1885 / 63 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

. Der Schlußbericht über die

des Reichstages dvefindet sich in der en Beilage.

In der , . 67) Sitzung des Reichstages,

inister von Boetticher und der Staat sekretär des Reichs⸗Poflamts, Dr. Stephan, sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betr. Post dampfschiffs⸗Verbindungen mit

welcher der Staats⸗

überseeischen Ländern, en gen, Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Richter.

In der heutigen (41.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher am Regierungstisch der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius, und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, nebst Regierungekommissarien beiwohnten, theilte der Präsident dem Hause mit, daß an Vorlagen der Gesetzentwurf, betr. Abänderung der Kirchenverfassung der evangelisch⸗lutheri⸗

schen Kirche der Provinz Hannover, eingegangen sei.

Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein, deren egenstand die Fortsetzung der dritten Berathung der Gesetzentwuürfe, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts⸗EStats für das Jahr vom 1. April

alleiniger

1885/86 und betreffend die Ergänzung der Ein⸗ nahmen in die sem Etat, war.

Bei dem Etat des Ministeriums für Landwirth— scha ft, Do män en und Forsten stattete der Abg. Dr. Wagner (Osthavelland) dem Nin ister seinen Dank ab für die Fürsorge, welche derselbe der Landwirthschaft habe zu Theil werden lassen, und wies in längerer Rede nach, daß, entgegen den Be— hauptungen der Linken, die Getreidezölle dem mittleren und kleinen Grundbesitz zu Gute kämen. Redner berief sich zu diesem Zwecke auf eine Broschüre von Julius Kühn. Es sei nicht wahr, daß ein Klasseninteresse bei der Einführung der Getreidezölle vorliege, das nationale Interesse fordere, die Landwirthschaft leistungsfähig zu erhalten. Er hoffe des“ halb, daß sich die Regierung durch den wüsten Lärm nicht irre machen lassen werde in ihren Bestrebungen zu Gunsten der Landwirthschaft.

Der Abg. Rickert wies gegenüber dem Abg. Dr. Wagner auf die Preissteigerung hin, welche das Getreide durch die Zölle erfahre. Der nationalliberale Nationalökonom Conrad habe jüngst hervorgehoben, daß die Zölle nur den wenigen Großgrundbesitzern zu gute kämen. Wäre das Gegentheil der Fall, wie erklärten fich dann die Petitionen aus land— wirthschaftlichen Kreisen gegen die Getreidezölle? Das ver— hängnißvolle Resultat der Schutzzollbewegung sei eine künst⸗ liche Steigerung des Preises für Grund und Boden. Diesen Bestrebungen werde seine Partei im Interesse der Land⸗ wirthschast entgegentreten.

Der Abg. von Eynern machte darauf aufmerksam, daß die Frage, ob Schutzzoll oder Freihandel, nicht in das Ab⸗ geordnetenhaus gehöre. Er bitte daher, nachdem man einen fern mer und Antikornzöll ner gehört, die Debatte zu

ießen. Die Debatte wurde geschlossen, und die Einnahmen bewilligt.

Bei den Ausgaben dankte der Abg. Dr. Windthorst dem Minister für Landwirthschast ꝛc. für die Aufwendungen, die für Emt⸗Kanalbauten gemacht seien, wünschte aber eine raschere Fertigstellung des Süd⸗Nord⸗Kanals.

Der Staatt-Minister Dr. Lucius erklärte, daß der Süd⸗ Nord Kgnal im langsamen Ausbau begriffen sei, der auch nicht sistirt werden solle. Die Regierung werde nach wie vor bemüht sein, für die Kanalbauten in der Emsgegend Sorge zu tragen.

Der Abg. Schultz Lupitz wünschte eine Herabsetzung der Tarife für Dungmittel und der Abg. Bödiker gleichfalls eine rasche Vollendung des Süd⸗Nord⸗Kanals.

Der Staats-Minister Dr. Lucius erwiderte, daß die lang— same Förderung dieses Kanalbaus im Interesse der arbeiten— den Bevölkerung liege.

Der Abg. Conrad beklagte sich über den in Oberschlesien überhand nehmenden Wildschaden, gegen den das bestehende Gesetz keinen Schutz gewähre.

Der übrige Theil des Etats des Ministeriums wurde ohne Debatte sestgestellt.

Um 123/ Uhr vertagte das Haus die weitere Berathung auf Montag 10 Uhr.

Der Kaiserliche Konsul Dr. Rettich ist auf seinem Posten in Singapore eingetroffen und hat die Konfulats— geschäfte übernommen.

Rücksichtlich der Uebungen des Beurlaubten— standes für das Etatsjahr 1885/86 ist u. A. Folgendes be⸗ stimmt worden: Es werden zu diesen Uebungen? aus der Landwehr und Reserve einberufen leinschließlich der vom Kriegs⸗Ministerium festzusetzenden Zahl von Unteroffizieren, Lazarethgehülfen 2c): a. bei der Infanterie 93 200 Mann, b. hei den Jägern und Schützen 2760 Mann, (. bei der Feld⸗ Artlllerie 6624 Mann, d. bei der Fuß-Artillerie 5700 Mann, . bei den Pionieren 2500 Mann, f. bei dem Eisenbahn⸗ Regiment 450 Mann, g. bei dem Train 5346 Mann. Für das zu den Uebungen der Ersatzreserve abzukommandirende Ausbildungspersonal, worüber an anderer Stelle ver— fügt werden wird, können zu den Linien⸗Truppen⸗ theilen übungspflichtige Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes bis zu der für diese Kategorien bestimmungsmäßigen Dauer eingezogen werden. Bei dem XIV. Armee⸗Corps finden keine besonderen Uebungen des Beurlaubtenstandes der Infanterie, eld⸗Artillerie und Pioniere statt. Die Dauer der Uebungen für die Land— wehr die Tage des Zusammentritts und ÄAuteinandergehens am Uebungsorte mit einbegriffen beträgt 12 Tage“ Wo es im Interesse der Ausbildung für wünschenswerth erachtet wird, kann für die Reservisten, je nach Bestimmung der General⸗ Kommandos bezw. obersten Waffeninstanzen, diese Uebungszeit bis zu 20 Tagen verlängert werden. Die zu diesen Uebungen aus dem Beurlaubtenstande einzuziehenden Offiziere oder Unteroffiziere haben überall einen Tag früher am Uebungsorte einzutreffen, als die übrigen Mannschasten.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats— Anzeigers“ ist eine ‚Besondere Beilage“ (Nr. 2), enthaltend Entscheidungen bes Reichsgerichts, beigefügt.

