1885 / 17 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Jan 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Die Kollation, d. h. die Ausgleichung unter den Kindern des Erblassers wegen der Ausstattungen und anderen uwendungen, die ein oder mehrere Kinder bei Lebzeiten des blassers erhalten haben, welche nach §§. 303 ff. Th. II. Tit. 2 des Preuß. Allg. Landrechts bei der gesetzlichen Erbfolge ein⸗ tritt, findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 8. Dezember v. J., bei der testamen⸗ tarischen Erbfolge ebenfalls statt, soweit nicht der Erblasser im Testament die Kollation überhaupt oder zu bestimmten Be⸗ trägen ausgeschlossen hat.

Gemäß der bezüglichen Bekanntmachung des Ober⸗ Präsidenten der Provinz Brandenburg, Staats⸗-Ministers Dr. Achenbach, trat am 15. d. M. der 57. Kommunal—⸗ Landtag der Kurmark unter Vorsitz des Majors a. D. und Domherrn des Hochstifts Brandenburg, von Rochow auf Plessow, im Ständehause zu Berlin zusammen. Der Vor⸗ sitzende eröffnete den Landtag mit einem Hoch auf des Kaisers und Königs Majestät, in welches der Landtag begeistert dreimal einstimmte. Durch den Tod ist aus dem Landtage geschieden der Abgeordnete der kollelti wählenden Städte der Kreise Zauch-Belzig, Ost- und Westhavelland und Ruppin, Zimmermeister Kluge zu Nauen. Der Landtag ehrte das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Durch Ablauf des Mandats sind aus dem Kommunal-⸗Landtage geschieden: der Abgeord⸗ nete der Ritterschaft des Kreises Beeskow⸗Storkow, Ritt⸗ meister a. D. von der Schulenburg-Ragow und der Abge— ordnete der Landgemeinden der Kreise Teltow c., Amts— vorsteher Pasewaldt zu Zehlendorf. Neu eingetreten in den Landtag sind: Dekonomie⸗Rath Scherz auf Kränz—⸗ lin als Abgeordneter der Ritterschaft Ruppinschen Kreises, Premier⸗Lieutenant Osterroht auf Hartmannsdorf als Abge— ordneter der Ritterschaft des Beeskow⸗Storkowschen Kreises und Amtsvorsteher Schulze zu Lamitsch als Abgeordneter der Landgemeinden der Kreise Teltow 2ꝛcc. Als Stellvertreter sind oönwesend: Graf zu Solms-Baruth zu Klitschdorf für seinen am Erscheinen behinderten Vater, den Grafen zu Solms⸗Baruth, der Rittergutsbesitzer Kiepert⸗Marienfelde für die Ritterschaft Teltowschen Kreises und der Stadtrath Hübener zu Rathenow als Stellvertreter des verstorbenen Abgeord⸗ neten Kluge. Neuwahlen stehen noch aus für die Ritterschaft des Teltowschen Kreises, für die kollektiv wählen⸗ den Städte des Kreises Zauch-Belzig, Ost⸗ und Westhavel— land und Ruppin und für die Landgemeinden der Prignitz. Die Niederlausitz wird in Angelegenheiten der Land⸗-Feuersozitaͤt vertreten durch die Herren Landrath Freiherr von Manteuffel und Landsyndikus Freiherr von Buddenbrock. Nach Mit⸗ theilung dieser Personalien konstituirte der Vorsitzende die Versammlung, indem er den Abgeordneten der Stadt Branden— burg, Hammer, zum Protokollführer berief und drei Ausschüsse bildete: den 1. für die Angelegenheiten der Land-⸗Feuersozietäͤt, den 2. für diejenigen der Kurmärkischen Hülfskasse und die bezüglichen Petitionen und Unterstützungsgesuche, welche in diesem Jahre noch reichlicher eingegangen find als im vorigen Jahre, und den 3. für das Kriegsschuldenwesen. Zum Vorsitzenden des 1. Ausschusses wurde der Geheime NVegierungs⸗-Rath und Landrath von Winterfeld und zu dessen Stellvertreter der Landrath Freiherr von Manteuffel, zum Vorsitzenden des 2. Ausschusses der Wirkliche Geheime Rath von Klützow und zu desser' Stellvertreter der Erbjägermeister von Jagow, und zum Vorsitzenden des 3. Ausschusses der Baron von Knobelsdorff und zu dessen Stellvertreter der Kreisdepu⸗ tirte von Kröcher ernannt. Diesen drei Ausschüssen und dem xitterschaftlichen Konvente wurden die bisher eingegange— nen 98 Sachen zur Bearbeitung überwiesen, soweit sie nicht, wie die Dankschreiben der von dem 56. Kommunal-⸗Landtage bedachten milden Stiftungen, durch Kenntnißnahme des Landtages zu erledigen waren. Die Präklusivfrist für den Eingang der in der gegenwärtigen Session noch zu erledigenden Sachen wurde auf den 20. d. M. einschließlich, und die nächste Sitzung des Landtages, mit Rücksicht auf die Arbeiten der Ausschüsse, auf Dienstag, den 20. d. M., Mittags 12 Uhr, anberaumt, in welcher zunaͤchst die Wahlen des Vor— sitzenden des Kommunal-Landtages und dessen Stellvertreters

und diejenige der Mitglieder und deren Stellvertreter zur Kommission für die außerordentlichen Revisionen der stän⸗ dischen Kassen vorgenommen werden sollen.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich spanischen Hofe, Graf zu Solms-Sonnewalde, ist von dem ö Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Madrid zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Während der Abwesenheit des Königlich sächsischen Gesandten am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Wirklichen Geheimen Raths von Nostitz-Wallwitz, werden die Gesandtschafts⸗ geschäfte durch den Militärbevollmächtigten, Major von Schlieben, wahrgenommen.

. Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schwarzburg⸗sondershausensche Staats-Minister Reinhard, ist von hier wieder abgereist.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Kamnitzer in Allenstein, Dr. Sembrjtzki in Königsberg i. Pr., Dr. Simon in Palmnicken, Dr. Werner in Saalfeld, Dr. Hartwig in Arnswalde, Jansen in Münster i. W., und Dr. de Voys in Cöln.

