1884 / 294 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 13 Dec 1884 18:00:01 GMT) scan diff

In Kapitel 68 (Allgemeine Fonds) werden in Tit. 5

15 990 M verlangt für eine Rente an die Großherzoglich hessische Regierung aus Anlaß der Errichtung der festen Rheinbrücke zwischen Mainz und Kastel. Der Abg. Rickert wünschte Auskunft über den Vertrag

mit der Großherzoglich hessischen Regierung, auf Grund dessen die Auszahlung der Rente erfolge. ; Der Bundeskommissar, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Schultz wies darauf hin, daß die Großherzoglich hessische Re⸗ gierung zu den Kosten der fast vollendeten Rheinbrücke einen Zuschuß des Reiches in Anspruch nehme, welcher ihr auch, vorbehaltlich der Genehmigung des Reichstages, im Hinblick auf die von einer festen Brücke für die Vertheidigungssaͤhigkeit der Festung und für den Garnisondienst zu erwartenden Vortheile egen die Befreiung aller Militärpersonen und Mil tär⸗ uhrwerke von Brückengeld und gegen Zugeständnisse im Interesse der Reichs⸗Postverwaltung dahin in Aussicht gestellt worden sei, daß das Reich nach Herstellung der festen Brücke an Hessen eine feste Rente von 15 0090 M pro anno zahle. Da die Brücke am 1. Mai 1886 voraussichtlich dem Verkehr werde übergeben werden, so habe die stipulirte Rente in den gegen⸗ wärtigen Etat eingestellt werden müssen. Der Titel wurde hierauf genehmigt, ebenso die folgenden Titel dieses Kapitels und der Rest dieses Etats. Bei Schluß des Blatts begann die Berathung des Etats

des Reichs⸗-Eisenbahnamts.

Hannover, 11. Dezember. (Hann. Post.) Die Landes⸗ synode nahm heute den Antrag der Kommission an, in Betreff der Umgestaltung der Konsistorialbehörden der evangelisch-lutherischen Kirche in der Provinz der König— lichen Kirchenregierung zu erwidern:

I. Die Landessynode erklärt sich mit dem nach Nr. 1 des vor⸗ gelegten Planes beabsichtigten kirchenregimentlichen Erlasse des Landes herrn unter nachstehenden Bevorworkungen einverstanden: I Die Landessynode erachtet, daß mit der Beseitigung der kirchenregiment⸗ lichen Stellung des evangelischen Magistrats zu Osnabrück auch die wesentlich auf dieser beruhende, ubrigens schon in sich nicht länger haltbare Disziplinargewalt des Stadt⸗Konsistoriums zu Osna—⸗ brück beseitigt und demjenigen Konsistorium übertragen werden müsse, dessen Bezirke der Bezirk des Magistrats zu Ssnabrück beigelegt wird. Sie beantragt, dies in dem Erlasse an geeigneter Stelle zum Ausdruck zu bringen. 2) Die Landessynode beantragt in Ueberein⸗ stimmung mit den ihr bekundeten einstimmigen Wünschen der Vorstaͤnde der betreffenden Kirchengemeinden, und mit Rücksicht auch auf die Unmöglichkeit, aus diesen Kirchengemeinden eine eigene Be— zirkssynode zu bilden, sowie die Unzweckmäßigkeit des Anschlusses an eine ostfriesische Bezirkssynode (vergl. auch 8. 59 der Kirchenvorstands⸗ und Synodalordnung Nr. 10 und 11), den das Herzogthum Arem— berg⸗Meppen und die Niedergrafschaft Lingen umfassenden Theil des Konsistorialbezirks Osnabrück nicht dem Konsistorialbezirk Aurich bei⸗ zulegen, sondern ungetrennt vom jetzigen Konsistorialbezirk Osnabrück einem der heiden anderen Konsistorlen zu unterstellen. 3) Die Landes⸗ synode erklärt sich dankbar mit der Absicht der Königlichen Kirchen⸗ regierung einverstanden, daß neben dem Konsistorium zu Aurich noch zwei andere Konsistorien unter dem Landes⸗-Konsistorium Bestand haben sollen, hält aber nach allseitiger Erwägung für das Angemessenste, diesen beiden Konsistorien die Sitze Hannover und im Falle A Stade, im Falle B Lüneburg zu geben und ihnen als Bezirke zuzuweisen: entweder A a dem Konsistorium zu Hannover den bisherigen Konsi⸗ storialbezirk Hannover mit Ausnahme der General Siszefe Lüneburg Harburg Dannenbergschen Theils und der Stadt Lüneburg, und den Konsistorialbezirk Osnabrück nebst den Bezirken des Klosters Loccum und des Magistrats zu Osna—⸗ brück, b. dem Konsistorium zu Stade den bisherigen Kons 0, 3 bezirk Stade, den Konsistorialbezirk Otterndorf und die Bezeml⸗ Diözese Lüneburg Harburg ⸗Dannenbergschen Theils neruhig. r Stadt Lüneburg, oder Ba. dem Konsistorium zu Hänmdber

den bisherigen Konsistorialbezirk Hannover mit Ausnahme der General- Diözesen Lüneburg Celleschen Theils Har⸗ burg⸗Dannenbergschen Theils nebst den Städten Lüneburg Celle und Uelzen, und dem Konsistorialbezirk Osnabrück nebst den Bezirken des Klosters Loccum und des Magistrais zu Osnabrück, b. dem Konsistorium zu Stade den bisherigen Konsistorialbezirk Stade, den Konsistoriglbezirk Otterndorf und die Generaldiözefen Lüneburg Celleschen Theils und Harburg ⸗Dannenbergschen Theils nebst den Städten Lüneburg, Celle und Uelzen.

Es wurde jedoch beschlossen, die Anträge A primo loco vorzuschlagen.

Bayern. München, 11. Dezember. (Allg. Ztg.) Der König hat gestern in Hohenschwangau die Spitzen der Behörden von Füssen und den Pfarrer von Waltenhofen in längerer Audienz empfangen.

Bei den heute vorgenommenen Wahlen der Ersatz— männer für das Kollegium der Gemeindebevollmächtig— ten sind 12 Liherale, 5 Ultramontane und 2 der Reichspartei angehörige gewählt worden.

