Verhaftungen vornahm. Gegenwärtig findet die stellung des Resultates statt. In den übrigen städtischen Be⸗ zirken Nieder-Oesterreichs wurden meist die liberalen Kandi⸗ daten gewählt; nur in dem Bezirk von Baden siegte der anti⸗ semitische Kandidat gegen den bisherigen Abg. Prof. Lustkandl. In den städtischen Bezirken von Salzburg wurden zwei Libe⸗ rale gewahlt; der ehemalige Minister Bach blieb in der Minorität. In Steyr siegte der bisherige Abg. Wickhof gegen
den Handels -Minister.
1 1. Juni. (W. T. B.) Bei den Wahlen der Landgemeinden zum Reichsrath wurden meist die früheren Abgeordneten wiedergewählt; nur in zwei deutschen Wahl⸗ bezirken wurden statt der früheren deutsch⸗liberalen Abgeord⸗ neten die deutsch⸗nationalen Kandidaten gewählt. Dies ge⸗ schah u. A in Tetschen, wo Herbst gegen Pickert unterlag. Im Bezirk Prachatitz unterlag Herbst ebenfalls und wurde der Gegenkandidat Fürst Schwarzenberg gewählt. In einem deutschen Bezirk ging der von der Wirthschaftspartei auf—⸗ gestellte Kandidat als Sieger aus der Wahl hervor.
Schweiz. Bern, 1. Juni. (W. T. B.) Die Bundes⸗ versammlung ist heute zusammengetreten. Gewählt wur⸗ den zum Präsidenten des Nationalraths: Bezzola aus Graubünden (radikal, zum Vize⸗Präsidenten: Morel aus Neuenburg (radikal, zum Präsidenten des Ständeraths: Zweifel aus Glarus (Centrum), zum Vize-Präsidenten: Borg aus Waadt (radikal).
Großbritannien und Irland. London, 2. Juni. (W. T. B.) Ein heute ausgegebenes Blaubuch behandelt fast ausschließlich die Geschichte des Zwischenfalls von Pendjeh und die darauf bezüglichen Unterhandlungen. Die Depeschen umfassen den Zeitraum vom 29. März bis 4. Mai; der Inhalt ist größtentheils bekannt. Als die russische Regierung nach langem Bedenken sich mit dem britischen Vor⸗ schlage einverstanden erklärte, die Frage, wer das Abkommen vom 16. März verletzt habe, die Russen oder die Afghanen, der Beurtheilung eines Schiedsrichters zu unter— breiten, brachte der russische Botschafter im Laufe einer Unterredung mit Lord Granville Se. Majestät den Deutschen Kaiser als die einzige Persönlichkeit in Vor— schlag, welcher die Entscheidung anvertraut werden könne. Lord Granville entgegnete: Die Wahl des Deutschen Kaisers sei ein sehr natürlicher Gedanke des Botschafters,
sowohl wegen der Verwandtschaft des Kaisers mit dem Czaren als auch wegen der intimen Beziehungen beider Lander. In Anbetracht der Stellung Sr. Majestät, seiner
langen Erfahrung, seines großen Rufes als Soldat würde Seitens der britischen Regierung keine Neigung vor⸗ handen sein, die Wahl zu beanstanden. Wenn das Gesuch von beiden Regierungen gestellt würde, würde es dem Kaiser gewiß sehr schwer fallen, die Annahme des Amtes zu ver— weigern und somit die Gelegenheit zu verlieren, ein großes Unglück abzuwenden.
Frankreich. Paris, 31. Mai. (Fr. Corr.) Der Rappel“ berichtet zu der großen, Alles absorbirenden Tages⸗ Angelegenheit j „Die Sarglegung der Leiche Vietor Hugo's ist in dieser Nacht um 10 Uhr erfolgt. Es waren zugegen: Herr und Frau Lockroy, Auguste Vacquerie, Paul Meurice, Legpold Hugo, Dr. Allix,
Mme. GE. Lefevre. Herr und Frau Leon Glaize, Armand Gouzien, George Perin, Amory de Lacretelle, Pierre und Jacques Lefövre. Mit der Leiche wurden in den Sarg gelegt: Photo
graphien der Kinder und Enkel Victor Hugo's, ein Rosenstrauß aus Villequier, ein Bronzemedaillon, Auguste Vacquerie darstellend, von Chapu, zwei Bronzemedaillen mit dem Bildniß Victor Hugo's, diejenige, welche die Verleger der ‚Nationalausgabe“ haben prägen lassen, und die Borrels. Der Sarg ist doppelt: der Dichter liegt in einem Bleisarg, und diesen umhüllt ein solcher aus Eichenholz. Die Ueberführung aus dem Trauerhause nach dem Triumphbogen hätte um 15 Uhr Morgens stattfinden sollen; da aber der Kata— falk noch nicht ganz fertig war, mußte man bis um 55 Uhr Mor— gens warten. Erst jetzt trug man den Sarg aus dem Nebenzimmer in einen bereitstehenden Wagen hinunter. Man hätte gewünscht, den Transport in aller Stille vollziehen zu können; aber es bedurfte dazu einer Erklärung auf der Mairie, und so konnte die Sache nicht ge— heim gehalten werden. In Folge dessen fanden sich die 20 Maires von Paris ein und geleiteten den Sarg mit der Familie und den nächststehenden Freunden. Diesen hatten sich auch junge Leute an— geschlossen, welche sich erboten, den Sarg einen Tag und eine Nacht zu bewachen, sowie eine Menge, die seit gestern Abend vor dem Hause die Ueberführung abgewartet hatte.“
Ferner wird berichtet:
Seit gestern Abend sind die Cbamps-Elysées der Wall— fahrtsort aller Andächtigen und Neugierigen, denen das schöne Wetter sehr zu statten kommt; denn ein Theil derselben blieb die Nacht über um den Triumphbogen gelagert, dessen Umgebung gegen Mitternacht wie ein Jahrmarkt aussah Für die einen handelte es sich darum, bei der Ankunft des Leichenzuges, den man, wie schon oben erwähnt, gegen zwei Uhr erwartete, zugegen zu sein, für die anderen, Krämer aller Art, Bilder,, Me— daillen«« Blumen«, Zeitungshändler, zu denen sich die unver— meidlichen Limonadeyerkäufer und Zuckerbäcker gesellen, sich für heute einen Platz zu sichern. Der Triumphbogen ist theilweise umflort, von drei Seiten schwarz verhängt und nur gegen die Champs-Elysées hin, wo sich der Katafalk bis über die Hälfte des Gewölbes aufthürmt, offen. Der Sarg steht nicht auf demselben, wie Viele geglaubt batten, sondern davor in Manneshöhe und ist mit Blumen bedeckt. Schon um 9 Uhr Morgens wimmelte es um das Denkmal von sonn— täglichen Besuchern. Die aufgestellten Lampadarien für die grünen Feuer bilden den Kreis innerhalb der Ketten; außerhalb sind umflorte und dreifarbig beflaggte Pfähle mit Schildern, welche die Titel der Weike des Dichters tragen, über den Platz verstreut. Umflort er— scheinen auch schon die Gaslaternen der Champs⸗Elysées bis zum Concordiaplatz, dessen die großen Städte des Landes darstellenden Standbilder ebenfalls in Trauerumhüllung prangen.
