1884 / 287 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 Dec 1884 18:00:01 GMT) scan diff

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Anerkennung aussprach, und stellte den Etat der Bank für das Jahr 1886 fest. Hierauf wurde der Bericht des Direktoriums der Sparkasse entgegengenommen. Der Landtag faßte mehrere Beschluͤsse, welche bestinimt sind, die Ausleihung von Kapitalien aus der Sparkasse auf Grundstücke gegen Hypothek wesentlich zu erleichtern bezw. zu fördern 2c, genehmigte die bereits er— folgte Errichtung von Neben⸗Sparkassen in Radmeritz, Hen⸗ nersdorf Zibelle, Nie der⸗Rengersdorf, Bernsdorf, Tiefenfurth, Siegersdorf und Weigersdorf und bestätigte die Ernennung der Rendanten, der Kuratoren und der Stellvertreter für letztere, ernannte auch für andere Neben⸗Sparkassen die be— treffenden Beamten, soweit Ergänzungen nöthig geworden waren. Endlich genehmigte der Landtag die aus Gesundheits⸗ rücksichten beantragte Pensionirung des Land-Syndikus Justiz⸗ Rath Birckner vom 1. April 1885 an, setzte die Pension fest und regelte provisorisch die Verwaltung der Syndikatsgeschäfte durch Uebertragung derselben auf den Bankdirektor Justiz⸗-Rath Bethe. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen und die nächste auf morgen früh 101½ Uhr anberaumt.

Hannover, 3. Dezember. (Hann. Post.) Die heutige zweite Sitzung der Synode wurde um 11 Uhr von dem Präsidenten Meyer eröffnet.

Nachdem Pastor Haccius das Gebet gesprochen, brachte der Vorsitzende die eingegangenen Petitionen und Schriftstücke zur Kenntniß.

Aus Meppen-Lingen lag eine Petition vor, welche um Unterstellung der dortigen lutherischen Gemeinden unter eine rein lutherische Kirchenbehörde bittet. Der Kirchenvorstand von Norden bat um Errichtung einer rein lutherischen Kirchen⸗ behörde in Aurich. Der Kirchenvorstand der Gartenkirche zu Hannover überreichte eine Petition, betreffend die Bildung der Schloßkirchengemeinde zu Hannover. Aus Borstel lag eine Petition um Aufhebung der jährlichen Konfirmandenprüfung durch die Superintendenten vor. Die Buchhandlung von Velhagen und Klasing hatte eine Anzahl Exemplare der in ihrem Verlage erschienenen biblischen Geschichte für Schulen der Synode überreicht, mit der Bitte, dieselbe zu prüfen und die observanzmäßige Genehmigung zur Einfuhrung zu ertheilen.

In den Legitimationsausschuß wurden gewählt: Land— gerichts-Präsident Roscher-Göttingen mit 61 St., Landgerichts Direktor Hagemann-Lüneburg mit 61 St., Super. Lührs— Dannenberg mit 60 St.; Pastor Bückmann erhielt 1 St; 3 Zettel waren unbeschrieben.

Es erhielt darauf das Wort Pastor Hoppe-Artlenburg zur Einbringung seines Urantrages, der etwa lautete: Die Landessynode wolle bei Königlicher Regierung den Antrag stellen, baldigst dasjenige die Trauungsliturgie betreffende Gesetz zu erlassen, zu dessen Erlaß die Königliche Regierung durch Landessynode durch deren Erwiderungsschreiben vom 12. Februar 1882 ermächtigt ist.

In Begründung seines Antrages bemerkte Redner, daß der Beschluß der Landessynode 1882, die Trauungsliturgie be⸗ treffend, namentlich im lüneburgischen, mit Freuden begrüßt worden sei, daß man erwartet habe, die Königliche Regierung würde das erbetene Gesetz erlassen. Aber das sei nicht ge—⸗ schehen. Die Landessynode habe den Antrag 1882 mit 55 gegen 12 Stimmen angenommen, und wer die lüneburgischen Verhältnisse kenne, wisse, daß durch Einführung der gewünsch— ten Aenderung der Trauungsliturgie vielen Gemeinden daselbst ein großer nothwendiger Dienst erwiesen werde. Antragsteller bat die hochwürdige Landessynode, seinen Antrag anzunehmen; auf einigen Bezirkssynoden sei wohl die Klage laut geworden, daß es nichts nütze, Anträge bei Königlicher Regierung zu stellen, weil die⸗ selben doch nicht zum Gesetz würden. Redner erinnerte daran, daß man der Einführung der Synodalordnung vielfach mit Besorgniß entgegengesehen habe, daß dieselbe aber in Hannover zum Segen der Kirche gediehen sei; er bitte deshalb, die Landessynode möge durch Annahme seines Antrages das Wohl der interessirten Gemeinden wahren.

Abt Uhlhorn theilte mit, daß das Landes⸗Konsistorium das Schreiben der Landessynode vom 17. Februar 1882 der Königlichen Regierung übermittelt, und unter Hinweis auf die besonderen Verhältnisse um Erlaß des ö Gesetzes gebeten habe. L. C. habe insbesondere anheimgestellt, die Ab⸗ änderung der Trauungsliturgie wenigstens in den ersten beiden von den im Schreiben angeregten Punkten gestatten zu wollen. Eine Rückäußerung der Königlichen Regierung sei bis jetzt nicht erfolgt. Von einer nochmaligen Anregung der Angele⸗ genheit bei dem Minister hahe das Landes-Konsistorium abgesehen, denn obgleich bereits seit 6 Jahren die neue Litur— gie eingeführt sei, sei es doch möglich, daß der Herr Minister schon allein aus dem Grunde, um nicht so bald eine Aende⸗ rung wieder vorzunehmen, ein solches Gesetz Sr. Majestät nicht zur Vollziehung vorlegen würde. Ein ablehnende Antwort habe man lieber nicht provoziren wollen, um für spätere Zeiten die Möglichkeit des Erlasses offen zu halten.

Der Regierungskommissar, Geheimer Regierungs-Rath Tappen erklärte, von der Regierung nur mit Vollmachten in Be⸗ treff der Vorlage über die Umgestaltung der Kirchenbehörden ver⸗ sehen zu sein. er bedaure also über die in Rede stehende An— gelegenheit keine Aufklärung geben zu können.

