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. Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
Auf Grund der 8§. 11 und 12 des — — gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 sind die in Altona beschlagnahmten Flug⸗ blätter mit der Ueberschrift: 1I) „Zur Reichstagswahl 1884! ͤ An die Wähler im 6. schleswig⸗-holsteinischen Reichs⸗ tagswahlkreise. Mitbürger! Männer des werkthätigen Volkes in Stadt und Land!“ 2) „Zur Reichstagswahl 1884! . An die — 4 im 8. schleswig⸗holsteinischen Reichs⸗ tagswahlkreise. Mitbürger! Männer des werkthätigen Volkes in Stadt und Land!“, beide unterzeichnet: Altona, Oktober 1884“, ohne Angabe des Druckers, Verlegers und Verfassers, unterm heutigen Tage von der unterzeichneten Landes⸗Polizeibehörde verboten worden. Schleswig, den 1. November 1884. Königliche Regierung, Abtheilung des Innern. von Frank.
Auf Grund des §. 12 des Reichsgesetzes gegen die gemein⸗ gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Qt⸗ tober 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das von Bruno Schönlank in München verlegte, bei M. Ernst daselbst gedruckte Flugblatt, beginnend: „Blos noch wenige Stunden“, unterzeichnet: „Wähler aus dem arbeitenden Volke“, ohne Datum, gemäß 5. 11 des ge⸗ dachten Gesetzes Seitens der unterzeichneten Landes-Polizei— behörde verboten worden ist.
München, den 30. Oktober 1884.
Königliche Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern. von Pfeufer.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 3. November. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag 11 Uhr militärische Meldungen entgegen und arbeiteten als⸗ dann mit dem Chef des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Rath von Wilmowski. .
Um 1 Uhr empfingen Se. Majestät eine Deputation des Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier-Regiments Nr. 1, bestehend aus dem Regiments⸗Commandeur Obersten von Unruh und dem Hauptmann von Lindequist, welche die Ehre hatten, Gedenkblätter des Regiments zu überreichen. ö
Sodann empfingen Se. Majestät den Kaiserlich russischen Obersten Butukoff, Militär⸗Attaché bei der Kaiserlich russischen Botshast.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz besichtigte am Sonnabend früh 8 Uhr die Aus⸗ stellung der Schülerarbeiten im Kunstgewerbe⸗Museum, empfing sodann den Kapitän⸗Lieutenant Altag und begab Sich um 11 Uhr zu einer Abtheilungssitzung des Staatsraths in 46 Königliche Schloß, wo Höchstderselbe bis 31“ Uhr ver⸗ weilte.
Um 4 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit den außer⸗ ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister der Ver⸗ einigten Staaten von Amerika, Casson, und um 41 Uhr den Grafen Görtz-Wrisberg und den Ober-Kammerherrn von Veltheim. ⸗ .
Abends wohnte Se. Kaiserliche Hoheit einer Abtheilungs— Sitzung des Staatsraths im Königlichen Schlosse bei und be— gab Sich mit dem 9 Uhr⸗Zuge nach Potsdam bezw. Born⸗ stedt, wo Höchstderselbe übernachtete. ö
Gestern Morgen wohnte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz dem Gottesdienste in der Heiligengeist⸗ kirche zu Potsdam bei, kehrte mit dem 12 Uhr-Huge nach Berlin zurück, nahm auf dem Potsdamer Bahnhofe einige Meldungen und Vorträge entgegen und begab Sich von dort direkt mit Ihrer Königlichen Hoheit der Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen zur Feier derß Einweihung des ‚Neubaues der Technischen Hochschule nach Charlottenburg.
Um 41 / Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit den Hauptmann Kluck vom Westfälischen Infanterie-Regiment Nr. 53, und um 5“ Uhr nahm Höchstderselbe bei Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm im Königlichen Schlosse das Diner ein.
— In dem in Nr. 268 des „R.⸗-A.“ mitgetheilten Er— widerungstelegramm Sr. Kaiserlichen und König— lichen Hoheit des Kronprinzen auf die Begrüßungs— depesche der Straßburger Studentenschaft muß es statt „recht“ gesegnetes Gedeihen u. s. w. „reich“ gesegnetes u. s. w. heißen.
— Die urkundliche Uebertragung eines gestem⸗ pelten Versicherungsvertrages auf den neuen Erwerber der versicherten Sache ist nach einem Urtheil des Reich s⸗ gerichts, IV. Civilsenats, vom 29. September d. J., in Preußen von Neuem mit dem Assekuranz-⸗Polizen⸗Stempel (/“ Prozent der gezahlten Prämie) zu versehen, selbst wenn nach den Versicherungsbedingungen in Folge des Ueberganges der versicherten Sache an einen Dritten auch der Ver⸗ sicherungsvertrag von selbst auf diesen übergeht und es somit eines urkundlichen Uebertragungsaktes nicht bedarf.
— In Erwiderung verschiedener an die Redaktion des in Kapstadt erscheinenden Journals „Kapland“ ergangener
Anfragen, betreffend Naturalisirung deutscher Unter⸗
thanen in der Kolonie, ist das Blatt, wie die „N. Allg. Ztg.“ mittheilt, im Stande, folgende vom Kaiserlichen Auswärtigen Amt in Berlin durch das Kaiserlich deutsche Konsulat gege— bene Auskunft zu ertheilen: Kapstadt, 25. September 1884.
Die Thatsache des Erwerbes einer fremden Staatsangehörigkeit ist allein nicht geeignet, den Verlust der Reichsangehörigkeit herbei⸗ zuführen. — Die letztere geht nur verloren aus den im 5§. 13 Ziffer 1—.5 des Reichsgesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Reichs⸗ und Staattsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 (R.G.⸗Bl. S. 356, bezeichneten Gründen.
