Der dann folgende Redner, Superintendent Wendel aus Hanau, bestritt die Nothwendigkeit von Synoden und hielt das ganze moderne Synodalwesen für gefährlich. Die Kirche sei das minent konservativste Institut, und es sei bedenklich, ihre Institutionen in Fluß zu bringen. Sie werde dadurch an Autorität und Vertrauen verlieren. Außerdem müsse er be⸗ streiten, daß die bisherigen Synodalordnungen ihren Zweck erfüllt haben. Er sehe in dem Parlamentarismus, mit dem der Staat vielleicht auskommen könne, kein Heil für die Kirche, sondern eine große Gefahr, und müsse dringend warnen, die davor bis jetzt noch glücklich bewahrte hessische Kirche mit in den allgemeinen Strom treiben zu lassen.
Dem gegenüber bekannte Metropolitan Martin aus Gu⸗ densberg, daß er schon seit langen Jahren die Schaffung synodaler Institutionen gewünscht und erhofft habe, und daß er den Absichten des Kirchenregiments warme Sympathien entgegen bringe. Das könne ihn aber nicht abhalten, das Ge⸗ botene sich genau zu beschen, und da könne er sich nicht ver⸗ hehlen, daß neben vielem Guten sich auch Manches finde, was ihm schwere Bedenken errege.
Nach seiner Meinung bestehe ein Bedürfniß der Reorga⸗ nisation nur auf dem Gebiet der Gemeindeverfassung, wo es gelte, den Gemeinden eine Vertretung für ihre externen Ver⸗ hältnisse zu schaffen; er erkenne ein solches Bedürfniß auf dem innerkirchlichen Gebiete, wo die vorhandenen Presby⸗ terien vollkommen genügten, nicht an.
Ein Organisationsbedürfniß bestehe ferner für die Ver⸗ fassung des Gesammtkirchenkörpers, und da sei er mit dem Entwurf einverstanden. Er fürchte aber, daß durch die Ein⸗ fügung der General-Superintendenten in die Kirche das Superintendentenamt schwer geschädigt werde. Die hessischen Superintendenten haben eine wirklich oberhirtliche Stellung, während die General⸗Superintendenten nach preußischem Muster eine rein bureaukratische Stellung haben. Bedenklich sei ihm auch die Bestimmung, daß die Diözesansynoden zu ein Drittheil aus Geistlichen, zu zwei Dritttheilen aus Laien bestehen sollen und daß den Gemeinden ein Widerspruchsrecht gegen die Einführung von der Synode beschlossener Gesang⸗ bücher, Katechismen, Agenden ꝛc. zustehen solle.
Hierauf erklärte der Synodale, Pfarrer Diedelmeyer aus Obernkirchen sein volles Einverständniß mit der Einführung von presbyterialen und spynodalen Institutionen in die hessische Kirche, glaubte auch, daß durch den vorgelegten Entwurf allen wesentlichen Desiderien genügt sei. Er vermißte aber in demselben Bestimmungen über ein, seiner Meinung nach sehr wichtiges Recht der Gemeinden, das Pfarrwahlrecht, indem er sich vorbehielt, bei der Spezial⸗ berathung darauf weiter zurückzukommen.
Der Synodale, Pfarrer Schimmelpfeng aus Abterode widersprach zunächst entschieden den Ausführungen des Vorredners wegen der Einführung des Pfarrwahl⸗ rechts und ging bei der Beurtheilung des Entwurftz von dem Satze. aus, daß es bisher in der hessischen Kirche möglich gewesen sei, Wort und Sakrament ungestört nach den Ordnungen der Kirche zu verwalten. Er wollte bei der Beurtheilung des Entwurfs vor Allem den Standpunkt einnehmen, ob dies demnächst auch noch möglich sei. Da sei ihm vor Allem der 8. 14 des Entwurfs bedenklich, wonach der Pfarrer verpflichtet sein solle, sich einem Beschlusse des Presbyteriums über die Zulassung eines Gemeindegliedes zu den Sakramenten zu fügen. Auch die Thätigkeit der Super⸗ , . scheine ihm durch den Entwurf wesentlich erschwert zu werden.
Hierauf ergriff der Königliche Kommissarius das Wort und ging in längerer Rede auf die von den Vorrednern be⸗ tonten prinzipiellen Fragen ein, indem er sich die Erörterung der mehrfach angeregten Einzelpunkte für die Spezialdiskussion vorbehielt. Zunächst wandte er sich gegen den Synodalen Wendel und wies in Beziehung auf den vermißten Nachweis der Nothwendigkeit synodaler Institutionen auf die schon im Jahre 1831 in der Verfassungsurkunde für das ehemalige Kurfürsten— thum Hessen ausgesprochene Verheißung und auf die seit jener Zeit immer wieder aus der Bevölkerung heraus laut gewordenen Wünsche und auf die stets erneut von den verschiedensten Seiten und auch in der heutigen Sitzung zum Ausdruck ge⸗ kommene Ueberzeugung hin, daß es in der hessischen Kirche ohne Synodalordnung nicht mehr gehe. Er betonte sodann die in ganz Deutschland, speziell auch in den älteren Provin⸗ zen der preußischen Monarchie, sowie in Schleswig⸗-Holstein, Hannover und Nassau gemachten Erfahrungen und wies den Gedanken, daß mit den Synoden der Parlamentarismus in die Kirche eingeführt werde, bestimmt zurück, da die Sy⸗ noden, wenn sie richtig eingerichtet und gehandhabt werden, keine Parlamente, sondern Versammlungen zu brüderlicher Verständigung über Alles, was der Kirche fromme, sein sollen und seien, welche ängstlich bemüht sein möchten, das Parteigetriebe des Parlamentarismus sö fern von sich zu halten als möglich.
