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nuar bis Ende September d. J.: a. beim Verglesche
tages wurde das Protokoll über die Verhandlungen der
September d. J. ergiebt für die 40 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monate des Vorjahres im Be⸗
waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, mit einer Gesammt⸗Betriebs länge von 30 814,08 Em, nach⸗ stehende Daten:
Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Sept em ber d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: bei 22 Bahnen mit zusammen 5536,01 km höher und bei 18 Bahnen mit zusammen 25 279,07 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 229 Bahnen mit zusammen 5535,01 km höher und bei 18 Bahnen mit zusammen 25 279,07 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der pro⸗ visorisch ermittelten Ergebnisse des laufen— den Jahres mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: bei 24 Bahnen mit zusammen 26 717, 16 Em höher und bei 16 Bahnen mit zusammen 56596, 92 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 23 Bahnen mit zusammen 5784,16 km höher und hei 17 Bahnen mit zu⸗ sammen 265 029,92 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Be— . geringer, als in demselben Monate des Vor⸗ jahres.
Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Ja⸗
der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau⸗ fenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: bei 23 Bahnen mit zusammen 5826,86 km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen 24 987,22 km geringer, als in dem⸗ selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo⸗ meter Betriebslänge bei 23 Bahnen mit zusammen 5826,86 km höher und bei 17 Bahnen mit zusammen 24 87, 22 km (darunter 6 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) eringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres; b. beim ergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: bei 27 Bahnen mit zusammen 27 443, 07 km höher und bei 13 Bahnen mit zusammen 3371,01 km ge⸗ ringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und a uf das Kilometer Betriebslänge bei 25 Bahnen mit zusam— men 6209,03 km höher und bei 15 Bahnen mit zusammen 24 605,05 km (darunter 6 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate ur eigene Rech⸗ nung verwalteten Bahnen, betrug Ende September d. J. das esammte konzessionirte Anlagekapital 160 280 600 6 ö glI5 000 M Stammaktien, 44 595 0600 S Prioritäts-Stamm⸗ aktien und 60 770 9000 6 Prioritäts⸗Obligationen) und die Län ge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 642,82 Em, so daß auf je 1 Em 249 339 M entfallen. Bei, den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende September d. J. das gefammte konzessionirte Anlagekapital 625 849 129 60 s8lI O69 650 6 Stammaktien, 70 914 100 S Prioritäts⸗ Stammaktien und 243 865 37g M Prioritäts-Dbligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche diefes Kapi— . 6 3302,83 km, so daß auf je 1 Rm 189 489 6 entfallen.
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Staats⸗ Minister Graf von Hatzfeldt-⸗Wildenburg, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaube hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen.
Der General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗- und Bildungswesens, General der Infanterie von Strub berg, ist von der Besichtigung der Kriegsschule in Hannover hierher zurückgekehrt.
— S. M. Kbt. „Moewe n 5 Geschütze, Kommdt. Korv.⸗ Kapt. Hoffmann, ist am 23. Oktober cr. in Kapstadt ein⸗ getroffen und beabsichtigt, am 11. November cr, wieder in See zu gehen.
Cassel, 23. Oktober. In der heutigen Sitzung des Kommunal⸗Landtages wurde für die Berathung der Gesetzentwürfe, betreffend die Ergänzung des Gesetzes' vom 29. Mai 1873 über das Grundbuchwesen, und betreffend die Einführung des Gesetzes vom 3. März 1850 und vom 27. Juni 1860 über den erleichterten Abverkauf und Aus⸗ tausch von Grundstücken ein besonderer, aus 7 Mitgliedern bestehender Ausschuß gewählt und zugleich beschlossen, auch für die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ab= änderung des Gesetzes über die Landeskreditkasfe, sowie der eingegangenen, die Landeskreditkasse betreffenden Petitionen einen aus 9 Mitgliedern bestehenden besonderen Ausschuß zu bestellen, die Wahl dieses Ausschusses aber erst später vor⸗ zunehmen.
Endlich fanden die vorgelegten Voranschläge über die Einnahmen und Ausgaben der Landkrankenhäuser zu Betten⸗ hausen, Eschwege, Hersfeld, Rinteln und Schmalkalden, sowie der ständischen Korrektionz⸗ und Landarmenanstalt zu Breitenau, des Landarmenverbandes des Regierungs bezirks Cassel, der ständischen Leihanstalten zu Cassel, Fulda und Hanau, der Landesbibliotheken zu Cassel und Fulda und des Meliorationsfonds für die Jahre 1885 — 87, vorbehaltlich der Feststellung des Hauptetats, die Genehmigung des Kommunal⸗ Landtages.