Wenn daher ein Deutscher in der Kapkolonie naturalisizt wird, so behält derfelbe gleichwohl seine Reichsangehörigkeit nach Maßgabe des vorerwähten Reichsgesetzes bei und bleibt allen denjenigen Pflichten unterworfen, welche ihm in dieser Eigenschaft obliegen und wird namentlich ven der Verpflichtung zum Militärdienst in Deuschland
icht befreit. . nian , , wird auch in den Rechten, welche den Reichs⸗
angehörigen als solchen zustehen, durch die in Rede stehende Natura ier, — sich keine Aenderung hervorgebracht; nur wird solchen im Besitze einer doppelten Staatsangehõrigkeit befindlichen Personen, so lange sie in dem Lande wohnen, in welchem sie als Staatsbürger gelten, den Landesbehörden gegenüber ein Schutz Seitens der Kaiser⸗ lichen diplomatischen oder konsularischen Beamten im Allgemeinen nicht zu gewähren sein, auch werden sie z. B. nicht davor bewahrt werden können. staate bürgerliche Pflichten, als: Kriegsdienste, Ent richtung von Zwangssteuern, zu erfüllen, sofern solche Pflichten den als Angehörige des betreffenden Landes geborenen Personen auferlegt werden.
— Der Kaiserliche Botschafter am russischen Hofe, General⸗Lieutenant von Schweinitz, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaube nach St. Petersburg zurüͤck⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder
übernommen.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich griechischen Hofe, Freiherr von den Brincken, ist vom Urlaube nach Athen zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Ge⸗ sandtschaft wieder übernommen.
— Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Albatroß“ 24/6. Sidney 27.8. (Poststation: Sidney Australien].) S. M. Panzerknbt. „Brummer“ Wilhelmshaven 18/10. — 20/10. Kiel. S. M. Panzerknbt. „Bremse“ 24.10. S. M. S. „Elisabeth“ Wilhelmshaven — von Bremerhaven kommend L /10. Sidney 16/10 (Poststation: hoko hama.) S. M. S. „Gneisenau“ Kiel 12/10. — 22.10. Wilhelmshaven. S. M. Av. „Grille“ Kiel 2/10. — 15 110. Kiel. S. M. Knbt. „Hyäne“ 16/7. Matupi 30/7. — 30/7. Mioko 14/8. — 14/8. Port Hunter 16/8. — 16.8. Matupi 218. — 6.9. Sidney 328.9. (Poststation: Sidney [Australien].) S. M. Knbt. Iltis, 207. Canton. (Poststation: Hongkong) S. M. Ap. „Loreley 28.9. Buyukders. — Letzte Nachricht von dort 21/10 (Poststation: Konstantinopel.ꝰ S. M. S. „Marie“ 23. 8. Callao 17.9. (Poststation: Sidney Australien!) S. M. Knbt. „Möwe“ 17.8. Rhede Benito 18.8. — 19/8. Bucht Sankt Thoms 20,78. — 23/86. Lagos 26/8. — 28.8. Camerun 29/8. — 29.8. Fernando Po 31/8. — 1.59. Biafra Bucht vor Nelonje 2.9. — 2./9. Fernando Po 9. /9. — 15. /9. Banana (Congo⸗ Mündung] 16/9. — 23/10. Kapstadt. — Beabsichtigt, am 11.11. wieder in See zu gehen. (Poststation: Madeira.) S. M. Knbt. „Nautilus“ 19.8. Tientsin. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Nymphe“ 21. /19. Bahia. — Beabsichtigt, am 4./1I1. wieder in See zu gehen. (Poststation: Demerara (George⸗ town] Guyana.) S. M. S. „Prinz Adalbert“ 24. / 8. Foochow 5.9. — 7/9. Woosung. (Poststation: Panama.) S. M. S. „Stosch“ 11./8. Shanghai. — (Letzte Nachricht von dort 5.9. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 19/10. Wilhelmshaven (Poststation: Wilhelmshaven.) Westafrika⸗ nisches Geschwader Wilhelmshaven 30.10. (Poststation: bis 4/11. Plymouth, England,), letzte Post 4/11. er. 11 Uhr 39 Min. Vormittags aus Berlin. Nach Madeira mit der am 6. 11. er. Vormittags 11 Uhr 41 Min. aus Berlin gehenden Post via Liverpool. Nach Porto Grande — St. Vincent — (Cap Verds) mit der am 10./¶1. cr. Nachmittags 3 Uhr 40 Min. aus Berlin gehenden Post via Hamburg. Nach Fernando Po mit der am 20.11. er. Vormittags 11 Uhr 41 Min. aus Berlin gehenden Post via Liverpool.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Simson in Freienwalde i. P, Dr. Badt und Dr. Benda in Pankow, Dr. Otto Lehmann in Herzberg a. Elster, Dr. Boecking in Roßla. ;
Baden. Karlsruhe, 31. Oktober. (Karlsr. Ztg.) Gestern Abend fand zu Ehren des Großfürsten und der Großfürstin Michael von Rußland Familientasel bei den Großherzoglich mecklenburg ⸗schwexrinschen Herrschaften in Baden statt, welcher die Großherzog⸗ lich badische Familie anwohnte; den späteren Abend brachten Ihre Königlichen Hoheiten bei Ihrer Majestät der Kaiserin zu. — Der Großfürst Michael Michailowitsch ist heute srüh von Baden abgereist.
Durch Allerhöchstes Kabinetsschreiben vom 28.2. hat Se. Majestät der Kaiser Se. Königliche Hoheit den Großherzog benachrichtigt, daß Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Ludwig Wilhelm, Seconde-Lieutenant im J. Badischen Leib⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 109, das Offizier s⸗ Examen mit dem Prädikat „Vorzüglich“ bestanden hat und daß Se. Majestät Höchstdemselben nach dem Antrage der Ober— Militär-Examinationskommission eine Belobigung habe zu Theil werden lassen.