Hierauf konstatirte der landesherrliche Kommissarius mit Befriedigung, daß alle übrigen Redner keinen prinzipiell ablehnenden Standpunkt zu der Vorlage eingenommen haben und glaubte die Hoffnung hegen zu können, daß es möglich sein werde, den in einzel⸗ nen Punkten hervorgetretenen Widerspruch zu überwinden oder zu begleichen. Derselbe ging dann auf die Einzelpunkte noch näher ein und führte insbesondere aus, daß es auf einer unzutreffenden Voraussetzung beruhe, wenn man annehme, zaß die preußischen General⸗ Superintendenten keine oberhirtliche, sondern nur eine bureaukratische Stellung haben, daß es eben⸗ falls nicht zutreffe, wenn gesagt worden sei, es fehle für die Geltendmachung der sog. Qualifikationsbestimmungen an den nöthigen Handhaben. Das Widerspruchsrecht der Einzel⸗ gemeinden gegen beschlossene Gesangbücher 2c. sei bei der Anhänglichkeit der Gemeinden an ihre alten Institutio⸗ nen eine durchaus nothwendige Kautel und was die Einfügung von Bestimmungen über die Pfarr— wahl betreffe, so sei es zwar reiflich erwogen, ob nicht dieser Punkt schon in der Verfassung mitzuberücksichtigen sei, jedoch sei man an der Hand der Erfahrung in anderen Kirchen⸗ körpern zu dem Schlusse gelangt, daß es nicht rathsam fei, das Schiff noch mit dieser schweren Frage zu belasten.
Sodann ging noch der Professor Dr. Heinrici auf die Be⸗ den ken des Synodalen Wendel näher ein und beleuchtete die⸗ selben vom theologisch-wissenschaftlichen Standpunkte, indem er darlegte, daß für den in den Ausführungen des Herrn Wendel zum Ausdruck gelangten Pessimismus in der heiligen Schrist keinerlei Anhalt geboken sei.
Hierauf wurde die Generaldiskussion geschlossen.
Bayern. München, 17. November. (B. T. B.) Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kron⸗ prinzessin Victorig ist hier eingetroffen. Höchstdieselbe wurde von dem preußischen Gesandten und dem englischen Ge⸗ schäftsträger empfangen und nahm in dem Hotel „Zu den vier Jahreszeiten“ Absteigequartier. Die Abreise wird am Mittwoch früh erfolgen.
Württemberg. Stuttgart, 16. November. (St⸗A. f. W.) Mit Note des Königlichen Staats⸗Ministeriums vom 15. November ist dem ständischen Ausschuß der Entwurf eines Ausführungsgesetzes zu dem Reichsgesetz über die Abwehr und Unterdrückung der Reblaus-Krankheit zur weiteren Behandlung zugegangen.
SachsenWeimar⸗Eisenach. Weimar, 17. November. (W. T. B.) Der Landtag hat heute eine CO,2prozentige allgemeine Herabsetzung der Einkommensteuer ge⸗ nehmigt.
Oesterreich⸗ Ungarn. Pest, 17. November. (W. T. B.) In der ungarischen Delegation wies der Referent Falk auf den Bericht des Ausschusses hin, welcher den Ein— druck, den die Erklärungen des Ministers des Aus— wärtigen auf den Ausschuß gemacht hatten, möglichst getreu wiedergebe, und beschränkte sich auf die Bitte, den Bericht an⸗ zunehmen. Nachdem Szilagyi sich entschieden gegen die besonders in der auswärtigen Presse verbreitete Ansicht ver⸗ wahrt hatte, als ob in Ungarn nur eine Rußland feind⸗ liche Politik auf eine günstige Aufnahme rechnen könne und sich die ungarische Nation von Gefühlsmotiven leiten ließe, wurde das Budget des Auswärtigen ohne weitere Debatte in der General⸗ und Spezialberathung angenommen.
Niederlande. Haag, 17. November. (W. T. B.) Der König hat die Generalstaaten eröffnet und hier— bei darauf hingewiesen, daß die Neuwahlen, welche ein so großes Interesse erregten, in vollkommener Ordnung vor sich gegangen seien. Die Thronrede kündigt sodann einen Gesetzentwurf an, durch welchen die bereits angenommene Verfassungsänderung in Bezug auf die Regentschaft sanktionirt wird, sowie einen Gesetzentwurf zur Regelung der eventuellen Vormundschaft für die Prinzessin.
Luxemburg, 15. November. (Luxemb. Itg) Das Staatsbudget für 1885 sieht an gewöhnlichen Einnahmen die Summe von 6234417 Fr. vor; die Ausgaben sind auf 6831 632 Fr. veranschlagt. Mithin würde sich Ende 1885 ein Fehlbetrag von 597 Aß Fr. ergeben. Da indessen von den vorhergehenden Jahren noch 1700 500 Fr. vorhanden sind, wird die Staatskasse Ende 1885 noch 1200 00 Fr. in Bargeld auf— zuweisen vermögen. Vermuthlich wird dieser Ueberschuß noch be— trächtüicher sein. Die für 1885 gegen 1884 vorgeschlagenen Mehrausgaben betragen rund 268 600 Fr, darunter 36 000 für das Denkmal. Wilhelms II., 17 5660 Fr. mehr für die öffentliche Gesundheitspflege, 20 000 Fr. mehr für Vermehrung des Personals der Post und Telegraphenverwaltung, 45 060 Fr. mehr (im Ganzen 63 000) für Anlagen von Telephon⸗ leitungen, 15 0690 Fr. für die Antwerpener Ausstellung, 9500 Fr. mehr für den Primärunterricht.
Großbritannien und Irland. London, 15. November. (Allg. Corr.) Dem Vernehmen nach soll die Regierung beschlossen haben, das Parlament anzugehen, Vorschläge von Bedeutung bezüglich der Marine zu genehmigen. Außer der Ausgabe für Kohlenstationen wird die Regierung vorschlagen, daß mehrere schwerarmirte Kreuzer nach dem Muster der „Esmeralda“ sowie auch eine große Anzahl Torpedoboote und andere für die Hafen vertheidigung brauchbare Schiffe gebaut werden. Die große Geldausgabe, welche die Ausführung dieser Vorschläge im Gefolge hat, wird über eine Reihe von Jahren vertheilt werden.
Bezüglich der in mehreren Londoner Zeitungen er— schienenen Mittheilungen ist der „Standard“ in der Lage zu konstatiren, daß die Führer der konservativen Partei sich an keinerlei Unterhandlungen betreffs der Wahlreform bill betheiligt haben und auch nicht von Ihrer Majestät Regierung zur Theilnahme an irgend solchen eingeladen worden sind. Auch vernimmt der „Standard“, daß die jetzige Absicht der konservativen Führer im Oberhause da⸗ hin gehe, nach kurzer Debatte der zweiten Lesung der Bill zu⸗ zustimmen und bei dem Antrage zum Eintritt in die Aus⸗— schußberathung eine Resolution zu unterbreiten, welche die weitere Erwägung der Maßregel hinausschiebt, bis die Re— gierung im Einklang mit ihren erklärten Absichten eine Neu⸗ eintheilungsbill eingebracht hat.
