dicht: Im Morgenlicht die Sammlung beschließt. Auch von der vor— liegenden Anthologie gilt, was über Orient und Oceident“ gefagt werden konnte; sie zeichnet sich aus durch geschickte Auswahl und geschmackvolle Anordnung, sie verräth in jeder Wesse einen großen Fleiß, eine tüchtige Belesenheit und einen feinen Geschmack. Bei allen Freunden der englischen und amerikanischen Literatur, in deren meist recht unbekannte Gebiete J. Hart uns führt, insbefondere aber bei dem Literarhistoriker wird sie eine dankbare Aufnahme finden und dem Herausgeber überall Anerkennung eintragen. Bie dem Buch vorangestellte Abhandlung über Geist und Entwickelung der englischen Poesie bietet eine angenebme Zugabe. Der Preis des ungebundenen Buches, welches durch seine elegante Ausstattung einen vornehmen Eindruck macht, beträgt 6 40 — Unter dem Titel Les pays sla ves supplsment des catalog. No. 74, 76. 77; Catalogue diouvrages anciens et modernes chez Jos ephe Jolgwigz, libr. aneienne et moderne à Posen“ hat der Buchhãndler und Antiquar Jolowicz in Posen über sein antiquarisches Bücherlager den Katalog Nr. 87 versandt. Derfelbe ent⸗ hält ein Verzeichniß von 588 Schriften, größtentbeils in polnischer Sprache, welche Literatur und Geschichte der flavischen Länder theils im Allgemeinen, theils einzelner slavischen Länder (Polen, Rußland, Westpreußen, Galizien u. s. w.) betreffen. Gewerbe und Handel. Essen, 16. Dezember. (W. T. B.) Die . Rheinisch⸗Westfälische Zeitung“ berichtet über die Lage des rheinisch-westfäklifchen Kohblenmarkts, daß der Verkehr in Folge der augenblicklich kolossalen Anforderungen des Rhein ⸗Versands und der nunmehr reich— lich vorhandenen Transportmittel der Eisenbahnen sehr belebt, das Geschäft selbst aber stiller ist als im November. Größere Abschlüsse stagniren noch immer. Preise unverändert. Wien, 15. Dejember. (W. T. B. Die heute stattgehabte Generalversammlung der Böhmischen West bahn genehmigte das mit der Staatsverwaltung geschlossene Uebereinkommen betreffs der Konvertirung der Prioritäten. Glasgow, 15. Dezember. (W. T. B. Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 809 gegen 10 4090 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. Bradford, 15. Dezember. (W. T. B. Wolle stetig, Halb— wollen schwächer, Garne ruhig, für zweifadige etwas Nachfrage, Preise kaum behauptet, Stoffe besser, Bedarf für Inland. Berkehrs⸗Anstalten. Bremen, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Ems ist gestern früh in New⸗York
angekommen — 16. Dezember. (W. T. B) Der Dampfer des Nord⸗ Main“ ist gestern Vormittag 8 Uhr in
deutschen Lloyd Southampton eingetroffen.
Hamburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg ⸗ Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Morgen auf der Elbe eingetroffen.
Triest. 15. Dezember. (W. T. B.) Der Llovddampfer „Vesta“ ist heute Nachmittag mit der ostindisch⸗chine sischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Berlin, 16. Dezember 1884.
Zugleich mit den kürzlich an dieser Stelle besprochenen Berliner Briefen‘ hat die Kunst handlung von Amsler und Ruüthardt gegenwärtig noch ein anderes Werk von Bernhard Mannfeld erscheinen lassen, das den Namen des Künstlers in ehrenvollster Weise mit dem Adolf Menzels in Verbindung bringt. Es ish die vorzüg⸗ liche, mit bewundernswerthem Fleiß und eingehendstem Verstandniß durchgeführte Reproduktion einer der originellsten Schöpfungen des großen Meisters und verdient um so mehr Beachtung, als das in Berliner Privatbesitz befindliche Bild, das faft in voller Größe
jn der Radirung wiedergegeben iche weiteren Kreisen erst durch ieblerei Géertitttr ? wird. Räd öem Jahre 1876 stammend und einen
Blick aus Menzels damaligem Ateller festhaltend, schildert das Ge—⸗ mãälde eine Partie aus dem Park des Berliner Palais St. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht Von dem hochgenommenen Stan punkt des Malers aus sieht der Beschauer auf die Boskets und Rasenplätze des Gartens hinab, auf das dichte Gezweig der Bäume, über das eine Gruppe schlanker Pappeln hin⸗ außragt, und auf die weiter zurück, von dem Grün halb versteckt, sich erhebende stattliche Palast⸗Architektur. Der pittoresken Scenerie aber, die in dem leuchtenden Glanz des heißen Sommertages, der sich über sie hinbreitet, im ersten Augenblick fast an eĩne südliche Landschaft denken läßt, ist in den Gestalten dreier Arbeiter, die linker Hand im Vorder⸗ grunde des Bildes sich zur Mittagsruhe hingestreckt haben und die in ihren Typen wie in jeder Linie der Bewegung Menzels staunenswerthe Schärfe der Beobachtung zeigen, eine Staffage von ausgesprochenstem lokalen Charakter hinzugesellt Die Figuren selber sowohl wie das umherstehende und liegende Arbeitsgeraͤth, die seitwärts ausgeschachtete Erde und die hier und da als feste Unterlage für die Sandkarren hingebreiteten Bretter erweitern das Bild über den Rahmen rer Landschaft hinaus zu einer völlig eigenartigen Darstellung von packendster Kraft und Wahrheit der Charakteristik. Gerade diese Staffage, das in die poetische Ruhe des Parks störend eingreifende Schaffen des Tages, das sich hier vor unserem Auge lebendig entwickelt, scheint die Phantasie Menzels vor nuslem gefesselt und den Anlaß zur Entstehung des Gemäldes gegeben zu haben. Eine nicht geringere