1 Der Berg⸗Assessor und seitherige Berg⸗Inspektor Ley⸗ bold ist zum Bergwerks⸗-Direktor der siskalischen Steinkohlen⸗
grube Sulzbach bei Saarbrücken ernannt worden.
Die Nummer 10 der Gesetz Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter Nr. 9040 das Gesetz, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts⸗-Etats für das Jahr vom 1. April 1885/86. Vom 30. März 1885, und unter Nr. 9041 das Gesez, betreffend die Ergänzung der Ein⸗ nahmen in dem Staatshaushalts-Etat für das Jahr vom 1. April 1885/86. Vom 30. März 1885. Berlin, den 1. April 1885. Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt. Didden.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
*
Auf Grund des §. 12 Abs. 2 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das angeblich in der Schweizerischen Genossen⸗ schafts⸗Druckerei Hottingen⸗Zürich hergestellte Flugblatt mit der Ueberschrist Zur Bismarck⸗Feier!“, welches mit den Worten beginnt: „Ha, wie es wirbelt, tobt und saust!“ und mit dem Satze endigt: „Auferstehen aber wird Freiheit und Gerechtigkeit am Tage der Befreiung des Volkes!“ gemäß §. 11 des gedachten Gesetzes Seitens der unterzeichneten Landes⸗Polizeibehörde verboten worden ist.
München, den 30. März 1885. Königliche Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern.
Freiherr von Pfeufer.
Die Königliche Kreishauptmannschaft als Landes-⸗Polizei⸗
behörde hat die nichtperiodische Druckschrift:
„August Reinsdorf und die Propaganda der That.
Von Johann Most. 50 Erste Straße, New York, 1885.
m Selbstverlage des Verfassers,“
auf Grund von 5§§. 11 und 12 des Reichsgesetzes gegen die
gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom
21. Oktober 1878 verboten.
Leipzig, den 31. März 1885.
Königliche Kreishauptmannschaft.
Graf zu Münster.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 1. April. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich heute Vormittag 11 Uhr, begleitet von den hier anwesenden Königlichen Prinzen, zur Beglückwünschung des Fürsten von Bismarck in das Palais des Reichskanzlers.
Um 12 Uhr nahmen Se. Majestät militärische Meldungen entgegen und hörten sodann den Vortrag des Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski.
Später unternahmen Se. Majestät gemeinsam mit Ihrer ö Hoheit der Großherzogin von Baden eine Spa— zierfahrt.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin war am Montag in einer Sitzung des Magdalenen-Vereins anwesend. —
Heute empfing Ihre Majestät die hier anwesenden deut— schen Minister.
Den Kammerherrendienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin haben die Königlichen Kammerherren, Cere— monienmeister Graf Oeynhausen und Graf Bernstorff, über⸗ nommen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern mit Sr. Könitzlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich zu dem Versuchsschießen nach dem Cummersdorfer Schießplatz und kehrte um 4 Uhr von dort nach Berlin zurück.
Um 5 Uhr empfing Höchstderselbe den außerordentlichen Botschafter, General-Adjutanten Sr. Majestät des Sultans, Riza Pascha, welcher in Gegenwart des Botschafters Said Pascha Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen den Imtiaz⸗ Orden zu überreichen die Ehre hatte und demnächst auch von Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin empfangen wurde.
— Der Bundesrath hielt am gestrigen Tage unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers, Staatssekretärs des Innern, von Boetticher, eine Plenarsitzung ab. Der Vorsitzende legte ein Mittheilungsschreiben des Praͤsidenten des Reichstages über die Beschlüsse des Reichstages zu dem Bericht der Reichs—⸗ schuldenkommission über die Verwaltung des Schulden—⸗ wesens des Norddeutschen Bundes und des Reichs und der ihrer Beaussichtigung unterstellten Fonds vor. Diese Vorlage, sowie die Vorlagen, betreffend: die Musterungsgebühren für Hochseefischerei⸗Fahrzeuge und den Entwurf einer Verordnung über die Kautionen der Marine— Zahlmeister, wurden den zuständigen Ausschüssen über— wiesen. Nach einer durch den Vorsitzenden gemachten Mittheilung über die, Erledigung einer Eingabe, be— treffend die Aichung gläserner Flüssigkeitsmaße, erklärte die Versammlung zu dem vom Reichstage angenommenen Ent— wurf eines Gesetzes, betreffend die Postdampfschiff⸗Verbindun⸗ gen mit überseeischen Ländern, ihre Zustimmung. Eine Vor— lage, betreffend die Festsetzung von Tarasätzen für Taback und die Ausfuhrvergütung sür Taback, wurde nach den Anträgen der Ausschüsse erledigt. Dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Steuervergütung für . wurde die Zustimmung er⸗ theilt, eine Eingabe, betreffend die Beseitigung der Nothlage in der Zuckerindustrie, durch diesen Beschluß für erledigt er⸗ klärt und beschlossen, einer Eingabe, betreffend den zollfreien Einlaß von Weintrauben, keine Folge zu geben. Nachdem noch über die Besetzung der Stelle eines Reichsanwalts Beschluß
— Die Strafbestimmungen der
citirten Strafbestimmungen zu verfolgen.
