Bekanntmachung.
Gs wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Dem Betriebsführer oseph Köhler in Hausberge als Ver- treter der Eisenfteinzeche Victoria“ diesseits ertheilte Erlaubnißschein zum Besitze und Vertriebe von Sprengpulver und Dynamit unterm 26. d. M. von mir zurückgezogen ist.
Minden, den 28. März 1885.
Der Landrath. von Oheimb.
Per sonalveränderungen.
Königlich Preußische Armee. Ernennungen, Beförderungen und Bersetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 31. März. v. Stosch, Hauptm. Dla suite des Inf. Regts. Nr. 64 und Comp. Führer bei der Unteroff. Schule in Ettlingen, in gleicher Eigenschaft zur Unteroff. Schule in Jülich, Nowack, Haupkm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 28 und Comp. Führer bei der Unteroff. Schule in Jülich, in leicher Eigenschaft zur Unteroff. Schule in Ettlingen, versetzt. raf von der Recke ⸗Volmerstein, Sec. Lt. vom Garde ⸗⸗Füs. Regt., auf ein Jahr zur Dienftleist. bei dem Ulan. Regt. Nr. 10 kommandirt. Schmidt, Oberst ⸗Lieut. und Chef der 4 Comp. bei dem Invalidenhause in Berlin, zum Chef der Gren. Comp. bei dems. Invalidenhause ernannt. Matting, Major und Chef der 2. Provinzial ⸗Invaliden ⸗ Comp., in die vacante Comp. Chefstelle bei dem Invalidenhause in Berlin versetzt. — 1. April. v. Jena, Gen. Major von der Armee, zum Gen. Lt. befördert. v. Kalckreuth, Oberst à la suite des Kaiser Franz Garde⸗Gren. Regts. und Kommandant von Küstrin, ein Patent seiner Charge verliehen. Böhmer, Rittm. à la suite des Kür. Regts. Nr. 5, unter Belassung in diesem Verhältniß, zum Vorstande der in annover zu errichtenden Mil. Lehrschmiede ernannt. v. Radonitz⸗ elgrad, Hauptm. und Platzmgjor in Küstrin, ein Patent seiner Charge verliehen. v. Moltke, Rittm. und Escadr. Commandeur vom Regt. der Gardes du Corps, unter Ueberweisung zum Großen Generalstabe, als Hauptm. in den Generalstab der Armee versetzt. v. Guenther, Hauptm. vom Generalstahe des II. Armee ⸗Coips, zum Generalstabe der Kav. Divis. des J. Armee-Corps übergetreten. Poffmeister, Hauptm. à la suite d. Garde /Füs. Regts., unt. Entbind. v. d. Kommando als Ordonnanzoffiz. bei des Großherzogs von Baden Königlicher Hoheit und unter Ueberweisung zum Generalstabe des IH. Armee⸗Corps, Etz dorf, Hauptm. von der 1. Ingen. Insp. und kommandirt zur Dienstleistung bei dem Großen Generalstabe, unter Belassung bei dem Großen Generalstabe, in den Generalstab der Armee versetzt. — 4 April. Meyer, Hauptm. und Comp. Chef v. Gren. Regt. Nr. 5, dem Regt., unter Beförder. zum überzähl. Major, aggregirt. v. Gotsch, Premier / Lieutenant vom Grenadier⸗ egiment Nr. 5, zum Hauptmann und Compagnie ⸗ Chef, v. Zastrow J., Sec. Lt. von demselben Regiment, zum Premier- Lt., befördert. v. Bezdan-⸗Hosius, Hauptm. und Comp. Chef vom Gren. Regt. Nr. 4, unter Beförderung zum überzähl. Major, als aggreg. zum Inf. Regt. Nr. 128 versetzt. Weinmann, Pr. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 4 zum Hauptm. und Comp. Chef, Kaegler, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt., vorläufig ohne Patent befördert. Frhr. v. Richthofen, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 128, unter Beförderung zum überzähl. Major, als aggreg. zum 3. Garde⸗Gren. Regt, v. Woedtke, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 42, unter Entbind. von dem Kommando als Adjut. bei der 56. Inf. Brig, als Comp. Chef in das Inf. Regt. Nr. 128 versetzt. v. Bronikowski, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 94, unter Entbindung von dem Kommando zur Dienstleistung bei dem Großen Generalstabe und unter Stellung à la suite des Füs. Regts. Nr. 40, als Adjut. zur 56. Inf. Brig. kommandirt. v. Rohr, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 91, in das Inf. Regt. Nr. 94 versetzt. von der Decken, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 91, zum Pr. Lt. befördert. Frhr. v. Reischach, Pr. Lt. vom Regt. der Gardes du Corps, bis um 1. Oktober er. zur Dienstleistung bei dem Königl. Hofmarschall⸗ mt kommandirt. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 4. April. v. Arnim II., Sec. Lt. vom Infant. Regt. Nr. 64, mit Pension der Abschied bewilligt. . Kaiserliche Marine. Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen xe. Berlin, 1. April. v. Rogues, Oberst⸗Lt. und Commandeur des See⸗Bats., der Rang eines Regts. Commandeurs verliehen.
Aichtamtliches.
Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 8. April. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden und die Großherzogliche Familie haben Sich vorgestern Abend, vor Ihrer Abreise, bei den Kaiserlichen Majestäten verabschiedet.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Mittag 12 Uhr militärische Meldungen entgegen und besichtigte Abends 7 Uhr die Lese⸗ säle der Königlichen Bibliothek, welche versuchsweise mit elektrischem Licht beleuchtet waren.
— Wird beim Fabrikbetriebe bei einer an sich ge⸗ fährlichen Arbeit vom Werkführer die Anordnung der der Gefahr begegnenden Schutzmaßregeln unterlassen, weil von dem betr. Arbeiter bei einiger Geschicklichkeit die Gefahr ver⸗ mieden werden kann und in der Regel auch von den dabei beschäftigten Arbeitern vermieden wird, so liegt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Civilsenats, vom 13. Fe⸗ bruar d. J, darin ein Verschulden des Werkführers, für welches der Fabrikinhaber bei einem dadurch eingetretenen Un fall des Arbeiters haftet.
— Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, hat sich zur Musterung des Schleswigschen Fuß⸗Artillerie⸗Bataillons Nr. 9 nach Bremer⸗ haven begeben.
— S. M. S. „Elisabeth“, 19 Geschütze, Kommandant Kapitän z. S. Schering, ist am 24. Februar er. in Hongkong eingetroffen.
S. M. S. „Nymphe“, 9 Geschütze, Kommandant Ka⸗ pitän z. S. von Reiche, ist am 4. April er. in Havana ein⸗ — und beabsichtigt, am 9. April er. wieder in See zu gehen.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. 896 Hoffmann II. in Leer, Harms in Marienhafe, Dr. . Breilmann in Emsdetten, Wrede in Geestendorf, Dr. Kluge in Rotenburg (Stade), Br. Frickhoeffer in Langen⸗ schwalbach, Dr. Spelthahn in Brühl und Hauser in Elberfeld.
Bielefeld, 8. April. (W. T. B. Der Belagerungs⸗ zu stand ist heute wieder aufgehoben worden.
Gachsen. Dres den, 7. April. Das „Dresdener Journal“ meldet: Ihre Majestäten der König und die
Königin beabsichtigen, einen mehrwöchigen Aufenthalt in Bellaggio am Comer See zu nehmen. Die Abreise dorthin erfolgt am Donnerstag, den 98. d. M., über Hof, Lindau u. s. w.; in der Allerhöchsten Begleitung werden sich befinden: die Hofdame Gräfin von Strachwitz, Ihre Excellenzen der General⸗Adjutant General Lieutenant von Carlowitz und der Ober⸗Hofmeister, Wirklicher Geheimer Rath von Lüttichau, der 8 Rath von Watzdorf und der Ober⸗Stabsarzt Dr. Jacobi.
Sachsen· Weimar⸗Eisenach. Weimar, 7. April. (Thür. C.) Am Großherzoglichen Hofe wird morgen der Geburtstag der Großherzogin gefeiert. Von größeren Feierlichkeiten, Empfängen u. s. w. ist abgesehen worden.
Aus ganz Thüringen sind in den letzten Tagen Berichte eingegangen, welche erkennen lassen, daß der Bismarck⸗ Tag überall mit größter Theilnahme aus der Mitte des Volkes heraus begangen worden ist, in sinniger Weise an vielen Orten durch das Pflanzen von Bismarck⸗Eichen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 7. April. (Presse.) Der Einundzwanziger⸗Ausschuß des ungarischen Ab⸗ geordnetenhauses wird am Donnerstag die Berathung des Entwurfs über die Qberhausreform, wie derselbe aus 33 Berathungen der Magnatentafel hervorging, in Angriff nehmen.
Prag, 7. April. (W. T. B.) Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind heute Nachmittag, nach einer Be— sichtigung des Rudolphinums, mit dem Prinzen Philipp von Koburg und dessen Gemahlin unter enthusiastischen Kund⸗ gebungen der Bevölkerung nach Brüssel abgereist.
Pest, 6. April. Die „Bud. Corr.“ bringt folgende Mittheilungen: Minister⸗Präsident Tisza und Finanz—⸗ Minister Szapary begaben sich Montag Abends zu zwei⸗ tägigem Aufenthalt nach Wien, um mit den Mitgliedern der gemeinsamen und der österreichischen Regierung über mehrere obschwebende Angelegenheiten zu konferiren.
Großbritannien und Irland. London, 7. April. (W. T. B. Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind heute Abend mit dem Prinzen Albert Victor über Holy⸗Head nach Du blin abgereist. —
Die Reise Lord Roseberry's nach Berlin, welche übrigens privaten Charakters ist, hat einen Aufschub erfahren.
— (Allg. Corr.) Aus Rawul Pindi wird unterm 4. d. berichtet, daß nunmehr auch die Truppentheile, welche das zweite mobile Armee⸗-Corps bilden sollen, bestehend aus acht Kavallerie⸗Regimentern, acht Batterien reitender Artillerie, vier Batterien Fuß-Artillerie, sechs Compagnien Sappeurs und 20 Insanterie⸗Regimentern, Befehl erhalten haben, sich für den aktiven Dienst in Bereitschaft zu halten. Das Reserve⸗Corps wird aus vier Reiter⸗Regimentern, dreizehn Infanterie⸗Regimentern, fünf Batterien Artillerie und drei Compagnien Sappeurs bestehen. — Der große Durbar zu Ehren des Emirs von Afghanistan wird am 8. d. ab— gehalten. Die Kon ferenzen zwischen dem Emir und dem Vize könig 6 zufriedenstellenden Verlauf.
— — “A. C) ber den Aufstand in Manitéba be—⸗ ri 295 amerikanische Correspondent der „Times“ unterm 3. d. M:
Ein Telegramm aus Ottawa besagt, daß die canadische Regie⸗ rung die unverzügliche Lieferung von 10066 Martini⸗Henry⸗Gewehren und 3 Millionen Patronen telegraphisch in England bestellt hat. Der Premier ⸗Minister, Sir John Maedonald, konstatirte gestern Abend im Parlament, daß vom Oberst Irvine, der in Prinz Albert isolirt ist, keine Mittheilung eingegangen sei; daß die Hochfluthen den Fluß Saskatchewan unpassir⸗ bar gemacht haben; daß der Gouverneur Dowdney in Regina, im Westen von Qu'Appelle, telegraphirt habe, unter den Indianern längs der canadischen Pacific ⸗Eisenbahn berrsche Ruhe, und der Stamm der Piapots sei noch immer loyal; endlich daß Mr. Joseph Royal, der unter den Mischlingen Einfluß hat, sich nach dem Nordwesten nicht als der Vertreter der Regierung begeben habe, sondern aus eigenem Antriebe, um dort eine Versöhnung zu Stande zu bringen.
Einem Telegramm aus Winnipeg zufolge hatten die dortigen Militärbehörden aus Washington die Benachrichtigung erhalten, daß die Truppen General Terry's in Montava in der Weise vertheilt worden, daß 500 Mann in Fort Assiniboine, 500 in Fort Snelling und 200 in Pembina stationirt wurden, um die Indianer und Fenier daran zu verhindern, mit Vorräthen über die Grenze zu gehen.