Durch ein weiteres Allerhöchstes Kabinetsschreiben vom 28. d. wird auf Wunsch des Großherzogs der Prinz Ludwig Wilhelm, Seconde-Lieutenant im 1. Badischen Leib⸗Grenadier⸗ Regiment Nr. 109, unter Stellung à la suite dieses Regiments in das 1. Garde-Ulanen-Regiment versetzt.
Oesterreich Angarn. Pest, 31. Oktober. (Wien. Ztg.) Der Finanzausschuß des Abgeordnetenhauses be⸗ gann heute die Berathung des Budgets des Ministeriums für Ackerbau, Handel und Industrie. Referent Wahrmann legte dar, daß das Budget dieses Ressorts diesmal sich um 500 000 Gulden günstiger stelle als im Vorjahre; er empfehle daher die Votirung desselben. Die ersten Titel wurden unver— ändert genehmigt, hierauf die Debatte unterbrochen und das Budget des Ministerraths⸗Präsidiums in Verhandlung gezogen, welches nach kurzer Diskussion ebenfalls votirt wurde. Sodann folgte die Fortsetzung der Berathung des Handelsbudgets. Die Titel „Weinbau“ und „Seidenzucht“ wurden genehmigt. Bei letzterem Titel konstatirte der Handels-Minister, daß die Entwicklung der Seidenzucht kontinuirlich vorwärtsschreite. Der Titel Alandwirthschaftliche Schulen“ wurde ohne Debatte genehmigt. Bei Titel „Ofner Winzer⸗Bildungsschule“ erklärte der Minister: er habe bereits Maßregeln getroffen, um die der Phylloxera widerstehenden amerikanischen Reben zu verbreiten. Dieser
Titel und der Titel „Staatsforste“ wurden sodann acceptirt.
Schweiz. Bern, 1. November. (Bund.) Behufs Be⸗ schlußfassung über die zwischen Abgeordneten des Bundes— rathes und des Päpstlichen Stuhles unter Ratifikationsvor—⸗
behalt abgeschlossene Uebereinkunft, betreffend die Regelung der , hat die Regierung
von Solothurn die Stände Bern, Aargau, Thurgau und Baselland auf Donnerstag, den 6. November, zu einer Konferenz nach Solothurn einberufen.
Großbritannien und Irland. London, 31. Oktober. (Allg. Corr.) Die Königin empfing gestern die Herren Dodson und Trevelyan, von denen Ersterer die Amts⸗ siegel des Herzogthums von Lancaster, dessen Kanzler er bis⸗ her gewesen, ablieferte, worauf der Letztgenannte als neu⸗ erwählter Kanzler von Lancaster dieselben entgegennahm.
Der neue General⸗Sekretär für Irland, Camp⸗ bell-Banner mann, welcher sich anläßlich seiner Beförde⸗ rung einer Neuwahl für den von ihm im Unterhause repräsentirten Wahlbezirk Stirling unterziehen mußte, wurde unbeanstandet wiedergewählt. .
Gestern wurde die Internationale Hygiene⸗Aus⸗ stellung in Süd⸗-Kensington geschlossen. Die Ausstellung wurde seit ihrer Eröffnung am 8. Mai im Ganzen von 4167 683 Personen besucht.
— 3. November, früh. (W. T. B.) Die „Times“ erfährt: der Khe dive habe am Sonnabend der Königin und dem Prinzen von Wales telegraphisch die ihm zuge⸗ gangene Nachricht mitgetheilt, daß Khartum gefallen und General Gordon vom Mahdi gefangen genom- men worden sei. Auf telegraphisches Ersuchen habe der Khedive am Sonntag früh diese ihm zugegangene Nachricht nochmals wiederholt.
Bombay (Indien), 2. November. (W. T. B.) Aus Hyderabad wird gemeldet, daß anläßlich des Mo hurrum⸗ Festes Exzesse der arabischen Bevölkerung vorge— kommen sind. Es kam zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen der Polizei und den Ruhestörern, bei welchem zahl⸗ reiche Personen todt oder verwundet blieben; auf Seiten der Polizei wurden allein 11 Mannschaften getödtet; erst durch , eng. des Militärs konnte die Ruhe wieder hergestellt werden.
Sydney (Australien), 31. Oktober. (A. C.) Die Le⸗ gislatur von Neusüdwales hat mit einer Mehrheit von einer Stimme in Bezug auf die Beschlüsse, welche von der interkolonialen Konvention, welche im Dezember v. J. in Sydney tagte, gefaßt wurden, die Vorfrage angenommen. Durch diese Abstimmung lehnte es die Kammer thatsächlich ab, diese Beschlüsse in Erwägung zu ziehen. Die Kolonie wird indeß ihren Antheil an den Kosten des Protektorats über Neu-Guinea zahlen. Die dem Parla— ment von Neusüdwales von der Regierung unterbreiteten Be— schlüsse der Konvention wurden von dem gesetzgebenden Rath mit einer Mehrheit von 3 Stimmen angenommen.