Oldenburg. Ol den burg, 11. Dezember. (Wes⸗gtg.) In der heutigen Landtag s-Sitzung wurde zuerst der Vor— anschlag der Einnahmen und Ausgaben des Fürsten— thums Lübeck für die nächste Finanzperiode berathen. Aus demselben ergiebt sich, daß die Einnahme vom Staatsgut mit und 353 000 M, die Einnahme an Gewerbsrekognitionen, Sporteln und Gebühren für den Gebrauch von Staatsanstalten mit 55 200 , die Einnahme von den Steuern mit 152700 6 pro Jahr eingestellt ist, und daß der Kostenüberschuß aus 1884 267 909 166 beträgt. Unter den Ausgaben figuriren unter dem Kapitel: allgemeiner Landesaufwand“ im Jahre 1885 S1 376 6 7 , im Jahre 1886 78 176 ƽ 7 J, im Jahre 1887 83 136 S6 7 3; die Kosten der Verwaltung (allgemeine Verwaltung, Medizinalwesen, Armenwesen, Besörderung der Landwirthschaft und des Gewerbes, Wegbauwesen, Deckung der Garantie für die Eutin⸗Lübecker Eisenbahnprioritätsanleihe, Sicherung des Ostseestrandes, Verwaltung der geistlichen An— gelegenheiten und der Schulen, Verwaltung des Staatsguts und der Finanzen) betragen pro 1885 und 1886 in runder Summe etwa 420 000 MS, im Jahre 1887 rund 406 000 „S6, die Kosten der Rechtspflege ca. 97 000 M pro Jahr. Der Voranschlag wurde mit sehr geringen Aenderungen so, wie von der Regierung vorgelegt, vom Land⸗ tage genehmigt. Hierauf kam der Voranschlag für das Fürstenthum Birkenfeld zur Berathung. Die Einnahme vom Staatsgut ist darin zu rund 68 000 , die Einnahme von Sporteln zu 81 100 S, die Einnahme von Steuern zu 289 500 S pro. Jahr veranschlagt; der Kassenüberschuß aus 1884 beträgt 215 000 M., Die Aus⸗ gaben von allgemeinem Landesaufwand sind mit etwa! 40 900 , die Kosten der. Verwaltung (Regierung, Bürger⸗ meistereien, Bauamt, Verwaltung des Innern u. . w.) find mit ca. 300 009 M, die Kosten der Rechtspflege mit ca. 70 9000 S, die Kosten des Kultus- und Unterrichts⸗ wesens mit ca. 108 000 Ss jährlich ausgeworfen. Bei der Verhandlung nahmen die Abgeordnelen aus

und

merksam zu machen und die Staatsregierung zu ersuchen, doch baldigst Erwägungen darüber anzustellen, wie dem miß⸗ lichen Huflande abzuhelfen sei; es wurde von den genannten Abgeordneten eine möglichste Vereinfachung der Verwaltung als nothwendig bezeichnet und eine Vereinigung der Finanzen des Fire n. mit denen des Herzogthums für wünschens⸗ werth gehalten; im Uebrigen wurde der vorgelegte Voran⸗ schlag vom Landtage gutgeheißen. Einige kleinere Gesetzentwürfe wurden in zweiter Lesung ohne Debatte angenommen; eine längere Diskussion rief jedoch der Gesetz⸗ entwurf, betr. Erhebung einer Abgabe von Tanzgesellschaf⸗ ten, Musikaufführungen, Schaustellungen u. f. w. hervor. Dieser Gesetzentwurf will im Artikel 1 die von den Wirthen für die Erlaubniß zur Haltung einer Tanzgesellschaft zu zahlende Abgabe erhöhen, und zwar dahin, daß diese Ab⸗ gabe vom Staats⸗Ministerium bis zu 20 MS bestimmt werden kann. Schließlich wurde der Artikel mit allen egen 3 Stimmen angenommen. Nach Artikel 2 ollen eine Abgabe von 50 8 bis 30 S die— jenigen Personen bezahlen, welche gewerbsmäßig Musikauf— führungen, Schaustellungen, theairalische Vorstellungen oder sonstige Lustbarkeiten, ohne daß ein höheres Interesse der Kunst oder der Wissenschaft dabei obwaltet, darbleten, sowie diejenigen Personen, welche gewerbsmäßig Singspiele, Gesangs⸗ und deklamatorische Vorstellungen, Schaustellungen von Personen oder theatralische Vorstellungen, ohne daß ein höheres Interesse der Kunst oder Wissen⸗ schaft dabei obwaltet, in ihren Wirthschafts⸗ oder sonstigen Räumen öffentlich veranstalten oder zu deren öffent⸗ licher Veranstaltung ihre Räume benutzen lassen (vgl. 5§. 3342, 335 und 60 a der Neichsgewerbeordnung). Der Landtag ge⸗ nehmigte auch diesen Artikel, sowie die Artikel 3 und 4 des Gesetzentwurfs, welche über die Verwendung der im Art. 1 und 2 bestimmten Abgaben und den Zeitpunkt des Inkraft— tretens das Erforderliche anordnen. Damit schloß die Sitzung.

Braunschweig. Braunschweig, 12. Dezember. (W. T. B.) Die Landessynode ist heute vertagt worden. Der am 27. Oktober d. J. vertagte außerordent— liche Landtag ist behufs Schließung desselben zum 17. d. M., der ordentliche Landtag aber zum 18. d. M. vom Regent⸗ schaftsrath einberufen worden,

Elsaß Lothringen. Straßburg, 12. Dezember. (W. T. B.) Die „Landeszeitung für Elsaß⸗Lothringen“ meldet aus Metz: Dem Reichst agsabgeordneten Antoine ist durch den Vorsitzenden des Ersten Strafsenats des Reichsgerichts in Leipzig, gemäß §. 199 der Strafprozeßordnung, die Anklage— schrift des Ober⸗Reichsanwalts, welche ihn der vorbereitenden Handlungen des Hochverraths anschuldigt, zur Erklärung mitgetheilt worden.