Oldenburg. Oldenburg, 11. März. (Hann. Cour) um 1. Juli d. J. ist der Regierungs⸗-Präsident ucholtz in Eutin auf sein Ansuchen unter Verleihung des

estrige Sitzung

Regierunge⸗Präsident ernannt worden.

für Kultus und Unterricht fortgesetzt.

wurde derselbe unverändert genehmigt. Pest, 12. März.

sam fort. endet.

Schweiz. Bern, 13. März. (Bund.) Von den in Bern in Untersuchungshaft gesetzien, anarchistischer Um⸗ triebe verdächtigen Personen ist eine weitere Anzahl auf freien Fuß gesetzt worden. Gegenwärtig befinden sich nur noch vier in Haft, wopon drei Schweizer und ein Ausländer.

Großbritannien und Irland. London, 13. März. (WV. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte auf eine bezügliche Anfrage der Un ter-Staats⸗ sekretär Lord Fitzmaurice: es sei vereinbart worden, daß die Unterredungen zwischen Lord Granville und dem Grafen Herbert Bismarck einen vertraulichen Charakter haben sollen; die Resultate, welche sich aus den⸗ selben ergeben hätten, würden in üblicher Weise aufgezeichnet und dem Parlament vorgelegt werden. Bourke fragte ferner an: ob auf der west-afrikanischen Konferenz die Mächte übereingekommen seien, ihre guten Dienste bei den Territorialmächten der Küste auf— zuwenden, um günstige Bedingungen für den Transit ins Innere zu erlangen, und ob sich daraus hinsichtlich Zan— zibars ergebe, daß von fremden Mächten in das Innere eingeführte Waaren zollfrei zugelassen würden, während britische Waaren noch dem vertragsmäßigen Zolle von 5. Prozent unterworfen seien. Lord Fitzmaurice er— widerte; die Mächte seien allerdings uͤbereingekommen, ihre guten Dienste aufzuwenden, um günstige Bedingungen für Transitwagren zu erlangen. Der britische Handel sei durch die Meistbegünstigungeklausel in dem Vertrage mit Zanzibar vom Jahre 1839 völlig geschützt. Richard fragte: ob nicht die jetzige englisch⸗russische Differenz geeignet sei, in Gemäßheit des Pariser Vertrages die guten Dienste einer dritten Macht anzurufen. Der Premier Gladstone antwortete: es handle sich hinsichtlich der afghanischen Grenzfrage in jüngster Zeit um zwei Fragen, die von einander ganz verschieden seien; die eine bilde das vor einiger Zeit mit Rußland geiroffene Abkommen, die afghanische Grenze mittelst Untersuchung und Correspon— denz festzustellen; die andere sei der Vormarsch russischer resp. afghanischer Streitkräste auf Punkte innerhalb des bestreit— baren und bestrittenen Terrains. Hinsichtlich der zweiten Frage sei zwischen Rußland und England vereinbart worden, daß kein Theil weiter vorrücken solle. In Betreff der ersten Frage, anlangend die Feststellung der Grenze mittelst Untersuchung und Correspondenz, habe er zu sagen, daß über diesen Gegenstand augenblicklich durch diplomatischen Schriftwechsel, verhandelt werde. Es habe noch kein voller Ausgleich der beiderseitigen Ansichten, nämlich Ruß— lands einerseits und Englands und des Emirs von Afgha— nistan andererseits stattgefunden, um die Frage als eine solche zu behandeln, die erschöpft sei. Es wäre daher verfrüht zu sagen, welcher Modus der Lösung nach völliger Feststellung des Thatbestandes angemessen sei ober nicht. Auf die Frage Northeoke's: ob das mit Rußland getroffene Abkommen ein permanentes oder ein zeitweiliges sei, antwortete der Premier: das Abkommen habe nicht die Natur des formellen Instruments, sondern es sei ein Abkommen im Wege diplomatischer Correspondenz, ohne spezifische Zeitbegrenzung, d. h. es dauere so lange, wie ein Anlaß dazu vorhanden sei. Auf eine Frage Onslows: ob nach Ansicht der Regierung die Afghanen über ihr Gebiet hinaus vorgerückt seien, und ob der Emir das Ab— kommen angenommen habe, sowie auf eine Frage Forsters: ob es sich um ein neues Abkommen oder um das seit einiger Zeit in voller Kraft gewesene handle, erwiderte der Premier: das fragliche Abkommen sei ganz verschieden von dem früheren englischrussischen Ab⸗ kommen, das eine weit größere geographische Strecke umfaßt habe; es sei ein neues, aus der jüngsten Correspondenz ent⸗ standenes Abkommen. Onslows Anfrage könne er nicht be— antworten, ohne über die Sache, die Gegenstand der Verhand— lungen sei, seine Ansicht auszusprechen. Es sei die Pflicht der Regierung, und sie werde dieselbe erfüllen, für die Afghanen alles Gebiet zu erhalten, auf welches dieselben ein Recht hätten. Das Unterhaus votirte 20 000 Pfd. Sterl. zu Gunsten der Familie Gordons.

Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, hätte das Krieg s⸗ departement den Befehl ertheilt, daß die Arsenale in Bombay und Bengalen Munition aller Art bereit halten. Ferner sollen Vorbereitungen für die Mobili— sirung zweier Armee⸗Corps getroffen werden, jedes in einer Stärke von 28 000 Mann Infanterie, Soho“ Mann Kavallerie und 90 Kanonen. Von der Admiralität werde die Transportflotte in Bereitschaft gestellt.

Ein Telegramm desselben Bureaus aus Zanzibar, von heute, meldet, daß die Belgier ihre Stationen in O st⸗ Afrika verlassen.

14. März. (W. T. B.) Die „Times“ erblickt in der gestrigen Reichstagsrede des Fürsten Bismarck ein Zeichen dafür, daß das jüngste Mißverständniß zwischen Deutschland und England söwohl in Berlin wie in London als beendigt betrachtet werde. Im Verein mit den Erklä— rungen des Premiers Gladstone werde sie alle Spuren des an gen beklagenswerthen Mißverständnisses sicherlich verwischen.

