1885 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Aug 1885 18:00:01 GMT) scan diff

§. 23.

Das Urtheil wird nebñ Gründen von dem ersten Be⸗ richterstatter entworfen und in der Urschrift von den ständi⸗ gen, den durch den Bundesrath gewählten nichtständigen und von den richterlichen Mitgliedern, welche an der Verhandlung betheiligt gewesen sind, unte e get.

Im Eingange des Urtheils sind die Mitglieder, welche an der Entscheidung theilgenommen haben, namentlich auf⸗ zuführen; auch ist der Sitzungstag zu bezeichnen, an welchem

die Entscheidung erfolgt ist. ; Die Ausfertigungen der Urtheile werden mit der Ueber⸗

schrift versehen: . „Im Namen des Reichs“. Sie enthalten neben dem Siegel des Reichs⸗-Versicherungs⸗ amts die Schlußformel: ö. „Urkundlich unter Siegel und Unterschrift“ „Das Reichs⸗Versicherungsamt“. Die Vollziehung erfolgt durch den Vorsitzenden.

III. Besondere Befugnisse des Vorsitzenden. 8§. 25. 8 . Dem Vorsitzenden steht die Leitung und Beaussichtigung des gesammten Dienstes zu; er trifft die nähere Bestimmung über die Vertheilung der Geschäfte und ernennt insbesondere in den Fällen der 85§. 14, 16, 27 und 88 des Unfall ver siche⸗ rungsgesetzes die Vertreter und Beauftragten des Reichs⸗Ver⸗ sicherungsamts. 2 §. :

Der Vorsitzende ordnet die Einrichtung der Bureaux, der Akten und Geschäftsregister; ihm steht die Verfügung in allen Verwaltungsangelegenheiten des Amts, insbesondere in den⸗ jenigen zu, welche das Etats- und Kassenwesen, das Dienst⸗ gebaude und dessen Einrichtung, die Vervollständigung der

Bibliothek und sonstige . betreffen. 7

Mit Genehmigung des Reichskanzlers kann der Vor⸗ sitzende einen Theil seiner Befugnisse einem ständigen Mit⸗ gliede des Reichs-Versicherungsamts übertragen. Der Vor⸗ sitzende wird im Behinderungsfalle von dem nächstältesten

ständigen Mitgliede vertreten.

IV. Innerer Geschäftsgang. d. 28.

Vorladungen und Zustellungsschreiben werden durch die Unterschrift des von dem Vorsitzenden dazu bestimmten Beamten und unter Beifügung des Siegels des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts beglaubigt. .

In gleicher Weise erfolgen die in den §§. 14 und 16 des Ünfallversicherungsgesetzes vorgeschriebenen Einladungen zu den General- und Genossenschaftsversammlungen. Die⸗ selben können mittelst einfachen Briefes durch die Post bewirkt werden.

§. 28.

Das Reichs-Versicherungsamt führt zwei Siegel; .

I) ein großes Siegel, welches dem von dem Reichsgericht geführten entspricht und nur bei förmlichen Ausfertigungen, insbesondere der Urtheile gebraucht wird;

2) ein kleineres Siegel, welches den bei den Gesandt⸗ schaften des Deutschen Reichs eingeführten Siegeln entspricht mit der Umschrift: „Reichs-Versicherungsamt“.

V. Geschäftssprache. §. 30. ‚.

In Betreff der Geschäftssprache vor dem Reichs⸗ Versicherungsamt finden die Bestimmungen in den 85. 186 ff. des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 18757 ent⸗ sprechende Anwendung. Eingaben, welche nicht in deutscher Sprache abgefaßt sind, werden nicht berücksichtigt. VI. Geschäftsbericht.

. 6. 31. eines dem

Am Schlusse jeden Jahres hat Versicherungsamt Reichskanzler einen Geschäftsbericht einzureichen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.

Gegeben Bad Gastein, den 5. August 1885.

(l. 8.) Wilhelm. von Boetticher.

Die Nummer 26 des Reichs-Gesetzblatts, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter

Rr. 1620 die Verordnung, betreffend die Formen des Verfahrens und den Geschäftsgang des Reichs-Versicherungs⸗ amts. Vom 5. August 1885; und unter

Nr. 1621 die Bekanntmachung, betreffend die äußersten Grenzen der im öffentlichen Verkehr noch zu duldenden Ab⸗ weichungen der Maße und Meßwerkzeuge, Gewichte und Waagen von der absoluten Richtigkeit. Vom 27. Juli 1885.

Berlin W., den 12. August 1885.

Kaiserliches Post-Zeitungs⸗Amt. Didden.

Königreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: die Oekonomie⸗Kommissions⸗Räthe Picht zu Bromberg und von Baum bach⸗Amönau zu Kassel zu Regierungs⸗ und Landes-Oe'konomie⸗Räthen zu ernennen; sowie dem Gutsbesitzer Christoph Winkelmann zu Koebbing, Kreis Münster, und dem Schäferei-Direktor Karl Schultz zu Prenzlau den Charakter als Oekonomie⸗-Rath zu verleihen.

Finanz⸗Ministerium.

Bekanntmachung.

Die unter den Nummern 1305, 1770, 31d und 2726 in die unterzeichnete Anstalt aufgenommenen Mitglieder wer⸗ den gemäß 8. 8 des Reglements vom 3. September 1836 auf— gefordert, den am 1. Juli er. fällig gewesenen Beitrag, sowie den sechsten Theil desselben als Strafe, unverzüglich zu be—⸗ richtigen, widrigenfalls nach jenem 8. 8 weiter verfahren wer— den wird. Berlin, den 10. August 1885. Direktion der Berliner allgemeinen Wittwen-Pensions⸗- und Unterstützungs⸗Kasse. Freiherr von Lentz.

inisterium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der praktische Arzt Dr. Heinrich Wehr zu Leinefelde ist zum Kreis-Wundarzt des Kreises Worbis, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Leinefelde, ernannt worden.

Dem Kankor und Organisten Ernst Fischer zu Glogau ist das Prädikat Musik⸗Direktor beigelegt worden.

