2 §. 4 den Schlußsatz also zu fassen: ö. Der Antrag muß binnen einer vom Finanz ⸗Minister festzu⸗ setzenden Frist eingereicht werden.“
2) Den 5. 9 also zu fassen: .
‚Dieses Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkündung in Kraft. Der Finanz ⸗Minister erläßt die zur Ausführung desselben erforderlichen Anordnungen.“
Der Abg. Dr. Wagner (Osthavelland) hob hervor, daß die Konvertirung in Kreisen kleiner Kapitalisten viel Unzu⸗ friedenheit erregt habe; trotzdem aber werde er derselben zu⸗ stimmen, und er erkenne an, daß die Regierung bei dieser Maßregel vorsichtig und schonend vorgegangen sei.
Der Abg. von Uechtritz sprach sich gegen die Vorlage aus, die im Widerspruch mit den sozialpolitischen Reformen der Regierung stehe. Man dränge durch Konversionen nur . 99 Zahl kleiner Rentner in die Reihe der Proletarier zurück.
Der Staats⸗-Minister von Scholz trat der Behauptung entgegen, daß die Regierung sich mit dieser Vorlage zu den sozialpolitischen Reformplänen in Widerspruch setze.
Der Abg. Dr. Hänel hielt die Konversion für vollkommen richtig. Man müsse dem Aberglauben entgegentreten, als ob der Staat, unabhängig von der Lage des Weltmarkts, Schulden kontrahiren, als ob er sich lozmachen könne von dem Gesetze der Preisbildung.
Der Abg. Dr. Windthorst hielt die Maßregel nicht für ersprießlich, wenn schon die Berechtigung derselben nicht zu bestreiten sei. Der Staat dürfe nicht ohne dringendste Noth Aenderungen an derartigen Dingen vornehmen, und gerade der gegenwärtige Augenblick sei nicht für dieselbe geeignet. Die Maßregel betreffe kleine Kapitalisten, die jetzt durch die für die Landwirthschaft nöthig gewordenen Zölle höher be— lastet werden würden. .
Der Staats⸗Minister von Scholz widersprach der Be⸗ hauptung, als ob die Regierung andere Motive bei der Kon— version verfolge, als sie sie selbst angegeben habe. Wie könne man der Regierung einen Vorwurf machen, wenn sie eine ihr anvertraute Summe unter günstigen Bedingungen wieder zur Verfügung stelle? Der Staat habe doch niemals seinen Gläu⸗ bigern eine bestimmte Rente für alle Zeit in Aussicht gestellt. Er lege Protest dagegen ein, daß die Maßregeln der Regie⸗ rung herabgezogen würden. .
Der Abg. von Eynern sprach sich für die Konversion aus. Ein Widerspruch zwischen dieser Vorlage und der Sozialpolitik bestehe nicht. Von den 50 900 000 6, um die es sich hier handle, sei nach seiner Ansicht auch nicht ein Groschen in der Hand von Arbeitern. ö
Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Dr. Mithoff.
— Der General⸗Lieutenant Prinz Hugo zu Schön⸗ burg⸗Waldenb urg, à la suite der Armee, ist zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 9. Februar. (Wn. Abdp.) Heute Vormittag waren im Abgeordnetenhause mehrere Ausschüsse versammelt. Auf der Tagesordnung des Budgetausschusses befanden sich folgende Budgettitel: Kultus, Pensionsetaf, Finanzverwaltung, Mauthen, Punzirung, Di— kasterial⸗Gebäude, Fiskalitäten und Heimfälligkeiten. Der Gewerbeausschuß setzte die Debatte über das Unfallversiche⸗ rungs⸗Gesetz fort, und der Aktiengesetz⸗Ausschuß beschäftigte 6 mit der Aktiengesetz⸗Vorlage. Für heute Abend ind gleichfalls mehrere Ausschußsitzungen anberaumt. Der Strafgesetz⸗Ausschuß wird den Gesetzentwurf, betreffend die Gerichtsbarkeit der Landwehr, der Spar⸗ und Vorschußkassen⸗ Ausschuß die Anträge der Abgg. Dr. Ritter von Meznik und Dr. Menger, betreffend Gebührenerleichterungen, dann den Antrag des Abg. Dr. Roser, betreffend das Sparkassen⸗Regu⸗ lativ, endlich der Petitions-Ausschuß den Bericht über die Petition, betreffend den Seecodex, in Diskussion ziehen. Außerdem ist noch eine Sitzung des Ausschusses für die Fluß⸗ regulirung in Galizien angekündigt.
— 16. Februar. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause wurde von der Regierung heute die Vorlage über die Krankenversicherung der Arbeiter eingebracht.
— 10. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Blätter der Linken melden: der Klub der Linken wolle für das Ein— treten in die Spezialdebatte der Gebühren-Novelle stimmen und sei auch mit der Börsensteuer, der Be⸗ steuerung des Effektenverkehrs und der ausländischen Werth—⸗ papiere einverstanden. Der Klub werde für die bezüglichen Paragraphen stimmen. Dagegen werde derselbe sich gegen die Bestimmungen betreffs der Uebertragung der unbeweg⸗ lichen Güter, der Gebührenpflicht bei der Intabulation der Kaufschillingsreste und der Stempelpflicht bei der kauf⸗ männischen Korrespondenz erklären und womöglich die Auf⸗ rechthaltung des status quo anstreben.
Pe st, 9. Februar. (Wien. Ztg.) Die liberale Partei setzte heute die Generaldebatte über die Oberhaus⸗Reform fort. Nachdem zahlreiche Redner, worunter Minister-Präsident von Tisza, Graf Ludwig Tisza und Emerich Jvanka, ge— sprochen hatten, wurde die Vorlage im Allgemeinen ange⸗ nommen. — Der Dreier⸗Ausschuß des Oberhauses beendete die Verhandlung über das Budget. — Der volks—⸗ wirthschaftliche Ausschuß des Abgeordnetenhauses trat heute Nachmittag zusammen, um die Schiffahrtskonvention mit Frankreich sowie den Gesetzentwurf über die Sicherung der Seidenzucht in Verhandlung zu ziehen.
Niederlande. Luxemburg, 10. Februar. (W. T. B.) In der Kammer richtete Charles Simons heute eine Interpellation an die Regierung über die Gründe der letzten Ministerkrisis und fragte gleichzeitig an: ob die Ministerkrisis endgültig beigelegt sei und ob die Regie⸗ rung des König-Großherzogs definitiv darauf verzichte, das durch einen europäischen Vertrag garantirte Thronfolge— Recht zu modifiziren. Der Staats⸗-Minister von Bloch⸗ hausen erklärte, daß er die Interpellation morgen beant⸗ worten werde.
