1885 / 48 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Feb 1885 18:00:01 GMT) scan diff

der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ angelegenheiten, dauernde Ausgaben, Kap. 115, war.

Die Tit. 8— 10 wurden ohne Debatte angenommen.

Bei Tit. 11 (Bisthum Cöln) erinnerte der Abg. Biesen⸗ bach daran, daß noch immer der Erzbischof Melchers von Cöln nicht zurückberufen worden sei. Die Gefühle der rheinlän⸗ dischen Katholiken würden dadurch auf das Tiefste verletzt, Die Härten der Maigesetzgebung seien allerdings zum Theil gelindert worden, aber diese Maßregeln trügen doch nur den Charakter der Halbheit. Er bitte den Minister dringend, endlich den Weg zum Frieden einzuschlagen. Die Rheinländer wunschten die Rückkehr ihres ö nicht um eine Kraft⸗ probe zu machen, sondern weil sie ihrem Bischof in kindlicher Verehrung zugethan seien. Die Restitution des Bischofs empfehle fich um so mehr, als der Unglaube und die sittliche Verwilderung immer mehr um sich griffen. In den großen Städten könne die staatliche Gewalt nur durch den kleinen Belagerungszustand aufrecht erhalten werden. Er bitte also den Minister, die Religion so zu schützen, wie es den Katho⸗ liken durch Königswort zugesichert sei.

Der Titel wurde bewilligt.

Bei Tit. 12 (Bisthum Trier) besprach der Abg. Dr. Mosler den kirchlichen Zustand der Diözese Trier, die trotz mancher Besserung auch jetzt noch ein trauriges Bild darbiete. Eine große Anzahl Pfarreien sei verwaist. Seitens der kirchlichen Behörden sei Alles geschehen, um das Gesetz vom 31. Mai wirksam zu machen; anders liege die Sache für die Staatsgewalt. Man hätte nicht Geistliche von der Zulassung zur Seelsorge ausschließen sollen, nur aus dem Grunde, weil sie ihre Vorbildung in Innsbruck und Rom genossen, zumal die inländischen katho⸗ lischen Fakultäten sehr verwahrlost seien. Weiter sei eine Anzahl Geistlicher des Landes verwiesen worden; dieselben seien jetzĩi zwar zum größten Theil zurückberufen, jedoch noch immer weile eine kleine Zahl solcher Priester in der Ferne. Aber auch die Frage der Vorbildung und der Erziehung des Klerus müsse in befriedigendem Sinne geregelt werden.

Der Staats⸗Minister Dr. von Goßler hob hervor, daß der aus den Regierungsbezirken Coblenz und Wiesbaden aus⸗ gewiesene Priester Wehn nach dem Befinden aller Be⸗ hörden von der Begnadigung habe ausgeschlossen bleiben mussen, weil er wegen Widerstandes gegen die Exekutiv⸗ beamten und wegen Vergehens gegen die öffentliche Ordnung zu längeren Gefängnißstrafen verurtheilt gewesen sei. Jedoch könne auch er der Begnadigung theilhaftig werden, wenn er sich entschließen wolle, einen Theil der ihm zuerkannten Strafen al zubüßen.

Der Abg. Br. Mosler erwiderte, daß der Widerstand des Priesters Wehn gegen die Staatsgewalt darin bestanden habe, daß er sich bei seiner Festnehmung habe ziehen lassen.

Der Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst hob hervor, die Katholiken würden zufrieden sein, wenn man ihnen den Status vor 1870 wieder einräumen wollte. Die Erziehung des Klerus sei Angelegenheit der Kirche, in welche der Staat sich nicht zu mischen habe, Zu dem Fall Wehn bemerke er, daß man im Volke die Verweigerung der Begnadigung nicht * werde.

er Titel wurde bewilligt, ebenso der Rest des Kapitels und Kap. 111.

Bei Kap. 116 a (Bedürfnißzuschüsse und einmalige Unter⸗ stützungen, insbesondere für einen Bischof) bemerkte der Abg. Rintelen, daß seine Partei die Position an dieser Stelle nicht bewilligen könne. Sie müsse Gewicht darauf legen, zu ken⸗ statiren, daß der altkatholische Bischof, für den die Position bestimmt sei, nicht zur katholischen Kirche gehöre.

Der Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst beantragte, über die Position besonders abzustimmen.

Der Abg. von Eynern bat, um dem Bedenken der Centrumspartei Rechnung zu tragen, die Ueberschrift des Kapitels dahin zu ergänzen, daß hinter den Worten „ins⸗ ,,, für einen“ das Wort „altkatholischen“ eingeschaltet werde.

Der Abg. Cremer wünschte, der Streit über Toleranz und Intoleranz sollte endlich begraben werden. Gegenüber den subversiven Strömungen der Gegenwart komme es vor Allem darauf an, daß die Angehörigen beider christlichen Konfessionen sich zu gemeinsamem Handeln vereinigten.

Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Stöcker.

. Königlich sächsische Gesandte und Bundesbevoll⸗ mächtigte, Wirkliche Geheime Rath von Nostitz⸗Wallwitz, welcher sich seit Mitte Januar zur Kur in Erlangen befand, ist am 24. d. M., früh 5 Uhr, in Folge plötzlich eingetretener innerer Verblutung daselbst verstorben.

Nach den bei der Admiralität eingegangenen, bis zum 19. Januar reichenden Meldungen des Chefs des westafri⸗ kanischen Geschwaders war der Gesundheitszust and der Schiffsbesatzungen ein befriedigender, der Zustand der in den Gefechten bei Kamerun im Dezember v. J. Verwundeten durchweg ein guter.

