bestreite die Thatsache, daß die Auswanderung in den letzten Jahren wesentlich unter den Tabackbauern stattgefunden habe. (Fürst von Bismarck: Nein! Jeder Bericht werde dies aber bestätigen. Er wundere sich, daß die Auswanderer nach Amerisa gegangen seien, wo der höchste Tabackzoll sei. Ja, bei einer gewissen Wohlhabenheit könne man auch den Taback theurer bezahlen, die sei aber in anderen Ländern mehr vor— handen, als in Deutschland. Sie trete auch nicht plötzlich ein. Je höher der Tabackzoll, um so geringer der Konsum. In Frank— reich und Amerika sei der Tabadkonsum viel geringer als in Deutschland, und in Frankreich besonders werde viel mehr Taback gebraucht als Cigarren. Daher habe dort die Taback— industrie sehr viel weniger Arbeitskräfte. Wenn aber die deutsche Tabackindustrie auf einen starken Konsum eingerichtet sei, so müsse jede Erhöhung der Steuer, jede Erschütterung der Grundlage z. B. durch das Monopolprojekt in die Tabackindustrie Unruhe hineinbringen. Dann würden auch die Löhne sinken, und der geringe Lohn in der Tabackindustrie treibe dann die Leute aus Deutschland fort, wie das in den letzten Jahren der Fall gewesen sei. Wenn der Reichs— kanzler gewissermaßen die Einwanderung in Amerika mit der Schutzzollindustrie in Verbindung stelle, wie dürfe derselbe dann im Kongogebiet das Freihandelssystem proklamiren; dann wäre es doch sehr wenig verlockend, umdorthin die Einwanderung zu ziehen. Er achte das als das Verdienst des Reichskanzlers in Bezug auf diese Fragen, die in der Kongokonferenz verhan— delt würden. Bekanntlich sei die Auswanderung auch vor der Schutzzollpolitik eben so stark als jetzt gewesen und habe eben so viel Deutsche hingezogen. Der Reichskanzler habe Amerika für den Getreidezoll angeführt. Aber Niemand werde leugnen, daß für Nordamerika als Getreide exportirendes Land der allgemeine Weltmarkt, die Exportpreise maßgebend seien und nicht der inländische Schutzzoll für das, was die Landwirthschaft in Amerika mit ihren Artikeln verdiene. Der Reichskanzler glaube wirklich, daß die Besitzer auswanderten. Im Gegentheil, vorzüglich wanderten die aus, welche nicht Besitzer seien, aber es gern werden möchten. Früher habe der Reichskanzler selbst anerkannt, wie in Pommern und Lauenburg Bestim⸗ mungen beständen, welche den Erwerb von Grundeigenthum erschwerten. Diese Hemmnisse sollten vor Allem beseitigt werden. Der Reichskanzler habe die Lasten geschildert, die auf dem ländlichen Besitz ruhten. Er (Redner) wolle diese Ver— hältnisse nicht rosig darstellen, aber er frage den Reichskanzler, was habe derselbe für Mittel, diese Uebelstände abzustellen. Der Kanzler werde dem Hause mehr indirekte Steuernkund Zölle vorschlagen, mehr Steuern auf den Verbrauch nothwendiger Lebensmittel. Denn der Kern seiner ganzen Politik sei die Belastung der Besitzlosen zu Gunsten der Besitzenden. Zuletzt hätten übrigens auch die Besitzer keinen Vortheil aus dieser Politik. Denn was folge daraus? Man könne wohl verhin⸗ dern, daß billiger Weizen aus Amerika komme, aber man könne nicht verhindern, daß schließlich die Leute dahin gingen, wo der billige Weizen wachse, und das führe auch zum Nach— theil des Grundbesitzers, der in Bezug auf die Rentabilität seiner Wirthschaft doch in erster Reihe auf den inländischen Konsum angewiesen sei.
Darauf ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck das Wort.
Der Herr Vorredner hat damit geschlossen, daß er die Regierung beschuldigte, bei ihren Steuervorlagen die Absicht zu haben, den Besitzlosen zu belasten zum Vortheil des Besitzenden. Es ist dies eine der großen Unwahrheiten, die im Interesse der Fraktionspolitik und der Bekämpfung der Regierung durch das Land gehen, und deren häufige Behauptung und Wiederholung mit dem emphatischen Ton der Ueberzeugung den Behauptenden von jeder Beweislast dispensiren. Wenn man das in einer öffentlichen Versammlung recht fest mit der nöthigen Stimme ausruft und das täglich mehrmals wiederholt, so semper aliquid haeret. Es ist aber gerade das Gegen⸗ theil wahr; die Bemühungen der Regierung sind nicht darauf ge⸗ richtet, den Besitzlosen zu belasten, sondern darauf, den Besitzlosen mitsammt dem Besitzenden vor dem Ruin zu schützen.
Der Ruin zu Gunsten des Auslandes tritt bei uns dann ein, wenn wir die Majorität der Bevölkerung, die von der Landwirthschaft lebt — wie die stgtistischen Nachrichten das zeigen —, in die Lage setzen, die Landwirthschaft nicht mehr betreiben zu können, dann ver— liert diese Majorität die Kaufkraft gegenüber der städtischen Minorität, und die städtische Minorität geht auch zu Grunde; der Arbeiter mit seinem wohlfeilen Brot verhungert, während wir ihn durch Lohn⸗ erhöhung und durch Hebung der Wohlhabenheit des Gefammtstaates in die Lage setzen wollen, zu leben, und wohl zu leben. Das ist die Kehrseite von der Unwahrheit, die aus palitischem Agitationsbedürfniß unter den urtheilslosen Leuten verbreitet wird, und ich bedauere, daß der Herr Vorredner dieser Ansicht wieder Ausdruck giebt; es ist mir aber lieb, weil es mir Gelegenheit giebt, auch die Kehrfeite dem ent— gegenzustellen.
