1885 / 35 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Feb 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Dem Oberlehrer an der Ritter⸗Akademie zu Branden⸗ burg a. S., Dr. Germann Horn una, und dem Oberlehrer am Gymnasium zu Oppeln, Dr. Ernst Wahner, ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Domänenpächter Hugo Fechner in Unterwalden, Kreis Bomst, ist der Charakter Königlicher Ober⸗Amtmann

beigelegt worden.

Bekanntmachung.

Die in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 27. März 1878 (Centralblatt für das Deutsche Reich S. 160) nach dem Schlusse des laufenden Winter⸗Semesters an der hiesigen Thierarzneischule abzuhaltende thierärztliche Fachprüfung be⸗

innt am 10. März cr. ; die schriftlichen Meldungen zu dieser ru! sind bis spätestens zum 5. desselben Monats bei dem unterzeichneten Direktor einzureichen.

Berlin, den 6. Februar 1885.

Der Direktor der * fn Thierarzneischule. oloff.

17. Plenarsitzung des Hauses der Abgeordneten am Mittwoch, den 11. Februar 1885, Vormiltags 11 Uhr. Tagesordnung:

Erste und zweite Berathung des Antrages des Abg. Bödiker auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend das Spiel in auswärtigen Lotterien im Geltungsbereiche der Ver— orbnung vom 25. Juni 1867. Mündliche Berichte der Kommission für das Gemeindewesen über Petitionen. (J. Deckung von Armenpflegekosten aus Staatsmitteln; Petition des Gutsvorstehers Trödel zu Neuberun. II. Ent⸗ schädigung der Bürgermeister in der Rheinprovinz in ihrer Eigenschaft als Hälssbeamte der Staatsanwaltschaft.) Berathung des sechsunddreißigsten Berichts der Staatsschulden⸗ kommission über die Verwaltung des Staatsschuldenwesens. Zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Kündi⸗ gung und Umwandlung der viereinhalbprozentigen konsoli⸗ dirten Staatsanleihe. Erste und zweite Berathung des Gesetzentwurfs zur Abänderung des Gesetzes, betreffend die Landeskreditkasse in Cassel, vom 25. Dezember 1869 (Gesetz⸗ Samml. 1279). Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für 1885/86, und zwar: Lotterieverwaltung.

Aichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute mülitärische Meldungen und hörten die Vorträge der Chefs der Admiralität und des Militãärkabinets.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin besuchten gestern Abend 7 Uhr mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein sowie den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe die Auf⸗ führung der lebenden Bilder in der Aula der Kriegs⸗ Akademie zum Besten eines Asyls für entlassene Strafgefangene.

Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen hielt heute eine Sitzung.

In der heutigen 45.) Sitzung des Reichs— tages, welcher der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Staats-⸗Minister von Puitkammer und die Staats⸗Minister Br. Lucius, von Boetticher und Bronsart von Schellendorff sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kom⸗ miffarien desselben beiwohnten, begann das Haus die erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ab— änderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879.

Der Abg. Rickert sprach seine Verwunderung darüber aus, daß von Seiten der verbündeten Regierungen es nicht

für nothwendig erachtet worden sei, diese Vorlage hier ö. ben nd do liege dieser Vorlage eine wichtige Bedeutung bei, nicht so sehr in finanzpolitischer als in sozialpolitischer Beziehung. Hänge doch von der Entscheidung über die Vorlage ab, ob der soziale Friede erhalten werden könne oder nicht. Wäre diese Vorlage vor ben Wahlen bekannt gewesen, so würde das Resultat derselben Aber man habe wohlweislich mit derselben zurückgehalten, ja das Erscheinen derselben zeit⸗ wandte sich hierauf durch ihr Zoll auf Get Einsuh . jetzt der frühere mäßige Zoll au etreide⸗Einsuhr in einen 1 n Und doch habe der frühere Führer der Partei, Herr von Bennigsen, . as seit 1379 eingeführte Schutzzoll für Segnungen gebracht? Man wisse zwar viel Rühmens von demfelben zu erheben, aber blicke man genauer hin, so ergebe

sich als Resultat des Zolls doch nur eine ,, , und ins⸗

eingewirkt habe auf den Aufschwung hinzuweisen, den der Libau nach Einführung des neuen Zoll— Auf die einzelnen ollpositionen könne er nicht eingehen, aber in Betreff des

treidezolles, dessen Erhöhung in Aussicht genommen sei, behaupte er, daß damit nur der Sozialdemokratie eine mäch⸗ Er halte es für ein daß eine kleine Klasse begüterter ärmsten

noch mit einem erläuternden Vortrage einzuleiten.

sicher ein anderes gewesen sein.

Redner t Partei, die daran

in Abrede gestellt. die nationalliberale Verhalten die Schuld

weise

gegen laues trage,

fraͤsftigen Schutzzoll umgewandelt werden solle.

jenen früheren Zoll gegen einen höheren einzutauschen. habe auch bisher der

unsere handelspolitischen Beziehungen verschlechtert besondere ungünstig auf unsere Ausfuhr

habe. Zum Beweis für seine Behauptung er nur nöthig, russische Hafen in tarifs in Deutschland genommen habe.

tige Waffe in die Hand gegeben werde. . Schauspiel, änner für sich Vortheile auf Kosten der

Lucius das Wort.

Beilage.

eine Staatshülfe nöthig mache, so möchten doch die Betreffenden ihre Bücher vorlegen. Was ben Holzzöll betreffe, so zeige sich hier gerade, wie die neue Zollnovelle entstanden sei. Man verlange, daß der , . von seinen Forsten eine an⸗ gemessene Rente beziehe. Könnte aber nicht mit demselben Recht von dem Arbeiter ein angemessener Lohn beansprucht werden? Man sage, 69. die Erhöhung der Holzzölle werde eine Waldvermüstung eintreten. Dabei vergesse man aber, daß nur ein kleiner Theil der Wälder in der Hand kleiner Besitzer, die event, um die Erträge aus dem Holz zu steigern, größere Quantitäten Holz schlagen lassen konnten. Redner warnte zum Schluß nochmals davor, weiter auf der Bahn einer Wirthschaftspolitik vorzuschreiten, die zum Unheil für unser Land ausschlagen müßte.

