— Am 8. d. M. verstarb zu Bern im 81. Lebensjahre der frühere Kaiserliche Gesandte bei der Schweizerischen Eid⸗ genossenschast, General der Infanterie von Roeder.
Am 10 Pttober 18604 in Berlin geboren, trat von Roeder am 6. April 1822 in die Königliche Armee ein und wurde im darauf folgenden Jahre zum Seconde⸗Lieutenant ernannt.
n den Jahren 1838 bis 1850 fungirte er als militärischer egleiter Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Alexander, von 1860 bis 1864 als dienstthuender persönlicher Adjutant bei Höchstdemselben.
Nachdem er die einzelnen militärischen Chargen durch⸗ laufen und 1863 zum General⸗Major befördert worden, trat er als solcher im Jahre 1864 in den auswärtigen Dienst ein und wurde durch Allerhöchste Ordre vom 30. Juni dess. Jahres zum Gesandten in Cassel und demnächst durch Ordre vom 12. März 1869 zum Gesandten in Bern ernannt, welchen Posten er bis zu seiner durch Allerhöchste Ordre vom 25. Oktober 1882 erfolgten Versetzung in den Ruhestand be⸗ kleidete. Auch während seiner diplomatischen Laufbahn ver⸗ blieb er im Verbande der Königlichen Armee und erhielt unter dem 21. November 1878 den Charakter als General
der Infanterie.
In allen von ihm wahrgenommenen Stellungen hat sich General von Roeder während einer selten langen Dienstzeit als ein Mann von unermüdlicher Pflichttreue und Hingebung gegen seinen Kaiser und König bewährt, auch mannigfache Zeichen Allerhöchster Huld und Anerkennung erfahren. Er befand sich im Besitze des Großkreuzes des Rothen Adler— Ordens mit Brillanten und des Kreuzes der Großkomthure des Haus-Ordens von Hohenzollern, welch letztere Dekoration ihm bei . seines 60 jährigen Dienstjubiläums verliehen wurde.
Des Kaisers und Königs Majestät verlieren in dem Dahingeschiedenen, dem es nur vergönnt war, sich die kurze Zeit von zwei Jahren der wohlverdienten Ruhe zu erfreuen, einen unter oft schwierigen Verhältnissen erprobten treuen Diener, dem ein ehrendes Andenken stets bewahrt bleiben wird.
— Am 13. d. M. finden im Reichs-Eisenbahnamt über Abänderung verschiedener Bestimmungen der Anlage D zum §. 48 des Betriebs-Reglements für die Eisen⸗ bahnen Deusschlands Berathungen statt, an denen sich Kommissare der Regierungen von Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden betheiligen. Es handelt sich um die anderweite Festsetzung der Vorschriften über die Besör⸗ derung von Benzin und anderer feuergefährlichen Gegen stände, bei deren Transport in neuerer Zeit mehrfach Brand⸗ unfälle vorgekommen sind. Da neben den Rücksichten der Betriebssicherheit auch wesentliche Interessen des Handels⸗ standes und der Industrie in Frage kommen, so sind auch aus den Kreisen der Letzteren Sachverständige zu den Be⸗ rathungen zugezogen worden.
— Wird durch eine vorsätzliche Körperverletzung ein Arm des Verletzten dauernd gelähmt, ohne daß dadurch der Organismus des Verletzten in einer umfassenden Weise ergriffen wird, so liegt, nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, 1. Strafsenats, vom 25. September d. J., eine „schwere“ (aus §. 224 Str.-G.⸗B. mit Zuchthaus zu bestra⸗ fende) Körperverletzung nicht vor.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich dänischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath von Philipsborn, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Kopenhagen fungirt der Legations-Sekretär Dr. Freiherr von Gaertner⸗Griebenow als interimi⸗ stischer Geschäftsträger.
— Der Königlich rumänische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Lite ano, hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Sekretär Cuciurano als interimistischer Geschäftsträger.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Staats⸗Minister Freiherr von Crailsheim und Königlich württembergischer Präsident des Staats⸗Ministeriums, Dr. von Mittnacht, sind hier angekommen.
— Der zum Chef des Ingenieur-⸗Corps und der Pioniere und zum General⸗Inspecteur der Festungen ernannte General— Lieutenant von Brandenstein, bisher Commandeur der 31. Division, ist zur Uebernahme der neuen Stellung aus Straßburg i. Els. hier eingetroffen.
Württemberg. Stuttgart, 6. November. Die Kom⸗ mission der Kammer der Abgeordneten hat sich mit den leitenden Grundsätzen des von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurfs, betreffend die Gemeinde-Angehörig⸗ keit, einverstanden erklärt. Was die leitenden Grundsätze dieses eine größere Autonomie der Gemeinden anbahnenden Gesetz es anbelangt, so sind es, nach der M. „Allg. Ztg.“, fol⸗ gende: das Streben, dem Bürgerrecht wieder einen lebens⸗ kräftigen Inhalt zu verschaffen; Beibehaltung des Bürger— rechts als althergebrachtes persönliches Recht, aber Anknüpfung der Erwerbung des Bürgerrechts an den Wohnsitz im Gegen⸗ satz zum Bürgerrechtsgesetz vom 4. Dezember 1833; Zwang für württembergische Staatsbürger, die im Gemeindebezirk wohnen, das 25 Lebensjahr zurückgelegt und 3Jahre Steuern bezahlt haben, das Bürgerrecht zu erwerben; Ausschließung der Nichtbürger von gemeindebürgerlichen Wahl- und Wählbarkeitsrechten; Er— klärung der Pflicht, Gemeindedienste zu leisten, als eine Pflicht sämmtlicher Gemeinde⸗Einwohner; Bestehenlassen alt— hergebrachter Rechtszustände bezüglich der Gemeindenützungen; Regelung der Ausweisung bestrafter Personen einerseits im Sinne einer Milderung des bestehenden Rechts durch die Verwandlung des Rechtsanspruchs der Gemeinden auf Ausweisung in ein Antragsrecht, andererseits im Sinne der Verschärfung des bestehenden Rechts durch Aus⸗ dehnung der Ausweisungsbefugniß auf bestrafte Personen derjenigen Gemeinde, in welcher sie das Bürgerrecht haben. Im Schoße der Kommission erhob sich nur ein Wider— spruch gegen jedes Zwangsrecht bei einer Bürgerrechtserthei⸗ lung, und bezüglich der wegen Fruchtlosigkeit verschiedener Ungehorsamsstrasen erfolgten Aberkennung des gemeinde⸗ bürgerlichen Wahl⸗ und Wählbarkeitsrechts sprach sich die Kemmission für Zulässigkeit der Beschwerde aus. Was end⸗ lich die wichtige Frage der Zulässigkeit der Ausweisung be⸗ straster Personen anbelangt, so will die Kommission darüber erst nach Einberufung des Landtages eine endgültige Beschluß⸗ fassung herbeiführen. Es erscheint sicher, daß der württem— bergische Landtag noch im Laufe dieses Monats zusammen⸗
treten wird. (W. T. B.) Bischof Hefele ist
— 11. November.