hier angekommen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 30. März. treffend die Feststellung des Landeshaushalts⸗Etats von Elsaß Lothringen für das Etats jahr 1885/86, vom 25. März 1885. Der Etat ist danach in Auagabe auf 38 558 829 S, in Ein⸗ nahme auf 38 558 839 6 festgestellt, und zwar: im ordent⸗ lichen Etat in Ausgabe auf 37 227 789 S6, nämlich: auf 35 184411 S an fortdauernden, und auf 2043378 6 an einmaligen Ausgaben, in Einnahme auf 38 541 839 S; im außerordentlichen Etat in Ausgabe auf 1 331 050 S und in Einnahme auf 17 000 M
(Els. Lothr. Ldes⸗Ztg.) Im Herbst 1883 hatte sich eine Anzahl hiesiger Einwohner mit der Bitte an den Statthalter gewendet: es möge dem französischen Unterricht an den Gymnasien, für welchen nach den Be— stimmungen vom 20. Juni 1883 wöchentlich zwei Stunden in jeder Klasse, im Ganzen also 18 Stunden angesetzt worden waren, wieder die frühere Stundenzahl eingeräumt werden. Der Statthalter hatte die Gesuchsteller im November 1883 dahin be⸗ schieden, daß ihrem Antrage erst entsprochen werden könne, wenn sich nach den Erfahrungen des damals begonnenen Schuljahres (1883/84) herausstellen sollte, daß zwei Stunden per Woche nicht hinreichend seien, um die dem französischen Unterricht in den Gymnasien gesteckten Ziele, bei der in dem neuen Regulativ vorgeschriebenen Unterrichtsmethode, zu erreichen. Diesem Er⸗ lasse des Statthalters entsprechend sind damals die Direktoren der Gymnasien aufgefordert worden, Erfahrungen über die Erfolge des französischen Unterrichts zu sammeln und je nach dem Ausfall Vorschläge über Vermehrung des fran⸗ zösischen Unterrichts bei Aufstellung der Lehrpläne für das Schuljahr 1884/85 zu machen. Auf Grund der hiernach ein⸗— gegangenen Vorschläge wurde dann bei Beginn des neuen Schuljahres an den meisten Gymnasien und Progymnasien dem französischen Unterricht in den unteren Klassen eine erhöhte Stundenzahl zugewiesen und nach wiederholter Berathung der Sache ist nunmehr bestimmt worden, daß vom Schuljahre 1885/86 ab für den französischen Unterricht an den Gymnasien wieder die Zahl von 25 Stunden angesetzt werde, das heißt dieselbe Zahl, welche vor den neuen Regulativen für den sranzösischen Unterricht an den Gymnasien bestimmt war. Um diese Veränderung ohne wesentliche Beeinträchtigung anderer Lehrgegenstände zu bewirken, wird in einzelnen Klassen die jetzige Zahl der Lehrstunden, unter Einhaltung der nach dem ärztlichen Gutachten über das höhere Schulwesen für die Ge— sammtstundenzahl gezogenen Schranken, um je eine Stunde per Woche erhöht werden.
DOesterreich⸗ Ungarn. Wien, 30. März. (Wien. Abdp.) Wie aus Agram gemeldet wird, hat der Präsident der kroatischen Regnicolar-Deputation, Krestic, die Mitglieder derselben für heute zu einer Sitzung einberufen, in welcher die zu verhandelnden Punkte sestgestellt werden
sollen.
— 1. April. (W. T. gen feiern in warmen des Fürsten Bismarck.
betont: Was Fürst
B.) Die hiesigen Zeitun— Artikeln den Geburtstag — Das „Fremdenblatt“ Bismarck dem Deutschen Reiche, was er der Welt geworden, sei in Worte nicht zu fassen. Die Größe seiner Werke könne nicht getrennt werden von der Größe seiner ethischen Ueberzeugungen. Er sei vor Allem ein großer Charakter. Ohne die Stärke des Deutschen Reiches zu mindern, sorge er dafür, daß diese Stärke weder als eine Verletzung noch als eine Be— drohung betrachtet werde. Die Bevölkerung Oesterreich⸗ Ungarns schließe sich aufrichtig und herzlich der Feier des heutigen Tages an. Fürst Bismarck stehe derselben so nahr, wie dies nur irgend bei einem Staatsmann ines fremden Reiches der Fall sein könne. „Wir ver— ehren in ihm den treuen Hüter und Pfleger der allge— meinen Interessen des Friedens. Wir erkannten es wohl, was er der Sache des monarchischen Prinzips und der Aufrechthaltung der konservativen Ideen unserer Zeit geworden ist. Immer mächtiger ist die Ueberzeugung hier emporgewachsen, daß wir ihn als treuesten Freund unserer Monarchie, als den nicht nur jeder Bewunderung, sondern zugleich auch jedes Vertrauens und jeder Syni— pathie würdigsten Staatsmann zu betrachten haben. Wenn heute der Name, Bismarcks viele tausend Male erklingt, wird er schwerlich außerhalb Deutschlands irgendwo mit größerer Wärme genannt werden, als in Oesterreich⸗ Ungarn. Auch das ist sehr wesentlich auf ihn selbst zurückzuführen, und es ist sicherlich nicht das letzte Verdienst, das er sich um Deutschland sowohl, als um die habsburgische Monarchie erworben hat.“ — Die „Neue freie Presse“ sagt: „Fürst Bismarck stellt sich als ein Staatsmann dar, der Staunen und Bewunderung einflößt. Seine unblutigen diplomatischen Feldzüge lassen ihn als den erfolgreichsten Meister der diplomatischen Kunst erscheinen.“ — Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ betont: des Fürsten Bismarck einziger Leitstern seien das Wohl, und die Größe seiner Nation, namentlich ihrer Einheit, welche der Festigung noch immer bedürfe. Ganz Deutschland liebe ihn; er sei der Stolz der Nation, der Heros, der das Gefühl der Einheit in täglicher Arbeit unablässig kräftige. — Das „Extrablatt“, welches das Bildniß des Fürsten Bismarck bringt, sagt; Auch wir feiern in dem Jubilar den Vertreter einer Politik, welche um Deutschland und unsere Monarchie die Bande der intimsten Freundschaft knüpft, und wünschen ihm herzlich noch viele Jahre voll Rüstigkeit und großer Erfolge.