. Der hiesige amerikanische Gesandte Lowell hat seine Entlassung genommen.

Titels als Geheimer Rath in den Ruhestand versetzt und der

Ober⸗Rerichte⸗Direktor z. D. Lentz in Eutin zum Vorsitzenden der Regierung des Fürstenthums Lübeck mit dem Titel

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 12. März. (Wien. Ztg.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde die Spezialdebatte über den Etat des Ministe riums Der Titel „Volkeschulen“ veranlaßte eine längere Debatte, an welcher sich zahlreiche Redner betheiligten. Bei der Abstimmung

(Wien. Ztg.) Die heutige Sitzung der Dreier⸗Kommission des Oberhauses währte bis 3 Uhr; derselben wohnten außer dem Grafen Sennyey Seitens der Regierung die Minister von Tisza und Baron Orczy und späͤter auch Graf Szapary und Graf Szechenyi bei. Die Kommission diskutirte eingehendst die Reform vorlage; in Folge dessen schreitet die Berathung nur lang— Die Debatte über §. 3 wurde heute noch nicht be—

eine Resolution angenommen, welche den Besuch des Prinzen von Wales in FSrland für in opportun erklärt und der Bevölkerung Irlands und ihren Vertretern emFfiehlt, ohne sich eines Aktes der Unhöflichkeit gegen den Prinzen und die Prinzessin schuldig zu machen, dem Empfange derselben fernzubleiben.

Aus Teheran wird u. d. 13. März telegraphisch be⸗ richtet: Lumsden und die Mitglieder der Grenz⸗ kommission befinden sich augenblicklich auf persische m Gebiet in der Nähe von Herat, und man vermuthet. daß dieselben sich nach Herat begeben werden, falls die Russen weiter vorrückAen sollten.⸗— Die „Tehergner Zeitung“ hatte einen sich über En gland verächtlich äußernden Artikel veröffentlicht, gegen welchen von Seiten des englif chen Gesandten bel der persischen Regierung Be schwerbe er⸗ hoben wurde. Die Zeitung hat sich in Folge dessen entschul⸗ digen müssen.

Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ aus Hongkong, v. 13. d, meidet: Der englische Dampfer „Glenroy“ ist, weil er Blei als Kriegskontrebande an Bord führte, von französischen Kreuzern auf⸗ gebracht und mit Beschlag belegt worden.

Kapstadt, 11. März. (Allg. C. Sir Charles Warren ist mit einer kleinen Abtheilung der Berittenen Carringtons in der Nähe von Rooi Grond angekommen, ohne auf irgend welchen Widerstand gestoßen zu sein.

Frankreich. Paris, 13. März. (W. T. B) Ein Telegramm des Generals Briere de 1 Isle aus Hanoi, von gestern, meldet: die Chinesen hätten, als sie ihre Verbindungen durch die Franzosen jenseits Langson bhe— droht sahen, Thatke geräumt und seien über die Grenze nach China zurückgegangen.

Der Gouverneur von Cochinchina telegraphirt, daß in Cam bodja vollkommene Ruhe herrsche; die Banden des . seien zerstreut und sein erster Anführer getödtet worden.

14. März. (W. T. B) Der „Agence Hava“ wird aus Shanghai, vom 14 d, gemeldet: Das Fort Sigokung von Chin⸗hai ist gestern zerstört worden. Admiral Courbet bereitet einen Angriff auf Maopas Shan vor.

Spanien. Madrid, 13. März. (W. T. B.) Alle Zeitungen sprechen den deutschen Künstlern' ihren Dank aus für die Veranstaltungen, welche dieselben zu Gun— sten der bei dem Erdbeben in Andalusien Verunglückten ge— troffen haben.

Italien. Rom, 14. März. (W. T. B.) Der „Agenzia Stefani“ wird aus Massowah gemeldet, daß der König von Abessinien die Verhaftung des verrätherischen Führers des Reisenden Bianchi angeordnet habe, und daß die italienische Mission Ferrara's am 15. d. M. nach Abessinien abgegangen sei.

Türkei. Konstantinopel, 11. März. (Allg. Corr.) Veissel Pascha hat sich mit 8 Bataillonen Soldaten nach Prisrend begeben. Dieser Schritt hat die Aufregung, die kürzlich in Albanien herrschte, beruhigt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. Män. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ kann die große Erregung nicht begreifen, welche sich der Londoner Börse nach den jüngsten Erklärungen des Chefs des englischen Kabinets bemächtigt hat. Welcher Art auch immer die Schwierigkeiten sein mögen, denen die delikate Frage der Abgrenzung in so fernen Gegenden Angesichts einander widersprechender Inanspruchnahmen begegne, so sei doch zu. bemerken, daß die Verhandlungen zwischen beiden Ländern fortdauern, und zwar mit dem festen Be— streben und in der festen Ueberzeugung, daß es in ihrem Interesse liege, zu einer praktischen, soliden und daner—⸗ haften Lösung zu gelangen, welche den Frieden in biesen Gegenden sowie die guten Beziehungen beider Länder befestige Bei dieser Lage der Dinge kann das „St. Peterz— burger Journal“ sich diese Befürchtungen nur durch Börsen— spiel erklären. Das Blatt weist auch auf die Erregung der Berliner Börse hin. wo man sich absurde Geschichten, wie beispielsweise die Blokade der baltischen Häfen, er— zählt habe.

, 14. März. Vormittags. (W. T. B.) Auch die deutsche „St. Petersburger Zeitung“ tritt den Börsengerüchten über die Gefahr eines bewaffneten Kon— flikts zwischen England und Rußland entgegen und bemerkt weiter: Nach der Ansicht eines gut unterrichteten Mit— arbeiters sei die Gefahr schon dadurch abgeschwächt, daß weder das Londoner noch das St. Petersburger Kabinet der afghanischen Grenzregulirungsfrage einen euro— päischen Charakter beigelegt haben, sondern daß beide die Ansicht vertreten, daß es sich hierbei um eine rein lokale Frage handle. Uebrigens seien dem General Kom arow die strengsten Weisungen zugegangen, sich jeder aggressiven Be— wegung zu enthalten und auf das Gewissenhasteste jeden Zusammenstoß mit den Afghanen zu vermeiden. Deneral Komarow sei auch angewiesen, seinen Einfluß auf die Turkmenen möglichst dahin geltend zu machen, daß diese Konflikten mit den Afghanen aus dem Wege gehen. Schließlich bestreitet der Gewährsmann der deutschen „St. Petersburger Zeitung“ die Richtigkeit der von der „Pall-⸗Mall Gazette“ gebrachten Nachricht von der jüngsten Vorwärtsbewegung der russischen Vorposten-Ab—

(B. T. B.)

theilung.