Desterreich⸗ngarn. Wien, 11. Dezember. (Wien. Abendp.) Der Gewerbe⸗Ausschuß des Abgeordneten⸗ hauses hat in seiner gestrigen Abendsitzung die General— debatte über das Unfallversicherungsgesetz zum Ab— schluß gebracht und einstimmig das Eingehen in die Spe—⸗ zial debatte beschlofsen. Der Wehrausschuß verhandelte heute in Anwesenheit des Landesvertheidigungs-Ministers über den Gesetzentwurf, betreffend die Aushebung des Rekrutenkontingentes für das Jahr 1885, und ge— nehmigte denselben unverändert. Der Ju stizausschuß wies den Entwurf des Referenten zu den Anträgen Lienbachers, Richters und Schönerers betreffs Aenderung der Exeku⸗ tionsordnung einem fünfgliedrigen Sübcomits zu, welches den Abg. Fanderlik zum Obmann wählte.

12. Dezember. (W. T. B.). Der Antrag Riegers, die von ihm eingebrachte Petition der Zuckerproduzenten um Stundung der Zuckersteuer einem Steuer— ausschuß zur ehethunlichsten Berichterstattung zuzuweisen, wurde heute vom Abgeordnetenhause angenommen. Tausche und Genossen interpellirten den Handels— Mi nister, welche Maßnahmen zur Hebung des Exports für Getreide, Mehl, Zucker und Spiritus zu erwarten seien, ferner ob die Regierung Einfluß zu nehmen gedenke, daß ausländisches Getreide auf inländischen Eisen⸗ bahnen keine größeren Begünstigungen genieße als inländisches, und daß der österreichischen Produktion ein billiger Verkehr bei der Arlbergbahn ermöglicht werde, endlich wie der Minister den Wünschen der Mühlenindustrie hinsichtlich der Be⸗ günstigungen der ungarischen Mühlenkonkurrenz auf den Eisen— bahnen zu entsprechen gedenke.

Pest, 11. Dezember. (Wien. Abendp.) Im Abgeord— neten hause wurde heute die Spezialdebatte über den Staats voranschlag pro 1886 fortgesetzt Die ungeahnte Ausdehnung, welche die Diskussion anzunehmen beginnt, läßt, wie Pester Blätter hervorheben, die Besorgniß gerechtfertigt erscheinen, daß es kaum möglich sein werde, den ganzen Vor— anschlag vor Antritt der Weihnachtsferien vollständig zu er— ledigen. Es dürfte demgemäß ein kurzes Budget- Provi⸗ so rium kaum zu vermeiden sein.

= (Prag. Ztg.) Der Minister⸗Präsident Tisza empfing heute die serbische Deputation, deren Führer Stojackovic die Nothwendigkeit der Einberufung des Kirchenkon— gresses betonte und unter Hinweis auf die geänderte Stim— mung des serbisches Volkes einen Erfolg des Kirchenkongresses in Aussicht stellte. Tisza erwiderte: es freue ihn dieser Aus⸗ druck der öffentlichen Meinung sehr, und es liege gegen die Einberufung des Kirchenkongresses kein Bedenken vor.

Großbritannien und Irland. London, 11. Dezember. (Allg. Corr) Sir Charles Dil ke war gestern der Haupt⸗ redner bei einem unter den Auspizien des lokalen liberaben Vereins in Aylesbury zusammengetretenen Massen⸗ Meeting. Derselbe bezeichnete die Annahme der Wahl⸗ reform -Vorlage als die größte friedliche Revolution ber Neuzeit. Die Neueintheilungs-Bill und die Art und Weise, in welcher sie durchgebracht werden würde, bilde den außerordent⸗ lichsten Triumph vorgeschrittener Ideen, den das Land je erlebt habe. Der Behauptung, daß die „Ein⸗-Mitglied“⸗Sitze das Haus der Gemeinen herabwürdigen würden, stimmte er nicht bei, son⸗ dern blieb dabei stehen, daß es im Hinblick auf die bevor— stehende Lokalregierungs⸗Gefetzgebung sich als ein großer Vortheil erweisen werde, im nächsten Parlament eine ansehn⸗ liche Beimischung der besten Lokalkräfte zu haben. Die höchste unter all den vielen Segnungen, die er von der aus— gedehnten Wahlberechtigung erwarte, fei die Verschmelzung

r r f Wagner und Weis, Gelegenheit, auf den ungünstigen Zustand der Finanzen des Fürstenthums auf⸗

(Hamb. B. H.) Der Aus schuß der vereinigten

britischen Handelskammern hat gestern Morgen in den Räumen der Society of Arts seine Jahresversammlung abge⸗ halten, in welcher es sich in der Hauptsache um die Erßörte⸗ rung der Frage handelte: Schutz zölle oder nicht. Bei der überall unter der Ackerbau treibenden Bevölkerung herrschenden schutzzöllnerischen Tendenz überrascht es nicht, dal die Versammlung der Landwirthsschafts kammern eine Reso⸗ lution gefaßt hat, welche sich zu Gunsten einer staatlichen Intervention zum Schutz der Landwirthschaft aus spricht Erwähnenswerth ist jedoch, daß ein nicht geringer Theil der Rheder ganz entschieden für die Beibehaltung de Freihandels eintrat, wenn derselbe auch mit seinen Anfichten nicht durchzudringen vermochte. Die Verhandlungen über daz genannte Hauptthema der Tagesordnung leitete das Parlamentz⸗ mitglied Mr. Sewell Read ein, der auf die anhaltende Te pression hinwies, unter welcher Landwirthschaft und Handel schon seit Jahren zu leiden haben und eine Resolution bean— tragte, dahin lautend: die vereinigten Kammern seien im Hinblick auf diese Depression der Ansicht, daß eine parlamen⸗ tarische Kommission eingesetzt werden möge, welche die Ür— sachen der andauernden traurigen Lage erwägen und die nöthigen Maßregeln zur Abhülfe vorschlage tivirt wurde diese RNesolution damit, 14 Landwirthschaftskammern zu Gunsten der selben ausgesprochen hätten, und daß auch politische Gegner ihr günstig gesinnt seien, sodaß es sich hier also nicht um eine Parteienfrage handle. Jedenfalls werde eines der Nesultate einer parlamentarischen Enquete der Nachweis sein, ob die Depression eine natürliche oder eine künstliche, ob dieselbe dauernd oder temporär und ob Aussicht vorhanden sei, durch gesetzgeberische Maßregeln nicht nur die Landwirth⸗ schaft, sondern auch den Handel im Allgemeinen wieder der früheren Prosperität entgegenzuführen.

