren katholischen deutschen Brüdern und Mitwählern den un— widersprechlichen Beweis zu liefern, daß die nationalliberale Partei nicht, wie ihr Seitens der Ultramontanen en,, wird, „ haß⸗ erfüllt ist gegen Alles, was katholisch heißt,, — sondern a für sie die Verschiedenheit des religiösen Bekennt—
niffes kein Hinderniß ist, einem seiner Religion zugethanenen katholischen Mitbürger ihr volles politisches Vertrauen zu schenken, vorausgesetzt, daß er ohne Vorbehalt als echter deutscher Mann treu zu Kaiser und Reich steht und bereit ist, zur Fernhaltung alles dessen mitzuwirken, was die Vergewaltigung der einen christlichen Konfession durch die andere zu fördern und dadurch das friedliche Nebeneinander leben der verschiedenen Konfessionen zu untergraben geeignet ist.
Statistische Nachrichten.
Das Königliche Statistische Bureau zu Berlin veröffentlicht die Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1883. Die diesmaligen Ergebnisse unterscheiden sich der Form nach nur unwesentlich von denen der früheren Jahrgänge seit 1879, in welchem das international vereinbarte Publikationsschema zum ersten Male zur Anwendung kam, weisen aber, wie schon der äußere Umfang lehrt, einen viel reicheren Inhalt auf, da die Beobachtung einer Reihe von Instituten hinzugekommen ist. Nachdem auf dem zu Wien im Jahre 1873 abgehaltenen internationalen Meteorologenkongreß der Wunsch ausgesprochen worden war, in jedem Land die täglichen drei⸗ oder zweimaligen Beobachtungen einer passenden Anzahl von Stationen II. Ordnung in extenso publizirt zu sehen, vereinigten sich im Jahre 1877 die deutschen meteorologischen Central⸗ anstalten zu Berlin, Hamburg, Karlsruhe, Leipzig und Stuttgart zur gemeinschaftlichen Herausgabe einer Publikation, welche die täg— lich dreimaligen Beobachtungen von 17 (später 18) deutschen meteoro⸗ logischen Stationen enthalten. An dieser Veröffentlichung, von der bislang die Jahrgänge 1876 — 81 erschienen sind, betheiligt sich das Königlich preußische meteoro logische Institut mit den Stationen Aachen (früher Crefeld), Berlin, Breslau, Cassel und Posen. Da es dem Institut überaus erwünscht war, die Beobachtungen dieser Stationen in den von ihm alljährlich herausgegebenen Publikationen selbst zum Abdruck zu bringen, wurde mit der Deutschen Seewarte, welche die Herausgabe der gemeinschaftlichen Publikation mit dem Jahrgang 1878 übernommen hatte, das Abkommen getroffen, daß die Beobachtungen der oben genannten Stationen vom Königlichen meteorologischen Institut in dessen Publikation mit auf— genonmen und daraus die entsprechenden Bogen in Sonderabdruck zur Herstellung des gemeinschaftlichen Druckwerks geliefert werden. Es erscheinen demnach in diesem Jahrgang zum ersten Mal die ausführ⸗— lichen Beobachtungen obiger fünf Stationen, denen zur Ergänzung noch Klaussen bei Lyck in Ostpreußen hinzugefügt wurde, und, wie bereits in den früheren Jahrgängen seit 1880 die der beiden korrespon⸗ direnden Gipfel⸗ und Thalstationen Schneekoppe