14. März. Der Kaiser und die

Kaiserin sind gestern nach Gatschina übergesiedelt. Der Kaiser hat dem Prinzen Albert von Sach sen⸗ Altenburg den Alexander⸗Newsky Orden verliehen.

Afrika. Egypten. Suakim, 12. März. (Allg. Corr.)

Vergangene Nacht machten die Rebellen einen Angriff gegen die aufgespeicherten Feldzeugvorräthe. vom Bergshire⸗Regim ent wurden getödtet und drei ver⸗ wundet. Der Feind verlor gleichfalls einen Mann und hatte mehrere Verwundete. Zur selben Zeit wurde ein Patrouille des Shropshirer leichten Infanterie⸗Regiments überrumpelt; ein Mann wurde getödtet, ein anderer verwundet und ein dritter wird vermißt. Das 9. bengalische Kavallerie⸗ Regiment ist hier gelandet.

Zwei Schildwachen

Korti, 12. März. (Allg. Corr) General Bracken⸗

bury hat unweit Debbeh einen Lagergrund für seine Kolonne ausgewählt. Vier Compagnien des Rqy al

rish⸗

In einer gestern stattgehabten Versammlung der parnellitischen Mitglieder des Unterhauses wurde

Regiments, die gestern mit zwei Geschützen von BHakdul hier ankamen, berichten, zwischen Magaga unb Howeiyat eine

feindliche Abtheilung von 300 bis 400 Mann gesehen ju haben. Man glaubt, es sei eine marodirende Bande von Arabern gewesen. ;

(W. T. B.). Aus Korti, vom 13. d. M., wird tele⸗ graphirt: Ein hier Lingegangenes Schreiben gus Berber, vom 2. d. M., meldet, daß dort viele Einwohner mit der Regierung des Khedive sympathisiren und dem eng⸗ lischen General ihre Ehrerbietung zu erkennen geben. Man

be von der gerechten Behandlung der Eingeborenen von Seiten der Engländer erfahren und wünsche den Letzteren den Sieg über die Aufständischen, deren Gesetze und Voischriften sehr traurige seien. Das Gerücht, daß der Mahdi eine große Armee haben solle, sei falsch; die in Berber stehende Armee des RMahdi sei 409 Mann stark und besitze etwa 7009 Remington⸗ Hewehre, von denen indessen viele unbrauchbar seien, außer⸗ dem 4 Kanonen, wovon eine unbrauchbar, und 2 Dampfer. Das Schreiben schließt mit der Aufforderung, den Mahdi nicht

zu fürchten.

Zeitungõstimmen.

Die „National⸗-Zeitung“ bemerkt zu der gestrigen Reichstagssitzung: an. . Fertsetzung der zweiten Bergthung der Dampfervor⸗ lage hat am Schluß der Rede des Reichskanzlers einen Moment von so außergrdentlicher Wirkung gebracht, wie sie in unse— ren parlamentarischen Versammlungen selten dagewesen ist. Fürst Bismarck kam, nachdem er abermals die Anfänge deutscher Kolonial- politik gerechtfertigt hatte, auf das neulich von ihm gebrauchte Bild aus der deutschen Göttersage zurück, um mit echtem Pathos und in fiefer Erregung vor Gott und, der „Geschichte! Klage zu erheben Über den Parteigeift, der den aus den Greignissen von 1866 und 1870 entsprossenen dentschen „Völker⸗ frühling“ zerstöre. Es war, als ob eine Eingebung über den Redner

ͤ , wäre; die stockende Sprechweise war plötzlich einem

inreißenden Schwung gewichen, in welchem dis letzten Sätze wie . über die Versammlung dahinbrausten. In den stürmischen Beifall aus dem Hause, dem das Zischen des Centrums vergebens entgegengesetzt wurde, mischte sich der Applaus der Tribünen, und der ungewöhnliche Eindruck dauerte trotz einer Windthorstschen Ent— gegnung bis zum Schluß der Sitzung fort. Ob er morgen, Sonn⸗ abend, auf die Abstimmung einen Einfluß üben wird, das wissen ir nicht. . . ̃ . irre liegt uns ferner, als die Absicht, diesen Eindruck ab— schwäͤchen zu wollen; im Gegentheil, wir wünschten, daß die gedruckten Worte in ganz Deutschland eine ebenso tiefe Wirkung üben könnten, wie heute die gesprockenen im Reichstags sagl. Denn tas ist unleugbar: in der Mühsal, die es fast seit einem Jahre er— fordert hat, um diese Dampfervorlage oder auch nur ein Stück davon unter Dach und Fach zu bringen, und in den indernissen, welche einem nationalen Unternehmen nie den i rf hier Versuchen entgegentreten, bekundet, sich der Parteigeist in beklagenswerther Weise. Es ist geradezu eines großen Volkes unwürdig, wie um eine Jahretzausgabe von ein paar Millionen Mark gezerrt und gezetert wird gegenüber dem Versuche, im letzten Augenblicke etwas von der Versäumniß einzuholen, die Deutschland früher in fremden Welttheilen begehen mußte, weil es in seiner Zer⸗ risenheit aktionsunfähig war. . . ..