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 19. Januar. (Thür. C) Prinz Wilhelm von Sachsen⸗Weimar, ältester Sohn des Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar, hat sich mit der Prinzessin Gerta von Fsenburg— dingen-Wächters bach verlobt. Der Prinz (geb. 1853) ist Secon de Lieutenant im 2. Badischen Dragoner⸗Regiment Nr. 21, die Prinzessin (geb. 1863) steht im 22. Lebensjahre.

Anhalt. Dessau, 17. Januar. (Lpz. Ztg.) Der Fürst und die Fürstin von , . haben nach mehrwöchigem Aufenthalt gestern den Herzoglichen Hof verlassen, um nach Sondershausen zurückzukehren. Die ver⸗ wittwete Herzogin von Bernhurg ist mit ihrem Gefolge von Ballenstedt abgereist, um die Wintermonate in Montreux J verleben. Heute werden die Erbprinzlichen Herr— schaften im Stadischlosse eine Deputation empfangen, welche ihnen die Ehrengabe des Landes zu ihrer Vermählung,

einen jetzt erst vollendeten, fol ̃ überreichen wird. ossalen silbeinen Tafelauffatz,

Desterreich⸗Ungarn. Wien, 19. Januar. (W. T. B.) Der Kaiser hat, wie die Polit. Corr.“ meldet, dem König und der Königin von Spanien anläßlich der Erdbeben telegraphisch sein Bedauern ausgesprochen und 20 000 Fr. für die durch die Katastrophe Heimgesuchten gespendet.

20. Januar. (W. T. B.) Die heutige Wiener Ztg.“ veröffentlicht ein Kaiserliches Handschreiben, durch welches Graf Hohenwart an Stelle des verstorbenen Fürsten Adolf Auersperg zum Präsidenten des obersten Rechnungshofes ernannt wird.

Agram, 17. Januar. (Wn. Abdp.) Der Serben—⸗ Klub beschloß heute Nachmittag, die serbischen Abgeordneten des kroatischen Landtages und des ungarischen Reichstages zu einer Konferenz für den 1. und 2. Februar nach Pest ein⸗ zuberufen. Die Konferenz wird über das weitere Vorgehen der Serben in Ungarn und Kroatien sowie bezüglich der Gründung eines Klub⸗Organs zu beschließen haben. Eventuell soll auch der Ort und Zeitpunkt für eine alle Schichten der serbischen Bevölkerung umfassende große Konferenz bestimmt werden. Die Nachricht einiger Blätter von der bevorstehenden Aenderung der politischen Haltung des Serben⸗Klubs ist voll— ständig unbegründet.

Niederlande. Luxemburg, 19. Januar. (W. T. B.) Der Präsident der Kammer hat die Abgeordneten benach⸗— richtigt, daß in Folge der noch nicht ganz beseitigten Ministerkrise keine Angelegenheit zur Berathung in öffent— licher Sitzung vorliege und die Sitzungen daher bis zu einer weiteren Einberufung ausgesetzt werden.

Großbritannien und Irland. London, 19. Januar. (W. T. B.) Nach Malta ist gestern der Befehl ergangen, ein Regiment Infanterie nach Egypten zu senden, welches in Alexandrien gelandet werden soll.

Frankreich. Paris, 19. Januar. (W. T. B.) Das Jour⸗ nal „Le Monde“ erklärt die gestern vom „Figaro“ gebrach⸗ ten Gerüchte von einem Bruch zwischen Frankreich und dem Vatikan formell für unbegründet und hebt hervor: das nächste Konsistorium sei speziell dazu anberaumt worden, um die neuen französischen Bischöfe zu präconisiren. Das Blatt hält es auch nicht für unmöglich, daß die Frage wegen der drei französischen Kardinäle demnächst gelöst wer— den werde.

Das an der Börse verbreitete Gerücht, der Admiral Courhet habe eine Niederlage erlitten, wird von der „Agence Havas“ als un hegründet bezeichnet. Eine Depesche des Generals Brisere de l'Isle konstatirt, daß die Lage der Truppen in Tongking eine gute und der Gefund— heitszustand vorzüglich sei.

Wie es heißt, wird der Kriegs-Minister der Kam— mer einen Gesetzent wurf unterbreiten, welcher eine Mo⸗ bilisirung im kleineren Mtaßstabe zum Gegenstand hat. Nach demselben sollen die in Tongking stehenden Bataillone durch Freiwillige aus der aktiven Armee, welche mindestens ein Jahr lang gedient haben, kompletirt werden. Die auf diese Weise ent stehenden Lücken in der Armee sollen durch die entsprechende Anzahl junger Leute aus der Kategorie der n,, des Kriegs-Ministers Gestellten ausgefüllt werden. rx

Spanien. Madrid, 19. Januar. (W. T. w) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer inter— pellirte der republikanische Deputirte Labra die Regierung über ihre auswärtige Politik, insbesondere über die Stellung Spaniens zu Deutfchland und Italien und forderte eine kluge, aufmerksame und die Dinge voraus— sehende Politik. Der Minister-Präsident Eanova's del Castillo wies auf die Widersprüche in den Aus— führungen Labras hin: Labra fordere einerseits eine weit— sehende Politik und tadele andererseits doch die hierzu er⸗ forderliche militärische Entwicklung Spaniens. In Bezug auf Deutschland sprach sich der Minister-Präfident 'in der achtungsvollsten Weise aus; gleichzeitig bestätigte . daß zwischen Spanien und Italien herzliche Freund⸗ schaft bestehe, und daß er gesonnen sei, diese auf⸗ recht zu erhalten, weil dieselbe im Interesse Spaniens liege. Auf die die Beziehungen zwischen Italien und der päpstlichen Kurie betreffenden Fragen einzugehen, lehnte der Minister⸗ Prãäsident ab, indem er erklärte, Spanien wolle der päpstlichen Kurie gegenüber seine Unabhängigkeit wahren, wünsche aber in Spanien den Katholicismus und die Achtung vor der Re— ligion erhalten zu sehen. Das unpatriotische Bestreben der Opposition, Spanien mit den europäischen Mächten zu ent— zweien, werde keinen Erfolg haben. l

Italien. Rom, 19. Januar. (W. T. B.) Bei der in der Deputirtenkam mer heute fortgesetzten Spezialberathung der Eisenhahnkonventionen beantragte Billig die einfache Tagesordnung bezüglich aller die Sitze der Centralstellen und Betriebsdirektionen betreffenden Anträge. Der Minister⸗Präsident Depretis acceptirte diesen An⸗ trag und stellte die Ka binet sfrage. In namentlicher Ab⸗ stimmung wurde darauf die einfache Tagesordnung mit 158 gegen 88 Stimmen angenommen.