In Bezug auf die wahrscheinlichen Kosten der Nil— expedition erfährt der egyptische Korrespondent der „Times“, daß Lord Wolseley vor seiner Abreise von Kairo erwartete, dieselben würden sich auf 61½ Millionen Pfd. Sterl. stellen, ja daß der Betrag möglicherweise diese Ziffer über⸗ steigen dürfte. Die amtliche Schätzung der Kosten lautet jetzt auf 10 bis 12 Millionen Pfd. Sterl.
Der Herzog von Edinb urg wird nach Ablauf seiner Dienstzeit als Commandeur des Kanalgeschwaders am 3. k. M. durch den Vize⸗Admiral Algernon Fu de Horsey ersetzt werden.
= 17. November. (W. T. B.) In der heutigen Ober⸗ haus sitzung erklärte Lord Granville: die Nachrichten über angebliche Gewaltsamkeiten in Macedonien seien von den dortigen Konsuln nicht bestätigt worden; im Gegentheil sei der Zustand in Macedonien ein besserer geworden, und das Räuber⸗ wesen habe sich wesentlich vermindert.
Im Unterhause stand die Wahlreform auf der Tagesordnung. Der Premier Gladstone erklärte: in Betreff der gesammten Wahlreformfrage könne nur dann ein Arrangement erreicht werden, wenn die Regierung hinläng⸗ liche Sicherheit dafür habe, daß die Wahlreformbill in der Herbstsession angenommen werde. Für diesen Fall stellte der Premier folgende drei Eventualitäten auf: Die Re⸗ gierung sei bereit, entweder sofort die Hauptzüge der Bill Über die Neueintheilung der Wahlbezirke, oder diese selbst der Opposition freundschaftlich⸗ mitzutheilen, oder zweitens diese Bill dem Unterhause vorzulegen, deren Berathung mög⸗ lichst zu beschleunigen und die zweite Lesung im Unterhause gleichzeitig mit der Spezialdebatte der Wahlreformbill im Oberhause zu beantragen, oder endlich drittens aus der An⸗ nahme der Bill über die Neueintheilung der Wahlbezirke eine Kabinetsfrage zu machen und sich die Aufgabe zu stellen, deren Annahme frühzeitig im nächsten Jahre durchzuführen. — Der Kanzler der Schatzkammer, Childers, beantragte zur
Deckung des durch die Nachtrags kredite entstehenden Defizits von 2 Millionen, die Einkommen steuer im laufenden Finanzjahr von 5 auf 6 Pence zu erhöhen. Dieser Antrag wurde ohne Abstimmung angenommen.
Delhi (Indien), 15. November. (A. C.) Ueber Tausend Adressen aus allen Theilen Indien s sind dem Lord Ripon überreicht worden. In Beantwortung derselben drückte der Vize⸗König den Glauben aus, daß Indien niemals loyaler gewesen, als es dies gegenwärtig sei.
Frankreich. Paris, 16. November. (Fr. Corr) Der Ausschuß für die Tongkingkredite hielt gestern eine lange Sitzung, um den Bericht seines neuen Referenten Arthur Leroy entgegenzunehmen. Die Erörterungen zwischen der Majorität und der Minorität waren stellenweise so heftiger Art, daß Leroy seinen Entschluß ankündigte, nach dem Beispiele seines Vorgängers das ihm anvertraute Amt nieder⸗ zulegen, und nur durch eindringliche Bitten bewogen werden konnte, dies nicht zu thun. Die Minorität mit Clèmenceau an ihrer Spitze bestand darauf, daß die Bedingungen des Ver⸗ trages von Tientsin nicht in der bisherigen Fassung, sondern genau nach den diplomatischen Schriststücken dargelegt werden sollten; allein der Antrag wurde schließlich mit 6 gegen 5 Stimmen verworfen. Als dann Maze beantragte, in dem Bericht anzudeuten, daß Frankreich mit China nicht eher fertig werden würde, bis es Langson, Kaobang und Laokai besetzt hätte, enthielten sich sieben Mitglieder der Abstimmung, und die Motion wurde mit 2 gegen 1 Stimme abgelehnt. Dem Drängen Clèmenceau's gelang es, den Beschluß herbeizuführen, daß ein Protokoll der Sitzungen mit nur wenigen, aus diplomatischen Rücksichten unerläßlichen Unterdrückungen, sowie ein Theil der von dem Kabinet mitgetheilten Aktenstücke veröffentlicht werden soll. Der Bericht wird wahrscheinlich schon am Montag auf den Tisch der Kammer gelegt werden, die Debatte aber kaum schon im Laufe der Woche in Angriff genommen werden können, weil der Druck die Vertheilung erheblich verzögern wird.
Der Conseils⸗-Präsident erschien gestern im Schooße des Ausschusses für die Wiedereinführung des Listenskrutiniums, welches er bekanntlich im Jahre 1881 als Minister-Präsident bekämpfte. Ueber die Stellung der Regierung zu der Wahlreform befragt, erklärte Hr. Jules Ferry: dieselbe wäre ihr ganz und gar geneigt, und er sei bereit, sie auf der Tribüne zu befürworten. Gegen den An⸗ trag eines der Kommissäre, in das Wahlgesetz der Depu⸗ tirtenkaimmer wie in dasjenige des Senats die Bestim⸗ mung aufzunehmen, welche den Mitgliedern der einstigen Herrscherfamilien die Wählbarkeit abspricht, hatte er sowohl in seinem als im Namen seiner Kollegen keine Einwendung zu machen. Hinsichtlich der verfrühten Auflösung der jetzigen Deputirtenkammer und der Einberufung des Wahlkörpers auf den Monat April oder Mai, statt auf die Her bstmonate, gab der Conseils⸗Präsident eine ausweichende Antwort.
— 17. November, Nachmittags. (W. T. B.) Gestern sind in Paris 44 Cholera-Todesfälle vorgekommen, und zwar 11 in der Stadt und 33 in den Hospitälern, heute von Mitternacht bis Mittag 4 Todesfälle in den Hospitälern, in der Stadt keiner. — Der Präfekt in Toulon theilt mit, daß der Gesundheitszustand der Matrosen und Soldaten ein vortrefflicher sei.
Die brasilianische Gesandtschaft hat bekannt ge⸗ macht, daß die Häfen Brasiliens für aus Frankreich kommende Schiffe gesperrt seien.
— 17. November, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer verlas Leroy den Be— richt der Tongking⸗Kommission, welcher sich für die Entsendung von Verstärkungen ausspricht, und erklärte: die Regierung halte für das erste Halbjahr 1885 40 Mill. für erforderlich. Die Berathung wurde auf den Antrag des Conseils⸗-Präsidenten Ferry auf nächsten Montag festgesetzi.