Brünn, 29. März. (Prag. 3.) Gestern fand die Schlußsitzung der Wahlkommission für die Handelskammer⸗
gefaßt worden war, gelangten zum Schluß mehrere Eingaben verschiedenen Inhalts zur Vorlegung. h ;
wahlen statt. In den drei Wahlkörpern der Handelssektion
SsS§. 317 und 318 des Strafgesetzbuches über die vorsätzliche und fahrlässige Be⸗ triebsstörung von Telegraphen-⸗Afnstalten stellen nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 2. Januar d. J, nicht die bloße Gefährdung, sondern nur die wirkliche Storung oder Hinderung des Telegraphen⸗ betriebes unter Strafe; Handlungen also, welche allerdings geeignet waren, eine Verhinderung oder Störung herbeizuführen, ohne diese Folge thatsächlich zu haben, sind nicht aus den oben
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürsilich schwarz⸗ burg⸗rudolstädtische Staats⸗Minister Dr. von Bertrab ist
Das Gesetzblatt für Elsaß⸗Lothringen veröffentlicht das Gesetz, be⸗
siegten letztere im ersten, zweiten und vierten Wahlkörper (Montan⸗Industrie) während im dritten Wahlkörper der Gewerbesektion mit rund 3900 gegen 3550 Stimmen die czechischen Kandidaten siegten. Die Kammer zählt daher 38 Deutsche und 10 Czechen. Von sämmtlichen Wählern betheiligten sich nahezu 90 Prozent an der Wahl.
Pest, 390. März. Wie die „Bud. Corr.“ meldet, gelangt die Zollnovelle im österreichischen Abge⸗ ordnetenhause am 10. April in zweiter Lesung zur Ver⸗ handlung.
Agram, 30. März. (Wien. Ztg.) Das heutige Amts⸗ blatt publizirt das Allerhöchste Handschreiben, durch welches der Landtag auf den 18. April einberufen wird.
Der Budgetausschuß gelangte heute bis zum Titel 8 (Sanitätswesen). Alle Posten wurden unverändert an⸗ genommen. Der Antrag Mazzura's auf Errichtung eines Obersten Rechnungshofes für Kroatien wurde, nachdem sich der Banus dagegen ausgesprochen, abgelehnt.
Großbritanniem und Irland. London, 30. März. (Allg. Corr) Die Königin empfing am Donnerstag im Schlosse Wind sor Lady Ermyntrude Malet, die Gemahlin des englischen Botschafters am Berliner Hofe. Alsdann prä⸗ sidirte Ihre Majestät einem Conseil, zu welchem Sir Ed⸗ ward Malet hinzugezogen wurde, nachdem derselbe als Mitglied des Geheimen Staatsraths vereidigt worden war. Während des Conseils, dem unter anderen Ministern auch Lord Granville und der Marquis von Hartington beiwohn⸗ ten, unterzeichnete die Monarchin die Proklamation, 3 die Armeereserve sowie die Miliz zu den Fahnen eruft.
Den ersten Jahrestag des Todes des Herzogs von Albany, am letzten Sonnabend, beging der Hof in stiller Trauer. Die Königin und sämmtliche Mitglieder der Königlichen Familie besuchten die Königliche Gruft in der St. Georgskapelle, in welcher die sterblichen Ueberreste des Prinzen ruhen, und Nachmittags fand in der genannten Ka⸗ pelle ein Trauergottesdienst statt, welchem die Königin, die Prinzessin Beatrice, die Herzogin von Albany und die anderen Mitglieder der Königlichen Familie beiwohnten.
Der Prinz von Wales und sein ältester Sohn, Prinz 6 Victor, kehrten gestern vom Festland nach London zurück.
In dem Maßstabe, wie die Rüstungen Englands für einen möglichen Krieg mit Rußland zunehmen, wird auch der Ton der englischen Presse täglich kriegerischer. Selbst die ge⸗ mäßigten Blätter sind der Ansicht, daß es Englands Pflicht sei und in seinem Interesse liege, die Unabhängigkeit Afghanistans aufrecht zu halten, im schlimmsten Falle auf Kosten eines Krieges mit Rußland.
