1885 / 74 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Landespolizeiliche Anordnung,

betreffend Verbot der Ein- und Durchfuhr von ea neff und Schafen aus Oesterreich⸗Ungarn, Rußland und deren Hinterländern.

Auf Grund des 8.7 des Reichsgesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, vom 20. Juni 1880 (R⸗G.⸗Bl. S. 153) und des §. 3 des preußischen Ge⸗ setzes, betreffend die Ausführung des genannten Reichsgesetzes, vom 12. März 1881 (G.⸗S. S. 128), wird hiermit für den Umfang des Regierungsbezirks Aachen angeordnet, was folgt:

1. Die Ein⸗ und Durchfuhr von aus DOesterreich⸗ U garn, Rußland und deren Hinterländern stammenden a. Schweinen, b. Schafen, e. frischem Fleisch von Schafen über die preußisch⸗ luxemburgische, preußischbelgische und preußisch⸗ niederländische Landesgrenze ist verboten.

§. 2. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnung werden nach 5§. 328 des deutschen Strafgefetzbuches und 5. 66 Nr. 1 des Reichs⸗Viehseuchengesetzes vom 23. Juni 1886 (R.⸗G.⸗Bl. S. 153) bestraft. . .

§. 3. Vorstehende Anordnung tritt mit ihrer Verkündi⸗ gung in Kraft.

Aachen, den 21. März 1885. ͤ

Der Regierungs⸗Präsident: von Hoffmann.

der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 13 der 3 eid! nregi ster⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.

Aichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. März. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilte vorgestern dem Geheimen Medizinal⸗Rath Professor Dr. Esmarch und dem Vorstande des Samariter-Vereins eine Audienz behufs Entgegennahme eines von diesem Verein überreichten Albums. ö

Ihre Majestät wohnte gestern mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden der Vorprüfung und heute mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm der Einsegnung der Konfirmandinnen in der Kaiserin⸗Augusta⸗ Stiftung zu Charlottenburg bei. . .

Gestern fand im Königlichen Palais eine musikalische Abendunterhaltung statt, bei welcher das Künstlerpaar de Padilla sowie Frau Essipoff, Fräulein Beeth und die Herren Mierszwinski und Rüdel mitwirkten.

Ihre Kaiserlichen und Königlichen . der Kronprinz und die Kronprinzessin ge eiteten gestern früh 71 Uhr Ihre Königlichen Hoheiten den Prinzen und die Prinzessin Christian zu Schleswig⸗Holstein nach dem Bahnhof Friedrichstraße.

Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz nahm um 111 Uhr militärische Meldungen entgegen und empfing sodann den

Dber⸗Stabsarzt Dr. Börner. Um 2 Uhr begab Sich Höchstderselbe mit Sr. Königlichen oheit dem Großherzog von Sachsen⸗Weimar nach dem König⸗ lichen Museum. .

Abends Si , Uhr erschienen die Kronprinzlichen Herr— schaften mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Vickoria zu der Soirée bei Ihren Majestäten.

Zum Besuch waren bei den Kronprinzlichen Herrschaften Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Sachsen⸗Weimar und Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht vorgefahren.

Dem Magistrat von Berlin ist auf die an Se. Majestät den Kaiser und König aus Anlaß des Allerhöchsten Geburtstages gerichtete Glückwunsch⸗Adreffe folgendes Antwortschreiben zugegangen:

Dem Magistrat danke Ich herzlich für die Glückwünsche, welche Mir in der eingereichten Adresse zu Meinem Geburtstage ausgesprochen worden sind. Bei der Wiederkehr dieses Tages empfinde Ich in Meinem Alter demuthsgvoll die unerschöpfliche Gnade Gottes, welche Mich auch in dem vergangenen Lebensjahre mit dem nöthigen Maß von Kräften ausgestattet hat, um den Pflichten Meines Regenten berufes in gewohnter Arbeit gerecht werden zu können; Ich empfinde aber nicht minder mit tiefem Danke die Liebe Meiner Unterthanen, welche Mich in der Erfüllung dieser Pflichten ermuthigend unterstützt.

In dem einträchtigen Zusammenwirken zwischen Fürst und Volk wurzelt die Kraft der Nation. Ich begrüße daher in Ihrer Adresse mit besonderem Wohlgefallen den Ausdruck des Vertrauens in die fürsorglichen Bemühungen, welche Ich im Verein mit Meiner Re— gierung unausgesetzt aufwende, um den Ausbau des Deutschen Reiches auf festen Bahnen allmählich fortschreitend zu fördern. Mit um so größerer Zuversicht darf Ich der Hoffnung Raum geben, daß durch die neuerlichen Maßnahmen das wirthschaftliche Leben der Nation sich wieder einer günstigeren Entwickelung zuwenden, und daß unter dem Schutze gebesserter und gesicherter Zustände auch die arbeitende Klasse sich zu einem nationalen Empfinden erheben wird, welches, gepaart mit strenger Gottesfurcht, die wirksame Waffe gegen manche in unseren Tagen hervortretenden beklagenswerthen Ver— irrungen bildet.

Möge sich der Magistrat überzeugt halten, daß Ich dem Be— streben, auch seinerseits zur Hebung der wirthschaftlichen Schwierigkeiten beizutragen, und die in steter Ausdehnung begriffene Großstadt Berlin auf geistigem wie sittlichem Gebiete durch immer neue Einrichtungen mit den steigenden Anforderungen in Einklang zu erhalten, gern Meine ungetheilte Anerkennung zolle.

