1885 / 65 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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Beim Beginn der Berichtswoche berrschten in Konitz und Breslau sũdliche und 1 an den süddeutschen Stationen westliche und südwestliche, in Mütel., Nordwest· und Westdeutschland nördliche bis nordwestliche Luftströmungen, die in Konitz, Berlin und Karls rube schon am 2. März nach Nordost, in Munchen, Heiligenstadt, Bremen und Köln am 3, nach Ost⸗ bejw. Südest gingen, jedoch in Karlsruhe am 3., in München am 4. wieder nach Südwest bezw. West zurückdrehten. Diese östlichen Strömungen blieben aber nur in Konitz und Bremen bis zum 4, in Heiligenstadt und Berlin mit südwestlichen Winden wechselnd bis zum 7, wo der Wind an den meisten Stationen nach Nordwest, in Karlsruhe wieder nach Nordost umlief, überwiegend. Die Temperatur der Luft lag an fast allen Stanionen ein wenig über, in Berlin etwas unter der nor⸗ malen. Leichte Nachtfröste kamen besonders in den ersten Tagen der Woche aus Konitz, Breslau, München und Karlsruhe zur Meldung. Niederschläge, zum Theil Schnee, fielen häufig und auch ergiebig. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft sank vom 2. an rasch, stieg am 4., sank am 5. März von Neuem und zwar am 6. auffallend tief, doch stieg zu Ende der Woche das Barometer an allen Stationen wieder bis über den beim Wochenbeginn eingenommenen Standpunkt. .

Die Sterblichkeit hat in den meisten Großstädten Europas in der Berichtswoche etwas abgenommen. Auch die allgemeine Sterblich- keitsverhältnißjahl für die deutschen Städte sank ein Wenig (auf B. 3 von 25,6 der Vorwoche pro Mille und Jahr berechnet). Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war im Allgemeinen ein geringerer, so daß von 10000 Lebenden aufs Jabr berechnet 77 Säuglinge starben gegen 81 der Vorwoche, in Berlin 77, in München 124. . .

Unter den Todetursachen haben die Jnfektionskrankheiten vielfach mebr, nur Diphtherie und in deutschen Städten auch Kindbettfieber, weniger Todesfälle hervorgerufen. Mehrere, haben wieder größere Ausdehnung gewonnen und herrschen in Berlin, München, Potedam, Hanau, Bockenheim, London, Glasgow, Stockholm, St. Petersburg. Das Scharlachfieber nahm in Danzig, Dresden, Halberstadt, Bremen, Stockholm, Bukarest häufiger einen tödtlichen Aus gang, wäbrend es in Berlin, Paris, London, Glasgow sel— iener als Todesursache auftrat. Die Sterblichkeit an Diph— therie war besonders in Könige berg, Danzig, Stolp, Breslau, Bromberg. Erlangen, Chemnitz, Plauen, Meerane i. S., Eise⸗ nach, Leipzig, Halle, Frankfurt a. O., Spandau, Hamburg, Köln, Braunschweig, Elberfeld, Hagen, Paris, Christiania, Warschau, Turin u. a. eine größere, während in Berlin, München, Stuttgart,

eine Erklärung der Atbmungsorgane; die zweite handelt von den é

nothwendigen Folgen einer mangelhaften Thätigkeit der Athmungs⸗ ocgane; die dritte von der diätetischen Pflege der Athmungsorgane; die vierte endlich von der gymnastischen Ausbildung der Athmungs⸗

organe. ö

Isenburg (Hauptm., Die Disziplin, ihre Be⸗ dingungen und ibre Pflege. 4 0.75. Die Dlsziplin, welche alle Theile des Heeres zu einem großen, unerschütterlichen und ein beitlichen Ganzen verbindet. hat Anlagen der menschlichen Natur zur Voraussetzung., die in methodischer Pflege ausgebildet werden müssen. Dieser hohe Werth der Disziplin, einer dem militärischen Geiste be⸗ sonders zugehörenden Eigenschaft, legt es nahe, ihr Wesen, die Vor= bedingungen für dieselbe und die bestmögliche Entwickelung derselben zu prüsen. In wissenschaftlicher Form erörtert der Verfasser diesen Gegenstand; indem er seine eigenen Diensterfahrungen als Beläzge und Stützpunkte überall verwendet, legt er es den Kameraden, die gleich ihm über ein so wichtiges Moment für die Kraft des Heeres sich zu unterrichten wünschen, nahe, ihre eigenen Beobachtungen im Dienste ebenfalls in Vergleich zu ziehen und daraus sich eine sichere, für die Bethätigung im Dienste wirksame Ansicht zu bilden.

Gewerbe und Handel.

Der Cours für die jetzt hier zahlbaren Oest erreich ischen Silbercoupons ist heute auf 1665 M für 100 Fl. österr. Silber herabgesetzt worden.

Unter der Verwaltung des Centralvereins Deutscher Bau— unternehmer ist am 15. d. M. ein Arbeits-Nachweise⸗ und Stellen ⸗Vermittlungsbureau des Centralvereins Deutscher Bauunternehmer ins Leben getreten. Dasselbe hat scinen Sitz am Sitze des Vereins, je eine Generaldirektion in Berlin und in Frankfurt a. M., welche wiederum in den ihnen zugetheilten Gebieten und Städten Agenturen unter sich haben. Dieses Institut bezweckt, dem Arbeitgeber Arbeits kcäfte zu besorgen und dem Arbeiter Arbeit nachzuweisen. Die Beherrschnng des Arbeitsmarktes gebietet, einestheils die Anhäufung zu vieler Arbeitskräfte in einer Gegend zu ver bindern und zu vermeiden, daß die Arbeiter sich selbst gegenseitig im Lohne herunterbieten, anderntheils um dem Arbeiter Zeit und Geld zu sparen, damit derselbe sich nicht tagelang arbeitsuchend herum treibt, sodann um es dem Unternehmer durch Beschaffung genügender Arbeite kräfte zu ermöglichen, daß er seinen übernommenen Verpflich⸗ tungen in Bezug auf rechtzeitige Fertigstellung großer Arbeiten nach— kommen kann. Das Institut umfaßt alle Branchen des gesammten

Bei den Tel ggraphen ⸗Aemtern in Re stock und Schwerin ist jetzt auch die Einrichtung getroffen, daß während der Nachtzeit Telegramme angenommen und befördert, sowie von anderen Stationen eingegangene Depeschen bestellt werden.

Die von uns neulich an dieser Stelle angekündigte neue Dampf. schiffahrt zwischen Stettin, Stralsund, Ro stock, Wismar und Lübeck hat bereits begonnen. Dieselbe wird von dem Dampfer Stralsund/ J, Kyt. Meyer, der zum ersten Male am 9. d. M. in Rostock mit einer Ladung Stückgüter ein traf. Gr fährt für Rechnung der Herren Lithke u. Co. in Stettin. In Köel 26 . Zeit für dieselbe Firma und Route noch ein zweiter Dampfer gebaut.

