des Landauers in das Innere desselben eindrang, eine Hand breit an dem Kopfe der Frau Großherzogin vorüber streifte und Fräulein von Beaulieu ganz unbedeutend an der Wange verletzte. Es war nicht eher möglich, die Frau Großherzogin wie Fräulein von Beaulieu aus dieser höchst bedenklichen Lage zu befreien, bis es gelungen war, die Pferde auszuspannen und dann die Deichsel des Einspänners zurückzuschieben. Ihre Königliche Hoheit, die, Gottlob un⸗ versehrt, die vollständ igste Ruhe bewahrt hatte, kehrte nun zu Fuß mit ihrer Umge bung nach Gastein zurück.
Sachsen Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 20. August. (Hann. Cour.) Die Landessynode ist gestern geschlossen worden In den setzten Sitzungen wurde die Er⸗ höhung der Pfarrwittwen⸗Pension von 280 auf 400 6 be⸗ schlossen und rücksichtlich einer gleichzeitigen Bußtagsfeier im Neiche von der Regierung erklärt, daß die Kirchenregierungen eine Einigung darüber erstreben, aber eine solche noch nicht erzielt haben.
Oesterreich Ungarn. Wien, 21. August. (Pr.) Der Kaifer stattete gestern um 1 Uhr Nachmittags der Königin Isabella von Spanien, welche übermorgen nach München abreist, einen Besuch ab.
Der von dem Landtage des Königreichs Dalma— tien beschlossene Gesetzentwurf über die Verwendung von Realleistungen bei der Ausführung von Arbeiten zur Ableitung oder zur Abwehr von Gewässern hat die Allerhöchste Sanktion erhalten.
— 22. August, Vormittagsgs. (W. T. B.) Für die Kaiserbegegnung in Kremsier ist folgendes offizielle Programm fesitgestellt worden; Am 25. d. M. treffen die russischen Herrschaften in Szezakowa ein, wo dieselben durch den kommandirenden General, den Corpskommandanten und den Statthalter Galiziens empfangen werden. An den Landesgrenzen Schlesiens und Mährens erwarten Der Landesprasident und der Statthalter die hohen Gäste. Der Kaiser und der Kronprinz fahren den— selben bis Hullein entgegen. Am Bahnhof in Kremsier, wo die Eivil- und Militärbehörden und eine Ehren⸗ kompagnie aufgestellt sind, begrüßt die Kaiserin die russischen Herrschaften. In der erz bischöflichen Residenz werden diefelben von dem Oberst-Hofmeister und dem Ober; Ceremonienmeister erwartet und in den Saal geleitet, woselbst die übrigen Würdenträger vorgestellt werden. Nach dem Diner findet in der Residenz im engen Kreise eine Theater— vorstellung statt; daran schließen sich Thee und Souper, Am 26. d. M. ist eine Jagd in Aussicht genommen, auf welche ein Déje uner folgt; vor der Abreise der Gäste findet das Diner statt.
Kremsier, 21. August. (W. T. B) Der Ober⸗ Hofmeister Fürst Hohenlohe, der Statthalter Graf Schönborn und der Oberst Prinz Rudolf Liechten⸗ stein sind heute hier angekommen. Die Empfangs vorberei⸗ tungen im erzbischöflichen Palais sind nahezu vollendet.
Großbritannien und Irland. London, 20. August. (Allg. Corr.) Die Prinzessin von Wales trat gestern Abend, begleitet von ihren drei Töchtern, die Reise nach Gmunden, der Besitzung des Herzogs von Cumberland in
83
Ober⸗Oesterreich, an. Der Prinz von Wales wird seiner
Gemahlin in Kurzem dahin folgen. — Der Prinz be⸗ suchte gestern das Standlager in Aldershot, inspizirte daselbst das 10. Husaren-Regiment, dessen
Chef er ist und in welchem sein ältester Sohn, Prinz Albert Victor, als Lieutenant dient, und übergab alsdann in Gegen— wart von Detachements sämmtlicher in Aldershot stationirten Regimenter dem General Ander son als Vertreter der bri⸗ tischen Armee die Obhut der vom Hyde-Park Corner in Lon— don nach dem runden Hügel in Aldershot verpflanzten Reiter⸗ statue bes Herzogs von Wellington.
= 21. August, Rachmittags. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus Mesched, vom 20. d. M., telegraphirt, daß es am 15. d. M. zwischen russischen Vorposten und Afghanen bei Keratepe, 18 Meilen von Chamanibiad, beinahe zu einem Zusammenstoß gekommen wäre. Einige russische Kavalleristen hätten sich Keratepe genähert, die AÄfghanen sich zur Vertheidigung vorbereitet. Als sobann?““ der russische Offizier seinen Leuten besohlen habe, sich schußfertig zu machen, sei zufällig der Karabiner eines russischen Kavalleristen losgegangen und habe den russischen Offizier verwundet. Die russischen Ka⸗ valleristen seien hierauf von den Afghanen festgehalten wor⸗ den. Diese Letzteren hätten alsdann Instruktionen von Herat erbeten. Der verwundete russische Offizier sei nach Chamani⸗ biad gesandt. Der Zwischenfall gelte als beigelegt.