Frankreich. Paris, 11. Dezember. (Köln. Ztg.) Da die Deputirten kammer alle von dem Budgetausschuß vorgeschlagenen Abstriche angenommen hat, so ist ernstlich die Rede davon, die Kammern einige Tage vor Weihnachten zu vertagen und das Budget für 1885 erst in der nächsten Session zum Abschluß zu bringen.

Das „Journal officiel“ bringt heute die Dekrete, in

welchen die Gemeinderäthe der Departements, in denen im Januar Senatorenwahlen stattzufinden haben für den A. Dezember zusammenberufen werden. Im Ganzen sind 89 Senatoren zu wählen; 75 der ausscheidenden Serie, 12 zur Ersetzung Derer, die gestorben sind oder ihre Ent; lassung eingereicht haben (unter den Letzteren befindet sich Major Labordere, der Pariser Senator), und 2 zur Besetzung der zwei beseitigten lebenslänglichen Sitze. Die Wahlen selbst werden am 265. Januar stattfinden. 12. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer hat heute das Budget des Krieg s-Ministe⸗ riums unverändert genehmigt! und die Berathung des Marinebudgets begonnen.

Die Tarifkommission hat jede Erhöhung der auf Reis, Mais und Oelfrüchte abgelehnt.

Eine Depesche des Admirals Miot, welche in Zan⸗ zibar am 11. d. aufgegeben worden ist, meldet: Eine aus 30h Mann europäischer Truppen und 9060 Antakaren bestehende Truppenabtheilung hat am 6. d. M. ein zweites Fort im Süden von Vohemar (auf Madagascar) genommen; es wurden 5 Kanonen erbeutet. Die Howas ließen 200 Todte auf dem Platze; wir haben 4 Verwundete, darunter einen schwer Verwundeten.

Italien. Rom, 12. Dezember. (W. T. V.) Der „Osservatore Romano“ erklärt die gestrige Mittheilung des „Diritto“: der Vatikan habe die italienischen Missionäre in China ermächtigt, sich., um Schutz gegen Verfolgungen an die diplomatischen Vertreter Italiens zu wenden, für unbegründet.

Amerika. Washington, 9. Dezember. (Allg. Corr) Im Hinblick auf die Entscheidung des obersten Gerichtshofes, daß das Einwanderer⸗Kopfsteuergesetz rechtsgültig und verfassungsmäßig ist, hat der Anwalt der klägerischen Dampf— schiffahrts-Gesellschaften deren Absicht angedeutet, sich zu bestreben, von dem Kongreß eine Aenderung des berreffenden Gesetzes zu erlangen. 10. Dezember. (Allg. Corr.) Der Vertrag mit Nicaragua, welcher den Vereinigten Staaten das Recht zur Anlegung eines Kanals über das Gebiet von Ni— caragua giebt, sowie der neue spanisch-amerikanische Vertrag sind dem Senat übermittelt worden.

In Baltimore wurde heute die 100 jährige Konferenz der Methodisten eröffnet.

Afrika. Egypten. Kairo, 10. Dezember. (Allg. Corr) Dem in Dongola weilenden Spezialkorrespondenten der „Daily News“ hat ein Extrabote von der Front Nachrichten überbracht, welche die Meldung über den jüngsten Angriff von Omderman bestätigen. 2000 Rebellen, auf Pferden und Kameelen beritten, stürzten plötzlich herbei, versuchten die Garnison zu überrumpeln und griffen die Festungswerke mit großer Entschlossenheit an, wurden aber zurlickgeworfen. Das Fort wurde von 800 Mann der Truppen Goͤrdons verthei— digt. Hunderte von Arabern, welche dem heftigen Feuer trotzten, wurden unter den Wällen des Forts getödtet. Ungeachtet dieser empfindlichen Niederlage wird Omderman von den Re bellen noch immer belagert. Mahomet Khair, der Emir von Berber, läßt dicht bei RFobatab Erdwerke aufwerfen. Mit den Rebellen wird jetzt kaum irgend welcher Verkehr gepflogen. Da Hungersnoth unter ihnen herrscht, wird jeder Kaufmann, sobald er im Lager ankommt, aller seiner Waaren beraubt, Der Getreidemangel wird mit jedem Tage größer. Selbst Dhurra erzielt einen Preis, der gleichbedeutend mit 16 Pfd. Sterl. ist, und selbst zu diesem Preise ist es schwer erlangbar. Lord Wolseleny hat endgültig beschlossen, sich am Sonnabend nach Korti zu begeben. Inzwischen rückt Sir Herbert Stewart mit dem Kameelcorps nach Ambukol vor. Das Gros des Staffordshirer Regiments langte heute in Debbeh an. Die Whalers werden sich dort ein Rendez-vous geben . 1 der Escorte von Montgomery's Picketboot zusammen vorstoßen.

(W. T. B.) Ein Telegramm aus Handak vom 12. d. meldet: General Stewart habe mit dem Generalstabe sowie mit 1000 Mann berittener Infanterie und dem Kameel⸗ corps den Vorm arsch nach Koörti, jenseits Ambukol, angetreten.

Zölle

der einzelnen Klassen und abgesonderten Interessen mit“ der Bevölkerung als ein Ganzes.

Seitungsstimmen.

Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ ittheilt, ist dem Reichskanzler von Seiten des Vorstandes

2 landwirthschaftlichen Vereins folgende

des Greifswalder ti ugegangen: . von der festen Ueberzeugung, daß so niedrige Geträsdepreise, wie sie seit Monaten berrschen, ein nationales Unglůck für Deutschland sind, indem nicht nur die Landwirthe in ihrer Mehrjahl bei längerer Fortdauer so schlechter Konjunktur ren sicheren Untergange entgegengehen, sondern auch eine große Anzabl anderer Produktivgewerhe, die im Wesentlichen auf den Konsum der Landwirthe angewiesen sind, in deren finanziellen Ruin mit hineingezogen werden, erlauben sich die Unterzeichneten ganz gehor⸗ bitten: . . saush n Durchlaucht wolle bei der deutschen Reichsregierung vor= stellig werden, daß die Zölle auf Getreide und Oelfrüchte, gegenüber dem russischen und transatlantischen Import, von einer Mark auf drei Mark für den Doppelcentner erhöht werden.“

