— In dem zu der katholischen Kirche zu Deutsch⸗-Piekar im Kreise Beuthen O⸗Schl. gehörigen Orte Scharley wohnen viele deutsche Bergbeamte. Mit Rücksicht auf diese hatte der Pfarrer Sobotta in Deutsch⸗Piekar vor einiger Zeit angeordnet, daß die sogenannten Maiandachten nicht wie bisher ausschließlich in pol nischer Sprache, sondern abwechselnd auch in deut scher Sprache abgehalten werden sollten, und ließ in Folge dessen den mit der Ausführung beauftragten Kaplan Figiel bei den deutschen Andachten die Litanei durch einen dazu besonders geschulten, aus Damen und Lehrern der Umgegend gebildeten Chor von der Orgelbühne lateinisch absingen. Dies erregte das Mißfallen der polnisch redenden Beyöl ke—⸗ rung. Dasselbe äußerte sich zuerst bei dem am 4. Mai d. J. stattfindenden Vortrage der Litanei, indem die im unteren Kirchenraume befindliche Menge gleichzeitig ein polnisches Lied anstimmte. Um eine Wiederholung dieser Störung zu ver⸗ hindern, setzte sich am 6. ej. der Kaplan Figiel selbst an die Orgel, um die Begleitung zu besorgen, mußte aber erfahren, daß sofort nach Beginn der lateinischen Litanei von mehreren Anwesen—⸗ den ein nach derselben Melodie gehendes polnisches Kirchenlied ange— stimmt, und dadurch die Durchführung der Andacht in einer unangenehmen Weise gestört wurde. Dieses Verhalten wurde von dem Kaplan Figiel demnächst von der Kanzel herab scharf gerügt, und hat sich der Vorfall seitdem nicht wiederholt.
Die stattgehabten polizeilichen Ermittelungen haben er⸗ geben, daß die gedachten Störungen von einer Gesellschaft junger, dem Arbeiterstande angehöriger Leute ausgeführt und verabredet worden sind. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß dieselben nicht aus eigenem Antriebe gehandelt, sondern in Folge einer mehr oder weniger mittelbaren Einwirkung von drilter Seite zu diesem Verhalten gekommen sind. Die Quelle dieser Einwirkung ist noch Gegenstand der Untersuchung.
— Die Angabe der „Schlesischen Zeitung“ vom 26. v. M., daß am 22.23. v. M. die Orgel in der katholischen Kirche zu Laurahütte in einer boshaften und schmutzigen Weise zerstört und verunreinigt worden, beruht auf Wahr— heit. Als die Verüber dieses Frevels sind zwei Arbeiter, Kasprzyk und Nowak zu Laurahütte ermittelt und verhaftet. Wie der erstere von beiden eingestanden, sind dieselben durch Zusicherung einer Belohnung von 30 M6 zu diesem Werke gedungen worden, um den für den ersten Pfingstfeiertag in Ausficht genommenen deutschen Fest— gottesdienst unmöglich zu machen.
Sachsen. Dresden, 14. Juli. Sicherem Vernehmen des „Dr. J.“ nach sollen in der ersten Hälfte des September dieses Jahres die Ergänzungswahlen für die Zweite Kammer der Ständeversammlung vorgenommen werden.
Württemberg. Friedrichshafen, 13. Juli. (St. A. f. W) Der Großfürst und die Großfürstin Michael Nicolajewitsch von Rußland sind heute zu längerem Besuch Ihrer Majestäten hier eingetroffen und haben im Königlichen Schlosse Wohnung genommen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 14. Juli. (Weim. Ztg.) Das heute früh ausgegebene Bulletin über das Befinden Ihrer Hoheit der Prinzessin Elisabeth lautet:
„Die Nacht war zum Theil schlaflos, doch macht die Heilung der Krankheit guten Fortgang. Puls 64, Temperatur 36,6. Dr. Pfeiffer.“
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 13. Juli. (Landes— Ztg. f. Els.Lothr.) Der Kaiserliche Staatssekretär, Staats⸗ Minister von Hofmann, tritt heute einen ihm Allerhöchst hewilligten Erholungsurlaub an. Die Geschäfte des Staats— sekretärs und die damit verbundene Vertretung des Statt— halters übernimmt während dieser Zeit der Kaiserliche Unter— Staatssekretär von Puttkamer.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. Juli. (Wiener Ztg.) Der Kronprinz Erzherzog Rudolph und die Kron— prinzessin Erzherzogin Stephame trafen heute Nachts
aus Brüssel hier ein.
Brünn, 14. Juli. (W. T. B.) Ueber in Trebitsch stattgehabte Unruhen wird gemeldei: Gestern früh wurden daselbst zwei Sozialisten verhaftet. Darauf versammelten sich des Abends über zweitausend Arbeiter vor dem Amtsgebäude, um die Verhafteten zu befreien. Die Gendarmerie, welche mit einem Steinhagel angegriffen wurde, trieb die Arbeiter, nachdem die Aufforderungen zum Auseinandergehen erfolglos geblieben waren, mit dem Bajonnet auseinander, wobei einige Verwundungen vorkamen. Es wurde sodann Militär aus Iglau requirirt. Die Ruhe ist zur Zeit wieder hergestellt. BPest, 13. Juli. (Presse. ) Wie „Nemzet“ meldet, führten die zwischen dem Patriarchen Angyelics und dem Kultus-Minister Trefort hinsichtlich des serbischen Kirchen kongresses gepflogenen Pourparlers zu einer befrie— digenden Vereinbarung. Desgleichen wurden in vertraulichen Konferenzen, welche zwischen dem Patriarchen und hervorragenden Serben stattsanden, die Grundprinzipien der Reformthätigkeit festgestellt. Anfangs August findet in Pest eine größere Konferenz statt, welche das Programm feststellen und auch die Wahlaktion vereinbaren wird. Die Kongreßwahlen finden zwischen dem 20. und 26. August statt. Gleichzeitig mit dem Kongreß wird Angyelices auch die Synode einberufen.