Die Nachrichten von der Front sind unwichtig. Riels Kund⸗ schafter sind in Humboldt, 150 Meilen von Qu Appelle, gesehen worden. Oberst Hershmers Detachement verfucht Battleford zu erreichen, wird aber durch eine Ueberschwemmung in Medieine Hat aufgehalten. Wegen der in den Baracken zu Battle—⸗ ford befindlichen Ansiedler, Frauen und Kinder, wird große Befürchtung ausgedrückt. Vor einer Woche kann Hülfe sie nicht erreichen. Ein Telegramm aus Quebeck konstatirt, daß Oberst Turnbull, der das Kavallerie⸗Schulcorps befehligt, angewiesen wor⸗ den ist, Pferde anzukaufen und 1000 Mann Kavallerie, bewaffnet mit Martini ⸗Henry⸗Büchsen, autzurüsten. Die Mannschaften sollen aus den canadischen Freiwilligen ausgewählt werden.
Ottawa, 4. April. (A. CG.) Der Telegraphendraht zwischen Humboldt und Battleford ist zerschnitten worden. Längs der Grenze sind alle nothwendigen Vorkehrungen getroffen worden, um irgend welchen Fenierbanden, welche , . canadischen Boden zu betreten, einen warmen Empfang zu bereiten. Der Fluß Saskatchewan wird für die Truppenbeförderung benutzt. Eine Quantität. Waffen und Schießbedarf ist nach Winnipeg gebracht worden, und die allge⸗ meine Lage ist jetzt günstiger. Die Schwarzfuß-Indianer haben sich bereit erklärt, die Grenze zu überwachen, um den Uebertritt von Fenierbanden zu verhüten.
Frankreich. Paris, 6. April. (Fr. Corr.) Die République frangaise“ schreibt: „Wir sagten gestern früh, daß das einzige Mittel, die schwierige Krisis zu lösen, welche wir augenblicklich durchmachen, darin bestände, dem Kammer⸗Präsidenten, dem Vertreter der parlamentarischen Majorität die Bildung des neuen Kabinets zu übertragen. Wir fügten hinzu, daß, wenn durch den Präsidenten der Re⸗
publik im Namen der großen Interessen des Landes, die be⸗
drängt sind, ein Appell an den Patriotismus des Herrn Henri Brisson gerichtet würde, wir überzeugt wären, daß dieser Appell nicht ungehört verhallen würde. Des⸗ halb überraschte uns die Nachricht keineswegs: Herr Brisson habe auf das Drängen des Präsidenken Grevy gestern das Mandat übernommen, welches die gesammte demo⸗ kratische Meinung i unter den obwaltenden Umständen überwies, Er machte sich sogleich an die Arbeit und er scheint bereits einige seiner Mitarbeiter bezeichnet — wir gebrauchen dieses Wort absichtlich — zu haben. Das Kabinet ist noch nicht gebildet und die Listen, welche angeblich gut unter⸗ richtete Blätter veröffentlichen, find noch sehr verschieden. Allein heute bieten die Listen nur ein untergeordnetes Inter⸗
esse; sie können die Neugier reizen, wenn man Zweifel über das Gelingen der sich vorbereitenden Kombination hegt, wenn man im Unklaren darüber ist, ob die Schritte der vom Staats⸗Oberhaupt mit der Bildung eines Kabinets betrauten politischen Persönlichkeit zu einem Resultat führen werden oder nicht. Doch wir haben erklärt, daß für Hrn Henri Brisson die Aufgabe eine leichte sein würde und der Erfolg ein sicherer wäre. Der Empfang, welchen alle republikanischen Blätter seinem Namen als dem des zukünftigen Minister⸗ Präsidenten bereiteten, erwies, daß wir uns nicht geirrt. Er kann im Parlament auf alle republikanischen Kräfte zählen. Keiner der Senatoren oder Deputirten, an die er sich wenden zu sollen glauben dürfte, wird zögern, ihn in seinem Unter⸗ nehmen zu unterstützen. Keiner von Denen, welche er un⸗ vermeidlich wird beseitigen müssen, wird ihm seine Hülfe versagen. Die Kammer weiß, welch bedauerntz⸗ werthen Eindruck ihre letzte Schwäche auf das Land gemacht hat; sie weiß, daß es ihr verboten ist, auch nur einen einzigen neuen Fehler zu begehen; sie wird ihren poli⸗ tischen Geist wiederfinden und jede Katastrophe vermeiden. Damit der Friede, den wir gewissermaßen in unseren Händen haben, rasch geschlossen werde, damit eine Einigung in der leider so geklüfteten republikanischen Partei zu Stande komme, ist es unumgänglich nöthig, daß das neue Kabinet leben und energisch handeln kann. Blind oder strafbar wären diejenigen, welche sich weigern sollten, es zu unterstützen. Der ehren⸗ werthe Kammer⸗Präsident hat seine Pflicht erfüllt, indem er unter den jetzigen Verhältnissen die Leitung der Geschäste übernahm; die republikanische Majorität wird die ihrige er⸗ füllen, indem sie aus Liebe zum Vaterlande dem Kabinet Brisson hülfreich beisteht.“
— J. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer verlas der Conseils-Prä⸗ sident Brisson folgende ministerielle Erklärung:
Unter den Umständen, unter welchen der Präsident der Republik uns zur Leitung der Geschäfte berufen hat, bitten wir kein ausgedehntes Programm von uns zu erwarten. Wir haben versucht, im nationalen Interesse und unter Beiseitelassung jeder nebensächlichen Erwägung ein Ka⸗ binet der Versöhnung und der Eintracht zu bilden; wir haben versucht, Männer zusammenzubringen, welche von möglichst gutem Willen beseelt sind, um eine um so größere Unterstützung verschiedener Kräfte für den Dienst Frankreichs und der Republik zu gewinnen. Was die chinesische Frage angeht, so werden wir von China Achtung unserer Rechte, sowohl derjenigen, welche sich aus den Verträgen er⸗ geben, als auch derjenigen, welche China selbst in der Kon⸗ vention vom 11. Mai 1884 anerkannt hat, verlangen. Wir werden uns glücklich schätzen, wenn Verhandlungen genügen, um diesen Zweck zu erreichen, aber wir sind auch entschlossen, die Erreichung