Dasselbe Blatt schreibt: ö Die einflußreichste Zeitung in Süd Rußland. der in Odessa er⸗ scheinende Neurussische Telegraph“ bringt unter dem Titel Bismarck und der Reichstag“ ‘m hervorragender Stelle folgende interessante ionen: ; eefler gen g m n haben wir die Wahlen zum deutschen Reichstage besprochen und dabei auf die große Zersplitterung in Parteien als auf das schwerste Uebel des parlamentarischen Lehens in Deutschland hin⸗ ewiesen. Eine Sachlage, welche ein Bündniß zwischen Parteien von ** entgegengesetzten Prinzipien ermöglicht, entspricht weder der Moral noch der Logik; jede dieser Parteien verlangt Berücksichtigung ihrer Ideale, beschimpft aber und bewirft mit Schmutz die Bestre⸗ hungen ihrer Gegner und kommt schließlich dahin ein Schacher⸗ geschãft abzuschließen, um den eigenen Reichstagskandidaten durchzu⸗ hringen. „Bringt unsern Kandidaten durch und wir werden euren ngen. ; nnn n r genau die Lage, in welcher sich die deutschen parlamen-⸗ tarischen Parteien befinden. Schorlemer reicht die Hand Rickert und Hanel Windthoirst. Niemand hat dabei das allgemeine Reiche wohl im Auge, denn was ist den Prinzipien des ‚Klerikalen⸗ Schorlemer und des Freisinnigen ) Rickert gemeinsam? Gemeinsam ist ihnen nichts, als nur das gleiche Streben nach parlamentarischer Herrschaft. Sobald aber ein solches Streben das Parlament beherrscht, verliert das Parla⸗ ment seinen eigentlichen Charakter und wird zu einem Trödelmarkt politischer Ueberzeugungen. Eine jede der Parteien, Fraktionen, Unter Fraktionen ꝛc. läßt sich soweit hinreißen, daß sie das allgemeine Staatswohl aus den Augen verliert. Um sich davon zu über⸗ zeugen braucht man sich nur der Thronrede zu erinnern, mit welcher Kaiser Wilhelm die parlamentarische Session eröffnet hat. In dieser Rede weist der Kaiser darauf hin, wie dringlich die Lösung sehr wichtiger Fragen der inneren Politik ist; er wesst hin auf die sozialen Reformen, die begonnen worden sind und eine weitere Entwickelung heischen, und zur Antwort darauf be— schäftigt sich der Reichstag in einer seiner ersten Sitzungen mit der Frage der Gehaltszahlung an die Abgeordneten, an die Abgeordneten, bie in demselben Augenblick den Anspruch erheben, für uneigennützige Diener des Volksinteresses zu gelten. Das wäre lächerlich, wenn es icht so traurig wäre! . . . es leicht verständlich, warum Bismarck, ein Mann, der mit ganzer Seele den Interessen des deutschen Volkes ergeben ist, ein Mann, der ohne anderweitige Hülfe mit seinem Kopf und seinen Händen die Einigung desselben Deutschlands zu Stande gebracht hat, warum ein solcher Riese im deutschen Volke über die Handlungsweife des von ihm geschaffenen Kindes, des Reichstages, aufgebracht wurde, und warum er dessen Abgeordneten bittere, aber wohlverdiente Wahr⸗ heiten gesagt hat. Seitdem die Zersplitterung der Parteien ihre maßlose Autdehnung erreicht hat, besteht ein unaufhörlicher Kampf zwischen dem Kanzler und dem Parlament, und alle, auch die besten Pläne Bismarcks stoßen auf Widerstand und Gegenwirkung nur, deshalb, weil die Parteien selbst herrschen und ihre eigenen Minister haben wollen. Und ist denn keinem dieser Parteiführer der Gedanke ge⸗ kommen, daß eine solche Regierung undenkbar ist, daß der Minister Windthorst den Minister Bebel verzehren und daß der Minister Rickert den Minister Schorlemer mit Haut und Haar verschlingen würde, obwohl diese alle augenblicklich die Schlauheit besitzen, Hand in Hand zu gehen? Wir haben schon Auszüge aus den glänzenden Reden Bismarcks und der Eiwiderungen seiner Gegner gebracht, Als Resultat ergeben diese eine Unmöglichkeit. Die Worte Hänels und Rickerts besagen, daß sie nichts gegen Bismarck haben und seinen Rücktritt nicht wünschen, inzwischen aber machen sie ihm bei jeder Gelegenheit Opposition. Rickert hat nicht die Majorität hinter sich, und doch fordert er. sür sich die Berücksichtigung der. Majorität“. Ueberhaupt hat sich der Reicht⸗ tag dieses Mal in dem vollen Glanz seiner Disziplin losigkeit und seineß Mangel an einer einheitlichen Idee gezeigt. Was würde man z. B. in England sagen, wenn etwa Chamberlain aus freien Stücken, nur um Gladstone Opposition zu machen, in irgend einer Frage mit den Tories stimmen würde? Alle Parteigenossen würden ihm den Rücken kehren. Im deutschen Reichstag hingegen kann so etwas an⸗ gesichtz der in, ihm herrschenden Digziplinlosigkeit ungestraft statt⸗ finden; unterstützen doch die Freisinnigen die Klerikalen, und dazu noch in einer so unschönen Frage, in, der Frage der Gehaltszahlung an die Abgeordneten und der Berechtigung zur freien Fahrt auf den Eisenbahnen, Vergünstigungen, von welchen die in Berlin wohnenden J ausschließlich in persönlichen Angelegenheiten Gebrauch machen werden. J Jeder, wie viel oder wenig er sich mit der Per sönlichkeit des „eisernen? Kanzlers beschäftigt hat, versteht, wie mühevoll und uner— träglich eine solche Lage für denselben ist. Bismarck, das können auch seine Feinde nicht bestreiten, hat sein ganzes Leben hindurch ein Ziel gehabt: das Wohl Deutschlands und der Hohenzollern. Jetzt sst Bismarck alter geworden, die Lebensfrist vor ihm ist nicht mehr so lang, aber deshalb sind seine Energie und sein Streben nach prak⸗ lischer Thätigkeit nicht erloschen oder schwächer geworden. Er berechnet, daß sein Werk, seine Misfion im deutschen Volke noch lange nicht vollbracht ist, und deshalb beeilt er sich, sie noch mit allen seinen Kräften der Vollendung näher zu bringen. Deshalb wird es nicht auffallend sein, wenn er in seiner Geduld, durch den end, und ziel losen Widerstand des Parlaments ermüdet, um letzten Mittel greift, und den widerspen stigen Reickstag auflöst. Ob Ldieser Fall eintreten wird, vermögen wir nicht vorauszusagen, daß er aber möglich ist, erklärt die ganze ausländische Presse, die der Sache näher steht.