Kultus⸗Minister. — Die Abreise des Hofes nach Nizza ist auf den 18. d. M. festgesetzt. 12. November. Der heutige „St. A. f. W.“ ver⸗ öffentlicht eine Königliche Verordnung vom 9. d. M., welche den Wiederzusammentritt der vertagten Stände⸗ , m, auf Donnerstag, den 27. November, be⸗ immt.
—
Oesterreich⸗ Ungarn. Pest, 11. November. (W. T. B.) Der König und die Königin von Rumänien, welche heute hier eintrafen und am Bahnhofe von dem Kaiser empfangen und auf das Herzlichste begrüßt wurden, setzten am Abend ihre Rückreise nach Bukarest fort. Der Kaiser gab dem Königlichen Paar bis zum Bahnhof das Geleit und verabschiedete sich dort auf das Herzlichste.
Belgien. Brüssel, 11. November. (Köln. Ztg.) Heute beginnt die Session beider Kammern, und zwar ohne Thronrede, so daß also auch keine Adresse an den König ge⸗ richtet zu werden braucht. Wie sich die Mehrheit der beiden Häuser zu dem gemäßigten Ministerium Beernaerts-Thonissen stellen wird, das ist die Frage der nächsten Zeit. — Die Gensd'armen in Civilkleidung haben auf Anordnung des Ministers des Innern ein unter dem Ueberrock zu tra⸗ gendes Schild erhalten, durch das sie sich den Polizeibeamten zu erkennen geben können.
— 11. November. (W. T. B.) Der belgische Gesandte in Berlin, Graf Vanderstraeten-Ponthoz, und Baron Lambermont, General⸗Sekretär im Ministerium des Aeußeren, sind endgültig zu Bevollmächtigten Belgiens für die westafrikanische Konferenz in Berlin ernannt worden und werden morgen dahin abreisen. Denselben sind noch drei Beamte beigegeben.
Die Kammern sind heute eröffnet worden. Der Senat hat das frühere Bureau wiedergewählt. Zum Präsidenten wurde Anethan, zu Vize⸗Präsidenten wurden Méörode und Kint gewählt.
Großbritannien und Irland. London, 10. November. (Allg. Corr.) Die Königin wird am 28. d. mit dem Hofe nach Windsor übersiedeln und sich nach etwa dreiwöchigem Aufenthalt von dort nach Schloß Osborne auf der Insel Whigt begeben, woselbst Ihre Majestät, wie gewöhnlich, das Weihnachtsfest begehen wird.
Der Prinz von Wales vollendete gestern sein 43. Le— bensjahr. Im Westend von London wurde der Geburts⸗ tag des Thronfolgers am Sonnabend Abend durch glänzende Illumination der Klubs, Theater und Geschäftslokale der Hoflieferanten gefeiert.
ñ . Derby ist von seiner Unpäßlichkeit wieder her⸗ gestellt.
Der „Observer“ schreibt: „Die Abstimmung im Hause der Gemeinen anläßlich der zweiten Lesung der Wahlreform-Bill hat die Hoffnung der Mitglieder in beiden Häusern des Parlaments, welche sich bestrebten, eine gütliche Lösung des Verfassungs⸗Konflikts herbeizuführen, wesentlich gestärkt. Auf beiden Seiten glaubt man, daß diese Anstrengungen von Erfolg gekrönt werden würden. Welches Ergebniß die jetzt im Gange be⸗ findlichen Unterhandlungen auch haben mögen: die kon⸗ servative Partei im Oberhause hat beschlossen, die zweite Lesung der Reformbill nicht zu beanstanden. Die Re⸗ gierung ist nicht abgeneigt, im Unterhause eine Reihe von Resolutionen einzubringen, welche die Umrisse des Plans zur Neueintheilung der Wahlkreise fixiren, falls ihr die Versiche⸗ rung ertheilt wird, daß ein solches Verfahren die Einwände der Lords gegen die Annahme der Reformbill beseitigen werde, und dies würde geschehen, sobald die Reformbill dem Ober⸗ hause vorgelegt worden ist.“
Die Regierung trifft umfassende Vorbereitungen für die Expedition nach Betschuanaland, wozu aus verschiedenen Kavallexie⸗ und Infanterie⸗Regimentern Frei⸗ willige zur Bildung eines berittenen Schützencorps aufgefordert werden. Das 1. Bataillon des Königlichen schottischen Re⸗ giments sowie die 7. Compagnie des Geniecorps sind nach Süd⸗Afrika beordert worden. Sir Charles Warren, der die Expedition befehligen wird, erklärte bei einem ihm von der Londoner Handelskammer gegebenen Abschiedsmahl: er hoffe den Streit friedlich beizulegen, doch müsse die Regierung auf Eventualitäten vorbereitet sein.
Der dem Parlament vorgelegte Ausweis der agra— rischen Verbrechen in Irland ergiebt für das am 30. September beendete Quartal 232 Ausschreitungen. Die— selben umfassen 9 gegen Personen verübte Attentate, die jedoch keinen Lebensverlust zur Folge hatten. Die Verletzungen von Eigenthum zerfallen in 38 Brandstiftungen und 165 Ver— stümmelungen von Vieh. Die Einschüchterungen bilden mehr als die Hälfte der Ausschreitungen im ganzen Quartal; es befinden sich darunter 106 Drohbriefe und 15 andere Ein⸗ schüchterungsversuche. Von der obigen Gesammtzahl entfallen auf Munster 144 einzelne Fälle, wogegenMonaghan, Carlow, Dublin, Kildare und Meath von agrarischen Ausschreitungen ganz frei blieben.