Pastor Hoppe dankte dem Landeskonsistorium für seine Bemühungen. Er bat die Synode noch einmal, durch An— nahme der eingebrachten Anträge der Königlichen Regierung gegenüber zum Ausdruck zu bringen, daß der Erlaß des ge⸗ wünschten Gesetzes im Interesse der Landeskirche liege; viel⸗ leicht fände die Erneuerung des Wunsches geneigtes Gehör.

Der Antrag Hoppe wurde mit großer Majorität an— genommen.

Synode ging dann über zur Berathung der Regierungs— vorlage, betreffend Aenderung der Kirchenbehörden.

Der Regierungskommissar Geheimer Regierungs⸗Rath Tappen und Abt Uhlhorn leiteten die Debatte ein, indem sie einen Ueberblick über die Entwickelung des Entwurfs gaben und die Gesichtspunkte darlegten, welche bei der Abfassung desselben maßgebend gewesen sind.

Abt Uhlhorn machte darauf aufmerksam, daß die luthe⸗ rischen Gemeinden in Lingen, Meppen und Papenburg den Wunsch hätten, einem rein lutherischen Konsistorium, also nicht dem Auricher, unterstellt zu werden. Dann würde es sich seiner Ansicht nach in der Synode darum handeln, daß, wenn möglich, in den Entwurf die Bestimmung aufgenommen werde, daß das Landeskonsistorium, welches nach dem Entwurf nur die Interna der Verwaltung erhalte, auch die Externa bekomme. Der Minister sei der Landeskirche sehr wohlwollend gesinnt; er (Redner) hoffe, daß also auch eine Verständigung über den beregten Gegenstand möglich sei.

Dr. Brüel wollte gründliche kommissarische Berathung und beantragte Verweisung an eine Kommission von 7 geistlichen und 7 weltlichen Mitgliedern. Auch er meinte, daß, wenn den Kirchenhörden, wie nach vorliegendem Entwurf geschehe, eine große Anzahl Befugnisse genommen würde, man dem Landeskonsistorium doch mindestens dieselben Befugnisse geben könne, wie sie der evangelische Ober-Kirchenrath für die alten Provinzen habe. .

In der darauf folgenden Debatte wurden vielfache Wünsche, betreffend Erhallung bestehender Konsistorien und Zusammensetzung des Konsistoriums Verden, laut. Pastor Pfaff wollte das Konsistorium Otterndorf erhalten sehen. Die Vertreter aus Hoya⸗Diepholz brachten zur Sprache, daß dieser , wen gern bei dem Konsistorium in Hannover bleiben möchte.

Bayern. München, 3. Dezember. (Allg. Ztg.) Die bayerische statistische Centralkommission hat heute Vormittag im Königlichen statistischen Bureau eine Sitzung abgehalten, deren hauptsächlicher Berathungsgegen⸗ 3 die Herstellung einer Unterrichtsstatistik für Bayern ildete.

Mtecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 4. Dezember. Die „Meckl. Anz.“ melden: Se. Hoheit der Herzog Paul hat sich am 1. d. M. mit Höchstseiner Gemahlin zu Triest auf dem Lloyddampfer „Berenice“ eingeschifft, um eine Reise nach Ostindien zu machen. Als Landungspunkt ist Bom⸗ bay in Aussicht genommen. Die Uebersiedelung der Fürst— lichen Kinder von Wagensberg in Krain nach Ludwigslust, welche beabsichtigt gewesen war, ist vorläufig des rauhen Klimas halber aufgegeben worden.

Oldenburg. Oldenburg, 3. Dezember. (Wes.⸗Ztg.) Der erste Gegenstand der Tagesordnung der heutigen Land⸗ tagssitzung war der Bericht des Eisenbahnaus— schusses, betr. die Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben des Erneuerungsfonds pro 1882184. Der Ausschuß bean⸗ tragte, die nach der Vorlage erfolgten Ueberschrei— tungen im Betrage von 234 286 S 26 , darunter 131 365 ½. 33 3 für Hafenanlagen in Nordenhamm, nachträglich zu genehmigen, zugleich aber in einer Resolution auszusprechen, daß fortab die Neuanlagen für Hafenanstalten in Nordenhamm und Elsfleth, soweit sie aus den Mitteln des Erneuerungsfonds zu bestreiten seien, ausgenommen in Fällen von Noth und Gefahr, der Genehmigung des Landtags Unterliegen sollten. Der zweite Gegenstand der Tagesord— nung war der Bericht des Eisenbahnausschusses über die Vorlage wegen Verwendung von 400 000 S, aus dem Erneuerungsfonds zur Vervollständigung der Schiff⸗ fahrtsanlagen in Norden hamm. Der Ausschuß beantragt hier: J. der Landtag wolle für Vervollständigung der Schiffahrts⸗ anlagen in Nordenhamm pro 1886/87 die Verwendung einer Summe von 240 000 MSH jedoch abzüglich der von Privaten zur etwaigen Herstellung von Naphthaplätzen zu zahlenden Bei⸗ träge genehmigen und die Staatsregierung ermächtigen, nach Maßgabe des Bedürfnisses innerhalb des Rahmens der von ihr in der Vorlage als in Aussicht genommen bezeichneten Anlagen und Bauten, mit Ausschluß von Getreidespeichern, aus dem Er⸗ neuerungsfond zu verausgaben; II. dieser Bewilligung folgende Einschränkungen hinzuzusetzen: 1) es dürfe keine der in der Vor⸗ lage vorgesehenen Anlagen und Bauten begonnen werden, bevor nicht fest steht, daß dieselbe aus der bewilligten Summe voll⸗ endet werden könne; 2) es sei dem nächsten ordentlichen Land— tage sofort nach seinem Zusammentritt über die eventuelle Verwendung der Summe detaillirte Mittheilung zu machen; 3) etwaige Ersparnisse bezw. nicht zur Verwendung ge—⸗ kommene Beträge sollen einer erneuten Prüfung und Be— willigung des nächsten Landtags unterliegen. Nach einer längeren Debatte wurden die sämmtlichen Ausschußanträge vom Landtage einstimmig angenommen.

Braunschweig. Braun schw eig, 4. Dezember. (W. T. B.) Die Landessynode wurde heute im Auftrage des Re— gentschaftsraths von dem Minister Wirk eröffnet.