Die im Reich s⸗Eisenbahnamt aufgestellte, in Nr. 4, des „Reichs⸗Anzeigers“ veröffentlichte Uebersicht der Betriebsergebnisse deut scher Eisen bahnen für den Menat Januar d. J. ergiebt für die 41 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monate des Vorjahres im Be⸗ triebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, mit einer Gesammt⸗Betriebslänge von 31 1965,58 km, nach⸗ stehende Daten: Seit 1. Januar 1885 werden die bisher für Rechnung des Baufonds betriebenen preußischen Staatsbahnstrecken Durrgoy Zobten (25, 95 kim), Strehlen Nimptsch (22,86 km), Orzesche Sohrau (13,30 km) und Creuzburg Tarnomitz 84,20 km) für Rechnung des Betriebsfonds betrieben. Von demselben Tage ab hat die Königliche Eisenbahn⸗Direktion (rechtsrh.) Cöln den Betrieb auf der bisher an die Dort— mund Gronau Enscheder Eisenbahn verpachtet gewesenen Dortmunder Verbindungsbahn 3,7 km) selbst übernommen. Am 7. Januar ist die sächsische Staatsbahnstrecke Mügeln Oschatz (11,38 km) eröffnet worden. Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Januar d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: bei 28 Bahnen mit zusammen 29 850,36 kim höher und bei 13 Bahnen mit zusammen 1345,22 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei einer Bahn mit 20 24887 km unverändert, bei 25 Bahnen mit zusammen 7307,69 km höher und bei

mit vermehrter Betriebslänge) niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der pro⸗ visorisch ermittelten Ergebnisse des laufen⸗ den Jahres mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: bei 30 Bahnen mit zusammen 30 132,39 Em höher und bei 11 Bahnen mit zusammen 1063, 19 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 25 Bahnen mit usammen 27 865, Em höher und bei 13 Bahnen mit zu—⸗ 3340,52 km (darunter 4 Bahnen mit vermehrter Be⸗ y geringer, als in demselben Monate des Vor— jahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rech⸗ nung verwalteten Bahnen, betrug Ende Januar d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 160 280 900 4 64 915 00 (6 Stammaktien, 4 595 0090.6 Prioritäts⸗Stamm⸗ aktien und 60 770 900 Prioritäte⸗Obligationen) und die Län ge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 643, 20 km, so daß auf je 1 Em 249 192 6 entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende Januar d. J. das gesammte kon zessionirte Anlagekapital 631 024 829 60 (313 769 6560 Stammaktien, 70 914100 „6. Prioritäts⸗ Stammaktien und 246 341 979 M6 Prioritäts⸗ Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi⸗ , ist, 3326, 85 km, so daß auf je 1 Rm 189 676 entfallen.

Die Vernichtung der Handels bücher Seitens des Gemeinschuldners nach dem durch Zwangsvergleich beendeten Konkursverfahren ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 8. Dezember v. J. als Ban kerutt zu be⸗ strafen, falls nicht bereits zehn Jahre nach dem Tage der ge— schehenen letzten Eintragung in dieselben verflossen sind.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath. Senator der freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Versmann, ist von Berlin abgereist.

Der General der Infanterie Graf von Kirchbach, Chef des 1. Niederschlesischen Infanterie⸗Regiments Nr. 46, hat Berlin nach mehrwöchentlichem Aufenthalte heute verlassen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Gramse in Szillen, Dr. Becker und Rasch in Eberswalde als Hülfsärzte der Land⸗Irrenanstalt, Dr. Buchmann in Weißen— see, Teltz in Pankow, Dr. Riebe in Trebbin, Haendel in Neu⸗Trebbin, Dr. Ziffer in Schmiegel, Dr. Michaelsohn in Pleschen, Bernhard und Dr. Walther in Breslau, Dr. Hoppe in Seitenberg, Fleger in Prausnitz, Buhl in Friedersdorf, Dr. Huelsmeyer in Erxleben und Dr. Modes in Lengerich als 3. Arzt der Provinzial⸗-Irrenanstalt.

Sachsen. Dres den, 24. Februar. Das „Dresdner Journal“ meldet das heute früh in Erlangen erfolgte Hinscheiden des Königlich sächsischen Bundes bevollmächtigten und außerordentlichen Gesandten am Königlich preußischen Hofe, Wirklichen Geheimen Raths von Nostitz-Wallwitz, und widmet dem Verstorbenen folgenden Nachruf: „Der Verblichene, in den weitesten Kreisen als einer der heroorragenßsten sächnichen Stag'sdiener. bekannt, bekleidete seine Stellung in Berlin seit dem Frühjahre 1873, also nahezu 12 Jahre. Ausgezeichnet durch eine seltene Be⸗ gabung und eine unermüdliche Pflichttreue, ist er in der Lage gewesen, sich in seinem hochwichtigen und verantwortungsvollen Amte um sein engeres und weiteres Vaterland die bleibendsten Verdienste zu erwerben. Die Kunde von seinem früher Da⸗ hinscheiden wird auch außerhalb Sachsens und namentlich unter seinen zahlreichen Freunden und Verehrern in Berlin auf richtige Theilnahme hervorrufen.“ Der Staats⸗ Minister H. von Nostitz⸗Wallwitz wird sich aus Anlaß dieses Trauerfalls heute Nachmittag nach Erlangen begeben.

Sessen. Darm stadt, 24. Februar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer ist heute zusammengetreten und hat die Budgetberathung begonnen.

Sach senWeimar⸗Eisenach. Weimar, 24. Februar. (Th.. C.), Der Großherzog wird, laut Mittheilung der „Weim. Ztg.“, seinen Aufenthalt in Wien um einige Tage verlängern und erst Ende der Woche von dort abreisen.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 24. Februar. Unserem gestrigen Bericht über die Feier des 82. Geburts—⸗ tages Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin⸗ Mutter fügen wir noch hinzu, daß gestern Abend im Palais Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Maxie zwei theatralische Aufführungen stattfanden. Das erste Stück, das vieraktige Märchen „König Drosselbart“, nach Wilhelm Grimm, wurde von Ihren Hoheiten der Herzogin Elisabeth sowie den Herzögen Friedrich Wilhelm und Adolph Friedrich dar⸗ gestellt. In dem darauf folgenden vieraktigen Lustspiel „Der Funken“ wirkten Fräulein von Stenglin, Fräulein von Witzendorff und Hr. von Vietinghoff mit. In Rostock, Güstrow und Ludwigslust ist der 23. Februar gleichfalls durch Reveillen sowie durch Flaggenschmuck der öffentlichen Gebäude und vieler Privathäuser festlich begangen worden. Allenthalben hegt man den Wunsch, daß durch Gottes Gnade der Hohen Frau, die nach dem Verlust der eigenen Kinder die Liebe, welche sie denselben widmete, auf ihre Enkel und Urenkel übertragen hat, noch ein ungetrübter Lebensabend be— schieden sein möge.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 24. Februar. (Th. C.) Der neugewählte Landtag des Herzogthums Gotha tritt am 5. März zusammen. Nach seiner Vertagung folgt eine Session des gemeinschaftlichen Landtages beider Herzogthümer.

