1885 / 46 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Feb 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Dezember 1883 vermehrt um 2563 172 6 Augftehende 6 besaß die Sparkasse am Schlusse des Jahres 1884 30 915 100 4. Zinsen standen aus 35 896 66 und der baare Bestand betrug 1069 285 M, überhaupt 32010282 6 Davon gehen ab: noch nicht abgeführte Ueberschüsse mit 6032 *, schuldige Dienst kaution 3000 S und roch einzulösende Sparmarken mit 90 „, in Summa 11822 6; mithin bleibt ein Vermögen ultimo 1884 von 31998459 M Von dieser Summe gehören den Interessenten 29 814 568 MS, so daß ein Ueberschuß verbleibt von 2183 896 4, welcher sich nach Abzug des Reservefonds von 1854 855 M für das Jahr 1884 stellt auf 329 035 16 Von diesem NUeberschusse, der mit 25 630,50 M aus dem Coursgewinn an den Effekten hervorgegangen ist, werden 50 0/9 zur Verstärkung des Reservefonds entnommen mit 164 517 41, wodurch letzterer auf 2019372 M erhöht wird, und 164 517 406 bleiben zur Verwendung für öffentliche städtische Zwecke dispo · nibel. Sparkassenbücher waren ultimo 1883 ausstebend 65 663 Stück, im Jahre 1884 sind neu ausgefertigt 11 665 Stück, zusammen 77328 Stück; zurückgenommen sind im Jahre 1884 7599 Stück, mithin bleiben ultimo 1884 ausstehend 69 729 Stück (4 4066 Stüch. Auf 69729 Sparkassenbücher sind ir Ganzen belegt 29 814 568 , also auf jedes Buch durchschnittlich 427,58 Æ (4 12,56 4A). ; Rürnberg, 21. Februar. (Hopfenmartthericht von Leopol? Held; Zwar werden sür die vorgerückte Saison recht namhafte Umsätze erzielt, welche seit Mittwoch wiederum ca. 700 Ballen betrugen, aber nichtsdestoweniger ist die Tendenz als sehr flau zu bezeichnen, da die Preise stetig zurückgehen. Nur wer ganz billig abgiebt, kann verkaufen. Ausgenommen biervon bleiben wirkliche Primahopfen, die schwer aufgetrieben werden können und immer noch bis 90 , hier und da auch einige Mark mehr erzielen. Mittelhopfen sind dagegen in schöner Qualität schon zu 70 4 erhältlich, leichtere müfsen unter 6 abgegegben werden. Geringe Waaren wird zu allen Preisen ausgeboten. Ez kommen jetzt überhaupt täglich Ver. käufe tief unter dem Tagespieise vor, da viele Eigener von Mittel⸗ sorten unter allen Umständen losschlagen wallen.

New Jork, 2z3. Februar. (W. T. B.) Der Werth der Waareneinfuhr in der letzten Woche betrug 7 899 000 Dollars; davon entfallen etwa 3 20500 Dollars auf Manufakturwaaren. Am 2 ö 4. findet wegen der Feier von Washingtons Geburtstag keine

örse statt.

Submissionen im Anslande.

Spanien.

5. März 1 Uhr. Direceion general de Obras päblicas in Madrid.

Schienen, Bremsen, Schrauben, Hackennägel und Ausweichungen für den zu den Halenbauarbeiten in Castellon benöthigten Schienen⸗ weg. Veranschlag: 116414 Pes. Kaution: 1500 Pes. Bedingungen, Anschläge, Pläne beim Gobierno eivil zu Castellon.

Verkehr s⸗Anstalten.

Das Fernsprechwesen der Reichs-Telegraphenver⸗

waltung. (Archiv für Post und Telegraphie) Im Reichs Telegraphengebiet haben sich im Wesentlichen drei verschiedene Formen der Benutzung des Fernsprechers herausgebildet: 1) zu Telegraphen« anlagen für den allgemeinen Verkehr, 2 zu Stadt - Fernsprecheinrich⸗ tungen, 3) zu besonderen Telegraphenanlagen behufs unmittelbarer telegraphischer Verbindung von Geschäften oder Wohnungen unter sich oder mit iner Reicht Telegraphenanstalt. Die ersten Fern sprechrersuche in Deutschland fanden mit Bellschen Apparaten am 25. Oktober 1877 in den Geschäftsräumen des da— maligen General- Telegraphenamtes zu Berlin statt. Die günstigen Ergebnisse veranlaßten am 12. November 1877 die Eröffnung der ersten Tel egraphenanstalt zu , , . in Friedrichs herg bei Berlin für den allgemeinen Verkehr. Ende De— zember desselben Jahres waren bereits 16 Fernsprechanstalten im Betriebe und am 51. Oktober 1884 wurden von den dem allge⸗ meinen Verkehr geöffneten 7460 Telegraphenanstalten 2512 (33,6 0) mit Fernsyrecher betrieben. Die Stadt, Fernsprecheinrichtungen wurden zuerst in Berlin und kurz darauf in Mülhausen (Elsaß) und in Hambung im Jahre 1881 ins Leben gerufen. In schneller Auf einan derfolge entstanden derartige Anlagen in fast allen Handels- und Industriecentren Deutschlands, so daß am 31. Oktober 1884 in 49 Orten 7813 Fernsprechstellen mit 13 550 km Leitungslänge vorhanden waren. Davon entfi len auf Berlin 220 Stellen mit 4176 km Leitung. Die Benutzung der Stadt ⸗Fernsprecheinrichtungen ist eine recht erfreuliche. Nach den angestellten Ermittelungen kommen auf einen Tag und eine Stelle für Berlin 13,, für Hamburg 8,2, für Bremen 6,57, für Stettin 6,5, für Düsseldorf 5, , für Magde— burg 427 und, für Barmen und Elberfeld je 40 Verbindungen. Die Zahl der Verhindungsanlagen zwischen verschiedenen Stadt⸗Fernsprech⸗ netzen belief sick am obengenannten Zeitpunkt auf 62 mit 1051 km Leitung, darunter Berlin Maadeburg mit 335 Km. Besondere, an Private vermiethete Tel graphenanlagen gab es 710 mit 2019 km Leitungen.