desselben mit den Waffen zu verfolgen, und sind ebenso entschlossen, den Charakter der Expedition nicht ohne Genehmigung des Parlaments zu ändern. In den Gefühlen für das, was wir unseren heroischen Land⸗ und Seetruppen und ihren Führern schuldig sind, wird man uns leicht einig finden. Unsere zweite Aufgabe wird sein, durch eine auf⸗ merksame und umsichtige Politik unsere allgemeine Lage in⸗ mitten der Fragen zu sichern, welche Europa beschästigen. Sie werden uns nicht gleichgültig lassen; aber welche Interessen dabei auch ins Spiel kommen, so werden wir uns in unserer Haltung stets von der Erwägung leiten lassen, ob ein direktes und überwiegendes Interesse Frankreichs dabei in Frage kommt. Im Innern wird die Herstellung der Einigkeit und Eintracht und, wenn dieser Ausdruck gestattet ist, die freie und natürliche Konzentrirung der republikani⸗ schen Kräfte der uns beherrschende Gedanke sein. In diesem Geiste werden wir an die Prüfung der dringenden Gesetze und an die Berathung des Budgets herantreten, das Sie in der gegenwärtigen Legislaturperiode zu votiren haben werden. Bald wird das Land zum Worte gelangen; wir werden unsere Ehre darein setzen, dafür zu sorgen, daß die Wahlen frei, loyal und aufrichtig seien. Je mehr diese Kundgebung des allgemeinen Stimmrechts eine spontane und unabhängige sein wird, um so mehr wird die Republik gestärkt werden und um so fester wird die Vereinigung aller Republikaner zusammengekittet werden. Wie wir in Bezug auf die auswärtigen Angelegenheiten nur nach der Fahne Frankreichs sehen, so wollen wir im Innern nur der nationalen Souveränetät die⸗ nen. Wir bitten, alle Freunde der Demokratie und der erhabenen Regierungsform, der wir unser Leben gewidmet haben, uns bei dieser Aufgabe beizustehen. — Hr. Brisson schloß mit der Bitte, die Kammer möge die noch restirenden 150 Millionen für Tongking votiren. (Beifall.)
Der Präsident der Kammer schlug hierauf vor, die Sitzung aufzuheben, damit die Kommission den Bericht fertig stelle. Perrin (von der äußersten Linken) sprach gegen diesen Antrag und verlangte die Vertagung der Sitzung. Letztere wurde jedoch abgelehnt und die Sitzung auf eine Stunde sus⸗ pendirt.
Nach Wiederaufnahme der Sitzung beantragte die Ko m⸗ mission, den Kredit von 150 Mill. Franes für Tongking als Zeichen des Vertrauens für das neue Kabinet zu votiren. Gegenüber einem von Perrin eingebrachten An⸗ trage: Tongking zu räumen, erklärte der Conseils-Präsident Brisson: die Regierung hätte nie geglaubt, einen derartigen Vorschlag, welcher auf das Evidenteste die Gefühle der Kammer und des Landes verletze, aus der Mitte des Hauses vernehmen zu müssen. Die Regierung wünsche den Frieden, sie werde aber niemals etwas thun, was sich mit der Würde und Ehre Frankreichs nicht vertrage. (Beifall. Der Kredit von 150 Millionen wurde sodann mit 373 gegen 92 Stimmen genehmigt.
Eine dem Krieg s⸗Ministerium zugegangene Depesche des Generals Briere de l' Isle meldet, daß die fran⸗ zösischen Truppen die zwischen Chu und Dong son gelegenen ö von Deovan und Deognan wieder genommen
aben.
Der „Temps“ meldet: In den Couloirs der Kammer war heute die Nachricht verbreitet, daß nach einer im Aus⸗ wärtigen Amt eingegangenen Depesche das Tsungli⸗Yamen die Frie den sprälim inarien ratifizirt habe, welche am 3. d. M. von dem Direktor der politischen Angelegenheiten im Auswärtigen Amt, Billot, für Frankreich, und von Campbell für China unterzeichnet worden seien. In Peking sei ein Edikt publizirt, durch welches den chinesischen Truppen anempfohlen wird, Tongking zu räumen. — Die „Agence Havas“ berichtet: Eine Depesche des Ge⸗ sandten Patenstre bestätigt, daß China die am 3. d. in Paris durch Billot und Campbell unterzeichneten Friedens⸗ präliminarien ratifizirt habe.
Serbien. Belgrad, 5. April. (Presse.) Nach Negotin, zunächst der Westgrenze Bulgariens, wurde ein Meeting der macedonischen Serben einberufen. — Nach neuesten Berichten aus Prisren wären bei den letzten Kämpfen 1300 Albanesen und 350 türtische Sol—⸗ daten gefallen.
Bulgarien. Sofia, 4. April. (Presse, Die Ge⸗ meindewahlen sind in Bulgarien größtentheils zu Gunsten der Regierung ausgesallen. Die hiesigen Bürger erklärten in einer Versammlung, keinen der Geistlichen als Pfarrer anzu⸗ nehmen, die an dem letzten Strike theilgenommen haben.
Amerika. Washington, 4. April. (Allg. Corr.) Der hiesige Gesandte von Costa Rica hat die Re⸗ gierung der Vereinigten Staaten amtlich davon in Kenntniß gesetzt, daß die Streitkräfte von San Sal⸗ vador am 2. d. M. bei Chalchuapa einen großen Sieg über die Truppen des Präsidenten Barrios errangen. Der Präsident von San Salvador meldet telegra⸗ phisch, daß Barrios, der Präsident von Guatemala, in der Schlacht von Chalchuapa gefallen ist. Der hiesige Ge⸗ sandte von Guatemala schenkt jedoch der Meldung von dem Tode des Präsidenten Barrios und der Niederlage seiner Truppen keinen Glauben. — Der hiesige Gesandte von Colum bia meldet: er habe Nachrichten empfangen des In⸗ halts, daß die Revolution in Columbia thatsächlich un ter⸗ drückt worden ist, und daß die Ruhestörungen in Panama und Aspinwall ohne politische Bedeutung und lediglich Ausschreitungen raublustigen Pöbels waren. Zehntausend Personen in Aspinwall sind ohne Obdach, und der durch die Niederbrennung der Stadt verursachte Verlust wird auf 4000000 Doll. veranschlagt.