Bei Schluß des Blattes nahm der Staats-Minister Dr.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten

Eine in einen Handels⸗Gesellschaftsvertrag auf⸗ genommene Bestimmung, wonach die Erben eines gestorbenen Gesellschafters kein anderes Recht haben sollen, als auf Grund⸗ lage der letzten Bilanz ihre Abfindung zu verlangen, und daß ihnen die Einsicht der Bücher re. nicht gestattet sein solle, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Civilsenats, vom 360. Dezember v. J, rechtsgültig, und sie versagt ebenso den Erben eines erst später, nach dem Äusscheiden aus der Gesell⸗ schaft, verstorbenen Gefellschasters wie den Erben des während Bestehens der Gesellschaft verstorbenen Gesellschafters die Ein⸗ sicht in die Bücher.

Mecklenburg ⸗Schwerin. Schwerin, 9. Februar. Den „Meckl. Anz.“ wird aus Cannes unter dem 5. Februar geschrieben: Die Großherzogin ist von der Erkältung, welche sie sich in der vorigen Woche zugezogen hatte, so weit hergestellt, daß Ihre Kaiserliche Hoheit die gewohnten Spazier⸗ gänge mit Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog in den letzten Tagen wieder hat aufnehmen können. Nach einigen Regentagen im Anfang dieser Woche ist seit gestern klares Wetter eingetreten. Auch während der letzten Tage war der Großherzog täglich stundenlang in seinem Zimmer be— schäftigt und arbeitete viel mit dem Staatsrath von Bülow. Gestern Mittag traf hier der Prinz von Wales zu mehr⸗ wöchigem Aufenthalt ein und stattete sogleich nach der Ankunft den Großherzoglichen Herrschaften in der Villa Isola Bella einen Befuch ab. Heute hat sich der Staatsrath von Bülow von hier über Paris nach Schwerin zurückbegeben, wo er , am Dienstag nächster Woche wieder eintres— en wird.

Oesterreich⸗an garn. Pest, 8. Februar. (Pr.) Die liberale Partei des Reichstages trat in ihrer heutigen Abendkonferenz in die Berathung der Oberhausreform ein. Nachdem der Referent die Vorlage eingehend motivirt und der Minister⸗Präsident sowie mehrere andere Redner das Wort ergriffen hatten, wurde die Debatte auf morgen vertagt. Der vereinigte Dreier-Ausschuß des Oberhauses er⸗ ledigte heute die Berathung mehrerer Ressortbudgets und wird mor⸗ gen die Budgetdebatte fortsetzen. Die gemäßigte Oppo⸗ fition beschäftigte sich heute gleichfalls mit der Oberhaus⸗ reform und faßte nach längerer Dehatte eine Resolution, welche von einem Parteimitgliede im Hause eingebracht und motivirt werden wird. Die Unabhängigkeitspartei hat die bekannte Resolution Iranyi's in Betreff der Ober— hausreform mit geringen Aenderungen angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 9. Februar. (W. T. B.) Es ist der Befehl ertheilt worden, daß 3 Bataillone der Infanterie der Königlichen Garde und 4 Bataillons Linien⸗-Infanterie, von welchen 2 Bataillone in Malta und zwel in Gibraltar stationirt sind, nach Egypten abgehen sollen. Außerdem werden 2 Batail⸗ lone englischer Infanterie und 1 Regiment englischer Kavallerie aus Indien nach Egypten geschickt werden. Alle diese Truppen sind nach Suakim bestimmt. Die Admiralität trifft mit größter Eile die Vorbereitungen für den Trans⸗ port, zu welchem Schiffe von mehreren großen Rheder⸗ Firmen verwendet werden sollen.

Die der Theilnahme an dem Dynamit-Attentat auf den Tower in London beschuldigten Cunningham und Burton wurden heute wiederum dem Polizei⸗ gericht in Bowstreet vorgeführt. Der Königliche Pro— kurator theilte mit: die Nachforschungen der Polizei hätten ergeben, daß die von den Angeschuldigten bei den früheren Vernehmungen gemachten Angaben gänzlich unwahr seien. Eunningham traf am 20. Dezember v. J von New York ein, und Burion kam am 24. Dezember v. J. an; Cunningham und Burton kannten sich und sahen sich auch in London; der Mittelpunkt und Ausgangspunkt der Komplotte befand sich in den Vereinigten Staaten. Der Staatsanwalt erhob gegen Cunningham und Burton die Anklage wegen Hoch⸗ verraths, Brandstiftung und derjenigen Vergehen, welche unter das Gesktz über die verbrecherische Verwendung von Explosions— stoffen fallen. Der Staatsanwalt führte aus: die Angeklagten hätte mehrere Male London besucht, und ihr Aufenthalt in London sei stets mit einem Attentat zusammengefallen. Man habe daher Grund zu glauben, daß die Angeklagten auch Mitschuldige an den Dynamit⸗Aitentaten seien, die im Junior⸗Carlton Club und im Central-Polizeiburegn im Scot⸗ land⸗HVard im letzten Frühjahr vorkamen, und daß Cunnigham fich auch an dem Dynamit-⸗Attentat auf der unterirdischen Eisen⸗ bahn im Januar betheiligt habe. Bei Burton sei ein Plan des Legislaturgebäudes gefunden worden. Die weitere Verhandlung gegen die Angeklagten wurde auf 8 Tage ver⸗

schoben. . 10. Februar, früh. (W. T. B.) Die formellen

Truppen verstärkungen nach

stärkungen wird, so weit nur immer möglich, beschleunigt. 10. Februar. (W. T. B.)

Osman

Anordnungen der Regierung zur Absendung der Egypten sind nunmehr ergangen: die Garde⸗Baiaillone schiffen sich nächsten Sonnabend ein und gehen direkt nach Suakim. Der Abgang der Ver⸗

Dem, „Reuterschen Bureau“ wird aus Suakim, von heute, gemeldet, daß

ungefähr 19000 Insurgenten von Agig nach dem Lager Digma's bei Tamai herangezogen wären.