Berlin, 17. März 1885.

Die Berliner Stadtmissisn feierte am Sonntag im Dom ihr Jahresfest. Nach der Festpredigt des Stadtmissionsinspektors, Pastor Griesemann, betrat Hofprediger Stöcker die Kanzel zur Er— stattung des Jahresberichts, dem er das Sonntags-⸗Evangelium von der Speisung der 5000 zu Grunde legte. Die Hauptthäͤtigkeit der Stadtmission hat guch im vergangenen Jahre in der Gemeindepflege beruht. Die 24 Stadtmissionare, deren Zahl aber nunmehr um 4 vermehrt werden soll, haben insgesammt 51 900 Besuche gemacht. Ein zweites großes Feld erwächst der Stadtmission in der Schriften. verbreitung. Allein durch Stadtmissionare wurden im Berichtsjahr 46000 Traktate und 212960 Predigten vertheilt. Weniger als früher haben die Stadtmissionare ungetaufte Kinder gefunden. Die Zahl betrug aber doch immer noch 3287, von denen 1506 zur Taufe ge— bracht wurden. Von 1412 ungetrauten Paaren konnten 512 zur nach träglichen Trauung bewogen werden. An die Auswanderer, die 230 mal auf Bahnhöfen aufgesucht wurden, wurden u. 1. 1254 Gehetbücher, daneben aber auch 179 polnische und 159 hebräische Testamente an solche Juden vertheilt, die in Gottes Wort foörschen wollten. Von den Schiffen, die den Schiff fahrtskanal passiten, wurden 4083 besucht; viermal wurde für die Schiffer in der Haide bei Plötzensee unter freiem Himmel Gottes dienst abgehalten. Im Armendienst sind 6800 Besuche gemacht, 1184 davon im Auftrage Ihrer Majestät. Die Pflege entlassener Gefangener ist der Zahl der Pfleglinge nach etwas zurückgegangen. 2009 Entlassene sind durch Rath, 515 zugleich durch die That unter⸗ stützt. 150 wurden in das Asyl aufgenommen und in Arbeit gebracht,

,

zum Deuts

M G5.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 17. März.

Postdampfschiffs⸗Verbindungen Ländern auf Grund des Berichtes der

der Diskussion des §. 1 der Regierungsvorlage fortgesetzt.

Nach dem Bundeskommissar, Geheimen Regierungs⸗Rat Dr. Reuleaux ergriff der Reichskanzler Fürst von ö 2.

das Wort:

Ich habe einen Irrthum zu berichtigen, in welchem ich mich vor⸗

gestern dem Hrn. Abg. Richter gegensiher befunden habe. Ez war Vhynaftien niemals nützlich gewesen; Sz findh stets bis Gegner der mir, ich weiß nicht mehr, ob aus Zeitungen oder aus mündlichen Dynaftien gewefen, welche dhnaftische Beziehungen in den k Mittheilungen bekannt gewerden, daß er in der Rede, die er als geschoben haben bei internationalen Fragen. Ich brauche gar nicht

captatio benevolentiae für England

unsere Haltung England gegenüber zu bestimmen hätten, auch die Revolution erinnerte, wo es der Bynastie ber alten fran⸗ Verwandtschaften unserer Dynastie ins Feld geführt hätte“ Ich ließ zösischen Könige außerordentlich nachtheilig war, daß man mir deshalb den stenographischen Berichk vorlegen, und in demselben den Verdacht verbreiten konnte, als ob die nahe Ver—⸗

wurde mir die Hauptrede des Herrn die erste, als die Rede bezeichnet. Bei ihrer diese Wendung der Sache nicht wieder.

wandtschaften unserer Dynastie unterdrückt hätte, 5 in meiner vorgestrigen Rede meine geben.

diese Freude mir zu zerstören, und ich habe, durch feinen Widerspruch veranlaßt, nunmehr den vollständigen Sitzungsbericht gelesen und bin

Im weiteren Ver—⸗ laufe der gest rigen (68 Sitzung des Reichstages wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend mit überseeischen VI. Kommission mit

hielt, unter den Motiven, die

Abgordneten von jener Sitzung, 6 . 1 ich 1 . ; Ich schloß daraus, daß der Hr. Abg. Richter in Bezug auf politischen Takt mit mir die gleichen Ansichten gehabt und bei der Korrektur die Anfpielung auf die Ver— und erlaubte mir,

. Freude zu erkennen zu Der Hr. Abg. Richter hat sehr bald Gelegenheit , .,

. ö

. Erste Beilage chen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗A

Berlin, Dienstag, den 17. März

frage mich: Was hat denn den Hrn. Abg. erste Aeußerung dadurch zu vervollständigen, schaften unserer Dynastie in seine zweite einbezog?

Ich bin bei hervorragenden Parlamentariern ohne Ursache thun, daß irgend sie erzielen könnten, dahinter steckt.

wandtschaft des französischen Hauses

reichischen Politik zu verdächtigen.

etwa entsprechenden Richtung einfallen,

solche Einbeziehung dynastischer Interessen und Verwandt i die großen nationalen Interessen, die zwischen zwei er, r giren können, für die Dynastien niemals . gewesen und ich

Richter bewogen, seine daß er die Verwandt⸗ Auflage derselben Aeußerung

dem Hrn. Abg. Richter ebenso gut wie bei anderen

gewohnt, daß sie nicht so leicht etwas eine Berechnung auf die Wirkung, die

Nun ist dag Hineinziehen der dynastischen Verwandtschaften in die internationalen Interessen erfahrungsgemäß in der Geschichte den

soweit zurückzugreifen, daß ich an die Zeit der ersten französischen

. „mit dem österreichischen Haufe die französische Politik im österreichischen Sinne e . . mann, der die Geschichte der damaligen Zeit mit Aufmerksamkeit liest, wird sich des Eindrucks nicht erwehren können, daß das ein mächtiges Hülfsmittel der Gegner des Königshauses war, das letztere der öster⸗

r Wenn Aehnliches in England passirt, würde man da nicht sofort von german influenge * oder foreign intluence in irgend einer Weise sprechen? würde es einem englischen Parlamentarier, namentlich von der freisinnig radikalen

die Verwandischaften der in

1 .

nzeiger. 1885.

