1884 / 285 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Dec 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Sachsen⸗Coltg⸗Gotha. Coburg, 1. Dezember. Die „Coburger Zig bringt in ihrer heute ausgegebenen Nummer an hervsagender Stelle die Meldung von der am 29. November Schloß Primkengu in Schlesien er⸗ folgten Verl obun Ihrer Hoheit der Prinzessin Karo⸗ line Mathilde n Schleswig⸗Holstein⸗Sonder⸗ burg⸗Augustenbrg (Schwester Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilsm von Preußen) mit Sr. Hoheit dem Prinzen Friedch Ferdinand von Schleswig— Holstein⸗Sondenurg⸗Glücksburg.

Neuß ä. L. reiz, 1. Dezember. (Th. C.) Die Be⸗ wohner der hiesigFürstlichen Gebäude haben eine eigene Gemeinde bildet und haben zu der Gemeinde Greiz keine Beziehungen me, nachdem ein Gutachten der juristischen Fakultät in Jenâ enhieden, daß sie alsdann zur Entrichtung städtischer Abgaben iht herangezogen werden könnten.

Nen J. CG. Nera, T. Dezember. (Thür. Corr.) Gestern erfolgte bei sichtigem Winterwetter der Einzug des neuvermählten rbprinzlichen Paares in unsere festlich geschmückte stadt. Die Erbprinzlichen Herrschaf⸗ ten hatten Morgen Leipzig verlassen und trafen gegen Mittag in Köstritz ei wo sie von den Behörden, Deputa⸗ tionen u. s. w. festli empfangen wurden. Nach kurzem Ver⸗ weilen ward die Fal nach Gera fortgesetzt. Auf dem Bahn⸗ hofe hier war eine Cen⸗Compagnie des Infanterie⸗Regiments Nr. 96 aufgestellt. ach Bewillkommnung Seitens des Ober⸗ Bürgermeisters setzt sich der Zug in Bewegung: das junge Paar fuhr einer sechsspännigen Gala⸗Equipage, an deren Schläger Major von Treskow und Adjutant von Ohlhoff⸗Grote ten; es folgten die Equipagen mit dem Gefolge, den Deputionen u. s. w. Bei einer am Markt er— richteten prächtigen hrenpforte fand die Begrüßung Seitens der städtischen Gemebebehörden, der Geistlichkeit, der Schulen und Korporationen tt; ebenso empfing die Gemeinde Unterm⸗ haus in festlicher Use das hohe Paar bei der weiteren Fahrt nach Schloß Osterstn. Hier bewillkommneten die Fürstlichen Herrschaften dasselj worauf Empfang der Hofstaaten, der Spitzen der Behden und des Offiziercorps stattfand. Nachmittags wurn die Abgesandten fremder Höfe, und zwar u. A. derdöniglich preußische Gesandte Graf Dön⸗ hoff, der Königlie sächsische Gesandte von Minkwitz und der Großherzoglichachsen-weimarische Ober⸗Jägermeister von Strauch, ferner ie Vertreter des Ober⸗-Landesgerichts, der Generaldirektit des Thüringischen Zoll- und Hondels⸗ Vereins und derOber⸗Postdirektion empfangen und zur Tafel gezogen. her Fürst Reuß j. L. hat aus Veranlassung des Tages der dt zum Bau der St. Johanniskirche und

Die auf Grund dies e V e auf Grun eses Gesetzes ergangenen Verfügungen von Landes Polizeibehörden verlieren 6x Gültigkeit. daamne

Das gegenwärtige Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkün⸗ digung in Kraft. Der Abg. Dr. Windthorst wies darauf hin, daß der An⸗ trag wiederholt vom Rarlamente angenommen, aber von dem Bundegrath stets abgelehnt worden sei. Dieses Verfahren habe auf das ganze katholische Volk einen schmerzlichen Eindruck emacht, es habe aber auch das Ansehen des Parlamentes chwer geschädigt. Die Bemerkungen der ausländischen Presse hierüber zu lesen, müsse unser nationales Gefühl empfind—⸗ lich verletzen. Durch das Gesetz werde über die gesammte katholische Geistlichkeit, die hohe wie die niedrige, ein Bamokles⸗ schwert gehängt, und es sei dasselbe schlimmer als das des Sozia— listengesetzes; denn letzteres kenne doch die Vertreibung aus dem Vaterlande nicht. Man sage, der Zeitpunkt sei nicht richtig gewählt für einen solchen Antrag. Wer das sage, wolle den Antrag überhaupt nicht. Der Grund für die Einbringung des Antrags sei, eine Beruhigung der Gemüther eintreten zu lassen; er komme eben aus der Heimath unter dem frischen Eindruck der Aufregung, welche der Beschluß des Bundesraths dort hervorgerufen habe. Ein fernerer Grund liege darin, daß die Centrumspartei hei den Wahlen die Weisung empfangen habe, für die verletzten Rechte der Kirche einzutreten. Die Kirche könne nur dann wirken, wenn sie auf festen Füßen stehe. Die Zeiten lägen so, daß die Autorität der Kirche gestärkt werden müsse. Denn wer die Autorität der Kirche stärke, der stärke zugleich die Autorität des Staats. Das seien' die ine die eine Wiedereinbringung des Antrags veranlaßt en. Der Abg. Graf von Behr-Behrenhoff gab Namens seiner Partei die Erklärung ab, daß dieselbe zur Zeit gegen den Antrag stimmen werde. Der Bunvdesrath habe denselben vor kurzer Zeit erst abgelehnt, und auf diesen anderen gesetzgeberischen Faktor müsse doch auch Rücksicht genommen werden. So wie der Antrag eingebracht sei, bedeute derselbe eine Demonstra⸗ tion, an der sich zu betheiligen die konservative Partei keine Veranlassung habe. Der Abg. Blos erklärte, mit seinen Parteigenossen für den Antrag stimmen zu wollen. Allerdings nicht aus Sym⸗ pathien für die Centrumspartei. Die Taktik desselben lasse sich in jeder Sessien in drei Abschnitte zergliedern. Im Be— ginn zeige sich dasselbe demokratisch, dann komme die Periode der Hand. l politik und schließlich die Versöhnung. So sei es in der vorigen Session gegangen, und so hebe es auch jetzt wieder an. Das Centrum berühme sich seiner Leistungen auf sozia lpolitischem Gebiete, es weise auch auf seinen jetzigen Antrag hin; aber derselbe enthalte doch nur an die Regierung zur Vertheilung (die Armen namhafte Summen überreichen die Aufforderung, Vorschläge zu machen. Ein Hort gegen die lassen. Sozialdemokratie werde die Centrumspartei nur so lange sein, als die Versöhnung mit der Regierung sich noch nicht voll— zogen habe. Das beweise die letzte Wahlbewegung, und aus diesem Grunde könne seine Partei die Vollziehung dieser Aus—⸗ . . . . begrüßen. zei des Blattes ergriff der Reich ͤ l von Bismarck das Wort. griff .