Der Munizipalrath nahm einen Äntrag an, in welchem der Seine-Präfekt aufgesordert wird, proviforisch die Brodtaxe wieder herzustellen.
Von Mitternacht bis heute Abend 6 Uhr sind hier 2W Todes fälle an Cholera vorgekommen, davon 7 in der Stadt und 13 in den Hospitälern.
Spanien. Madrid, 17. November. (B. T. B) Aus Beniopa (Provinz Valencia) werden 9 Cholera— Todesfälle gemeldet.
Türkei. Konstantinopel, 18. November. (W. T. B.) Der Großfürst Paul Alexandrowitsch von Ruß? land ist aus Athen hier eingetroffen und war gestern zum Diner in Yildiz-Kiosk geladen. Heute reist der Großfürst nach Odessa weiter.
Asien. China. (W. T. B.) Wie der Times“ aus Shanghai u. b. I7. November gemeldet wird, werden von chinesischer Seite Anstalten geiroffen, um durch englische und. amerikanische Schnellsegler die Blokade von For—⸗ mosa von verschiedenen Punkten der Küste aus zu durch— brechen. — Zwanzig bis dreißig Tausend chines ische Sol⸗ daten haben zu Ende vergangenen Monats den YVangtse⸗ Kiang südwärts in der Nähe des Gojang⸗Sees überschritten.
Afrika. Egypten. (W. T. B) Nach einem Tele— gramm der „Times“ aus Alexandrien, vom 17. Ro—⸗ vember, meldet der Mudir von Don gola telegraphisch, daß er einen Brief Gordons vom 4. November erhalten habe, in welchem Gordon ihn, den Mudir von Dongola, zum Brigade⸗General ernennt und hinzufügt, daß in Khartum Alles gut gehe.
Seitungsstimmen.
Dir „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ wird aus Bremen mitgetheilt:
In der letzten Sitzung der hiesigen Handelskammer gelangte der an die Regierung erstattete Bericht sber die Lage der Industrie und des Handels während des mit dem 1. Oktober abschließenden Sommer⸗ halbsahrs zur Mittheilung. Es wird darin erfreulich erweise fest⸗ gestellt, daß, wenn auch nicht in allen, so doch in den hervor ragendsten
Industriezweigen unseres Bezirks e tschi ö. z eine entschiedene Wendung zum
— Dem Deutschen Handelsarchiv“ (No vember⸗ hest) wird aus Gaboon (Baß an der Wesilüste von Süd— Afrika) geschrieben:
ö. diene . . ö 4 . a k im Allgemeinen gewesen, wie das Vorjahr, obgl i oßere Schiff sbewegung in unserem Hafen ar e en . .
r Es kamen ein 50 deutsche Seeschiffe mit einem Netto Raum- aA Balt von 16 861 Reg. T., mit Ausnahme von 3 Segelschiffen von 2 O Reg. T. Raumgebalt, sämmtlich Dampfschiffe. Von Schiffen fr Snmder Nationalität kamen ein:
34 Britische, meistens Dampfschiffe, von 33 731 Reg. ⸗ T.,
12 Französische Segelschiffe 5156
3 Amerikanische . — 2 Desterreichische 1 3 Portugiesische . 759 1 Norwegisches 1 264 XIs. 55 Schiffe von 42 144 Reg. T.
s . Hamburger Firma C. Woermann gehören von den 50 de antschen Schiffen allein 433 mit einem Netto Raumgehalt von 1— 21 Reg. T. Diese Schiffe bringen von Europa fast nur deutsche TQ brilate, wie Baumwollenwaaren, Steinzeug, Bier, Spirituosen, Si fen und Messingwaaren, Pulver, Gewehre, Kistenbretter, Bretter urn d Balken, Staßssurter und Stader Salz, Seife, ordinäre Parfü⸗ *r rien, Möbel, Berliner Lampen und Konfektionswaaren z3c. und Ia Den auf ihrer Rückreise nach Hamburg über Havre Elfenbein, S ummi elasticum, Palmöl, Palmkerne, Eben⸗ und Rothholz.
Von den Woermannschen Schiffen kamen 2 in Ballast; 2 solche ur Dl anderes Dampfschiff gingen in Ballast wieder aus.
Durch ein vom vorigen Gouverneur von Gaboon, Kommandant MTasson, erlassenes Einfuhrverbot auf Pulver und Gewehre, welches ge niz ohne Grund 8 Monate dauerte, ist der Handel mit Elfenbein ur D Gummi elasticum schwer geschädigt worden, da ohne Gewehre (S teinschloß der ordinärsten Art) von den Eingeborenen kein Elfen⸗ be nn und Gummi eingetauscht werden kann. .
Wenn somit für die hier etablirten deutschen Firmen und deren Si feranten in Europa das letzte Jahr keine so günstigen Geschäfts⸗ re Rr ultate ergeben hat, so ist doch erfreulicherweise im Großen und S Qmzen der deutsche Exporthandel davon weniger betroffen worden; de —selbe hat, begünstigt durch die vielseitigen Dampferverbindungen um D namentlich seit 96 9 f ng der direkten Woermannschen D o mpferlinie mit der Küste bedeutend zugenommen.
Namentlich sächsische und rheinische (Elberfeld) bedruckte rothe Ker ttune und andere Baumwollenwaaren führen sich immer mehr in denn Markt ein und bilden bereits unentbehrliche, viel begehrte und be Liebte Tauschartikel bei den Negern; ferner konkurriren grobe und fei wre Cisen⸗ (Hagen) und Messingwaaren vollständig mit den englischen. Sit Jahren beherrscht Deutschland an der ganzen Küste den Markt imn Pulver, und erstaunliche Mengen gehen davon mit jedem Schiffe vo nn Hamburg und Bremen ab; auch Berliner Artikel, Konfektions⸗ wer garen, Lampen ꝛc. finden immer mehr Anklang und verdrängen die so genannten AÄrtieles de Paris. :
Ein, neuer deutscher Industriezweig hat seit einem Jahre dem arms erilänischen Import von mit Papier und Blech verzierten Holz- kofffern den Rang streitig gemacht; es ist unglaublich, welche Mengen vo nm diesem Artikel hier Absatz finden. Durch Anweisungen und D w ngen der Hamburger Exporteure sind denn unsere Fabrikanten en Olich dahin gelangt, diese bislang von New-⸗HYork gelieferten Artikel vo kommen konkurrenzfähig auf den afrikanischen Markt zu bringen. Ar ch Glaswaaren (Karaffen und Gläser ꝛc), sowie sächsisches Stein ⸗ zern J werden in immer größeren Mengen von Deutschland aus bezogen.
