1885 / 88 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Apr 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Umbau gewonnenen neuen Magazintäumen wurden nur solche Werke zurückbehalten, welche ein besonderes historisches Interesse bieten, ohne 26 größeres Publikum Bedeutung oder Anziehungskraft zu

esitzen.

Nachdem die getroffene Auswahl unter dem 14. Mai d. Is. die Allerböchste Genehmigung gefunden hatte, wurde auf Anordnung Sr. Excellenz des Herrn Ministers der geistlichen 2c. Angelegenbeiten Dr, von Gotzler das Verzeichniß der Gemälde den Vorständen der bezüglichen Provinzialsammlungen mit dem Ersuchen übersandt. ihre Wünsche zur Kenntniß der Generalverwaltung der Königlichen Mufeen zu bringen. Der in möglichstem Anschluß an diese Wünsche auf⸗— gestellte Vertheilungsplan erhielt alsdann unter dem 26. Juli die Genehmigung des Herrn Ministers, welcher in Betreff der an die Darleihung der Gemälde zu knüpfenden Bedingungen das unten zum Abdruck gelangende Regulativ erließ. Auf Grund desselben ist dann unter Leitung von Beamten der Königlichen Gallerie die Ueberführung der Gemãlde nach den Orten ihrer Bestimmung erfolgt. Hierbei haben wir mit gehorsamstem Danke die Erleichterungen zu erkennen, welche Se. Excell enz der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach für die Durchführung dieser Transporte gewährt hat. Die Vertheilung ist in folgender Weise geschehen.

Berlin, Sammlung der Königlichen Porzellan⸗Manufaktur Berlin, Kunstgewerbe⸗Museum . J ö Bonn, Sammlung der Universität. ü Breslau. Schlesisches Museum der bildenden Künste Cassel, Königliche Gemäldegallerie.. w Düsseldorf, Königliche Kunstakademie. Emden, Gesellschast für bildende Kunst n. Erfurt J , Göttingen, Sammlung der Universität Hannover, Provinzialmuseum... .. Hildesheim, Verein für Natur und Kunst . Köln, Walraf RichartzMuseum ... 1 Münster, Westfälischer Kunstverein. Osnabrück. Museumsverein ö J Wiesbaden, Nassauischer Kunstvereienn 21 Außerdem wurden zur Abgabe an Kirchen zurückgestellt . . . 18

ö Summa 489 Ein genaues Verzeichniß aller dieser jetzt abgegebenen, sowie der früher an auswärtige Sammlungen überwiesenen Gemälde ift im laufenden Jahre ausgearbeitet worden und wird demnächst zum Druck gelangen. Dasselbe umfaßt alle der Königlichen Gallerie gehörigen Gemälde, soweit dieselben nicht bereits in der zweiten Auflage des Galleriekatalogs (Berlin 1883) aufgeführt sind. Berlin, im November 1884. V . Regulativ für die Ausleihung und Aufstellung von Gemälden aus den Königlichen Museen zu Berlin außerhalb der Gebäude derselben.

In Ausführung der Allerhöchsten Ordre vom 14. Mai 1884 wird nachstehendes Regulativ erlassen: 1

.

Die Ueberweisung von Gemälden auß der Gemäldegallerie der Königlichen Museen in Berlin an andere Sammlungen erfolgt widerruflich.

Die Ueberweisung wie der Widerruf erfolgt durch die General⸗ verwaltung der Königlichen Museen mit Genehmigung des Ministers der geistlichen 2c. Angelegenheiten.

2

Die Unterbringung der Kunstwerke darf nur in solchen Gebäuden erfolgen, welche in Bezug auf. Konstruktion, Feuersicherheit und sonstige Beschaffenheit der Wände, wie der übrigen wesentlichen Bautheile zu Bedenken keinen Anlaß geben.

. 5. 8.

Beim Ein und Auspacken, sowie beim Aufstellen der Gemälde

in ihrem neuen Bestimmungsort ist thunlichst ein mit diefen Ärbeiten vertrauter Sachverständiger zuzuziehen.

. ö 5. 4. Beim Aufhängen sind die Bilder nicht unmittelbar auf die Wand zu bringen, sondern durch kleine Zwischenfatzstücke derart von derfelben zu isoliren, daß die Luft zwischen Bild und Wand zirkuliren kann.

( 8. 6.

Die Gemälde sind thunlichst an Zwischenwänden, nicht an den Umfassungsmauern eines Gebäudes aufjuhängen und durch geeignete Vorrichtungen gegen die direkte Einwirkung des Sonnenlichts, sowie nach Befinden gegen direkte ö wirksam zu schützen.

Es ist dafür Sorge zu tragen, daß eine regelmäßige wöchentliche Reinigung der Gemälde durch leichtes Abstäuben . ö. ih wedeln vorgenommen wird.

Anderweite Reinigungen, sowie irgend welche Auffrischung oder Erneuerung des Firnisses, Ausbesserung etwaiger Beschädigungen ꝛc. dürfen nur nach eingeholter Genehmigung der Generalverwaltung der Königlichen Museen und nur nach deren An⸗ weisung ausgeführt werden.

7

3 7 Ueber jede, auch die geringste Beschädigung des Kunstwerks ist ein Protokoll aufzunehmen und daffelbe unverzüglich En i ern t verwaltung der Königlichen ö zu übersenden.

Restaurationen,

Jährlich einmal ist von der Verwaltung der betreffenden Samm⸗ lung eine Mittheilung über den Zustand der überwiesenen Gemälde an die Generalverwaltung der Königlichen Mufeen zu richten.

Die Institute, welchen Bilder überwiesen werden, haben a. die Kosten der Verpackung, des Hin und Rücktransports, sowie der Versicherung während desselben, b. die Kosten der Versicherung gegen Feuersgefahr und . die Kosten für die während der Besitzzeit erforderlich ge⸗ wordenen Reparaturen zu 3. . r ür Staatsinstitute kommt die Versicherung ad b in Wegfall. Ueber die Nothwendigkeit der Versicherung für ö. Transport rin. findet die Generalverwaltung der Königlichen Museen, welche auch in allen Fällen den Werth beziehungsweise die Höhe der Versicherungs⸗ summe für die überwiesenen 9 zu bestimmen hat. 1

Den Beamten und Kommissaren der Generalverwaltung der Königlichen Museen ist jederzeit der Zugang zu den betreffenden Kunst⸗ werken behufs der Konirole über die pünktliche Erfüllung der obigen Vorschriften seitens des Empfängers zu gestatten.