Frankreich. Paris, 20. August. (Fr. C.) Schon seit einigen Tagen hatte sich das Gerücht verbreitet, daß der „Bayard“, welcher die Leiche des Admirals Courbet heimbringt, nicht in Toulon einlaufen werde und daß sonach die Leichenfeier für den Admiral nicht in Toulon stattfinden würde. Es hat sich dies jetzt bewahr⸗ heitet. Der Ministerrath beschloß heute Nachmittag, daß die Leichenfeier auf den Inseln von Hysres vor sich gehen, und daß der Vize⸗Admiral Duperre, der Kömmandant en chef des Evolutionsgeschwaders, der Ceremonie, die einen rein militärischen Charakter tragen wird, präsidiren solle. Die Gründe dieser Entscheidung sind mehrfache: einmal ist das Wiederauftauchen der Cholera in Toulon offiziell konstatirt, und die Regierung befürchtet, daß das gewaltige Zusammenströmen von Menschen aus der Um⸗ gegend von Toulon und den angrenzenden Departements ein gefährliches Umsichgreifen der Epidemie und ein Weiterverschleppen derselben zur Folge haben könnte. Andererseitz heißt es, daß auf dem „Bayard“ selbst Cholerafälle vorgekommen seien, und das Ein⸗ laufen des „Bayard“ in Toulon dazu dienen könnte, neue Keime der Krankheit dorthin zu bringen. Schließlich haben sich noch allerlei Rivalitäten und Differenzen zwischen der radikalen Gemeindeverwaltung von Toulon und den dortigen Marinebehörden erhoben, so daß auch hieraus eventuelle unliebsame Zwischenfälle und Störungen bei der Teichenseier zu besorgen waren. Aus allen diesen Erwägungen hat die Regierung die obige Anordnung getroffen.
— 20. August. (Köln. Ztg.) Der „Te im p 3 schreibt: „Der „Intransigeant“ behauptet: der englische Botschafter verfolge Rochefort; wir glauben, daß der „Intransigeant“ sich irrt, denn der englische Botschafter hat keine Klage bei dem
rung ist sicherlich von den Artikeln in Bezug auf Pain unter⸗ richtet, aber laut unseren Nachrichten legt sie denselben keine Erhebiichkeit bei; sie weiß volkommen, daß Lord Lyons, der so beliebt ist, nicht gefährdet werden kann, und daß in Frank, reich, wo man seiner Haltung während des Krieges eingedenk ist, die Stellung der Botschafter nicht durch die Heftigkeit ge⸗ wisser Blätter eine Aenderung erfahren kann.“ .
— 21. August. (W. T. B.) Der Krieg s⸗Minister hat angeordnet, daß die Truppen der Garnison von Toulon zerstreute Quartiere außerhalb des Platzes be⸗ ziehen sollen; auch die armirten Kriegsschiffe werden den Hafen von Toulon verlassen, Zugleich sind Be— stimmungen erlassen worden, um Brest zum Ausgangs⸗ hafen für die Sendungen nach Cochinchina und Mada⸗ gascar zu machen.
Griechenland. Athen, 19. August. (Wien. Abdpost.) Die Pforte hat Griechenland ihr Bedauern wegen der anläßlich des Georgsfestes in Philippopel vorgekom⸗ menen Scenen ausgesprochen, womit der Zwischenfall beendet ist.
Serbien. Belgrad, 19. August. (Prag. Ztg.) Der Finanz-Minister Vukasin Petrovic hat zwei bedeut⸗ same Reformen in Angriff genommen. Die eine betrifft die gänzliche Reorganisation des Finanz-⸗Mini⸗ sterin m' selbst, die andere hat die Kreirung von Kreis⸗ Finanzbehörden zum Gegenstande. Die betreffende Vor⸗ lage ist bereits in der Ausarbeitung begriffen und soll der nächsten Skupschtina unterbreitet werden.
Bulgarien. Sofia, 18. August. Prag. 3tg.) Die kürzlich stattgefundenen Er satzwahlen fielen sämmtlich zu Gunsten des Kabinets aus.
Rusiland und Polen. St. Petersburg, 22. August. (W. T. B.) Der Kaiser empfing gestern in Peterhof die zu Offizieren beförderten Zöglinge der Militär⸗ schulen. .
Der „Herold“ will aus gut unterrichteter Quelle wissen, daß die russische Regierung, nachdem sie vor einigen Tagen die an Ort und Stelle aufgenommene topographische Spezial⸗ karte der afghanischen Grenze erhalten, sich entschlossen habe, nicht weiter an der Einverleibung des als Zulficar⸗
Paß bezeichneten Gebiets festzuhalten. — Gleich⸗ zeitig glaubt das genannte Blatt mittheilen zu können, daß die Nachricht des „North -China⸗Herald“, daß Korea sich unter die russische Oberhoheit gestellt habe, vollständig
erfunden sei. Die russischen Gesandten in Ching und Japan seien beauftragt, diesen Regierungen zu versichern, daß Rußland mit Korea keinerlei Abmachungen getroffen habe.