Desterreichtngarn. Wien, 1. Dezember. Wie die Wiener Abendpt“ meldet, wird der Ein undzwanziger— Ausschuß des ngarischen Abgeordnetenhauses den Bericht über d Gesetzentwurf, betreffend die Reform dis Oberhauss, erst gegen Ende dieser Woche im Abge⸗ ordnetenhause eiyringen, welches die Verhandlung des Gesetz⸗ entwurfes nach Bndigung der Budgetberathung auf die Tages⸗ ordnung setzen wid. Da das Abgeordnetenhaus nach Erledigung des Bubgtts die Weihnachtsferien antreten wird, kann die Oberhaus⸗Rorm erst im Januar zur Verhandlung gelangen. ;

WPest, 1. Dgenber. (Wien. Abendpost.) In der heutigen Sitzung des Ab geh dnetenhauses wurde die General— debatte über da; Vudg et pro 1886 fortgesetzt. Der Abg. Alb. Szentkirälyi besprach, als außerhalb der Parteien stehend, die staatsrechtiche Frage. Er finde, daß das Aus— gleichsgesetz, auf dessen Basis auch er stehe, noch immer nicht burchgeführt würde (r könne daher dasjenige, was bisher geschchen, nur as inn propisorisches Uebergangsstadium betrachten. Da iber ein solcher provisorischer Zustand nicht über Gebühr vüflängert werden dürfe, ohne die in dem Gesetz wurzelnde Verfassung selbst zu gefährden, weil der Usus der gefährlichte Gegner des geschriebenen Gesetzes sei, so könne er auch ener Politik nicht zustimmen, welche einen solchen Zustand aufrchterhalte. Redner urgirte die Herstellung eines selbständigen ingarischen Heeres und behielt sich vor, seine Ansichten üer die außerhalb des Rahmentz detz G. A. XII. vom Jahre 1867 fallenden Fragen des wirth⸗ schaftlichen Ausgleches seinerzeit bei konkreter Ver— anlassung darzulegei. Redner stimmte schließlich für den Beschlußantrag des Abg. Ugron. Graf Eugen Zichy votirte das Budget und erklärte, daß er, obwohl außer— halb der Parteien sehend, dennoch in die Regierung Ver trauen setze, deren sytematische Wirksamkeit und guten Willen er anerkenne. Rednr plaidirte für ein selbständiges Zoll— gebiet. Horänsz'y unterzog die Politik der Regierung vom oppositionellen Standpunkt einer scharfen Kritik. Er nahm das Budget zu Basis der Spezialverhandlung an und behielt sich vor, die Urrtrauensfrage bei dem Budgetgesetz auf— zuwerfen. Finanz Minister Graf Szäpaäry wenbete sich gegen die Ausführungn der oppositionellen Redner, nament— lich Horänszky's und Emyedi's, und wies auf Grund ziffermäßiger Daten nach, daß der Wranschlag ein reeller sei und daß sich die Budgetlage bedeutend gebessert habe. Der Minister erklärte, die günstige finanzielle Sitiation werde in Zukunft durch Sparsamkeit ohne weitere Belastuig noch gebessert werden können, da viele Einnahmequellen, darunter die Eisenbahnen, das Taback— monopol 2c. 2c, größeie Einkünfte abwürfen und sich auch die Investitionen künftigßin vermindern würden. Nach dem Finanz · Minister sprach Baron Andreänszki vom Stand⸗ punkt der. Antisemitenpartei und unterbreitete im Namen keiner Gesinnungsgenossen einen Beschlußantrag, wonach die Regierung anzuweisen sei, noch im Laufe der Session eine Vorlage bezüglich der Besteuerung der noch steuerfreien Cou— pons der Staats- und Werthpapiere vorzulegen. Er lehnte das Budget ab.

Schweiz. Bern, 1. Dezember. (Bund.) In der Sitzung vom Sonntag Vormittag hat der Bundesrath in der Tessiner Angelegenheit einen weiteren Beschluß gefaßt. Gemäß demselben unterbleibt bis nach dem Entscheibe in der Hauptsache (d. h. bis nach Erledigung des beim Bundes— rath anhängigen Rekurses des Gemeinderaths von Lugano) jede weitere Aktion des Bundesraths in der Sache. Ebenso wird die Piketstellung des Bataillons Nr. 5 aufgehoben und Kommissar Karrer bis auf Weiteres aus dem Tessin zurückberufen. In den Erwägungen zu vorstehendem Be⸗

Die starken Schneefälle, welche, verbunden mit Sturm, in den letzten Tagen im Osten des Staates eingetreten sind, haben auf den Ei senbahnen in diesen Landestheilen erhebliche Betriebs störungen verursacht.

So wird gemeldet, daß aus dieser Veranlassung am 1. und 2. d. M. auf den Strecken Schneidemühl Dirschau, Greifenberg Colberg, Ruhnow Konitz, Stolp Danzig, Danzig Neufahrwasser, Thorn Marienburg, Güldenboden = Mohrungen, Allenstein Ortelsburg, Posen —Thorn, Alt— damm Colberg der Eisenbahnbetrieb Unterbrechungen erlitten hat, welche trotz aufgewandter Mühe zum Theil noch nicht beseitigt werden konnten.