Berlin, den 25. März 1885.

Wilhelm.

Die Allerhöchste Antwort auf die Adresse der Stadt⸗ verordneten⸗-Versammlung iautet:

Die Adresse, welche die Stadtverordneten aus Anlaß Meines Geburtstages an Mich gerichtet haben, hat Mir wiederum lebhafte Freude bereitet. Ich weiß aus langjähriger Erfahrung, daß die Bürgerschaft Meiner Haupt. und Residenjstadt Mir und Meinem Hause treu ergeben ist. Auch jetzt an Meinem Geburtstage hat die Einwohnerschaft Berlins gewetteifert, durch ihre Haltung wie durch

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äußere sichtbare Zeichen, ihrer Liebe für Mich Ausdruck zu geben und Mir dadurch die Feier des Tages verherrlicht. Solche Huldigungen, welche aus dem Innern des Volkes herausdringen, gehen zu Herzen. Ibre freundlichen Glückwünsche, pelche Mir diese Wabrnehmungen bestätigen, haben Mich daher um so wohlthuender berührt und es drängt Mich, Ihnen Meinen aufrichtigsten Dank dafür auszusprechen. Berlin, den 25. März 1885. Wilhelm.

Der Bundesrath hielt am gestrigen Tage unter dem Vorsitz des Staatg⸗Ministers, Staatssokretärs des Innern, von Boetticher, eine Plenarsitzung ab. Der Vorsitzende legte Mittheilungen des Präsidenten des Reichstages über die Be⸗ schlüsse des Reichstages, betreffend die Aufnahme der Anstalten zur Verarbeitung von Theer und Theerwasser unter die genehmigungspflichtigen Anlagen, den Entwurf eines Ge⸗ setzes über Postdampfschiff⸗Verbindungen mit überseeischen Län⸗ dern und den Entwurf eines Gesetzes über die Befugniß von Fahrzeugen, welche der Gattung der Kauffahrteischiffe nicht angehören, zur Führung der Reichsflagge vor. Ueber den Entwurf, betreffend die Postdampfschiff⸗Verbindungen, wird in einer der nächsten Sitzungen Beschluß gefaßt werden. Von der Uebersicht über die auf den deutschen Münzstätten im e 1884 erfolgten Ausprägungen von Reichs⸗-Gold⸗ und

ilbermünzen nahm die Versammlung Kenntniß und über— wies die Vorlage, betreffend die Aenderung der Bestimmungen des Eisenbahn⸗Hetriebsreglements über die Beförderung von Zündbändchen, Petroleum, Benzin u. s. w. und die Angelegen⸗ heit, betreffend die Besetzung der Stelle eines Reichsanwalts, den zuständigen Ausschuüssen. Bei einer Disziplinarkammer gelangte die Stelle des Präsidenten und bei mehreren Disziplinar⸗ kammern Stellen von Mitgliedern zur Wiederbesetzung. Hierauf fanden Eingaben, betreffend die Zollbehandlung verschiedener Gegenstände, ihre Erledigung. Die Eingabe des Brennerei⸗ besitzers Hagspihl zu Görlitz, betreffend die Anwendung von Auf H. für Maischbottiche in Branntweinbrennereien, wurde durch die inzwischen von Seiten des Königlich preußischen Finanz⸗Minisiers zur Beseitigung der Ger—⸗ hobenen Beschwerde erlassene Verfügung für erledigt erklärt und beschlosen, dem Gesuch des Kaufmanns Johannes Fritze in Bremen und Gen. um Zulassung von Aktien unter dem gesetzlichen Minimalbetrage für das Unternehmen der Farge⸗ Vegesacker Eisenbahn⸗Gesellschaft keine Folge zu geben. Der Entwurf einer allgemeinen Literarkonvention, eines Jusatzartikels und eines Schlußprotokolls, die zu Berlin am 15. Mai 1883 unterzeichnete Konvention mit dem Königreich Madagaskar, und der Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗-Lothringen über die Verzinsung der Gelder der Sparkassen und Hülfsgenossen— schasten wurden genehmigt.

Nachdem noch die Uebersicht der Ausgaben und Einnah— men der Landesverwaltung von Elsaß⸗-Lothringen für 1883/84 vorgelegt und bezüglich der Allgemeinen Rechnung über den Landeshaushalt dieses Landes für das Etatsjahr 188081 Entlastung ertheilt worden war, wurde zum Schluß auf An⸗ träge wegen der Bildung von Berufsgenossenschaften auf Grund des Unfall⸗Versicherungsgesetzes, über den Rechnungs— abschluß der Gemeinde⸗Krankenversicherungskassen für Dezem⸗ ber 1884 und über die geschäftliche Behandlung mehrerer Eingaben verschiedenen Inhalts Beschluß gefaßt.

Im weiteren Verlauf der gestrigen (12.) Sitzung des Herrenhauses berichtete Herr von Winterfeld in ein⸗ maliger Schlußberathung über den Gesetzentwurf, betreffend eine Schadloshaltung des Herzoglich schleswig⸗holsteinischen Hauses, und beantragte: demselben in Uebereinstimmung mit dem Abgeordnetenhause unverändert die verfassungsmäßige Zu⸗ stimmung zu ertheilen. Das Haus nahm den Gesetzentwurf ohne Debatte en blos an.

Herr Brüning berichtete in einmaliger Schlußberathung über den Gesetzentwurf, betreffend Abänderungen der Kirchen? verfassung der evangelisch-lutherischen Kirche der Provinz Hannover, und beantragte die unveränderte Annahme der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses. Auch diese Vorlage wurde ohne Diskussion en blos angenommen.