Wenn der Herr Abgeordnete sagt, womit wir denn dem Land— wirth, der wegen Ueberlastung durch Abgaben auf wandert, helfen wollen, so antworte ich rarauf ganz einfach: durch Verminderung dieser Lasten und durch Erleichterung des Absatzes seiner Produkte, also mit einem Wort: durch Getreidezölle, und ich weiß, was ich damit ausspreche, und ich weiß, daß ich damit den Handschuh auf⸗ nehme, den der Herr Vorredner mit seiner Andeutung hinwirft; wir werden Ihnen weitere Vorlagen in Bezug auf die Erhöhung der Ge⸗ treidezölle bringen und sind uns vollstaͤndig bewußt., daß wir damit uns um das deutsche Land und um seine Majorltät, die aus Land— wirthen und bei der Landwirthschaft Interessirten besteht, wohl ver- dient machen.
Der Herr Vorredner sagte, die Besitzenden wanderten nicht aus, sondern nur die Arbeiter wanderten aus. Die Mehrzahl der Aus⸗ wanderer sind Arbeiter, solche Arbeiter, die sparfam und fleißig ge⸗ wesen sind, die etwas verdient haben, die die Ueberfahrt bezahlen können und den Kaufschilling für drüben übrig behalten. Wenn er aber sagt, die Besitzenden wanderten nicht aus, fo zeigt er eben. daß er im Lande nicht um sich weiß, er kennt eben nur die großen Städte Ich weiß z. B. im Kreise, dem ich ja sehr nahe flehe — als ich nach Varzin kam, waren dort, ich weiß nicht ob 11 ober 12 Bauern höfe, jetzt sind es noch 2 Vollbauernhöfe und etwa 4 Halbbauern; die übrigen haben verkauft und parzellirt, um auszuwandern, weil sie drüben glaubten, bessere Geschäfte zu machen, und sind sehr froh gewesen, daß ich ihnen zum Theih ihre Höfe zu einem höheren Preise, als sie von der Parzellirung erwarten konnten, ab⸗ gekauft habe, nachdem sie zur Auswanderung entschlossen waren. Mit mir grenzt das Kirchdorf Wussow; das hatte 7 Bauern, als ich hinkam; es hat jetzt noch 2; 5 davon haben parzellirt und sind ausgewandert. Es mag vielleicht in diesem Winkel der Erde allein so aussehen; aber der Hr. Abg. Richter wird es ja besser wissen;
er sagt, der Besttzer wandere nicht aus. Nun ist es wunderbar, daß bei mir von 19 Besitzern gerade 5 in der kurzen Zeit von 18 Jahren aut gewandert sind. Den Herrn Vorredner wird ja das nicht ab⸗ halten., seine Behauptung aufrecht zu erhalten.
Der Herr Vorredner hat sich wiederum darüber beschwert, daß ich Perfönlichkeiten — sagen wir: Spitzen — in die Diskussion mische. Ja, er versteht unter Persönlichkeiten immer, wenn man ihn widerlegt, ihm widerspricht. Der Herr Vorredner ist das gar nicht gewöhnt, daß ihm widersprochen wird in den Kreisen, in denen er sich bewegt; sowie Einer anderer Meinung ist, so nimmt er das für eine verletzende Persönlichkeit.
Wenn der Herr Vorredner mir Aeußerungen und Meinungen unterschiebt, die ich gar nicht gesagt habe, wie die z. B. daß nur die Besitzer verkauften, und noch einige andere, auf die ich kommen werde, — wie soll ich das anders widerlegen als damit, daß ich dem Herrn Vorredner sage: er hat meine Aeußerungen entweder nicht verstanden oder nicht versteben wollen, oder sie so zurechtgelegt, wie er sie für sein Auditorium brauchen kann; für das hiesige Auditorium nicht — denn Sie wissen ja ebenso gut, was ich sage, wie der Herr Vorredner — aber für die Presse Der Herr Vorredner steht ja an der Spitze sehr bedeutender Preßunternehmungen; darin wird er natürlich seine Acußerungen so, wie er sie hier gesagt hat, wiedergeben und mit großer Schnelligkeit verbreiten; die meinigen werden darin wahrscheinlich nicht zu finden sein.
Der Herr Vorredner hat z. B. mir in den Mund gelegt, ich lätte ven Getreidezöllen in Amerika gesprochen. Die habe ich mit einbegriffen; aber ich habe — und ich berufe mich auf den steno— graphischen Bericht und mein Gedächtniß — von Schutzzöllen im Allgemeinen gesprochen. Ich habe gesagt: die Auswanderer flüchten sich unter das Dach der Zölle, die die inländische Arbeit schützen, in Amerika. Das Wort Getreidezölle' habe ich in Bezug auf Amerika gar nicht gesagt. obwohl ich mich in dem Augenblick, wo ich sprach, sehr wohl erinnerte, daß ich bei einer früheren Gelegenheit in der Lage war, dem Herrn Vorredner etwas Neues zu sagen, was ihm gewiß selten im Leben passirt ist, daß es nämlich in Amerika wirklich Getreidezölle gäbe. Ich glaube, es war der Herr Vorredner, der das bestritt, oder einer seiner Freunde; das thut nichts zur Sache, denn ich glaube nicht, daß seine Freunde das Recht haben, Meinungen zu äußern, die er nicht billigt.
Der Herr Vorredner hat mir ferner die Insinuation des Hin. Abg. Dirichlet wiederholt, als hätte ich behauptet, d ß alle Wohl⸗ habenden auswandern müßten. Meine Herren, ich habe nicht be. hauptet, daß Größen, wie Hansemann und Bleichröder, durch Wohl⸗ habenheit zur Auswanderung gezwungen werden würden; im Gegen— theil, ich habe das schon vorhin berichtigt; ich habe nur gesagt: der Arbeiter wandert nicht aus, wenn er nicht zu den Wohlhabenden ge⸗ hört; er wandert nur aus, wenn er so viel erworben hat, und die Zeiten, wo es uns in Deutschland gut geht, sind solche, wo die Arbeiter so viel erwerben, daß sie auswandern können. Und deshalb rechne ich das, was der Abg. Richter positiv bestritt, und wovon er fagte, es würde allgemein mit Kopfschütteln beantwortet werden, in dieselbe Rubrik, als wenn der Herr Vorredner Deutschland und den Kongo in Bezug auf Handelsfreiheit vergleicht. In den Zuständen dieser beiden Länder sind wirklich noch einige Unterschiede, Und da die Kongokommission gerade hier ist, so bin ich in der Lage, etwas genauere Kenntniß zu haben, als dem Herrn Vorredner vlelleicht zu Gebote steht. Aber das Kongogebiet ist doch etwas anders bevölkert und organisirt, als Deutschland; das wird der Herr Vorredner vielleicht zugeben; und wenn der Herr Vorredner sagt, meine Meinung, daß die Auswan⸗ derung ein Wohlhabenheitsmesser für Deutschland fei, würde im Lande überall Kopfschütteln erregen, so sage ich ihm, seine gegen ˖ theilige Behauptung wird einfach die Ueberzeugung erregen, daß er sein Land und seine Zeit nicht verfteht.
