1885 / 13 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Jan 1885 18:00:01 GMT) scan diff

1. Vorsitzenden des Comités gewäblt. Auch der langjährige bewährte Geschäfts führer, Oekonomie Rath Noodt, hatte schon im Laufe des Sommers erklärt, aus aleichem Grunde seine bisherigen Funktionen nicht ferner fortführen zu können. An seiner Stelle übernahm fein bisheriger Vertreter Hr. A. von Baerensprung, die Geschäfts führung und Hr. Poggendorff die Stellvertretung des Letzteren.

Bei der beständig zunehmenden Bedeutung der mit der Mastvieh⸗ Ausstellung verbundenen Augstellung von landwirthschaftlichen Ma— schinen und Geräthen, die sich im Laufe der Jahre zu einem regel- mäßigen Maschinenmarkt für Nord und Ostdeutschland mit seinen Hinterländern berausgebildet hat, ist der Direktor Zeitschel als tech- nischer Sachverständiger in das Comité kooptirt worden.

Der Magistrat der Stadt Berlin hat dem Unternehmen, wie in früheren Jahren so auch für die am 6. und 7. Mai 1885 stattfindende 11. Mastvieh⸗Ausstellung die Räume des Central Viehhofs zur Verfügung gestellt. Die im vergangenen Jahre zum ersten Mal ver— suchten Konkurrenzen erfreuten sich allgemeinen Interesses und reger Antheilnahme. Dieselben sind in diesem Jahre in bestimmte Bahnen geleitet, deren Ziele das Programm enthäst.

Da die Zahl der Anmeldungen zur 11. Mastvieh · Aut stellung voraussichtlich wieder eine sehr bedeutende sein wird, so haf man das Preisrichter Kollegium wieder in der verstärkten Zahl be— rufen, und sind die preußischen Provinzen und diejenigen deutschen Stagten, aus denen die Ausstellung meist beschickt zu werden pflegt, bei Bildung der Jury möglichst gleichmäßig berücksichtigt.

Zur Uebernahme des Juror⸗Amtes haben sich bereit erklärt:

Für Abtheilung A. (Nr. 1– 5: jüngeres Rindvieh) die Herren: BVremer⸗Wehre, von Buggenhagen. Wilhelmshof, Fleck. Kerkow⸗ Jank⸗ Dresden, Kleemann ⸗Mauderode, G. Lüdtke⸗Stettin, von Oehlschlägel⸗ Ober ⸗Langenau, Pepper · Louisenhof, Scharmer ⸗Horstreihe, Schmitz⸗ Winnenthal, von Sydow-⸗Bärfelde, Vielbaak ⸗Segeletz.

Für Abtheilung A. (Nr. 6— 8: älteres Rindvieh) die Herren: Barchewitz⸗ Gr. Märzdorf, von Boltenstern⸗Battlewo. Christiani Kerstenbruch, O. Dahms Berlin, Fleischmann⸗Groß Varchow, H. HVeister⸗Mainz, Knust⸗Stendel, Küster⸗Sillium, Naumann⸗Mikuszewo, Claus Olde Hamburg, Peters⸗Siedenbollentin, Pfaff · Roitzsch. Seer⸗ Nischwitz, Svassen Vor ⸗Brake, R. Voigt⸗Berlin, N. M. Witt ⸗Char⸗ lottenburg, Zenker⸗Brunow.

Für Abtheilung B. (Nr. 9 13: Schafe) die Herren: A. W. Brauer Bremen, Brödermann⸗Knegendorf, Cortnum? Hannover, von Colbe⸗Wartenberg, Mehl. Gollmitz, Meyer. Nieder. Brießnitz, Poehn- Groß- Borrek, Thamm ⸗Stettin, Totenhöfer Wandlaken, L. Waldeyer⸗Böͤkerhof.

Für Abtheilung 9. (Nr. 13 —16: Schweine) die Herren: Berg⸗ mann-Berlin, von Blücher ⸗Jürgensdorf, C. Bohn Hamburg, Fournier⸗ Baudach, d Heureuse⸗Schmetzdorf, Holtz. Saal. Lübben⸗Sürwürden, Sponholz-Berkenbrügge, von Thünen. Tellow, Wendland. Mestin.

Das Amt als Jurgen in diesem Jahre nicht wieder Übernehmen zu können, haben erklärt: Hr. von Nathusius ⸗Althaldensleben, als nunmehriger erster Vorsitzender des Comité; Hr. von der Borne⸗ Berneuchen wegen Ueberbürdung mit anderen Geschäften.

Programme und Anmeldeformulare sind durch das Bureau der Ausstellung Berlin NW., Klub der Landwirthe, Dorotheen⸗ straße 95 / 6 zu beziehen.

Gewerbe und Handel.

Breslau, 16. Januar. (W. T. B.) Nach dem Bericht der Schles. Zeitung über den schlesischen Eisen- und Metall- markt sind die Roheisenvorräthe erheblich angewachsen. Im Betriebe sind 36 Hochöfen, und in Folge dessen beträgt die Produktion ver Woche über 8500 t. Wenn auch die Flußeisenwerke und die polnischen Zweigniederlassungen stärkere Roheisenkonsumenten sind, so bat doch der Bedarf an Roheisen Seitens der Walzwerke in Folge der Flußeisenfabrikation nachgelassen, wie die Einstellung des. Loriwalzwerkes der Antonienhütte beweist. Ole Eisen⸗ gießereien sind normal beschäftigt. Preis für Roheisen 5, 15 bis 5,20. 4 für Qualitäseisen h,. 00 bis 6, 50 S6. Die Lage der Walz eiseninpustrig ist etwas freundlicher als bei dem Jahreswechsel, da neuerdings Bestellungen eingegangen sind. Der Grundpreis von 11 wird nur knapp behauptet und laßt den Werken keinen Nutzen. Der Preis von 16 M. für Grobblech liegt fast unter den Herstellungs⸗ . Von . 5 4 . 1. 22 im Betriebe, während

efen in diesem Jahre kalt gelegt sind. Stimmung un is find hoch nicht! bene stzt

Bradford, 15. Januar. (W. T. B. Wolle sehr ruhig, Preise unverändert, in Souft und fremden Wollen Tendenz zu Gun 1 der Käufer, wollene Garne ruhig, schwächer, wollene Stoffe ruhig.