Abgereist: Se. Excellenz der Staate⸗ und Finanz⸗ Minister, Dr. von Scholz, nach Seeheim kei Konstanz. Angekommen: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime

Rath und Präsident des Reichsbank Direktoriums, von

Dechend, aus der Schweiz; . der Ober-Berghauptmann und Ministerial⸗Direktor,

Pr. Huyssen, von Saarbrücken.

das Reichs-

Per sonalveränder ungen.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Bad Gastein 28. Juli. v. Scheve, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 132, in das Inf. Regt. Nr. 44 versetzt. 1. August. Frhr. v. Thüům ml er, Hauptmann a. D zuletzt Vorstand des Festungegefängnisses in Rastatt, zur Dienstleistung in eine etatsmäßige Hauptmannsstelle bei dem Bezirks- Kommando des Rehgrve xa ndmeht. Reg ment (2. Berlin) Nr. 35 kommandirt. z August. v. Dartrott, Oberst Lt. und etatsmäß Stabsoffiz. des Inf. Regts. Nr. 96. unter Stellung 3 la snite dieses Regts. nach Württemberg, behufs Uebernahme des Kommandos des Int. Regts. Rr. 121, kommandirt. Malotti v. Trzebiatows ki, Oberst /t. dom Inf. Regt. 96. zum etatsmäß. Stabsoffiz, v. Marklowski, Major von dems. Regt, zum Bats. Commandeur, ernannt. v. Man⸗ stein, Hauptm und Comp. Chef v. Inf. Regt Nr. 76, unter Beförder. zum überzähl. Major, in die erste Hauptmannsstelle des Inf. Regts. Rr. J6, r, Seydkitz, Happtm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Rr. 7, in Tas Inf. Regt. Rr. 76, v. Kropf f, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. T6 und Comp. Führer bei der Unteroff. Schule in Biebrich, als Fomp. Chef in das Inf. Regt. Nr. 97, v. Mentaz, Pr. Tt. vom Inf. Regt. Nr. 15, unter Beförderung zum Hauptm, vorläufig ohne Patent, und unter Stellung à la suite des Inf. Regts. Nr. 13, als Comp. Führer zur Unteroff. Schule in Biebrich, Gentner, Pr. Tt. vom Inf. Regt. Nr. 14, in das Inf. Regt. Rr. 15, Riefe, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 965, unter Beför⸗ derung zum Pr. Lt. und unter Belassung in seinem Kommando zur Dienstleist. bei den Gewehr« und Munitionsfabriken, in das Inf. Regt. Rr. 14, versetzt. Bartholomgeus, Hauptm, und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 130, dem Regt, unter Beförderung zum uͤberzähl. Major, aggreg. Hoyer, Pe. Lt. von dems. Regt, zum Hauptm. und Comp. Chef befördert. Bormann See. Lt., bis ber in See⸗Bat., unter Beförderung zum Pr. Lt., im Inf. Regt. Nr. 130 angestellt. n

Abfchiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Bad Ga stein, 3. August. Frhr. vx. Barnekow;. Sec. Lt. vom Kaiser Alexander Garde ⸗Gren. Regt. Nr. 1, behufs Uebertritts zur Marine (See · Bat.) ausgeschieden. .

Im Beurlaubtenstande. Bad Gastein, 1. August. Pagenstecher, Pr. Lt. a. D., zuletzt von der Res. des Gren. Regts. Rr. 199, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗

Uniform ertheilt. Kaiserliche Marine. ;

Beförderungen, Versetzungen re. Bad Gastein, 30. Juli. Dräger, Kapitän⸗Lt, zum RKomman— danten Sr. Majestät Apisos „Loreley ernannt. Rittmeygr, Forv, Kapitän, von der Stellung als Kommandant Sr. Majestãt Avisos „Loreley entbunden. J. Au gu st. M älter J, Lt. zur See, deffen Kommando zur Gesandtschaft in Stockholm bis auf Weiteres verlängert. 3. August. Bormann, Sec. Lt. vom See⸗Bat., behufs Uebertritt zur Armee, von der Marine aus⸗ geschieden. Frhr. v. Barnekow, Sec. Lt, bisher im Kaiser Ulexander Garde Gren. Regt. Nr 1, mit einem Patent vom 13. Oktober 1876 im See⸗Bat. angestellt.

Ernennungen,

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. August. Se. Majestät der Kaiser und König haben gestern Nachmittag 184 Uhr die Rückreise von Gastein nach Potsdam angetreten.

Wie „W. T. B.“ berichtet, verließen Se. Majestät um 1äUhr 26 Minuten die Gemächer im Badeschlosse. Im Vestibül desselben erwarteten den Kaiser zahlreiche Kurgäste, von denen Se. Majestät in leutseliger Weise Abschied nahmen, indem Allerhöchstdieselben die Hoffnung auf eine glückliche Wiederkehr aussprachen.

Von der auf dem Straubinger Platz dicht angesammelten Menge enthusiastisch begrüßt, begaben Sich Se. Majestät sodann in das Hotel Straubinger, um Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Sachsen⸗Weimar einen AÄbfchiedsbesuch zu machen. Hier verweilten Se. Majestät etwa 20 Minuten, worauf Allerhöchstdieselben mit dem Flügel-Adjutanten Oberst⸗Lieutenant von Plessen in Wagen Piatz nahmen. Die Musik spielte die preußische Volkshymne, und das Publikum brachte endlose begeisterte Hochrufe aus, auf welche Se. Majestät, aufrecht im Wagen stehend, nach allen Seiten dankten. Die Abfahrt nach Lend erfolgte um 1 Uhr 45 Minuten.

Den Armen von Gastein haben Se. Majestät die Summe von 500 Fl. überwiesen.

Nachmittags 5 Uhr trafen Se. Majestät der Kaiser mit dem von dem Präsidenten Czedik und dem Hofrath Klaudy geführten Extrazuge, welcher in Lend um 3167 Uhr bestiegen worden war, in Salzburg ein. Se. Majestät wurden auf dem Bahnhöfe von dem Statthalter Grafen Thun, dem Landes— Hauptmann Grafen Chorinsky und dem Bürgermeister Scheibl empfangen und begaben Sich nach dem Hotel de l'Turope, wo Allerhöchstdieselben von Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Erz—= herzog Ludwig Victor begrüßt wurden.

