Oesterreich⸗ Ungarn. Le st, 2. Juli. (Wien. Ztg.) Der Min sster⸗Präsident von Tisza stattete gestern Nachmittag dem König Milan einen Besuch ab, fand denselben jedoch nicht zu Hause. Später erwiderte der König den Besuch sowohl bei dem Minister Präsidenten wie beim Unterrichts Minister Trefort und fuhr sodann in Begleitung des Grafen Eugen Jichy nach dem National⸗Theater. Heute Nachmittag ist der
önig von hier abgereist. . ; ö nig ve hr h . Kultus⸗Ministerium hat behufs Ermöglichung einer korrekten is raelitischen Matrikel⸗ führung das ganze Land mit Bezug auf die isrgelitischen Bewohner in Matrilelbezirke eingetheilt, wodurch die Anomalie beseitigt wird, daß an einem Orte mehrere israelitische Ma⸗ trikeln geführt werden, und daß Geburtsfälle an einem vom Wohnsitze der Eltern verschiedenen Orte immatrikulirt werden. Anlaß zu dieser Reform haben die jüdischen Distriktspräsidenten selbst in einer Eingabe an das Ministerium gegeben.
Großbritannien und Irland. London, 1. Juli. (Allg. Torr.) Der Schatzkanzler Sir Michael Hicks-Beach, der Kanzler des Herzogthums Lancaster, Mr. Chaplin, der Vize⸗-Präsident des Geheimen Raths für das Unterrichtswesen, Mr Stanhope, der erste Bautenkommissär Mr. Plun kt, und der Generalanwalt für Irland, Mr. Holmes, welche sich anläßlich ihrer Ernennung zu besoldeten Staats posten einer Neuwahl in den Wahlbezirken, welche sie im Unterhkause vertreten, zu unterziehen hatten, wurden unbeanstandet wiedergewählt. G
Hobart Pascha, der beim Ausbruch des russisch⸗türki⸗ schen Krieges im Jahre 1877 von der britischen Migrineliste gestrichen wurde, ist wiederum mit dem Range als Vize— Avmiral in dieselbe eingetragen worden. —
Großbritanniens Staatseinkünfte in dem am 30. Juni d. J. beendeten ersten Quartal des laufenden Finanzjahres betrugen 20 134 726 Pfd. Sterl., gegen 9 947 403 Pfd. Sterl. im entsprechenden Quartal des Finanz—⸗ jahres 1884/85, was eine Zunahme von 192 323 Pfd. Sterl. darstellt. Das Erträgniß der Zölle überstieg das im korre— spondirenden Quartal des Vorjahres um 597 000 Pfd. Sterl., der Einkommensteuer um 13 000 Pfd. Sterl., des Postamts um 60 000 Pfd. Sterl,, und der Telegraphen um 5000 Pfd. Sterl., während das Erträgniß der Getränkesteuer hinter dem im entsprechenden Quartal von 1884/85 um 340 900 Pfd. Sterl., der Stempelsteuer um 5000 Pfd. Sterl, der Gebäude— steuer um 45060 Pfd. Sterl. und verschiedener anderer Einnahmequellen um 221 565 Pfd. Sterl. zurückblieb.
— 2. Juli. (W. T. B.) Der zum Marine-Minister ernannte Lord George Hamilton ist ohne Opposition zum Mitglied des Unterhauses wiedergewählt worden.
Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ aus Simla meldet: Einer amtlichen Mittheilung zufolge bleiben die bestehenden Einschränkungen in der Urlaubs— gewährung an Militaärpersonen noch in Kraft, bis die schwebenden Verhandlungen zwischen England und Ruß⸗ land über die afghanische Grenzfrage definitiv zu einem solchen Resultat geführt haben, daß eine friedliche Lösung ge— sichert erscheint.
— 3. Juli, Morgens. (W. T. B.) Der „Standard“ will wissen: die englische Regierung stehe im Begriff, eine Königliche Kommission niederzusetzen, welche die Ursachen der gegenwärtigen Handelsstockung unter— suchen soll.
Gestern Abend fand ein von Pairs, Deputirten und mehreren Admiralen zahlreich besuchtes Meeting unter dem Vorsitz des Grafen Cowper statt, wobei Beschlüsse zu Gunsten der Bildung eines Nationalfonds für den An— kauf von Torpedobooten und für die Befestigung der Handelshäfen und Seestädte Englands gefaßt wurden.
Bei der Ersatzwahl eines Deputirten für Wakefield an Stelle des verstorbenen liberalen Deputirten Mackie wurde Green (konservativ) mit 1918 gegen Lee (liberal), welcher 1661 Stimmen erhielt, gewählt.
Melbourne (Australien), 1. Juli. (A. C.) Dem heute veröffentlichten Ausweise zufolge betrugen die Einkünfte der Kolonie Victoria für das abgelaufene Finanzjahr 5 290 00 Pfd. Sterl. oder 356 000 Pfd. Sterl. mehr als im vorigen Jahre, und 326 900 Pfd. Sterl. mehr als die Voranschläge. Die Zolleinkünfte vermehrten sich in demselben Zeitraum um 150 000 Pfd. Sterl., und die Eisenbahn— einkünfte um 121 000.
Adelaide, 1. Juli. (A. C Die Einkünfte Süd— Australiens für das verflossene Finanzjahr betrugen 2150. 009 Pfd. Sterl., d. i. 271 0090 Pfd. Sterl. weniger, als die Voranschläge auswarfen. Die Zolleinkünfte vermin⸗ derten sich um 109 000 Pfd. Sterl. Das wirkliche Defizit am Ende des Finanzjahres betrug 700 000 Pfd. Sterl.
Frankreich. Paris, 2. Juli. (B. T. B.) Der Ministerrath berieth heute Vormittag über den Gesetz— entwurf, betreffend die Einfuhr von gesalzenem Fleisch. Der Handels-Minister erklärte sich bereit, die Einfuhr nach stattgehabter Untersuchung des Fleisches zuzulassen.
Die Deputirtenkammer bewilligte heute auf Antrag des Unterrichts⸗Ministers Goblet mit 246 gegen 215 Stimmen die Vergrößerung des Kredits fur die französische Geistlichkeit in Tunis und Algier um 100 000 Fr. und nahm die Budgets des Kultus, des Handels, des Ackerbaus sowie der öffentlichen Arbeiten an.
Der Senat hat die Konvention mit Cambodja
genehmigt. Dem Temps“ zufolge hat der Minister des Auswär— tigen, de Freycinet, den französischen Konsul in Kairo telegraphisch angewiesen, alle nur möglichen Nachrichten über den Tod Olivier Pains einzuziehen.