Berlin, den 3. Juni 1884. Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten. In. Vertretung: Lucanus. (Siehe ferner Bericht über die Entleihungen aus der Königlichen Nationalgallerie.)

A. GSemäldegallerie.

In dem verflossenen Vierteljahre ist der Umbau der Gallerie im Wesentlichen vollendet worden, so daß der Wiedereröffnung sämmtlicher neu hergerichteter und definitiv mit den Gemälden behängter Räume noch vor Jahres schluß entgegen gesehen werden darf.

Gleichzeitig ist die Abgabe von Gemälden, welche nicht zur Auf— . in der Königlichen Gallerie gelangen werden, eingeleltet (efr. Quartalshericht per April⸗Juni 1884) und wird gleichfalls vor dem Jahresschluß durchgefuhrt Ueber dieselbe ist oben besonderer

in. Bericht erstattet. se Jul. Meyer.

B. Sammlungen der Skulpturen und Gipsabgüsse. J. Abtheilung der antiken Skulpturen.

Für die Sammlung der Originale gingen im August und Sep⸗ tember zwei Sendungen pergamenischer Fundstücke ein.

An Abgüssen wurde namentlich die von Martinelli angebotene Auswahl der delischen Skulpturen erworben, sodann das Grabrelief der Protonos aus Athen (von Sybel Nr. 3338), ein neuer Abguß der Londoner sog. Klytia und, von der Formerei überwiesen, ein Ab⸗ guß des Berliner Originalkopfes Ne. 149 (Neue Nr. 610, endlich auf Veranlassung des Herrn Helbig das mit der Inschrift HMcrα versebene Köpfchen in Florenz (Dütschke III Nr. 395.

Neu aufgestellt wurden die Saburoff'schen Skulpturen mit Aus- nahme der Bronzestatue, welche noch einer Herrichtung bedarf

Umgestellt wurde der römische Saal, von dem Kompartiment VI an die Abtheilung der Renaissance⸗Skulpturen abgetreten wurde.

Von den neu angelangten pergameniscken Fragmenten wurden mebrere sogleich an ihre Stellen angefügt; so baben namentlich zwei in der Rotunde aufgestellte Gigantenfiguren ihre Köpfe erhalten; an dem einen derselben sind bei seiner Auffindung unzweideutig sichere Spuren einst gemalter Augen bemerkt worden. Wichtig ist auch, daß das größeste der neu angekommenen Bruchstücke als zu einer unter unserem bisherigen Besitze noch nicht vorhandenen Eckvlatte gebörig erkannt wurde; sie dürfte ihren Platz rechts auf der Nordwestecke ge⸗ habt haben und stellte dem erhaltenen Stücke nach ein Seethier und eine männliche Figur dar.

„Von der Wolter'schen Neubearbeitung des Friedrichs'schen Ver zeichnisses der Gipzabgüsse liegen 25 Bogen fertig gedruckt vor.

Ein neues Inventar der Original⸗Skulpturen, mit Ausnahme der pergamenischen Erwerbungen, welche jetzt besonders im Einzelnen inventarisirt werden sollen, wurde fertig gestellt. Für die assyrischen und verwandten Skulpturen, sowie für die pergamenischen Fundfstücke wurden einstweilen provisorische Inventare neu angelegt.

Di Ausgrabungen zu Pergamon haben in diesem Quartale, immer noch mit Aufräumung im Theater, ihren Fortgang genommen. Conze.

II. Abtheilung der mittelalterlichen und Renaissance—⸗ . Sꝛkulyturen.

Die einzige Bereicherung, welche die Abtheilung im verflossenen Sommerquartal erfahren hat, ist die von der Wittwe des Komponisten und Musikschriftstellers Dr. Georg Kastner in Straßburg in Er⸗ innerung an ihren verewigten Gemahl Sr Majestät dargebrachte und von Allerhöchstdemselben den Königlichen Mufeen überwiesene Marmor- gruppe, Apollo und, Daphne darstellend, welche dem Pigalle zu— geschrieben wird. Die etwa halb lebensgroßen Figuren sind eine zier— liche französische Arbeit aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahr— hunderts. Als Vorbild schwebte dem Künstler die bekannte größere Gruppe des Bernini in Villa Borghese zu Rom vor.

Diese sowle die im Laufe des letzten Jahres gemachten Erwerbungen konnten dadurch in der Abtheilung zur Aufstellung gelangen, daß in dem an die Abtheilung anstoßenden römischen Kaisersaal noch ein Kompartiment für die Abtheilung frei gemacht wurde.

. Bode.

. C. Münzkabinet. In dem Zeitraum vom J. Juli bis 1. Oktober 1884 erwarb das Königliche Münzkabinet 170 Münzen, darunter drei goldene und 47 silberne, und zwar 83 antike, 13 orientalische und 73 mittelalter— liche und neuere. Es gelang, Münzen von drei unferer Sammlung noch fehlenden griechischen Städten zu erwerben: von Amblada Kaiser Philippus), Koropissus (Valerian) und Kame (Hadrian). Unter den übrigen antiken Münzen ist als das wichtigste Stück hervorzuheben das nur in drei Exemplaren erhaltene, in der numismatischen Literatur berühmt gewordene athenische Tedradrachmon mit der Aufschrift 6 A (absichtlich akchäsirend statt AMMMbοαν, wahrscheinlich aus Sulla's Zeit, ferner seltene Stücke von Rhosus, Gabala, Seleucia (Tranquillinc), Andeda, Sillyum u. s. w. Mythologisch wichtig ist die Darstellung eines Gigantenkampfes auf einer Münze von Dio⸗ cgesarea, von Mare Aurel. Unter den mittelalterlichen und neueren Muͤnzen sind von Wichtigkeit ein Denar aus der Zeit des norwegischen Königs Harald Haardraade mit Runeninschrift, ein zußerst seltener halber Thaler von Stolberg, eine Silbermünze von Metz von 1492, ein qut gearbeiteter, in der Kurfürstlichen Münze geschlagener Jeton mit Bildniß und Wappen Joachims IJ. von Brandenburg und zwei Medaillon don Württemberg und von Papst Gregor Xisl' Unter der kleinen Anzahl der orientalischen Münzen ragt als höchste Seltenheit hervor die bisher nur in cinem Exemplar in Paris bekannte aͤlteste mohgmmedanische Münze von Indien mit dem Namen des Kalifen El Mugtadir Billah (908-932), dem reitenden Färsten und auf der Rückseite dem liegenden indischen Buckelstier. Ein Seitenstück dazu erwarben wir in einer bisher unbekannten Kupfermünze mit den Typen von Kabul und der arabischen Bezeichnung „richtig“; auch sie muß von einem mohammedanischen Eroberer in Nordindien geschlagen sein. Geschenke erhielt das Münzkabinet von den Herren Brakenkausen Stählin und Sporonos. ; v. Sallet.