Hesterreich an garn. Wien, 4. Dezember. (W. T. B.) Die Regierung hat im Unterhause zahlreiche Vor— lagen eingebracht, darunter den Schiffahrtsvertrag mit Frankreich, das Budgetprovisorium bis Ende März, die Verlängerung des Ausnahmegesetzes für Cattaro, die Verlängerung der zeitweisen Einstellung der Schwurgerichte in Wien und Kornneu burg, sowie die Ausdehnung dieser Maßregel auf den Sprengel Wiener— Neustadt bis zum 31. Dezember 1885. Der Minister Prä⸗ sident, Graf Taaffe, theilte ein umfassendes Exposé über die anläßlich der Ueberschwemmung in Galizien statt— gehabte Hülfsthätigkeit mit. Das von dem Finanz— Minister von Dunajewski in einstündiger Rede vorgelegte Finanzexposé wurde mit wiederholtem Beifall aufgenommen. Der Voranschlag wurde sodann dem Budgetausschuß überwiesen.

Pest, 3. Dezember. (Wien. Ztg. Im Abgeordneten⸗ hause wurde heute die Budgetdebatte fortgesetzt. Julius Juszth leitete seine abfällige Kritik mit einer kurzen Polemik gegen den Minister⸗Präsidenten ein, dessen Ansichten betreffs Auf⸗ rechterhaltung des gemeinsamen Zollgebiets er der Beurthei⸗ lung von hierzu berufenen Personen überließ. Was das vor— liegende Budget betreffe, so ermangele dasselbe der Aufrich⸗ tigkeit und kläre die Finanzlage nicht der Wirklichkeit ent⸗ sprechend auf. Wenn sich auch das Defizit verringert habe, so sei dies nicht in Folge der Besserung der Lage geschehen, nicht in Folge des wirthschastlichen Gebahrens der Re— gierung, sondern weil die Steuern beträchtlich erhöht, die Staatsschulden vermehrt und Staatsgüter veräußert worden seien. Redner wendete sich gegen die Cortesumtriebe, welchen die Regierung in solcher Weise Vorschub leiste, daß sie den Anspruch, liberal genannt zu werden, verwirke. Er stimmte für den ablehnenden Beschlußantrag Ugrons. Der nächste Redner, Ladislaus Lukäcs, plaidirte für die Vorlage, indem er die auf irrigen Berechnungen basirten gegnerischen Angriffe zu entkrästen trachtete. Was den Vorwurf anbelange, daß die Ergebnisse der Schlußrechnungen pro 1882 und 1883 dem Voranschlage nicht entsprochen hatten, so kö'nne er ver— sichern, daß dieselben nicht nur hinter dem Vor⸗ anschlage nicht zurückblieben, sondern in beiden sich um mehrere Millionen günstiger gegen den Voran⸗ schlag gestalteten. Solche Bedenken dürften daher Niemand hindern, für das vorliegende Budget zu stimmen. Johann Gruber sprach für den Beschlußantrag der äußersten Linken,

entwickelte sein antisemitisches Programm und bezeichnete die⸗ jenigen Maßregeln, durch welche diese Frage seiner Ansicht nach in befriedigender Weise gelöst werden könnte. Beöth vertrat den Standpunkt der gemäßigten Opposition und er? klärte, daß er der Verlängerung des Zollbündnisses, wie es dermalen besteht, nicht zustimmen könnte. Gosztonyi motivirte sein Mißtrauen der Regierung gegenüber und lehnte die Vorlage ab. Der letzte Redner, Graf Keglevich, er— blickte in der Vorlage den Ausdruck einer nüchternen Politik welche das vorgestreckte Ziel mit Selbstbewußtsein zu er' reichen strebe, und stimme er daher für das Budget Redner behielt sich vor, bei Verhandlung der einzelnen Porte— feuilles das Wort zu ergreifen; doch halte er es für unzu— lässig, ziffermäßige Modifikationen zu beantragen. Im Allge⸗ meinen müsse er ausstellen, daß im Budget auf die Hebung der Bodenkultur nicht das nöthige Gewicht gelegt erscheine und jenes groß angelegte System nicht wenigstens schon initiirt werde, welches erforderlich sei, um die zu gewärtigende wirthschastliche Krisis zu bekämpfen. Er verwies auf die Richtung, welche allenthalben in Europa durch Ueber— gang zum protektionistischen System eingeschlagen würde und drückte die Ueberzeugung aus, daß selbst in Frank⸗ reich den zum Schutz gegen die Einfuhr von Wein und Spiritus gebrachten Gesetzen die Annahme der Gesetz— vorlagen über die Getreidezölle folgen würde. Diesem Bei⸗ spiele würden auch andere Länder folgen und daher auch Ungarn die nöthigen Maßnahmen ergreisen müssen. Ungarn sei vorwiegend auf die Rohproduktion angewiesen. Es müsse daher die Entwickelung der Bodenkultur mittelst einer groß angelegten landwirthschaftlichen Politik mit aller Energie be— schleunigt werden. Als Mittel hierzu bezeichnete Redner die Bodenmelioration, die Entwickelung der landwirthschaft— lichen Industrie und eine allen Anforderungen ent— sprechende Organisation des landwirthschaftlichen Kredit— wesens, und zwar im Wege der Assoziation durch Bilbung landwirthschastlicher Kredit! und Vorschußvereine. Schließlich besprach Redner den von der oppositionellen Seite verspotteten Begriff des Liberalismus, wie ihn die liberale Partei auffasse. Der Liberalismus gleiche dem Zahnrade einer Maschine, welches vorwärts getrieben werden könne, niemals aber nach rückwärts. Er illustrirte dies des Näheren durch Anwendung von aus dem Leben gegriffenen konkreten Beispielen, reflektirte insbesondere auf die anläßlich der Adreßdebatte ge⸗ machte Aeußerung des Grafen Apponyi über den Liberalismus und sagte: Wenn die gewährten Rechte aufrechterhalten und nur deren Ausdehnung unter den gegebenen Verhältnissen noch für inopportun erachtet würde, so enthalte dies keinen Rückschritt und könne daher auch nicht als reaktionär bezeichnet werden.