Bremen, 21. Februar. (W. T. B.) Die Dampfer des Vorddeutschen Lloyd „Main“ und „Eider“ sind in New— Jork, ersterer gestern Nachmittag, letzterer heute früh eingetroffen.

Hamburg, 22. Februar. (W. T B) Der Post dampfer Gellert? der Hamburg ⸗Amerikanischen Packet fahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in NewYork eingetroffen.

Hamburg, 25. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Ru gia“ der Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New York kommend, gestern Rach⸗ mittag 4 Uhr auf der Elbe eingetroffen.

Reval, 23. Februar. (W. T. B.) Die Rhede ist mit Eis bedeckt; die im Hafen befindlichen Da mpfer sind jedoch durch das 3 ö in das Fahrwasser gebracht worden. Baltischport ist offen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Portugal.

Durch Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern vom 11. Februar 1885 sind der Hafen von Gasta, sowie die übrigen bisher noch als der Cholera verdächtig angesehenen Häfen des Königreiches Italien für rein erklärt worden.

Berlin, 23. Februar 1885.

In den Räumen des Ministeriums des Königlichen Hauses fand am Sonnabend, Abends 8 Uhr, eine Leichenfeier sür den verewigten Staats⸗Minister, Grafen Alexander von Schleinitz, unter Betheiligung des Königlichen Hofes und der höchsten Kreise der Residenz statt. In dem großen Saale des ersten Stockwerks war zwischen vier mächtigen silbernen Kandelabern der ganz mit schwarzem Sammet ausgeschlagene Sarg aufgebahrt und mit den kostbarsten Blumenspenden über⸗ schüttet. Vier Tabourets trugen die Kissen mit den vornehmsten Orden, welche dem verstorbenen Minister als Anerkennung seiner Verdienste zu Theil geworden waren, darunter den Stern und die Kette des Schwarzen Adler⸗Ordens. In der zahlreichen Trauerversammlung befanden sich die Botschafter, die Staats⸗ Minister, das corps diplomatique, die hier anwefenden Ritter des Schwarzen Adler⸗Ordens, die gesammte Generalität der 2 u. A.

Se. Majestät der Kaiser und König betraten re Kaiserliche und Königliche Hoheit die Ribe m g f. 236 führend, um 8 Uhr den Trauersaal. Es folgten Se. Kaiser⸗

Nicht weniger als 17 Spalten

2 f 6

Königlichen Hoheit der Prinzessin Christian zu Schles⸗ wig⸗Holstein, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Wilhelm und Friedrich Carl, Prinz Friedrich Carl, die BPrinzessin Victoria, Ihre Durchlauchten Prinz und Prinzessin . von Hohenzollern mit den gesammten Hosstaaten. hre Majestät die Kaiserin und Königin hatte schon vorher den Allerhöchstihr reservirten Platz am Sarge einge⸗ nommen. Die Feier begann mit dem von dem Domchor ausge⸗ führten Gesange: „Selig sind die Todten; Ja, der Geist spricht. Nach der darauf abgehaltenen Liturgie folgte der Gesang: „Die Herberg ist zu böse, der Trübsal ist zu viel,“ welchen der Verewigte selbst als Trauerlied für sich bestimmt hatte. Der Superintendent Dryander hielt die Trauerrede, in welcher er die Tugenden und Verdienste des Dahingeschiede⸗ nen in warmen Worten pries. Die Motette von Jacobus Gallus: „Siehe wie dahinstirbt der Gerechte!“ bildete den Schluß der erhebenden Trauerfeier. Am Abend um 10 Uhr wurde die sterbliche Hülle des Grafen von Schleinitz nach der Leichenhalle des Dreifaltig⸗ keitskirchhofs in der Barutherstraße übergeführt, von wo aus gestern Mittag 121 Uhr, nach einer liturgischen, von dem Superintendenten Dryander gehaltenen Andacht, auf dem ge— nannten Kirchhof die Beerdigung erfolgte. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz beehrte auch diese Feier mit Seiner Gegenwart.

In der unteren Querhalle der National⸗Galerie ist als neueste Erwerbung jetzt das von dem verstorbenen Gustav Richter unvollendet hinterlassene Porträt des Generals der Infanterie Grafen von Blumenthal ausgestellt. In den gesenkten, über- einander gekreuzten Händen Mütze und Handschuhe haltend, und mit ihnen zugleich den über die linke Schulter geschlagenen Mantel zusammen⸗ fassend, hebt sich die Gestalt, schlicht und ruhig dastehend, vor einem kraungetönten Fond ab. Nahezu fertig durchgeführt ist der aus dem Bilde herausschauende Kopf mit kurz gehaltenem, fast weißem Bart und Haar, während die Hände und die Details der Uniform mit den Didenszeichen des schwarzen Adlers, des pour le mérite und des Eisernen Kreuzes nur erst die Untermalung aufweisen. Neben dem Richterschen Bilde präsentirt sich in demselben Raum das an dieser Stelle bereits erwähnte, gleichfalls für die Porträtsammlung berühmter Zeitgenoßsen gemalte Biermannsche Bildniß des Deheimen Hofraths Prof. Dr. Web er, das aus der Ausstellung des Künstlervereins jetzt in die National. Galerie übergeführt worden ist.