Schweiz. Bern, 13. Juli. Der, Bund“ schreibt: Mit der von Bundesrath durch Beschluß vom 3. Juni ver— fügten Ausweisung von einundzwanzig Landesfremden ist das Einschreiten gegen den Anarchismus einstweilen in der Schweiz abgeschlossen worden. Die Ausgewiesenen hatten erwiesenermaßen an den Umtrieben der anarchistischen Gruppen thätig Antheil genommen, dabei eine propagandistische Thätigkeit entfaltet und insbesondere Schriften verbreitet, in denen die im Namen der anarchistischen Lehren verübten Ver— brechen gebilligt wurden. Die von den Untersuchungsrichtern und dem Generalanwalt vorgeschlagene Einstellung der strafrechtlichen Untersuchung, welche vom Bundesrath am 7. Juli gutge— heißen wurde, erfolgte mit Rücksicht darauf, daß gegen keine der einvernommenen Persönlichkeiten genügend Beweise für deren Theilnahme an durch das Bundesstrafrecht mit Strafe bedrohten Delikten erbracht werden konnten; immerhin hat auf der andern Seite die Untersuchung ihren Zweck insoweit erreicht, als sie der Behörde erschöpfenden Aufschluß über die anarchistische Gruppe in der Schweiz an die Hand gab und die, Fremden kenntlich machte, welche in derselben die Haupt— rolle spielten.
— 14. Juli. (W. T. B.) Der Bundesrath hat heute
und der Schweiz über die Lachsfischerei im Rhein ab⸗ geschlossenen Vertrag genehmigt.
Zur Vertretung der Schweiz bei der in Berlin statt⸗ findenden Internationalen Telegraphenkonferenz ist der Telegraphen-Direktor Frey bestimmt worden.
Großbritannien und Irland. London, 13. Juli. (Allg. Corr.) Das Kabinet trat am Sonnabend zu einer Sitzung zusammen, in welcher der Lordkanzler von Ir— land einen von ihm ausgearbeiteten Entwurf zur Amen⸗ dirung des irischen Landgesetzes in Bezug auf den Ankauf von Pachtgütern vorlegte. Der Entwurf wird dem⸗ nächst im Unterhause eingebracht werden.
Die „Morning Post“ erfährt, daß Lord Salis⸗— bury im Laufe voriger Woche mehrere Unterredungen mit Hrn. von Staal gepflogen habe, und daß die Unterhand⸗ lungen bezüglich der afghanischen Grenzfrage in den versöhnlichsten Ausdrücken ihren Verlauf nehmen.
Der neue Kriegs-⸗Minister, schreibt die „Army and Navy Gazette“, demonstrirt den Glauben des konservativen Kabinets an eine friedliche Beilegung der auswärtigen Ver⸗ wickelungen Englands in praktischer Weise, indem er das Verbot gegen freiwillige Rücktritte aus der Armee, welches der Marquis von Hartington vor 2 oder 3 Monaten erließ, aufhob.
Der zum permanenten Unter-Staatssekretär im Mi—⸗— nisterium des Innern ernannte Sir Henry Maine hat diesen Posten aus Gesundheitsrücksichten abgelehnt.
Die außerordentlichen Ausgaben, welche durch die militärischen Vorbereitungen Indiens während der jüngsten Kriegsbefürchtung verursacht wurden, werden, einem ungefähren Ueberschlage zufolge, 400 Lacs Rupien (4 000 000 Pfd. Sterl.) übersteigen.
— 14. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses wies Lord Northbrook die von dem Schatz— kanzler Hicks-Beach gegen ihn gerichteten Beschuldigungen bezüglich der finanziellen Verwaltung des Marine— Ministeriums als gänzlich unbegründet zurück und ver⸗ langte eine parlamentarische Untersuchung. Der Lord⸗Geheim—⸗ Siegelbewahrer Harrow by erklärte: Hicks-Beach habe North— brook nicht persönlich angreifen wollen; eine parlamentarische Untersuchung der Angelegenheit sei mehr als je wünschenswerth.
Im Unterhause erwiderte der Staatssekretär für Indien, Churchill, auf eine bezügliche Anfrage: es hätten keine Unterhandlungen mit dem Emir wegen der Errichtung einer britischen Kantonnirung in Kandahar stattgefunden; er wisse auch nicht, daß solche Unterhandlungen beabsichtigt gewesen seien. Die englische Regierung sei indessen verpflichtet, dem Emir unter Um⸗— ständen militärische Hülfe zu gewähren, wenn er solche zur Vertheidigung von Kandahar fordere. Er (Churchill) hoffe, daß die Politik jeder Regierung, die sich dann im Amte befinde, in dieser Beziehung eine bestimmte sein werde. Die Anfrage Buchanans, ob eine Besetzung von Kandahar mit oder ohne Zustimmung des Emirs beabsichtigt sei, sei be⸗ fremdend, da eine solche Besetzung ein kriegerischer Akt wäre und der Emir jetzt Freund und Bundesgenosse Englands sei. — Der Unter-Staatssekretär Bourke erklärte: es werde die baldige Unterzeichnung eines Abkommens mit China wegen der Opium-Einfuhr erwartet — Der Staatssekretär des Innern, Croß, erwiderte auf eine bezügliche Anfrage: eine gerichtliche Verfolgung der „Pall— mall Gazette“ wegen der jüngsten Publikationen über die Unsittlichkeit in London sei nicht rathsam.
— 15. Juli, früh. (W. T. B.) Der „Daily⸗Tele—⸗ graph“ erfährt: die englische Regierung habe von den Mächten hinlaͤnglich deutliche Erklärungen erhalten, um es zu rechtfertigen, wenn sie in wenigen Tagen mit der Emission der egyptischen Neun-Millionen-Anleihe vorgehe.
Kalluttgn, 18. Jul G) n , on liegt wenig Neues vor. Ueber die angebliche Revolte in Badakshan sind keine weiteren Einzelnheiten bekannt ge— worden, aber es wird gemeldet, daß drei Regimenter aus Kabul nach jener Provinz abgegangen sind, während diese durch drei andere Regimenter unter dem Oberbefehls— haber Gholam Kaidar Khan mit sechs von der englischen Regierung geschenkten schweren Geschützen ersetzt wurden. Auch wird gesagt, daß Ishak Khan, der Gouverneur von Turkestan, einen Kazlbash⸗Chef Namens Ali Jan Khan ent— sandt habe, um den Befehl in Badakshan zu übernehmen. Attaullah Khan, der neue britische Gesandte, befindet sich noch immer in Peshawur, wird sich aber in Kurzem nach Kabul begeben.
Frankreich. Paris, 14. Juli. (W. T. B.) Die Feier des Nationalfestes verlief, vom Wetter begünstigt, Unter äußerst zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung ohne jeden Zwischenfall. Die Straßen waren reich beflaggt,
Italien. Rom, 14. Juli. (W. T. B.) Das nächste Konsistorium findet am 77. d. M. statt.