Seit der frühesten Morgenstunde hält eine Abtheilung Garde républicaine zu Fuß und zu Pferde um den Katafalk Wache und sollte im Laufe des Vormittags durch die ersten Schulbataillone, denen die Ebre anvertraut ist, um die Hülle des Dichters Parade—⸗ dienst zu halten, verstäckt werden. Außerdem hat die Familie eine Anzahl Dichter und Schriftsteller, denen der Verstorbene gewogen war, beauftragt, als Kommissäre in der Nähe des Katafalks zu weilen. Es sind dies die Herren: Paul Arsne, Jean Aicard, Victor d' Auriae, Edmund Harancourt, Emile Blémont, Tancrede Martel, Catulle Mendes, Leon Dierr, Armand Silvestre, Albert Merat, Jacques Madeleine u. A. — Im Pantheon wird Tag und Nacht gearbeitet, um die Grabgewölbe in Stand zu setzen und im Inneren die Altäre so zu verhängen, daß es den kirchlichen Charakter verliert. Auch die schönen Wandgemälde von Puvis de Chavanne, J. P. Laurens, Cabanel, Bonnat, die religiöse oder der Legende entnommene Stoffe behandeln, werden verhüllt. Als gestern Morgen die Maurer das steinerne Kreuz über dem Eingang herabnahmen, entstand ein Auflauf, in dem kirchenfeindliche mit kirchenfreundlichen Redensarten getauscht wurden, bis die Polizei sich ins Mittel legte.
— 1. Juni, Abends 6 Uhr. (WB. T. B.) Die Beisetzungsfeierlichkeiten für Victor Hugo nahmen heute zur festgesetzten Zeit — 101 Uhr Vormittags —
Fest⸗
ihren Anfang. Der Platz bei dem Triumphbogen und alle dahin führenden Straßen waren mit dichten Menschenmengen angefüllt. An dem Katafalk unter dem Triumphbogen nahm zuerst der Senat t⸗Präsident Leroyer das Wort. Er feierte Victor Hugo als den Mann, der unausgesetzt die höchsten Ideale der Gerechtigkeit und Humanität verfolgt und einen gewaltigen Einfluß auf die Moral Frankreichs aus⸗ geübt habe. Der Präsident der Deputirtenkammer, Floquet, betonte, daß es sich nicht um ein feierliches Leichen⸗ begängniß, sondern um eine Apotheose des Verstorbenen handle, und bezeichnete denselben als einen Apostel, dessen über das Grab hinausdauernde Worte zum definitiven Erringen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in der ganzen Welt führen würden. Augier, Mitglied der Aka⸗ demie sagte: Frankreich erweise heute dem Dichterfürsten Ehren, wie sie Souveränen zukomme. Der Minister des Unterrichts, Goblet, bemerkte in seiner Rede: Victor Hugo werde die erhabene Personifikation dieses Jahrhunderts bleiben, dessen Geschichte, dessen Widersprüche, Zweifel, Gedanken und Bestrebungen er am besten zum Ausdruck gebracht habe. Er sei ein tief humaner Charakter gewesen, der den Geist der Toleranz und des Friedens unter seinen Mitbürgern repräsentirt habe. — Die Rede des Präsidenten des Kommunalraths, Michelin, in welcher die Wiedereinführung der kommunalen Autonomie verlangt wurde, rief Bekundungen des Mißfallens hervor. — Nach Beendigung der Reden setzte sich der Trauer⸗ zug gegen Mittag in Bewegung. Von Seiten der Polizei wurden einige rothe Fahnen fortgenommen. — Um 210 Uhr traf die Spitze des Zuges am Pantheon ein, während die letzten Abtheilungen erst um 4 Uhr den Triumphbogen ver⸗ ließen. In dem Zuge befanden sich 12 Wagen mit Kränzen; außerdem wurden an 800 Kränze von den verschiedenen Dele⸗ gationen getragen. Um 4 Uhr fand die Einsenkung in die Gruft statt, nachdem noch 15 Redner am Sarge ge⸗ sprochen hatten. Das Defilkren der Theilnehmer des Zuges an der Gruft dürfte kaum vor 7 Uhr beendet sein. Der Zug selbst verlief, während er sich durch die Straßen bewegte, ahh jeden Zwischenfall, und die Ruhe wurde nirgends gestört.
— 1. Juni, Abends. (W. T. B.) Den Abend— blättern zufolge wurden etwa 15 rothe und schwarze Fahnen, welche von revolutionären Vereinen oder Frei denkervereinen getragen wurden, noch vor Beginn der Beerdigungsfeierlichkeiten von der Polizei in der Gegend des Bois de Boulogne fortgenommen und ohne Wider— stand zerrissen. Der Zwischenfall wurde von der Volks— menge nicht beachtet.
Italien. Rom, 1. Juni. (W. T. B.) Die Tech⸗ nische Kommission der Sanitätskonferenz geneh⸗ migte heute nahezu einstimmig den Antrag auf Isolirung von Kranken an Bord der auf dem Rothen Meere ver— kehrenden Schiffe; die Kranken sollen auch nach der Rekonvalescenz unter die Verantwortlichkeit von Aerzten gestellt werden; der Kapitän eines Schiffes, welches keinen Arzt an Bord bat, soll sich an seinen Konsul wenden, um Schiff uns Passagiere vor der Landung unter— suchen zu lassen. Diese Untersuchung ist unabhängig von der Inspektion durch die lokale Sanitätsbehörde. Schiffe ohne Aerzte, welche aus dem indischen Ozean in das Rothe Meer kommen und Pilger an Bord führen, werden einem speziellen Verfahren unterworfen. Dieselben unterliegen, wenn sie Passagiere im Rothen Meere landen, demselben Verfahren, dem die mit Aerzten versehenen Schiffe unterworfen sind. Schiffe, die aus dem indischen Ozean durch das Rothe Meer nach dem Mittelmeer fahren, unterliegen einer doppelten Untersuchung, und zwar bei der Einfahrt in das Rothe Meer und sodann bei der Einfahrt in den Suezkanal. Haben diese Schiffe Cholera⸗ kranke an Bord, so unterliegen dieselben dem gegen verseuchte Schiffe mit Aerzten an Bord vorgeschriebenen Verfahren.