Einer Meldung desselben Bureaus aus Bom bay zufolge

= 10. Februar. B. T. B) Vach einem Tel egramm aus Korti, von gestern, sind Sir Charles Wilson und feine Begleiter durch den Dampfer „Lord Beressford“ von der in der Nahe des Katarakts von Shabluka gelegenen Insel, wo sie Schiff bruch erlitten hatten, gerettet worden. Wilson ist bereits in Korti eingetroffen und wird dem General Wolselen über die Einzelheiten der Rekognoszirung von Khartum Bericht erstatten. Während der Reise wurde der Dampfer bei Gu bat durch die Aufständischen angegriffen, die Letzteren jedoch zurückgeschlagen. . ö .

Allg. Eorr.) Ueber die Ereignisse im Sudan hat das Kriegsamt in London das nachfolgende Schrift— stück veröffentlicht: .

Nachstehendes ist der detaillirte Rapport des Lieutenants Stuart Worfley, der Sir Charles Wilson nach Khartum begleitete:

Wir begaben uns in Dampfern mit Sir C6. Wilson am 28. Ja⸗ nuar nach Khartum, wobei wir bei Halfiveh das heftige Feuer aus vier Geschützen sowie ein anhaltendes Gewehrfeuer zu pafsiren hatten. Auch wurde auf, die Dampfer von der Insel Tutti, von Omdurman und Khartum ein energisches Feuer eröffnet. Sie konnten unter solchem Widerstande nicht fanden, wandten um und fuhren stromabwärts. Auf dem Re— glerungspalast in Khartum wehte keine Flagge und das Gebäude schien in Trümmern zu sein. Auf den Dampfern hatte man nur einen Mann getödtet und fünf verwundet. Am 31. Januar scheiterte der Dampfer, auf welchem sich Sir C. Wilson und alle seine Beglester befanden, ungefähr 4 Meilen oberbalb der feindlichen Stellung und am Fuße des Shabluka⸗⸗Katarakts, nachdem der andere Dampfer bereits am 29. Januar zu Grunde gegangen war. Wir erreschten in kleinen Booten Gubat um 2 Uhr Nachmittags an dem⸗

selben Tage. = Lieutenant S. Wortley meldet ferner, daß über den Fall Khar—

tums am 25. Januar kein Zweifel herrsche; aber das Geschick Gor⸗ dons fei ungewiß, da die Gerüchte darüber sich widersprechen; aber die allgemeine Melnung sei, daß er getödtet worden, wenngleich die Beweife nach keiner Seite hin ein Uebergewicht haben. Einige jagen, er sei mit einigen Griechen in einer Kirche in Khartum eingeschlofsen. Der Fall von Khartum hat die Shukriyeh⸗Stämme bestimmt, sich dem Mahdi anzuschließen, so daß uns gegenwärtig sowohl das öst⸗ liche Ufer des Nils, als auch das linke Gestade feindselig gesinnt ist. Unter den Eingeborenen herrscht große Furcht vor den Eng—2 ländern, dem Vorrücken General Earle's wird von ihnen mit großer Besorgniß entgegengesehen.

Bie Eingeborenen fagen, daß der Mahdi in Omdurman großen Mangel an Lebensmitteln litt. Auch behaupten Eingeborene, daß es ihm große Mühe kosten wird, seine Emirs zu bewegen, uns anzu— greifen. Ein Bote vom Mahdi kam bei Sir C. Wilson an, als sich derselbe am 29. Januar im Dampfer befand. Der Mahdi theilte mit, daß Gordon seine Uniform angenommen habe, und forderte ihn zur Uebergabe auf. Er sagte: er würde nicht noch einmal schreiben, aber wenn wir nicht zum mohamedanischen Glauben übergingen, würde er uns vom Angesicht der Erde vertilgen.

Es verlautet, daß Farag Pascha verrätherische Unterhandlungen mit dem Mahdi hatte und den Truppen des Letzteren die Thore der

Stadt öffnete.

Lord Wolseley fügt hinzu, daß der Transportzug unter Talbot, der am 28. Januar Gakdul verließ, in Gubat glücklich angekommen ist. Der Feind in Metammeh feuerte am 28. Januar aus schweren Geschüͤtzen Salven ab, da er augenscheinlich von dem Fall Khartums gehört hatte; aber seitdem hat er keine vermehrte Thätigkeit gezeigt. Ble Streitkraft in Metammeh wird auf 20090 bis 300) Mann ge schätzt, darunter 250 Reiter und etwa 400 bis 600 mit Gewehren

bewaffnet. . Die Truppen befinden sich bei bester Gesundheit und die Ver—

wundeten machen befriedigende Fortschritte. ö Gegenwärtig hat der Kabbabische Stamm sich bereit erklärt, uns

als Lastträger nach Gakdul zu dienen. . . Tord Wolseley hat Boten ausgesandt, um Gewisses über das

Schicksal Gordons zu ermitteln. Die Truppen in Gakdul sind im besten Wohlsein, und die dor⸗

tigen Verwundeten gehen ihrer Wiederherstellung entgegen, .

Die Regierung hat Instruktionen an, Lord Wolselcy gesandt, worin ihm vollständig freie Hand gelassen wird, alle solche Maßregeln zu ergreifen, wie er sie zur weiteren Führung seiner Operationen für nöthig erachten dürfte; und er versichert wird, daß er irgend welche weitere Unterstützung erhalten werde, die er wünschen dürfte, entweder durch die Entsendung von Truppen nach Suakim und Berber, oder in irgend einer anderen von ihm anzudeutenden Weise. Er wird natürlich jede Anstrengung machen, General Gordon zu retten, falls dieser noch am Leben sein sollte. Krieg? amt, 6. Februar 1885. Ottawa (Canada), 10. Februar. (W. T. B.) Die canadische Regierung beabsichtigt, besondere gesetz⸗ geberische Maßnahmen zu treffen, um zu verhindern, daß sich in Canada eine Basis für die Operationen der Dynamit⸗Verschwörer gegen England und die fremden

Staaten bilde.