Oesterreich- ungarn. Wien, 23. Februar. (Wien. Abdp.) Die Finanzkommission des Herrenhauses hat den Bericht über die Regierungsvorlage, betreffend die Ermächtigung zum Abschluß eines Uebereinkommens mit der ungarischen Regierung wegen Vermehrung der Kupfer⸗ sche idem ünze, bereits erstattet. Die Kommission beantragt die unveränderte Annahme des Gesetzentwurfs. Als Bericht— erstatter fungirt Graf Falkenhayn.

24. Februgr. (W. T. B.) Die österreichisch⸗ ungarische Zoll konferenz trat heute im Auswärtigen Amt wegen der durch die Zollerhöhungen in Frankreich

15 Bahnen mit zusammen 3639,02 km (darunter 4 Bahnen

Pola, 24 Februar. (B. T. B) Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind auf ihrer Reise nach dem Orient heute Vormittag hier eingetroffen und haben dieselbe heute Abend auf dem „Miramar“ fortgesetzt, welcher den Kurg nach Süden nahm. Im Laufe des Tages hatten Ihre Kaiser— lichen Hoheiten die Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigt Abends war die Stadt glänzend erleuchtet.

Pest, 23. Februar. (Prag. Ztg.) Das Abgeordneten haus hat die Vorlage über die Nesorm des Oberh auseg in namentlicher Abstimmung mit 233 gegen 157 Stimmen als Grundlage der Spezialdebatte unter Ablehnung sämmt—⸗ licher Gegenanträge angenomm en.

W 24. Februar. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm in der Spezialͤdebatte über die Vorlage, betreffend die Reform des Oberhauses, die ersten beiden Paragraphen unter Ablehnung aller Amendements, un verändert an.

Niederlande. Haag, 24. Februar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer lehnte heute mit 43 gegen 39 Stimmen den Antrag der Liberalen ab, der Berathung der Ver— fassungsrevision den Vorrang vor der der Revision der Wahlbezirkseintheilung zu geben.

Großbritannien und Irland. London, 24. Februar. (W. T. B.). Heute Nachmittag fand eine Versam mlung der Mitglieder der konservativen Partei zur Be— rathung über die politische Lage statt. Der Marquis von Salisbury erklärte; er glaube mittheilen zu dürfen daß die Fuhrer der Partei trotz der schwierigen und mißlichen gegenwärtigen Lage doch bereit seien, die Regierungsgewalt zu übernehmen, falls das Ministerium bei der Abstimmung über das Tadelsvotum eine Niederlage erleiden sollte. Diese Erklärung wurde sehr beifällig aufgenommen.

24. Februar, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Unterhaussitzung erwiderte der Unter⸗Staatssekretär im Departement für Indien, Er oß, auf eine bezügliche An frage Taylors: Lord Dufferin habe keine Verstärkung der englischen Truppen in Indien verlangt; auch die Regie— rung halte eine solche für un nöthig. Der Premier Glad— sto ne erklärte: die Regierung sei gegenwärtig damit beschäß⸗ tigt, die gesammte afghanische Grenze einschließlich Herats festzustellen und zu sichern; weitere Mittheilungen dar— uber würden jedoch dem Interesse des Staats nachtheilig sein. Dem Deputirten Bartlett erwiderte der Premier Glad⸗— sto ne: er habe nie erklärt, daß die Regierung beabsichtige, den Sudan nach der Einnahme von Khartum zu verlassen. Am letzten Donnerstag habe er von der Räumung des Sudan durch Egypten gesprochen, er habe aber in dieser Session niemals ein Wort über den Rückzug der englischen Truppen aus dem Sudan gesagt. Was er ge— sagt habe, sei gewesen, daß die Räumung des Sudan durch Egypten und die Wiederherstellung der Freiheit des Sudan die ursprüngliche Politik der Regierung g bildet hätten und daß diese Politik nicht verändert worden sei, ob— schon Ereignisse eingetreten seien, welche deren unmittelbare Ausführung verhindert hätten. Im Uebrigen verweise er auf seine Reden vom Donnerstag und vorgestern, welche die Ansichten des Kabinets enthielten. Der Premier beantragte sodann die Priorität für die Berathung des von Northeote beantragten Tadelsvotum s. Die Parnelliten bekämpften diesen Antrag längere Zeit unter großer Unruhe des Hauses. Der Sprecher erklaͤrte schließlich, das Haus verlange den Schluß der Debatte hier— über, was unter den irischen Abgeordneten große Aufregung hervorrief. O'Brien wurde wegen Ungehorsams mit 244 gegen 20 Stimmen von der weiteren Theilnahme an der Verhandlung ausgeschlossen und der Schluß der Debatte mit 207 gegen 46 Stimmen angenommen. Lubbock setzte hierauf die Diskussion über das Tadels— votum fort.

24. Februar, Nachts. (W. T. B.) 6 Fortgange der Berathung über das Tadelsvotum Northeote's im Unter hau se erklärte Goschen: er könne die Verwendung englischer Truppen zur Niederwerfung der Macht des Mahdi nur dann Unterstützen, wenn die Regierung Khartum seiner Zeit nicht wieder räumen lasse, ohne ür die Stämme, die England Beistand geleistet hätten, Sicher— heit geschafft zu haben. Ebenso wünsche er die Besetzung von Berber, entgegengesetzten Falls werde er für den Antrag Northeote's stimmen.