scha Der „Schlesischen Zeitung“ wird aus Stuttgart geschrieben: n Wie sehr der doctrinäre Partikaͤlarismus in Württemberg auf dem Rückzug begriffen ist, zeigt ein Leitartikel des . Beobachters, des Organs der Volkspartef, in welchem zu Gunsten der Reichs-⸗Postspar⸗= kaffen plädirt wird. Der abstrakt partikulgristische Standpunkt, daß das Post Reservatrecht unter allen Umständen aufrecht zu erhalten sei, muß so heißt es in diesem Artikel aufgegeben werden, Venn eine Cinrichtung in Frage steht, welche der Wohlfahrt von, Reich und Land gleich förderlich erscheint. Daß letzteres der Fall sei, wird vom Beobachter“ ohne Einschränkung bejaht. Die Reichssparkasse durch Vermittelung der Post müsse für den Lohnarbeiter das werden, was für den Gewerbetreibenden die Vorschußbanken, für den Rentier die Anlage in Staatspapieren und für den Großkapitalisten die Bank sei. Auch da, wo dag beftehende kommunale Sparkassenwesen blühe, können die von Reichswegen errichteten Postsparkassen nur einen An stoß zur Verbesserung und Ausdehnung des Sparwesens geben...

Landtags⸗Angelegenheiten. Im 20. Hannover schen Wahlbezirk Göttingen ist an

(Nat -Lib) mit 114 gegen 74 Stimmen, welche der Ober⸗-Regierungs⸗ Rath Rüppel zu Frankfurt a. D. (Freikons.) erhalten hat, zum Mit- glied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Eduard Baldamus in Leipzig erschien ein hübsches Buch, betitelt Patriotische Gestalten“, Original⸗

vember d. J. cholera ⸗verseuchten Gegenden auf dem Seewege anlangender Brief

schaften, einschließlich derjenigen, Absftand genommen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Desterreich⸗ Ungarn. Laut Verordnung der K. K. Seebehörde zu Triest vom 30. No⸗ wird künftighin von einer Desinfektion aller aus enthalten.

welche Waarenmuster

erzählungen für die deutsche Jugend aus dem Volt, von Carl Cassau. Der Verfasser will den jungen Lesern eine Gabe widmen, welche die Bestimmung hat, das patriotische Gefühl in denselben zu erwecken und zu stärken. Er bringt in den Erzählungen Bilder aus ver— schiedenen Ziten, es sind im ganzen acht. Der Titel des ersten lautet: Teutobod“, eine Erzählung aus dem deutschen Alterthum. worin uns von Marius und seinen Kämpfen erzählt wird, in denen Teutobod, ein germanischer Fürst, eine Rolle spielt. Die zweite Ge⸗ schichte benennt sich: Der Sohn Armins“, und spielt in der römischen Kaiserzeit, von welcher uns der Verfasser ein anschauliches Bild ent⸗ wirft. Mit der dritten Erzählung geht derselbe sodann auf die neuere Zeit über und giebt uns eine recht hübsch dargestellte Anekdote, in welcher Friedrich der Große und ein Grenadier vorkommen. Die nächste Er⸗ zählung handelt ebenfalls von dem großen König und berichtet, dem Titel zufolge, vom kleinen und großen Fritz', welch Letzteren der Ver⸗ fasser zum hauptsächlichen Gegenstand dieser drei gefälligen Geschichten gemacht hat; denn auch die folgende spielt zur Zeit des siebenjährigen Krieges und berichtet von einem kühnen Burschen, der von Küstrin, seiner Vdaterstadt aus, in das preußische Heer tritt und es später zum Kommandanten der Festung bringt; ihr Titel lautet: ‚Die vergessene Brieftasche“'. Ihr folgt sodann: „Der siebenzigste Geburtstag im Forsthause“, welcher in die Zeit der Freiheitskriege fällt, und ebenso wie die folgende: ‚Die Mühle an der Katzbach“, uns in die schweren Dranasale jener Tage versetzt; mit der letzten Geschichte: Der junge Patriot“, schließt dann der Verfasser sein hübsches Buch. Dasselbe wird von der Jugend gern gelesen werden und sich zahlreiche Freunde unter derselben erwerben. Der patriotische Inhalt sowie die hübsche Darstellung lassen es sehr geeignet zum Festgeschenk und zur An— schaffung für Jugend! und Volksbibliotheken erscheinen. Der Feld— marschall Graf Moltke, welchem der Verfasser dasselbe übersandte, hat sich, wie aus dem Vorwort erhellt, sehr anerkennend darüber ausgesprochen. Das Buch ist elegant ausgestattet und mit einem hübschen, von R. Henneberg heriührenden Bilde: „Germania und ihr Ritter Georg“ geschmückt. . . „Urtheile, Beschlüsses und Verfügungen in bür⸗— gerlichen Rechtsstreitigkeiten. Eine Anleitung zur Anfertigung derselben nebst einigen Mustern“ von A. Pütter, Ober ⸗Landesgerichts⸗Rath in Marienwerder. Berlin, 1835. Verlag von Franz Vahlen. Da durch die großen Reichs⸗Justiz⸗ gesetze Deutschland zwar eine einheitliche Gerichtsverfassung und ein und dasselbe Verfahren im Strafprozesse wie in bürgerlichen Rechts streitigkeiten erhalten hat, aber die Form, in welcher die deutschen Gerichte ihre Urtheile, Beschlüsse und Verfügungen kundgeben, in den verschiedenen Staaten, ja in den einzelnen Pro- vinzen desselben Staates und gar oft selbst bei den ver— schiedenen Gerichten derselben Provinz oder desselben Kreises bekanntlich noch unendlich mannigfaltig und verschieden ist, so hat der Verfasser, um die sicherlich höchst. wünschens⸗ werthe, aber bis jetzt noch fehlende Einheit des Verfahrens auch in der Form der gerichtlichen Urtheile, Beschlüsse und Verfügungen zu befördern, in vorstehender Schrift einen Wegweiser hierzu gegeben, der übrigens die Regeln für die Anfertigung der Urtheile, Beschlüsse und Verfügungen grundsätzlich stets zunächst aus der Reichs ⸗Civil- prozeßordnung schöpft. Das Buch zerfällt in die? Abschnitte: „Das Urtheil' und „Verfügungen und Beschlüsse. Am Schluß werden in den Anlagen mehrere Muster mitgetheilt.