Numänien. Bukarest, 1. Juni. (W. T. B.) Der österreichisch- ungarische Gesandte hat den Handels⸗ vertrag, welcher von Rumänien bereits am 6. März ge⸗ , war, nunmehr auch im Namen seiner Regierung ge⸗ ündigt.
Afrika. Egypten. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet aus Kairo, vom 1. Juni: der Unter⸗ richts-Minister Mahmud Pascha habe seine Entlas— sung genommen, und voraussichtlich werde der Arbeits⸗ Minister Ibrahim Pascha ebenfalls von seinem Posten zurücktreten.
Dongola, 29. Mai. (A. C.) General⸗Major Dormer wird sich mit seinem Stabe nach Kairo begeben. Die Flüchtlinge begeben sich in großer Anzahl nach Unter— Egypten.
Zeitungsstimmen. In der „Berliner Zeitungs-Correspondenz“ finden wir folgenden Artikel: Vor einigen Tagen feierte die Drechslerinnung in Berlin ihr 200jähriges Jubiläum und wieder bewegte sich der zur Feier des Tages arrangirte Festzug vom Palais des Kaisers zu dem Heim des Fürsten Bismarck in der Wilhelmstraße, und wie früher die Schuh macher ꝛc., so brachten diesmal die Drechsler dem Lenker des Reiches
ihre Ovationen dar. Das ist eine Thatsache, an der sich nicht rütteln läßt, die muß von allen Seiten, sogar von Fortschrittlern und Sozialdemokraten zugegeben werden. In der Erklärung dieser Thatsache aber weichen die Meinungen
von einander ab, und zwar in sehr, sehr hobem Grade. Während nämlich die Gegner und Feinde Bismarckscher Politik diese Ovationen als eitle Kriecherei unmännlicher Schmeichler und Speichellecker an⸗ sehen und darstellen, sehen wir nur darin den Ausfluß des ungekünstel⸗ ten Dankgefühls und einer volksthümlichen Verehrung für den Kanzler des Deutschen Reiches. Während die Oppositionsparteien in derartigen Aeußerungen nur den Dank der „Zünstler und Dunkelmänner, der Reaktionäre und Mucker“ sehen, sind wir überzeugt, daß es das nationale Vollgefühl, der dankbare Patriotismus ist, der sich, oft unbewußt, in derartigen Manifestationen des Volkes kund giebt. Und wir glauben, wir haben Recht. Denn, so fragen wir, wenn es nur die Dankbarkeit der Zünftler ꝛc. wäre, die sich in derartigen Kundgebungen bemerkbar macht, wie wäre die Darbringung solcher Ovationen
Seitens der Studenten u. 1. w. zu erklären; welches wäre der Grund für die so zahlreichen Adressen, Glückwünsche ꝛc, die dem Kanzler bei jeder Gelegenheit zugehen, und die doch zum größten Theil nicht von Innungen und ‚Bürgervereinen“ allein herrühren.
Nein, allen diesen Ausdrücken der Verehrung liegt unseres Er— achtens eine andere Ursache zu Grunde, die, wie wir schon oben
die Männer bintreibt vor dag unscheinbare graue Haus in der Wilbelmstraße; es ist die Vaterlandsliebe und die Dankbarkeit fu die Verdienste um das Vaterland. Sehen wir uns doch nur di
Schaaren der gelegentlichen Bismarckverehrer an, wir seben so manchen Fortschrittler darunter, der begeistert wie die anderen seinen Hut schwenkt oder die Adresse unterzeichnet
Das Nationalgefühl kommt in solchen Augenblicken bei ihm zum Durchbruch und mit ihm die Erkenntniß der Verdienste des Kanzlerz der das deutsche Volk so herrlich und groß gemacht. Das werden freilich unsere wortführenden Fortschrittler, Ultramontanen 2c. nicht einsehen wollen, aber eben darin liegt der Beweis für die so oft be— strittene Behauptung, daß die Opposition bei uns eines jeden Patrio⸗ tismus entbehrt, daß bei ihr das Vaterlandsgefübl im Laufe der Zeit herabgedrückt worden. Gerade die Elite der Opposition, diejenigen, die sich mit ihren Lehren wirklich beschäftigen und wirklich Parteimänner sind, sie vermögen nicht in dem Bismarck-Kultus den Ausdruck der natürlichen Dank— barkeit des deutschen Mannes zu sehen, sondern sie suchen darin den Dank für befriedigten Egoismus. Der kleine Mann aber, dem, wenn er auch Fortschrittler ist, doch der höhere Geist des Parteimannes ab— geht, der vermag das Richtige zu treffen. Nun bilden glücklicherweise in Deutschland jene noch die Minorität, diese repräsentiren doch das eigentliche Volk und darum können wir in des Volkes Stimme, die sich in dem Bie marckkultus kund giebt, wohl ein gutes Zeichen füt Deutschlands Heil in der Zukunft erblicken.
— Dem „Schwäbischen Merkur“ schreibt man aus Berlin: Der neue Zolltarif hat jetzt mit der Verkündigung im „Reicht— Gesetzblatt“ Gesetzeskraft erlangt und tritt stufenweise, je nachdem für die verschiedenen Erzeugnisse der Anfangstermin für die neue Zollbelastung festgesetzt ist, in Kraft. Die gleichzeitige Vereinbarung über Abänderung des deutsch⸗spanischen Handelsvertrags ermöglicht es, alsbald auch die Getreidezölle in vollem Umfang einzuführen. Die letztere Maßregel ist der weitaus wichtigste und entscheidendste Theil des ganzen neuen Zollgesetzes, und die allgemeine Aufmerksamkeit wird sich vorzugsweise darauf richten, welche praktische Wirkung diese Zölle ausüben werden. Soweit bisher schon Erfahrungen vorliegen, haben sie die Befürchtungen derjenigen nicht gerechtfertigt, welche eine allgemeine Steigerung der Getreide⸗ und Brotpreise voraussagten. Nur sehr mühsam konnten vereinzelte örtliche Vorkommnisse zur Er— härtung dieser Behauptung zusammengetragen werden, und einer beabsichligten, auf der Brotvertheuerung sich aufbauenden Agitation hat es bisher so sehr an thatsächlichem Anhalt gefehlt, daß sie gänz— lich einzuschlafen beginnt. Andererseits wird man freilich abzuwarten haben, inwiefern die Landwirthschaft den erhofften Nutzen von den höheren Getreidezöllen haben wird. Wir stehen offenbar vor einem in seiner vollen Wirkung nach allen Richtungen noch nicht überseh— baren Versuch.