New - Jork, 156. Januar. (W. T. B) Die Firma Oliver Sons & Phillips, Eisenfabrikanten in Pittsburg, haben ihre ahlungen eingestellt, gleichzeitig aber erklärt, ihre gesammten

chulden bezahlen zu können; es verlautet, die Passiva bellefen sich auf 3 bis 5 Mill. Doll. —ie Drahtgesellschaft Or iver & Roberts 9 . bar ng, K 5 und eine ähnliche Erklärung abgegeben. ie Firma Oliver Sons & illi scha 8 . 9 Phillips beschäftigte

16. Januar. . T. B) Die Bankier⸗Firma John J. Cisco u. Son hat ihre Angelegenheit in die Firn ö lichen Massenverwalters gelegt; dieselbe schuldet 25 Millionen Dollars Depasiten, welche vermuthlich voll zurückgezahlt werden. Die Firma hat keine Verbindlichkeiten an der Börse. Die Zahlungseinstellung ist hauptsächlich durch das allgemeine Weichen der Course verursacht.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Schweiz.

Durch Beschluß des schweljerischen Bundesraths vom 30. De— zember 1884 sind die Bestimmungen des bundesräthlichen Kreisschrei⸗ bens vam 4 Juli 1884. Tit. J. Art. 4 (R. A. Nr 16 vom 11. Juli 1884). betreffend die sanitärische Inspektion der Reisenden an den Eingangsstationen der französisch⸗schweizerifchen und der ita⸗ lienisch⸗schwetzerischen Grenze, sowie die Verfügungen vom 11. Juli 1884 (RA.. Nr. 166 vom 17, Juli 15884), betreffend die befonden Kontrole der Reisenden in den Gasthöfen, vom 1. Januar 1885 ab außer Kraft gesetzt worden.

. 6 Portugal.

Die portugiesischerseits verhängte Observations Quarantäne gegenüber Deutschland und anderen nördlichen Ländern (vergl. . R. A. Nr. 297 vom 17. Dezember 1884) ist unter dem 10. Januar 1885 aufgehoben worden.

Vereinigte Staaten von Amerika.

In Gemäßheit eines Cirkulars des Schatzamts zu Washington vom 22. Dezember 1884 sollen, unter Aufhebung der bisher in Kraft befindlichen Bestimmungen (vergl. . R. A.“ Nr. 395 vom 12. Dezem⸗ ber 1884) vom I. Januar 1885 an nur noch solche Lumpen in die Ver⸗ einigten Staaten eingeführt werden dürfen, deren Desinfektion auf Kosten des Importeurs nach einem vorgeschriebenen Verfahren statt⸗ enn 9 ei,

ie Desinfektion kann in den Vereinigten Staaten an ein elnen durch das Schatzamt festgesetzten Orten nach der ge e, der Lumpen stattfinden; für das Ausland ist die Ausstellung eines Certifikates von hierzu ermächtigten Inspektoren, und die Beglau⸗ bigung desselben durch das nächstliegende amerikanische Konsulat vor⸗

geschrieben. 96

I) 22. Januar. Mittags. Artillerie Direktion zu Neapel. Liefe⸗ rung von Ledern und Fellen. Voranschlag 40 821 Lire. Kautton 4009 Lire. Nähere Bedingungen an Ort und Stelle.

2) 30. Januar. Mittags. Schiffsbau ⸗Bircktion des ersten See⸗ departement zu Spezia. Lieferung von rohem Leinöl. Voranschlag 61 875 Lire. Kaution 62090 Lire. Die näheren Bedingungen an Ort und Stelle sowie im Marine Ministerium zu Rom.

is 3 , , , ,.

Januar. rektion der Hospitä Veenhuizen zu Veenhujzen. k Lieferung von 320 606 kg Jutegarn.

Lieferung von zwei Paar eisernen Thüren und feinem eisernen Brückenwall für die Schleuse zu Blokfnjl, sowie einer eisernen Dreh⸗ vorrichtung über Schleuse Nr. 4 der Dedems vaart. Tarwerth 3556 Fi.

III. Serbien.

Ohne Datum. Direktion des Bürgerbospitals in Belarad. Lieferung von 2500 m zu Betttücherzeug (Breite j, 85 m), S500 m Hemdenzug (Breite 0835 m). Die Bewerber haben Proben vorzu · legen. Die Qualität ist ihnen frei gestellt. Die Waare muß gut und dauerhaft, der Preis franko Belgrad gestellt sein.

IV. Spanien.

I) 6. Februar. Secretaria de la capitania general de Marina del Departemento de Cadiz. Lieferung von:

Loos J. Eisen, Eisen⸗ und Messingröhren ꝛc. c.

Loos II. Nägel: große und kleine, Thürklopfer, Riegel, lederne Riemen 2c. 2c.

Loos III. Ziegelsteine und Sand zum Formen.

Anschlagssumme: Loos I. 193 722, 34 Pesetas,

1. 22 1535 909

.

Kaution für das J. Loos 9686, für das II. Loos 1106, für das III. Loos 635 Pesetas. Nähere Bedingungen bei der genamsten Be— hörde und im Marine⸗Ministerium zu Madrid.

Y. 9. Februar, 17 Uhr. Seeretaria de la Capitania general de Marina del Departemonto de Cartagena. Lieferung von 15 748 Eg. roher Hanf zu Tauwerk. 2 Loose. Voranschlag 127 Pes. für 100 kg. Kaution vro Loos provisorisch 400 Pes., definitiv 800 Pes.