Großbritannien und Irland. London, 10. Februar. (W. T. B.) General Newdegate wird den Befehl über das für Suakim bestimmte Expeditions corps über⸗ nehmen, und General Greaves wird Chef des General⸗ stabes dieses Corps sein. Das Corps soll in der Richtung auf Berber vormarschiren und dort die Verbindung mit dem General Wolseley herzustellen suchen. Man rechnet darauf, daß die Operationen von Suakim aus um die Mitte März würden beginnen können. — Wie es heißt, beabsichtige die
einzuberufen. Den Waffendepots sind Befehle zur Lieferung der ersorderlichen Ausrüstungsgegenstände zugegangen.
— 11. Februar. (W. T. B.) Die „Times“ spricht sich erneut ur die Nothwendigkeit aus, in den Ländern zwischen dem Nil und dem Rothen Meere eine per⸗ manente, unter englischem Einfluß stehende Regie⸗ rung herzustellen. Die Herstellung einer solchen Regierung sei, welchen Schwierigkeiten sie auch unterliegen oder welche Kosten sie auch verursachen möge, das wesentliche Erforderniß für die dauernde Pazifizirung des östlichen Sudan.
Frankreich. Paris, 10. Februar. (W. T. B.) Das „Bulletin des Lois“ veröffentlicht die von dem Prä⸗ sidenten Grövyy vom November 1883 bis zum 12. De⸗ zember 1884 unterzeichneten Dekrete, welche die zahlreichen früheren Verträge mit den Häuptlingen der Ein⸗ geborenen an der Westküste Afrikas bezüglich der Souveränetät, Souzeränetät oder des Protektorats Frank⸗ reichs regeln. Einzelne dieser Verträge reichen 30 bis 40 Jahre zurück; die Mehrzahl fällt indessen in die Jahre 1883 und 1884.
Die Deputirtenkammer setzte heute die Berathung der Zolltarife sort. Der Ackerbau⸗Minister trat für den Zuschlagszoll ein und hob hervor: alle Großmächte mit Ausnahme Englands seien gegenwärtig Anhänger des Schutzzollsystem s. Die Deputirtenkammer wird am Don⸗ nerstag den Tag festsetzen für die Berathung der Inter⸗ pellation der äußersten Linken, betreffend die dem Ver⸗ treter Frankreichs auf der Berliner Konferenz er—⸗ theilten Instruktionen. *
Itallen. Rom, 10. Februar. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ meldet: die italienische Regie⸗ rung habe erklärt, daß sie den letzten französischen Vor⸗ schlägen zur Lösung der egyptischen Finanzfrage zustimme. — Dieselbe Agence veröffentlicht aus Suakim noch folgende Einzelheiten über die Okkupation von Massovah: Sofort nach der Ankunft der Expedition im Hafen verfügte sich Admiral Caimi zu dem Gouverneur, welcher erklärte, daß er die Landung der Italiener nicht zulassen könnte, ohne gegen dieselbe durch eine Note, die er seiner Regierung übersenden werde, zu protestiren. Hierauf erfolgte die Ausschiffung der Truppen und die wider⸗ standslose Besetzung der Stadt und der Umgebungen, sowie der Forts, deren Kommandanten gleichfalls insgesammt Protest erhoben. Gleichzeitig wurde die italienische Flagge neben der egyptischen gehißt. Der Admiral erließ sodann eine Proklamation, in welcher er den friedlichen Zweck der Okkupa⸗ tion darlegte. Ein Theil der Truppen, welche für die Forts bestimmt sind, lagert noch außerhalb der Stadt. Die Bevölke⸗ rung bereitete den Italienern einen freundlichen Empfang. Die egyptische Garnison ist in ihren Quartieren verblieben. Oberst Saletto hat das Kommando über die italienische Garnison übernommen. ; .
Wie verlautet, hat der König von Abessinien in Folge der Reklamation des italienischen Konsular-Agenten in Maffovah die Verhaftung des Führers Mandaisu, welcher den Afrika⸗Reisenden Bianchi und dessen Ge— fährten verrathen hatte, angeordnet und wird Mandaisu den Italienern ausliefern.
Rußland und Polen. St. Retersburg, 10. Februar— (W. T. B.) Zum Zweck der angekündigten Regierungs. kontrole über die Umsätze der Privat-Eisenbahnen ordnet eine nunmehr veröffentlichte Gesetznovelle die Um⸗ bildung der gegenwärtigen Eisenbahnabtheilung der Reichs⸗ kontrole in eine Eisenbahnsektion mit den Rechten eines Revisionsdepartements und die Kreirung von Lokal⸗ kontrolen auf der baltischen, Moskau-Brest- und Losowo— Sewastopol⸗Bahn an.
Afrika. Egypten. Korti, 9. Februar. (W. T. B.) Ein Telegramm des, Reuter'schen Bureaus“ berichtet: Wil⸗ son, Stuart und Wortley, die nach einer 4tägigen Reise von Gubat hier eingetroffen sind, haben die Meldung über— bracht, daß General Gordon todt sei. Ueber die Ein— zelnheiten der Einnahme von Khartum berichtet ein von dem Obersten Boscawen in Gubat abgeordneter Bote: ein ver⸗ rätherischer Pascha habe die Garnison von Khartum seitwärts von Khartum bis nach Omdurman hin marschiren lassen, unter dem Vorgeben, daß auf dieser Seite ein Angriff des Mahdi zu erwarten sei, und ein anderer Pascha habe wäh⸗ rend dessen die Thore Khartums öffnen lassen; die Auf⸗ ständischen seien mit großer Macht in die Stadt einge— drungen, und General Gordon habe in dem Augenblick, in welchem er das Gouvernementshaus verlassen, einen Dolch— stoß erhalten.
— Ein Telegramm der, Daily News“ aus Gakdul, vom 8. d. M., sagt: Aus Khartum entkommene Eingeborene be⸗ stätigen, daß Gordon getödtet worden, als er aus dem Hause trat, um die ihm treu gebliebenen Truppen zu sammeln. Letztere seien sämmtlich von den Aufständischen nieder⸗ gemacht worden. Bei dem mehrere Stunden dauernden Gemetzel seien selbst Frauen und Kinder nicht verschont wor⸗ den und hätten auch alle Notablen von Khartum, mit Aus⸗ nahme zweier zum Feinde übergegangener Paschas, dabei den Tod gefunden.