Herr von Winterfeld berichtete hierauf in einmaliger Schlußberathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Er⸗ gänzung des 5.7 des Gesetzes über die allgemeine Landes— verwaltung vom 30. Juli 1883, und beantragte, den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses in unveränderter Faffung zuzustimmen. Das Haus nahm den Antrag des Referenten ohne Debatte an und erledigte ebenso auf Antrag des Referenten, Herrn von Winterfeld, den Gesetzentwurf, betreffend die Versorgung der Hinterbliebenen des Polizei⸗Raths Rumpff.

Inzwischen war der Reichskanzler, Präsident des Staats—⸗ Ministeriums, Fürst von Bismarck, im Haufe erschienen und hatte, von allen Seiten begrüßt und nach allen Seiten hin wieder grüßend, am Ministertisch Platz genommen.

Nachträglich war noch der Gesetzentwurf, betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur n . der durch das Hochwasser der Weichsel in der . estpreußen und im Landkreise Bromberg, Provinz Posen, herbeigeführten Ver⸗ heerungen, auf die Tagetzordnung gesetzt worden.

Der Referent, Graf von Dönhoff⸗Friedrichstein, beantragte die unveränderte Annahme der Beschlüsse des Abgeordneten⸗ hauses, und das Haus stimmte dem Antrage ohne Bebatte bei.

Damit war die Tagesordnung erschöpst.

Zu der nächsten Sitzung wird der Präsident besonders einladen. Dieselbe wird vor dem 15. April nicht stattfinden.

Im weiteren Verlauf der gestrigen (50.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten hielt bei Berathung der Uebersicht über die Verwaltung der fis ka⸗ lischen Bergwerke, Hütten und Salinen für das Jahr 1883,84 der Abg. Letocha seine früheren Behauptungen, besonders über die Lohnsätze, aufrecht. Die Löhne der Berg⸗ leute seien im Allgemeinen viel zu niedrig, namentlich aber in Schlesien, wo zahlreiche Bergleute trotz ihrer mühe⸗ und gefahrvollen Thätigkeit nur 1,56 S bis 2 Ig, täglich ver⸗ 6, J,. führte zum Belege zahlreiche einzelne Bei⸗ piele an.

Die 5 wurde durch Kenntnißnahme erledigt.

Den 36. Bericht der Staats schuldenkommission beantragte die Budgetkommission durch Dechargirung zu erledigen und außerdem Folgendes zu erklären:

Dag Haus erkennt in der Vorschrift des §. 16 des Gesetzes dom 24. Februar 1859, betreffend die Verwaltung des Staans⸗ THhuldenwesens und Bildung einer Staatsschuldenkommission, die Absicht, daß der der Hauptverwaltung der Staate schulden Üüber⸗ tragene Mitberschluß nur durch diejenigen Personen wahrgenommen

ire welche den im 5. 9 des Gesetzes angeordneten Eid geleistet

en.

Das Haus beschloß demgemäß und ertheilte ferner noch Decharge für die Rechnungen der Kasse der Ober“ Rechnungs kammer für 1863/84. .

Der Präsident erbat und erhielt die Ermächtigung, dem Fürsten von Bismarck zu seinem 70. Geburtstage die Glück— wünsche des Hauses darzubringen.

Um A Uhr vertagte sich das Haus auf Dienstag, den 14. April, 11 Uhr.

Dem Kreise West⸗Sternberg, welcher den Bau einer Chaussee von Reppen nach Ziebingen beschlossen hat, ist durch Allerhöchste Ordre vom 4. März d. J. das En t⸗ eignungsrecht sür die zu dieser Chaussee erforderlichen Grundstücke, sowie gegen Uebernahme der künftigen chaussee⸗ mäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chauffer geld⸗ Tarifs vom 29. . 1840 einschließlich der in dem⸗ selben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusätzlichen Vor⸗ schriften vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen verliehen worden Auch sollen die dem Chausseegeld⸗· Tarif vom 29. Februar 1846 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.

Nach einer im Einverständniß mit dem Minister des Innern erlassenen Verfügung des Kriegs⸗Ministers, vom 16. v. M., kann den Mitgliedern der Lan dgensd'armerie bei den Kommandos zu den größeren Truppenübungen Ngturalquartier, gemäß 8. 2 ad 2 des Quartierleistungz= gesetz's vom 25. Juni 1868, gewährt werden.

Nach einer Cirkularverfügung des Ministers des Innern, vom 28. v. M., ist der für das qu. Quartier zu berechnende Servis, auf dem durch §. 15 der Instruktion vom 31. De— zember 1868 zur Ausführung des Quartierleistungs⸗ Gesetzes vom 25. Juni 1868 vorgeschriebenen Wege an die Gemeinde zu zahlen und gleichzeitig in der Liquidation der Gensd'armerie⸗ mitglieder über Reisekosten und Tagegelder, unter Erläuterung der Gründe, aus welchen Naturalquartier in Anspruch ge⸗ nommen werden mußte, in Anrechnung zu bringen.