Leider sind die Störungen nicht überall ohne Unsälle abgelaufen, letztere scheinen indeß nicht schwerer Natur zu sein.

In bezüglicher Abänderung der mittelst Allerhöchster Kabinets Ordre vom 16. August 1861 genehmigten er if der Schiffe und Fahrzeuge der Marine zu der Ost⸗ beziehungs⸗ weise Nordseestation ist durch u. d. 25. November d. J. an den Chef der Abmiralität ergangene neuere Allerhöchste Kabinets⸗ Ordre bestimmt worden, daß S. M. Panzerkanonen⸗ boot „Camäleon“ fortan zur Nordfee⸗, S. M. Panzer⸗ kanonenboot „Natter“ zur Ostseestat ion gehört.

Die Bestimmung des §. 343 Th. I Tit. 5 des Allgem Landrechts, wonach die ö wegen . leistung für natürliche Fehler einer übernommenen Sache mit dem Empfang der Sache beginnt, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 156. Oktober d. J., in Bezug auf den Erwerb von Grund— st ücken dahin aufzufassen, daß die einjährige Verjährung mit dem Termin der Auflassung des fehlerhaften Grundstücks beginnt, auch wenn weit früher die thatsächliche Tradition des Grundstücks und ein darüber mündlich vereinbarter Ueber— lassungsvertrag vorhergegangen ist.

Der Königliche Gesandte am Großherzoglich badischen Hofe, von Eisendecher, hat einen ihm Ällerhö = . , ? , . . ährend der Abwesenheit desselben von seinem Posten ist der Legations⸗Sekretär bei der Königlichen gn f, 3 i arg ann 33 ö. ö.. Leitung der gesandt⸗

astlichen Geschäfte in Karlsruhe als interimistischer Ge— schäftsträger beauftragt. 26 ;

Württemberg. Stuttgart, 1. Dezember. Wie dem Et. Anz. . W. aus Nizza mitgetheilt wird, befinden beide Königliche Majestäten sich in erwünschtem Wohlsein, eine leichte Erkältung abgerechnet, welche der König sich zu⸗ gezogen hat, wodurch Se. Majestät übrigens nicht verhindert . täglich zu Fuß und zu Wagen die freie Luft zu ge⸗

Baden. Karlsruhe, 1. Dezember. (Karlsr. Ztg. Der Großherzog und die ö sind .

Nachmittag nach 5 Uhr zu dauerndem Aufenthalt hier ein- getroffen.

Sachsen Weimar⸗Eisenach. Weimar, 2. Dezember. (Th. Corr.) Der Rechnungsausschuß ,,, der alsbald nach dem Schluß der Session zu seiner vor⸗ geschriebenen Berathung zusammengetreten ist, wird seine Ar⸗ beiten in den nächsten Tagen zum Abschluß bringen.

schlusse wird ausdrücklich betont, daß die früheren bezüglichen Schlußngahmen des Bundesraths (Annullirung des Excku— tionsversahrens der Tessiner Regierung und Verantwo lich keit derselben für alle Folgen ihres ungesetzlichen Vorgehen) e . erhalten bleiben. Damit wäre der Handel vorlaufig erledigt.

Großbritannien und Irland. London. 2. Dezember (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Hberhaufez vertheidigte der erste Lord der Admiralität, Lord North⸗ brook, den Zustand der englischen Flotte und er— klärte: die Regierung sei entschlossen, die Flottenfupre— matie Englands aufrecht zu erhalten. England besitz weit mehr Schiffe als Frankreich. Die jetzigen Aut— gaben Englands für den Bau von Panzerschiffen über— stiegen diejenigen Frankreichs bedeutend. Die Negie⸗ rung betreibe die Fertigstellung der bereits im Bau begriffenen Panzerschiffe so viel wie möglich und beabsichtige 4 neue Panzerschiffe, 2 Torpedowidder, 5 Kreuzer, 10 Avisos und 39. Torpedoboote zu bauen. Die Kosten hierfür würden, ein— schließlich der Armirung der Schiffe und der Befestigung der Kohlenstationen, auf 5isz Mill. geschätzt, welche auf die nächslen 5 Jahre zu vertheilen wären.

Im Unterhause erklärte der Premier Gladstone: et sei wenig Hoffnung vorhanden, daß das Resultat der auf die Regelung der egyptischen Finanzen bezüglichen Vorschläge dem Parlament noch vor dessen nächster Ver— tagung mitgetheilt werden könnte, da auch noch die kleineren Mächte zu konsultiren wären und die in dem Liquidationz— gesetz vorzunehmenden Aenderungen ausgearbeitet werden müßten.

Durban (Süd⸗Afrika), 29. November. (Allg. Corr.) Die Ausschüsse des Afrikander⸗Bundes im Frei⸗ staat und im Transvaal haben für den 24. Dezember einen Kongreß nach Potchefstroom einberufen, um die Frage einer politischen Vereinigung oder einer engeren Ver— bindung zwischen den beiden Republiken zu erwägen.

Frankreich. Paris, 2. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkam mer nahm heute, trotz dem Einsprüch der Negierung, mit 372 gegen 135 Stimmen das von Perras eingebrachte Amendement zu dem Senats-Wahlgesetz an, nach welchem die Uebernahme eines Mandats als Senator unter denselben Bedingungen nicht statthaft sein soll, welche für die Verhinderung der Uebernahme eines Mandats als Deputirter gelten. Ferner wurde, ebenfalls gegen den Wider⸗ spruch der Regierung, mit 260 gegen 246 Stimmen ein Amendement Flogquets angenommen: die Wahlen zum Senat mittelst des allgemeinen Stimmrechts und Listenskruti⸗ niums vorzunehmen. In Folge dieser beiden Abstimmungen gab Léon Renault seine Entlassung als Bericht— erstatter der betreffenden Kommission. Die Berathung wird am Donnerstag fortgesetzt werden.