Niederlande. Haag, 4. Dezember. (W. T. B.) Die Erste Kammer hat heute mit 27 gegen 5 Stimmen den Gesetzentwurf, welcher eine Aenderung in der Verfassung während der Regentschaft, mit Ausnahme der die Thronfolge betreffenden Artikel, gestattet, angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 3. Dezem⸗ ber. (Allg. Corr. In beiden Häusern des Parlaments bildete gestern auf Grund ministerieller Erklärungen der Zu⸗ stand der englischen Kriegsmarine den Hauptgegenstand der Erörterung. 6 ;.

Im Oberhause war es Lord Northbrook, der Chef der Admiralität, welcher Namens der Regierung wichtige Vor— schläge zur Verbesserung des Zustandes der Kriegsflotte zur Kenntniß der Pairs brachte. Er sagte: „Ihrer Majestät Regierung ist entschlossen, soweit es in ihrer Macht steht, das maritime Uebergewicht Englands aufrechtzuhalten. Während der letzten vier Jahre ist die Panzerflotte jährlich um 8000 bis 12 000 Tonnen vergrößert worden, und die Ausgaben für Schiffe und Kanonen haben sich um eine Million Pfd. Sterl. pro Jahr vermehrt. Was den von der Presse angestellten Vergleich der englischen und der französischen Flotte anlangt, so ist dies eine delikate Frage, deren Erörterung Seitens eng— lischer Minister Vorsicht erheischt. England unterhält die besten Beziehungen mit seinem Nachbar und ist sicherlich nicht befugt, Einwände gegen eine Vermehrung der franzö— sischen Flotte zu erheben. Frankreich ist lediglich bemüht, eine gewisse Kategorie seiner Schiffe zu verbessern, und Ihrer Majestät Regierung glaubt nicht, daß diesem Vorgehen Frank— reichs der Wunsch zu Grunde liege, mit England auf dem Meere zu konkurriren.“ Zu einem Vergleich zwischen der englischen und französischen Flotte übergehend, konstatirte Lord Northbrook, daß England an modernen Panzerschiffen erster Klasse 30 mit einem Tonnengehalt von 210430 t be⸗— sitze, während Frankreich deren nur 15 mit einem Tonnengehalt von 127 808 habe. An Schiffen zweiter Klasse besitze England 16 mit einem Tonnengehalt von 115500, Frankreich nur 12 mit einem Tonnengehalt von 53 000. In Wirklichkeit besitze England 46 Panzerschiffe mit einem Tonnengehalt von 326 000, und Frankreich 31 mit einem Tonnengehalt von 181 000. Englands gegenwärtige Ausgaben für den Bau von Panzerschiffen überstiegen bei Weitem die Frankreichs für den gleichen Zweck. Auf den Französischen Kriegswerften herrsche thatsächlich jetzt keine ungewöhnliche Thätigkeit. Lord Northbrook entwickelte sodann das künstige Schiffsbau— Programm der Admiralität. Zuvörderst sollen alle im Bau begriffenen Panzerschiffe so rasch als möglich fertig gestellt werden. Ferner sollen gebaut werden: vier neue Panzerschiffe, zwei Torpedo-Widder, 30 Torpedoboote erster Klasse, fünf zum Schutz des Handels bestimmte Kreuzer von je 19000 Tonnen Tragkraft und einer Fahrgeschwindigkeit von 17 Knoten in der Stunde, sowie zehn Avisoboote. Der Bau der projek—⸗ tirten neuen Schiffe erheischt einen Kostenaufwand von 3 100900 Pfd. Sterl. und soll zur Hebung der Schiffsbauindustrie und zur Linderung des Nothstandes unter den Schiffshand— werkern am Clyde und am Tyne an Privatfirmen vergeben werden. Die Kosten der Armirung der neuen Schiffe sind auf 1600000 fd. Sterl. veranschlagt, während 825 000 Pfd. Sterl. für den Schutz von Kohlenstationen verausgabt werden sollen. Die Gesammtausgabe für die Flotte beläuft sich mithin auf 5 525 000 Psd. Sterl., von welcher Summe 800 G00 Pfd. Sterl. im nächsten Jahr verausgabt und der Rest auf die nächsten fünf Jahre vertheilt werden soll. An die Auseinander⸗ setzungen des Chefs der Admiralität knüpft sich eine Debatte, im Verlaufe welcher Lord Carnarvon, der ehemalige Minister für die Kolonien, die Vorschläge der Regierung als nicht ganz hinreichend jür die Sicherheit der Nation bezeichnet.

Im Unterhause gab der neue parlamentarische Sekretär der Admiralität, Sir Thomas Brassey, gleich—⸗ lautende Erklärungen über den Zustand der Flotte ah. Et fügt indeß hinzu, daß die neue Ausgabe für die Marine

hauptsächlich desensiver Natur sei, lediglich zum Schutz des britischen Handels diene und keinerlei Drohung für irgend ne, fremde, Macht in sich schließe.⸗— Der vormglige zänrine, inister Smith gab seinem Erstaunen Darügt Aus— Ruck, daß, obwohl die Regierung die Unzulänglichkeit der Flotte völlig einräume, sie die Inangriffnahme des Baues der neuen Schiffe bis zum nächsten Jahre verschiebe. Er be⸗ hauptete, daß nicht nur Frankreich, sondern fast jede andere Nation England in Kanonen großen Kalibers überflügelt habe. Sir John Hay betrachtet die Vorschläge der Regierung als unzureichend und glaubt, daß zum Mindesten 26 neue anzerschiffe gebaut und 14 Mill. Pfd. Sterl. zur Verbesse⸗ zung des Zustandes der Flotte verausgabt werden sollten. 6. 3. Reed, der ehemalige Qber⸗Constructeur der Marine, hilligte das Programm der Admiralität, während Lord E. Lennox dasselbe als nicht weit genug gehend bezeichnete. Sir F. Lawson tadelte die Regierung, daß sie dem Geschrei zu Junsten größerer Ausgaben für die Marine nachgegeben. Nachdem noch Parnell, Illingworth, A. Egerton und Ashmead⸗ Partlett gesprochen, vertheidigte der Schatzkanzler die, Vor⸗ schläge der Regierung, die, wie er sagte, mit ihrer früheren Politik völlig., im Einklange ständen. Damit wurde sodann der Gegenstand verlassen.