Spanien. Madrid, 2. Juli. (W. T. B.) Heute Morgen ist der König nur von zwei Adjutanten begleitet, mit dem Personenzuge nach Aranjuez gereist, wo die Cholera sehr hestig auftritt. Vorgestern sind daselbst 200. Cholerasälle, darunter 74 Todesfälle bei einer Einwohner— schaft von 6000 Personen vorgekommen. Der König, welcher in seiner Eigenschaft als Generalissimus der Armee handelt, beabsichtigt, die Garnison zu besuchen, welche von der Epidemie stark heimgesucht ist und für die Cantonnirung der Truppen Anordnungen zu treffen. Auch dem Civil hospital ist ein Besuch zugesagt.
— 2. Juli. Abends. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer hob, als sie erfuhr, daß der König sich nach Aranjuez begeben habe, unter Hochrufen auf den König die Sitzung auf. Als der König Nachmittags 4 „ Uhr zurück—
kehrte, erwartete ihn am Bahnhof eine sehr große Menschen⸗ menge und begleitete ihn mit enthusiastischen Kundgebungen nach dem Palais. — 8. Juli. seiner Reise nach Aranjuez, von der ihn mit — Zurufen empfangenden Volksmenge begleitet, in das Palais zurückgekehrt war, sammelten sich vor demselben viele Tausende an, welche die Ovationen fortsetzten, bis der König wiederholt auf dem Balkon erschien und lebhaft dankte.
Rumänien. Bu karest, 2. Juli. (W. T. B.) Die Verfügung des Finanz-Ministeriums, wonach fünftig Wag'ren aus ben Ländern, welche mit Rumänien Handelsverträge geschlossen haben, mit Ursprungs⸗ zeugnissen versehen jein müssen, ist dahin ergänzt worden, daß diese Maßregel auf Postpackete und Waa ren, welche Reifende mit fich führen, keine Anwendung finden soll.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. Juli. (W. T. B.) Zu den dies jahrigen deutschen Manövern werden sich, der Neuen Zeit“ zufolge, der General⸗ Adjutant Rade tzky, der Flügel⸗Adsutant Oberst On oprienko und der Oberst vom Generalstabe, Vogt, begeben.
Kronstadt, 3. Juli. (W. T. B.) Der Marine⸗ Minister Schestakoff begab sich gestern nach den finni— fchen Schären, wo derselbe sich einige Tage zur Be— sichtigung der dortigen Kriegsschiffe aufhalten wird. Sodann geht der Minister, wie bereits gemeldet, über Stock⸗ holm und Kiel auf Urlaub.
Afrika. Egypten. Kairo, 2. Juli. Das „Reutersche Bureau“ meldet: Die Nachricht von der Be⸗ fetzung der Provinz Dongola bis nach Akasheh wird jetzt offiziell bestätigt. Die Eisenbahn von Wady⸗ Halfa bis Akasheh Joll am 15. d. sertiggestellt sein. Ein Setachement englischer Truppen wird in Akasheh bleiben. General Woleley wird am nächsten Dienstag nach London abreisen.
Alexandria, 30. Juni. (A. C. Das 3. Bataillon der Grenadter-Garde und das 1. Bataillon der Coldstream—⸗ Garde werden sich am nächsten Donnerstag an Bord des Truppen⸗ schiffes Orontes“ nach Cypern einschiffen. Der Termin der Abfahrt des 2. Bataillons der schottischen Garde ist noch nicht festgesetzt worden. — Der Nil steigt stetig.
Dongola, 30. Juni. (W. T. B.). Die Monassir— Araber sind in Alt-Dongola eingefallen und haben 100 Kameele von dort weggeschifft. Ein Bote aus Merawi meldet, daß der Shagiyeh⸗Stamm sich dem Mahdi unter— worfen hat. — Die durchschnittliche Maximaltemperatur ist hier jetzt 114 Grad Fahrenheit im Schatten.
(W. T. B.) Nachdem der König von ihn mit enthusiastischen
Zeitungsstimmen.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt Im Lokaltheile eines radikal freibändlerischen Blattes, der „Berliner Zeitung“, lesen wir Folgendes:
„So blllige Butter wie jetzt haben wir seit langer Zeit nicht ge— gessen; Butter für 1.20 6 macht schon den Anspruch auf das Prädikat hochfein. Der Grund ist Ueberproduktion. In Folge des Schutzes der nationalen? Butter haben sich überall Molkereigenossenschaften von Gutsbesitzern gebildet, welche alle hochfeine Butter produziren und die Butterhändler mit Angeboten überschwemmen. Der Bauer buttert fast gar nicht mehr, sondern verkauft seine Milch an die Molkereien, so daß die Mittelbutter zu verschwinden beginnt. Es geht mit der nationalen Butter wie mit dem nationalen Schwein. Alles hat sich auf die Schweineproduktion geworfen, und die Folge ist, daß Schweinefleisch billiger ist als je zuvor, trotz der Absperrung gegen Amerika. Auf dem Berliner Viehmarkt gilt Schweinefleisch 35 4.“
Es ist doch ein merkwürdiges Ding um die Konsequenz! Im politischen Theil der manchesterlichen Blätter wird die „nationale“ Wirthschaftspolitik angegriffen, weil sie Alles vertheuere — im lo— kalen, dem praktischen Leben vielleicht näher stebenden, wird derselben Wirthschaftäspolitik vorgeworfen, sie mache Alles zu billig. Im politischen Theil werden dem Landwirth die Segnungen des Schulze'schen Genossenschaftöwesens in glühen den Farben geschildert, im lokalen ertönt die Klage, daß die Genossenschaftsmeiereien die Butterhändler mit Angeboten über— schwemmen. Muß nicht schließlich der Leser derartiger freibändlerischer Organe, wenn ihm solche Widersprüche begegnen, sich die Frage vor⸗ legen, ob denn die Theorie seines volitischen Lehrmeisters gegen die im Lokaltheil sich wiederspiegelnde Praxis sich werde behaupten können?