In Folge der Annahme des Amendements Floquets ist der Ministerrath auf morgen früh zu einer außer— ordentlichen Sitzung zusammenberufen worden, um die durch . dieses Amendements geschaffene Situation zu prüfen.

In parlamentarischen Kreisen glaubt man nicht,

daß die Annahme des Amendements Floquet eine Ministerkrisis herbeiführen werde. Der Minister des Innern, Waldeck-Rousseau, hatte zwar ziemlich ernsthaft die Ab— sicht, seine Entlassung zu nehmen, doch machten ihn die ihm nahestehenden Persönlichkeiten darauf aufmerk— sam, daß er nicht persönlich angegriffen worden sei, und daß entweder das gesammte Kabinet zurücktreten oder intakt bleiben müsse. Man nimmt an, daß der auf morgen zusammenberufene Ministerrath sich dahin entscheiden werde, die Berathung der Vorlage über die Reform der Wahlen zum Senat durch die Kammer beendigen zu lassen. Vorautz⸗ sichtlich wird die Vorlage im Senat moꝛifizirt werden, und dürste alsdann die so modifizirte Vorlage von der Deputirten— kammer angenommen oder das betreffende Gesetz vom Jahre 1875 aufrecht erhalten werden. Der „Liberté“ zufolge hätte sich der Minister⸗Prä—⸗ sident Ferry darauf beschränkt, von den englischen Vorschlägen bezüglich Egyptens Akt zu nehmen, und sich vorbehalten, später seine Ansichten bezüglich derfelben mit— zutheilen.

In der heutigen Sitzung der Tarif-Kommission setzte der Minister des ÄUckerbaues, Möline, die Gründe für die Erhöhung der Getreidezölle aus— einander und erklärte dieselben für das annehmbarste Maxi⸗ mum. Die Regierung beabsichtige keine weitere Erhöhung, sondern im Gegentheil eine Verringerung oder Abschaffung derselben, sobald die Umstände es erlauben würden.

(Fr. C) Der Deputirte Wil son, der Schwieger— sohn des Präsidenten der Republik, ist aus der Fraktion der gemäßigten Linken ausgetreten und hat sich bei der ra— dikalen Linken einschreiben lassen.

Spanien. Madrid, 3. Dezember. (W. T. B.) Die amtliche Gaceta wird heute eine Verordnung publiziren durch welche die für Provenienzen aus Italien und Südfrankreich angeordnete Quarantäne aufgehoben wird. Nur Reisende, die direkt von Parit kommen, sollen noch einer dreitägigen Beobachtung unter— worfen sein, auch diese Maßregel aber vom 20. d. M. ab in in Wegfall kommen.

Italien. Rom, 2. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Minister des Auswärtigen: er werde die Interpella— tion über die Kolonialpolitik der Regierung nach Beantwortung der übrigen den Ministern vorgelegten Fragen, also in elwa 14 Tagen beantworten. Die Kammer e. . die Berathung über die Eisenbahn-Konven⸗

ionen fort.

Türkei. Konstantinopel, 30. November. (Allg. Corr.) Die Pforte hat ihren Botschafter in Paris, Essad Pascha, angewiesen, der französischen Regie⸗ rung kundzuthun, daß sich die Türkei ihre Anrechte auf die jüngst von den Franzosen besetzte Bai von Tad⸗ schura vorbehalte aus dein Grunde, weil dieses Terri⸗ torium einen Bestandtheil des ottomanischen Reiches bilde.

Die Anarchie in Macedonien dauert fort. Wegen Betheiligung an der Meuterei der Garnison von Monastir wurden 10 bis 15 Offiziere verhaftet. Viele Albanesen⸗ Chefs sind verhaftet worden, weil sie verdächtig sind, Maß— regeln zu treffen, um sich für eine Einverleibung Albaniens in Griechenland zu erklären.

Artikel sagt die Wiesbadener Zeitung“:

minderung des Ansehens des Reichstages abgesehen habe:

Eympathien der Bevölkerung für das Parlamentarische abkühlen.

dee Koulissen gesehen, in das Fraktions« und Cliquenwesen hinein—

Afrika. Egypten. Kairo, 2. Dezember. (W. T. B)

n dem Prozeß der Staats schulLdenkasse gegen die

ierun at der Gerichtshof sein Urtheil dahin ichen, bab die Handlungsweise der egyytischen Regierung eine ungesetzliche gewesen sei, inosern als das internationale Finanzeomits allein kompetent war, das Liquidationsgesetz abzuändern. In Folge dieses geschlusses werden alle Beamten, welche Gelder an die Regie⸗ ung, anstatt an die Schuldenkasse zahlten, dieselben zurück⸗ juerstatten haben.

(Allg. Corr) Aus Kairo, 30. November, meldet Reuters Bureau“: In Massauah sind Duplikate von heneral Gordons letzter Depesche sammt einer anderen Deyesche, datirt 28. August, eingegangen, in welcher der Ge⸗ neral erklärt: es sei im Interesse der Wohlfahrt und Ruhe Egyptens eine gebieterische Nothwendigkeit, daß der ganze Lauf des Nils im Besitze Egyptens bleibe, und haß alle üblen Wirkungen, die entstanden sein mögen, den Vorten „Preisgebung des Sudans“ zuzuschreiben seien. Der Khedive hat von Lord Wolseley ein Telegramm mpfangen, welches meldet, daß dem Mahdi augen⸗ hliällich der Proviant knapp sei, und daß unter seinen regu— laren Truppen Krankheiten grassiren und allgemeine Un⸗ jufriedenheit herrsche. Fünssundert Soldaten des Mahdi sollen in Chartum angekommen sein und sich dem General Gordon ergeben haben.

(Allg. Corr.) In Dongola ist die Meldung einge⸗ saufen, daß der Mahoi fortfährt, den General Gordon zur lebergabe aufzufordern, welches Ansinnen der General mit seinen Kanonen beantwortet. Die Rebellen verschanzen sich bei Lady Gamar. Lord Wolseley hat einen Preis von 1000 Pfd. St. ausgesetzt für das Regiment, welches zie Bootreise von Sarras nach Debbeh am schnellsten

zurücklegt.