In der „Schlesischen Zeitung“ lesen wir:

Ein e, n n Blatt konservativer Tendenz, die Peter⸗ burgskaja Wjedomosti“, erörtert die Maßnahmen, welche russischer⸗ seits zu ergreifen sein würden, um die etwaigen schädlichen Wirkungen der Erböhung unserer Kornzölle auf den Getreidehandel Rußlands thunlichst zu paralysiren. Es bemerkt dabei

„Offenbar erübrigt für uns nur, auf Billigermachen der Pro⸗ duktion und des Transports bedacht zu sein. Ein gut orggnisitter Bodenkredit, Ordnung in den Beziehungen jzwischen Arbeiter und Arbeitgeber und die Verabfolgung von Darlehen an die Grundbesitzer gegen Verpfändung von Korn das sind die Mittel. die der Regierung zur Billigergestaltung der Produktion zu Gebote stehen. Eine zweckentsprechende Ausfstellung von Transport. tarifen, Instandhaltung der vorhandenen und der Bau neuer Rommunikationsstraßen, Beseitigung der der Schiffahrt auf den Flüsfsen im Innern des Reiches im Wege stehenden Hindernisse und ein Herabsetzen der Unkosten für Verladung und Umladung des Ge⸗— treides am Orte der Absendung und in den Häfen das sind die Mittel, um russischen e, und russischen Weizen billiger auf den deutschen Markt stellen zu können.“ .

De , Wiedomosti⸗ ist es hiernach nicht zweifel baft, daß wenigstens ein Theil des höheren Zolls von den russischen Exporteuren getragen werden muß, und daß diese daher genöthigt sind, den Preis für das Getrelde selbst und dessen Transport niedriger als bisher zu stellen, wenn auch die Reduktion vielleicht nicht den vollen Betrag des Zolls zu erreichen braucht. Fiele der ganze Zoll Deutschland zur Last, so brauchte der russische Lieferant von seinen Preis forderungen nichts abzulassen.

Statistische Nachrichten.

ittheilungen der Großherzoglich bessischen Cen ⸗˖ trat fat f ür 69 Landes statistik. Nr. 329. Inhalt: Studirende auf des Landes ⸗Universität Gießen Winter, Semester 1884 35. Ergebnisse des Betriebs der Main -Reckar ⸗Gisenbahn 1883. Vergl. meteorol. Beobachtungen Januar 1885. Errichtete und gelöschte Hypotheken ia den Provinzen Starkenburg und Ober heffen 18835 84. Jahresdurchschnitte aus den monatlichen Preisen der gewöhnlichen ,, . ö Tägliche Wasser⸗ tände Juli, August und September ; . 23 er hn, über die Zahl der Rechtsanwälte im Justiz⸗Rinisteriatblatt ergiebt folgende Daten: Im Ober- Tandesgerichtsbezirk Berlin waren bei den Ober -⸗Landesgerichten ö. gelassen am J. Januar 1885 25 Nechtsanwälte, am 1. Januar 1884 27, ein Jahr darauf 28. Im Ober ⸗Landesgerichts bezirk Breslau Hagen bei den Ober ⸗Landesgerichten zugelassen am 1. Januar 1883 12 Rechts⸗ anwälte, am I. Januar 1884 14, am 1. Januar 1885 15. Im Ober- Landesgerichtsbezirk Cassel waren am J. Januar 1883 bei den Ober⸗ Landesgerichtenk d Rechtsanwälte zugelassen, ein Jahr darauf ö, ebenso⸗ viel im nächsfifolgenden Jahre. Im Ober -Landesgerichts bezirk Celle waren am J. Fanuar 1883 zugelassen 19 Rechtsanwälte, am 1. Januar 1884 26, im Jahre darauf 19. Im Bezirk Cöln betrug die Zahl der zugelassenen Rechtsanwälte am 1. Januar 1883 21. ein Jahr darauf 22, ein Jahr später 25. Im Bezirk Frankfurt g. M. an dem genannten Datum 25, im Jahre 1884 24, ein Jahr später wiederum 24. Im Besik Hamm betrug am 1. Januar 1883 die Zahl der zugelassenen Rechtsanwälte 19, darauf 11 und ein Jahr päler I3. Im Ober ⸗Landesgerichtsbezirk Kiel waren bei den Sber= . n. am 1. Januar 1883 6 Rechtsanwälte zugelassen, ebenso im Jahre darauf, am J. Januar 18385 aber 7. Im Bezirk Königs berg betrug die Zahl der bei den Ober ⸗Landesgerichten lugelassenen Rechtsanwälte 6, in den beiden folgenden Jahren 5. Im Bezirk Marienwerder betrug die Zahl der bei den Ober ⸗Landesgerichten zu⸗ gelafsenen Rechtganwält: in den drei genannten Jahren. Im Benirk Naumburg betrug die Zahl der bei den Ober Landes gerichten zugelassenen Rechtsanwälte am 1. Januar 1883 38, in den . darauf folgenden Jahren 36. Im Bezirk Posen betrug die Zah der bei ken Ober⸗Landesgerichten zugelassenen Rechtsanwälte am

Januar 1883 5, darauf 6 und später 4 Im Bezirk Stettin 4 Zahl der am f Januar 1883 an den Ober-Landesgerichten zugelassenen Rechtsanwälte 6, in den beiden darauf folgenden 5. Im Ober Landeägerichte bezirk Jena betrug die Zahl der am 1. Januar 1883 bei den Ober⸗Landesgerichten zugelassenen Rechtsanwälte 7. im folgenden Jahre 6, darauf 3. Die Gesammtiahl der bei den Ober Landesgerichten zugelassenen Rechtsanwälte betrug am 1. Januar 1883 189, im folgenden Jahre 191 und ein Jahr später 198. Bei den Landgerichten waren zugelassen im Ober-Landefrgerichts⸗ bezirk Berlin am 1. Januar 1883 251 Rechtzanwälte, ein Jahr darauf 300 und am 1. Januar des folgenden Jahres 337. Im Ober · Landes gerick tẽbezirk Breslau waren bei den Landgerichten am 1. Januar 18583 191 Rechtagnwälte, ein Jahr sräter 202, sodann 205 Im Ober - Landeegerichtẽbezirk Cassel waren am 1. Januar 1883 bei den Landgerichten zugelassen 77, dann 67 und hierauf 73. Im Ober Landes gerichtsbezirk Celle waren zugelassen bei den Landaerichten 143, sodann 141 und am 1. Januar 1885 145. Im Ober Landes- gerichtebezirk Cöln waren zugelassen an den Land richten am IJ. Januar 1883 241 Rechtsanwälte im Jahre darauf 2539, ebenso in dem folgenden Jahre. Im Ober Landesgerichtsbezirk Franksurt a. M. waren 104, dann 99 und dann 106 Rechtsanwälte bei den Land- gerichten zugelassen. Im Ober ˖ Landesgerichte bezirk Hamm waren an den Landgerichten am 1. Januar 1883 zugelassen 159 Rechts anwälte, ein Jahr später 153 und dann 161. Im Ober -Landes- gerichtsbezirk Kiel waren bei den Landgerichten zugelassen am 1. Januar 1883 78 Rechtsanwälte. ebensoviel im Jahre darauf und 77 im folgenden Jahre. Im Ober-Landesgerichtsbezirk Königsberg waren jugelassen ß, dann 88, dann 89 Rechtsanwälte. Bei den Landgerichten im Ober -Landesgerichts bezirk Marienwerder waren am 1. Januar 1883 zugelassen 61 Rechtsanwälte, dann 63 und ein Jahr später 70). Im Ober Landesgerichts hezirk Naumburg waren am 1J. Januar 1883 an den Landgerichten 133, dann 132 und 1885 am 1. Januar 137. Im Ober Landesgerichtebezirk Posen betrug die Zahl der bei den Landgerichten zugelafsenen Rechtsanwälte am J. Januar 1883 88, dann 89 und wieder 88. Im Ober ⸗Landes⸗ gerichtsbezirt Stettin betrug die Zabl der an den Landgerichten zugelassenen Rechtsanwälte 8i, dann 8, dann 79, im Bezirk Jena 37, dann 39 ina den folgenden Jahren. Die Gesammtzabl der bei den Landgerichten zugelassenen Rechtsanwälte am 1. Januar 1883 betrug 1757, sodann 1777 und am 1. Januar 1885 1832.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Wirkliche ,,, Professor Dr. von