üÜüm 6 Uhr fand bei Sr. Majestät ein Diner statt, zu welchem u. A. Graf Thun, Graf Chorinsky und der Bürger⸗ meister Scheibl geladen waren.

Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen ausschließlich Bayerns im Monat Juni d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstäͤtten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 4 Entgleisungen und 2 Zusammen— stöße auf freier Bahn, 11 Entgleisungen und 12 Zusammen⸗

sind, nicht weiter fortgesctzt.

stöße in Stationen und 127 sonstige Unfälle (Ueber fahten von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kessel⸗Explosionen und andere Betriebs⸗Ereignisse, sofern bei letzteren Personen ge⸗ tödtet oder verletzt worden sind).

Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größten— theils durch eigenes Verschulden, 133 Personen verun⸗ glückt, sowie 44 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 61 unerheb— lich beschädigt. Es wurden von den 22017 043 überhaunt beförderten Reisenden 2 getödtet, 1 verletzt (hiervon ent. allen je 1 Tödtung auf den Verwaltungsbezirk der König= lichen Eisenbahn⸗ Direktion Frankfurt a. M. und die Reiche. eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen und 1 Verletzung auf die Oldenburgischen Staatsbahnen), von Bahnbeamten und Arbei— tern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 18 getödtet und 62 verletzt und bei Nebenbeschäftigungen 1 getödtet, 3 ver⸗ letzt; von Steuer⸗ ꝛc. Beamten 2Z verletzt; von fremden Perso— nen leinschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahn beamten und Arbeiter) 19 getödtet und 8 verletzt, sowie bei Selbstmordversuchen 17 Personen getödtet.

Von den Jämmtlichen Verunglückungen mit Ausschluß der Selbstmorde entfällen auf:

A. Staatsbahnen und unter Staats verwal— tung stehende Bahnen (bei zusammen 28 391,290 km Be— triebslänge und 692 328 427 geförderten Achskilometern) 11 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗-Direktionen Köln rechtsrheinischej (15), Erfurt (13) und Breslau (13), verhält— nißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilomeker und der im Betriebe gewesenen Längen sind jedoch auf den Oldenburgischen Staatsbahnen, den Bahn— strecken im Bezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Erfurt und auf der Main-Neckar-Eisenbahn die meisten Ver— unglückungen vorgekommen.

B. Größere Privatbahnen mit je über 13 Km Betriebslänge (bei zusammen 1477,85 km Betriebslänge und 19 900 106 geförderten Achskilometern) 2 Fälle, und zwar auf die Hessische Ludwigsbahn.

Auf den kleineren Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebs länge (bei zusammen 1545,89 km Be— triebs länge und 9535 495 geförderten Achskilometern) sind Verungl ückungen von Personen nicht vorgekommen.

Oefterreich⸗ Ungarn. Wien, 11. August. (W. T. V) Der Minister des Auswärtigen, Graf Kälnoky, ist zum Besuch des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck heute Vor— mittag nach Varzin abgereist.

Wie die „Presfe“ erfährt, wird der Reichsrath frühestens für die letzte Woche des Monats September ein⸗ berufen werden.

Salzburg, 10. August. (Wien. Ztg.) Der Kaiser ißt heute Nachts 1 Uhr 40 Minuten mit Separat-Hofzug von Innk— bruck hier angelangt und sogleich nach Isch! weitergereist.

Agram, 10. August. (Wien. Itg. Heute fand unter dem Vorsitz Vukotinovic' eine Konferenz der Mit⸗ glieder der Nationalpartei statt, in welcher der Banus den Rechtsstandpunkt in Angelegenheit der Kameralakten darlegte. Die Besprechungen werden, nachdem dieselben unnöthig Es kann konstatirt werden, daß die Nationalpartei die Angelegenheit objektiv beurtheilt und sich durch den Lärm der Opposition nicht beeinflussen läßt. Krestic Mandatsniederlegung bleibt vereinzelt. .

Werschetz, 10. August. (Wien. Ztg.) Behuss Wall der Delegirten für den serbischen Kirchen kongreß findet am 15. d. M. eine Konferenz in der serbischen Kathe— drale statt.

Großbritannien und Irland. London, 10. August. (Allg. Corr.) Es ist entschieden worden, daß General Lord Wotseley am 1. September wiederum den Posten alt General-Adjutant im Hauptquartier, und General⸗ Lieutenant Sir Archibald Alison den Befehl über die Truppen in Alder shot übernimmt. General-Major Harman wird alsdann an Stelle des General-Lieutenants Sir C.] Whltmore zum militärischen Sekretär ernannt werden und als Vize⸗General-Adjutant der Streitkräfte in General-Major Sir G. R. Greaves einen Nachfolger erhalten.

11. August. (W. T. B.) Die Königin hat den General Lord Wolseley zum Viscount ernannt.

In der heutigen Sitzung des Unterhauses sprach der Staatssfekretär des Krieges, Smith, die Hoffnung aus, daß die Heeres-Reserve bald werde entlassen werden können, da andere Maßregeln getroffen würden, um die Kräste zur Vertheidigung des Landes in dem Zustande der Vorbereitung und Tüchtigkeit zu erhalten. Der Kanzler der Schatzkammer, Hicks-Beach, äußerte: er hoffe, daß der Schluß des Parlaments am Freitag oder Sonnabend statifinden werde. Das Haus nahm sodann die Bill, be⸗ treffend den Ankauf von Pachtgütern in Irland, i dritter Lesung an.

Frankreich. Paris, 11. August. (W. T. B) Di Handelskammer von Marseille hat eine Adresse n den Handels-Minister gerichtet, in welcher sie gegen die angeblichen Härten der Gugarantäne⸗Maßregeln Spaniens gegenüber Gibraltar protestirt und die Minister des Handels und des Auswärtigen ersucht, Schritte zu thun, um die Aufhebung dieser Härten zu erwirken. Der „Mon de“ und der „Univers“ veröffentlichen ein Schreiben des Direktors der auswärtigen Missionen, in welchen eine Depesche des apostolischen Vikars von Ost⸗ Cochinchina, vom 8. d., mitgetheilt wird, dahinlautend⸗ Poirier, Guegan, Garin, Mace und Martin seien mit mehr As 105500 Ehristen nieder gemetz elt worden. Meuchtl morde und Brandstiftungen dauerten fort und das Vikariat

sei vernichtet.