Verträge und durch das Völkerrecht Partei finde darin die Unterstützung rung. Diese Bevölkerung habe sich voll benommen, daß die Anklagen

Die Polen hingen ihren Idealen und der Vorsehung.

brauche diese subvenlionirten Muster, kostbare Waaren und schäftsreisenden regelmäßig und und Afrika befördern zu können.

entbehrlich.

sächlich durch Engländer und Holl von denen der deutsche hängig sei). Deutschland beziehe

369 Millionen Mark tropische P destens 100 Millionen Mark andere

mehrung des deutschen Exports abgeb

Der Abg. Lohren befürwortete

Kaufmann

gewährt seien, und seine der polnischen Bevölke⸗ seit Jahrzehnten so maß⸗ gegen sie ungerecht und

unverantwortlich seien. Er bestreite dem Reichskan ler das

Recht, die Polen auf ihrem legalen St: wür n, an,

Gesetzen vertrage. Den Erfolg überlasse seine Partei Gott

so weit es sich mit den

seinen Antrag. Man

Courierdampfer, um Briefe, namentlich die deutschen Ge⸗ . ,, Australien Aber auch sonst seien di Dampfer für die Stellung Deutschlands im . (Redner gab zahlreiche statistische daß der Handel Europas mit jenen Ländern in Zunahme begriffen sei; daß derselbe aber bis

Welthandel un⸗ Belege dafür, steter rapider e jetzt haupt⸗ änder vermittelt werde, vollständig ab⸗ allein aus Asien für rodukte, und für min⸗ Waaren. Dieser große

Import werde eine vorzügliche Grundlage auch für die Ver⸗

en. Heute biete nun ein

großer weitblicken der Staatsmann dem Deutschen die Gelegen⸗ heit, sich bei der Vermittelung dieses gewaltigen Exports ö.

Aufklärung darüber schuldig, wie ich zu dem Irrthum gekommen bin.

e ; England regierenden Dynastie mit deutschen Häusern dafür anzuführen, Ich konnte nicht voraussetzen, daß der Herr Abgeordnete in feinem ̃.

Bau. und Maschinenwesens, also: Techniker der Hoch Tief daß England in den Interessen der Nation sich nachgiebig gegen

Wasserbau und Maschinenbranche. Zeichner, Bauführer, Parliere,

40 wurden in der von der Stadtmission eingerichteten Cigarrenfabrik im Kampf

Nürnberg, Dresden, Mühlhausen i. Thür., Berlin, Dresden, Triest,

Imports vom Auslande, von England und bem kleinen Hol⸗

i er defä dftigt. ; Arbeitsfeld, ege . . ö l 8 . 8 . ö w 9 3 Buchhalter, Werkmeister, Aufseher ꝛcé, sodann: Maurer, a 7 , 3 Plaidoyer für England das Bedürfniß empfunden haben würde, Deutschland erweisen möge? Ich glaube kaum, daß dies Jemand? in . unabhängig u machen, Lasse man diese Gelegenheit Fiel, Greiz, Rarltruhz, Prag. Amfterbamn 1 Ttolktsinhneme hr Brser, Steinkauer, mmerer, Ki darbeiier. Vaglöhner, Schreiner, zollen, mänti Steen ehen, hasechten r elt fäl int eehhendet denten dan en = zeit Mal, eina Caglnd ritter wärde, Ich Fabe sonst bel Len Hrn. Ab ttcht: nicht ungenäztzt vorüber i Verschaffe man dem deutschen Ku in London, Glatgow, Birmingham wurde die Johl der Sterbefälle Schlosser, Klempner, Glaser, Dachdecker, Maschiniften, kas Stadtmisstonshaus, für welches 50 0 , verausgaßt wurden. schärfer ,, a. zu bringen. Ich. glaubte, 2 gefunden, er , dynastische Verwandtschaften und mann auch jenseits der Meere das Ansehen, welches dem Ver— kleiner. Typhböse Fieber kamen meist in beschräͤnkter, nur in Pariß Heizer 2c. Mittelst einer kleinen. Einschreibgebühr wird IJeuerdings hat fich ein Verein von jungen Freundinnen gebildet, um 14 *. . * f * 6 . . wäre die Sache y, 55 . In . 6 den, Tag gelegt hätte und ich treter einer großen Nation zukomme. Redner befürwortete so⸗ in eswas geffeigerter Zabl zum Vorschein. Fleckiyphen zeigten dem Stellensuchenden Arbeit schnell und billig verschafft. Die Ver. Her Stadtmission in allen Stadttheilen Kapellen zu verschaffen. Die zeendigt, da er in dieser ersten Rede alles gesagt hatte, was meines in, deshalb nothwendig veranlaßt, darüber nachzudenken, welche dann seinen Antrag auf Herstellung einer ostafrikanischen sich nur vereinzelt. Todesfälle weiden nur aus St. Peters burg und Warschau je 1 mitgetheilt. Dem Kind⸗ bettfieber erlagen in deutschen Städten 16 Frauen.

Darmkatarrhe und Brechdurchfälle zeigten keine wesentliche Ver⸗ änderung in ihrem Vorkommen. Erheblich seltener führten viel fach akute entzündliche Prozesse der Athmungsorgane zum Tode. Todesfälle an Pocken kamen aus deutschen Städten 2 (beide aus Chemnitz) zur Anzeige. Einzelne Pockentodesfälle kamen aus Prag, Genf, Basel, Liverpool, Birmingham, Manchester, Warschau, Alexandria gemeldet. Häufiger wurden Pocken in Wien, Paris, Petersburg, Odessa, Rom (im Januar), Venedig Todesveranlassung, in London und Triest läßt die Epidemie nach. In den indischen Städten zeigt sich Cholera in beschränkter Weise.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In Düsseldorf verschied im 68. Lebentjahre am 13. d. M. nach langen schweren Leiden der Genremaler Heinz Ewers. Geboren in Wismar, bildete derselbe sich in Düsseldorf und Antwerpen künstlerisch aus. Seit Jahren lebte er in der erstgenannten Stadt als Bildniß⸗ und Sittenbildmaler. Unter seinen Genrebildern sind hesonders zu nennen: Kinder vor dem Pfarrhause; der Gang zur Taufe; in der Ahnengallerie; im Atelier (letztere beide Motive aus dem 17. Jahrhundert); Mönche und Esel vom Gewitter überrascht; ,, mit Tochter in den Sturm hinaussehend; Bildniß des

lasmalers und Konservators Gildemeister Schwerin; großes Interieur darstellend den Herzog Christian Ludwig und den Erbprinz Friedrich von Mecklenburg Schwerin, wie sie ein Bild besehen, das ihnen der Kammerdiener von Hafften präsentirt. Die letztgenannten vier Bilder befinden sich im Schweriner Museum. Das Portrait Gillemeisters ist ganz vorzüglich und das Interieur ein außerordentlich fein empfun⸗ denes, wirksames Werk, das allgemein für die beste und höchste Leistung des dahingeschledenen Meisters erklärt wird. Dasselbe ist sein letztes größeres Bild. Außerdem malte Ewers noch sechs Brust— bilder des hochseligen Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklen— burg ⸗Schwerin. Eins ist im Besitz des regierenden Großherzogs, der das ausgezeichnete Porträt schon als Erbgroßherzog bekam. Ein anderes, das den hochseligen Herrn (im Arbeitszimmer) in ganzer Figur darstellt, befindet sich in den Händen Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Frau Großfürstin Maria Paulowna von Rußland, geborenen Oerzogin von Mecklenburg ⸗Schwerin. Zwei lebensgroße Kniestücke wurden vom Großherzog an Regimenter verschenkt und zwei, noch zur Zeit im Großherzoglichen Museum in Schwerin ausgestellte, gleichfalls sehr gut getroffene Brustbilder, sind verkäuflich.