erichs ift heute früh 7 Uhr verstorben. ĩ . än iar. d. M. starb im Alter von 71 Jahren der Geggraph Gustav Adolf von Klöden. Der Verstorbene studirte in Berlin Mathemathik und Naiurwissenschaften, machte mit Link wiederbolt Reisen durch Südfrankreich, Itallen und Grieckenland, ward 1840 Lehrer an der Berliner Gewerbeschule und 18565 Professor. Seit 1870 war er Mitglied der Ober⸗Militär-Examinationskommission. Von seinen zahlreichen literarischen Arbeiten haben viele hohe Auflagen erlebt. Seine „Repetitionskarten“ fanden allgemeine Verbreitung.

Geschichte des preußischen. Verwaltungs rechts. Von Conrad Bornhak. In drei Bänden. 2. Bd. Bis zum Frieden von Tilsit. Berlin Verlag von Jul. Springer 1885. (VI. 366 S. Das treffliche Weik von Bornhak, das zur Kenntniß der bisher arg vernachlässigten Geschichte des preußischen Vernwal⸗ tungsrechts wesentlich beiträgt, und dessen J. Band (4364 S, 1884) die Zeit bis zum Regierungsantritt Friedrich Wilhelms J. umfaßt, behandelt im vorliegenden 2. Bande das preußische ancien régime, daß preußische Verwaltungsrecht des 18. Jahrhunderts, oder in 3 Abtheilungen das Preußische Verwaltungsrecht während der Regie= rungszeit Friedrich Wilhelms J. (om Jahre 1713 —= 1740), während der Regierungzeit Friedrichs des Großen (vom Jahre 1740 21786) und endlich feit dem Tode Friedrichs des Großen bis zum Frieden von Tilsit (von 1786 1807), und zwar in der Weise. daß jede der 3 Abtheilungen in folgende Kapitel zerlegt ist: Die Königliche Ge⸗ walt, die Gemeindeverwaltung, die Kreisverwaltung, die Provinzial⸗ verwaltung die Centralverwaltung, die Kriegshoheit, die Justizhoheit, die Polizeiboheit, die Finanzhoheit, die Kirchenhoheit. Bekanntlich ist ein großer Theil des preußischen Verwaltung organis mus, des 18. Jahrhunderts, auf dem das preuß. Verwaltungsrecht der Jetztzeit ruhf, noch heute unbekannter als die römische und karolingische Ver⸗ waltung. Zwar haben die neuere Geschichtsschreibung, nicht nur die allgemeinen Darstellungen der preuß. Geschichte, Werke wie die von Preuß, Ranke. Droysen, auch größere Menographien, wie Schmollers ‚Städtewesen unter Friedrich Wilhelm 1, Isagcsohns

Geschichte des preuß. Beamtenthums“ Bd. 3 und Ernst Meiers Reform der Verwallungsorganisation unter Stein u. Hardenberg

. reichlich zur Kenntniß der inneren Geschichte Preußens im 18. Jahrhundert beigetragen; aber es fehlte bis jetzt einerseits an einer, erft von Bornhak verfaßten, zusammensassenden Darstellung des ge⸗ fammten preuß. Verwaltungörechts während des 18. Jahrh., anderer. seits waren zahlreiche Gebiete von der bisherigen Literatur o gut wie gar nicht berührt worden. Dies gilt von dem Kriegs-, Steuer⸗ und Kirchenwesen, namentlich aber von der bisher fast vollständig unbekannten preuß. Kreisverfassung des 18. Jahrh. Alle diese bisher mehr oder weniger vernachlässigten Gebiete des preuß Verwaltungs⸗ rechts sind von Bornhak in seinem Werke, auf Grund der ver⸗ schledenen Urkunden⸗ und Ediktensammlungen, insbesondere aber durch fleißige Benutzung des preuß. Geh. Staats- Archivs eingehend behan—⸗ beit und dargestellt worden. So beruhen u. A die vielen thatsäch⸗ lichen Angaben über die Preuß Kreisverfassung bei Bornhak durchaus auf den Akten des Geh. Staats ⸗Archivs. Der 3. Bd. der Geschichte des preuß. Verwaltungsrecht, der bis zur neuesten Verwaltungs reform reichen wird, soll ju Anfang des Jahres 1886 erscheinen.