Frankreich. Paris, 39. Oktober. (Fr. Corr.) Der „Temps“ schreibt zur Tongkingfrage:
„Das bestimmte und endgültige Ziel, das erreicht werden soll, ist der ruhige Besitz Tongkings und freundnachbarliche Beziehungen zu China, wo unsere Kaufleute in aller Sicherheit über die Grenzen unserer neuen Kolonien sollen eindringen dürfen. Die Regierung hat die Wahl zwischen verschiedenen Mitteln. Zu diesen zählen wir nicht die Fortsetzung des bisherigen Systems. Die Absicht, im Delta zu bleiben, hat uns in die heutige Verlegenheit versetzt, und wenn wir darauf bestehen wollten, so wäre dies nicht eine Lähmung, sondern die endlose Verlängerung von Nöthen, denen wir uns entwinden
müssen. Wenn wir zu einem Abschlusse gelangen wollen, müssen andere Mittel versucht werden. Ein erstes Mittel bestände darin, nach Peking zu ziehen und China
unsere Bedingungen aufzuzwingen. Dies wäre aber einer jener ver— zweifelten Entschlüsse, die man nicht ohne die äußerste Nothwendigkeit faßt. Das zweite Mittel wäre die vollständige Okkupaton (Tong— kings), vor der man sich bisher scheute. Wenn man sich dazu ent— schließt, so ist nichts einfacher als die Berechnung, welche neuen An⸗— strengungen noch gemacht werden müssen, um den Tongking⸗Handel zum Abschluß zu bringen. Man steht einer bestimmten militärischen Aktion gegenüber, und die Führer, welche sie zu leiten haben, brauchen nur zu sagen, wie viel Truppen und Material sie bedürfen. Die Kammer ist gegenwärtig eher geneigt, die Regierung zu mehr als zu weniger zu zwingen, und wird zugleich die verlangten Kredite be— willigen. Keine Einwendung, die gegen eine solche Operation gemacht werden kann, ist stark genug, um die Nothwendigkeit, sie zu unter— nehmen, aufzuwiegen. Sie ist nicht unmöglich; denn man wird schließlich nur voa unseren Truppen verlangen, zu thun, was die chinesischen Truppen in jenen Regionen schon lange thun, und die Verstärkungen, die sie erheischen kann, gefährden nicht im geringsten unsere militärische Reorganisirung. Endlich giebt es noch ein drittes Mittel, an welches einige Personen etwas träumerisch zu denken scheinen. Es ist dies die Vermittelung. Wer darauf zählt, glaubt, was Frankreich nicht durch seine Truppen in Tongking und seine Flotte im äußersten Osten zu erreichen vermöge, könne von einer anderen Macht durch die bloße Gewalt ihrer Rede von China erreicht werden. Man wisse es aber wohl: wenn China sich für den Besieger Frankreichs hält, so wird es nicht sehr genau Frank- reich von der übrigen eivilisirten Welt unterscheiden und über ganz Europa zu triumphiren glauben. Eine Vermittelung wird nur dann wirksam sein, wenn China ihrer bedarf. Bis dahin dürfen wir nur auf uns selbst und auf die Resultate zählen, die wir durch eigene Kraft erreichen können, wenn wir nicht von Neuem betrogen sein wollen. Mit einem Worte: wir müssen als Staatsmänner und nicht als Spieler vorgehen und die Lösung der Tongking⸗Frage so an— bahnen, als ob wir keine Chancen zu gewärtigen hätten. Wenn dann im Laufe der Ereignisse das Glück uns lächeln sollte, so wäre es nur um so willkommener.“
— 31. Oktober. (Köln. Ztg.) Das Evolutions— geschwader des Mittelmeeres ist wieder nach Toulon zurückgekehrt, die Choleragefahr gilt also als beseitigt. — Der Generalbericht des Budgets wird, wie es heißt, am 6. November vertheilt werden. Der Berichterstatter wird beantragen, daß die Berathung am 10. November beginne. Der Ausschuß für Algier hat dem Regierungsentwurf zugestimmt, wonach Algerien dasselbe Zollsystem wie das Mutterland erhalten soll, welches zu 2 800 000 Fr. veran⸗ schlagt wird; ausländische Erzeugnisse werden mit denselben Auflagen belastet, mit Ausnahme einiger Artikel, Zucker in allen Formen nicht ausgenommen.
— 1. November. (W. T. B.) Der „Matin“ meldete heute aus Nantes, daß daselbst seit dem 25. Oktober 12 Cholera⸗Todesfälle vorgekommen seien. Von der „Agence Havas“ darauf in Nantes eingeholte Informationen befagen, daß daselbst seit dem 15. Oktober allerdings etwa 15 chol'raartige Fälle eingetreten seien, doch sei bis jetzt kein Anlaß zu Besorgnissen vorhanden. Von Seiten der Behörden seien alle erforderlichen Vorsichtsmaßregeln ge—
troffen. (S. u. Nantes.)
Nantes, 2. November. (W. T. B.) Im hiesigen Arbeiterviertel sind 3 Cholera-Todesfälle vorge— kommen; dagegen ist weder in den übrigen Stadtvierteln noch in den Hospitälern ein Cholerafall zu verzeichnen. Der Ge— sundheitszustand im Allgemeinen ist ein vortrefflicher.
demokratischen und „freisinnigen“
Italien. Rom, 1. November. (WB. T. B.) Gestern kamen in den infizirten Provinzen 19 Erkrankungen und
14 Todesfälle an der Cholera vor.
— 2. November. (W. T. B.) In Neapel ist heute nur eine, gestern bereits als erkrankt gemeldete Person an der Cholera gestorben; eine neue Cholera⸗Erkrankung ist heute nicht vorgekommen, und die Ausgabe eines Cholera⸗ Berichts daher heute unterblieben.
Turin, 2. November. (W. T. B.) Der König und
die Königin sind heute hier eingetroffen, um den aus Anlaß des Schlusses der Ausstellung stattfindenden Festlich⸗ keiten beizuwohnen. Der Empfang durch die Bevölkerung war ein äußerst enthusiastischer.
Amerika. w, , 2. November. (W. T. B.) Bei einer politischen Versammlung in Neu-Iberia (Louisiana) kam es zu Ruhestörungen, wobei 6 Personen getödtet und viele verwundet wurden.
Afrika. Egypten. Kairo, 30. Oktober. (Allg. Corr.) Das 1. Bataillon der Gordon-Hochländer wird am 3. das 1. Bataillon des West-Kent-Regiments am 6. und das 1. Bataillon des Königlichen irischen Regiments am 8. November den Nil hinauffahren. — Lord Wolselen ist in Dal angelangt und wird am 3. November in Dongola erwartet. — Der Correspondent der „Times“ in Alexandria meldet, daß der Dampfer „Ghizeh“ oberhalb des zweiten Katarakts gescheitert sei.