4. Dezember. (W. T. B.) Das Oberhaus er⸗ ledigte heute die Einzelberathung der Wahlreformbill ohne jedes Amendement; die dritte Lesung der Bill soll morgen stattfinden. Am Sonnabend erfolgt die Vertagung des Par— laments. . . . meg a Unterhaus nahm die Bill über die Neuein⸗ theilung der, Wahlbezirke in zweiter Lelung nach einer 7stündigen Debatte an und beschloß, sich am Sonn⸗ abend bis zum 19. Februar zu vertagen. Der Unter— Staatssekretär Lord Fitzmaurige erklärte auf eine bezügliche Fnfrage: die Anerkennung der Association internatio— nale africaine sei gegenwärtig der Gegenstand von Unte r⸗ handlungen in Berlin; soweit die Negierung wisse, habe keine europäische Macht irgendwelche Verantwortung für Hand⸗ lungen der Association internationale africaine übernommen.

Frankreich. Paris, 4. Dezember, Nachmittags. (W. T. B) In der heutigen Sitzung der Kommission für bie Vorberathung der Sengtswahlreform⸗Vorlage erklärte der Minister⸗-Präsident Ferry: er werde die von der Kammer zu der Vorlage gefaßten Beschlüsse im Senat nicht befürworten, die Vorlage vielmehr der Kammer wieder zu⸗ stelen und derselben die Verantwortung für das Scheitern der Senatswahlreform überlassen. Die Kommission erklärte sich mit den Ansichten der Regierung einverstanden. Renault äußerte sich bereit, abermals die Berichterstattung zu über— nehmen.

4. Dezember, Abends. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer gab der Minister-Präsident Ferry über die Senatswahlreform-Vorlage ähnliche Er— klärung en wie heute Vormittag in der Kommissionssitzung ab und konstatirte, daß der am Dienstag gefaßte Beschluß, für welchen die Rechte, die äußerste Linke und eine Anzahl von Mitgliedern der Majorität gestimmt hätten, auf einem Mißverständniß beruhe, das man aufklären müsse. Das Ka⸗ binet habe deshalb beschlossen, eine anderweite Be⸗ rathung der Vorlage zu veranlassen, sobald dieselbe vom; Senat an die Kammer zurückgelange. Die Kammer ge⸗ nehmigte hierauf die einzelnen Artikel der Wahlreform— Vorlage und das ganze Gesetz in der Endabstimmung. Bei der Berathung des Budgets für den Ackerbau sprach der Minister Métine sein Bedauern darüber aus, daß die Budgetverhältnisse nicht gestatteten, dem Budget für den Äckerbau diejenigen Beträge zuzuwenden, die dessen Lage erheische.

Im Senat verlas der Minister-Präsident Ferry die Vorlage über die Senatswahlreform, wie dieselbe aus den Beschlüssen der Kammer hervorgegangen ist, und beantragte die Dringlichkeit für dieselbe. Der Sengt be⸗ schloß demgemäß und verwies die Vorlage an die Kommission. Die auf Sonnabend anberaumte Wahl eines lebens— länglichen Senators wurde auf nächsten Dienstag ver⸗ tagt und mit 150 gegen 100 Stimmen beschlossen, morgen eine Sitzung abzuhalten. Jaur es verlas den Bericht über die Tongking-Kredite, der mit dem Antrage auf Bewilligung schließt. Die Plenarberathung darüber wurde auf nächsten Sonnabend festgesetzt.

Die bezügliche Kommission der Kammer beschloß, eine Erhöhung des Eingangszolls auf ausländischen Weizen um 240 Fr. und eine Erhöhung des Zolls für Mehl bis zu?7 Fr, für Hafer bis zu L50 Fr. und für Gerste bis zu 2 Fr. vorzuschlagen.

Eine Depesche des Generals Briére de l' Isle, vom 2. d. M., meldet: in einem Dorfe bei Lochnan sei eine vom Vizekönig der beiden Kuang-Provinzen unterzeichnete Proklamation aufgefunden worden, welche zur Vergif— tung der Franzosen auffordere.

Afrika. Egypten. Kairo, 3. Dezember. (Allg. Corr.) Der von der Stäatsschulden-Tilgungskasse gegen die Regierung angestrengte Prozeß wurde gestern wieder ver⸗ handelt. Das Resum «„ des Präsidenten des Gerichtshofes wendete sich gegen die Regierung und zu Gunsten der Kompetenz der internationalen Tribunale und machte geltend, daß die Beamten, gegen welche gerichtlich eingeschritten worden, in ihrer amtlichen wie privaten Eigen⸗ schaft verantwortlich für die Beschlagnahme der Gelder seien. Eine Ausnahme wurde indessen zu Gunsten Nu bar Paschas, der kein Dokument unterzeichnet hatte, gemacht. Das Urtheil wird am nächsten Dienstag gefällt werden.

Dongola, 2. Dezember. (Allg. Corr) Sechs Nil⸗ boote sind hier mit einer Compagnie Genietruppen angekommen. Lord Wolseley inspizirte heute Abend die Garde-Division des Kameelcorps vor deren Abmarsch nach Handak. Der Mudir und die Eingeborenen er⸗ klären, daß die Rebellen beim Anblick der auf Kameelen sitzenden Rothröcke Reisaus nehmen werden.

Wady⸗-Halfa, 2. Dezember. (Allg. Corr) Sämmt⸗ liche Truppen, welche an der Expedition für den Entsatz von Khartum theilnehmen sollen, sind jetzt hier angelangt, mit Ausnahme des 1. Bataillons der Camerann⸗ Hochländer, das in Koros ko bleibt.

Seitungsstimmen.