Amerika. Washington, 11. Juli. (Allg. Corr.) Auf Anordnung des Kriegs-Sekretärs Endicott werden 3000 Mann Truppen unter dem Befehl des Generals Sheridan sich unverzüglich nach Fort Reno im Indianer“ gebiet in Marsch setzen. — Aus Colorado City, Texas, wird gemeldet, daß zwischen den „Cowboys“ und Indianern in New-Mexiko ein Treffen stattgefunden, in welchem 60 Indianer und 16 Cowboys getörtet worden sein sollen. Einer Depesche aus Lima zufolge sind die Friedens— unterhandlungen gescheitert, da General Caceres nichts Geringeres als den Rücktritt der Regierung des Generals Iglesias forderte. .
Aus Panama wird gemeldet, daß infolge der dort herrschenden friedlichen Zustände Admiral Jouectt mit den zwei zurückgebliebenen amerikanischen Kriegsschiffen den dortigen Hafen verlassen habe, um die Rückfahrt nach den Vereinigten Staaten anzutreten.
— 13. Juli. (A. C.) Der hiesige Gesandte von Co— lumbien hat Nachrichten empfangen, denen zufolge die co— lumbischen Rebellen in Barranguilla bei ihrem Entschluß beharrten, den Magdalena-Fluß auswarts zu ziehen, und bei Calimar vollständig besiegt wurden. Ihre Flotte wurde durch eine Explosion beschädigt, die sich an Bord eines mit Munition beladenen Bootes ereignete. Man glaubt, daß fast sämmtliche revolutionären Führer umgekommen sind.
Afrika. ESgypten. Alexandria, 12. Juli. (A. C.) Hussein Pascha Khalifa, der frühere Gouver— neur von Berber, der angeblich der Ueberbringer von
gekommen. — Der Nil steigt sehr befriedigend und hat in Kairo dieselbe Höhe erreicht, die er am nämlichen Tage im vorigen Jahre hatte. Klagen über die Verheerung der Baum— wollfelder durch Raupen werden häufig vernommen. — Der Correspondent der Daily News“ in Kairo hat ein Tele, gramm von den Missionären, die jetzt Gefangene in E Obeid sind, erhalten. In Omderman befinden sich fün italienische Nonnen sowie eine schwarze, und Pater Locatell ein Priester. Junker, Cassiti und Emin Bey sind frei in Lado. Olivier Pain soll in Folge der unrichtigen Pe— handlung einer Krankheit, an der er in Omderman litt, ge— storben sein.
Zeitungsstimmen.
Die „Kölnische Zeitung“ erörtert die Frage, ob die Erwerbsverhältnisse unbefriedigende sind, und sagt:
Von allen Gebieten der Erwerbsthätigkeit lauten seit Jahr und Tag die Nachrichten sehr unbefriedigend; fast kein Gewerbe- und Handelszweig weiß durch seine anerkannten Vertretungen unbedingt Gutes zu vermelden; allenthalben werden Klagen über mangelnden Verdienst laut. Bemerkenswerther Weise jedoch hört man von einer Abnahme der Thätigkeit auf fast keinem Gebiete, vielmehr beißt zz z. B. in den Handelskammerberichten häufig: „Rur durch Ausdehnuñ der Erzeugung war ein Verdienst zu erzielen, oder „Arbeiter entlassungen fanden nicht statt‘, oder auch: „die Zahl der Arbeiter vergrößerte sich.“
Das Vorgesagte gilt besonders von Deutschland, dessen wirth— schaftliche Verhältnisse gegenüber denjenigen fremder Länder noch als günstig bezeichnet werden können. Ein Rückgang in der Erzeugunz von Waaren hat im Ganzen bei uns nicht stattgefunden, eher ist da. Gegentheil der Fall. Auch die Landwirtbschaft bringt nicht weniger sondern in Folge sorgfältigerer Bebauung des Bodens mehr hervor als früher. Daß manche Erwerhszweige sogar noch immer recht ertras— reich sind, zeigen die guten Dividenden der Banken, vieler Spinner, und Weberei ⸗Aktiengesellschaften und anderer Fabriken, die auf öffen— licher Kapitalvereinigung beruhen. Wenn wir schließlich den Kapstal= markt ins Auge fassen, so werden wir finden, daß alljährlich Hundert von Millionen an Kapital neu erzeugt werden und zum Theil in neuen Werthen des Inlandes Anlage finden, zum Theil aber durch Auslcihung an das Ausland unsere Forderungen an dasselbe vermehren helfen. Das Volksvermögen, welches sich in dem Ueberschuß von Werthen über den Verbrauchsbedarf und in dem Bestand von nutzbaren Sachen ausdrückt, ist offenbar nicht im Rückgange, sondern im Fort= schreiten begriffen. Während der Bestand an in, und ausländischen Werthpapieren erwiesenermaßen steigt, wächst die Fläche des unter Anbau stehenden Ackers und die Entwickelung der Kultur desselben, vermehren und verbessern sich die Straßenanlagen in allerlei Gestalt mitsammt den Verkehrsmitteln, nehmen Zabl und Beschaffenheit der Gebäude aller Art in stetigem Gange beträchtlich zu, erfahren die ge— werblichen Anlagen, die wissenschaftlichen und kürstlerischen Anstalten fortwährend Erweiterungen und Verschönerungen.
Allen diesen in die Augen fallenden Zeichen des Fortschrittz gegenüber kann man unmöglich im Ernste von einem unbefriedigenden Stande der Erwerbs verhältnisse sprechen, zumal auch, was gewiß sehr wichtig für die Beurtheilung der Frage ist, Ernährung und Kleldum der Bevölkerung sowie vielfach auch die Steuerfähigkeit augenfällig fi verbessern und die Armenlasten im Ganzen sich kaum erhöhen. Es kann sich vielmehr bei den in Geschäfts⸗ und Landwirthschaftekreisen üblichen Klagen über mangelhafte Erwerbsverhältnisse in der Hauptsache nur um eine andere Vertheilung der Gewinne oder Erträgnisse handeln, als früher stattfand. Der Besitz allein thuts heutzutage weniger denn vormals, wo eine Viehheerde den Reichthum eines ganzen Stammes sicherte; immer mehr tritt bei der reichlichen Besetzung aller Erwerbsfächer mit kapitalistischen Unternehmungen die menschliche Arbeits- und Geisteskraft in den Vorder— grund. Der Arbeiterstand nimmt an den Früchten aller Gewerbe— thätigkeit in erheblich höherm Maße Theil, sei es, daß die Unternehmer aus freien Stücken ihm größere Bezüge zubilligen, um sich seine Dienste dauernd zu sichern, sei es, daß er durch Vereinigungen sich einen größern Antheil des Gewinnes zu ertrotzen weiß. Uebetall spielt der Arbeitslohn bei der Herstellung von Waaren, bel der Bearbeitung von Rohstoffen eine Hauptrolle. Der billigere Preis der Gebrauchs- und Verbrauchsgegenstände durch die Massen⸗ erzeugung kommt der großen Menge der Verbraucher zugute; indem diese dadurch zu stärkerem Verbrauch angeregt werden, geben sie zugleich Anlaß zur Hervorbringung neuer Werthe. So wird die Steigerung der Hervorbringung von Werthen ein sicheres Mittel zur Befruchtung neuer Gebiete der Erwerbsthätigkeit. Der Begriff der sog. ‚Zuvielerzeugung' kann nur auf solche Gegenstände Anwendung finden, deren Bedarf vernünftigerweise über eine gewisse Grenze hinaus nicht gesteigert werden sollte. So z. B. sollte man dem Schoße der Erde nicht mehr Schätze an Steinkohlen, Erzen und Salzen ent—= nehmen, als mit Nutzen für die Unternehmer gefördert oder ver arbeitet werden können.