In dem Befinden des Generals Grant ist keine Verände⸗ rung eingetreten und sein Tod wird als nahe bevorstehend erachtet. — Der Staatssekretär des Auswärtigen in dem Ka⸗ binet des Präsidenten Arthur, Frelinghuysen, ist ernstlich erkrankt, und sein Zustand gilt als hoffnungslos.
New⸗YJork, 4. April. (A. C.) Admiral Jouett, der Befehlshaber des Geschwaders der Vereinigten Staaten in Aspinwall, ist instruirt worden, daß seine Aufgabe strikt darauf beschränkt sei, darnach zu sehen, daß der freie Transit über die Landenge von Panama wieder hergestellt und auf— recht erhalten, und Leben und Eigenthum amerikanischer Unterthanen geschützt werde. Er solle sich nicht in die sozialen oder politischen Unruhen Columbias mischen.
Mittel ⸗Amerika. Mexiko, 2. April. (A. C) Der Kongreß wurde heute eröffnet. In seiner an die Legis⸗ latur gerichteten Botschaft erklärt Präsident Diaz, daß, abgesehen von einigen Schwierigkeiten mit Guatemala, die eine ernste Wendung nehmen dürften, die Beziehungen Mexikos mit den fremden Mächten freundschaftlicher Natur seien. Auf Grund der unruhigen Zustände in Central-Amerika sei die Armee an geeigneten Orten an der Grenze concentrirt worden und in Bereitschaft, jedem Beschluß des Kongresses gemäß vor— zugehen. Der Präsident fügt hinzu, daß seiner Ueber⸗ zeugung nach der nationale Kredit keinen Aufschwung nehmen könne, solange die Nationalschuld nicht anerkannt worden sei. — Die Regierung hat ihren Gesetzvorschlag für die Konvertirung der mexikanischen Staatsschuld zurückgezogen und versprochen, ihren Verbindlichkeiten den englischen Bondsbesitzern gegenüber gerecht zu werden.
— 7. April. (W. T. B.) Der Präsident Porfirio Diaz hat den Justiz⸗Minister Baranda beaustragt, in den unter den mittelamerikanischen Republiken be⸗ stehenden Differenzen die Vermittelung zu übernehmen.
Afrika. Egypten. (Allg. Corr.) Nach Zerstörung der Rebellendörfer bei Tamai traten die britischen Truppen den Rückmarsch nach Suakim an, woselbst sie am Sonnabend ankamen. — Ueber die weiteren Bewegungen der Kolonne des Generals Graham wird dem „Reu⸗ terschen Bureau“ aus Suakim vom 5. d. gemeldet: Drei Bataillone Infanterie und die Sikhs werden morgen bei Tagesanbruch mit 2000 Kameelen nach der Ze⸗— riba auf der Straße nach Tamai marschiren und die Vor⸗ räthe wegführen, worauf die Zeriba verlassen werden wird. Am Montag werden alle Lager längs der Linie der projek⸗ tirten Eisenbahn konzentrirt werden. Ein Bataillon Gardetruppen und das australische Kontingent wer⸗ den sich am nämlichen Tage in Bewegung setzen, um auf halbem Wege nach Handub eine Zeriba und ein Blockhaus zum Schutz der Linie zu errichten. Der Bau der Eisenbahn schreitet rüstig vorwärts, und die Bahn bis Handub wird in etwa einer Woche fertiggestellt sein. Es wird beabsichtigt, einen gepanzerten Eisenbahnzug zur Beschützung der Eisenbahn zu benutzen. Ein von den britischen Militärbehörden nach Erkowit gesandter Spion ist zurückgekehrt und berichtet, daß Osman Digma's Anhänger massenhaft desertiren und daß Osman selber mit 900 Anhängern in Shaka teb, einem zwischen 1 und Erkowit gelegenen Orte, eine starke Stellung inne hat.
Dongola, 4. April. (A. C.) In Merawi sind Re⸗ bellensoldaten von Khartum angekommen, welche melden, daß ein großer Theil der Armee von Kordofan den Mahdi verlassen und begonnen habe, die Rückkehr nach der Heimath anzutreten. Die Mannschaften erklärten, daß sie eine genügende Zeit dem Kriegsdienste obgelegen hätten, und daß der Zweck des Feldzuges erreicht worden sei. Der Mahdi sei den Abtrünnigen mit Truppen gefolgt und es habe sich ein heißer Kampf entsponnen. Der Mahdi sei indeß ker ungen worden, nach starken Verlusten den Rückzug anzu⸗
eten.
Zeitungs stimmen.