In Islington, einem Stadtbezirk im Norden Lon⸗ dons, hat sich ein Verein gebildet, welcher bezweckt, die industriellen Klassen derartig zu organisiren, daß bei der nächsten allgemeinen Parlamentswahl nur solche Kandidaten bevorzugt werden sollen, welche sich verpflichten, Maßregeln zu unterstützen, die dazu angethan sind, der hei⸗ mischen Industrie durch Schutzzölle zum Wiederaufschwunge zu verhelfen. .
— 11. November. (W. T. B.) Das Unterhaus hat die Reform bill in dritter Lesung ohne Abstimmung ange⸗ nommen.
Frankreich. Paris, 10. November. (Fr. Corr.) Das „Journal des Débats“ veröffentlicht folgende Depesche aus London: „Ein Abkommen zwischen Frankreich und China scheint sehr wahrscheinlich. China stimmte der Ausführung des Vertrages von Tientsin zu; Frankreich hielte Kelung bis zur vollständigen Räumung Tongkings durch die Truppen des himmlischen Reichs besetzt. Von Ching würde keine Indemnität gezahlt werden, doch wäre es möglich, daß die chinesische Regierung sich dazu entschlösse, den Familien der bei Bac⸗Le getödteten fan ch; Soldaten eine gewisse Summe zu zahlen.“
= (Köln. Ztg.) Das Journal „Paris“ meldet: „Es ist nicht unmöglich, daß die Absendung von Verstärkungen nach Tongking durch Abschluß des Friedens mit China über⸗
zum König berufen worden und konferirte auch mit dem
sich mit der vollständigen Räumung Tongkings und mit der Besetzung Kelungs bis zur vollständigen Ausführung des Vertrages von Tientsin und der Ratifizirung der bevorrech⸗ teten Handels verträge, welche die Folgen des Vertrages sind, begnügen.“
II. November. (W. T. B.) Der Präsident
Grévy empfing heute den Besuch des Großherzogs von Sachsen⸗Weimar.
Der Ministerrath hat die Erhöhung der Eingangs⸗ zölle auf ausländischederealien imPrinzip angenommen. Die Ziffer für die Erhöhung soll in der Weise festgesetzt werden, daß die Landwirthschaft den gleichen Schutz erhält, welcher anderen Industriezweigen zugestanden wurde.
Der Deputirte der Jonne, Guichard, der Doyen der Kammer, ist heute im Palais Bourbon, während er sich mit seinen Kollegen unterhielt, plötzlich gestorben. Der Präsident Brisson eröffnete die Sitzung, gedachte in ehrenden Worten des Verstorbenen und beantragte, zum Zeichen der Trauer die Sitzung zu schließen. Es erfolgte allgemeine Zustimmung, und die Sitzung wurde geschlossen.
Nach offiziellen Berichten kamen gestern in der Stadt und in den Hospitälern s3 Cholera-Todesfälle vor; die Zahl der gestern in die Hospitäler eingelieferten Cholera-⸗-Kranken betrug 119, die Zahl der in den Hospi⸗ tälern augenblicklich in ärztlicher Behandlung befindlichen Cholera⸗Kanken beträgt 190. on heute Mitternacht bis heute Mittag wurden 40 Cholera⸗Erkrankungen und 13 Cho⸗ lera⸗Todessälle in der Stadt konstatirt. Die Epidemie be⸗ schränkt sich fortgesetzt auf die ungesunden Stadtviertel, die gesünderen Stadtviertel sind cholerafrei. — Aus Nantes wurden 2, aus Oran 4 Cholera⸗Todesfälle gemeldet.
Der „Agence Havas“ wird aus Shanghai gemel⸗ det: Zwei chinesische Panzerkreuzer sind im Begriff, unter dem Kommando Takou's auszulaufen. Man nimmt an, daß sie die Blokade von Formosa brechen wollen. Die Chinesen haben , von den englischen Kohlen vorräthen in Shanghai aufgekauft.
In Monteeau-les-mines haben 39 Haussuchun⸗ gen stattgefunden, bei welchen auf eine geheime Gesell—⸗ schaft bezügliche Papiere mit Beschlag belegt wurden.
— 11. November, Abends. (W. T. B.) Von Mitternacht bis heute Abend 6 Uhr sind in der Stadt und in den n,. im Ganzen 56 Cholera-Todesfälle vorge⸗ ommen.
Spanien. Madrid, 11. November. (W. T. B) Die spanische Regierung hat einen Schiffs-Lieutenant als Gouverneur der Insel El gobey, welche zu Fer⸗ nando da Po gehört, eingesetzt. — Von Seiten der fran⸗ zösischen Regierung wurden Versicherungen ertheilt, daß dieselbe keine Veränderungen in Marokko herbeizuführen beabsichtige.
Amerika. Ueber die Präsidenten wahl wird der
„Allg. Corr.“ aus New-Hork unterm 8. d. berichtet: Der demokratische Ausschuß hat eine Adresse an das Volk der Vereinigten Staaten erlassen, worin erklärt wird, daß die Wahl von Mr. Cleveland und Mr. Hendricks als Prä⸗ sident bezw. Vize⸗Präsident nicht länger mehr bezweifelt werden könne, und das Volk aufgefordert wird, ihre thatsächliche Er⸗ wählung heute Mittag durch das Abfeuern eines nationalen Saluts anzuerkennen, sowie ferner heute Abend im ganzen Lande zusammenzutreten und seine Meinung in einer Weise auszudrücken, die nicht mißverstanden werden kann. Die Adresse fügt hinzu: „Die Männer von New-Hork sind ent⸗ schlossen, sich nicht der groben Gewaltthätigkeit zu fügen, die gegen ihre Rechte versucht worden; sie werden für sich selber sprechen. — Die Republikaner werden eine amtliche Zählung der Stimmen verlangen, welche im Staate New⸗Yor! abgegeben wurden, um das Resultat des Prä⸗ sidentschaftsstreits endgültig festzustellen; aber im Allge⸗ meinen geben sie zu, daß der Gouverneur Cleveland erfolg— reich gewesen ist. Seit der heute Morgen erfolgten letzten Ankündigung des Resultats der Präsidentenwahl hat die ÄAuf⸗ regung im Lande merklich abgenommen. Mit Ausnahme der Freuden sbezeugungen der Demokraten geht Alles seinen ge⸗ wöhnlichen Gang. An einigen Orten ersuchten die Polizei⸗ behörden die Zeitungen, keine weiteren Bulletins über die Präsidentenwahl zu veröffentlichen, und überredeten das Volk, von Partei⸗Umzügen abzustehen, um das Zusammenströmen von Menschenmassen und daraus möglicherweise entspringende Ruhestörungen zu vermeiden. Der republikanische Ra⸗ tiong!lausschuß beharrt bei seiner Behauptung, die amt⸗ liche Zählung werde ergeben, daß die republikanische Partei im Staate Rew⸗HJork gesiegt und somit die Herren Blaine und Logan erwählt hat. Eine Depesche vom 9. ds. meldet ferner: Der republi⸗ kanische Nationalausschuß hat eine weitere Adresse erlassen, worin gesagt wird, daß er alle Maßnahmen ergreife, um Fälschungen oder Irrthümer, falls dergleichen in den Wahl⸗ listen des Staats New Hork vorgekommen sind, ans Tages⸗ licht zu ziehen. Der Ausschuß wiederholt seine Ansicht, daß Mr. Blaine eine Majorität von mehreren Hunderten im Staate New⸗York erzielt habe.