Sydney (Australien), 21. Februar. (Allg. Corr.) Der für das Neu südwales-Kontingent, welches sür den Dienst im Su dan bestimmt ist, aufgebrachte patriotische Fonds beläuft sich jetzt auf 15 006 Pfd. Sterl; auch die Vorbereitungen für die Abfendung des Kontingents sind nahezu beendet. Der Enthusiasmus der Bevölkerung ist un— geschwächt geblieben, und der Tag der Einschiffung wird als öffentlicher Feiertag betrachtet werden.

Frankreich. Paris, 23. Februar. (Köln, Ztg.) Die militärischen Unternehmungen in Ching werden von den Franzosen nicht sosort aufgenommen werden. Der neue Operationsplan ist nämlich noch nicht endgültig festgestellt worden. Derselbe wurde von dem Kriegs⸗ und dem Marine⸗Minister ausgearbeitet, dem Minister Präsidenten Jules Ferry mitgetheilt und dann zur Begutachtung an den General Briere und den Admiral Courbet gesandt. Nach ihrer Antwort erst werden die endgültigen Beschlüsse gefaßt werden. Die Regierung scheint auch die militärischen Unter— nehmungen nicht beschleunigen, sondern der chinesischen Regie—= rung Zeit gewähren zu wollen, da dieselbe durch die letzten Erfolge der Franzosen etwas eingeschüchtert worden und geneigt sein foll, die Verhandlungen mit Frankreich wieder aufzunehmen.

24. Februar. (W. T. B.) Der Se nat stellte heute den Kredit von 305 000 Fres. für Frei— stellen in den Seminarien, welche die Deputirten— kammer gestrichen hatte, wie der her. Die Wahl im Eure⸗ Departement, bei welcher Os moy gegen den Herzog von Broglie mit einer Majorität von 10 Stimmen gewählt worden war, wurde für gültig erklärt.

Die Einweihung der Statue Ledru Rollins fand heute unter zahlreicher Betheiligung statt. Unter den Anwesenden befanden sich die Minister Waldeck-⸗Rousseau, Tirard, Raynal und Rouvier, sowie zahlreiche Deputirte und Senatoren. Floquet, Madier de Montjau und drei Andere hielten Reden, in welchen sie Ledru Rollin als den Urhebet des allgemeinen Stimmrechts feierten. Die Feierlichkeit verlief ohne jede Störung.

Admiral Courbet hat Instrukt ionen erhalten, in

und Deutschland nothwendigen Maßnahmen zu Berathun⸗ gen zusammen.

verhindern, daß auf dem Seewege Proviant nach Ching hineingelange.

Die „Agence Havas“ berichtet von einer gestern in

der Nähe von Paris abgehaltenen Ver sammlung von

rländern, in welcher erneute Anschläge auf London und andere englische Städte beschlossen worden wären.

Italien. Neapel, 24 Februar. (B. T. B Die dritte Expedition nach dem Rothen Meere ist heute unter dem General Ricci mit dem Packetboot, Washington“

abgegangen.

Amerika. Washingt on, 21. Februar. (Allg. Eorr.) Das hier zum Andenken an George Washington errichtete riesige Monument wurde heute mit großer Feierlichkeit enthüllt. Es ist ein Obelisk, dessen Herstellung 37 Jahre in Anfpruch nahm. Es ist das höchste Denkmal in der Welt, 55s Fuß hoch, und kostete 1187 000 Doll. Ueber den Verlauf der Feier wird Folgendes berichtet;

Es waren dazu etwa 6000 Soldaten aus allen Theilen des Landes zusammengezogen worden, aber das bitterkalte Wetter hielt die Bevölkerung davon ab, sich in großen Massen bei dem Monument einzufinden. Senator Sherm an hielt die Eröffnungs ⸗Ansprache, nack sm er seinen Zuhörern angerathen hatte, ihre Kopf⸗ bedeckung nicht abzunehmen. Oberst Casey, ein Armee⸗ Ingenieur, der den Bau des Denkmals beendigt hat, sprach zunächst; alsdann gelangte von der Tribüne eine schriftliche Ldrefse von Mr. William Corcoran, dem ehrwürdigen Chef des Monument ⸗Vereins, zur Verlesung. Die Marine Kapelle that ihr Möglichstes, um die Anwesenden durch den Vortrag einiger gewählter Kompositionen zu ergötzen, aber der Lärm, den die Tausende, um sich zu erwärmen, durch ihr Füßestampfen verursachten, machte die Musik naheju unhörbar. Das Hauptkennzeichen, daß die Ceremonie ihren Fort⸗ gang nahm, bestand in dem sichtharen Atbem, der dem Munde der Redner entströmte. Alsdann folgte die Einweihung des Denkmals durch eine freimaurerische Ceremonie, aber die Kälte nöthigte dazu, Alles ebzukürzen, und die Zuhörerschaft zerstreute sich nach Beendigung der Feier eiligst. Die Truppen marschirten sodann in schönster Ordnung die Pennfylvania / Avenue hinunter nach dem Kapitol, wo der Prä—⸗ sident eine Revue über sie abnahm. Später trat der Kongreß im Hause zusammen, wo eine von Mr. Robert C. Winthrop ver⸗ faßt? Rede zur Verlesung gelangte, und auch von Mr. John W. Daniel eine Ansprache gehalten wurde. Ein Feuerwerk bei dem Henkmal schloß am Abend die Feier.

Süd⸗ Amerika. Peru. Lima, 24. Februar. (W. T. B.) Die Rationalversammlung tritt am 1. . M. zusammen, um Über die Präsidentschaftsfrage Entscheidung zu treffen. Ein Präsidentenwechsel gilt für nicht wahrscheinlich

Afrika. Egypten. Kairo, 24. Februar. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Heute traf hier folgender Brief Gordon s, vo m 14. Dezember, an einen seiner hiesigen Freunde ein: „Es ist Alles zu Ende! Ich erwarte die Katastrophe binnen 10 Tagen. Es wäre nicht so gewesen, wenn unsere Landsleute mich besser über ihre Absichten unterrichtet hätten. Mein Lebewohl an Alle! Gordon.“

Korti, 21. Februar. (Allg. Corr) 2256. Mann der Schwarzen Truppen des Generals Gordon sind mit ihren Veibern und Kindern, welche von Chartum vor dem Fall der Stadt mittels Dampfer nach El Gubat kamen, hier eingetroffen.

