1885 / 185 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Aug 1885 18:00:01 GMT) scan diff

führern, Herrn Eschbaecher, Sekretär des internationalen Bureaus, und den Herren Linz und Neumann, Geheimen expedirenden Sekretären im Reichs⸗Postamt, zusammengesetzt.

Der Vorsitzende nahm alsdann das Wort, um der schweizerischen Regierung für die erfolgreiche Leitung bes internationalen Bureaus, sowie der britischen Regierung, welche seit der letzten, in London versammelt gewesenen Konferenz die Funktionen als 9fficæ diresgtenr Lberuommen hatte, für ihre gedeihliche Thätigkeit im Interesse des Vereins zu danken und den hervorragenden Jeistungen des internationalen Bureaus volle Aner⸗ fennung auszusprechen. Im weiteren Verlauf der Rede widmete der Präsident in warmen Worten ein ehrendes Gedenken den inzwischen verstorbenen Mit⸗ gliedern der letzten Konferenz: von Lüders, Kaiserlich rus⸗ sischem General ⸗Telegraphen⸗Direktor; Budde, Kaiserlich deutschem General⸗Telegraphen⸗Direktor; Günther, Geheimem Dber⸗Postrath in Berlin; Gumbart, Königlich bayerischem Telegraphen-Direktor; Sir William Siemens, dem hervor⸗ ragenden Elektrotechniker und Gelehrten, und von St. Mar⸗ tial, Sekretär des internationalen Buregus. Die Versamm⸗ lung ehrte das Andenken der Entschlafenen durch Erheben von den Sitzen.

Das älteste Mitglied der Versammlung, der Telegraphen⸗ Direklor Norwegens, Hr. Niel sen, nahm hierauf das Wort, um einen Rückblick auf die Ergebnisse der bisherigen Konferenzen zu werfen und eine Uebersicht der gemachten Fortschritte zu geben.

Nachdem der Vertreter Großbritanniens uber die Akte seiner Verwaltung als Office direeteur seit der Tondoner Konferenz Bericht erstattet hatte, gelangte der den Konferenzmitgliedern vorher mitgetheilte, in seinem Wortlaut mit demjenigen der Londoner Konferenz; übereinstimmende Geschäftsordnungsentwurf ohne Diskussion zur An—⸗ nahme.

Der Chef des internationalen Bureaus, Curchod, erhielt sodann das Wort, um die Angelegenheit wegen der statistischen Arbeit des Bureaus für die in Paris ver— sammelt gewesene Konferenz der Electrica, betreffend die elektrischen Einheiten und. Messungen, die athmosphärischen Ströme und die Blitzableiter⸗ Fragen, vor— zutragen. Von dem Vorsitzenden wurde eine Resolution vor⸗ geschlagen, welche im Wesentlichen dahin geht, das inter⸗ nationale Bureau zur Ausführung dieser Arbeiten zu ermäch— tigen.

; Demnächst schritt die Versammlung zur Bildung zweier Kommissionen (für Tarifwesen und Reglement), welche sich sofort konstituiren und in Thätigkeit treten werden.

Der Courierzug 4 der Ost bahn, welcher am g. d. M. fahrplanmäßig um 6 Uhr 30 Minuten Vormittags hier auf dem Bahnhof Friedrichstraße eintreffen sollte, ist zwischen Güldenboden und Elbing liegen geblieben, weil diese Strecke durch heftige Regengüsse unter spült worden war. Von Elbing ist um 8 Uhr 56 Minuten Abends ein Vorzug abgelassen worden, welcher hier am 9. d. M. um 7 Uhr fJ Minuten Vormittags auf dem Bahnhof Friedrich⸗ straße eingetroffen ist.

Der Hauptzug 4 ist nach betriebsfähiger Herstellung der Streckk um 2 Ühr 38 Minuten, also mit einer Ver⸗ spätung von? Stunden 11 Minuten, von Elbing zur Ab⸗ lassung gelangt.

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat Juni d. J. auf deutschen Bahnen (aus⸗ schließlich der bayerischenz beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 39 größeren Bahnen beziehungs— weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 31 524,83 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 14870 Courier⸗ und Schnellzüge, 122 350 Personenzüge, 51 953 gemischte Züge und 106 511 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 1830 Courier⸗, Schnell-, Personen⸗ und gemischte Züge und 21 393 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 721 744 628 Achskilometer bewegt, von denen 228 345 493 Achskilometer auf die fahrplanmaßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 198 273 fahrplanmäßigen Courier⸗, Schnell⸗, Personen- und gemischten Zügen im Ganzen 1159 oder 58 pCt. (gegen 123 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und O, 98 pCt. im Vormonat. Von diesen Verspätungen wurden jedoch 321 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 829. Verspätungen ( C042 pCt.) zur Last fallen (gegen 0, 58 pet. im Vormonat). In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 186 355 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beförderung 1265, oder O, 68 pCt., mithin C26 pCt., mehr. In Folge der Verspätungen wurden 442 Anschlüsse versäumt (gegen so in demselben Monat des Vorjahres und 608 im Vor⸗ monat). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nach den auf je eine Anschlußversaäumniß entfallenden Zugverspätungen vorgenommen, so kommen in erster Reihe: die Qberhessischen Eisenbahnen (] Anschluß-Versäumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00 pCt., die Königliche Eisenbahn⸗Direktion Bromberg (42 Anschluß⸗Versüäumnisse auf 59 Verspätungen) mit L40 pCt., die Westholsteinische Eisenbahn E Anschluß⸗Versäumnisse auf 3 Verspätungen) mit 1,50 pCt., während die Königliche Eisenbahn⸗-Direktion Altona (5 Anschluß⸗-Versäumnisse auf 33 Verspätungen) mit 6,60 pCt., die Württembergischen Staats⸗ Eisenbahnen (5 Anschluß⸗Versaumnisse auf 39 Verspätungen) mit 7,80 pCt., die Saalbahn (1 Anschluß⸗Versäumniß auf 11 Verspätungen) mit 11,00 pCt., die letzten Stellen einnehmen, und auf 5 Eisenbahnen 26 Verspätungen ohne Anschluß⸗ Versäumnisse und auf 11 Eisenbahnen weder Verspätungen noch Anschluß⸗Versäumnisse vorgekommen sind.