Aus allgemeinen und aus besonderen wirthschaftlichen Gründen sollte überhaupt darauf zu halten sein, daß die Unternehmer einen angemessenen Gewinn aus ihrem Kapital erzielen, welches im Grunde doch auch ein Erzeugniß der Arbeit ist. Dagegen muß man sith anscheinend daran gewöhnen, mit dem Begriffe des angemessenen Unternehmernutzens eine andere Vorstellung zu verbinden, als bisher im Allgemeinen damit verknüpft war. Wurde bisher die Geschäfte— lage vom Fabrikanten als recht schlecht betrachtet, wenn nur die Kapi— talzinsen verdient wurden, so wird ein solcher Gewinn in Zukunt vielleicht als ein ganz angemessenes Verhältniß zu betrachten sein. Viele große Atiienunternehmungen im Eisen- und Stahlgeschät bringen schon lange die Kapitalzinsen nicht mehr auf, und doch müsen sie, um nicht ihren ganzen Kapitalbesitz sowie ihre angeliehenen Ka— pitalien zu gefährden, den Betrieb fortsetzen, aus dem somit lediglich die Arbeiter Nutzen ziehen. Der landesübliche Zinsfuß selber ist im Laufe eines Jahrzehnts erheblich gesunken; heute beträgt er zwar noch etwa vier vom Hundert, mit der kürzlich erfolgten Schaffung 3 pre— zentiger Konsols, die nabezu zum Nennwerth rerkauft werden konnten ist jedoch eine weitere Ermäßigung desselben in größere Nähe gerückt worden. ö
Das Sinken des Kapitalzinses ist ebenfalls der Ausdruck einer andersgearteten Vertheilung des Geschäftsgewinnes unter die an seiner Hervorbringung betheiligten Kräfte. Er bedeutet zugleich eine natürliche Gegenbewegung gegen die übermäßig großen Kapital. ansammlungen in wenigen Händen. Das baare Rapital verliert seine Macht und Bedeutung in dem Maße, als es wohlfeiler wird, als man seine Dienste sich leichter sichern kann. Die sozialpolitischen Gesetze und Einrichtungen der neueren Zeit sind hierauf offenbar nicht ohne Einfluß gewesen, und sie haben eine Richtung in der Gesetzgebung angebahnt, deren weitere Verfolgung noch manche schrof— Ungleichheit zwischen den besitzenden und den nichtbesitzenden Klassen auf friedlicke Weise ausgleichen wird. Das Bewußtsein ker Menschenpflichten, welche den Besitzenden und Arbeitgebern gegch die Nichtbesitzenden und Arbeitnehmer obliegen, ist durch unsere Wohlfahrtsgesetzgebung entschieden neu belebt und gestärkt worden. Alles aber, was geschieht, um Leben, Gesundheit, wirthschaftlich Bestehensfähinkeit des Arbeiters zu schützen, vermehrt dessen wirtz schaftlichen Werth, seine Leistungsfähigkeit, seine Verbrauchskraft. Unser Volksvermögen wird dadurch viel mehr gefördert und befestigt, als durch Kapitalansammlungen in wenigen Händen, die das Gleich, gewicht im Volke in mehr als einer Beziehung stören, und unsere Erwerbsverhältnisse werden sich also um so besser gestalten, je beftie. digender die Erwerbesverhältnisse der Arbeiter sind. Betrachtet man die Geschäftslage unter diesem Gesichtspunkte, so wird man nicht umbin können, sie beftiedigender zu finden, als man nach den in
den am 30. Juni d. J. zwischen Deutschland, den Niederlanden
Briefen des Mahdi an den Khedive ist, ist hier an—
Geschäftskreisen üblichen Klagen annehmen sollte.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt: . 5 ; .
Unsere Freihandelspresse hatte bekanntlich kürzlich heraut⸗ efunden, daß die deutsche Schutz oll politik an den.. Schleuderpreisen Schuld trage, weil manche Industriczweige über fortgesetztes Sinken der Preise klagen. Dem gegenüber ist es von Interesse, folgenden Londoner Bericht vom 19 Juli 1885 zu lesen: ͤ
Bei dem gestern in Birmingham stattgefundenen Quartalmeeting des Midland Eisengeschãfts berrschte beträchtliche Besorgniß über die Zukunft des Handels. Zahlungseinstellungen sind im Zunehmen, und das Gros der Eisenfabrikanten verdient nicht die Betriebsunkosten. Die Konkurrenz mit den Roheisenfabrikanten in den Cleveland und westlichen Küstendistrikten ist sehr ernst, da die Preise ruinös sind. Gemeines Schmiedeeisen wurde zu 32 Sh. ver Tonne — dem niedrigsten Preise, der je dagewesen ist — rerkauft und obgleich die offiziellen Faten für alles Grubenroheisen wieder hergestellt wurden, fanden doch Verkäufe zu 58 Sh. unter der Notirung statt. Nur drei konangebende Firmen hielten den Listenpreis für Barren mit . Pfd. St. 10 Sh. aufrecht, während die anderen Firmen Kontrakte zu Flis 15 Sh. per Tonne billiger annahmen. Gemeine Platten wurden 10 Sh. unter dem letzten Quartalstagpreise verkauft und zemeine Barren standen auf 3 Pfd. St. 5 Sb. . . zen Piesseicht stellt sich die Sache nun so heraus, daß bei uns in Deutschland die Schutzzollpolitik, in England aber der Freihandel zu Schleuderpreisenꝰ führe, eine Lesart, die unseren Freihandelsorganen zwe Kolportage empfohlen sein mag.
