Großbritannien und Irland. London, 22. Juli. (W. T. B.) Ein heute abgehaltener Kabinets rath berieth über die Drum mond Wolff zu gebenden In struk⸗ tionen, sowie über die letzten aus St. Petersburg ein⸗ gegangenen Nachrichten, betreffend die afghanische Grenzfrage.
Im Unterhause theilte der Kanzler der Schatzkammer, , m, mit, daß der Regierung eine offizielle
achricht von dem Tode des Mahdi nicht zuge⸗ gangen sei. Der letzte Angriff der Aukfständischen auf Kasfala sei zurückgeschlagen worden; über den Verlust an Todten bei dem Kampfe sei noch nichts bekannt.
— 23. Juli, Morgens. (W. T. B.) Der „Morning⸗ post“ zufolge beträsen die neuesten Vorschläge der russischen Regierung den Abschluß eines vorläusigen Abkommens über die afghanische Grenze, während der streitige Punkt bezüglich Zulfücars noch in der Schwebe gelassen werden solle. Es werde indessen die Bedingung ge⸗ stellt, daß die Afghanen nicht eine Stellung besetzen dürfen, welche die einzige mögliche Weide für die russischen Truppen beherrsche. Eine solche Besetzung werde als gefährlich sür die Aufrechterhaltung des Friedens betrachtet. — Nach einer Meldung des „Standard“ aus Teheran, vom 21. d. verlautek dort, die russische Grenzkommission unter Lessar werde Ende August an der Grenze eintreffen.
Liverpool, 22. Juli. (W. T. B.) Der erste Lord der Admiralität, George Hamilton, inspizirte heute die Marine-Freiwilligen⸗Corps von Liverpool und theilte bei dieser Gelegenheit mit: die Regierung habe, um zur Zildung ähnlicher Corps behufs Vertheidigung verschie⸗ dener englischer Häfen zu ermuthigen, heschlossen, dieselbe mit Geldmitteln zu unterstützen. Für die Eguipirung eines jeden eintretenden Freiwilligen werde eine bestimmte Summe angewiesen werden.
Ottawa (Canada), 20. Juli. (A. C.) Das canadische Parlament wurde heute von dem Generalgouverneur, Marquis von Lansdowne, vertagt. In seiner bei bieser Gelegenheit gehaltenen Rede beglückwünschte der General⸗
gouderneur die Mitglieder zu der Niederwerfung der jüngsten Rebeilion im Nordwesten und lobte die
Tapferkeit und die gute Mannszucht der canadischen Truppen. Ferner hob derselbe die guten Gesinnungen der Regierung der Vereinigten Staaten hervor, die sie durch Ueberwachung der Grenze während des Aufstandes bethätigt habe. Der Generalgouverneur veranschlagt die Gesammtausgabe sämmtlicher Departements für das Jahr auf 37 9000 000 Doll. Das Parlament hat während seiner Session 95 neue Gesetz— entwürfe angenommen.
Die Städte Canadas überbieten einander in ihren Kundgebungen des Willkommens gegenüber den aus dem jůngsten Fel dzu ge im Nordwesten zurückkehrenden Truppen. Montreal ist heute Nachmittag zu Ehren der Rückkehr seines Kontingents festlich geschmüäckt, und in der ganzen Stadt herrscht großer Enthusiasmus. In der Kathedrale wurde ein besonderer Gottesdienst abgehalten, und nach diesem durchzog ein. Festzug die Straßen. Schließlich wurden die Mannschasten des Kontingents mit einem Gabelfrühstück bewirthet.
Toronto, 20. Juli. (A. C.) Den von dem Schau— platz der Rebellion hierher zurückkehrenden Freiwilligen ist ein enthusiastischer Empfang bereitet worden. — Der Pro⸗ zeß gegen Louis Riel, den Führer der Rebellion, nahm heute hier seinen Anfang. General Miodleton ist als Zeuge vorgeladen worden.
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Frankreich. Paris, 21. Juli. (Fr. Corr, Der Kriegs-Minister hat von dem General de Courey nachstehende Meldungen erhalten:
„Der General traf in Haiphong mit den Generälen Brisre de l'Fsle, de Nögrier und Warner zusammen. Das Land ist noch beuntuhigt; Banden werden im Norden und Westen des Deltas ge— meldet. Es ist wahrscheinlich, daß diese Sachlage in Tongking sich bessern wird. wenn sich die Wirkung der Proklamationen des neuen Regenten dort fühlbar gemacht hat. Bezüglich Anams hegt der General de Courey die feste Hoffnung, daß,
e, t, gegen, Mutter, die sehr einflußreich, und den Prinzregenten, der sehr popular sst, aufmerksam zeigt, die feindlichen Mandarinen durch Anhänger der französischen Sache ersetzt, er in kurzer Zeit sehr günstige Aenderxun⸗ gen der jetzigen Lage herbeiführen wird. Der Hafen von Dong ⸗Hein wurde ohne Schwertstreich besetzt. Ein Bataillon wurde daselbst unter günstigen Umstaͤnden installirt. Alle. Berbindungen zwischen den Banden Thu⸗Jets und den Grenzprovinzen von Tongking sind unterbrochen .
Der „Paris“ bringt folgende Note:
„Ein Äbendblatt scheint dem Minister der Auswärtigen Angelegenheiten eine persönliche Eimnischung in die Leizung unserer augenblicklichen Angelegenheiten in Anam zuzuschreiben. Hr. de Freycinet erachtet unter den obwaltenden Umständen es im Gegentheil für angemessen, das militärische Element in seiner vollen Freiheit walten zu lassen, unter der Reserve, daß sich diese Aktion innerhalb der von dem Piotektorat gejogenen Grenzen bewege. Wir kön nen sogar hinzufügen, daß der Minister des Aeußeren ein vollständig ausgearbeitetes Projekt über das Civilprotektorat in Anam besitzt. Allein er hält auge nscheinlich für das Wichtigste, vor Allem vie Ruhe in Hus wieder herz ustellen, und weiß, daß dieses Ziel nur mit den Mit— teln erreicht werden kann, über welche die Armee verfügt, d. h. daß es dem General de Courcy zusteht, für den Augenblick als Komman—⸗ dirender en chef und nicht als General -⸗Resident zu handeln. Das ist die von unserem Minister des Aeußeren angenommene Verhal— tungslinie, bis sich die Lage gebessert hat und die Aenderung der Diplomatie gestattet, ihre Rolle im erfüllen.“
Gestern wurde die Jahresversammlung des Ohersten Unterrichtsraths durch eine Ansprache des Unterrichts⸗ Ministers Goblet eröffnet. Der Minister wies namentlich auf die allseitig als nothwendig erkannte Reform des Baccalaureats (Maturitäts⸗ oder Ahiturientenprüfung) hin und stimmte dem von dem Pariser Ober⸗Schulrath Gréard in seinem Bericht aufgestellten Reformvorschlage vollkommen bei. Nach demselben sollen diejenigen jungen Leute, die sich dem Handel, gewissen Gewerben oder den meisten der staatlichen Verwaltuͤngszweige widmen, weniger mit klassischen Studien beschäftigt und dafür mehr fachmäßig ausgebildet werden. Der klassische Unterricht könnte in Folge dessen den— jenigen Schülern, die ihn zu ihrem eigentlichen Studium machen, gründlicher ertheilt werden. Es handelt sich also darum, neben dem gegenwärtigen Baccalaureat noch eine Abgangsprüfung für die Spezialstudien zu schaffen, die den Zutritt zu gewissen staatlichen Lausbahnen eröffnen würde.