und Eichberg. Als neue Stationen erscheinen im Jahre 1883: Altstadt bei Gilgenburg, Berent, Berlin (äußere Station und Berlin NM), Brand bei Habel⸗ schwerdt, Dahme, Deutsch-Krone, Eldenburg bei Waren, Flinsberg, Frankenau, Frankenheim auf der Rhön, Fraustadt, Glatz, Grevel bei Dortmund, Hachenburg, Hain bei Glatz, Hausdorf (Kreis Neurode), Hausberg, Koburg, Crefeld, Kyritz, Landeck in Schlesien (Stadt), Lichtenwalde bei Habelschwerdt, Marienthal, Marienwerder, Mittel⸗ Zillerthal bei Hirschberg, Mühlheim a. d. Ruhr, Niederwüstegiers—⸗ dorf, Obornik. Ostrowo in Posen. Plau in Mecklenburg, Raden in Mecklenburg, Soest, Wustung bei Habelschwerdt. Die Mehrzahl der neuen Stationen sind III. und IV. Ordnung. Die Stationen III. Ordnung sind mit Extremthermometern, einem zur Kontrole derselben dienenden gewöhnlichen Thermometer, welches in
„Mo getheilt ist, sowie einen Regenmesser ausgerüstet; die Beobachtung des Windes und der Bewölkung an den täglichen Terminen ist bei ihnen fakultativ, wird aber von den meisten Beobachtern ausgeführt. Stationen IL. Ordnung besitzen nur Regenmesser. Eingegangen sind die Stationen:! Brocken wegen Mangels eines geeig⸗ neten Beobachters, Diedenhofen und Olsberg wegen Verzugs der Beobachter, und Guhrau wegen Ablebens des Beobachters. Um die Einflüsse zu ermitteln, welche die Stadt Berlin innerhalb derselben seit mehr als 180 Jahren angestellten Beobachtungen, ins⸗ besondere der Temperatur und der Feuchtigkeit ausübt, wurde Ende 1882 in dem auf der 8W⸗Seite, weit außerhalb der Stadt gelegenen Joachimsthalschen Gymnasium eine neue Station eingerichtet, welche mit dem 1. Januar 1883 in Thätigkeit trat. Die Aufstellung des Thermometers erfolgte in einer Wildschen Hütte auf Rasenplatz; dem Psychrometer ist ein Ventilator beigegeben, dessen Flügel mit einer mittleren Geschwindigkeit von 2,5 i per Sekunde vor dem befeuch⸗ teten Thermometer lang sich bewegen. Zwar werden sich erst nach mehrjähriger Beobachtung die Differenzen zwischen der inneren und äußeren Station feststellen lassen; doch zeigt schon der Vergleich einjähriger Resultate, daß wesentlich dieselben Verhältnisse stattfinden, welche man in anderen großen Städten bereits mehrfach konstatirt hat. Der im Laufe des Oktober 1882 auf der Station Schneekoppe aufgestellte Ombrometer, welcher bis Ende September 1883 neben dem alten funktionirt hat, um den Einfluß des Aufstellungsortes auf die Nieder⸗ schlagsmenge zu ermitteln, ergab, daß im neuen, 3 in westlich vom; alten stehenden Regenmesser durchschnittlich 360y mehr Niederschläge gemessen wurden, so daß die jährliche Niederschlagshöhe, welche nach den Angaben des alten Regenmessers zu 1399, mm resultirt, min⸗ destens 1904,9 mm beträgt. Gelegentlich einer persönlichen Inspektion Ende September 1883 wurde der neue Regenmesser abermals versetzt, um des Weiteren zu erforschen, welcher Platz auf der ziemlich be—⸗ schränkten Gipfelfläche der Koppe für die Plazirung dieses Instru⸗ mentes der geeignetste ist. .