Zeitungsstimmen.
Wie der „Neuen Preußischen Zeitung“ aus Stutt⸗ gart, u. d. 9. Februar, gemeldet wird, hat in Erwiderung auf die Adresse der Lehrer des Polytechnikums der Reichskanzler Fürst von Bismarck das nachfolgende Schreiben an den ersten Unterzeichner, Ober-Baurath von Hänel, den Senior des Lehrerkollegiums, gerichtet: ;
Berlin, den 7. Februar 1885. Die Adresse, mit welcher Ew. Hochwohlgeboren und Ihre Herren Kollegen mich beehrt haben, gereicht mir zur besonderen Freude. Von der Unteistutzung unserer Wirthschaftspolitik Seitens der technischen Hochschulen ver= spreche ich mir besonderen Erfolg, weil ich weiß, wie bestimmend der Einfluß derselben auf die Anschauungen und. Bestrebungen der industriellen Kreise ist. Ew. Hochwoblgeboren bitte ich ergebenst, den Ausdruck meines verbindlichsten Dankes Ihren Herren Kollegen übermitteln zu wollen. ;
von Bismarck.
— Wie dasselbe Blatt mittheilt, ist die auf der land⸗ wirthschaftlichen Versammlung zu Regensburg beschlossene Resolution zu Gunsten der Erhöhung der Getreidezölle, mit 47008 Unterschriften versehen, an die betreffenden Stellen
— In dem, Rügenschen Kreis⸗ und Anzeigeblatt“ lesen wir über die Erhöhung der Getreidezölle:
Der Bundesrath hat die Vorlage über Abänderung des Zolltarifs nach den Anträgen des Ausschusses und damit auch die Erhöhung der Getreidejölle angenommen. Gegen diese Erhöhung laufen die Gegner der Regierung schon Sturm, ehe sie eingetreten ist und insceniren eine Massenagitation. Der Zoll ist selbst bei einer Verdreifachung des jetzigen Zolles ein äußerst mäßiger und beispielsweise geringer, als der Getreidezoll, mit welchem die Vereinigten Staaten ihre inländische landwirthschaftliche Pro—⸗ duktion schützen. Er dürfte auch nicht das Ziel haben und erreichen das Getreide in Deutschland zu vertheuern, sondern höchstens be⸗ wirken, daß die auf das Aeußerste herabgedrückten Preise nicht noch weiter herabsinken. Fürst Bismarck hat den Nagel auf den Kopf getroffen, indem er erklärte, man müsse dahin streben, daß die Landwrihschaft wenigstens einen solchen Zollschutz erhalte, daß die Getreideyroduktion nicht etwa, weil unlohnend oder Zuschüsse erfordernd, gänzlich einge⸗ stellt werde.
Die jetzige Kalamität niedriger Getreidepreise gefährdet die Existenz der Landwirthschaft. Allerdings könnte man ja sagen, wenn das Getreide von Kanada und Amerika immer billiger wird, — und drei vorzügliche Erntejahre stellen dies in Aussicht — so ist es ja am besten, man läßt einmal ein Jahr lang die deutschen Felder brach liegen und kauft das billige Getreide im Auslande. Aber wer bezahlt, beschäftigt, ernährt dann unsere 7 Millionen ländliche Arbeiter? Der Freihandel zeigt im Extrem seine Unhaltbarkeit, in solchen Ausnahmzeiten guter Ernten während einer Reihe von Jahren zeigt es sich, daß ein mächtiger Zollschutz auch für die Landwirth— schaft nothwendig ist, wenn man sie nicht ruiniren will. Das ist die einfache und logische Konsequenz eines nationalen Tarifsystems. Er— kennt man den nationalen Schutz der Arbeit und der Industrie an, warum soll er nicht auch der Landwirthschaft zu Theil werden? Amerika hat eine solche Massenernte von Weizen und Mais, daß es die ganze Welt schon für das nächste Jahr mit Brodstoffen versehen könnte. Die Farmer heizen bereits mit Mais ihre Oefen! Wird Deutschland und der englische Markt noch weiter überschwemmt, so dürfte das Getreide auf einen Preis sinken, der nicht 4 seiner Produktionskosten in Deutschland deckt. Damit würde aber jeder Landwirth bankerott werden und ein großes Elend über“ das ganze Land hereinbrechen. Gegen die Wirklichkeit einer Landeskalamität richtet sich die Erhöhung der Getreidezölle, und deshalb wird sie durchgehen, denn die Mehrheit des Reichstages wird dafür Verständniß haben und nicht die Verantwortung auf sich laden, durch die Ver— weigerung des mächtigen Schutzes das bedeutendste Gewerbe Deutsch⸗ lands zu ruiniren.
. Die Landwirthschaft hat, indem sie an die geschützten Industrien ihren Tribut Jahre lang entrichtet hat, die Industrie heben helfen; jetzt, wo sie selbst in Noth gerathen ist und ihr eine Kalamität droht, deren Folgen kaum abzusehen sind, wird es Sache der gestärkten In⸗ dustrien sein, auch an die Landwirthschaft einen Theil jenes Tributes zurückzuzahlen. Ihce Lage hat sich gebessert; die Lage der Landwirthschaft ist eine verzweifelte. Die Regierung aber erfüllt nur ihre Pflicht, wenn sie durch Erhöhung der Getreidezölle eine Erhöhung des Getreidepreises und damit eine Kapitalstärkung der Landwirthschaft erstrebt, welche wiederum der Industrie und dem Staate zu Gute kommen wird. Der neue Zolltarif mit der Erhöhung der Getreidezölle wird damit zu einem Akt der ausgleichenden Billigkeit und Gerechtigkeit, und schon wenn er eine weitere Deroute auf dem Getreidemarkte verhindert, vollführt er ein Werk wirthschaftlicher Errettung. So gern wir billiges Getreide haben, spottbillige Preise liegen nicht im nationalen Interesse; Ueberschwem⸗ mungen sind immer verheerend, gleichviel, ob das Land vom elemen— taren Wasser oder von Fabrlkaten oder von Rohprodukten so über— schwemmt wird, daß die großen Interessenkreise in der Fluth elendig⸗ lich versaufen.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Die XV. Kommission des Reichstages zur Vorberathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ergänzung des GerichtsLverfassungsgesetzes, hat sich wie folgt konstituirt: Dr. Hartmann, Vorsitzender; Dr. Marquardsen, Stellvertreter des Vorsitzenden; Müller (Marienwerder), Schriftführer; Freiherr von Bodenhausen, Stellvertreter des Schriftführers; Dr. von Cuny, Geiger, Dr. Horwitz, Klemm, Lerche, Rintelen, Senestrey, Spahn, Träger, Viereck.