Da nicht nur aus den Vereinigten Staaten von Amerika, sondern auch aus anderen mei stbeg ünstigten Ländern über Belgien und die Niederlande Roggen in das Zollgebiet eingeführt wird, so sind nach einem Cirkularerlaß des Finanz-Ministers vom 21. d. M. bezüglich der Einfuhr des in diesen Ländern produzirsen Roggens über Belgien oder die Niederlande dieselben Maß— regeln nothwendig geworden, welche nach der Verfügung vom 9. d. M. hinsichtlich der Einfuhr aus den Vereinigten Staaten über Belgien und die Niederlande getroffen worden sind. Als solche meistbegünstigte Länder kommen namentlich die europäische Türkei, Bulgarien und Rumänien in Betracht. Den betheiligten Kaiserlichen Konsulaten in diesen Ländern, sowie in Belgien und den Niederlanden, ist die erforderliche Instruktion ertheilt worden.

Das sog. Schwachtrinkebier (Kofent), welches beim Brauen nach zwei⸗ oder dreimaligem Ablassen der Bier— würze aus dem Maischbottig in den Kochkessel durch Aufgießen von kaltem Wasser auf die zurückgebliebenen ausgedörrten Malzhülsen gewonnen wird, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafs, vom 16. Dezember v. J. im Sinne des Brausteuergesetzes von 31. Mai 1872 Bier, und das Zusetzen von Biercouleur zu diesem Bier ohne die Anmeldung zur Entrichtung der Brausteuer ist als Brausteuer⸗Defraudation zu bestrafen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischen Ministerial⸗Räthe von Kastner und Herrmann ca,. r Ober⸗Regierungs⸗Rath Schmidtkonz sind von hier abgereist.

Die gestern erwähnten Bestimmungen, betreffend die Kommandirung ze. der Militär anwärter, sind nicht im „Militär-Wochenblatt“ sondern im „Armee-Verord⸗ nungs⸗Blatt“ enthalten.

Treptow a. d., Rega, 26. März. (N. A. 3.) Einer an ihn ergangenen Einladung des Offiziercorps des Neumär⸗— kischen Dragoner⸗Regiments Nr. 3 Folge leistend, hatte sich der Kronprinz von Schweden, begleitet von dem bei ihm zum Ehrendienst kommandirten General-⸗Lieutenant von Winter— feld und dem hiesigen schwedischen Militärbevollmächtigten Oberst⸗Lieutenant von Malmborg, am Mittwoch früh hierher⸗ begeben, um sein Regiment zu besuchen. Nach kurzem Auf⸗ enthalt in Stettin wurde zur Weiterfahrt ein Extrazug bestiegen, der nach 3 Uhr in Treptow einlief. Hier war das gesammte Offiziercorps die beiden in Greifenberg garnisonirenden Schwadronen, die 3. und 4, waren schon Tags zuvor von dort eingetroffen zum Empfange anwesend. Nachdem sich der Kronprinz die Herren alle einzeln hatte vor⸗ stellen lassen, wurden die Wagen bestiegen, welche den hohen Chef und seine Begleitung nach dem der Landschaft gehörenden Schlosse führten. Vor demselben stand eine Escadron im Paradeanzuge mit der Standarte und dem Trompetercorps als Ehrenwache aufmarschirt Nach einem Imbiß stieg der Kronprinz mit seiner Begleitung zu Pferde, um sich nach dem großen Exerzierplatze a begeben. Hier standen die Dragoner in Regimentskolonne aufmarschirt. Sobald der dem hohen Chef voraufsprengende Srdon⸗ nanzoffizier dessen Nahen gemeldet, galoppirten die Generale mit dem Obersten von Albedyll dem Kronprinzen, welcher zu der Parade-Uniform der Dragoner das Band des Schwarzen Adler-Ordens trug, entgegen. Nach Ueberreichung des Frontrapports wurde die Front der einzelnen Eskadrons abgeritten, worauf dieselben in Zügen defilirten. Dann setzte sich der Kronprinz an die Tete des Regiments und führte dasselbe im Parademarsch im Trabe dem General von Oppeln⸗ Bronikowski vor. Der Parade folgte ein Vorexerzieren, welches den einzelnen Schwadronen das vollste Lob ihres Chefs eintrug. Während nach Beendigung dieses Schauspiels die Standarte mit Musik nach dem Schlosse gebracht wurde, waren die, Vorbereitungen zum Diner im Sffizierkasino beendet. Während der Tafel erhob sich zunächst der Kronprinz, um den erslen Toast auf Se. Majestät den Kaifer auszu⸗ bringen, der zweite, vom General Oppeln⸗Bronikowski aus⸗ gebracht, galt dem Kronprinzen von Schweden, worauf dieser nochmals das Wort ergriff und nach einer längeren Ansprache das Regiment leben ließ, wofür Oberst von Albedyll den Dank aussprach. Letzterem überreichte der Kronprinz sodann die Insignien der 1. Klasse des schwedischen Schwert⸗

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Ordens und nahm aus den Händen des Lieutenants von Hagen JI. die von diesem verfaßte Regiments⸗ geschichte entgegen. Bald nach 7 Uhr erfolgte der Aufbruch nach dem Bahnhof. Auf dem ganzen Wege dorthin bildeten Dragoner mit Fackeln Spalier, wahrend die Straßen durch bunte bengalische Flammen erleuchtet wurden. Nicht blos das Offiziercorps, auch die Einwohner, Alt und Jung,

66 dem hohen Gast bis zur Abfahrt das Geleit. Der

agen des Kronprinzen war auf dem ganzen Wege von brausenden, begeisterten Hochrufen umhallt. Nachdem der Kron⸗ prinz dem Commandeur und dem gesammten Offiziercorps seinen wärmsten Dank für den so herzlichen Empfang ausge⸗ sprochen, bestieg er mit seiner Begleitung den Extrazug, der ihn wieder nach Berlin zurückführte.

