Beschlüsse des Reichstages zu mehreren Gesetzentwürfen vor. Es wurde beschlossen, dem Entwurf eines Gesetzes wegen des Beitrags des Neichs zu den Kosten des Anschlusses Bremens an das deutsche Zollgebiet, dem Entwurf eines Gesetzes wegen Abände⸗ rung des Reichs⸗Militärgesetzes vom 2. Mai 1574, dem Entwurf eines Gesetzes wegen Feststellung des Reichshaushalts Etats für 1886/86 und dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Auf⸗ nahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichs⸗ heeres, der Marine und der Reichseisenbahnen die Zustim⸗ mung zu ertheilen. Ueber den Gesetzentwurf wegen Ab⸗ änderung des Gesetzes über die Erhebung der Tabacksteuer wird in einer der naͤchsten Sitzungen Beschluß gefaßt werden. Die Vorlagen, betreffend die Beschlüsse des Landesaussschusses von Elsaß Lothringen, zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Landeshaushalts-Etats von Elsaß⸗ Lothringen für 1885/86, den Entwurf eines Gesetzes über die Steuervergütung für Zucker, Anträge wegen der Bildung von Berufsgenossenschaften auf Grund des Unfall versicherungs⸗ gesetzes, den Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung und Erganzung des Gerichts verfassungsgesetzes und der Straf⸗ prozeßordnung, endlich den Entwurf einer allgemeinen Literarkonvention, eines Zusatzartikels und eines Schluß⸗ protokollö, wurden den zuständigen Ausschüssen Über— wiesen. Den Antrag Preußens, betreffend die Ergänzung ꝛc. von Bestimmungen des Gesetzes über die Abwehr und Unter— drückung von Viehseuchen genehmigte die Versammlung und erklärte fich mit dem AÄbschluß eines Abkommens zwischen den Einzelstaaten über den Erlaß polizeilicher Strafvorschristen zur Verhütung der Gefährdung militaͤrischer Pulvertransporte ein⸗ verstanden. Von den auf den Eisenbahnen Deutschlands noch vorhandenen Abweichungen vom Normalprofil des lichten Raumes wurde Kenntniß genommen und beschlossen, dem in der Vorlage, betreffend die Zulassung als Schiffer auf kleiner Fahrt mit Hochsee⸗ sischerei⸗Fahrzeugen gestellten Antrage, sowie dem Antrage Bayerns, betreffend die Anrechnung der auf bayerischen Lyceen zugebrachten Studienzeit, für ärztliche Vorprüfung zuzustimmen. Hierauf gelangte der vom Reichs-Eisenbahnamt gestellte An— trag, betreffend die Aenderung der Bestimmung des Eisenbahn— Betriebsreglements bezüglich der Angabe des Beförderungs⸗ weges für Güter in den Frachtbriefen zur An— nahme. Die Entwürfe eines internationalen Ueber⸗ einkommens über den Eisenbahn⸗ Frachtverkehr und eines Reglements über die Errichtung eines Centralamts wurden genehmigt, und die Zuständigkeit des Reichs⸗Versiche⸗ rungsamts zum Erlaß von Requisitionen auf Grund des §. 15 des Unfallversicherungsgesetzes anerkannt. Dem Ent— wurf eines Gesetzes zum Schutz des Papiers der Reichs⸗ Kassenscheine gegen Nachahmung wurde die Zustimmung er⸗ theilt. Nachdem noch über die Besetzung von zwei Rathstellen bei dem Reichsgericht Beschluß gefaßt und die Ernennung von Kommissarien zur Berathung von Vorlagen im Reichstag erfolgt war, wurde die Sitzung mit der Mittheilung über eingegangene auf Grund fruͤherer Beschlüsse den betheiligten Ausschüssen überwiesene Eingaben und der Vorlegung von Eingaben verschiedenen Inhalts geschlossen.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Ab⸗ geordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (66 Sitzung des Reichstages, welcher der Staats-Minister von Boetticher und der Staatstz⸗ sekretär des Reichs⸗Postamts, Dr. Stephan, sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien dessel ben bei⸗ wohnten, theilte der Präsident zunächst mit, daß ein Gesetz, betreffend den Schutz des zur Anfertigung von Reichs⸗Kassen⸗ scheinen verwendeten Papiers gegen unbefugte Nachahmung, eingegangen sei.
Darauf wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betr. Postdampfschiffs-Verbindungen mit überseeischen Ländern, fortgesetzt. Zur Diskufsion stand zunächst der 8. 1 der Regierungsvorlage; derselbe lautet:
Der Reichskanzler wird ermächtigt, die Einrichtung und Unter⸗ haltung von regelmäßigen Postdampfschiffs · Verbindungen zwischen Deutschland einerseits und Ostasien sowie Australien' und Afrika andererseits auf eine Dauer bis zu sünfzehn Jahren an geeignete Unternehmer zu übertragen und in den hierüber abzuschließenden Verträgen Beihülfen bis zum Höchstbetrage von jährlich fünf Millionen vierhunderttausend Mark aus Reichsmisteln zu bewilligen.
Bei Schluß des Blattes sprach der Äbg. von Helldorff für die Regierungsvorlage.
— In der heutigen (40.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats— Ministeriums, Minister des Innern von Puttkamer, der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius, und der Minister der geistlichen u. s. w. Angelegen⸗ heiten hr. von Goßler nebst Regierungskommissarien beiwohn⸗ ten, theilte der Präfident dem Hause mit, daß an Vorlagen ein Gesetzentwurf, betreffend die Dotation der Amtsverbände in den Hohenzollerschen Landen, eingegangen sei.
Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein, deren alleiniger Gegenstand die Fortsetzung der dritten Berathung der Gesetzentwürfe, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts-Etats für das Fahr vom 1. April 1885/86 und betreffend die Ergänzung der Ein— nahmen in die sem Etat, war.