Wiesbaden, 21. Oktober. Nach Eröffnung der heutigen 5. öffentlichen Sitzung des Kommunal-and⸗
letzten Sitzung verlesen, nach dessen Genehmigung der Vor⸗ fißende von den weiteren Eingängen Mittheilung machte. Namens der Kommission für die Begutachtung der Entwürfe einer neuen Kreis⸗ und Proxinzial-Ordnung für He en⸗Nassau erstattete sodann der Abg. Appellationsgerichts⸗Prasident a. D. Dr. Bertram Bericht über die Ergebnisse der Kommissions— berathungen, wobei am Schlusse sämmtliche Amendements und Vorschläge der Kommission resumirt wurden. J. Zu dem Entwurf der Kreisordnung nahm in der allgemeinen Diskuffion Niemand das Wort, und es wurde hierauf die Diskussion über die einzelnen Anträge eröffnet. Zunächst wurden die von der Kommission zu den 5§. 4, 21 und J2 beantragten Modifikationen angenommen. Zu §z 34 des Entwurfs, welcher sich auf die Bestätigung der Bürgermeisterwahlen bezieht, wurde der Minoritätsantrag, wonach bei der Entscheidung über diese Wahlen resp. für die
mung des Kreisausschusses erfordert werden soll, ab⸗
gelehnt, dagegen der Majoritätsantrag genehmigt, welcher empfiehlt, bei der Bestätigung der Bürgermeister⸗ wahlen eine vorherige Anhörung des Kreisausschusses eintreten zu lassen und gegen die Entscheidung des Landraths ausdrücklich den Rekurs an die nächsthöhere Instanz vorzu⸗ behalten. Zu 5§. 42 ff. hat die Minorität der — * im Wesentlichen beantragt, nur zwei Wahlverbände für die Wahl der Kreistagsabgeordneten, und zwar einen Verband der Ge⸗ meinden und einen solchen der größeren Grundbesitzer, zu bilden und dem letzteren höchstens 1½ der Zahl aller Abgeordneten zuzutheilen. Dieser Vorschlag wurde durch Stimmenmehrheit abgelehnt, dagegen der Antrag der Majo⸗ rität der Kommission, welcher es in der Hauptsache bei dem Entwurfe der Kreisordnung beläßt, und im 5§. 46 i. f. nur das für den Wahlverband der Großgrundbesitzer vorgesehene / z der Zahl der ländlichen Kreistagsabgeordneten auf! / reduzirt, angenommen. Zu §z. 3 ist von der Kommission das Amendement gestellt, daß im Falle einer (in Ermangelung eines freiwilligen Uebereinkommens, bezw. der rechtzeitigen gesetzlichen Regelung) vorzunehmenden provisorischen Auseinandersetzung zwischen dem nassauer Verbande und dem Kreise Frankfurt a. M. die Entscheidung des Ministers des Innern bezüglich der Ver⸗ wendung der Intraden der nassauischen Landesbank sowie der Sparkasse nur unter Zustimmung des Kommunal⸗Landtages soll getroffen werden können. Dieser Antrag wurde ein⸗ stimmig angenommen. Ebenso wurde zu §. 114 die von der Kommission vorgeschlagene Modifikation wegen Bestellung einer Kreiskommission behufs der Mitaufsicht über die Homburger Anstalten gebilligt. Ferner wurden die Kommissionsanträge wegen Ergänzung der Lücken des Gesetzes, welche sich in Nassau bei Aufhebung der Amtsbezirksräthe in Bezug auf die Gemeinde Forstverwaltung, die Feststellung der Lehrergehalte und die Festsetzung der Dienstbezüge der Bürgermeister in den zu Städten erklärten Gemeinden ergeben würden, genehmigt. Mit den vorgenannten Abänderungsvorschlägen ward sonach der Entwurf der Kreisordnung angenommen. — II. Den Ent⸗ wurf der Provinzial-Ordnung anlangend, wurde ebenfalls von einer allgemeinen Besprechung abgesehen und sogleich zu den einzelnen Anträgen der Kommission übergegangen. Der An⸗ trag wegen Bildung einer besonderen Provinz Nassau wurde einstimmig zum Beschluß erhoben. In Bezug auf die dem künftigen Stadtkreise Frankfurt zuzuweisende Anzahl von Abgeordneten zum Kommunal-Landtage (Art. III. B 2 des Entwurfs) ward der Antrag angenommen, diesem Stadtkreise keine Ausnahmestellung einzuräumen, sondern die Abgeordnetenzahl lediglich nach der Zahl der Einwohner zu bemessen. Auch zu den Art. I und V wurden die mit der beantragten Herstellung einer eigenen Provinz Nassau zusammenhängenden Anträge der Kommission ge— nehmigt, und weiter zu Art. VIII. nach dem Antrage der Kommission beschlossen, bei der event. erforderlichen proviso⸗ rischen Regelung der Verhältnisse zwischen den Verbänden Nassau und Frankfurt für die Entscheidung des Herrn Mi⸗ nisters des Innern bezüglich der Ueberschüsse der Nassauischen Landesbank und Sparkasse die Zustimmung des Kommunal⸗ Landtages vorzubehalten. Außerdem wurden die übrigen Anträge der Kommission zu dem fraglichen Gesetzentwurfe ohne Debatte angenommen. — III. Auf den weiteren besonderen Kommissionsbeticht in Betreff der neuen Kreisein⸗ theilung beschloß der Kommunal⸗Landtag, die von der Kom— mission gestellten Anträge, welche verschledene Abänderungen der Regierungsvorlage einbegreifen, generell anzunehmen. Zum Schlusse theilte der Vorsitzende ein Schreiben des stell vertretenden Königlichen Landtags-Kommissarius mit, wodurch der Kommunal⸗-Landtag ersucht wird, dem Verwaltungsausschusse Vollmacht zu ertheilen, damit von demselben die in Folge des Eintritts von Frank— furt 2c. in den Kommunalverband des Regierungsbezirks er— forderlichen Verhandlungen zur Herbeiführung einer gütlichen Auseinandersetzung möglichst bald eingeleitet werden können.