Meisterschaft aber als in dieser Partie, die für den Künstler vornehmlich bezeichnend ist, entfaltet sich in dem räumlich weit aus überwiegenden landschaftlichen Theil des Bildes, in der unvergleichlichen Sorgfalt und Hingebung, mit der Fier jedes Detail studirt, in der vollendeten Kunst, mit welcher die Stimmung der stillen, einschläfernden Mittagsstunde des heißen Sommer tages geschildert, in der liebenswürdigen Feinheit, mit der das Spiel, der Schatten und der zwischen Ven Stäm⸗ men und der offenen Gitterpforte hindurchblitzenden Sonnen strahlen und jeder intimste Reiz des geheimen Lebens und Webens der Natur beobachtet und festgehalten ist. Je mehr das Bild nach dieser Seite hin einen in der Würdigung Menzels oft viel zu wenig betonten Zug seines künstlerischen Wesens zur Geltung bringt, um so dankbarer darf man dem Künstler sein, der das Wagniß unternahm, eine derartige Schöpfung in wüidiger Reprodurtion Jedermann zugänglich zu machen, und die schwierige Aufgahe in so vollkommener Weise löste, wie es Mannsfeld in feiner großen Radirung gelungen ist. Sie giebt nicht nur das ? Bild an sich in,. Bezug auf Komposition, Zeichnung und malerische Stimmung mit unbedingter Treue wieder, sondern sie paßt überdies die gesammte Behandlung so sorgsam und gewissen⸗ haft der Vortrags weise Menzels an, daß man das eigenthümlichste Gepräge des Originals mit in die Nachbildung übertragen sieht. Unter den Leistungen unserer rervielfältigenden Kunst darf das ansehn⸗ liche Blatt von 60: 57 em Bildgröße als eine der hervorranendsten bezeichnet werden. Die Anerkennung, die ihm von Seiten zu Theil wurde, spricht sich schon darin aus, daß letzterer sel der zur Radirnadel griff, um der Platte noch hier und da im feinsten Detail die letzten vollendenden Striche hinzuzufügen. Auf zwei andere große Blätter des Künstlers, Lessen Fruchtbar= keit mit feinem energischen Fortschreiten gleichen Schritt hält, sei wenigstens noch kurz hingewiesen. Im Verlag von Raimund Mitscher in Berlin erschienen, stellen sie sich als originale landschaftliche Kom⸗ positionen dar, die zwei malerisch interessante Motive aus der Rhein⸗ gegend. in poetischer Auffassung und in ungewöhnlich breiter und frischer Vortragsweise behandeln, den „Rh eingrafenstein“ bei Kreuznach und den „ Loreleyfelsen“ mit dem an feinem Fuße vorüberfluthen⸗ 8 den Strom. In dem erstgenannten Blatt, das bereits vor des Künstlers bekannten großen Radirungen Cöln? und „Heidelberg“ entstand, aber erst jetzt im Verein mit dem zugehörigen Pendant seine weitere
abgeliefert habe, nachdem London erwarte.
wie es ichon von anderer Seite geschehen
regt, erklärt Alles für Phant dn Schutzleute aus Me 39 asie un nwahrheit.
wonnene volle Freiheit der Behandlung, die seitdem seine Arbeiten ausgezeichner und auch dem kleinen Bildchen der Berliner Briefe“ ihren feinften Reiz verleiht. In der originellen Scenerie des hoch— aufragenden farm des wild zerrissenen Gewölks, der dunkel von der Luft sich abhebenden Pappeln des Vordergrundes und des über das Wehr schäumenden Wassers erzielt er dabei einen so energischen malerischen Effekt, wie bis dahin in keinem seiner mehr liebenswürdig als großartig aufgefaßten Blätter. Minder frappirend, dasür aber noch geschlossener in der Stimmung und in der Kraft und Ruhe der malerischen Wirkung stellt sich der ‚Lorelevfelsen“ dar, dessen dunkle Masse zwischen den weit auseinandertretenden Ufern des Rheins gewaltig aufragt, während im Vordergrunde das Gezweig einer Baumgruppe, ohne den in die Ferne schweifenden Blick zu hindern, die Komposition nach der anderen Seite hin abschließt. Vorzüglich ist hier die Stimmung des Ge— sammttons durchgeführt, die stille, feuchte, das Licht leise verschleiernde Luft, die übek das Bild sich breitet, und den poetischen Zauber der groß und ruhig, in sich verschlossen daliegenden Landschaft noch erhöht. Gleich den ihnen voraufgegangenen beiden großen Städtebildern empfehlen auch diese trefflichen landschaftlichen Darstellungen bei stattlichem Format sich in erster Linie als ein Wandschmuck von ebenso wirkungsvoller Erscheinung wie dauerndem künstlerischen Werth. „Im Verlage von A. G. Liebes kind in Leipzig erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: „Abenteuer und Schwänken, alten Meistern nacherzählt von Rudolf Baum bach, mit Holzschnitten nach Zeichnungen von Prof. Mohn lin reich geschmücktem Einbande, Preis 25 46) Diese in weiten Kreisen bekannten und geschätzten Nachdichtungen einer Anzahl der romantischsten Aventiuren und heitersten Schwänke aus unserer alt⸗ deutschen Volksdichtung haben durch die Fürsorge des Ver— legers nun auch einen schönen bildlichen Schmuck erhalten, und zwar von Professor P. Mohn, der in seinen lieblichen, sinnigen Maͤhrchenillustrationen mit Erfolg auf den Wegen welter wandelt, welche Meister Ludwig Richter zum Herzen und Gemüth des deutschen Volkes gefunden hat. Wir werden noch Gelegenheit nehmen, ein⸗ gehender auf diese, bei aller Schlichtheit ganz vollendeten Holzschnitt⸗ zeichnungen zurückzukommen, und bemerken nur noch, daß die Samm⸗ lung in der schönen reichen Ausstattung, in der sie jetzt vorliegt, innerlich und äußerlich den preiswürdigsten Geschenken beizuzählen ist, welche der diesjahrige Weihnachts⸗Büchermarkt darbietet.