Aus dem Verlage von E. S. Mittler C Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin, liegen uns folgende Neuheiten vor: ‚Die 49. Infanterie⸗Brigade in der Schlacht von Vionville Mars la Tour am 16. August 1870. Eine kriegsgeschichtliche Studie aus dem Deutsck ⸗Französischen Kriege 1870/71 nach der appli—⸗ katorischen Methode? Pr. 3M Nach applikatorischer Methode durch⸗ forscht, bietet die Kriegsgeschichte die gründlichste und förderlichste Verwerthung für die Kriegführung selbst, wird sie zur besten Vorschule für kriegsgemäßes Handeln. In diesem Sinne ist der große Schatz belehrender Eifahrungen, wie sie der Krieg von 1870/71 darbietet, noch nicht gehoben, kaum eist angebrochen worden. Eine derartige Studie ist jetzt der Thätigkeit der 49. Infanterie⸗Brigade während der Schlacht von Vionville Mars la Tour gewidmet worden. Die Aktion derselben wird aufs Genaueste und auf Grund der authentischen Bexichte klar gelegt und das Verhalten der Führer wie der Truppen in jedem Wendepunkte des Gefechts geprüft. So ergeben sich eine Reihe von Aufgaben der Verfasser entwickelt deren nicht weniger als 1090 —, Fragen, die einer selbständigen Betrachtung und einer, sei es schriftlichen oder mündlichen Auseinandersetzung und Beant⸗ wortung werth sind. Eine derselben löst der Verfasser selbst als ein Normalbeispiel.

Die Lungen⸗Gymnastik. Eine Anleitung zur diätetischen Pflege und gymnastischen Ausbildung der Athmungsorgane von Dr. med. Th. Huperz. Berlin und Neuwied a. Rh. 1885. Heusers Verlag Louis Heuser). Mit der Veröffentlichung dieser kleinen Arbeit (5 S.) beabsichtigt der Ver⸗ fasser zunächst, der nichtaͤrztlichen Lesewelt eine kurzgefaßte Anleitung zur naturgemaßen Pflege und gymnastischen Ausbildung der Athmungs—⸗ organe zu bieten und dieselbe gleichzeitig von der Nothwendigkeit zu überzeugen, daß diese Organe in demselben Maße der Pflege bedürfen, wie alle übrigen; jedoch lag es keineswegs zugleich in der Absicht des Verfassers, Gesunde oder Kranke etwa zu selbststaͤndigen Kurversuchen zu verleiten, eg wird vielmehr wiederholt ausdrücklich darauf hin—⸗ gewiesen, daß bei der gymnastischen Ausbildung der Athmungsorgane der Rath des Arztes nicht zu umgehen sei, mögen dieselben durchaus gesund sein oder schon Zeichen beginnender Erkrankung er— kennen lafsen. Auch für die Aerzte dürfte das Schriftchen nicht ganz ohne Interesse sein, insofern es dazu bestimmt ist, dem vielbeschäftigten praktischen Arzte in die Hände zu arbeiten und bei Kranken, sowie bei deren Umgebung ein besseret Verständniß für seine Rathschlaͤge anzubahnen. Das Werkchen zerfallt in 4 Hauptabtheilungen. Die erste enthält eine kurze Beschreibung der Respirationgorgane und

mittelung für Arbeitsgeber erfolgt kostenfrei. Hand in Hand mit dem Institut für Arbeitsnachweis und Stellenvermittelung wird dem nächst eine Versicherung für Arbeitslosigkeit errichtet, welches dem Arbeiter gegen kleinen wöchentlichen Beitrag ermöglichen soll, bei Eintritt von Arbeitslosigkeit von dem Vereine wenigstens so⸗ viel zu erhalten, daß er sich und seine Familie vor Hunger schützen kann. Weitere Bekanntmachungen hierüber erfolgen demnächst in der Zeitschrift: Der Deutsche Bauunternehmer“ Frankfurt am Main. Die General⸗Direktion Berlin führt Hr. G. Kosub, Wallnertheater⸗ ö 44, die in Frankfurt a. M. Hr. Theophil Weber, Römer⸗ erg 7.

Dem Geschäftsbericht der Königsberger Vereins. Bank für 1884 entnehmen wir Folgendes: Das Resultat würde ein recht befriedigendes gewesen sein, wäre dasselbe nicht durch größere Ver— luste geschmälert worden. Das Gewinn und Verlusteonto weist einen Reingewinn von 196711 4 nach. Es wird vorgeschlagen, denselben wie folgt zu vertheilen: Reservefonds 5o/ von 195 183 M 9759 „ƽ, 55 oo Dividende 165 000 MS, Tantieme 5 o/ an den Auf— sichtsrath und die Direktion und Beamten je 9759 M, Uebertrag auf 1885 2433 s

Dem Veiwaltungsbericht der städtischen Sparkasse zu Halle a. S. für das Jahr 1884, entnehmen wir folgende Daten: Am Schlusse des Jahres 1883 betrugen die Einlagen der Interessenten 042 441 S6 Im Jahre 1884 sind neu eingezahlt 3745 614 M und den Interessenten an Zinsen gutgeschrieben 69 427 M6, in Summa 10 857 482 AM; davon sind im Laufe des Jahres 1884 zurückgezogen 3123 428 M, so daß ult. 1884 den Interessenten ein Guthaben ver⸗ bleibt von 7 734 953 (4 691 612 M). Die Aktiva der Sparkasse betragen ult. 1884: an ausstehenden Kapitalien 8 935 179 (, Grundstück Rathhausgasse Nr. 1 144 308 AK, Mohbiliarwerth ult. 1884 4212 AM, rückständigen Zinsen von später fällig werdenden Coupons 8110 d, Baatrbestand 8092 „, in Summa 9 099903 M Rechnet man davon ab das Guthaben der Interessenten mit 7734 053 M, so ergiebt sich als reines Vermögen der Sparkasse (1766 des Interessenten⸗Guthabens) ult. 1884 1365 8560 1M. (4 80 704 M6). Nach Abrechnung des von diesem Reinvermögen als Reservefonds zurückzulegenden Betroges von (statutengemäß 15 oO des gesammten Interessenten⸗Guthabens) L160 108 S, bleiben zur freien Disposition ult. 1884 205742 M. An Sparkassenbüchern standen ult. 1883 aus 17 387 Stck.; im Jahre 1884 sind neu ausgefertigt 4410 Stck, macht 21 797 Stck. Davon sind im Jahre 1884 zurückgegeben 2462 Stck.; es bleiben ult. 1884 ausstehend 19 335 Stck. 4 1948 Stck). Auf diese 19 335 Bücher sind im Ganzen belegt 7733 207 M, also auf jedes Buch durch⸗ schnittlich 399, 66 S (— 2,73 M½I).