Der Abg. Heine erklärte, vom Reichskanzler sei auf die Schutzzölle hingewiesen; wenn man frage, ob sich die Lage der ländlichen Arbeiter dadurch gebessert habe, so müsse man sagen nein. In Wernigerode habe man es so weit ge⸗ . daß die Waldarbeiter nur noch 1 66 pro Tag ver—⸗
ienten.
Der Abg. Junggreen konstatirte (soweit derselbe verständlich wurde), daß auch aus seiner Heimath Nord-Schleswig eine starke Auswanderung stattfinde, und daß dies hauptsächlich an den dortigen politischen Verhältnissen liege.
Der Abg. Richter (Hagen) bemerkte, die Behauptungen des Reichskanzlers über seine Verbindungen mit der Presse zeigten, daß derselbe falsch unterrichtet sei. Er möchte den Kanzler doch übrigens lieber an den Balken im eigenen Auge erinnern; an die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“, welche die großen Reden des Kanzlers vollständig wiedergebe, daneben aber die oppositionellen Reden auf eben so viel Zeilen zusammendränge, wie die Reden des Reichskanzlers Seiten einnähmen. Die Rechte finde das natürlich; ein dem Reichskanzler sehr ergebenes Blatt, welches jeden Morgen auf den Plätzen hier im Hause ausgelegt werde, sei ja sogar so weit gegangen, daß es bei einer großen Debatte die Rede des Reichskanzlers wörtlich wiedergegeben habe, darauf aber, an⸗ statt auch seine (ses Redners) Erwiderung abzudrucken, einfach bemerkt habe, was er (Redner) gesagt habe, könne man aus der nachfolgenden Rede des Reichskanzlers entnehmen.
Der Präsident erinnerte den Redner an den sehr losen Zusammenhang, in welchem diese seine Ausführungen mit dem eigentlichen Gegenstand der Debatte ständen.
Der Abg. Richter (fortfahrend): Genau in demselben losen Zusammenhang, wie die Ausführungen des Reichs⸗ kanzlers, auf welche zu antworten ihm sogar in einer persön— lichen Bemerkung freistehen würde. Was dann das Verhältniß von ihm zu seinen Fraktionsgenossen betreffe, so möge doch der Reichskanzler seiner Partei das wenigstens gütigst selbst überlassen. Ein solches Verhältniß der Unterordnung, wie zwischen dem Reichskanzler und feinen Ministern, bestehe jedenfalls in seiner Fraktion nicht. Der Kanzler habe dann wieder von angeblicher „Fraktionspolitik“ gesprochen, die feine Partei treibe. Diese Politik, die er vertrete, sei lediglich die⸗ selbe, die der Reichskanzler bis zum Jahre 18765 vertreten habe. Seine Partei setze nur diese Politik fort, eine Politik, die damals auch vorzugsweise von der rechten Seite gestützt worden sei; jene Politik, auf Grund deren einst der Minister Frieden⸗ thal sagte: „Die Landwirthschaft habe kein anderes Interesse, als das der vollkommen guten Ernährung des Volkes“; die⸗ selbe Politik, in deren Vertretung der Abg. Flügge (Speck) gesagt habe, daß die Landwirthschaft selbst am meisten durch die höheren Kornzölle Schaden leide. Seine Partei mache ein⸗ fach nicht die Schwenkung mit, die der Reichskanzler gemacht habe, und stehe auf dem alten Standpunkt des Reichskanzlers sest, einem Standpunkt, den man ihm einstens mehr zum Verdienst anrechnen werde, als die neueste Phase seiner Wirthschaftspolitik. Dann habe der Reichskanzler gesagt, die Kornzölle gereichten den Besitzern allerdings zuerst zum Vor— theil, dadurch aber dem ganzen Lande. Das sei die National— ökonomie der französischen Könige aus früheren Jahrhunderten. Da habe der Hof in Paris großen Luxus getrieben, weil man gemeint habe, dadurch dem ganzen Lande zu nützen. Es sei aber einfach darauf zu erwidern: wenn man das Geld, das man dem Volke zu viel abnehm, ihm lieber lasse, so steigere man die Kaufkraft des Volkes dadurch mehr, als wenn man allein den Besitzenden direkten Verdienst zu⸗ wende. Die Kornzölle seien einfach ein Geschenk für die Großgrundbesitzer auf Kosten der Armen. Er habe vorhin die heutigen akademischen Erörterungen bedauert, er bedauere sie jetzt nicht mehr. Nun sei es herausgekommen, und die Rechte habe es mit Hurrah begrüßt, was eigentlich das Ziel und die Richtung der jetzigen Politik des Reichskanzlers sei, und was bei einer etwaigen Auflösung des Reichskages der Preis der Neuwahlen sein werde. Vertheuerung der noth⸗ wendigen Lebensbedürfnisse der Armen und Entlastung der Besitzenden! Den Handschuh nehme er auf. Das sei die Frage, die seine Partei vom Reichskanzler immer geschieden
habe, und er danke es dieser Debatte, daß nun im Lande die allgemeine Aufmerksamkeit gerichtet werden würde auf das, was wahrhast verdiene, der Hauptgegenstand der politischen Kämpfe zu sein.