Seitungèstimmen. In einem „Das Ansehen des Reichstages“ überschriebenen

In der ersten ordentlichen Verhandlung, welche in dem neuen Reichktage am Mittwoch stattfand, hat das „Ansehen des Reichs⸗ tages eine große Rolle gespielt. Einer der freisinnigen Redner erblickte in der Einschränkung des Mißbrauchs der freien Eisen— hahnfahrt ‚ein Glied in der Kette jener Maßregeln, welche dar— auf hinzielen, das Ansehen des Reichstages auf einen mehr— heschtänkten Kreis zu verweisen“, ein anderer glaubte das Ansehen des Reichstages dadurch wahren zu müssen, daß er den Protest gegen jene ihm sonst unbedeutend erscheinende Maßregel in die Worte faßte: ‚Keine einseitige Abhängigkeit vom Herrn Reichskanzler und bom Bundesrath“, ein dritter endlich drückte sich etwas deutlicher aus, indem er die Stelle näher bezeichnete, welche es auf die Ver nicht der Krone sagte er drohe jetzt Gefahr von der Volksvertretung, sondern das Umgekehrte sei der Fall.

Das Ansehen des Reichstages nicht nur ungeschmälert auf— recht zu erhalten, sondern zu befestigen und zu erhöhen, ist in der That eine Nothwendigkeit im Interesse des Volks und des Reichs. Gleichwohl sehen wir, daß es im Vergleich zu den ersten Jahren nach Begründung des Reichs im Bewußtsein des Volks ab⸗ genommen und gelitten hat. Die Gleichgültigkeit gegen die Ver— handlungen der hohen Körperschaft hat seit einer Reihe von Jahren um sich gegriffen. Die parlamentarischen Berichte werden nur außnahmsweise, wenn es etwas Großes gegeben hat, gelesen. Bei den Wahlen zum Parlament betheiligen sich nur etwa zwei Dittel der wahlberechtigten Bevölkerung. Nach der Ehre, Abgeord— neter zu sein, streben im Ganzen immer weniger Leute, und viele Männer, welche, von der Begeisterung für diese nationale Institution getrieben, sich einmal haben in den Reichstag wählen lassen, sind nicht ju bewegen, ein zweites Mal ein Mandat anzunehmen.

Diese Erscheinung mag beklagenswerth sein, beklagenswerther aber sind ihre Ursachen, denn es giebt deren viele. Zunächst ist die im Verhältniß zur Dauer große Unfruchtbarkeit der par— lamentarischen Verhandlungen. Sodann aber namentlich die Art der Verhandlungen. Wenn man sieht, welche Anklagen, welche Beleidigungen von der Tribüne gegen die Gegner, gegen Außen stchende und vor Allem gegen die Räthe der Krone heute ge— bräuchlich sind, für erlaubt gelten und durch die Würde des Par— laments geschützt werden, dann ist es wohl erklärlich, daß sich die

Dann das ganze parlamentarische Getriebe wer einmal hinter

geblickt und beobachtet hat, wie die Beschlüsse zu Stande kommen, wie der Einzelne seine Freiheit und Unbefangenheit, durch den zwin⸗ genden Einfluß des größeren Ganzen, dem er sich angeschlossen hat, berliert, der wendet dem Parlament enttäascht den Rücken. Nicht die Diätenlosigkeit ist es, welche viele bestimmt, eine Wiederwahl zum Reichtztage abzulehnen, sondern wie Hr. von Bennigsen auch einmal andeutete die Scheu vor den bösen Erfahrungen, die das parlamentarische Leben mit sich bringt.

Wenn das Parlament in der angedeuteten Wiise etwas im Fourse gesunken ist, so trägt hieran die Hauptschuld die sog. frei⸗ nige Opposition. Und doch sind diese Herren in Bezug auf das Unsehen des Reichstages außerordentlich empfindlich. Wir wollen ihnen dies nicht verübeln, sie suchen aber den Grund des Uebels an ciner falschen Stelle. Was speziell die Eisenbahnfahrt. und Diäten age anbetrifft, so liegt es doch wohl auf der Hand, daß nicht die Jinschränkung des Mißbrauchs der freien Eisenbahnfahrt, sondern dieser Mißbrauch seibst dem Ansehen des Parlaments einen Stoß eersetzen muß, und daß diejenigen, welche sich aus ihrem Parteifonds Eni schadigungen bezahlen lassen, am meisten zur Erschütterung des Ansehenz des Abgeordneten beitragen und kein Recht haben, dafür einzutreten.

Das wie zugegeben ist im Ganzen gegen früher verminderte AUnsehen des Reichstages wird weder von der Regierung oder gar der Krone im Allgemeinen, noch durch eine einzelne Maßregel erschüttert, kann aber auch nicht durch möglichst kräftige und scharfe Angriffe gegen die Regierung, oder durch Einführung von Diäten und noch veniger wie man sich einbildet durch Erweiterung der ver— assungs mäßigen Rechte des Parlaments, am wenigsten aber durch eine hib Debatte, wie sie aus Anlaß der Eisenbahn⸗ und Diätenfrage am x itt woch geführt wurde, wiederhergestellt und erhöht werden. Erst wenn as Parlament sich feiner hohen nationalen Aufgaben und Pflichten be⸗ kit ist und sich im Einzelnen nur von solchen Rücksichten leiten 1, erst wenn das Fraftions. und Parteiwesen in den Hintergrund ritt, und an Stelle desselben eine ruhige sachliche Behandlung der akt schen nationalen Aufgaben tritt, dann wird sich das Ansehen & Reichtztages gemäß der Bedeutung, die ihm als , . des deutschen Volkes zukommt, zu seinem eigenen Vortheil