— 22. Juli. (W. T. B.) General de Courey ist nach Hue zurückgekehrt und hat angeordnet, daß die Pro⸗ vinz Thanhoag überwacht werde, um zu verhindern, daß sich daselbst etwa aus Annam kommende Banden mit den Schwarzflaggen aus Tongking vereinigten.
Spanien. Madrid, 22. Juli. (W. T. B.) Der König und die Königliche Familie werden sich morgen nach La Granja, in der Nähe von Segovia begeben.
Die ministerieileCorrespondencia“ erklärt die von dem „Standard“ gebrachte Nachricht, daß der Bruder der Königin, Erzherzog Karl Stephan von Oesterreich, in die spanische Marine eintreten und die Schwester des Königs heirathen werde, für durchaus unbegründet.
Griechenland. Athen, 22. Juli. (W. T. B.) Die Königin wird sich in der nächsten Zeit nach St. Petersburg begeben. — Die Kammer hat ein Gesetz angenommen, durch welches dem Minister-Präsidenten Delyannis während der Abwesenheit des Königs die Regent⸗ schaft übertragen wird. — Die Berathung des Budgets wird morgen beginnen.
Nußland und Polen. St. Peters burg, 23. Juli. (W. T. B.) Dem „Grashdanin“ zufolge werden sich der Kaiser und die Kaiserin am 4. August n. St. mit größerem Gefolge nach Finnland begeben und daselbst 6 Tage verweilen. Nach einem in Helsingfors zu ver⸗ anstaltenden Hofball werden der Kaiser und die Kaiserin den Manöptrn beiwohnen und nach ihrer Rückkehr hierher sich in ds Lager von Krasnoe-Selo begeben.
Das „Journal de St. Petersbourg“ sagt: Wenn der von London aus jüngst verbreitete Laärm den Zweck hatte, den Puls Europas zu fühlen, so müsse man sagen, daß dieses Manöver nicht gelungen sei. Der Kontinent sei nicht geneigt, jede Beschwerde zu unterstützen, welche man im Namen der Interessen und der Ehre Englands erheben wolle. Die kühle Aufnahme, welche der von London aus erhobene Alarmruf überall gefunden, hatte diese Illusion schwinden lassen müssen. Die Probe sei nunmehr gemacht, und die englischen Politiker, welche geneigt seien, Nutzen zu ziehen aus den Sympathien, welche angeblich der konservativen Partei gälten, müßten jetzt wissen, daß diese Sym pathien in viel höherem Grade der Sache des Friedens gewidmet wären.
Amerika. New⸗York, 20. Juli. (Allg. Corr.) Der Staatssekretär hat die Ernennung Mr. Charles Jonas aus Wisconsin zum amerikanischen Konsul in Prag annullirt, da die öserreichische Regierung gegen diese Persönlichkeit Einsprache erhob. Für Mr. Jonas wird ein anderer Posten gefunden werden.
Während der letzten vier Tage hat längs der atlan⸗ tischen Seeküste eine schreckliche Hitze geherrscht. Das Quecksilher stieg bis auf 100 Grad F. Viele Fälle von Sonnenstich waren die Folge davon; in New - York ereig⸗ neten sich gestern deren fünf, einer in Brooklyn und vier in Philadelphia. Der Mangel an Regen macht die Unbehag— lichkeit noch größer, und die Vegetation ist verdorrt.
Asien. China. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ aus Bombay, vom 23. Juni, mel— det: Die chinesische Regierung hat nach Fli und Kaschgar wegen der dort fortdauernden Unruhen Truppen gesandt.
Afrika. Egypten. Kairo, 20. Juli. (Allg. Corr.) Die egyptische Regierung hat Hussein Pascha Khalifa, den früheren egyptischen Gouverneur von Berber, da sie sich von seiner Treue überzeugt hat, zum Attachs des Ministeriums des Innern in Verbindung mit dem Polizei⸗Departement ernannt. Sie glaubt, des Vaschas gründliche Kenntniß von Ober⸗Egypten und sein persönlicher Einfluß bei den Stämmen in der Umgegend von Korosko werde sich als höchst nützlich erweisen.
To mho repräsentirt noch immer die Regierung von Dongola, aber der Kabbabisbh-Stamm hat seine n Ent⸗ schluß kundgegeben, sich der Provinz trotzdem zu bemächtigen. Mittlerweile ist Handak, 35 Meilen südlich von Dongola gelegen, im Besitz der Shaghiehs und Monassiehs, die es nach jeder Richtung hin plündern.
— 22. Juli. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: General Grenfell teiegraphirt aus Assuan, daß von Gabra kommende Boten melden: der Mahdi sei am 29. Juni an den Blattern gestorben.
Kaibar, 17. Juli. (A. C.) Fatmeh wurde heute geräumt. Die Nachhut der Garnison von Dongola verläßt die Gegend unter der; Befehl des Generals Bracken⸗ 3 Sämmtliche Dampfer haben den Kaibar-Katarakt Hassirt.
Abri, 21. Juli. (A. C.) Sämmtliche Truppen, Dampfer, Boote und Vorräthe sind hier angekommen. General Brackenbury hat den Befehl über die Nachhut der Garnison von Dongola an Oberst Grenfell übertragen und ist nach Kairo abgereist.
Zeitungsstimmen.