HGessen. Darm stadt, 25. März. (Darmst. Itg.) Dem heute Vormittag 8 Uhr stattgefundenen fe ierlichen Leichen⸗ begängniß Ihrer Königlichen Hoheit der verwittweten Prinzessin Carl von Hessen und bei Rhein, ge⸗ borenen Prinzessin von Preußen, schlossen sich an als Allerhöchste und Höchste Leidtragende: Se. Königliche Hoheit der Großherzog, Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog, Ihre Großherzoglichen Hoheiten die Prinzen Heinrich und Wilhelm.

Von Höchsten Fürstlichen Personen folgten: Se. König⸗ iche Hoheit der ,n von Wales, Se. Königliche Hoheit der Prinz ilhelm von Preußen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Arnulph von Bayern, Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Alexander, Se. Königliche Hoheit der Prinz Albert Victor von Wales, Se. Königliche Hoheit der Landgraf won Hessen, Se. Durchlaucht der Fürst von Schwarzburg⸗Rudolstadt, Se. Hoheit der Prinz Nicolaus von Nassau, Ihre Durchlauchten die Prinzen Ludwig und Heinrich von Battenberg und Se. Erlaucht der Graf Erbach⸗Schönberg.

Im Mausoleum hatten sich Ihre Großherzoglichen Hoheiten die Prinzessinnen Irene und Alix, Ihre Durchlaucht die Prinzessin von Battenberg und Ihre Durchlaucht die Gräfin zu Erbach⸗ Schönberg, sowie die Damen des Hofstagtes eingefunden.

Nachdem die Leiche der verewigten Prinzessin dorthin überführt worden, segnete Ober⸗Hofprediger Dr. Bender die⸗ selbe zur letzten Ruhe ein.

Anhalt. Dessau, 24. März. (Anh. St.⸗A.) Der Herzog liche Hof legt wegen des am 21. d. M. zu Darmstadt erfolgten Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit, der verwittweten Frau Prinzessin Carl von Hessen und bei Rhein, geborenen Prinzessin von Preußen, Trauer vom 21. März bis einschließlich 3. April cr. an.

Hesterreich⸗ Ungarn. Wien, 25. März. (W. T. B.) Das Herrenhaus hat das Budget und das Finanz⸗ gesetz pro 1886 in zweiter und dritter Lesung angenommen.

Im Abgeordnetenhause wurden vom Präsidenten die vom Bureau des Hauses beschlossenen verschärften Maß— nahmen gegen Ausschreitungen auf der Galerie mitgetheilt. Bei der Spezialberathung der Nordbahnvorlage brachte der Abg. Schwegel die Abänderungsanträge des Coronini⸗ klubs ein. Der Abg. Zallinger beantragte die Zurück— verweisung der letzteren an den Ausschuß behufs ein— gehender Vorberathung, bei welcher eventuell eine Abkürzung der Dauer der Konzession ins Auge zu fassen wäre. Der Abg. Deyem beantragte ebenfalls die Zurückverweisung der erwähnten Anträge mit dem Auftrage, noch heute Abend darüber zu berichten. Nach lebhafter Debatte über die Priorität des Antrages Zallinger und des Antrages Deyem wurde derletztere in namentlicher Abstimmung mit 155 gegen 147 Stimmen an⸗ genommen. Der Präsident beraumte darauf die nächste Sitzung auf morgen an. Der Abg. Schönerer forderte hierüber mit Rück— sicht auf den soeben angenommenen Antrag Deyem einen Beschluß des Hauses. Die Abgeordneten der Linken verließen inzwischen demonstrativ den Saal. Der Präsident ließ ab⸗ stimmen und machte danach bekannt, daß das Haus mit 146 gegen 5 Stimmen die nächste Sitzung auf Freitag anbe⸗ raumt habe.

27. März. (W. T. B.) Der Eisenbahn-Aus⸗ schuß des Abgeordnetenhauses hat die von dem Abg. Schwegel, eingebrachten Abänderungsanträge mit einigen Amendements angenommen. Der Vertreter der Regierung hatte erklärt: die Regierung habe keinen Grund, sich gegen diese Anträge zu erklären, da fie die Konkurrenz des Auslandes in Bezug auf Kohlen nicht auszuschließen beabsichtige, und die Anträge Schwegels sich den ursprünglichen Vorschlägen der Regierung näherten. Die Linke hatte vor der Spezial berathung die Erklärung abgegeben, daß sie in der sofortigen und überstürzten Berathung dieser Anträge eine ihrem Ge⸗ wissen angethane Gewalt erblicke und an der weiteren Be— rathung derselben nicht theilnehmen könne.

Spalato, 25. März. (Presse.) Die JYJacht,Miramar“ mit dem Kronprinzlichen Paare ist heute um 5 Uhr 20 Minuten früh von hier nach Sebenico abgegangen.

Schweiz. Bern, 26. März. (W. T. B.) Der National- rath und der Ständerath haben übereinstimmend den Schluß der gegenwärtigen Session der Bundes⸗ versammlung auf den 28. d. M. angesetzt.

Großbritannien und Irland. London, 26. März. (W. T. B.) Lord Granville hatte heute Nachmittag im Auswärtigen Amte mit den Botschaftern Deutschlands, Rußlands, Italiens, Frankreichs, Oesterreichs und der Türkei eine Konferenz. Vor der Konferenz hatte Lord Granville eine Besprechung mit dem Premier Gladstone.