Breslau. Am 13. Dezember er. fand hier der XII. schle⸗ sische Bädertag statt, an welchem folgende Tagesordnung zur Er—= ledigung gelangte: Konstituirung des Bureaus und Antrag um Auf⸗ nahme. I. Stellung der Bäder zur Heilgymnastik (Hydrotherapie, Elektrotherapie und Massage). Berichterstatter: Dr. Jacob Cudowa' II. Witterungsvergleiche zwischen Breslau und Flins berg im Sommer 1884. Berichterstatter: Pr. Adam Flinsberg. III. Die neu erbohrte Quelle in Warmbrunn. Fortsetzung und Schluß der Vor⸗ träge am XI. und XII. Bädertage. Berichterstatter: Haupt mann a. D.. Kühlein⸗Warmbrunn. IV. Ueber daz Kollekten, wesen. Berichterstatter: Bade . Inspektor Manser⸗ Salzbrunn. . Was muß in den Kurorten in Bezug auf Abortanlagen. Abfall⸗ stätten, Brunnen, geschehen? Berichterftatter: Pr. Adam ⸗Flinsberg. U. Hygiene in Badeorten. Berichterstatter: J. Badearzt Br. Berg⸗ Reiner. VII. Ueber das Wetter. Berichterstatter: He. Brehme Görbers dorf. VIII. Das Schema für den statistischen ärztlichen Be⸗ richt betreffend. Berichterstatter: Pr. Wehse sen. in Landeck. JX. Ausführung der Beschlüsse des XII. Bädertages. Berichterstatter: Bürgermeister Dengler ⸗Reinerz. X. Balneologische Betrach⸗ tungen. Berichterstatter: Dr. Brehmer Görbersdorf. XI. Rech⸗ nungslegung, SBerichterstatter: Bürgermeister Dengler⸗Reinerz. . Geschäftliche Mittheilungen. Berichterstatter: Bürgermeister Denaler. Reinerz I) Thüringer Bäderverband. 2) Ueber den Versuch einer setlizen Wetter Perberbestimmung in Bädern. 3) Bestimmung des Begriffes Hamiste bei Erhebung der Kurtaxe. 4) Bäder Al! manach, 5) Restaurationswesen in den Turortten. 6) Schlesisches Bäder ⸗Coursbuch. 7) Beschränkung der Haufirer. 8) Besprechung über technische Fragen. — Die Verhandlungen werden vom Vorsitzenden bearbeitet und im künftigen Frühjahr, wie bisher, im Druck erscheinen. T
Leipzig, 15. Dezember. (W. T. B. ochverr = Prozeß wider Reinsdorf und ge e net rer fe Aufruf der 148 geladenen Zeugen und der 6 Sach verständigen be⸗ gann die Verhandlung. — Zuerst wurde der Angeklagte Bachmann vernammen, welcher zugab, von Reine dorf bestimmt worden zu sein, im Willemsenschen Restaurant zu Elberfeld die Dynamitexplosion aug⸗ zuführen und sie auch ausgeführt zu haben. Bachmann will aber die Gefährlichkeit des Dynamit nicht gekannt, sondern nur beabsichtigt haben, die Gäste, welche bei Willemsen verkehren, durch einen heftigen Knall zu erschrecken. Die Aussagen Bachmanng lauten gegen Reinsdorf sehr belaftend. — Ver Angeklagte Reinsdorf erklärt sich in Betreff der Elberfelder Explosion als nich tschuldig und sagt: die Angaben Bachmanns seien Phantasien. Reins⸗ dorf bezeichnet sich als Anarchist und erläutert das Wort Anarchie dahin, dieselbe sei ein Gesellschaftszustand, welcher es jedem normal angelegten Menschen ermögliche, die höchste Stufe der Bildung und Entwickelung zu erreichen. Es sei nöthig, die Menschen von übermäßiger Arbeit zu entlasten, ihnen Kummer und Noth abzunehmen, ste von allem natürlichen Zwange zu befreien und die Dummheit und den Aberglauben aus der Welt n schaffen; das seien die Ziele der anarchistischen Gesellschaft. Von dem Präsidenten befragt: ob Attentate auf gekrönte Haͤupter und überhaupt Dynamit ˖ Attentate zu den Mitteln gehören womit die anarchistische Partei ihre Bestrebungen zur Durch hrung bringen wolle, antwortet Reinsdorf: die Anarchie schreibe keine taktischen Mittel vor; sie überlasse es jedem Einzelnen zu handeln wie er wolle. Weiter befragt: was er Über Dynamit · Attentate denke, antwoꝛtet Reinsdorf: „Herr Präsident, ich überlasse es Ihnen, die äußersten Konsequenzen zu ziehen; ich will dessentwegen, wa ich dere, . Auch in der Nachmittagssitzung wurde ausschließlich übe das Elberfelder Dynamit-Attentar verhandelt. . . schwer belastenden Aussagen der abgehörten Zeugen: Polizei⸗ kommissar Gattschalk. Frau Hr. Hartmann, Dellner Brenke und des Mitangeklagten Küchler, sämmtlich aus Glber— feld, verblieb der Angeklagte Reinsdorf bei seinem System des Leugnens. Reinsdorf versucht, alle ihm nachtheiligen Aus⸗ sagen als wahrheitswidrig zu verdächtigen, . Untersuchungsrichter, die Aussagen der Zeugen in der Vorunter⸗ uchung nach seinem Gefallen protokollarisch festgestellt zu haben. t Bei seiner Vernehmung suchte er seine Darlegungen über die Theo⸗ rien der anarchistischen Partei mit groben Ausfällen gegen die Fürsten t . der Präsident verhinderte jedoch energisch dieses Vor⸗ n. — 16. Dezember, Mittags. (W. T. B.)
und beschuldigt auch den Is
Bei der heute fort—⸗
Weber man
der erklärt, müsse
Palm aus Elberfeld: dürfe nicht blos von
es auch anwenden; wer ihn verrathe, werde oder Amerika aus getödtet werden, Reinsdorf seiner (des Zeugen) AÄdresse mehrere Male durch bis 2 Pfd. Sterl. aus aus Amerika empfangen n, daß derselbe ihm kein unterschlagen habe. Der Zeuge daß er das Geid an Reinsdorf
Reinsdorf habe i Dynamit schreiben,
unter
Reinsdorf beschuldigt den Zeugen, dasselbe vielmehr entschieden dabei,
edelster Darstellung im Spiele. Hr.
vollendet; die ihre Walther Fürst, Hr. Krolop als Geßler waren, wie immer, vortrefflich an ihrem als Hedwig trug Terzetts im 4. Akte in vollem Maße bei. 3 . . . des Kapellmeisters einen Unebenheiten abgesehen, eine wohlgelungene zu nennen. — Se. ,,,, gn deb hrung en ie Yrinzessin Friedrich Carl, der Großherzog und der Erbgrößherzo 3 Sachsen⸗Weimar hatten die eng . ehrt.
gestern welcher es vor zwei Dezennien in Berlin zum ersten Male aufgeführt worden war, mit einem recht günstigen Erfolge in Scene, der beson ders Hrn. Kadelburg zu verdanken ist, der
Rolle ternheit
wohl
ö. ö. . Dem nerament des Nabob nur irgend erträglich ist. ; r. Siegw. sei iel sei i
. Vernehmung von Zeugen über dät Elberfelder Attentat e . eponi rte Mnenzels ihm man von London habe ; Postanweisung Gelder in Beträgen von 1 ,,. erhalten, auch gesagt, daß er Geld habe. Geld gegeben, bleibt aber
Frl. Sorma Harriet und Frl. Herzogin. einander, und die wieder so prächtig, wie man dies am Deutschen Theater gewohnt ist.
zu halben Kassenpreisen ist die letzte in diesem Jahre. ab ist wieder das Zeitbild „Das .
hatten, sagen aus wie dieser Angeklagte noch unterwegs Geständniß abgelegt babe, daß er von Reinsdorf dazu über redet worden, die Explosion auszuführen; Reinsdorf babe versprochen, ihm dafür Geld zu geben. Aufserordentlich aufgtreyi wurde Reinsdorf, als ihn Zeuge Klempner Stublman aus Elber⸗ feld genau als denjenigen Mann bezeichnete, welcher die Blechbũchsen zu dem Dynamit ⸗Attentat bei ihm bestellt habe.