20. Januar. (W. T. B.) Die Deputirten—⸗ kammer genehmigte die Eisenbahnkonventionen bis inelusive Artikel sechs, welcher die Dauer der Verträge gemäß den Entwürfen der Regierung festsetzt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 19. Januar. (W. T.. B. Der „Neuen Zeit“ zufolge hat? der . rath die Gesetzvorlagen, betreffend die Einführung einer ergänzenden Prozent- und Repartitionssteuer von den Handel- und Industrieunternehmungen sowie erhöhte r⸗ Zollsätze für einige Importartikel, angenommen.

20. Januar. (W. T. B.) Durch einen Ukas des Kaisers wird angeordnet, daß während der Abwesenheit des Staatssekretärs von Reutern, welcher sich einer Kur e lch. Graf Pahlen dem Minister-Eomits prä⸗ idi re.

Gestern fand bei dem deutschen Botschafter, General von Schweinitz, ein Galadiner statt, an welchem zahl— reiche Mitglieder der Diplomatie theilnahmen. Helsingfors, 19. Januar. (W. T. B.) Die offizielle Eröffnung des Landtages hat heute durch den Ge⸗ neral⸗Gouverneur Grafen Heyden im Namen des Kaisers stattgefunden. Graf Heyden verlas die in russischer Sprache abgefaßte Thronxede, worauf ein Senator die⸗ selbe ins Schwedische und Finnische übersetzte. Hierauf ersuchten die Wortführer der Stände den General! Gouverneur, dem Kaiser die Ergebenheit und Dankbarkeit

mitteln. Schließlich wurde das Verzeichniß der Vorlagen ver⸗ lesen, welche dem Landtage im Namen des Kaisers zugehen worauf der Landmarschall ein Hoch auf den Kaiser aus brachte Die Verhandlungen des Landtages werden in den Kam- mern des Adels und des Bürgerstandes in schwedischer, in den Kammern der Geistlichkeit und des Bauernstandes in finnischer Sprache geführt.

19. Januar. (W. T. B.) Die Thronrede, mit welcher der Landtag eröffnet wurde, giebt der Genugthuung über die Fortschritte im Staatshaushalt Ausdruck. Bie Ein“ nahmen hätten die Voranschläge derartig überschritten, daß die Ueberschüsse die Ausführung einer Reihe öffentlicher Ar' beiten, die Bildung eines Reservefonds für den Fall etwaiger künftiger finanzieller Erfordernisse, sowie eine Herabsetzung der Steuern gestatten. Die Thronrede erwähnt ferner die er— freulichen Fortschritte auf dem Gebiet der Volksaufklärung und spricht sich lobend über die aus Finnland hervorgehenden Truppentheile aus. Unter den Gesetzentwürfen, welche dem Landtage zugehen sollen, werden u. A. angekündigt, solche über die Einführung des Motionsrechts, des Lehnsrechts, des Metersystems, der Postsparkassen sowie über den Bau ver— schiedener Bahnen und zwar: Heinola Willmanstrand Kaipiais —St⸗Michel —Knopio und Wasa Brandö. z

Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. Januar. (W. T. B.) Die bei der heutigen Eröffnung des Reich⸗ tages von dem König verlesene Thronrede kündigt unter Anderem Gesetzentwürfe an, betreffend die Einsetzung eines neuen Staatsdepartements sür Handel, Industrie und Acker— bau, betreffend Ausdehnung der Verpflichtung zu den mili— tärischen Uebungen, betreffend die Entwickelung des Marine— wesens, und hetreffend die definitive Regelung der Gehälter der Volksschullehrer. Das Budget ist unter Voraus setzung

einer Absetzung von 30 Prozent der Grundsteuer aufgestellt. Neue Steuern oder eine Steuererhöhung sind nicht beantragt.

Afrika. Egypten. Kairo, 19. Januar. (W. T. B.) Ein Bataillon Infanterie, eine Escadron Husaren und 2 Geschütze sollen demnächst nach Suakim abgehen.

Alexandria, 18. Januar. (Presse.) Die Entschädi— gungäberechtigten verzichteten auf die beabsichtigte Manifestation, nachdem die Konsuln und Notabeln davon abgerathen hatten, damit Konflikte vermieden werden, welche man in Folge des eventuellen Aufgebots der englischen Mi— litärmacht befürchtet.

Zeitungsfstimmen.

Dem Reichskanzler sind, wie die „Norddeutsche All— gemeine Zeitung“ mittheilt, aus Anlaß der Reichstags⸗ abstimmung vom 15. Dezember v. J. weitere Zustimmungen zugegangen:

aus Tondern von Magistrat und Stadtverordneten, aus Schönhausen mit 135 Unterschriften, aus Stendal mit ca. 9000 Unterschriften, aus Barmen von über 25300 patriotischen Bürgern, aus Friedeberg (Neumark) vom neu gegründeten konservativen Verein aus Asch, Bezirk Blaubeuren (Württemberg), von einer Bürgerver⸗ sammlung, aus Graben vom Vorstand des Militairoereins, aus Neisse ein Nachtrag zu der bereits erwähnten Adresse, mit zahlreichen Unterschriften aus zwei Gemeinden, aus Scheibenberg, Schlettau, Elterlein. Crottendorf, Mittweida,

Ober ⸗Mittweida. Waltersdorf, Ober ⸗Scheibe, Markersbach,

Unter Scheibe, Schwarzbach mit über 1300 Unterschrifteß, aus Halle a. S, und zwar aus der Stadt Halle mit 2735, aus

dem Saalkreis mit 5742, zusammen mit 8477 Unterschriften, aus Küstrin von über 50 Wählern der konservativen und libe—

ralen Partei, aus dem Wahlkreise Sagan⸗-Sprottau mit 5482 Unterschriften, aus Wohlau mit ca. 166 Unterschriften, aus Berlin mit zahlreichen Unterschriften, aus Regensburg vom liberalen Verein für gebung, aus Posen von ca. 600 Mitgliedern des die mäßigt liberalen Elemente der Stadt

Posen umfassenden Deutschen Vereins, auß Stühlingen (Baden) von 354 Einwohnern der Stadtgemeinde

Stühlingen und Umgebung, . aus . von über 860 Wählern des 17. hannoverschen WahIl—

kreises, aus Brandenburg a. H. von 940 Männern aller Lebensstellungen

und politischen Richtungen der Kreise Brandenburg und Weft

Havelland, aus Macon (Missouri)h von Privatpersonen, aus London von Privatpersonen.