— Dem „Deutschen Handelsarchiv“ meldet man aus Stuttgart, Mitte April, Folgendes:
Für die Textilindustrie hat das neue Jahr die greifbarste Besse⸗ rung gebracht. Unsere Spinnereien sowohl als auch unsere Webereien, welche gegen Ende des vorigen Jahres noch über schleppenden Absatz und niedrige Preise klagten, sind seit Januar vollauf beschäftigt, und wenn auch, wie man bei guter Nachfrage annehmen darf, die Preise über eine gewisse Höhe nicht gesteigert werden konnten, so ist man doch mit den erzielten Resultaten im Allgemeinen zufrieden. Es kamen belangreiche Verkäufe für nahe und spätere Lieferung zu Stande, wodurch die Webereien bis Ende Juni vollständig und für das dritte Quartal mit einem guten Theil ihrer Produktion gebunden wurden, so daß in manchen Etablissements sogar die Aufftellung neuer Webstühle nöthig wurde. Die Baumwollen-Spinnereien arbeiten mit einem verhãͤltniß⸗ mäßig etwas geringeren Nutzen, namentlich diejenigen Spinner, welche ihren Bedarf an Baumwolle nicht zeitig genug gedeckt hatten und die böberen Notirungen der answärtigen Märkte für Rohbaumwolle bewilligen mußten. Für eine Reihe der verschiedensten Trikotagen, meist Artikel der Damenkonfektion (Trikottaillen, Jaquets, Paletots) sowie für die auf. Strickstühlen er — zeugten reinwollenen Gewebe entwickelte sich im abgelaufenen Quartal eine. außerordentliche Steigerung des Fonsums; indessen hielt mit der größeren Nachfrage die Produktion nicht allein vollkommen Schritt, sondern wurde durch bedeutende Erweiterung und Ausdehnung der schon bestehenden Etablissements, sowie durch Grün dung zahlreicher neuer Fabriken derart gesteigert, daß heute schon thatsächlich eine bedeutende Ueberproduktion besteht.
— Den „Berliner Politischen Nachrichten“ ent— nehmen wir folgende Mittheilung:
Der Verein deutscher Fisen⸗ und Stahl- In⸗ dustrieller hat auch in diesem Jahre über die Lohnverhältnisse und über die finanziellen Resultate der Aktiengesellschaften vor und nach der Wiedereinführung der Eisenzölle eine Enquete veranstaltet. Bis Mitte Mai waren die Antworten von 206 (vorwiegend großen) Eisenhütten ⸗ Firmen und Gießereien und Maschinen⸗ bau , Anstalten (éarunter 89 Aktiengesellschaften) aus allen Theilen des Reichs eingegangen. Im Januar 1879 beschäftigten diese 206 Werke 128 157 Arbeiter mit 7975 905 4M Monatelohn im Januar 1885 dagegen 185 0574 Arbeiter mit 174181 511 M Menatslohn. Demnach waren die Zabl der Arbeiter um 51 917 (405 490) die Gesammtlöhne pro Monat um 511006 6 (66,5 9j) gestiegen. Im Januar 1879 ver— diente durchschnittlich (also mit Einschluß der jüngeren und Tringer bezahlten Arbeitskräfte) 1 Arbeiter monatlich s2, z , im Januar 1885 dagegen 69333 1 Für die 12 Monate des Jahres
berechnet, würde sich ein Mehrverdienst des Arbeiters von 85,32 M
und für die 206 Werke, die nur erst einen wenn auch sebr ansebn- lichen Theil der deutschen Eisenindustrie repräsentiren, eine Steige rung an Lobnzablungen um die bedeutende Summe von 54 132 072 Æ annebmen lassen. . —
Die obengenannten 89 Aktiengesellschaften erzielten laut ihrer veröffentlichten Bilanzen (und iwar nach erfolgten Abschreibungen) im Geschäftsjabr 1875 bei. 1875/79, mit 354 824578 46 Attien- kapital nen Gesammtüberschuß Lon 9 906 S05 16 — 2.57 0Ig,. im letz ten Geschãftejabr 15384, bei. 1883/84, dagegen mit 380 321 731 4 Aktienkapital cinen Ueberschuß von 25 676 151 Æ — 6.75 0lo, dem- nach einen Mehrertrag von 4.18 0, ihrer Aktienkavitalien.
Statiftische Nachrichten.
Soeben ist der sechste Jabraang des Statistischen Ja hr⸗ buch? für das Deutsche Reich rom Kaiserlichen Staustischen Amt veröffentlicht worden (Verlag von Puttkammer und Müblbrecht, Berlin 18585. Preis 2 Æ 40 ), welcher tbeils die Nachweise der früheren Jahrgänge um ein neucs Jahr ergänzt, theils ganz Neues hinjufũgt. .
Die Reichbaltigkeit und zweckmäßige Anordnung der Nachweise dieses Werks, das zum großen Theil ein Auszug aus den in der ‚Statistik des Deutschen Reichs und in den Monatsheften “ des genannten Amts veröffentlichten Arbeiten ist, sich aber darauf nicht beschränkt, hat dem Jahrbuch einen sich stetig erweiternden Kreis von Freunden gewonnen. .
Als Uebersichten, die ibrem Gegenstande oder ibrer Bearbeitung nach neu sind, sind aus diesem Jahrgang hauptsächlich folgende zu nennen: Rachweisungen über die Deutschen im Auslande und die Ausländer im Deutschen Reich; über die Zabl und Flächen der Landwirthschaftsbetriebe nach den Ergebnissen der im Jahre 1882 zufgenommenen landwirthschaftlichen Betriebsstatistik; über die Hauptergebnisse der Ermittelung der land und forstwirthschaftlichen Bodenbenutzung vom Jahre 18832 eine vergleichende Uebersicht der Finfuhr und Ausfuhr in den 12 Jahren 18721833 nach Menge nnd Werth; eine Racweisung des Bestandes der Fluß und Küstenschiffe nach dem Stande von 1883; eine Zusammenstellung der Ergebnisse der letzten Reichstagswahlen.
Die üblichen kartographischen Beigaben bringen diesmal die Bergwerks, Sal ⸗ und Hüttenvroduktion zur Anschauung.