Die Berathung wurde bei dem Etat des Ministeriums nnern fortgesetzt. ei dem Kapitel Standesämter beklagte sich der Abg. Dr, von Jazdzewski über mangelhafte und unrichtige Eintragung polnischer Namen in die Standes register.
Der Vize⸗Präsident des Staals⸗-Ministeriums, Minister des Innern von Puttkamer erklärte, daß er streng darauf halte, daß die Richtigkeit der Standetregister durch bie Land⸗ rathsämter genau kontrolirt werde.
Der Abg. Lr. Wehr hob hersor, daß es schwierig sei, in der Provinz Posen Standesbeamte zu finden, die sowohl der polnischen, wie der deutschen Sprache mächtig seien.
Der Abg. Dr. Hahn bestätigte diese Bemerkung mit dem ,. daß die polnische Bevölkerung die Orthographie ihrer
amen ost selbst nicht wisse.
Der Abg. Dr. Windthorst meinte, daß eine Beseitigung der Uebelstände nur möglich sei, wenn die Führung? der Personenstandtregister wieder in die Hände der Geistlichen gelegt wurde.
Das Kapitel wurde hierauf bewilligt, ebenso das Kap. 88.
Bei Kap. 89 (Landdrosteien) wies der Abg. Pr. Windt⸗ horst darauf hin, daß die Regierungs⸗Präsidenten in Osnabrück und Aurich ein geringeres Gehalt erhielten, als die übrigen
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des
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wenn man nicht Regierungs-Präsidenten zweiten Grades schaffen wolle. .
Das Kapitel wurde hierauf bewilligt.
Es folgte die Berathung von Kap. 90 (andräthliche Be⸗ hörden und Aemter) Verbunden wurde mit der Berathung dieses Kapitels die Berathung des mündlichen Berichts der Gemeindekommission über die Petitionen der Gemeinde⸗ vertretungen von Blankenstein, Buchholz und Stiepel, und der Gemeindevertretung von Eickel um Zerlegung des Land⸗ kreises Bochum in zwei Kreise (Bochum und Gelsenkirchen) statt in drei Kreise, wie im Etatsentwurf pro 1. April 1885/86 vorgeschlagen.
Der Berichterstatter Abg. Delius beantragte Namens der Gemeindekommission:
Ueber die Petitionen zur Tagesordnung überzugehen.
Der Abg: Schmieding beantragte, die Theilung des Kreises jetzt noch nicht zu bewilligen, damit die Regierung Zeit 0 die Angelegenheit noch einmal in Erwägung zu ziehen.
Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗-Regierunges⸗ Rath Dr. von Bitter befürwortete die Regierungsvorlage mit dem Hinweis auf die Bevölkerungszunahme des Bochumer Kreises und die scheußlichen Verbrechen, welche eine Ver⸗ 2 der Regierungsgewalt in jener Gegend nothwendig machten.
Der Abg. Eickenscheidt trat für die Regierungsvorlage ein.
Der Abg. Dr. Löwe (Bochum) begründete den von ihm und den Abgg. Berger und Schmieding gestellten Antrag. Derselbe hat solgenden Wortlaut:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:
Die für die Neubildung der beiden Kreise Gelsenkirchen und
Hattingen in den Etat eingestellten Beträge, und zwar:
L Tit. 1. — 8400 16 Besoldung zweier Landräthe,
2) Tit. 3. — 2700 M Besoldung eines Kreissekretärs,
3) Tit. 4. — 1860 M Befsoldung zweier Kreisboten,
4) Tit. 5. — 960 1 Wohnungkgeldzuschuß für 2 Landräthe,
300 M. , für 1 Kreikt⸗ etretar, 216 M Wohnungẽgeldzuschuß für 2 Kreisboten,
5) Tit. 8. — 1600 A Remuneratlon für 1 Bureau⸗Hüfft⸗ arbeiter,
6) Tit. 10. — 7800 νς Dienstaufwandsentschädigung für 2 Landräthe nicht zu bewilligen.
Der Vize⸗Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Innern von Puttkamer wies darauf hin, daß die Provinzialvertretung der Rheinprovinz sich einstimmig für die Theilung ausgesprochen habe. Ueber lang oder kurz werde man auch dazu schreiten müssen, eine Theilung des Hagener und Dortmunder Kreises eintreten zu lassen.
Der Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst sprach sich gegen den Antrag ber Abgg. Ber ger und Gen. aus. Was solle noch eine weitere Erregung nützen, wo klar die Noth⸗ wendigkeit einer Theilung des Bochumer Kreises nach— gewiesen sei?
Der Abg. Berger sprach sich für den Antrag Schmieding gus, Erst der jetzige Landrath habe eine Drestheilung des Bochumer Kreises in Vorschlag gebracht.
Die Debatte wurde hierauf geschlossen, und die Regierungs⸗ vorlage unter Ablehnung des Bergerschen Antrags ange—
In Bezug auf die Petitionen wurde der Antrag der Kom— mission angenommen.
Das Kapitel wurde bewilligt.
Bei Kap. 91 (Lokal⸗Polizelverwaltung in Berlin) führte der Abg. Dr. Langerhans Klage darüber, daß es der Staädt— verordneten⸗Versammlung in Berlin verboten sei, einen Antrag auf Vermehrung der Abgeordneten für den Reichstag und das Abgeordnetenhaus für die Stadt Berlin auf die Tages⸗ ordnung zu setzen.
Der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Innern von Puttkamer lehnte es ab, in diesem Stadium der Berathung auf die von dem Abg. Dr. Langerhans angeregte Angelegenheit einzugehen.
Der Abg. von Eynern bedauerte dies. Die städtischen Vertre— tungen hätten doch ein Recht, zu wissen, was ihnen an Rechten noch übrig sei. Die Frage, ob eine Vermehrung der Abgeord⸗ neten eintreten könne, berühre nicht Berlin allein, sondern das ganze Land.