Der Kaiserliche Gouverneur für Kamerun, Freiherr von Soden, ist am 3. v. M. in Begleitung des Kanzlers von Puttkamer an Bord des Woermagnnschen Dampfers in Kamerun eingetroffen und hat die Verwaltung der Ko— lonie übernommen.

Der mit demselben Dampfer von Hamburg abgegangene Kommissar für das Togogebiet, Regierungs ⸗Assessor Falkenthal, war bereits am 26. Juni d. J. in Bagida gelandet, um die Geschäfte seines Postens zu Übernehmen.

= Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich . Staatsrath Dr. Heerwart, ist nach Berlin zurück— gekehrt.

Der kommandirende General des III. Armee⸗Corps, General Lieutenant Graf von Warten sleben, hat Berlin zur Inspizirung der Truppen, bezw. um den Herbstübungen des Corps beizuwohnen, verlassen.

Der General⸗Inspecteur der Artillerie, General⸗ Lieutenant von Voigt s⸗Rhetz, ist von der vor Kurzem zur Besichtigung der 3. Fuß⸗Artillerie⸗Brigade nach Köln an⸗ getretenen Dienstreise zurückgekehrt und hat sich nunmehr zur Vornahme von Besichtigungen nach dem Schießplatz Falken⸗ berg i / Schl. begeben.

Der General⸗-Lieutenant des Barres, Präses der Ober⸗Militar⸗Examinationskommission, ist von Dienstreisen hier wieder eingetroffen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Jul. Mosler, Dr. Freudenthal und Hr. Kunitz in Berlin, Dr. Abt in Bromberg, Dr. Luther in Ellrich, Dr. Habermann in Großwechsungen, Fr. Harms in Schulenburg und Dr. Dorn in Hildesheim.

Von S. M. Kreuzer⸗Korvette „Augusta“, Korvetten-Kapitän von Glöden, welche, mit den Ablösungs⸗ Kommandos für die Australijche Station an Bord, in der Nacht vom 1. zum 2. Juni d. J=sdie Insel Per im im Rothen Meere verlassen hat, um na 163211bany, West⸗ Australien, zu gehen, sind seitdem richten hier nicht eingetroffen. Es ist nicht unwahrscheinl. daß das Schiff mit einem Cyclon, der am 3. Juni, von Wombay kommend, Aden erreicht hatte, in Berührung gekommen ist. Wenn hier⸗ aus auch gefolgert werden muß, daß das Schiff durch widrige Umstände verhindert worden ist, seine Reise in der gewöhn⸗ lichen Weise durchzuführen, liegt doch kein Grund vor anzunehmen, daß das Schiff nicht noch sein Reiseziel auf einer weiteren, die Zone des Südost-Monsoons südlich um⸗ gehenden Tour erreichen wird.

Potsdam, 9. August. (W. T. B. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm hat heute Abend 7 Uhr über München die Reise nach St. Moritz angetreten.

Bayern. München, 7. August. (Allg. Ztg.) Der General⸗Inspecteur der Armee, Feldzeugmeister Prinz Luit⸗ pold, Königliche Hoheit, wird die vom 14. bis 16. September stattfindenden Uebungen der 4. Division besichtigen und in Kaiserslautern Quartier nehmen.

Sachsen. Dresden, 9. August. (W. T. B.) Der König und die Königin sind heute in der zweiten Morgenstunde von ihrem Ausfluge nach der Insel Rügen wieder in Pillnitz eingetroffen. Ihre Majestäten und Prinz Friedrich August werden heute Nachmittag der großen Re⸗ gatta der Rudervereine, welche auf der Elbstrecke zwischen Wachwitz und Loschwitz stattfindet, beiwohnen.

Oesterreich⸗ Ungarn. Pest, 8. August. (Wien. Abdpost.) Gestern hat wiederum ein Ministerrath stattgefunden, in welchem die vorgestern begonnenen Berathungen über das Budget fortgesetzt wurden. e

Der ungarische Kultus⸗Minister, . trägt sich mit der Absicht, die materielle Lage der niederen Geistlichkeit zu verbessern. Wie „Ne mz. Pol.“ meldet, hat der Minister seinen Vorschlag, welcher sich auf die Modalitäten der Aufbesserung der Bezüge und die Finanzirung bezieht, bereits ausgearbeitet und soll der bezüglich Entwurf nunmehr den Gegenstand der im Herbst stattfindenden Bischofskonferenzen bilden. (

Agram, 8. August. (Wien. Abdp.) Der Präsident Vukotinovie berief für Montag eine Klubkonferenz der Nationalpartei ein. Es ist außer Zweifel, daß die Nationalpartei das Vorgehen des Banus in Angelegenheit der Aktenstücke billigen werde.

Niederlande. Haag, 8. August. (W. T. B.) Der franzöfisch-niederländifche Handel vertrag ist heute ratifizirt und alsbald in Wirksamkeit gesetzt worden.

Belgien. Brüssel, 8. August. (Köln. Ztg.) Der Eisen⸗ bahn-Kongreß wurde heute durch eine Rede des Ministers van' den Pesreboom eröffnet und zum Vorsitzenden Fassiaux, Gencral-Sekretär des belgischen Eisenbahnamis, gewählt. Auf Vorschlag Gortschakoffs, des Präsidenten der russischen Gesell⸗ schaft „Polytechnie“, wurden zu Vize-Präsidenten ernannt: für Deutschland: Thielen, Eisenbahndirektions-Präsident aus Elberfeld; für Großbritannien: Sir A. Fairbairn M. P.; für Frankreich: Brame, General-Inspektor des Bautenamts; für Rußland: Staatsrath von Werchowsky; für die Niederlande: Abg. van Kerkwyk.

Großbritannien und Irland. London, 8. August. (W. T. B.) Drummond Wolff ist heute über Brüssel und Wien nach Konstantinopel abgereist. Derselbe wird, wie „Reuters Bureau“ erfährt, in Wien drei bis vier Tage verweilen.