— Das MRaiheft der Monatshefte des Kaiserlichen Statiffifchen Amts enthält, außer den auf den betreffenden Monat bezüglichen Uebersichten über die Waaren -Ein und Ausfuhr, die Zuckerbesteuerung, die Großhandel preise und die Auswanderung, eine vorläufige Mittheilung über die Gewerbebetriebe des Deutschen Reichs nach der Aufnahme vom 5. Juni 1882, die definitiven Hauptergebnisse des Waarenverkehrs des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande im Jabre 1884 nach dem Werthe und eine Rachweisung des Verbrauchs von gestempelten Wechsel⸗ blankerts und Wechselstempelmarken, sowie der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich während des Etatsjahres 1884,85.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Als 78. Ergänjzungsbeft zu „Petermanns Mit theilungen aus Justus Pertbes' Geographischer An⸗ st alt‘ in Gotha erschien soeben: Ein Beitrag zur Geographie und Lehre vom Erdmagnetismus Asiens und Europas, Refultate aus astronomisch⸗geographischen, erdmagnetischen und hypso⸗ mettischen Beobachtungen, angestellt an mehr als tausend verschiedenen Orten in den Jahren 1868 bis 1883 nebst einer Instruktien zur An— ffellung solcher Beobachtungen auf Reisen“ von Dr. H. Fxitsche, penfionirtem Direktor des Kaiserlich russischen Observatoriums zu Peking (mit 5 Karten). — Der Verfasser war von 1867 bis 1883, alfo während eines Zeitraums von 1s Jahren Direktor des oben ge— nannsen Observatorlums. 12 Jahre brachte er in der Haupt- stadt des chinesischen Reiches selbst zu, und während der übrigen 4 Jahre befand er sich tbeils zu St. Petersburg, theils auf Reifen in China und Sibirien, um die meteorologischen Stationen und die drei magnetisch-⸗meteorologischen Observatorten in Sibirien, zu Katberinenburg, Barnaul und Nertschinski⸗Sawod (Bergwerk Rertfchinsk), zu inspijiren, um neue meteorologische Stationen ein zurichten, hauxtsächlich aber um astronomischgeographische und hypso⸗ metriscke Beobachtungen anzustellen und die drei Elemente des Erd— magnetismus an einer möglichst großen Anzahl von Orten der Erd— oberfläche zu bestimmen. Der Verfasser bat seine Reisen größtentheils zu Lande gemacht und die astronomisch-geographischen sowie die magne⸗ tischen Messungen ohne Ausnabme auf festem Lande angestellt. Die Ergebnisse seiner früheren Untersuchungen und Beobachtungen in Betreff der Meteorologie Oftasiens sind in einem besonderen Bande zusammengefaßt und im Jahre 1877 von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in deutscher und später in Shanghai in englischer Sprache veröffentlicht worden. In der vorliegenden Publi- kation aber sind die Resultate sämmtlicher, während der Jahre 1867 bis 1883 gesammelten astronomisch⸗geographischen, bypsfometrischen und erdmagnetischen Beobachtungen dargelegt. Die geographischen Beobachtungen zerfallen in zwei Kategorien: Bestimmungen der Längen und Breiten vermittelst astronomischer Beobachtungen oder topo⸗ graphischer Aufnahmen (Wege ⸗Aufnahme mittels Kompaß, Uhr ꝛc., Flying survey) oder durch Kombination dieser beiden Methoden, und Bestimmung der Meereshöhen. Der Verfasser beschreibt zunächst die von ihm gebrauchten astronomischen und meteorologischen Instrumente für die geographischen Bestimmungen und läßt dann nach einander folgen: die in Peking angestellten astronomisch⸗geograpbischen und astro⸗ nomischen Beobachtungen; die auf den Reisen gewonnenen Beobachtungen nebst instruktiven Angaben über die Instrumente, die Beobachtungs⸗ und Berechnungsmethoden; die Höhen über dem Niveau des Meeres und Wegeaufnahmen. Daran reihen sich ferner auf der Reise gesam⸗ melte Daten über die Temperaturen des Brunnenwassers und die Temperatur des Erdbodens in Peking. Schließlich stellt der Verfasser einen Vergleich zwischen den eigenen geographischen Bestimmungen und den früher gemachten an. Auch der zweite Tbeil, welcher den Erdmagnetismus betrifft, wird mit einem instruktiven Ab⸗ schnitt über die benutzten Instrumente, die Beobachtungs- und Be⸗ rechnungsmethoden eingeleitet. Dann folgen die magnetischen Messungen, welche der Verfasser zu Peking, und darauf die, welche er auf seinen Reisen angestellt hat. Endlich schließt sich daran noch ein Abschnitt über die säkulären Aenderungen der drei Elemente des Erdmagnetismus Deklination, Inklination und Intensität) — Die von ihm be- stimmten geograpbischen Breiten erklärt Dr. Fritsche für frei von groben Fehlern, da die benutzten Winkelmeß ⸗Instrumente sorgfältig konftruirt und untersucht gewesen sind. Dagegen gesteht er mit rühmenẽ⸗ weriher Aufrichtigkeit, daß die Längen nicht so exakt bestimmt seien, veil seine Fhronometer nicht immer bester Qualität gewesen und daher trotz aller aufgewendeten Sorgfalt Fehler nicht zu vermeiden waren. Was die erdmagnetischen Messungen betrifft, so sind nach seiner eigenen Angabe die in Peking und auf den oben genannten drei sibi⸗ rischen Observatorien gemachten Beobachtungen genauer als die auf der Reise gewonnenen, besonders bezüglich der Deklination und In tensität, weil der Fehler des Aimuts der Mire auf den Observato⸗ rien so gut wie Null gewesen sei, während er auf der Reije oft eine Minute betragen habe, und weil der Fehler der auf der Reife beob- achteten Intensität Lurch den Einfluß des Windes und der Sonne vergrößert worden sei, indem die Reisebeobachtungen unter freiem Himmel, die auf den Observatorien erhaltenen aber in Häusern gemacht wurden. — Das Betragen der Chinesen ibm gegenüber, sagt der Verf, sei auf allen seinen Reifen wie dasjenige gebildeter Leute ge⸗— wesen. In ernstlichen Konflikt, wie einige andere europäische Reisende, ö nie gekommen, und die Drohung, Waffengewalt anwenden zu ö Wir erfahren übrigens nebenk . de 3 Hen em ohner zu schrecken. Pen gen n, . ei, daß das chine ssche Observatorium in ,,, 3 den Jesuiten mit neuen astronomischen Instrumenten
ersehen wurde, welche noch jetzt wohl erhalten sind. —
Dem 6
gegeben. ; cine Uebersicht seiner isen ; Hinesischen Reich; in die anderen sind die einzelnen Routen eingetra⸗ gen, nämlich im nordöstlichen bing. der Mandjurei und durch Gabi zum Argun. Strom, 1873 und 1883; von Pecking nach dem Hoangho und zurück, April 1883 Schan⸗ dung, August und
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank lsind im Juni er. abgerechnet 1990 943 200 6
Danzig, 2. Juli. 13. Del e girten⸗ Konferenz aus de— Handel srlätzen norddeutscher Stegegenden beschloß mit F gegen 8 Stimmen die Ablehnung des von dem Wiedereintritt in den den t schen Handelstag prinziviell abrathenden Antrages Danzigs und berieth darauf die Modalitäten, unter denen der Wiedereintritt der Serplätze erfolgen könne. .