Der Abg. Dr. Hänel fand in dem ganzen Vorgang einen neuen Beweis dafür, daß man unter einem Parteiregiment lebe. Das Kapitel wurde bewilligt.
Bei Kap. 92, Lokal⸗Polizeiverwaltung in den Provinzen, klagte der Äbg. Zietkiewicz Über Vergewaltigung polnischer Katholiken.
. Die von dem Regierungskommissar, Ober-Geheimen Re⸗ gierungs-Rath Haase aus den Akten gegebene Auskunft wurde von dem Abg. Kantak für ungenügend erklärt.
Nachdem noch der Staats-Minister von Puttkamer auf eine Anfrage des Abg. Jungck geantwortet hatte, wurde der Etat des Ministeriums des Innern genehmigt, und um 10 64 die Fortsetzung der Berathung auf Sonnabend 10 Uhr vertagt.
— Wird ein Theil einer Haus- und Gartenbesitzung, welche für den Besitzer als behaglicher Ruh esitz dient, zu einer Bahnanlage enteignet, fo kann nach einem Urtheil des Reichs gericht s, III. Eivilsenats, vom 20. Januar d. 23. der Eigenthümer auf Grund des §. 9 des preußischen Ent— eignungsgesetzes vom 11. Juni 1854 nur dann verlangen, daß der Eisenbahnunternehmer das Ganze gegen Entschädigung übernehme, wenn das Restgrundstück nicht mehr als Ruhesißz benutzt werden kann; eine bloße Beeinträchtigung dagegen derjenigen Eigenschaften, welche den Besitz ais einen behag⸗ lichen Nuhesitz charakterifiren, begründen nicht den Anspruch auf Uebernahme der ganzen Besitzung.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 12. März. Wie den „Meckl. Anz. aus Palermo telegraphisch gemeldet wird, sind die Großherzoglichen Herrschaften nach guter . von Neapel ans 11. d. M. wohlbehalten dort ein⸗ getroffen. ?
Hesterreich⸗ Ungarn. Wien, 11. März. (Wien. Abdpost.) Im Abgeordnetenhause wurde heute bie Spezialdebatte über den Etat des Ministeriums für Kultus und Unterricht fortgesetzt. Vor Beginn der Diskussion ant⸗ wortete der Minister für Kultus und Unterricht in längerer, wirkungsvoller Rede auf die . einiger Redner in der gestrigen Sitzung, worauf der Titel „Mittelschulen“ zur Verhandlung gelangte und nach längerer Debatte im Sinne
Regierunge⸗Prästdenten der Provinz. Das sei zu beseitigen,
Pest, 11. März. (Wien. Abdpost) In der heutigen
Sitzung des Abgeordnetenhauses würde der Geset entwurf betreffend die Freischufgebühren in dritter Lesung angenommen. — Es wurde hierauf die Generaldebat über den Pensionsgesetz⸗Entwurf sortgesetzt. Orban lehnte die Vorlage, welche eine getreue Kopie des österreichi schen Pensionsgesetzes sei, ab, weil sie den finanziellen Ver⸗ hältnissen Ungarns nicht entspreche. — Baron An dreane ji begrüßte freudig die Vorlage, bekämpfte jedoch die Pensiong fähigkeit der Minister. Redner unterbreitete einen Beschluß⸗ antrag, wonach die Regierung angewiesen werden soll, no im Laufe dieser Session eine die Rechte und Pflichten de Beamtenkörpers regelnde Dienstpragmatik einzubringen.
Belgien. Brüssel, 12. März. (W. T. B.) e Gemeindergth von Antwerpen hatte anläßlich dez erfolgreichen Abschlusses der Verhandlungen über die Kongo⸗Angelegenheit eine Glückwunschadrefse an den König gerichtet. Der König hat darauf mit einem Schreiben gedankt, in welchem er auf die Nothwendigkeit dem Handel neue Absatzwege zu öffnen, hinweist und hervor hebt, daß Belgien seine Dankbarkeit für Alles, was etz den Mächten verdanke, nicht besser bethätigen könne, als indem es . Werke von so allgemeinem Inieresse alle seine Krãste widme.
Großbritannien und Irland. London, 12. Marz (W. T. B.) Der heutige Kabinetsrath dauerte 21M Stun den und beschäftigte sich ausschließlich mit der afgha nischen Frage. Die Regierung soll beschlossen haben, ihre gegen⸗ wärtige Stellung in der afghanischen Frage entschieden sest⸗ zuhalten und eine Erklärung in diesem Sinne an die russische Regierung abgesandt worden sein.
Die Admiralität bereitet noch 6 Tran sport— dampfer für eventuelle Fälle vor. — General Graham ist in Suakim eingetroffen.