Aus Württemberg hat, dem selben Blatt zufolge, der Reichskanzler nachstehende Zuschrift erhalten:

Ich bitte meine Freiheit entschuldigen zu wollen, indem ich mir erlaube, einige Zeilen an Sie zu richten; nämlich ich und einige Be⸗ kannte haben eine Bauernversammlung ausgeschrieben, in welcher der Beschluß gefaßt wurde, den hohen Reichstag zu bitten, den Fruchtzoll von . M auf 3 4 ½½ zu erhöhen, welche Eingabe ich heute im Auftrage an das Prästdium abgeschickt habe mit 1533 Uanterschriften, und jwar nur aus 3 Srten der Um— gegend. Insbesondere aber erlaube ich mir Ihnen aufrichtig zu danken für Ihre Standhaftigkeit im Reichstage, und habe an den Unbilden, welche Sie erfahren haben am 15. Dezember 1854, sowie am g. Januar 1885, großen Antheil genommen. Seien Sie versichert, daß ich die größte Sympathie für Sie habe, die nur ein Mensch baben kann: Die Jahre 1866 1870 sind in meinem Herzen als die größten Exreignisse eingravirt; ich bin 1813 geboren und habe viel erlebt, und wünsche nur noch, daß der Reichstag aus seiner Zer— fahrenheit heraustreten möchte und sich einer besseren Verständigung und Uneigennützigkeit mit der Reichsregierung befleißigen möge.“

Das „Leipziger Tageblatt“ sagt in einem „Der Gouverneur von Kamerun“ überschriebenen Artikel:

Mit der Bewilligung der 189 000 für einen Küstendampfer und die Dampfbarkasse für, den Gouverneur von Kamerun hat die Mehrheit des Reichstages sich mit der bisherigen Kolonialpolitik des Reichskanzlers einverstanden erklärt und die Verantwortung für die, selbe übernommen. Das ist ein so wichtiges Ereigniß, daß damit eins der Daupthin dernisse welche der gedeihlichen Entwickelung der deutschen Kolonisation bisher entgegenstanden, aus dem Wege geräumt ist. Das deutsche Volk in seiner großen Mehrheit hatte schon laͤngst für die Kolonialpolitik entschieden, bevor der Reichstag dem Volks⸗ willen Rechnung trug. Es ist das wohl nur bei uns in Deutschland möglich, daß die Abgeordneten einer bestimmten Partel glauben, ihr Mandat unabhängig von dem klar ausgesprochenen Willen. der Wähler ausüben zu können, denn“ das ist seit Gröff nung des Reichstages am 20. November geschehen. Die Abstimmungen vom 15. und 16. Dejember und vom 9. Fanuar standen in direktem Widerspruch mit dem Volkswillen, welcher dem Reichskanzler die von ihm geforderten Mittel zur Führung der aus—⸗

Regensburg und Um—

konservativen und ge— und des Laändkreises

der Stände anläßlich der Eröffnung des Landtages zu über⸗

wärtigen Politik ohne jeden Abzug gewährt wisfen will. Bie Mehr heit des Reichstages wird es auch nicht vermeiden können, in

dritter zweiten Direktors im Aus—

Lesung das Gehalt des n wärtigen Amt und das rolle Gehalt ohne Abzug für die General · Konsuln in Kapstadt und Korea und für die drei Vize⸗Konsuln in der Südsee und die 150 000 suür Bestrebungen zur Erschließung von Central-Afrika zu gewähren. Endlich ist jetzt auch mit Sicherheit die Bewilligung der Dampfer— subventionen zu erwarten unter Ablehnung des Bambergerschen Antrages, die Subvention für die Linien nach Australien zu streichen

Die ganze ungeheuere Aufregung hätte vermieden werden können, wenn der vorige Reichstag die Dampfersubvention angenommen hätte, .... Aber gerade der Kampf, welcher das ganze Volk bis auf die gleichgültigsten Glieder desselben ergriffen hat, ist für die weitere Entwickelung von der größten Bedeutung. Ein großer Theil der Waͤhler ist sich dadurch erst. bewußt geworden, wohin die grundsätzliche Opposition führt; die Wähler, welche gewohnt waren, blindlings ihren Führern zu folgen und blos auf bestimmte althergebrachte Schlagworte zu bören, sind inne geworden, daß die bisberigen Parteiunterschiede sich überlebt haben, und daß es gilt, neue Bahnen autzusuchen, wenn die Gesammtwohlfahrt nicht schweren Schaden leiden soll.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Dem Reichstage ist folgender Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ergänzung des Gerichtsverfassungs⸗ gesetzes, vorgelegt worden: ; .

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König

von Preußen ꝛc. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter

des Bundesraths und des Reichstages, was folgt: Artikel J. j .

Hinter den 5. 17 des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 41) wird der folgende neue §. 172 eingestellt:

Zustimmung

5 6

Ein nicht zum Deutschen Reich gehöriger Staat, sowie, das Oberhaupt eines solchen Staates unterliegen der inländischen Gerichts⸗ barkeit nicht. .

Auf Familienglieder des Staatsoberhauptes findet die vorstehende Bestimmung so lange Anwendung, als sie sich in Begleitung desselben im Deutschen Reich aufhalten.

Das Gleiche gilt von den gehörigen Personen und von nicht Deutsche sind.

zum Gefolge des Stagtsoberhauptes solchen Bediensteten desselben, welche

; Artikel II. Der § 20 des Gerichtsverfassungs⸗Gesetzes wird durch nach⸗ stehende Bestimmung ersetzt: §. 20 . Durch die Bestimmungen der §5§. 17a, 18, 19 werden. die Vor— schriften über den ausschließlichen dinglichen Gerichtsstand in bürger— lichen Rechtsstreitigkeiten nicht berührt.