Der „Hamburgische Correspondent“ schreibt über die Erfolge der preußischen Eisenbahnpolitik:
Der siebergang von dem sogenannten gemischten System, welches in Wahrheit das Gegentheil von einem System war, zum Staats— bahnsystem ist ohne Frage die hervorragendste Leistung der inneren Politik Preußens in dem laufenden Jahrzehnt Die finanziell günstigen Ergebnisse dieser Maßregel sind ebense wie die überaus günstige Ein— wirkung derselben auf die Eatwickelung des Sekundärbahnwesens aus Anlaß von völlig aus der Luft gegriffenen Er sindungen deg Reichsfreundes“ unlängst Gegenstand der Erörterung in den öffent— lichen Blättern gewesen. Wie seit der ersten Verstaatlichung etwa 100, Nebenbahnen von etwa 4000 km Länge theils entstanden, theils wenigstens im Entstehen begriffen sind, ohne daß dadurch der preußische Steuerzahler belastet wurde, so hat seit der Verstaatlichung die
Eisenbahnverwaltung, deren Ueberschüsse vor 1879 nicht völlig zur Deckung, der Verzinsung und Amortisation, der Staats- schuld ausreichten, burchschnittlich iäbrlich 27 Millionen über
den Behar r ni Zinsen und die Tilgung der ge sammten Staatstzschuld geliefert, mithin zu den Verwaltungsausgaben im engeren Sinne noch etwa halb soviel. als das ganze Aufkommen der Einkommen ⸗ und Klassensteuer, und erheblich mehr, als der Staat für das Elementarschulwesen ausgiebt, beigesteuert. Dabei sind seit 1879 die unproduktiven Staatsschulden zur Deckung der Deficits, für die Linderung der Nothstände in Oberschlesien, in den Ueber— schwemmungsgebieten des Rheins und der Mosel um über 200 . gestiegen, deren Verzinsung jährlich eiwa 58 Millionen Mark erfordert.
Wie sehr ferner die Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen seit ihrer Vereinigung in der Hand der Staaisverwaltung gestiegen ist. zeigt ein Vergleich der Verhältnisse und Leistungen gegenüber derjenigen Aufgabe, welche in Deutschland die schwersten Ansorderungen an die Leiftungsfähigkeit des Bahnbetriebes stellt. Es ist dies die Befrie⸗ digung des Bedarfs der Zechen und Kokereien im Ruhr
kohlenrevier an offenen Wagen, dessen bekanntlich die är Centren des Kohlenbergbaues in Deutschland weitaus überra: Produktion sich auf zahlreiche größere oder kleinere, auf enn Raum vereinigte Zechen vertbeilt. Die Schwierigkeiten, welt. * dem großen Bedarf an solchen Wagen und dem Umstande, daz * stärkste Kohlen versandt gerade in diejenigen Monate fällt, in 1 die Verfrachtung der landwirthschaftlichen Produkte offene Waren großer Zahl erfordert, resultiren, werden noch durch die FKomplita. mit der Rheinschiffahrt gesteigert, bei deren Sperrung auch rege. hebliche, sonst zu Wasser von Ruhrort, Duisburg und Hochfeld 2 frachtete Kohlenmasse den Eisenbabnen zugeführt wird. 1 Seit die drei Bahnen, welche in den Verkehr des Ran Kohlenreviers sich theilen, die Köln Mindener, die Ber gisch. Mart und die Rheinische Bahn, verstaatlicht sind, erfolgt die Heranzicku und Vertheilung der Wagen einheitlich durch das zu diesem Ge. eingesetzte Königliche Eisenbahnwagenamt zu Essen. 3 Der Wagenbedarf selbst ist seit dem Jahre 1879, dem letzten Jahre vor dem Uebergang jener Bahnen auf den Staat, von tun Ia, Millionen Wagen von 10 t auf rund 21½ Millionen die a schniftliche Gestellung auf den Arbeitstag von rund 5509 auf run 7800 Stück gestiegen. Der Zuwachs beträgt mithin nahezu 45 In den Wintermonaten, in denen der Kohlenversandt am stärksten in derkehren jetzt in dem Koblenrevier naheju 500 Güterzüge jeden Ta welche beinahe 20 900 beladene oder leere Wagen befördern. Vor der Verstaatlichung herrschte trotz der damals so viel g ringeren Verfrachtung in den Monaten Oktober bis Dezember, welchen jene Konkurrenz der Landwirthschaft bezüglich der Nachfra⸗ nach offenen Wagen sich geltend macht, chronischer Wagenmang. So stellte sich nach dem „Archiv für Cisenbahnwesen‘, dem wir di Daten entnehmen, 1879 die Zabl der fehlenden Wagen im Dkiol und November auf 1200, und stieg im Dezember sogar auf zhh während die höchste Zahl der an einem Tage gestellten Wang nicht voll 7000 Stück betrug. Im Jahre 1884 dagegen stellt. se der Höchstbetrag der an einem Tage gestellten Wagen auf üg 16 05 Stück; von dauerndem Wagenmangel war nicht mehr n Rede. Im September fehlten vorübergehend 175, und im Nexen ber 650 Wagen, im September wegen der durch die Manöver der, ursachten Betriebsstörungen, im November wegen längerer Sperrung der Rheinschiffahrt. z Diesen Daten auch noch ein Wort beizufügen, wäre Luxus; si sprechen selbst deutlich genug. ö So zeigt sich die Durchführung des Staatsbahnsystems als ein finanziell und wirthschafilich gleich erfolgreiches und der nationalen Wohlfahrt dienlices Unternehmen. Dasselbe verdankt neben der energischen und geschickten Initiative der Regierung der entschiedenen Unterstützung und. Mitwirkung der beiden konservativen Fraktionen und der Nationalliberalen seine Verwirklichung, während Fortschrit und Sezession ebenso entschieden, das Centrum überwiegend gegnerisc war. Es ist gut in der heutigen Zeit, in der Centrum und Hochkonservative sich das Verdienst der Bekämpfung det. Manche ter. thums allein vindiziren daran zu ecinnern, daß, wie Kranken- und Unfallversicherung und die ersten Schritte auf dem Wege einer ktäf— tigen überserischen Politik, so die erfolgreichste Maßregel zur Pe— seitiaung des Grundsatzes des laisser faire et laisser aller auf dem Gebiete der Verkehrspolitik unter der entscheidenden Mitwirkung der Mittelparteien sich vollzogen hat. — . Der „Danziger Zeitung“ erwidert auf einen Bericht über die gegenwärtige mißliche Lage der Roheisenproduktion die „Danziger Allgemeine Zeitung“: Unsere geschätzte Kollegin übersieht zunächst, daß die Lage der
867 Zend:
ung
jo oꝛ5 Beamten ; ; z . ; Rach Obigem sind im Etatsjahr 1884jñ85 Zuwendungen erfolgt
Zh5 1658 M gulge W 324
dem Unfall in dem Gesetz
rersiche rung abdtu
reigefügt. (Preig 40 resp. S0. *
sicherungen sind
snterkeamte für 4581 Briefträger 137312 50 4.