—
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 28. — In- halt: Amtliches: Personal · Nachrichten. . Nichtamtliches: Warte⸗ räume für fürstliche Personen. — Ucber die Verwendung von Buchen hol zu Eisenbahnschwellen. — Die Erzeugung des a serga s * Fopfschleusen in Frankreich. — Der Sritz bogen und seine Rolls im mittelalterlichen Gewölbebau. Schluß.) — Der mi chte; Grgebniß der Bauführer ⸗Prüfungen in Preußen im Etatsjahr 1384 85. — Preisbewerbung zur Erlangung von Entwürfen für den, Neubau der Iniversitäts⸗Bibliothek in . Neubau des Reich gerichte. hauses in Leipzig. — Gußstücke aus Schmiedecisen. — Tech nische hochschule in Darmstadt. — . ;
Ministeria l-Blatt für die gesammte inn etze Verwgl tung in den Königlich preußischen Staa ten. Ni; . Ir⸗= , . Allgemeine Verwaltungẽsachen: Nachträgliche Anzeige der Vornamen (ines Kindes zum standes amtlichen Heburtẽ regster; — Verwendung von Obligationen der Prioritãts · Anl. der Münster ⸗ Inscheder⸗, der Schleswigschen und der Valle · Sorgu · Gubener Eisen⸗ bahnen zur Bestellung von Amtskautionrn. — II. Behörden und Beamte. Theilung des Kreises Bochum. — III Polizei Verwaltung. Im Allgemeinen,. Unterhaltung der. Bürgersteige. . B. Sicher⸗ heitspolijei Erlaubnißscheine zur Anschaffung und Ausbewahrung zon Sprengmitteln stempelfrei. — Kontzolirung der Herstellung von Sprengstoffen. — C. Gewerbepolizei. Behandlung des Verfahrens be Schankkonzessionen. — D. Gcfängnißwesen, Straf, und Besse⸗ rungsanstalten. Ertheilung von Bescheinigungen an entlassene Straf⸗ gefangene über ihr Verhalten während der Strafofrbüßung. — Bebandlung der Untersuchungsgefangenen. — II. Verwaltung der Staatssteuern und Abgaben. Sicherung der Stempelkosten von Nachlaß geldern im Auslande verstorbener deutscher Reichgangehöriger; — Verwaltung der Kommunen, Koiparationen und Institute. Erhebung von Bürgerrechtsgeldern. — Kommunalangelegenheiten einer zum Stadtkreise erhobenen Stadt. Sparkassenübersicht pro 1883 / 84. . Mehrbelastung der Angehörigen von Kreistheilen, welchen eine Kreis⸗ einrichtung kesonders zu Gute kommt, mit Kreis ahgahen. Veran⸗ lagung zur Gemeindesteuer. — II. Verwaltung für. Landwirthschaft Domaͤnen und Forsten. — Uebertragung der Verfügung güper Se⸗ willigungen aus dem Gesetz vom 20 Mai. 1887 (Für, sorge für Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staats beamten) är die Beamten der Forstverwaltung auf die *robinzia behörden, . Denf. Gegenstand betr. — Reise⸗ und Umzugskosten für Vermessungs; beamte. — VII. Militär. und Marine Angelegenheiten. Nachtrag zum Verjeichniß der höheren Lehranstalten, berechtigt zur Ausstellung von Zeugnissen für den einjährig⸗-freiwilligen Militärdienst.
Statistische Nachrichten.
Nach den „Beiträgen zur Statistik der inneren Verwaltung des Großherzogthums Baden“ bestanden im Jahre 1880 in Baden löhs Volksschulen; in Folge, der Vereinizung kleinerer Schul= bezirke mit anderen bat sich die Zahl der Volkeschulen im Jahre 18535 auf 1585 vermindert. Im Zaͤhlungsjahre entfiel eine Volke⸗ schule durchschnittlich auf 984 Einwohner und ort qkm; im Deut⸗ schen Reiche kam eine Volksschule auf etwa 0h Einwohner und g.5 akKm, in Preußen im Jahre 1882 auf etwa 834 Einwohner und 19,5 ka, in Bahern auf etwa 760 Ginwohner und 103 km. in Hessen auf 520 Einwohner und 4,3 4km. Von den 11 Bolts schul⸗ kreisen, in die das Großherzogthum gin .
Fude 1883 besaß es deren in Folge von Organisations— k ;, hatte der Schulkreis Waldẽhut im Verhaͤltnisse zur Einwohnerzahl die meisten Volksichulen, durchschnitt⸗ lich eine auf 472 Einwohner, die wenigsten der Schulkreis Heidelberg (Kreis Mannheim und Amtsbezirk deidelberg und Wiesloch) nämlich eine Schule auf 2204 Einwohner. Im Verhältnisse zum Flächen⸗ inbalte fanden sich die meisten Schulen im Kreise Cera h, durch⸗ schnittlich eine auf 7,1 hm, die wenigsten im Schulkieise Villingen, wo eine Schule auf 12,0 qkm entfiel. In schulpflichtigem Alter, pom 6. bis zum vollendeten 14. Jahre, befanden sich 135 531 Knaben und 138 150 Mädchen, zusammen 273 681 Kinder oder 174 osY. der Gesammtbevölkerung des Landes. Da nach den Angaben ür da? Schuljahr 1579/69 die Zahl der die Volksschule besuchenden Kinder 248 96 betrug, so wurden die badischen Bolksschulen durchschaittlick von 90, M aller Schulpflichtigen besucht. Auch hier weisen die verschiedenen Kreise ganz verschiedene Ergebnisse auf; während im 11. Schulkreise Amt bezirt Adelsheim, Buchen, Taubeibischofsheim und Wertheim) 9736 9 und im Schulkreife Waldshut 97,3 Go, der Schulpflichtigen die Volls⸗ schule besuchten, beliefen sich die entsprechenden Present st. im Schulkreise Karlsruhe nur auf 872 und im Schulkreise Heidelberg auf 82,5 os. Die Verschiedenkeit dieses Pręzentiatzes entspringt hauptsächlich dem Vorhandensein höherer Unterrichtsanstalten und der damit gebotenen Gelegenheit, der Schulpflicht auch außerhalb der Volksschule zu genügen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die Verlagsbuchhandlung von Paul Paxey hier . gesammten landwirthschaftlichen und forstlichen Ver lag . 33 Hofbuchhandlung Wilhelm Braumüller in Wien käuflich er worben und mit dem ihrigen vereinigt.
Gewerbe und Handel.