9. August. (W. T. B.) Mr. Gladstone hat gestern Abend an Bord der Jacht „Sunbeam“ eine dreiwöchentliche Reife auf der Nordfee und nach der norwegischen Küste angetreten. *

Frankreich. Paris, 7. August. (Fr. Corr). Der heutige Ministerrath unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik stellte das Datum der Neuwahlen für die Deputirtenkammer definitiv auf Sonntag, den 4. Oktober, fest. Die Stichwahlen werden am 18. Oktober stattfinden. Des Weiteren beschloß der Ministerrath, daß diejenigen Richter, welche in dem Departement, wo sie ihren Amtssitz haben, als Kandidaten auftreten, zuvor ihre Entlassung zu geben hätten.

8. August. (W. T. B.) Der Präsident Grevy ist heute Vormittag nach Mont-sous-Vaudrey abgereist.

Der General de Courcy hat in seinen letzten Depeschen die Lieferung von verschiedenem Material ver— langt, wie es nothwendig sei, um die gesunpheitliche Lage der in Tongking zu errichtenden Garnisonen zu verbessern und zu sichern.

Die Reservisten der Kavallerie und Artillerie sollen am 9 d. zu einer vierwöchentlichen Uebung einberufen werden.

Dem „Temps“ zufolge, erklärte der chinesische Geschäftsträger, General Tscheng-ki-Tong, bezüglich des von der „République frangaise“ gemeldeten angeblichen englisch⸗chine sischen Bündnisses gegen Rußland: 3 1. Gesandtschaft sei davon durchaus nichts

ekannt.

9. August. Seine wurde an Stelle Victor Hugo's der Kandidat der Radikalen, Songeon, mit 337 Stimmen zum Senator

(W. T. B Im Departement der

gewählt. Der Gegenkandidat desselben, Daix (gemäßigter: Republikaner), erhielt 257 Stimmen. . Auf dem Kirchhof Pere⸗La-Chaise fand heute unte. zahlreicher Theilnahme die Einweihung des Denkmal; für Bilan qui statt. Es wurden mehrere Reden gehalten ö und mehrere Hochs auf die Commune ausgebracht, auch wurden von der Polizei einige rothe Fahnen in Beschlag genommen;. * die öffentliche Ruhe störende Zwischenfälle kamen nicht vor. . Als Ferry gestern Abend in Lyon zu einer Versamm— . lung eintraf, fanden auf dem Bahnhof und vor dem Hotel ö feindselige Demonstrationen gegen ihn statt, so daß die Polizei einschreiten und die Menge zerstreuen mußte. . Lyon, 9. August. (W. T. B.) In der Rede, welk Ferry in der gestern Abend hier stattgehabten Versammlun ; hielt, hob derselbe hervor, daß er an eine soziale Gefahr niht. glaube, da eine solche für Frankreich nicht existire, daß: jedoch nicht ohne Sorge darüber sei, daß die unfruchtbar Agitation der Hetzer dazu führen könne, bei den bevorstehen⸗ den Neuwahlen die Wahl einer Regierungsmehrheit a verhindern. 1 3

Spanien. Madrid, 7. August. (Köln. tg) Der Ministerrath beschloß gestern den Bau von drei Krieg schiff en, zu denen die Pläne und Entwürfe aus einer. Wettbe werbung ausgewählt werden, wobei die Antrag, welche ausländische Häuser machen, berücksichtigt werden sollen. 4

Serbien. Belgrad, 8. August. (Presse ) Wegen überhandnehmenden Räuberunwesens verordnet ein . Königlicher Ukas das Standrecht in den drei südöt. lichften Kreisen Uschiza, Rudnik und Tschatschak sowie in zwe . Bezirken des Potscharevatzer Kreises.

Dänemark. Kopenhagen, 8. August. (W. T. B) Der König und die Königin sind heute Nachmittag nach Rumpen heim abzgereist.

Amerika. New-⸗York, 8. August. (W. T. B.) Das Leichenbegängniß des Generals Grant hat heute in großartiger Weise stattgefunden. Der Leichenzug war fas 6 englische Meilen lang, und unter den Theilnehmern be— fanden sich der Präsident Cleveland, der Vize⸗Präsident Hendricks, die früheren Präsidenten Hayes und Arthur, die Minister und Mitglieder des obersten Gerichts hofes, dat diplomatische Corps, die Mitglieder des Kongresses sowie die Gouverneure der verschiedenen Staaten. Alle Geschäfte waren geschlossen.

Afrika. Egypten. Kairo, 6. August. (Allg. Cort] Dongola füllt sich wieder. Khasr⸗el⸗Nu s zwingt die Araber in seine Dienste zu treten. Er beabsichtigt, sich zum Diktator der Provinz zu machen. Mittlerweile sind die rebel⸗ lischen Derwische angekommen und treiben die Steuern in dem Distrikt ein, ohne von ihm Notiz zu nehmen.

Zeitungsftimmen.

Das „Leipziger Tageblatt“ bringt einen längeren Artikel über fremdlaäͤndische Ausstattung deutscher Fabrikat; Im Eingange desselben wird bemerkt; 3

Seit 1870/71 sei auf dem Gebiet der Ausstattung mn Benennung der deutschen Erzeugnisse entschieden eine Umwandlung n verzeichnen. Ueberall habe man eingesehen, daß die in Deutschlan bervorgebrachten Fabrikate nicht besser werden, wenn sie n

französischen oder englischen oder sonst welchen aus ländischen Name geschmückt würden, oder, was noch toller gewesen, wenn deutst Erzeugnisse erst nach Paris oder London gingen, um ven dort alt Parifer „Nouveautes? oder Londoner „Finest Quality“ nach den Heimathlande zu fabelbaften Preisen verkauft zu werden.

„Die deutschen Waaren dürfen so heißt es dann weiter weder durch' Verpackung noch Ausstattung, durch Etiketten und dergltiche⸗ den Anschein eines ausländischen, namentlich französischen oder en lischen Ursprungs gewinnen. Diese Unsitte schließt nicht nur ein Täuschung der Konsumenten ein, sondern sie muß auch auf die Daun das Änseken und den Abfatz der deutschen Industrie benachtheilizh und, was die Hauptfache ist, die Konkurrenzfähigkeit des deutsche Fabrikates wird in arge Mitleidenschaft gezogen. .