Frankreich. Paris, 8. Februar. (Köln. Itg)h. Nach Depeschen aus Dongson, vom 6. d., betrug der Ver⸗ lust der Franzosen in dem Kampfe vom 4. an Todten und Verwundeten 50 Mann. Die Verluste in dem Kampf vom 6. kennt man noch nicht. General Brisre beschränkte sich einfach auf die Meldung, daß sie gering seien. Neue Ver⸗ stärkungen scheinen jedoch nothwendig zu sein, da der Kriegs-Minister gestern Befehl ertheilt hat, aus jedem Re⸗ giment 15 bis 26 Freiwillige zu wählen, die den algerischen Zuaven⸗Regimentern einverleibt werden sollen. Bekanntlich zat der Armee-Ausschuß Ballue beauftragt, einen Entwurf über eine Wehrsteuer auszuarbeiten, mit denen diejenigen belegt werden sollen, welche vom Militärdienst befreit sind. Diese Abgabe soll während der drei ersten Jahre, welche die Befreiten unter der Fahne hätten zubringen müssen, die Höhe der Mo⸗ biliarsteuer betragen, während der Zeit der Reserve die Hälfte und während der Zeit der Territorial⸗Armee ein Viertel. Man hofft auf diese Weise acht Millionen zu erhalten, d. h. die nämliche Summe, welche bis jftzt die einjährig Freiwilligen für ihren Unterhalt (1500 Fr.) jährlich bezahlten. Der Vertrag zwischen Frankreich und Spanien in Bezug auf die Eifenbahnlinien durch die Pyrenäen wird nächster Tage in Madrid unterzeichnet werden. Er be⸗ stimmt die Linie zweier Bahnen, wovon die eine über Can⸗ franc, die andere über Nogquera Palareso führen wird. Die Parifer Stadtzölle ergaben im Monat Januar 9 S1 393 Fr., 6650 8os Fr. weniger als vorausgesehen war und 461 731 Fr. weniger als im Januar 1884.

9. Februar. (W. T. B.) Die für heute Abend durch die Anarchisten beabsichtigte Versammlung un be⸗ schäftigter Arbeiter auf dem Opernplatz hat nicht stattgefunden; nur einige, Neugierige fanden sich ein. Die Polizei hatte alle ersorderlichen Vorsichtsmaßregeln getroffen. Heute früh wurden drei neue Verhaftungen von Anarchisten vorgenommen.

gampf geräumt worden waren, durchsucht und zerstört. Wir

ben sehr viel Proviant, Pulver und Munition vorgefunden. Eine bis auf 12 km vorgenommene Rekognoszirung er⸗ ab, daß sämmtliche chinesischen Streitkräfte in schnellem end zuge auf Langson begriffen sind. Unsere Verluste belausen sich auf 21 Todte und 162 Verwundete.

10. Februar, früh. (W. T. B.) Gestern Abend drang ein aus etwa hundert jungen Leuten bestehender Haufen, nach Zertrümmerung des Schaufensters, in den Laden eines Ra ffen händlers in der Rue Lafayette ein und raubte bort mehrere Gewehre und Revolver. Mehrere der Plün⸗ derer, darunter der 18jährige Führer derselben, wurden von per Polizei verhaftet. In dem Laden eines Optikers auf dem Boulevard Poissonniere wurden von Ruhestörern gleich⸗ salls die Fenster eingeschlagen.

160. Februar, Vormittags. (W. T. B.) Im Laufe des gestrigen Abends wurde eine große Anzahl von Verhaftungen vorgenommen; etwa dreißig der Verhaf⸗ teten wurden in Haft behalten, die übrigen wieder in Freiheit gesstzt. Um Mitternacht herrschte überall völlige Ruhe.

Afrika. Egypten. Kairo, 9. Februar. (W. T. B.) Der Khedive erhielt erst heute frü Nachricht von der Be⸗ setzung Massowahs. Auf verschiedene, angesichts der bevor⸗ stehenden Besetzung Massowahs nach Kon stantinopel

erichtete Anfragen wegen Verhaltungsmoßregeln, hatte ber Sultan nur erklärt: man dürfe die egyptischen Truppen aus der Stadt nicht zurückziehen. In Folge dessen werden wei Garnisonen, eine italienische und eine egyptische

dort bleiben.

Zeitungsstimmen.

Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ mittheilt, sind dem Reichskanzler weitere Zustimmungen zu der heabfichtigten Erhöhung der landwirthschastlichen Zölle zuge— gangen; ;

vom Direktorium des und Pyrmont,

pom landwirthschaftlichen Kasino zu Heddesdorf (Kreis Neuwied), bestehend aus bäuerlichen Besitzern, Handwerkern, Kaufleuten, Beamten und Lehrern,

pon den Bewohnern des Amtes Schwartau,

vom landwirthschaftlichen Kränzchen in Unterfranken.

aus Gemünden am Main von mehreren unterfränkischen land⸗ wirthschaftlichen Vereinen.

Dlese letzteren machen zu Gunsten der Getreidezölle ins besondere geltend, daß die Produktionskosten des Weizens, welche sich in Nord⸗ merika auf 4 , in Deutschland dagegen auf 7H I 6 pro Jentner belaufen, den Marktpreis bereifs erheblich überstelgen. Vesonders belastet wird unsere Landwirthschaft durch die hohen FHemeindeumlagen, die sich in Süddeuischland bis zu 500 oo der Staatssteuern belaufen.

Das landwirthschaftliche Kränzchen in Unterfranken macht auf die Konkurrenz des indischen Weizens aufmerksam, der in London 6 4 30 3 per Zentner gilt.