Der eben versandte Katalog einer in Lepke's Kunst⸗ auktionshause am 24 Februar beginnenden viertägigen Versteigerung verzeichnet in 594 Nummern eine Reihe klei⸗ nerer Kollektionen von Kunstgegenständen verschieden ster Art, die theils aus Nachlässen, wie aus dem des Direktors im Reichs -Pestamt Mießner, des Kunstbändlers Geller u. s. w. stammen, theils von noch lebenden Besitzern zum Verkauf gestellt werden. Von größeren Gruppen ist eine Reihe von Miniaturen, eine Anzahl moderner italienischer Marmorbüsten, eine reichhaltige und durch gute Stücke ausgezeichnete Kugsammlung, eine Reihe von Denkmünzen und Medaillen, eine stattliche Kollektion von Porzellanen und eine kleinere von Delffter Vasen und Schüsseln 26 hervorzuheben. Unter den Oelgemälden, die am dritten Auktionstage zum Verkauf gelangen, finden sich Landschaften von Koekkoek, Ch. Hoguet, Ed. Hildebrandt, Graf Kalckreuth, Eugen Dücker, J von Klever, S. Strützel u. A. sowie eine wenig bekannte Aquarelle von Gustab Richter, ein Cavalier in Unterhaltung mit zwei jungen Damen—

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wil« helm Grimm. Fortgesetzt von Dr. Moriz Heyne, Dr. Ruvolf Hildebrand, Dr. Matthias Lexer und Dr. Karl Weigand. VII. Bandes 6. Lieferung. Nothwendigkeitsgewebe bis oder“. Bearbeitet von Dr. M. Lexer. Leipzig, Verlag von S. Hirjel. In der vorliegen⸗ den Lieferung wird der Wörterschatz mit dem Buchstaben N zu Ende geführt und beginnt der Buchstabe O. Das wunderliche Wort, welches die Lieferung einleitet, hat einen Dichter zum Vater, dem dasselbe wohl nur von wenigen, sehr Belefenen ohne Zaudern zugeschrieben werden dürfte, nämlich Friedrich Rückert (-Weisheit des Brahmanen“, 17 765. Bei „Novelle“ heißt es: aus dem italienischen novella ꝛc. I) Neuigkeit, etwas Neues, z. B. bei Schuppius und Weise 2c.ͥ, 2) eine romanhafte (etwas neues und un— erhörtes enthaltende) poetische Erzählung kürzerer Art. Zunächst er— scheint das Wort noch in der vollen fremden Form. j. B. in der ältesten deutschen Uebertragung des „Decamerone .'. Die eigentliche, nun unüersehbare Novellen Literatur beginnt (besonders nach Cer⸗ vantes. Vorbilde) mit Goethe (den „Wahlverwandtschaften! und „Wanderjahren“ꝰ sind Novellen einverleibt), und Tieck, dessen epochemachende Novellen 1821 und in den folgenden Jahren erschienen sind, worauf Goethe 1826 seine Novelle“ schrieb und bei der Gelegenheit auch den Begriff dieser Dichtungsart bestimmte, in dem er sagt: „Wir wollen es die Novelle“ nennen; denn was ist Novelle anders, als eine sich ereignete unerhörte Begebenheit. Dies ist der eigentliche Begriff, und so vieles. was in Deutschland unter dem Titel Novelle geht, ist gar keine Novelle, sondern blos Er, äh— lung oder was Sie son st mwollen? (Gckermann, „Gesprächen 1,ů 319). Name und Definition des Worts finden sich aber a schon bei Bieland: Arabische und persianische Erzählungen ussd Novellen“. Bei - Don Sylvio“ findet sich die Anmerkung: „Novellen werden vorzüglich eine Art von Erzählungen genannt, welche sich von den großen Romanen durch die Simplizität dez Plans und den kleinen Umfang der Fabel unterscheiden, oder sich zu denselben verhalten wie die kleinen Schauspiele zu der großen Tragödie und Komödie! Wenn von dem November“ feiner Zeit Hans Sachs noch singt:; ‚das ailft Monat, bringt anderst nit denn Reif, Eiß und den kalten Schnee“ und er ihn ausdrücklich den Wintermongt? nennt, so könnte dies den Meteorologen bei einem Vergleich mit den milden Wintern der letztvergangenen Jahre über diesen klimatischen Wechsel mancherlei zu denken und zu ergründen geben. „Nüchtern“ glaubt man am bequemsten als aus dem latei⸗ nischen nocturnus entlehnt erllären zu dürfen, und zwar, wie es bei Frisch heißt, „von der Mönchen Andacht, die zu Nacht und im Winter, da es noch Nacht ist, in die Kirche gehen, da sie zuvor nichts gegessen noch getrunken“; dies ist aber etymologifch unmẽglich; umständlicher, jedoch viel wahrscheinlicher ist die f Ableitung vom alt hochdeutschen unochta, Morgendämmerung. Es folgen Nudel) Null‘ (vom ital. nulla), Nummer‘, nun. Aus letzterem Artikel können moderne Sprachverbesserer, welche unsere Umgangs sprache durch ein geziertes Gouvernantendeutsch immer mehr ihrer Cchtheit und Urspünglichkeit berauben lernen, daß z. B. das von ihnen als gemein angesehene „nu“ in dieser Form den Adel gothischer und althochdeutscher Abstammung aufzuweisen hat. Lexer giebt übrigens in dem umfänglichen Artikel eine große Menge Bei⸗ spiele aus dem Neuhochdeutschen als Beiträge zu einer umfassen deren Untersuchung, die über das vielgebrauchte und vieldeutige Wort noch anzustellen sei. „Nur“ ist entstanden gus dem althochdentschen ni wari, wenn es nicht wäre; auch der Artikel über dieses Wort

i

9

mehrere Lieder von Brahms, Franz und Schumann. Wärme des Ausdrucks anerkennenswerth, so muß die Sängerin doch noch mehr auf Reinheit der Intonation, besonders in den höheren Tonlagen, achten. Der Saal war nur mäßig gefüllt, waz wohl der hohe Eintrittspreis verschuldet haben mag. Orchesters, die z.