Gewerbe und Handel.

Nürnberg, 11. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Der Markt hat sich wieder sehr verflaut. Die Lager sind so überfüllt, wie dies nur je der Fall war, und das Angebot ist ein drängendes. Eigner zeigen sich sehr nachgiebig und machen gern Preiskonzessionen, um nur zum Verkauf zu kommen. Verkauft wurden gestern 300, und heute bis Schluß des Berichts Mittags etwa 200 Säcke. Die Notirungen lauten:; Markthopfen, 60 5 13 Gebirgshopfen 75 900 AMS; Aischgründer 70 - 90 46; Württemberger prima 100- 110 S5, do. mittel 68-77 M ; Hallertauer prima 90 95 M6, do. mittel 75 82 MS; Elsässer 60-735 S; Posener 85 110 ½66; Wolnzacher und Auer 9gö5 109 ; Spalter Land hopfen 110— 130 SM; Bessere Lagen 135— 145 S; Spalter Stadt 185 665 A .

Prag 13. Dejember. (W. T. B.) Die „Prager Zeitung meldet: Die Direktion der Böhmischen Sparkasse hat, da die erhoffte Hülfsaktion der Wiener Banken hei der Böhmischen Bodenkreditgesellschaft nicht eingetreten ist, beschlofsen, die halbjährige Kündigung ihrer Geldeinlagen im Betrage von. 620000 Fl. bei der Böhmischen Bodenkreditgesellschaft nicht zurückzuziehen. Das gleiche Verfahren beobachtet die städtische Sparkasse hinsichtlich ihrer Forderung von 550 909 Fl. Die Prager Stadtgemeinde hat vorgestern 200 000 Fl. Kassenscheine der Böhmischen Bodenkredit⸗ gesellschaft gekündigt.

New⸗ York, 12. Dezember. (W. T. B.) Baum wollen Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 288 000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 121 900 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 78 000 B., Vorrath 968 000 B.

Submissionen im Auslande.

. Belgien I. Verwaltung der Staatseisenbahnen. 1) 24. Dezember, Mittags. Börse zu Brüssel. Lieferung von 9 Loosen, jedes zu 506 000 kg Steinöl für Beleuchtung. Lieferungs⸗ ort Mecheln. Lastenheft Nr. 248 in der Expedition des „Reichs—⸗ eigers“. . . . 7 3 24. Dezember, Mittags. Börse zu Brüssel. Lieferung zweier Eisenbahn ⸗Postwaggons. Lieferungsort Mecheln. Preis der Pläne 2 Fr. 25 Ct. pro Quadratmeter. Lastenheft Nr. 242 in der Ex⸗ edition des Reichs⸗Anzeigers“. . ; I Verwaltung für Brücken- und Wegebau. . 1) 27. Dezember, 109 Uhr. Provinzial Gouvernementegebände zu Brüssel. Fertigstellung eines Theiles der Straße Brüssel Tamise. Abschätzung g4 769 Fr. Vorläufige Kaution 4750 Fr. Preis der Pläne 16 Fr. 35 Ct. Lastenheft Nr. 137 hei der Administration des ponts et chaussées et des mines, 24 rue de Lauvain zu üssel käuflich. 251 3 Verwaltung für Wasserbauten. 27J. Dezember, 105 Uhr. Provinzial ⸗Gouvernementsgebäude zu Bruges. x Aufführung eines Dammes und Bau einer Rampe zu Nieuport⸗ Bains fh . Marinedienst. Abschätzung 40 090 Fr. Vorläufige Kaution 2000 Fr. Preis des Planes 2 Fr. Lastenheft Nr. 148

wie vor.

II. 6 568

18. ber, 3 Uhr. Kopenhagen. rektorat des Königli Gröner andelt⸗ Lieferung von 15 30 Ellen weiher Shirting und 76205 Gllen ungebleichter leichter Stout im Jahre 1885. Näheres in dem Buchhalter und Packhauskomtoir des Direktorats

sgade 10). 8 (Slotholmsgade 10 III. Rumänien.

1) 31. Dezember, 3 Uhr. Bukarest, Finanz Ministerium und lar Hen ele f Errichtung eines Gebäudes für das Zollamt im Hafen von Giurgiu. hene März bis August 1885. Kaution

q d e. . 3, 53 ö Uhr. Bukarest. General-Direktion des Taback, Und Salzmonopols. Lieferung von 250 009 Jutesäcken.

Berlin, 13. Dezember 1884.

Angra Pegueña. (Aus der dem Reichstag vorgelegten Denkschrift.) A.