— 23. Oktober. In der heutigen öffentlichen Sitzung wurde zunächst der Jahresbericht der Handelskammer in Dillen— burg zur Kenntniß des Kommunal⸗Landtages gebracht, sodann der Bericht der Eingaben⸗Kommission über die Erbauung einer Sekundärbahn von der Hohemark nach Oberursel verlesen und eine Beihülfe von 25 000 MS A fonds perdu bewilligt. Der Antrag der Anstalt Bethel bei Bielefeld um Erhöhung der bisher bewilligten Unterstützung von 1000 auf 1600 ß wurde auf Bericht der Eingaben-Kommission an den kommunalständischen Ausschuß zur spaͤteren Berücksichtigung überwiesen. Das Gesuch des Landraths Frei⸗ herrn von der Heydt um Bewilligung einer außerordentlichen Unterstützung für die durch einen Wolkenbruch, verbunden mit Hagelschlag,. am 2. Juli geschädigten Einwohner des Ortes Rod a. d. eil, ward dem kommunalständi⸗ schen Ausschusse zur Prüfung und Beschlußfassung überwiesen. Auf den Bericht der Ein gaben⸗Kommission über die Vorlage des Ober-Präsidenten, betreffend die Bildung von Gewerbekammern, wurde beschlossen, die mit der Errichtung von Gewerbekammern verbundenen Rechte und Pflichten (65. 3 und 18 der Vorlage) einstweilen nicht zu über— nehmen. In Folge des Berichts der Kommission für die Begutachtung des Entwurfs der Kreis- und Provinzial⸗ ordnung zu dem Schreiben des stell vertretenden Königlichen Kommissars, betreffend die Auseinandersetzung des dies⸗ seitigen Kommunalverbandes mit den Kommunalver— bänden von Frankfurt und Hessen, wurde der kommunal— ständische Ausschuß zur Vornahme betreffender Ver⸗ handlungen bevollmächtigt. Hiermit waren sämmtliche Gegenstäͤnde erledigt, und wurde sodann der 17. Kommunal Landtag von dem stellvertretenden Königlichen Kommissar mit einer kurzen Ansprache Näamens Sr. Majestät des Königs für geschlossen erklärt. Nachdem derVorsitzende des Landtages, Graf von Matuschka, ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät den König ausgebracht hatte, trennte sich die Versammlung.
Braunschweig. Braun schw eig, 23. Oktober. (W. T. B.) Der außerordentliche Landtag trat heute Vormittag 11 Uhr zusammen. Der Abg. von Veltheim richtete als Präsident des Ausschusses eine kurze Ansprache an die Versammlung, und nachdem hierauf konstatirt worden war, daß die Mitglieder der Landesversammlung in genügender Anzahl versammelt seien, betraten die Mitglieder des zregen e rel; den Sitzungssaal. Der Staats⸗Minister Graf Görtz⸗ Wrisberg erklärte, daß er im Auftrage des Regent⸗ schaftsraths den außerordentlichen Landtag eröffne, und wies sodann auf die lange und gesegnete Regierung des dahingeschiedenen Landesherrn und auf den schweren
Versagung der Bestätigung einer solchen Wahl die Zustim⸗
Verlust hin, der durch dessen Abscheiden das Land
betroffen habe. Wohin der Blick im Lende sich nur wende, überall zeige sich das Bild eines unter der milden und gerechten Regierung des Hochseligen Herzogs in seiner Wohl⸗ sahrt reich entwickelten Landes. So lange noch die Herzen warm für das Geschick des engeren Vaterlandes schlugen, werde das dankbare Andenken an Herzog Wilhelm den Gerechten nicht erlöschen. Mit der Trauer des Landes um den Dahin⸗ geschiedenen verbinde sich die Sorge um die Zukunft des Landes,
das an einem ernsten Wendepunkte seines Geschickes stehe.
Der Minister erwähnte sodann, daß unmittelbar nach dem Eintreffen der Nachricht von dem Ableben des Herzogs auf Grund des Gesetzes vom 16. Februar 1879 der Regent schastsrath sich konstituirt habe. Der Eintritt des provisorischen Regiments habe sich ohne jede Störung vollzogen. „Wir dürfen der festen Ueberzeugung Aug druck geben. daß die Bevölkerung des Herzogthums, vor dem Geschick sich gern und willig beugend, der provisorischen Regierung des Regentschaftsrathes, bis derselbe nach Maßgabe des Gesetzes zu regieren aufhört, Störungen der Rechtsordnung ersparen wird, welche das Land in ernste Krisen zu führen geeignet sein würden. Zuversichtlich hoffen wir vor Allem darauf, bei Ihnen, hochgeehrte Herren, in unserem verfassungsmäßigen Vorgehen die bereitwilligste Unter⸗ stützung als die werthvollste und bedeutsamste Gewähr für eine glückliche Lösung unserer Aufgabe zu sinden. In die provisorische Regierung ist der Regentschaftsrath mit dem vollen Bewußtsein von den Pflichten, welche der Einzelstaat gegen Kaiser und Reich nach Maßgabe der Reichs verfassung zu erfüllen hat, eingetreten und hat dies in seinem dem Ge— setze vom 16. Februar 1879 entsprechenden weiteren Vorgehen bethätigt. Noch aber harrt die wichtigste Frage der Thron— folge ihrer Erledigung. Der Regentschaftsrath ist von der Auffassung ausgegangen, daß die Frage von landesstaats⸗ rechtlichen und reichsstaatsrechtlichen Gesichtspunkten aus zu lösen sei. Und wie es Sache des Reiches ist, die Grenzen seiner Kompetenz gegenüber den Einzelstaaten in verfassungs⸗ mäßiger Entscheidung festzustellen, so hat der Regentschasfts⸗ rath es