Um die nach der gegenwärtigen Lage der rumänischen Zollgesetz⸗ gebung erforderliche Ausstellung von Urfprungscertifikaten für die aus Beutschland nach Rumänien zu versenden den Waaren fhunlichft zu erleichtern, hat die Königlich rumãn iche Regierung bestimmt, daß die Ausstellung dieser Ursprunge certisttate in gleicher Weise erfolgen könne, wie dies in dem bestehenden Dotz delsvertrage zwischen Rumänien und Oesterreich⸗ Ungarn , ,. festgestellt' ist. Dieser Art. 13 lautet im französischen Driginaltex wie :
. certificats d'origine seront exigès par les deux autes Parties contractantes pour établir l'origine nationale de certaines marchandises importées on export es et dèsignées d'un . accord. X cet effet l'importateur devra prèsenter la donane
par le Chef du service des donanes du burean d'exportation. soit
un certificat délivrè par les Agents consnlaires da pays daus lequel
limportation doit etre faite et qui résident dans les lieux
d'expèdition on dans les ports d'embarquement. La facture des
marchandises en question présentée au bureau de douane respectif pourra exceptionellement tenir lien du certificat d'origine.
— In dem soeben erschienenen Juliheft 19. Jahrgangs 1885 der
von dem Bayerischen Gewerbe⸗Museum in Nürnberg herausgegebenen
Zeitschrift ‚Kunst und Gewerbe“ (redigirt von Dr. J. Stock
bauer; Nürnberg. Verlagsanstalt des Bayerischen Gewerbe⸗Museums,
C. Schrag), beginnt eine Schilderung der gegenwärtigen „Internatio-
nalen Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legi—⸗
rungen in Nürnberg, und zwar wird zunächst die besondets reiche
und anziehende historische Abtheilung besprochen. Von mehreren
schönen und charakteristischen Stücken sind Aufnahmen beigegeben;
hervorgehoben sei namentlich eine prachtvolle, graziös geformte indische
Henkelkanne aus grarirtem Messing mit Niello⸗Verzierungen. —
Ferner bringt das Heft unter dem Titel ‚Zimmervertäfelungen
der deutschen Renaissance“ einen Aufsatz von Adolf Rosen—
berg, in welchem die im Berliner Kunstgewerbe˖Museum aufgestellten,
aus dem Ertrage der Friedrich⸗Wilhelmsstiftung erworbenen beiden
Zimmer aus dem fränkischen Schlosse Höllrich bei Gmünden und dem
schweizerischen Schlosse Haldenstein bei Chur ausführlich beschrieben
werden. Das plötzliche Auftauchen dieser beiden Zimmer des 16
Jahrhunderts aus langer Verborgenheit giebt dem Verfasser zugleich
den Anlaßs, die vollständige Inventarisirung der noch vorhandenen
Reste altdeutschen Täfelwerks in Anregung zu bringen. Durch das
Zusammenwirken Mehrerer würde, wie er meint, die Lösung dieser Aufgabe, die freilich, um einen kunstgeschichtlichen Zusammenhang zu gewinnen, auch auf Oesterreich und die Schweiz ausgedehnt werden
müßte, nicht gar so schwer sein. — Sehr interessant sind sodann die Mittheilungen über die Ergebnisse der neuesten Unter—
suchungen bezüglich der Herkunft und Bestandtheile der berühmten alten Byssus gewebe. Das Baperische Gewerbe⸗Museum besitzt
von solchen, bekanntlich sehr seltenen Geweben seit einiger Zeit drei Stücke, welche einer Reliquie des heiligen Hippolyt entnommen sind, die, laut Urkunde, im 8. Jahrhundert dem Kloster Lecresheim bei Köln geschenkt worden sind und von dort in die Ursulakirche zu Köln kamen. Diese Stoffreste hat der Chemiker des Bayerischen Gewerbe Museums Dr. R. Kayser, geprüft und miktoskopisch untersucht und den Unterschied der Byssusfaser von der Leinen und der Baumwoll- faser festgestellt. Ihm zufolge zeigt die Byssusfaser eine vollständige Uebereinfltimmung mit der Faser gewisser Urticaceen oder Nessel— pflanzen. Beigegebene Zeichnungen veranschaulichen die Unter— schiede der verschiedenen vegetabilischen Faserstoffe. Nach Dr. Kayser stammen die von ihm untersuchten Byssusgewebe aller Wahrscheinlichkeit nach von der Urtica nivea her. — Den ükrigen Inhalt des Heftes bilden Mittheilungen aus dem Bayerischen Gewerbe⸗Museum, über die schwäbische Kreisausstellung in Augsburg, das Pfälzische Gewerbe⸗Museum in Kaiserslautern, das Gewerbe⸗Museum in Bremen, aus Rom über die Hebung des Kunst⸗ gewerbes in Italien, über die Kunst⸗Gewerbeschulen in London und über den Plan einer deutsch⸗nationalen Ausstellung in Berlin für das Jahr 1888. Das letztere, bekanntlich zur Zeit den interessirten Kreisen, Handels⸗ und Gewerbekammern ꝛc. zur Begutachtung unterbreitete Projekt findet hier folgende Beurtheilung: „Nach dem alle deutschen Länder in Landes- und Fachausstellungen ihre Industrie öffentlich zur Schau gestellt, nachdem in zahlreichen kleineren und größeren Ausstellungen ein gewisser sicherer Gesichts— punkt gewonnen wurde, von dem aus diese Unternehmungen zu be— handeln und zu betrachten sind, dürfte eine allgemeine deutsche Gewerbe ⸗Ausstellung kaum etwas anderes als bereits Bekanntes bieten, und die Masse der Gegenstände allein ist noch keine Bürgschaft dafür, daß eine Ausstellung auch einen wesentlichen Nutzen stifte und Erfolge erziele. Es dürfte sich deshalb eher der Gedanke nahe legen, in Berlin, wenn auch nach 1888, eine Internationale Aus stellung zu veranstalten und für diese alle jene Erfahrungen zu benützen, welche die bisherigen kleineren und größeren Landes- Aus— stellungen boten. Eine solche internatioaale Ausstellung dürfte in ganz anderer Weise als eine deutsche Autstellung dazu beitragen, den Export zu fördern und zu sichern, und sie wird die heilsamste Wirkung auf die inländischen Produktions⸗ und Absatzverhältnisse auszuüben im Stande sein. — Unter den „Mittheilungen aus dem Kunsthandel“ ist die fortgesetzte Uebersicht der Steigpreise keramischer Erzeugnisse, welche bei den Versteigerungen der drei letzten Ihr erzielt worden sind, von besonderein Interesse. Unter den Mit theilungen aus dem Buchhandel“ finden wir Besprechungen der von der Direktion der Reichsdruckerei herausgegebenen Nachbildungen von Drusfschriften des 15. bis 18. Jahrhunderts und der Fritsch'schen Lichtdruckpublikation der von Boucher und unter seiner Lei⸗ tung gestechenen Gemälde und Zeichnungen von Watteau aus‘ dem Berliner Kupferstichkabinet. — Von den drei Beilagen des Hefts reproduzirt die erste (in Chromolitho graphie) ein valermitanisches Seidengewebe aus dem 12. Jahchundert; die zweite Cichtkaͤpferdruck von J. B. Oberneiter in München, neues Verfahren) alte Schmuckgegenstände, Brustschmuck und Ohr⸗ gehänge, deutscher und italienischer Herkunft; die dritle zwei in Eichenholz geschnitzte Postamente aus dem National-Museum in Florenz. Im Text finden wir, außer den schon erwähnten Illustra⸗ tionen, Facsimile Wiedergaben eines Ornamentfcieses von Aldegteper, ornamentale Füllungen von diesem und Ftienne de Laune Auf nahmen von Nachbildungen Tanagräischer Figürchen, einer Wappen— Cartouche von den Thuren der Uffizien in Florenz ꝛc. — Gleich⸗ zeitig mit dem Heft erschien als Beiblatt die Nr. 12 der „Mitthei⸗ lungen des Bayerischen Gewerbe⸗Museums zu Nürnberg“.