Süd-Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro,
21. August. (W. T. B.) Das neue Kabinet ist gebildet
und wie folgt zusammengesetzt: Cotegipe, Aeußeres; Mamroe,
Jö Belifario, Finanzen; Delplucio, Justiz; Junqueira,
rieg; Chaves, Marine; Prado, öffentliche Arbeiten, Handel und Ackerbau.
Afrika. Eg ypten. Kairo, 19. August. (Allg. Corr.) General Grenfell telegraphirt heute, daß in Akasheh ein vom 17. S. datirter Brief von dem Scheich El Abre eingegangen sei. Er bestätigt die Besetzung von Debbeh und Üb u Gus. Den dortigen Eingeborenen ist anbefohlen worden, die Derwisch⸗Uniform zu tragen. Der Feind unter Abdul Mejed verließ am 11. d. Göoleh, um sich nach Neu⸗ Dongola zu begeben, und die Eingeborenen auf der Argo⸗ Insel und in Hafir wurden angewiesen, bis zum 16. d. Stroh und Getreide nach Neu-Dongola zu senden.
Morghani, der Scheich des Beniamarstammes, begiebt sich morgen von hier nach Suakim. Er verspricht seinen Einfluß bei den Beniam aras aufzubieten, um sie zu ver⸗ anlassen, ihren Beistand zur Erleichterung des Entsatzes von Kassala zu leihen.
Alexandria, 19. August. Die Reihenfolge der zu ent— schädigenden Indemnitäre wurde definitiv wie folgt fest— gestellt: 386 Egypter, 53 Deutsche, 145 Oesterreicher und Ungarn, 12 Belgier, 7 Brasilianer, 4 Dänen, 35 Spanier, I5 Norb-Amerikaner, 380 Franzosen, 226 Engländer, 750 Griechen, 477 Italiener, 23 Niederländer, 19 Perser, 8 Portu⸗ giesen, 34 Russen und 4 Schweden.
Zeitungsstimmen.
Ueber die finanziellen Ergebnisse der preußischen Staats⸗ bahnverwaltung äußert sich die „Kölnische Zeitung“ wie folgt:
In den letzten Jahren ist das Studium des preußischen Etats immer verwickelter, der Vergleich mit den Aufstellungen der früheren Jahre immer schwieriger geworden; die frühere Darchsichtigkeit ist zum Theil erheblich beeinträchtigt. Grund dieser Thatsache ist die jährliche Vermehrung der Staatsbahnen, die nach und nach er— forderlich gewordene Verschmelzung des Etats einer Reihe von großen Privat- Eisenbahngesellschaften mit dem bis dahin einheitlich festgestellten Staatsetat, die wlötzliche Vermehrung von Kapital und Schuld, von Finnahmen und Ausgaben der erschiedensten Art, die gewaltige Ausdehnung der Nebenbahnen. Schon jetzt übersteigen die Einnahmen der Staatsbahnverwaltung mit über 678 000 000 0 die Hälfte der gesammten Einnahmen des preußischen Staats mit etwa 1 235 660 600 S und den vollen Betrag der Einnahmen des Deutschen Reichs mit 521 00 000. Erst wenn ruhigere, regel⸗ mäßigere Verhältnisse eingetreten sein werden, wird es möglich sein, aus' dem Vergleich der einzelnen Jahresetats sich wieder ein klares Bild über die Geldlage des preußischen Staates zu verschaffen; einst⸗ weilen ist das im Grunde genommen nur wenigen Sachkennern möglich. Um so dankbarer ist es zu begrüßen, daß ein vortragender Rath im Eisenbahn⸗Ministerium selbst, der Geheime Regierungs · Rath Dr. Dückers, in einem Aufsatz des Schanzschen Finanzarchivs sich der Mühe unterzogen hat, an der Hand des letzten Etats die finanziellen Ergebnisse der preußischen Staatscisenbahnverwaltung zu prüfen und übersichtlich darzustellen.
Das Ergebniß seiner Untersuchungen ist im Ganzen recht erfreu⸗ lich; die wirklichen Einnahmen auf den Kilometer der durchschnitt · lichen Betriebélänge sind in den letzten fünf Jahren, 1878/80 bis 1883/84, von 26 850 6 auf 34 b03 gestiegen, und wenn sie auch vorsichfig für die nächsten zwei Jahre um etwa 1400 geringer veranschkagt sind, so bedeutet das doch keinen Rückgang, sondern ist die Folge der außerordentlichen Ausdehnung der minder verkehr⸗ reicken, zum Theil, noch ganz unentmickelten Nebenbahnen. Nicht minder verdient die erhebliche und stetige Steigerung in der Ver⸗ zinsung des Aktienkapitals volle Anerkennung; die Verzinsung ohne Berücksichtigung der Erneuerungsausgaben ist von 5,47 90 im Jahr 1880/81 auf 6,220j0 im Jahre 1885,ñ 86 gestiegen; werden die Ausgaben für Erneuerung aber in Betracht gezogen, so stellen sich diese beiden Zahlen auf 487 und 5. 090 o. Wie sehr das Staatsbahn⸗
3 272 500 000 M, 1883184 schon 4570 000000 6 betrug und fr 1885/36 auf 5 6516 600 000 ÆÆ mit einem Jahres ũberschuß von 2865 9b ü 00 46 veranschlagt ist. Von diesem ur sprünglichen Anlagekapital ist aber wobl zu unterscheiden die Staatt⸗ eisenbahn⸗Kapitalschuld, die den Bestimmungen des Eisenbahngarantie⸗ gesetzes vom 27. März 1882 wegen Verwendung der Eisenbabn⸗ überschüffe zu Grunde zu legen ist, und die für 1885. 86 nach Berück⸗ sichtigung aller zur Schuldtilgung zu verwendenden Beträge sich auf twa 3 812 5h 65 s beläuft. Der Ueberschuß hiervon heträgt etwas sber 20 600000 A, von denen nach dem Gesetz zunächst die Zinsen für die jeweilige Staats eisenbahn⸗Kapitalschuld mit 157 409 999 w, dann 2200 609 S zur Ausgleichung des Fehlbetrags im Staats kausbcif und endlich 09 der Kapitalschuld (30 000000 ) zur Schuldentilgung zu verwenden sind, so daß nach dem Voranschlage in Ticfem Jahre noch 11150 000 „M zur weiteren Tilgung übrig bleiben werden.