Gz ist wohl nicht' zu viel behauptet, wenn gesagt wird, daß alt Fabrik, alle Industriezweige in der Lage sind, nicht nur zu ibtin eigenen Nutzen, sondern auch zum Nutzen des Gemeinwobler * eigene deutfche Marke im Weltbandel zu Ehren zu bringen. müßten schlechterdings auf deutschen Waaren alle französischen in englischen oder sonst fremdländische Bezeichnungen, Namen, ut brücke . verpönt werden. Das gilt namentlich von Seifen, Pri fuͤmerien, Tabacken, Gummi, Maschinen, Werkzeugen u. a. m. .

Sind ewa unsere deutschen Schaumweine schlechter gew.. seitdem die deutschen Fabriken am Rhein und an der Mosel in Fabrikate mit deurschen Schildern versehen? Dzer ist unser be,,

bezw. Briefpapier geringer und untauglicher geworden, seitdem es nit

mehr mit „Bath“ oder . Finest Quality ausgezeichnet ist? Sicherlis

und deutsches Gesicht tragen. .

Ein Hauptgrund der falschen Etikettirung aber lag auch It darin, daß viele Industriezweige noch des direkten Verkehrs zwisck. Produktionsplätzen und ibren Absatzgebieten ermangelten, daß sis den fremden Zwischenhändlern abhängig waren. Auch diesem Nea tbeile ist durch die in den letzten Fahren durch das Reich in? Leben gerufene beffere Organisation des deutschen Exportgeschäftes kr schieden abgebolfen worden. 964

Die 3. 3. noch bestehende falsche Etikettirung im internen *, kehr hat aber noch einen anderen Grund. Es ist dies das vollstẽ r. unberechtigte Vorurtheil unseres Publikums gegen deutsche Industui, erzeunnisse, es ist die leidige Vorltebe sür alles Fremde und insbesth dere für ausländische Waaren. Die Fabrikanten werden fast falschen Etikettirung gezwungen. .

Es würde ungerecht sein, wollte man jene Industriellen, i Erzeugnisse unter falscher Flagge segeln, mit Strafe bedroben M. belegen. Wenn Etwas Strafe verdient, so ist es der Mans, Erzkebung oder Patriotismus. Es darf wobl kaum zu unscrer, . ö schuldigung dienen, wenn jener Mangel nicht blos eine deute Stammes eigenthümlichkeit ist; denn es herrscht nicht wenig; England die gleiche Vorliebe für gewisse französische und in Fran reich für gewisse englische Waaren. l

Wie jedoch bereits angedeutet, befindet sich die Entwickelung unerer heimischen Indust eie gerade in diesem Emanzivations kampfe auf dem besten Wege. Immer mehr faßt sie auf den inländischen Stapelrlätzen festen Fuß und rechtfertigt andererseits das Vertraaen Ir bre deistungs fãbigkeit Im internen Verkehr bat denn auch die frübere Gewobnheit, fremdländische Bezeichnungen zu wählen, erheb- lich abgenommen. ö

Namentlich mit der wiedererwachenden Entwickelung edleren Ge⸗ schmackes und besseren Stiles, mit dem Ausrotten des billig und ælecht' verschwindet auch bei unserem Publikum die Vorliebe für as Fremde. .

Verꝛitt haben es viele Engrosgeschäfte, fast ganze Industrie⸗ zweige erswungen, daß aus ländische Abnehmer sich der speziellen Be⸗ zeichnung des Ursprunges der Waaren als deutscer Waaren unter rerfen. Hauptsächlich sind es die Vereine der Chokoladen und Hut⸗ fabrikanten, welche bahnbrechend vorgegangen sind, ihnen gebührt für en beachtenswerthen Vorgang entschiedenes Lob und entschiedener

ank. ;

ö. Jetzt, nachdem Deutschland ein Reich ist, seit wir selbst Kolonien und dir(kte Absatzgebiete besitzen, seit das eigene Bewußtsein mehr erwacht ist und der Geschmack bei uns sich mehr ausgebildet hat und Frfabrungen gemacht und gesammelt worden sind, jetzt ist es wohl an der Zeit, daß alle deutschen Fabriken und alle deutschen Industrie- weiße nur eigene Marken und Etiketten anwenden, daß sie alle Ver— packungen mit künstlerisch ausgeführten Zeichnungen und Mono- grammen herstellen lassen, jetzt ist es an der Zeit, energisch aller alschen Etikettirung entgegen zu treten.

Das ausländische Publikum wird sich, joweit das noch nicht ge⸗ scheben ist, sehr bald von dem wahren Werth der, deutschen Waaren mrerjeugen und belehren lassen, und der Export dürfte dadurch ganz trkeblich gefoͤrdert und der inneren Weiterentwickelung unserer In— dustrie ganz entschiedener Vorschub geleistet werden.

Wohl trägt der deutsche Name bis in die entferntesten Erdgegen⸗ den einen guten Klang: er wird noch weit heller und lauter tönen, wenn allerorts von der Güte und Preiswürdigkeit deutscher Waaren Kenntniß erlangt worden ist. Es ist entschieden unser unwürdig, wenn deutsche Waaren mit fremden Namen auf den Markt kommen.“

Centralblatt für das Deuntsche Reich. Nr. 32. Inhalt: Zoll- und Steuerwesen: Veränderungen in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Polizeiwesen: Ausweisung von Aus—⸗ ändern aus dem Reichsgebiet.

Amtsblatt des Reichs⸗-Postamts. Nr. 33. Irbalt: Verfügungen: vom 30. Juli 1885: Verzichtleistung der allgemeinen Versorgungs-Anstalt im Großherzogthum Baden auf Kostenbeiträge beim Absckluß von Lebensversickerungs⸗Verträgen mit Beamten und Unterbeamten. .