Spanien. Madrid, 11. August. (W. T. B.) Der Erzbischof von Sevilla ist an der Cholera gestorben

Italien. Brindisi, 11. August. W. T. B.) De König von Griechenland ist hier eingetroffen und begiebt sich von hier über Wien nach Gmunden.

Amerika. (Allg. Corr.) Ueber die feierliche Beerdi— gung des verstorbenen Generals Grant, welche an 8. d. M. in New-⸗York stattgefunden hat, berichtet ein Tele⸗ gramm des Reuterschen Bureaus: .

„Die Beerdigungsfeierlichkeit war höchst imposanter Natur, De Leichenzug verließ das Stadthaus um 10 ÜUhr Vormittags, Die Militar folonne, welche die Eskorte des Zuges bildete, wurde von General Hanch! befehligt und war aus Infanterie, Seesoldaten, Matrosen, Artillerie

Un lungen aus verschiedenen Staaten zusammengesetzt. Der Eskorte folgte

der Leichenwagen, welcher von 24 Pferden gezogen wurde. Unmittel bar binter dem Leichenwasen sckritten sämmtliche Mitglieder der Familie des todten Generals, mit Ausnahme von Frau Grant. Dann folgten Präsident Clexeland in einer sechsspännigen Equipage, Fir Prãsident Hendricks in einer vierspännigen Equipage, die ehe—= naligen Prasidenten Haves und Arthur, die Mitglieder des Rabinets, die Richter des obersten Gerichtehofes, eine große Zahl Denatoren und Mitglieder des Repräsentantenhauses, das diplomanssche Forpè, die Gouverneure verschiedener Staaten und die Bürgermeister ron Rew-⸗ York und anderen Städten. Der Leichenzug hatte eine Tänge von circa 6 (engl.) Meilen und umfaßte über 409 Wagen, wäbrend die Zabl der Personen, die an dem Leichenbegängniß theilrahmen, auf nahezu 100 000, geschstzt wurde, Den Schluß des Zuges bildeten zahlreiche Veteranenvercine und die Vertreter der hauptsächlichsten New - Jorker Börsen. Als der Leichenzug beim Fiftb' avenue Hotel, wo Frau Grant und die Mitglieder der Familie des Dahingeschiedenen wohnen, vorüber fam, salutirten die Truppen, und die Kapellen intonirten einen Trauermarsch. Nach der religiösen Feier in Riverside Park, wo die Beifetzung der Leiche erfolgte, wurden Geschütz⸗ und. Gewehrsalren abgefeuert, letztere von den anwesen den Infanterie⸗Regimentern. Die ganze Feierlichkeit nahm riesige Verhältnisse an, und ein so großer ZJusammer fluß ron Menschen ist wahrscheinlich in New-⸗YJork niemals dorber dagewesen. Das Wetter war ausgezeichnet, und nur wenige Unfälle ereigneten sich während der Dauer des Zuges. In New Jork sowie in den meisten übrigen Städten der Union ruhten die Geschäfte den ganzen Tag über. Die Kirchenglocken läuteten im ganzen Lande, und von den im Hudsonfluse vor Arker liegenden Friegsfahrzeugen wurden in gemessenen Pausen Kanonenschüsse ab gefeuert. Trauer gottesdien ste wurden in fast sämmtlichen Städten es Nordens sowie auch in vielen Städten der Südstaaten abgehalten.“

Afrika. Egypten. Alexandria, 8. August. (Allg. Corr) Osman Digma's Truppen griffen gestern Suakim an, wurden aber mit Leichtigkeit zurückgeworfen. Fie britischen Truppen in Cypern leiden in Folge der übermäßigen Schwankungen in der Temperatur an der Gelbsucht. .

Ober st Ehermside telegraphirt, er habe aus Abyssi⸗ nien nichtamtliche Information erhalten, wonach die Abyssi—⸗ nier unweit des Flusses Settima völlig erfolgreich gewesen wären. Die Garnison von Ghirra soll zu den Abyssiniern gestoßen und in Abyssinien angekommen sein. Ras Alula hat Nachrichten aus Kassala erhalten, die dem Vernehmen nach befriedigend sind.

Zeitungsstimmen.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Berlin ge— schrieben:

Von einer größeren Zahl deutscher Handelskörperschaften werden allmonatlich Durchschnittspreise für die wichtigsten Getreidearten er— mittelt und die Ergebnisse dieser Ermittlungen werden vom Statistischen Amt zusammengestellt und veröffentlicht. In dem neuesten Hefte der Reichs⸗Statistik liegen die Durchschnittspreise für den verflossenen Monat Juni vor. Bei Weizen sind die Preise von 15 wichtigen Plätzen verzeichnet. Unter diesen befindet sich ein einziger Platz, Danzig, der den Preis für zollfreie oder Durchfuhrwaare angiebt, und dieser Preis steht selbst⸗ redend unter allen sonstigen Preisen. Für sämmtliche Plätze außer Danzig ergiebt sich aus den Noꝛrirungen ein Durchschnittspreis von Weizen ron 177,49 M für die Tonne, während der Danziger Preis nur 141,19 46 beträgt, Auf dem zollfreien Weltmarkte Danzigs war also Weizen um 36,30 billiger als im Zollgebiet; der Zoll beträgt 30 66. Ganz äbnlich liegt die Sache bei Roggen. Bei dieser Frucht sind Preife von 17 Plätzen verzeichnet, darunter als zollfreier Markt nur Bremen. Wiederum ist der Bremer Preis weitaus der niedrigste Der Durchschnitt für alle andern Plätze ergiebt einen Roggenpreis von 151,65 ½ für die Tonne, während der Bremer Preis mit 120 M angegeben ist. Auf dem zollfreien Weltmarkte Bremens war also Roggen um 31 5 46 billiger als im Zollgebiet; der Zoll beträgt 30 „S6. Die Vertheuerung berechnet sich, wie aus den mitgetheilten Zahlen hervorgebt, für Weizen auf eiwa 18 9so, ür Roggen auf 25 0, . vom Werthe; wohlgemerkt ist das der Preisunterschied zwischen dem verzollten und dem nichtverzollten Getreide. Daß letzteres nach der Verzollung um den Betrag des Zolles theurer ist, versteht sich ron selbst; unbegreiflich ist nur, wie freihändlerische Blätter daraus den Beweis erbringen wollen, daß das Inland den Zoll bezahle, das beißt, daß ohne den Zoll das Ge= sreid? um den vollen Betrag des Zolles billiger wäre. Dazu müßte doch nackgewiesen werden, daß das Ausland, wenn der Zoll in Deutsch · land nicht auf dem Getreide lastete, gleichwohl eben so billig ver⸗ kaufen würde, als jetzt. Das ist aber mit gutem Grunde bestritten. Das zollfreie Getreide des Auslandes ist gegen früher um den Betrag des Zolles billiger geworden, mit andern Worten: das Ausland bezahlt den Zoll- Wie beispielsweise die „Ostsee Zeitung“ aus der selbstverständlichen Thatsache, daß in Stettin wie in Berlin und Köln der Doppelcentner Weizen in der zollfreien Niederlage 3 „M billiger ist als später, wenn der Zoll von 3 4 be— sgahlt ist, folgern kann, daß diefe Thatsache die Behauptung, als ob das Ausland die Getreidezölle bezahle, ‚Lügen strafe“, ist Ickwer zu begreifen. In Wirklichkeit ist im Zollinlande, der Getreide preis nicht gestiegen seit und infolge Einführung der Zölle, weil das Ausland sich dazu bequemt hat, den Getreidepreis um den Betrag des Zolles herabzufetzen. Das wird nach Vergleichung der Getreidepreise vor und nach der Einführung und Erhöhung der Zölle nicht wohl geleugnet werden können.

Zur Ausweisung der russisch⸗polnischen Ueberläufer schreibt die „Schlesische Zeit ung“: .

Die Staatsregierung läßt sich in der strikten Aus ührung der gegenlber den ruffisch, polnischen Ucherläufern in un eren Ost⸗ provinzen einmal beschlossenen Ausweisungkmaßregeln, durch Klegen und Angriffe, mögen! dieselben nun von , deutscfreisinniger oder ron ultramontaner und polnischer Seite ausgehen, nicht beirren. Die, Bepölkerungsverhäͤltniff: hatten sich im Osten der Monaschie, speziell in den ehemals polnischen, noch jetzt zu einem groen Theil von Angehörigen der polnifchen Nationalstät bewohnten Landestheilen in der That derart geftaltet, daß durchgreifende Maßnahmen drin⸗ gend geboten erschienen und daß auch ein längeres Hinausschieben der. selben zu ernsten Bedenken Anlaß geben mußte Die amtlicher eits angestellten statistifchen Ermittelungen ließen. deutlich erkennen, daß, wenn man die Pinge in der bisherigen Weise fich weiter hätte ent⸗ wickeln lassen, das Deutschthum in den östlichen Bezirken allgemach ggl. ständig wieder erstick worden wäre. So hatte im Regierungsbezirk Ma⸗ rienwerder der, wie Mmister von Puttkamer unlängst mit Recht her vor⸗ bob, gleich dem ganzen Westpreußen geradezu in Barbarei versunken und der Verarmung auheimgefällen war, aig dieses Gekiet ver etwa bundert Jahren in preußischen Besitz gelangte, und der seitdem zu⸗ ineist durch entschen ' Flätz derksche? Intel igen; und deutschez Gel auf eine ungleich höhere Kulturstufe gebracht, worden ist in dem Dezennium von isi bis 1886 das deutsche Element nur um 13099), das polnische dagegen um 35319 Köpfe zuge⸗ nommen. *bhnd!“ mnkch? ungleich stärter ist dert, verhält, nißmahig das Anmachsen ? der polnischen Hevöl kerung in den alcrletztn JchHin! tft 1880, gemesen. Wie eifrig gleich, zeitig von polnischer Seite auf westpreußischem Gebiete eine aus⸗ zesprochen antideutsche, nationale Propaganda getrjeben werden ist⸗ wie sehr auch die Ultrzmontanen es fich haben angelegen sein lassen,

d Genietruppen der Uniontsstaaten · Armee und Flotte scwie Miltzabihei·

dieser Propaganda in Kircke und Schule und mit Hülfe derselben die Wege zu ebren, ist hinlänglich bekannt. Dabei erhielt der Polonismus ron jenseit der russischen Grenze fort und fort Sukkurs. Man hat in letzter Zeit in unseren Ostprovinzen die Anwesenheif von etwa 30000 im russischen Polen Heimaths berechtigten konstatirt, und von diesen Ueberläufern hat fast ein volles Drittel es unterlassen, um die Erlaubniß zum Aufenthalt, zur Erwerbẽthätigkeit auf unserem Gebiete irgendwo nachjusuchen. Es hat so schreibt uns ein Berliner Korrespondent der starke Zufluß der mebr als bedürfnißlosen, vielfach für einen Minimal lohn sich verdingenden polnischen Arbeiter zur Herbeifübrung der auffallend starken Auswanderung deutscher Arbeiter und Tagelöhner aus den oͤstlichen Provinzen unzweifelbaft mit beigetragen. Unter den Bedingungen, auf die ein großer Theil der pol— nischen Arbeiter von jenseit der Grenze einging, mochte der deutsche Arbeiter nicht konkurriren. So wutde das deutsche Element, das Dezennien bindurch als das kuliurtragende sich be—⸗ währt hatte, mebr und mehr eingeengt und zurückgedrängt. Eine kräftige Unterstützung findet übrigens Hr. von Puttkamer bei seinen Maßnahmen gegen die russisch⸗polnischen Ueberläufer bei dem Kultut⸗ und Unterrichts⸗Minister Hrn. von Goößler, der sehr wohl weiß, daß beim Andauern des Zuzuas von Osten her die zur Hebung der deutschen Schule in Posen und Westpreußen aufgewendeten Kosten und Mühen rielfach pro nihilo sein würden. Ohne Härten, die im einzelnen Falle gewiß schwer empfunden werden und die sich zu Angriffen gegen die Regierung trefflich verweithen lassen, wird es bei einer so durchgreifenden Maßregel, wie die Aus— weisung der Ueberläufer ist, allerdings nickt abgehen. Wenn z. B auf einem Gute von den dortigen 31 Arbeiterfamilien nicht weniger als 28 von der Ausweisung getroffen werden, so ist dies nicht allein für die große Masse der Auszuweisenden, die nun jenseit der Grenze alsbald ein Unterkommen suchen müßten, wie für den Gutsherin, welcher der Arbeiter bedarf, gewiß ein harter Schlag, ein derartiges Vorkommniß aber beweist im Grunde doch nur, wie nothwendig es war, in unseren Ostprovinzen einmal reinen Tisch zu machen. In denjenigen Fällen, in denen der unverzüglichen Durch ührung der Ausweisungsmaßregel erhebliche Bedenken entgegenstehen sind übrigens die Ober -Präsidenten zur Gewährung angemess ne⸗ Fristen ermächtigt. V