Bradford, 2. Juli. Wol Preise kaum behaurtet, Garne ruhig, Stoffe besser, aber rubig.
23. Juli, 11 Uhr. kohlenbedarss Mauerbach, ni ; für F. Kommungl⸗Waisenhaus in Klosterntuburg in der Heizperiode 1885/6, Kaution 1/0. ö . .
Näheres im städtischen Marktkommissariat und im Armendeparte⸗ ment des Wiener Magistrats.
19. nische . Lief 6 iteria Die näheren Bedingungen sowie Muster bei der ausschreibenden
Art.
Behörde. — Deutschen Reicht⸗Anzeigers..
I 15. Juli, Mittags. Börse zu Brüssel. Bau eines Empfangs⸗ gebäudes in Station Kautien 2009 Fr, ; ze ret Ramacckers. Rue Latérale Nr. 2. und beim Architekten De Blieck, Rue de Touvain Nr. 107 ju Brüssel. ) Taftenheft Nr. 134 in der Expedition des Reichs Anzeigers“,
2) 15. Juli, Mittags. schuppens in Station Tongres. Kaution 2000 Fr. . Ingenieur en ehef, Direktor Ramaeckers, tẽrale FTeim Ingenieur en chef, Direktor De Paepe (Station Nord) zu Brüssel. ie 83) Nächstens, Börse zu Bruͤssel.
Eisen, Waggonbestandtheile, nahme alten Materials. Lastenheft Nr. 137, wie ad 1.
1 von D rd ch! für Packetboete. lãufige des Marine ˖ Genies wie al 1.
5) 24. Mons. anschlag 12 287 Fr.
tãten
4 Fr.
cheussées et des mines, Rue de Louvain Nr. 24 zu Brüssel, käuflich.
. Antwerpen. Verbindungskanals 20 000 Fr. 50 Ets.
7) 1. August, 10 Uhr Vormittags. gebäude zu Gent. Maldegem. 17 Fr. 30 Ct.
8) 31. Tüttich. 352 276 Fr. Lastenheft Nr. 563, wie ad 5.
9) 31. Juli. 103 Uhr Vormittags. gebäude zu Brüssel. zu errichtenden 1461100 Fr. Lastenbeft Nr. S2, wie ad 5.
j0) 11. Juli 1885. 30. Juni 1886 für die verschiedenen Gefängnisse. Zu richten an:
a.
b.
6.
8 X
Durch Verordnung des britischen Geheimen Raths vom 15. Juni
—
d. J. ist die Einfubr don Rindvieb aus Deutschland, mit
Ausnabme fernerhin verboten. Schleswig ⸗Holstein orlegur — . sowie die Einfuhr von Schafen, Schweinen und Ziegen aus Deutsch⸗ land unter gewissen Beschränkunten gestattet.
Abtheilung.
Gom mission administrative de 1a maison d'arrèét de Turn- Maison d'arret cellulaire de Tournai. 190000 kg Gerschiedene SFommission administrative à la prison de Hasselt. 60 000 kg Maison de sürets cellulaire à Mons.
Maison d'arrèt à Huy, 60 00 kg Gerschiedene Qualitäten). ji. Naison de sareté cellulaire de Brages, 305 (00 kg Ger-
Maison ö de rèforme à St. Hubert, 20 000 kg (ver- Maison Tarrèt celfulaire à Malines, 110 000 Kg Cverschie- MNaisch d'iarrét cellulaire à Termonde. Bedarf bis 30. Juni Haison de sürets cellulaire ds St. Gilles. MHaison de sürets cellalairs à Anvers, 400 00 kg (verschie- Gommrmission administrative des prisons de Namur, rue de Commission administrative
Maison d'arrèt à Dinant, 45 000 kg (verschiedene Qualitãten). Gommission administrative de la maison d'arret cellula ire
Commission administrative de la maison d'arrèét ds Verviers, Commission administrative des prisons de Gand, 535 000 kg
Gommission administrative de la maison de süretè cellu-
eft sind 5, von dem Verfaer selbst gezeichnete Karten bei- welche feine Reiferouten veranschaulichen. Die erste giebt sämmtlichen Reisen in Sibirien und dem
— im Westen von Pecking, 1882; in der Prorin; September 1871.
Veterinärwesen.
von Schleswig Holstein, nach Großbritannien auch Dagegen bleibt die Einfubr von Rindrieh aus bei Vorlegung von Ursprungebescheinigungen,
Gewerbe uns Handel.
(W. T. B.) Die beute bier abgehaltene
von Vertretern aus den
(W. T. B.) Wolle sehr geschäftslos, 2. Juli. (W. T. B) Die Zins und Dis kont⸗ ifse der Bank von Frankreich betrugen in der letzten O00 Fres. Submissionen im Auslande. I. Oe ster reich. 6. — Wien. Magistrat. Lieferung des Stein städtischen Verjorgungsanstalten zu Liesing, d. Traisen und Yobs, dann für das
2.
für die St.“ Andrã a.
/ Bern. Eidgzensssische Kriegsmaterialverwaltung, Tech= Bedeutende Lieferung von Kriegsmaterial aller
Juli.
Einige Exemplare des Angebotbogen in der Expedition des III. Belgien.
Luttre. Voranschlag 48022 Fr. Vorlãufige Auskunft beim Ingenieur en chef, Direktor
Preis der Pläne 14 Fr.
Börse zu Brüssel. Bau eines Waaren⸗ Voranschlag 40 539 Fr. Vorläufige Preis der Plane 4 Fr. 20 Cts. Auskunft beim Rue Lats rale Nr. 2, und Laftenbeft Nr. 125, wie ad 1. Lieferung bedeutender Quanti- fertiger Lokomotiven und Rück ·
Zink ꝛc., sowie — theils gegen Bezakblung, theils gegen
Stahl,
Börfe zu Brüssel. Lieferung Voranschlag 71 006 Fr. Vor⸗ Auskunft in den Burcaux Lastenheft Nr. 10,
15. Juli. 11 Uhr Vormittags.
Kaution 3509 Fr. Pläne 5 Fr. zu Ostende und Antwerpen.