Demnächst nahm der Reichskanzler Fürst von Bismarck das Wort:
Ich möchte zuerst den Hrn. Abg. Richter bitten, mich nicht hier mit „Herr Reichskanzler anzureden. Das ist eine Sitte, die manche seiner — ich will Namen nicht nennen — seiner heutigen Fraktions⸗ genossen eingeführt haben, die ich aber nicht für parlamentarisch halte, — ohne deshalb dem Herrn Präsiden ten ins Ressort greifen zu wollen. Ich verwahre mich nur persönlich dagegen, ich werde nie sagen: „Hr. Richter, Sie haben“, sondern „ der Hr. Abg. Richter hat“, ich glaube, daß man hier zur Versammlung spricht oder zum Präsidenten, aber mit „Herr Reichskanzler“ redet man mich nicht an, das ist nur eine rhetorische Form, um einem Ausdruck mehr Nach— druck. und wenn der Inhalt darin ist, mehr persönliche Beleidigungskraft zu geben Deshalb schlage ich vor, diese Ausdrucksweise zu unterlassen. Wenn Sie sagen: Herr Graf so und so, Sie haben u. s. w.“, so wird das der' Herr Präsi⸗ dent sogleich releviren. Ich begreife es, daß der Herr Präsident sich in meine Beziehungen zu dem Hrn. Abg. Richter nicht einmischt, und es würde mir auch nicht lieb sein, wenn er es thun wollte Ich bin nach den Privilegien, die mir die Verfassung giebt, in der Lage, meine Rechte dem Hrn. Abg. Richter gegenüber selbst wahrzunehmen, und der Hr. Abg. Richter wird mich darin auf dem Platze finden. Ich verzichte darauf meinerseits, ihn mit dem Herr Abgeordneter Richter“ zu apostrophiren; aber ich würde auch glauben, daß er sich mehr in den Traditionen der guten Gesellschaft und des Parlaments bewegte, wenn er mich nicht mit Herr Reichskanzler, Sie haben“, und mit erhobener Stimme anrufen würde. Das gehört in andere Versammlungen, wie in diese, hinein. Der Herr Abgeordnete sprach im Anfang so laut, daß ich mit dem besten Willen nicht verstanden habe, was er sagte, er machte nicht den vollen Gebrauch von dem Organ, wa ihm sonst zu Gebote steht. Ich weiß nicht, ob er in Abrede stellte, daß er in irgend einem Verhältniß zur Presse stand. Ich kann mir das indessen kaum denken und nehme auch an, daß er das nicht gethan hat. Ich habe nur von da ab verstanden, wo er sagte, er mache Gebrauch davon, auch nur seine Reden reproduziren zu lassen, da gouvernementale Zeitungen dasselbe in Bezug auf mich thäten. Ich habe ihn deshalb nicht getadelt; ich habe blos assertorifch zur Unter⸗ stützung der Thatsache, daß ich Überhaupt auf dergleichen eingehe, gesagt, daß ich in den Zeitungen des Hrn. Abg. Richter auf keine Vertretung meiner Ansichten zu rechnen hätte. Ich neide ihm ja seine Herrlichkeit gar nicht.
Dann habe ich nur noch eins zu berichtigen, was auch mehr um das Land, als hier den Reichstag zu überzeugen, gesprochen ist. Der Herr Abgeordnete sagt, es handele sich bei den Kornzöllen nur um den Großgrundbesitzer. Wenn irgend etwas mir die schlagende Unwissen⸗ heit der Großstädter in Bezug auf landwirthschaftliche Dinge beweist, so ist es der Gedanke, daß der Bauer sein Korn nicht verkauft, sondern alles selbst ißt. Was müßte der Mann für einen Magen haben, wenn er die Erträgnisse eines Bauernhofes von 100 Morgen — so sind sie durchschnittlich — persönlich verzehren wollte und nicht dabei interessirt wäre, ob er das Korn theuer oder wohlfeil verkaufen kann. Schon ein Besitzer von drei Morgen, wenn er einen Morgen mit Winterkorn baut uͤnd auf demselben auch nur fünf Centner Getreide produzirt, müßte eine ziemlich zahlreiche kornessende Familie haben, — denn daneben werden och Kartoffeln gebaut, — um diese fünf Centner selbst zu essen. Alle, die so viel bauen, sind also sicherlich bei den Kornpreisen interessirt, und ein vergeblicher und für den inneren Frieden des Landes nicht dlenkicher Versuch, der wiederum zu den Vorfrüchten der Sozialdemokratie, zum Hetzen des Armen gegen den Reichen gehört, ist es, zu behaup— ten, daß bei solchen Maßregeln, die lediglich zum Wohle und zur Erhaltung der Lebensfähigkeit des Ganzen von der Regierung ge⸗ bracht werden, die Regierung doch den Großgrundbesitz im Vergleich zu dem kleinen und armen Manne begünstige. Dieser Unwahrheit, dieser auf einer gänzlichen Unbekanntschaft mit der Landwirthschaft überhaupt beruhenden Behauptung zu widersprechen, halte ich hier durchaus noch für geboten. wenn ich auch die Diskussion noch mehr als ich wünschte, verlängere.
Der Herr Abgeordnete hat sich ferner darauf berufen, daß er ja
nur den Standpunkt vertrete, den ich früher selbst vertreten hätte.