Statistische Nachrichten.
u J der Studirenden an den landwirthschaftlichen Akademien während des Winter⸗Semesters 1884,85.
Studi Neun rende einge⸗ u. zus ⸗ ( 1 z⸗ zusam⸗ Bezeichnung der Akademie. aus tretene Hof ͤu
ö = ö n. früheren Stu⸗ tanten 6
Semestern dirende
1) Landwirthschaftliche Hochschule J ö 66
2) Landwirthschaftliche Akademie zu J ö
zusammen 107 122 96 325
ad 1. Außerdem nehmen an den Vorlesungen bezw. praktischen Uebungen der landwirthschaftlichen Hochschule Theil: 135 Studirende der Universität und 4 Studirende der Thierarzneischule, zusammen 139 Studirende. ;
Von den obigen 325 Studirenden sind: aus der Provinz Ostpreußen ö
16 Studirende
Westpreußen .. 17 s Brandenburg... 69 z , 26 !. ,,, 11 J . 31 ö 1 20 ö Schleswig⸗Holstein . 4 (. ,,, , 3 . . 23 . Hessen⸗Nassau ... 15 j Rheinland . 35 ö Hohenzollern.. — * aus Preußen . 26 Studirende
aus den übrigen deutschen Staaten 33 ö aus Deutschland. 300 Studirende
aus dem Auslande 25 . zusammen wie oben... . 325 Studirende.
— (Just«⸗Minist. Bl.) Der Umfang der Geschäfte der Ju sti Prüfungskommission gestaltete sich im Jahre 13884 wie folgt: Die Zahl der neuen Prüfungsaufträge betrug 814, während im Jahre 1883 674, 1882 705. 1881 705, 1880 597. 1879 545, 188 470 Aufträge eingingen. Beim Schlusse des Jahres 1883 war ein Bestand von 525 Kandidaten verblieben, von denen 3 im Jahre 1881, 28 im Jahre 1882, 495 im Jahre 1883 der Prüfungsbehörde überwiesen waren. Die Gesammtzahl der Kandidaten belief sich im Jahre 1884 auf 1340. Von diesen hatten 194 die Prüfung zu wiederholen, 1146 dieselbe zum ersten Male abzulegen. Vor Ablegung der Prüfung. sind vorweg zurückgewiesen oder zurückgetreten 7, aus dem Justizdienste
Regierung, von den Reserven 10060 Mann Infanterie
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abgegangen.
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ausgeschieden bezw. gestorben 10, wegen verspäteter Ablieferung der
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beit von der Prüsung ausgeschlofsen 1. zusammen 18, mithin ver-
slichen 132 (gegen 1196 im Vorjahre). Die Prüfung haben bestanden: t dem Prädikat. gut 47, mit dem Zeugniß ausreichend 538, zu- . 565, nicht bestanden haben 135, sind 720. Es bleiben als in 603, wovon überwiesen sind: 1 im Jahre 1881, 3 im Jahre Ben, i im Jahre 1883, 581 im Jahre 1884. Auf die einjelnen Yb · Landedgers cht. Be ire vertheilen sich die Kandidaten wie folgt: Herlin 2495, Breslau 189, Cassel 31, Celle 113, Göln 115. Frank fan a M. 90. Hamm 112, Kiel 35, Vönigs berg i. P. 78, Marien⸗ nder Hz, Naumburg g; S. 137, Posen 69, Stettin 61, vom perroglich Anhaltischen Ministerium in Dessau präsentirt 8, rom ustlich , m Ministerium in Sonder hausen präsentirt 1, sisammen *.
Dresden, im Januar 1885. Soeben erschien das Doppel hest J. und II. der Zeitschrift des Königlich sächlischen Statist isch en Bureaus pro 1884, redigirt von dessen Direktor, Ich. Regierunge-⸗Rath Professor Er. Böhmert. Dasselbe enthält sächst einen Aufsatz des Med. Assessor Dr. med. Arthur Geißler lber. Die Entwickelung des sächsischen Impfwesens mit besonderer ziscksicht auf die Jahre 1880 bis 18833. In diesem Aufsatze wird sir Sachsen ein wesentlicher Fortschritt in der Ausübung des Impf- zcsbäfts konstatirt. Es sind nunmehr in Sachsen seit Eilaß des zilkbimpfgesetzes in den neun Jahren 1875 bis 1883 über 80h 000 Kinder Mobb l) mit Erfolg geimpft worden. Da von den in Sachsen durchschnitt⸗ ib eiwa jährlich lebend geborenen 124 900 Kindern, von denen aber min- Metten der vierte Theil vor Ablauf des ersten Lebensjahres bereits nieder verstirbt. jährlich etwa 89 009 Kinder mit Erfolg geimpft norden sind, so läßt sich leicht ermessen, daß es — unter Berück- sihtigung der Zurückstellungen bis in das zweise Lebenkjahr — that sihlich nur wenig Ungeimpfte aus den Generationen der letzten Jahre gen wird, welche älter als zwei oder drei Jahre sind. Die Zahl ka mit Erfolg Wiedergeimpften betrug (ahne die Nachträge) in den sezten neun Jahren (1875— 1883) 483491 Schulkinder. Die vor— soriftswidrig Entzogenen haben sich ganz bedeutend vermindert. — Der nächste Aufsatz von demselben Verfasser enthält einen Beitrag zur Statistik des Greisenalters unter dem Titel: Alte Leute in Sachsen, hte Lebensstellung und ihr Beruf. Es sind in demselben die bei der Volkszählung am 1. Dezember 1880 ermittelten Hochbejahrten in Alter von 80 Jahren und darüber zusammengestellt, besonders mit BHerücksichtigung der Beschäftigung, welcher sie früher obgelegen haben be. noch jetzt zur Zeit der Zählung ausübten. — Hierauf folgt ein dritter Aufsatz von dem aleichen Verfasser über „Die Bewegung der Bebölkerung im Königreich Sachsen während des Jahres 1883, porin die Eheschließungen, Geburts⸗ und Sterbefälle unter Ver— sleihung mit früheren Jahren nach verschiedenen Richtungen hin nbellarisch zusammengestellt und einer wissenschaftlichen Prüfung utterjogen worden sind — In dem nächsten (vierten) Aufsatze be—⸗ spiht Regierungs-Assessor Dr. von Studnitz „Die wirthschaftliche Stelung des Königreichs Sachsen im Deutschen Reiche“. Dieser Ausatz gliedert sich in folgende