Das „Leipziger Tageblatt“ schreibt:

Die zutreffende Abfertigung, welche Fürst Bismarck im Reichs⸗ tage an die Adresse der Opposition gerichtet, hat sofort die Runde durch die gesammte europäische Presse gemacht. Die Auffassung der wuch⸗ tigen Worte, welche der Reichskanzler gesprochen, war selbstverständ⸗ lich in den Blättern des Auslandes eine verschiedene, je nachdem diese für oder gegen seine Politik Stellung nehmen. Dabei ist aber immerhin bemerkenswerth, daß selbst solche Organe, welche erklärte Gegner der Politik des Fürsten sind, keinerlei Sympathie für die gegenwärsige, so bunt zusammengewürfelte Reichs tagsopposition haben, wahrscheinlich aus dem Grunde nicht, weil sie wohl wissen, daß diese Opposition nur ein Geist abstrakter Verneinung ist, dem alle praktischen Ziele und jede Zukunft gänzlich mangeln. Mit einer solchen, gleichsam in der Luft schwebenden Opposition, die jeden Augenblick nach verschiedenen Richtungen verweht werden kann, wissen aber selbst die Gegner des Fürsten Bismarck nichts anzufangen, was nur ein neuer Beweis, wie unerschütterlich gegen alle großen und kleinen Stürme die Stellung des eisernen Reichskanzlers ist.

Von den Stimmen, welche sich in der ausländischen Presse über die jüngste Rede des Fürsten Bismarck geäußert, interessiren uns zumeist jene der österreichischen Blätter. Dieses Interesse geht schon von selbst aus der Thatsache hervor, daß Oesterreich der zuverlässigste Bundesgenosse Deutschlands ist, welches freundschaftliche Verhältniß bekanntlich die sicherste Gewähr für die Erhaltung des europäischen Friedens bietet.

Was nun vor Allem die deutschen Blätter Oesterreichs betrifft, so können wir gleich von vorn herein mit Genug— thuung bemerken, daß die der österreichischen Regierung nahe stehenden Organe dem sonderbaren oppositionellen Büͤndnisse im deutschen Reichstage in einer Weise den Text lesen, wie es nicht eindringlicher von jedem wahren deutschen Patrioten und entschiedenen Anhänger des großen Kanzlers geschehen könnte. Das Urtheil dieser österreichischen Blätter läßt sich dahin zusammenfassen, daß die Abfertigung des Fürsten Bismarck an die Adresse der Opposition schon aus dem Grunde ganz gerechtfertigt ist, weil es sich nur um eine mühsam, Lurch allerlei Ränke zusammengeflickte Mehr- heit, nicht aber um eine wirklich politische, ihrer Ziele bewußte Majorität handle. Nur kleinliche Gehässigkeit gegen den Schöpfer des Deutschen Reichs und den größten Staatsmann der Neuzeit konnte das merkwürdige Bündniß zwischen den deutschen Fortschrittlern und der ultramontanen Centrumspartei zu Stande bringen, eine unnatürliche Vereinigung, aus der niemals ein positives, praktisches Ergebniß zu Gunsten Deutschlands und der deutschen Nation hervorgehen kann. Diese beiden Parteien begegnen sich nur in dem Gedanken, daß die Regierung in Deutschland nichts tauge, aber wie und auf welche Weise besser regiert werden soll, darüber herrschen Seitens beider Parteien ganz entgegengesetzte, äußerst scharf zugespitzte Meinungen, welche jede Annäherung auf Grund eines prak— tischen Regierungsprogramms vollständig ausschließen.

Zur Dampfersubventions⸗Vorlage bemerkt der „Schwä⸗ bische Merkur“:

Die Parteien, welche dem Fürsten Bismarck seine Kolonialpolitik verkümmern möchten und darum gute Lust hätten, die Postdampfer⸗ vorlage abzulehnen, herrschen stark vor im Reichstage. Man wußte dies zuvor und hat es durch die Dampferunterstützungsdebatte nur aufs Neue erfahren. Ein Anderes ist aber die böse Lust, ein Anderes die böse That. Zum Kiitisiren, zum Schlechtmachen reicht die Kraft der geistlich-⸗demokratischen Verbrüderung aus. Vor der entscheidenden Abstimmung wird sich noch Mancher besin— nen. Die „Deutschfreisinnigenꝰ wissen, was ihnen das „Bis⸗ chen Afrika‘ im letzten Wablkampfe gekostet hat, sie wissen auch, was es ihnen im nächsten Wahlkampfe kosten würde. . .. Was von Gründen gegen die Dampferbeihülfe vorgebracht worden ist, will wirklich nicht viel heißen. Einer der seestädtischen Vertreter, Stiller aus Lübeck, hat sich auf das Emporkommen der deutschen Rhederei ohne Staatsunterstützung berufen; als ob es sich darum handeln würde, unsere Rhederei durch die paar Millionen der Vorlage groß zu machen! Mann will ja nur die schon große und starke deutsche Schiffahrt zu einer Dienstleistung benutzen, deren Risiko man ihr allein nicht zumuthen kann. Nach Bambergers Auf— fassung ginge freilich Alles von gewinnsüchtigen Rhedern aus, das Ganze, sagt er, sei nur Spekulation und unser Geld zu gut dazu, um dafür ausgegeben zu werden. Man muß schon an der Grenze seiner Gründe angekommen sein, um in der Hülflosigkeit solche Uebertreibungen vor zubringen. Alles nur Spekulation! Welch' ein Urtheil über den Kanzler und seine Gehülfen im Amt, ja gegen den ganzen Bundes rath ist in solcher Behauptung eingeschlossen! Welche geistige Be— schränktheit oder welche Frivolität wird diesen Männern zuge—⸗ muthet, daß sie von einigen schlauen Schiffseigenthümern sich so bethören lassen sollen oder daß sie diese zwar durchschauen, ihre Sache aber als eine patriotische führen sollen, weil es ihnen so paßt! Auf den Weg einer so kleinlichen Anschauung wird sich die Nation nicht führen lassen. Der Kanzler hat vernichtende Kritik an solcher Reichsnörgelei geübt, als er an den Widerspruch gegen die Einführung der Eisenbahnen erinnerte, dem die Opposition gegen die Dampferbeihülfe gleichkomme. In der That, die Aelteren unter uns werden sich noch erinnern: sonst kluge und erfahrene Leute haben sich damals auf den Standpunkt der Fuhrleute gestellt. Und als das Gaslicht eingeführt wurde, fanden auch die Seifensieder sehr weise Vertheidiger. Wer Lust hat, sich diesen Propheten anzureihen, dem sei es gegönnt.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Danzig, 5. Dezember. (W. T. B.) Bei der gestrigen Reich s⸗ tags⸗-Erfatzwahl im hiesigen Wahlkreise erhielten Schrader (Dfr.) 6376 Stimmen, Ober ⸗Präsident von Ernsthausen Gons.) 2985 Stimmen, Landmesser (Centr) 2859 Stimmen und Jochem (Soz.) 1451 Stimmen; es ist somit eine Stichwahl zwischen Schrader und Ernsthausen erforderlich.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standegämtern in der Woche vom 23. November bis inel. 29. November er. zur Anmeldung gekommen: 225 Eheschließungen, 869 Lebendgeborene, 43 Todtgeborene und 668 Sterbefälle.