(Fortsetzung folgt.)

Das abgelaufene Geschäftsjahr wird für die Kaiser⸗Wil helms⸗ Spende, wie man uns mittpeilt, einen sehr günstigen Jahresabschluß nachweisen. Es waren beim Schluß des Geschäftsjahres 1879180 . 337 Mitgl. mit 41 Sß5 S Einlagen, 1880/81 . . 1646 . 156210 1881/82. . 2790 159 875 1882/83. . 4712 229 975 1883.84. . 6198 404 210 . ö, ; ö 8280 831 685 J e daß also das neue Geschäftsjahr mit über 1000, Einlagen mehr als das Vorjahr abschließen wird. Es beträgt zur hut . Garantiefonds der Anstalt 19306 00 ½, der Sicherheits fonds 158 O00 ν, und die Einlagen haben die Höhe von 1 823 810 M erreicht.

Verein für Geschichte

der Mark Brandenburg. Sitzung vom 3. April 1885. Assessor Holtze machte auf das ö Leidemann jüngst veröffentlichte Tagebuch deß Kanzlers Lampert Distelmeier aufmerksam, welches den Studiengang, die xebensschicksale und die Familien verhaͤltnisse des hochverdienten Staatsmannes klar stelllt, leider aber keine Aufzeichnungen enthält, aus denen unfer Wissen von der Bran denburgischen Politik des 16 Jahrhunderts sich er gaͤnzen ließe. Professor Fischer sprach über Derfflingers politische Stellung zu den Wirren von 1685. Am Berliner Hofe vertraten die Kaiserliche Sache vor Allen Georg von Anhalt, der Vater des alten Dessauer, und sein Freund Derfflinger. Sie verloren nach dem Nymwegec Frieden sehr an Einfluß, da der Große Kurfürst mit Recht wegen der Politik Leopold j. zürnte, welche ihn um die Frucht seiner pommerschen und preußischen Feldzüge gebracht hatte. Meinders, der für den Anschluß an Ludwig XIV. sprach, stand nebst den Franzosenfreunden Grumbkow und Fuchs in hohen Ehren. Graf Rabenan, der französische Gesandte, versuchte Derfflinger aus dem Oberbefehl zu bringen und aus Friedrich Wilhelms Rahe zu entfernen. Der Kurfürst konnte ihn jedoch nicht entbehren; er soll ihm eine bedeutende Summe geboten, um ihn für seine franzosen · freundlichen Pläne zu gewinnen. Deifflinger dieselbe aber mit Ver⸗ achtung von sich gewiesen haben. Als 1683 die Türken vor Wien lagen, verbandelte Anhalt mit dem Kaiser Über die brandenburgische . Dieselbe konnte nur . werden, wenn Leopold mit udwig XIV. Frieden schloß und die Reunionen desselben anerkannte, welche er doch nicht rückgängig machen konnte. Trotz seiner vollkom⸗ menen Qhnmacht war er dazu nicht zu bewegen, weil Spanien in seinem Interesse den Krieg wollte und er mit Rücksicht auf die

drohte in Berlin, wenn der Kurfürst Hälfe gegen die Türken schicke ehe die Differenzen des Reiches mit Frankreich geordnet seien so werde sein König Maßregeln treffen, daß der Krieg in kurzem folgen solle. Lüneburg rüstete gegen Dänemark. In Wien wünschte man sehr daß Derfflinger an der Spitze der Brandenburger zum Entsatz erscheine. Der Marschall ließ durch Anhalt sagen: er wolle gern sterben, wenn er seinen letzten Feldzug im Dienste seiner Seimath Desterreich und des Kaisers machen könne. Bei den Berathungen in Potsdam gelang es dem Marschall gegen Meinders, und seinen n! bang durchzusetzen, daß 19900 Mann Hülfstruppen nach Ungarn ge⸗ schickt werden sollten. Dieselben wurden an der schlesischen Grenze sanyentrirt und sollten votricgen, sobald. Anhalt der gli h h rr folg seiner Sendung am Kaiserlichen Hofe gemeldet habe. Da dieser Fürst aber, wie Derfflinger an Friedrich von Homburg schreibt ein Projekt schickte, das dem Kurfürstlichen Interesse ganz zuwider war 1 . 2 9 8 Eroberung Ofens war

erfflinger persönlich ni anwesend, wie Krones Ge

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er Gymnasiallehrer Bolte erinnerte an Martin Fri

von Seidel (1621 1693), dessen Verdienste um die . Geschichte unbilligerweise in Vergessenheit gerathen sind. Neigun zur Poesie führte ihn auf der Universität Frankfurt zur . schaft mit Johann Frank und Heinrich Held; mit andern Dichtern: Dach, Mescherosch, Schuppius, Zesen, trat er, der Sohn des angesehenen Ministers, auf seinen Studienreifen leicht in Verkehr 2Ajährig in Berlin als Rath im Konsistorium angeftellt. begann er umfassende Sammlungen anzulegen; Urkunden zur heimathlichen Ge⸗ schichte, Chroniken, Briefe der Reformatoren, Münzen, Wappen Porträts, biographische Nachrichten von bedeutenden oder merkwůr⸗ digen Männern brachte er in großer Zahl zusammen, ohne jedoch mit der Verarbeitung zum Atschlusse zu kommen. Der Strest zwischen Lutheranern und Reformirten entfernte ihn auf mehrere Jahre, ebenso wie Paul Gerhard, aus seinem Amte und aus seiner Vaterstadt. Seine Manuskripte, von welchen nur ein Theil noch n . ist, wurden von Später oft gewiffenlos benutzt und ver⸗ öffeneuC

Mit der Installation der Ausstellungsgegenstände au e = garischen Landes ⸗Ausstellung wurde am 8 d. n, , . so daß zu hoffen ist, daß der Eröffnungstermin ein in seinen Haupt⸗ theilen fertiges und durchgereiftes Werk antreffen werde.