— In dem „Ledermarkt“ veröffentlicht die Handels— kammer für den Kreis Siegen folgende Erklärung:
Nach den uns vorliegenden Zeitungsberichten hat sich der Abg. Schumacher in der Sitzung des Reichstages vom 1. Mai d. J. auf den Handelskammerbericht für Siegen bezogen, denselben als kompetenten Zeugen dafür angeführt, daß die Einfübrung eines Schutzzolles auf Sohlleder keinen Einfluß auf die Geschäfte der Sohllederfabrikation gehabt habe, eine Besserung dieser Fabrikation sich erst im Jahre 1883 fühlbar gemacht habe und hieraus den Beweis liefern wollen, daß eine Aenderung oder Erhöhung des Zoll— tarifs zwecklos und ohne Einfluß sein würde.
Indem wir die erwähnte Kompetenz in dieser Angelegenheit für uns in Anspruch nehmen, müssen wir zur Steuer der Wahrheit er— klären, daß dieser Auszug aus unseren Berichten ein ganz einseitiger ist, die Folgerungen daher unrichtig sind und ein falsches Bild, so⸗— wohl von unseren Ansichten als von der wirklichen Sachlage geben. Wenn der Abg. Schumacher unseren Bericht mit einiger Gründ— lichkeit studirt hätte, so würde er aus dem Bericht pro 1879 Seite 13 unsere Ansicht in Folgendem gefunden haben:
„Der am 1. Januar d. J. in Kraft getretene Zoll von 36 . pro 100 kg ist, wie wir stets behauptet und auch bewiesen zu haben glauben, viel zu niedrig gegriffen.
Der aus dem Bericht der New ⸗ Yorker Handelskammer mitge— theilte Passus über die Vortheile, welche die amerikanischen Gerber voraus haben, beweist dies sehr deutlich.“
Ueber den in der Sitzung vom 1. Mai zur Verhandlung be— stimmten Gegenstand würde der Abgeordnete aber aus unserem Be— richt pro 1889 auf Seite 13 eine der seinigen ganz entgegengesetzte Meinung ersehen haben. Dieselbe lautet:
. Nach zuverlässigen Berichten werden von den Zollbehörden aus— ländische Leder, die zu Unterlederzwecker verarbeitet werden, bald mit 36 M, bald mit 18 M½ verzollt ...
Es ist daher eine Verzollung dieser Artikel mit nur 18 4 unrichtig und vereitelt den Zweck, welchen Regierung und Reichstag bei Erlaß des Zollgesetzes im Auge batten: Die inländische Sohl— . gegen ausländische Konkurrenz mit 36 S Zoll zu chile,
Auch die Anführung in unserem Bericht pro 1881 lautend:
„Die Einfuhr ausländischen Sobhlleders betrug im vergangenen Jahre 32 028 Ctr., d. h. 10 172 mehr als in 1880. Die Vermeh— rung bestätigt wiederum unsere stets aufrecht erhaltene Behauptung, daß der Zoll von 36 der Lederinduftrie keinen hinreichenden Schutz gewährt. Das Reich hat aber an keinem anderen Gewerbe ein solches nahes Jateresse, wie an diesem, weil das Heer für die Anschaffung seiner Fußbekleidung zu jeder Zeit unabhängig vom Auslande sein muß. Eine Erhöhung des Jolles auf 48 „Æ ist im Interesse dieses Gewerbes dringend erforderliches, — würde ihn darauf haben aufmerksam machen müssen, wie wir in Uebereinstimmung mit den vorher angeführten Berichten es uns haben erklären können, daß der im Jahre 1878 beschlossene Schutzzoll noch nicht den gewünschten Einfluß auf die Lage unseres Geschäftes gehabt hat.
Endlich würde der Abgeordnete sich aus der im April d. J. unserseits dem Reichstage eingereichten Petition über eine Erhöhung des Lohzolles eine ergänzende und übersichtliche Information über den Verlauf der Geschafte der Sohllederfabrikation haben aneignen können.. . . Wir haben darin gesagt:
„Von 1874 ab begannen die Verhältnisse ungemein schleckt zu werden, so daß in den Jahren 1876, 1877, 1878, 1879 keine Zinsen verdient wurden, einzelne dieser Jahre brachten sogar das ausgelegte baare Geld nicht zurück. Wenn sich nun auch seit Einführung des erhöhten Zolles seit 1379 die Lage etwas gebessert hat, so ist dies doch nur in einem geringen Maße geschehen, indem volle Zinsen auch seither nicht verdient worden sind. . . .“
Aus alle diesem geht hervor, daß der Abg. Schumacher keine Berechtigung hat, uns als Zeugen für die Richtigkeit seiner Ansichten aufzuführen. Es geht ferner daraus hervor, daß wir den 1878 be— schloffenen Sobllederzoll für viel zu niedrig halten, daß wir die Unterschiede, welche in Nr. 21 des Zolltarifs gemacht sind und welche in der Sitzung vom 1. Mai d. J. als verbesserungsbedürflig zur Verhandlung standen, als solche längst anerkannt haben. Endlich gebt daraus hervor, daß wir eine gelinde, aber immerhin noch ungenügende Hebung des Geschäfts der Sohllederfabrikation seit 18758 betont haben. Diese Hebung bezieht stch nur auf die Preise der geringen Sorten von Sohlleder, welche aber durch die fremde Einfuhr stets am schlimmsten bedrängt waren.
Seite 13
Marineverordnungsblatt. Nr. 19. — Inhalt: Be⸗ satzungsetats. — Klassifizirung von Marinebeamten. — Dienstalters⸗ und Seefahrtszulage. — Schulverzeichnisse. — Briefadressen. — Schiff sbücherkisten. — Cylinderschmieröl. — Personalveränderungen.
sagten, meist unbewußt die Gedanken und die Herzen beeinflußt und
— Benachrichtigungen.
Gentral-Blatt der Abgaben ⸗Gesetzge bung und Ver waltung in den König lich preußischen Staaten. Nr. 11. Inkalt: Anzeige der in der Gesetz Sammlung und im Reichs- esedblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen — I. Allgemeine
rwaltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugniffen der Zoll. und Steuerstellen. — Einkommen der als Lohn ⸗
Hrelder beschaͤftigten Civilpensionaire und Wartegeldempfänger. — Tagegelder von Beamten der Lokalverwaltung der Zölle und indiretten St uern. — III. Indirekte Steuern: Erkenntniß des Reichsgerichts.
vlldefraudation. Beihülfe. Wertbsersatz. — Erweiterung der Be fagniß der Hauptämter bezüglich der Deklarationen beim Brennerei ·
beiriebe. — Gesetz, betreffend die Steuervergütung für Zucker, sowie die Verlängerung der Frist für die Entrichtung der für 1884/85 kreditirten Rübensteuer. Ausführungsbestimmungen zu dem eben · zedachten Gesetz. — Erkenntniß des Reichegerichte. Anschaffungs⸗ zeschäst. Begriff desselben. Annahme von Wechseln an Zablungs— ant. — Erkenntniß des Reichsgerichts. Stempelpflichtige Schuld- verschreibungen. Begriff derselben. — Stempelpflichtigkeit der Zeugnisse über die Ablegung der ärztlichen Vorprüfeng. — 7I. Perfonalnachrichten.