Justiz· Ministerial · Blatt. Nr. 31. Inhalt: All— gemeine Verfügung vom 11. Juli 1885, betreffend die in Folge des Ablebens von Ausländern im Inlande zu machenden Mittheilungen. Allgemeine Verfügung vom 28. Juli 1885, betreffend den zu den Notariatsurkunden in dem Bezirke des Ober-Landesgerichts zu Köln ju verwendenden Stempel. (Das nächste Justizʒ Ministerial⸗Blatt erscheint am 21. August d. J.)

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 32. In⸗ halt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Zusammensetzung der technischen PrÜüfungskommissionen in Preußen Nichtamtliches: Die neue Brücke und Station Blackfriars in London. Zweites Jutachten über den baulichen Zustand des Domes in Worms. Der Central⸗Vieh⸗ und Schlachthof in Berlin. (Schluß Ver⸗ mischtes: Neue eiserne Brücke über die Oder in Breslau Bau von Fabrikschornsteinen. Reinigung von Hausteinfagaden. FGlektrische Beleuchtung im Londoner South-Kensington Muscum. Draht aus geschmoljenem Stahl. Technische Hochschule in Hannover.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Quartalblätter des Historischen Vereins für d Großherzogthum Hessen. Redakteur: Ernst Wörner. 1836, Rr. 1, ausgegeben im Juni 1885. Darmstadt, im Selbstverlage des Vereins; in Kommissisn der Hofbuchhandlung von A. Klingelhöffer. In dem vorliegenden ersten Heftchen dieser Blätter für 1885 wird zunächst unter den ‚Vereinsangelegenheiten‘ ein ausführlicher Be= richt ber das fünfzigjäbrige Jubiläum des Vereins erstattet. Der Verein beging diese Feier am 18. Februar d. J. durch eine Fest⸗ versammlung in Darmstadt, in den Räumen der Vereinigten Gesell. schaft und am Abend durch ein Festmahl im Militärkasino. Der Saal, in welchem die Festversammlung stattfand, war mit der Büste des Groß⸗ herzogs, Fabnen und Pflanzengruppen geschmückt; in zwei Glastischen batten Hr. Gustav Dieffenbach aus Friedberg eine reiche Sammlung von Fundgegenftänden der Bronzejeit aus Ockstadt und Hr. Kofler aus Darmstadt zablreicke Objekte aus einer von ihm aufgedeckten roͤmischen Riederlaffung in Gernsheim sowie vpraäͤhistorische Gegenstände ausgestellt. Eine aufgestellte Tafel enthielt die seit der Zeit seiner Bezründung von dem Verein herausgegebenen Publikationen, eine andere die literagrischen Festgaben, darunter auch das als Gabe des Vereins an seine Mitglieder veröffentlichte Werk von Dr. R. Adamy über die Einbard-Basilika im Odenwalde, das seiner Zeit an dieser Stelle bereits besprochen worden ist. Die Festsitzung wurde Lurch das Erscheinen des Großherzogs sowie der Prinzen Heinrich, Wilhelm und Alexander von Hessen ausgezeichnet, welche von dem Vereins Präsidenten Br. Rieger, dem Vije⸗-Präsidenten, Stadtpfarrer Ritsert, und dem Vereinssekretär, Haus., und Staats ⸗Archivar Dr. Frhrn. Schenk zu Schweinsberg begrüßt und in den Saal geleitet wur⸗ den. Der Vereins ⸗Präsident eröffnete sodann die Versammlung mit einem eingehenden Ueberblick über die Geschichte und bisherige Thätigkeit des Vereins sowie über die in Zukunft zu erstrebenden Ziele. Nachdem der Vereins Präͤsident geendet, erhob sich der Großherzog und überreichte ihm unter huldvoller Ansprache die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Der Großherzog drückte dem Verein ine Gluͤchwünsche aus und bemerkte, daß er die Medaille sowohl in Anerkennung der Thätigkeit des Vereins als auch wegen der wissen⸗ schaftlichen Verdiente des Präsidenten Rieger diesem verleibe. Nach chrerbietigem Dank des Praͤsidenten, den derselbe auch für die ihm kurz rorher durch die Großberzogliche Staatsregierung zugegangene Zusage einer Unterstütz ung von 800 S zum Zweck von Ausgrabungen cus sprach, folgten die Ansprachen der erschienenen Ebrengäste, des Senators don Oven als Deputirten des Frankfurter Vereins, deß Bibliothekars Dr. Velke als Vertreter des Vereins fur Rheinische Geschichte in Main; und des Dr. Buchner von Gießen als Vertreter des Vereins für Oberhessische Geschichte. Der Vereins ⸗Präsident dankte Jedem einzeln, auch den Gebern der Festgeschenke und denjenigen Vereinen, welche den, hefsischen Verein fchriftlich beglückwänsckt hatten; Solche sFbriftliche Begrüßungen waren eingelaufen: von dem Wiesbadener Verein, von dem Verein für hessische Geschichte und Landeskunde in Kaffel, von den Hefchichtsvereinen in Hanau und Mannheim, von dem Ärchitekten⸗ und Ingenieurverein in Darmstadt. Darauf hielt der Vereinssekretär Dr. Frhr. Schenk zu Schweinsberg einen Vortrag ek, den Anfall. der hessiscken Erbschaft an das Haus Brabant. Als letzter Gegenstand der Tagesordnung folgte ein Vortrag des Hrn. Gustav Dieffenbach aus Friedberg, über den Bronzefund von Ockstadt, dessen interefsanteste Stücke ausgestellt waren. Nackdem der Groß⸗ berzog und die Prinzen die letzteren besichtigt hatten, verkündete der Praͤsident noch die Ernennung von 4 correspondirenden Mitgliedern und schloß fodann die Verfammlung mit einem Hoch auf den Groß erzog. Die erwäbnten Vorträge sind ibrem Wortlaut nach in dem dest abgedruckt Ueber die Haurtversammlung des Vereins, welche sich an die Festsitzung anschloß, soll später berichtet werden. Die Jubiläumsfeier wurde mit einem Festmabl beschlossen, welcheß am Abend in den Räumen des Militärkasinos stattfand, die der Prinz Heinrich von Hessen, Commandeur der Großherzoglichen

* I

Division, huldreich zur Verfügung gestellt hatte. Die Theilnehmer wurden dadurch noch besonders erfreut, daß der Großberzog nach der eigentlichen Tafel die Versammlung abermals mit seinem Be⸗ suche beebhrte und einige Zeit in derselben xrxerweilte. Am Schluß des Hests folgen noch historische und archäologische Mittbeilungen, und jwar über die Aufdeckung eines weiteren Ale mannengrabes auf dem Wartberge bei Friedberg, im März d. J., und über neue Funde von römischen Resten, welke bei den Kanal bauten in Mainz, im Juni, zu Tage gekommen sind.