Ja, es thut mir leid, den Herrn Abgeordneten auf dem Standpunkte wiederzufinden: denn ich muß eingestehen, daß ich damals in diesen wirthschaftlichen Bingen vollständig unerfahren war und sie nach meinem jetzigen reiferen Urtheil für falsch halte, falsch aus Mangel an Erfahrung. Ich hatte bis dahin gar nicht Zeit und habe das schon öfter auf dieser Stelle gesagt, daß ich, bis ich der deutschen Nation im Ganzen Frieden nach Außen und Einheit geschaffen hatte, überhaupt gar nicht die Zeit gehabt habe, mich um innere und wirth“ schaftliche Dinge zu bekümmern, sondern die Jemandem überlassen habe, von dem ich glaubte, er verstände sie besser als ich. Wenn ich auf den Gang meiner geistigen Entwicklung von damals zurückblicke, so muß ich sagen, daß ich selbst bei meinem hohen Alter in diesen 10 bis 185 Jahren erheblich gelernt habe; dasselbe wünsche ich auch von dem Hrn. Abg. Richter, und wenn er fich jetzt auf meinen vergleichungsweise jugendlichen, unerfahrenen Standpunkt von damals beruft, so wünsche ich ihm nur dieselbe Belehrungsfähigkeit, von der ich Zeugniß abgelegt habe, ich, von dem man immer be— hauptet, ich wäre jeder fremden Meinung und Belehrung unzugäng⸗ lich, den man im Ganzen als einen eigensinnigen Menschen schildert; da thut man mir äußerst Ünrecht. Ich hoffe, daß der Hr. Abg. Richter denselben Bildungsgang, den ich seit meiner wirthschaftlichen Kindheit zurückgelegt habe, seinerseits noch durchmachen wird, und ich glaube vorhersagen zu können, daß er, wenn er vielleicht in späterer Zeit an dieser Stelle stehen wird, sich als ein ganz resoluter Verfechter des Prinzips er weisen wird, daß vor allen Dingen die Getreidepreise bei uns auf der Höhe erhalten werden sollen, daß Getreide im Lande überhanyt noch gebaut werden kann und daß wir nicht nothwendig und zwangsweife auf überseeische Verproviantirung angewiesen sind. Es würde das die⸗ selben Ersolge in höherem Maße haben, wie die bekannte kleine Panik, die vor wenigen Tagen in England stattfand, wo man an das angebliche Auslaufen der Kanalflotte kriegerische Gerüchte knüpfte — ich glaube, von Seiten der Börse — und wo die Operation den Erfolg hatte, daß die Papiere einigermaßen fielen, die Kornpreise aber, wenn die Telegramme richtig sind, um 12 bis 150, auf der Stelle stiegen, weil man sich fragte: wie wird sich England, im Falle Krieg aus⸗ hricht, verproviantkren. Gebe Gott, daß diefe Frage niemals für Deutschland vorgelegt werden wird, sondern daß Deutschland immer in der Lage bleibe, das Korn, welches die deutsche Nation ißt, auch selbst bei sich zu Hause zu bauen, und daß wir niemals dahin kommen, daß die Kornpreife niedriger sind, als der Kostenpreis, für den der Centner Roggen überhaupt bei uns gebaut werden kann. Mag der Hr. Abg. Richter es auch dem Kopfschütteln des Landes empfehlen — ich wiederhole wiederum: er versteht seine Zeit und sein Land nicht, wenn er dem widerstrebt. .
Der Abg., von Kardorff bemerkte, allerdings sei das Fehlen des kleinen Besitzers in Mecklenburg und Vorpommern ein Hauptgrund für die Auswanderung aus diesen Bezirken. Der Untergang dieses kleinen Besitzes sei aber gerade durch die englische Freihandelspolitik herbeigeführt worden, welche in England selbst die Latifundienwirthschaft gefördert habe. Hoffentlich vertrete der Abg. Richter diese Politik jetzt mit demselben Mißerfolg wie 1879!
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
Zweite Beilage
Am Deutschen Reichs⸗Anzeiget und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
8 7.
Berlin, Freitag, den 9. Januar
(Schluß aus der Ersten Beilage.) Der Abg. Rickert bemerkte, wenn sich
ie auswandern, weil sie das Geld noch dazu haben, und auswandern, sönliche Interessen z rechts: Seh treibung schuldig,
seine Partei auch persönliche so geschehe
zr richtig! aus der Debatte auszuscheiden, des Reichskanzlers.
daß die Auswanderung mit der W sich der Minister Graf Eulenburg, j in einer früheren Sitzung ausgespro noch nicht zu einer solchen Elastizität bracht wie die Rechte. wahre Absicht der Rechten klar gelegt: die Der Landwirthschaft
regelmäßig die Anschauung, ohlhabenheit wachse, habe a der Reiche kanzler selb Seine Partei habe der Gesinnung ge— abe endlich die Vertheuerung der werde durch die Erhöhung der Kornzölle nicht gedient, wenigstens etwa drei Vierteln sämmt⸗ licher Landwirthe, denen mit kleinerem deutsche Allgemeine Zeitung“ nenne s Er bitte den Reichskanzler, seiner Partei zuzutrauen, tselben Gewissenhaftigkeit, demselben öffentlichen Dinge behandele, wie irgend ein Mann in diesem Reich. Demagogie könne man es nicht nennen, wenn s Partei das vertrete, was unumstößlichen Grundsatz hingestellt he
ist, unter 30 Jahren, wirkt die Hoffnung, das Ug— n verführerischer, als das Bekannte, in dem er ist die Zulage, die er zu seinem Kapital macht, wenn Die Hoffnung täuscht Manchen; manche verkommen ommen zurück, wenn Andere so gut sind, sie zurück⸗ Ich protestire also gegen die Art
wie der Herr Vorredner dies seinerseits
halten hat, man reißt etwas heraus von dem,
annte noch immer . ; ; lebt, und das für die Beurtheilung bittere, und f
richtig gehal
wieder für angebracht ich hier unvor⸗ nachgerechnet
tionspolitik in
Die heutige Debatte h ; c die er den Worten g
9 6. 10360 2. Brotpreise. habe gefunden, mir hier wieder vorgeklaubt wird. meine Reden erst zu überlegen und
gesprochen habe
in Gedanken, das ich heute in die Lage kommen würde, das Wort zu nehmen anders als über Kamerun, dazu dessen Sie mögen immerhin Gelegenheiten gesagt habe, mir nach fünfzehn wenn wir das noch erleben. denn ich sage nichts, als immer bereit zu vertreten. Also ich accentuire nochmals den Unterschied; dere Kategorien von Auswanderern; solche, Tochter Anderer auswandert, dort einen Bruder haben, welche i giebt hundert andere Gründe dafür. zu diskutiren, wenn ich einen Hauptgrund daß ich alle diejenigen Gründe und übersehen daß einer auswandert, aus Ver—
eine Partei, Demagogen“. auszustudiren bin ich hergekommen. ehmen, alles, was ich heute Jahren wieder vorzuhalten, Es ist mir das vollständig gleichgültig, was ich denke, und was ich denke, bin ich
Patriotismus
früher die Regierung und diese Wahr— l es giebt noch an— die auswandern, weil eine die sie heirathen wollen, solche, welche re Verwandten wiedersehen wollen. Was ist das für eine Art der Auswanderung anführe, nicht anerkennte,
herabsetze, weiter vertreten. Er werde mit immer steigender Kraft kämpfen gegen die Politik, die nach seiner die wenigen Reichen reicher mache, die groß aber aufs Schwerste schädige.