Mit der zunebmenden Festigung der Verbältnisse hat aber auch eine ftetige Steigerung der Ausgaben Hand in Hand gehen müssen. Waährend' diefelben 1880/81 erst 54.50 9so. der Einnahmen be⸗ trugen, sind sren für das Jhr 1885/86 auf 57,78 O veranschlagt. Zunächst hat eine stetize Vermehrung der persönlichen Ausgaben stattfinden müssen. Bei Verstaatlichung der Privateisenbahnen war in erster Linie zu berückfichtigen., daß, während die Gehälter und Tantiümen der wenigen obern Beamten verhältnißmäßig hoch be—⸗ messen waren, die Einkommenebezüge der zahlreichen mittlern und untern Beamten durchgehend hinter dem Diensteinkommen der bei den Staatsbahnen beschäftigten Beamten gleichen Ranges erheblich jurückblieben. Obwohl bereits in den letzten fünf Jahren ein Ge— jammtbetrag von über 7 250 000 4 an Gehaltszulagen für diese Beamten mehr verausgabt und in den Etats vorgesehen sind, so hat man gleichwohl noch im laufenden Etat für die neu verstaatlichten Bahnen 476 etatsmäßige Stellen mit niedrigern als den normalen Mindefstgehaltssätzen der Staate bahnen in Ansatz hringen müssen. Dazu kommt dann ferner, daß eine beträchtliche Aufbesserung der Durchschnittsbesoldungen zu Gunsten mehrerer Subalternbeamten⸗ flassen stattgefunden hat, wodurch sich die persönlichen Ausgaben im laufenden Jahre um weitere 2 500 0900 4 erhöhten, und daß endlich eme allgemeine Aufbesserung der Beamtenbesol dungen in Preußen in Auesicht genommen ist, die ihre Wirkungen auch auf die Vermehrung dieser persönlichen Ausgaben wird ausüben müssen.
Zu berücksichtigen ist ferner, daß die vielfachen Vereinfachungen, welche sich aus der Zusammenlegung der bisher getrennt verwalteten Bahnen in eine einheitliche staatliche Hand ergeben werden, noch nicht überall zur vollen Durchführung haben gebracht werden können, daß vielmebr aus der Ueberleitung in die neuen Verhältnisse eine Reihe von Mehrausgaben entstanden sind, welche sich allmählich verringern und schließlich ganz wegfallen werden. Dazu gehören auch die vom Staate noch zu zahlenden Vergütungen an die früheren Verwaltungd⸗ räthe mit 507 060 M und die persönlichen Zulagen an die früheren in den Staats dienst übernommenen oberen Verwaltungsbeamten, die ungefähr 400 000 MS jährlich betragen.
Neben dieser Vermehrung der persönlichen Ausgaben fällt nicht minder die Erhöhung der Auszaben für die Unterhaltung und Er— gänzung der Bahnanlegen in Betracht. Da der Staat die von den Privatbahnen durchgeführte Ansfammlung von beträchtlichen Er— neuerungefonds nicht kennt, so ist natürlich, daß bei der Staats— verwaltung die Beträge, die für die Erneuerung des thatsächlichen Verschleißes aufzuwenden sind, von Jahr zu Jahr wesentlich schwanken. In den letzten sieben Jahren sind die Ausgaben für die Erneuerurg des Oberbaues und der Betriebsmittel von rund 10 350 0M Mυ auf 53 150 000 Mαν oder für den Kilometer der durch⸗ schnittlichen Betriebslänge von 1690 auf 3090 , also fast auf das Doppelte gestiegen. Diese Mehrausgaben werden zumal mit der fortschreitenden Verwendung von haltbarerern Stablschienen statt Eisenschienen den späteren Betriebkjahren zu gute kommen und in Zukunft beträchtlich vermindert werden. In dieser Hinsicht ist be⸗ merkentwerth, daß, wenn man die Kosten für Erneuerung des Ober⸗ baues und der Betrichsmittel beim Vergleiche außer Ansatz läßt, in den letzten sieben Jahren die Ausgaben nur etwa 48,4 0; der Ein⸗ nahmen ausmachen und sich in dieser Zeit sogar eher etwas ver— mindert als vermehrt haben.