Die sehr vollständigen Beobachtungen über den Zug der Cirrus wolken zu Ebersdorf in Schlesien werden zum ersten Mal mitgetheilt, um einem auf den internationalen Meteorologenkongressen mehrfach geäußerten Wunsche zu entsprechen, und zugleich, um andere Beobachter anzuregen. Die Resultate der zweistündlichen Beobachtungen an der Pulvermagazinwache bei Schwerin in Mecklenburg sind Raummangels wegen nur in Monatstesumés wiedergegeben. Die Aufzeichnungen eines Sonnenschein Autographen von Campbell⸗Stokes, welcher auf dem Terrain der agrikultur-chemischen Versuchsstation bei Rostock sehr günstig aufgestellt ist, sind nur in Bezug auf die Angaben über die tägliche Dauer und die tägliche Periode des Sonnenscheins in den einzelnen Monaten reproduzirt. Die Fürstlich Lippe'sche Forstdirektion, welche mehrere Regenstationen im Gebiete des Teutoburger Waldes Ende 1883 eingerichtet hat, stellte auch die Resultate der vom Forstmeister Feye in den Lippe'schen Staatsforsten veranlaßten Beobachtungen Über die durch Blitz verursachten Waldschäden zur Verfügung, welche im Anhang abgedruckt sind. Ferner folgen im Anhang die Resultate älterer Beobachtungen zu Fort Confidence im arktischen Nordamerika, welche bislang nicht publizirt worden sind und die gerade jetzt, wo der Erforschung der klimatischen Verhältnisse der Polarreglon ganz besonderes Interesse zugewandt wird, als weiteres Material hierzu willkommen sein werden. — Das Inhaltsverzeichniß des Heftes weist auf: Verzeichniß der met. Stationen im Jahre 1883. — Dreimal tägl. Beobachtungen von Klaussen, Posen, Breslau, Berlin, Aachen, Schneekoppe und Eichelberg 1883. — Temperatur der Erdoberfläche auf der Schneekoppe. — Monats und Jahresübersichten 1883. — Eistage, Frosttage. Sommertage 1883. — Frost⸗ und Schneegrenzen 1883. — Fünftägige Temperaturmittel 1883. — Abweichungen der fünftägigen Temperaturmittel 1883 vom 36jährigen Durchschnitt. — Anhang, Nachtrag, Berichtigungen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
(O. C) In Lübeck starb am 19. d. M. Dr. Robert Chri⸗ stian Berthold Avë-Lallemant. Geboren 1812 als Sohn des dortigen Musiklehrers Jakob Avs Lallemant, studirte er in Berlin, Heidelberg und Paris Medizin und ging, nachdem er 1837 in Kiel Promovirt hatte, nach Rio de Janeino, wo er sich als Arzt niederließ. Dort verschaffte ihm seine ärztliche Tüchtigkeit bald einen Ruf, so daß er vom Kaiser von Brasilien die Ernennung zum Direktor des Gelbfieber ⸗Hospitals erhielt. Nach Deutschland 1855 zurückgekehrt, schloß er Freundschaft mit Alexander von Humboldt, und auf dessen Empfehlung hin wurde er zum Mitglied der österreichischen, Novara“
Eyvedition ernannt. Von dieser trennte er sich jedoch bald, bereiste darauf ganz Brasilien und ließ sich 1359 als Arzt in Lübeck nieder Als zehn Jahre später der Suezkanal eingeweiht wurde, folgte auch er einer Einladung zur Einweihungsfeier und benutzte gleichzeitig die Gelegenheit, den Nil hinauf bis Nubien zu reisen. In der Zwischen⸗ zeit beschäftigte er sich eifrig mit Schriftstellerei, und neben seinen medizinischen Werken hat er der Literatur auch viele belletristische Arbeiten, sowie die Beschreibungen seiner großen und rjelen Reisen ge⸗ schenkt. Als Bruhns 1872 eine Biographie Alexander von Hum⸗ boldts herausgab, lieferte Avéë ⸗Lallemant zu derselben den dritten Ab⸗ schnitt: Humboldts Aufenthalt in Paris.“
— Rechtsbücher des Deutschen Reiches. XIII. Buch.