Sunakim, 22. Februar. (Allg. Corr) Beunruhigt durch die bevorstehende Ankunft brltischer Truppen, macht Osman Digma alle möglichen Anstrengungen, um eine bedeutende Streitmacht in der Nähe von Tamai zusammen⸗ zuziehen. Drei Deserteure aus Tamai melden, daß Osman Digma einen Boten aus Taka tödtete, welcher die Meldung brachte, daß der Mudir von Dongola mit Hülfe des Shukria⸗ Stammes die Hadendowahs, welche die freundlich gesinnten Stämme, die Kassala mit Getreide verproviantirt hatten, an⸗ gegriffen, besiegt habe. Es sollen bei der Gelegenheit 2000 Hadendowahs getödtet worden sein.

Zeitungs ftimmen.

Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ mittheilt, ist dem Reichskanzler eine Adresse der Handels⸗ und Gewerbekammer in Chemnitz zugegangen, in welcher dieselbe ihrer Zustimmung zu der überseeischen Politik der Regierung Ausdruck giebt.

„Wenn zur Stunde“, beißt es Aufgabe der Einrichtung direlser, vo dampferlinien nach Ostasien, Australien und der Erfüllung ö. so . wir ö. . erade im inblick au iese ngelegenheit in x . der J industriellen Gebiete Deutschlandt unfere lebhaftest? Zustimmung und unsern wärmsten Dank auszusprechen. Wir geben hierbei zugleich der HSoff nung Ausdruck, daß der Reichstag in dieser nicht politischen, rein wirth—⸗ schaftlichen Frage den wirthschaftlichen Interessen Rechnung tragen und durch möglichst unverkürzte und unabgeschwãächte Annahme der Vorlage seinerseits dazu beitragen werde, der deutschen Industrie und dem deutfchen Handel den immer schärfer werdenden Wettbewerb mit den neben uns auf den überseeischen Märkten arbeitenden Kultur völkern zu erleichtern.“ . .

Der Land⸗ und Forstwirthschaftliche Hauptverein Hildes⸗ heim hat, wie wir demsel ben Blatt entnehmen, dem Reichskanzler in einer Adresse für dessen „thatkräftiges und erfolgreiches Auftreten zum Zwecke des Schutzes deutscher Landwirthschaft“ seinen Dank ausgesprochen. Die Adresse schließt mit den Worten: bl , erblicken in der Schutzmaßregel des Kornzolls einen wich · tigen Schritt in der von Ew. Durchlaucht geplanten Entlastung des Weundöcktzes, und bitten wir Sw. Durchlaucht, unscret Sympathie und energischen Unterstützung zur Erreichung dieses r uns Land⸗ wirthe unerläßlichen Zieles stets gewiß sein zu wollen.

ö .

Dem „Handelsblatt für Walderzeugnisse⸗ schreibt man: . . wir in unseren jüngsten Mittheilungen auf die reservirte Haltung hinwiesen, welche von Seiten der bayerischen Produzenten angesichts der in Aussicht genommenen Erhöhung der Holzzölle ige: nommen wird, so hat sich dem entgegen im Auslande eine rege Tha ig. keit entwickelt. Die Spekulation beginnt sich namentlich in Sãge⸗ waaren ganz außerordentlich zu regen und der , Eingangtzpforten gegen die österreichische und galizische 5 ö gan wallige Dimensionen angenommen. Alles bemüht sich m . . sieberhafter Thätigkeit noch o viel wie möglich vor Schluß ** ore binctmubringen, ein Bewels dafür, daß man die ange ftrehte r 3 366 der Nutzholßzölle bereitz als Thatsache anfieht und das In * reten der neuen Zölle noch vor dem ursprünglich angenommenen Termine

benso wie in dem zei sten 1 D. Bl. nachgewiesen wird daß sich der ö

i i . Flößereikosten nordisches Rundholz incl. Hauerlohn, Anfuhr⸗ und Flößerei ; wie 6 des Betriebskapitals unter Zugrundelegung der 6 wärtigen Bretterpreise auf ca. 10 16 stellt; ebenso stellt sich die 6 rechnung des Rohholzes für galizische Schnittwaaren, und ist 6 n⸗ gesichts dieser Thatsache ganz erklärlich, daß namentlich die mit eren und geringen Qualitäten der Sägewaaren deutscher Provenienz unter

in dieser Adresse, „die wichtige vom Reiche unterstützter Post⸗ Afrika noch immer Ew. Durchlaucht Vertretung

der überwältigenden Konkurrenz der autländischen Höljer ganz em⸗ pfindlich zu leiden haben. ö ; Werden die vorgeschlagenen Holzzölle zum Geset, se wird aller dings die Lage des deutschen Marktes eine wesentliche Umgestaltung erfahren. Es ist leicht einzusehen, daß gewisse Artikel, welche seit langer Zeit Gegenstand der Einfubr aus Desterreich Ungarn sind, als edle Laubbölzer, , Faßdauben 26. auch bei höheren Zöllen und Fifenbahnfrachten ihren Weg nach Deutschland finden werden, da gegen werden die mittleren und geringen Qualitãten der Schnittwaaren aut ländischer Provenienz vom deutschen Markte zurũckgedrãngt. Einen Ersatz für diesen Ausfall werden aber dann inländische Erzeugnisse bieten, welchen auf diese Weise ein vielleicht kaum geahntes, erweitertes Ab- satzgebiet geschaffen wird, was namentlich für das in Folge der gebgnostischen und topographischen Beschaffenheit Süd und Nittel · deutschlands über den lokalen Bedarf erzeugte Holzquantum in Be⸗ tracht kommt. Bayerische und Schwarzwälder Fichten · und Tannen Sägwaaren werden immer weiter nach Mittel. ja selbst bis nach Rorddeutschland vordringen und dort mit den Thüringer und Harzer si,. mit der schlesischen und preußischen Kiefer konkurriren.

ichen stäbe deutfcher Provenienz verdrängen schon während der gegenwärtigen Zollägide die slavonischen Faßdauben, sagenannten deutschen Binderhölzer stärkerer Dimensionen und sind selbst in Frank reich ein begehrter Artikel.