3) 9. Februar, 2 Uhr. Dieselbe Behörde. Lieferung von 20 690 kg roher Hanf für Gewebe. 2 Loose. Voranschlag 145 Pes. für 190 kg. Kaution pro Loos provisorisch 600 Pef., definitiv 1200 Pes.

22. März. Kommission der Hafenarbeiten von San Juan de Puerto Rico. Lieferung von Baggermaterial: 1) Ein Schrauben Bagger von 190 Pferdekräften. 2) 5 Eisenpontons. 3) Ein Schlepper von 20 Pferdekräften. 4 Ein kleiner Schlepper von 20 Pferdekräften. Die näheren Bedingungen an Ort und Stelle.

Thürangel,

Berlin, 16. Januar 1885.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) Bei der heute angefangenen Ziehung der 4. Klasse I7I. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 3 Gewinne von 15 000 S auf Nr. 11 015. 38717. 56706. 2 Hewinne von 6000 S6 auf Nr. 91 412. 93 842. 43 Gewinne von 3000 M6 auf Nr. 3221. 3877. 7189. 8115. 11 510. 13112. 14 880. 15 417. 18 213. 21 268. 22 133. 24 772. 29 942. 39 052. 40 330. 47 641. 49 552. 55 039. 56 122. 57 316. 59 673. 63 658. 69 968. 70 226. 71 500. 72 968. 73 230. 75 919. 76 325. 77 218. 77783. 78 921. 81 415. 84 495. 85 286. 89 227. 90356. 365 Gewinne von 1500 S auf Nr. 3772. 5887. 8293. 16361. 15 755. 16046. 19932. 20542. 29 058. 29279. 30 196. 30 397. 31135. 33 163. 34 746. 37 466. 49 257. 52 189. 54 841. 55 515. 55 544. 56 065. 67 814. 68 517. 68 748. 70 904. 76 790. 76986. S5 282. 85 462. 90514. Gewinne von 550 6 auf Nr. 1480. 1718. 3109. 3780. 5801. 6624. 6874. 8113. 9373. 10 745. 12 696. 13 266. 14523. 16278. 17 906. 18445. 18987. 19 675. 19 898. 20 141. 20 581. 21 292. 21 317. 22461. 23 120. 23 267. 25 694. 25 704. 31 086. 31429. 32172. 32 281. 34 746. 36 619. 37 073. 39 542. 42 154. 42 378. 42 899. 43 615. 43 686. 49719. 54 984. 56 303. 56 793. 58 419. 58 621. 58 730. 59 332. 59 576. 60 094. 64 242. 65 010. 65 366. 65 764. 68103. 69 854. 72441. 74 620. 75 484. 76 650. 78 059. 80 989. 81 233. 83437. 83 674. 84751. 86719. 88 356. 89 750. 93 216.

7186. 19504. 42179. 60 785. 74 260. 81 526.

w f n Ff zum Besten der Opfer der Erdbeben in Spanien. Eine erschütternde Reihe von Unglücksfällen hat seit dem Weih⸗

nachtsfest zwei. Provinzen Spaniens betroffen. In Folge von Erd— beben, die bis in die letzten Tage gedauert und immer nenen Schaden dem alten hinzugefügt haben, sind eine größere Anzahl Städte und Dörfer ganz oder (heilweise in Trümmer gelegt worden. Tausende von Menschen wurden getödtet oder verwundet, die Besorgniß einer weiteren Katastrophe hat die Einwohnerschaft vieler Ottschaften ver⸗ anlaßt, aus ihren Wohnstätten zu fliehen. Die Stockung jeder geschäftlichen Thätigkeit, Krankheit und Noth sind zu den elementaren ECreignissen hinzugetreten und haben das Clend auf einen hohen Grad gene er, ß . in so großes und über weite Gebiete verbreitetes Un lück forde überall Theilnahme und werkthätige Hülfe heraus. ung J. 3 tionen, welche sich beeifern, jenen Gegenden beizustehen, wird auch die deutsche nicht zurückbleiben wollen, die, wenn sie niemals fremdem Unglück sich verschloß, sich in diefem besonderen Falle noch erinnern wird, mit welcher edlen Sympathie und Gastfreundschaft die von der Katastrophe heimgesuchten Gegenden den Erben des Deutschen Kaiser⸗ , . jn , haben.

ir wenden uns daher vertrauensvoll an die deutsche Natio mit der Bitte um Spenden für die so schwer 9 ,. .

Zur Annahme von Beiträgen ist jeder der Unterzeichneten bereit; außerdem können Zahlungen auch an die Königliche Hanpt⸗Seehand⸗ lungskasse, Berlin X. Jägerstr. 21, an die Präsidial⸗Kasse des König lichen Polizei Präsidiums. Berlin O., Molkenmarkt 1, an die stãdtische a Set fhungehaff⸗ Berlin C., Rathhaus, Zimmer 25 geleistet werden.

Die eingehenden Beiträge, über welche öffentliche Quittung er⸗ folgt, werden durch. Vermittelung der hiesigen Königlich , Gesandtschaft ungesäumt zur zweckentsprechen den Verwendung nach Madrid gesandt werden.

Berlin, den 15. Januar 1885. von Wedell Piesdorf, Präsident des Reichstages, Pariser Platz 2, Vorfi ender. Fürst von Hatzfeldt ⸗Trachenberg, Oberst⸗Schenk Sr. Naje tät des Königs, U. d. Linden 78, Dr. von Forckenbeck, Ober⸗ Bürgermeister, . Voßstr. 165, stellvertretende Vorsitzende. Eugen Landau, Königlich spanischer General Konsul, Wilhelmstr. 70 b., ler. Gehen e Oben, Be ed di cr