Schließlich darf bei Erörterung der Frage nach Verzinsung des
Anlagekapitals nicht außer Acht gelassen werden die großartige Zu—⸗ nahme der Rebenbahnen, deren Erbauung in erster Linie den aut gesprochenen Zweck verfolgt, nicht dem Staate neue direkte Einnahme⸗ quellen zuzuführen, sondern die betreffenden Landestheile dem Verkehr zu erschließen und dadurch zur Hebung der allgemeinen Wohlfahrt und Steuerkraft des Landes beizutragen. Auf einer Reihe von aus⸗ gedehnten Nebenbahnen haben die Betriebseinnahmen nicht einmal zur Deckung der Betriebsausgaben hingereicht, während bei andern ö. verwandte Anlagekapital nur sehr niedrig hat verzinst werden önnen. Unter all diesen Verhältnissen wird man gern Hrn. Däckers zu⸗ stimmen, daß die finanziellen Ergebnisse der preußischen Staatseisen⸗ bahnverwaltung, die zur Zeit ein Bahnnetz von über 2 000 km be⸗ herrscht, ungeachtet sie noch fortdauernd mit großen Schwierigkeiten der Uebergangszest zu kämpfen hat, bisher vollquf befriedigen und hinter den berechtigken Erwartungen, welche an die Verstaatlichungs— politik geknüpft werden konnten, nicht zurückbleiben.
— Die „Deutsche Volkswirthschaftliche Corre— ö ondenz“ sagt unter der Ueberschrift „Bessere Aus⸗ ichten“:
In der neuesten Zeit fehlt es nicht an Anzeichen, welche darauf schlichen lassen, daß sich allmählich die Verhältnisse konsolidiren, welche der Vorautsetzung einer gedeihlichen Entwickelung der Ge— werbstbätigkeit und einez Wiederauflebens des Handels bilden. Eine solche Botschaft wird bereitwillig Gläubige finden, denn die Ge⸗ schäftsstockung der letzten Zeit war in der That fast von der Art, daß die Geschäftswelt jeder Branche sich nach einem lichten Punkte unsiebt, wie die Bewohner der Arcke Noahs nach der Taube mit dem Delzweig ausgeblickt haben sollen. Wir glauben es aher nicht bei der Boischaft bewenden lassen zu sollen, sondern wir wollen einen Blick auf die Gründe werfen, welche Wesentliches zu der allgemein beklagten Stockung der Geschäfte beigetragen haben. Zunächst handelt es sich um die Ueberproduktion. Dieselbe war zunächst eine Folge früherer setter Jahre, als Jedermann danach strebte, die Magazine diese Scheunen der Industrie — zu füllen, um dem Begehr und jeder
Gelegenheit, das Geschäft auszudehnen, gewachsen zu sein. Soweit die Bestände noch aus jener Zeit stammen, glauben wir, daß mit ihnen
jetzt endlich aufgeräumt ist oder doch bald aufgeräumt sein wird. Eine andere Ursache der Ueberproduktion war der seitherige stoß⸗ weise: Charakter des Geschäfts; dasselbe ging eine Zeit lang sehr flott und dann wurde darauf los produzirt; als ein Rückschlag ein⸗ trat, verminderte man die Produktion gar nicht oder doch nur un. bedeutend, weil man sich fagte: „Die Stockung kann nicht vob langer Dauer sein. Endlich der dritte Grund, welcher beute noch am ' meisten nachwirkt: — man hatte in den Zeiten des Uebeiflusses viele Kapitalien in neue Anlagen gesteckt, Betriebs⸗Ausdehnungen vor genommen u. s. w., und man fürchtete mit Recht bedeutende Verluste und Nachtheile anderer Art, wenn man zu einer Betriebseinstellung schritt, welche sich, abgesehen von diesen oft zwingenden Erwãgungen, al böchst zweckmäßig empfohlen haben würde. Immerhin haben die im Laufe dieses Jahrzehnts gewonnenen freudigen und bitteren Erfahrungen der Industrie des Vaterlandes sowohl als jener des Auslandes eine heilfame Lehre ertheilt. Eine so tolle Ueberproduktion, wie sie früher dagewesen ist, wird in den nächsten Jahren schwerlich wiederkommen; dahingegen hoffen wir auf eine verständige Zunahme der Produktion, soweit sie den Anforderungen des Konsums und der Aus dehnung der Abfatzgebiete auf dem Weltmarkt entspricht. Auch die aut lãndische, speziell die englische Industrie ist um eine Erfahrung reicher geworden, welche sie hoffentlich sowohl zu ihrem als auch zu un eren Frommen anwenden wird. Man hatte im Ausland die Kraft
fystem sich in diesen fünf letzten Jahren Boden errungen hat, beweist
Ministerium des Auswärtigen gestellt. Die englische Regie⸗
bie Vermehrung des Eisenbahn⸗Anlagekapitals, das 1880/81 erst
der deutschen Industrie ganz bedeutend unterschätzt. Man vernahm wohl von ihrem Aufblühen, man sah wohl ganz respektable Leistungen
Dderselben, — allein man glaubte nicht an die ,, 1 442 gewisser Et ner selbst nach 1810 auf den baldigen Einsturz der ußisch · deuts
Größe rechnete, so hat auch die ausländische gr mn f e , daran glauben wollen, daß die Versuche Deutschlands, sich zu einem Industriestaat von allererstem Rang empor zu bebe, von Dauer
sein könnten. Dieser Jrrthum hat namentii ie lische Jadustrie zu unglaublichen ert? ie * deutsche. Industrie durch Preisunterbietung und durch Massen⸗
produktion und
same
das verständige
den Geschäftsgewinn
Maß 6 2 vermehren, die Preise und
fast in allen Branchen berabzudrücke
* 7 — * — * x ö. ücken.