Die Wiener „Presse“ schreibt in ihrer „Börsenwoche“ vom 4. April c.:
Die Berliner Börse hat ihre Feuerprobe glänzend be⸗ standen; es zeigt sich, daß auch an ihr die Strammheit und die praktisch⸗ nüchterne Organisation, welche das deutsche Staatswesen auszeichnen und groß gemacht haben, nicht gänzlich fehlen. Zwar ist die Schlacht nicht obne schmerzliche Opfer geschlagen worden, allein der Siegespreis wurde errungen und mit neuge festeter . darf man an den Ufern der Spree der näch⸗ en Zukunft entgegensehen. Berlin hat die heftig bestrittene Berechtigung nachgewiesen, ein Centrum des internationalen Werth⸗ verkehrs zu werden und zu bleiben, und fortan müssen es London wie Paris als ebenbürtig, in manchen Punkten sogar als ent- schieden überlegen anerkennen. Und noch eine wichtige ein- leuchtende Schlußfolgerung von höchster international wirth⸗
*
schaftlicher Bedeutung ergiebt sich aus der unerschütter⸗ lichen Haltung der Berliner Börse, des deutschen Geldmarktes überhaupt. Hoch zum Himmel auf stieg in diesen Tagen Lob und Preis des unerreichten Staatsmannes Bismarck, aber stets mischte sich in die Posaunenstöße ein leiser Ton des Bedauerns, fast des Mitleides über die Unzulänglichkeit seines Könnens als wirth⸗ schaftlicher Reformator; liebenswürdig, wie die von ihrer Unfehl⸗ barleit durchdrungene national ökonomische Publizistik einer gewissen Schule schon einmal ist, nahm sie nicht den min desten Anstand, dem Reichskanzler zu seinem siebzigjäbrigen Geburtsfeste den wohlwollenden Rath zu verehren, er möge ablassen vom soialpolitischen und wirthschaftlichen Dilettan⸗ tismus und sich weise beschränken auf das, was er wirklich verstehe. Aber während die politische Kunst des Fürsten Bismarck Deutsch⸗ land zum ersten und mächtigsten Staate der Welt gemacht, hat es sein arg verlästerter wirthschaftlicher Dilettantismus dennoch zuwege, gebracht, daß die Nation von Tag zu Tag an industrieller. kommerzieller und agrikoler Kraft gewinnt, daß der deutsche Geldmarkt sein Gesetz den fremden Börsen auferlegt und derselbe markig genug geworden, nicht nur die größten Aufgaben zu lösen, sondern auch schweren Stürmen zu widerstehen. Nicht immer ist die Hauptbörse eines Staates der sichtbare Ausdruck seiner wirthschaftlichen Potenz, aber zumeist ist dies der Fall, und für Berlin trifft es unbedingt zu. ‚Nur noch zehn Jahre so!“ Dieser bedeutsame, alle Hoffnungen, Strebungen und Ergebnisse einer schönen Zukunft in sich fassende Ausruf er gilt in erster Reihe der ökono⸗ mischen Entfaltung des Deutschen Reiches und damit auch der Entwicklung der dentschen Börsen, die den sichtbaren Ausdruck der⸗ selben bilden. Wer wollte unbedingt jedes sozial poli- tische, handelspolitische oder wirthschaftliche Axiom des Fürsten Bismarch unterschreiben, wer aber — außer den verknöcherten Steckenpferdreitern der manchesterlichen Schule — unbedingt verwerfen, was er auf diesem für das Wohl der Völker wichtigsten Gebiete initiirt, erreicht und erstrebt hat? Nur noch zehn Jahre so und die ökonomische Verfassung Europas wird mit und durch Deutschland ebenso radikal und gewiß nicht zum Schlechteren geändert sein, wie es seine politische Verfassung bereits ist. . . . Der Reichskanzler von Bismarck.“
— Der Handelskammer in Kiel ist, wie die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung“ mittheilt, auf deren Eingabe, betreffend die Behandlung des Artikels Reis als Kriegs contrebande an der chinesischen Küste, folgende Antwort des Reichskanzlers zugegangen:
Auf die Vorstellung vom 1. d. M. erwidere ich der Handels⸗ kammer, daß die nachtheilige Rückwirkung, welche die Behandlung von Reis als Kriegskontrebande für unsere Handels. und Schiffahrts— interessen haben kann, uns nicht die Berechligung verleiht, einer an sich erlaubten Maßregel fremder Kriegführung entgegenzutreten. Jeder Krieg ist eine Kalamität, welche nicht nur für die Kriegführenden, son⸗ dern auch für die Neutralen Uebel im Gefolge hat. Diese Uebel können durch das Eingreifen einer neutralen Macht in die Krieg führung Dritter sehr leicht eine Steigerung zum Nachtheile der Unterthanen der eingreifenden Macht erfahren, und es kann auf diesem Wege dem deutschen Handel größerer Schaden zugefügt werden, als der einer vorübergehenden Behinderung des Reishandels in den chinesischen Gewässern. Die in Rede stehende Maßregel bezweckt die Abkürzung des Krieges durch Erschwerung der feindlichen Verpflegung und ist ein berechtigtes Mittel der Kriegführung, wenn sie gleich⸗ mäßig gegen alle neutralen Schiffe zur Durchführung kommt.
Ju stiz ·Ministerial Blatt. Nr. 14. — Inhalt: Allge⸗ meine Verfügung vom 25. März 1885, betreffend das Staats schuld⸗ buch. — Allgemeine Verfügung vom 25. März 1885, betreffend die Befugniß der Magistrate und Amtsgerichte im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz zu Beurkundungen in Grundbuch beziehungs—⸗ weise Hypotheken⸗Angelegenheiten. — Allgemeine Verfügung vom 27. März 1886, betreffend Beschwerden des Fiskus über die Fest⸗ setzung der Gebühren und Zeugen und Sachverständigen.
Statiftische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 12. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorb en gemeldet: in Berlin 23,1, in Breslau 31,7, in Königsberg 27,7, in Köln 25.1, in Frankfurt a. M. 22,9, in Hannover 18,8, in Kassel 148, in Magdeburg 25.8, in Stettin 35,2, in Altona 26.4, in Straßburg 35,0, in Metz 167, in München 35,9, in Nürnberg 28,2, in Augsburg 22,6, in Dreg—⸗ den 265.0, in Leipzig 21.8, in Stuttgart 19,2, in Braunschweig 26,2, in Hamburg 29,0, in Lübeck —, in Karlsruhe 24,1, in Wien 32,8, in Budapefst —, in Prag 30,9, in Triest —, in Krakau 36,B7, in Basel 21,9, in Brüssel 29,6, in Amsterdam 284, in Paris 25.3, in London 22,2, in Glasgow 300, in Liverpool 25,9, in Dublin 40,4, in Edinburg 18,5, in Kopenhagen 21,4, in Stockholm 27,9, in Chri— tiania 240, in St. Petersburg 33,9, in Warschau 32,9, in
dessa 37,!, in Rom 27,7, in Turin 347, in Bukarest 25,2, in Madrid — in Alexandria 389. — Ferner in der Zeit vom L bis 7. März: in New⸗Jork 31,6, in Philadelphia 24,1, in Chicago —, in St. Louis —, in Cincinnati — in San Franzisko 22,2, in Kalkutta 32,8, in Bombay 32.6, in Madras 38,1.