Die Admiralität hat beschlossen, eine mächtige Kriegs⸗ flotte für die Ost see zu organisiren. In Porthsmouth sollen alle diensttauglichen Schiffe binnen 14 Tagen zum Auslaufen bereit sein. Unter denselben werden sich die Thurmschiffe „Inflexible“, „Devastation“ und „Rupert“, welche Kanonen im Gewicht von 33—81 t, sowie Torpedos und andere Kriegsvorrichtungen an Bord haben, ferner der Moniteur „Cyclop“, die Korvetten „Active“, „Volage“, „Emerald“ und „Comorant“, „Mercury“ und „Bacchante“ sowie das Avisoboot „Cordelia“ befinden. Es werden Anstrengungen gemacht werden, den „Colossus“, eines der neuesten und stärksten Thurmschiffe der Kriegs⸗ marine, seefertig zu machen. Zwanzig andere Schiffe sowie eine ebenso große Anzahl von Torpedoböten sollen ebenfalls in Bereitschaft zum Auslaufen gehalten werden. Am Sonnabend erhielt die Verwaltung der Staatswerft in Devonport die Weisung, die Panzerschiffe „Iron Duke“ „Hyacinth“ , „Hotspur“, „Conquest“ und „Hecate“ sowie alle entbehrlichen Kanonen⸗ und Torpedoböte auszu⸗ rüsten und Meldung zu machen, wann diese Schiffe bemannt werden könnten. — Die Admiralität hat ferner Anstalten ge⸗ troffen, um mehrere große Dampfer von größter Fahrgeschwin⸗ digkeit als armirte Kreuzer und Transportschiffe für die Beförderung von Truppen auszurüsten. Für diese Zwecke sind vorläusig die Dampfer „Etruria“, „Oregon“ von der Cu⸗ nardlinie, „Alaska“ und „Arizona“ von der Guionlinie, und „America“ von der Nationallinie gechartert worden. 8 , e Sitzung des Unterhauses erklärte der sekretär des Krieges, Hartington: eine Dis⸗ kussion über die englisch⸗russischen Unter⸗ handlungen sei für jetzt nicht erwünscht. Die militäri—⸗ schen Vorbereitungen bedeuteten nicht eine Drohung gegen Rußland. Eine unvorsichtige Aeußerung könne leicht eine irrige Auffassung hervorrufen und die friedliche Lösung , für welche jetzt Aussicht vorhanden sei, in Frage stellen. Die Zu sammenkunft des Emirs von Afgha— nistan mit Lord Dufferin betreffe u. A. auch die Frage wegen der genauen Definirung der bestehenden Arrangements mit n. Emir. — Das Unterhaus hat sich bis zum 9. April vertagt.
Aus Rawalpindi wird u. d. 31. März telegraphirt Der Herzog und die Herzogin von Connaught trafen gestern Abend und der Emir von Afghanistan heute früh hier ein. Der Letztere wurde in einem glänzenden militärischen Aufzuge von dem Bahnhof zu der für ihn her⸗ gerichteten Residenz geleitet, wo ihn der Vize-König von Indien empfing.
— 1. April, früh. (W. T. B.) Der englische Bot⸗ schafter in Berlin, Malet, kehrt am nächsten Sonnabend nach Berlin zurück, um die Geschäfte der Botschaft wieder zu übernehmen.
Die „Times“ glaubt in der Reise der Königin nach dem Auslande zu dem gegenwärtigen Zeitpunkt ein Anzeichen für eine zu erwartende Verständigung mit Rußland erblicken zu dürfen.
Die englischen Staats-Einnahmen betrugen im vergangenen Rechnungsjahre 88 043 110 Pfd. Sterl., mithin 837 926 Pfd. Sterl. mehr als im Vorjahr.
Frankreich. Paris, 31. März. (W. T. B.) Der Präfsident Grévy hatte heute Abend eine längere Unter⸗ tedung mit Hrn. de Freycinet; eine definitive Erklärung über die Bildung eines neuen Kabinets hat der Letztere aber dahei noch nicht abgegeben. — Hr. de Freycinet konferirte heute mit mehreren politischen Persönlichkeiten, darunter Sadi Carnot und Spuller. Alle bisher gemeldeten Listen für die Zusammensetzung des neuen Kabinets beruhen, der „Agence Havas“ zufolge, auf Erfindung.
Vom Kriegs⸗M inisterium ist Befehl ertheilt worden,
heutigen Staats⸗
siegten achtzehn deut sche Kandidaten. In der Gewerbesektion
8000 Mann Infanterie, 6 Batterien Artillerie und
Fbgehaltene
gyptischen
gath,
zuschlagen de Verfahren
Sas „Journal aufrichtiger Weise die Politik des Friedens, welche ihm
mit Rußland gepflegt haben, zu
Eecadron Spahis unverzüglich nach Tong king abgehen
rojekt der Bildung eines. Corps von y,, i. zur Bewilligung des Kredits von oon der Kammer ausgesetzt. Die trangatlantische Com⸗ . erbietet sich, in 35 Tagen 10000 Mann zu be⸗ * die Einschiffung würde alsdann vom 4. bis 83 21 , nn votirte heute einstimmig den 3 von 50 Millionen für Tongking; das Votum über — eiteren Rredit wurde bis nach der Konstituirung mum Kabinets vertagt. — Auch der Senat hat heute bon der Deputirten kammer votirten Kredit von 50 Mil— = af ar Tongking ohne Debatte bewilligt. ; nme gciegramm des „Temps“ aus gang i,. ghom , meldet: Die Schwierigkeiten hinsichtlich der Ver⸗ ⸗ viantirung hätten die Brigade Négrier gezwungen, * on Langson auf Thamngi und Dongson zurück—⸗ hohen. Die jetzigen französischen Positionen seien gut 3 die Verproviantirung nunmehr gesichert. . nd e . Ryril. (W. T. B) Das „Journal officiel ingt die Mittheilung, daß die Brigade Generale Ja⸗ ] 5 und Munier nach Tongking gesandt werden. . argrerbourg, 31. März, Abends. (W. T. B.) Die Eönigin von England ist auf der Reise nach Aix les bains
ier eingetroffen.