Statistische Nachrichten.
Auswanderung Deutscher nach überseeischen über deutsche Häfen und Antwerpen betrug in den 4 Monaten
Die Landern
im Jahre im Monat April * Januar'Aprit 1886 20022 37 37 1884 28 391 58 173 Personen.
— Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen 8 esund⸗ hetts amts sind in, der 20. Jahres woche von je 100 Bewghnern auf den Jahres durchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 252. in Breslau 3357, in Königsherg 33,7, in Köln 288, in Fran fart 4. M. 21,1, in Hannover 2838, in Kassel 23.4, in Magdeburg 222 in Stettin 20,9, in Altona 36.4, in Straßburg 272. in Metz 2öõ , in München 377, in Nürnberg 209, in Augsburg 323. in Dꝛer / den 25.4, in Leipzig 25,9, in Stuttgart 15.9. in Braun schweig 19 3, in Karlsruhe 318, in Hamhurg 260, in Lübedd.— in Hen 33) in Budapest 31,A9, in Prag 38,4, in Triest —, in Krakau 272, in Basel — in Brüssel 231,, in Amsterdam — ) in Paris 259 6 in London 1939, in Glasgow 2438, in Liserpool 242, in Dublin 313 in Fdinburg 18,1, in Kopenhagen 23,9, in Stockholm 28, 1, in Chri⸗ stiania 24.0, in St. Petersburg 32,9, in Warschau 294. in Ddesßsa 23,i, in Rom 25.5, in Turin 26,6, in Bukarest 29, l, in Ferner aus der Zeit vom
— K Madrid — in Alexandria 33,6. — 3 zd April bis 2. Mai er.. in NewYork 232, in Philadelpbia 376, in Chicago — in St Louis — in Cincinnati — in San
Franzisko 2064, in Kalkutta 410 in Bombay 290, in Madras 36.
Beim Beginn der Berichte woche herrschten an den deutscken Beobachtungsstationen westliche und südwestliche, in Berlin auch no . westliche Lustströmungen, die in Heiligenstadt und Karlsruhe während der ganzen Woche vorwiegend blieben, während an den ost -, mittel. und weftdeutschen Stationen der Wind am 19. und V. nach Nord⸗ west, in Konitz kis nach Nord, dann jedoch wieder nach West, Süd. west und Süd drehte Und bis zu Ende der Woche aus diesen Rich= tungen wehend blieb. Die Temperatur der Luft lag an allen Statio nen'um Wbis 3 Grad, in Karlsruhe bis über 5 Grad Celsius unter der normalen. In München sank daz Thermometer am 19. bis unter den Gefrierpunkt. Niederschlãge erfolgten häufig und sehr ergiebig; auch Hagelschauer und elektrische Entladungen waren nicht selten. Ber beim Wochenbeginn niedrige Druck der Luft nahm big um die
Bahnpolizei⸗Kontraventionen; Normen für die Konftruklion und Aus rüstung der Eisenbabnen Deutschlands; Signalordnung für die Eisen⸗ babnen Deutschlands); endlich von Abtheil. 65 (Personen⸗, Gepäck ꝛx. und Güterangelegenbeiten) Nr. 1 — 4 (Betriebs ⸗Realement far die Eisenbabnen Deutschlands; Betriebs⸗Reglement des Vereins deutscher Eisenbabnverwaltungen; Uebereinkommen zu diesem Betriebs-⸗-Regle ment nebst 5 Anbängen; Dienstvorschriften über die Beförderung von Personen, Reisegevpäck, Leichen, Fahrzeugen und lebenden Thieren, sowie von Gütern). . .
— Karte der Entwickelung des Römischen Reichs Entworfen, gezeichnet und mit Erläuterungen versehen von Dr. phil. Wilb. Sieglin. Leipiig, Schmidt C Günther. — Auf mehrfach geäußertes Verlangen bat die Verlagshandlung von der Karte der Entwickelung des Römischen Reiches von D.. W. Sieglin eine Anzabl Separatabzüge herstellen lassen, um dieselbe durch einen billig gestellten Preis Lehrern und Schülern der oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen zugänglich zu machen, die nicht im Besitz von Duruy⸗ Hertz berg Geschichte des Römischen Kaiserreichs sind. Die gefällig und übersichtlich (Maßstab 1: 1200000) ausgeführte Karte wird überall da willkommen sein, wo man es für wünschenswerth hält, dasjenige, was beim Vortrage des Lehrers, der römische Geschichte docirt, obne lebendige Vorstellung geblieben ift, den Schülern durch Anschauung klar und deutlich vor Augen zu stellen. Zu diesem Zweck
ist die römische Geschichte in acht Perioden eingerbeilt worden; die erste umfaßt die Ausdehnung des Römijchen Reiches am Ende des ersten punischen Krieges 251 v. Chr;
die zweite: Eroberungen bis zum Ende des zæeiten punischen Krieges 2061 v. Chr.; die dritte: Erwerbungen bis ca. 120 v. Chr., die fol⸗ genden fünf zeigen die Erwerbungen bis zum Tode Cäsars, des Kaisers Augustus, Domitian u. Trajan; die achte endlich bis zur Ab- dankung Diocletians. Der Verfasser der Karte hat weiter den Versuch gemacht, eine vollständige Darstellung der sogenannten „Cixitates foederatae- außerhalb Italiens) zu geben, mit Angabe ibrer Grenzen, soweit sie darstellbar waren, und der Zeit, in der sie ibre Privilegien erbielten und verloren. In einem besonderen Carton „‚Achaia in der Römerzeit‘ sind auch die „Civitates liberaee dieser wichtigen Pro— vinz mit ihren wechfelnden Grenzen verzeichnet. In besonderen Er— läuterungen (12. S.) endlich sind dem Lehrer die hauptsächlichsten Belegstellen für die Ansetzungen der Karte bequem zur Hand gegeben. Die mühevolle Arbeit darf einer freundlichen Aufnahme von Seiten der Lehrer höherer Schulanstalten sicher sein.
D
Land⸗ und Forstwirthschaft.
NewYork, 1. Juni. (W. T. B.) Das Journal „Farmers Review“ in Chicago schätzt den voraussichtlichen Ertrag der Ernte an Winterweizen auf 200 Millionen Bushels und derjenigen an Frühjahrsweizen auf 139 Millionen Bushels. Von anderer sach— perständiger Seite in Milwaukee wird der voraussichtliche Ertrag der Frübjabisweizenernte auf den nämlichen Betrag, derjenigen der Winter⸗ weijenernte auf 231 Millionen Bushels beziffert.
—
Direktoren und
Gewerbe und Handel.