Dasselbe Blatt berichtet: z Gleichzeitig mit der in Hannover tagenden Versammlung von Holjbändlern und Holzindustriellen aus Nordwest · Deutschland fand eine derartige Versammlung in Todimoos (Baden) statt, welche von Waldbesitzern, Holzhändlern und Holzinduftriellen besucht war. Es wurde kestgestellt, daß die Bau und Nutzholzpreise seit 1857. um 35 59 oo zurückgegangen seien, was hauptsächlich der ausländischen Konkurrenz zugeschrieben werden müsse. Ein aus Vertrauensmännern verschiedener Gegenden des Schwarzwaldes gewähltes Comité wurde beauftragt, diese einstimmig sestgestellten Thatsachen bekannt zu mächen und eine Eingabe an den Reichstag vorzubereiten, welche die Ein⸗ führung eines genügenden Schutz zolls anstrebt. „Die Werkstatt, Meister Konrads Wochenzeitung (Sa arbrücken)“, sagt über die Zolldebatte im Reichstage, an⸗ knüpfend an die von dem Abg. Dr. Bamberger ausgesprochene Befürchtung über die nachtheiligen Wirkungen der Zoll— erhöhungen: ö ö „Gerade so hat er es auch schon 1879 gemacht, wo die Zölle auf Eisen eingeführt worden sind, und wir leben noch. So schlimm wird es also auch diesmal mit den Zöllen nicht; im Gegentheil, es wird besser werden, denn von den 45 Millionen, die in Deutschland wohnen, sind 25 Millionen Landleute und Waldpfleger; jetzt werden sie ihr Getreide kaum, ihr Holz aber erst., recht nicht los, denn von draußen kommt beides viel zu billig herein. Ist die Grenze aber zu. fo bekommt der Bauer wieder Lust, und aus dem Walde wird wieder Holz abgefahren. Dag giebt Millionen von Menschen, die jetzt brotlos herumlungern, Arbeit und Verdienst. Mag Brod und Holz wirklich etwas theurer werden (was aber noch gar nicht erwiesen ist), so bleibt doch das viele Geld im Lande, es wird an deutsche Arbeiter bezahlt und die ver⸗ zehren es im Lande. Jetzt aber geht das blanke Geld binaus ju den Ruffen, zu den Ungarn und Galiziern. nach Amerika und wer weiß wohin. Da ists kein Wunder, wenn der Landmann darbt und auch der Handwerker klagt, denn Landmann und Handwerker, die gehören innig zusammen. . . .

Statifstische Nachrichten.

Der von dem Kaiserlich Statistischen Amt dem Reichs tage vorgelegten Zusammenstellung des Ergebnisses der Reichstagswahlen vom Jahre 1884 entnehmen wir folgende Daten: die Gesammtzahl der Wahlberechtigten im ganzen Deutschen Reiche betrug in dem betreffenden Jahre 5 382 792, von denen bei den ersten Wahlen 5 662 957 ihre Stimmen abgaben, wovon 13 671 ungültig waren; bei den entscheidenden Wahlen gaben 5.811 o 3 ihre Stimmen ab, wovon 24196 ungültig waren. Von den gültigen Stimmen der ersten Wahl sind gefallen auf Kandidaten der deutsch— konservatiren Partei 861 063 Stimmen, der deutschen Reichs partei (frelkonservativ 387 687, der nationalliberalen und gemäßigt liberalen I97 633. Die deutsichfreisinnigen und fortschrittlich / liberalen erhielten bei den' ersten Wahlen 997 064 Stimmen, das Zentrum 1282006, die Polen 203 188, die Sosialdemokraten 549 990, die Volks partei 85 891, die Welfen 96 358, die Dänen 14 447, die Elsässer 165 571, unbestimmt 767, zersplittert 11 922. Auf je 109 Einwohnen kommen 207 Proz. Wablberechtigte, auf 109 Wahlberechtigte kommen 50 6 Proz. abgegebene Stimmen, von je 100 abgegebenen Stimm⸗ zetteln sind 0,3 Proz. ungültig. Von je 100 gültigen Stimmen fielen bei den ersten Wahlen auf deutschkonservative Kandidaten 15.2 Proz., auf die deutsche Reichspartei 6.9 Proz., auf die Nationalliberalen 17,6 Proz., auf die Deutschfreisinnigen 17,6 Proz., auf das Zentrum 226 Proz,, auf die Polen 3,6 Proz., auf, die Sozialdemokraten 5.7 Ploz. auf die Volkspartei 1,ö7 Proz, auf die Dänen O3 Proj, auf die Elsässer 2. Proz., zerspliitert waren 9.2 Proz. Die auf die Abgeordneten bezw. Majoritäts kandidaten gefallenen Stimmen betragen in Prozenten der sämmtlichen abgegebenen gültigen Stimmen 60, 3, der Wahlberechtigten 36,4. Bei den entscheidenden Wahlen betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 5 811 973, wovon 24 195 ungültig waren. Von ten gültigen Stimmen sind gefallen auf die deutschkonserbativen Kandidaten 885 964 auf diejenigen der deutschen Reichspartei 417 811, auf die nationalliberalen 1025 818, auf die deutfchfreisinnigen 10982 634, auf dieienigen des Zentrums 1254 943, auf die der Polen 266 346, auf sozialdemokratische 507 798, auf die Kandidaten der Volkspartei 117749, auf die der Welfen 122611, auf die Dänen 11 930, auf die Elsãässer 167 243, unbestimmt waren 897 Stimmen, ungültig 10 329. Auf 160 Einwohner kommen 20,7 Proz. Wahlberechtigte, auf 100 Wahl⸗ berechtigte kommen 62,2 Proz. abgegebene Stimmzettel, von 1990 ab⸗ gegebenen Stimmzetteln sind O. 4 Proz. ungültig. Von 109 gültigen Stimmen sind gefallen auf die Deutschkonservativen 15,2 Proz; auf die deutsche Reichspartei 7.2 Proz. auf die Nationalliberalen 17, Proz., auf die Deutschfreistnnigen 18,6 Proz, auf das Zentrum 21,6 Proz., auf die Polen 3,6 Proz., auf die Sozialdemokraten 8, 7 Proz, auf. die Volkpartei 20 Proz, auf die Welfen 2.1. Proj. auf die Dänen 62 Proz, auf die Elsässer 2, Pros, unbestimmt waren 6,9 Proz., zersplittert 0,3 Proz. Die auf die Abgeordneten bezw. Major tãts· Randidaten gefallenen Stimmen betragen in Prozenten der, sämmtlichen abgegebenen gültigen Stimmen 6ö,, der Wahlberechtigten 39,1. In einer Tabelle zusammengestellt, stellt sich das Gesammtergebniß also folgendermaßen zu demjenigen des