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n, meortenttiche und sortlau fende Mutzestüätz ungen bezw. Vergũ⸗ a ind bewilligt worden an 29 424 Personen, und
äeamte, an 15 499 Unterbeamte, an 300 Hinterbliebene von
und Unterbeamten.
Han 36 778 Personen. in are ene. und Vorschußvereine für Beamte der Post⸗ und Tele Henverwaltung zäblten Ende 1884 54 442 Mitglieder (gegen 13834 gan, rie 22562 879 1M ( 136 354 AES) Beiträge zahlten und denen 441 des Jahres 2538 645 (4 649 2535) zurückgezahlt M Frnhaben' betrug 15 382 33 . So 421) A. das
udn. Ihr ö 13 02? An Vorschüss ; en 11314921 (4 813 025) M An Vorschüssen wurden
loroin' be 09g
Bere ere nn zzz = is 6a) Heweillißt, s sd zig Ce 139 860 mer, zurückgezahlt, An Zinsen (3 0) wurden den Mitgliedern 6959 schrieben. Der Gewinnantbeil betrug (1, 50 bis 30 /o) Dem Reservefonds wurden 46 873 überwiesen, wo⸗
durch derselbe die Höhe von 235 092 A erreichte.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Zu dem Krankenversicherungsgesetz vom 15. Juni 1883 und fallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 sind Abänderungen siber die Ausdehnung der Unfall und Kranken— vom 28. Mai 1885 erschienen. Die Verlags hand⸗ R von Deckers Verlag in Berlin bat hiervon einen Separat ck in do veranstaltet, der für 15 3 käuflich ist. — Derselbe
und auch den obigen Gesetzen vom 15. Juni 1883 und 6. Juli 1884
lung
zu dem statistischen Waarenverzeichnißz sowie zu
dem Verzeichniß der Massengüter sind in dem R. von Deckerschen
erschienen.
SWintistik der Waarenverkebrs, Anwendung.
Jerlage in Berlin vorläufige Abänderungen (Preis 67 ) schien Auf obige Verzeichnisse findet die Bestimmung im S§. A1 Lbsatz? Ziffer 3 des Gesetzeg vom 20. Juli 1879, betreffend die Stat Die Abänderungen gelten fir die Zeit vom J. Juli d. 8 . . . . Die Alpen, in Natur und Lebensbil dern dargestellt von 5 TVerlepsch. Mit 18 Illustrationen nach Originalzeihnungen on Emil Rittmeyer, fünfte schr vermehrte und verbesserte Auflage, Zweite wohlfeile Volksausgabe, amgearbeitet, vermehrt und ergänzt m Sohne des Verfassers G. E. von Berlepsch, Jena H. Costenoble
lLs6, at. 8. IX. u. 570. Elegant gebunden mit Golddrucktitel 12 .
Roheisenproduktion nicht allein in Deutschland, sondern in de ß ganzen Welt augenblicklich eine ungünstige ist und schon aus diesem Grunde die Schutzzollpolitik für das Darniederliegen
der heimischen Industrie nicht verantwortlich gemacht wer— werden kann. Vo t Einführung unseres Zolltarifs lag die Sache wesentlich anders. Damals befand sich die Eisenindustrie in fest allen Laͤnderan der Erde in schönster Blüthe, während bel uns ain Hohofen nach dem andern ausgeblasen werden mußte, weil Deutsch⸗ sand mit fremdem Produkt geradezu überschwemmt wurde. Der im
Jahre 18579 eingeführte Schutzh oll brachte sofort nen en. freulichen Umschwung hervor. Tausende und Abertausende von
Arbeitern der Eisenindustrie, welche lange, lange Zeit mit du bittersten Noth gekaͤmpft hatten, fanden wieder lohnende Heschih.⸗
gung, denn allenthalben entwickelte sich wieder eine rege Thätztn.
syssen
Wenn innerhalb der letzten zwei Jahre sich die Lage unserer
industrie wieder erheblich verschlechtert hat, so sind die Ucsachen gi
eigenartiger Natur. Die allgemeine Ueberproduktion mag einen haupt. theil der Schuld tragen, speziell für unsere deutsche Eifenindu trie it
8
9
aber auch die immer weitere Ausbreitung des Entphosphorun
verfahrens von ungünstigem Einflusse gewesen. Gegenwärtig eben außer Krupp, der nach eigenem Patent entphosphort, 22 Hittenwerle
nach dem Thomas. Glichristschen Entphosporungepatent. 8 Hauptwerth dieses Verfahrens beruht darin, von aus getins⸗ werthigen Erzen erblasenen Roheisen durch die Entphospho⸗ rung ein werthvolles und in manchen Beziehungen. ah, gezeichnetes Material weit billiger heczustellen, wie dieses in
Pudpel⸗ und Schweißverfahren möglich ist. Diejenigen Hilttenwert welchen es verfagt ist, nach diesem Verfahren zu arbeiten — un? * ist dies die weit überwiegende Mehrbeit — sind daher Fllbstrenstat lich außer Stande, mit irgend welcher Aussicht auf Eifolg ! d Konkurrenzkampf einzutreten. An einen Export ist schon gar nicht? denken, da im Auslande das Thomas-Gilchrist'msche Patent schon ble verbreiteter ist als bei uns. .
Uebrigens ist der gegenwärtige Stand unserer Giseninduslt immerhin noch ein erheblich besserer als der vor Einführun Zolltarifs, wie aus den kürzlich von uns mitgetheis ten Gcge hn se einer von dem Centralverband deutscher Industriellen angestellle Enquete hervorgeht.