Abschnitte: A. Das Land. Flächen ithalt; Höhen verhältnisse; Klima. B. Die Bevölkerung. Stand und Dich⸗ ligkeit der Bevölkerung; Geschlecht; Geburtsort; Staatsangehörigkeit; Geburtsland; Altersverhältnisse; Bewegung der Bevölkerung; die Bebölkerung nach dem Beruf. C. Ueber einige Erwerbszweige der Bepölkerung: a. Landwirthschaft; b. Viehzucht; 9. Bergbau; d. Hüt—⸗ tenptoduktion. D. Dampfmaschinen. E. Verkehr: a Eisenbahnen; b. Vost und Telegraphie; E. Schiffahrt. F. Ueber einige Verbrauchs⸗ utikel: . Salz; b. Zucker; c. Taback; d. Branntwein; e. Bier. Der gedachte Aufsatz enthält eine Fülle von interessanten Ver— glichungen der sächsischen Verhältnisse mit denen der übrigen deut— scen Staaten und giebt ein treffendes Bild von der Entwickelung der Statistik nach einheitlichen Grundsätzen im neuen Deutschen Feihe. — Der letzte Aufsatz von Dr Victor Böhmert bespricht „Die sächsischen Viehzählungen von 1834 — 18833. In diesem Auf⸗ izt werden nach einigen vorausgeschickten allgemeinen Bemer— ligen die Methode und die Hauptergebnisse der sächsischen Vieh— sihlungen von 1834 — 1883 die Gesammtergehnisse der sächsischen Vieh= sihlung von 1883 im Vergleich mit früheren Zählungen und mit den Gigebnissen der übrigen deutschen Staaten, ferner die Einzel trsebnisse der sächsischen Viehzählung und endlich der Verkaufswerth und das Lebendgewicht der Thiere behandelt. Aus dem Aufsatze ersehen ä, daß die Viehzucht eine ganz andere Bedeutung und Richtung atlungt hat als früher. Die steigende Nachfrage nach Milchprotukten ud Fleisch drängt darauf hin, auf die Wabl. Zucht und Haftung des Dichstandes immer mehr Sorgfalt zu verwenden und namentlich das lucschnittliche Gewicht und den Nutzungswerth des Viehes immer niht zu steigern. Die Viehhaltung wird natürlich immer abhängig hkiben von dem Areal des Landes und namentlich von der landwirth' sbastlich nutzbaren Fläche, und der Viehstand kann in einem so dicht lierten Lande wie Sachsen nicht ebenso wie die Einwohnerzahl nabsen; man wird daher bei einer Beurtheilung der Viehhaltung bastziedener Staaten der Vergleichung der Zahl der Viehstücke mit de Bodenfläche einen höheren Werth beilegen müssen, als der Ver— fitung., mit der Cinwohnerzahl. Das Königreich Sachsen hat im Hathiltniß zur Gesammtfläche unter allen deutschen Staaten den gün⸗ fin Viehstand. Es kamen am 10. Januar 1883 auf den Quadrat- . in Sachsen 8,3 Pferde in Preußen 69), 434 Rindvieh sn Preußen 25.1), 23, Schweine (in Preußen 1675, 78 Ziegen (in heilen 48) Nur in der Schafzucht zählte Preußen auf den Quadrat⸗ llometer 423 und Sachsen nur 9. Schafe. In dem 5H0jährigen Zeit— un ron ij bis 1383 wuchs die Zahl der Pferde in Sachsen von Id auf 126 886, des Rindviehes von 546 542 auf 6651 329, der fine von 104 689 auf 355 550, der Ziegen von 48555 auf ; jr und der Bienenstöcke von 46 858 auf 55 756. Dagegen ist ] Zahl der Schafe zurückgegangen von 604 950 auf 149037. Das nme Viehkapital Sachsens hatte am 10. Januar 1883 einen fit von 238 755 304 6, davon kommen auf die Pferde 83,6 Mill. , . Rinder 133 Mill., auf die Schafe 5,4 Mill, auf die Schweine . und auf die Ziegen 1,8 Mill. . Der durchschnittliche Hufe werth eines Pferdes war 659,4 „, eines Stückes Rindvieh , 4, eines Schafes 23 Je, eines Schweines N,1 S und eee Ziege 161 S Bezüglich der weiteren detaillirten un 1 und Berechnungen müssen wir auf den Auf— 6 . . t verpeisen — Die Biehfählungs , Ergebnisse ut ig zelnen Gemeinden werden den sich dafür Interessirenden ie a eröffen lichung eines bereits in Druck befindlichen Separat⸗ nent er die Viehzählung vom Jahre 1883 in einiger Zeit geboten ace i e ch ist des Königlich sächfischen Statistischen Bureaus er— tg n omni sions verlag der Königlichen Expedition der, Leipziger un e. in Leipzig und, der Buchhandlung von R. von Jahn ein 16 ö jährlich 3 M bei einem Umfange von jährlich
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Roz 2
ue t äge zur Reform des Strafprozesses. Auf in i 33. Vorträge, gehalten in der Juristischen Gesell schaft zu Berlin yen e, . und 19. Januar 1885, von Dr. Justus Ols— 66 andrichter. Berlin, 1885. Verlag von Franz Vablen. — iantlich hatten in der Reiche tagssession 1 84 einer seiis die Äbgeord— . Munckel
be Antra z
, e,. Einführung des Rechtsmittels der Berufung gegen hrung der B ͤ juristis
Einen ing erufung wurde sodann in verschiedenen juristischen
n len gbrshiebben und befürwortet und auch bon fg;
ti f ö ; ĩ oe, berührte in seinen beiden im Winter 1884 – 85 in der Juristischen
erbei das Fü * 3 . ichen: j »Für“ und, Wider“ einer neuen Erörterung zu unter⸗ orm 6 wendete er sich nur dagegen, daß eine blos partielle uli ssanztell trafprozesses durch Einführung der Berufung gegen die um en Urtheile der Strafkammern vorgenommen werde, indem