Die Münzfunde in der Umgegend von Barenau und die Sertlichkeit der Varuskatgstrophe. Ent— gegnung auf die Schrift des Hrn. Professors Th. Mommfen: „Ueber die Oertlichkeit der Varugschlacht', in den Sitzungsberichten der Königl. Preuß. Akademie der Wifsenschaften zu Berlin. Gesammtsitzung vom 29. Ja⸗ nuar 1885. Osnabrück, Verlag von J. G. Kisling. 1883. Der vorssehende Aufsatz des Archio Raths Dr. Veltmann in Osnabrück, worin derselbe die Ansicht des Prof De. Mommsen, welcher, gestützt auf das verhältnißmäßig häufige Vorkommen von Römermünzen aus den letzten Zeiten der Republik und des Augustus im nordöstlichen Theile des Fürstenthums Osnabrück und vor Allem auf eine im Besitze des Erblanddrosten von Bar bésindliche Münzsammlung in der oben angeführten Abhandlung das Schlußdrama der varianischen Niederlage im Jahre 9 n. Chr. in den Engpaß zwischen dem

großen Moore“ und den Engterschen. Bergen bei dem ute Barengu verlegt und diese seine Hypothese als that sächlich erwiesen? annimmt, mlt triftigen Gründen bekämpft und welcher jetzt als besondere Schrift vorliegt, ist schon früher in der Sonntagsbeilage der „Osnabr. Ztg.“ mitgetheilt worden (vgl. Hannov. Cour.‘ v. 22. Febr. d. J). Im Reicht und Staats, Anz.“ wurden bereits im verflossenen Monat auf Grund des Dannov. Cour“ jene Ansichten Mommsens und. Veltmanns kurz erwähnt. Uebrigens ist die Mommsensche Hypothese über die Oert⸗ lichkeit der Varutschlacht, der allem Anscheine nach keine entscheidende Bedeutung beizulegen ist, bereits von M. v. Sondermühlen in seiner Schrift „Alifon und die Gegend der FHermannsschlacht' aufgestellt worden, während Stüve zwar ebenfalls die Varusschlacht als im s- nabrückschen geschlagen annimmt, aber dieselbe nicht in den Nordosten des Fürstenthums, sondern in den Westen, in das Dünethal, . linke Seite der Hafe, verlegt. Schließlich sei noch bemerkt, daß ü z die Gegend, in welcher Hermann die Legionen des Varus n, vernichtete, allein im 19. Jahrhundert einige 70 bis 80 , veröffentlicht wurden, ohne daß hierdurch Klarheit über die Oer = keit der Clades Variana erlangt, worden ist. Die gleichzeit . Historiker weisen auf das Land zwischen Weser, Ens und on ö. n; Weiteres läßt sich aus den Geschichtsbüchern der Alten mit cher ·

heit nicht folgern.

In R. r. Decker's Verlag (G. Schenck) in Berlin erscheint e n! ein Militair - Adreßbuch für das Deutsche Reich?‘. Dasselbe wird in seinem ersten Theile das alphabetische Nament verzeichniß sämmtlicher Offijiere, Beamten ꝛc. der ganzen deutschen Armee, der Land und Seewehr (Marine), der aktiven, so⸗ wie Reserve⸗ und Landwehroffiziere, und zwar mit Charge, Regiment, Stand und Wohnungsangabe bringen. Dieser Theil enthält ca. 48 009) Namen. Der zweite Theil bringt die Heeresorganisation aller deuischen Staaten mit der Marine; der dritte Theil die Garni soren; der vierte Theil das Verzeichniß der euroyälschen Staats · oberbaͤupter, die Uebersicht der Stärkeverkältnisse der euroväischen Armeen und die Einiheilung der deutschen Armee. Das umfang- reiche Werk in 40 Format ist redigirt von dem preußischen Haupt- mann R. v. Leutsch und wiid ca. 85 Bogen stark. Trotz des reichen Materials soll der Preis doch nur auf ca. 10 4 gestellt und Nach= träge nach Bedürfniß den Besitzern geliefert werden. Das Militair- Adreßbuch“ wird alljährlich im Frübjabr zur Ausgabe gelangen und zweifellos nicht nur ein Bedürfniß der Militairs, sondern insbesondere der zahlreichen Industriellen, der Bureaux u. s. w. aufmachen. Der Druck des Werkes hat schon im Januar begonnen und soll noch vor dem Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers beendet werden.

Ein zur Konfirmation besonders geeigneteg Geschenk ist Spitta's Psalter und Harfe (Verlag von M. Heinsius in Bremen.) Das herrliche Liederbuch, welches bereits in 51. Auflage erschienen ist, existirt in 7 verschiedenen Ausgaben zum Preise von 2, 3, 4, 5, 6 und 20 1, so daß allen Ansprüchen in Hinsicht auf Aus- stattung und Preis genügt sein dürfte. Die billigste Ausgabe zu 2 4 ist die erste Volksausgabe; die theuerste zu 20 M ist die 50. Auflage, die Jubelausgabe, welche sich infolge ihrer vollendet künstlerischen Ausstattung und reichen Schmucks von 24 Vollbildern. 42 Initialen, Nandeinfassungen, elegantem Einband alles nach Originalen von Prof. Plockhorst und Wanderer in der kurzen Zeit ihres Bestehens seit Weihnachten 1884 schnell als ein Hausschatz christlicher Familien eingeführt hat. . ; J 9 Dem in lateinischer Sprache abgefaßten Verzeichniß der Vorlesungen (Inder lectionum aestiv), welche im nächsten Sommersemester an der Universität Jena gebalten werden sollen, geht ein bis jetzt unbekanntes Gloss arinm Terentiznum, d. i, ein alphabetisch geordnetes, in lateinischer Sprache verfaßtes Glossar iu den 3 Kommödien Andrig, Adelphi und Eunuchus des bekannten römischen Komödiendichters Teren tius, entnommen der vatikanischen Handschrift 1471 des 9. Jahrh., und rezensirt und herausgegeben von dem ordentl. Prof. Dr. Georg Götz, vorauf.