New⸗Hork, 11. November. (W. T. B) Die offi⸗ ziellen Berichte über die Wahlmännerwahl für die Präsidenten wahl, welche nunmehr aus 14 Graf⸗ schaften des Staates New-HYHork vorliegen, weisen fast durchweg dasselbe Zahlenergebniß auf, welches in den bis⸗ herigen nichtamtlichen Berichten zu Gunsten der Wahl Clevelands angeführt wurde.
Asien. China. Hongkong, 12. November. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Die Chinesen griffen die französischen Truppen bei Kelung an, wurden aber mit großen Verlusten vollständig zurückgeschlagen. Die Franzosen erlitten nur geringe Verluste. Das chinesische Kanonenboot „Feihoo“ wurde von den Franzosen genommen.
Afrika. Egypten. Kairo, 8. November. (Allg. Corr.) Lord Wolseley telegraphirte gestern aus Dongola, daß der Mahdi mit einer nur kleinen Truppenmacht sich in Korshambat, nördlich von Chartum, aufhalten soll. Er begab sich dorthin nach seinem Angriff auf Omderman, wo— selbst viele Rebellen im Kampfe getödtet wurden. Es ver⸗ lautet, daß jetzt der ganze Kababish⸗Stamm den Mahdi ver⸗ lassen habe. — General⸗Major Darmer wird sich in der näch⸗ sten Woche nach Suakim begeben, um die Befestigungs⸗ werke daselbst zu inspiziren.
Wady⸗Halfa, 8. November. (A. C.) Das große Thor
flüssig wird. Statt der Geldentschädigung wird Frankreich
des zweiten Katarakts wurde gestern wegen des Fallens
geschritten werden.
des Nils geschlossen, der jetzt durchschnittlich jede 24 Stunden s Zoll sinkt, so daß die Boote über Land befördert werden müssen, wenn sie zu den Stromschnellen kommen.
Don gola, 8. November. (A. C.) Zwei Ueber⸗ lebende von General Hicks Armee, welche schwer ver⸗ wundet gefangen genommen worden waren, sind von El Dbeid entwichen und in Dongola angekommen. Sie er ählen, daß der Mahdi wegen der Beute von der Hicksschen Armee mit dem Volke von Jabeldair fortwährend im Kampfe liege.
Suakim, 8. November. (A. E) 100 Amarars und
30 Mann der hiesigen Polizei griffen eine Rebellen-⸗-Ab⸗ theilung unweit Handub an, tödteten 15 Mann und 4 Ka⸗ meele und erbeuteten Waffen sowie 26 Kameele.
Seitungsstimmen.
In der Münchener Allgemeinen Zeitung“ giebt Pr. Moritz Ströll am Schluß seiner Artikel? „Zur Ge— schichte der staatssozialistischen Bewegung in Deutschland“ ein Bild von der letzten Phase dieser Bewegung. Er schreibt:
. .. Als vor nunmehr sechs Jahren der Reichskanzler den Vorder⸗ grund der sozialpolitischen Bühne betrat, strahlte keine helle Sonne äber Deutschland. Die Quellen des Wohlstandes waren versiegt und ein wüster agitatorischer Lärm erfüllte die Gassen. Aber schon die bloße Beschäftigung des gewaltigen Mannes mit den sozialpolitischen Fragen und die gleichzeitige Anbahnung einer nationalen Zoll ⸗ und Handelspolitik stützten das schwindende Vertrauen. .
Zuerst galt es, das öffentliche Leben vor dem Miasma zu schützen, welches ihm durch die sozialdemokratischen Wühlereien täglich aufs Neue eingeimZpft wurde. Das 1878 erlassene und seither verlängerte Hesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie schuf wenigstens äußerlich Ruhe. Dann erst konnte zur Aufstellung und allmählichen Durchführung eines positiven sozialen Programms Es folgte am 17. November 1881 die berühmt gewordene Kaiserliche Botschaft, diese magna charta des Staats sozialismus, welche auf Lebensalter hinaus die Richtschnur der sozial politischen Gesetzgebung zu bilden geeignet ist.
Nachdem diese an den Reichstag gerichtete Botschaft den An⸗ spruch der Hülfsbedürftigen auf größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes anerkannt, und die zu erwartenden sozialpolitischen Gesetzes vorlagen, welche den Arbeiterklassen ein höheres Maß staat⸗ sicher Fürsorge als bisher zu bringen hätten, aufgezählt hat, fährt sie wörtlich folgendermaßen fort: „Für diese Fürsorge die rechten Müstel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens, welches auf den sittlichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht. Der engere Anschluß an die realen Kräfte dieses Volkslebens und das Zusammenfassen der letzteren in der Form korporativer Genossenschaften unter staatlichem Schutz und staatlicher Förderung werden, wie Wir hoffen, die Lösung auch von Aufgaben möglich machen, denen die Staatsgewalt allein in gleichem Umfange nicht gewachsen sein würde.“ . .