Juli, Mittags. Provinzial ⸗Go vernements gebäude zu Bau einer zweiten Wehr über die Haine zu Debihan. Vor⸗ Vorläufige Kaution 606 Fr. Preis des Planes Lastenheft Nr. 64 bei der Administration des Ponts et Juli, Mittags. Provinzial x Gourernementsgebäude zu Baggerarbeiten zwischen den Schleusen 8 und 10 des von der Maas zur Schelde. Voranschlag Vorläufige Kaution 1600 Fr. Preis des Planes 8 Fr. Lastenbeft Nr. 68, wie ad 5.
Provinzial · Gouvernements Regulirungsarkeiten des Bettes der Eede zu Voranschlag 148 360 Fr. Kaution 7500 Fr. Pläne Lastenheft Nr. S5, wie ad 5.
Juli, Mittags. Provinzial⸗Gouvernementsgebäude zu Bam eines phbrysiologischen Instituts zu Lüttich. Voranschlag Vorläufige Kauteon 17 650 Fr. Pläne 30 Fr. 80 Cts.
Provinzial ⸗Gouvrernements⸗ Rohbau des place de la Nonnaie zu Brüssel Post⸗ und Telegropbengebäudes. Voranschlag Vorläufige Kaution 75 000 Fr. Pläne 30 Fr.
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Maison d'arrét cellunlaire à Conrtrai. Bedarf bis 30. Juni 1886.
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hout, 55 000 kg. Qualitãten). (verschiedene Qualitäten).
Bedarf bis 30. Juni 1886.
schiedene Qualitäten). schiedene Qualitäten). dene Qualitäten).
1886. . Bedarf bis
30. Juni 1886. dene Qualitäten). Bedarf bis 30. Jum 1886.
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de Charleroi. Bedarf bis 30. Juni 1886. S0 000 kg Gerschiedene Qualitäten).
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25. Juli, 2 Uhr. 50 t Bronzedraht. Voranschlag: 3 Pesetas 50 Eis. für das gramm. Kaution pro 8750 Pesetas defin. 10 / des Wertbes. Verkehrs⸗Anstalten.
Reichs⸗Kursbuch. Bearbeitet im Kursbur'au des Reichs—⸗ Postamts. Ausgabe Nr. 4. Juli. Berlin. Julius Springer. Preis 7 „ — Mit Rüclsicht auf die Reisesaison bringt jeder der Sommer⸗ monate Juli, August und September eine neue, durchaus revidirte und vervollständigte Ausgabe des Reichs Kursebuchs. Die soeben er⸗— schienene Juli⸗Ausgabe berücksichtigt alle für den Monat Juli ein— getretenen Veränderungen und ist namentlich allen Denen zr empfehlen, welche jetzt Bäder oder Sommerfrischen aufsuchen wollen. Die vor- zügliche Ausstattung und die Zuverlässigkeit des Reichs ⸗Kursbuchs rechtfertigen diese Empfehlung zur Genüge.
Bremen, 3. Juli. (W. T. B.) Der Norddeutschen Lloyd ‚Eider“ ist gestern Abend Southampton eingetroffen. Hamburg, 2. Juli. Die Konferenz der transatlan⸗ tischen Dampfer ⸗ECompagnien (Europa — New-Jork), welche gestern im Verwaltungs gebäude der Hamburg ⸗Amerikanischen Packet⸗ fabrt⸗Aktiengesellschaft unter dem Vorsitz des Direktors dieser Gesell⸗ schaft, Hrn. John Meyer, und unter Betbeiligung aller betreffenden Linien stattfand, hat, wie die „Hamb. Börsenballe“ vernimmt, einen sehr zufriedenstellenden Verlauf genommen. In der Hauptsache ist eine Erhöhung der Zwischendeckspreise beschlossen worden, welche voraussichtlich schon im Laufe Ldieses Monats in Kraft treten wird. Wie das genannte Blatt ferner bört, sind auch bezüglich anderer, das Passagegeschäft be⸗— treffende Punkte gemeinsame Feststellungen von Wichtigkeit gemacht worden. Der Verlauf der Verhandlungen soll auch in der Beziehung bei allen Betbeiligten einen sehr angenebmen Ein— druck hinterlassen haben, als allseitig der Wunsch bekundet wurde, die Einigung der betreffenden Linien zu einer dauernden zu gestalten, und sind für den Fall, daß sich in der Ausführung der gestern getaßten Beschlüsse etwa Unebenheiten ergeben sollten, fernere Zusammenkünfte zur Regelung derselben in Aussicht genommen. Es wurde auch die Nothwendigkeit erkannt, daß nach Analogie der New Yorker Konferen; die Wabrnehmung der geschäftlichen Interessen der bier als Nord— Europaische Conference“ errichteten Vereinigung in eine Hand gelegt werde. Nach erfolgter einstimmiger Wabl bat Hr. Direktor John Meyer diese Funktion im Interesse der Sache übernommen.
65 000 kg (verschiedene
IV. Spanien. Direccion general de Correos ) telegrafos. ür das Kilo—⸗
Berlin, 3. Jali 1885.
Heinrich von Dehn-Rotfelser st.
Am 29. Juni d. J. verschied zu Berlin der Geheime Regierungs- Rath und Konservator der Kunstdenkmäler Preußens, Professor Heinrich von Dehn-⸗Rotfelser.
Als Nachkomme des in der Kunstgeschichte mehrfach mit Auszeichnung genannten Geschlechtes war von Dehn-Rot— felser am 6. August 1825 zu Hanau geboren, trat 1844 als Bau⸗Eleve in den Kurfürstlich hessischen Staatsdienst, wurde 1847 zum Hof⸗Bauconducteur, 1853 zum Hof-Bauinspektor, 1864 zum Hof ⸗Baumeister und im folgenden Jahre zum Ober-Hof-Baumeister ernannt. Nach⸗ dem er sodann in den preußischen Staatsdienst übernommen worden war, erhielt er 1867, unter Belassung seiner bisherigen Thätigkeit, die Anstellung als Lehrer der Architektur und Perspektive an der Kunstakademie zu Kassel und Antheil an den Direktionsgeschästen der Anstalt, und bald darauf den Professortitel und den Charakter als Baurath mit dem Range eines Raths IV. Klasse. 1876 übernahm er Hülfsleistungen im Baudepartement der Königlichen Regierung zu Kassel und wurde 1878 als Regierungs- und Baurath nach Potsdam versetzt.