! — Preis- Ausschreiben
für ein Handbuch für Gefängniß ⸗· Aufseher. Drei Preise fetzt der Ausschuß der Rheinisch⸗Westfälischen Ge⸗ fängnißGesellschaft für die tüchtigsten Entwürfe zu einem Dandbuche für Gefängnißaufseher aus: einen ersten Preis von 6609 M für di beste verwendbare Arbeit für die beiden demnächst tüchtigsten, prelz⸗ werthen Arbeiten zusammen 400 4A, welche je nach der Gediegenheit der — 16 6 a 1 sollen.
ie preisgekrönten riften erwirbt der Ausschuß durch der Preise zu seinem Eigenthum zur beliebigen r n fe nn aber auch berechtigt, aus andern eingeschickten Arbeiten Geeignelez verwenden. z
Das Handbuch muß den Aufseher zeichnen, wie er sein Aufgabe schildern, die er zu lösen hat, ihn in allen Stücken in die Praxis seiner Berufsarbeit einführen, so daß es ihm ein treuer Be. rather in der Erfüllung seiner Pflichten nach christlicher debengauf⸗ fassung wird. Dabei :nuß die Instruktion bezw. Hausordnung, welche den Dienst des Aufsehers bezw. Ober. Aufsehers äußerlich regelt alt bekannt vorausgesetzt werden. z . einem besondern Kapitel ist der Dienst eines einzelnen Auf sebers an einem kleineren Gefängnisfe darzustellen. Auch empfiehlt es sich, in besonderer Abtheilung auf den Dienst der Aufseherinnen bei weiblichen Gefangenen Rücksicht zu nehmen.
Auf die Verschiedenartigkeit der Dienstpflichten und des Ver⸗ haltens der Aufseher, je nachdem sie Gefangene in Zellenhaft oder in gemeinsamen Arbeits. und Schlafsälen oder bei der Außenarbeit zu überwachen haben, ist gebührend Bedacht zu nehmen.
Ferner ist zu wünschen, daß so viel über Strafe und Strafyvoll⸗ zug sowie über die Geschichte derselben mitgetheilt wird, als zweck dienlich ist, um das Verständniß des Auffehers für seinen wichtigen Beruf zu fördern.
Die Darstellung sei knapp und leicht verständlich, die Sprache dem Standpunkte der Durchschnittsbildung der Aufsichtsbeamten an— gepaßt, einfach und klar; dabei scheint übersichtliche Anordnung und Abrundung des Stoffes in einzelnen Kapiteln am angemessensten.
Die eingehenden Arbeiten sind mit einem Motto zu versehen Name, Stand und Wohnort deg Verfassers in einem verschlossen; Briefe mit gleichem Motto als Aufschrift beizufügen.
Die Einsendung muß spätestens bis zum 15. Juli 1885 an den unterzeichneten Ausschuß erfolgen. Derselbe ernennt ein Kommission von 3 Mitgliedern, welche die eingeschickten Arbeiten prüft.
Die Veröffentlichung der Gutachten bezw. der Ertheilung der Preise wird in der nächstjährigen Generalversammlung der Rheinisch. Westfälischen Gefängniß ⸗Gesellschaft erfolgen.
Düsseldorf, im November 1884.
Der Aus schuß der Rhe inisch⸗Westfälischen Gefängniß ⸗Gesellschaft.
Die von dem Apotheker Johann Laege auf Grund der Ge⸗ nehmigung des Ober ⸗Präsidenten der Mark Brandenburg vom 14. Mai d. J. in dem Hause . Ackerstraße Nr. 121 eingerichtete Aporheke ist am 9. d. M. nach vorschriftsmäßiger Revision eröffnet worden.
ein offene
soll, seine
Mit Bezug auf die Polizeiverordnung vom 26. März 1870, be⸗ treffend die Räumungstermine beim Wohnungswecsel, bringt das Polizei Präsidium für den bevorftehenden Wohnungd⸗ wechsel zur öffentlichen Kenntniß, daß der nach §. 3 des Gesetzes vom 30. Juni 1834 am 2. Januar 1885 beginnende Umzug bei kleinen aus höchstens 2 Zimmern nebst Zubehör bestehenden Wohnungen an demselben Tage, bei mittleren, aus 3 oder 4 Zimmern nebst Zubehr bestehenden Wohnungen am 3. Januar, Mittags 12 Uhr, bei großen Wohnungen am 5. Januar beendigt fein muß.
Der durch seine Erfolge in London und anderen Hauptstädten Europas bereits rühmlichst bekannte Tenorist Hr. . trat gestern im Königlichen Opernhaufe zum trsten Mal als Gast auf und zwar in der von ihm in italienischer Sprache gesungenen Partie des Arnold, in Rofsinis Tell. Mit einer vollen. schrdun fangreichen Bruststimme edlen Ausdruck und treffliches Spiel ver— einigend, riß er schon in dem ersten Duett mit Tell das Publikum mit sich fort. Im Duett des zweiten Aktes mit Frl. Lehmann ging er mit Leichtigkeit sogar in die zweigestrichene Oktave hinein, wo er vom Tone e an durch das Falset in die Brusttöne hinabsteigend die zarteste Verschmelzung beider Register und die höchste Kunst seines Gesanges zeigte. Im vierten Akte war der Sänger noch . voller und ungeschwächter Kraft, die sich nament⸗ lich in der Vergeltungsscene auf das Glänzendste bewährte. Stürmischer Beifall und Hervorruf ehrten den Künstler zu wieder⸗ holten Malen. Die anderen Hauptrollen waren gleichfalls vorzüglich gut besetzt. Frl. Lehmann sang die Mathilde von Habsburg mit klangvoller, in der Koloratur sehr sicheren Stimme, begleitet von e Betz, als Tell, war besonders inder Schlußscene des 3. Akts, was Gesang und Spiel Petrifft, er wurde wirksam unterstützt durch Frl. Beeth, glockenteiner Stimme und rührendstem Ausdruck aber dankbare Partie durchführte. Hr. Fricke als Melchthal und Hr. Oberhauser als Platze. Frl. Götze elingen des reizvollen Dis Gesammtauffüͤhrung Radecke war, von einigen
mit kleine
das ihrige besonders zu dem
Ihre Königlichen Hoheiten
Vorstellung mit Ihrem Besuche be— Das Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Rudalf von Gottschalls beliebtes Lustspiel Pitt und Fox“ ging
Abend im Deut schen Theater, in demselben ghaumne auf
den leichtlebigen, aber für ⸗ t en Fe zur Geltung brachte. Die „Ae seines Widerparts Pitt führte Hr. Sommerstorff streng charak⸗ eristisch durch, selbst auf, die Gefahr hin, mit seiner Schüch—
gegen den jovialen For in den Hintergrund zu Auch Hr. Dr. Förster hatte seine Partle (Snougthon) durchdacht und spielte dieselbe so maßvoll, wie
ein Vaterland tief fühlenden For trefflich
reten.