auch die Zahl der Worte, denen es als Vorsilbe eine ver

deutung 9 Oben und . Ober mit n 2. ihnen an und ein. Die Redensart Qberwasser haben für . Vortheil, obenauf sein' ist von der Mühle hergenommen a as zöäser Re. HSkerlahis Ang. Fiufser fur! Wente nnr Auffällig viele Schwierigkeit macht die Etymologte des Worteg Dh Jakob Grimm meinte anfänglich, daß dasselbe zu der Wurzel mn geböre und .das oben befindliche? bedeute, hat diese Ansicht 3 selbst wieder aufgegeben und es mit dem griechisch ⸗lateinischen Siam op in Verbindung zu bringen gesucht, welcher Gedanke von Sbenm ausführlich behandelt worden ist, ohne daß jedoch auch da n die Grundbedeutung des Wortes ermitteit wäre. aun Forscher haben eine Entlehnung aus dem Slavischen 2. nommen, aber auch diese läßt sich nicht erwessen. . diesem Wort wie dem später folgenden. Ochfse r sind eine große Man Composita gebildet. Ocker“ (das Berggel b) ist griechisch. latein so Herkunft und lautet ursprünglich ochra. Auf „Ode und „öde . verwandten Bildungen folgt Odem“ (.Othem *). Letzteres Wort ißt nur fine Nebenform zu ‚Athem und. durch mundartliche Trübn des A in O sowie Crweichung des t in d entstanden. Das el ist aus der Lutherschen Bibelübersetzung als feierliche Form beson⸗ ders in die Dichtersprache übergegangen, wie beigegebene Citat; aul Werken unserer Klasstker darthun. Innerhalb des weit angelegten Artikels über die Konjunktion „oder“ schließt die Lieferung. = leber den Fortgang des großen Werks wird gemeldet, daß sich des 19. Ban * . . . 6 (G.), des I. Ban, e Lieferung und des Bandes 7. Lieferun

der Presse befinden. ferung (b) min

(1. Woldt's Wiss. Corr) Die et bnographische Samm⸗ lung. welche unser berühmter Landsmann Br. Karl von den Steinen von seiner brasilianischen Forschungs reist durch das bisher noch gänzlich unbekannte Stromgebiet des Fingu, eines der bedeutendsten Nebenflüsse des Amazonen stromes, mitgebracht hat, ist gestern im Königlichen Musenm ausgepackt worden; sie kann jedoch ebenso wenig wie alle neueren Erwerbungen des Museums dem großen Publikum zur An⸗ sicht ausgestellt werden, bevor nicht der Neubau des Mufeumtz für Völkerkunde in der Königgrätzerstraße vollendet und seiner Bestim. mung übergeben worden ist. Die Sammlung des Hrn. von den Steinen befand sich in drei, großen Kisten, und jeder Gegenstand war in wohlerhaltenem Zustande. Man hegreift kaum, wie es möglich ge⸗ wesen ist, daß der kühne Reisende und seine beiden unerschrockenen Gefährten diese große Menge von Sachen auf den so sehr zerbrech⸗ lichen Kanoes durch die zahlreichen und gefaͤhrlichen Stromschnellen des Tingu gebracht haben. Die ganze Sammlung ist auf ethnologisch jungfräulickem Boden, beim Passiren des Gebsetes fast gänzlich un bekannter Judianerstämme erworben worden und enthält eine Fůlle des allerwichtigsten und ethnologisch werthvollsten Materials. Um dem erläuternden Bericht, welchen Dr. R. v. d. Steinen am Sonn, abend in der Sitzung der Berliner Anthropologischen Gesellschaft er, statten wird, nicht vorzugreifen, verzichten wir auf eine eingehende Beschreibung der Gegenstände. Unter dem Vielen und Ueberraschen⸗ den, welches die Sammlung enthält, heben wir bervor, daß bei diesen brasilianischen Indianern sich die sogenannte Pansflöte die auch sonst in verschiedenen Erdtheilen als ethnographischer Gegen stand gefunden wurde, vorfindet; feraer besitzen diese Wilden jene eigen thümlichen Wurfbretter für Pfeile von jener Konstruktion, welche Kapitän Jacobsen bei den Eskimos in Alaska gefunden hat. Sehr eigenthümlich und von wahrer Riesengröße sind die hölzernen scheiben⸗ förmigen, ornamentirten Lippenpflöcke der Suya⸗Indianer. Alz Waffen bedienen sich diese Stämme, von den Bacairis in den Quellenflüssen des Tingu bis hinauf zur Mündung, des Pfeiles und Bogens, der Lanze und der schweren, in keulenförmige Holzgriffe ge⸗ steckten Steinbeile. Diese Indianer verstehen es, nur mit Hülfe ihrer Steinbeile zierliche Holzsessel, einigermaßen naturgetreue Vogelgestal— ten, Scüsseln, schöne, breite und ornamentirte Ruder und Paddeln, sehr originelle Reibeisen“, deren reibender Theil aus harten Palmen⸗ dornen, die in ein Brett eingelassen sind, besteht, anzufertigen.