für seine Pflicht gehalten, bis zu solcher Ent— scheidung sich weiterer Schritte zu enthalten. Es wird dem Regentschaftsrath von besonderem Werthe sein, wenn er in dieser Hinsicht die Zustimmung der hochgeehrten Herren findet. Wenn wir damit in der Treue gegen Kaiser und Reich, welche in dem Herzogthum unwandelbar von jeher geherrscht hat, dem Reiche geben, was des Reiches ist, so rechnen wir andererseits mit Zuversicht darauf, daß die Verfassung des Herzogthums und die Rechtsstellung desselben in und zum Reiche ihre volle Bestätigung bei Lösung der Frage finden werden. Die Aufgabe des heute zusammengetretenen außer— ordentlichen Landtages ist eine ganz besondere und wird sich nach Maßgabe des Gesetzes vom 16. Februar 1879 auf die verfassungsmäßige Mitwirkung der Landesversammlung be— züglich der durch die obwaltenden Umstände etwa weiter ge— botenen Schritte zu beschränken haben. Das Herzogliche Staats-Ministerium wird Ihnen so bald als irgend möglich die erforderlichen Mittheilungen zugehen lassen, durch welche Sie in den Stand gesetzt werden, der Aufgabe dieses außerordentlichen Landtages gerecht zu werden. Tief gebeugt, aber nicht muthlos, sehen wir der Zu— kunft entgegen, vertrauend auf den Höchsten, der die Geschicke unseres Landes auch ferner in seinen gnädigen Schutz nehmen wird. Namens des Regentschaftsraths für das Herzogthum Braunschweig erkläre ich den außerordent— lichen Landtag damit für eröffnet.“ — Bei der darauf fol— genden Präsidenten wahl wurde der Abg. von Veltheim zum ersten Präsidenten, der Abg. Lerche zum Vize-Präsiden— ten gewählt. Der Abg. Pockels beantragte, auf die Eröff— nungsrede eine Antwort an den Regentschaftsrath zu erlassen; er halte es für geboten, auch von dieser Stelle aus den Gefühlen, welche gegenwärtig das Land bewegen, Ausdruck zu geben und neben der Treue zu Kaiser und Reich auch die Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft aus— zusprechen. Der Antrag Pockels wurde angenommen und zu⸗ gleich eine staatsrechtliche Kommission gewählt, welche den Entwurf der Antwort vorlegen soll. In diese Kom⸗ mission wurden die Abgg. von Schmidt⸗Phiseldeck, von Cramm, Häusler, Lerche, Pockels, Schöttler und Rosenthal gewählt. — Die nächste Sitzung findet morgen Vormittag 11 Uhr statt. Nach dem Schluß derselben wird die Versammlung in corpore an dem im Residenzschlosse ausgestellten Sarge des Herzogs einen Kranz niederlegen.
Oesterreich Ungarn. Pest, 22. Oktober. Das Unter⸗ haus hat die Wahl der Delegationsmitglieder vor— genommen.
Agram, 23. Oktober. (W. T. B.) Die heutige Sitzung des Landtages wurde wiederum durch die An⸗ hänger des Abgeordneten Staresevie verhindert und mußte deshalb bald nach dem Beginn geschlessen werden. Die Anzahl der auszuschließenden Abgeordneten beträgt nunmehr 15; unter denselben befinden sich David und Anton Staresevic. Diesen 15 Abgeordneten soll morgen der Zutritt zum Landtage verwehrt werden, und gleichzeitig wird die Einbringung des Entwurfs einer verschärften Hausordnung beabsichtigt.
Schweiz. Bern, 21. Oktober. (Allg. Ztg.) Das vom Bundesrath jetzt durchberathene eidgenöfsifche Budget für 1885 hat die Bundeseinnahmen güf 45 972 060 Fr. und die Bundesausgaben auf 46 050 000 Fr. festgestellt, was ein Defizit von nur 78 0090 Fr. ergiebt. Die Haupt-Bundes⸗ einnahmen sind bekanntlich die Zoll,, Post⸗ und Telegraphen⸗ einnahmen; erstere sind auf 19715 060 Fr., die zweiten auf 16045 000 Fr., und die letzteren auf 2673 200 Fr. fixirt; die einzelnen Ausgaben dagegen wie folgt: Amortisation und Verzinsung des Anleihens 1 869 160 Fr., Allgemeine Ver⸗ waltung 734 4060 Fr. Departements: Politifches Departement 366 900 Fr., Departement des Innern: Abtheilung Inneres S806 7659 Fr., Abtheilung Bauwesen 2798043 Fr., Justiz⸗ und Polizeidepartement 45150 Fr., Militärdepartement 17530 322 Fr., Finanz⸗ und Zolldepartement: Finanzver⸗ waltung 1770 000 Fr., Zollverwaltung 1 950 200 Fr., Handels- und Landwirthschaftsdepartement: Handel und In⸗ dustrie 359 500 Fr., Landwirthschaft 441 970 Fr., Forstwesen 115 600 Fr., Post⸗ und Eisenbahn departement: Post verwaltung 14615 900 Fr., Telegraphenverwaltung 2 501 800 Fr., Eisen⸗ bahnwesen 147 050 Fr, Unvorhergesehenes 9155 Fr., Summa 46060 000 Fr. — Der Bundesrath hat heute als seine Ab⸗ geordneten für die am 25. November in Paris be—
ginnende lateinische Münzkonferenz seinen dortigen
Gesandten, Dr. Lardy, und Hrn. Burkhardt⸗Bischoff in Basel bezeichnet.
Belgien. Brüssel, 23. Oktober. (W. T. B.) Die Bürgermeister des Kompromisses der Gemeinden traten heute bei dem hiesigen Bürgermeister zu einer Be⸗ rathung zusammen und beschlossen, ihren Kommunalräthen den Antrag auf Votirung einer Refolution zu Gunsten der Abschaffung des Schulgesetzes vorzulegen, nachdem die jüngst stattgehabten Kommunalwahlen ergeben hätten, daß das Land das Schulgesetz nicht gutheiße und nicht wolle.