Die neueste Sammlung von Akten stücken, welche den über— seeischen Landerwerb deutscher Reichsangehöriger behandeln, ist im Reichs⸗ tage zur Vertheilung gelangt und führt den Titel: ‚Deutsche Land⸗ reklamationen auf Fidschi.“ Es sind nicht weniger als 33, mitunter sehr umfangreiche Aktenstücke, welche ein recht stattliches Volumen von 75 Seiten Großfolio bilden. Dieselben umfassen den Zeitraum vom 31. Oktober 1874 bis 16. September 1884, also nahezu 10 Jahre.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heits amtz sind in der ersten Jahreswoche von je 1009 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 24,1, in Breslau 29,7, in Königsberg 25,3, in Cöln 22.3, in Frankfurt a. M. 23,8, in Hannover 19,8, in Cassel 21,6, in Magdeburg 287, in Stettin 28,5, in Altona 27,3, in Straßburg 23,0, in Metz 17,8, in München 30,8, in Nürnberg 30,', in Augsburg 21,B9, in Dres— den 265,3, in Leipzig 165,8, in Stuttgart 17.9, in Braunschweig 27,4, in Karlsruhe 29,9, in Hamburg 27,5, in Lübeck —, in Wien 25.0, in Budapest 2444, in Prag 28,3, in Triest in Krakau —, in Basel in Brüfssel 23,4, in Amsterdam 32.9, in Paris 27,7, in London 25,0, in Glasgow 3ö, 6, in Liverpool 275, in Dublin 31.2, in Edinburg 29, in Kopenhagen 24,1, in Stockholm 31,1, in Chri⸗ stiania in St. Petersburg 26,5, in Warschau 344, in Odessa 26,83, in Rom 256,l, in Turin 360, in Bukarest 26,5, in Madrid in Alexandria 353. Ferner aus der Zeit vom 14. bis 20. Dezember: in New⸗Jork 25,3, in Philadelphia 202, in Chicago —, in Cineinnati —, in St Louis —, in San Franzisko 17.7, in Kalkutta 38,9, in Bombav 28,1, in Madras 50. Beim Beginn der Berichtswoche waren an den östlichen, west— lichen und nordwestlichen Beobachtungsorten meist schwache üdliche und südöstliche, in München nordöstliche, an den mitteldeutschen Stationen und in Karlsruhe westliche und südwestliche Lufströmungen vorherrschend, die am 6. und 7. Januar in Konitz, Breslau und Cöln gleichfalls nach Südwest, in München nach West drehten, aber nur in Bremen und Berlin bis an das Ende der Woche aus Dieser Richtung wehend blieben. Am 8. und 9. ging der Wind in Konitz, Breslau, Heiligenstadt und Cöln wieder nach Süd und Südost, an den suüddeutschen Stationen nach Nordost, zu Ende der Woche jedoch, vielfach stürmischen Charakter annehmend, nach Süd und Südwest. Die Temperatur der Luft war eine niedrige und entsprach an den östlichen Stationen und in Bremen fast der normalen; an den übrigen Stationen lag sie über derselben, in Münden bis zu 4, 50 C. Die Morgentemperaturen sanken fast täglich an allen Stationen unter den Gefrierpunkt, in München bis zu 14A? 0 C. Niederschläge, meist Schnee, fielen selten. Der beim Wochenbeginn hohe Druck der Luft nahm unter mäßigen Schwankungen bis zum 7. zu, sank dann vom 8. an bis zum Schluß der Woche rapid. J

In der Berichtswoche hat die Sterblichkeit in den meisten Groß— städten Europas wiederum zugenommen. Die allgemeine Sterblich⸗ keitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 25, von 24, der Vorwoche (pro Mille und Jahr berechnet). Sowohl der Antheil des Säuglingsalters als der der höheren Altersklasse (über 60 Jahr) an der Sterblichkeit war ein größerer. Von 19009 Lebenden starben (aufs Jahr berechnet) 75 Säuglinge gegen 73 der Vorwoche, in Berlin 59, in München 1606.

Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankheiten Scharlach, typhöse Fieber und Kindbettfieber weniger, Masern, Diph⸗ therie, Keuchhusten und Ruhr mehr Todesfälle hervorgerufen. Sterbe⸗ fälle an Darmkatarrhen und Brechdurchfällen der Kinder zeigen keine wesentliche Veränderung, Pocken führten in vielen Orten, aber meist vereinzelt zum Tode. Masern herrschen in Rostock, Schweidnitz, München, Freiberg in Sachsen, Potsdam, Berlin, Paris, Stockholm epidemisch, in Nürnberg, Frankfurt a. M., Mainz, Colmar, London, Glasgow, Liverpool, Kopenhagen, Amsterdam hat die Epidemie er⸗ beblich abgenommen. Das Scharlachfieber zeigte in Elbing, Stolp, Greifswald, Leipzig, Bochum, im Haag, Steckholm eine Steigerung, in Danzig, Berlin, Amsterdam, London eine Verminderung der Sterbe⸗ fälle. Große Verbreitung gewannen besonders in den märkischen Städten Diphterie und Croup. Die Zahl der durch diese Krankheitsformen veranlaßten Todesfälle war namentlich in Königsberg, Danzig, Thorn, Bromberg, Dresden, Chemnitz, Mühlhausen i. Thür., Berlin, Frank- furt a. O., Brandenburg, Dessau, Braunschweig eine größere. Auch in Breslau, Cassel, Gera. Aschersleben, Meerane, Charlottenburg, Spandau, Zeitz, Merseburg, im Haag, Amsterdam, Paris, Warschau, Stockholm, Malaga nahm die Zahl der Opfer zu, in München, Forst, Hamburg, Altona, Wien, London, St. Petersburg ab. An⸗