In der „Wiener Abendpost“ lesen wir: Die evochemachenden Erklärungen, welche der deutsche Reichs i sller Fürst Bismarck jüngst im deutschen Reichstage abgegeben hat, den. wie leicht erklärlich, den hervorragendsten Gegenstand der jour⸗ nalistischen Digkusston. m Das Fremden- Blatt; schreibt: Es ist keine Versündigung n den konstitutionellen Prinzipien, zu denen wir alle uns bekennen,

Parlamentarismus gegenüberstebt, sie solchen Momenten blickt doppeltem Vertrauen zu einem Staatsmanne empor, dessen Name, dessen Vergangenheit und Thatkraft dafür bürgt, daß er trotz eines Parlamentarismus, der nicht selten mehr beengend als fördernd auf die Staate politik wirkt, das Ruder des Staates mit fester Hand führen und mit der Kraft seines eigenen Wollens und Handelns, mit klarem Blicke und unfehlbarem Geschicke das Reich über alle inneren Schwierigkeiten hinwegleiten wird, wie er es groß und ge— waltig gemacht hat in Europa.“

Reichstagsverhandlungen, wie folgt:

spricht, läßt sich der Beginn der Reichstagsthätigkeit nicht vergleichen. Das schon so oft eingebrachte der Bestimmung der Verfassung wider⸗ sprechende Gesuch um Diäten wurde, trotz der früheren Ablehnungen und sicher Seitens der meisten dafür Eintretenden mit Gewißheit des Mißerfolgs, dennoch wieder zu Beginn der Wahlperiode erneuert. Die zu Hütern der Verfassung Bestellten begannen ihre Thätigkeit mit einem Rütteln an derselben. werden wollte, Diäten würden das Ansehen des Reichstages erhöhen, ist doch in völligem Widerspruch damit, daß geleistete Opfer mehr Anspruch auf Anerkennung haben, als bezahlte Dienste. der Debatte war indeß insofern kein geringer, als Fürst Bismarck mit der ihm eigenen energischen Offenheit den Parlamentariern den Stand⸗

wenn man mit offenen Auge den' Auzwüchsen und Gebrechen des

erkennt und beklagt. In

wohl auch das deutsche Volk mit

Der „Schwäbische Merkur“ äußert sich über die

Mit einem schönen Morgen, welcher einen ungetrübten Tag ver⸗

Daß in der Debatte geltend gemacht Der Nutzen

punkt daruber klar machte, daß es ihren Bestrebungen weder jetzt, noch in Zukunft gelingen werde, die Verschiebung der Kaiserlichen Macht in eine Parlamentsregierung durchzusetzen. Während im Bundesrathe trotz der von den Fürsten dem Reiche gebrachten Opfer Einigkeit und gegenseitiges Wohlwollen herrscht und er sich als einigendes Band der Nation darstellt, kann leider vom Reichstage zur Zeit das Gleiche nicht behauptet werden. Zwietracht und Hader der Parteien unter sich und nur Vereinigung der in ihren Zielen am weitesten Austeinandergehenden, wenn es sich darum handelt, die Pläne der Reichs⸗ regierung zu durchkreuzen, dies ist leider und unwidersprechlich die Signatur des Reichstages. Aber nicht genug, daß ein wohlwollendes Entgegenkommen der Regierung gegenüber keine seste Mehrheit findet, sogar Elemente, welche das Bestehen des Reichs anfeinden und dessen Zusammenbruch mit Freuden begrüßen würden, finden sich dort. Was ist aus der Hoffnung geworden, der Reichstag werde ein erhebendes Bild deutscher Eintracht und ein alle seine Glieder in gleicher Liebe zu Kaiser und Reich umspannendes Band werden? Vorderhand hat sich diese Hoffnung getrübt. Es ist nur gut, daß die Zeiten sich auch wieder ändern können. Hoffentlich geschieht dies, ohne daß erst die Noth den Anlaß zum Insichgehen giebt.

Die deutsche „St. Petersburger Zeitung“ schreibt:

Das „Journal de St. PZOstersbourg“ bespricht heute an einer Stelle, an der wir sonst offiziösen Auslassungen in den, Rußland tangirenden Fragen der internationalen Politik zu begegnen pflegen, das Vorgehen der Freisinnigen in der Diätenfrage. Unser diplo⸗ . Blatt spricht sich darüber recht offen und rückhalts— os aus.

Jeder für sich ist eine jener Elementarregeln, welche im Privat- und selbst im öffentlichen Leben zulässig sind, aber von Par lamenten nur mit Unrecht allzu dringend auf sich selbst angewandt werden. Die Majorität des Deutschen Reichstages hat Unrecht gehabt, wie uns dünkt, indem sie den Reichsboten Entschädi—⸗ gung zusprach, und hat ihr Unrecht durch den Umstand noch erschwert, daß der Reichstag mit diesem Votum seine Arbeiten begonnen hat. Praktisch genommen ist das Votum ohne Gültigkeit; die, welche so votirt haben, wissen das sehr wohl, denn der Beschluß ist schon manches Mal erneuert worden und der Bundesrath hat sich immer geweigert, ihn zu billigen. Den Erwä— gungen, die Fürst Bismarck entwickelt hat, um den Antrag zu be— kämpfen, hätte er hinzufügen können, daß in dem Moment, wo die Zahl der sozialistischen Mitglieder sich verdoppelt hat, der Vorwand unstatthaft ist, das Fehlen einer pekuniären Entschädigung hindere die unteren Volksklassen, sich ver— treten zu lassen. Es ist nicht an uns, in diesen Kampf uns zu mengen, aber wir können nur unserem Erstaunen Ausdruck geben, daß die Fortschrittler sich keine Rechenschaft von der Unpopularität geben, die von ihrem Drängen auf sie zurückprallen muß. Man könnte sagen, daß sie keine Kenntniß von dem Nachtheil haben, den die berüchtigten 25 Fr. per Tag den Gliedern der fran— zösischen Assemblse von 1851 brachten, die „das Volk“ ihnen am 2. Dezember nur alljusehr vorwarf. Aber die Parteien haben ihre Steckenpferde, welche sie Prinzipien nennen, und von dem Moment an, als die ersten Fortschrittler des ersten norddeutschen Parlaments Besoldung forderten, haben alle ihre Nachfolger sich verpflichtet geglaubt, die Forderung zu wiederholen. Fürst Bismarck hat seinen Gegnern harte Worte zu hören gegeben. Angenommen waß kaum wahrscheinlich ist, wie wir uns beeilen hin— zuzufügen aber angenommen, daß die Regierungen sich entschließen, den Reichstag sofort, aufzulösen: glaubt man, daß den Fortschrittlern und ihren Schildknappen vor ihren Wählern ein guter Dienst erwiesen würde, wenn man ihnen ins Gedächtniß ruft, daß die erste Frage, bei der sie, die Fortschrittler, einen Konflikt geschaffen und die einzige, die sie zur Diskussion gebracht, diejenige ihrer eigenen Entschädigung auf Kosten des Steuerzahlers war.“