Großbritannien und Irland. London, 22. Oktober. (Allg. Corr) Der bisherige Kanzler des Herzog— thums Lancaster, J. G. Dod son, ist in den Pairs⸗ stand erhoben worden und tritt aus seinem Amte, während der bisherige Obersekretär für Irland, G. O. Trevelyan, zum Kanzler ernannt worden ist und Mr. Campbell Bannerman, den jetzigen Sekretär der Admiralität, zum Nachfolger als irischen Obersekretär erhält. Da Letzterer jetzt zum Minister der Krone avancirt ist, so hat er sich in Stirling einer Wiederwahl zu unterwerfen. Mr. Trevelyan behält seinen Sitz im Kabinet. —
— 23. Oktober, Abends. (W. T. B.) Die Thronrede, mit welcher heute die außerordentliche Session des Parlaments eröffnet wurde, be⸗ zeichnet als Hauptaufgabe desselben, die Wahlreform⸗ frage nochmals in Erwägung zu ziehen. Was die Be— ziehungen zu den auswärtigen Regierungen angehe, so seien dieselben zu allen Mächten die freundschaftlichsten. Die Nachrichten aus dem Sudan ließen zwar noch einigen pein⸗ lichen Ungewißheiten Raum, doch verdiene jedenfalls die Energie und der Muth des Generals Gordon bei der Verthei—⸗ digung von Khartum die wärmste Anerkennung. Der Vor⸗ marsch der englischen Truppen nach Dongola habe den Zweck, Gordon und diejenigen, welche ihm treue Unterstützung ge⸗ leistet hätten, zu befreien. In der Thronrede heißt es dann weiter: „In Egypten habe ich alle Mühe aufgewandt, um die Besserung der dortigen Lage herbeizuführen. Ich habe die egyptische Regierung in ihrer schwierigen finanziellen Lage, welche durch den Mißerfolg der Londoner Konferenz hervor— gerufen wurde, unterstützt. Zusammen mit der Kap⸗ Regie rung bin ich damit beschäftigt, die Mittel in Erwägung zu ziehen, welche nothwendig sind, um der Konvention mit dem Transvaal-Lande Die erforderliche Achtung zu sichern. Die Operationen im Sudan werden einen neuen Kredit nothwendig machen.
In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte der Unter⸗-Staatssekretär Ashley auf eine bezügliche Anfrage: Die Regierung stehe mit Warren wegen einer Mission desselben nach dem Kaplande in Unterhandlun⸗ gen; Näheres darüber könne er aber noch nicht mittheilen. Bei der hierauf begonnenen Adreßdebatte erklärte der Premier Gladstone: Die Congofrage sei in der Thron— rede nicht erwähnt, weil die Annahme der Einladung zu der Congokonferenz erst gestern abgegangen sei; er glaube indeß, daß das Land durch die eventuellen Resultate der Konferenz befriedigt sein werde. Was Südafrika an⸗ betreffe, so sei die Regierung entschlossen, die Bestim⸗ mungen der Konvention mit dem Transvaal-Lande aufrecht zu erhalten, womit auch die Kap⸗Regierung einver⸗ standen sei. In Betreff Egyptens sei der bis zum Ende vorigen Monats reichende diplomatische Schriften⸗ wech sel heute auf den Ttsch des Hauses niedergelegt worden. Sobald Lord Northbrook nach England zurückgekehrt sei und eine Prüfung seiner Vorschläge stattgefunden habe, würden die von der Regierung gefaßten Beschlüsse sobald als nur thunlich dem Hause mitgetheilt werden. In Bezug auf Khartum sei die Politik der Regierung eine ganz unveränderte. Was die Re formbill anbelange, so halte die Regierung an der Politik fest, welche sie in der letzten Session befolgt habe. Der Unter⸗-Staatssekretär Fitzmaurice erklärte: die Regierung halte es für wünschenswerth, den Freihandel in Westafrika einzuführen. Ueber die auf die Konferenz bezüglichen Fragen könne er sich nicht weiter auslassen; er könne nur mittheilen, daß es sich darum handle, die Prin⸗ zipien des Wiener Bertrages vom Jahre 1815 be— trefff der Schiffahrt auf den europäischen Flüssen auf die Flüsse Westafrikas anzuwenden, ferner den Frei⸗ handel nach dem Congogebiet zu bringen und endlich ein Arrangement bezüglich der Formalitäten zu treffen, welche erforderlich sind, damit die zukünftige Annexion gültig sei. — Auf eine Anfrage Smiths antwortete der Premier Glad⸗ stone: das Marine⸗Ministerium habe schon seit einiger Zeit über den Zustand der Futte Erwägungen angestellt und werde in einem Monat eine Erklärung darüber im Par⸗ lament abgeben. w .
Das Oberhaus trat gleichfalls in die Adreßdebatte ein. Lord Salisbury gab der Hoffnung Ausdruck, daß der die Reformfrage betreffende Passus der Thronrede auf die Absicht der Regierung hindeute, die Reformbil! und die Bill über die neue Eintheilung der Wahlkreise gleichzeitig zu behandeln; die Regierung werde in diesem Falle auf die Unterstützung der konservativen Partei rechnen können. Der Staatssekretär Lord Granville vertheidigte die. von der Regierung befolgte Politik. Der Staatssekretär der Kolonien, Lord Derby, erklärte auf eine Anfrage Lord Larnavonz: die Bill über die Konfödera tron Australiens werde noch in dieser Session eingebracht, werden, wenn die Zustimmung von Neu⸗Südwales zeitig genug eintreffe. Die Adresse wurde hierauf angenommen und das Haus vertagte sich sodann bis zum 3. November.
Frankreich. Paris, 22. Oktober. (Fr. Corr.) Eine Deputation der Landwirthe des Norddeparte⸗ ments, der sich die Vertreter desselben im Parlament an⸗ schlossen, wurde heute von dem M inister⸗Präsidenten Jules Ferry empfangen, welchem die einzelnen Mitglieder der landwirthschaftlichen Vereine die Wünsche der Landwirthe ihrer Gegend unterbreiteten. Dieselben laufen auf Einfüh⸗ rung eines Einfuhrzolls für Getreide und andere protektio⸗ Ristische Maßregeln hinaus. Der Minister-Präsident erwiderte: Die Regierung beschäftige sich sehr eingehend mit den herr— schenden Uebeiständen, und die Votirung des neuen Zucker—⸗ gesetzes sei bereits ein Beweis ihrer Fürsorge. Die Frage sei doch so wichtig, daß sie ein eingehendes Studium erfordere. Die Delegation möge ihre Wüͤnsche der jüngst gewählten Kommission der Deputirtenkammer mittheilen, die dann die⸗ selben genau prüfen würde. Nachmittags wurden die Delegir⸗ ten von dem Ackerbau⸗Minister empfangen. .