In der Wiener Presse“ lesen wir:

Die Darlegungen, welcke wir vor wenigen Tagen der parlamen⸗ tarischen und publizistischen Behandlung der deutschen Kolonialpolitik gewidmet haben, wurden durch die letzten Ereignisse in der trübselig sten Weise bestätigt. Eine Wiederholung der ... ., wie sie der 15. Dezember v. J. offenbarte, steht bezüglich der Postdampfervorlage neuerlich zu befürchten. Die Kommis⸗ sioneberathungen haben ein negatives Resultat ergeben und die Parteien der Opposition rüsten sich zu einem verhängnißvollen An= sturm gegen die ihnen so unbequeme Superiorität der Kanzlerpolitik. Das deutsche Volk ist freilich anderer Ansicht gerade in Sachen der Kolonialpolitik. Es will, diese um ihrer selbst willen erörtert, ge⸗ würdigt und gebilligt wissen, und sie nicht zum Zankapfel partei⸗ taktischer Manöver gemacht haben. Das arbeitende, gewerbthätige und handeltreibende Deutschland weiß, wie sehr es leidet an dem Mangel eines natürlichen überseeischen Absatzgebietes für den Ueberschuß seiner Industrie⸗ Erzeugnisse und eines mit dem Heimathlande ver bandenen Kolonialgebiets für den Ueberschuß an Menschenmaterial, welches die Heimath nicht ernähren kann und das zum kleinen Theile durch Auswanderung verloren geht, zum größten Theile das Pro⸗ letariat vermehrt und die sozialistischen Parteien verstärkt. Dieser wirthschaftlichen und sozialen Erstickungsgefahr soll vorerst durch deutsche Kolonien vorgebeugt werden.

In diesem Sinne versteht das deutsche Volk die Kolonialpolitik des Fürsten Bismarck. Es begreift sich, daß eine solche Aktion aller Vorsichten und Rücksichten einer großen und schwierigen diploma: tischen Campagne bedarf. Würde es sich um eine Grenzstreitigkeit swischen Montenegro und der Türkei handeln, so würde jeder deutsche Parteimann begreifen, daß er während der Verhandlungen und ein⸗ leitenden Schritte nichts zu thun habe, als im Vertrauen auf die Sorgfalt de Auswärtigen Amtes zu schweigen. Weil es sich aber um eine große Aktion im Interesse Deutschlands handelt, so verlangen Politiker und Rheder und Kaufleute und Induftrielle, daß man ihnen frank und offen sage, wat eigentlich geschehen solle und geschehen werde. . Neugier erstreckt sich auf Dinge, welche heute überhaupt noch 1 gesagt werden können, weil die Aeteure selbst sie noch nicht wissen.

o wenig ein Feldherr, der seine Vorposten nach allen Seiten hin aus geschickt hat, anzugeben im Stande ist, wo er den Feind zu fassen und u schlagen gedenke, so wenig und noch viel weniger läßt sich in diesem ug. des Friedens heute schon das Ziel, der Umfang und die Qua—⸗ ‚. der Erwerbungen feststellen, welche zum Zwecke der deutschen ö. onialpolitik endgültig gemacht und festgehalten werden sollen. Mit 't Dampfervorlage verlangt Fürst Bismarck die Bewilligung von I osten, von Gelaireurs, die ohne das Prestige der deutschen a fig e mit den Mitteln und friedlichen Ansprüchen von Kauf— . Versuchsstationen finden, erproben und entwickeln helfen sollen, uh . diesem Anspruche gegenüber haben die Parlamentsweisen sich

) em Bleistifte in der Hand in Rentabilitäts-⸗Berechnungen und

llanzfragen vertieft. mnie Statt mit allem Tiefsinne auszurechnen, daß nur die oß⸗

ö e Linie einer Subvention würdig sei; statt mit allen möglichen . der Regierung die unerläßliche Aktionsfreiheit zu verkümmern, . n sich ehrliche Patrioten die Frage folgendermaßen stellen: Die a . politische Aktion bedingt eine Reihe von Versucben und Experi⸗ uc ,. denen sich heut in keiner Weise sagen oder auch nur ahnen läßt. 6 Versuch oder welches Experiment gelingen wird. Schwierigkeiten no ber Hirth aft l cher und internationaler Natur stehen heute on alen diesen Ver suchen , . und um Bagatellen kann und ae sich nicht handeln. ach Jahren wird sich bestimmen 6 welche Positionen behauptet werden können, welche i en wirthschaftlich und klimatisch den Handels, und , ,. entsprechen. Inzwischen, muß eine sorgfältige ug alpolitik alle möglichen Punkte ins Auge fassen und

lch tip chghde Mittel das Beste vom Guten sondern, das selt el dom Unmöglichen, das Nützliche vom Unnützlichen. Eine arch ini politit darf nur auf Basis praktischer Erfahrungen . en und muß die Mittel haben, solche Erfahrungen in ge— sendem Maße zu machen. Eine solche Politik wird für die nächsten

landwirthschaftlichen Vereins von Waldeck

sozialen ben versuchen? Haben wir zu dem Staatsmanne Ver— trauen der in dieser Campagne das von der Oeffentlichkeit unkontrolir-⸗ bare Kommando führen muß? Sind diese beiden Fragen bejaht, dann giebt es, dann kann es keine Debatten geben, dann haben Parlament und Nation im eigenen Interesse die Pflicht, alle geforder ten Mittel für einen Friedensfeldzug zu bewilligen, wie sie es für einen Krieg thun würden, ohne den Feldherrn zur Enquete über seinen Kriegsplan einzuladen. Das Volk in Deutschland begreift diese Sachlage. Aber die Parteien! Die Wacht am Rhein“ wird zum Spottliede und die letzten Zeilen des Gesanges müssen lauten:

Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,

Dein Voir sagt: Ja der Reichstag: Nein.

Der ungarische Nemzet“ bringt über die Haltung der Opposition im deutschen Reichstage gegenüber der Kolonial⸗ politik der Regierung einen Leitartikel, dessen wesenilicher Inhalt folgender ist:

Aicht eine einzige der Reichstagsparteien ist im Stande, irgend eine Idee, sie sei groß oder klein, den groß angelegten Plänen dis Fürsten Bismarck entgegenzustellen, und doch setzt sich aus den bete⸗ rogensten Elementen stets eine zufällige Mehrheit zusammen, welche den 66 Bismarck verhindert, einen Schritt vorwärts zu thun. Man indet den Riesen mit Stecknadeln nieder, so daß er sich nur in starken Worten Genugthuung verschaffen und seine geistigen und politischen Ziele dem Publikum darlegen kann. Nach den Begebenheiten vom I5. Dezember v. J., als die öffentliche Meinung einen starken An⸗ griff gegen die regierungsfeindlichen Reichstagsparteien führte, so daß diese in ihren eigenen Organen in aller Form das Bedauern über das Geschehene zu bören bekamen, konnte man annehmen, daß die Opposition in sich kehren und die Lage objektiv beurtheilen würde. Wie es scheint, haben aber die deutschen Parteien nichts vergessen und nichts gelernt. Man hat in den Kommissionen abermals eine kleinliche Takiik beobachtet; man strich von den geplanten Seefahrtelinien die afrikanischen und australischen, und als blos der einzige asiatische Postweg übrig blieb, wurde auch dieser niedergestimmt, um in solcher Weise die Ge⸗ setzvorlage zum Falle zu bringen. Jedermann sollte wissen, daß ohne staͤndige und sichere Schiffahrte verbindungen eine Kolonisation oder ein überseeischer Handel nicht möglich ist; denn nur eine direkte Ver⸗ bindung mit dem Mutterlande sichert einerseits die stabile Geschäfts⸗ verbindung und andererseits das politische Band zwischen den Aus— gewanderten und der Heimath. Man kann also nur in dieser Weise eine Kolonialpolitik und überhaupt eine dauernde internationale Geschäftsverbindung sichern. Andernfalls kann wohl der Handel und die Beypölkerung des betreffen den Staates zur Kolonisirung fremder Länder und zur Hebung des Handels derselben beitragen; aber für das Mutterland sind diese Elemente vom Standpunkte sowohl materieller, wie nationaler Inter⸗ essen vollkommen verloren. Eben deshalb hat Fürst Bismarck seine Aktion damit begonnen, daß er einerseits die deutschen Niederlassungen unter deutschen Schutz stellte und neue Punkte besetzte, andererseits eine ständige. überseeische Schiffahrtsverbindung mit den fremden Welttheilen anstrebte. Wer keine Schiffs verbindung will, der will auch die deutschen Kolonien, Niederlassungen und den überseeischen Handel nicht nähren und schützen, und wer sich von der überseeischen Konkurrenz zurückzieht, der liefert die Kolonialkonkurrenz des vaterländischen Marktes den Fremden aus. Die kleinliche Auffassung, welche die deutschen Parteien bekunden, wird Deutschland in den wichtigsten Fragen entweder zur Unthätigkeit verdammen, oder sie wird in der öffentlichen Meinung die Ueberzeugung zur Reife bringen, daß das parlamentarische System für eine große Politik nachtheilig ist.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Verein für Lübeckische Geschichte und Alter⸗ thumskunde hat über seine Thätigkeit im Jahre 1883 Bericht erstattet. Was die Publikationen des Vereins betrifft, so hat das Werk, dessen Veröffentlichung die wesentlichste Aufgabe des Vereins ausmacht, das von Hrn. Staatsarchivar Dr. Wehrmann bearbeitete Urkundenbuch der Stadt Lübeck im Laufe des Jahres seinen regelmäßigen Fortgang gehabt. Es erschienen das dritte und vierte Doppelheft (Lieferung 5 ) des siebenten Theiles, welche die Urkun⸗ den vom Juli 1429 bis Oktober 1435 enthalten. Mit dem Druck eines neuen Heftes der Zeitschrift ward begonnen. Ebenso sind die Arbeiten für das gemeinsam mit dem „Verein von Kunstfreunden“ herauszugebende Werk über die Lübeckischen Bau⸗ und Kunstdenkmäler auf das Eifrigste weitergeführt worden. Die Munifizenz des Senats, welcher auf den Antrag der Vorsteherschaft der „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit‘ als eisernen Fonds zur Förderung des Unternehmenz vorschußweise die Summe von 4300 M der Gefellschaft bewilligte, hat es ermöglicht, daß mit der Herstellung des ersten Hefts jenes Werkes begonnen werden konnte Dasselbe enthält die Aufnahme der Domkirche und ihrer Kunstschäͤtze und ist bis auf die Bearbeitung des Textes vollendet. Ferner hat der Verein eine neue Publikation unternommen. Es bewogen ihn dazu in gleichem Maße äußere wie innere Gründe. Da der Verein bemüht ist, den Grundsatz zu verwirklichen, daß in die Zeitschrift nur solche Aufsätze Aufnahme finden, die, den Forde⸗ rungen gerecht werden, welche die strenge historische Wissenschaft an die Behandlung vergangener Dinge stellt, so vermag die Zeitschrift nicht regelmäßig zu erscheinen, und ein neues Heft derselben gelangt immer erst nach Verlauf eines längeren Zeitraums zur Ausgabe. Sie findet auch nur einen verhältnißmäßig kleinen Leserkreis. Es mußte deshalb für wünschenswerth erachtet werden, ein häufiger erschei⸗ nendes Organ zu begründen, welches geeignet sei, dem in einem großen Theile der Bevölkerung regen Interesse für die vater⸗ städtische Geschichte Rechnung zu tragen und dasselbe zu fördern und zu beleben. Diese Erwägungen veranlaßten den Beschluß des Ver⸗ eins, nach dem Vorgange des Geschichtsvereins der Schwesterstadt Hamburg, hinfort neben der Zeitschrift und als eine Ergänzung der selben Mittheilungen“ herauszugeben. Von denselben soll alle zwei Monate ein Stück erscheinen. Sie haben die Aufgabe, namentlich Aufsätze von allgemeinerem Interesse sowie kürzere Mittheilungen zur lübischen Geschichte zu bringen. Die „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätig⸗ keits hat dem Verein in dankenswerther Weise die Ausführung des Unternehmens erleichtert, indem sie als einen Beitrag zu den Kosten desselben für das Jahr 1883 die Summe von 200 S6 bewilligte. Von diesen „Mittheilungen“, deren Redaktion der Sekretär des Vereins, Dr. Hagedorn, übernommen hat, sind im Laufe des Jahres sechs Rummern zur Ausgabe gelangt. Sie wurden allen Mitgliedern der Gesellichafst zur Beförderung gemein nütziger Thätigkeit zugestellt; einzelne Artikel derselben sind durch Wiederabdruck in den Tagesblättern, welchen der Verein bei Angabe der Quelle gern gestattet, dem großen Publikum zugänglich gemacht worden. Die „Mittheilungen“ haben in Lübeck gleichwie aus⸗ wärts eine günstige Aufnahme gefunden, und ein Beweis, daß sie ihrer Aufgabe entsprechen, liegt darin, daß die „Gesellschaft für Be förderung gemeinnütziger Thätigkeit! ihren Beitrag für das Jahr 1884 auf 360 M erhöht hat. Die monatlichen Winterzusam⸗ menkünfte des Vereins haben unter reger Betheili⸗ gung regelmäßig stattgefunden. In denselben wurden u. a. folgende Vorträge gehalten: von Hrn. Dr. Staunau über Analogien zwischen dem Rechte des Sachsenspiegels und dem älteren Rechte Lübecks, besonders auf dem Gebiete des Prozesses“; von Hrn. Dr. Th. Hach ‚über die Kunsttopographie des Lübeckischen Staats“; von Hrn Staatsarchivar Dr. Wehrmann „über Schuld⸗ und Kreditverhältnisse in Lübeck während des 15. Jahrhunderts nach Inseriptionen in den Niederstadtbüchern“; von Hrn. Hauptmann von Rüdgisch ‚über die alten Befestigungen von Lübeck'; von Hrn.