In der heutigen Unterhaussitzung erklärte in Be— antwortung einer Anfrage Gorsts der Unter-Staats— sekretär Ashley: der Regierung sei nichts darüber bekannt, daß eine deutsche Privatgesellschaft die Nordküste von Neu⸗Guineg in ähnlicher Weise, wie dies von Seiten der Nord⸗Borneo⸗ Compagnie in Nord⸗Borneo geschehe, zu verwalten beabsichtige. Auf die weitere Frage Gorsts: ob ein solches Ar— rangement Deutschland irgend welche größere souveräne Rechte in Neu-Guinea gewähren würde, als England in Borneo besitze erwiderte der Unter⸗Staatssekretär: England beanspruche keine souveränen Rechte in Borneo. Auf die Frage Gorsts, ob die Regierung das Recht einer solchen Privatgesellschaft, über englische Unterthanen die Jurisdiktion auszuüben, anerkennen werde, antwortete derselbe: es sei das eine hypothetische Frage, die sich ohne Kenntniß der Bedingungen, unter welchen bie Gesellschaft die Aussibung der Jurisdiktion in Anspruch nehmen werde, nicht beantworten lasse. — Mac Arthur fragte an: ob die Regierung die Huon⸗Bay au Neu-Guinea an Deutschland abgetreten habe und ob die Grenzlinie zwischen England und Deutschland auf Neu-Guinea der achte Breite— grad südlich vom Aequator sei. erwiderte: die Regierung habe am 2. d. M. ihr bereits am 7. Februar er. gemachtes Anerbieten erneuert, mit Deutsch⸗ land in freundlicher Weise den besten Punkt an der Nordostküste Neu⸗Guineas festzustellen, an welchem die
durch England übernommenen Theil von Neu⸗Guinea zu ziehen sei. Die Unterhandlungen darüber hätten in befriedigender Weise begonnen, aber noch nicht ein Stadium erreicht, in welchem eine positive Erklärung über die
Einzelnheiten der Grenzlinie abgegeben werden könne. —
Bour ke fragte: ob die Regierung die Berathung mehrerer Nachtragskredite betreffs Egyptens nicht bis dahin verschieben wolle, wo die egyptische Finanzkonvention wor— gelegt sei. Geduld des Hauses nicht auf die Probe stellen; die Nacht rags⸗ kredite müßten indeß bis Ende dieses Monats abgewickelt sein, und die egyptische Finanzkonvention könne bis dahin vielleicht noch nicht unterzeichnet sein. Dieselbe werde, sobald sie unterzeichnet sei, dem Hause vorgelegt werden. — Chaplen wünschte eine bestimmtere Antwort. Der Premier erklärte darauf: er habe Hoffnung, anzunehmen, daß die Unterzeichnung in 2 oder 3 Tagen erfolgen werde; der Verzug sei nur einigen redaktionellen Aenderungen zuzuschreiben, die von einer oder zwei auswärtigen Regie⸗ rungen gewünscht würden. — Northeote fragte: in welcher Form die Finanzkonvention dem Unterhaufe unterbreitet werden solle. Der Premier erklärte: es werde dies in Form einer präliminaren Resolution geschehen, auf welcher dann die Garantiebill beruhen werde. — Lord Fitz maurice erwiderie auf eine bezügliche Anfrage: der Robatpaß sei von den Russen nicht besetzt; er habe keinen Grund zu glauben, daß der Robatpaß der einzige für eine Eisenbahn verfüũgbhare Gebirgspaß im Norden von Herat sei. Im gegenwärtigen Stadium der Unterhandlungen sei es übrigens nicht erwünscht, über die Ansprüche Rußlands Informationen zu ertheilen. — Vorthéote fragte: ob die Regierung über die afghanische Frage Mittheilungen machen könne. Der Premier Gladst one erwiderte: von dem, was er mittheilen könne, würde die fubstantiellt Information in keiner Weise vermehrt werden; er könne das Haus nur auffordern, die Versicherung zu acceptiren, daß der Angelegenheit die fortgesetzte Aufmerksamkeit der Regierung gewidmet sei. Der Unter⸗Staatssekretär für Indien, Croß, erklärte; die jüngst in einem Artikel der Nordd. Alg. Htg. erwähnte Landkarte habe bezüglich irgendwelchen Landes⸗ theils, der außerhalb der persischen Grenze liege, keine Autorität; aber auf dieser Karte sei ein Punkt am Kuscht— flusse, 25 Meilen südlich von dessen Zusammenfluß mit bem Murghab als Grenze zwischen Herat und Mer w be— zeichnet. Alle in der Zeit von 1877 bis 1883 im Auftrage der indischen Regierung angefertigten Karten gäben die Grenze zwischen Merw und Herat als nördlich von Pendjeh gelegen an. Was die Eisenbahn nach Quetka an— lange, so sei es wahrscheinlich, daß dieselbe im Laufe der Jahre 1887/88 dem Verkehr übergeben werde. Sb die Herstellung der Verbindung durch temporäre Bauten be⸗ ,,,. werden könne, wisse er nicht; die Absicht, die Linie über Schebo hinaus auszudehnen, sei gegenwärtig nicht vorhanden. — Der Unter⸗Staatsfekretär Ääshley gab auf Befragen an: mit Frankreich seien wegen der Gef ell⸗ schaftsinseln und wegen eines Theils der Tahiti⸗ Gruppe Verhandlungen in der Schwebe; eine Gebiets⸗ abtretung an Frankreich aber werde dadurch nicht involvirt,
der Ausschußanträge erledigt wurde.