Strafprozeßordnung lediglich soweit abzurunden, als solches die Durch⸗ führung jenes Desiderium? bedingen würde. Er bestritt einmal, daß das Bedürfniß nach Einführung der Berufung ein so dringendes sei. und behauptete ferner, daß es sich wegen des engen Zusammenhanges der Berufunge frage mit vielen anderen, zum Thell sehr wichtigen Fragen der Verfassung und des Verfahrens nicht empfeble, nur jene zu regeln. Den wesentlichen Inhalt dieser seiner beiden Vorträge bat nun Dr. Olshausen in vorftehender Schrift wiederholt. Dieselbe zerfällt in zwei Haupttheile. In dem ersten handelt der Verfasser von dem Zusammenhange der Berufungsfragen mit anderen Fragen der Organisatien und des Verfahrens und zwar J. über die Punkte, welche in den im Reichstage gesteüten Anträgen berührt sind (Protokollirung weitere Beschwerde, Wiederaufnahme des Verfahrens wegen no va); II über die Punkte, welche in den beim Reichstage gestellten Antrãgen keine Berücksichtigung gefunden haben (1) Kostenpunkt Besetzung der Berufungskammern gegen schöffengerichtliche Urtheile; 2) Ausschluß des Berichterstatters von. der Theilnahme an der Hauptverhandlung; 3) Bestimmung des Umfanges der Beweit aufnahme durch das Gericht, 4) Erforderniß der Zwei⸗Drittheil⸗ mehrheit bei Entscheidung der Schuldfrage, 5) Regelung des Be— rufungsverfahrens in der StrafprozeßordnungJ. Nach Erörterung dieser verschiedenen Punkte wirft der Verfasserschließlich die Frage auf, ob wirklich die Wiedereinführung der Berufung sich empfehle oder ob nicht die Zulassung einer noch—⸗ maligen Verhandlung der Sache bei einer, mit anderen Richtern be⸗ setzten. Kammer desselben Landgerichts vorzuziehen sei. Olshausen spricht sich nun entschieden für das Letztere aus und sucht in Kürze den Vorzug des letzteren Verfahrens zu erweisen. Hierauf wendet sich der Verfasser im zweiten Haupttheile seiner Schrift zu den Reformen, welche nach seiner Meinung auch ohne Rücksicht auf die Einführung der Berufung gegen erstinstanzliche Urtheile der Strafkammern bei dem Strafprozeß einzuführen seien, und bespricht nun als einer Aenderung bedürftig: I) die Vorschriften über Ablehnung der Gerichts⸗ personen, 2) die auf die Vorbereitung des Hauptverfahrens bezüglichen Bestimmungen, 38) die Eidesleistung (insbefondere die Vorvereidigung, den äußeren Hergang der Eidesleistung, die Verpflichtung zur Eides— abnghme). 4) die Frage der nothwendigen Vertheidigung, 5) die Vor— schriften, betreffend die Entscheidung über die Eröffnung des Haupt— verfahrens, 6) die Fragestellung im schwurgerichtlichen Verfahren, I) die Belastung des zur Strafrechtspflege herangezogenen Laien elements, 8) die Bestimmungen über Aufstellung der Jahreslisten der Schöffen sowie der Vorschlagslisten für die Geschworenen, 9) die Ge— staltung des Privatklageverfahrens, 10) das Verfahren bei Unbrauchbar— machung von Preßerzeugnissen, 11) die Strafvollstreckung betreffenden Punkte. Der Verfasser weist allenthalben in Kürze auf die Mängel bin, die sich in den erwähnten Punkten bei dem Strafprozeß eben fo— wohl wie auch bei dem Privatklageverfahren zeigen und seiner Meinung nach einer Abänderung bedürfen. .
ö Die Zwangsvollstreckungs ordnung in Immobilien. N e ue Subhastationsordnung.) Gesetz vom 13. Juli 1883. Tertausgabe mit Einleitung, Parallelstellen, Kostengefetz, nebst Ministerialverfügungen und Sachregister zum praktischen Gebrauch von Dr. Paul Jäckel, Landrichter. Siebenter Abdruck, Berlin 1885. Verlag von Franz Vahlen. — Das neue Gesetz vom 13. Juli 1883 ist bekanntlich cine Kodifikation des gesammten Zwangsvollstreckungs— verfahrens in Gegenstände des unbeweglichen Vermögens, und es tritt als so che an die Stelle aller bisherigen denselben Gegenstand betreffenden Vorschriften, soweit nicht für bereits anhängige Zwangsvollstreckungen eine Ausnahme zugelassen ist. Es bestimmt endlich selbst das Ver— hältniß der Immobiligr- zur kollidirenden Mobiliarexekution und entscheidet damit eine Kontroverse des bestehenden Rechts. Was nun den inneren Zusammenhang des Gesetzes anlangt, dessen Tixt in vorliegender Ausgabe nochmals revidirt worden, und das in 5 Haupt⸗ abschnitte zerfällt, so steht im Mittelpunkt, auf den die übrigen Theile mehr verweisend Bezug nehmen, die Schulden halber betriebene Zwangsversteigerung von Grundstücken. Dieser Titel (Tit 3 des L. Abschnitts) ist vollständig behandelt. An ihn schließt sich die Schulden halber betriebene Zwangsverwaltung von Grundstücken (Tit. 4 des 1. Abschn.); während die Zwangseintragung vorweg (Tit.? des 1. Abschn.) abgehandelt ist. Die Zwangsvollstreckung in andere Gegenstaͤnde des unbeweglichen Vermögens (Abschn. 23), und die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung in besonderen Fällen (Abschn. 3) stehen vollständig auf dem Boden des 3. und 4. Titels (Zwangs versteigerung und Zwangsverwaltung) und enthalten nur diejenigen Besonderheiten, welche durch den Zweck des Verfahrens und die Natur seines Gegenstandes bedingt werden. Mit Rücksicht auf die noch nicht überall vollendete Ausführung der Grundbuch— ordnung sind endlich in Abschn. 4) besondere Bestimmungen gegeben, und den Schluß bilden (in Abschn. 5) einige allgemeine und Ueber— gangsbestimmungen (Gesetz, betr. die Gerichtskosten bei Zwangs— versteigerungen und Zwangsverwaltungen von Gegenständen des unbeweglichen Vermögens, und 3 ministerielle Ausführungsbestimmungen vom 2. November 1883, 2. April und 8. Oktober 1884). Am Schluß ist ein Sachregister beigefügt.