Du blin, 14. Juli. (W. T. B. Die Munster-⸗Bank hat
uli. (W. T. B.) Weizenverscif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver einigten Staaten nach Großbritannien 84 Mo, do, nach Frank⸗ reich —, do. nach anderen Haäsen des, Kontinents 39 000, do. von Falifornien und Oregon nach Großbritannien 8700, do. nach an— deren Häfen des Kontinents — Qrts. .
— 14. Jult. (W. T. B.). Der Werth der Pro dukten⸗ ausfuhr in der letzten Woche betrug 6 641 000 Doll.
Verkehrs⸗Anstalten.
Vom Absender einer Postsendung kann, außer dem Porto für die Beförderung vom Aufgabe. nach dem Bestimmungsort, auch die Gebübr für das Abtragen der Sendung nach der Wohnung des Empfängers im Voraus entrichtet werzen. In solchem Falle ist in der Aufschrift der Sendung von. dem Ab⸗ sender der Vermerk: „einschl. Bestellgeld frei“ niederzu— ,,, uns mitgetheilt, daß diese Bestimmung nicht allgemein Bei Sendungen an Behörden, öffentliche Kassen 2c. wird sich übri Jenz in der Regel eine Vorausbezahlung des Bestellgeltet empfehlen, weil zumeist die Behörden, Kassen u. s. e, wenn ie nicht el st die eingehenden Sendungen von der Post abholen laseen, die . bezahlung des Bestellgeldes beanspruchen, und nicht bezahlte Bestell. gebühren von den Absendern nach räglich unter Kosten einzuziehen pflegen.
Bremen, 15. Juli. Norddeutschen .
outhampton eingetroffen. 9 ö . k Juli. (W. T. B.) Wie zein mn Jen in San Francksco gemeldet wird, würde Tie Pacific Mail - Steam Company die bisherige Dam pg er ven bindungs ⸗Linie mit Australien mit dem k. November d. J. eingehen lassen, weil die australischen Kolonien die bi herige 86. vention nur unter der Bedingung weiter zahlen wollten, daß a, derselben von der Reglerung der Vereinigten Staaten von Nord.
(W. T. B.) Der Dampfer des „Rhein“ ist gestern Abend 8 Uhr in
von einem Jour⸗
nal
bekannt zu sein scheint; wir machen daher auf dieselbe aufmerksam.
dem amerikanischen Minister für Posten und Telegravhen abgelehnt worden.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Griechenland. ö
Nach einer Königlichen Verordnung vom 14. Juni d. J. sind diejenigen Dampf. und Segelschiffe, welche die Küsten Spaniens acht Tage vor Erlaß der bezeichneten Verordnung verlassen haben, einer vom Tage der Sanitätsvisite an zu berechnenden el f tägigen Quarantäne unterworfen. Die aus den verseuchten Gebieten stammen⸗ den Waaren unterliegen den Vorschriften des Artikel 4 der König⸗ lichen Verordnung vom 19. Juli 1866. ;
Zu Korfu ist ein provisorisches Lazareth errichtet, in welchem die aus den verseuchten Gebieten kommenden Dampf⸗ und Segel⸗ schiffe die vorgeschriebene Quarantäne abzuhalten haben.
Berlin, 15. Juli 18585.