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Mai cr. M47 167 600 ½ abgerechnet worden, gegen 1033 886090 ½ im
pril er. . . ö Dem Geschäftsbericht der Schlesischen Lebens ver siche⸗ rungs ⸗ Aktiengesellschaft in Breslau für das letzte Jahr entnehmen wir Folgendes: Es gelangten in 1884 zum Ab chluß: 11601 Kapital-Versicherungen auf den Todesfall über 3270 32) „, 1935 Kapital ⸗Versicherungen auf den Lebensfall über 383 50) MS, 148 Sterbekassen-Versicherungen über 59 850 46, ? Renten ˖Versicherungen auf eine jährliche Rente von 2189 4 Hierdurch war Ende 1884
Mitte der Woche zu, sank dann rasch, zeigte jedoch zu Ende der Woche an den meisten Stationen wieder Neigung zum Steigen. Die Sterblichkeit erfuhr in der Berichtswoche in den meisten Großstädten Europas eine Steigerung; jedoch betraf die Zunahme der Sterblichkeit weniger das Säuglingsalter als die Alterskasse über 60 Jahre Von 19600 Lebenden starben, pro Jahr berechnet: 76 Sanglinge, in Berlin 72, in München 1998. — Die allgemeine Sterb⸗ sschkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte fstieg, pro Mille und Jahr berechnet, auf 25,8 von 24,9 der Vorwoche. . Unter den Todesursachen haben die Infektionskrankheiten meist an Ausdehnung zugenommen, und, besonders Masern und Diphtherie, mehr Sterbefälle hervorgerufen, nur Scharlach und Kindbettfieber fübrten eiwas feltener zum Tode. — Recht bösartig zeigten sich die Masern in Liegnitz, Beuthen O. S., Hannover, Wies baden, Ludwig halen a. Rh. Berlin, Paris, London, Glasgow, Liverpool, Manchester, Stggbelm; in München, Wien, Warschau, Pet rasburg hat die Zahl der Masern⸗ todesfälle etwas abgenommen. Das Scharlachfieber wurde in Schweidnitz. München, Dresden, Hamburg, Prag, Christiania häufiger Todesurfache. — Die Sterblichkeit an Diphtherie war in Königsberg, Danzig, Stolp. Breslau, München, Dres den, Berlin, Merfeburg, Hannover, Paris, Stockholm, Christiania eine größere, während sie in Bromberg, Chemnitz, Hamburg, Wien, London, St. Petersburg, Warschau, Odessa eine kleinere wurde. — Typhöse Fieber zeigten fich etwas häufiger und fübrten auch in Daris und St. Petersburg mehr Todesfälle herbei; in deutschen Städten zeigten sich wyphöse Fieber nicht in größerer Ausdehnung. An Fleck⸗ typhus kamen nur 2 Sterbefälle aus London und 1 aus Rom zur Mittheilung. — Der Keuchhuften raffte ir Würzburg. Glauchau, Görlitz, London, Glasgow, Liverpool, Manchester viel Kinder hinweg, in Berlin und Wien wurde die Zahl der Todesfälle eine kleinere. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder zeigten in Berlin und Munchen cine Abnahme der Stecbefälle — An epidemischer Genick ⸗ flarre kamen aus deutschen Städten 3 Todesfälle zur Mittheilung, und zwar je 1 aus Danzig, Leipzig und Köln. — Pocken riefen in Wien und London noch zahlreiche Sterbefälle hervor, Mehrfache Todesfälle veranlaßten Pocken in Odessa, St. Petersburg, Paris, Rom, Venedig, Turin, Warschau, Prag, Manchester. Einzelne Pockentodesfalle wurden aus München, Wesel und Alexandria mit⸗ getheilt. — Der Cholera erlagen in Kalkutta und Madras in, der Zeit vom 4. bis 10. April 95 bezw. 5. Personen, in Bombay (16. bis 21. April) 29.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von Teschk's Prüfungs ⸗ Katechismus für Eisen⸗ bahn Büreagubeamte, der im Verlag von Franz Siemenroth bierselbst erscheint, ist Lieferung 6/7 (Preis 2 „St) versandt worden. Dieselbe enthält von Abtheilung 4 (Gesetze und Vergrdnungen zur Äbth. j. 2 u 3) den Schluß von Nr. 83 (Gesetz, ber, die Verbindlichkeit zum Schadenerfatz für die bei dem Betriebe von Eisenbabnen u. s. w herbeigeführten Tödtungen und Körperverletzungen) und Nr. 9 - 18 (Gesetz, betr. die Einführung von Bezirks Eisenbabnräthen und eines Lander Cifenbahnratks für die Staats. Eisenbahnverwaltung; Ver= ordnung, betr. die Kompetenzkonflikte zwischen den Gerichten und Verwaltungsbebörden; das Disziplinargesetz für nicht richterliche Beamte; Auszug aus dem Strafgesetzbuche für das Deutsche Reich; Gesetz, betr. die Beschlagnahme des Arbeits oder Diensilohnes; Auszug aus der Civil Prozeßordnung. betr., die Pfändung gegen Beamte [ss 715 — 7195; das Pensionegesetz der unmittelbaren Staats beamten: Gesetz, betr. die Fürsorge j Wittwen urd Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten; Gesetz über den Unterstützungt wohnsitz; Verordnung über die Festsetzung und den Ewrsatz der bei Kassen und anderen Verwaltungen vorkommenden Defekte); ferner die ganze Abtheilung 5 Bahnpolijei⸗ und Signalangelegenbeiten), Nr. 1— (Bahnpolizei˖ Reglement für die Eisenbahnen Deutschlands; Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung; Bestimmungen über die Befähigung von Bahnpolizeibeamten und Lokomotipführern; Ge— setz, betr. die Beseitigung von Ansteckungsstoffen bei Viehbeförderung auf Eisenbabnen; Ausfübrungsverordnung zum vorigen Gesetz; In⸗
nach Äbzug' aller erlosenen Versicherungen der Bestand gewachsen auf: T40 Kapitalversicherungen auf den Todekfall über 14 5980 200k, 741 Kapital ⸗Versicherungen auf den Lebensfall über 1493 126 9, 357 Sterbekassen · Versicherungen über 160050 K, 42 Renten Versickerunzen über eine jährliche Rente von 28919 6 Jegen Unfall waren Ende 1884: collectiv: 118 326 Personen mit 997 357 673 4, individuell: 2753 Personen mit 27 461 149 0 und 25 j0) M jährliche Rente, auf Reisen: 232 Personen mit e Die Gesammt-Prämieneinnahme betrug
ie Gesammteinnahme 4150 607 Æ. die Gesammt⸗ 12551 S, der Gewinn also 38 056 S6. Von dem Gewinn
Ausgabe 4112 lo 38. dem
gehen zum Reservefonds 3805 (S, zu Tantiemen werden 5425 M, zur
Dividende von 480½ 27 00) S verwandt. . Hamburg, 1 Juni. (W. T. B.) Der Hamburg. Börsenh.