Hierauf ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck
Ueberzeugung Masse des Volkes , . Defizit beseitigt sein
mir unterzuschieben, die ich im Augenblick verges kindlicher, aus elterlicher Liebe sein, druß, aus Aerger; es giebt noch tausend Gründe. Aber ich protestire dagegen, daß mir das untergeschoben wird.
Der Herr Abgeordnete, der vor mir sprach, hat auf die Getreide⸗ lle noch einen Rückblick geworfen, und da kann ich nur bedauern, — da sieht man, wie der Ein— ie Wahlen überschätzt wird — nicht gelungen daß der frühere Abg. Mommsen gewählt wurde. ich würde keinen beredteren und keinen historisch Vertreter meiner Ueberzeugung haben, die ich vorher aussprach, daß es nämlich nothwendig ist. die Getreidepreise au einer Höhe zu halten, daß der Landwirth
doch in England gewesen, wie jeder Kundige wisse, eine Folge des Erbrechts Der Abg. von Kardorff sollte sich lieber mit seiner Partei verbinden gegen die Zunahme der Fidei— kommisse, die er allerdings fuͤr bedrohlich halte. Der Reichs⸗ vom guten Ton und gleich darauf von der schlagenden Unwissenheit der Großstädter. (Sehr richtig! rechts) Die, welche eben: Sehr richlig! gerufen hätten, seien die Muster des guten Tons des Reichskanzlers; in seiner nächsten Nähe schienen seine Ermahnungen am Wenigsten zu Der Reichskanzler spreche ferner von der Nothwen— digkeit, mehr Korn in Deutschland zu bauen. Nun zeige doch daß heute weniger Fläche mit Brod— trotz der Zollerhöhung als vor 1879. Die sei nicht erzielt, es werde etwas mehr und Hafer, aber weniger Roggen angebaut. Nun ch nicht vergessen werden, daß die Bevölkerung jähr⸗ lich um ½ Million wachse, während die Ackerfläche dieselbe zunehmende Bevölkerung könne nicht ernährt werden im gleichen Verhältniß von der eigenen Produktion sie bedürfe einer zunehmenden Einfuhr von Lebensmitteln und bedürfe ihrer um so mehr, je mehr sie Kar— iritus von der nationalen Produktion in das
Ich will nach meiner Gewohnheit anfangen, was der Herr Vorredner gegen jauptung anfocht, ĩ
— wenn seine Familie
der Erwiderung bei dem den Schluß sa— von drei Morgen wäre, alaube ich ernährt werde. Der ( ünf Centner Rogge be angenommen,
der Erstge borenen.
. —ͤ 3 kanzler spreche Vorredner hat nur von einem Ertrag z pech ich beispielsweise anführte, gesprochen.
ihm als Kenner der
daß es ungeachtet aller Bemühungen fluß der Regierung auf d ist, zu bewirken, Ich bin überzeugt, durchgebildeteren
vorschwebe, daß, wer Rog baut höchstwahrscheinlich auch
Sommerkorn
bestehen kann, als den Hrn. zu meinem Bedauern mit mir ab und zu in Mißver⸗ en ist: mit dem ich aber im Grunde vollständig ein⸗ Ich kenne ihn mehr aus s als aus seinem Auftreten im Parlament,
er hier wäre, Hrn. daß er es nicht wieder wagen Herr Abgeordnete
immer wäre, der Persönlichkeiten in meine Herren, Sie greifen die Gesetzgebung, un Politik der Regierung an. f Persönlichkeit? der Regierung in einer Weise s sie im ganzen
die amtliche Statistik, korn bestellt wer vorausgesagte Wirkung
a Mommsen, de gewohnlich nicht 9 6 11 !. 1 ; ; . , . t ständnisse gerath von denen er sprach, haben solche Familien überhaupt nicht, sondern ö r
Der Herr Vorredner kennt das nicht; wenn wollte auf dem Lande, dann würde i ; wenn Sie 5 Gtr.
4 bis 5 Ctr.
4 und 5 Knechte, einer römischen Geschichte, und ich bin überzeugt, der Rickert in einer Weise widerlegen, Thema zu berühren.
ferner vorgeworfen, daß ich es die Sache hineinbrächte. sere Verhältnisse, die Wen greifen Sie denn dabei an, als die wenn Sie die Politik childern, daß kein gutes Haar an ihr und im Auslande in
sie wirthschaften selb er mich mal besuchen wm 2. dieses cherheit auch würde, dteses
doch mit ziemlicher und mit großer We
Sommerkorn daneben Kartoffeln, 4 . k . , , 16 Pfund Kartoffeln auf den T
vergegenwärtigt, g, und diesen zu 5 Centner Roggen zu dem betreffenden Gewicht an Sommerkorn addirt, so wird eicht doch meine Meinung nicht so ganz ungereimt finden, wie sie vorhin schilderte, daß die Besitzer von über deri Morgen im kauf hören würden und nicht, wie er r die Latifundien Kornverkäufer wären; ja es ist so⸗ daß der Besitzer von drei Morgen vielleicht noch Koggens verkauft, wenn er irgendwie durch Ra— turalverpflegung in seinem Arbeiterverhältniß — ich nebenher noch arbeiten im Dienst Anderer für die eigene erbaute Nahrung findet.