Londoner Feuerbrigade im Jahre 1884 (. Mit- theilungen für öffentliche Feuerversicherungs ⸗Anstalten '). — Zufolge Berichts des Kapitän Shaw an das dauptstädtische Arbeitsamt wurde die Londoner Feuerbrigade im Jahre 1884 im Ganzen 2806 Mal wegen Feuers oder vermutheten Feuers in Anspruch genommen. Davon erwiesen sich 373 als falsche Alarmirungen, 144 betrafen nur Schornsteinbrände und 2289 andere Feuer, worunter 194 mit grö⸗ ßerem und 2095 mit geringem Brandschaden. In 137 Brandfällen waren Menschenleben ernstlich gefährdet und in 29 Fällen verun— glückten Menschen. Die Zabl der ernstlich gefährdeten Menschenleben betrug 200, davon kamen 42 um; 20 wurden noch lebend den Flam⸗ men u. s. w. entrissen, starben aber hinterher in Hospitälern, 22 er⸗ stickten oder verbrannten. Fünf Feuerwehrleute, welche zusammen 14 Menschen retteten, wurden belobt. . . Die Zahl der Meldungen 1Schornsteinbränden belief sich auf Davon erwiesen sich 1641 als falsche Alarmirungen und 2891 diesen Fällen waren
q mit Handspritzen zur
Die
4532. als Schornsteinbrände. In som dern nur Feuerwehrleute forderlich. Die Zahl der Tagesarbeiten stationen betrug 30 503, die zurückgelegte Meilen. Es wurden zum Feuerlöschen in Tonnen Wasser verbraucht; davon wurden ca. Flusse, den Kanälen und Dock, der Rest den nommen. ⸗ Zu Ende 1884 besaß die Feuerbtigade: 55 Land⸗Spritzenstationen, 23 Schlauchkarren⸗Stationen, 127 Feuerleiter⸗Stationen, 4 schwim. ende Stationen, 2 große und 42 kleine Land⸗Dampfspritzen, 87 sechszölli und 37 kleinere Hand pritzen, 144 Feuerleitern, 5 lange Steigleitern, 3 schwimmende Dampfspritzen, ? Schleppdampfer, 5 Barken, 62 Schlauchkarren, 14 Schlauch-; und Kohlenwagen, 4 Leiterwagen, . Waggons für Straßenstationen, 2 Straßen stationen, 1 Trolley (?7) für Spritzen. 1 für Leitern, 2 Leiterzüge, 589 Feuerwehrleute (eiseschließlich der Offiziere u. s. w), 14 Piloten, 66 Kutscher und 131 Pferde. Außerdem waren vorbanden 40 Te- legraphenlinien zwischen Feuerstationen, 24 dergl. Telephonlinien, 1 direkte Feueralarmlinie, 34 Alarmumläufe um Feuerstationen mit 220 Rufstellen, 4 Telegraphen⸗ und 16 Telephonlinien zu Polizei⸗ stationen, sowie 17 Telegraphen⸗“, 16 Telephon⸗ und 13 direkte Feuer⸗ alarmlinien zu öffentlichen und anderen Gebäuden. ; In den verschiedenen Feuerwachen der Stadt werden jetzt bei Tage 118, bei Nacht 372, zusammen täglich 49) Feuerwehrleute ver⸗ wendet, die übrigen sind zu den Löscharbeiten bei Bränden verfügbar. die bygienische Bedeutung Emder Tonnensystems in a Kreisen bekannt zu machen, ist auf Veranlassung der von dem deutschen Landwirthschaftsrath veranstalteten Enquete über städtische Reinhaltung das Abfuhrwesen und Tonnensystem der ge— nannten Stadt in einer Abhandlung bearbeitet und diese Schrift, welche zugleich eine Statistik der Betriebsergebnisse und Rentabilitäts⸗ berechnung bringt —, auf Anregung des landwirthschaftlichen Haupt- vereins für Ostfriesland im von W. Haynel in Emden
2 226 z . — keine Maͤschine
86 Dämpfung er⸗
der 55 Brand⸗ Strecke 69 602 englische
der Stadt ea. 187 000 105 000 Tonnen dem
Straßenröhren ent—
der Feuerspritzen
im Verlage . herausgegeben worden. Gründe mannigfaltiger Art führten die Stadt Emden zu dem Beschluß, das Delfter Tonnenspstem und die dortigen Abfuhreinrichtungen zu adopsiren und dasselbe für Neu— bauten obligatorisch zu machen, daneben aber die Heidelberger Tonneneinrichtung als gleichberechtigt hinzustellen und für größere, namentlich öffentliche Gebäude vorzugsweise zu empfehlen. Im Jahre 1579 gelangte der Plan zur Ausführung. Die Kosten sämmtlicher Anlagen ketragen bis 1884185 17 359,53 ½, wo⸗ von 15 759,27 4 auf einen Dünger“, Tonnen« und Wagenschuppen, 790,28 S auf eine Aufthauerrichtung und 809, 8 Æ auf das Jauche⸗ reservoir entfallen. Die Stadt schloß mit dem Generalunternehmer Fokken einen Kontrakt, wonach derselbe sich verpflichtete, das An— lagekapital mit 6,9 zu verzinsen, eine entsprechende Pacht für den Abfuhrplatz zu bezahlen, den ganzen Betrieb für eigene Rechnung zu übernehmen, die Wechseltonnen für diejenigen Hausbesitzer anzuschaffen, die nur eine Tonne stellen würden, die Tonnen selbst zu unter fi Abholung der Tonnen irgend eine Stadt noch jährlich 7000 M zu bezahlen neuen Einrichtungen sind seit dem 1. April 1879 ins Leben getreten. Im Januar 1885 waren rund 1050 t in Betrieb und 697 Privathäuser angeschlossen. Die Zahl der in den Kasernements und anderen Orten aufgestellten Tonnen beläuft sich auf 40. Außerdem ist in dem Post. und Telegraphengebäude sowie im städtischen Krankenhause das Heidel— berger Tonnensystem eingeführt. . J.
Die Emder Düngesproduktion in Durchschnittspreis betrug seit 17 Jahren, von 1867 — 84 zusammen ungefähr 771 517,95 Ctr., welche zum Durchschnittspreis von 415,41 zum Verkauf gelangten. Die
halten und, ohne für die Gebühr zu heben, der
Gesammteinnahmen aus dem neuen System betrugen: . 1879/80 10 839. 34 S 1880/8 13 660,09 1881 / 82 12 926,28 1882/83 15 44655 1583/84 . 16 rz. 83, Zweck dieses Tonnensystems ist also einmal, die Fäkalstoffe auf eine der Gesundheit am wenigsten nachtheiligen Weise aus der Stadt rasch und fauber zu entfernen, zweitens eine rationelle Verwerthung diefer Stoffe als Dungmittel zu landwirthschaftlicher Verwendung. Das mit einem Vorwort des Prof. Dr. Alexander Müller zu Berlin und einer lithographirten, Tafel und zeichnerischen Dar- stellungen vom Stadtbaumeister Wiggers zu Emden verse ene Buch ift klar und übersichtlich geschrieben und bieter den sich für das Thema interessirenden Kreisen weitere Belehrung.
* * *
Bäder ⸗Statistik
Aachen bis zum 25. Juni (Fremde) O 2 Auerbach (Hessen) bis Ende Juni (Kurfremde) Aussee bis zum 26. Juni Baden⸗Baden (Fremde) bis 1 ⸗ Borkv bei Eckernförde bis zum 9. Juli (Kur, u. Badegäste) Burtscheid bis zum 8. Juli (Kur u. Badegäste
CEranz bis zum 10. Juli (Kurgäste) . Driburg bis Ende Juni Eurgäste); . Dürrenberg bis zum 7. Juli (Badegäste)
Eilsen bis Ende Juni (Kurgäste) Eisenach bis zum 21. Juni . Elgersburg bis zum 15. Juni Elmen bis zum 26. Juni . Elster bis zum 8. Juli (nebst
zum 10. Juli.
n, Uber
289 Durchreisenden; Kur⸗
de bantrè pays, soit nne déclaration oftcielle faite devant un
magistrat siegägnt au lien diexpeédition, soit un certificat delivrs
— 1343418 On21
; de. Das desf * sei aber v amerika getragen werde. Das desfallsige Verlangen sei aber von
ra
gãste)