möglicher Weise würden aber gewisse Rechte als Nequivalent
in Zanzibar anlange, so sei von der gegenwärtigen eng—⸗
Der Premier Gladstone
Grenze zwischen dem deutschen Protektoratsgebiet und dem
Der Premier Gladstone erwiderte: er wolle die
ür reciproke Zugeständnisse aufgegeben. — Lord Fitzmaurice nd e. der Gesandte in Madrid sei angewiesen, die Zefreiung des britischen Handels von Differentialjsöllen auf den Antillen anzuregen. Was die Erbfolgefrage
lichen Regierung dieselbe nicht diskutirt worden; ein Schristen⸗ wechsel darüber sei nicht vorhanden. — Bourke fragte: ob die Kegierung keine Depesche vorlegen könne, die die Er⸗ klärung des Fürsten Bismarck unterstütze, daß er wiederholt aufgefordert worden sei, einen Rath oder eine An⸗ deutung darüber zu geben, was die englische Regierung in Egppten ihun solle. Lord Fitzmaurice erwiderte: die Regierung habe nicht die Absicht, weitere Schrift— stücke aus der Zeit der vorigen oder jetzigen Regierung über bie gedachte Controverse vorzulegen. Ferner erklärte Lord Fitzmaurice; der Botschafter Thornton werde sich nach Ron stantin opel begeben, sobald die Erfordernisse des Staaisdienstes die Abreise desselben von St. Petersburg ge⸗ statteten. Was die von der vorigen nordamerikanischen Regie⸗ rung betreffs Westin diens vorgeschlagene Konvention betreffe, so habe die Regierung dieselbe nicht acceptiren J. 13. März, früh. (W. T. B) Das „Reuter'sche Bureau“ meldet; Ueber den gestrigen Kabinetsrath verlautet weiter, daß die Rüstungen in Indien, welche durch die Möglichkeit eines Krieges mit Rußland nothwendig gemacht werden, den hauptsächlichsten Gegenstand der Erörte⸗ rung bildeten. Die Regierung hat gestern Abend neue, friedliche Versicherungen von Seiten der russischen Regierung erhalten. ; . — Im Laufe der Debatte über die Nachtragskredite für den diplomatischen Dienst in der gestrigen Unter— haussitzung erklärte Gorst: England sollte keine Opfer scheuen, um die Sympathien Deutschlands zu gewinnen. Der Unter⸗Staatssekretär Ashley desavouirte das Auf⸗ treten Meades in Berlin, zu dem er nicht autorisirt gewesen sei. — Der Premier Gladstone sprach sein Bedauern dar⸗ über aus, daß die Depesche des Reichskanzlers Fürsten Bismarck vom 5. Mai v. J. der Regierung nicht mit— getheilt worden sei. Sie hätte jedenfalls die freundschaft⸗ liche Aufmerksamkeit gefunden, die sie verdiene. Was Deutschland betreffe, so wünsche er (Gladstone) in seiner Zu⸗ neigung sür dieses Land hinter Niemandem zurückzustehen; er könne fich aber der Behauptung Onslows nicht anschließen, daß es eiteles Bemühen für England wäre, seine Stellung in Euroya und den übrigen Theilen der Welt ohne Deutschlands Freund⸗ schaft zu behaupten. Er sei nicht bereit zu sagen, daß die Freunbschaft irgend eines Landes für England nöthig sei oder nöthig gewesen sei (Beifall, aber abgesehen davon, wolle er erllären, daß er hinter Keinem in der Werthschätzung dieser Freundschaft zurückstehe. (Beifall.) Er glaube ein Schriftwechsel über die Kolonisationspläne Deutsch⸗ lands würde nie stattgesunden haben, wenn Fürst Bismarck nicht wirklich geglaubt hätte, daß seine Depesche vom 5. Mai v. J. der englischen Regierung mitgetheilt worden sei. Was das Kolonisirungsprojekt Deutschlands, an⸗ gehe, so gebe es nur zwei Beschränkungen, welche die Re⸗ gierung demselben auferlegt zu sehen wünsche: erstens nämlich, daß Deutschland dem Völkerrecht in soweit enspreche, daß seine Kolonisirungen nicht einen nominellen und illusorischen Charakter hätten, sondern hona fide erfolgen, und zweitens, daß Deutschland den Gesetzen der Gerechtigkeit und Mensch⸗ lichkeit enispreche und die Kolonisirung mit der gehörigen Rück—⸗ sicht auf die Rechte und Interessen der Eingeborenen geleitet werde. Ferner sei England verpflichtet, darauf zu sehen, daß vernünftigen Forderungen unserer Kolonien billige Gerechtig⸗ keit gewährt werde. Deutschland habe zu prüfen, bis zu welchem Grade es sein Interesse sei, eine kolonisirende Macht zu werden. Was England angehe, so dürfe es Deutschland hierbei nicht mit scheelem Auge begegnen. Man dürfe nicht die Besetzung des einen oder anderen Punktes in krämer⸗ haftem Geiste besprechen, um mit scheelem Auge das zu be⸗ trachten, was nicht England zufiele. Er sei der Ansicht, daß sowohl politisch als auch prinzipiell kein schwererer Fehler von Seiten Englands gemacht werden könne, als solche Laune vor— errschen zu lassen. Werde Deutschland eine kolonisirende 3 so rufe er ihm Gottes Segen für seine Bestrebungen zu; es werde Englands Bundesfreund und Genosse sein zum Segen der Menschheit. „Ich begrüße seinen Eintritt in diese Thätigkeit und werde es erfreulich finden, daß es unser Ge⸗ nosse in der Verbreitung des Lichtes und der Civilisation in weniger civilisirten Gegenden wird. Es wird bei diesem Werke unsere herzlichsten und besten Wünsche und jede Er⸗ muthigung finden, die in unserer Macht steht.“ (Lebhafter Beifall.)
rankreich. Paris, 12. März. (W. T. B.) Die K beendete heute die Budget⸗ berath ung. Die Wiederherstellung der bei der ersten Berathung von der Kammer gestrichenen, vom Senat aber wieder in das Budget eingestellten Posten wurde abgelehnt und nur der zur Unterstützung der Pferderennen ge— forderte Etatsposten nachträglich bewilligt. Das hiernach ab⸗ geänderte Budget ist dem Senat sofort wieder zugegangen. — Die Kammer vertagte sich bis nächsten Sonnabend. Der Senat hält seine nächste Sitzung am Montag ab. Eine Depesche des Generals Brärre de l' Isle
aus Hanoi, von gestern, sagt: Die feindlichen Streit⸗ kräfte, die wir bei Tuyenquan und Havinoc ge⸗ schlagen haben, waren wenigstens 20 900 Mann stark. Die—⸗ selben ziehen sich auf Waldwegen in der Richtung auf Thuanguan zurück. Der Feind machte bei dem Kampf, vom 2. d. M. von den durch ihn gebauten zahlreichen Minen geschickten Gebrauch; die Explosion einer ganzen Gruppe von Minen vor einer Schanze brachte den von den ersten Ti⸗ railleurs von Algier gegen die Schanze gerichteten Sturm⸗ angriff zum Scheitern. Wir haben später noch eine Anzahl anderer Minen gefunden, die in Folge unseres ungestümen Sturmangriffs am Morgen des 3. d. nicht mehr hatten an⸗ gezündet werden können. Am 2. hatten wir bei den tongkinesischen Truppen 2 Franzosen und 16 Eingeborene todt und einen Offizier und 29 Eingeborene verwundet; an den beiden Tagen vom 2. und 3. d. wurden uns im Ganzen, ein⸗ schließlich der Offiziere, 433 Mann außer Gefecht gesetzt. — Nach Meldungen des Generals Négrier haben die Chinesen in dem Gefecht vom 27. Januar d. J. eine große Menge von Munition, Kriegsmaterial und Pro⸗ viant verloren.
leitende Idee, welche den Operationen am Rothen Meere * den zu ihrer Durchführung ergriffenen Maß⸗ regeln zu Grunde liege. Die Berathung wurde auf den 21. d. M. festgesetzt.