Von der Sch letterschen Buchhandlung (Franck und Weigert) zu Breslau (Schweidnitzerstraße 16 = 18 ist kürzlich der Katalog Nr. 188 ausgegeben worden. Derselbe enthält eine Bibliotheca historico-natnralis oder ein Verzeichniß von 6522 die Naturwissen⸗ schaften (Allgemeines, Paläontologie, Geognosie, Geologie, Minera · logie, Meteorologie, Klimatologie, Botanik) betr. Schriften, welche sich früher im Besitze des im vergangenen Jahre in Breklau ver⸗ storbenen Geh. Medizinal⸗Rathz,. Prof. Dr. Göppert befanden und jetzt in der oben genannten Antiquariatshandlung käuflich vor räthig sind. In dieser reichhaltigen Sammlung befinden sich viele werth⸗ volle naturwissenschaftliche Werke. Im Herbste d. J. soll die 2. Ab- theilung der Göppert'schen naturwissenschaftlichen Bibliothek. Zoo—⸗ logie, erscheinen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Als ein erfreuliches Zeichen des unter deutschen Landwirthen herrschenden Verständnisses für die Forderungen der Zeit und ihres Strebens, durch die Eroberungen der Wissenschaft die praktische Thätigkeit zu befruchten, darf das Zustandekommen der Unter richts kurse für praktische Landwirthe an der land⸗ wirthschaftlichen Hochschule in Berlin gedeutet werden. Durch Ginrichtung dieser Kurse wurde beabsichtigt, das theoretische Wissen praktischer Landwirthe. aufiufrischen und ihnen die Gelegenheit zu bieten, ein selbständiges Urtheil darüber zu gewinnen, inwieweit und in welcher Art, die Erkenntnisse ber modernen Wissenschaft und die neuesten Erscheinungen des wirthschaftlichen Lebens neugestaltend den heutigen oder künftigen Landwirthschaftsbetrieb, zu beeinflussen vermögen. Die Kurfe währten vom 23. Februar bis zum 4. März er, und umfaßten solgende Vorträge: Geh. Regierungs⸗Rath, Prof. Dr. Settegaft; Standpunkt, Aufgaben und Ziele der deutschen Viehzucht überhaupt und ihrer einzelnen Zweige insbesondere. Prof. Br. Qrth: Fort- schritte in der Verwendung der käuflichen Düngemittel. Dekonomie⸗ Rath Dr. Frhr. von Canstein: a. Anbau und Pflege alter und neuer Futterpflanzen; b Ausnutzung der Gewässer durch Fischzucht. Dr. Grahl: 2. Moorkultur, insbesondere die Kultur der Grünlandsmoore; b. Kartoffelkultur. Dr. Lehmann: Fortschritte auf dem Gebiete der Fütterungelehre. Benno Martiny; Fortschritte und Zielpunkte des modernen Molkereiwesens. Geh. Rechnungs Rath, Ingenieur Schotte: Feldelsenbahnen. Prof. Dr. Wittmack: Die wichtigsten Ka⸗ Ystel der landwirthschaftlichen Botanik einschließlich der Samen kunde. Prof. Dr. Börnstein: Das Wetter und seine Voraussagung. Dr. C. Lange; die Grundsätze der rationellen Bodenkultur in ihrem Einflusse auf die staatliche Verkehrs. (GEisenbahn⸗) und Zollpolitik Prof. Dr. Alex. Mäller: Die dungwerthigen Abfälle der Städte und ihre Ge⸗ winnung für die Landwirthschaft. Prof. Dr. Delbrück; Die on trole des Betriebes durch den Brennereibesitzer. Dr. M. Hayduck: Die wissenschaftlichen Grundlagen der Preßhefefabrikation. Pr. S. Saare: Kartoffelstärkefabrikation; (die drei letzten mit Uebungen). Sie Zahl der Theilnehmer an den Unterrichtskursen betrug 76, und jwar: 51 Landwirthe (Rittergutsbesitzer, Gutsbesitzer ꝛc.), 6 Landwirthschaftsbeamten,. 1 n ,,, 1ẽ6eneral⸗ bevollmächtigter eines Großgrundbesitzers, 1 Brennereibesitzer, 1 akti⸗ ver Offtüer und Rittergutsbesitzer, 1 Landrath, 1 Kulturtechniker, 1Ober⸗Roßarzt, 1 Thlerarzt, Fabritbesitzer, J praktischer Arzt, 1Regierungs · Baumeister, Ingenieur, 1 Sind. jur., 1 Redaecteur und Be⸗ vollmächtigter des belgischen Ministeriums, 3 aus sonstigen Berufsarten. Auf die offenen und unbefangenen Urtheile der Theilnehmer laͤßt sich die Hoffnung gründen, daß die letzteren mit großer Befriedigung auf die in den' Unterrichtekursen gewonnenen Anregungen zurückblicken werden. Sie schieden mit dem Ausdruck ihres lebhaften Dankes und der Versicherung, daß falls die Kurse auch in Zukunft ibren Fort⸗ gang nehmen sollten sie dann, vermehrt durch sich ihnen an= schlleßende Freunde und Gesinnungẽgenossen, in bedeutend größerer Zahl die Hochschule wieder aufsuchen würden.

Gewerbe und Handel.

Dem Bericht des Vorstandes der Magdeburger Feuer- mer rm en ,,,, an den Verwaltunasrath über das Rechnungsjahr 1884 eatnehmen wir Folgendes; Der Gewinn des Jahres 1884 beziffert sich auf 1494063 4 Es wird vorgeschlagen, außer den regelmäßigen Abschreibungen auf Grundstücke und Druck sachen, sowie einer zehnprozentigen Abschreibung vom Saldo des In ventarcontos, noch befonders 260 000 6 auf Drucksachen und 12000 4 auf die elektrische Beleuchtungsanlage abzuschreiben. Es stellt sich dadurch der Inventurwerth sämmtlicher genannter Posten Ende 1884 auf 252156. gegen 304 768 6 Ende 1885. Auf. Forderungen der Gesellschaft wird (ine Abschreibung von 2 602 beantragt. Zum Gratifikations fonds für die Beamten und Agenten der Gesellschaft, sowie zum Dis« positions fonds sollen 35 000 Æ gelegt werden. Der Reingewinn des Jahres 1884 stellt sich auf 1355 5655 6 Dem Sparfonds würden hiernach statutgemäß 319 009 zufließen und der elbe laut beson⸗ derer Rechnung sich auf 5659 888 stellen; die Dividende würde 182 S pro Aktie 303 0so der baaren Einzahlung betragen. Der Reservefonds bleibt statutgemäß auf 1500000 4A stehen. Die Effekten der Gesellschaft hatten nach den Coursen vom 31. Dezember einen Werth von 4845 621 Æ, wurden aber nur mit 4 687 913 in Rechnung gestellt. Die Geschäftslage wird als eine günstige be—

zeichnet. Die Prämieneinnahme des Jahres ist ohne Berücksichti