Das Interesse des deutschen Handelsstandes in Afrika ist noch int nner im Steigen begriffen, wie die vielen Anfragen von Fabrikanten üb Sr Auskunft nur zu gut bezeugen. Dasselbe ist auch vollkommen berechtigt, da die Aussichten auf immer weitere Erschließung des schwwarzen Kontinents die denkbar günstigsten sind.
Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 20. — Inhalt: Ein⸗ fü B rung eines neuen evangelischen Militär ⸗Gesang⸗ und Gebetbuchs. — Beförderung von Unter⸗Lazarethgehülfen des Beurlaubtenstandes zu Tazatethgebül fen. — Winter, Fahrplan der Militär-Cisenbahn. — Te — mine für die Portepeefähnrichs⸗ und Offiziersprüfungen im Jahre 1825. — Erhöhung der Kapitulantenzulage für militärische Kranken⸗ wä ter. — Eröffnung neuer Eisenbabnen. — Eisenbahnbeförderung vo * Militärpersonen und Militärtransporten mit Eil⸗- und Schnell— 2c. Zügen. — Nachtrag zum Verzeichniß der höheren Lehranstalten, we Lche zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissenschaftliche Be⸗ fä H ügung für den einjährig. freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. — Mö litär⸗Wittwenkassenangelegenheit. — Eröffnung neuer Eisenbahnen. — Worräthighaltung von Formularen.
Amtsblatt des Reichs⸗Postamtgz. Nr. 59. — Inhalt: Ve wfügungen: vom 6. November 1884. Beitritt Serbiens zur inter⸗ nat n onalen Reblaus ⸗Konvention. — Vom 7. November 1884. Deutlich⸗ keit der Nach und Rücksendungsvermerke bz. Verwendung besonderer Um schläge bei Nach und Rücksendungen. — Vom 11. November 1884. Se S postverbindung mit Norwegen. —
Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 20. — Inhalt: Akt Snstücke und Aufsätze; Zur Bestimmung des Begriffs, Telegraphie .. — Zur Geschichte des Postwesens in Sachsen-Weimar und Eisenach. — DSues mexikanisches Postgesetz vom 18. April 1883. — Kleine Mi * theilungen: Herstellung von Post. und Telegraphengebäuden in Oe f terreich. — Das Arlberg ⸗Tunnelkabel. — Flaschenpost. — Die nör Dlichste Eisenbahn Europas. — Die Landbestellung in England. — Di - Drahtseilbahn des Wallischen Rigi. — Belohntes Wohlverhalten bei Postunterhandlungen. — Fortschritte im Verkehrswesen von Ar⸗ gen T inien. — Die ersten Eisenbrücken. — Literatur und Verkehrs—⸗ we Sn: Technisches Wörterbuch für Telegraphie und Post, deutsch⸗ frarn zösisch und französisch deutsch, von T von Mach, Geh. Rechnungs⸗ Rath im Reichs Postamt. Berlin, Verlag von Julius Springer. 18844. 80. — Zeitschriften ˖ Ueberschau.
Marineverordnungsblatt. Nr. 23. — Inhalt: Ver⸗ fetz r* ng von Sanitäts- Offizieren. — Inspektion der Marine Artillerie. — WVersonalveränderungen. — Benachrichtigungen.
Cisenbahn-Verordnungs⸗Blatt. Nr. 28. — Inhalt: Erl Asse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 4. November 188 4, betr. die Uebertragung der Verwaltung und Betriebsleitung der Ver bindungsbahn Eschweiler-⸗Aue—Stolberg an das von der König— lich -m Cisenbahn⸗Direktion (linksrh.) zu Cöln ressortirende Könialiche Ei =nbahn⸗Betriebsamt zu Aachen und der Zechenbahn Zeche ‚Unser Fri S. — Bismarck an das von der Königlichen Eisenbabn-Direktion (rec tsrh) zu Cöln ressortirende Königliche Eisenbahn⸗Betriebs amt zu Ess -n; — vom 7. November 1884, betr. die höheren Lehranstalten, wel He zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die wissenschaftliche Be⸗ fähi Qung für den einjährig ⸗freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. — WMachirichten.
Gentral-⸗Blatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ wa Ltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 23. —. . Inhalt: Anzeige der im Reichs ⸗Gesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. — Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Ver⸗ änd rungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Ste n jerstellen. — Verrechnung der zur Zahlung von Ausfuhrver⸗ gütir 11gen erforderlichen Vorschuͤsse. — Indirekte Steuern: Verzeichniß Der Dem Vereine deutscher Eisenbahnen angehörenden ausländischen Ba B nen. — Stempelverwendung zu Lieferungsvverträgen. — Personal⸗ nach æichten. .
Gentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 46. — Inhalt: Am t Liches: Personalnachrichten. — Nichtamtliches: Versammlung in Mü chen zur Vereinbarung einbeitlicher Prünfungsarten für Bau und Kom Ftruktions⸗Materialien. — Eisenbahn Viadukt in Kapland. — Die KlofLerklirche von Jerichow (Fortsetzung). — Der bauliche Zustand des Wo anser Domg. — Vermischtes: Abbruch der Stiftskirche in Idensen. — WMreißkaufgaben zum Schinkelfest 1886. — Preis bewerbung: Wieder⸗ berft Sllung des Aachener Rathhauses. — Ehrenbürgerrecht an Eduard Wie Se. — Das Fremdwort in der Aussprache. — Gedankenlofe Ver⸗ wen D ung architektonischer Formen. — Neue Einrichtung an Petroleum lam en. — Cigenthümliche Oberbau⸗Konstruktior. — CEisenbahn⸗ Sch fffebrücken. — Verschwächung der Konstruktionstheile durch Riet⸗ lIöche c. — Bau der Forth⸗Brücke.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Fernere Ergebnisse der Stichwahlen zum Reichstage: .