ufolge hat ein Konsortium unter Leitung des Bankhauses L. Behrens
Söhne in Hamburg und der dänischen Landmannsbank in Kopenhagen
gleichen letzteren, . . . b bekannt gemacht werden. Die Uebernehmer sind veræflichtet, die neuen Pfandbriefe den Besitzern der auszuloosenden. vorzugsweise und zu einem im Voraus mit dem Konsortium verein- barten, für die Besitzer der alten Pfandbriefe vortheil haften Course in, n,. 1. Juni. (W. T. B.) Wolle ruhig, in Gar— nen mehr Geschäft, zweifädige anziehend, Faney stoffe ohne Besserung. Paris, 29. Mat. Das heutige Journal officiel enthält ein Dekret des Präsidenten der Republik vom 26. d. Mts, wonach ge⸗ srocknete Kokosmandeln und Palmkerne zur Gewinnung von Oel unter gewissen Bedingungen zeitweise zol frei zugelassen werden. St. Peters burg, 2. Juni, (W. T. B.) Wie die „Börsen⸗ zeitung meldet, soll wegen Schwierigkeiten die zwischen, dem Finanz. Ministerium und der Großen Rusischen Cisen; babn-Gesellschaft anläßlich des Rechenschaftsberichts pro 1884 entstanden sind, die betreffende Dividende bis auf Weiteres nicht ausgeze werden. ö ; 5 . 1. Juni. (W. T. B) Die Staatz schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Mai um 3330 C50 Doll. abgenommen, im Staatsschatze befanden sich ultimo Mai 395718 00) Doll.
Verkehrs⸗Anftalten.
Das Reichskursbuch (Nr. 3 für 1885) mit den Sommer⸗— fahrplänen ift im Verlage von Julius Springer hierselbst erschienen. (Preis 2 „M) Besonders reichhaltig sind in die ser Aus gabe die Abfchnitte: direkte Billets, kombinirbare Rundreisebillets und feste Rundreise⸗ und Saisonbillets. .
Wichtige Aenderungen für größere Kurse bringen unter andern die reuen Zugverbindungen vom Berlin Anh; Bhf. auf dem kütʒesten Wege Neudieten dorf ⸗Ritschenhausen nach Kissingen, Würzburg, Stutt
t jdelbera und zurü R. K. B. 193, 2065. 2842 und 267); — gart, Heidelberg und zurück (R. K. B. . 25842 u . rie Essenbahn. und Dampfschiff verbindungen Berlin Stett. Bhf. — Stralsund Malmö — Stockholm, durch welche die Reise iwische⸗ bei den Hauptstädten auf 27 bez. 28 Stunden abgekürzt und in Berlin Anschlüffe mit fast allen europäischen Hauptstädten gewonnen werden. (R. K. B. 50); — die mittels des von Kopenhagen abge zenden Abendzuges hergestellte ununterbrochene Herbindung üer Kor or Kiel Hamburg mit Frankfurt (M. 3 Basel (R. K. B. 124); = die Danpferverbindungen von Lübeck, Rostock und Stettin nach Kopen— die Reise nach Dänemark und Skandinavien
hagen, welche für Vanem ᷓ .
ra li die Auswabl zwischen 5 bis 6 Linien darbieten; die neu 82 1 Ne R * 2 ,
eingerichteten Blitzzäge, welche den Weg zwischen Berlin und
St. Petersburg in 35 bezw. 33 Stunden zurücklegen (R. K. *. 581); neuen Courierzugverbindungen zwischen Moskau, Warschau sowie zwischen Odessa, Kiew und Wien
— die
und Wien (R. K. B. 584),
— Korstantinorel (R. R. B. 396 und 3962); — die neue Verbin⸗ dung von Hamburg, sowie von Berlin über Leipzig = Eger nach Ischl, Pontebba = Venedig und Triest und umgekebrt (R. K. B. 366).
Die kleinen Uebersichtekarten des Kursbuchs, welche das Auf⸗ suchen der Fabrpläne bedeutend erleich ern, sind um drei vermebrt worden: England. Dänemark⸗Schweden Norwegen und Ruamänien⸗
Bulgarien Serbien⸗Turkei⸗ Griechenland. .
— G benso pänkrsich ist das Berliner ABC-Eisenbabn-⸗ Kursbuch, Sommer 1885, bearbeitet im Kursbureau der Qeraußs— geber (Brasch u. Rothenstein, Friedrichstraße 78, Verleger: Steinitz u. Fischer, Friedrichstraße 174 ausgegeben worden. Das AB Kurs- buch, wesches nur für Berlin bearbeitet ist, hat sich durch feine Zu= verlässigkelt, Vollständigkeit und den bequemen Gebrauch in Berlin rasch woblberdiente Beliebtheit erworben, wozu der geringe Preis von seinschließlich einer großen Eisenbahnkarte und eines 222 Fahrpläne umfassenden Taschenfahrplanbuches) das getragen hat.
— =. (O *
Bremen, 2. Juni. (W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Llodd Rhein“ ist heute früh 3 Uhr in Southampton eingetroffen. . . ;
Hamburg, 1. Juni. (W. T B.) Der Pestdampfer „Hammonia‘ der Hamburg ⸗Amerikani hen acket⸗ fahrt ⸗-Aktiengesellschaft ist. von New ˖ Nork kommend, beute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen.
Berlin, 2. Juni 1885. Kaisers und
Auf Allerhöchsten Befebl Sr. Majestät des Königs ist von S. Olga“ nach der Rückkehr aus West— Afrika ein Detachement von den bei Kamerun im Gefecht gewesenen Mannschaften beorde um von morgen Mittag ab während 24 Stunden den De en vor dem Königlichen Palais 8 de t
3 2 —
zu besetzen. z Detachement, in der Stärke von 1 Obermaat und ierzu heute Abend aus Kiel ein.