1473. schiedenen kürzeren Mittheilungen. Namentlich verdient eine solche von Hrn. Dr. C. Curtius Erwähnung, welcher zur Renntniß brachte. daß , die Pergamentklätter, in welche 12 Hefte der dem Verein gehörigen Rebbeinschen Chronik eingebunden wurden, Fr mente einer Plinius Handschrift des 15. Jahrhunderts seien. Diefe Fragmente bat der Verein der Stadtbibliothek überwiesen. Die Verhandlungen über die Trennung der Sammlung von Gipsabgüssen von dem kulturhistorischem Museum und die Ueberweisung derselben an den Berein von Kunstfreunden“ gelangten zum Abschluß, indem die Gefellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit! die Ver- waltung und Beaufsichtigung jener Sammlung auf den genannten Verein übertrug. Gemeinsam mit der Geographischen Ge⸗ sellschaft richtete der Verein eine Eingabe an die Schul= deputatien für das Katharineum, durch welche dieselbe ersucht wird, die. Verwaltung der Stadtbibliothek anzuweisen, auf die Bearbeitung eines Lubecensien⸗Kataloges Bedacht zu nehmen, Die Bibliothek des Vereins ist, wie das mitgetheilte Verzeichniß beweist, durch Geschenke sowohl wie im Wege des Schriftengustausches nicht unbeträchtlich vermehrt worden. Der Kreis der Institute, Ge⸗ sellschaften und Vereine, mit denen der Läbecker Verein im Schriften⸗ austausch steht, bat sich wiederum erweitert. Der angehängte Jahres⸗ bericht der Vorsteherschaft des kulturhistorischen Museums kann eine Vermehrung von gegen 309 Nummern aufweisen. Die neu hinzugekommenen Gegenstände bestehen zum größten Theil aus Ge⸗ schenken, unter denen namentlich einige von der Hand im Auslande lebender Lübecker besonders hervorgehoben ju werden ver- dienen. Or. Hermann Grösser, welcher seit mehreren Jahren in der von dem Handlungshause Robertson u. Hernsheim in Ham⸗ burg auf der Insel Jaluit begründeten Faktorei thätia ist, überwies dem Museum abermals eine reiche Sammlung von Waffen und Ge— brguchsgegenständen der Südsee⸗Insulaner. Der Geographischen Ge⸗ sellschaft dankt das Museum die Uebermittelung werthvoller Ge⸗ schenke der Herren Carl Pantaenius (Vater des in letzter Zeit so viel genannten beklagenswerthen Opfers zuchlosen Mordes von der Hand der Kamerun Neger) und Kapitän Voß in Kamerun (Waffen und Ge— brauchsgegenstaände der Eingeborenen), sowie des Hrn. Jörß in Papete (Götzenbilder von den Neu⸗Hebriden). Gadlich hat Hr Prof. Grupe dem Museum einen Theil der von ihm in China und auf den Philippinen gesammelten ethnographischen Gegenstände zur Verfügung gestellt. Das Museum Lubecense hat gleichfalls, wie das diesem Berichte angeschlossene Verzeichniß ousweist, mannigfache Bereicherung erhalten. Der Verein übergab demselben eine werthvolle Sammlung von Agua—Q rellen Lübegtischer Baudenkmäler und historischer Kostümbilder welche Hr. Chr. W. Stolle ausgeführt und dem Verein zum Geschent gemacht hat. Das spezielle Verzeichniß der einzelnen Erwerbungen für die kulturhistorische Sammlung und für das Museum Lubecense bildet den Schluß des Berichts Auf den Inhalt der. Mittheilun= gen‘ und der „Zeitschrift! des Vereins kommen wir noch zurück.

8 Gewerbe und Handel.

St. Peters burg, 1. Februar. Die neuen Sollsätz en) für Heringe, Thee, Traubenweine, gesponnene Seide, Oliven. und Bauml sind am heutigen Tage mit der Bekanntmachung im hiesigen Gesetz⸗ blatt in Kraft getreten. . Dem Geschäftsbericht der Schlesischen Aktiengesell⸗ schaft für Pvoörtland⸗ Cement Fabrikation zu Groschowitz bei Orveln entnehmen wir Folgendes: Der seit Jahren steigende Bedarf an Portland⸗Cement, die Vergrößerung der Produktion fast aller bestehenden und die Begründung neuer, umfangreicher Etablisse— ments legte der Gesellschaft das Bedürfniß nahe, auch ihrerseits den Zeitverhaltnissen entsprechende Erweiterungen ins Auge zu fassen. Behufs Beschaff ing der nöthigen Geldmittel wurde der außer⸗ ordentlichen Generalversammlung der Beschluß zur Erhöhung des Aktienkapitals von 1 950 000 M auf 2 739 000 6 zur Beschlußfassung vorgelegt. Dieselbe genehmigte die Vorlage. Die nothwendigen Er⸗ gänzungsbauten für die beiden älteren Fabriken sind fertiggestellt und die Steinbrüche erworben. Der Bau einer dritten Fabrik nebst An. lagen ist soweit vollendet, daß die Inbetriebsetzung im März er. zu gewärtigen ist. Durch die bereits fertig gestellten Erweiterungen ist die Produktion auf 207 808 Normaltonnen, um 25 939 Normal- tonnen gegen das Vorjahr gewachsen, während der Absatz 200 414 Normaltonnen betrug gegen 180 395 im Jahre 1883. Der erzielte Gesammtgewinn betrug 640 924 M, woron 139 492 M für Ausgaben in Abzug kommen, so daß sich ein Reingewinn von 501 432 ergiebt. Hiervon sollen 140 9 Dividende auf die Aktien J. Emission vertheilt, 7918 M auf neue Rechnung vorgetragen und der Rest zu Abschreibungen verwandt werden.