Im Unterhause gelangte heute eine Botschaft der Königin zur Verlesung, Inhalts deren die Königin Ange⸗ sichts der Lage der Staatsangelegenheiten und der an die militärischen Streitkräfte gerichteten großen Anforderungen zum Schutz der Interessen des Reiches beschlossen hat, die Reserve und die Milizreserve einzuberufen. Die Berathung dieser Botschaft wurde auf nächsten Montag festgesetzt. In Beantwortung mehrerer Anfragen erklärte der Premier Gladstone: die Regierung habe gegen die Erklärung Frankreichs, daß es Reisladungen, die für die nördlich von Canton gelegenen Häfen bestimmt seien, als Krieg s⸗ kontrebande ansehen werde, Protest eingelegt. Ueber den Stand der Beziehungen Englands zu Rußland in der afghanischen Frage beabsichtige er, in der

am nächsten Montag stattfindenden Sitzung keinerlei Erklärung abzugeben. Der Kanzler der Schatz⸗ kammer, Childers, theilte mit, daß er hoffe, das Budget am 16. k. M. vorlegen zu können. Ferner theilte der Premier mit: die Türkei habe die egyptische Finanzkonvention noch nicht unter⸗ zeichnet; Musurus Pascha und Fehmi Pascha hätten heute in einer Unterredung, welche Lord Granville im Beisein der übrigen Botschafter mit denselben gehabt habe, erklärt: sie hofften binnen 438 Stunden Befehl zur Unterzeichnung zu er— halten; Lord Granville und die Botschafter hätten davon Akt genommen. Der Premier Gladstone beantragte einen Beschluß des Hauses, worin die Ermächtigung zur Ueber— nahme der Zinsgarantie für die egyptische An— leihe ausgesprochen werde. Dieser Schritt sei nothwendig, und sicherlich gebe es kein Beispiel, daß die Zinsgarantie das Recht der Einmischung involvire. Der Premier wies ferner darauf hin, daß am 1. k. M. ein Bankvorschuß von 1306 000 fällig, und daß die Erneuerung dieses Vorschusses nicht wahr⸗ scheinlich sei, wenn das Parlament nicht geneigt sei, seinen Antrag anzunehmen. Herr Gladstone trat ferner den wegen der internationalen Kontrole gehegten Besorgnissen entgegen: eine Enquete solle nur unter gewissen Eventualitäten nach 2 Jahren stattfinden, und was die internationale Garantie anbetreffe, so habe England stets die Anerkennung der Autonomie Egyptens gewünscht, die auch von Europa anerkannt sei. Die Stellung der egyptischen Re⸗ gierung in den nächsten 2 Jahren sei eine durchaus freie; England habe aber durch die militärische Okkupation des Landes und als Rathgeber der egyptischen Regierung besondere Pflichten; mit den anderen europaischen Mächten verbinde es die Gemeinsamkeit der Interessen und des Zwecks. Die Konvention enthalte kein Wort, welches das Recht zu einer internationalen Intervention einräume; auch durch die Zinsengarantie werde ein solches Recht nicht verliehen, den Fall der Nichtzahlung der Coupons ausgenommen, der aber nicht wahrscheinlich sei, weil die neue Anleihe den Vorrang habe. Die Pflichten Englands Egypten gegenüber könnten am Besten erfüllt werden durch ein harmonisches Vorgehen mit den Mächten, die, wenn sie auch nicht so stark wie England in Egypten, doch stark genug seien, um England viele Sorge zu verursachen durch die legalen Rechte, die sie in Egypten bereits besäßen. Bruce beantragte das bereits angekün— digte AJmendement der Opposition, daß die Vorschläge der Konvention und des damit zusammenhängenden Arrangements bezüglich des Suez kanals unbefriedigend seien und die von der Regierung getroffene Vereinbarung nicht rechtfertigen. Dem Oberhause wurde durch Lord Granville von der Botschaft der Königin betreffs Einberufung der Reserven Mittheilung gemacht. Lord Granville begab sich darauf zu einer Audienz bei der Königin nach Windsor.

27. März. (W. T. B.) Dem „Standard“ zufolge werden auf den Staatswerften Anstalten getroffen zur Ausrüstung einer Panzerflotte für Operationen in den nördlichen Meeren. Die „Times“ erblickt in der Einberufung der Reserven das Resultat der prak— tischen Ueberzeugung des Ministeriums, daß der Friede mit Rußland nur aufrechterhalten werden könne, wenn den russischen Staatsmännern und Generalen der Beweis geliefert werde, England sei kriegsbereit und wolle lieber alle Gefahren und Opfer eines langwierigen und kost⸗ spieligen Krieges tragen, als eine grobe Verletzung feierlicher Versprechungen und einen offenen Eingriff in die Rechte eines Bundesgenossen Englands sowie eine unverblümte Bedrohung

Indiens dulden.

HJarmouth, 26. März. (W. T. B.) Die Eigen—⸗ thümer der 5 englischen Schmacks, welche angeklagt waren, im vorigen Jahre das deutsche Schiff „Anna“ geplündert zu haben, sowie die Eigenthümer von 3 an⸗ deren englischen Fischerbooten, welche beschuldigt sind, eines ähnlichen Vergehens sich gegen das deutsche Schiff „Diederich“ schuldig gemacht zu haben, sind vor die

Assisen verwiesen worden.