er, Geheimer er⸗Baurath un rofessor. Burggrafenstr. 15. Aßmann, Fürstbischöflicher Delegat, Propst bei St. , y. der Katholischen Kirche 4,5. Becker, Professor, Präsident der König⸗ lichen Akademie der Künste, Margarethenstr. 4. SD. Brückner, Propst, General · Superintendent von Berlin, Vize⸗Präsident des Evangelischen Aber⸗Kirchenraths, Propststr. 7. Georg Davidfohn, Redacteur des Berliner⸗Börsen ⸗Courirs, Zimmerstr. 2. Hr. Dernburg, Professor und Geheimer Justiz⸗ Kath, Rektor hiesiger Universität, Flottwell⸗ straße 3. F. Dernburg, Chef. Redacteur der Rationas-= Zeitung, Französischestt. 51. Dietrich, Geh. Kommerzien ⸗Rath, Vize Präsident der Aeltesten der Kaufmannschaft, Oranlen? burgerstr. 15. Freiherr von und zu Franckenstein, Erster Vice⸗Prasi⸗ dent des Reichstages. Dr. phil. Moritz Gumbinner, Journalist, Potsdamerstr. 5. Gussow, Prof., Mitglied der Akademie der Künste, Buchenstr. 2. Freiherr von Hammerstein, Chef⸗Redacteur der Kreuz Zeitung, Kilganstr. J. Graf Harrach, Victoriastr. 3. Haß, Regie⸗ rungs, Rath a. D. und Stadtverordneter, Friedrichstr. 175. Dr. von

2) 30. Januar, Mittags. Provinzialverwaltung zu Zwolle.

Dobenzollernstr. 21. Hoff mann, Amtsgerichte⸗Rath— Präsident des Reichstages, Korneliusstr. 3. Schriftsteller, Brückenallee 1.

Post ', Zimmerstr. 94.

Vice⸗·

SDopfen,

tcteur der

nd Ritterqutz. Chef · Redatteu deyden. Gch

straße 7. Reichstages. Prãäsident

Fra nz der Meer, 25. Paul Matthj⸗

Zeitung',

teher, Wallner⸗

Ritterstr. .

ĩ Veit, Ge⸗

on Wildenbruch,

29. Freiherr von

6 und Gouverneur von Berlin, Leipziger Platz 10. Wolff, Stadtrath, Victoriastr. 12.

Mit Rücksicht auf die große Zahl von Gesuchen, welche wegen Zulassung zum Hebammen -⸗ Unterricht hier eingehen, macht daz Polizei⸗Präsidium bekannt, daß alljährlich nur etwa acht Schüle⸗ rinnen für Berlin zugelassen werden, und daß nur solche Personen auf Zulassung zu rechnen haben, welche durch gute Schulbildung zur Gr, lernung der Hebammenkunst vorzugsweise befähigt sich zeigen und nicht jünger als zwanzig oder älter als dreißig Jahre sind. Die Gesuche um Zulassung zu dem am J. Oktober d. J. be⸗ ,. Unterrichte sind im Monat April d. J. einzureichen und enselben

1) der Geburtsschein,

2) ein Attest über die erfolgte Wiederimpfung,

3) ein Zeugniß der Orts⸗Polizeibehörde, in weichem bestätigt wird, daß die Bewerberin die erferderliche Zuverlässigkeit in Bezug auf den Hebammenberuf besitzt, unbescholtenen Rufes ist und ins besondere nicht außerehelich geboren hat, sowie

4) das von dem hiesigen Stadt⸗Physikus, welchem die vorgenann

ten Atteste vorzulegen sind, ausgestellte Befähigungtzeugniß beizufügen. .

Für die Dauer des Unterrichts sind 180 . Kostgeld und außer⸗

dem 31 Æ S0 für Bücher und Instrumente, welche bei der Außs— übung des Hebammengewerbes unentbehrlich sind und von der König lichen Charité Direktion geliefert werden, sowie für den Stempel des Zeugnisses im Voraus an die Königliche Charité ⸗-Kasse zu zahlen. Die letztere Summe wird denjenigen Schülerinnen, welche die Prüfung nicht bestehen, von der Charité Kasse zurückgezahlt. „Bei der allgemeinen Theilnahme, welche das Hinscheiden St. Königlichen Hoheit des Prinzen August von Württem⸗ b erg gefunden hat, wird die Notiz von befonderem Interesse sein, daß im Verlage von Paul Bette hierselbst, W. Kronenstraße 49, das Porträt des verewigten Prinzen nach Anton von Wernerz genialer Handzeichnung, mit dem Facsimile der Unterschrift, in wohlgelungenem Abdruck erschienen ist. (Preis 2 6)

Frankfurt a. M., 16. Januar, Nachm. (W. T. Polizei -Präsidium macht durch Straßenanschlag bekannt, daß die auf die Entdeckung des Mörders ' des Polizei Rath Rumpff ausgesetzte Belohnung von 3000 „' im Auftrage der Regierung auf 10 600 M erhöht worden ist.

B.) Daß

Hr. Emil Sauer, ein Pianist ersten Ranges, aus der Schule Rubinsteins und Liszts hervorgegangen, gab gestern im Saase det Sing⸗ Akademie ein Concert, in welchem er die verfammelten Zu⸗ hörer in die böchste Bewunderung, ja man kann sagen Begeisterung versetzte. Sein Spiel vereinigt alle Vorzüge des Anschlags, der perlend, weich und kräftig ist. Dabei beherrscht der Künstler zugleich eine noch größere Stufenleiter der Schattirungen des Ausdrucks als andere Virtuosen. Seine Ausdauer und Claftizität in geistiger und physischer Beziehung, die ihn nach fast dreistündiger Bewältigung der größten Schwierigkeiten gleich frisch erscheinen ließ, steht fast ohne Beispiel da. Die hervorragend ten Werke des gestrigen Abends waren zwei Llavierconcerte von Sgambati und T. Scharwenka. Der erstere, ein Freund Liszts ist, in Italien, wo derselbe lebt, ein wohlbekannter Komponist. Sein Concert, dessen erster Satz etwas formlos und dem Klavier gegenüber mit zu massenhaften Orchestereffekten aus⸗ gestattet ist, ließ erst im Andante durch zarte Melodie und im Finale durch die höchst lebhaften, fast tanzartigen Rhythmen das wahre Naturell des Italiener erkennen. Das Concert von Scharwenka besteht aus drei im Tempo des Allegro geschriebenen Theslen; einen Ersatz für das Andante bildeten' die in die Hauptsätze ein⸗ geflochtenen zarten und melodiereichen Zwischensaͤtze. In dem ganzen, durchweg originell erfundenen Werke möchten wir doch dem Scherzosatz den Vorzug geben. Verschiedene kleinere Klavierstücke von Schumann, Chopin. Rubinstein und Tschaikowsly⸗ Liszt gaben dem Concertgeber noch ferner Gelegenheit, seine außer⸗ ordentliche Virtuosität glänzen zu lassen, der wir hoffentlich auch ein⸗ mal im Vortrage eines Beethovenschen Werks begegnen werden. Das Philharmonische Orchester bewährte unfer der sicheren Leitung des Drn. K. Scharwenka seinen ehrenvollen Ruf. Rauschender Veisall des zahlreich versammelten Publikums folgte dem Vortrage jeder einzelnen Nummer.