Gesammtes bürgerliches Recht. Band 2. Unfall⸗Versicherungs⸗ Gesetz vom 6. Juli 1884. Für den praktischen Gebrauch von Be⸗ hörden, Versicherern und Versicherten, erläutert aus den Materialien des Reichstages. 2 Thle. Berlin. Fr. Kortkampf. — Das Unfall⸗ Versicherungsgesetz vom 6. Juli d. J. den weiten Kreisen, für welche es von so hoher Bedeutung ist, in einer Bearbeitung dar⸗ zubieten. die geeignet, die Absichten desselben und Sinn und Tragweite seiner einzelnen Bestimmungen klar zu stellen, ist der Zweck des vorliegenden Werks. Zur Erreichung dieser rein praktische Zwecke verfolgenden Aufgabe dient zunächst die der Begründung der Regierungsvorlage“ entnommene „Einleitung“, welche sich über die Absichten des Gesetzes und die Wege, wie diese zu erreichen, verbreitet. Durch Einfügung der Nummern der in Be— tracht kommenden Paragrapben des Gesetzes hat die Einleitung zu⸗ gleich die Bedeutung von Erläuterungen zu denselben. — Auf die Einleitung folgt sodann die Mittheilung des Gesetzes selbst, das in 9 Abschnitte — I) Allgemeine Bestimmungen (85. 1—10); 2) Bil- dung und Veränderung der Berufegenossenschaften (65. 11—33); 3) Mitgliedschaft des einzelnen Betriebes sowie Betriebsveränderungen (G§. 34 — 40); 4) Vertretung der Arbeiter (55. 41 —- 45); 5) Schieds⸗ gerichte (55. 46 — 50); 6) Feststellung und Auszahlung der Entschädi⸗ gungen (65 51— 77); 7) Unfallverhütung und Ueberwachung der Betriebe durch die Genossenschaften (58 78 — 36); 8) das Reichs ⸗Versicherungsamt (68 87 — 93); 9) Schluß⸗ und Strafbestimmungen (55. 94 — 111) — getheilt und mit ausführlichen Erläuterungen versehen ist. Diese Erläuterungen, hauptsächlich der Begründung des Regierungè⸗ entwurfs“ und dem „Bericht der Reichstagskommission“ entnommen, sind theilweise einzelnen Abschnitten als Vorbemerkungen“ voraus⸗ geschickt, sonst aber den betr. Gesetzesparagraphen unmittelbar an⸗ geschlossen. Daneben dienen zahlreiche Verweisstellen dazu, auf den inneren Zusammenhang der einzelnen Bestimmungen in den verschie⸗ denen Paragraphen aufmerksam zu machen. Außerdem werden auch noch Vorschriften anderer Gesetze angeführt. Den Schluß des ersten Theils endlich bildet ein umfangreiches Sach⸗ und Materienregister. — Der zweite Theil enthält in der Form von „Anlagen“ I) die bisher vom Reichs⸗Versicherungsamt veröffentlichten Bekannt⸗ machungen und Formulare; 2) die Reichs⸗Berufs⸗ (Gewerbe⸗) Sta- tistik; Zusammenstellung der Gruppen, Klassen und Ordnungen der Gewerbebetriebe: a. nach Gruppen, Klassen und Ordnungen, b. alphabetisch mit Angabe der Gruppen 2c. geordnet, und 3) die seit⸗ her von den Landesregierungen erlassenen Verordnungen, betr. haupt⸗ sächlich die zuständigen Behörden und die Kassen, an welche Straf⸗ gelder abzuführen sind. Die noch zu erwartenden Ausführungs⸗Be⸗ stimmungen der Reichs. und Landesbehörden sollen in einem oder mehreren Nachtragsheften herausgegeben werden, welche letzteren dann dem 2. Theile sich anschließen. Somit dürfte die vorliegende Be—⸗ arbeitung des ‚‚Unfallversicherungs⸗Gesetzes“ wohl geeignet sein, Hand- habung, Anwendung und Verständniß des Gesetzes zu erleichtern und u fördern. . Die Nr. 4B von Schorers Familienblatt“ hat folgenden Inhalt: Apotheker Heinrich. Von Hermann Heiberg. (2. Fortsetzung). — „Was wirkt die Bühne?“ J. Von Fritz Mauthner. — Bürgeler Thonwaare. Mit drei Abbildungen. Figur 1 und 3 veredelte Bür⸗ geler Thongefäße. Figur 2 Entstehung einer bäuchigen Vase auf der Töpferscheibe. — Aus dem Tagebuche eines Kriminalbeamten. Von A. Oskar Klaußmann. III. — Falsches Papiergeld. — Das Kriegs⸗ spiel. Von Frobenius. Mit einer Originalzeichnung von R. Knötel. — Sprechsaal. — Briefkasten. — Plauderecke; Das deutsche Pfarr⸗ haus. — Das muß ich besser verstehen. Aus dem Leben der Vögel. — Ein Nationalkrieg gegen das Fieber. — Ein Heiraths verbot und seine Folgen. — Wirkung des Alkohols auf Thiere. — Paris und Lutetia. — Wie vertreibt man Ratten? — Napoleon J. — Unsere Bilder. — Holzschnitte: Das Verhör in der Schule. Von W. Schütze, — Guten Morgen. — Erste Beilage: Aus dem Manöver. Die Leidensgeschichte eines Infanterie⸗Adjutanten. Mit Illustration von R. Knötel. — Humoristisches: Scherzfrage. Auf der Pferde⸗ bahn. Mit Illustration von P. Klette. — Schach. — Zweite Bei⸗ lage: Denkühungen. — Dritte Beilage: Der Zauberer in der Familie e Das Geheimniß der Wunderflasche. Mit 3 Illustrationen. — Gra⸗ phologischer Briefkasten.