— (Köln. Ztg.) Der Ausschuß für die Tongking⸗ kredite ernannte den Deputirten Leroy zum Präsi⸗
denten. Vor dem Beginn seiner Arbeiten wird der Ausschuß von der Regierung die Vorlage der Sitzungsprotokolle des früheren Ausschusses verlangen. — In der heutigen Sitzung des Senatsausschusses für das Wahl⸗ gesetz erklärte der Minister⸗Präsident Ferry sich betreffs der Beseitigung der lebenslänglichen Senatoren und betreffs des Verhältnisses der Senatorenwahlen mit dem Aus⸗ schuß einverstanden. Hr. Ferry bat den Ausschuß um Be⸗ schleunigung seiner Arbeiten, weil der 15. November die letzte Frist zur Wahl der Delegirten für die Senatorenwahlen fei. — Der Pariser Gemeinderath wählte heute nach Er⸗ öffnung seiner Session den Autonomisten Boue mit 36 gegen 21 Stimmen, die der Opportunist Vauthier erhielt, zu seinem Präsidenten. Die übrigen gewählten Mitglieder des Bureaus sind gleichfalls Autonomisten.
— 23. Oltober. (W. T. B.) Der Minister⸗Prä—⸗ sident Ferry, der Kriegs⸗Minister Campenon und der Marine⸗-⸗Minister Peyron werden morgen in der Tongking⸗Kommission erscheinen. Wie es heißt, würde der Kriegs-Minister die Ermächtigung nach— suchen, schon jetzt eine gewisse Anzahl Bataillone in der durch das Gesetz über die Organisation der Kolonialarmee vorge— sehenen Weise zu bilden. Der Minister-Präsident hat sich damit einverstanden erklärt, daß die vollständigen Protokolle der früheren Tongking-Kommission der jetzigen als sekret mit— getheilt werden.
Die „Agence Havas“ meint, es sei möglich, daß eine Macht die Initiative zu einer Mediation zwischen Frank reich und China ergreifen werde, doch stehe noch Nichts darüber fest.
Im Senat wurde heute von dem Marine⸗Minister Peyron die Vorlage, betreffend die Verleihung von Ordens⸗ dekorationen an die Soldaten und die Marine— truppen in Tongking, eingebracht. Die Vorlage wurde mittelst Akklamation genehmigt.
Ein Bataillon Jäger z. F., welches in Versailles garnisonirt, hat Befehl erhalten, sich zum Abmarsch nach Tongking bereit zu halten.
Privatmeldungen aus Madagaskar, vom 1. . M., sagen: Admiral Miot sei mit mehreren souveränen Häuptlingen der Insel in Verbindung getreten, welche geneigt seien, den Franzosen Beistand zu leisten. Von etwa 300 Hovas sei ein französischer Posten bei Mondnadison in der Bai von Passandova überfallen worden, man habe die Hovas aber mit erheblichen Verlusten zurückgeschlagen.
In Yport sind bis jetzt keine weiteren Cholera— Todesfälle vorgekommen, dagegen werden aus Oran 6 neue Cholera⸗Todes fälle gemeldet.
Italien. Rom, 23. Oktober. (W. T. B.) Der Cholera⸗Bericht vom 22. d. M. meldet: Es kamen vor: In Brescia 7 Erkrankungen, 2 Todesfälle, in Cuneo 14 Er— krankungen, 9 Todesfälle, in Neapel 13 Erkrankungen, 19 Todesfälle, davon in der Stadt Neapel 7 Erkrankungen, 18 Todesfälle, in Novara 6 Erkrankungen und 3 Todesfalle; in den übrigen infizirten Provinzen je 1 bis 3 Erkrankungen und Todesfalle.
— 24. Ottober. (W. T. B.) Die Eisenbahn⸗ kommission beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung mit den Tarifen für Eil- und Frachtgüter, sodann mit den Spezialtarifen für Beförderung des Militärs, der Beamten ꝛc. Die „Opinione“ glaubt, daß die Kommission morgen oder übermorgen ihre Arbeiten beendigt haben wird.
Gestern fand in Folge eines leichten Unwohlseins des Minister-Präsidenten kein Ministerrath statt.
Türkei. Konstantinopel, 24. Oktober. (W. T. B.) Der für den Sultan bestimmte Andreas-Orden ist gestern dem russischen Botschafter Nelidoff zugegangen; i feierliche Ueberreichung desselben wird unverzüglich er⸗ olgen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Okto⸗ ber. (W. T. B.) Der Kaiser hat von den im letzten Hochverrathsprozeß zum Tode Verurtheilten die Vera Figner und Ludmilla Wolkenstein, den Stabskapitän der Artillerie Pochitonoff, den Oberst⸗-Lieutenant der Infanterie, Aschenbrenner, den Seconde-Lieutenant der Infanterie, Tichanowitsch, und den Fähnrich des Flottensteuermanns⸗Corps, Yuvatscheff, zu lebenslänglicher resp. fünfzehnjähriger Zwangs⸗ arbeit begnadigt. An den ebenfalls zum Strange Verurtheilten: dem früheren Flotten⸗-Lieutenant Baron Alexander Stromberg und dem Lieutenant der Artillerie, Rogatscheff, ist das Urtheil am 22. d. M. vollstreckt worden. Die übrigen Angeklagten, der Kaufmannssohn Wassily Iwanoff, der Priesterssohn Apollon Nemolowsky, der Edelmann Wladimir Tschaikoff, der Priesterssohn Dimitry Ssurobtzeff, der Kaufmannssohn Atha⸗ nassy Spandoni Basmandshi und die Priesterstochter Liubow Tschemodanowa, sind zu Zwangsarbeit von 4 bis 20 Jahren verurtheilt worden.