Historischer Geist weht aus den Worten dieses Kaiserlichen Evangeliums. Ein Geist, welcher sich so maßvoll und fest zugleich, so schlicht und voraussetzungslos äußert, daß seine Kundgebung wie eine Offenbarung durch den wüsten, leidenschaftlichen Lärm unseres Zeitalters klingt. Mit Recht ist gesagt worden, daß unser greiser Raiser damit fein sozialpolitisches Testament der Nation, der Zukunft und den späteren Regierungen ans Herz gelegt habe. Die Botschaft greift mit voller Bestimmtheit auf die großen sozialpolitischen Üeberlieferungen der Hohenzollern zurück, auf dieselben Ueberlieferun— gen, welche Preußen seit mehr als zweihundert Jahren groß gemacht aben.
; Den Kaiserlichen Worten folgte alsbald die That. Von den in Aussicht gestellten sozialpolitischen Gesetzen — Unfallversicherung, Krankenkassengesetz, Altersversorgung — sind die beiden ersteren nach mühsamen parlamentarischen Reibungen glücklich zu Ende gebracht; die Altersversorgung wird voraussichtlich den neugewählten Reichstag beschäftigen. In ihrer Gesammtheit werden diese Gesetze die Grund⸗ züge eines neuen Arbeiterrechts bilden, welches, auf korporativen Ver= bänden beruhend, die soziale Klassenstellung der Arbeiterbevölkerung dauernd heben und mit bisher nicht gekannten Rechten und Sicherheiten umgeben wird. Es steht zu hoffen, daß das Gefühl der Dankbarkeit für diese staatliche Fürsorge in Arbeiterkreisen immer weitere Wurzeln schlägt. Freilich lehren die jüngsten Wahlergebnisse, daß auf raschen Meinungsumschwung in diesen verhetzten und methodisch verbitterten Klassen nicht zu rechnen ist. w . .
Es hieße indessen die staatssozialistische Thätigkeit der Reichs regierung zu eng auffassen, wollte man dieselbe lediglich in dem Ein⸗ greifen zu Gunsten der arbeitenden Klassen finden. Die nationale zoll-, Handels. und Kolonialpolitik, die zu Guasten der Gewerbe und Industrie getroffenen Maßnahmen, der Schutz der agrarischen Interessen, die in Preußen fast völlig zur Durchführung gebrachte Verstaatlichung der Eisenbahnen, die Steuergesetzgebung — alle diese
und ähnliche Staatsmaßregeln entspringen denselben Anschauungen
und Quellen, aus welchen die sozialpolitischen Gesetze zu Gunsten der Arbeiler erflossen sind. Angesichts dieser vielseitigen staatssozia listischen Aeußerungen und Bethätigungen wird doch endlich der viel= genährte Aberglaube, als ob das Wesen des Staatssozialismus in finanziellen Leistungen Seitens der Staats kasse bestehe, ver⸗ schwinden. Der Staatssozialismus ist weit mehr und etwas weit Höheres. Er ist die Seele, welche die gesammte Reichsgesetzgebung gegenwärtig durchdringt. Er hat sich bereits zum Glaubenssatz ver⸗ dichtet und ist zu einem Bestandtheile der geistigen Luft geworden, in welcher die Gegenwart lebt und Athem holt.
Gegenüber diesen Ergebnissen und Erfolgen des mehr und mehr maßgebenden Prinzips beginnen sich die Reihen der Gegner erheblich zu lichten. Es ist bezeichnend genug, daß kaum eine einzige Partei mehr es unternimmt, gegen das leitende Staatsprinzip kräftig Stellung zu nehmen. Gleichwohl sind noch immer zahlreiche Ab— neigungen vorhanden.. ..
Einen wirklich beachtenswerthen Widerstand findet die. staate⸗ sozialistische Bewegung in Deutschland zur Zeit nur noch in den— jenigen politischen und bürgerlichen Kreisen, welche ihle Parlamen— tarische Vertretung auf der linksliberalen Seite des Reichstags besitzen. Darüber, daß die Durchführung staatssozialistischer Pläne — und zwar nicht nur in der eigentlicken Sozialpolitik — gewisse Opfer Seitens einzelner Interessenten, ja ganz allgemein eine gewisse Selbstentäußerung und Selbstbeschränkung der besitzen⸗ den Klassen erheischen, daß sie einen Bruch mit alten ieb⸗ gewordenen Gewöhnungen und. überlieferten Anschauungen be—⸗ deuten, darüber konnte ja niemals der leiseste Zweifel sein. Aus dieser Nothwendigkeit aber entspringen mancherlei Verstimmun⸗ gen. Es regen sich die kurzsichtigen Interessen des Geldbeutels, und die alten manchesterlichen Erinnerungen werden wach. Es ist aber kein fester Mörtel, welcher die einzelnen losen Theile dieser Opposition ver- bindet. Die Kantonisten jenes Lagers sind von ganz ungleichartigem Schlag. Da finden sich alte demokratische Doktrinäre, welche sich in die Erinnerungen ihrer achtundvierziger Jahre eingesponnen haben und es dem Kanzler nicht verzeihen können, daß die Enwickelung der deutschen Angelegenheiten nicht nach ihren alleinseligmachenden Rezepten gegangen, ferner mannichfache durch die neuere Zoll⸗ und
andelspolitik gekränkte Interessenten, Veteranen der alten liberalen Dekonomie, unzufriedene Staatsbeamte außer Dienst und andere aus irgend welchen Ursachen mißvergnügte Elemente. Die Partei hat kein festes Rückgrat, es wäre denn die gemeinsame, vielfach persönliche
bneigung gegen den Kanzler. Jeder sozialen Neuerung widerstrebend, nennt sie sich mit Unrecht fortschrittlich. Diese Bezeichnung ent⸗ spruͤche dem Wesen nach weit mehr denjenigen Gruppen, welche die ptogressionistische Sozialpolitik der Reichsregierung billigen und
naturgesetzlichen Gründen zer bröckeln, weil es nicht gelingt, im Herbste das vergilbte Blatt am Stamme zu erhalten. Die nachdrängende Generation aber wird zur Fortschrittspartei keine Rekruten mehr abgeben, sie ist in ganz anderen, wesentlich verschiedenen Anschauungen und Grund⸗ sätzen auferjogen worden. Ihr schweben die Männer, welche Deutsch· land zu feiner gegenwärtigen Höhe emporgeführt haben, vor wie Ge— stalten aus antiker Zeit. Und aus den akademischen Hörsälen hat sie die ethischen und flaatesozialistischen Grundsätze in den prektischen Beruf mit hinausgenommen. Diesem jungen Deutschland gehört die e. denn der Lebende hat Recht. Ist doch diese nachdrängende Heneration dieselbe, welche in zahllosen Schlachten begeistert dem Feinde die Stirn bot, um dem deutschen Volke zu Kaiser und Reich zu verhelfen. *. ;
So wird denn der Staatssozialismus seine gesammte Gegner⸗ schaft überwinden, weil ihm die zwingende Kraft eines Kulturgedan— kens innewobnt. Fassen wir es nochmals in Kürze zusammen: der Staats sozialismus ist die kräftige Einflußnahme der Staatsgewalt auf die jeweiligen Formen der sozialen und wirthschaftlichen Ver⸗ gesellschaftung, Staatssozlalismus ist die Bewahrung des uralten Vestafeuers der Kultur gegenüber zerstörenden, das Völkerleben ver⸗ giftenden Einflüssen. Staatssozialismus ist das Attribut eines jeden selbstbewußten und kräftig emporstrebenden Staatewesens. Wir sahen zuerst den altpreußischen Adler mit diesem Zierrath geschmückt. Heute prangt der gleiche Schmuck zu Häupten des Reichsadlers der geeinig⸗ ten deutschen Nation.