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K 1
Statiftische Nachrichten. 4 die Ecgebi ⸗·
Das Amtsblatt des Reichs Postamts veröffentlicht irt, Post⸗ und Telegraphenverwaltung bestehenden , hätt keit c, Antalten fir dan Etaisjahr atte r bezw. für das Kalenderjahr 1884. Nach dieser lebersich , Etattjahr 1384 —– 85 die Kaiser⸗Wilhelm-Stiftung für die n oh, der D. R. P. u. T. V. 33 596 55 Se Cinnahmen und 31! . zutzgäbeh. (Qa eic, Relsestipendten für Beamte uns e benr Studienstipendien, 300 „ für das Heimathhaus für Töchter uni Stände, I8 ohö, ss „ Unterstü zunden, öh sb M fit ,h. Werthpapiere), das Kapitalvermögen der Stiftung betrgt ö sse ha (4 7650 M6). Die Postarmen ⸗ bezw. Unterstützung? i sesernt S51 578, 5ß S Vermögen in Werthpapieren und Hvpot heten ge 728,64 M baar und 125 400 M in Sicherheit dakum ten nen ber stiftete 15 Freistellen in 3 Waifenanstalten. Die Einnahnn trugen 445 051,28 S½ (darunter 106 714,06 , Abzüge s0, wi foldungen u. f. w., 260 660 S Beitrag aus der; . Ausgaben 412 302, 64 M (darunter 58 726 4 Kapitalsanlase, Pos⸗
Im Ganzen haben empfangen: 33 Vorsteher , 9. amtern III. 3210 ½, 75 Unterbeamte 96534 . postbil⸗ 23 9 n
137 Unterbeamte im Vertragsverhältniß Sb] gir then 125 e, 16h Postilloné gs ö e 2b , zö3 Wit: zt, te. Votstehern von Postämtern III. 25 3859 , 4307 Wit h einin Unterbeamten 212 409 S 43 5, 136 Wittwen ꝛc. von Un im Vertragsverbhältniß 4690 Æ, 16 Wittwen 2c. 1219 S 36 , 732 Wittwen ꝛc. von Postillonen zusammen 71535 Personen mit 382 514 S6 58 . erwaltung Die Gesammtzahl der unter Mitwirkung der Poftoe g anten '. geschlossenen noch bestehenden Lebengversicherungen von Ketrug nn Unterbeamten der Post« und Telegraphenverwal un gsunme * März 1885 8444 Bersicherungen mit einer Versiche un g Sia sz ie, dagegen Ende“ Marz 184601 81806 Versi
on 18 fis 0!
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—Hieses jetzt zum fünften Male in sehr elegantrt Ausstattung er⸗ schelnende Werk hat sich bereits einen ehrenvollen Platz in der deutschen Ficher welt erworben, weil die charakteristischen und eigenthümlichen Er⸗ sheinungen der Alpenlandschaften aus langjähriger eigener Anschguung ihrem wissenschaftlichen Zusammenhang gründlich erklärt, Natur und Bewohner eben so naturgetreu wie anziehend dargestellt sind. Aus gediegener naturwissenschaftlicher Kunde vermag der Verfasser das zeolohische Verständniß der Ureigenheit der Alpennatur zu eröffnen Ind die Gefetzmäßigkeit der physikalischen Bildungen zu erklären. lleber alle Eigenthümlichkeiten in dieser großartigen Welt wird Auf⸗ klärung und Belehrung gegeben, so über Lawinen, Gletscher, Alpen ⸗ glühen, rothen Schnee, Sennenleben in den Alpen, Dorfleben im Gebirge, Alphorn. Rittmeyers lebensvolle Zeichnungen erfassen treffend und fein die Ureigenbeit der verschiedenartigsten Naturgegenden wie der Geißbuben, Holzflößer und Wildheuer. Nicht nur im Lokal⸗ silbe sondern auch in der gesammten Schilderung ist ein anziehendes landschaftliches Panorama dargestellt. Dürfen die Illustrationen als währe Meisterwerke bezeichnet werden, so ist auch die Darstel⸗ ung des Verfassers frisch, lehendig, von malerischer Anschauung tenso wie von wissenschaftlichem Geiste durchdrungen. Aus der Ver ⸗ scherung des Sohnes, daß der Vater die Berge enthusisstisch liebte, heren sachliche Kenntniß ebenso wie die äußere malerische Gestalt ihn sort und fork zum Wandern, zum Betrachten, zum Untersuchen trieb, aflärt sich die öfter poetische und begeisterte Sprache in den einzelnen Bildern, welche Tschudi's „Thierleben der Alpenwelt“ geschickt der It ergänzen, daß Berlepsch durch lebensvolle Auffassung Leben und Treiben der Älpenbevölkerung zur genduen Kenntniß bringt,
— Rei fe der russischen Gesandtschaft in Afghani⸗ stanund Buchara in den Jahren 1878 — 79 von Dr. J. X. Faworskis. ÄArutorisirte Ausgabe aus dem Russischen, ühersetzt und
einem Vorwort und Anmerkungen versehen von Dr. Ed. Petri, Dosent füc Geographie und Antropologie in der Universität Bern, Band. Mit zwei Vollbildern und einer Karte S. XII. und 427 J. Band. Mit einem Vollbilde und einer Karte S. VIII. und 392 bt. 8. Jena, H. Costenoble 1885. — Das seit Jahrzehnten bestehende politische Interesse für Central. Asien, speziell für Afghanistan ist in unsern Tagen sehr lebhaft erwacht. Unaufhaltsam rücken die beiden europäi- scen Großmächte Rußland und England in Central ⸗Asien vor; un⸗ abwendbar erscheint der Zusammenstoß, unabwendbar der Untergang det Seloständigkeit der kleinen centralasiagtischen Staaten. Aber unter Jlücklicheren Umständen werden diese Geblete wahrscheinlich zu einer großen Rolle für die Kultur berufen werden. Diesen bei den Gesichts · sunkten hat der Verfasser des obengenannten Werkes, ein mit viel seitigem issen und tüchtiger Beobachtungsgabe ausgerüsteter Arzt, seine be⸗ sondere Aufmerksamkeit gewidmet. Er bietet uns eine gengue und perthvolle für den Geographen, nicht minder aber auch für den Politiker hochinteressante Forschung über die geographischen Verhältnisse gerade derjenigen Partien und Routen, welche bei einem feindlichen Zusammen⸗ stoße stetz in Betracht kommen und auch jernerhin noch kommen weiden. Andererseits werden auch die Kulturverhältnisse der von ihm bereisten Gegenden eingehend geschildert. Ein besonders beden ⸗
kungsvolleß Interesse erlangt dasz vorliegende Werk. dadurch, . der Verfasser als Arzt der russischen Gesandtschaft von scis— 9 und als Leibarzt Schir Ali⸗-Chans, des. unglück—
lichen Emirs von Afghanistan, Gelegenheit hatte, Afghanistan
in einer Epoche kennen zu lernen, die füglich als ein zweites Tauerspiel in Afghanistanꝰ bezeichnet werden dürfte. Die
falten und mitunter geradezu ergreifenden Partien des Werkes . mit frischen und lebensvollen Schilderungen von Land und 6. sowie von den Erlebnissen der Gesandtschaft in dem xussischen en testan, in Buchara und Afghanistan verwoben. Von, be ĩ lendem Interesse sind die, nach Originalqueken ausgearbeiteten urien Uebersichten über die Geschichte der vom Verfasser bereisten ,. Die Ergebnisse für die Naturkande dieser Länder sind . ausgefallen; werthvoll dagegen sind die originellen en ngen des Verfassers über den Stand der medizinischen mniss der Afghanen. Der Uebersetzer ist bemüht gewesen, dem . möglichst treu zu bleiben und hat sich, um den ohnehin , erheblichen Umfang des Werks nicht noch zu vergrößern, l. auf, einige wenige erläuternde wie berichtigende dem Lungen beschränkt, von jeder eingehenden Erörterung der von lud erfaßer aufgestellten Ansichten aber Abstand genommen. Jedem Elan ist ein Bildniß vorgesetzt, das von Schic Ali⸗Chan und Fire Mosafar Ed. Din Chan, Emir von Bucharg. Da die vom j ia Druck und Papier löblich gusgestattete Ucbersetzung wirk— gele betgemäß ist, so kann sie zur näheren Kenntnißnahme nur ans dentlich empfohlen werden. T Die in Leipzig und Berlin am 25. d. M. erscheinende der ‚Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbil⸗ tine h Blumenmädchen. Gemaͤlde von F. E. Bertier, Nach undi göhptographie dus dem Verlage von, Braun u. Co. in Dornach
5 Abbildungen. Nach Skijjen unseres Spezialjeichners L. v. Elliot. — Das Fest der Independent ⸗Newvork Schützen am Rhein: Das Festbanker in Bingen. Driginaleichnung von K. Kögler. — Bilder von der Niederelbischen Eisenbahn. 21 Abbildungen. Driginal zeich- nungen von Ferdinand Lindner. (3weiseitig) 1) Schloß Ritzebüttel.