Morgen, Sonnabend, Abends 8 Uhr, wird Mr. Stuart C. Cumberland im Wintergarten eine öffentliche Studenten Ssan ge abhalten. Die Berliner Symphoniekapelle wird dabei unter Professor von Brenners Leitung konzertiren. Ble Preise der Plätze sind? Terrasse 3 MSM, reservirter Sitz, Parquet 2 M, Entritt L464 Der Vorverkauf findet im Bureau des Wintergartens, im Invalidendank (Markgrgfenstraße 5ia), bei Rudolph Bach (Uintzr den Linden 46), und für Studirende in“ der Akademischen Lesehalle (Hegelplatz I) statt.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen

Berlin:

Helmholtz, Geheimer Regierungs⸗Rath und Professor an der Universi⸗ tat, Neue Wilhelmstr. 16. X. Hertel, Professor, Landschaftsmaler,

(einschließlich Börsen Beilage).

rung ihrer Anschauungen nicht eingetreten.

gerade

llassen, als die Kraft des Einzelnen nicht ausreiche.

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Prenßischen Staats-⸗Anzeiger.

13.

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 16. Januar

1885.

Aichtamtliches.

reußen. Berlin, 16. Januar. In der gestrigen H des Reichstages, welcher der Reichskanzler sürst von Bismarck, sowie mehrere andere Bevollmächtigte um Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, surden auf Grund der Anträge der Abgg. Liebknecht, Grillen⸗ erger und Viereck die gegen die Abgg. Auer, Bebel, Dietz, Frohme, Viereck und von Vollmar schwebenden Strafverfahren ir die Dauer der Session sistirt. ĩ Darauf, wurde die gestern abgebrochene Berathung über hie sozialpolitischen Antrage der Abgg. Dr. Freiherr von Hert⸗ ling, Lohren, Dr. Kropatscheck, Dr. Buhl und Stöcker fortgesetzt. Per Abg. Dr. Baumbach erklärte, er wolle nur kurz die Stellung seiner Partei zu den vorliegenden Fragen charak⸗ ferisiren und zugleich den Wunsch aussprechen, daß auch die BVertreter der Regierung dem Hause ihren Standpunkt klar legten, schon damit er wisse, ob der Reichskanzler noch heute ffeine frühere Stellung zu diesen Dingen inne habe; damals habe der Kanzler sich zum Normalarbeitstag wesentlich ab— sichnend verhalten. Innerhalb seiner Partei sei eine Aende⸗ Von jeher habe gerade seine Partei Fragen des Arbeiterschutzes im engeren Sinne zur Sprache gebracht, aber die Anträge seiner Partei seien bisher vom Bundesrath nicht berücksichtigt worden. Diese Anträge auf Arbeiterschutz seien also aus den Reihen des vielgescholtenen, als

herzl geltenden Manchesterthums hervorgegangen, eine

Phrase, von der man immerhin bei Wahlagitationen, aber

nicht hier im Hause Gebrauch machen möchte. Seine Partei halte an ihren Anschauungen fest: sie sei noch heute gegen die Einführung der Arbeitsbücher, verwerfe jedes System polizeilicher Bevormundung und wolle staatliche Hülfe, staat— lichen Schutz, staatliche Gesetzgebung nur so weit eilt Zuglei

bekämpfe seine Partei den Irrthum, als sei es durch Gewerbe⸗ agesetzzebung möglich, neue Lebensverhältnisse zu schaffen. Die Gesetzzebung solle die vorhandenen Lebensverhältnisse regeln, nicht neue schaffen. Die modernen Verkehrsverhältnisse ließen sich nicht in enge Gesetzesparagraphen einzwängen; das zeige

z. B. der fehlgeschlagene Versuch, in der Provinz Sachsen die

uritanische Sonntagsheiligung einzuführen. Im Uebrigen stehe er den vorliegenden Anträgen keineswegs prinzipiell ablehnend gegenüber; er wünsche ihre kommissarische Berathung, obwohl der Hertlingsche Antrag wegen seiner unbestimmien, all— gemeinen Fassung keine rechte Basis für positive Verhand— lungen biete. Er bedauere, daß nicht zugleich mit dem Antrag auch das in Aussicht gestellte sozialdemokratische Arbeiterschutz= gesetz vorliege, und wünsche, daß die Herren sich mit ihrer Arbeit etwas beeilten. Freilich werde man auch hier die Er— fahrung machen, daß es leichter sei, solche Fragen agitatorisch, als legislatorisch zu behandeln. Er erinnere an das Börsensteuerprojekt, welches ja auch im Arsenal der Gegner bei der Wahlagitation eine erhebliche Rolle gespielt habe, ohne daß es bisher gelungen sei, das rein agitatorische Material in eine gesetzgeberisch mögliche Form zu gießen. Die Kommission werde darauf zu sehen haben, daß sie in ihrem Bestreben, für die Wohlfahrt der Arbeiter zu forgen, nicht zu