l entschei⸗

denden Wahlen Wahlen

ersten

Wahlen

abgegebenen

gültigen Stimmen bei den ersten Wahlen

Stimmen auf ersten

S30 80 379 293 542718 1661988 1182873. 194 33

311961

103 422

92 504

861 063 885 954 3857 687 417811 97 633 1025818 go 654 1682634 1283 666 1254943 65 188 206346 549 995 507798 g5 891 117749 I6 388 14 447 165 571

8 * de

Deutschkonservative Reichspartei Nationalliberale Deutschfreisinnige Zentrum

Polen Sozialdemokraten Volkspartei

Welfen

Dänen

O, D d D 9

147 191

Der Bericht giebt ferner eine Uebersicht über die Stimmen der absolnten bejw. relativen Majoritäten nach der Dare n ars ge, Kandidaten, auch Parteiftellung der Abgeordneten im Wabliahre . nach Staaten, größeren Landestheilen und im Reich. Die bei den ersten 2 Walen auf die Kandidaten mit der höchsten Stimmenzahl gefallenen Stimmen (Stimmen der absoluten bemw. relativen Majoritäͤten) beliefen sich im ganzen dentschen Reich für die deutschkonservativen auf 594677, für die deutsche Reichs partei auf A3 5M), für die nationaglliberale auf 48 6645, für die deutsch⸗ freisinnige ꝛc. auf 366 687, für das Zentrum auf 1045290, für die Polen auf 175987, für die So ialdemokraten auf 263 84, für die Volkspartei auf 16404, sür die Welfen auf 66 864. für die Dãnen auf 287, für die Elsässer auf 131 614, alles in allem auf 3 4l6 339 Stimmen! Die bei den entscheidenden Wahlen auf die Abge⸗ ordneten gefallenen Stimmen (Stimmen der abfoluten Majoritãten) beliefen sich fur die Deutschkonservativen auf 639 772 für die dentsche Reichspartei auf 226 470, für die Nationalliberalen auf 438 943. für die Deutschfreisinnigen auf o78 250, für das Zentrum auf 1943 934, für die Polen auf 165 232, für die Son aldemokra ten auf 294 473. für die Welfen auf 94 803, für die Dänen auf 6891, fur die Cl sũffer auf 153 104, alles in allem auf 3 697 665 Stimmen, Die Abge⸗ ordneten nach ihrer Parteistellung, Deutschkonservative 78, darunter 2 Hospitanten der Fraktion und 2 Abgeordnete nicht zur Fraktion“). Deutsche Reichs partei 28, Nationalliberale 51, darunter Abgeordneter gemäßigt liberal; nicht zur Fraktion). Deutschfreisianige 67. darunter j Hospitant der Fraktion und 3 Abgeordnete nicht zur Fraktion; ven denen 2 liberal und 1 fortschrittlich. Zentrum 99, Polen 16, Sozialdemokraten 24. Volke partei 7, Welfen 13, Dänen 1, Elsässer 16, zusammen 397. Von 160 für die betreffende Partei bezw. im Ganzen abgegebenen Stimmen gehören zu den (absoluten bezw. relativen) Majoritäten Deutschkonservative 69,1 Proz, deutsche Reiche yartei 628 Proz., Nationalliberale 488 Proz. Deuischfreisinnige 36,8 Proz., Zentrum 81,6 Proz, Polen S6, 6 Proz., Soꝛʒialdemokraten 479) Proz., Volksrartei 17,1 Proz., Welfen 6984 Proz, Dänen 29,7 Prer., Elsässer 9!,6 Proz, zusammen 60, 3 Proz. Von 10 für die be⸗ treffende Partei, bezw. im Ganzen abgegebenen Stimmen gehören zu den Majoritäten 71, Proz. Deutschkonfervative, 54.2 Proz. deutsche Reichs partei, Æ.7 Proz Nationalliberale, S3, Proz. Deutschfreisinnige, 83,7 Proz. Zentrum, 80,1 Proz. Polen, 58, Proz. Sozialdemokraten, 55,3 Proz. Volkspartei, 77,3 Proz, Welfen. 57,8 Proz. Dänen, gl 5 Proz. Elsässer, zusammen 3.5 Proz. Von 100 Abgeordneten gehören den Deutschkonservativen 19,5 Proz. an, der deutschen Reichs partel 7,1 Proz, den Nationalliberalen 12.3 Proz, den Deutsch⸗ sreisinnigen 16,9 Proz, dem Zentrum 24,9 Proz., den Polen 4.0 Proz., den Sozialdemokraten 6,0 Proz., der Volkspartei 1,B8 Proz, den Welfen 2.8 Proz, den Dänen 03 Proz, den Elsässern 38 Proz.