Die Zahl der für die Landes. Ausstellung aeceptirten Anmeldungen betrug am 1. April S500, so daß dieselbe hinsichtlich der Aussteller⸗ zahl unter allen im verflossenen Dezennium stattgehabten Landegs⸗ Ausstellungen den zweiten Rang einnimmt, d. h. nur von der Turiner übertroffen wird. Von den gesammten Anmeldungen entfallen auf Kroatien 1445, auf Budapest 1296. Je nach den verschiedenen Gruppen theilen sich die Anmeldungen wie folgt auf: Landwirthschaft und land⸗ wirthschaftlicher Unterricht 10864 (darunter 185 Ausländer) Hortikultur und Wein bau 83, animalische Produkte 226. Forst⸗ und Jagdwesen forstlicher Fachunterricht 249, Berge und Hüttenwesen 237, chemisch⸗ Industrie 147. Viktualien als Industrie⸗Arftkel 245. Wein und Spiri⸗ tuosen 999, Thon⸗ und Glasindustrie 129, Eifen⸗ und Metall⸗ industrie 328. Holzindustrie 228, Lederindustrie 210, Papierindustrie 78, Textilindustrie 357, Bekleidungsindustrie 786, Möbelindustrie und dekorative Einrichtung 256, Gold und Silberarbeiten, Manu faktur⸗ und Kurzwaaren 142, vervielfältigende Kunstgewerbezweige 178 Musik 51, wissenschaftliche Hülfswerkzeuge und Apparate 61, Bau⸗ industrie 205, Fahrzeuge 146, Maschinenindustrie 228, Kommuni⸗ kationswesen 26, Schiffahrt⸗ und Seewesen 13, Landwehrausrüstungen 21, Hygiene 218. Hausindustrie 1019, Gewerbe ⸗Unterricht 106, Er⸗ ziehungs, und Schulwesen 318, ine gesammt 8373 Anmeldungen. Hierzu kommen noch 197 Anmeldungen, die für die III. internatio- nale Spezial ⸗Ausstellung (Arbeits und Kraftmaschinen, patentirte Erfindungen) eingelaufen sind.

Indessen diese Gesammtzahl von 8700 begreift noch die Aus— stellerzahl der temporären Ausstellungen nicht in sich. Die Reihenfolge der . . ist diese:

Gartenbau ⸗Ausstellungen:; Erste Frühjahrs ⸗Ausstellung für Blumen, Früchte und Küchengewächse (pom . z . Frühjahrs · Ausstellung für Blumen, Früchte und Küchengewächse (vom 10. 20. Juni). Sommer -⸗Ausftellung für Blumen, Früchte und Küchengewächse vom 15. 25. Augustz. Herbst⸗Ausstellung für Blumen, Früchte und Küchengewächse (vom 1.— 15. Oktober).

B Ausstellung milchwirthschaftlicher Produkte (vom 10. bis 20. i, . ;

Ausstellung lebender Thiere: a. Geflügel⸗, Kaninchen und b. Hunde ˖ Ausstellung (vom 6. 19. Mai). Mast⸗Hornvieh⸗ und Schaf. Ausstellung (vom 17.24 Mah. Zuchtschaf⸗Ausstellung (oom 20 30. Ma). Bienen ⸗Ausstellung (vom 20. 35. August). Zucht⸗ schweine ⸗Ausstellung (oom 1.— 8. September). Mastfschweine⸗Aus⸗ stellung vom 1— 18. September). Zucht Hornvieh⸗Ausstellung (om 1. in r en w ( vom 5. -= 10. Oktober).

Arbeits⸗Ausstellung der Gewerbegehülfen und in 1. Juli bis 10. Augusw. ; ,,,

Im Deutschen Theater tritt Hr. Kadelburg nach der Rück kehr von seinem Urlaube am Sonnabend, den 18. d., wieder zum ersten Mal in dem Lustspiel Der Weg zum Herzen“ auf.

Krolls Theater. Am nächsten Sonnabend giebt Fr. Amalie Joachim ihr letztes Lieder⸗-Foncert. He 9 gramm ist wieder außerordentlich reichhaltig und anziehend. Ganz neu für Berlin ist der Lieder · Gyklus . Dolorosa ! von Adolf Jensen. Außerdem singt die Künstlerin neue reizende Lieder aus den Volks⸗ bildern! von Pressel und aus den „Völkerstimmen‘ von Prochtzka, sowie Lieder von Brahms, Chopin, Löwe, Lindblad und Anderen. Frl. Sophie Fer now betheiligt sich an dem Concertabend mit Pianovortrãägen, während Hr. Hans Wessely u. A. Beethovens Ro⸗ manze in F und einen Bolero von Sarafate spielen wird.