orredner hat dann gesagt, ich hätte im Namen der er Kornzölle angekündigt. der Bundesregierungen nur dann, wenn sie meine persöngliche Ansicht und
Wen meinen Sie überhaupt, toffeln, Zucker Ausland verkaufe. Dazu müsse die billigste Zufuhr aus dem Aus— lande gesichert werden; wenn die Rechte sie aber künstlich erschwere, dann dürfe der Minister von Boetticher sich nicht wundern, wenn der Ueberschuß der Bevölkerung hinausgehe, wenn die Auswanderung steige, was man, wie der Minister von Boet— ticher in entschiedenem als ein Symptom der Krankheit an— Eine krankhafte Wirthschaftspolitik habe die wirthschaftliche Krankheit gesteigert und damit habe die Aus— wanderung zugenomm
Wiederum nahm der Reichskanzler Fürst von Bismarck das Wort:
Der Herr Abgeordnete schloß damit, daß er irgend Jemand aus der Versammlung apostrophirte: „Sie dürfen sich nicht wundern, glaube, er sprach damit zu den Landwirthen: .Sie dürfen sich nicht wundern, wenn wir u. f. w.“ Uater „wir“, denke ich, hat er die fruges consumere nati gegenüber den fruges colere
möchte ihn doch darauf aufmerksam machen,
in diesem Lande die Mehrheit bilden, und daß er alle Die, deren Wohlsein von dem Gedeihen der Landwirthschaft ab— und das, meine Herren, ist die Mehrheit —, einigermaßen Er ist zu dieser Gleichstellung der beiden Parteten nicht berechtigt, daß er sagen könnte: . Sie gewinnen Vortheile und Ich verstehe unter dem „wir“ die Großstädter —, wenn er nicht etwa wieder vom Fraktionsstandpunkt gesprochen e ; sprechen, wenn der Herr Abgeordnete be— hauptet hat: wir bedürfen einer zunehmenden Einfuhr des s bauen wir drei⸗ und viermal im Lande. Wir haben eine Menge anderer Verwendungen der Getreide als zur mensch⸗
eigenen Lande
. ; en zu den Kornverkaufenden geh Ang, er samfglung unwissend sind und von Wen trifft denn denn einen anderen als mich damit? Ich dieser Stelle, wer ist also damit gemeint? Meinen haben Sie also nur mich damit meinen; und ich
„Schnapspolitik“ verfolgen, oder d
dem, was im Lande vorgeht, keine Ahnung haben?
denn er wird ge—
! 9. stehe 23 Jahre an einen Ersatz ö.
Se. Majestät den Kaiser damit? genug abgelehnt, Sie können
Ich spreche im Namen eine Vorlage haben. „wie ich hinzufügen kann, die der preußischen Regierung hier ausgesprochen; ich darf aber daß die Bundesregierungen, wenigstens in ihrer Mehr— die wir ihnen über eine Tarifnov
ndesregierungen
in Anspruch, und es ist eine ganz künstliche Fiktion, als ob ich, Herr von Bismarck, nicht zugleich der Reichskanzler wäre, den Sie hier griffen meinen und den Sie treffen in viel öfter, als in seiner Ueberzeugung; und deshalb, bis Sie mir angegeben haben, wen Sie mit Ihrer Beschimpfung der bestehenden Gesetzgebung anders meinen als mich, werden Sie mir er— l njurien unter der Rubrik
voraussetzen, , Sr 99 en Vorlagen,
beabsichtigen, beitreten werden.
mit allen Ihren anonymen An seinem Ehrgefühl
lauben müssen, daß „Staat“ unter Umständen persönlich erwidere.
Der Abg. Richter (Hagen) entgegnete, es gehe ihm genau Reichskanzler; her gekommen in dem Glauben, daß nur über Kamerun eine irgend erhebliche Diskussion stattfinden würde, und erst der Reichskanzler habe durch seine Bemerkungen über die Ursachen r Auswanderung der heutigen Debatte ihre besondere Wen—
nati verstanden. daß die Letzteren
man dem Herrn Vor— respektiren möge.
seinem Leben
Gewaltthat benutzen könnte?
r Widerlegung heute gesagt hat, glücklich gewesen, das bei mir angedeutet, daß es nicht fair play fei nicht ehrlich sei; ich bin genöthi
zu finden und ich habe Reichskanzler Was wir felbst essen,
ich vermied den Ausdruck, gt, ihn zu wiederholen, wenn gebrgcht wird — ausschließlich die Wohlhaben— te Ursache der Auswanderung über See Ich habe das dem Hrn. Dirichlet geantwortet, ich habe geantwortet, bedauerlichen Nothwendigkeit dem Herrn Vorredner beer meine frühere Antwort
Reichskanzler!“ möge das sein; er gebe auch zu, daß es nicht üblich sei, aber der Reichskanzler beobachte ein Gleiches noch weit öfter. Der— selbe spreche sehr oft zu den Parteien, er wende sich sehr oft direkt gegen seine Partei mit der ganz persönlichen Anrede: 28 i f Es sei allerdings richtiger, in der dritten Person zu sprechen, dann aber sei es sehr schwer, es dem Reichskanzler recht zu machen. In seiner zweiten Rede ver⸗ bitte er sich die Anonymität der Angriffe, ja der Kanzler sei sogar soweit gegangen, von Beschimpfungen und Injurien gegen die Staatsregierung, fühle sich damit immer persönlich gemeint. Rede vorzugsweise in der Presse des Reichskanzlers abgedruckt werde, so müsse der unbefangene Leser glauben, daß in der That Beschimpfungen und Injurien des Staats und der Staatsregierung stattgefunden hätten. sei in der Debatte der Fall gewesen. Der Reichskanzler habe dann zugegeben, und er sei ihm dankbar dafür, daß seine Partei, wenn sie ihre Politik vertheidige, damit nur seine (des Kanzlers) eigene, frühere Politik fortsetze. lbst eine scharfe Kritik seines früheren Systems. die Mißerfolge seiner Politik, die den Erfolgen auf der an— deren Seite gegenüberständen, damit, daß er nicht genügend Zeit gehabt habe, sich mit den Dingen zu beschäftigen, so seine Zollpolitik, so wohl als auch seine Zuckerpolitik. Es würde ihm ja Niemand daraus einen Vorwurf machen; auch die Zeit des größten Staatsmannes habe eine Grenze. gesprochen, Standpunkte
heit als die von mir bezeichne
anzuführen. was das deutse
gar nicht gehört hätte — ich kann ja „Sie, meine Herren!“ daß er Gewicht legt auf das, was ich sage mir unerfreulich, dieselbe Sache dreimal zu sagen und ich es giebt in der großen Masse der Auswandernden Zunächst diejenigen, die auswandern, weil sie das Geld dazu noch haben, und dazu würde ich die Unzufriedenen rechnen, von kämpfung der Klassensteuer gesprochen en geschildert, der überhaupt noch wegkommen gkommt, daß er über See kommt, um Die Klassensteuer ist ja l3 Kommunalsteuer da, Ich bin hier euten begegnet, die mich anklagten wegen der sie noch immer zahlen müßten, indem fie zwi⸗ Preußen keinen Unterschied
lsie dahin fassen: zwei Sorten. denen ich im Jahre 1882 bei B . 1 habe. Ich habe damals d
ann, der nur zusieht, daß er we em Druck der direkten Steuern zu entziehen. noch lange nicht vertilgt, sie ist immer noch a und darin macht der gemeine Mann keinen Un im Felde beim Reiten L Kommunalsteuer, die schen der Fommune und dem König von daß der König so hart mit ihnen verführe. immer Kommunalsteuern zu bezahlen hätten.
der Zeit der Exekutor auch aus der Kommun den, soweit er aus dem Staatshaushalt bisher verschwunden ist, und r Herr Abgeordnete hat mich ja daran gemahnt — ich werde auch der Mahnung folgen.