Glasgow, 16. März. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 3960 gegen 1220) Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 16. März. (W. T. B. In Wolle mehr Geschäft, Preise unverändert, in Garnen mehr Geschäft, Genappes theurer, Stoffe sehr geschäftslos.

Paris, 17. März. (W. T. B.) Bebufs schiederichter⸗ licher Entscheidung der zwischen den Gesellschaften der türkischen Eisenbahnen und der türkischen Regierung obschwebenden Differenzen sind zu Schiedsrichtern ernannt worden: Jacobs und Brunet von Seiten der Baugesellschaft, Dr. von Holtzen⸗ dorf und Graf Lamezan-Salin von Seiten der Betriebsgesellschaft und Vahan und Ali⸗Riza von Seiten der türkischen Regierung.

Verkehr s⸗Anstalten.

Ueber die Herstellung der geplanten neuen Verbindungzwischen Berlin und Kopenhagen sind kürzlich dem dänischen Reichstage die nachstehenden Mittheilungen gemacht worden. Nach einem Vertrage zwischen Deutschland und Dänemark werden die Postverwaltungen die von dem „Deutsch Nordischen ⸗Lloyd“ zu errich⸗

tenden Dampferverbindungen zwischen Warnemünde und dem auf Falster bei Kroghagn zu erbauenden Hafen benutzen. Mindestens einmal täglich muß ein Dampfer in beiden Rich—

tungen abgehen und es soll die Seefahrt zwischen den obigen Häfen nicht über zwei Stunden dauern. Die Beförderung zwischen Berlin und Kopenhagen wird nur dauern. Beide Staaten zahlen dem Lloyd gemeinschaftlich zu gleichen Theilen eine Unterstützung von mindestens 40 0090 . höchstens 80 000 4ƽ jährlich. Die Bahn von Warnemünde über Rostock nach Neuftrelitz sowie die Hafenbauten bei Warnemünde sollen am 1. Juli 1886 fertig sein und der Nordische Lloyd ist verpflichtet, bis zur Fer⸗ tigstellung von Kroghagn seine Schiffe zwischen Warnemünde und Mesnedsund fahren zu lassen. Wir knüpfen hieran die weitere Notiz, daß in einer kürzlich in Rostock e, n. außerordentlichen Ge⸗ neralversammlung der Rostock-⸗Nykjöbing Dampfschfffahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft die Auflösung der Gesellschaft beschlossen wurde, da der Zweck derselben mit dem Inslebentreten der Dampfschiffahrt des Deutsch⸗ Nordischen Lloyd, welches zu dem oben angegebenen Zeitpunkte erfolgen a . ist. Die Dampfschiffe des Letzteren sind bereits im Bau egriffen.

zwölf Stunden

Gesammteinnabmen sind von 95 000 in 1883 auf 90000 in 1884 gesunken. Die Beiträge aus Berlin sind von 20 00 auf 40 000 M gestiegen, dagegen sind die Gaben aus der Provinj zurückgegangen. 2000 S bat Se. Majestät der Kaiser ge⸗ spendet, 500 M½Vt Ihre Majestät die Kaiserin. Gebet und Segen des Superintendent Merensky und Gesang schlossen die Feler.

Zu den vielen Erfolgen, welche das Deutsche Theater seit seinem Bestehen bereits errungen hat, gesellte sich gestern ein neuer mit der Aufführung des Hamlet“. Abgesehen von dem Spiel, war es zunächst die großartige, von genialer Erfindungsgabe zeugende Inscenirung, in welcher Alles originell, künstlerisch durchdacht und ausgeführt war; sie zeigte eine eigenartige Auffassung, ein nicht durch die Laune hervorgerufenes, sondern durch sorgfältiges Studium und feinen Geschmack begründetes Abweichen von den herkömmlichen Hamlet⸗ Aufführungen. Fast alle Neuerungen sind gut gelungen zu nennen. Die erste Begegnung Hamlets mit seinem Vater spielte sich jedoch bei viel zu heller Scene ab, so daß die Wandeldekorgtion, den gewünschten Eindruck vermissen ließ, hier müßte sich durch geschickte Lichtbenutzung ein viel gewaltigerer Effekt erzielen lassen; das Mißlingen mag theilweise auf den überaus engen und nicht ge⸗ nügend tiefen Raum der Bühne zurückzuführen sein. Noch einige andere Mängel machten sich bemerkbar, denen bei Wiederholungen leicht abgeholfen werden könnte. Der Regie muß volle Anerkennung für ihre ausgezeichnete Leistung gezollt werden. Den „Hamlet“ gab Hr. Sommerstorf mit recht gutem Erfolge, obgleich dieser tüchtige Künstler noch viel von berühmten Vorgängern zu lernen haben wird, ehe et eine so gewaltige Rolle mit all ihren Feinheiten ganz und voll zur Geltung zu bringen im Stande ist. Die „Ophelia“ wurde von Frl. Sorma mit all jener Anmuth gespielt, welche, dieser Dame eigen ist, eine etwas herbere Zeichnung und eine tiefgreifen · dere Tragik besonders in den Wahnsinnsscenen könnte der Darstellung jedoch nur zum Vortheil gereichen. Hr. Förster befand sich als Polonius ganz in seinem Elemente. Hr. Pohl als König und Fr. Trautmann als Königin lösten ihre Aufgaben in recht zufriedenstellender Weise, die Maske des Hrn. Pohl war ent schieden eine charakteristische zu nennen, nur stellt man sic diesen Claudius nicht so jugendlich vor, wie Hr. Pohl denselben bis weilen gab. Von sämmtlichen anderen Rollen sei bemerkt, daß sie durchschnittlich gut gegeben wurden, hervorgehoben sei noch der Laertes des Hrn. Krausneck, dessen Maske aber etwas befremdete. Trotz der langen Dauer der Aufführung, welche erst um 11 Uhr beendet war, zeigte das Publikum von Anfang bis zu Ende die auf- merksamste Theilnahme und gab seiner Anerkennung durch aufrich tigen Beifall Ausdruck.