2. Wablkreis Danzig. von Gramatzki, Landrath in Danzig (Kons.), mit 4578 Stimmen gegen 4261 Stimmen für Pfarrer Sten⸗ gert in Danzig (Centr.), gewählt. ; ;
2. Berlin. Dr. Virchow, Professor in Berlin ( Dfr. ). mit 23 797 Stimmen von 39 647 gültig abgegebenen Stimmen gewãhlt.
3. Berlin. Rechtsanwalt Munckel in Berlin (Dfr.) mit 13 002 Stimmen von 21 950 gültig abgegebenen Stimmen gewählt.
5. Berlin. Eugen Richter, Schriftsteller in Berlin (Dfr.), mit si; 946 Stimmen von 18837 gültig abgegebenen Stimmen ge⸗ wählt.
6. Berlin. Hasenelever, Wilhelm, Schriftsteller in Halle a. Saale (Soz⸗Dem. ), mit 24 465 Stimmen von 25 187 gültig ab⸗ gegebenen Stimmen gewählt. .
6. Schleswig Holstein. Das bisher ausstehende Stimm verhält⸗ niß ist: für Halben 98303 gegen 8233 Stimmen für Sachau.
. Schleswig ⸗Holstein. Hr. Hänel, Professor in Kiel (Dfr.), mit 13 579 Stimmen gegen 9166 Stimmen für Heintzel, Schneider in Kiel (Soz. Dem.), gewählt. . ;
13. Hannover. von Alten, Oberst⸗Lieutenant a. D. in Han⸗ nover (Cent.), mit 8097 Stimmen gegen 67569 Stimmen für Re⸗ gierungs Prꝝisident von Pilgrim in Minden (D. Reichsp.), gewählt.
?. Hannover. von Estorff, Ober ⸗Amtsrichter 4. D. zu Veerssen (Centr.), gewählt. Stimmwerhältniß steht noch aus. r
3. Arnsberg. Das bisher noch ausstehende Stimmverhältniß ist: 11 802 Stimmen für Dr. Langerhans (Dfr) gegen 9107 für Colsmann (Nat. ⸗Lib.).
3. Mittelfranken. Kroeb er, Holzhändler in München (Volksp.)., mit 7452 Stimmen gegen 5832 Stimmen für Jegel, Steinbruch⸗ besitzer in Wendelstein (Dfr.), gewahlt.
2. Sachsen. Fährmann, Fabrikant und Gutsbesitzer in Groß -⸗Schönau (Dfr., mit 8216 Stimmen gegen 8167 Stimmen für Dr. Pfeiffer, Rittergutsbesitzer auf Burkersdorf (Nat. -Lib.), gewählt.
22. Sachsen. Max Kaiser (Son⸗Dem.) mit 9041 Stimmen gegen 7641 Stimmen für Albert Niethammer (Nat. Lib.) gewählt.
1. Braunschweig. Blos, Schriftsteller in Stuttgart (Soz. Dem), mit 10 994 Stimmen gegen 9994 Stimmen für Kulemann, Amtsrichter in Braunschweig (Rat. Lib), gewählt.
Sachsen Altenburg. Herrmann Julius, Rektor in Kuhla (Dfr.), mit 12964 Stimmen gegen 10 852 Stimmen für Wohlfarth, Berg—⸗ rath in Altenburg (D. Reichsp.), gewählt.
2. Coburg ⸗ Gotha. Bock. Schuhmacher in Gotha (Soz. Dem.), mit 107654 Stimmen gegen 6938 Stimmen für Br. Barth in Berlin (Dfr.), gewahlt.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Lipke, Rechtsanwalt in Berlin (Dfr. , mit 5749 Stimmen gegen 4986 Stimmen für Wilson, Amtsrichter in Sondershausen (Nat ⸗-Lib.), gewählt.
Reuß jüng. Linie. Rödiger, Bildhauer in Gera (Soz. Dem.), mit 6923 Stimmen gegen 5820 Stimmen für Lautenschläger, Bürger meister in Langenwolschendorf (Dfr.), gewählt.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Im 1. Aachener Wahlbezirk (Schleiden, Malmedy, Mont— joie) ist an Stelle des verstorbenen Rentnesr, Kreuser zu Bonn Frei⸗ berr Julius von Dalwigk, Rittergutsbesitzer zu Münster i. W., (Centr.) mit 241 gegen 11 Stimmen für von Frühbus, Guts besitzer und Landrathsamtsverweser in Wallerode, zum Mitglied des Haufes der Abgeordneten gewählt.
Statiftische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamtzs sind in der 45. Jahreswoche von je 1060 Einwohnern, auf, das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 273. in Breslau 29,2, in Königsberg 28,0, in Cöln 20 9, in Frankfurt a. M. 16,0, in Hannover 16,3, in Cassel 12,8, in Magdeburg 27,7, in Stettin 2835, in Altona 220, in Straßburg 21,l, in Metz 21,65, in München 22,9, in Nürnberg 33,6, in Augsburg 37.4, in Dres— den 21,6, in Leipzig 24,8, in Stuttgart 17,9, in Braunschweig 22,3, in Karlsruhe 12,0, in Hamburg 29,0, in Lübeck —, in Wien 22,5, in Budapest 25,0 in Prag 25,4, in Triest , in Krakau 28,9, in Basel 12,4, in Brüssel 21,8, in Amsterdam 23,d., in Paris 23,4, in London 19,R7, in Glasgow 265,6, in Liverpool 26,0, in Dublin 25,3, in Edinburg 17,7“, in Kopenhagen 2457, in Stockholm 19,4, in Chri-
iania 21,4, in St. Petersburg 22,8, in Warschau 30,7, in dessa 25,9, in Rom —, in Turin 25,4, in Bukarest 254, in Madrid 29,8, in Alexandrien 324. — Ferner aus der Zeit vom 12. bis 18. Oktober er.: in New⸗York 240, in Philadelphia 20,, in Chicago —, in Cineinnati — in St. Louis — in San Franzisko 146, in Kalkutta 24,9. in Bombay 2936, in Madras Hl, 9.
Beim Beginn der Berichtswoche herrschten in Bremen und Karlsruhe schwache westliche und südwestliche, in München östliche, an den übrigen Stationen südöstliche Windrichtungen, die an den meisten Stationen am 3. und 4, in Konitz erst am 6. nach Süd und Südwest, in München am 3. über Nordwest nach West und dann nach Südwest drehten. In der zweiten Wochenhälfte ging der Wind in München wieder nach Ost, in Karlsruhe nach Nordost, in Heiligenstadt nach Südost, an den übrigen Stationen blieben zwischen West und Süd laufende Luftströmungen bis zu Ende der Woche, wo sich vielfach auch nordwestliche Strömungen geltend machten, vor⸗ wiegend. — Die Temperatur der Luft war für die Jahreszeit eine ungewöhnlich hohe und überstieg das Monatsmittel an allen Stationen um mehrere Grade Celsius. — Bei meist heiterer, nur des Morgens vielfach nebliger Witterung erfolgten meßbare Nieder schläge sehr selten und spärlich. Der beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft zeigte unter wiederholten mäßigen Schwankungen am Schluß der Woche an allen Stationen eine erhebliche Zunahme.
Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten Großstädte Europas blieben in der Berichtswoche günstige. Für die deutschen Städte zeigte die allgemeine Sterblich keitsverhältnißzahl keine wesentliche Ver⸗ änderung, sie stieg auf 23,4 von 22,5 der Vorwoche pro Mille und Jahr berechnet. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterb—⸗ lichkeit erfuhr eine geringe Steigerung. Von 16000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 72 Säuglinge, in Berlin 61, in München —.
Unter den Todesursachen haben Masern, Scharlach und Diphtherie erheblich zugenommen, während das Vorkommen von Keuchhusten, Ruhr und Pocken ein selteneres wurde und typhöse Fieber und Darm⸗ katarrhe im Allgemeinen nur unwesentliche Veränderungen zeigte. — Masern herrschen in Königshütte, Ingolstadt, Dresden, Hamburg, Barmen, Iserlohn, Neuß, Hagen, Berlin, Augsburg, Nürnberg, obwohl in letzterer Stadt eine Abnahme der Todesfälle ersichtlich ist. Auch in Paris, London, Glasgow, Kopenhagen nahm die Zahl der Masern⸗ todesfälle zu, in Warschau ab. — Das Scharlachfieber, in vielen Orten in Verbindung mit Diphtherie auftretend, hat beson— ders in Königsberg, Greifswald, Kolberg, Graudenz, Königshütte, Breslau, Leipzig. Elberfeld, Berlin, Frag, London, Glasgow, Amsterdam viel Todesfälle bervorgerufen, in Danzig, Elbing, Stolp, Warschau ist ein Nachlaß der letzteren zu konstatiren. — Biphtherie und Croup forderten in Königsberg, Stettin, Elbing, Stolp, Dres« den, Zwickau, Plauen, Eisleben, München, Berlin, Leipzig, Magde⸗ burg, Frankfurt 9. Oder, Kottbus, Zeitz, Hamburg, Wien, Prag, Amsterdam. Stockholm, Paris, St. Petersburg, Warschau, Odessa, Madrid, Murcia und anderen Orten zahlreiche Opfer. — Typhoöͤse Fieber blieben ist Allgemeinen in ihrem Vorkommen beschränkt, nur in Posen, Hamburg, Turin, Pest, Warschau war die Zahl der durch sie veranlaßten Sterbefälle eine größere. — Todesfälle an Fleck typhus kamen aus London, St. Petersburg und Palma je 1, aus Madrid 3 zur Mittheilung. — Der 2 verlief in Berlin nahm die Zahl der Sterbefälle
milder, in Hamburg
daran zu. — Die Sterblichkeit an Darmkatarrhen der Kinder war in Hamburg, Berlin und Wien eine größere als in der Vorwoche. — Todesfaͤlle an Ruhr haben sehr abgenommen, aus deutschen Städten kam nur 1 Todesfall zur Mittheilung. — Dem Kindbettfieber erlagen in deutschen Städten 19 Frauen. — Pocken veranlaßten in Paris, St. Petersburg, Wien, Warschau, Odessa, Prag, Turin nur wenige Todesfälle, in Venedig stieg die Zabl der selben auf 6, in London auf 22. — Aus Görlitz wird 1 Todesfall an Varicellen mitgetheilt. — Die Cholera ist in Paris ausgebrochen, doch zeigt sie sich bis jetzt auf wenige Stadtviertel beschränkt und nimmt einen im Allgemeinen milden Verlauf. Auch in Toulon sind wieder eine größere Zahl von Erkrankungen gemeldet worden. In Nantes hat die Epidemie abgenommen, auch aus den indischen Städten werden weniger Sterbefälle an Cholera gemeldet.
— Den „Mittheilungen der Großherzoglich hessi⸗ schen Centralstelle, fär die Lan desstatistit ( Oktober 1884). entnehmen wir in Bezug auf die Ergebnisse der Verwaltung der Sparkassen im Großherzog thum Hessen im Jahre 1882 folgende Daten: In der Provinz Starkenburg belief sich die Zahl der Einleger (Sparkassenbücher) zu Anfang 1889 auf 65 602 Personen, der Zugang 1883 (neue Einleger) auf 13 084, jusammen 78 6865 Personen. Der Abgang 1882 betrug 7227, der Bestand zu Ende 1882 betrug U 459. — Der Betrag der Einlagen wies an Bestand zu Anfang 1882 (Guthaben einschließlich der gutgeschriebenen Zinsen) auf 36 666 041,7 44. Der Zugeng 1882 (neue Ein⸗ lagen, Zuschußeinlagen und autgeschriebene Zinsen) betrug 9 078 122,34 ƽ, zusammen also 45 734 6421 Æ Ber Abgang 1882 (Rückzahlungen) betrug 6 814 670,84 MM Der Bestand Ende 1882 (Guthaben einschl. der gutgeschriebenen Zinsen) belief sich auf 38 919 493,,7? 44 — Baarer Kassenbestand Ende 1882 betrug L660 659,45 M Verzinslich angelegte oder ausgeliehene Kapitalien Ende 1882 39 264 224 265 M, Reservefonds Ende 13822 826 113,40 4A — In der Provinz Oberhessen betrug die Zahl der Einleger (Sparkassenbücherꝝ) 365333 zu Anfang 1882. Der Zugang 1882 (neue Einleger) 6361, zusammen 41694. Abgang 1882 4234. Bestand am Ende 1882 37460. — Der Betrag der Einlagen wies zu Anfang 1882 einen Bestand (Guthaben einschl der gutgeschriebenen Zinsen) von 15 894 732,14 4A auf, der Zugang 1882 (neue Einlagen, Zuschußeinlagen und gutgeschriebene Zinsen) 2 8734 378,87 ½, zusammen 18769 111,01 ½Æ Abgang 1882 (Rück⸗ zahlungen) 2061 562.78 „„, Bestand zu Ende 1882 (Guthaben einschl. der gutgeschriebenen Zinsen 16707 548,23 ½ — Baarer Kassenbestäand Ende 1882 733 772,8! S Verzinslich an⸗ gelegte oder ausgeliehene Kapitalien Ende 1882 1699103835,93 10. Reservefonds Ende 1882 1349 167,435 SM — In der Provinz Rheinhessen wies die Zahl der Einleger (Sparkassenbücher) zu