Knunst, Wissenschaft und Literatur.

Paris, 4. Dezember. (W. T. B) An Stelle Mignets, Dumas und d'Haussonville's wurden beute Dur uy, Bertrand und Halsvy zu Mitgliedern der Akademie gewählt.

Mos kau, 4. Dezember. (W. T B.) Nach einer Meldung aus Taschkent ist der Forschungsreisende Regel von seiner Reise nach Karateghin nach Taschkent zurückgekehrt. Derselbe hat die Reise nach Ghiszar auf einem neuen Wege durch den Duschamhigh⸗ Paß zurückgelegt und reiche Sammlungen, namentlich botanische, mit— gebracht

Der wohlbekannte Heraldische Verlag von Wilhelm Rommel in Frankfurt a. M. versendet zur Weihnachtszeit seinen Katalog von inferessanten Werken für den Freund der Wappenkunde. In einer Einleitung dazu ertheilt der Bibliothekar und Lektor im Handels ⸗Ministerium, Gustav A. Seyler, Winke über die richtige An⸗ wendung der Wappenkunst! im modernen Leben, welche viel Anregen⸗ des enthalten und darauf hinweisen, daß das an dieser Stelle seiner Zeit eingehender besprochene „Heraldische Handbuch“ von F. Warnecke, auß dem auch einige Illustrationsproben mitgetheilt sind, die erforderliche Anleitung darbietet. Der voll ständige Titel dieses sehr empfehlenswerthen, bereits in 3. Auflage vorliegenden Wer kes lautet: Heraldisches Handbuch für Freunde der Wappenkunst sowie für Künstler und Gewerbtreibende“, bearbeitet und mit Beihülfe des König

lich preußischen Kultus⸗Ministeriums herausgegeben von F. Warnecke, mit 313 Handzeichnungen von E. Döpler d. J. und sonstigen Abbil- dungen in Lichtdruck (elegant gebunden Pr. 20 6). Eine andere noch viel bedeutendere Publikation des Rommelschen. Ver. lages ist Des Conrad Grunenberg, Ritters und Bürgers u Constan; Wappenbuch aus dem Jahre 1483, in Farbendruck neu berausgegeben von Dr. R. Graf Stillfried⸗ Alcantara und Prof. A. M. Hildebrandt (335 Blatt Illustrationen in Facsimile⸗Farbendrucken nebst Text von ca. 170 Seiten, groß Folio, Pr. komplet mit Supplement 350 A6). Dieses Prachtwerk ist eine genaue und vollständige Reproduktion des kostbaren Originals, welches sich im Besitz des Königlichen Heroldsamts befindet. In der Herolds- kunst war Conrad Grünenberg der größte Meister seiner Zeit in Deutschland. Sein Wappenwerk, welches bisher nur in wenigen Exemplaren verbreitet war, ist der vollständigste deutsche Wappenkodex, welcher auf unsere Zeit gekommen ist und handelt von den Formen, Figuren, Farben und Eigenthümlichkeiten inländischer und aus—= ländischer Wappen, von den Wappen der Kaiser und Könige, der geistlichen und weltlichen Reichsstände, der Herzöge, Fürsten, Grafen, Freiherren und des ritterlichen Adels, von Gesellschafts⸗ und Ordenszeichen, von den Turniergehräuchen und Trachten des 15. Jahr- hunderts. Das farbenprächtige Werk hat, wie nicht zu verwundern, bald nach seinem Erscheinen so zahlreiche Liebhaber gefunden, daß die Auflage auf eine geringe Anzabl von Exemplaren zusammen⸗

geschmoljen ist. Da wegen der großen Kosten an einen Neudruck

nicht zu denken ist, so dürfte die Ausgabe bald zu den hochbezahlten Raritäten des Antiquariatsbuchhandels gehören. Von den anderen heraldischen Erscheinungen der Verlagshandlung, welche der Katalog aufführt, nennen wir die nachstehenden: Wappen der Deutschen Kaiser von Karl dem Großen bis auf Wil⸗ helm I*, großes Tableau in Gold und Farbendruck (Preis 45 A); Wappen der vormals souveränen Dynastien und Staaten von Europa“, Kunstblatt in Gold und Farbendruck (Preis 5 ½ ); „Staatswappen, Flaggen und Kokarden aller regierenden Staaten der Erde“, 6 Blätter in eleganter Mappe, 9g. Auflage, nach Korrek- turen von Fr. Heyer von Rosenfeld, k. k. Hauptmann in Wien, Farbendruckausgabe: Preis 10 „M, einzelne Blätter 2 S½; Schwarz⸗ druckausgabe: Preis 4 M, einzelne Blätter à 120 S6; Erklärender Text dazu, enthaltend eine kurze Geschichte der verschiedenen Dyna—⸗ stien, mit 20 in den Text gedruckten Konturen,. 2. mit einer Einlei⸗ tung vermehrte Auflage von Ed. von Schmidt (Pr. 3 M; . Städte⸗ Wappen Deutschlands“, großes Tableau in Farbendruck mit Gold und Silber, enthaltend die Wappen von 232 der bedeutend sten Städte des Deutschen Reiches, 2. Auflage (Preis 6 „AM); „Wappen und Farbenschilder der deutschen und österreichischen Burschenschaften“ mit Angabe des Zirkels, Wahlspruchs, Gründungs⸗ jahres und der Farbe der Mütze, (Wintersemester 1875/79), großes Tableau in Gold und Farbendruck (Preis 10 MÆ); „Heraldisch⸗ dekorative Musterblätter“, Deutsche Reichs⸗, Provinzial⸗ und Städte wappen in Plakatformat, herausgegeben von Ad. Max Gritzner, Premier⸗Lieufkenant a. D. Preis pro Blatt (bis jetzt sind 49 Blätter erschienen) 60 ; „Heraldisches Alphabet“, von Prof. Ad. M. Hilde⸗ brandt, Redacteur des „Herold“ (2. Aufl, 25 Tafeln in Tondruck, 1Tafel in Farbendruck und Text, eleg. kartonnirt. Preis 7,50 A); . Adreß⸗ buch für Freunde der Münz, Siegel⸗ und Wappenkunde“, mit biogra⸗ phischen, literarischen und statistischen Nachweisen, herausgegeben von Alfr. Grenser, 1. Jahrg., Preis 5M Ferner sind in dem Verlage erschienen: Länder“ und National⸗Farben von 1 0 Staaten der Erde“, 6 Ta feln, mit historischen Erläuterungen, 2. Auflage, von Alfred Grenser (Preis 150 ο); „Orden und Ehrenzeichen Deutschlands und Oester⸗ reichs“, 12 Tafeln in Farbendruck, enthaltend 290 Abbildungen mit Tert von Dr. Edmund von Zoller, Königlich württemb. Hofrath, Comtur und Ritter, 2. Auflage, in eleganter Mappe (Preis 12 M); „Wahl⸗ und Denksprüche, Feldgeschreie, Losungen, Schlacht⸗ und Volksrufe, besonders des Mittelalters und der Neuzeit“, gesammelt, alphabetisch geordnet und erläutert von J. Dielitz, Königlich preuß. Geh. Regierungs⸗Rath und General⸗Sekretär der Königlichen Mu— seen, 61 Bogen in gr. 8, Preis 24 6, in Prachtband 30 „Æ, Aus- gabe auf Geldernpapier in Liebhaber-⸗Halbfranzband 50 4