Danzig, 23. Februar. (W. T. B) Heute Nacht brach hier in einem von 13 Familien bewohnten Hause Feuer aus, welcheß sofort das ganze Treppenhaus ergriff und den Bewohnern die Flucht abschnitt. Die Feuerwehr rettete mit schwerer Gefahr 6 Per sonen, viele andere waren vorher aus den Fenstern gesprungen. Zwei er⸗ wachsene Personen und ein Kind sind verbrannt, ein Artilleriefergeant und eine 7Miährige Wittwe durch Sprung aus Fenstern lebensgefäͤhr lich verwundet, zwei junge Damen ebenfalls schwer verletzt.

Metz, 2. Februar. (W. T. B.). In Folge von Regen—⸗ güssen an den letzten Tagen ist der Stand der Mosel ein außer ordentlich hoher; bet Metz, Diedenhofen und Königsmachern ist die selbe stellenweise a us getreten.

St. Peters burg, 22. Februar (W. T. B.) Gestern Abend

gegen 6 Uhr stürzte im Centrum der Stadt ein von Arbeitern be— wohntes, mehrstöckiges Hinterhaus zus amm en und begrub die Bewohner unter den Trümmern. sofort zur Rettung der Verunglückten herbei. ist noch nicht festgestellt. Unglücksstätte.

Die Feuerwehr ⸗Sappeure eilten Die Anzahl der letzeren

Um 8 Uhr erschien der Kaiser auf der

Am Mittwoch, den 25. d. M., Abends 75 Uhr, veranstaltet

Hr. Ludwig Sir sch berg. in der Sing⸗ Akademie ein Concert, in welchem Hr. Wilhelm Sachse (Violine) und der Kammermusiker Friedrich Koch (Cello) mitwirken werden.

Die Violinvirtuosin Frl. Marianne Eißler gab gestern im

r t en Saale, unter Mitwirkung ihrer Schwester, der Pilanistin . Bernstein tin Concert. Wien ausgebildet und bereits durch ihre Mitwirkung in den Concerten der Frau Joachim vortheilhaft bekannt, ließ in dem G. moll. Concert von M. Bruch eine sehr welt entwickelte Technik erkennen; auch ein ,,, neues Werk, a

Emmy Eißler und der Concertsängerin

ö Frl. Emmy Die Geigerin,

im Konservatorium zu

in Paris Guiraud

eine Caprice von dem

Lehrer der Theorie fungirenden Komponisten

bot ibr Gelegenheit, ihr virtuofes Spiel zu zeigen; nur bewältigte sie die hierin enthaltenden Schwierigkeiten nicht mit der nöthigen Voll⸗ endung, besonders was die Reinheit des Spiels anbetrifft. Unter den drei kleineren Stücken von Vieuxtemps, Popper und Sarrafate gefiel das zweite am meisten. mit der ungarischen Rhapsodie von Liszt, Nr. 12, einer der inter⸗ essantesten aus diesem Cyeius. Anschlages abgesehen, befriedigte,

Die Pianistin eröffnete das Concert

Ihr Spiel, von einigen Härten des es war sicher und lebendig in der Auf

assung. Beide guten Eigenschaften bewährten sich auch in zwei Stäcken

von Chopin und in der Tarantella von Rubinstein, die der jungen Dame einen wohlverdienten Beifall eintrugen. Frl. Bernstein, mit einer

ugendlich frischen, wohlklingenden Mezjo⸗Sopranstimme begabt, sang War auch die

3 Die Betheiligung eines ; B. bei dem schönen Violinconcert sehr zu wünschen ewesen wäre, fehlte leider gänzlich.

ist besonders umfänglich und reich an Citaten. Es folgen dann Nuß nebst Zusammensetzungen, nützen! und die zahlreichen Ver— wandten und Ableitungen davon. Mit den Artikeln über. Nymphe“ und Verwandten endet der Buchstabe R. Der Abschnitt O beginnt nach dem einleitenden Artikel über diesen Buchstaben mit der gleich- lautenden Interjektion. Oase“ ist dem griechischen Jaces oder M,. entlehnt, ursprünglich aber egyptisch (koptisch auahe, arabisch wadi.

Berlin:

Redacteur: Riedel.

Verlag der Gxpedition (Scholjh. Druck: W. Elsner. Fünf Beilagen

erfordert das Wörtchen ob“ in seinen

liche und Königliche Hoheit der Kronprinz mit Ihrer

verschiedenen Anwendungen als Adrerblum und Proposition; groß ist

(einschließlich Börsen · Beilage). (2693)

err rr 0 m,

ie

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeigen.

Berlin, Montag, den 23. Februar

x —¶¶Kuäꝓ !

e

.

835.

M 16.

Deutsches Reich.

Nĩach wei sung r . er in der Zeit vom 1. Januar bis 15. Februar 18385 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Zoll⸗ und Steuervergütung abgefertigten Zuckermengen. )

-, Q ᷣ· , 2 ,,

————

ᷣ—

Menge des abgefertigten Zuckers.

Kandiszucker und Zucker in weißen vollen harten Broden, (Nr. 697 des statistischen

Staaten, ati Waarenverzeichnisses)

bezw. Ver waltung s⸗

. in in der Zeit der Zeit vom 1. Jan. bis

31. Jan.

jusammen 1

und Mehlform von mindestens

der Zeit

31. Jan.

Aller übrige harte Zucker, sowie alle weißen trockenen

Zucker in Krystall⸗, Krümel⸗ Reer m, , m.

S8 oM Polarisation (Nr. 699 des statistischen

8 c Polarisation Waarenverzeichnisses)

(Nr. 698 des statistischen Waarenderzeichnisses)

in der Zeit vom

1. bis 15. Febr.