inem Glanzpunkt des Lustspiels. Auch Hr. Max Pohl (Jenkinson) st lobend zu erwähnen. Von den mitwirkenden Damen war eine höchst liebenswürdige schalkhafte Putzmacherin Haverland eine vornehme, aber herzgẽwinnende Spiel aller Mitwirkenden griff mufterhaft in Dekorationen wie die kostümliche Ausftattung waren
Das
Belle⸗-Allignee Theater. Die morgige Ertra. Vorstellung Von morgen Stadtgespenst' auf dem Repertoire.
j ihm dieser gesagt, daß er Geld aus Zeuge belsstet den Angeklagten Reinsdorf in etreff der Anstiftung der Elberfelder Explosion in derselben Weise, ist. Reinsdorf, sehr er⸗ Zwei Zeugen,
Verbreitung findet, überrascht er durch die wie mit einem Schlage ge⸗ J e
5
welche den Angeklagten Bachmann, nachdem
Berlin:
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. El s ner. Fünf Beilagen
3. r in Luxemburg . worden war, nach Elberfeld transportirt
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
migen könne.
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 16. Dezemher
1884.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 16. Dezember. Im weiteren Ver⸗ saufe der gestrigen (15.) Sitzung des Reichstages wurde nie zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betr. die zeststellung des Reichshaushalts-Etats für das Etats⸗ h: 1885/86 mit dem Etat des Answärtigen Amts sortdauernde Ausgaben Kap. 4 Tit. 2) fortgesetzt. ö Tit. 2 (239 100 M) fordert einen Unter⸗Staatssekretär nd zwei Direktoren mit je 20 900 6 Gehalt,
Die Budgetkommission stellte folgenden Antrag:
Der Reichs tag wolle beschließen. .
Tit. 2 statt: „Ein Unter⸗Staatssekretär und 2 Direktoren mit je 20000 M ꝛc. zu setzen:
1 * rr er ef etkr und ein Direktor mit je 20 000 MS ꝛc.“ und statt der in Ansatz gebrachten Summe von 239 100 4K nur A9 160 e zu bewilligen. .
Der Abg. Graf von Dönhoff⸗Friedrichstein beantragte:
Der Reichstag wolle beschließen: . ;
Kap. 4 Tit. 2, die Regierungsvorlage wiederherzustellen und
in Folge dessen statt der von der Budgetkommission beantragten A9 1b6 Me die Summe von 235 100 6 zu bewilligen. Der Referent Abg. Dr. von Bunsen erklärte, die Kom⸗ nission habe über diesen Titel des Längeren berathen. Man labe die verschiedensten Gründe für und gegen die Bewilligung nes zweiten Direktors ins Feld geführt. Die Bundeskom⸗ mssarien und Vertreter der Bundesregierungen hätten betont, naß die heutige Organisation des Amtes noch immer dieselbe sc, wie sie für das preußische Auswärtige Ministerium schon 0 festgestellt worden. Damals schon habe man dessen grbeiten für so bedeutend gehalten, daß man sie unter zwei sbtheilungen vertheilt habe, obwohl die Zahl der Eingänge sir das ganze Amt damals noch nicht 10 009 betragen habe, während sie jetzt sich auf über 70 000 belaufe, wovon zwei Drittel der zweiten Abtheilung zufielen. Diese Abtheilung mnfasse jetzt neben den handelspolitischen auch die Verwal⸗ lungs- und Rechtssachen. Der zeitige Direktor der Abtheilung sede indeß nicht nur unter der gewaltigen Zunahme der Eingänge, sondern auch darunter, daß die besten Arbeits⸗ funden des Tages ihm durch die nothwendigen Be⸗ srrechungen mit den Mitgliedern des diplomatischen Corps ge— sommen würden. Die Kommission habe ja den großen Unterschied zwischen 1810 und heute nicht verkennen können, nber daraus allein die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer ganzen neuen Abtheilung nicht gewinnen können. Sie glaube, daß eine Vermehrung der Hülfsarbeiterthätigkeit wie. bisher so auch in Zukunft dem steigenden Drange der Geschäfte ge⸗ Die Zahl der Eingänge allein könne doch über je Masse der zu besorgenden Geschäfte nicht entscheiden; das Durchsehen und Vertheilen der Nummern an die einzelnen Räthe und Hülssarbeiter brauche nicht so ganz und gar die krast eines Mannes oder die beste Zeit eines Tages in An— spruch zu nehmen, und der mündliche Verkehr mit den Diplo⸗ maten erscheine eher als eine Erleichterung denn als eine Erschwerung, indem unendlich viel dessen, was sonst auf den schristlichen Weg verwiesen würde, auf diese Art einfach und glatt erledigt werden könne. Es sei auch die Frage auf— geworfen, ob denn überhaupt eine Trennung zwischen handels⸗ politischen und staatsrechtlichen Sachen möglich sei; man habe mehrfach vermuthet, daß die Durchführung einer solchen Trennung aus technischen Gründen einer Erschwerung des Geschäftsgdanges gleichbedeutend sein müsse. Da⸗ hegen hätten die Kommissarien wiederholt darauf hinge⸗— piesen, daß Uebermüdungen und in Folge davon Krankheiten vielfach unter den Beamten dieses Etats aufgetreten seien, ja namentlich den bisherigen Direktor der zweiten Abtheilung betroffen hätten. Die Kommission habe zwar diesen Vorstel⸗ lungen durchaus nicht jedes Gewicht absprechen wollen, habe sich aber doch für die Ablehnung der Position aus dem die ganze Ctatberathung beherrschenden Gesichtspunkte der finanziellen Nothlage entschieden. Es sei ihr gerathen und geboten er⸗ schinen, die Reichsregierung überall, wo es irgend möglich sc,, auf die Nothwendigkeit, sich noch zu behelfen, hinzuweisen, selbst auf die Gefahr hin, daß mehr nicht etatsmäßige Hülfs⸗ arbeiter hinzugezogen werden müßten und daß die Ueber— müdung der Beamten zu vielfachen Klagen Anlaß geben müsse.