Wir haben im Eilschritt zwei Jahrhunderte durchwandert. Nur das Rothwendiaste konnte gestreift, Vieles und Wichtiges nicht ein mal mit einem kurzen Worte erwähnt werden. Ueberall aber fanden wir die Spuren derselben treibenden Kraft und im Ganzen war unser Wandern kein trostloses vergebliches Forschen. Die Pfade führten zu sichteren Höhen und über unseren Häuptern strahlt die Sonne einer glücklichren Zukunft. So mag es denn jedem gebildeten Deutschen in der Enge seines Berufskreises und bei den Verdrießlichkeiten des Alltagslebens zum Troste gereichen, daß wir Alle inmitten einer kulturellen Bewegung stehen, welche mit zwingender Gewalt unser Volk zu höheren Stufen emportragen wird. Das walte Gott!
— Die „Berliner Börsen⸗Zeitung“ berichtet:
Die aus Rheinland ⸗Westfalen und aus Schlesien eingehenden Berichte lassen erkennen, daß der Geschäftsgang in der Eisenindustrie sich in der That langsam bessert, wenn auch die Preise hiervon vor⸗ läufig noch nicht Zeugniß ablegen. Bekanntlich waren die letzten 2 Jahre für die deutsche Eisenindustrie sehr ungünstig, vorzugsweise deshalb, weil England seine Produktion in ganz außerordentlicher Weise gesteigert hatte, dasselbe mehr oder weniger in Frankreich und Belgien der Fall war und man auch wohl in Deutschland, ebenso in Desterreich und Schweden bier und da mehr produzirt hatte, als der Markt aufzunehmen im Stande war. Die Lage der deutschen Eisenindustrie würde indessen noch ungleich ungünstiger gewesen sein, wenn sich dieselbe nicht eines mäßigen Schutzes durch die Cisenzölle erfreut hätte. Sobald früher eine Ueberproduktion in England vorhanden war, warf dasselbe alle die Eisen⸗ artikel, die anderswo nicht abzusetzen waren, in großen Massen nach Deutschland, so lange hier kein Zoll zu zahlen war und die Folge war, daß jede Krisis in Deutschland am schärfsten und nachtheiligsten zur Erscheinung gelangte. Vor solchen schädlichen Ueberschwem mungen mit fremden Erzeugnissen schützt uns heute der neue Zolltarif, und zum ersten Male ist der erfreuliche Fall beobachtet worden, daß wir unter den Fehlern der ausländischen Produktion nicht am schlimmsten zu leiden hatten. Während in England, theilweise auch in Belgien und Frankreich, manche Hüttenwerke ganz still⸗ gelegt, viele Tausende von Arbeitern entlassen, die Löhne sehr erheblich reduzirt werden mußten sind diesmal trotz der schlechten Geschaäftslage solche Erscheinungen in Deutschland weniger auffällig zu Tage getreten. Beschäftigung war in den meisten Werken doch noch in ziemlich ausreichender Weise vorhanden, nur sind die Preise allerdings so niedrig, daß von einer befriedigenden Rente der Anlage— kapitaiien zur Zeit nicht die Rede sein kann. Man sieht hieraus sehr deutlich, daß der eingeführte Zollschutz in erster Linie den Arbeitern zu Gute kommt und, wenn auch in Zeiten schlechten Geschäftsganges hier und da eine kleine Ab⸗ schwächung in der Zahl der beschäftigten Arbeiter oder in den Lohn⸗ sätzen eingetreten sein sollte — Erscheinungen, die unvermeidlich sind, Ioßald irgend ein Industriezweig in allen Ländern ins Stocken ge— langt —, doch die sc werwiegenden Verluste in Folge der Krisis nicht von den Arbeitern, sondern von den Arbeitgebern zu tragen gewesen sind, welche Letztere der ungenügenden Preise wegen ihre Anlage⸗ kapitalien entweder gar nicht, oder nur zu sehr bescheidenem Zinsfuße verwerthen konnten.
Fortschrittsmänner wird aus
Amtsblatt des Reichs-⸗-Postamtgz. Nr. 58. — Inhalt: Verfügungen: vom 4. November 1884: Rückmeldungen wegen der durch mangelhafte Verpackung, verursachten Beschädigungen von Packeten; vom 4. November 18843; Eröffnung der Eisenbahnstrecke Zittau = Reichenau (Sachsen) Markersdorf.
Reichstags ⸗ Angelegenheiten.
Fernere Ergebnisse der Stichwahlen zum Reichstage:
3. Wahlkreis Königsberg. Dr. Moeller in Königsberg (Dfr), gegen Godau, Schlosser (Soz.), gewählt. Stimmenverhältniß steht noch aus. ⸗ ;
3. Danzig. Landes ⸗Direktor a. D. Rickert hat die Wahl in Danzig abgelehnt. ⸗ .
1. Marienwerder. Der gewählte Abgeordnete Landrath Müller hat 7958 Stimmen erhalten, von Donimirski dagegen nur 7136 Stimmen. . .