Gewerbe und Handel.
Diejenigen hiesigen Einwohner, welche für das Kalenderjahr 1885 außerhalb Berlins im Umherziehen ein Gewerbe zu betreiben beabsichtigen, zu welchem nach dem Gesetz vom 1. Juli 1883, be- treffend Abänderung der Gewerbeordnung, an Stelle des bisherigen „Legitimationsscheines“' ein, Wandergewerbeschein ; erforderlich ist, werden durch eine polizeiliche Bekanntmachung in ihrem eigenen Interesse aufgefordert, dasselbe unverzüglich schon jetzt anzumelden. Die betreffenden Gesuche sind regelmäßig bei dem Königlichen Polizei- Präsidium einzureichen. Die demnächst von der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin ausgefertigten Gewerbescheine sind seiner Zeit bei der Königlichen Steuerkasse, Hinter dem Gießhause Nr. Ft., gegen Zahlung der mittelst beson= deren Benachrichtigungsschreibens genannter Direktion bekannt gegebe⸗ nen Steuer einzulösen. . .
Nur diejenigen Personen, welche ausschließlich nicht selbstgewon⸗ nene rohe Erzeugnisse der Land« und Forstwirthschaft, des Garten und Obstbaues, der Geflügel“ und Bienenzucht im Umherziehen feil bieten wollen, und deshalb eines Wandergewerbescheines nicht be— dürfen, haben den erforderlichen Gewerbeschein direkt bei der König lichen k , ö. Gewerbesteuer, Hinter dem Gießhause Nr. 1, J. Treppe, nachzusuchen. .
ö 18. Oktober. (W. T. B.) Die Zoll⸗ einnahmen betrugen bis zum 1. September d. J. 65 633 805 Rbl. gegen 65 929 919 Rbl., der Import der Edelmetalle 35 623 035 Rbl. gegen 3461 777 Rbl., der Export 2717 368 Rbl. gegen 10227133 Rbl. in dem gleichen Zeitraum des vorigen Jahres.
New ⸗ York, 17. Oktober. (W. T. B) Baum wollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 241 000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 64 0900 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 52 000 B., Vorrath 453 000 B.
Submissionen im Auslande.
I. Oesterreich. .
30. Oktober, 12 Uhr. Wien. K. K. General · Direktion der österreichischen Staatsbahnen. Lieferung von Antimonium, Zink, Zinn, Blei, Zinkblechen, verzinnten Weiß- und Pakfongblechen. Faution 5 οà. Näheres in der Expedition des „Deutschen Reichs ⸗
Anzeigers“. . Il. Rumänien. .
30/18. Oktober, 2 Uhr. Bukarest. General⸗Direktion der Rumänischen Cisenbahnen. 13000 Tafeln Welßblech in der Dimension von O, 83 X O53 em; 3000 Tafeln von 0.53 RX O43 em; 10) Eisen⸗ bleche von 68 6 53 em im Gewicht von mindestens 110 kg und 100 Tafeln von 53 X 34 em im Gewicht, von mindestens 553 Kg. Preisstellung franco Station einer in Betrieb stehenden Eisenbahn station oder franco Schiffsbord Galatz. Kaution 50 des Angebots. Näheres an Ort und Stelle.