2) Hafen in Kurbafen. 3) Leuchttburm in Kurbafen. 4 Kugel⸗ bak. 5) Der Thurm von Neuwerk. 6) Dobrok. D) Die Kirche von Altenbruch. 8) Galgenberg. 9) Der Kirchhof von Horneburg. 10 Der Haidenkirchbof. 11) Otterndorf 12) Der Balksee. 135) Ein Marschhof in Hadeln. 14) Der
Kirchplatz von Jork. 15 Idylle an der Lühe. 16) Partie aus dem Alten Land. 17) Burxtebude. 18) Aus den Bremervörder Mooren. 19) Fischerdorf Tuhnen. 20) Die Eisenbahn zwischen Marsch und Geest. 21) Ansicht von Stade, Hafenseite. — Bilder aus Titol. 2 Abbilt ungen. Driginalzeichnungen von K. Schmetzer I) Der Hoch- Sg im Zillerthal. 2 Mayrhofen im Zillertbal. — Professor Ernst Victor Leyden. — Christian Jakob Gerhardt. — Porträtstatue des Kaisers Josepb II. von Oesterreich in Tetschen, modellirt von Oskar Rassau. — Johann Christoph Hilf, f 103 Jahre alt. — Trauen zeitung: Prinzessin Clisabeth von Sachsen⸗ Weimar. — Moden: Schwarzes Sxpitzenkleid. Vorder und Räckseite.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
(W. T. B.) Wie der Re⸗ zierungs Anzeiger! meldet, ist der Stand des Winter und Sommergetreides im Gzarthum Polen ein befriedigender, his guf das Gouvernement Lomsha, in welchem der Stand des Ge— 2 nur lum Theil ein befriedigender, zum Theil ein mittel mäßiger ist.
St. Petersburg, 23. Juli.
Gewerbe und Handel.
Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 27. Juli 1885 im Kasino (bei C. Rothe) statt.
— Die New-⸗JYorker Hdls.⸗ Stg.“ äußert sich in ihrem vom 10. d. M. datirten Wochenbericht über die allgemeine Geschäftslage folgendermaßen: Der Hochsommer hat jetzt allen Ernstes seinen Einzug bei uns gehalten und die an und für sich schon sa wache Geschäftsthätigkeit ist dadurch in fast allen Zweigen noch mehr gelähmt worden. Nichtsdestoweniger bleibt die Thatsache beftehen, daß das Gefühl der Entimuthigung und Gedrücktheit, welches in unserer Handelswelt seit Mitte 1881 die Oberhand ge— habt und in der Finanzkrisis im Mai vorigen Johres gipfelte, jetzt allmählich zu schwinden beginnt. — Das Geschäst am Waaren« und Produktenmarkt entbehrte auch in der verflossenen Woche auf fast allen Gebieten jeglicher Regsamkeit und ist in Folge der Unterbrechung, die es durch die Feier des Unabhängig keits⸗Festes erlitten hat, an Umfang noch kleiner gewesen als bisher. Brodstoffe haben stillen legitimen Verkehr und im Ganzen ge— nommen schleppenden Terminhandel und willigere Preistendenz ge— habt. Das Befrachtungsgeschäft ist rubig geblieben und Raten haben keine Besserung erfahren. Disponible Baumwolle fand für Ex— port weniger Beachtung, wurde aber für Rechnung ein heimischer Spinner in größerem Umfang gekauft als in den Vorwochen; Ter mine haben träges Geschäft gehabt und einen im Laufe der Woche erzielten Avanz fast ganz wieder eingebüßt. Am Woll markt haben sich Preise trotz schwacher, auf Deckung des nächsten Bedarfs be⸗ schränkter Nachfrage, recht gut behaupret. Brasil-Kaffees waren ebenfo wie reinschmeckende Sorten still, aber fest. Rohzucker hatte lebhaftere Nachfrage und ungeachtet der matteren Haltung des Londoner Markts entschieden feste Preistendenz. Am Theemarkt gab sich bei anhaltend schleppendem Geschäft eine willigere Stimmung kund. Schmal;ß, Schweinefleisch und Speck fanden nur wenig Be— achtung und stellten sich Anfangs in Sympathie mit den Getreide— märkten niedriger, sind aber in den letzten Tagen angesichts der ver— hältnißmäßig kleinen Schweinezufuhren an den westlichen Märkten wieder etwas fester gewesen. Raff. Petroleum ruhig und fest Pipe line Certificates schlossen in fester Tendenz zu 97e, G. pentinöl verkehrte in steigender Ten denz, Harz stand zu höheren No⸗ firungen in lebhafter Frage. Von Metallen hatten Zinn und Blei steigende Tendenz, während Kupfer till und reilliger und Eisen flau und im Werth nominell war. Der Import fremder Websto ffe beträgt für die heute beendete Woche 1840 833 Doll. 1631731 Doll. in der Parallelwoche des Vor ahres.