Resultaten komme, die das Gegentheil seien, und die zu einer

erheblichen Beschränkung der freien Bewegung im Gewerbe— verkehr führen würden. Die Fragen seien nicht so einfach zu regeln, wie es den Anschein habe. Die gewiß der Humanität entsprechenden Vorschriften, z. B. daß für sugendliche Arbeiter stets eine Anzahl täglicher Arbeitspausen eintreten, während welcher sie die Fabrik verlassen müßten, habe in der Praxis manche Unzuträglichkeiten im Gefolge gehabt. Denke man an die ungünstige Witterung zur Winterszeit, wo die jugendlichen Arbeiter besser

in der Fabrik als außerhalb aufgehoben seien, an die Verhält⸗

nise in Großstädten, wo die Arbeitspausen lediglich zum Besuch von Schanklokalen benutzt würden, so nach dem Bericht der Fabrikinspektoren der Entsittlichung der jugend⸗ lichen Arbeiter Vorschub leisten würden und ihrer körperlichen Entwickelung schädlicher seien als die Fabrikarbeit. Daß die Frauenarbeit in neuerer Zeit sehr zugenommen habe, müsse er bestreiten, eher sei das Gegentheil der Fall. Den konser⸗ vativerseits gemachten Vorschlag, die Hausindustrie gegen— über der Fabrikarbeit zu fördern, halte er für bedenklich. In den Fabriken sei viel mehr Gelegenheit, einen wirksamen Ärbeiterschutz auszuüben, als in den Wohnungen. Die Sonntagsfrage sei ferner nicht allein vom christlich religiösen Standpunkte zu behandeln, sondern wesentlich von dem Ge— schtepunkte, daß der Arbeiter am Sonntag der Erholung be— dürfe, um nachher mit mehr Freudigkeit und Eifer arbeiten ju kövnnen. Die Frage müsse aber nicht für die Fabrik- arbeiter allein, sondern, wenn überhaupt, dann füͤr alle gewerblichen und sonstigen Arbeiter geregelt werden. Ein Jormalarbeitstag ferner werde von den Antragstellern selbst nicht verlangt, sondern nur ein Maximalarbeitstag. Nur der letztere sei auch überhaupt diskutabel. Ein Normal⸗ Arbeitstag wäre nur möglich Hand in Hand mit einem Normalarbeitslohn, und dieser wieder nur, wenn man auch einen Normalarbeitsmenschen einführen könnte, den es natürlich nicht gebe. Aber auch der Maximalarbeitstag biete sehr erhebliche Schwierigkeiten; derselbe würde sich besonders in Zeiten, wo viel Ärbeit in einzelnen Industriezweigen sei, wie . B. um die Weihnachtszeit, schwer durchführen lassen. Er offe, daß die Kommission bei ihren Berathungen vor Allem den eigentlichen Arbeiterschutz, den Schutz gegen Krankheit und Unfall, im Auge behalten werde. Die Unfallsverhütung i viel wichtiger, wie die Unfallsversicherung. Er wünsche, doß es den Ärbeiten der Kommission gelingen möchte, den sozialen Frieden zu fördern; er wünsche aber auch, daß diese arbeiterfreundliche Stimmung, welche die Herren auf der Rechten und die Nationalliberalen heute zeigten, auch dauerhaft sei; daß sie namentlich dann hervortreten möchte, wenn das Haus sich demnächst mit der Frage der Erhöhung der Getreidezölle zu beschästigen hahen werde. Es sei eigenthümlich, daß, während das Haus sich hier mit arbeiterfreundlichen Vorschlägen beschäftigel, der

andere Faktor der Gesetzgebung, der Bundesrath über Erhöhung der Getreidezölle berathe, welche für die Ar— beiter gewiß sehr bedeutungsvoll sei, aber nicht im freund— lichen Sinne. Er wünsche also die kommissarische Be— rathung der Anträge; wahre sich aber dabei ausdrücklich den Standpunkt, daß er die Legislatur nur da eintreten lassen wolle, wo die Kräfte des Einzelnen ungenügend seien, daß er keine polizeiliche Bevormundung und keine gewaltsame Ein— fchränkung der Entwickelung des gewerblichen Lebens wolle.

Hierauf ergriff der Reichslanzler Fürst von Bismarck das Wort:

Ich batte nicht geglaubt, daß bei dieser Gelegenheit die Frage der Getreidezölle von dem Herrn Vorredner in die Diskussion gejogen und in der Art und Weise gekennzeichnet werden würde, wie es am Schluß seiner Rede geschehen ist. Ich habe ihm darauf nur in Kurzem zu erwidern, daß die verbündeten Regierungen, wenn sie Ihnen Vorlagen wegen Erhöhung der Getreidezölle machen, dabei eben von den arbeiterfreundlichen Gesinnungen, von denen sie beseelt sind, geleitet werden. Diese Vorlagen sind gemacht, einmal im Interesse der Arbeiter, die bei der Landwirthschaft thätig und die vom Gedeihen derselben abhängig sind ich glaube, daß in keinem einzigen Gewerbe mehr Arbeiter betheiligt sind, als in der Landwirthschaft dann aber auch im Interesse aller Geschafte, die überhaupt Arbeit und Brod geben; sie alle wer— den gedeihen. Es ist ein altes Sprüchwort: Hat der Bauer Geld, so hats die ganze Welt. Retten Sie die Landwirthschaft vor Dürftig— keit, vor der Nothwendigkeit, ihre Intensität, ihre Arbeiterzabl zu vermindern und immer mehr Arbeiter nach den Städten hineinzu— werfen, die auf dem Lande ihr Brod nicht finden können, weil es nicht mehr lohnt, die Landwirthschaft in dem Umfange zu betreiben, wie bisher; erhalten Sie den Landwirthen und dem großen Grund besitz, also der Majorität ich meine nicht den Großgrundbesitz, sondern die große Masse des Grundbesitzes, den bäuerlichen so—⸗ wohl wie den auecgedehnten die Kauffähigkeit, von der allein die übrigen Arbeiter leben, und Sie werden die ganze Industrie und die ganze Aibeiterbevölkerung dadurch unter— stützen und ihr Gelegenheit zu dauerndem Verdienste geben. Thun Sie das Gegentheil wie der Herr Vorredner es zu meinem Be— dauern am Schlusse seiner Rede getban hat, die sonst viel An— sprechendes für mich hatte —, fassen Sie es von der Seite auf, so kommen Sie dahin, durch Verarmung der Landwirthschaft die Industrie zu schädigen, weil ihr die Abnehmer fehlen. Wird die Industrie geschädigt, so ist der erste, der darunter leidet, der industrielle Arbeiter, weil ihm die Henne, die ihm die Eier legt, stirbt oder ausgeschlachtet wird. Es giebt keine größere Kalamität für die Arbeiter, als der Niedergang der Industrie überhaupt, mag er herbei⸗ geführt sein, auf welche Weise man will.