— 3. November. (W. T. B.) Ein Telegramm des Reuterschen Bureaus“ aus Dongola, von heute sagt: Der Mahdi hat seine Streitkräfte um Khartum zusammengezogen und General Gordon aufs Neue zur Er— gebung aufgefordert. Zwei von den englischen Behörden neuerdings nach Khartum abgesendete Boten sollen vom Mahdi festgenommen worden sein. Eine große Anzahl von Auf— ständischen befindet sich in Berber; ebenso sind die Brunnen auf dem Karawanenwege zwischen Debbeh und Khartum von
Aufständischen besetzt.
Wady⸗Halfa, 390. Oktober. (A. C.) Es herrscht hier gegenwärtig ein reges Leben. Eine große Anzahl von Leuten ist an der Arbeit, und Energie, verbunden mit Methode, ver—
richten Wunder. Bis zum Abend werden nicht weniger als
140 Boote den zweiten Katarakt hinter sich haben, und man hofft den Rest mit wenigstens 50 Booten täglich her⸗
über zu schaffen. Durch die von Lord Ch. Beresford herge— richtete Tragestrecke von 2480 m ist die Arbeit in hohem Grade erleichtert, weil dadurch die größten Schwierigkeiten der Katarakte umgangen werden. Die Boote werden durch Arbeitergruppen in Stärke von 35 Mann mit Hülfe von Walzen über die Tragestrecke befördert; es sind sieben derartige Gruppen thätig und die zur Herüberschaffung eines Bootes erforderliche Zeit ist durchschnittlich 11 Stunde. Man hofft, daß Alles hinreichend vorgeschritten sein wird, um den Vor marsch der berittenen Truppen mit den Geschützen von Wady⸗Halfa vor Ende November zu ermöglichen.
Seitungs stimmen.
Der „Schwäbische Merkur“ bezeichnet das Resultat der Wahlen als ein für die nationalliberale Partei erfreuliches und sagt dabei:
ü „„ Da steht Württemberg obenan, wo das Blatt nun auch bei den Reichs tagswablen, wie früher bei den Landtagswahlen, sich gewendet hat, wo die Volkspartei durch die Deutsche und die ihr verwandten Parteien fast überall wieder verdrängt ist. Ueberhaupt, wie sieht ez mit dem „neuen Stern“, als welchen Fürst Bismarck die Volkspartei im Reichstag vor 3 Jahren ironisch begrüßt hat — selbst die Ironie aus solchem Munde ist im jetzigen Wahlkampfe als Zeugniß für die Macht und Herrlichkeit der Partei verwerthet worden —, wie sieht es mit diesem neuen Siern aus? Man wird sich ein scharfes Fernglas anschaffen müssen, ihn überhaupt noch, etwa ganz
hinten im Schwanz des großen Centrums, zu entdecken. Die Frank furter Zeitung“ singt, um die Niederlage ihres Sonnemann etwas
kleiner erscheinen zu lassen, ein Klagelied über die sozialdemokratische
Dochfluth unter der eben auch die Volkepartei in Frankfurt zu leiden habe.
In der That ist die geradezu bemerkenswertheste Erscheinung der diesjährigen Wahl das mächtige Ansteigen der sozialistischen Stim— men, wenn demselben auch nicht eine eben so starke Vermehrung der sozialdemokratischen Abgeordnetenzahl entsprechen wird. Die
Blätter wissen natürlich die
Gründe ganz genau: Erbitterung durch den Druck des Sozialisten⸗ gesetzes. durch den,. „Stagtssozialismus“ geweckte Mißver— ständnisse und gesteigerte Ansprüche u. s. w. Nur das
Fegen vor der eigenen Thüre unterlassen sie. So muß es denn
von Anderen besorgt werden, wie z B. in Frankfurt selbst vom Frankfurter Journal, welches sehr treffend sagt: „Seit dem Sktober 878, wo durch das Inkrafttreten des Sozialistengesetzes die sozial⸗ demokratische Presse unterdrückt wurde, haben fortschrittliche Redner und die gesammte fortschrittliche Presse, nicht minder die demo— kratische und schließlich die deutsch freisinnige das Aeußerste gethan, um die Arbeiter zur Unzufriedenheit aufzustacheln, sie mit Erbitterung gegen andere Erwerbesklassen zu erfüllen, ihnen das Vertrauen zu der ernsten Absicht der Regierung
und der gemäßigten Parteien, die Lage der Arbeiter zu verbessern, zu
nehmen, die in Aussicht gestellten Maßregeln als freiheitsfeindlich, unpraktisch und den Interessen der Arbeiter nachtheilig darzustellen und die Achtung vor der Autorität des Staates und seinen Organen ju untergraben. Unzufriedenheit zu säen um jeden Preis, das war die, Loosung. Mißtrauen zu erwecken, Geringschätzunz der Männer, die an die Sozialreform Hand anlegten, zu nähren, das
var ihr eifrigstes Bestreben. Die geflisseniliche Erregung der
DWahnvorstellung, als könne der Staat bei Steuererlassen von fabel—
hafter Höhe und ohne gleichzeitige Erschließung neuer Einnahmequellen eine Aufgabe lösen, das frivole Spiel mit der „Pfeife und mit der Lampe“ des armen Mannes, mit der Vertheuerung der nothwendigen debeng⸗ und Genußmittel — das Alles hat den Zweck, die Arbenter nzufrieden zu machen und ihnen den Glauben an die Besserung ihrer Lage auf dem Boden der bestehenden Rechtsordnung zu nehmen, nur
u sehr erfüllt.“ — Die Nachrichten“
politischen chreiben:
„Berliner
vonach in letzter Instanz der Konsument allein im Einkaufspreise er Waare für etwaige Zölle resp. Zollerhöhungen aufkommen muß. m konkreten Falle ist es doch ganz offenbar nicht der Abnehmer, ondern der Importeur, welcher den Zoll zu tragen hat.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 44. — In⸗ halt: Zoll und Steuerwesen: Bestellung eines Stations⸗-Controleurs. — Veränderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll⸗ und Steuerstellen. — Militärwesen: Nachtragsverzeichniß höherer Lehranstalten, welche zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissen⸗ schaftliche Befähigung für den einjährig⸗freliwilligen Militärdienst be—⸗ rechtigt sind; — desgl. Namhaftmachung provisorisch berechtigter An= stalten; — Eingehen einer derartigen Anstalt. — Handels und Ge⸗ werbewesen: Verzeichniß der, regelmäßigen Untersuchungen unterliegen⸗ den und den Anforderungen der Reblaus⸗Konvention entsprechend er— klärten Gartenbau. ꝛc. Anlagen in Belgien. — Cisenbahnwesen: Er⸗ nennungen von richterlichen Mitgliedern des Reichs. Eisenbahn⸗Amts. — Pelijeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Amtsblatt des Reichs⸗Postamttz. Nr. 56. — Inhalt: Verfügung: vom 29. Oktober 1884. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Lauterberg (Harz) — St. Andreasberg.