Correspondenz,

betreffend die Niederlassungen der Rheinischen Missionsgesellschaft im Hererolande IJ. Berlin, den 4. November 1880. Die in Barmen bestehende Rheinische Missionsgesellschaft, welche seit etwa 35 Jahren in Südafrika, insbesondere in der Kap-Kolonie und in dem an der Westküste Südafrikas belegenen Herero⸗ (Damara !) und Namaqua · Lande mit großem Erfolge Missionsarbeit und in Verbindung hiermit seit 10 Jahren als Handelsgesellschaft auch Handel betreibt, hat sich mit dem Antrage hierher gewandt, daß die Kaiserliche Regierung sich ihrer Interessen, die durch den kürzlich dort ausgebrochenen Krieg unter den Eingeborenen bedroht sind, an⸗ nehmen möge. ö . Nach Mittheilungen von Ende August 2. J. sind auf Befehl des Oberhäuptlings der Damaras 8 zu friedlichen Verhandlungen ein- geladene Namaquas nebst 5 anderen Personen dieses Landes unter den Augen der Europäer ermordet worden. Gleichzeitig wurde zum Kriege aufgerufen, und die von dem deutschen Missionar Schroeder besetzte Namagquastation Windhoek war von einem Damaraheere ein⸗ geschlossen und belagert. Der Oberhäuptling der Damaras hatte offen erklärt, er wolle alle Europäer aus dem Lande jagen. Es schwebt hiernach nicht nur der Erfolg der seit 30 Jahren be—= triebenen Missionsarbeit, sondern auch Leben und Eigenthum der deutschen Missiongre und Händler in ernstlicher Gefahr. Es wohnen etwa 23 deutsche Familien in den dem Kriege ausgesetzten Landes⸗ theilen, der Mehrjahl nach zur Mission, der Minderzabl nach zu der deutschen Handelsgesellschaft gehörend, welche letztere dort mit etwa 4 bis 500000 M engagirt ist. Die Barmer Missionsgesellschaft ift dieselbe, welche im Jahre 1868 mit einem ähnlichen Antrage sich hierher wandte. Ueber die hierdurch veranlaßten Schritte bei der großbritannischen Regierung wollen Ew. ꝛc. Sich gefälligst des Nãhe⸗ ren aus den Akten der Kaiserlichen Botschaft aus jener Zeit infor miren. Im Wesentlichen bemerke ich hierüber Folgendes: Mit Rücksicht auf das damals erkennbar gewordene Bestreben Englands, seine Machtsphäre auf die in Rede stehenden Gebiete aus- zudehnen, ward die Anfrage nach London gerichtet, ob es der groß= britannischen Regierung eventuell genehm sein würde, wenn ein deutsches Kriegsschiff gemeinsam mit englischen sich des Schutzes der bedrohten Missionare annähme. Die Antwort ging dahin, daß Eng⸗ land sich von maritimen Demonstrationen an der Küste überhaupt keinen Erfolg verspreche und die Entsendung eines deutschen Kriegs⸗ schiffs dorthin nur widerrathen könne. Die großbritannische Regierung zeigte sich jedoch bereit, den Schuß, welchen sie den eigenen Unter thanen zu gewähren im Stande sei, auch auf die Deutschen aus⸗ udehnen. . . : J hat sich England im Jahre 1876 in der Walfisch⸗ Bai, dem Schlüsselpunkt zu jenen Gebieten, festgesetzt. Man hatte bereits angefangen, sich staatlich einzurichten und von den fremden Händlern Zölle und Abgaben zu erheben. Nachdem es sich jedoch herausstellte, daß man nicht im Stande sei, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, hat neuerdings die Regierung der Kap-Kolonie die Rück⸗ zahlung der erhobenen Beträge angeordnet, eine Maßregel, die offen bar bezweckt, allen etwaigen Reklamationen von vornherein zu be- gegnen. Die britische Kolonialregierung wird bei dieser Sachlage auch die Verantwortlichkeit für die den deutschen wie den englischen Unter⸗ thanen erwachsenden Schäden zurückweisen. In Anbetracht dieser Verhältnisse scheint es nach der Erfahrung des Jahres 1868 nicht angezeigt, auf das Erbieten zu einer Koopera⸗ tion zurückzukommen, zumal eine solche nach Lage der Verhältnisse den Charakter einer Expedition in das Innere des Landes annehmen müßte. Es erübrigt daher nur, der großbritannischen Regierung den Wunsch auszusprechen, daß die etwa aus Anlaß des ausgebrochenen Krieges im Hererolande zum Schutze von Leben und Eigenthum der englifchen Unterthanen angeordneten oder beabsichtigten Maßregeln auch auf die dort lebenden deutschen Missionare und Händler erstreckt werden möchte. 1 . ö. dem . beehre ich mich ergebenst zu ersuchen, diesem Wunsche geeigneten Ausdruck geben zu wollen. Im Falle die englische Re—= gierung sich zur Ertheilung der geeigneten Befehle bereit erklärt. bitte ich Ew. c.“, mich gefälligst davon telegraphisch zu benachrichtigen. um meinerseits die Barmer Missionsgesellschaft, sowie den Kaijer⸗ lichen Konsul in Kapstadt auf kürzestem Wege verständigen zu können. In Vertretung des Reichskanzlers: Graf Limburg⸗Stirum.

An den Kaiserlichen Botschafter Herrn Grafen zu Münster,

Excellenz. London.

II.

London, den 2. Dezember 1880.

Ew. Durchlaucht beehre ich mich mit Bezug auf, den hohen Erlaß vom 4 v. M., die Reklamation der in Südafrika wirkenden Rheinischen Missionsgesellschaft betreffend, eine mir heute zugegangene Rote Lord Granville's vom 29. v. M in Abschrist zur geneigten Kenntnißnahme gehorsamst einzureichen. Es wird darin die Zuversicht ausgesprochen, daß die Kap. Regierung den den Engländern gewährten Schutz gern auf die Deutschen ausdehnen würde, dabei aber hervor- gehoben, daß die englische Regierung für Alles, was außerhalb britischen Territoriums sich etwa ereignete, eine Verantwortung nicht

übernehmen könnte. Graf zu Münster.

An . den Herrn Reichskanzler Fürsten von Bismarck. Durchlaucht. Berlin.

Anlage zu II.

Foreign Office, den 29. November 1880. err Botschafter, ; .

Wie die 9 habe, Ew. ꝛc. mitzutheilen, benachrichtigt mich der Staatssekretär der Kolonien, daß er mit letzter Post dem Administrator der Kap⸗Kolonie Ihre Vorstellung bezüglich der deutschen Mifsstonare und Kaufleute in Damara ! und Namaqua-Land hat zu⸗ gehen lassen, und daß er sich versichert hält, die Kap Regierung werde bereitwilligst, soweit es in ibrer Macht steht, deutschen Unterthanen Schutz gewähren. Indessen bittet er mich. Ew. ꝛc. aufzufordern, der deutschen Regierung bestimmt zu erklären, deß England nicht verant⸗ wortlich gemacht werden könne für irgend welche Ereignisse außerhalb des britischen Territoriums, welch letzteres nur Walfisch⸗Bav und ein ganz kleines Gebiet in deren Umgebung begreift.

Ich beehre mich re.

(Uebersetzung.)

Granville.

Kaufion 10060. Sie näheren Bedingungen zur Einsicht in der

Stelle des zum Präsidenten des Landgerichts in. Neuwied ernannten andgerichts Direktors Köhler, der Professor Mithoff in Göttingen

Expedition des ‚Deutschen Reichs Anzeigers“.

Sr. Excellenz dem Grafen Münster.