Wilh. Kochs u. Reimers Antiquariat in Königs⸗ berg bat über sein Bücherlager den Katalog Nr. 13 unter dem Titel Literaturgeschichte, deutsche Sprachwissenschaft und Literatur, neuere Sprachen“ veröffentlicht. Derselbe enthält ein Verzeichni5 von 956 auf die genannten Gebiete bezüglichen Schriften, welche unter folgende Adbtheilungen veriheilt sind: I. Literaturgeschichte, nebst Encyklopãdien; II. deutsche Sprachwissen ˖ schaft; III. Alt, und Mittelbochdeutsch, sowie Gothbisch; IV. Neuere Sprachen (allgemeine Sxrachwissenschaft und Vermischtes, Englisch, Französisch, Italienisch, Russischz; Anhang (Zeitschriften, Werke zur

Kunst und Musik). Veterinärwesen. In dem Krüise Oszmianv des russischen Gouvernements Wilna ist neuerdings die Rinderpest wieder ausgebrochen.

Gewerbe und Handel. In der beutigen Aufsichtsraths⸗Sitzung der Nationalbank für Deutschland gab die Direktion eine Gewinn ⸗Uebersicht des ersten Semesters. Dieselbe ergiebt nach Abzug aller Spesen und Unkosten bei erheblicher Echöhung des Prorisionskontos einen Nenio— gewinn ron 10K p. r. t.

Antwerpen, 8. August. (W. T. B.) Woll auktion. Schluß 2313 B. Laplatawollen angeboten, daron 1175 B. verkauft. Preise unverändert. Das Gesammtresultat ist folgendes: Angeboten wurden 21 279 B. Laplata-⸗. 315 B. diverse Wollen, verkauft 10 740 B. Laplata⸗, 64 B. diverse Wollen. Der Vorrath beträgt 39 365 B. Laplata⸗ und 11369 B. diverse Wollen.

Glasgow, 8. August. (B. T. B.) Die Voxräthe von Robeisen in den Steres belaufen sich auf 613 200 Tons, gegen 87 000 Tons im vorigen Jahre. Zabl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 93, gegen 95 im vorigen Jahre.

Submissionen im Auslande. Spanien.

1) 25. September. Madrid. Marine ⸗Ministerium. zweier Stahlpanzerschiffe dritter Klasse von je 1000 t. 2) 5. Oktober. Madrid. Dieselbe Behörde.

Stablpanzerschiffs erster Klasse von 45309 t.

Die näberen Bedingungen in spanischer Sprache zur Einsicht beim Deutschen Reichs ⸗Anzeiger.

An dem Koakurse können sich solche ausländische Werftenbesitzer betheiligen, welche Schiffe gleicher oder höherer Kategorie für ihre Landesregierung zu deren Zufriedenbeit geliefert haben.

Der Marine⸗Minister behält sich vollständig freie Entscheidung vor, unter den einlaufenden Propositionen zu wählen oder auch keine derfelben anzunehmen. Näheres ist von dem Director del Material del Ministerio de Marina in Madrid in Erfahrung zu bringen.

Verkehrs⸗Anftalten.

Hamburg, 8. August. (W. T. B.). Der Postdampfer Wieland der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗Jork kommend, heute Vor⸗ mittag Scillv vassirt;, und der Post dampfer „Hungaria“ derselben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, in St. Thomas eingetroffen. .

10. August. (W. T B.) Der Postdampfer . Sue via“ der Hamburg⸗Amexrikanischen Packetfahrt⸗Aktien⸗ gefellfchaft ist, von Hamburg kommend, gestern Nachts 12 Uhr in New-⸗Pork eingetroffen.

Trie st, 9. August. W. T. B.. Der Llovddampfer „Achille“ ist mit der ostindisch-chinesischen Psst aus Alexandria heute Vormittag hier eingetroffen.

Lieferung

Lieferung eines

Berlin, 10. August 1885.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 172. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn von 450 000 S auf Nr. 10242.

16ewinn von 45 000 66 auf Nr. 50 040.

1 Gewinn von 15 000 S auf Nr. 87 685.

2 Gewinne von 6000 S6 auf Nr. 5379. 66991.

34 Gewinne von 3000 6 auf Nr. 6478. 6869. 10946. 12 238. 17302. 17993. 18951. 20 966. 22 578. 26797. 28 204. 30282. 33 816. 34457. 35 042. 35 948. 38 573. 43457. 46427. 49 686. 52 346. 63 064. 67 246. 69 314. 73 584. 74465. 75 631. 76 848. 83 619. 87 032. 88 734. 89 812. 90 570. 91 348.

41 Gewinne von 1500 6 auf Nr. 71. 916. 3552. 5524. 6428. 12149. 12552. 13542. 13917. 16048. 22 204. 23 296. 24249. 26 941. 31 259. 32 055. 33 359. 35 786. 36 790. 37 625. 43 825. 46979. 54 103. 57 649. 60793. 65 134. 65 467. 65 507. 69 272. 74 590. 76189. 82 050. 82 268. 82707. 82746. 83 533. 85 738. S6 229. S6 292. 88 952. 90 291.

sg Gewinne von 550 S6 auf Nr. 2273. 5342. 5372. 6757. 7912. 8215. 9760. 12 330. 12569. 13 595. 14067.