Hierauf ergriff der Bevollmächte zum Bundesrath, Unter— Staatssekretär Hr. Busch das Wort:
Meine Herren! Ich bitte Sie, die Position in der von den ver— lündeten Regierungen vorgeschlagenen Weise wieder herzustellen, und frlaube mir zur Begründung Folgendes anzuführen: . .
Die Organisation des Auswärtigen Amtes ist, was die Zahl der leitenden Stellen und die Vertheilung der Arbeiten anbelangt, heute noch bei den Einrichtungen stehen geblieben, welche im Jahre 1810 für das preußische Auswärtige Ministe⸗ lium getroffen worden sind. Nun bedarf es, wohl kaum ines Hinweifes, daß die Aufgaben des Auswärtigen Amtes des Deutschen Reichs an Umfang und Mannigfaltigkeit diejenigen eines hreußlscen Auswärtigen Ministeriums vor 70 Jahren bei Weitem ibertreffen. Sie Alle sind ja Zeugen der geschichtlichen Entwickelung der letzten Jahrzehnte gewesen ünd wissen, welchen Antheil das aus pärtige Rcsort an derselben gehabt hat. Ich brauche nicht auf das eta unseres Dienftes einzugehen, um bei. Ihnen Glauben ln, finden, daß es der AUnspannung der. Kräfte bis ufs Aeußerste bedurfte, um die Erfolge, die erreicht worden sind, , erreichen. Ich spreche dabei nicht allein von den in die Aigen allenden welthistorischen Ereignissen, die in der Erinnerung Aller ind sondern von der andauernden stillen Friedensarbeit, die die notbh- rd ge ige jeder hervorragenden politischen Stellung eines Staates
und die nie aufhört. ; 1. Trotz dieser . der Vervielfältigung unserer internatignalen Be= ichungen sich ergebenden Vermehrung unserer Arbeitslast nehmen
bir davon Abstand, Ihnen vorzuschlagen, dem Beispiele anderer Staaten zu . . uns . . einem luxuriösen Apparat uuszustatten, wie? er dort hergebracht ist. Wir verlangen nicht für In Staatzfekretär einen Kabinetschef, für den ,, , änen Assistenten oder Lidjunkten, wir verlangen nicht die Eintheilung mn so und so viel Sektionen mit verschiedenen Sektionschefs, sondern kit beschtänken uns auf einen Punkt, wo allerdings in den, letzten ihren ein Rothstand so drin gend kervörgetreren ift, daß eine Ahhülfe
politische und staatsrechtliche. Die Geschäfte der zweiten Abtheilung nun sind der Zahl nach in einem Maße gewachsen, daß die Uebersicht derselben für einen einzelnen Beamten nicht mehr möglich ist. Die Zahl der eingetragenen Nummern hat sich im vorigen Jahre auf 58 000 Nummern belaufen. Eine Steigerung ist für dieses Jahr wiederum zu erwarten. Ein Beamter, dem es obliegt, täglich 160 Konzepte nicht nur durchzusehen, sondern für deren Inhalt einzustehen, der außer⸗ dem Vorträge entgegennehmen, selbst Vorträge erstatten, Besprechungen mit Interessenten halten, Gutachten abgeben soll, der ist nicht mehr im Stande, mit voller Verantwortlichkeit seines Amtes zu walten. Es tritt von zwei Dingen eines ein: entweder die Arbeiten werden nicht mehr wie bisher erledigt, sie bleiben liegen, sie bleiben zurück, oder aber der Beamte, dem das Uebermenschliche zugemuthet wird, bricht unter der Arbeitslast zusammen. Wir haben seider in den letzten Jahren die Erfahrung, von der ich eben spreche, wiederbolt machen müssen. Noch heut sind wir in, der Lage, einen unserer bewährtesten Beamten in Folge dieser NUeberanstren⸗ gung an das Krankenlager gefsesselt zu sehen. Aber es ist nicht die große Zahl allein, die diese Störung unseres Dienstes hervorbringt, es ist nicht minder die Verschiedenartigkeit der Arbeit. Wenn Sie die Geschäfte der zweiten Abtheilung im All—⸗ gemeinen überblicken, so bietet sich von vornherein eine natürliche Scheiduag in zwei Gruppen; die eine umfaßt die staatsrechtlichen, juristischen und Verwaltungssachen, die anderen die wirthschaftlichen, kommerziellen und Konsulatsangelegenheiten. Ich will hier⸗ bei gleich einer irrthümlichen Auffassung entgegentreten, als handele es sich bei der Theilung der zweiten Abtheilung um die Schaffung eines sogenannten Kolonialamtes. Das ist durch⸗ aus nicht der Fall, die Kolonialsachen bilden von den kommerziellen und wirthschaftlichen nur den verschwindend kleinen Theil, sie haben sich übrigens für unsere Geschäftszunahme erst in den letzten Monaten bemerkbar gemacht und auch da noch nicht in besonderem Maße; die Erfahrungen, auf welche sich unser heutiger Antrag gründet, datiren vielmehr seit Jahren. — Es leuchtet ein, daß die heiden Gruppen der Geschäfte, wie sie der zweiten Abtheilung obliegen, eine ver schiedenartige Begehung, jede für sich eine verschiedenartige Quali⸗ fikation erfordern; ein Jurist wird für wirthschaftliche und kommer zielle Verhältnisse nicht diejenige Vorbildung und das Verständniß mit sich bringen, was wir bei dem ren, . der aus schließlicher in diesen Dingen ausgebildet ist; ebenso wird der jenige, der seine Aufmerksamkeit vorzugsweise wirthschastlichen Vor⸗ gängen zuwendet, sich weniger heimisch auf juristischem Gebiete fühlen. Die Klage aller derjenigen, die in den letzten Jahren der Leitung der zweiten Abtheilung haben vorstehen müssen, geht dahin, daß sie gerade wegen der Verschiedenartigkeit der Geschaͤfte nicht mehr im Stande seien, überhaupt sich eingehend mit einzelnen Fragen aus dem einen oder anderen Gebiet zu beschäftigen. . Unsere Absicht geht dahin, an die Spitze jeder der beiden zu schaffenden Abtheilungen einen besonderen Beamten zu stellen, der einen einen bewährten Justitiar, der anderen einen erfahrenen Beamten, der in kommerziellen und Konsularsachen bewandert ist, zuzuweisen. Das Auswärtige Amt hat, wie ich ohne Ueberhebung sagen kann, im Aus— lande und Inlande den Ruf, daß es seine Aufgaben mit besonderer Schleunigkeit und mit besonderem Nachdruck