— Jetzt bereiten sich allmählich günstigere Verbältnisse vor. In
England hat man erkannt. daß die deutsche Industrie ein ni w 2 . ein n zt übersehender Faktor ist. Man rechnet jetzt mit derselben und 4 auch bei der eigenen Produktion auf sie Rücksicht. c wird allmählich ein verstän dige gegenseitiges Verhältniß hergestellt sein, welcheä einer neuen Blüthe von Industrie und Handel nur . Es kommen nech andere wichtige Momente binzu, welche uns hoffen lassen, daß, wenn nicht unvorherzusebende Zwischenfälle eintreten, eine Blütbe der Geschäftethätigkeit bald wieder zu ern In den Vereinigten Staaten hofft man, daß die Ge—⸗ schäftslage sich jetzt bald bessern wird, zum Theil auf Grund des in der Haupt sache beendigten Eisenbahnkrieges, sowie auf Grund gün— 6 . Erscheinungen. Ländern, wo man sich in den letzten zwei Jahren gewisse Ersparungen auferlegt hat, scheint man wieder den Muth zu finden, um dem 5 geborenen leichten Naturell dieser Völker zu folgen. Zeichen, das allerdings einer verschiedenen Auslegung fähig ist, ist die Tendenz des Geldmarktes, wo die allzu große Abänderung lang- sam : Wenn alle diese Anzeichen auch nicht hinreichen, um einen Propheten zu inspiriren, so sind sie doch gewiß
fördersam sein kann. —
zu erwarten ist.
sam sich zu vermindern scheint.
Massenverkãufe . durch alle nur
geeignet, Hoff nungen zu beleben.
Bestãndigkeit dieses nach 1866 und
Mittel lahm zu legen. So energisch, umfassend und 4 folgte die englische Industrie ibren Plan, daß die deutsche Industrie den Gang kaum hätte bestehen können ohne die schützende und förder⸗ Wirtbschaftspolitik des Fürsten Bismarck und' der ;
. . ꝛ — schutz zöllnerischen Parlamentsmehrheit. schutz⸗
Wenn aber auch der Vers = — ; h . ĩ er Versuch der ausländischen Industrie, die deutsche Konkurrenz nicht erwachsen zu lassen, son dern sie in der Jugend zu tödten, fehlgeschlagen ist, so batten die beiderseitigen Anstrengungen doch den Erfolg, die Produktion über
Auf diese Weise
Auch in anderen überseeischen
Ein anderes
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Homburg, 21. August. (W. T. B.) Amtliches Ergebniß der am 17. d. M. im hiesigen Wahlkreise stattgehabten w wahl: Ez wurden im Ganzen 11 955 Stimmen abgegeben; hiervon erhielt Bürgermeister Körner (deutschfreisinnig] 6883, Schreiner Fleischmann (Soz.) 4255 und Baurath Holler (kons.) 749 St.; der
Erstere ist sonach gewählt.
Nach dem „Centralblatt waltung in Preußen. (Mai⸗-Juni Heft 1885) wurden auf den Fonds Kapitel 121 Titel 28a des Staatshaushalts⸗Eiats pro 1. April
Statiftische Nachrichten.
für die gesammte
1884/85 folgende Schulbau-⸗-Beihülfen angewiesen:
Regierungsbezirk ev.
I) Königsberg . 2) Gumbinnen 3) Danzig. 4 Marienwerder 5) Potsdam
6) Frankfurt 7 Stettin. 83) Köslin
9) Stralsund . 10 Posen . 11 Bromberg. 12) Breslau
13) Liegnitz. 1h Oppeln. 15) Magdeburg. 16 Merseburg . 17) Erfurt ; 18) Schleswig. 19) Hildesheim. 20) Stade
21 Aurich . 22) Münster
23) Minden
24) Arnsberg ö,, 26) Wiesbaden 27) Koblenz .. 28 Düsseldorf. 29) Köln
306) Trier
315 Aachen ;
Staat ..