Während beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichts woche an den meisten deutschen Beobachtungsorten nördliche und nordwestliche, an den südddeutschen Staaten auch nordöstliche, in Berlin sfüdwestliche Luftströmungen vorherrschten, überwogen vom 24. an nordöstliche und östliche, an den mitteldeutschen Stationen mit nordwestlichen wechselnde Winde, die aber zu Ende der Woche an den meisten Stationen wieder nach Nordwest, in Berlin nach Südwest drehten. Die Temperatur der Luft lag an den meisten Stationen (am erheblichsten an den süddeutschen) unter, nur in Konitz und Breslau über der normalen. Leichte Nachtfröste wurden in der ersten Wochenhälfte aus allen Stationen gemeldet. Nieder⸗ schläge, meist Schnee und Hagel, erfolgten besonders in der ersten Wochenhälfte häufig, doch, meist in nicht ergiebigem Maße. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft nahm in den ersten Tagen der Woche zu, hielt sich mit geringen Schwankungen bis zum 28. auf seiner Höhe, nahm dann ab, stieg jedoch zu Ende der Woche wieder und zwar an allen Stationen.
Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten Großstädte Europas zeigten in der Berichtswoche keine wesentliche Veränderung. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte hat etwas abgenommen; sie sank, auf 10090 Bewohner und aufs Jahr berechnet, von 2.z,9 der Vorwoche auf 26,4. Der Antheil des Säug⸗ lingsalters an der Sterblichkeit war im Allgemeinen ein kleinerer als in der Vorwoche. Von je 10000 Lebenden starben 78 Kinder unter 1 Jahr, gegen 85 der vorhergegangenen Woche; in Berlin 66, in München 94. ᷣ
Unter den Todegursachen haben von den Infektionskrankheiten e, . Scharlach, Diphtherie, Ruhr und Kindbettfieber etwas mehr, Pocken, Keuchhusten und typhöse Fieber etwas weniger Todesfälle hervorgerufen, Darmkatarrhe der Kinder führten gleichfalls seltener, Brechdurchfälle etwas häufiger zum Tode. Akute entzündliche Prozesse der Athmungsorgane zeigten wenig Veränderungen in ihrem Vor—⸗ kommen, während Lungenphthisen erheblich mehr Todesfälle als in der Vorwoche veranlaßten. — Masern herrschten in Liegnitz, Pots- dam, Hamburg, Hanau, Wien, Paris, Amfterdam, London, Glasgow, Liverpool, Stockholm, Warschau; in Berlin, München, St. Peters⸗ burg ist die Zahl der Todesfälle an Masern wenig von der der Vor⸗ woche verschieden. — Scharlach wurde in Bromberg, Halberstadt häu⸗ figer Todesveranlassung. — Die Sterblichkeit an Diphtherie war
in Danzig, Greifswald, Bromberg, Dresden, Berlin, Meerane, Altona, Straßburg, Amsterdam, Paris, Christiania, Warschau eine etwas größere, in Stolry, Königsberg, München, Leipzig, Hamburg, Wien, London, Stockholm, St. Peters burg eine kleinere als in der Vor⸗ woche. — Tvphöse Fieber zeigten sich im Allgemeinen in beschränkter Zahl, nur aus Leipzig, Münster, Essen wurden mehrfache Todeg— fälle an Typbus gemeldet. — Sterbefälle an Flecktyphus kamen aus St. Petersburg 2, aus London 1 zur Mittheilung. — Der Keuchhusten forderte in Berlin und Ämsferdam weniger, in Köln, Karlsruhe, Kreuznach, London, Glasgow, Liverpool, Bir⸗ mingbam mehr Opfer. — Sterbefälle an Ruhr kamen nur wenige SG), an Kindbettfieber 24 aus deutschen Städten zur Anzeige. — An Pocken kam aus deutschen Städten nur 1 Todesfall (aus Königsberg) zur Meldung. Auch aus Zürich, Bern, Prag, Brüffel, Manchester, Bukarest wurden einzelne, aus St. Petersburg, Venedig, Alexandria, Basel, Turin, Paris, Rom, Odessa mehrfache Sterbefälle mitgetbeilt; in größerer Ausdehnung herrschen Pocken in Warschau, London, Wien' — In Kalkutta und Bombay hat die Zahl der Cholera · Todes fãlle um Anfang resp. Mitte Februar zugenommen, in Madras waren sie um Mitte Februar selten.
Kunst, Wifssenschaft und Literatur.
München, J. April. Heute starb nach langem Leiden der Physiolog und Zoglog, Geh. Rath Prof. Dr. 3 Theo dor 2. 13 21 . . 3 Ordens pour 1e mérite und des bayerischen Maximilian⸗Ordens für Kunst und Wissen⸗ schaft, im , . Jahren. n
— „Geschichte des römischen Kaiserreichs von d Schlacht bei Actium und der Eroberung Egyptens bis zu dem ** bruch der Barharen“ von Vieter Duruy. Uehersetzt von Pro— fessor Dr. Gustar Hertzberg. Mit ca. A090 Si anne in Holzschnitt und einer Anzahl Tafeln in Farbendruck. 9 —= 11. Heft zu je 80 3. Verlag von Schmidt CL Günther in Leiprig. — In diesen neuen Lieferungen des Werks werden zunächst die Kämpfe der Germanen mit den Römern unter Drusus, Tiberius und Varus sowie die Kämpfe der Römer mit den Markomannen, den Pannoniern und den Dalmatinern beschrieben. Dann folgt eine Schilderung der letzten Lebensjahre des Augustus bis zum Tode dieses Kaisers. Das berühmte Testament des Augustus wird wörtlich mit⸗ getheist. Daran reiht sich ferner ein Ueberblick über die Literatur, die Wissenschaften und die Künste in diesem goldenen Zeitalter. Der Ver fasser weiß durch seine klare und lebhafte Darsftellung, welche durch zahlreiche vortreffliche Illustrationen unterstützt wird, in hohem Grade zu 17h .