Zürkei. Konstantinopel, 27. März. (Allg. Corr)
. Beschlusses, zu welchem der gestern im Palast . Ministerrath gelangte, sandte die Pforte an Pascha und Ha ssan Fehmi Pascha Weisungen, e Deklaration und Convention, betreffend die hie Finanzen, unter gewissen von Lord angenommenen Vorbehalten zu unterzeichnen. Der Sultan hat beschlossen einen großen Natienal⸗ bestehend aus etwa 150. hohen Würdenträgern, usammenzuberufen, der die Beziehungen zwischen der Türkei und England erwägen und sich über das ein⸗ schlüssig machen soll.
land und Polen. St. Petersburg, 1 April.
(W 3 Anläßlich des Geburtstages des Reichs⸗ anzlers Fürsten von Bismarck bringen das „Jour⸗ nal de St. P; ters bourg“, die deutsche „St. Petersbur⸗ ger Zeitung“ und der „Herold“ sympathische Artikel. 3 de St. . sagt⸗ vereinigt sich von ganzem Herzen in der K Fi shlan denn der berühmte Staatsmann, welcher heute der Gegenstand so vieler Ovationen ist, hat in
Musurus
ranville
Erlauchten Herrn vorgezeichnet wurde, geübt
von seinem die freundschaftlichen
und hat sich angelegen sein lassen,
ie ; e zuer reußen, dann Deutschland . K, . konsolidiren. Möchte Jahre vergönnt sein, unter dem chtwürdigen Monarchen im Frieden und Glück sich der Dienste des Staatsmannes zu erfreuen, den es heute feiert und verherrlicht. Die deutsche „St. Petersburger zeitung“ rekapitulirt die persönlichen Beziehungen des Fürsten Bismarck zu Rußland und weist nach, daß dieselben von jeher gute und für Rußland vortheilhaste gewesen seien, weil sich dieser Vortheil mit dem Vortheil Deutschlands, den Hismarck freilich in erster Linie habe im Auge haben müssen, decke. Das Blatt schließt mit den Worten: „Nicht nur altz gewaltiger Staatsmann und bahnbrechender Diplomat steht Bismarck vor uns, sondern auch als lang⸗ sähriger, in guten und bösen Zeiten erprobter, wahrer Freund Rußlands, dem wir das Recht und die Pflicht haben, zu wünschen, daß er noch lange Jahre die Früchte seiner Lebens⸗ arbeit genieße.“ — Der „Herold“ ist Überzeugt; der heutige Tag werde dem Fürsten Bismarck ein europãisches Ver⸗ trauensvotum bringen, dem das Blatt sich aus vollem Herzen
anschließt.
Dänemark. Kopenhagen, 31. März. (W. T. B.) In der Budget-Angelegenheit, war von der Re gie⸗ rung die Bewilligung von 9 Millionen. beantragt worden. Um ber Linken entgegenzukommen, erklärte sich die Rechte bereit, M/, Millionen zu bewilligen. Dieser Betrag wurde von dem gemein samen Ausschuß heute Abend auf 3 Millionen reduzirt. Die Rechte wünschte die Antwort noch Nachts, die Linke unterbrach indessen jede weitere Diskussion und sprengle damit die Sitzungen des Ausschusses. In Folge dessen ist für das neue Etatsjahr kein Finanzgesetz vorhanden.
Mittel Amerika. (W. T. B.) Ein über New⸗ Jork, vom 31. März, vorliegendes Telegramm des Präsidenten von Nicaragug sagt: er marschire an diem Tage mit den vereinigten Streitkräften der Republiken von Nicaragua und Costarica nach Honduras, um die Truppen von Honduras an einer Vereinigung mit dem Präsidenten von Guatemala, Barrios, zu hindern, der gestern in den Staat San Salvador eingerückt ist.
Afrika. E ten. Suakim, 28. März. (Allg. Corr.) Ein . ö. welcher heute bei Tagetzanbruch, eskor⸗ tirt von nahezu der gesammten Infanterie und zwei Schwa⸗ dronen Kavallerie, nach der Zeriba auf der Straße von Tam ai abgefandt' wurde, kam dort glücklich an. Von der Zeriba aus wurden ein paar Kanonenschüsse auf den Feind abgefeuert, welchen man in dem Gebüsch bemerkte, als die Kolonne sich näherte. Unter den Truppen, die sich durch das Begleiten der Transportzüge bei Tage und den Wachtdienst bei Nacht sehr überanstrengt haben, sind mehrere Fälle von Sonnenstich vorgekommen. Der Bau der Eisenbahn ist vorläufig ein gestel lt worden, da die Truppen außer Stande sind, der Eisenbahnstrecke weiter als bis zu dem Lager Schutz zu gewähren, so lange das bevorstehen de Treffen bei Tamai noch nicht stattgefunden hat. Mittlerweile sind. die Eisenbahnbediensteten damit beschäftigt, die Werftvorr ich⸗ hun gen in besseren Stand zu setzen, was sehr nothwen⸗ ig ist. ;
; ö. 29. März. (A. C.) Das Truppenkontingent aus Neu- SüdwaleLs landete heute Nachmittag und wurde von dem General Ewart empfangen. Die Mannschaften wurden, als sie in das Lager einzogen, von den britischen
egimentern mit enthufiastischen Hochrufen begrüßt, General raham ritt mit seinem Stabe dem Kontingent entgegen und hielt eine Ansprache an die Truppen. Er beglůck⸗ wünschte sie zu ihrem guten. Aussehen und sprach seine Bewunderung über die Gesinnung aus, welche sie
s Deutschland noch lange
Digma soll, wie es heißt, manib dirigirt haben. Unter
usgezeichnet. Die Meldung, den Mahdi ausgebrochen
„Reuterschen Bureaus“ meldet: Osman Digma einen Parlamentär Lager gesendet habe, um sich nach bedingumneczs n zu erkundigen, unbegründet heraus. Hasheen und Tamai geräumt. Kavallerie eine geführt werden.