̃ von Dehn-Rotfelser hatte sich, abgesehen von seinen amt— lichen Funktionen im weiland kurhessischen Hofbaudienst, wiederholt als praktischer Architekt bewährt, volle Gelegenheit jedoch, sich auch als Künstler in seinem Fache an einer bedeu⸗ tenden monumentalen Aufgabe hervorzuthun, erhielt er seit dem Jahre 1869 dadurch, daß ihm der Bau der Gemãälde⸗ galerie zu Kassel übertragen wurde. Durch umfassende Studien in Deutschland, Frankreich und England vorbereitet, arbeitete er das Projekt vollständig aus und lieferte eigenhändig sämmt⸗ liche Zeichnüngen zu demselben. Im Jahre 1877 wurde unter feiner Leitung das Bauwerk vollendet, welches nach jeder Richtung seinen Meister lobt. von Dehn-Rotfelser hat mit dieser aus⸗ gezeichneten Leistung nicht nur bewiesen, daß ihm die Fähig—⸗ keit beiwohnte, den komplizirten Anforderungen eines zur Auf⸗ nahme von Kunstschätzen bestimmten Gebäudes durchaus gerecht zu werden, sondern er hat in der einheitlichen künstlerischen Gestaltung, in dem edlen Reichthum der Formen dieses im vornehmen italienischen Renaissancestil ausgeführten Baues und in der volltönigen Farbenhaltung der Innendekoration eine Gediegenheit des Geschmackes an den Tag gelegt, welche ebenso einmüthige wie laute Anerkennung fand. .
Mit besonderer Vorliebe hatte sich von Dehn-Rotjelser schon seit Beginn seiner Anstellung im Baufache kunstgeschicht⸗ lichen Studien gewidmet und namentlich die Baudenkmäler Deutschlands gründlich studirt. In den von dem Verein für hessische Geschichte und Landeskunde herausgegebenen „Mittel⸗ alterlichen Baudenkmälern in Kurhessen“ veröffentlichte er ge⸗ meinschaftlich mit verschiedenen Fachgenossen die Resultate der auf die Denkmälerkunde seiner Heimath gerichteten Forschungen, welche verdiente Beachtung erfuhren und ihn mit anderen For⸗ schern auf gleichem Gebiet in fruchtbaren Verkehr brachten. Durch seine Amtsgeschäfte oft in dieser ihm besonders lieb ge⸗ wordenen Thätigkeit unterbrochen, hatte er die Genugthuung, unmittelbar nach der Einverleibung Kurhessens in Preußen durch den verewigten Ober-Präsidenten von Möller zur Be⸗ arbeitung ber Inventarisation der Baudenkmäler des Re= gierungsbezirks Kassel aufgefordert zu werden — eine Arbeit, welche er in Gemeinschaft mit Dr. Lotz in mustergültiger Weise durchführte. .
Die auf diese Weise gewonnenen Erfahrungen und Kennt⸗ nisse, vereint mit Talent und Neigung, machten von Dehn⸗ Rotfelfer ganz besonders dazu geeignet, bei der Seitens der preußischen Staatsverwaltung in größerem Maßstabe wieder aufgenommenen Pflege der Kunstdenkmäler mitzuwirken. Auf ihn fiel daher mit Recht das Augenmerk. als es galt, für die seit dem Tode des hochverdienten von Quast erledigte Stelle eines Konfervators der Denkmäler den geeigneten Mann zu wählen. Was bei diesem Amt vor Allem erfarderlich war; zuverlässige kunstgeschichtliche und archäologi che Kenntnisse ohne einseitige Geschmacksrichtung, reger Eifer für die gestellte Aufgabe und endlich bautechnische Tüchtigkeit, waren bei ihm in reichem Maße verbunden. Seiner Berufung
laire de Liege, 215 000 kg Gerschiedene Qualitäter).
als Hülfsarbeiter zur Wahrnehmung der einschlagenden Ge⸗
schäfte im Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten (Oktober 1880) folgte im April 1882 die Bestallung als vor⸗ tragender Rath und Konservator und mit dieser Stellung hatte von Dehn⸗Rotfelser ein Ziel erreicht, welches den Höhe⸗ punkt seiner Wünsche bildete und ihm das seltene Glück ge⸗ währte, mit seinem ganzen Wollen und Wesen im amtlichen Berufe aufzugehen. Die weitgreifende Thätigkeit, welche zich besonders in den fast ununterbrochenen Inspektionsreisen und Ortsbesichtigungen äußerte, wie sein Amt sie ihm auferlegten, brachte ihn mit allen vom Staate, von Provinzialbe hörden, Gemeinden und Korporationen in Angriff genommenen bau⸗ lichen Restaurationsarbeiten in fördernden Zusammenhang; überall wußte er mit klarer Einficht des Nothwendigen und Angemessenen, mit Pietät für das Ueberkommene, mit prak—⸗ tischem Rath und mit der Freudigkeit, welche die Zweifelnden besiegt, das Beste zu erreichen. Aus der großen Zahl wich— tiger Angelegenheiten, die in feiner Wirkungssphäre lagen, seien nur der Vollendungsbau des Kölner Doms, die Bauten an den Domen in Halberstadt, Naumburg, Merseburg, Schleswig, die Restaurationsarbeiten in der Marienburg erwähnt, um die Bedeutung dieser Wirksamkeit zu kennzeichnen. In den letztem Jahren war von Dehn⸗Rotfelser Mitglied der Akademie des Bauwesens und der technischen Ober-⸗Prüfungskommifsion im Ministerium der öffentlichen Arbeiten; Dank seiner Sachkunde und Unparteilichkeit hatte er häufig Preisrichteramt bei bau— künstlerischen Konkurrenzen auszuüben; der Schwerpunkt seines Schaffens und Trachtens aber blieb das Konser⸗— vatoramt. Aus dieser in unserer Zeit des zunehmenden öffentlichen Interesses an den Monumenten water— ländischer Kunst überaus dankbaren und erfreulichen Thätigkeit hat den treuen Mann ein vorzeitiger Tod nach kurzer Krankheit abgerufen. Sein Tagewerk aber, wenn es auch kurz gewesen ist, war fruchtbar und heilsam. Viele schöne verheißungsvolle Anfänge geben Zeugniß von seinem Wirken, von der zart pflegenden Hand, von der Liebe und Sachlichkeit, womit er seine Aufgabe erfaßte. Er hat vermöge dieser Eigenschasten und der liebenswürdigen Integrität und Bescheidenheit, die ihn zierten, sich und den Zwecken, für die er arbeitete, in allen Provinzen des Staates zahlreiche Freunde und Verehrer gewonnen, sodaß die Früchte seines Wirkens weit über seine irdische Lebenszeit hinaus dauern. Die Ver⸗ r. welcher er angehört hat, blickt dankbar auf ihn zurück.