Frankreich. Paris, 26. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wünschte Delafosse von der Rechten von der Regierung die volle

Wahrheit über das Gefecht von Dongd ang zu hören, bei

welchem General Négrier mit einem Verlust von 200 Mann und eines Theiles seiner Artillerie sich habe zurückziehen müssen. Derselbe knüpfte daran ferner die Frage: welche Maßregeln die Regierung ergreifen werde. Der Mi⸗ nister-⸗Präsident Ferry verlas darauf die von dem General Négrier eingegangene Depesche und erklärte es für unrichtig, daß derselbe einen Theil seiner Artillerie eingebüßt habe. Zur Absendung von Ver⸗ stärkungen seien bereits Maßregeln getroffen; die Spitzen der hezüglichen Verstärkungstruppen kämen augenblicklich in Langson an. Bei dem Gefecht von Dongdang handle es sich um einen Zwischenfall, wie er im Kriege vorkomme; die ruhmreichen Führer der französischen Truppen würden denselben wieder wett zu machen wissen; das Vertrauen der Kammer fönne dadurch nicht erschüttert werden. Dela fose erwiderte mit Worten der Anerkennung für die Tapferkeit der Soldaten und ihrer Führer, sprach aber zu⸗ gleich sein Bedauern aus, daß man dieselben für eine „wahn⸗ sinnige und verbrecherische Unternehmung“ opfere. (Beifall von der Rechten, Protestrufe von der Majorität.) Auf eine hierauf von einem Mitgliede der Rechten an ihn ge⸗ richtete direkte Interpellation erwiderte Herr Ferry: Wenn Sie die Kabinetsfrage stellen wollen, so stellen Sie doch dieselbe.“ Delafosse konstatirte, daß die suc⸗ cessive Absendung von Verstärkungen zu keinen Resul⸗ taten führen könne. Floquet gab der Theilnahme und Sympathie der Kammer für die Armee in Tongking Ausdruck. Granet verlangte, daß man den Tag für die Berathung seiner Interpellation über den Stand des Krieges mit China festsetzen möge. Die Kammer beschloß, am nächsten Sonnabend den Tag dafür festzusetzen. .

Der Senat beschloß, zur Berathung der einzelnen Artikel der Getreidezollvorlage überzugehen.

Das oben erwähnte Telegramm des Generals Négrier aus Dongdang, vom 4. d. M., 11 Uhr Abends, meldet: die Chinesen hätten den Posten in Dongdang am 22. um 2 Uhr Morgens angegriffen; die Franzosen hätten am folgenden Vage die erste Linie des verschanzten Lagers in Bangbo genommen, aber die Operationen seien am 24. 8. an der bedeutenden Ueberzahl des Feindes gescheitert. Gegen 2Uhr habe sich die Artillerie, we cher die Munition ausgegangen war, aus dem Gefecht zurückziehen müssen,

sodaß die Franzosen gegen 7 Uhr Abends wieder nach Dong⸗ dang zuruügezchen seien. Alle Verwundeten seien nach Langson zurückgebracht worden. Die Verlu ste der Franzosen betrügen 200 Todte oder Verwundete.

Syanien. Madrid, 26. März. (W. T. B.) Die marokkanische Regierung hat Spanien Genug⸗ thnung in der Alhucemas-Frage angeboten. Die spanische Flagge soll salutirt, und die Urheber des Attentats gegen den Gouverneur der Kolonie Alhucemas werden bestraft werden; außerdem wird Marokko eine Entschädigungssumme zahlen, deren Höhe noch nicht festgesetzt ist

Italien. Rom, 27. März. (W. T. B.) Der Minister des Aeußern, Mancini, hat dem Senat eine Sammlung diplomatischer Schriftstücke uber die Angelegenheiten in Central-Afrika und die we stafrika⸗ nische Konferenz vorgelegt, welche demnächst in beiden Kammern zur Vertheilung gelangen sollen.

Türkei. Konstantinopel, 26. März. (W. T. B. ) Der Sultan hat dem Päpstlichen Delegaten Kotelli das Großkreuz des Medjidie⸗Ordens verliehen.

Rumänien. Bu karest, 26 Marz. (W. T. B.) Der Senat beschloß mit 73 gegen 2 Stimmen die Auufhebung des an ent isn dk. Mffier d! von 1878 und die Wiederherstellung autonomer Tarife für diejenigen Staaten, welche keinen Handelsvertrag mit Rumänien haben, vom 1. Juli d. J. an.

Afrika. Egypten. Suakim, 26. März. (W T. B.) General Graham ist mit den sämmtlichen zum Vormarsch gegen Ta mai bestimmten Streitkräften heute Nachmittag in der auf dem Wege nach Tamai gelegenen, am Sonntag vom General Mac Neill errichteten Zareba angekommen. Die Aufständischen griffen ein Carré der Englander auf dem Marsche von hier nach der Zareba an, wurden aber mit großem Verluste zurückgeworfen. Die Engländer hatten dabei 3 Verwundete.

(Allg. Corr.) Den letzten amtlichen Ausweisen zufolge beziffern sich die britischen Verluste in dem Treffen am Sonntag mit Ausnahme der Nicht⸗Kombattanten auf 8 Offiziere und 94 Mann an Todten, 6 Offiziere und 136 Mann an Verwundeten und 1 Offizier und 70 Mann an Vermißten. Hierunter befinden sich die Verluste des indischen Kontingents und zwar 3 Offiziere und 52 Mann an Todten, 4 Offiziere und 71 Mann an Verwundeten und 38 Mann an Vermißten.

Zeitungõstimmen.