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ be— spricht den kürzlich erschienenen 10. Jahrgang des „Statistischen Jahrbuchs der Stadt Berlin“ und sagt: .

. Der Abschnitt V. des Jahrbuchs: „‚Handel und Industrie“ ist der umfangreichste und übertrifft hierin noch denjenigen, welcher die Armenpflege c. behandelt. Er bietet aber auch zugleich die er⸗ freulichsten Aufschlüsse über das Emporblühen, zahlreicher und aus— gedehnter Industriejweige. Es trifft dies die metallurgische Pro— duktion, die Blerbrauerei, die landwirthschaftlichen Fabrikate fast eben so sehr, als die Halb⸗ und Ganzfabrikate der Textil- industrie (worunter Teppichs, Tuch⸗ und Shawlfabrikation eben so begriffen ist, wie Konfektion von Wäsche und Herren und Damenkleidung); ferner die Fabrikate der Papter“, der Leder und der Holzindustrie. Besonders wichtig ist im V. Abschnitt auch die Uebersicht der Lohnverhältnisse, welche nach den hundertfältigen Gewerben und Beschäftigungen tabellarisch geordnet ist. In Verbindung mit dem Abschnitt VII. des Jahrbuchs, welcher das Versicherungtswesen und die Anstalten für Selbsthülfe behandelt, bietet jene Uebersicht ein erwünschtes zuverlässtges Material zur Be—⸗ urtheilung manches brennenden Punktes in den sozialen Fragen. Professor Boeckh ist für die in Abschnitt J. aufgenommenen Er— mittelungen aus den Hirsch⸗Dunckerschen Gewerksvereinen, welche ihm von den Vorständen zur Verfügung gestellt worden sind, besonders dankbar und fordert andere Genossenschaften und Vereine angelegentlich auf, das. Jahrbuch durch solche im allgemeinsten Interesse liegende Mittheilungen zu fördern. Wir können uns diesem Wunsche nur anschließen, möchten aber demsel ben noch einen anderen hinzufügen, den nämlich; daß das überaus reiche, in 10 Abschnitten übersichtlich geordnete Material des Statistischen Jahrbuchs der Stadt Berlin nicht blos von den Interessenten und Fachkundigen benutzt, sondern daß sein Inhalt guch von der Presse in den weitesten Kreisen verbreitet werde. Nichts kann in der That in unseren öffentlichen Zuständen ersprießlicher wirken, altz eine Beleh⸗ rung auf Grund zuverlässiger thatsächlicher Angaben über Verhält⸗ nisse, in denen sich so Viele von falschen Vorautzsetzungen oder von einseitigen Parteiansichten leiten lassen.

Marineverordnungsblatt. Nr. 24. Inhalt: S. M. Panzerkanonenboote - Camäleon“ und „Natter“. Schiffsgattungen,

ordnung. Ersatzleistung für Verluste an Bord. Meldungen in heimischen Station sbereichen. Unterstützung in Noth befindlicher Schiffe. Schulverzeichnisse. Personalveränderungen. Benach⸗ richtigungen.

Statistische Nachrichten. Ueber den Erwerb und Verlust der Reichs⸗ und Staat s⸗

angehörigkeit, soweit er durch Ertheilung einer Aufnahme⸗ bezw. Entlassungsurkunde auf Grund des Gesetzes vom 1. Juni 1870 er⸗ folgt ist, enthält das neueste Monatsheft zur Statistik des Deutschen Reichs eine Nachweisung für das Jahr 1883, in der sowohl die aus⸗ gestellten Urkunden als auch die Personen, auf welche sie sich bezie⸗ hen, beziffert werden. stattgefunden:

Danach haben in den deutschen Bundesstaaten

4080, 12636, 795, 1837, 1462 3611,

I) Aufnahmen (Deutscher aus J Zahl der Urkunden anderen Bundesstaaten) Personen

2) Wiederaufnahmen lirtunden

Personen

3) Naturalisationen (Außer Urkunden

deutscher) Per sonen

4) Entlassungen nach deutschen ] Urkunden 418, Staaten J Personen 1021,

5) Entlassungen nach dem Aus⸗ ] Urkunden 18 954, lande 1422 Personen 33 848. Den Umfang der thatsächlich vorgekommenen Wanderungen lassen diese Zahlen, die eben ausschlietzlich die beurkundeten Fälle betreffen, nicht ersehen. Ebensowenig ist festzustellen, welcher Bruchtheil der Wandernden eine Urkunde genommen hat. Daß dies aber jedenfalls nur ein geringer ist, geht daraus hervor, daß in der Statistik der überseeischen Auswanderung für das Jahr 1883 als über deutsche Häfen und Antwerpen nach den Vereinigten Staaten von Amerika ausgewandert 159 894 Personen nachgewiesen sind, während nur 27 220 nach denselben entlassen wurden. Wenn man also auch an⸗— nehmen wollte, daß alle nach den Vereinigten Staaten ausgewanderten Deutschen über deutsche Häfen oder Antwerpen gegangen seien, so würde die Zahl derjenigen dieser Auswanderer, welche mit Ent— lassungturkunden versehen waren, doch nur 1790 betragen. In Wirk⸗

lichkeit wird sie noch geringer gewesen sein.