Marin everordnungsblatt. Nr. 22. — Inhalt: Civil⸗ versorgungsscheine. — Stempelung der Bekleidungsstücke. — Marine⸗ seife — Passagiertafelgelder. — Schiffs materialien ꝛc. in Kapstadt.
— Schiffsbücherkisten. — Kohlenbeschaffung. — Amtskautionen. — Personal veränderungen. — Benachrichtigungen. JustizMinisterial⸗Blatt. Nr. 40. — Inbalt: Allge⸗
meine Verfügung vom 24 Oktober 1884, betreffend Anträge auf Beweisaufnahmen, von denen im Auslande Gebrauch gemacht werden soll. — Erkenntniß des Reichsgerichts vom 12. März 1884.
Central⸗Blatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 22. — Jnhalt: Anzeige der im Reichs-Gesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. — Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Ver⸗ änderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. — Zuständigkeit der Provinzial⸗Steuerdirektoren für die Entscheidung über Antraͤge von Beamten auf Versetzung in den Ruhestand, sowie für die Festsetzung der Pension und Anweisung zu deren Zahlung. — Zulassung der Obligationen der Prioritätsankeihe der Häamburg-Bergedorfer Eisenbahn zur Bestellung von Amts— kautionen. — Statistik: Summarische Uebersicht der im Jahre 1883 bei der Verwaltung der indirekten Steuern angestellten Militär personen. — Personalnachrichten.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 44. — Inhalt: Amtliches; Personalnachrichten. — Nichtamtliches: Zur Geschichte der Technischen Hochschule in Berlin. — Die Frage der Kanalisation in Wiesbaden. — Die Tunnel der Untergrundbahn in London. — Zur Baugeschichte und zur Restauration von Or San Michele in Florenz. — Vermischtes: Einweihungsfeier der Technischen Hochschule in Berlin. — Preisbewerbung für Entwürfe zu dem Gestell einer Familien⸗Nähmaschine. — Das neue Concert, und Vereinshaus in Stettin. — Einführung kontinuirlicher Bremsen auf den preußischen Staatsbahnen. — Bedeutung der französischen Küstenschiffahrt. — Halbtidehäfen. — Bücherschau.
Kunft, Wifsenschaft und Literatur.
Fr. Chr. Schlossers „Weltgeschichte für das deutsche Volk.“ Vierte Ausgabe. Mit zahlreichen Abbildungen und Karten. Von Neuem durchgesehen und ergänzt von Dr. Oskar Jäger und Dr. Franz Wolff, 20. Auflage, Berlin bei Oswald See⸗ hagen. — „Friedrich Christoph Schlosser ist der Nation bekannt als der erste Universalhistoriker großen Stils, den sie hervorgebracht hat, als der Erste, der die Riesenaufgabe unternommen hat, den Gesammt⸗ umfang der Geschichte der Menschheit durch eigene Quellenforschung zu bewältigen, als ein Schriftsteller, der den Denkmälern einer un— vergleichlichen Geisteskraft eine Seele eingehaucht, welche die Seele der Nation ergriffen, ihren besten Theil Jahrzehnte lang wie eine an— dächtige Hörerschaft um ihn versammelt hat. Einem großen Gedan— ken ist dieses Gelehrtenleben gewidmet gewesen; es galt ihm, wie er selbst am Anfange seiner Laufbahn sagt, „die Größe der menschlichen Seele zu erforschen in den Ereignissen aller Zeiten“‘; die Thatsache, daß, die Art wie ers that, sichert ihm einen Ehrenplatz unter den Erziehern unseres Volkes.“ So leitete Professor Dr. Wilh. Oncken am 2. September 1878 seine Festrede bei der Enthüllung von Schlossers Denkmal zu Jever ein. Und G. G. Gervinus urtheilt über Schlosser: „Das deutsche Volk hat in dem makellosen Charakter, in dem Feuer der Wahrheitsliebe, in der sittlichen Begeisterung, in dem klassischen Verstande, in dem klaren Einblick dieses Mannes in den Lauf der Welt die wesentlichen Gaben des Historikers erkannt; es hat in dem Gelehrten vom ächtesten nationalen Typus seinen Lehrer der Ge— schichte gefunden und verehrt, der wie kein anderer zu seiner eigensten Natur zu sprechen verstand. So daß es wahr bleiben wird, was Schlossers Freund und Schüler Eilers von ihm gesagt hat: daß er von allen Schriftstellern des Jahrhunderts den ausgebreitetsten und nachhaltigsten Einfluß auf die moralische Weltbetrachtung und das
politische Urtheil des deutschen Volkes ausgeübt hat“; a,, der Selbstoffenbarung durch seine Schrif— ten „dauernder als Erz vor diesem Volke stehe. — Daß