Also es giebt zwei Sorten zufrie denheit niederschlucken auszuwandern; ie auswandern; Klassensteuer⸗Schraube dahin ged diesem Lande ist nicht Grunde gehe, größer ist aber die Kategorie Der viel erworben haben, daß si—
und erhöhen. großen Städten,
Nichts von dem Allen
kJ Heute gebe der Reichskanzler
⸗ ö. J. F ö alverwaltung verschwin⸗ Er erkläre
„Jolche, die unzufrieden sind, ihre Un und Grundbesitzer müssen, wenn sie das Geld nicht mehr Der Reichskanzler J . mit dem t ) rängt worden ist, daß er sagt: Alter mehr zu leben, ich sehe voraus, daß ich hier zu ich will das Letzte benutzen, um auszuwandern. letzten Jahren s Das sind also
Reichskanzler unterlassen, tionspolitik zu sprechen.
und erst nach
denselben Fragen von Frak⸗
Man suche die Dinge immer so l der Staat zu Grunde
auswandern können.
18385.
darzustellen, als ob seine Partei hier mehr oder weniger per⸗ um Nachtheil des Staates vertrete. (Rufe ) Die Rechte mache sich jetzt dieser Ueber⸗ sobald nicht die mangelnde Erkenntniß, son⸗ dern der böse Wille, das eigene Interesse als Voraussetzung der Gegenseite die ganze Debatte ver⸗ zerade weil der Reichskanzler früher dasselbe für zalten habe, was seine Partei noch heute vertrete, so sollte er sich um so weniger veranlaßt sehen, von der Frak— t wenig ehrenvollen Auslegung zu sprechen, ; egeben habe. Wenn jetzt den Reichs— kanzler auf seinen Spazierritten Leute fragten, wo denn die Kommunalsteuer⸗Entlastung bleibe, so könne er (Redner) diesen das nicht so übel nehmen. Wenn es z. B. ein Bewohner des Kreises Teltow gewesen sei — nun, der Reichskanzler habe ja 1879 so drastisch die weitgehendsten Entlastungen ausgemalt,
— Le
U bezünliche Rede sei damals im „Teltower Kreis⸗ blatt“ als neues Evangelium, als frohe Botschaft abgedruckt Prinz Handjery werde es ja wohl noch genau
r Jetzt warteten die Leute Jahr für Jahr auf die Er⸗ füllung jener Aus
sichten und hörten bloß von einem Defizit, die Getreidezölle und Alles bewilligt sein was der Reichskanzler an neuen Lasten noch in ver— schwiegener Brust verberge, auch dann werde noch keine Ent⸗ lastung von Kommunalsteuern eintreten, sondern nur das Der Abg. von Kardorff habe von der eng— lischen Latifundienwirthschaft gesproch; die Latifundien seien aber schon vor der Freihandelspolitik vorhanden
doe
Gegensatz zum Reichskanzler heute
Getreides
wir das eingeführte Getreide benutzen.
Verwendung wird sich modifiziren und ermäßigen können, aber mir ganz unzweifelhaft, daß Deutschland im Stande ist, nicht nur das Getreide, welches das deutsche Volk ißt, sondern auch das— j zolk zu anderen Zwecken verbraucht, selbst die Bedingungen des Getreidebaues einigermaßen günstiger gestaltet werden, als sie in diesem Augenblicke liegen.
Der Herr Abgeordnete des Getreidebaues Irrthum, wie der in großen Städten gewöhnlich verbreitete, daß der Zuckerrübenbau einen Rückgang des Getreidebaues veranlasse. Beide Hackfrüchte haben eine sehr viel stärkere Produktion von Getresde in ihrem Gefolge, indem sie die Intensität der Landwirthschaft verbessern Wer mehr Hackfrüchte baut, baut auch mehr Roggen und andere Halmfrüchte, und es wäre Zeit, daß die Herren von den sie über die Schicksale der Landwirthe hier mit Majorität entscheiden wollen, sich etwas mehr über die shatsäch⸗ lichen Verhältnisse der Landwirthschaft informirten.
Wenn der Herr Abgeordnete gesagt hat, der Kornbau sei zurück— die ganz natürliche Folge davon, daß der bis— herige Kornzoll zu niedrig ist; es ist nicht möglich, den Scheffel Roggen und namentlich den Scheffel Weizen zu dem Preife, zu dem innerhalb des gesammten Deutschlands zu In Folge dessen geht der Anbau zurück und er wird noch viel weiter zurückgehen, wenn Sie die Kornzölle nicht erhöhen, dann werden Sie die Folge davon sehen, daß unfere Ernährung mehr und mehr vom Auslande abhängig wird, und daß der inländische Landwirth mehr und mehr außer Stande kommt, feinen Verpflichtungen zu genügen, und die Kaufkraft dem nichtlandwirth⸗ schaftlichen Landsmann gegenüber verliert; dann werden die Herren, die jetzt leben, die jetzt das große Wort haben und die Kalamität verschulden, wahrscheinlich nicht mehr vorhanden fein. Man wird darüber streiten unter den Gelehrten, woher der Rückgang gekommen 2000 Jahren wird sich vielleicht ein Mommsen at an den niedrigen Kornpreisen gelegen, daß gegangen ist.
hat gesagt, der Kartoffelbau habe einen * w 19 1 . veranlaßt. Das ist ein ebenso großer