Die cee semete berichten: der Feind habe die Dörfer in
sei stolz darauf, ein solches Corps zu besehligen. — Osman seine Truppenma den englischen Truppen
nehmen Krankheiten zu, doch sind die Hospital⸗ Einrichtungen
daß in Kordofan ein Au fstand gegen sei, hat nunmehr volle Bestätigung erhalten. Der Führer des Arfstandes soll Sayad⸗ al⸗Makki aus dem Dorfe Khartomea, in der Nähe von . sein. ; S im, 31. März. (W. T. B. in Telegramm des ö *. . Die Nachricht, daß in das englische
den Friedens⸗ stellt sich als gänzlich n Kundschafter der Nahẽ vort Morgen soll durch Rekognoszirung nach Tamai hin aus⸗
Bis das Ergebniß dieser Rekognoszirung vorliegt, wird der allgemeine Vormarsch si stirt.
cht nach Ta⸗
JSeitungsstimmen.
. So versunken und
Deutschlands von 1862, daß die seines Vaterlandes ein „Ausländer“ mächtig war, im und ihre Ehre nach Außen zu wahren. schlecht, das unter diesen Zuständen noch gelitten,
Selbst
so völlig gewandelt, so ganz ohne das Jetzt.
blick in seine damaligen Gedanken zu versetzen
Wie zahlreich waren rechtigung erblickten, erstebung zur That zu glauben. Welchen
Handeln gehabt, die weisen und erfolgreichen Mannes fern, Reich nicht besäßen. feines Verdienstes gedenken, die er vollbracht, auch der Arbeit, Last der Verantwortlichkeit, die er oft! Deutschlands Schicksal, Gefahren bedroht, vor Allem Klugheit und tapferer Entsckhlossenheit feinem Munde weiß man, daß
von nur
seines
schieden hätte.
dafür — der
von Zeugnissen ; jemals
sind voll ; gewachsen war wie nur
. 6 de Einwirkung ie tiefgehende Einwirkung, ö Gang unserer öffentlichen Angelegenheiten übt, Theil darauf. daß
vermochte er es nur darum — den
fühlt dieses sich immer von ä zogen, . Wollen und Vollbringen, anze Nation, — f, nn n Bestrebungen wiederfindet. So wie in der Welt überhaupt, auch in Leben eine immer großartigere geworden kung dieser Thatsache auf die Tagespolitik werden die Parteien von punkten aus verschieden beurtheilen; bestreitbar, und im efeiert. .
. Zehn Jahre mit Ruhm Minister zu Bismarck sich für die Zukunft gewünscht, gesandter in Frankfurt war, nachher wieder Tandedelmann. Er ist jetzt Ruhm des Staatsmannes und des einer solchen Stellung errungen worden;
lassen, nimmt er wohl kaum noch an. der Wirksamkeit,
zusetzen sein. manche scheitern; nun Siebzigjährige von sich durch geschichte eingezeichnet, wird aber hinzukommen; wie es ist,
auch der Gegner bleiben. Und 6 kann tagen nicht in Aeonen untergehen.
—
Bismarcktage“: ... Die Gesammtheit ; unserer staatlichen Einheit ihren jubelnden Glü
voller in die Erscheinung tritt,
schwerer und ernster
mochte.
Wir Freisinnigen, oft leidenschafilichen, aber Thun und Lassen Fragen der inneren haben keine Ursache, mit dem Kanzler feiert,
angespornt habe, dem Mutterlande zu Hülfe zu kommen; er
Geistes überantwortet war. er aus dem Kriege von 1866 nicht wiedergekehrt wäre, wenn das Schlachtenglück seine staatsmännischen Berechnungen durchkreuzt, wenn es gegen die yreußischen Waffen. Welche Last muß unter dem äußeren Schein heiterer Rube damals auf seiner Seele der Mann getragen haben, dem — die ersten Reden des Abgeordneten von . einem Preußen ... welche er nun seit vielen Jahren auf den beruht zum großen er, wie selten ein Staatsmann, in seinem Wesen das der Nation n, daß l.. , aer e ,
s V in dem Manne zusammenfinden, der — un k en. Staat 6 g E ies i r Sicherheit in der Seele des Volkes und so k . von dem Staatsmanne ange— 1 1 i och 1 indesten ein großer Theil derselben, doch dann zum Mindest g ö unserem deutschen ; die Rückwir—
einzelnen ihren verschiedenen Stand⸗ die Thatsache selbst ist un⸗
Glanze derselben wird das Fest des Kanzlers
sein, als er Bundestags
Die „National-Zeitung“ begrüßt den 70. Geburtstag des Fürsten von Bismarck mit folgenden Worten: vergessen ist schon jetzt der Zustand jüngere Generation keine Vorstellung mehr davon hat, wie jeder Deutsche damals in einem großen Theile war, wie die Nation ebenso ohn⸗ Innern ihr Geschick zu gestalten, als ihr 2163
e . e n,,
ewahrt kaum noch eine leise Erinnerung daran, , — Aehnlichkeit mit diesem Einst ist Aber wer an jene Zeit zurückdenkt, sich für einen Augen der wird darin auf den damals fehr schmerzlichen Zweifel stoßen, ob auf eine Befreiung aus jenem Jammer Überhaupt gehofft werden konnte! die Hoffnungslosen, welche nirgends eine Be⸗ an die Gestaltung der Ideen nationaler Auf⸗
das ältere
vermag,
Antheil an der Errichtung des nationalen Staates die Propaganda der Idee desselben, und welchen Antheil das entschlessene ; dieser Streit bleibe dem Ehrentage des kühnen, ohne den wir Kaiser und An diesem Tage wollen wir ausschließlich und nicht nur der großen Dinge, der Sorge, jener schweren getragen,
wenn
ihm bekannten erfinderischer
preußische
Fragen
hatte Herr das Leben
23 Jahre Minister mit allem Diplomaten,
daß sie
der je
Das „Berliner Tageblatt“ schreibt „zum
ist es, welche dem Erringer und Festiger . . ckwun sch .