Amerika. Washington, 12. März. (W. T. B.) Der Präsident Cleveland hat den dem Senat übergebenen Vertrag mit Nicaragua. wieder zurückgezogen, damit das neue Kabinet denselben prüfen könne. New⸗York, 12. März. (W. T. B.) Nach hier vor⸗ liegenden Telegrammen aus La Libertad in San Sal⸗ vador ist die Proklamation des Präsidenten Bar⸗ rios zur Herstellung einer einzigen, aus den Staaten von Central-⸗Amerika bestehenden Republik von Honduras beifällig aufgenommen, von San Salvador, Nicaragua und Costa Rica aber verworsen worden. Die Truppen ven Guatemala hätten sofort gegen San Salvador vorzugehen begonnen. Die Bevölkerung von San Salvador habe sich in Masse erhoben, um Widerstand zu leisten. Darauf habe Guatemala die Feindseligkeiten eingestellt. Barrios habe vorgeschlagen, nach San Salvador zwei Bevollmächtigte zur Verhandlung der Frage zu senden. Inzwischen habe der Präsident von Mexiko telegraphisch erklärt: er hoffe, daß Angesichts der gegen das Projekt von Barrios gerichteten Politik Mexikos sowie bei der friedlichen Stimmung des Präsidenten von San Salvador, Zaldivars, Feindseligkeiten verhindert würden und Barrios überhaupt von der Ausführung seines Planes ab⸗ sehen werde.
Afrika. Egypten. Suakinm, 10. März. (Allg. Corr.) Die Transportschiffe der indischen Regierung, „Sh az a da⸗ und „Hurzara“ sind hier mit 400 Mann und 460 Pferden des indischen Truppenkontingents von Bombay angekommen. Das gemiethete Transportschiff „Australia“ mit General Fremantle und den Garde⸗Grenadieren ist ebenfalls angekommen. U Drei Sikhs wurden gestern Nacht von Rebellen mit Dolchen angegriffen; zwei derselben sind tödtlich verwundet. Einer der Rebellen wurde von einem Wachtposten erschossen. Drei freundlich gesinnte Eingeborene sind in der Nachbarschaft mit 120 Ziegen, die sie von den Rebellen erbeutet haben, angekommen.
Zeitungs stimmen.
Die „Schlesische Zeitung“ veröffentlicht einen Be⸗ richt über die am 10. d. M. stattgehabte zweite Sitzung der Generalversammlung des Centralkollegiums der verbündeten landwirthschastlichen Vereine Schlesiens. In demselben eißt es: .
h öt . Baron von Tschammer erhält das Wort zur Begründung. der von ihm beantragten Adresse an den Reichskanzler Fürsten Bis⸗ marck. Redner schlägt die Annahme folgender Form der Adresse vor: Hochgebietender Herr Reichs laniler, Durchlauchtigster Füist und Herr!
Das zur Jahreksitzung versammelte Kollegium des landwirth⸗ schaftlichen Centralvercin für Schlesien dankt Euer Durchlaucht aufs wärmste für die so erfolgreichen Bemühungen zum Schutze der deutschen Landwirthschaft und spricht die ergebenste Bitte aus, für die Wiederherstellung des Silberwerthes Hochderen mächtigen Einfluß geltend machen zu wollen, weil nur durch jene Maßregel auf die Dauer gesegnete wirthschaftliche Zustände in unserem Vaterlande her⸗ beigeführt werden können.
In größter Verehrung und Dankbarkeit
Euer Durchlaucht ganz gehorsamste“ ö (folgen die Unterschriften des Vorstandes).