15 030. 15172. 15243. 15 688. 17533. 18456. 18949. 19 685. 20 639. 22 850. 23 292. 26 065. 27011. 29 189. 30 238. 30 846. 31 235. 31 565. 31 878. 32122. 32786. 33 963. 35017. 35 590. 35 829. 36277. 37470. 39 096. 39 3706. 41406. 42378. 43 839. 46103. 46 3009. 465835. 46 936. 47 833. 48421. 48 653. 49 320. 51 057. 52671. 55 241. 57 742. 59 4532. 60 964. 61 4537. 61 458. 62963. 64 521. 65 933. 66 330. 66 747. 67 0932. 67 321. 68 594. 68 673. 76 156. 71 535. 71 919. 72842. 73 4908. I8 002. 78 887. 79 095. 82673. 83 054. S4 043. 84 188. S6 547. 87 0657. 88 516. 89 389. 90 221. 92 858. 92572. 94 532. 94 860.

Der Besuch der gestern auf der Rennbahn des Vereins für Hindernißrennen bei Charlottenburg abgehaltenen Pferderennen war wegen des den ganzen Vormittag hindurch anhal⸗ fenden Regens ein nur sehr mäßiger. Die Rennen begannen um 4 Uhr mit: . .

F Toledo-Hürden Rennen. Preis 1000 6. Für s jähr. und ältere Pferde. 50 4 Einsatz, 30 S Reugeld. Distanz ca. 3260 m. Dem zweiten Pferde 2560 des event. Uebergebots auf den Sieger. Von 8 angemeldeten Pferden starteten vier: des Lieutn. Schaeider 3jäbr. br. W. „Panmure“, welcher unter Jockev Smith mit ziemlich sicherer Aussicht auf den Sieg an der Spitze ging, brach bei der letzten Bürde aus und kam zu Fall. Dadurch siegte des Rittmeisters v. Schmidt Pauli br. F. H. Horace Vernet?, v. Cam buscan a. d. Honesta, 737 kg (Planner) mühelos mit 6 Längen gegen des Grafen Sierstorpff⸗Franzdorf 5 jähr. schwbr. H. . Leibkürassier .. Des Lieutn. Preuß dr. St. „Comet wurde letzte, Horace Vernet erhielt 13260 d und da er in der Auktion für 3500 S zurückgekauft wurde, so erhielt Leibkürassier' den vierten Theil des Mehrgekots mit 125 S als Preis. Um 43 Uhr folgte dem Rennen:

I. Großes Offizier Jagd Rennen. Preis 20) M Für jähr. und ältere Pferde aller Länder, im Besitz von aktiven Offizieren der deutschen Armee und von solchen zu reiten. 40 S6 Finf, 25 6 Reug. Distan; ca. 5509 m. Dem zweiten Pferde bis 256 6, dem dritten Pferde bis 150 1 aus den Einsätzen und Reu⸗ geldern. 11 Pferde waren genannt, 4 erschienen am Ablauf. Es siegte nach einem sebr schönen und überraschenden Finilb des Rittmstr. Graf Bismarck (1. Garde⸗Drag.) a. dbr. O. „The Rook?“ v Jobn

‚Taboutza⸗ dritte. Des Rittmstr. Grf. Schlippenbach schwbr— W. „Grofton“ stürjte. Werth des Rennens 2000 M dem Sieger, 250 6 dem zweiten, 50 dem dritten. Rittmstr. v. Kramsta batte mit tiefem Rennen feinen 25. diesjährigen Sieg erreicht, und wurden ibm in Folge dessen vom Publikum lebbafte Hochrufe und von seinen engeren Freunden Blumen und Kranzspenden dargebracht. Um 5 Uhr folgte diesem Rennen:

III. Adare⸗Hürden⸗Rennen. Preis 809 M. Internatio- nales Herren Reiten. Für 3jähr. u. ältere Pferde. 30 4 Eins. 10 46 Reug. Distanz ca. 3200 m. Von 15 angemeldeten Pferden erschienen nur 4 am Start, von denen leicht mit 5 Längen des Lieut. Frbrn. von Fuchs-⸗Nordhoff jähr. br. S. Percunos v. Chamant 4. d. Pulcherrima (Eieut. Grf H Dohna) gegen des Baron Trützschler ˖ Falkenstein jähr. schwbr. St. . Minnie. (Rittmstr. v. Bod din) siegte. „Harald! wurde 12 Längen dahinter Dritter, dann folgte Ursula.“ Werth des Rennens 1969 6, welche dem Sieger zufielen. Diesem Rennen folgte um 55 Uhr:

IV. Preis von Wustermark. 1000 M Jagd ⸗Rennen. Für 3 jähr. u. ältere Pferde. 45 M Eins. 20 46 Reug. Dem zweiten Pferde 40 ο der Einsätze u Reugelder. Distanz 3007 m. 17 Unter⸗ schriften, 6 liefen, von denen des Lieut. v. Köller 5jäbr. br. St. Meadow Sweet“, v. Springfield a. d. Jane, bös kg (R. Johnion) leicht mit 15 Längen, des Rittmstr. v. Schmidt Pauli a. F. -Con⸗ queror“, 64 g (Holly), schlug. Lieut. Prinz G. Radziwills F. -St. ‚Odaliske“ wurde 10 Längen dahinter Dritte, dann folgten The Saueakern, „Pretext' und „Halifax. Werth des Rennen 1276 6 der Siegerin, 184 6 dem Zweiten. Die Siegerin wurde in der Auktion für 4000 S6 von Rinmstr. v. Schmidt⸗Pauli gefordert. Da sie nur mit 3000 M eingesetzt war, so fiel der Rennkasse die Summe von 1000 M (der ausgesetzte Preis) zu. Den Schluß des Tages bildete um 6 Uhr:

V. Ernte ⸗Jagd⸗Rennen. Preis 109 M Internationales Herren Reiten. Für Zjährige und ältere Pferde, welche bereits ein Rennen im Werthe von 1000 6 oder darüber gewonnen haben. 40 M Einsatz, 22 M Reugeld. Distanz ea. 500 m. Dem zweiten Pferde 60 oo der Einsäße und Reugelder. Von 8 angemeldeten Pferden erschienen nur 2 am Pfosten und da des Freiherrn E. von Falkenhausen a. F. St. „Per Dampf? nach kaum dem fünften Theil der Distanz beim Hinabreiten in die erste Schlucht zu Fall kam und das Rennen aufgab, so blieb dem 6iähr. schwör. H. „Fliegende Holländer! v. Dutch Skater a. d. Sweet Galingale, 77 kg, des Rittmstr. Graf Bismarck (geritten von Rittmesster ron Kramsta) unbestritten der Sieg und der Preis von 1200 (10

Die nächsten Rennen auf dieser Bahn finden am Sonntag, 16. August, Nachmittags 4 Uhr, statt.