1
=. 8 Matrosen, triff
Das betreffende Comits verbreitet folgenden Aufruf zur Betheiligung am Deutschen Innungstage vom 14. bis 18. Juni 1885 zu Berlin“ an die Vorstände der Innungen,
Innungs verbände, Innungsautschüsse, Handwerker ⸗Vereinigungen und Verbände in Deutschland: t Wenn die Vorstände der unterzeichneten handwerkerlichen Ver— bindungen es unternehmen, die Vertreter des deutschen Handwerker⸗ standes biermit zu einem deutschen Innungstage nach Berlin ein— zuladen, so ist dabei allerdings zunächst leitendes Metiv der Wunsch, alle diejenigen Mißstande der deutschen Gewerbegesetzgebung in einer geméinsamen Handwerkerversammlung zu berathen und öffentlich zu kennzeichnen, unter welchen der Fortgang der Innungsbewegung und in Folge dessen auch die Weiterbildung der Organisation des Hand⸗ werkerstandes in Bezug auf Selbstverwaltung in gewerblichen An⸗ gelegenheiten zu leiden bat. Wir stehen auf dem Standpuykte, das Gute, was das bestehende Innungsgesetz vom 18. Juli 1881 uns bietet, zum Wohle des Handwerks bestens auszunutzen und rein von dem Boden gemachter vraktischer Erfahrungen aus auf geeignete wei⸗ tere gewerbegesetzliche Reformen zu dringen. In diesem Sinne wün— schen wir zunächft und allein unser Vorgehen aufgefaßt zu sehen. Es liegt uns fern, irgendwie auf die Organisation und die Zusammen setzung der bestebenden Handwerkervereinigungen und Verbände durch den von uns projekticten Innungstag einwirken oder die Selbständig— keit solcher Verbindungen irgendwie beeinflussen zu wollen: wir ver treten ja eben selbständige Verbände und müßten vorweg uns dagegen verwahren, daß den selbständigen Entschlicßungen unserer speziellen Delegirtentag: vorgegriffen werde. Zweck des Innungstages soll es sein, was zum Handweck gehört, zur Zeit aber noch getrennt dasteht, zu einigen. Vielleicht gelingt es, den schönen Gedanken zu verwirk— lichen, demnächst in Berlin eine Versammlung von Vertretern der vrschiedenen Handwerksarten zu Stande zu bringen, welche, absehend von allen kirchlichen und politischen Meinungsverschiedenheiten, nur das Wohl des Handwerks im Auge behält und sich einig zeigt in den Endzielen, auf Grund welcher das reformirte Handwerk neu zu er— stehen hat. Wir hoffen diesen Erfolg zu erreichen: Bürgen dafür sind uns die Zustimmungserklärungen, welche uns in den letzten Wochen in großer Zahl zu unserm Reform-Programm zu⸗ gegangen sind. Es demnach auch nicht unsere Absicht sein, dem Innungstage ein voöllig abgeschlossenes Prozramm zur Beschlußfassung vorzulegen, sondern unsere Vorlagen be⸗ deuten nur Vorschläge, über welche der Majorität des einzuberufenden Innungstages die endgültige Entscheidung zu treffen zusteht. Die Tage der Verhältnisse des deutschen Handwerkerstandes bedingt ein rasches und einmüthiges Handeln. Nicht langes Hin und Herdebat⸗ tiren um Prinzipien und Schlagwörter, nicht leeres Klagen über die Nöthen der Zeit vermögen mehr das Wohl unseres Handwerks zu fördern, sondern allein von Einigkeit getragene zielbewußte Beschlüsse eines zahlreich beschickten deutschen Innungstages erobern uns das— jenige Maß öffentlicher Achtung, welches erforderlich ist, um auf Re⸗ gierung und Reichstag bestimmenden Einfluß nach einer unseren In— teressen fördersamen Richtung hin auszuüben.“
Die Verhandlungen finden von Morgens früh 9 Uhr ab im Kaisersaale von Buggenhagens Etablifsement am Moritzplatz, die
ann
Vorversammlung ebendaselbst am Sonntag, den 14. Juni 1886, Abends 7 Uhr, statt Die Tagesordnung lautet: 1) Eröffnung des Deutschen Innungstages. Begrüßung der Delegirten und Gäste;
Y)) Feststellung der Geschäftsordnung; 3) Bericht über die Motive zur Abhaltunz eines Deutschen Innungstages; 4) Bericht über die zum „Reformprogramm“ eingegangenen Zustimmungserklärungen; 5) die Anträge Ackermann, Biehl und Genossen im Deutschen Reichs⸗ tage, betreffend den ‚Befähigungsnachweis“; 6) die 88. 100 Eund F der Reichs Gewerbeordnung nach den Anträgen Ackermann, Biehl und Genossen im Deutschen Reichstage; 7) Segen und Unsegen der Fach⸗ und der gemischten Innungen; 8) kie Organisation des deutschen Handwerks nach Innungen, Handwerkerkammern, Janungsverbänden Und Reiche ⸗Innungsamt; 5 die Mängel der Reichsgesetzgebung, betreffend a. das Krankenkassen- und b. das Unfallversicherungswesen vom Standpunkte des deutschen Handwerkers aus; 10) über die den Handwerkerstand schädigenden gesetzlichen Bestimmungen und bestehen· den Einrichtungen in Bezug auf a. die Gefängnißarbeit, b. die Militãrwerkstätten, das Submissionswesen, d. das Hausirwesen; II) die gegenwärtigen mißlichen Rechtsverhältnisse im Bauwesen in
Tages⸗
Rücksicht auf die Baubandwerker. Weitere Anträge zur
. =. 27 T . J ss 28 or ꝛz0 ordnung sind bis zum 8. Juni d. J. an die Adresse des unterzeich · neten Herrn C Koeppen, Berlin 8, Kommandantensttatze 25, ein⸗ zureichen.
Zu einer 12tägigen Uebung vom 9. d. M. ab sind bei jedem der
hiesigen Garde⸗Jafanterie⸗Regimenter ca. 450 Mann der Land— wehr einbeordert worden. Die Mannschaften werden für die
2
Dauer der Uebung bei jedem Regiment zu einem besonderen Land- wehr⸗Uebungs⸗Bataillon formirt und in den Kasernements einquartiert, wogegen von den aktiven Mannschaften je 1 Bataillon zur Abhaltung einer 12tägigen Gefechts: und Schießübung im Tꝛrrain am 9. 8d. M. früh die Garnison verlassen wird.
Der neue Justizpalast für die Civilabtheilungen des Land— gerichts I1 und des Amtsgerichts 1IIL am Halleschen Ufer wurde gestern Vormittag 97 Uhr in feierlicher Audienz eröffnet.
Die V. ordentliche Generalversammlung des West— deutschen Vereins für Kolonisation und Export Zweig⸗ verein des Deutschen Kolonialvereins) wird am Mittwoch, den 10. Juni 1885, Vormittags 11 Uhr, in der Lesegesellschaft zu Köln, Mörsergasse 11/13, stattfinden. Die Tagesordnung lautet: I) Kurzer Jahresbericht, 2 Kassenbericht, 3) Ergänzungswahl des Vorstandes,
R. K. B. 415 und 586); — die beschleunigten, srũher zweimal . jetzt täglich verkebrenden Orient: Erpreß züge Pari Straßburg Stuttgart München Wien — Zudapest, mit den An⸗
strukrion über die Desinfektion der Wagen bei Viehbhe förderung auf Eisenbahnen; Reglement für die Verfolgung und Bestrafung von
schlüffen an die Expreßzüge nach Belgrad — Nisch, sowie nach Bukarest
) etwaige Anträge von Mitgliedern.