Der Pianist Hr. Ferrucio Benvenuto Bu soni, der in Italien seine Studien gemacht und in Wien bereits mit Erfolg eoncertirt hat, gab gestern im Saal der Sing- Akademie ein Concert, in welchem er zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum als Vir— tuos und Komponist erschien. Unter den klaffischen Werken gelang ihm der Vortrag der chromatischen Fantasie von Bach und der So⸗ nate von Scarlatti besonders, während Beethovens fog. Sonata appas-· sionata hei aller Präzision in der technischen Ausführung doch nicht mit der Gedankentiefe erfaßt wurde, die dieses großartige Werk for= dert. In neueren Komposttionen von Chopin, Liszt, sowie in eigenen Arbeiten hatte der Concertgeber noch mehr Gelegenheit, eine für sein jugendliches Alter sehr bedeutende, wenn auch durch eigenthümliche Harten des Anschlags getrübte technische Fertigkeit zu beweisen. Als Komponist erscheint sein lobenswerthes Talent doch noch zu wenig entwickelt, läßt jedoch bei fortgesetzten Studien Tüchtiges erwarten, wie man aus seinen Variationen für Klavier und zwelen Liedern für Sopran schließen kann. Frl. Em my Görkick aus Leipzig, eine mit recht umfangreicher Stimme begabte Sopranistin, unterstützte das Concert durch den Vortrag einiger Gesange von Schubert, Richard Wagner und Busoni. Untadelhafte Sicherheit und Reinheit der Intonation sowie deutliche Aussprache waren zu oben, wogegen ein zu scharfer Tonansatz in den höheren Lagen die Ausführung beeinträchtigte, Bas nicht sehr zahlreich erschienene Publikum bezeugte den Kunstleistungen seine Anerkennung durch wieder⸗ holte Beifallsäußerungen.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Schol;). Druck: W. Els ner. Fünf Beilagen

Berlin:

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spanische Erbfolge Karl II. bei guter Laune erhalten mußte. Rabenac

(einschließlich Börsen⸗Beillage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Mittwoch, den 15. April

I S8Spᷓ-=

M ss.

Per sonalver änderungen.

Königlich Preußische Armee.

Grnennungen, Beförkerungen und Versetzungen Im aktiven Heere. Berlin. 7. April. Krüger, Sec. Lt. vom Train ⸗Bat. Rr. 4, in das Inf. Regt. Nr. 67 versetzt. 9. April. Fthr. v. Grotthuß, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 70, unter Entbind. von der Stellung als Lehrer bei der Kriegsschule in JRieisse, dem gedachten Regt, aggregirt. Herr, Hauptm. und Comp. Fhef vom Gren. Regt. Nr. 9, unter Stellung à 1a snite dieses Regts., als Lehrer zur Kriegsschule in Neisse versetzt Reimers, Pr. Lt. vom Kolberg. Gren. Regt. Nr. 8, zum Hauptm. und Fomp. Chef, v. Rodbertus, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt. befördert. Enderl in, Hauptm. aggreg. dem Gren. Regt. Rr. I10, auf ein Jahr zur Dienstleist. bei dem Nebenetat des Großen Generalstabes kommandirt. Scheidel, Sec. Lt. vom Train. Bat. Nr. 9, in das Inf. Regt. Nr. 128 versetzt. .

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 7. April. Jancke, Hauptm. a. D., zuletzt Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 45, der Charakter als Major verliehen. 9. April. p. Ro ux, Sec. Lt. von der 2. Ingen. Insp., als Halbinval. mit Pens. ausgeschieden und zu den beurlaubten Offijn. der Landw.

Pion. übergetreten. Königlich Bayerische Armee. ö.

Im Sanitäts⸗-Corps. J. April. Dr. v. Schröder, Gen. Arzt 1. Kl., Corxs - Arit des J. Armee Corps, unter Verleihung des Ranges als Gen. Major, der erbetene Abschied mit Pension be⸗ willigt. Dr. Müller, Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom 4. Inf. Regt., als Garn. Arzt zur Kommandantur Würzburg, Pr. Mozilewsky, Ober Stabtarzt 2. K. vom 8. Jof. Regt, als Regts. Arzt zum 4. Inf. Regt. unter Verleihung eines Patents seiner Charge, Dr. Hauer, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl., Garn. Arzt der Kem⸗ mandantur Augsburg, zum 10. Inf. Regt, Dr. Vocke, Ober ⸗Stabt⸗ arjt 2. Al,, Regts. Arjt vom 16. Inf. Regt., in gleicher Eigenschaft jum 2. Feld. Art. Regt. versetzt. Dr. Hen ke. Ober -⸗-Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt des 9. Inf. Regts., mit Wahrnehmung d. dirisions ärjtl. Funktion bei der 4 Division beauftragt. Dr. Friedrich, Gen. Arzt 2. Kl., Corps Arzt des 11. Armee-⸗Corps, z. Gen. Arzt 1. Kl., Dr. Mohr, Ober ⸗Stabgarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom 2. Feld⸗ Art. Regt.,, als Corps -⸗Arzt des J. Armee Corps, zum Gen. Arzt 2. Kl., Dr. Herrmann, Assist. Arzt 1. Kl. vom 2. Fuß ⸗Art. Regt. im 8. Inf. Regt, Dr. Kölsch, Assist. Arzt 1. Kl. vom 3. Jäger Bat., im 10. Inf. Regt., zu Stabsärzten, Dr. Baudrexl, Assist. Arzt 2. Kl. im 19 Inf. Regt. Dr. Schu ster, Assist. Arzt 2. Kl. im 1. Feld ⸗Art. Regt., zu Assist. Aerzten J. Kl, v. Reitz, Assist. Arjt 2. Kl. im Beurlaubtenstande, zum Assist. Arzt J. Kl. des Be⸗ urlaubtenstandes, Edelbrock, Dr. Willerding, Maul, Trier, Heyne, Dr. Orth, Dr. Graser, Marzodtko, Dr. Pollack, Unterärzte der Reserve, zu Assistenz- Aerzten 2. Klasse des Beurlaubtenstandes befördert. Dr. Kühbacher, Ober- Stabsatzt 1. Klasse und Regiments ⸗Arzt des 16. Infanterie⸗Regiments, Dr. Maiberger, Ober⸗Stabsart 1. Kl. und Regts. Arzt des 2. Schweren Reiter⸗Regts.,, Dr. Fer ber, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl., als Regts. Arzt des 15. Inf. Regts. ein Patent ihrer Charge ver⸗ liehen. Dr. Mayrhofer, Ober ⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des 18. Inf. Regts., Dr. Ebenhöch, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des 2. Chev. Regts;, der Charakter als Ober ⸗Stabtarzt 1. Kl., Dr. Vogl, Stabsarzt des Inf. Leib⸗Regts., Dr. Wigand, Stabsarzt des 14. Inf. Regts., den Charakter als Ober-Stabsarzt 2. Kl verliehen. 8. April. Dr. Manger, Assist. Arzt 2. Kl. * 3 Ulan. Regts., in den Beurlaubtenstand des Sanitätscorps dersetzt.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 3. April. Simon, Königl. preuß. Sec. Lt. a. D., zuletzt im Inf. Regt. Nr. 83, bei dem Armee Corps, und zwar als Sec. Et. bei dem Inf Regt. Nr. 1265 mit einem Patent vom 13. November 1883, angestellt. 7. April. v. Marval, Sec. Lt. der Res. im Ulan. Regt. Nr. 19, im aktiven Heere, und zwar als Sec. Lt. bei dem Ulan. Regt. Nr. 19 mit einem Patent vom 1. April d. J., angestellt.