Ich bin mit dem Herrn Vorredner über die Unmöglichkeit eines Normalarbeitstages ganz einverstanden. Ich will darauf nicht ein‘ gehen, weil ich wiederholen müßte, was der Hr. Abg. Dr. Buhl gestern gesagt hat.

Was der Herr Vorredner, ehe er auf die Irrthümer seiner Partei über Getreidezölle gerieth, auch seinerseits gesagt hat, das will ich nicht hier wiederholen, sondern nur in kurzen Sätzen zusammen— fassen.

Ein Maximalarbeitstag hat die Gefabr, daß nun ein jeder Arbeitgeber sich berechtigt hält, bis auf das Maximum heraufzugehen, auch der, welcher es früher nicht gethan. Wenn es heißt: „14 Stun— den was ich für einen ungeheuerlichen Arbeitstag und für un— zulässig halte dürfen nicht überschritten werden“, so wird auch der Arbeitgeber, der bisher nur 10 oder 12 Stunden arbeiten ließ, sich sagen: bis 14 Stunden kann ich gesetzlich gehen! Darin liegt die Gefahr für eine Maximalbestimmung.

Ein Normalarbeitstag, wenn er sich erreichen ließe, wäre ja außerordentlich wünschenswerth. Wer empfindet nicht das Bedürfniß zu helfen, wenn er den Arbeiter gegen den Schluß des Arbeitstages müde und ruhebedürftig nach Hause kommen sieht, wenn er ihn miß— müthig, unter der Zumuthung von Ueberstunden erbittert darüber findet, daß ihm die Ruhe nicht gestattet ist, die ihm lieber wäre als das Geld, was er für die Ueberstunden noch verdient, der müßte kein Herz im Leibe haben, der nicht den dringenden Wunsch hätte, dem Arbeiter aus dieser Nothlage herauszuhelfen. Wie dies aber gemacht werden soll, ja, da hoffe ich, daß, wenn es dahin kommt, daß die Regierung sich mit den Arbeitern beschäftigt, die Herren, welche den Antrag auf Normalarbeitstag ge— stellt haben, auch ihrerseits die Leitung der Thätigkeit der Regierung dabei übernehmen werden; denn die Herren, welche diesen Antrag ge⸗ stellt haben, wi sen offenbar ein Mittel, wie es zu machen sei; sonst würden sie den Antrag doch nicht gestellt haben. Sie würden der Regierung einen außerordentlichen Gefallen thun, wenn sie über die Art, wie das zu machen ist, sich näher aussprechen und die Weisheit, in deren Besitz sie bisher sind und in deren Besitz sie den Antrag gestellt haben, der Regierung mittheilen wollten, damit wir uns da— nach richten könnten. Wir würden sehr dankbar sein.

Bisher stoßen wir uns immer an dem ersten Satz. Den will ich kurz nur reassumiren, und zwar dahin, daß ein Normalarbeitstag nothwendig einen Normallohnsatz bedingt; sonst laufen wir Gefahr, daß wenn Sie den Arbeitstag um durchschnittlich 20 herunter setzen, der Lohnsatz unaufhaltsam, ohne daß die Regierung es hindern kann, allmählich oder schnell ebenfalls um 20 fällt. Wer soll nun diesen Ausfall tragen? wer ersetzt das? Wollen Sie das aus Staatẽ— mitteln dem Arbeiter ersetzen, was er durch Lohnverminderung er— leidet? Der Arbeiter hat in den meisten Fällen jetzt gerade so viel, wie er bei seinen Bedürfnissen braucht; sinkt der Lohn, so hat er weniger. Also das muß ihm auf irgend eine Weise ersetzt werden. Wollen Sie es dem Arbeitgeber auferlegen, wie ich aus dem Tenor der Rede des Hrn. von Heriling schließe, so ist es möglich, daß eine Anzahl Industrien das tragen können; ob sie es tragen wollen, ob sie sich nicht zurückziehen, ob nicht dadurch, wie ich vorhin sagte, der Tod der eierlegenden Henne eintritt, die Arbeit absolut aufhört, und der Arbeiter gar keine Arbeit mehr findet, das ist eine Frage, die kann durch Enqueten ermittelt werden, und ich bin gegen keine Enquete. Vergegenwärtigen Sie sich doch, daß sich im Augenblick in der Umgebung von Paris Zeitungsnachrichten nach 300 000 brotlose Arbeiter konzentriren, weil die französische Industrie sich nicht mehr in der Lage befindet, sie zu beschäftigen. Könnte es mit irgendwelchem Gewinn geschehen daß sich irgend ein Fabri⸗ kant aufopfert und mit Verlust arbeitet, das erwarten Sie doch wohl selber nicht —, könnte also die Industrie in Paris und in Frankreich mit Gewinn betrieben werden, so würden diese 300 009 Leute Arbeit haben, sie würden vielleicht kümmerlich und im Schweiße ihres Angesichts Brot haben und es vielleicht mit einer gewissen Verbitterung genießen, aber sie würden überhaupt Brot haben. Was jetzt daraus werden soll, das weiß ich noch nicht. Also auch nach der Seite liegt ein Extrem, dem man nicht zu nahe treten muß. Die Konkurrenz im Inlande kann durch allgemeine Bestim mungen beschränkt werden; aber die Spitze unserer Industrie ist die Exportindustrie; lassen Sie die Exporfindustrie konkurrenzunfähig werden mit dem Auslande, und unsere ganze Industrie wird darunter leiden; die Möglichkeit, die Arbeiter zu beschäftigen, wird sofort erheblich zurückgehen, wenn die Exportindustrie geschädigt und nicht mehr mit dem bisherigen Erfolge zu arbeiten im Stande ist. Das