8

in der Zeit

1. bis 15. Febr.

in in

der Zeit vom

1. Jan. bis

31. Jan.

vom

. usammen Jan. bis ;

zusammen

kg E

——

Preußen.

ovinz Ostpreußen

Westpreußen.

Brandenburg

Pommern.

Kd

J

Sahhsen einschließlich der Schwarzb. Unterherrschaften Schleswig⸗Holstein. Hannover. . Westfalen.. Hessen ·˖ Nassau Rheinprovinz...

3 281 933 825 105 18 175

9 866

163800

2192412 647 679 3 801

9 356

1165 62 467 38,

100000 16347 674

5 784 147 2150 975 7918421

35 476 863 28 883 516

100000 10517 238 5856 435

5111618 669469 1631800 515 5 995 zo 2 g23 02)

24 593 367 10 883 496. 18 707 385 10 176131

ö

497 444 322 753 12767665

S0b h528 2 006585 1164697

& 425 26 265 89 690 1679326 72000 239326

6 280 118

05 h82 6 465 19630 104 444

1761619, 277619

1518 496

627 963 6 465 19 630 69 931

Sa. Preußen

Bayern Sachsen.. Württemberg

1 776 111ũ Thüringen, einschließl. d. Großh. säͤchsischen Aemter Allstedt und 1 Ndenburg. . Braunschweig r 2 Glsaß⸗Lothringen.

91 513

789 4533957 1181766

99 060 922 473 682

5. TT ids 5 did 34 120 697 352 985

16061 235 2122 228 6 185 4855

.

1 1

169 863 149 883

3 —— 21

2 483 zi ö

939 198 a6 85h

160 200

157 099 360 50

100 200

z0z r dh h

ai 819

358 336 313 353

.

wremburg ... 6 leberhaupt im deutschen ,,. In demselb. Zeitraum d. Vorjahres

d 498 002 7468 878

2 507728

5 790274 2 566 520

4902 358

) Die Nachweisung bezieht sich auf diejenigen Zuckermengen, welche . ö . entzogen worden sind, nicht also auf die

Kaiserliches Statistisches Amt. Becker.

nd dadurch dem inländischen Berlin, den 21. Februar 1885.

4419571 2739770

75 / 3 Dir ddr s sss n, , , i , n Fs 6s 65, sag] 38 14 Sf z oi o Is sis is

um Export oder zu einer öffentlichen Niederlage abgefertigt ö. zur Ausfuhr über die Zollgrenze gelangten Mengen.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 23. Februar. In der vor⸗ gestrigen (65.) Sitzung des Reichstages, welcher die Etaats-Minister von Boetlicher und Bronsart von Schellen⸗ dorff sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, wurde die zweite Herathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die UIbänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879, 814 Nr. 14 (Schaumweine), fortgesetzt. ;

Der Tarif von 1879 Nr. 25 6 (Wein in Fässern 24 (6, in Fiaschen 438 6 für den Doppelcentner) hatte für Schaum⸗ weine keinen besonderen Eingangszoll. Die Regierung schlägt sür die Position „Schaumweine“ einen Zoll von 80 M6 vor. Die freie Vereinigung ist mit dieser Zollerhöhung einverstanden; dagegen beantragten die Abgg. Ausfeld, Richter und Genossen:

I) Den Relchskanzler zu ersuchen, dem Reichstage eine Vor⸗ lage zu machen, wodurch eine Befteuerung der inländischen Schaum⸗ weine eingeführt und der Ertrag dieser Steuer zur Ermäßigung des Kaffeczolles verwandt wird; Y die Zollerhöhung für Schaum⸗ weine nur zu bewilligen nach Einschaltůng folgender Bemerkung: „Bis zur Einführung einer Steuer auf inländische Schaumweine beträgt der Zoll auf Schaumweine 48

Der Abg. Richter (Hagen) befürwortete den Antrag Aus⸗ seld. An sich sei eine hohe Besteuerung des Champagners wünschenswerth, besonders nachdem man durch die Kornzölle die Konfumtionsfähigkeit einer glücklich situirten Minderheit noch gesteigert habe. Aber die Erhöhung auf 8 M6 würde wegen der dadurch eintretenden starken Verminderung des Champagnerimports die Reichs-⸗Einnahmen nicht vermehren, sondern erheblich vermindern; schon in Folge der Zollerhöhung von 1879 habe die Champagnereinfuhr um die Hälfte ab— genommen. Andererseits würde der hohe Zoll eine außer⸗ ordentliche Begünstigung für die inländische Schaumweinfabri⸗ lation sein, welch letztere, da sie schon zur Zeit ein blühender

ndustriezweig sei, nicht noch eines weiteren Schutzes bedürfe. zur Jeit' würden in Deutschland 31/7 Millionen Flaschen in⸗ Ündischen Schaumweins jährlich getrunken und nur 1 600000 Flaschen franzöfischen Champagners. Durch die Zollerhöhung würde dies Verhältniß noch mehr zu Gunsten der inländischen Produktion verschoben werben; und daher sei nur, wenn die KReichskasse auch aus dieser Produktion 6 habe, die ollerhöhung berechtigt. Eine Steuer au inländischen chaumwein von 1 MM pro Flasche wäre nicht zu hoch; die Millionen Mark voraussichtlichen Ertrag dieser Steuer könne man gleichzeitig zur Ermäßigung des Kaffeezolls ver— wenden und so den ärmeren Volksklassen den billigen Genuß eines stärkenden und erquickenden Getränkes ermöglichen. Dies sei der Zweck des Antrags, den er anzunehmen bitte,