Die „Magdeburgische Zeitung“ äußert:

Mit der Entscheidung des Reichstages Über die Dampfer ⸗Sub⸗ ventionsverlage, wie sie jetzt endgültig getroffen ist, kann man wohl zufrieden sein. Die Frage, die seit einem Jahre die Ge⸗ müther bewegt, ist zu einem so günstigen Abschluß gekom⸗ men, wie es nach der Zusammensetzung des Reichstags kaum gehofft, werden konnte. Wir hätten freilich auch die afrika— nische Linie gern noch bewilligt gesehen, um so lieber, als gerade sie im unmittelbarsten Zusammenhang mit unseren kolonialen Be— sitzungen steht, indessen das kann auch später nachgeholt werden und jedenfalls bleibt von dem Gesetz noch genug übrig, um demselben den höchsten Werth zu verleihen. Es ist auch keineswegs richtig, daß das Gesetz mit ganz knapper Mehrheit von wenigen Stimmen zu Stande gekommen ist. Zunächst stand die ostasiatische Linie so gut wie außer Frage, da für dieselbe fast das ganze Haus stimmte, auch auf deutschfreisinniger Seite wagte man das Prinzip, daß für derartige private Unternehmungen staatliche Mittel nicht auf⸗ gewendet werden dürfen, nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die australische Linie ist allerdings nur mit knapper Mehrheit durch zusetzen gewesen. Das ganze Gesetz aber ist wieder mit fehr ansehn · licher Majorität bewilligt worden. Eine namentliche Abstimmung über das ganze Gesetz hat leider nicht stattgefunden; den Deutsch⸗ freisinnigen schien eine solche unangenehm zu fein. Sie würden wohl auch alle oder zum weitaus größten Theil gegen das Gesetz in der nun vorliegenden Fassung gestimmt haben, dagegen erhob sich in der Schlußabstimmung die größere Hälfte des Centrums für das Gesetz, und wenn nun auch die genaue Zahl und die Namen der Masorität nicht zu konstatiren sind, so kann doch nicht bejweifelt werden, daß die letztere eine sehr bedeutende gewesen ist.

„Fr. G. Wiecks deutsche illustrirte Gewerbe⸗ Zeitung“ theilt über den Rückgang des franzöfischen und den Aufschwung des deutschen Handels nach einem Communiquè priv du ministère de commerce, Division 0 (Exportation)

und der „Deutschen Industrie⸗Zeitung“ Folgendes mit: Obwohl Deutschland weit später als England und Frankreich in die Bahn der industriellen Konkurren; eingetreten ist, so werden gegenwärtig in vielen Industriezweigen bessere und vervollkommnetere Betriebsmittel angewendet, als in anderen Ländern. Namentlich gilt dies für die Alkohol. und Zuckerfabrikation. Nach längerer vorhergegangener Krisis ist der ÜUmschwung zur Hebung der wirthschaftlichen Lage Deutschlands seit 1881 eingetreten; gegenwärtig hat Deutschland bereits drei für Handel und Verkehr günstige Jahre hinter sich. Deutschland zählte 45 Mill. Pferdekräfte davon 3 Mill. in der Industrie des Verfehrswesens und 13 Mill in den industriellen Etablissements. In Frankreich besitzen diese letzteren nur 576 000 Pferdekräfte bei einer Totalsumme von 336 Mill. Deutschland ist kei weitem reicher an Kohlenminen als Frankreich. Die Produktionsziffern liegen für Zucker, Spiritus. Bier ebenfalls ungünstig für Frankreich. Unter der Gewerbeinduftrie befindet sich die Baumwollenweberei fast auf gleicher Höhe mit der französischen. Gegenüber den 40 Mill. Spindeln, welche England besitzt, zählt der ganze Kontinent 213 Mill. Spindeln, davon kommen auf Frank · reich und Deutschland je 5 Millionen. Obwohl die Gewerbeindustrie Deutschlands weit niedrigere Schutzzölle als die französische besttzt, fo kann sie doch existiren und prosperiren. Die englische Konkurrenz macht sich nur in ganz feinen Artikeln fühlbar. Das große Centrum der wieder aufgeblühten Seideninduftrie, jagt der Bericht weiter, be= findet sich in Krefeld mit 36 000 Webstühlen. Bel einer Gesammt⸗ produttion von 88 Mill. Mark im Jahre 1883 hat Krefeld für 30 Mill. Mark in Deutschland abgesetzt und für 58 Mill. Mark exportirt, von . Ziffer kommen 22 Mill. Mark auf England und 8 Mill. Mark auf Frankreich. Ebenso bedeutend ist die deutsche Wollenindustrie. Die Papierindustrie hat sich außer⸗ ordentlich gehoben, die Maschinen sind bedeutend vervollkommnet worden und der Export ist gestiegen, jedoch hat diese Industrie unter der englischen Konkurrenz zu leiden, seitdem der letzteren der Markt in Nordamerika durch Schutzzölle verschlossen ist. Bas n , heißt es dann weiter in diesem interessanten Berichte, entwickelt fich unter der Leitung bewährter Kräfte und steht dem eigenen, fran⸗ zösischen in keiner Weise nach, übertrifft daffelbe aber in edler Ausführung gegebener Formen,. Möbel und soge⸗ nannte „Articles de Paris“, Juwelierarbeiten werden in bester Qualität produzirt und gerade diese Konkurrenz bringt Frankreich großen Schaden. Ebenso konkurrirt Deutschland fiegreich mit Frank- reich in der Kleinindustrie. Der Geschmack und die Produktions- mittel hierin haben sich in Deutschland in den letzten Jahren außer. ordentlich gehoben. Eine besonders blühende Industrie ist die