sebnlich vermehrt waren auch Todesfälle an Keuchhusten, besonders in Breslau, Ingolstadt, Amsterdam, London, Glasgom. Auch akute entzündliche Prozesse der Athmungsorgane führten vielfach, besonders aber in London in großer Zahl zum Tode. Tyvphöse Fieber wurden im Allgemelnen seltener, in Kiel. Magdeburg, Paris, Turin häufiger Todesveranlassung. Sterbefälle an Flecktyphus kamen seltener zum Vorschein; es wurden aus Braunschweig 2, aus Odessa und Granada je 1 gemeldet. Darmkatarrhe und Brech⸗ durchfälle der Kinder zeigten keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen. Pockentodesfälle wurden aus Graudenz, Mannheim, Pest, Prag, Brüssel, Rotterdam, Liverpool, Warschau, Rom. Odessa vereinzelt, aus Kalkutta, Paris, St. Petersburg. Wien mehrfach ge⸗ meldet. In größerer Zahl traten Pocken in Turin, Lissabon und London auf. Aus Paris wird kein weiterer Todesfall an Cholera gemeldet; in den Hospitälern befanden sich zu Ende der Woche noch 3 Cholerakranke. In Kalkutta stieg die Zahl der Cholera Todesfälle in der Zeit vom 16.—22. November auf 51, in Madras sank sie auf 2, in Bombay (Anfang Dezember) auf 11. ;

Den im Bureau der Handelskammer zu Lübeck zusammen⸗

gestellten Tabellarischen Uebersichten des Lübeckifchen Mittheilungen ent⸗

Handels im Jahre 1883. sind folgende igen nommen: In Lübeck kamen in 1883 überhaupt 2012 Seeschiffe an, davon kamen mit Ladung 1892, in Ballast 120. Der Raumgehalt der Schiffe mit Ladung betrug 1000014 chm, in Ballast 30 858 ebm, in Summa 1930872 ebm. Die Besatzung sämmtlicher Schiffe betrug 18716 Mann. Es kamen u. A. von Rußland und Finnland 569 Schiffe mit 432 356 ebm mit Ladung, von Schweden 364 Schiffe mit Ladung und 1 Schiff in Ballast mit zusammen 236 465 ebm, von Dänemark 444 Schiffe mit Ladung und 65 in Ballast mit zusammen 222 936 ebm, von Schleswig⸗Holstein 306 Schiffe mit Ladung und 44 in Ballast mit zusammen 31619 ebm, von Preußen (ohne Schleswig⸗Holstein) 99 Schiffe mit 40 829 ebm mit Ladung, von Mecklenburg 39 Schiffe mit Ladung und 10 in Ballast mit zu sammen 5011 ebm, von Großbritannien 46 Schiffe mit 53 342 ebm mit Ladung. Von den angekommenen 2012 Schiffen führten 871 die deutsche Flagge (376 Lübecker, 8 Bremer, 2 Hamburger, 52 Mecklenburger, 13 Oldenburger, 63 preußische ausschl. Schleswig⸗ Holstein, 357 schleswig⸗holsteinische), 176 die dänische, 11 die eng⸗ lische, 278 die russische, 5l die schwedische Flagge ꝛc. Eine Ver⸗ gleichung mit den Vorjahren ergiebt: es kamen an 1883 2012 Seeschiffe mit 1030 872 ebm, 1882 2167 Schiffe mit 1067 401 ebm, 1881 2116 Schiffe mit 875 167 cbm, 1880 2314 Schiffe mit 890549 ebm. Die Zahl der in 1883 von Lübeck abgegangenen Seeschiffe betkug überhaupt 2015 mit 1025399 ebm und 18632 Mann Besatzung, davon gingen mit Ladung 1528, in Ballast 487 Schiffe, und zwar gingen nach Rußland und Finnland 384 Schiffe mit Ladung und 191 in Ballast, nach Schweden 147 mit Ladung und 192 in Ballast, nach Dänemark 513 mit Ladung und 25 in Ballast, nach Schleswig⸗Holstein 320 mit Ladung und 21 in Ballast, nach Preußen (ohne Schleswig ⸗Holstein) 110 mit Ladung und 44 in Ballast, nach Mecklenburg 39 mit Ladung und 8 in Ballast ꝛc. Eine Vergleichung mit den Vorjahren ergiebt: es gingen von Lübeck ab in 1883 2015 Seeschiffe mit 1925 399 ebm, 1882 2171 Schiffe mit 1063 505 ebm, 1881 2118 Schiffe mit 867 733 ebm, 1880 2358 Schiffe mit 909 949 cbm. Von den in 1883 angekommenen 2012 Seeschiffen waren 845 Segelschiffe mit 225 570 ebm und 1167 Dampfschiffe mit 805 302 ebm, 1882 von 2167 Seeschiffen 1034 Segelschiffe mit 279282 ebm und 1133 Dampfschiffe mit 778 119 cbm, 1880 von 2314 Seeschiffen 1300 Segelschiffe mit 292 605 com und 1014 Dampfschiffe mit 597 944 ebm, 1875 von 1923 Seeschiffen 1211 Segelschiffe mit 308 682 ehm und 712 Dampf⸗ schiffe mit 391 874 cbm, 1870 von 1694 Seeschiffen 1240 Segel schiffe mit 237 220 ebm und 454 Dampfschiffe mit 187 925 ebm.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Geschichte des römischen Kaiserreichs von der Schlacht bei Actium und der Eroberung Egyptens bis zu dem Einbruch der Barbarenꝰ ron Victor Duruh. Aus dem Französischen über⸗ tragen von Professor Dr. Gustav Hertzberg Mit ca. 2000 Illustrationen in Holzschnitt und einer Anzahl Tafeln in Farben⸗ druck. 4. u. 5. Heft (Pr. d. H. 80 3.) Verlag von Schmidt & Günther in Leipzig. Von diesem Werke liegen uns wieder 2 Hefte vor. Wir lernen darin das großartige Organisationstalent des Augustus in der Verwaltung, seine Maßregeln zur Sicherung der öffentlichen Ordnung und des bürgerlichen Wohlstandes kennen und müssen seinen scharfen Verstand, der überall das Richtige traf, bewundern. Wir wollen hier, nur zwei Gesetze erwähnen, die Lex Julia de matritandis ordinibus und die Lex Papia Eoppaen, die, besonders das letztere, höchst wichtige Bestimmungen über die ehelichen Verhältnisse, über Scheidung, Mitgift, Schenkungen unter Eheleuten, Erbschaften und Vermächtnisse enthielten. Montessquieu sagt von diesen Gesetzen: „Sie sind so einsichtig entworfen und auf eine so vielseitige Wirkung berechnet, daß sie in der That den schönsten Theil der römischen Civilgesetzgebung ausmachen.“ Hoch interessant ist auch, wie Augustus die Verwaltung der Provinzen organisirt. Es ist hier nicht der Raum, ausführlicher über das Werk zu sprechen oder interessante Belegstellen aus dem Text abzudrucken, wir müssen unsere Leser viel⸗ mehr auf das vortreffliche Werk selbst verweisen, das wir Jedem empfehlen, der sich für die römische Geschichte interessirt. Auch die diesen neuesten Heften beigegebenen Illustrationen sind musterhaft.