Im Beurlaubtenstande. 7. April. Wendler, Pr. Lt. bon der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 119, zum Hauptm. befördert. ]

Abschiedskewilligungen. Im aktiven Heere. 7. April. Jung, Sec. Lt. im Drag. Regt. Nr. 26, ausgeschieden, unter gleich · zeitigem Ueberitt zu den Res. Offijn. des Regts. Martin, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 121, der Abschied mit Pens. und mit der ,, unter Verleihung des Charakters als Pr. Lt., be—⸗ willigt.

Im Beurlaubtenstande. 7. April. Reibel, Pr. Lt. bon der Landw. Kav. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 122, h⸗ ler, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 134, Stütz ner, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 122. Binder, Pr. Lt. der Res. des Ulan. Regts. Nr. 20, Weitz el, Pr. Lt. der Res. des Pion. Bats. Nr. 13, Breuninger, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 124, Köhler, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des L Bats. desselben Landw. Regts, Ne stle, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 127, Alber, Sec. Lt. der Res. des Pion. Bats. Nr. 13, Mosthaf, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des J. Bats. Landw. Regts. Nr. 124, Hartmann, Bach, Sec. Its. von der Landwehr-Infanterie des 2. Bataillons dessel⸗ ben, Landwehr Regiments, der Abschied bewilligt. Lauer, Reichert, Sec. Ltg. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 121, Kleber, Glatz, Sec. Lts. von der Landw. Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 17, Lendle, Sec. Lt. von der en n Ruf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 121, der Abschied

ewilligt.

Im Sanitäts⸗Corps. J. April. Fru eth, Assist. Arzt 1. Kl. im Inf. Regt. Nr. 125, der Abschied mit Pens., Breit, Assist. Arzt J. Kl. der Landw. im 2. Bat. Landw. Regts. Rr. 122, der Abschied bewilligt.

Aichtamtliches.

Preußen. Berlin, 15. April. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (76 Sitzung des Reichstages wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines else be⸗ treffend die Abänderung des Zolltarifgefetzes vom 15. Juli 1879, fortgesetzt.

Die Verathung begann bei Nr. 7 des Tarifs. Nach der Novelle sollen gewisse Asbestwaaren, die bisher zollfrei waren, verzollt werden und zwar Pappe aus Asbest umgeformt mit 10 6. gesormt mit 24 S, Garne, Schnüre ꝛc. aus Asbest mit 24 S, Gewebe mit 40 S, anderweitige Asbestfabrikate mit 60 S6 In dieser Position, die im Uebrigen auch Erden,

Ferner beantragte der Abg. Biehl, Cement mit einem Zoll von 30 3 für 100 kg zu belegen. .

Endlich beantragte der Abg. Brömel, einen Zoll auf Pappe aus Asbest ungeformt 5 , geformt 10 6 zu legen; ferner beantragte derselbe auf Asbestgewebe, welche bisher mit 3 S6 verzollt waren, einen Zoll von 24 AM, für Garne und Schnüre 12 M n Der Abg. Brömel befürwortete seinen Antrag; er bitte an diese Nummer nicht mit religiösen Anschauungen heranzu— treten, obwohl die Petition eines Asbestfabrikanten seine Sache mit der Bemerkung empfehle, daß der Asbest, den derselbe verarbeite, bereits in der Bibel als vorzüglich gerühmt werde. Die Vorlage bringe hier eine Neuerung, deren Berechtigung er durchaus nicht vollständig bestreite. Der gegenwärtige Zustand sei in der That nicht wohl auf⸗ recht zu erhalten. Der Tarif von 1879 habe auf Asbest überhaupt keine Rücksicht genommen, weil die Asbestwaaren damals nur eine sehr geringe Rolle gespielt hätten; aber bald habe man sich genöthigt gesehen, sie irgendwie und zuweilen auf etwas gezwungene Weise in sehr verschiedenen Positionen des amtlichen Waarenverzeichnisses unter den Artikeln der Papier⸗, Steinwaaren⸗ und Textilindustrie unterzubringen. Die neue Klassifikation der Vorlage sei daher durchaus zu empfehlen, und er beantrage nur die Herabsetzung der Zollsätze, weil dieser Artikel ganz wesentlich gewerblichen Zwecken und der einheimischen Produktion als wichtiges Hülfs⸗ und Schutzmittel diene. Als unverbrennlich würde dieser Artikel in immer größerem Umfange überall da ange— wendet, wo ein starker Hitzegrad entstehe und gegen Hitze sehr widerstandsfähige Dichtungen und Schutzhüllen gebraucht wür— den. Diese Rücksicht sollte der auf einige wenige Fabrikanten voranstehen, die in ihren Petitionen eine Preissteigerung für ihre Waare ganz offen verlangt hätten. Dieselben hätten ihr Rohmaterial zum großen Theil aus Kanada be— zogen, wo die Asbestgrubenbesitzer selbst Fabrikan— ten seien und diese Amerikaner hätten nun gegen die deutschen Asbestfabrikanten ein schlimmes Manöver ins Werk gesetzt: dieselben hätten den Preis für Rohasbest recht hoch gehalten und den für Asbestwaaren möglichst niedrig. Vielleicht würden sich die wenigen Grubenbesitzer in Amerika zu einem Ring zusammenschließen. Aber die beiden Fabriken in Deutschland, um die es sich überhaupt hier handele, könnten unter dem Schutz des hohen Zolles einen ebenso fürchterlichen Ring bilden, und jedenfalls sei die beutsche Zollgesetzgebung im Stande, sie gegen den hohen Preis des aus Amerika stammenden Rohmaterials zu schützen, der übrigens in den letzten fünf Jahren erheblich zurückgegangen sei. Nun sei die Verarbeitung des Asbests auf deutschen Boden ganz er⸗ sreulich, aber dieses Ziel dürfe doch nicht erreicht werden auf Kosten der ganzen, großen Gewerbethätigkeit, die Asbest ver⸗ wende. Es handle sich dabei wesentlich um Dichtungen solcher Dampfleitungen, in welchen ein Stoff verwendet werden müsse, der der Hitze widerstehe. Dazu gehöre vor Allem der wichtigste Artikel, die Asbestpappe und das Asbestpapier, für welche die Vorlage den Zoll um das Zehnfache, fein Antrag nur um das Fünffache erhöhen wolle. Die Vorlage rechne noch mit den Preisen von 1882, als der Doppel⸗Centner Asbestpappe noch 400-450 SV gekostet habe. Seit— dem habe sich diese Industrie und der Verbrauch so ent— wickelt, daß derselbe heute 120 S koste. Der von ihm beantragte Zollsatz von 5 SH statt 10 S6 sei also prozentuell immer noch höher als der doppelte Zollsatz dem Preise von 1882 gegenüber. Es handele sich hier ferner um zahlreiche Artikel, die zu Schutzvorrichtungen für Arbeiter ver⸗ wendet würden. Dahin gehörten namentlich die Asbesthand⸗ schuhe (on denen Redner ein Paar vorzeigte), die zum Schutze von Verbrennungen der Hände in den Gießereien und Hoch⸗ öfen dienten; ferner die Masken und Anzüge von Asbest. Ferner würden aus Asbestgeweben die Ueberzüge für Boote hergestellt, besonders auch auf Kriegsschiffen. Die Be⸗ nutzung des Asbest bedeute einen wesentlichen ökonomischen und hygienischen Fortschritt, und diese Rücksicht müsse man bei dem Zollsatze in den Vordergrund stellen; man dürfe mit dem Zollsatz nicht über ein verständiges, vescheidenes Maß hinausgehen und die weitere Anwendung des Asbests nicht zu Gunsten einiger weniger Fabrikanten hemmen. Es sei vielmehr recht eigentlich im Interesse der deutschen Industrie und Arbeiter, die Verwendung von Asbestwaaren möglichst zu fördern. Diesen Zweck suche sein Antrag zu erreichen, indem derselbe zugleich auch den Wünschen der Asbestfabri⸗ kanten weit entgegen komme. .