‚Das Wissen der Gegenwart“ (Leipzig, G. Freitag Prag, F. Tempöky), 28. Band: „Die Elektrizität und ihre Anwendungen, in ihren Prinzipien für weitere Kreise dar⸗ gestellt “, von A. Waß muth. S0, 196 Seiten. (Pr. 1 1) Das vor⸗ liegende Buch behandelt ein Gebiet der Naturwissenschaft, das gerade in neuester Zeit durch überraschend reiche Ergebnisse theoretischer Forschung sowohl als auch durch höchst wichtige dem praktischen Gewerbs« und Verkehrsleben dienende Erfindungen in den Vorder grund des allgemeinen Interesses gestellt wurde. Und dieses Interesse fst ein um so lebhafteres und allgemeineres, als jene elctrortechnischen Erfindungen mehr und mehr auch für das engere häusliche Leben praktische Verwendung finden und umgestaltend wirken, wie denn wiffenschaftliche und industrielle Gesellschaften durch Wort und Schrift und besondere Ausstellungen in dieser Richtung erfolgreich thätig find. Daz vorliegende Buch nun entwickelt in klarer, gemeinverständlicher Darstellung die wichtigsten Gesetze der Erzeugung und Wirksamkeit der Elektrizitãaͤt und giebt auf dieser Grundlage eine Erklärung aller wichtigeren Anwendungen dieser Naturkraft. Durch 119 in den Text gedruckte Abbildungen findet das Wort eine vortreffliche belebende Ünterstützung. Niemand wird das Werk des gelehrten Verfassers, der als Prosessor an der Universität Czernowitz thätig ist, aus der Hand . reiche Belehrung und vielfache Anregung daraus geschöpft u haben. Die Nr. 48 von „Schorers Familienblatt“ (Verlag von J. H. Schorer in Berlin W., zu beziehen durch alle Buchhand⸗ lungen). Inhalt Apotheker Heinrich. Von Hermann Heiberg. (8. Forts) Alba's Ausritt aus den Niederlanden. Die Memoiren der Mouche, der letzten Liebe Heinrich Heine's. Herausgegeben von Eugen Sierke. (Forts.) Ein Blick in die baltischen Provinzen. Von Friedrich Bücker. III. Esthland. Mit 3 Illustrationen. Ruine des Brigittenklosters bei Reval. Reval. Felsenschlucht bei Ontika. Die Thränen der Mutter. Proven galische Legende von Ossip Schubin. Nach sechs Wochen. Von J. Oskar Klaußmann. Die letzte totale Mondfinsterniß. Mit einer Illustration und einer Vignette. Sprechsaal. Briefkasten. Plauderecke: Die moderne Behandlung der Fettleibigkeit. Einwirkung der Elektrizität auf das Blut. Das schwedische Streichhölzchen. Der elektrische Spritzenschlauch. Die leuch⸗ tende Katze. Der sechste Sinn. Ein coulanter Käufer. Holzschnitte: Alba's Ausritt aus den Niederlanden. Erste Bei⸗ lage: Vor dem Cirkus Renz. Mit Illustration von E. Hosang. Humoristisches: Kindermund. Mit Illustration von H. Schlitt. Wie man sein eigner Großvater werden kann. Vauswirth⸗ schaftliche Neuheiten: Der Rosteinsatz zum Braten und Backen. Mit Abbildung. Denkübungen. Zweite Beilage: Humoristisches: Ein unblutiges Duell. Mit Illustration von E. Horßig. Im Buchladen. Aus dem Leben. Was ist Undankbarkeit. Be⸗ stätigung. Mißverständniß. Kindermund. Starke Tonart. Gine große Nummer. Denkübungen. Dritte Beilage: Graphologischer Briefkasten.

Gewerbe und Handel.

Im Monat November 1884 wurden bei der Allgemeinen Unfall⸗Versicherungs⸗ Bank in Leipzig 11 Todesfälle, 4 lebensgefährliche Verletzungen, 9 Unfälle, die ihrer Natur nach eine gänzliche oder theilweise Invalidität erwarten lassen und 1350 Unfälle von voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit der Verletzten, zusammen 1374 Unfälle angemeldet.

Breslau. 5. Dejember. (W. T B.) Nach dem Bericht der -Schlesischen Zeitung“ haben die Abfuhren von Hochsfen⸗ produkten an Beständigkeit gewonnen. Die polnischen Zweig= niederlassungen beanspruchen dauernd größere Mengen, und da der Export voraussichtlich ein regelmäßiger bleiben wird, dürfte einer weiteren Anhäufung von Beständen vorgeben werden. Der Roheisenkonsum der einheimischen Puddlingswerke

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