Das soeben erschienene Oktoberheft zur Statistik des Deutschen Reichs enthält das endgültige Ergebniß der Erhebungen über die Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Reich und in Luxemburg für das Jahr 1833. Die betreffenden Uebersichten sind in Folge des Bundesrathsbeschlusses vom 8. November 1883 (8§. 424 der Protokolle) auf einen erheblich geringeren Umfang zusammengedrängt, als die für die Vorjahre, ver- öffentlichten entsprechenden Nachweisungen, enthalten jedoch die in kürzerer Form gemachten Angaben gegen die Vorjahre in sofern vol⸗ ständiger und richtiger, als zwei Eisenwerke von hervorragender Bedeu⸗ tung ihre Produktion, welche bisher stets nur in sehr unvoll kommener Weise geschätzt werden konnte, für 1883 erstmals selbst mitgetheilt haben. Da nunmehr diejenigen Werke, welche eigene Angaben über ihre Produktion nicht gemacht haben, im Vergleich zur Gesammtheit der betreffenden Werke nur von geringem Umfange sind, so ist die Statistik der Eisenverarbeitung, welche bisher an Zuverlässigkeit sehr zu wünschen übrig ließ, wesentlich besser geworden. Mit Einschluß der Schätzungen über die Produktion dieser Werke stellt sich, wenn Menge und Werth aller bei der Weiterverbreitung des Roheisens gewonnenen verkäuflichen Produkte, also der Roh⸗, Halb⸗ und Ganz⸗ fabrikate zusammengerechnet werden, die Gesammtsumme davon auf 661 163 t Eisengußwaaren zweiter Schmelzung im Werthe von fast 121 Millionen Mark, 1575 411 t Schweißeisenfabrikate im Werthe von fast 233 Millionen Mark und 1060 609 t Flußeisenfabrikate im Werthe von etwas über 169 Millionen Mark.

Im Nebrigen ist die Produktion der hauptsächlichen Bergwerks, Salinen⸗ und Hüttenprodukte für die Jahre 1883 und 1882 folgender maßen angegeben:

Es betrug te n e. die Menge der Pro⸗ s ö . duktion in Tonnen er, n, ,. 18885 1 ,, 943 004 52 118595 293 828 267 859 14 499 644 13 259 616 3900 36 156 336 401 322 442 2090 2108

bei den folgenden Produkten:

Steinkohlen. Braunkohlen 8 in nn,, Kainit und andere Kali⸗ salze 539 363

Eisenerze. 8756617 Zinkerze. 677 794 Bleierze. 169 754 ar e rn, 613 211 Silber⸗ und Golderze 25 302 Kochsalz e. ; 468 851 459 499 Ehlorkalium 147 495 148 465 Roheisen . 3 469719 3 380 806 Zink. 116 854 Blei. 90732 Kupfer 17936

kg 235 063

kg

11673 39182 11912 20 621 14721

4331 12 423 19978 195 708 35 950 25 192 22 627

32763

11652 39 315 5 5960 18 651 16 669 4469 12617 15 6656 184 954 33 750 21 938 24 zd]

3h 088

1238

14 380

1201 392 8 263 254 h94 711 177 666 6b h09 22 977

Silber Gold .

Schwefelsäure u. rauchen⸗ des Vitriolöl

1051 14 307

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von der vollständig umgearbeiteten und mit Abbildungen und Karten auf besonderen Tafeln und im Text reich ausgestatteten 13. Auflage des Brockhausschen Konversations Lexikons, das in 16 Bänden oder 240 Heften im Verlage von F. A. Brock⸗ haus in Leipzig erscheint, sind vor Kurzem wiederum 5 Hefte, Heft 131—135, veröffentlicht worden. Dieselben führen den Text von „Inthronisteren! bis zu Kades“ fort und bringen außerdem 4 Bildertafeln (Hirsche, Insekten, Industriepflanzen II, . Insekten) und 6 kolorirte Kartenblätter (Isothermen, Ober und Mittel⸗Ftalien, Italien, Unter⸗Italien, das alte Italien, Jerusalem). Mit dem 135. Hefte ist der 9. Band von Brockhaus' Konver⸗ sations Lexikon zum Abschluß gelangt. Derselbe geht von Hede bis zum Stichwort ‚Kades“ und enthält im Ganzen 6486 Artikel, über 4000 mehr als derselbe Band in der vorigen Auflage. Allen Fächern und Wissensgebieten ist diese bedeutende Ver⸗ mehrung zu gute gekommen, vornehmlich aber den Natur- wissenschaften. der Medizin, der Technologie und Mechanik, denjenigen Gebieten also. auf welchen unsere Zeit die gewal⸗ tigsten Fortschritte zu verzeichnen hat; auch die Darstellung des mo⸗ dernen Heerwesens ward durch zusammenhängende Artikel und tabel⸗ larische Uebersichten vorzugswelse bereichert Stoffe aus dem Leben der Gegenwart behandeln die Artikel über: Heimathsrecht, Hülfs⸗ kassen, Hypnotismut, Impfung, Interngtionale, Irredentg, wogegen Abhandlungen wie die über Ind Irland, Italien, Japan, den Islam, die Juden, abgerundete historisch geographische Gemälde ent= rollen. Zur Erläuterung und Illustrirung des Textes dienen 182 Fi- guren in Holjschnitt, 17 besondere Bilderkafeln und 8 in Farbendruck ausgeführte Karten. Sehr beachtenswerth erscheinen auch die Tafeln mit Abbildungen aus den Gebieten der Zoologie und Botanik, die in der naturgetreuen Wiedergabe die Hand bewährter Fachmaler und in der Ausführung eine vollendete künstlerische Tochnik bekunden.

Die vor Kurzem bei Scholtze in Leipzig erschienene Schrift

Zutheilung der Schiffe und Fahrzeuge zu denselben. Werftdienst⸗

Die Rückstände der Oelfabrikation als Futtermittel