Der Bundeskommissar, Geheime Regierungs⸗Rath Mosler entgegnete, die von den Regierungen vorgeschlagenen Zoll⸗ sätze seien bei allen einzelnen Positionen im Allgemeinen gering und geeignet, einerseits einer Vertheuerung der Waaren vorzubeugen, andererseits auch die inländische Fabri⸗ kation namentlich in Pappen zu stärken. Die heimische Jabri⸗ kation von Asbestpappe sei in neuerer Zeit für die inländische Maschinenindustrie und für alle Industriezweige, die mit Dampfkraft betrieben würden, besonders bedeutsam geworden. Er gebe zu, daß zur Zeit andere Preisverhältnisse vorliegen, als 1882. In Je ße der großen Konkurrenz, namentlich von amerikanischer Seite, sei eine Preisdrückung herbeigeführt worden. Aber andererseits sei diese Preisdrüͤckung im Aus⸗ lande auch dadurch veranlaßt worden, daß dem Asbest andere Materialien mehr und mehr zugefügt worden seien und daß eine zunehmende Fälschung mit minderen Ersatzstoffen gerade vom Auslande bewerkstelligt werde. Man könne es der in⸗ ländischen Produktion nachrühmen, daß sie sich im Allgemeinen befleißige reinere Asbestprodukte in den Handel zu liefern. Im Inlande würden meist Asbestprodukte von guter Qualität hergestelltr, in England und Amerika meist nur gering⸗ werthigere. Solchergestalt könne der Preisdruck vom Aus⸗ lande leicht erzielt werden, der thatsächlich eingetreten sei und der die inländische Produktion hindere, in dem Maße, wie sie in der letzten Zeit fortgeschritten sei, auch weiter fortzu⸗ schreiten. -

Der Abg. Brömel erwiderte, daß ein hoher Ashestzoll es den Fabrikanten ermöglichen werde, auf dem inländischen

Preise hoch zu halten. Es sei ferner mehrfach bezweifelt worden, ob die Asbestartikel auch in vollem Maße Schutz gegen Feuersgefahr und Einwirkung großer Hitze Denjenigen, welche in dieser Hinsicht Mißtrauen hegen sollten,

böten.

könne er nur empfehlen, einen Versuch zu machen.

Die Diskussion wurde geschlossen.

Es folgte die Berathung des Antrags Biehl.

Der Abg. Sedlmayer befürwortete den Antrag Biehl auf

Erhöhung des Cementzolls, namentlich mit Rücksicht darauf, daß Oesterreich und die Schweiz einen Schutzzoll für Cement eingeführt hätten, und daß in Süddeutschland viel Cement aus Oesterreich importirt werde. Die deutschen Werke würden den deutschen Cementbedarf recht gut allein decken können, es werde sogar schon gegenwärtig viel Cement aus Deutschland exportirt.

Der Bundeskommissar, Geheime Regierungs-Rath Kraut

entgegnete, die oberbayrrische Industrie leide allerdings schwer, aber das seien dort Verhältnisse, die im übrigen Deutschland nicht herrschten.

Deutschland habe eine weit größere Ausfuhr an Cement, als Einfuhr. Die Frage, ob der Cement mit einem Zoll zu belegen sei, sei ja Gegenstand der Verhandlung bei den Reichsbehörden gewesen. Der Bundesrath habe sich dagegen erklärt. Die Gründe dafür seien namentlich diejenigen gewesen, welche von dem Verein der deutschen Cementfabriken bei ihrer Befragung angegeben seien. Dieselben hätten auf die sehr große Ausfuhr bei geringer Einfuhr aufmerksam gemacht und hätten befürchtet, daß durch einen hohen Zoll Deutschland von dem Markte der Nachbarstaaten verdrängt werden würde. Diese Gründe seien vom Bundesrath sür zutreffend erachtet worden und ein Antrag auf Einführung eines Cementzolles nicht eingebracht.