— „»Kunst und Gewerbe“, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie, herausgegeben vom Bayerischen Gewerbe⸗ museum zu Nürnberg, redigirt von Dr. J. Stockbauer. 19. Jahr⸗ gang, Nürnberg, Verlagsanstalt des Bayerischen Gewerbemuseums (C. Schrag). 2. Heft 1885. — Im Februarheft dieser Zeitschrift schil⸗ dert unter der Ueberschrift ‚„Ein Schatzkästlein der Renaissance in Südtirol! G. Dahlke die Sommerresidenz der Fürst⸗— kischöff von Brixen, welche Jahr für Jahr mehr Künst⸗ ler und Kunstfreunde zur Besichtigung ihres bildnerischen Schmuckes und ihres Holzgetäfels anlockt. Leider sind der Schilde— rung, wenigstens dem ersten Theil, welchen das vorliegende Heft bringt, Abbildungen nicht beigegeben. Dann folgt eine Charakteristik der römischen Stickereien, von dem so früh verstorbenen, kenntniß— reichen Eugen Kalesse (mit der Abbildung eines gestickten Kelchtuches aus dem 16. Jahrhundert). In dem nächsten Beitrage untersucht Carl Friedrich die Frage bezuglich der Persönlichkeit des Meifters J. 8. P., dessen Monogramm mit der Jahreszahl 1543 auf einer Radirung erscheint, die man dem Augustin Hirsvogel zugeschrieben hat. Das Resultat der Untersuchung ist, daß sich darunter Jacob Seisenegger Pictor, der intime Freund Hirsvogels und Hofmaler König Fer— dinands JL. 5 1668) verberge. — Es folgt dann, wie sonst, der Bericht über die permanente Aut stellung des Bayerischen Gewerbemuseums, welche gegenwärtig u. a. eine Sammlung von Stickereien bietet, die in dem Kunstinstitut von Frl. M. Jörres in München gearbeitet worden sind. Mittheilungen über neue Erwerbungen für die Bil⸗ dersammlung und die Bibliothek des Museums schließen sich an. Weiterhin folgen Berichte über die Fachschule für Maurer und Zimmerer in Berlin, über das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, über die Ausstellung der Union centrale des arts déco-G atifs in Paris und aus dem South Kensington-Museum in London. Unter den Mittheilungen aus dem Kunsthandel“ verdienen diejenigen über die Versteigerung von Kupferstichen, Holzschnitten und Hand— zeichnungen bei G. Gutekunst in München (in November v. J), sowie über die Auktion Kolbow in Berlin (im Dezember 1884) Her vorhebung. Nachrichten über Neuheiten des Buchhandels, eine Ueber- sicht der neuen und alten periodischen Literatur der Kunst und des Kunstgewerbes sowie kleinere Nachrichten machen den Beschluß. — Von den Kunftbeilagen des Hefts zeigt die erste ein streifenförmig gemustertes, mit eyprischen Goldfäden durchschossenes Seidengewebe palermitanischen Ursprungs aus dem 12. Jahrhundert (in vortrefflicher Chromolithographie von J. Herr in Nürnberg); die zweite eine prächtige Boule Uhr aus der Mustersammlung des Museums (Licht- diuck von J. Einberger in Nürnberg); die dritte eine ornamentale Malerei (vermutblich nach Giulio Romano) aus dem Palazzo Ducale in Mantua, aufgenommen von Prof. C. Mell in Salzburg (Zinkographie von Thuringer u. Co. in Nürnberg). Ferner sind in den Text u. a. folgende Illustrationen eingedruckt: Fußbodenplatten aus Fayenge in San Sebastiano (Venedig); Kron⸗ seuchter für Gas, von K. Rothmüller in München, von der König Ludwigs -Preisstiftung des Bayerischen Gewerbemuseums preisgekrön⸗
ter Entwurf; geschnitzte Cartouche von einer Thür der Uffizien in
Florenz; altindisches Kupfergefäß; Ofenkachel aus Schlß Viehofen in Nieder ⸗Oesterreich; Albumdecke, entworfen von J Miltenberger; Rathsherrengestübl in der Marlenkirche zu Zwickau (von Paulus Corbinianus Hallensis Saxoniae Scringrius, 16173 alter Messingstempel für Buchdeckelpressung; Becken aus Bidri (Srinagar), Halsband aus Gold, Edelsteinen, und Perlen und emaillirte Goldplatte aus Tschamba (alle drei aus dem Werk von Uifalvy: „Aus dem westlichen Himalaya“). — Gleichzeitig wurden als Beilagen zu dem Heft die Nummern 2 und 3 der Mittheilungen? ausgegeben. Denselben entnehmen wir die Notiz, daß dem Bayerischen Gewerbemuseum von Seiten des Direk— tors der Kaiserlichen Reichsdruckerei in Berlin, Geheimen Re⸗ gierungs Rath Busse, zum neuen Jahre ein höchst interessantes Ge⸗ schenk zugegangen ist, nämlich ein prachtvoll ausgestattetes Werk, ent= baltend Rand -Einfassungen, Initialen und Zierschriften für den Buch⸗ druck, entworfen und geschnitten in der Reichs druckerei. Dem Werk ist eine gedruckte Widmung an das Museum beigegeben.
Laud⸗ und Forstwirthschaft. .
Dem „Bericht des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius, an Se. Majestät den Kaiser und König über Preußens landwirthschaftliche Verwaltung in den Ighren 13881, 1882 und 18832 (Ver⸗ lag von Paul Parey in Berlin) entnehmen wir folgende weiteren Einzelbeiten: ;
Das Jahr 1881. Die Ernteergebnisse des Jahres 1881 waren ebenso wie diejenigen der beiden Vorjahre, von höchst un— günstigen Witterung. Verhältnissen beeinflußt. In den meisten Haupt⸗ früchten standen sie selbst gegen das Jahr 1886, dem ungünfligsten Jahre der letzten Berichtsperiode, beträchtlich zurück.
. Ein ganz ungewöhnlicher Futtermangel, welcher durch die aller = dings sehr reiche Kartoffelernte nur theilweise und erst spät im Jahre , dn, wurde, lag lähmend auf den landwirthschaftlichen Be⸗
rieben.
. Auch die Preisperhältnisse waren der preußischen Landwirthschaft im Ganzen nicht günstig; für Kartoffel namentlich, die nach der Ernte im Ueberfluß vorhanden waren, fehlte der Absatz und die Preise erreichten gegen Ende des Jahres einen Stand, welcher die Selbstkosten des Landwirthes nicht decken konnte; dagegen waren die fehlenden Futtermittel nur zu den höchsten Preisen zu beschaffen.
.Die Viehwirthschaft litt außerordentlich unter der Futternoth; die Landwirthe waren vielfach gezwungen, ihre Rindviehbestände zu vermindern und das große Angebot führte zu einer ganz erheblichen Preisermäßigung für Fett.! und Magervieh. Nur Molkereiprodukte und Produkte der Schweinezucht waren für gute und zum Theil hohe Preise dauernd gesucht.