Im Verlage der R. Gärtnerschen Buchhandlung (Hermann Heyfelder) hierselbst erschienen soeben, herausgegeben von der Armen dicektion zu Berlin, Ausgabe für 1885: Formulae Magistrales Berelinenses in usam panperum,“ mit einem Anhange, enthaltend: 1) Anleitung für die Armenärzte zur Kostenersparniß beim Verordnen der Arzneien; 2) Die Handverkaufspreise, nach Verein barung mit dem Vorstande des Vereins der Apotheker Berlins. (Gr. So, geheftet und beschnitten C59 „S) Diese für die Armen direktion zu Berlin maßgebenden Vorschriften werden namentlich behufs Durchführung des Gesetzes, betr. die Krankenversicherung der Arbeiter vom 15. Junt 1883 auch in anderen Kreisen interessiren.

Die Werkstatt, Mei ster Konrads Wochenzeitung,“ nennt sich ein Blatt, welches in diesem Jahre neu erscheint und dessen Probenummer uns vorliegt. Dasselbe ist für den Handwerker und Kleingewerbetreibenden bestimmt und schlägt einen besondega frischen, gesunden Ton an, indem es in einfacher und kerniger, gemüthvoller und volksthümlicher Weise zu seinen Lesern spricht. Der mannigfache Inhalt der Probenummer bringt an 20 verschiedene Artikel, welche für alle Handwerker von Interesse sind, wie schon die Ueberschriften an⸗ deuten: Was gehört zu einer guten Werkstatt; Wozu der Lehriunge da ist; Wie flickt man Holz; Ein Hammer aus Amerika; Handwerker im Reichstag u. s. w. In weiteren Artikeln aber ist für jedes Handwerk besonders eine oder die andere wichtige Neuerung auf- geführt, so daß jeder Handwerker auch noch etwas für sein bestimmtes Fach in dem Blatte findet. Eine politische Wochenübersicht sowie ein Feuilleton mit kleinen Erzählungen und Schwänken runden den Inhalt wohlthuend ab. Herausgeber ist Franz Woas in Saarbrücken. Der Preis beträgt 60 Pfg. viertel jährlich. .

Joseph Bär K Co., Buchhändler und Antiquare in Frank- furt a. M. und Paris, haben 2 Lagerkataloge, 1655 und 156, ver⸗ sandt. Nr. 155 enthält unter dem Titel „Russico-Polonica“ ein Verzeichniß von 962 Schriften, welche Ruß land und Polen be— treffen, übrigens sehr verschiedenen Inhalts sind. Nr. 156 führt unter der Ueberschrift Philosophie Scholastik“ 748 auf die 1 Materien bezügliche Schriften aus älterer und neuerer Zeit auf.

Gewerbe und Handel.

Der Vorstand des Deutschen Sparkassen Verbandes hielt am 14. d. M ju Münster eine Sitzung ab, in welcher haupt- sächlich über die Mittel und Wege berathen wurde, wie die in der

konstituirenden Versammlung zu Dortmund am §. Dezember v. 26 beschlossene Ausdehnung des Verbandes praktisch einzuleiten und

durchzuführen sei. Es wurde dort von verschiedenen Seiten bervor— geboben, daß es der Bindemittel viele und von der mannigfaltigsten Art gebe, welche ein gemeinsames Zusammenwirken der deutschen Spar⸗ kassenverwaltungen als begründet und nothwendig erscheinen ließen, für welche der Verband den Mittelpunkt bieten wolle; daß andererseits aber im deutschen Sparkassenwesen eine parti⸗ kularistische Zersplitterung herrsche, welche bei der Einigung des deutschen Vaterlandes weit zurückgeblieben scheine. Sei doch bis vor Kurzem eine Uebersicht über die Thätigkeit und Ausdehnung der deutschen Sparkassen nicht zu erlangen gewesen, und stoße auch heute noch die Sammlung der verschiedenen Gesetze und Organisationen des Spar⸗ kassenwesens in einzelnen Bundesländern auf Unwillfährigkeit und Mißdeutung. Der Vorstand verhehlte sich die Schwierigkeiten nicht, welche bei der deutschen Vielseitigkeit in Wort, Schrift und Thaten, der oft ängstlichen Absperrung wegen Gleichartigkeit der Geschäfte, und der weit verbreiteten „Indolenz unter den Verwaltungsorganen“ sich ihm auch ferner entgegenstellen würden. Dennoch faßte er den Entschluß, muthig vorwärts zu gehen, bis sein Ziel erreicht sei. Er wird sich in den nächsten Tagen an alle Sparkassen Deutschlands wenden, welche dem Verbande noch nicht angebören und sie zum Beitritt auffordern. Mit dem Ver⸗ sandt des Verbands Organes, der volkswirthschaftlichen Zeitschrift Die Sparkasse“ wird der Voistand fortfahren und dasselbe dementsprechend für die Anspornung zur Theilnahme an den gemeinsamen Bestrebun⸗ gen benutzen. Das Verbandsorgan wird der Sammelpunkt sein für die Uebersicht derjenigen Sparkassen, welche den Uebertragbarkeits⸗ Verkehr eingeführt haben. Der Vorstand will ebenso alle deutschen Sparkassen zur Annahme des letzteren auffordern und ver— schiedene Neuerungen empfehlen, welche zur Bequemlichkeit des Publikums, zur Verbreitung der Sparsamkeit und Auf rech terhaltung eines guten. Erträgnisses der bestehenden Spar⸗— kassen beitragen sollen. Er wird die Fortschritte der Postspar⸗ kassen genau beobachten und danach Aenderungen der eigenen Kassen vorschlagen, welche in Betreff der Annahme und Verzinsung der Ein⸗ lagen oder der Unterbringung und Verwaltung der Sparkassengelder sich als zweckmäßig erweisen. Auch hofft der Vorstand auf entgegen⸗ kommende Hülfe von Seiten der Regierungen und der Kommunal ze. Behörden. Das Postsparkassengesetz, welches der Versammlung in der Fassung der Reichstagsvorlage übermittelt war, gab nur zu wenigen Bemerkungen Veranlassung, da dasselbe dem früheren Entwurf gegenüber, welcher in der Generalversammlung vom 6. Dejember v. J. eingehend erörtert worden war, nur wenige Abweichungen bietet. Die Aenderungen, welche jetzt noch wünschenswerth erscheinen, werden wahrscheinlich in einer Petition an den Reichstag zum Ausdruck gebracht werden, und zwar, da dem Verbande als solchem das Petitionsrecht nicht zusteht, aus— gehend von einzelnen Sparkassen, welche dieserhalb mit dem Vor⸗ stande in Verbindung tieten werden. Es berührte angenehm, daß das Verbandsorgan in der Begründung des Gesetzes sich mehrmals angezogen findet, woraus hervorgeht, daß die Wünsche des Verbandes schon jetzt die Aufmerksamkeit der Regierung und der vorbereitenden Gesetzgebung nicht entgangen sind. Die Kooptation von 12 Vorstands⸗ mitgliedern wurde vertagt, da der Beitritt einer größeren Zahl von Sparkassen für die nächste Zeit in Aussicht steht.