2. Marienwerder. Das bisher noch fehlende Stimmen verhältniß ist: Graf Dohna-Finkenstein 8405, Dr. Rzepnikowsky 6994
Stimmen.
4. Magdeburg. Heine (Soz.) mit großer Majorität gegen Büchtemann (Dfr.) gewählt. Stimmenverhältniß steht noch auß.
1. Arnsberg. Stöcker, Hofprediger in Berlin (Kons.). mit 12978 Stimmen gegen 6676 Stimmen für Fabrikant Schmidt in Elberfeld (Dfr.) gewählt. ; —̃
6. Arnsberg. Lenzmann, Rechtsanwalt zu Lüdenscheid (Dem.), mit 17363 Stimmen gegen 16780 Stimmen für Stadtrath Kleine zu Dortmund (Nat. Lib.) gewählt ‚. ö
3. Düsseldorf. Schumacher, Lederhändler zu Solingen (Soz,), mit 8734 Stimmen gegen 5317 Stimmen für Kaufmann Fuchs in Cöln (Centr.) gewählt. -
J. Pfalz. Dr. Groß, Bürgermeister in Lambsheim (Nat. Lib.) mit 10755 Stimmen gegen 7359 Stimmen für Dreesbach, Kauf⸗ mann in Mannheim (Soz), gewäblt. ö
4. Baden. Pflüger, Landwirth zu Lörrach (Dfr.), mit 7657 gegen 70860 Stimmen für Landwirth Blankenhorn zu Müllheim (Nat. Lib) gewählt.
7. Baden. Dr. Franz Roßbirt in Heidelberg. Ober⸗Hof⸗ gerichts⸗Vizekanzler (Centr), mit 93566 gegen S461 Stimmen für Kaufmann Schwarzmann in Straßburg (Nat. Lib.) gewählt.
Statistische Nachrichten.
Die überseeische Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen und Antwerpen betrug nach einer Mit—
.
Quartalen 1384 122 345 Köpfe, 1383 133 954 1882 160 966 18861 177 6866
1384 1883 1382 1881
11092 und in den 3 ersten 1 3 1 . . 8 18380 11669 , ĩ . 1889 79957
m . ö 1879 255466 .
Gegenüber dem Jahre 1881, in welchem die deutsche Auswande-⸗ rung ihren höchsten Stand erreichte, stellt sich sonach für die 9 ersten Monate eine Abnahme der Auswanderung um 5 239 Personen heraus. — Die Direktion der Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha versendet den in ihrem Bureau bearbeiteten, in „Hilde⸗ brand Conrads Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik“ erschie⸗ nenen Aufsatz über den Zustand und die Fortschritte der deutschen Lebensversicherungs ⸗Anstalten im Jahre 188343 in einem Separatabzuge Wir entnehmen demselben folgende Mittheilungen: Die Geschäftsergebnisse der in Deutschland domizili⸗ renden Leben versicherungsanstalten sind im vorigen Jahre ziemlich zufriedenstellende gewesen. Der neue Bruttozugang war, hingeseben auf die Personenzahl, größer, als in allen Vorjahren, mit Ausnahme der Jahre 1876, 75, 74, 73, 69 und 68, hingesehen auf die Ver⸗ sicherungssumme ausnahmslos größer, als in jedem früheren Jahr. Der Abgang bei Lebzeiten entführte zwar sämmilichen Anstalten zu—⸗ sammen, fast den dritten Theil ihres Gesammtzuwachses, war aber doch weniger beträchtlich, als im Vorjahre. Sämmtliche Anstalten haben einen reinen Zuwachs erzielt, der hingesehen auf die Personen-⸗ zahl nur in den Jahren 1875, 74, 73, 72, 69, 68, 67, 65 und 64, hingesehen auf die Versicherungssumme nur in den Jahren 1875, 74 und 73 übertroffen wurde. Was den Versicherungsbestand anbelangt, so kam Ende 1883 erst auf ungefähr 67 Köpfe der Bevölkerung (nach der Zählung von 1880) eine bei einer deutschen Anstalt versicherte Person; und nach ungefähr annähernder Schätzung dürften etwa 40 —50 000 Ange⸗ hörige des Deutschen Reiches bei fremden Anstalten versichert sein. Deutsch⸗ land steht also in dieser Beziehung noch erheblich hinter Groß⸗ britannien und den Vereinigten Staaten von Amerika zurück. Wäh⸗ rend aber in Deutschland vor 50 Jahren nur etwas über 8009 Per⸗ sonen bei deutschen Anstalten mit durchschnittlich 4800 M versichert waren, sind gegenwärtig doch über 670 060 Personen mit durch⸗ schnittlich 3720 M versichert; bei diesen Daten sind alle sogenannten Sterbekasse ⸗Versicherungen sowie die sogenannte Arbeiter ⸗Lebens⸗ versicherung ausgeschlossen. Den verhältnihmäßig hohen Rein⸗ zuwachs hat im vorigen Jahre der günstige Verlauf der Sterblichkeit unter den Versickerten wesentlich be⸗ einflußt. Der Abgang durch Sterbefälle war bei einem wesentlich vergrößerten Versicherungsbestande nur um 871 Personen und 2285 992 4 größer als in 1882. — In den tabellarischen Zusammen⸗ stellungen des Aufsatzes sind folgende 34 Anstalten berücksichtigt: Gotha, Karlsruhe, Stettin (Germania), Stuttgart (Leb ⸗Vers. u. Ersparn.“ Bk. ), Leipzig (Leb. Vers.Ges.), Berlin (Victoria, Magdeburg (Leb. Vers. Ges.). Cöln (Concordia), Berlin (Berlinische), Halle a. S. (Iduna), Lübeck, Lei pzig (Teutonia), Berlin (Pr. Leb. Vers.“ Akt. Ges.) Hannover (Pr. Beamten⸗Vers.), München, Erfurt (Thuringia), Schwe⸗ rin i. M., Berlin (Nordstern), Elberfeld, Hannover (Leb. Vers.⸗Anst.) Magdeburg (Allg. Vers.