Amerika. Washington, 23. Oktober. (W. T. B.) Die Meridian-Konferenz ist gestern vorläufig ver⸗ tagt worden und wird später von dem Präsidenten zur Verifikation der Protokolle wieder einberufen werden. Die definitive Vertagung findet in der nächsten Woche statt. — 24. Oktober. (W. T. B.) Die Meridian⸗Kon⸗ ferenz hat eine Erklärung angenommen, in welcher alle ihre Beschlüsse zusammengefaßt werden.
New⸗York, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Gouver⸗ neur Cleveland hat auf die gerichtliche Verfolgung des gegen ihn verübten Angriffs verzichtet; der Attentäter ist in Folge dessen wieder auf freien Fuß gesetzt worden, nachdem er vorher der Reue über seine That Ausdruck gegeben hatte.
Afrika. Egypten. Kairo, 21. Oktober. (Allg. Corr.) Die heute in Dongola eingelaufene Meldung betreffs eines Schi ffbruchs bei Wady Garna wird hier bezweifelt, da amtliche Telegramme aus Dongola die Meldung bestätigten, daß ein Dampfer Schiffbruch erlitt, obgleich noch nicht mit Bestimmtheit bekannt ist, ob sich irgend welche Europäer an dessen Bord befanden.
— 23. Oktober. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Bei der ,. Reduktion der egyptischen Armee auf 3099 Mann werden alle eng⸗ lischen Offiziere der egyptischen Armee bis auf 10 den egyptischen Dienst verlassen.
Wady⸗Halfa, 21. Oktober. (A. C.) Der auseinander⸗
genommene Dampfer „Jarrow“ wird mit der Bahn nach Sarras, und vor dort auf Dahabiehs nach Hannek befördert werden, wo er zusammengesetzt werden soll. Der Gesund⸗ heitszustand der hiesigen Truppen ist ein guter. Im
Hospital befinden sich 104 Kranke unter ärztlicher Behand⸗
lung, es ist jedoch darunter kein ernster Fall. Man erwartet, daß die hier stehende berittene Infanterie binnen einer Woche vorrücken werde.
Seitungsstimmen.
Die „Neue Preußische Zeitung“ schreibt:
Wenn das Centrum in Berlin in allen Wahlbezirken den geist⸗ lichen Rath Müller aufgestellt oder etwa Wahlenthaltung proklamirt hätte, weil ihm keine der konservativen Kandidaten völlig konvenirt, obwohl dieselben in nicht unwesentlichen Punkten dem wirthschaft⸗ lichen Standpunkt des Centrums nahe stehen, so wäre das allenfalls verständlich. Aber von vornherein die Parole auszugeben: für Träger, für L. Löwe — wird bei keinem Konservativen auf Billigung rechnen können Es bleibt immerhin kein schönes Bild, die Centrumswähler unter der Fahne: Nieder mit den Junkern und dem System Puttkamer! im Gefolge Hrn. Löwe's zu erblicken.
— Die „Schlesische Zeitung“ berichtet über eine Wahlversammlung der Breslauer „Deutschfreisinnigen Partei“ unter der Devise: „Erfreuliches aus fortschrittlichem Lager“ Folgendes:
Die Zeichen mehren sich, daß ein frischer, kräftiger Zug weht in den liberalen Reihen im Lande“ — so hieß es in den einleitenden Worten einer längeren Rede, mit welcher die am 16. d. M. statt⸗ gehabte Wahl versammlung der Breslauer, Deutschfreisinnigen Partei“ eröffnet wurde. Angesichts dieser Worte des Vorsitzenden versenkten wir uns mit doppeltem Eifer in die Lekture des Berichtes. Wir waren auf die Beweisführung um so mehr gespannt, als die stolz? Behauptung zu unseren eigenen Wahrnehmungen in schnurgeradem Gegenfatze steht. Ünd das namentlich, so⸗ weit es sich um die hier in erster Linie in Betracht kom menden politischen Strömungen in unserer guten Stadt Breslau, dieser alten Hochburg des Fortschritts, handelt. Jüngst erst hatten wir an der Hand einer unanfechtbaren Statistik nachgewiesen, wie erheblich und wie stetig die Stimmenzahl, welche die Fortschrittspartei bei den Wahlen auf sich vereinigte, herabgesunken war. Noch bei der Wahl zum konstituirenden Reichstage, also nach den weltgeschichtlichen Ereignissen, welche über die große Oppositionspartei der Konfliktzeit hinweggeschritten waren, erzielte der Breslauer Fortschritt mehr als zwei Drittel sämmtlicher breslauer Stimmen; bei den Wahlen von 1881 war er auf erheblich weniger als ein Drittel reduzirt. Und doch verfügte er vor drei Jahren ganz ebenso wie heute über seinen sezessionistischen Anhang, der inzwischen in ihm aufgegangen ist.
Auch was die Verhältnisse in weiteren Gebieten anlangt, haben wir nirgend Indieien dafür zu erkennen vermocht, daß ein frischer, kräftiger Zug durch die fortschritlischen Reihen weht, wohl aber dafür, daß die oppositionelle Strömung mehr und mehr von der entgegen— gesetzten bewältigt wird. Der Fortschritt steht und fällt mit seiner manchesterlichen Doktrin, welche Fürst Bismarck unter dem lauten Beifall des Landes zum vollständigen Bankerott geführt hat. Das politische Prinzip des Fortschritts ist von seinem sozialen und wirth— schaftlichen Prinzip nicht zu trennen; beide laufen auf jenen trostlosen In⸗ dividualismus hinaus, der kein anderes Ideal kennt, als die absolute Gleich⸗ berechtigung aller Einzelwesen und die freieste individuelle Konkurrenz im Kampfe ums Dasein. Daß bei dieser Atomisirung der Gesell— schaft, welche keine anderen gegenseitigen Beziehungen zuläßt als die des freien Pereinswesens, die Begriffe Vaterland. Staat, Heimath, Familie völlig ins Wanken kommen, haben die Erfahrungen des hinter uns liegenden Jahrzehnts nur allzu fühlbar erwiesen. Ueber den Satz L. So wenig Staat wie möglich“ hat die öffentliche Meinung den Stab gebrochen; als sein letzter Verfechter steht die Koalitions⸗ partei des Fortschritts vollständig isolirt.