Statistische Nachrichten.

Soeben erschien im Verlage von C. Heinrich in Dresden: Kalender unz statistisches Jahrbuch für das Königreich Sach sen rebst Marktverzeichnissen für Sachsen, Thüringen und an— grenzende Königlich preußische Regierungebezirke auf das Jahr 1886“, berausgegeben vom Statistischen Bureau des Königlich sächsischen Ministeriums des Innern. Wie in früheren Jahrgängen bringt diese Veröffentlichung des Königlich sächsischen Statistischen Bureaus zunächst den astronomischen Kalender, bearbeitet von dem Direktor des mathematischen Salons in Dresden, Hofrath Dr. A. Drechsler. Diesem Kalendarium folgen kurze Mit— theilungen über die Kulmination des Polarsterns und über die Sonnen und Mondfinsternisse im Jahre 1886, ferner über Ascen⸗ sionaldifferen;z für 45 bis 57 Grad geographische Breite und O bis 30 Grad nördliche und südliche Deklination, über Refraktionswirkungen, über die geograpbische Lage verschiedener Städte Europas, über die Zeitdifferenzen zwischen Dresden und den saächsischen Städten, endlich eine Uebersicht über das Planetensystem, Mittheilungen über Mondlauf und Verfinsterungen und Erklärungen und Erläuterungen zu dem Inhalt des Kalenders. Hierauf folgt eine Uebersicht, enthaltend die Ergebnisse der Beobachtungen an sämmt— lichen meteorologischen Stationen in Sachsen im Jahre 1884, zu⸗ sammengestellt im Königlichen meteorologischen Institut zu Chemnitz. Das Marktverzeichniß nebst einem Nachtrage, welcher die während des Druckes gemeldeten Veränderungen bringt, enthält sämmtliche Messen. Kram-, Vieh“, Woll⸗ und Produktenmärkte im Königreich Sachsen, in den thüringischen Staaten und den angrenzenden Königlich preußischen Regierungsbezirken MNerseburg und Liegnitz im Jahre 18835. Das statistische Jahrbuch, redigirt von dem Direktor des Königl. sächs. statistischen Bureaus, Geh. Regierungs- Rath Profesior Dr. Victor Böhmert, behandelt im ersten Abschnitt „Allgemeine Berölkerungs- und Landesstatistik unter folgenden Hauptrubriken: 1) Der Flächeninhalt und die Bevölkerung der deutschen Bundesstaaten; 2) Die Hauptergebnisse sämmtlicher Volkszählungen im Königreich Sachsen von 1834 bis 1880; 3) Die Bezirkseintheilung des Königreichs Sachsen in verschiedenen Richtungen die Verwaltungsbezirke, die Gerichtsbezirke, die Steuerbezirke und die Handels. und Gewerbekammerbezirke nach Flächeninhalt und Bewohnerzahl; ferner die Hauptamts, und Hebebezirke nach ihrer Bemwohnerzahl, die Gewerbe⸗Inspektionsbezirke nach Flächeninhalt, Be⸗ wohnerzabl und Zahl der Dampfkessel und Dampfmaschinen, die Landwehr⸗ bezirkseintheilung und die evangelisch“lutherischen Ephorien. Darauf folgt die Zahl der Stadt und Landgemeinden, Rittergüter und son⸗ stigen eremten Grundstücke nach Verwaltungsbezirken. Hieran schließen sich verschiedene Tabellen über die Bewegung der Bevölkerung in dem Jahre 1883 bezw. in den Jahren 1840 bis 1883 (Eheschließungen, Beburten, Sterbejälle), über tödtliche Verunglückungen und Selkst— worte in den Jahren 1883 und 1884 bezw. in den Jahren 1849 1883, über Aus. und Einwanderungen in den Jahren 1871 1884, sowie über die Aufnahmen in den sächsischen Staatsverband und die Entlasfungen aus demselben in den Jahren 1872421884, bezw. 1577 618583. Der zweite Hauptabschnitt des statistischen Jahr⸗ buchs bringt Mittheilungen aus der Finanzstatistik darunter die Erträge des Staatsforstwesens, der Intraden⸗ und Domänen⸗ verwaltung, die Erträgnisse des Ersbergbaues, des fiskalischen Berg—= und Hüttenwesens und der Porzellanmanufaktut im Jahre 1883, die fiskalsschen Gebäude, die Erträge der indirekten und direkten Steuern im Jahre 1883 bezw. 1884, die Hauptresultate der Einkommen ⸗Ab⸗ schätzungen in den Jahren ij880— 1884 In dem dritten Abschnitte, der Wirthschaftsstasistik, werden dargestellt: der Gesammtbergbau Sachsens in den Jahren 1855—1883, der Steinkohlen- und der Braunkohlenverkehr in den Jahren 1879 1884, die Eisenproduktion und Eisenverarbeitung im Jahre 1883, das Steinbruchswesen im Meißner Hochland in den Jahren 1875 —= 1884, die Frequenz der fäckflchen? Woll märkte von 1868 * 1884. . Der vierte Ab— schnitt, über Konsumstatistik, enthält Tabellen über Fleisch—⸗ verbrauch, Nothschlachtungen, Salzverbrauch, Bierbrauerei⸗ und Branntwein⸗Brennereibetrieb. Die übrigen Abschnitte behan⸗ Deln die Land. und Forstwirtbschaftsstatistik, die Verkehrs⸗, Beruft⸗, Gewerbe, Justiz⸗, Bettler und Vagabunden⸗, Medizinal⸗, Rirchen⸗ und Schulstaiistif, sowie die Statistik der Reichstagswahlen. us vorstehendem Ausjzuge ergiebt sich die große Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Jahrbuchs, welches nicht nur den Behörden, Beamten und Geschäfteleuten, sondern überhaupt allen Denjenigen, welche sich für die staatlichen und wirtbschaftlichen Einrichtungen Sachsens interessiren, reiche Belehrung bieten und als ein nützliches und oft sehr nöthiges Nachschlagebuch dienen wird; Der Preis für das ganze ca. 20 Bogen umfassende Buch beträgt 1 6