Schlosseräs Werk ein Nationalwerk geworden ist, beweist die That— sache, daß dasselbe in den bisherigen 3 Ausgaben bezw. 19 Auflagen in mehr als 80 000 Exemplaren abgesetzt worden ist. So steht zu erwarten, daß das klassische Buch in der neuen Ausgabe, welche durch eine gewissenhafte Revision auf der Höhe der geschichtlichen Forschung gehalten — und in ausführlicher Darstellung bis auf unsere Tage fortgeführt werden soll, noch einen viel weiteren Leserkreis gewinnen wird. Daß die Revision des Werkes mit Sachkenntniß und mit Achtung vor der Eigenthümlichkeit Schlossers geschehen wird, dafür bürgt der Name Dr. Oskar Jägers, welcher sich als Mitarbeiter an der dritten Ausgabe des Werks (1870) schon bewährt hat. Den Karten, welche der dritten Ausgabe berelts angeschlossen waren, hat die Verlagshandlung noch eine Anzahl von Abbildungen beigefügt, die mit Ernst und Sorgfalt ausgewählt und ausgeführt werden sollen. Aber nur historisch beglaubigte instruktive Abbildungen und Porträts sollen den Text begleiten; sie sollen das Werk nicht zum Bilderbuch machen, was ganz gegen Schlossers Willen sein würde; wohl aber werden sie dazu dienen können, den Eindruck des Erzählten zu ergänzen und zu beleben. An die Spitze der neuen Ausgabe ist Fr. Chr. Schlossers geistvoller Kopf gestellt. Außerdem sind in der ersten Lieferung die sorgfältig ausge— sührten Abbildungen der chinesischen Mauer, des Eingangs zum Felsentempel auf der Insel Elephante, der großen Pyramiden von Memphis und der Ruinen der Königsburg von Persepolis sowie eine Karte des alten persischen Reichs beigefügt. — Die vierte Ausgabe er— scheint in 8 Bänden — eg. 75 Lieferungen (zu je 8—- 10 Bogen) mit zahlreichen, auf getöntes Papier besonders gedruckten Abbildungen und 26 historischen Karten in Farbendruck. Ein sorgfältig gearbeitetes vollständiges Namen und Sachregister, das eine ergiebige Benutzung des umfassenden Werkes erst ermöglicht, bildet den 19. Band. Durch schnittlich alle 10 Tage erscheint eine Lieferung. Je 4 —– 5 Lieferungen bilden einen Band. Die Ausgabe erfolgt in Lieferungen von 8— 10 Bogen mit Abbildungen und event. mit Karte zu 1 6 — Registerband 3 „ —, oder in 19 gehefteten Bänden mit vielen Abbildungen und je 1—2 Karten zu je 4 resp. 5 M (nach dem Umfang — Registerband 3 „M), oder in 19 geschmackvollen, reich vergoldeten und dauerhaften Original ⸗Einbänden (Calicodecke mit Lederrücken) zu je 5, 25 M resp. 6,25 S6 — Registerband 4 25 6 Den Abnehmern der gehefteten Ausgaben stehen auch die Original⸗Einbanddecken mit dem originalen Vorsatzpapier zur Verfügung. Die Original⸗Einbanddecken mit dem Vorsatzpapier kosten je 1
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Das Stopfen der Gänsern, von J Stern. Stuttgart 1884, Verlag von A. Lindheimer Preis 30 25. — Dlese unterhaltend ge⸗ schriebene, mit Humor gewürzte Broschüre richtet sich energisch gegen das Stopfen (Schruppen) der Gänse, das sie als schwere Thier⸗ quälerei brandmarkt und an dessen Stelle sie ein anderes, hinlänglich bewährtes Mastverfahren empfiehlt, welches weit glänzendere Resultate erziele, als das barbarische Stopfen. Die Broschüre eignet sich ganz besonders zur Massenverbreitung durch die Thierschutzvereine.
Gewerbe und Handel.
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Qktober er. 1085416 890 M abgerechnet worden, gegen 974 359 800 A im September cr.
Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Ok⸗ tober 1884 781 500 M 3 0/gige, 18 591 900 16 4 0 oige, 44 346 0000 4 4E olige und 9317 700 S 5 Yoige, zusammen 73 057 09 M Pfand⸗ briefe ausgegeben, wovon noch 781 500 Æ 3 06 ige, 18 230 100 4 40/1gige, 34 194 000 S 4 0½ ige und 6568 800 M Hö gige, zusammen 59 774 400 M Pfandbriefe verzinslich sind. — Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 412200 „, im Laufe des Monats Ok⸗ tober 1884 angemeldet 3 Grundstücke mit einem Feuerversicherungs—⸗ werthe von 127 500 4M
Essen, 2. November. (W. T. B.) Laut dem Wochenbericht der Rhein.“ Westfäl. Ztg. über die Lage des Rheinisch⸗West⸗ fälischen Metallmarkts ist in Eisenerzen Absatz noch unbe⸗
friedigend, weil spanische Erze in Folge niederer Seefracht starke Konkurrenz bieten. Preise noch immer weichend, Nachfrage im Siegerlande etwas gehoben. In Roheisen
leichte Besserung. Porräthe vielfach etwas abnehmend, Kauflust erer. Vachfrage für 1. Quartal 1885 sehr rege. Preise noch nicht esser. Spiegeleisen im Siegerlande in setzter Woche sehr gefragt und größere Posten an Händler und Konsumenten verkauft. Preise fest, auch Puddeleisen lebhafter nachgefragt. Walzeisenbranche ist un⸗ verändert, gegen vorigen Monat etwas besser. In Walzdraht wenig Nachfrage, Preise sind zurückgegangen. Lagervorräthe vielfach zu⸗ nehmend, Eisenmaterialien unverändert.