Eines der beliebtesten Mitglieder des Friedrich⸗Wilhelm⸗ städtischen Theaters, Frl. Elise Schmidt, hat am Freitag, den 20, ihre Benefiz⸗Vorstellung. Zur Aufführung kommt selbst⸗ verständlich die beliebte Repertoire⸗Operette Gasparone“.

Das Repertoire des Belle⸗Alliance⸗Theaters ist in dieser Woche mit „Hypochonder“, „Doktor Klaus“ und Rauh der Sabinerinnen“ abwechselnd besetzt. Ehe die Direktion die nächste Novität in Scene geben läßt, soll Emil Pohls unterhal tende Ge— sangsposse „Klein Geld“ noch zur Aufführung gelangen.

Hr Liszts hervorgegangen, gab gestern sein erstes öffentliches Concert. Das Programm enthielt 18 Kla— vierstücke verschiener Komponisten, die der Vortragende, wie üblich, auswendig spielte. Er hätte jedoch ein öffentliches Auftreten erst

Gustar Berger, ein junger Pianist, aus der Schule

nach reiferen Studien unternehmen sollen. Abgesehen von einer empfindlichen Härte des Anschlagg war auch die Sicherheit und Korrektheit des Technischen zu vermissen.

Bachs Präludium und Fuge in C-moll gelangen dem Vortragenden am besten. Die Beethovensche Sonate op. 90, wenn auch in Tempo und Auffassung richtig behandelt, litt in der bekannten Dectmenfigur des Basses an Undeutlichkeit. Aehnliche Fehler störten in der Ballade von Chopin. Das Nocturn und die Berceufe von Chopin waren nicht zart genug in der Ausdrucksweise, zumal auch trotz des Gebrauchs des Planozuges der harte Anschlag fühlbar blieb. Außer einem Walzer desselben Komponisten, der mit Beifall aufgenommen ed, trug Hr. Berger noch einige Stücke von Liszt und Rubin⸗ ein vor.

. ; ** .

im Saale der Sing⸗Akademie

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner. Sieben Beilagen

Berlin:

(einschlleßlich Börsen⸗ Beilage).

ö

Grachtens sich von seinem Standpunkte sagen ließ, in den Worten, nach

und al welche anderen Wenn augenblicklich diplomatische Streitig kein Urtheil erlaube und über die ich nicht entscheiden will, so wollen

die dahin lauteten: England und Neutschland sind aufeinander Stammes verwandtschaft, nach den historischen nach der ganzen Entwicklung, mehr Länder in Europa. keiten schweben, über

angewiesen l Traditionen als irgend deren Berechtigung ich mir heute

wir hoffen u. s. w.

Meine Herren, den Satz konnte ich mir ja vollständig aneignen, l wenn nicht ausschließlich auf einander angewiesen, doch den Beruf haben, nach Stammesverwandt— schaft, nach historischen Traditionen, vor allen Dingen aber nach ge⸗ meinsamen Interessen und nach der Abwesenheit widersprechen der Interessen, im freundlichsten Einverständniß mit einander zu leben. Dieses Einverständniß zu suchen, bin ich seit Jahr und Tag beschäf⸗ tigt. Ich kann es natürlich nur finden in einer Form, die auch für Deutschland eine befriedigende ist. Das Suchen nach dieser Form nöthigt mich, durch manche Peripetie zu gehen auf diplomatischem Wege, wo auch unter Umständen der Eindruck einer Verstimmung ausgeschlossen ist und wo der Wechsel zwischen Festigkeit und Nachgiebigkeit allein zum richtigen Ziele führen kann. In diesem Wechsel, in dieser diplomatischen Operation hat mich die ganze Parteinahme des Hrn. Abg. Richter für die englische Auffassung der Sache, für England, will ich überhaupt sagen, gerade in diesem Augenblick einigermaßen genirt. es wäre gar nicht die Zeit gewesen, daß seine Rede hätte einwirken können, sie wäre noch nicht bekannt gewesen. Nun, meine Herren, die Zeit, in der seine Rede wirkt, läuft Unsere Verhandlungen mit England sind ja im besten Wege, sie sind aber noch nicht abgeschlossen, und daß es auf die Auffassung der englischen Regierung von einigem Gewicht ist, wenn der Führer der Opposition im deutschen Reichstag, der fich an

daß wir, England und Deutschland,

nicht

Der Herr Abgeordnete hat gesagt,

noch immer fort.

der Spitze der der Regierung entgegenstehenden Majorität befindet, in dem Augenblick, wo streitige Interessen diskutirt werden, für' die

fremoländischen Partei nimmt, nun, meine Herren, das ist nach englischen Begriffen doch sehr wohl erklärlich! Nach englischen Be“ griffen hat die Majorität, an deren Spitze der Hr. Abg. Richter, wenn nicht ganz isolirt, doch mit wenigen Gefährten steht, alle Aus— sicht, demnächst die künftige Regierung dieses Landes zu stellen. Daß das nicht wahrscheinlich ist, wird einem Deutschen, der unsere Politik versteht und aus deutschen Gesichtspunkten beurtheilt, einleuchtend sein; aber für einen Engländer nach dessen parlamentarischen Auf⸗ fassungen ist es ganz natürlich.

Ich glaube, der Hr. Abg. Richter täuscht sich über das Gewicht seines Auftretens, wenigstens in England. Der Abg. Richter hat in England ein viel größeres Schwergewicht als bei ung in Deutschland. (Oeiterkeit rechts). Ich muß darauf aufmerksam machen. Der, welcher an der Spitze der Opposition gegen die Regierung steht, an der Spitze einer Majorität, der die Regierung ziemlich regelmäßig unterliegt in Fragen, die sie bringt, ist doch für England der herr— schende Punkt, der Stern der Zukunst, und man muß sschon die deut— schen Verhältnisse genauer kennen, um sich zu überzeugen, daß diese englische Auffassung bei uns nicht so ausschließlich Platz greift, wie es in England der Fall sein dürfte.

„Ich habe das angeführt, was der Hr. Abg. Richter in seiner ersten Rede gesagt hat. Wenn ich nun zwei Seiten weiter umschlage, so finde ich, daß er genau denselben Gedanken nochmals wiederholt hat; er schien eins vergessen zu haben und nachholen zu müssen: das waren die verwandtschaftlichen Beziehungen der Dynastie. Die zweite Wendung ist im Uebrigen ganz identisch mit der ersten, sie hat wenige Minuten nachher unter wiederholter Meldung zum Wort statt⸗ gefunden. Ich muß daher annehmen, daß Hr. Richter auf diese Ein⸗ schaltung ein ganz besonderes Gewicht gelegt hat. Er sagt, daß er überzeugt sei, »die Ansichten weiter Kreise im deutschen Volk zu ver⸗ treten denke ich mir; der Satz ist nicht ganz zusammenhängend Dädie sich keineswegs durch parlamentarische Debatten, die an dieser Stelle wenigstens durchaus Überflüfsig sind, in einen künstlichen Gegensatz zu einem uns stammverwandten Volke, das uns nicht nur durch unsere Dynastie, sondern auch durch die germanische Abstam⸗ mung verwandt und durch gemeinsame Kämpfe in kritischen Perioden der Geschichte verbunden ist, wollen hineinbringen lassen.