erledigt. Wenn Sie wollen, daß dieser Ruf erhalten bleibe, wenn Sie nicht wollen, daß unsere Geschäfte vernochlässigt werden und wir selbst mit Entmuthi⸗ gung an die Arbeit gehen, bitte ich Sie, die Position zu bewilligen. Der Abg. Graf von Dönhoff⸗-Friedrichstein befürwortete seinen Antrag. Er sei vollauf überzeugt, daß die Schaffung einer zweiten Direktorstelle eine unabweisbar materielle wie moralische Nothwendigkeit sei. In der Abtheilung, um welche es sich handele, seien innerhalb 11 Jahren die Eingänge von 44 000 auf 58 000 Nummern gestiegen. Aber neben dieser ziffermäßig laut genug redenden und wahrhaft erschreckenden Zahl gehe die besondere Belastung her, die aus der eigen⸗ artigen Natur der Geschäfte des Auswärtigen Amtes für den zeichnenden Direktor, für seine Arbeitskraft und Verantwortung erwachse. Einmal seien manche dieser Geschäfte doch von einer großen absoluten Wichtigkeit, von einem hohen Geld⸗ werth, wolle er sagen; dann sei die Schwierigkeit, zeitläufig⸗ keit und Vielseitigkeit der Geschäfte zuweilen eine ganz außer⸗ ordentliche. Oft seien die schwierigsten Rechtsfragen ver—⸗ schiedener Länder gleichzeitig in Betracht zu ziehen, und wenn schon für jeden Abtheilungsdirigenten irgend eines Ressorts die Befürchtung ein peinliches Gefühl sei, daß aus seinem Bureau mit seiner Unterschrift an eine Nebenbehörde oder an einen Privaten seines Landes irgend ein unvollständiges und fehlerhaftes Schriftstück hinausgehen könnte, so schärfe sich dieser Stachel ganz erheblich für den Mann, unter dessen Namen die Geschäfte von Nation zu Nation geführt würden, dem stets die Befürchtung vorschwebe, durch irgend etwas Fehlerhaftes in den Schriftstücken seines Amtes nicht nur sich, sondern auch seinem Lande international eine Blöße zu geben. Auch sei die Remedur eines Versehens und Feblers überaus schwierig und zeitraubend: zuweilen könne die postalische Ent⸗ fernung so groß sein, daß die Rücksendung eines vervollstän⸗ digten Schriftstücks ein halbes Jahr brauche. Der zeichnende Direktor könne sich weniger als irgend ein anderer Beamter auf seine Geschäfte hin in dieser Beziehung entlasten. Es konvergire eben im Auswärtigen Amt der ganze Strom des Geschäfts sehr viel mehr auf den einen verantwortlich zeich— nenden Mann als irgendwo anders, schon weil die Abwicke⸗ lung der Geschäfte in dieser zweiten Abtheilung doch von der Gestaltung der Gesammtlage der auswärtigen Beziehungen beeinflußt werde. Außer diesem unausweisbaren Ge⸗ schäftskreis habe bisher das Auswärtige Amt in der dankens⸗ werthesten und entgegenkommendsten Weise sehr vielfach die Anregungen, Bitten und Wünsche von Privaten in Betracht gezogen, und er möchte diesen Theil seiner Thätigkeit nicht aufgegeben sehen, weil derselbe in erster Linie gerade den ärmeren Mitbürgern zu gute gekommen sei. Vielen von ihnen sei damit eine große Beruhigung, große Hülfe er⸗ wachen, wenn sie zu unbemittelt gewesen seien, um auf anderem Wege ihre bezüglichen Zwecke zu erreichen, oder die Wege nicht gekannt hätten, die dahin führten, die Verhin⸗ dungen nicht gehabt hätten, die es ihnen auf privatem Wege ermöglicht hätten. Er könne versichern, daß herbis die opferfreudige Thätigkeit der Beamten des Auswärtigen Amtes eine außerordentlich genaue und akkurate Arbeit er⸗ möglicht habe. Er könne sich denken, daß Jemand, der den Verhältnissen nicht ganz nahe stehe, es in der That kaum glauben möge, auf wie wenig Schultern jedesmal das Haupt⸗ gewicht der Arbeit und der Verantwortung geruht habe für die vielfache Arbeit, die innerhalb der letzten zwanzig Jahre dort
Anwachsen wirklich eine gehässige Rolle für den Reichstag sein, ruhig, unthätig, ohne Abhülfe zu schaffen, zuzusehen, wie einer nach dem andern von den pflichttreuen Männern bewußtermaßen, wissend, daß es seine Kräfte übersteige, den Kampf mit dem Uehermaß von Arbeit aufnehme und dann endlich mit geschwächter Gesundheit unterliege. Er bitte noch⸗ mals, die zweite Direktorstelle bewilligen zu wollen. . Der Abg. Löwe erklärte, der Vorredner habe die Position derer, welche nach pflichtmäßigem Ermessen sich gegen die For⸗ derung aussprechen wollten, dadurch zu ihren Ungunsten ver⸗ schoben, daß er auf ein Gebiet eingegangen sei, wohin man ihm nicht folgen könne. Er könne nicht zugeben, daß die Or⸗ ganisation so schlecht sei, daß der Appell an das gute Herz des Neichstages zur Nothwendigkeit werde, er glaube nicht, daß die Arbeit im Auswärtigen Amt die Gesundheit der Beamten so sehr angreife, daß es ihnen nicht möglich sei, ihren Aufgaben zu genügen. Allerdings seien der jetzige Inhaber des Direktorpostens der zweiten Abtheilung und sein erster Vorgänger bald nach Uebernahme des Amtes erkrankt, aber habe nicht Hr. von Philipsborn den Posten 18 Jahre lang versehen? Er könne also nicht zugeben, daß der Direktor gerade dieser Abtheilung unter der Nasse seiner Funktionen erliegen müsse. Die subalternere Seite seiner Thätigkeit, der Tausende deutscher Landsleute vielen Dank schuldig seien, erkenne er vollkommen an, aber das allein würde eine Trennung der zweiten Abtheilung nicht recht⸗ fertigen. Es dürfe nicht vergessen werden, daß man im Deutschen Reiche jetzt nicht mehr einen einzigen Auswärtigen Minister habe, sondern daß heute an der Spitze der gesammten Auswärtigen Angelegenheiten des Reichs der Reichskanzler stehe, daneben der Staatssekretär des Auswärti⸗ gen und der Unter-Staatssekretär, während das preußische Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten erst sehr spät, wenn er sich nicht irre, einen Unter⸗-Staatssekretär erhalten habe. Entsprechend