München, 9. August. (W. T. B.) Der III. Deutsche Meteorologen / Tag eröffnete heute unter dem Vorsitz des Direktors der Deutschen Seewarte, Professor Dr. Neumaver, seine geschäftliche Sitzung zur Berathung Über die Verschmeljung der österreichischen und deutschen meteorologischen Gesellschaft. Der Beschluß wurde vertagt.

Marseille, 8. August. (W. T. B) Innerhalb der letzten 24 Stunden sind 39 Cholera Todes fälle vorgekommen.

9. August. (W. T. B) Von gestern Nachmittag 5 Uhr bis heute Nachmittag 1 Uhr sind hier 17 Cholera Todesfälle gezählt worden.

Aus Toulon wird gemeldet, daß in dem dortigen Marine⸗ Hospital ein der Cholera verdächtiger Todesfall vorgekommen sei.

Krolls Theater. Sgra. Ella Russell ist durch eine leichte Indis⸗ position aufzutreten verhindert, sodaß für morgen, Dienstag, eine Uende⸗ rung des Repertoires nötbig wird. Statt der. Margarethe“ werden Die lustigen Weiber von Windsor“, und zwar mit Frl. Frank als Fr. Fluth und Frl. Kronold als Anna, zegeben werden. In der gestrigen Sonntags. Aufführung der „Zauberflöte“ hat die letztgenannte Sän— gerin übrigens ein seltenes Wazstück mit dem glücklichsten Gelingen vollbracht, indem sie für die an diesem Tage erkrankte Pamina (Frl. Martin) fofort eintrat und ohne Probe die Partie außer ihrer eigenen, der ersten Dame, ebenfalls glänzend durchführte. Das Gastspiel der amerikanischen Primadonna findet am Donnerstag in Gounods „Margarethe“ seine Fortsetzung, da bis dahin voraussichtlich die Jadisvosition der Sängerin gehoben sein wird. Am Mittwoch vollzieht sich ein Jubelereigniß im Krollschen Opern⸗Repertoire, näm⸗ lich die 25. Aufführung von Kaisers „Trompeter von Säckingen“, welche der Komponist persönlich dirigiren wird. In Mn betracht dessen, daß das umfassende Repertoire der Sommer oper auf einen fortwährenden Wechsel der Aufführungen angewiesen ist und die genannte Orer bekanntlich erst in der laufenden Saison zum ersten Male hier aufgeführt wurde, ist dieses Jubiläum ein Beweis für die große Beliebtheit, die sich das Werk des jungen Tonsetzers auch neben dem Neßlerschen Trompeter? in weiten Kreisen erworben hat. Hr. Perotti, der Heldentenor von der Königlich ungarischen Rational-Oper, dessen Gastspiel in den nächften Tagen beginnt, ist bereits hier eingetroffen.

Das Belle · Alliance Theater brachte am Sonnabend wieder eine Possen Novität: „Sein Steckenpferd“, von Leon Treptow, zur Aufführung. Der Verfasser, welcher sich auf dem Gebiete der Schwänke und Possen bereits einen Namen gemacht hat, verweist auch diefe neueste Arbeit unter die Rubrik der Schwänke, obwohl die⸗ felbe an manchen Stellen höher hinauf strebt und sich dem eigentlichen Luftspiel zu nähern versucht. Eine einheitliche Handlung, welche man bei einem Schwank allerding? durchschnittlich nicht erwartet, wird auch von dem Verfasser in seinen Stücken nur mit großer Zurückhaltung geboten. Diesem Mangel halten aber humorvolle, mehr oder minder treffende Bemerkungen und Witze und eine stets zum Lachen reizende Situa⸗ tionskomik erfolgreich das Gleichgewicht. Der Grundgedanke der Handlung ist nicht neu und schon wiederholt in Lustspielen und Possen verwendet worden. Die Hauptperson des Stückes bildet ein plötzlich vom; Ehrgeiz gepackter, reich gewordener Handwerker, welcher diesmal die Schwäche besitzt, sich nur in Gesellschaft sogenannter „Ritter vom Geist“ wohlfühlen zu können. Natürlich büßt er dabei seine häusliche Behaglichkeit ein, bis er, durch Schaden gewitzigt, von seinem krankhaften Streben geheilt wird. Der Verfasser hat mit glücklicher Hand interessante Beobachtungen aus dem Leben herausgegriffen und ansprechend verwerthet. Der Schluß des ersten Aktes erwies sich als besonders wirkungsvoll, und war ebenso trefflich ersonnen wie die Schlußscene des letzten Aktes, in welcher der von aller Welt verlassene, zerknitschte Familienvater plötzlich in seinem Zim- mer alle seine Lieben, zu einem Bilde behaglicher Häuslichkeit vereinigt, wiederfindet. Die Darstellung war im Ganzen eine recht geschickte. Die Herren Schul; (Bohrmann), Mietzner (Dr. Vogel) und Nhil (Emil Lefsing) spielten mit anerkennenswerther Frische und kräftigem Humor. Ünter den Damen sind Frl. Lehmann (Grete) und Frl. Falkenhagen (Minna) hervorzuheben, welche Letztere die Partie des gefühlvollen Dienstmädchens mit gewinnender Schalkhafigkeit und Natürlichkeit spielte. Tie Aufführung fand von Seiten des Publikums reichen Beifall, an welchem der Verfasser und Die Darsteller gleich mäßig Antheil hatten. .

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