Bei dieser Ungunst der Verhältnisse war es für die preußische Landwirthschaft von der höchsten Bedeutung, daß die beiden wich- tigsten Nebengewerbe, die Spiritus und Zuͤckerfabrikation, gute Ab—= schlüsse erzielten. Für beide gestalteten sich die Absatzverhältnisse ãußerst günstig und die Preise befriedigend, zum Theil gewinnreich. Die Spiritus fabrikation insbesondere gewann in Folge der reichlichen Kartoffelernte und der befriedigenden Verwerthung ihrer Produkte eine außerordentliche Ausdehaung und leistete dem herrschenden Futter ⸗ mangel gegenüber der Landwirthschast zur Erhaltung der Viehbestände die wesentlichsten Dienste. ;
. Was nun die Ernte des Jahres 1881 speziell anlangt, so waren die Witterungsverhältnisse, die Nässe im Herbst und die Kälte im Frühjahr für die Bestellung der Feldfrüchte so ungünstig, daß mit Ausnahme der Kartoffeln, die in Menge geerntet waren, sämmtliche Getreidearten einen nur sehr mäßigen Ertrag ergaben. Es wurden im Jahre 1881 geerntet: Roggen: Sommerroggen 597 934 Doppel⸗ centner Körner (1 152 164 Doppelcentner Stroh), Winterroggen 36 21073 Doppelcentner Körner (68 045 694 Doppelcentner Stroh), durchschnittlich pro Hektar Sommerroggen 521 kg Körner (1003. kg Stroh), Winterroggen 833 kg Körner (1562 kg Stroh). Hafer: 2231753165 Doppelcentner Körner (30 859 678 Doppelcentner Stroh), durchschnittlich pro Hektar 905 kg Körner (1252 kg Stroh). — Kartoffeln: 155 554 824 Doppelcentner. — Winterweizen: 10294289 Doppelcentner Körner (17 841 128 Doppelcentner Stroh), Sommerweizen 549 713 Doppelcentner Körner (611 638 Doppel⸗ centner Stroh), durchschnittlich pro Hektar 1056 kg Körner (1820 kg Stroh). — Ger ste: Wintergerste 660 312 Doppelcentner Körner (769 438 Doppelcentner Stroh), Sommergerste 9 40202 Doppelcentner Körner (11 3535 549 Doppeleentner Stroh), durch⸗ schnittlich pro Hektar Wintergerste 1257 kg Körner (1464 kg Strob), Som mergerste 140 k Körner (1375 kg Stroh).
Die Durchschnittspreise des Jahres 1881 betrugen per
1000 kg: für Weizen 220 16, Roggen 202 S, Gerste 166 A, Hafer 159 M6. In den Hauptgetreidefrüchten bedurfte Deutschland während des Jahres 1881 einer gesteigerten Zufuhr von außen. Der Zuschuß (Einfuhr abzüglich der Ausfuhr) bezifferte sich in 1881 auf Weizen 3 085610 Doppelcentner, Roggen 5638903 Doppelcentner, Gerste 1285 102 Doppelcentner, Hafer 2309 992 Doppelcentner. Die Haupt⸗ bezugsquellen lagen für Deutschland in Rußland, Oesterreich⸗Ungarn und Amerika.
In der Thierzucht war im Jahre 1381 eine ruhige Fortent⸗ wickelung in den bis dahin eingeschlagenen Zuchtrichtungen erkennbar. Eine gute, durch Verabreichung von Kraftfutter unterstützte Haltung der Thiere wurde mehr und mehr zur allgemeinen Regel. Von Kraft⸗ futtermitteln fanden neben Kleien und Oelkuchen die exotischen Futter⸗ mittel: Palmkernkuchen, Erdnußkuchen, auch Baumwollensamenkuchen erweiterten Eingang; auch die aus Rußland zugeführten Hanfkuchen fanden mit Rücksicht auf ihren mäßigen Preis steigende Beach— tung. Der geringe Aussall der Futter⸗ und Strohernte des Jahres 1881, für welche die reichliche Ernte an Hackfrüchten nur theil⸗ weisen Ersatz bot, erschwerte die Ernährung der Thiere. Wo es an Mitteln zur Anschaffung von Kraftmitteln fehlte und wo nicht die Futterung durch Abfälle technischer Gewerbe unterstützt wurde, trat im Spätherbst einfach die Nothwendigkeit hervor, die Vieh⸗ bestände zu vermindern. Durch das stanke Angebot fielen die Preise für Magervieh und für Fettvieh gegen Ende des Jahres ganz erheb⸗ lich, nur fette Schweine und Schafe blieben begehrt, und die Preise der Molkereiprodukte waren zufriedenstellend. Neben der Futternoth machte sich der Streumangel fühlbar. Man war genöthigt, zu Sur⸗ rogaten aller Art, Waldstreu, Moorerde u. s. w. zu greifen, wodurch die Düngerproduktion beeinträchtigt wurde. Der Gesundheitszustand der Hausthiere war im Allgemeinen befriedigend.
(Fortsetzung folgt.)
Washington, 11. Februar. (W. T. B.) Die Berichte des Departements der Landwirthschaft für den Monat Fe—⸗ bruar ergeben, daß das Verhältniß der bis zum 1. Februar von den Plantagen auf den Markt gebrachten Baumwolle S9 oso der Ernte ist. Der Ertrag der Baumwollen-Ernte wird auf ungefähr . Ballen oder 99 oeο der Ernte des letzten Jahres ge hatz .
Veterinärwesen.
.Die Lungense uche des Rindriehs ist auch in den nieder ländischen Gemeinden Echt, St. Odilienberg und Mesch (Provinz Limburg) aufgetreten.
Gewerbe und Handel.
Der in Mainz domizilirte Verein Concordia“ hielt vor einigen Tagen in Berlin (Restaurant Julitz) unter dem Vorsitz des Reichstags abgeordneten Kalle eine außerordentliche Generalversamm⸗ lung zur Berathung der im Reichstage von den Abgeordneten Hertling, Lohren, Stöcker und Kropatschek eingebrachten, die Herbeiführung eine wirksamen Arbeitergesetzes bezwec enden Anträge ab. Die Ver⸗ sammlung, welcher verschiedene Reichstagsabgeordnete, ferner der Vor-
sitzende des Centralverbandes deutscher Industrieller, Kommerzien⸗Rath