der Steigerung der Bedeutung des Aus⸗ wärtigen Amts seien daher die hervorragenden Männer, die an seiner Spitze ständen, verdreifacht worden. In der Kom⸗ mission habe die Meinung den Ausschlag gegeben, daß man recht wohl die Entlastung der zweiten Abtheilung dadurch her—⸗ beiführen könnte, daß man einige Funktionen derselben los⸗ löse und der ersten Abtheilung überwiese. Die Rücksicht auf die Finanzlage habe schließlich die Ablehnung geboten, um den Reichskanzler zu veranlassen, die Frage des Bedürfnisses noch einmal zu prüfen. Hierauf ergriff der Reichskanzler Fürst von Bis marck das Wort: — . . Der Hr. Abg. Löwe hat die sachlichen Anführungen der beiden Herren Redner, die der Eine im Namen, der Andere im Sinne der Regierung vor ihm gemacht haben, dadurch zu widerlegen gemeint, daß er sagte, die Sache wäre nicht so schlimm, und die Arbeit könnte recht gut geleistet werden, wenn man sich nur mehr Mühe geben wollte; er hat mir auch einige sehr beachten swerthe Rathschläge über richtige Vertheilung der Geschäfte an die Hand gegeben, und ich bin ja überzeugt, daß er dieses wie alles andere sehr viel besser versteht als ich; ich würde ihm gern meinen Platz cediren und ihm über⸗ lassen, mit dem, was vorhanden ist, die Geschäfte zu betreiben, Außerdem bestreitet er, daß die Arbeitslast sich bisher in eben dem Maße, wie der Herr Unter ⸗Staatssekretär es anführte. hätte fühlbar gemacht. Es waren ihm, wenn ich ihn richtig verstand, doch noch nicht genug Leute auf dem Platze unter der Last der Arbeit ge— blieben. Er führte den einen an, Hrn, von Bojanowski, einen der ausgezeichnetsten Beamten, die wir gehabt haben, an dem ich einen vorzüglichen General⸗Konsul in London verloren habe und der Kaiser— liche Dienst mit mir, und der mit der ganzen ihm innewohnenden Arbeitslust in die Geschäfte hineingegangen, in sehr kurzer Zeit aber diesen, und ausschließlich nur diesen, erlegen ist. . Dem Hrn. Abg. Löwe genügt dies eine Opfer aber nicht. Ich verweise ihn auf weitere. Die Schwierigkeit, die Geschäfte mit dem Vorhandenen zu bestreiten, hatte ja schon früher nicht nur für den einen Reichskanzler, wie der Herr Abgeordnete anzudeuten beliebte, bestanden, sondern auch für den Staatssekretär Hrn. von Bülow, welcher schon vor Jahren ein Bedürfniß neben mir geworden war, weil ich die Arbeit nicht leisten konnte. Außerdem mache ich darauf aufmerksam, daß ich im Jahre 1877 meinen Abschied erbeten habe wegen Unzulänglichkeit meiner Gesundheit, den Dienst in der bis⸗ herigen Weise zu leisten. Er ist mir abgeschlagen worden und, um meine Thätigkeit dem Dienst zu erhalten, ist das Stellvertretungs⸗ gesetz votirt worden. Vermöge dieses Stell vertretungsgesetzes habe ich ein Recht auf einen Staatssekretär als Vertreter, als vollen Vertreter meiner Person; die Person des Reichskanzlers ist berechtigt, ganz auszufallen vermöge des Stell vertretungsgesetzes Es fällt also schon 4 von den drei Männern, die Hr. Löwe plötzlich aus mir ge macht hat, weg, sobald ich das mir durch das Stell vertretungsgesetz verliehene Recht wirklich in Anwendung bringe und den auswärtigen Geschäften vollständig entsage. Ich bin nach dem Stellvertretungs gesetz dazu berechtigt, und um Ihnen das, was vielleicht in Vergessen⸗ beit gerathen ist, anschaulich zu machen, erlaube ich mir, auf den Text aufmerksam zu machen, dem zufolge ich vertreten werden kann, nicht nur in der Gegenzeichnung, sondern in allen sonstigen, mir durch die Verfassung und die Gesetze des Reiches übertragenen Oblienen⸗ heiten. Ich bin nun durch Königliche Ordre in den auswärtigen Sachen vertreten, soweit ich mir die Geschäfte nicht nach 5. 3 vorbehalte; ich habe sie mir im Auswärtigen ausschließlich bisher vorbehalten. Wenn mir aber die Mittel dazu nicht gewährt werden, sie zu leisten, so muß ich auf diesen Vorbehalt verzichten, und so kann ich in die Lage gebracht werden, allen inländischen Behörden und auswärtigen Ver⸗ tretern anzuzeigen, daß ich mich genöthigt sehe, wegen Mangel an Mitteln das Geschäft so, wie ich es erkenne, nicht durchzuführen, von dem Stellvertretungsgesetz den vollen Gebrauch zu machen und meiner⸗ eits die fernere Verantwortung für die Führung der auswärtigen li e ir abiulehnen. Reichskanzler kann ich deshalb doch bleiben, ich kann mich dann nur mit mehr Muße den angenebmen Unterhaltungen im Reichstage und den Geschäften im Bundesrath widmen, aber den auswärtigen entsagen. Wenn Sie mir die Mittel, die ich für nothwendig halte, versagen, so besorgen Sie es doch selbst, n,, ö ist was daraus wird, wie es mir inerlei i ann es ja aushalten. Jö Bülow 2 bekanntlich ein sehr arbeitsfähiger und arbeitslustiger Mann und ging mit dem ihm eigenen Eifer an die Geschäfte; er konnte dieselben aber doch auch nicht allein bestreiten, sondern war, wie dem Herrn Vorredner bei der genauen Kenntniß des Budgets, welche ich bei ihm vpraugzsctze, sicher bekannt sein wird, in kurzer Zeit schon genöthigt, sich einen anderen, gleich tüchtigen Amanuensis in der Person des jetzigen Botschafters in Konstantinopel — damals Gesandter in Griechenland — Hrn. von Radowitz zur Seite zu stellen, der ja Jahre lang neben Hrn. von Bülow, der
mnabweibbar wärb, wenn die Geschäste in der bisherigen Weiss weit erge= hrt werden sollen. Wie bekannt, vertheilen sich die Geschäfte des e, ii. hin Amtes unter die zwei Abtbeilungen, die politische und die handels
in der Wilhelmstraße geleistet worden sei. Aber es würden der Aufgaben allmählich zu viele! Es würde gegenüber diesem
Staatssekretär war, die Stelle eines Unter ⸗Staatssekretärs verwaltet