2 o inrichsen, der sich durch seine plattdeutschen Erzählungen bekannt gemacht, dann aber der i e . Dichtung zugewendet, hat eine Sammlung kleinerer Erzählungen: Kün st ler Lie be unde ⸗Leben“ veröffentlicht (Berlin und Leipzig, Wilhelm Friedrich, Königl. Hofbuchhandlung, 1885), die sich durch Driginalitãt auszeichnen. Hinrichsen vereinigt ein tiefes, ernstes Gemüth mit gesundem Humor und reicher Phantasie und trägt fo genial, lebendig und anregend vor, daß man auch die an sich einfachste Erzählung mit Interesse, ja mit Spannung liest. Der Preis betrãgt geh. 3 S, elegant gebunden 4 MS
Veterinärwesen.
Das von der Königlich großbritannischen Regierung vor Kurjem erlassene Verbot der Einfuhr von Schafen, Schweinen und Ziegen aus Hamburg, Bremen und Geestemünde nach England, Wales und Schottland ist vom 4. d. M. ab wieder aufgehoben.
Gewerbe und Handel.
Von der . Gewerbehalle‘, Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie, redigirt von Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle, Architekten in Stuttgart, Verlag von J. Engelhorn ebendaselbst, liegen uns wieder zwei Hefte, das 3. und . des laufen⸗ den Jahrgangs, vor. — Das Märzheft bringt ein in Holz nachgeschnit⸗ tenes schönes Probeblatt aus dem im Verlage von Lechner K. K. Hof und. Universitäts⸗Buchhandlung erschienenen photographischen Prachtwerk: Wohnungs⸗Einrichtungen aus der clektrischen Aus—⸗ stellung zu Wien im Jahre 18837. Dasselbe giebt von dem Überaus reich und mit vornehmstem Geschmack ausgestatteten Schlafzimmer eine Vorstellung, welches der Wiener Decorateur Carl Bamberger aus—= gestellt und mit elektrischer Beleuchtung versehen hatte. Hübsche Möbelarbeiten im Renaissancestyl: einen Tisch mit Spiegelschränkchen und einen Polsterstuhl, bletet Otto Fritzsche in München. Auf einem anderen Blatt sehen wir ein Schreibzeug in Ebenholz mit Figuren aus oxydirter Bronze und Ornamenten aus vergoldetem Altfilber, entworfen von dem Architekten Franz Brochier in München und dem Bildhauer J. Wehner, ausgeführt von Harrach und Sohn, Silberarbeitern und Ciseleuren in München. Das Atelier des Bauraths Professor Lipsius in Dresden lieferte einen von Georg Gasse, unter Leitung des Prof. Herr— mann, entworfenen, geschmackvollen Plafond. Die Pariser Kunst⸗ industrie ist vertreten durch eine Mustertafel ürpig verzterter Laternen, Lüͤstres und Kaminvorsetzer aus Schmiedeeisen, von Isorez. Ein Blatt zeigt eine Anzahl schöner alter Initialen von Geofrop Tory, aus der französischen Schule des 16. Jahrbunderts. Die Farbendrucktafel des Hefts reproduzirt in richtiger Wiedergabe des Tones der Majolikafarben eine weitere Anzahl jener schönen glasirten Thonplättchen, wie sie in Genua als Wandverkleidung vielfach Ver⸗ wendung fanden und in neuester Zeit von dem Kustos am bayerischen Gewerbemuseum in Nurnberg, Ernst Häberle. nach den Originalen getreu aufgenommen worden sind. — Im Aprilheft findet der Kunstgewerbtreibende zunächst ein schönes Musterstück neudeutscher Möbeltischlerei; einen reich ornirten Schrank für Silber und Weißzeug aus gebeiztem Eichenholz mit farbigen Intarsia⸗Füllungen, welchen die Firma Ziegler und Weber in Karls⸗ ruhe nach dem Entwurf des Profefsor C. Schick daselbst ausgeführt baben. Einfache, aber sehr gefällige Schlafzimmermöbel im Renaissancestyl bieten die Architekten Dietrich und Voigt in München. Ein schönes Werk kirchlichen Kunstgewerbes hat der Schul⸗Direktor A. Ortwein in Graz erfunden, nämlich den Entwurf zu dem pracht⸗ vollen Hauptaltar für S. Peter daselbst, welcher ur Ausführung in Holz mit polychromer Bemalung bestimmt ist. Ferner wird ein mit feinem Geschmack konzipirter, zierlicher schmiedeeiserner Rahmen mitgetheilt, welchen die Redakteure der Gewerbehalle, die Architekten Eisenlohr und Weigle entworfen haben, und der von dem Kunstschloser B. Jarolim in Austerlitz ausgeführt worden ist. Die Arbeit ist bei der vom mährischen Gewerbe⸗Museum ausgeschriebenen Konkurrenz mit dem 2. Preise gekrönt worden. Die französische Kunstindustcie der Gegenwart reyräsentirt in diesem Heft eine Tafel mit Lesezeichen: zierlich ornirten Metallarbeiten, theils aus Stahl mit goldenen Einlagen, tbeils Silber auf Kupfergrund, theils Gold mit Email. Auch das ältere deutsche Kunstgewerbe ist nicht vergessen: wir sehen die Aufnahmen von drei der schönsten glasirten Steinzeugkrüge aus der an solchen besonders reichen Samm⸗ lung des. Berliner Kunstgewerbe⸗Museums. Die letzte Tafel zeigt die sorgfältig in Farben ausgeführte Reproduktion zweier schönen Stoff muster (Gold auf rother Seide) aus dem bayerischen Nattonal⸗ Museum in München, nach Aufnahmen von Georg Lehner. = Der Text der Gewerbehalle“ wird fortdauernd vermehrt. So finden wir auf den ersten Folioblättern beider Hefte zahlreiche kleinere technologische Aufsätze (I. B. über den Porzellanguß) und Notijen sowie literarische Besprechungen. Ferner bietet der Ümschlag im Innern vermischte Notizen: über elektrische Beleuchtung in den Fabriken, über Holjbearbeitungt maschinen, über die Bedeutung Südamerikas für die Deutsche Industrie, über die Jute, ihre Produkijon und Industrie, zur Kolonienfrage u. v. a.
— In der Konkurssache der Firma Litografiska Tryckeri- bolaget und des Lithographen Emil Nummelin in Helsingfors ist, nach amtlicher Bekanntmachung, der Prüfungetermin auf den 7. Mai d. J. Vormittags, vor dem Rathhausgericht in Helstngfor festgesetzt worden.