Amsterdam, 22. Juli. (W. T. B.) Surinamzucker⸗ Auktion. 182 Barrels 15 206, 291 Boncauts 1335 à 187.
Liverpool, 22. Juli. (W T. B.). Bei der gestern eröftneten Wollauktion war ziemlich gutes Geschäft zu etwas niedrigeren Preifen. Zum Angebot kommen 1800) Ballen.
Tor Ter⸗
gegen
Zubmissionen im Auslande.
1 Bafilt en,
Bau zweier schmalspuriger Eisenbahnen in der Prorinz Pernam- buko. Bahnlänge eiwa 185 und 50 km. Baukosten etwa 56 250 — zö5 6600 Fr. pro km. Die Provinzialtegierung hat etwa 16 S870 Fr. Subvention für den Kilometer bewilligt. Näheres an Ort und
Stelle. II. Niederlande.
1) 6. August 1885, Mittags. Kolonial ⸗Ministerium im Haag.
Lboß Rr. 72. Lieferung von Vieh⸗ und Holzwagen;
Too Nr. 73. Uieferung des Eisenmaterials für die Ueberdachung eines Stationsgebändes mit zwei Perronüberdachungen;
Loss Nr. 74. Lieferung des metallenen Oberbaues für 21 Brücken.
Alles für den Bedarf der Staatseisenbahnen auf Jaba.
Bedingungen liegen im Technischen Bureau des vorgenannten Ministerlums zur Einsicht aus und sind für 3,50 Fl., 3,50 Fl. und J Fl. bei dem Buchhaͤndler Martinus Nijhoff im Haag, Nobelstraat Nr. 18, käuflich. ; .
2) 25. August 1885, Mittags. Kolonial⸗Ministerium im Haag.
Lieferung von eisernen Trägern in Doppel T. Form für Brücken bau, nebst sonstigem Zubehör.
Bedingungen für 1 Fl. käuflich bei den Buchhändlern Gebrüder van Cleef im Haag, Hofspui Nr. 28a.
VBerkehrs⸗Anstalten.
Stettin, 22. Juli. (W. T. B.) Der Stettiner Lloyd⸗ dampfer „Martha“ ist, von New Jork kommend, wohlbehalten in Stettin eingetroffen und tritt am Sonnabend früh eine Extrafahrt nach Kopenhagen an.
Bremen, 235. Juli. (W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Amerika“ ist gestern in Baltimore eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Rußland. ñ
Laut einer neueren Verfügung des Kaiserlich russischen Mini steriumz des Innern an den temporären. General ⸗Gouverneur zu Odesfa sind Schiffe, welche aus spanischen Häfen kommend in Gibraltar eine fünftägige Quarantäne überstanden haben, zwar wie bisher einer strengen ärztlichen Besichtigung gemäß den besteßenden Quarantänebestimmungen, jedoch nur nach Maßgabe des festgestellten sanitären Befundes unterworfen.
Egypten.
Zufolge Beschlusses des Conseil sanitaire, maritime et quaran- tenaire d'Egypte vom 7. Juli 1885 werden von diesem Tage ab die Provenienzen aus Madras in den egyptischen Häfen wieder zum freien Verkehr zugelassen. (Vergl. . R. A. Nr. I5 vom 28. März 1885.)
Berlin, 23. Juli 1885.
Durch das von der Generalverwaltung der Königlichen Museen soeben im Verlage von W Spemann beraus gegebene Ver⸗ zeichniß der antiken Skulpturen“ hat nunmehr auch die Berliner Sammlung von Driginal-⸗Bildwerten antiker Kunst wieder den seit langer Zeit entbehrten, dem heutigen Stande der Wissenschaft ent sprechenden Katalog erbalten. Das zuletzt erschienene, noch von Ed. Gerhard bearbeitete Verzeichniß vom Jahre 1861 nebst dem 1867 von K Boetticher binzuagefügten Nachtrage war nicht blos längst schon im Buchhandel vergriffen und in Bezug auf die Zabl der beschriebenen Stücke durch die seitdem hinzugekommenen neueren Erwerbungen weit überbolt, sondern es vermochte auch inhaltlich selbst für den älteren Bestand der Sammlung nicht entfernt mehr den gegenwärtigen Anforderungen zu genügen Dem dringenden Verlangen nach einem neuen Katalog aber konnte, obschon die Vorarbeiten bereits 1879 in Angriff genommen wurden, doch erst jetzt entsprochen werden, da einerseits die pergarne⸗ nischen Ausgrabungen mit ihren glänzenden Resultaten die Verwal⸗ tung fortdauernd stark in Anspruch nahmen und andererseits eine von Grund aus neue Arbeit zu liefern war, die eine eingehende Unter— suchung jedes einzelnen Stücks sowie eine umfassende Heranziehung des bezünalichen Aktenmaterials und der einschlägigen Literatur er— forderlich machte. Für das spätere Erscheinen entschädigt jetzt die Vollständigkeit und Zuverlässigkeit des dargebotenen Verzeichnisses. das trotz knappster Fassung doch weit über den Umfang des früberen hinausgewachsen ist und einen eng gedruckten Klein⸗Oktavband von 260 Seiten bildet. Dabei sind die ehemals mit den antiken Bildwerken vereinigten Skulpturen des Mittelalters und der Renaissonce, die jetzt eine selbständige Sammlung kilden, ebenso ausgeschlossen, wie die assprischen und nordsyrischen, die nebst Verwandtem an eine andere Abtheilung der Museen übergehen sollen. Dasselbe gilt ferner von den Arbeiten evprischer Herkunft sowie — mit Ausschluß der etruskischen Aschenurnen — von sämmtlichen Terrakotten, die jetzt dem Antiquarium zugehören, obschon sie zum Tbeil noch in den Räumen der Skulpturensammlung ihren Platz haben, und endlich von den gesammten vergamenischen Funden, deren Zusammenordnung ein abschließendes Verzeichniß noch nicht ermög⸗ lichte und für die daher einstweilen der bereits in sechster Auflage erschienene kleine Separatkatalog als Ersatz dienen muß. Im Uebrigen stellt sich das Verzeichniß, das im Ganzen 1365 Nummern umfaßt, als erschöpfend vollständig dar. Auf die umfangreiche erste Abtheilung der griechisch-römischen Werke läßt es in einer zweiten Etruskische und in einer dritten die in der Sammlung enthaltenen, meist aus älterem Bestand, besonders aus der 1742 angekauften Kollektion Polignac berstammenden, aber auch neuerdings wieder durch die im Ganzen Kollektion Sa⸗ bouroff um zwei Stücke vermehrten unechten Arbeiten und direkten Fälschungen folgen, die — in das Magazin verwiesen — als Material kritischer Studien auch weiterhin zugänglich bleiben werden. Eine weitere Gruppirung innerhalb der stattlichen ersten Abtheilung, auf die im Ganzen 1219 Nummern entfallen, würde sich am passendsten