Die Nassauische Landesbank erzielte im Jahre 1884 einen Reingewinn von 370 424 (1883 396 144 S6). Da die Reserve (l. 0a 411 A) den statutarischen Betrag von 30 /e aller Verbindlich keiten bereits um ca. 200 000 6 überschritten hat, steht der Ge— sammtgewinn zur Verfügung der Kommunalstände, ebenso der mit 106 295 S6 (1883 196 399 M) resultirende 1884er Gewinn der Spar- kasse, Ueber den 1383er Gewinn der Landesbank wurde in der Weise verfügt, daß 309 050 M (1882 266 650 A6) der allgemeinen ständischen Verwaltung, 15000 6 der Unterstützungskasse für verunglückte Feuerwehrleute und deren Hinterbliebene und 72 09 S dem Bau Fonds der Heil n und Pflegeanstalt Eichberg überwiesen wurden. Ende 1884 schuldete die Landesbank aus den Anlehen von 1840/42 noch 0,31 Mill. Mark (Ende 1883 0,51 Mill. Mark) und hatte an verzinsbaren Obligationen 35, 50 Mill. Mark (Ende 1883 32,22 Mill. Mart), an kündbaren 8.19 Mill. Mark (Ende 1883 831 Mill. Mark in Umlauf. Ausgeliehen waren an Gemeinden und Verbände 47.50 Mill. Mark (1885 45.93 Mill. Mark) Das eigene Vermögen . . , tar. e. die Reserve 1,60 Mill. Mark.

ie Einlagen der Sparkasse betrugen 10,45 Mill. Mark - g, 43 Mill. Marh. ö. Breslau, 10. Februar. (W. T. B) In der gestrigen Sitzung des Verwaltungsraths der Schlesischen Bodenkredit⸗ bank wurde die Dividende für das abgelaufene Jahr auf 60so fest⸗ gesetzt und beschlossen, die ordentliche Generalversammlung auf den 13. März einzuberufen.

Leipzig, 9. Februar. (W. T. B) Die Deutsche Kreditanstalt hat die aeg tg ck, 10. Feb (W B) O

beck. Februar. . ie Einnahmen der Lübeck-Büchener, Lübeck⸗ Hamburger und Lübeck-Trave— münder Eisenbahn betrugen im Monat Januar d. J. provi⸗ sorisch 284 145 s½, gegen Januar 1884 definitin 288 497 6, mit- hin im Januar 1885 weniger 4352 „6 Die provisorischen Einnahmen im Januar des Vorjahres beliefen sich auf 272 062 4, folglich im verflossenen Monate gegen das vorjährige Provisorium mehr 12 083 Æ London, J. Februar. (Allg. Corr) Nach dem heute veröffent⸗ lichten Handels- Ausweise belief sich der Werth der im Fa nuar aus dem Vereinigten Königreich exportirten Waaren auf 18109 5325 Pfd. Sterl, oder 1243916 Pfd. Sterl, weniger als im Januar 1884, welche Abnahme hauptsächlich der verminderten Ausfuhr von Metallen und Metallwaaren, sowie von Maschinen auzuschreiben ist, Dec bri⸗ tische Import erreichte im Januar einen Werth von 386 049 005 Pfd. Sterl. oder 403 784 Pfd. Sterl. mehr als in dem entsprechenden Monat des Vorjahres, welche Zunahme meistens von der erhöhten Zufubr von Rohstoffen für Textilfabrikate herrührt, während die Einfuhr von Brodstoffen mit einer Abnahme von 512 861 Pfd. Sterl. . .

ebruar. . T. B.) Bei der am Sonnabend abge⸗ haltenen Wollauktion waren Preise unverändert. 4.

Glasgow, 9. Februar. (W. T. B.) Die Verschiffun gen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6500 gegen 6, . 3 2 —— 9 3 Jahres.

radford, 9. Februar. T. B.) Wolle ruhig, flauer Kreuzzucht fest, Garne ruhig, Stoffe geschäftslos. . St. Petersburg, 160. Februar. (W. T. B.) Die Verwal⸗

. Allgemeine Dividende auf gro / fest⸗

Außerdem gaben die Versammlungen Veranlassung zu ver⸗

Mitbürger anstrebe. Nun sage man zwar, die Landwirthschaft sei in Noth, und sie gehe zu Grunde ohne Staatshülfe. Aber in dieser Allgemeinheit müsse er diese Behauptung be⸗ streiten; wenn wirklich eine Nothlage vorhanden sei, welche

würden auch drei Regimenter Infanterie und ein Regiment Kavallerie eingeborner Truppen in der nächsten Zeit

nach Egypten eingeschifft werden.

Senator Dr. Brehmer über „Lübecks messingene Grabplatten aus dem 14. Jahrhundert“; von Hrn. Dr. Hagedorn „über die Schützengilden im Mittelalter und über das Schützenfest zu Straßburg im Jahre

Cine Depesche des Generals Brisre de Isle Fihee nur Dpfer' sorkern, dann wilt sie erft ihre definitiven Jiele be. aus Dongsong, vom J. d. M, 9 Uhr Abends, meldet: nne und anstreben und dann fl l fe e gern, 3

„Wir haben heute fünf Forts, welche vom Feinde ohne tung der Russischen Gesellschaft für mechanische und

Vergl. ‚Reichs⸗Anzeiger' vom J. d. M. Nr. 33.

haft die nationale Arbeit der , beginnen können. Wollen

w t durch eine solche Politik die Heilung unserer wirthschaftlichen und

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