Ktunst, Wissenschaft und Literatur.

Das deutsche Zimmer der Gathik und Renaissance, des Barock, Rococo ; und Zopfstyls. Anregungen zu häus⸗ licher Kunstpflege von Georg Hirth. Mit ea. 109. Illustrationen. Dritte stark vermehrte Auflage. Vollständig in 10 Lieferungen zu je LM G. Hirths Verlag in München und Leipzig. Lieferung 2 und 3. Von diefer neuen Auflage des seiner Zeit von allen Freunden des älte len Kunstgewerbes mit vielem Besfall begrüßten Werk Das deuische Zimmer der Reraissance?“, welches der Herausgeber durch die Mitaufnahme der Stylarten der vorhergehenden und folgenden Jahr; hunderte vermehrt und vervollständigt hat, liegen nunmehr zwei

weitere dieferungen vort. Im Tert derselben wird zunächst der ein⸗ leitende, an kritisch geistvollen und treffenden Bemerkungen reiche Ab- schnitt über Styl und Imitation noch fottgesetzt. Dann folgt ein nicht minder fesselndes und interessantes Kapitel über die Farbe. Die Illustra⸗ tionen aber kieten eine unerschöpfliche Fülle des Schönen und An— regenden in allen Stylarten und jwar theils in Lichtdrucken nach en Yriginglaufnahmen von den alten Möbeln. Metallarbeiten. De korationẽsstücken, ganzen ZimmereinrichtungLen ꝛc. oder im Faesimile nach den Entwürfen, Blldern ꝛe. alter Meister. Als Probe dessen, was der Abonnent von dem Werk zu erwarten hat, sei nur Einzelnes angeführt. Da finden wir u. a. in den beiden vorliegen den Lieferungen abgel ildet: einen prachtvollen gotbischen Schmuck⸗ kasten aus geschnittenem und geschmiedetem Eisen (Madrid). dann gothisches Kleingeräth und Statuetten, facsimilirt nach dem Witten⸗ berger Heiligthumsbuch von Lucas Cranach, eine Gruppe von Deko— rationèstücken aus dem 15. und 16. Jahrhundert aus der ehemaligen Gedonschen Sammlung in München, einen prächtigen gothischen Schrank und ein Kästchen aus dem baverischen National museum in München, das in gothiscem Styl nach den Entwürfen von Hauberisser ausgeführte Sitzungszimmer im neuen Münchener Rathhause, 4 ron den zehn in Holz geschnitzten Konsolfigu⸗ ren Narren) aus dem Tanzsaal des alten Nathhauses deselbst eine Kollektion schöner alter Stoffe aus der Sammlung des Ver⸗ fassers, den schönen Entwurf zu einem Holzvlafonds von Daniel Hopfer, Illustrationen mit Interieurs aus Hans Holbeins „Altem Testament“ und ‚Todtentanz“, aus dem Weißkunig! und den Hei⸗ ligen des Hauses Oesterreich von Hans Burgkmair, aus' der Hypnerotomachia“ des Poliphilo, ferner Holjschnitte von Schäuffe⸗ lein und Brosamer, Entwürfe zu Abbildungen von Betten, Büffets und Kredenzschränken. Sitzbänken, Kaminen, Portalen und Thüren, Wandbekleidungen, Rahmen, Cartouchen, Ornamenten ꝛc. Mit Hülfe dieser Illustrationen erhält der Leser ein lebendiges und vor Allem durchaus originales und echtes Bild von der stylistischen Ausstattung altdeutscher Wohnräume, welches manche schiefe Auffassung, wie sie sich in modernen Nachahmungen zeigt, zu korriziren geeignet erscheint und auf die Läuterung des Kunstgeschmacks und. Stvlgefühls seine Wirkung nicht verfehlen dürfte. Die Wohlfeilheit der neaen Aus— verdient noch besondere Hervorhebung.

. ‚Schorers Familienblatt“ erscheint nunmehr auch in einer monatlichen Salon-⸗Ausgabe. Dieselbe bringt den Inbalt der weit bekannten und wie seither wöchentlich forterscheinenden Quart Ausgabe des Blatts in handlicheren Oktav⸗Monatsheften revuemäßig und einheitlich geordnet. Besonderer Werth ist bei der neuen Ausgabe darauf gelegt. daß die kesten Holzschnitte auf starkem Papier ohne Druck auf der Rückseite beigegeben und auch die übrigen Bilder in der Salon-Ausgabe nicht in werihlosen Verkleinerungen, son⸗ dern in der Originalgröße erscheinen. Der Preis von 75 3 für ein solches Monatsheft ist in Anbetracht der eleganten künstlerischen Ausstattung und des reichen mannigfaltigen Unterhaltungsstoffs ein erstaunlich billiger. Aus dem vorliegenden 1. Heft J. Bandes führen wir nur die folgen den Beiträge an: ‚Die Blume des Glückes“, Roman von Werner; „Im Zoologischen“, neuer Beitrag von Wilhelmine Buch— holz; ‚Am Abend“, von W. Jensen; eine . Legende“, von Wilden bruch; die Erzählung ‚Vergnügungszüge‘ von Rosegger; Aus dem Tagebuche eines Berliner Kriminalbeamten“, von A. O. Klaußmann, sowie Beiträge von Ossiv Schubin, Dr. Esmarch, Dr. Niemever, Professor Cohn, G. von Amyntor, Ernst Eckstein, L. Pietsch, Fritz Mauthner, Franz Hirsch. u. s. w. 5

Land⸗ und Forftwirthschaft.