alles
erworbene
an eine spystematische Aufstellung der Arbeiten selber ange— schlossen haben, wenn jeder Versuch einer solchen nicht durch die beengende Ueberfüllung der knapp bemessenen Räume bis auf Weiteres völlig unmöglich gemacht wäre. Man hat sich daher damit begnügt, in der Eintheilung des Verzeichnisses zunächst die Bronzen und die Arbeiten von Stein, sowie innerhalb der letzteren wieder die Rundbildwerke, die Reliefs, die Architekturstücke und Ge— räthe und schließlich die Inschriften zu gesonderten Gruppen zusammen— zufassen. Unter den Rundbildwerken sind sodann des Weiteren die alphabetisch geordneten Darstellungen von Göttern und Heroen, diejenigen von Menschen diejenigen unbestimmbaren Inhalts und diejenigen von Thieren, unter den Reliefs die Votivreliefs, die Grabreliefs und die Darstellungen sonstiger Art zu in sich geschlossenen Abtheilungen vereinigt. Bleibt diese Ein⸗
theilung nothwendiger Weise hier und da mehr lich, so ermöglicht sie doch zum mindesten sowohl die Orientirung über Umfang und Inhalt der Sammlung, wie die schnelle Auffindung und Vergleichung der in ihr vereinigten Beispiele der verschiedenen Denkmälergattungen. Was die Behandlung des Verzeichnisses im Einzelnen betrifft, so findet man bei jeder Nummer außer dem Stand⸗ ort und der kurzen Bezeichnung des Gegenstandes der Darstellung die Angabe des Materials und des Hauptmaßes, zumeist der Höhe, des Erhaltungszustandes mit Aufführung der irgendwie wesentlichen Er—
oder weniger äußer⸗
gänzungen, des Fundorts und der sonstigen Herkunft, sowie den Nachweis der bezüglichen Literatur, woran sich als— damn m 3 bedeutenderen Stücken ent⸗
sprechend eingehende Beschreibung mit einer kurzen Andeutung des Tunstwerthes und, wo irgend angängig, die Bestimmung der Ent— stehungszeit anschließt, so daß nach jeder Seite hin auch für ein ein—⸗— gehenderes Studium der Weg gewiesen ist. Vorausgeschickt ist dem Katalog ein Abriß der Enistehungsgeschichte der Sammlung, während ibm am Schluß Sach, Inschrift⸗ und Fundort ⸗Register, eine kunst⸗ geschichtliche Uebersicht, eine Zusammenstellung de jetzigen und der früherer Katalognummern und ein Nachweis derjenigen Stücke an— gefügt sind, von denen die Formerei der Königlichen Museen Gips⸗ abgüsse abgiebt
Frankfurt g. . Jul (nie,, heutigen Beerdigung eines Sozialdemokraten, Namens Hiller, kam es auf dem Friedhof zu Ausschreitun gen. Als der Leichenzug auf dem Friedhofe eintraf, gab der Polizei Kommissar Mayer den Befehl des Polizei Präsidiums kund, daß auf dem Friedhofe weder Reden gehalten, noch Demonstrationen veranstaltet werden dütften. Damit war die Aufforderung verbunden, die rothen Schleifen zu entfernen. Als der Zug an das Grab am und einer der Anwesenden begann: „Sehr geehrte Genossen ', wiederbolte der Kommissar die Aufforderung, Reden zu unterlassen. Als hierauf verschiedene rothe Schleifen in die Gruft geworfen wurden und gleichzeitig ein anderer Sozialdemokrat begann, den Dabingeschiedenen als Kämpfer der Freiheit zu feiern und eine lange rothe Schleife in der Hand haltend, weiter sprechen wollte, forderte der Kommissar auf Grund des S 9 des So zialisten⸗ gesetzes die Anwesenden auf, auseinander zu gehen. Er wieder · holte die Aufforderung drei Mal, und als dessenungeachtet sich keiner vom Fleck rührte und der letzte Redner auch nach der dritten Auf— forderung wörtlich fortfuhr: „Diese Schleife gebe ich Dir mit als Zeichen der Freibeit“, befahl der Kommissar der anwesenden Schutz⸗ mannschaft, die Versammlung auseinander zu treiben. In Folge des Widerstandes, dem die Beamten hierbei begegneten, fand eine Anzahl Verhaftungen und Verwundungen statt.
Dresden, 22. Juli. (W. T. B.) Das offizielle Schied ) gericht des Turnfestes hat dem ersten Sieger, Jen newein aus Stuttgart, einen Kranz und ein Diplom verliehen. Weitere Diplome haben Turner aus. Wiesbaden, München, Reichenberg, Chemnitz, Frankfurt, Mannbeim ꝛc0 erhalten.
e Wüll, (w. T, B) Gestern Abend lo nnr and in der Feslhalle der offisielle Schluß, des sechsten Deutschen Turnfestes statt, wobei der Geheime Hofrath Ackermann eine Äbschiedsrede an die Turner hielt. Die Turner aus Salzburg über reichten der Dresdener Turnerschaft eine mit einer Widmung ver— sehene Marmortafel und die Turner aus Inebruck einen Edelweiß— kranz. Die amerikanischen Tumner übergaben dem Direktor Bier ein Ehrenzeichen; andere ausländische Turner dankten für die glänzende Veranftaltung des Festes und die herzliche Aufnahme.
Krolls Theater. Die vielfach gewänschte Wiederholung von Marschners Vampyr“ — eine s. Zt. gewürdigte ausgezeichnete Teistung des Hrn. Adolf Robinson — ist auf Sonnabend ange⸗ Der Künstler tritt an diesem Abend zum vorletzten Male auf. Morgen, Freitag, erscheint Fr. Katharina Klafsky als Donna Anna“
Am Sonntag wird sich die Sängerin sodann
Par; . nulig Vertreter: Hugo Grosser in Leipzig). — Von der Inter alen Autstellung in Antwerpen: Die österreichische Abtheilung.