Nürnberg, 1. November. (Sopfenmarktbericht von Leopold Held.) Gestern herrschte für Markthopfen, die jetzt je nach Qualität 809 — 95 ½ kosten, von Seiten des Exports gute Frage, so daß ein Umsatz von nahezu 1900 Ballen erzielt werden konnte. Auch heute wird die gleiche Sorte von Exporteuren langsam gekauft, wäh⸗— rend für Kundschaft beste Primawaare gesucht ist. Mittelhopfen aller Sorten sind sehr schwer verkäuflich, da die Exporteure nicht höher als günstigsten Falls 95 „ gehen, die Kundschaftshändler aber größten theils feine Hopfen suchen und — wenn sie Mittelwaare kaufen — nicht üher 100 105 Æ zahlen wollen. Der Preisstand ift seit Donnerstag unverändert. Die Lager sind mit mittel und geringen Hopfen überfüllt. Die Stimmung ist ruhig. Die Notirungen lauten: Markthopfen 80-95 „, Gebirgshopfen 190 — 10 4M, Aischgründer 90 — 1190 ½½, Württemberger prima 118 — 125 66, mittel 98 — j098 „, geringe 99 — 95 , Hallertauer prima 129 —- 130 , mittel 105 — 110 4, Elsässer 85 — 105 M. Posener 110 — 135 0
Hamburg, 1. November. (W. T. B.) Wie der Ham⸗ burgische Correspondent' hört, haben die Verhandlungen zwischen der Norddeutschen Bank und der Finanzdeputation Betreffs Bildung einer Speicher-Gesellschaft im ftädtischen Freihafengebiet nunmehr zum Abschluß des Vertrages, selbstverständlich vorbehaltlich der verfassungsmäßigen Genehmigung, geführt.
Glasgow, 1. Noxember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 580 400 Tons, gegen b88 800 Tons im vorigen Jahre. * der im Betriebe befindlichen Hochöfen 95 gegen 104 im vorigen Jahre.
WasFhington, 1. November. (W. T. B) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Oktober um 18110000 Dollars abgenommen. Im Staatsschatze befanden sich Ende Oktober 434 010006 Dollars.
New⸗YPork, 2. November. (W. T. B.) Der Werth der Waareneinfuhr in letzter Woche betrug 87 Millionen Dollars, davon entfallen 15 Millionen Dollars auf Manufakturwaaren.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 1. November. (W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Hohenstaufen“ ist gestern in Bal— timore und die Dampfer „Rhein“ und . Fulda“ von derselben Gesellschaft sind gestern Vormittag 11 Uhr in New⸗Vork eingetroffen.
Bremen, 3. November. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd . Werra ist gestern Nachmittag 1 Uhr in Southampton angekommen.
Hamburg, 1. November, (W. T. B.) Der Postdampfer Sammonia“ der Ham burg ⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern Rach— mittag 5 Uhr in NewJork eingetroffen.
— 2. November. (M . T. B.) Der Postdampfer Gellert“ der Ham burgeAmerikanischen AÄAktiengesellschaft hat in Folge eines Schadens an der Maschine die Reise nach New⸗-York nicht antreten können. Da die Reparatur längere Zeit erfordert, so werden die Passagiere und die Ladung am nächsten Mittwoch mit der ‚„Silesia“ expedirt werden.
Der Postdampfer Wieland“ der Hamburg ⸗Amerika—⸗ nischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft ist, von New⸗JYork kommend, heute früh in Plymouth eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
1 . Uebersicht der dem italienischen Ministerium des Innern gemeldeten Neuerkrankungen und Todesfälle an Cholera.
Eingegangen in der Zeit vom 18/18 Ig 26. 20.21. 2. 22 a3. 23 as 24 25. Oktober Mitternachts. * 6 8 * 8 8 * Provinzen. S * * * 2 . 8 5 8 86 S 5 8 8 8 8 3 7 2 5 1 55 * 1 8 86 318 Ie g n gls . Nlesssndringec . w Agula. 4 — 4 1 83 1 — — 6 1 8 3 — — Bologna .. 11 — — — — — — — — — — — Brescihh 4 8 — — 4 1 7 2 6 3 4 3 7 6 Campobasso 3 2 — — —⸗ — 4 — — — — — Caserta. 5 2 2 — 866 2 1 — — — — — Q — Chleti .. — — — 1 1 — — — — — — 12 6 Cosenza.. — — — — — — — — — 1 — — — Cremona. — — 2 2 2 — — — — — 6 3 — — Cuneo... 27 9 20 14 22 12 1 9 — — — — — — Genua. 5 5 4 2 2 1 — — — — — — — — Mailand.. 1 — — — — — — — —— — —— 1 — ö — — — — Modena... 3 2 1 — 12 2 — — — — — — Neapel 1 Stadt) 19 26 28 14 25 12 7 18 9 12 11 12 17 7 Neapel 1 U (Provinz) 13 8 1 18 14 . Novara .. 4 6 n,, 3 — — — — — — — — Deslarde — — — — 1 — — —— — — Placentia. . — ö 1— — — — — — — — — Reggio d' Emilia. 2 11 2 — — 86 Ronge, , 2 — — — — — — — — — Salerno. . 18 6 23 4 16 7 — — 6 5 2 2 3 5 106 n o7 loi 49 53 35 42 28 51 371 50 32 . Gibraltar.
Durch Gouvernements! Verordnung vom 21. Oktober sind die letzten Quarantäne ⸗Beschränkungen gegen spanische Häfen aufgehoben worden.