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zu ist ungefähr die Stel⸗ lung, die das Centrum mit diesem Antrage einnimmt. Wir Schreiber von Ministein sollen uns etwas ausdenken, was Sie selbst nicht wissen. Wenn Sie es wissen, so wiederhole ich meine dringende Bitte: Sagen Sie, wie das zu machen ist. Be⸗ halten Sie Ihre Weisheit nicht für sich als ein Patent, was geheim⸗ gehalten werden soll. Können Sie die Möglichkeit schaffen, daß ein Normalarbeitstag in einer für Alle annehmbaren Länge sagen wir 10 Stunden geschaffen werde, ohne daß der Arbeiter an Lohn verliert und ohne daß eine Industrie leistungsunfähig wird: dann thun Sie es.

Aber wenn Sie diese Aufgabe für Deutschland allein erfüllt haben, dann haben Sie noch das Wenigste gethan; es sei denn, daß Sie Deutschland mit einer chinesischen Mauer umgeben könnten und daß wir uns in Konsumtion und Produktion gegenseitig vollständig genügten, die Nation in allen ihren Ständen und Abtheilungen. Das ist aber nicht der Fall. Die ganze Sache wäre nur dann aus⸗ führbar, wenn wir durch ein Abkommen mit der ganzen Welt so, wie der General ⸗Postmeister einen Weltpostverein gestiftet hat, einen Weltarbeitstagsverein herstellen könnten zugleich mit einem Weltlohnsatzverein, der Amerika, England und alle, die Industrien haben, kurz: alle Welt umfaßte, und daß auch Keiner sich unterstände, seinen Beamten und seinen Aufsichtsbeamten oder diese ihren Arbeitern zu gestatten, im Interesse der Konkurrenz von diesem Satze im Mindesten abzuweichen. Daß das nicht möglich ist in der Welt, in der wir leben, das werden Sie selbst mir zugeben.

Wenn wir aber allein auf diese Bahn uns begeben werden, dann haben wir auch allein die Folgen unseres Experiments zu tragen, und ich glaube nicht, daß es uns gelingen wird, auch nur einen einzigen unserer Nachbarn zur Rachfolge zu bewegen. Diejenigen, die es gethan h haben es nur anscheinend möglich machen können. Nicht überall wird das Befolgen der Gesetze so genau überwacht wie bei uns, und in Folge dessen ist nicht überall dieselbe Gewissenhaftigkeit vorhanden. Der Arbeitstag ist thatsächlich nirgends durchgeführt, angeblich och am Genauesten in der Schweiz. Daß er auch dort umgangen wird und toto die umgangen wird, daß von den kontrolirenden Beamten überall die Unmöglichkeit eingesehen wird, das gegebene Versprechen zu halten, das ist Ihnen Allen bekannt und ist hier von den Rednern auch schon gesagt worden.

Wir, die verbündeten Regierungen, wollen aber keine Ver⸗ sprechungen geben, die wir nicht glauben halten zu können; je mehr wir von dem dringenden Wunsch beseelt sind, für die arbeitenden Klassen nicht blos, sondern für alle Nothleidende und den unteren Steuerklassen Angehörige durch den Staat zu thun, was irgend in den Kräften und der Möglichkeit des Staates ist: um so weniger werden wir uns dazu hergeben, nach Popularität zu haschen dadurch, daß wir Dinge versprechen, die wir nicht für realisirbar halten.

Der Abg. Ackermann bemerkte, als im Jahre 1882 vom Abg, von Hertling eine Interpellation eingebracht worden sei, welche sich in derselben Richtung ergangen habe, wie der jetzt von demselben gestellte Antrag, habe der Reichskanzler die Er⸗ klärung abgegeben, daß derselbe die Ziele, welche der Abg. von Hertling aufgestellt habe, zwar für gerechtfertigt halte, aber nicht beurtheilen könne, ob Alles, was als wunschens⸗ werth bezeichnet werde, auch ausführbar sei. Dazu bedürfe es einer Prufung dieser Fragen durch die zu bildenden korporativen Verbände, und zugleich habe der Kanzler versprochen, das ein⸗ schlägige Material im nächsten Frühjahr dem Hause vorzulegen. Inzwischen habe sich allseitig die Erkenntniß Bahn gebrochen, daß die Sonntagsheiligung, wie sie ein Gebot des Christen⸗ thums sei, auch aus sanitären Gründen zu erstreben sei. Nicht den puritanischen englischen Sonntag wolle seine Partei in Deutschland einführen. Den städtischen Arbeitern solle die Gelegenheit nicht benommen werden, am Sonntag mit der Eisenbahn hinaus ins Freie zu fahren. Was seine Partei herbeizuführen wunsche, sei der alte deutsche Sonntag, den die deutschen Dichter, wie Eichendorf, Schenkendorf, Uhland, so schön besungen hätten. Wer die schwere Last der Wochen⸗ arbeit getragen habe, dem solle am Sonntag wenigstens ver⸗ stattet sein, Gottes Wort zu hören und sich seiner Familie zu widmen. Wenn die Sache nun so liege, so sei auch klar, daß von der Gesetzgebung ein Mehreres ge⸗ schehen müsse. Das Verbot der Sonntagsarbeit müsse gesetzlich ausgesprochen werden, allerdings unter Zulassung von Ausnahmen. In den Werkstätten möge Sonntagsarbeit