Die Direktion der Deutschen Grundkreditbank in Gotha macht bekannt, daß bis jetzt in Folge der Aufforderung an die Inhaber der Pfandbriefe des Instituts definitiv 65 000 000 M in runder Summe zur Konvertirung angemeldet worden sind, und daß noch erhebliche Anmeldungen von den Correspondenten in Aussicht gestellt worden sind. In Folge dessen ist die Anmeldungsfrist zur Konvertirung bis zum 31. Januar er, verlängert worden.

Debreezin, 19. Januar. (W. T. B) In der heutigen Generalversammlung der Zucker fabriks⸗Aktiengesellschaft wurde die Liquidirung der Gesellschaft beschlossen.

Glasgow, 19. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6000 gegen 9200 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 19. Januar. (W. T. B.) Wolle ruhig. Garne ruhig, gebotene Preise Spinnern zu niedrig, in Stoffen gutes Geschäft. (

St. Petersburg, 20. Januar. (W. T. B.) Die Sub⸗ skription auf die Obligationen der Wladikawkas-Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft ist hierselbst beute Vormittag geschlofsen worden.

Submissionen im Auslande.

IJ. Dänemark. 4. Februar. Verwaltung der Eisenbahnen von Jütland und Fünen zu Aarhus. Lieferung von 70 Tonnen Reifen für Räder von Lokomotiven und Waggons.

II. Ftalien

I 31. Januar, Mittags. Neapel. II. See⸗Departements. Lieferung von rohem Leinöl 49 970 Lire. Kaution: 5000 Lire.

2) 31. Januar. Rom. Ministerium der öffentlichen Arbeiten. General⸗Direktion der Wasserbau ⸗Arbeiten. Arbeiten und Lieferungen für den Bau eises neuen Hafens an der nördlichen Seite der Bucht von Cotrone. Voranschlag: 2755980 Lire. Kaution prov. 130 000 Lire, defin. 1i0 der Lieferungssumme. .

z) 31. Januar. Dieselbe Behörde. Arbeiten und Lieferungen für den Bau eines neuen Ableitungskanals am Fluß Anhrone. Vor— anschlag: 145 790 Lire. Kaution prov. 10 000 Lire, defin. M0 der Lieferungssumme.

Näheres an Ort und Stelle.

III. Spanien.

19. Februar, 125 Uhr. Junta economica des Departements von Ferrol. 3630 m Eisenschienen im ungefähren Gewicht von 58 390 Eg Voranschlag: 1000 kg für 285 Pes.) und 9100 Bolzen im ungefähren Gewicht von 2184 kg (Voranschlag: 1 kg für O, 50 Pes.).

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anftalten.

Cöln, 20. Januar. (W. T. B.). Wegen des sehr niedrigen Wasserstandes und des Treibeises, welches sich bei einer Kälte von 5 Grad gebildet hat, ist die Schiffahrt auf dem Rheine geschlossen. Die Schiffbrücke soll demnächst abgefahren

werden. Bremen, 19. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer des „Neckar“ ist gestern Abend 9 Uhr in

Norddeutschen Lloyd New⸗Nork eingetroffen. ; Hamburg, 20. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer Westphalia“ der Hamburg! Amerikanischen Packet fahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗Jork kommend, heute Morgen 5 Uhr auf der Elbe eingetroffen. . Paris, 19. Januar. (W. T. B.) Auf der italienischen Grenze, am Mont Genis, liegt 2 m hoher Schnee. Die Eisenbahnverbindung ist auf mehrere Tage unterbrochen.

Schiffsbaudirektion des Voranschlag:

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Elsaß⸗Lothringen.

Die Seitens der elsaß lothringischen Landesverwaltung Frank⸗ reich und Italien gegenüber erlassenen Einfuhrverbote vom 10. Juli und 24. September 1884 sind aufgehoben. Wegen Einstellung der ärztlichen Kontrole des Personenverkehrs an den Eisenbahngrenz— stationen, sowie wegen Aufhebung der Bezirkespolizei Verordnungen, betreffend die ärztliche Untersuchung der aus Frankreich zugereisten Ausländer, ist Anordnung getroffen worden.

Brasilien. .

Nach einer Mittheilung der französischen oberften Postbehörde werden die französischen Postdampfer in den brasilianischen Häfen nur einer einfachen Beobachtung unterworfen und sind auch seither nicht behindert worden, die für Brasilien bestimmten Briefsäcke in

den Bestimmungshäfen zu landen.