Nun, der Hr. Abg. Richter hat nicht im Sinne der von dem Hrn. Abg. Windthorst accentuirten Einigkeit aller Parteien gegenüber dem Ausland gehandelt, indem er gerade in diefem Moment, bei divergirenden und rivalisirenden Interessen zweier Nationen, für die andere Seite und nicht für die deutsche eintrat; was ihn dabei geleitet haben kann, darüber will ich mich nicht äußern. Ich bin gewohnt, den Widerstand des Hrn. Abg. Richter auf allen Wegen zu finden, die ich in der inneren sowohl wie in der auswärtigen Politik zu gehen habe, und sehe überall mich der Nothwendigkeit gegenüber, diesen Widerstand. der durch eine sehr eindringliche und ausdauernde Beredfam⸗ keit unterstützt wird, zu bekämpfen. Indeß, das ist feine Sache zu er⸗ wägen. Ich ergreife hier nur das Wort, um mich gegen diese Verwerthung der dynastischen Verwandtschaften in Fragen der auswärtigen Politik

Gründe ihn in diesem Falle veranlaßt für England mit einzuwerfen.

erinnern, daß in den vierziger Jahren von hause jederzeit ausgebeutet worden ist, um innern oder vielleicht haben es viele von Herwegh. wo sagt: „Behüt' uns vor

Dieselbe Tonart, die anschlug, zog sich

dem Herwegh durch das

im Jahre

ganze

Jahr 1848.

hauptung dieses fremden Einflusses niemals nützlich.

ich damals vertrat, ausgespielt? in Bezug auf die Kartellkonvention, in Bezug auf Alles;

und das wenige Vertrauen, das mir der

und insbesondere unserer Kaiserlichen Dynastie unter allen Umständen jederzeit auf Seiten der nationalen Interessen und niemals auf der Seite der Fürstlichen Verwandtschaften in die Waage fallen wird. Der Abg. Lohren beantragte für den Fall der Annahme des sozialdemokratischen Antrages, die Linie nach dem Kon— tinent von Australien als solche zwischen Aden und Port Elisabeth zu bezeichnen und die Gesammtsumme der Sub— vention auf 4900 000 M festzusetzen.

Der Abg. Dietz empfahl die sozialdemokratischen Anträge und schloß daran eine Reihe von Klagen gegen die Behand⸗ lung der Hülfsarbeiter auf den Rhedereien und besonders auf der Rhederei des Bremer Lloyd. Am liebsten würde er daher sehen, wenn der Staat selbst die Dampferlinien in die Hand nehme, damit solchen Klagen auf gesetzlichem Wege abge— holfen werden könne. Wenn seine Partei heute im In⸗ teresse deutscher Industrie und deutschen Handels für die beiden (ostasiatische und australische) von seiner Partei genannten Linien stimme, jo wolle seine Partei damit ihrer Abstimmung für die dritte Lesung nicht präjudiziren.

Der Abg. Baron Zorn von Bulach erklärte, seine Partei werde nicht aus nationalen, sondern aus rein wirihschaftlichen Rück— sichten für die Regierungsvorlage stimmen. Man wolle die ostasiatische Linie subventioniren, weil sie sich am meisten ren⸗ tiren würde; seine Partei wolle aber gerade die Linien unter⸗ stützen, die sich am wenigsten rentiren würden, die also der Hülfe am meisten bedürftig seien. Man brauche für die hoch entwickelte deutsche Industrie neue Absatzgebiete, die sich durch neue Verkehrsmittel am besten würden erlangen lassen. „Gui ne risque rien, n'a rien!“ habe ein französisches Sprüchwort gesagt, des—⸗ halb müsse man Summen wagen, um dies Ziel zu erreichen. Die Industrie von Elsaß⸗Lothringen habe durch den Krieg viel gelitten, derselben müsse vor Allem geholfen werden.

Die deutsche Bevölkerung vermehre sich mehr, als die der an⸗

deren Länder, deshalb seien auch die Anfänge der Kolonial⸗—

politik zu begrüßen, welche bestimmt seien, die deutschen Nieder—⸗

lassungen und die deutschen Auswanderer zu schützen.

Der Abg. Dr. von Jazdzewski bemerkte, seine Partei

werde, wie er zu seinem Bedauern erklären müsse, wenn sie

auch für einzelne Punkte stimmen werde, gegen die Vorlage

im Ganzen stimmen. Die Polen seien hauptsächlich dazu

durch die Behandlung veranlaßt, welche ihnen hier im Hause

wiederholt und noch am Sonnabend vom , , . zu

Theil geworden sei. Er weise die Unterstellung, als spekulirten

die Polen auf einen unglücklichen Krieg Deutschlands, entschieden

zurück. Er bestreite dem Reichskanzler das Recht, den Polen

vorzuwerfen, dieselben schürten die Feindseligkeiten und speku⸗

lirten auf eine Störung des Friedens. Eine solche Insinuation

sei geeignet, ihre Stellung im In⸗ und namentlich im Aus⸗

zu verwahren in meiner Eigenschaft als ein langjähriger und erprobter Diener unserer Dynastie und Sr. Majestaͤt des Kaisers. Es ist eine

lande falsch darzustellen. Seine Partei reklamire nur fort

e veran haben können, das Gewicht der dynastischen Verwandtschaft in die Waagschale in seinem Plaidoyer

Auch aus unserer eigenen neuesten Geschichte darf ich wohl daran ö J den Gegnern unserer Dynastie die nahe Verwandtschaft derselben mit dem russischen Kaiser⸗ sie als abhängig, als be⸗ einflußt von dem Auslande darzustellen. Ich brauche Sie nur zu er⸗ . Ihnen nicht gelesen; aber ich habe es damals gelesen an das bekannte Gedicht von er in etwas gezwungenem Reim auf Meleager Czaren, Deinem Schwager!“ 1840 und 1841 . Im Jahre 1848 war es ja in Plakaten überall zu lefen: Die Russen kommen!“ Für die Populgrität der eigenen Dynastie war die * ; ; 1 Ich bin der Behauptung ja noch begegnet im Anfange meiner ministeriellen Lauf⸗ bahn zu den Zeiten der polnischrussischen Kartellkonvention. Was wurde hauptsächlich gegen die Politik Sr. Maßjestät des Königs, die Unsere Abhaͤngigkeit von Rußland kurz es wurde die Dynastie im Lande verdächtigt, daß sie nicht die , . Bedürfnisse allein, sondern auch ihre verwandtschaftlichen Rücksichten auf die nahestehende russische Dynastie in der Politik mit zum Ausdruck brächte. Diese historischen Erinnerungen und Erwägungen Royalismus des Hrn. Abg. Richter einflößt, nöthigen mich, hier seiner Bezugnahme auf dynastische Verwandtschaften und ihrem Einfluß auf die Politik mit der Ver⸗ sicherung entgegenzutreten, daß das Gewicht der deutschen Dynastien