An⸗ fang 1882 auf 25 117, der Zugang 1882 (neue Einleger) 6698, der Ab⸗ gang 1882 3841. Der Bestand zu Ende 1882 27 974. — Der Betrag der Einlagen wies zu Anfang 1882 einen Bestand (Gut- haben einschl. der gutgeschriebenen Zinsen von 20 151 873,53 4 auf, Zugang 1882 (neue Einlagen, Zuschußeinlagen und gutgeschriebene Zinsen 6504 09253 6, zusammen 26 655 966.06 S Der Ab⸗ gang 1882 (Rückzahlungen) 4011 074,90 M Der Bestand zu Ende 1882 (Guthaben einschl. der gutgeschriebenen Zinsen betrug 22 644 891,16 M — Baarer Kassenbestand 862 044,47 Ss Verzinslich angelegte oder ausgeliehene Kapitalien Ende 1882 23 448 295,27 4 Reservefonds Ende 1882 1946 800.09 A — Im ganzen Großherzogthum betrug die Zahl der Einleger (Sparkassen⸗ bücher) zu Anfang 1882 126052. Der Zugang 1883 (neue Einleger) 26 143, zusammen 152 195, Abgang 15 302, Bestand Ende 1882 136893. — Der Betrag der Einlagen wies zu Anfang 1882 einen Bestand (Guthaben einschl. der gutgeschriebenen Zinsen) 72 702 647, 54 auf. Zugang 1882 (neue Einlagen, Zuschußeinlagen und gutgeschrie⸗ benen Zinsen) 18 466 593,74 S, zusmmen 91 159 241,23 MM Der Abgang 1882 (Rückzahlungen) 12 887 308,52 M Der Bestand zu Ende 1882 (Guthaben einschl. der gutgeschriebenen Zinsen) 8 271 932,75 S6. — Baarer Kassenbestand 1882 3 256 476,73 46 Verzinslich angelegte oder ausgeliehene Kapitalien 1382 79 703 603,48 . Reservefonds Ende 1882 6 122080,92 S Ueber das Anwachsen der . u. s. w. giebt folgende von 1875 — 1882 reichende Tabelle
uskunft:
insli Betrag der Ein ⸗Baarer Kasse⸗ . 3 bestand. ausgeliehene Kapitalien.
6 M M
Großherzogthum. 46 364 245,57 2196917, 03 50 511 690,87 2339 547,73 53 970 740,92 2336 006.27 oö6 997 73847 2329 009,58 60 218 879,57 2801 781,10 67 143 357,56 3526 248,54 1881 125 190 72 656 681, 94 3 259 624,30 73 949 305.40 1882 136 893 78271 932, I6 3 256 476,73 79703 603. 46 Die Reservefonds stiegen von 3740 589,25 M im Jahre 1875 auf 6 122 080.92 M im Jahre 1882.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Die Geschichte des deutschen Volkes“, von Dr. David Müller, erschien zuerst im Jahre 1864 und erwies sich durch den patriotischen Geist, welcher den Verfasser beseelte, und durch ihre auf gründlichem Studium beruhende, anregende, dabei kurzgefaßte über⸗ sichtliche Darstellung bald als ein so treffliches Hülfsmittel bei dem Unterricht in den höheren Lehranstalten wie zur Selbstbelehrung, daß jehn Auflagen rasch auf einander folgten. Der Verfasser hat den sich steigernden Ruhm seiner Arbeit nur bis zur 7. Auflage (1871) erlebt, aber es war ihm noch vergönnt, sein Werk bis zu dem glorreichen Wiederaufbau des Deutschen Reichs fortzuführen. Mit der 8. Auflage (1872) hat der Direktor des Gymnasiums zu Greiz, Professor Dr. Friedrich Junge, die Revision und weitere Bearbeitung der. Müllerschen Geschichte ganz im Sinne des Verfassers fort⸗ geführt und sich selbst dadurch ein nicht zu unterschätzendes Verdienst erworben, daß das Werk sich auf der Höhe der Zeit erhalten hat. Auch der jetzt von ihm herausgegebenen 11. Austage an Verlag von Franz Vahlen) dürfte eine weite Verbreitung icher sein.
In demselben Verlage hat der Professor Dr. Junge, Geschichts⸗ repetitionen für die oberen Klassen höherer Lehr⸗ anstalten“ herausgegeben. Diese Repetitionen liefern dem Schüler den gesammten Geschichtsstoff so zusammengedrängt und übersichtlich geordnet, daß er denselben in 40 Stunden wiederholen kann, wozu Lehrbücher zu umfangreich und Tabellen zu kurz und trocken sind. Die Arbeit des Verfassers wird gewiß den Lernenden hoch will⸗ kommen sein.
— Von der bei Max Woywod, Verlagsbuchhandlung in Breslau, erscheinenden Vaterländischen Geschichts⸗ und Ünter⸗ haltungs⸗Bibliothek, Patriotische Erzählungen für die heran- wachsende deutsche Jugend und für das deutsche Volk“ sind 3 neue Bändchen (10-12) erschienen. Der Zweck dieses Unternehmens ist, der heran= wachsenden Jugend und dem deutschen Volke in fesselnder Darstellung seine Herrscher und Helden, seine hervorragenden Staatsmänner und verdienten Bürger zu schildern. Unbeschadet der historischen Treue hüllt sich jedes dieser Zeit und Charakterbilder in das Gewand einer ansprechenden Erzählung, deren Leser die Liebe zum Vaterlande wie zum Herrscherhause, zur bestehenden Ordnung, wie zu allem Guten und Sittlichen fördert und festigt. Dieser patriotischen und christlichen Tendenz, welche bereits durch Anerkennung zahlreicher Be⸗ hörden gewürdigt worden ist, entsprechen auch die neuen Bändchen. Sie enthalten: Band V: Jesus meine Zuverfichti⸗ Aus dem Leben der Kurfürstin Louise Henriette. Von Ludovica Hefekiel. — Band XI: Eine feste Burg ist unser Gott!“ Erzählung aus der Zeit
Am Ende Zahl der der lagen. Jahre. Einleger.
47 287 681377 50 lz 132.26 dõ dõg bg z d glg zg b bI 235 453 55 7 õ65 244.37
1875 1876 1877 1878 1879 1880
93 947 92777 96 142 98318 100 764 108 236