Dem Reichstage ist der Bericht über die Thätigkeit des Reichskommissars für das Auswanderungswesen während des Jahres 1884 zugegangen, Danach haben die vorgenommenen Re⸗ disionen der Schiffe, Logirhäuser ꝛc. im verflossenen Jahre zu keinen bedeutenden Ausstellungen Veranlassung gegeben; in den vereinzelten Fällen. wo Ausstellungen zu machen waren, ist solchen seitens der Rhedereien oder Expedienten stets sofort bereitwilligst abgeholfen worden. Mit Verlust von Menschenleben verknüpfte Unglücksfälle haben Auswandererschiffe in diesem Jahre nicht betroffen. Bei dem Zusammenstoße eines Bremer Auswandererdampfers mit einem deutschen Kriegsschiffe gingen Menschenleben nicht verloren. Die Auswanderung hat 1884 gegen das Vorjahr um einige Tausende ab⸗ genommen. Aus Hamburg, Bremen und Stettin wurden befördert [95 006 Personen, wovon 126 0900 Deutsche waren, gegen 201000 bezw. 145 000 in 1883, 231 000 bezw. 119 000 in 1882 und 247 000 bezw. 184 000 in 1881. Von den 126 511 Auswanderern des Jahres 1854 waren 69 888 männlich, 56 623 weiblich. Es gingen 75776 üßer Bremen, 49 985 über Hamburg, 751 über Stettin. Nach den Vereinigten Staaten von Ämerika gingen 67 482 männliche nd 35 336 weibliche Auswanderer, nach Brilisch Nordamerika 393 und 335, nach Brasilien 482 und 249, nach Argentinien 476 und 214, nach Chile 198 und 198, nach anderen südamerikanlschen Staaten 146 und 73, nach Afrika 165 und 65, nach Australien 437 und 229. Die wenigen übrigen zersplitterten sich nach Mexiko. Westindien, Asien. Preußen stellte S6 000 Auswanderer, Bayzrn 11000, Sachfen 4306, Württemberg 6117, Baden 2410, Hessen 2609, Meck⸗ lenburg⸗Schwerin 3900, Oldenburg 1800, Bremen 1133, Hamburg 281, die übrigen deutschen Ginzelstaaten sämmtlich unter 7. Von den preußischen Provinzen stellte PsoP.sa r. (14 709) die meisten Aus wanderer' dann Westpreußen (13 500. Posen (i2 920) Hannover (11 650), Schleswig Holstein (8109, Brandenburg (S800). Oessen Rassau (4600). Schlesien (4200), Sachsen (2800), Westfalen (2690), Ostpreußen (i660), Rhelnland (1590.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Das Staatsrecht des Königreichs Preußen. Von Ge— heim Rath Dr. H. Schul ze— ordentl. Professor des Staatsrechts an der Universität Heidelberg. Separatabdruck aus Marquardsens Hand⸗ buch des öffentlichen Rechts Il, 11. 1884 Verlag von F. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Freiburg i / B. und Tübingen. In den Jahren 1572 1877 gab der damalige Professor der Rechte an der Universität Breslau, Geheime Justiz⸗Rath Dr. H. Schulze, auf Grundlage des Deutschen Staatsrechlt eine Darstellung des preußischen Staatsrechts in zwei Bänden (Leipzig, Verlag von Breitkopf & Härtel) beraus. Durch dieses dem gegenwärtigen Stande der theoretischen Wissenschaft wie der praktischen Gesetzgebung vollständig entsprechende Werk wurde die eiste wissenschaftliche Erkeantniß der neueren Verfassungs⸗ und Verwaltung verhaäͤltnisse des preußischen Staats gewahrt. Das bisher nur compilatorisch angebaute Feld des preußischen Staatsrechis wurde hler zum ersten Male auf der sicheren Grundlage eines wissen⸗ schaftlichen Systems behandelt. Einerseits war die Auslegung und Fortbildung der Verfassungsbestimmungen und der organischen Gesetze zum Ausbau der neuerdings gewonnenen politiscken wie geistigen Ein: heit, andererfelts die Stellung zum Deutschen Reich vollständig mit berücksichtigt. Seit die geschichtlich gewordene specisiiche Individualitãt des preußischen Staats beflimmend für ein neues Deutsches Reich ge⸗ worden ist, kann das preußische Staatsrecht nicht ohne das deutsche verftanden werden. Eine bereits oft empfundene Lücke wurde daher durch das Werk befriedigend ausgefüllt, zumal der Verfasser, in der Zeit auch Mitglied des Herrenhauseg und Kronsyndikas, in seiner Person den Theoretiker und Praktiker des Fachs der Staatswissenschaften ver. einigte. Dieses größere preußische Staatsrecht liegt nun begreiflich der vbengenannten Skizze zum Grunde, ohne gerade als ein Auszug angesehen werden zu dürfen. Denn der gelehrte und bewährte Ver⸗ fasser, seit dem Sommerhalbjahr 1878 Geheimer Rath und Professor bes Staatsrechts an der Uniogrsität Heidelberg, bearbeitet die zwölf Abschnitte die Genesis des preußischen Staates, Staats rech liche Individualität, das Staatsgebiet, die Angehörigen, das Königthum, Die Volksvertretung, das staatliche Behördensystem, die Organe der Stag tsverwaltung, Justiz und richterliche Gewalt, die Finanzen, innere BVerwaltung, die Rechtskontrolle der Verwaltung durchaus selbst⸗ ständig und im genauen Anschluß an die neuere seitdem erschienene Litteratur, er ändert das frühere System dadurch, daß er jetzt un⸗ mittelbar hinter dem Abschnitt das preußische Königthum den von der Volksvertretung oder den Häusern des Landtags folgen läßt, während dort die erste Abtheilung des speziellen Theils die Lehren von der rechtlichen Gliederung des Staatsorganizmus, Verfassungsrechte in der Reihenfolge vom Königthum, von den Staatsämtern und den Stagtsdiegern, von den Staatsbürgern, von den Gemeinden, von der Volksvertretung behandelt. In dem vorliegenden zusammengefaßten Umrisse bekundet fich natürlich wiederum eine vollständige Beherrschung des reichhaltigen Stoffes. Schulze bethätigt in bervorragendem Grade die Fähigkeit, das Material zu sichten, knapp und präzise zu concentriren, sachgemä und doch streng systematisch zu gruppiren. Die Darf ling zeichnet sich durch Klarheit und Ginfachheit aus. Solche Vorzüge ind aber zur Erreichung des Zweckeß, welcher bei Herausgabe des Handbucht des öffentlichen Rechts der Gegenwart, von dem Schulije's Staatsrecht

14398 Elsãässer

Preußens den zweiten Halbband des zweiten Bandes bildet, gleich