Der Bundeskommissar, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Schraut entgegnete, die Bedenken, daß eine Erhöhung des

Schaumwein olls einen Rückgang der Zollerträgnisse zur Folge

haben werde, seien bereits 18/9 geltend gemacht worden, hät⸗ ten sich aber nicht verwirklicht. Es sei richtig, daß die Ein⸗ fuhr von Wein in Flaschen seit 1879 zurückgegangen sei, aber nicht von Schaumwein, sondern von Rothwein, der in Folge der Zollerhöhung von Rothwein in Flaschen in Fässern ein⸗ geführt werde. Dagegen sei die Einfuhr von Schaumweinen feit i879 nicht nur nicht zurückgegangen, sondern erheblich ge⸗ stiegen: von 26 000 Doppelcentnern im Jahre 1880 auf 29 50, resp. 30 400, 30 800, 38 000, in den Jahren 1881— 1884. Hier handele es sich lediglich um die Einfuhr von Schaumwein, nicht von Weinen in Flaschen überhaupt. Ebenso wenig sei ein Rückgang der Zolleinnahme bei der nochmaligen Erhöhung des Schaumweinzolles zu befürch⸗ ten. Bei der Einfuhr von Schaumwein habe sich eine merkwürdige Verschlebung der Qualität herausgestellt: die Einfuhr in feineren Marken sei gestiegen, die in mittleren und geringerwerthigen Marken gefallen. Den Platz der letz⸗ teren, den bisher die mittleren Marken Frankreichs beherrscht hätten, nehme jetzt die heimische Schaumweinindustrie ein. Vas hätten die beiden bedeutendsten hier in Betracht kommen⸗ den Handelskammern von. Wiesbaden und Mannheim be⸗ wiesen. Die von Mannheim sage in ihrem letzten Bericht: „Wenn die längst geplante nochmalige Zollerhöhung auf, aus⸗ ländische moussirende Weine sich verwirklichen sollte, so würden voraussichtlich die kleineren fremden Marken immer mehr ver⸗ schwinden, und werde an ihre Stelle das inländische Produkt treten, insbesondere, wenn so gute Waare fortgeliefert werden könne, als es jetzt der Fall sei. Der Ertrag der Schaumwein⸗ einfuhr sei also gestiegen, während gleichzeitig die geringeren und mittleren Marken, mit denen Deutschland sonst das Aus⸗ land überschwemmt habe, von der einheimischen, in den letzten Jahren mächtig entwickelten Industrie geliefert würden. Eine innere Besteuerung des Schaumweins (Antrag Ausfeld) stoße bekanntlich auf die größten zolltechnischen Bedenken. Leider werde nicht aller Schaumwein in der Weise gemacht, wie der eigentliche Champagner, sondern zahlreiche einfache Marken würden dadurch hergestellt, daß mit Zucker oder Spiritus ver⸗ setzter Wein mit Kohlensäure imprägnirt werde. Es wäre also nothwendig, eine Unmasse von Etablissements unter Steuer⸗ kontrole zu stellen und dazu ein Apparat erforderlich, der in keinem Verhältniß zu dem finanziellen Ergebniß stehen, und der betreffenden Industrie erhebliche Schwerfälligkeiten auf⸗ bürden würde. Inzwischen wäre das nicht entscheidend, das Durchschlagende gegen die innere Besteuerung sei das, daß die deutsche Schaumweinindustrie von größtem Werth für den deutschen Weinbau sei, der jede Rücksicht und Förderung verdiene. Deutschlands Schaumweinindustrie sei noch keines= wegs dermaßen erstarkt, daß man sie mit einer inneren Steuer treffen könne, ohne ihre Schädigung befürchten zu

die Resolution Ausfeld aussprechen, jedenfalls aber bitte er, den zweiten Theil derselben abzulehnen, wonach die neue Steuer von 80 S bis zur Einführung einer inneren Besteuerung des Schaumweins vertagt werden soll, über welche die ver⸗ bundeten Regierungen sich noch in keiner Weise schlüssig ge⸗ macht hätten und deren Inkraftsetzung noch garnicht über sehbar ei. ö haben glaube, nicht vor, auch sei der höhere Zollsatz von 80 S nicht in Geringsten übertrieben. vom Doppelcentner Schaumwein einen Zoll von 50 Gulden