Zahl der Betrag Zahl der
kath. Betrag
Schulen C6 Schulen w
[ 29 108 3 10742 — 7 15740 — — ; — — 5 25 117 ( 2 6370 1 14082 — 5 15 000 — ö. 5 8310 — 2 4 8 692 — — 3 17100 — — 1 6 450 — — 5 16080 ‚. 43 980 . 3 17840 5 19 820 8 22078 3 14 859 3 10000 — ö. — — 11 32 308 ; 4 3400 — 6. ; 1 191 — — . 2 20213 — ö ; . 22900 — ö ; 1 1600 — 5 ; 1 233 — — . 1 7760 — 2 ; — — 1 17000 ; 1 5388 1 6134 ; 2 11994 — — = 2 14700 . . . — — 2 6709 ; — — 2 9730 — — 2 10230 3 10780 — — 1 3580 5 10035 — — 2 6000 75 277 827 53 226 737
Außerdem erhielt noch eine paritätische Schule im Regierungs⸗ bezirk Marienwerder sol? 6, eine 12 Fflassige Schule ebenda (davon 5 Klassen evangelisch, 5 Klassen katbolisch, 2Klassen jüdisch) 3100 6, eine paritätische Schule im Bezirk Bromberg 25609 6 und eine
reformirte Schule im Landdrosteibezirk Osnabrück 9109 6,
so daß
inögesammt die Beihülfen für 132 Schulbauten eine Höhe von 527 290 M! erreichten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Buch ⸗ und Antiquariat handlung von P. Steffen⸗ hagen in Merfeburg a. S. hat über ihr antiquarisches Bücher— lager den Katalog Rr. 14 ausgegeben. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 1273 Schriften, welche unter folgende Abtheilungen vertheilt sind:
Hriechische und lateinische Autoren, Nen. Lateiner; Uichãologie Gymnasialwesen; schriften, Sprachwissenschaft.
werthvolle Bücher.
alte Geschichte, Grammatik und Lexikographie, Zeit⸗ Unter allen Rubriken befinden sich viele
21
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Mondts Verlag hierselbst (Potsdamerstr. 81)
kündigt zum
Beginn der Jagdfaison das Eischeinen eines Deu tschen Jäger
Almanachs“ an.
namhafte Autoritäten auf dem Gebiete der Jägerei und der mannskunst zu seinen Mitarbeitern.
Wie der Prospekt sagt, zählt dieser Almanach Waid⸗
Möge auch der erfahrene Jäger
mit dem Inhalt laͤngst vertraut sein, so werde er sich dennoch dieses
Handbuches bei allen Gelegenheiten gern bedienen müssen, daß der „‚Deutsche Jäger ⸗Almanach. in gedrängter,
und anerkennen faßlicher
und instruktiver Form den Waidmann über alles dasjenige unter. richtet, waz ihm zu wissen frommt. Was den Inhalt selbst betrifft, so sollen genaue Tabellen der Jagd⸗ und Schonzeiten, die auf die prak⸗
tische Ausübung der Jagd Bezug gesetze nebst den darauf bezuͤglichen
habenden Jagd ⸗ und Jagdpolizei⸗ Ergänzungen, neueren Verord⸗
nungen und gerichtlichen Erkenntnisse dem Jagdfreunde ein werth⸗
volles Material bieten. Ferner sollen
Mittheilungen über den Jagd⸗
betrieb und Jagdkunde dem jüngern Waidmann stets Kenntniß von der waidgercchten Behandlung resp. Ausübung. der Jagd, geben.
Endlich bietet der Almanach auch ein
Schießbuch für jedes Jahr: zum
Verzeichniß der frohen Tage in Wald und Feld und zur bleibenden
nnerung für den älteren Jäger, eiten, welche den Waidgenossen in
fahren, werden
Abenteuer und Merkwürdig Dienst wider⸗
St. Huberti in dem Almanach zu Nutzen, Frommen
Unterrichts ˖ Ver⸗
und Eraötzen der Leser siets gern Aufnohme finden. — Dem Unsernehmen ist übrigens bereits eine . gur fee zu Theil geworden, indem der Fürst zu Hohenlohe Langenburg, Präsi⸗ dent des Allgemeinen deutschen Jagdschutz Vereins, die ihm von dem Herausgeber und Verleger angetragene Widmung dankend angenommen und seine Anerkennung über den praktischen Zweck ausgesprochen hat. — Der „Deutsche Jäger Almanach“ erscheint noch im Laufe dieses Monats (und so weiter in jedem folgenden Jahr) in eleganter Aus stattung (klein Oktav Format, 8 Druckbogen) und ist in allen Buch⸗ handlungen zum Preise von 2.50 M, auf vorherige Abonnements bei dem obengenannten Verlage aber für 2 4 zu haben.
Gewerbe und Handel.
Der Gewerbeverein zu Halle a. S. bereitet eine Aus stellung aller gangbaren Kraft⸗ und Arbeitsmaschinen, Instrumente, Apparate und sonstigen Hülfsmittel für das Kleingewerbe vor, welche Anfang Oktober eröffnet werden soll. Die vorzügliche Lage der Stadt Halle an sieben Eisen bahnen sowie die Wahl des Ausstellungsplatzes in der Mitte der Stadt an der frequentesten Hauptstraße und einem Kreuzungspunkte der Pferde⸗— bahn lassen sür die Ausstellung einen regen Besuch erwarten. Anmel⸗ dungen sowie Fragen um Autkunftsertheilung sind an den Zimmer— meister Carl Schultze in Halle a. S. zu richten.