⸗Akt. Ges.), Breslau, Frankfurt a. M. (Pro⸗ videntia, Bremen, Frankfurt a. M. (Leb.Vers. Ges.), Berlin (Armee und Marine), Berlin (Friedrich Wilhelm), Hamburg (Janus), Posen (Vesta), Stuttgart (Renten⸗Anst.), Darmstadt, Berlin (Pro- metheus), Braunschweig und Potsdam. Außer diesen Anstalten be⸗ stehen im Deutschen Reiche noch die Leipziger Kranken⸗, Invaliden⸗ und Lebensversicherungs⸗Gesellschaft „Gegensceitigkeit' seit 1861, die Lebensversicherungs⸗Gesellschaft Atropos“ in Leipzig seit 1873, die Badische Militärversicherungs ⸗Anstalt in Karlsruhe seit 1875, welche aber mehr als rationell eingerichtete Sterbekassen anzusehen sind; außerdem befindet sich seit 1889 im Elsaß eine Lebens⸗ versicherungs⸗Anstalt „Alsatia“ in Wirksamkeit, von welcher ein vollständiger Geschäftsbericht pro 1883 nicht hat erlangt werden können. Im Mai 1884 endlich wurde in Nürnberg die Nürnberger Lebensversicherungsbank, eine Aktiengesellschaft, gegründet. Liqui- dationen älterer Anstalten sind in 1883 in Deutschland nicht vor— gekommen. Von jwei Tabellen giebt die erste Auskunft über die Ergebnisse des eigentlichen Lebensversicherungsgeschäfts (der Kapital- versicherung auf den Todesfall) in Bezug auf Versicherungsbestand, sowie auf Zu und Abgang in demselben, während die zweite eine möglichst klare Uebersicht über die finanziellen Geschäfts⸗ ergebnisse gewähren soll. Die Lösung dieser Aufgabe wird dadurch erschwert, daß mehrere Anstalten neben der Lebensversicherung noch andere Geschäftszweige betreiben, ohne in den Rechenschafts⸗ berichten die verschiedenen Geschäftszweige strenge zu scheiden. Es haben daber für verschiedene Anstalten einzelne Daten schätzungsweise ermittelt und angegeben werden müssen. Das in Anrechnung gebracht, sind bei den 384 deutschen Anstalten der Tabelle in 1883 82 706 neue Lebensversicherungsanträge über insgesammt 339 878017 M zur Vor⸗ lage und Erledigung gekommen, gegen 82 133 Anträge über 332728 190 M Versicherungssumme in 1882. Die Zahl der Anträge ist also um 573, die beantragte Versicherungssumme um 7149 827 4 gegen das Vorjahr gewachsen. Bon allen gestellten Anträgen führten der Jahl nach 2257 0 und der Summe nach 24,1 0 s9 zu keinem Versicherungsabschluß. Die augenommenen 63 96 Anträge führten den 34 deutschen Lebens ⸗Ver⸗ sicherungsanstalten 61 752 neue Personen resp. Policen zu und lauten zusammen auf 257985 476 ½ Versicherungskapital. In 1882 betrug der neue Zugang 60 424 Personen mit 250 027 345 4M Versicherungs⸗ summe. AUnfang 1883 betrug der Bestand sämmtlicher Anstalten 646 697 Personen mit 2 361 074 913 M Versicherungssumme, so daß einschließlich des obigen Zugangs Ende 1883 versichert gewesen wären 708 449 Personen mit 2 619060 389 1 Hiervon schieden aus durch Tod 11514 Personen mit 36 318 398 S6 und durch Abgang bei Leb⸗ zeiten 25 912 Personen mit 86 792 331 M; es verblieb also Ende 1883 ein Bestand von 671 023 Personen mit 2 495 949 660 606 Ver⸗ sicherungssumme und der Zuwachs in 1883 betrug 24 326 Personen mit 134 874 747
Kunst, Wißssenschaft und Literatur.
Im Verlage von Puttkammer & Mühlbrecht in Berlin hat Franz Richter, Professor an der Landes⸗Ober⸗Real- und Handels · schule in Krems die Anfangsgründe der Volkswirth⸗ schaft' von Dr. C. J. Kiehl in einer Neubearbeitung erscheinen lafsen. Der ursprüngliche Verfasser hatte sein Buch speziell als Lehr⸗ buch für den Unterricht in den höheren Klassen holländischer höherer Bürgerschulen, in welchen auch Volkswirthschaft gelehrt wird, bestimmt. Der Bearbeiter des Kiehlschen Werkes hat dasselbe während seiner Lehrthätigkeit in Krems als Leitfaden benutzt und rühmt mit Recht von demsel ben, deh es wie kaum ein anderes für den Elementar- unterricht und zur Änregung für volkswirthschaftliche Studien geeignet sei. In der vorliegenden Bearbeitung, welche in knapper Form alles Wissenswerthe berührt, wird in der That „dem Lehrer ein weites Gebiet für seine Vorträge eröffnet, dem Lernenden eine Fülle von Anregungen geboten. Aber in letzterer Beziehung wird der nach diesen Anfangsgründen Lernende immer eines Lehrers bedürfen, der die zahlreichen kleinen Bemerkungen und Hinweise, welche dem vorher Uneingeweihten unverständlich bleiben müssen, erläutert und erklärt. Es erscheint dies selbstverständlich bei einem Büchlein, welches auf 118 Seiten das ganze weite Gebiet der Volkswirthschaft durcheilt, und mag nur erwähnt sein. weil das Büchlein zum Selbstunterricht eben weniger geeignet, aller. dings auch nicht bestimmt ist. Zur Charakteristik des Büchleins möge hier der Gang der Darstellung mitgetheilt werden. Nach der Definition der „Grundbegriffe im ersten Abschnitte behandelt der zweite die gesellschaftlichen Güter selbst von ihrem Ursprunge bis zu ihrem Untergange“; hier werden die Produktions faktoren: Natur, Arbeit und Kapital in ihrer Bedeutung als solche und in ihrem
usammenwirken gekennzeichnet, sowie die Güter der menschlichen Gefellschaft nach ibren Erscheinungsformen, der Gütervertheilung und des Güterumlaufes besprochen. Der dritte Abschnitt, welcher vom Einfluß der Regierung auf die menschliche Ge⸗ fellschaft handelt, umfaßt naturgemäß die wirthschriftliche
tbeilung im Septemberheft der Monatshefte zur Sta—
dertreten. Der Widerstand dieser fälschlich sogenannten
tistik des Deutschen Reichs im Monat September
Bedeutung der Auflagen und Steuern sowie die Handels=