Der Abg. Münch bestritt gleichfalls, daß eine Nothlage hier vorhanden sei. Nur einige wenige Cementfabriken würden ein Interesse an dem Schutzzoll haben. Die Aktien der meisten Cementfabriken ständen augenblicklich weit über Pari, und die große Mehrheit der Interessenten wünsche keinen Schutz⸗ zoll; außerdem würde der Zoll den Cement erheblich ver⸗ theuern. Damit würden nicht nur für das Reich und die Einzelstaaten, sondern auch für alle Gemeinden, welche Kana⸗ lisationen und andere öffentliche Bauten vornehmen müßten, endlich auch für jeden einzelnen Privatbauherrn, welcher Cement bedürfe, erhebliche Mehrausgaben erwachsen. Er be⸗ dauere besonders, daß die Nationalliberalen, die sonst gegen jede Zollerhöhung eingetreten seien, den Antrag Biehl unter⸗ stützen würden.

Der Abg. Biehl erklärte, der Abg. Münch scheine ledig⸗ lich seine hamburgischen Interessen vertreten zu haben. Für Norddeutschland möchte ein Bedürfniß nach dem Cementzoll nicht bestehen, wohl aber für die süddeutschen Cementfabriken, deren Absatz nach der Schweiz neuerdings erst wieder durch den dort eingeführten Schutzzoll erheblich geschädigt sei. Er beantrage, um eine Verständigung über den Zoll zu erleich⸗ tern, daß derselbe nur solle für den Cement gelten, welcher land⸗ und flußabwärts eingeführt werde.

Der Abg. Brömel bemerkte, der Abg. Münch habe hier als Abgeordneter für Nassau gesprochen und nicht für eine Seestadt, wie der Vorredner angenommen habe. Wenn auch vielleicht der Name Nassau an Feuchtigkeit erinnere, so habe bisher noch Niemand geglaubt, daß es an der See gelegen sei. Die große Mehrheit der deutschen Cementfabrikanten wünsche den Zoll nicht, und namentlich habe sich der „Verein der deutschen Cementfabrikanten“ auf diesen Stan punkt gestellt. Der Import des Cements nach Deutschland sei ganz erheblich heruntergegangen. Der englische Cement, der früher 5/5 des Gesammtimports ausgemacht habe, mache jetzt nur noch */ aus. Andererseits werde bereits deutscher Cement in England eingeführt, und der deutsche Export habe sich ganz erheblich gesteigert. Den Antrag Biehl könne er nichl empfehlen. Der Zoll würde da⸗ durch den Charakter eines ausschließlichen Retorsionszolles er⸗ halten, und auch hiergegen habe sich der Verein der deutschen Cementfabrikanten ausdrücklich erklärt.

Hierauf ergriff der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts von Burchard das Wort:

Meine Herren! Ich will auf die Spezialitäten und auf die Art und Weise, wie der Herr Vorredner den Antrag kritisirt hat, nicht näher eingehen. Wenn er insbesondere bemerkt hat, daß die Cementfabriken ihre Faßdauben aus dem Ausland beziehen und durch den Holzzoll ihnen das Material zue Verpackung vertheuert würde, so will ich nur hervorheben, wie ja bekannt ist, daß zur Verpackung von Cement gerade das schlechteste Holz gebraucht wird, daß man im Julande in ausreichender Fülle besitzt, daß also von einer Ver theucrung durch den Holzzoll nicht die Rede sein kann. .

Was mich veranlaßt hat, das Wort zu ergreifen, sind die Gründe, die im Laufe der Diskussion von beiden Seiten zum Theil für, zum Theil gegen den Zoll geltend gemacht worden sind. Es ist dabei wiederholt hervorgehoben worden, daß es sich um eine Art Retorstonszoll handle gegen den österreichischen Zoll. Meine Herren, die verbündeten Regierungen haben sich bei Ausarbeitung der Vorlage davon leiten lassen, daß es sich nicht darum handelt, eine vollständige Revision unseres Zolltarifs einzuleiten; sie haben vielmehr nur geprüft, wo Nothstände oder dringende Ursachen vorliegen, die zu Abänderungen des bisherigen Zolltarifs Anlaß geben könnten. Von diesem Stand= punkte haben sie sich leiten lassen; sie haben sich deshalb beschränkt auf ein, verhältnißmäßig geringes Gebiet der Neuerungen, wichtige Industriezweige aber vollständig unberührt gelassen, und ich möchte, daß auch der Schein vermieden würde, als ob wir hier Retorsions⸗ zölle gegen Oesterreich oder einen anderen befreundeten Staat machten. Dieser Anschein wird hier allerdings , . dadurch begründet. daß es sich gerade um Abwehr einer Einfuhr aus Oesterreich handelt, und ich glaube, daß es unsre Aufgabe ist, Schutzzölle nur insofern einzuführen und sie nur so hoch zu normiren, als es das inlän—⸗ dische, eigene, dringende allgemeine Bedürfniß erbeischt, daß wir uns aber hüten müssen, darüber hinaus Zölle einzuführen, oder zu erhöhen, die nicht , . dringenden allgemeinen Bedürfniß entsprechen und die doch wenistens der Mißdeutung ausgesetzt sind, als ob sie Aggressivzölle gegen befreundete benachbarte Staaten wären.

Meine Herren, ich halte dieses Prinzip für unsere Interessen von großer Wichtigkeit und möchte Sie bitten, das auch zu erwägen. Wir werden auch den Anschein vermeiden müssen, als ob wir über das dringende eigene Bedürfniß hinaus Zölle einführen wollten, die ledig- lich oder hauptsächlich einem befreundeten Nachbarstaate gegenüber als aggressive oder zur Abwehr bestimmte angesehen werden könnten.

Erze, edle Metalle zollfrei läßt, beantragte der Abg. Dr. Del⸗ bruck, Schlammkreide mit 1 00 zu verzoken.

Markte im Widerspruch mit den Preisen des Weltmarktes die

Dann möchte ich mich aber auch event. dagegen aussprechen, daß