. Eine Extra⸗Ausgabe der ‚Kolonial-⸗Politischen Corre⸗ fpondenz“ vom 2. Juli meldet:
Aus Zanzibar ist heute Morgen folgende Depefche eingelaufen:
Graf Pfeil an Dr. Peters. Chutu bis zum Rufidji erworben.
Zur Erklärung der Meldung möge Folgendes dienen: GS Pfeil batte sotort nach der Ertheisung des Allerbhöchften Schutzbriefe den Auftrag erbealten, die Grenzen des Gebiets der Deutsch. Ost afrikanischen Gesellschaft gegen Südosten bis in das sehr üppige Thal des Rufidji vorzuschieben. Er ward an der Ausfäbrung mehrere Monate durch den heftigen Regen, sowie seine Krankbeit verhindert. Ende Axril tbeilte er dem Direktorium mit, daß er im Monat Mai die Landschaft Chutu kontraktlich erwerben werde.
Sein Plan war, in Ubehe einen Posten Felle zu erwerben und solcken probeweise auf Kanoes den Rufidji hiaunter nach Zanzibar zu schaffen, um damit zugleich die Schiffbarkeit des Rudfidji festzustellen. Daß ek ihm gelingen werde, den Sultan von Chutu zur Abtretung an die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft zu bewegen, das war ihm nach den angestellten Nachforschangen und Vorbereitungen schon damals sicher. Wie berechtigt diese Erwartung war, beweist das obige Telegramm. Ob es ihm gelungen ist, auch den ersten Theil seiner Aufgabe zu lösen, muß abgewartet werden.
Auf jeden Fall ist durch die Pfeilsche Erwerbung der Besitz der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in einer sehr erfreulichen Weise erweitert urd ergänzt worden. Er reicht nunmehr unbestreitbar vom Pangani bis an den Rufidii und umfaßt demnach, da er auch den Wami und den Kingani umschließt. zur Zeit bereits vier wenigstens zum Theil schiffbare Flüsse. Die Landschaft Chutu ist außerdem an sich eine böchst werthvolle Erwerbung. Das Rufidji ⸗Thal ist ein be⸗ sonders üppiges Gebiet, welches so zu sagen die Mais kammer von Zanzibar ist, und ficherlich mit der Zeit auch den Reisbedarf der Stadt, der beute noch zum größten Theil aus Indien gedeckt wird, liefern wird. Das Klima der Tiefebene soll nicht dem des Hochplateaus
Usagara gleich sein: um so fruchtbarer ist der Boden.
erworbene Gebiet dürfte 4— 5090 Quadratmeilen groß sein. Rufidst ist bislang noch wenig unterfucht; den Unterlauf Stanley festgestellt, uͤber seinen Mittellauf dürfte Graf Pfeil ätzenswerthe Aufklärungen zu im Stande sein. Ob sein derlauf sich dem Nyassa⸗ oder Tanganik ⸗See zuwendet, das werden spätere Forschungen aufdecken müssen.
Gräf Pfeil ist nach einer ferneren Mittheilung des Telegramms, wonach er weiteren Instruktionen entgegensieht, wohlauf in Zanzibar eingetroffen, wo er wohloerdiente Ruhe und Erholung in dem jüngft rworbenen Hause der Deutsch ⸗ Ostafrikanischen Gesellschaft finden wird.
aF gebe
Die Japanische Ausstellung im Aus stellungs var k gewinnt immer mehr an Anziebungskraft und erfreut ich eines so sebbaften Zuspruchs, wie ibn ein derartiges Unternehmen verdient.
Nicht ledislich Schaulustige sind es, welche dortbin gehen, um rein.
zuserliche Eindrücke in sich aufzunehmen, sondern vor Allen der lern-
begierige Handwerker, der Künstler, Ler. Ethnologe und auch der
Nattonalöfonom finden bier reichliche Befriedigung und Anregung, so
daß der eigentliche Zweck der Ausstellung, belehrend zu wirken, von
gutem Erfolge begleitet sein dürfte.
Der gefchickten Anordnung ist es gelungen, eine leichte Uebersicht und Srientirung über die in Art eines Dorfes aufgestellte Kolonie in ermöglichen. Breite Straßen durchzieben dieselbe in regelrechten Linien, welche zur rascheren Unterscheidung mit amen bezeichnet sind. so giebt es 3. B. einen Yeddo ./, einen Jokobama. und einen Budda⸗ Square, welche wieder senkrecht von Quergängen durchschnitten werden. Flankirt werden dieselben zu beiden Seiten 2urch die vorn offenen Häuschen, fo daß der Besucher böquem das Treiben in ihnen beobach. fen kann. Diese Häuschen, welche in ibrer phantaftisch zierlichen Form an riesige Vogelbauer erinnern, beftehen aus einem leichten Salkengerůst. welches ein nach den Seiten zu schräg ablaufendes Dach trãgt. Bambus. ein so wichtiges Material für diese ostasfiatischen Völker, ist selbstverständlich vielfach zur Verwendung gekornmen, sein ftarkes Rohr liefert Stangen zum Aufbau und dient in zierlichen, drei Faß langem Stöcken, welche als luftiges Sitter das Haus unter dem Dache hin. umziehen, zum gefälligen Schmuck; selbst die elektris che Beleuchtung vorkebrung, welche den großen Slasxalast Abends erhellt, zieht sich in Bambusröhren, welche oft zierlich zu Lichtkronen zusammengestellt sind. von der Zimmerdecke bis dicht auf den Arbeitstisch berab. Die Seiten⸗ wände der Hätten besteben zur Hälfte aus leichten, hölzernen Rabmen, welche auf Rollen verschiebbar und mit Reispapier überklebr sind, so daß für Licht und Luft hinreichend gesorgt wird. Die Ausstattung des Raumes ist die denkbar einfachste. Ein zierlich bemalter drei bis rviertbeiliger Wandschirm schließt rinen kleinen Raum ab, welcher den Inwobhnern zur zeitweiligen Lagerstatt dient; ein Kissen mit farbigem Ueberzug, auf welches hingekauert Ter Ja⸗ paner zu arbeiten pflegt, ein Kasten und die nothwendigsten Arbeits ˖ requisiten vervollständigen das Mobiliat. Der Boden ist seiner ganzen Ausdebnung nach mit einer sauber geflochtenen Matte bedeckt.
u deren Schonung die Eintretenden ihr Schubzeug auf den Stufen.