Redner weist zunächst darauf hin, daß der Herr Reichskanzler durch sein Eintreten in der Getreidezollfrage sich in den Kreisen der Landwirthschaft ein dauerndes dankbares Andenken gesichert habe. Es sei dem Redner deshalb nicht zweifelhaft, daß der erste Theil seiner Adresse Annahme finden werde. Er hoffe aber, auch nach= weisen zu können, daß gesegnete Zustände in unserem Lande nur durch Wiederherstellung des Silberwerthes herbeigeführt werden könnten. Er wolle damit keineswegs für Doppel! oder für Silberwährung plaidiren. In kurzen und großen Zügen versucht Redner nunmehr ein Bild von der traurigen Lage unserer Landwirthschaft zu geben. Das Hauptprodukt für uns sei der Weizen, welcher jetzt pro Doppel centner mit 16,20 M bezahlt werde. Wenn aber der Landwirth be⸗ stehen solle, so müßte der Weizen mit 21,29 ς pro Doppel centner bezahlt werden. Dazu kämen gedrückte Fleischpreise und das Darniederlie gen der landwirthschaftlichen Industriezweige. Die be⸗ schlossenen Zölle seien deshalb in keiner Weise ausreichend, den Roggen. und Weijenbau lohnend zu machen. Es müßten für Weizen 6 Æ, für Roggen 4 M Zoll erhoben werden. Wenn nun einmal bei uns die Ernte knapp werden würde, so würden die Kon⸗ sumenten so großes Geschrei erheben, daß die Zölle wieder aufgehoben werden würden. Die Zölle seien nicht im Stande, die außer · europäische Konkurrenz uns vom Halse zu halten. Mit dem Momente, wo man die Zölle beschlossen, seien die amerikanischen Preise für Weizen herabgegangen, ebenfo seien die Transportkosten erniedrigt worden. Der Weizenpreis hänge, wie Redner im Weiteren ausführt, vom Silberpreise ab, was er aus dem Bezuge von Weizen aus Indien durch die Engländer nachzuweisen sucht. Sodann giebt der Redner eine Geschichte der Bestrebungen der Anhänger der Gold⸗ und Silberwährung und plaidirt in eingehendster Weise für die Wieder ⸗ herstellung des Silberwerthes. .. Der Präsident giebt an ⸗ heim, in der Währungsfrage keinen Beschluß zu fassen, da dieselbe doch nicht erschöpfend behandelt werde. Die Versammlung wünscht jedoch eine weitere Diskussion Landschafts ˖ Direltor von Maubeuge beantragt, im jweiten Theil der Adresse an Stelle des Wortes „nur“ zu setzen in erhöhtem Masse'. Dr. Gaccgrd stellt den Antrag, die Adresse anzunehmen, nachdem der zweite Theil der= seiben von den Worten und spricht' bis zu Ende gestrichen i Dr. Gascard plaidirt dafür, dem Fürsten
Dank auszusprechen, für das, was er für
k
Bismarck den ; t gethan. Eine Wiederherstellung des Silberwerths
er n ,,. Die Versammlung sei auch nicht geeignet,
skanzler einen solchen Wunsch auszusprechen. Seiner Mei⸗ , sei Einrn und Weizenpreis nicht in dem Maße von ein⸗ ander abhängig, wie vom Referenten ausgeführt worden. .. Baron von Tschammer modifizirt die von ibm beantragte Adresse dahin, zu sagen: und spricht die ergebenste Bitte aus, Dochderen mäch⸗ tigen Cinfluß dahin geltend machen zu wollen, daß die Währungs⸗ verbältnisse in einer Weise geregelt werden, welche einen weiteren Rückgang der wirthschaftlichen Verbältnisse verbindert. In größter Verehrung ꝛc.“ Baron von Richthofen hält es für angemessen, daß fich die Versammlung auf einen kurzen Dank beschränke. 96. einer Klarung der Waährungsfrage sei keine Zeit. Zudem stehe dieser Gegenstand gar nicht auf der Tagesordnung. Es gehen noch mehrere Abänderungsanträge ein, die aber nicht zur Abstimmung gelangen. Bel der Abstimmung werden die Anträge der Hrrn. Dr. Ga card und von Buddenbrock abgelehnt, während die oben mitgetheilte Adresse in der vom Antragfteller (Baron von Tschammer) selbst
9 . z 4. — Die „Berliner Politischen Nachrichten äußern über den Beschluß des Abgeordnetenhauses in Betreff der Lotterieloose: ; .=. Daß weder der Weg der Reichsgesetzgebung, noch der Weg der Verhandlung von Bundesftaat zu Bundesftaat die geringfte Aus. sicht auf Beseitigung der Staatslotterien bietet, die Resolution Bꝛgner mitbin völlig ohne praktischen Werth ist, wird sich Jeder selbst sagen müssen. In Wabrbelt ist daher nichts erreicht, als daß die Nachbarstaaten auch ferner reiche Cinnahmen aug der Betheiligung preußischer Staats bür-⸗ ger an ihren Lotterien ziehen und daß der Looswucher in vollem Um fange sortbesteht. Man wird sich ferner nicht verhehlen dũrfen, daß die Bedenken, welche angesichts eines Defizits von 22 Millionen vom staats finanziellen Standpunkte der mit Kosten verbundenen Erfüllung von Wünschen aus der Mitte des Hauses entgegensteben, wesentlich abgeschwächt werden würden, wenn auf der anderen Seite der Staatskasse durch die Beschlüffe des Landtages eine nicht unerhebliche im Etat. nicht vorgesebene Einnahme zu⸗ geführt würde Auch hätten die Anhänger der Politik der Regierung den Eifer nicht unbeachtet lassen sollen, mit welchem die Deutschfreisinnigen unter der persönlichen Führung Hrn. Eugen Richters sich für die Ablehnung des Antrages Graf Limburg engagirten. Der Schluß liegt nahe, daß der dahingehende Beschluß des Abgeordnetenhauses nur zu sehr im Interesse der linksliberalen Opposition gefaßt ist.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
Bie XVIII. Kommission des Reichstages zur Vorberathung des von den Abgg. Ackermann und Genossen eingebrachten Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Abänderung. der, Gewerbeordnung, bat sich, wie folgt konstituirt: Dr. Roßhirt, Vorsitzender; Ackermann, Vorsitzender⸗Stell vertreter; Lüders, Schriftführer; Br. Sattler. Schrift ⸗ führer. Stellvertreter; Dr. Baumbach, Biehl, Dr. Böttcher, Broemel, Cornelsen, Geiger, Günther, Haberland, Harm, Hitze, Dr. Lingens, Pr. Lotz, Lucius, Meyer (Württemberg), Menzer, von Saldern Ahlimb, Graf von Schlieffen.