Eine prinzipielle Schädigung liege, wie er nachgewiesen Oesterreich erhebe

100 S6, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zahle das Dutzend Flaschen 7 Dollars, es komme dort also auf die Flasche ein Zoll von 250 M66, in Rußland sogar auf die Flasche 1 Goldrubel 3,20 6 In Deutschland würde bei einer Erhöhung des Eingangszolls von 48 auf 80 S im Ganzen ein Zoll von 110 M auf die Flasche entfallen, ein niedriger Satz, verglichen mit den Zollsaͤtzen in anderen Ländern. Unzweifelhaft würden die Verehrer dieses Luxus⸗ gegenstandes ersten Ranges den höheren Zoll leicht und ohne Gefahr tragen. Er bitte daher bei dem Zollsatz von 80 t, den die Regierung vorschlage, stehen zu bleiben. Der Abg. von Helldorff bat, den Antrag Ausfeld abzu⸗ lehnen, nicht weil er dessen Tendenz feindlich gegenüberstehe, sondern weil der Antrag erstens mit der Zolltarifnovelle nicht im Zusammenhange stehe und zweitens auch nicht ohne Ver⸗ fassungsänderung durchführbar sei, da die Besteuerung inlän⸗ dischen Weines nicht zur Kompetenz des Reiches gehöre. Endlich sei es bedenklich, bei der jetzigen Finanzlage am Kaffee⸗ zoll zu rütteln. ; ; Der Abg. Richter (Hagen) hielt seine früheren Behaup⸗ tungen gegenüber dem Regierungsvertreter aufrecht, dessen Statistik gar nichts beweise, da keine Angaben über den Im⸗ port der Zeit vor 1879 gegeben worden seien, und das all⸗ mähliche Steigen des Imports nach 1879 die einfache Folge der allmählichen Aufzehrung der großen in Voraussicht der Zollerhöhung im Jahre 1879 importirten Massen Cham⸗ pagners gewesen sei. Die technischen Schwierigkeiten einer Besteuerung des inländischen Schaumweines würden sich überwinden lassen. Bei der Tabackteuer sei man nicht vor den technischen Schwierigkeiten einer Kontrole des Tabackbaues, welche zum Zählen der einzelnen Pflanzen und Blätter geführt habe, zurückgeschreckt. Man müsse aus dem Champagner die Millionen holen, um den Kaffee billiger zu machen, das sei eine richtige Politik. Die ganze Zolltarif⸗ novelle aber suche nur wieder die Belastung auf die ärmeren Volksklassen abzuwälzen. . Der Bundeskommissar Geheime Ober⸗Regierungs- Rath Schraut wiederholte, daß ein beträchtliches Steigen der Cham⸗ pagnereinfuhr gerade nach dem Jahre 1879 erwiesen sei und daß durch die hier vorgeschlagene Zollerhöhung die Reichs⸗ einnahmen sich nicht vermindern, sondern steigen würden. Der Abg von Kardorff bemerkte, eine Ermäßigung des Kaͤffeezolls Würde keine Erleichterung der ärmeren olks⸗· klaffen herbeiführen; die Kaffeepreise seien auch seit 1879 nicht gestiegen, sondern gefallen. Eine Besteuerung der inländischen Schaumweinindustrie sei aber an sich auch ihm sympathisch; er wünsche, daß der Abg. Bamberger, der diesen Verhältnissen näher stehe, sich hierüber einmal äußere. . Der Abg. Dr. Bamberger erklärte, nach dieser Provokation wolle er mit seiner Meinung nicht zurückhalten. Seiner An⸗ sicht nach sei es durchaus wahrscheinlich, daß eine so starke Vertheuerung der Einfuhr französischen Ehampagners die fis⸗ kalischen Einnahmen vermindern werde. Er stimme aber auch darin mit dem Abg. Richter überein, daß ein so hoher Schutz⸗ zoll für die inländische Schaumweinindustrie nicht einmal in deren Interesse liege. Gerade die auswärtige Konkurrenz habe zur Hebung dieser Industrie wesentlich beigetragen. Wäre der Konkurrenzkampf mit dem französischen Champagner nicht gewesen, so würde sich die deutsche Schaumweinfabrikation nicht fo verfeinert haben, daß sie, wie es jetzt der Fall sei, den französischen Champagner sogar auf dem ausländischen Markt immer mehr schlagen könne. Man würde dieser Industrie einen sehr zweifelhaften Dienst leisten, wenn man ihr durch Schutz gegen die Konkurrenz den Antrieb nehme, nach weiterer Vervollkommung zu streben. ;

Der Abg. Pr. Marquardsen bemerkte, er hätte nicht ge⸗ glaubt, daß diese Position zu Weiterungen Veranlassung geben würde. Man solle sich freuen, aus einer solchen Quelle eine vermehrte Einnahme für den Staat zu erzielen. Wenn man auf inländischen Champagner eine Steuer legen und diese zur Ermäßigung des Kaffeezolles verwenden wolle, so würde der Preis sür das Pfund Kaffee nach seiner Rechnung nur um 1 3 vermindert werden. Abgesehen von allen anderen Bedenken aber gegen den Antrag Richter sei zu bedenken, daß es zur Einführung einer Steuer auf inländische Fabrikate einer Verfassungsänderung bedürfen würde. Er glaube aber auch gar nicht, daß die Einzelstaaten ihr Recht auf indirekte Steuern so leicht abgeben würden. Der Abg. Richter schlage alfo etwas vor, von dessen praktischer Undurchführbarkeit auch der Abg. Richter selbst überzeugt sein müsse. Er bitte des⸗ halb, den Antrag Richter abzulehnen. .

Der Abg. Menzer erklärte, es sei ihm eine Annehmlich⸗ keit, einmal für einen Zoll sprechen zu können, bei dem man seiner Partei nicht die böse Absicht unterlegen könne, das Wohl des kleinen Mannes damit zu verletzen. Dieser Zoll sei eine eigentliche Luxussteuer. Wie die Erfahrung seit 1879 zeige, werde der Zoll auf Schaumwein vom Ausland getragen; das werde auch mit dem erhöhten Zoll der Fall sein. Die deutsche Schaumweinfabrikation verstehe es ebenso gut wie die französische, die sauren und geringeren Weine zu Schaumwein zu verarbeiten, und es sei nicht nöthig, daß deutscher saurer Traubensaft nach Frankreich in die Champagne exportirt werde, um dann, zu Schaumwein verarheitet, unter Verleug⸗ nung des Vaterlandes, wieder nach Deutschland zurückzu⸗ kommen. Durch Hebung der deutschen Schaumweinfabrikation werde auch die k und Korkfabrikation eine erkleckliche Mehreinnahme haben. Eine Weinsteuer, wie man sie in Baden habe, wäre ihm persönlich ganz recht; er glaube auch nicht, daß unter einer folchen die deutsche Schaumweinfabri⸗

müssen und indirekt auch die des deutschen Weinbaues, der das nationale Wohl so wesentlich fördere. Er könne sich daher nicht für

kation zu Grunde gehen würde.