Linie. Gerade diese Linie werde von theil für die Rhederei sein und zahlre

Demnächst nahm der Reichskanzler das Wort: Der Herr Abgeordnete für äußert, daß ich in meiner

über gemeldet ist, aus dem

Zusammenhan daß ich auch seine Fraktion ;

gemeint hätte.

habe es ganz ausdrücklich gesagt. Der Herr Abgeordnete hat klein wenig verschoben, indem er legt, daß die Fraktionen, spekulirten,

Ideale zu verwirklichen.

hätte, ob ich mich da von hätte, das will ich hier unentschieden lassen pflichtet, mich darüber auszusprechen, denn

Wiederanführung der Hauptstellen. auf ankommt, und ich glaube,

belastet habe in den habe gesagt:

wird erschüttern können. Mir ist das in meiner Erfahrung und wir haben bei uns im Reiche

Krieg Deutschlands erreicht werden könne Ich frage den Herrn Abgeordneten: Königreichs Polen eins von den offen Lande leute und namentlich der Fraktion, d wird das nicht bestreiten; er sagt aber: wir lung nicht durch Krieg, wir wollen lichen Meinung erreichen.

der Garantie des deutschen Reiches

Krieg möglich oder durch ein anderes M durch Revolution. Zwischen den beiden Es giebt keine andere Auslegung; der Meinung, und was man sonst noch vorgeben sein. Es liegt ja allerdings im Interesse de sichten nicht zu früh an den Tag zu treten,

Schooße des deutschen Reichstages das Deut Absichten Derer, die uns, und wie wir g

woran sie ist. . Ich habe weiter gesagt:

einen unglücklichen Krieg Preußens.“ Den Gedanken an Revolution Ort, an dem wir uns befinden, unterdrückt;

ben wird, und die man nur unter Umstäaͤnde

hinstellen kann; der Richter maß sich damit nichts anderes thun. Ob aber der Richter,

sich mit dieser Auskunft zufrieden geben wird:

Wiederherstellung des Königreichs

ja, meine Herren, das glaube ich doch nicht.

reichs Hannover in seinem alten Umfange,

und fort auf legalem Boden die Rechte, die den Polen durch

Elsaß⸗Lothringen an Frankreich sind alles

das braucht man nicht aus dem Zusammenhang zu verstehen.

1 ja Fraktionen, gestellte Ideale nur durch Krieg, und zwar durch einen unglücklichen

„Die Herstellung des Königreichs Polen, die polnischredenden Provinzen von Preußen ist doch nur möglich durch

„die Herstellung des Königreichs Polen u. s. lich durch einen unglücklichen Krieg Preußens; von Nordschleswig an Dänemark, die Wiederherstellung des König⸗

außerordentlichem Vor⸗ ichen deutschen Arbeitern

Beschästigung geben; namentlich aber auch zur Hebun der deutschen Kolonien in Ostafrika beitragen. ö ö

Fürst von Bismarck

,, bet . dahin ge⸗ vorgestrigen Rede seine Fraktion t beschuldigt hätte, als ob sie zu denen gehörte, . Störung der Einheit des Deutschen Reichs, nur durch Losreißung von Landestheilen von einzelnen Staaten, die bilden, verwirklicht werden könnten. Er hat nach

deren Ideale nur durch

das Deutsche Reich dem, was mir dar⸗ meiner Worte geschlossen, Das ist ja außer Zweifel; Ich

aber doch meine Aeußerungen ein mir die Behauptung in den Mund Fr nen, von denen ich sprach, r n, denjenigen Krieg hervorzurufen, der, für Deutschland abliefe, dahin führen könnte,

förmlich darauf wenn er unglücklich ihre offen ausgesprochenen

Nun, meine Herren, wenn ich das gesagt der objektiven Wahrheit sehr weit entfernt

zich bin auch nicht ver ich habe es nicht gesagt.

Ich will aber das, was ich gesagt habe, nochmals richtig stellen durch

deren Auslegung es hier

daß die Persammlung davon überzeugt werden wird, daß ich Niemanden über Gebühr angeschuldigt und Voraussetzungen, die ich hier aussprach. Ich

Es ist die Taktik aller Derjenigen, deren Parteiprogamm oder deren Bestrebungen überhaupt nur durch Unterbrechung des Frie⸗ dens, nur durch Krieg verwirklicht werden können, stets der Sicherheit des Friedens auszusprechen.

Das isi eine allgemeine Wahrheit, die der Herr Abgeordnete nicht

Zweifel an

wiederholt entgegentreten, deren offen auf⸗

n.

ist nicht die Herstellung des aufgestellten Idealen seiner

ie hier vertreten ist? Er wollen die Wiederherstel⸗

sie durch den Druck der 6ffent⸗ hen . Ja, meine Herren, das ist absolut un— möglich; das Ideal, das ich früher anführte, Provinzen von dem preußischen Staate,

die Losreißung von

wie er heute unter steht, ist nur durch ittel, ebenso gewaltsam, allein steht die Wahl. Druck der öffentlichen mag, kann nicht gemeint r Herren, mit ihren Ab⸗ einen Mantel über die⸗

selben zu breiten und sich dadurch das Recht zu erkaufen, in dem

sche Reich zu bekämpfen.

Aber in unserem Interefse, in dem der Regierungen, liegt es, jede Verdunkelung in diesem Punkte nach Möglichkeit zu verhüken und die

lauben, der Zukunft des

Reiches in ihren letzten Plänen feindlich gegenüberstehen, offen an den Tag zu legen, damit die Nation weiß, woran sie sich zu halten hat,

Loßreißung der

habe ich aus Rücksicht auf den

er ist aber doch das

Einzige, was übrig bleibt, wenn man sagt, daß man an einen Kri nicht denke; das Andere ist eine Redensart, 3. *

die kein Mensch glau⸗ n vor Gericht, wo man

nicht gejwungen werden kann, über seine Gedanken Auskunft zu geben,

zufrieden geben, er kann hier das deutsche Volk, wir erwarten die

Polen auf Kosten der preußi Provinzen von dem Druck der öffentlichen . in BGer r üben

Also: Ich sagte: w. ist doch nur mög⸗ die Wiederabtretung

die Wiederabtretung von Dinge, die nur nach