Statistische Nachrichten. . Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind . den . Standesämtern in der Woche vom J. März bis incl. 7. März d. J. zur Anmeldung gekommen; 196 Ehefchließungen, 869 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene und 60 ,, Jabrbücher für Statistik und Landeskunde.“ Herausgegeben von dem Königlich Württem⸗ bergischen Sta ti stisch : topoaraphischen Bureau. Jahr⸗ gang 1884. J. Band, 2. Hälfte (Stuttgart, W. Kohlhammer, 1885. — Diese zweite Abtheilung des Jahrgangs 1884 der Statistischen Jahrbücher bringt zunächst eine Statistik des Unterrichts⸗ und Er⸗ zlehungswesens im Königreich Württemberg auf das Schulsahr 1881/82, welche von dem Ministerium des. Kirchen und Schulwesens veröffentlicht wird, und dann eine Uebersicht über die Verwaltung der Rechtspflege im Königreich Württemberg während des Zeit raums vom 1J. Januar bis 31. Dezember 1882, herausgegeben von dem JustizMinisterium. Besonders umfänglich ist der Medi—⸗ zinalbericht von Württemberg für die Jahre 1879, 18890 und 1881, welchen im Auftrage des Ministeriums des Innern das Königliche Mediinal⸗Kollegium herausgiebt und den der Medizinal⸗ Rath Dr. Pfeilsticker erstattet hat. Die außerordentlich gründliche Arbeit ist mit 18 Uebersichtskärtchen ausgestattet und durch einen von Dr. R. Elben bearbeiteten Anhang vermehrt, welcher die meteorologischen Beobachtungen, die Bevölkerungs statistik und die Morbidität in den Heilanstalten verzeichnet. Die weiteren statistischen Beiträge des Hefts haben zu Gegenständen: die Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1883; die Statistik der Erwerbung und des Verlustes der Reschz⸗ und Staats. Angehsörigkeit durch Ertheilung von Aufnahme, Naturalijations‘ Wiederverleihunge⸗ und Entlassungs⸗Urkunden für das Jahr 1883; die landwirthschaft⸗ liche Bodenbenutzung und die Ernteerträge im Jahre 1883 die Er⸗ gebnisse der Fruchtmärkte im Jahre 1883; die Luz fuhr von Früchten und Mühlenfabrikaten über den Bedensee im Jahre 1883, und den Schiffs und Waarenverkehr im Jahre 1883. Das Heft schließt mit den Üebersichten der in den Jahren 1882 und 1883 erschienenen wärttembergifchen Literatur, verfaßt vom Ober⸗Bibliothekar, Ober- Studien⸗Rath Dr. von Heyd. Kunft, Wissenschaft und Literatur. Das bevorstehende Jubiläum des Reichskanzlers hat zahlreiche Festschriften hervorgerufen, von denen uns die folgenden vorliegen: Reichskanzler Fürst Bismarck. 1815 — 1885 von Wil⸗ helm Müller, Professor in Tübingen Lerstes bis zehntes Tausend der Jubiläums ausgabe). 15 Bogen mit, Porträt, Preis geh. 1 „, geb. j. 50 M½ Verlag von Karl Krabbe in Stuttgart. — Der Ver fasser dieses Buches erzählt schlicht und ernst, einfach und oßlich. streng bistorisch und ohne phrasenhaftes Beiwerk, was der Reichs⸗ kanzler für Deutschland gethan und vollbracht hat Sein Buch ist ein ernstes Geschichtswerk, welches die politischen Verhältnisse in den Vordergrund stellt. Das hübsche, 15 Bogen umfassende Buch mit wohlgelungenen K, . en äußerst billigen Preis 1 überall eine willkommene Gabe sein. . Pier im Verlage von M. Schulje in Berlin C, Spittelmarkt Nr. 6, unter dem Titel: ‚Fürst Bismarck 1815 bis 1885. Eine illustrirte Festschrift für das deutsche Volk von W. Wohlgemuth erschienene Schrift schildert kurz und fesselnd in volksthümlicher Weife das Leben und Wirken des Fürsten. Auch dieses Büchelchen empfiehlt sich durch eine saubere und geschmackvolle Ausstattung und durch 20 Bilder aus dem persönlichen und geschichtlichen Lehen Bis⸗ marcks. Der Preis beträgt nur 50 Z; in Partien kosten 12 Exem-⸗ plare 5 46, 25 Exemplare 9 M6, 160 Cxemplare 30 46. ürst Bismarc 1815 —= i885. Ein Sonettenkranz von Georg Sch leusner (P. Wunschmanns Buchhandlung, Wittenberg, in zweifarbigem Schwabacher Druck, elegant geheftet 59. ). Der Dichter feiert den Reichskanzler in dreizehn Sonetten, die sich ö. den Namen, die Geburt und das Jubiläum sowie die wichtigsten Abschnitte der politischen Wirksamkeit des Fürsten beziehen. Die Sonette sind kunstgerecht, und tief empfunden. Gewerbe und Handel. ⸗ Bradford, 12. März. (BW. T. B) Wolle ruhig. Käufer halten sich in Folge der politischen Situation vom Markt zurück, wollene Garne ruhig, Genappes lebhafter und tbeurer, wollene edrüũckt. ö . ,, 13. März. (W. T. B.) Die deutsche „St. Petersb. Ztg.“ meldet; die Kolonialwaarenfirma Ge- brüder Botkin in Moskau habe die Zahlungen eingestellt. Die Passiva betrügen gegen 2 Millionen Rubel. Die St. Petersburger Banken seien an dem Fallissement nicht betheiligt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 13. März. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen 6. Werra“ ist gestern Abend 7 Uhr in thampton eingetroffen. . gen, . (W. T. B) Der Lloyddampfer Hungaria“ ist aus Konstantin ovel heute Vormittag hier eingetroffen.
New⸗Jort, 12. März. (W. T. B.) Der Dampfer . Rhyn—⸗ land“ der Red Star Line ist hier eingetroffen.
Berlin, 13. März 1885.
Der Berliner Centralverein Rollerscher Steno⸗ graphen feiert den Geburtstag des Begründers der Rollerschen Stenograpbie diesmal morgen Sonnabend, in Seefelds Salons,
talien. Rom, 12. März. (W. T. B.) Im Senat . heute eine Interpellation eingebracht über die
modiftzirten Fassung zur Annahme gelangt.
Grenadierstraße 33.
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