Die 12. Berliner Mastvieh⸗-Ausstellung wird, wie nun—⸗ mehr festgestellt ist, am 5. und 6. Mai rächsten Jahres stattfinden. Durch einzelne Abänderungen in der Klassifikation der Thiere hat man den veränderten Zeitverhältnissen und Zuchtrichtungen Rechnung zu tragen gesucht. Neu eingefügt ist eine Abtheilung für besonders frühreife Rinder. In der Abtheilung der Schafe hat man die ersten Kreuzungen aus reinen Merino. Müttern und englischen Fleischschafböcken kesonders berücksichtigt. Auch die Abtheilung der Schweine ist anders wie früher gruppirt worden: es sollen nunmehr die weißen englischen Schläge und die Berkshire und Polandchinas von den übrigen Rassen getrennt werden. Neben den reinblütigen Thieren werden nunmehr auch alle mindestens durch drei Generationen mit Vollblutthieren desselben Schlages gekreuzten Thlere zum Vollblut gerechnet und dürfen nicht mehr in en Kreuzungeklassen angemeldet werden. Auch die Instruktionen für die Preisrichter sind mehrfach modifizirt worden. Bei den jungeren Thierklassen soll Frühreife und intensive Mast in erster Linie berücksichtigt, also stärkster Mastzustand, vorausgesetzt, daß damit gute Form und Fleisch⸗ entwickelung verbunden ist, nie als ungünstiges Moment der Beur theilung betrachtet werden. Bei den übrigen Thieren hat als Richt schnur zu dienen, daß vor Allem die Primawaare für den Konsum zu prämiiren sei. Bei Beurtheilung der am ersten Tage lebend, am zweiten geschlachtet ausgestellten Schafe soll nicht ausschließ⸗ lich mehr das Verhältniß des Lebend⸗ zum Schlacht gewicht maßgebend sein, sondern die Feinheit des Fleisches und die Entwickelung der werthvolleren Fleischpartien in erster Linie berück— sichtigt werden. Der Minister für Landwirthschaft 2c. hat hereits bei Sr. Majestät dem Kaiser und König die Bewilligung der goldenen Staats-Medaille als höchsten Ehrenpreises befürwortet und wie in früheren Jahren eine Anjahl Bronze Thierstatuetten als Züchter Ehrenpreise zugesagt.

Lehre der Obstkultur und Ob stverwerthung. Nach praktischen Erfahrungen für Obstüchter, Landwirthe, Gärtner und Freunde einer rationellen Obstkultar bearbeitet von Johannes Boettner, Handelsgärtner. Erster Theil: „Die Obstkultur “. Anleitung zur Zucht und Pflege der Obstbäume, zur zweckmäßigen Einrichtung von Obst- und Baumgärten, sowie Mittheilung von Kulturverfahren, welche bei verbältnißmäßig geringen Kosten den höchsten Ertrag an werthvollen Früchten erzielen. Auswahl der besten und empfehtenswerthesten Obstsorten für die verschiedensten Verhält nisse. Nebst einem Anhang: Die Topfobstbaumzucht. Mit 71 Ab-. bildungen und 3 Gartenplänen. Oranienburg 18385. Ed. Frevhoffs Verlag. Pr. 3,50 S, in Prachtband 4550 S6, Der durch seine in demselben, vorgenannten Verlage erschienenen Werke über „Gärtnerische Betriebslehre‘ und „Obstweinbereitung' in Fachkeeisen wohlbekannte Verfasser bietet mit diesem neuen Werk ein praktisches Handbuch zur rationellen Pflege und Ausbeutung der Obst kultur. Das Buch erscheint in 3 Theilen. Der vorliegende erste Theil lehrt die Anzucht und Behandlung der Obstbäume unter den verschiedenen Verhältnifsen, macht mit den Feinden und Krankbeiten derselben be— kannt und giebt eine beschränkte aber erprobte Auswahl von Sorten. Ber zweite Theil soll von der Obstverwerthung. sowohl der Be— nutzung des Obstes für die Bedürfnisse des Haushalts als auch der Verwerthung bei fabrikwäßigem Betriebe, handeln. Da der Sbstbau bei der bisherigen geringen Verwerthung seiner Erzeugnisse nur wenig lohnte, wind dieser Theil die Beachtung der Obstzüchter in ganz esonderem Maße verdienen. Die verbesserten neuesten Ge— räthe und Maschinen, die bei der Verwerthung in Betracht kommen, follen darin gengu beschrieben und größtentheils auch abgebildet werden. Da die Beerenobst⸗ Pflanzungen am schnellsten, sichersten und vielfach auch am besten lohnen, so ist der Kultur und Verwerthung dieser Obstzattung ein besonderer dritter Theil vorbehalten. Der Obstzüchter, welcher in der Lage und Willens ist, größere Flächen durch Anpflanzung und rationelle Kultur von Beerenobst nutzbar zu machen, soll in diesem Theil eingebende und ausführliche Belehrung finden. In erster Linie will der Verfasser an der Hand dieses Buches An sänger in die Obftzucht einfübren uud ihnen das Verständniß der Arbeiten erleichtern, aber auch der Erfahrenere wird darin manche nützliche Anregung und manchen brauchbaren Wink antreffen. Der Inhalt des vorliegenden eisten Bandes ist leicht faßlich und populär Jeschrieben. Zahlreiche Abbildungen unterstützen die auf langjähriger eigener Erfahrung beruhenden praktischen Anweisungen. Ein sehr sorgfältig angefertigtes Sachregister vermittelt dem Belehrung Suchen⸗ den aufs Schnellste die gewünschte Autkunft.

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