i 88 der Empfindung bei den Einen geräusch⸗ Und wenn dieser Ausdruck . 69. . . er *
i die Empfindung des Hochgefühls, das uns in ,,, Zeit . erstanden, der in engster sammengehörigkeit mit der Volksseele, deren Bedürfnisse und Herzens · wünsche zu erkennen und zu leibhafter Gestaltung zu bringen ver—
und wenn es köstlich ge Aber all diese Mühe und der in diesem
mehr als
in ü in des Landedelmanns werde zurückkehren wieder zu dem stillen Dase n , n,, welche dem Fürsten ö ö .
i iner Absichten nur unter heftigen Kämpfen durch , zu dem Charakterhilde, das der seine Thaten selbst in die Welt⸗ kein wesentlicher neuer Zug mehr wird es der 98 . der
ßen i hen Volkes, der Achtung und Bewunderung großen Mehrheit des deuischen Vol ,,
wie Aus
ent⸗
der
von als
in
ir
das Gefühl der treueften Pflicht
durfte, : Menschenalter durchkosten dur .
erfüllung zur Entfaliung gelangen lassen. 1 Fürst . als schwerwiegendes Angebinde dem HDeutschen Reiche mit au? den Lebensweg gegeben, und in die sem Puntt wird sein leucbtend-s Beisriel für Mit. und Nachwelt 9 boch und behr dasteben, daß auch die fernsten Geschlechter an der Gestalt dieses Mannes in scweren Zeiten sich aufrichten, in auten Tagen sich laben können, als an der Verkörperung der männlichsten Tugend, welche ein Staatsmann für sein Volk an den Tag zu legen vermag. Treueste Pflichterfüllung gegen den Kaiser und König, gegen die Nation, gegen sich selbst — das ist der rothe Faden, der sich durch das gefammte Handeln dieses monumentalen Charakters bindurchꝛieht. und diese Cigenschaft wird auch die Nation für sich sestzubalten haben, will sie anders die geschichtliche Lehre beherzigen. welche ihr das Wirken eines solch außerordentlichen und begnadeten Mannes darbietet. Mag der Kampf der Parteien auch immer die Gegensätze verschärfen, Eines bleibe uns erhalten: die Gewißheit. daß hüben nnd drüben ig ali ber Mlichttreus des Wobl des Vater · landes erffrebt und gehest ward. n . So ist denn der Bismarcktag ein Ehren- und Freudentag fũr Aue, deren vaterländisches Gefühl stärker ist, als die abweichenden Loosungen und Schlagworte der Gegenwart. Das Volk, welches feine großen Männer jubelnd ehrt, ehrt sich selbst mit den Zeichen sympathischer Dankbarkeit, die es den Vollstreckern seines innersten Dranges zuer kennt. ...
— Der „Hannoversche Courier“ schreibt zu des ganzlers Geburtstagsfest: ; . 1 Otto von Bismarck ⸗Schönhausen, der größte politische Reformator in der Geschichte des Deutschen Reiches, der gewaltigste Staatemann seiner Zeit, vollendet heute sein 79. Lebensjahr, und vollendet binnen Kurzem das 50. Jahr seiner Thätigkeit im Dienste des preußischen Staates. Das deutsche Volk feiert dankbar den heutigen Gedenktag wenn auch leider nicht einmütbig, so doch in seiner er⸗ drückenden Mehrbeit als einen herrlichen Feiertag, an welchem aller Par- teihader, alle kleinliche Alltag krãmerei stillschweigen muß. Nichts stebt im Wege, auch unsererseits aus vollem Herzen dieser Festesfreude sich hinzugeben. Die unvergänglichen Verdienste des Kanzlers anzuerkennen und zu ehren, ist uns gleichbedeu end mit der Anerkennung und Ehrung des geeinten Deutschen Reiches und des wiedererstandenen nationalen Bewußtseins in allen deutschen Stämmen. Das Kaiser= thum und die Verfassung waren die erste Frucht all seines Beginnens; die Stärke des Reiches nicht nur nach außen, sondern vornehmlich auch nach innen beschäftigen jetzt vollauf und ausschließlich seinen aroßen, edlen Sinn. Ba mag nun heute der nationalpolitische Liberalismus, morgen der Stamm der jüngeren konservatipen Par⸗ feiungen von ihm sich in den Mitteln und Wegen unterscheiden: das Gesetz des Schwergewichts in der National politit erfüllt sich doch immer wieder und vereinigt um ihn, was irgend zur Wahrnehmung gesammt · deutscher Interessen wahrhaft berufen ist, und scheldet von shm, was außerhalb der nationalen Interessenspbäre seinen Ursprung hat oder von dorther seine Direktiven entnimmt; Deswegen auch kann gerade in den Reihen der national · liberalen Partei, mag ihre parlamentarische Stellung sein, wie sie will, niemals der Wille fehlen, zum Besten des Ganzen mit dem Kanzler zu schaffen; niemals kann die Neigung, oder auch nur die Anwand⸗ lung aufkommen, in der parlamentarischen Lage sich darbieten de tak⸗ tische Vortheise gegen ihn autzubeuten. Es ist, der Stolz der national⸗ liberalen Partei, mit dem Kanzler das Verfassungswerk vollendet, mit dem Kanzler die Grundlagen und, den inneren Ausbau des Rechts staats gestaltet zu haben, — lediglich um der Sache selbst willen, die seit Jahrzebnten bereits das heiße Sehnen deutscher Vaterlands⸗ freunde ausgefüllt hatte. Sie hat es weislich verschmäbt, den sach⸗ lichen Bestrebungen zum Durchschlag zu verhelfen durch Mittel der Parteitaktik, die in letzter Wirkung immer nur den Geg⸗ nern? unserer fundamentalen Schöpfungen, und damit zugleich den Gegnern des Kanzlers selbst hätten Vortheil bieten mögen. In dieser uneigennützigen lleber zeugungstreue beruht ja die Ächtung, deren sich die Partei bei Freunden, und der ungug⸗ sprechliche Haß, dessen sie sich bei den Feinden det Reicht⸗ und Staatsgedankens erfreut; in dieser selbstlosen dingebung beruht auch das Ansehen, welches die Partei, obgleich sie ihre maßgebende parlamentarische Fraktionsstartke längst hat schwinden feben, heute noch wie je zuvor bei dem Manne selbst genießt, in dessen Unterstützung sie so Großes hat vollbringen dürfen. Die na⸗ tional⸗siberale Partei, die ihm niemals feindselig geworden, auch wenn sie ihm nicht zu folgen vermochte, die ihm niemals freudige Unterstützung versagte, wo immer es galt, den Widersachern des Reichs und Staatsgedankens gegenüber die Interessen der Ge⸗ sammtheit zur Geltung zu bringen, sie vor allen anderen empfindet aufrichtig und ties den Wunsch, daß diesem Menne von echtem deutschen Schrot und. Korn noch viele, viele Jahre die geistige und körperliche Kraft bescheert sein möge, um an der Spitze der öffentlichen Geschäfte stehen zu können. Und waz uns selbst betrifft, so meinen wir, uns nicht besser und verftändlicher fassen zu können, als wenn wir heute, da die Wünsche des Volkes felbst eine so beredte Sprache führen, den Millionen, in deren Kreisen das nationale Bewußtsein so hell aufleuchtet vor Europa, einfach und schlicht nachsprechen: Gott schirme und erhalte den Kanzler!
— Die „Süddeutsche Presse; begleitet die Münchener Bismarck⸗-Feier mit einem Artikel, welcher schließt:
Kein anderer deutscher Staatsmann hat jemals die Bedingungen nationaler Größe und diplomatischer Erfolge so ruhig und fest ins. Auge gefaßt als Fürst Bismarck. Wie sollte es da Wunder nehmen können, daß die Nation aufhorcht, wenn er zu ihrer Seele spricht, deren verborgenste Geheimnisse er so wohl kennt, und in der er Alles, was in ihrem tiefsten Grunde schlummert, aufzurütteln vermag, und wie sollte es da anders als natürlich sein, daß das Volk in ihm seinen bewährten Kanzler verehrt und auftz Innigste wünscht, es möge ibm noch lange beschieden sein. im Dienste des Vaterlandes für dessen Wohl zu wirken. Vor einigen Jahren wurde in der Gegenwart“ die unheimliche Frage aufge- worfen: „Steht und fällt die jetzige. Glanzstellung Deutschlandg mit dem Fürsten von Bismarck?“ In einer seiner den kr digen und er⸗ greifenden Reichstagsreden der jüngsten Zeit hat der Reichskan ler ge⸗ standen, daß auch ihm »in trüben Momenten ein. ö .
Popanz“ vorschwebt, und er nicht immer rosig in die Zukunf
ölscken kann“. Was ihn „hypochondrisch stimmt : ist . . a eigenen Worten — die verbitterte Art der, alteren Generation 2 ihren inhaltslosen Parteikämpfen und kleinlichen Streitigkeiten, e ihn an den glücklich überwundenen Bundestags iammer 2 Was ihn dann wieder tröstet, ist ein Blick auf, das neue * schlecht, das unter großen nationalen Eindrücken heranwu und größere Maßstabe mitbringt. In diesen 2 wo das deutsche Volk sich anschickt, dem Füůrsten 6 . . öfäbrigen Geburtstage die Gefühle schuldiger ,. keit in 8 nen äußerlichen Ausdruck zu bringen in diesen feierlichen Tagen dürfte es angemessen sein, alle Anwandlungen der patriotischen es. haftigkeit zu unterdrücken und dem Jubilar als werthaollste Festga dil Ulcberz'ugung zu vermitteln, daß das neue Geschlecht ö von Bismarck erschaute Bollwerk der deutschen Zukunft, n 26 * in der jetzigen deutschen Jugend heranwuchs, sondern daß . ein erheblicher Theil der älteren Generation den deyschen Völ erfrüb ling“ in der Brust trägt, und ebensowenig, wie, die großen Männer an der Spitze der Reichsregierung und an der Armee auf, das Recht verzichten will, noch in der Gegenwart nannhaft mitzuarbeiten an der Begründung der neuen deuischen Herrlichkeit.
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