Angesichts dieser innerlich begründeten historischen Thatsachen heute von einem das fortschrittliche Lager durchwehenden frischen, kräftigen Zuge zu reden, erscheint um so ö als auch alle äußeren Vorgänge auf das Gegentheil deuten. Daß sich die beiden manchester⸗ lichen Parteien, Fortschritt und Secession, neuerdings zu einer Partei zusammengeschlossen haben, kann jedenfalls mit größerem Rechte auf die eigene Erkenntniß der Schwäche und der Isolirung zurück⸗ geführt werden, als auf die zündende Macht der Prinzipien. Als ein Zeichen für den Aufschwung fortschrittlicher Ideen im Lande ist die Stellung, welche die nationalliberale Partei in Heidelberg, Neustadt und Berlin eingenommen hat, wahrlich nicht zu deuten. Und gewiß ebensowenig die Schwen⸗ kung des Großkapitals, das der manchesterlichen Firma, trotz des Eifers, mit dem sie die Interessen der Börse vertreten, den Kredit gekündigt und anderweite Verbindungen angeknüpft hat. Dasselbe gilt von den zahlreichen politischen Vereinigungen, welche sich seit 1878 nach dem Vorgang des Neuen Wahlvereins in Breslau zur Be⸗ kämpfung des Fortschritts allerwärts im Lande gebildet haben. Speziell die Breslauer Fortschrittspartei hat erfahren, daß solche Vereinsbildungen durch Hohn und frivolen Witz nicht um ihre Lebens⸗ kraft gebracht werden können. Der auch in Breslau erfolgte An schluß der Nationalliberalen an den neuen Wahlverein zeigt gewiß am wenigsten von einem frischen, kräftigen Luftzuge im Sinne des Fortschrifts. ⸗
Hat nun Hr. Kirschner — so heißt der beredte Vorsitzende jener fortschrittlichen Wahlversammlung — einen Beweis für seine stolze Behauptung geführt? Beim eifrigsten Studium der fortschrittlichen Lokalblätter haben wir auch nicht den Versuch einer Begründung, geschweige denn eines Beweises gefunden. Gleich dem Kanzelredner hat. Hr. Kirschner sich auf, einen strikt konfessionellen Stand- punkt gestellt: „Es will mir nicht in den Sinn“, sagte er im Hinblick auf das gegen den Fortschritt gerichtete Kompromiß der Nationalliberalen mit dem Neuen Wahlverein, „es will mir nicht in den Sinn, daß jene Männer, die mit uns Schulter an Schulter standen, nun unter der Fahne unserer gemeinsamen Feinde kämpfen sollten. Ich gebe den Glauben nicht auf, daß es unter den Nationalliberalen der liberalen Sache treu ergebene Männer giebt; ich mag nicht verzweifeln, daß ein Theil derselben die un natürliche Verbindung nicht lange wird bestehen lassen und zurück kommt an die Stelle, wo er hingehörte,. Das klingt doch sehr elegisch und verräth wenig von einem frischen, kräftigen fortschritt— lichen Zuge.
Hrn. Kirschners Rede war von einem ganz anderen Zuge durch— weht, einem Zuge, der nur die Hoffnungen, mit denen wir in die Zukunft blicken, zu erfrischen und zu kraͤftigen geeignet ist. Dieser frische und kräftige Zug richtet sich schnurgerade und mit aller Ent⸗ schiedenheit gegen den Kurs, in welchem die Herren Richter, Parisius und Hermes steuern. In dem — wie das hiesige große Fortschritts⸗ blatt ausdrücklich bekundet hat, von der Parteileitung herausgegebenen — ‚ABG⸗Buch für fortschrittliche Wähler“ heißt es wörtlich: Entweder man geht mit dem ürsten Bismarck durch Dick und Dünn, oder man befindet sich vom liberalen Stand⸗ punkt aus in der entschiedenen Opposition. Was dazwischen liegt, ist vom Uebel. Der Vorsitzende der fortschrittlichen Wahl versammlung aber verwahrte sich allem anderen voran ausdrücklich dagegen, „daß die Partei negativ sei, daß sie prinzipiell Opposition gegen die Vorlagen der Regierung mache?. Das ist doch ein hoch= erfreulicher Widerspruch. Und derselbe Geist, der sich in diesem Widerspruche kundgab, durchwehte die ganze fortschrittliche Rede. Gegen die vielberufene Kaiserliche Botschaft, welche das Programm der Sozial- politik in großen Zügen entwickelte und an den Beruf des christlichen Staates mahnte, foll der Fortschritt nur angekämpft haben, weil sie gleichzeitig das Tabackmonopol in Aussicht nahm. Der Redner hat vergessen oder er wollte vergessen, mit welcher Pietätlosigkeit fort- schrittlicherseits in der Presse und selbst im Reichstage der Botschaft des Allerhöchsten Herrn entgegengetreten worden ist. Zur Recht— fertigung dieser Haltung hat die fortschrittliche Parteileitung in ihrem jüngst erschienenen ABG-Buch noch ausdrücklich zu sagen
für gut befunden: „Solche Botschaften unterliegen ebenso wie Herr ,. der freien Kritik, da sie unter der Verantwortlichkeit
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