— In der außerordentlichen Generalversammlung des Nord- deut schen Lloyd in Bremen vom 21. August er. lag folgender Bericht der Verwaltung vor: In der außerordentlichen General. her sammlurg vam 20 v,. M. wurde der Umtausch der Gold⸗Thaler Aktien in auf Mark lautende Aktien beschlossen; gleichzeitig wurden einige Statutenänderungen genehmigt, welche in Folge der Um— wandlung der Aktien erforderlich erschienen. Unter den abgeänderten Bestimmungen des Statuts befand sich auch der 8 18, binsichtlich de ssen folgende Fassung genehmigt wurde: „Jede fünf Altien. die Aktie zu 100 Thaler Gold, oder je ? Aktien, die Aktie zu 1000 M geben Eine Stimme, kein Aktionär kann aber für sich mehr als zwanzig, und mit Einschluß der von ihm vertretenen, mehr als hundert Stimmen abgeben.“ An dieser Fassung hat das Handelsgericht An— stoß genommen und die Eintragung des dies bezsalichen Beschlusses in Nas Handel sregifter verweigert, indem es der Ansicht ist, daß der F. 18 in seiner neuen Form den gesetzlichen Bestimmungen wider- re cbe da das Gesetz, ketreffend die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aktiengesellschaften vom 18. Juli 1884 in Art. 190 ausdrücklich vorschreibe, daß jede Aktie das Stimmrecht gewähre, der §. 4 der Uebergangsbestimmungen zu diesem Gesetze, wonach der Art 196 auf die bestehenden Gesellschaften keine Anwendung finden foll, hier aber nicht Platz greife, da seine Anwendung auf den Fall beschränkt sei, daß der Gesellschafte vertrag zur Zeit des Jäkrafttretens des Gesetzes andere Bestimmungen enthalte. Werde nach Inkrafttreten des Gesetzes an den statutarischen Bestimmungen etwas geändert, so komme das neue Gesetz zur Anwendung. — Die Verwaltung beantragte nunmehr, dem 5§. 18 folgende, dem Art. 199 des neuen Aktiengesetzes ent⸗ sprechende Faffung zu geben: „Jede fünf Aktien, die Äktie zu 100 Thlr. Gold, geben Cine Stimme. Von den Aktien zu 1000 geben; 1—7 Aktien 1 Stimme, 3—4 Aktien 2 Stimmen, 5 — 65 Aktien 3 Stimmen, 7—=8 Aktien 4 Stimmen, und so in derselben Abstufung weiter. Kein Aktionär kann aber für sich mehr als 20, und — mit Einschluß der von ihm vertretenen — mehr als 109 Stimmen ab— geben. Für den unerwarteten Fall, daß das Handelsgericht auch die obige Fassung bean tan den sollte, bittet der Verwaltungsrath, ihn zu den etwa erforderlichen Abänderungen derselben zu ermächtigen. — Nach einer Meldung des . W. T. B.‘ hat die Generaloer ammlung gestern die obige Fassung des §. 18 genehmigt.
New⸗ York, 21. August. (W. T. B.) Baum wollen Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 4000 B., .
fuhr nach Großbritannien 17000 B., Ausfuhr nach d ö 10h B. Vorrstb Lis 650 B. hr nach dem Kontinent
Berlin, 22. August 1885.
Zur Ver deutschung der Fremdwörter in der Amts sprache schreibt das, Centtolblatt der Bauverwaltung“: . Es ist unsern Lesern bekannt, daß die Bestrebungen zur Reinigung der deutschen Sprache auch in dem Amtsbereich des Ministze riums der öffent: lichen Arbeiten bereits seit langer Zeit nach Mögligkeit unterstützt werden. So sind u. A. in den umfanzreichen, vor Kurzem erlassenen neuen Bestim mungen über das Verdingungswesen die ent⸗ behrlichen Fremdausdrücke, welche sich in dem alten Wortlaut in großer Zahl vorfanden, durch entsprechende deutsche. Bezeichnungen erfetzt worden. Neuerdings hat nun der Herr Arbeite Minister in einem die Form der amtlichen Berichte betreffenden Erlasse den nachgeordneten Behörden ausdrücklich den Wunsch kundgegeben, daß in den Berichten derselben, ‚soweit gleichbedeutende deutsche Aus⸗ drücke zur Verfügung stehen und nicht amtlich festgestellte oder solche Bezeichnungen in Frage kommen, welche im Laufe der Zeit in die deutsche Sprache aufgenommen sind“, die Anwendung von Fremd wörtern thunlichst vermieden werden möge.“ .
In der bereits besprochenen Schrift von Prof. Dr. F. G. Hahn in Leipzig: ‚Die Städie der Norddeutschen Tiefebene in ihrer Be⸗ ziehung zur Bodengestaltung“, (3. Heft der Forschungen zur deutschen Landes und Volkskunde“, im Auftrage der Centralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland herausgegeben von Prof. Dr. Richard Lehmann in Münster i. W; Stuttgart, Verlag von J. Engelhorn) führt der Verfasser über die Lage von Berlin und die geographischen Bedingungen, welche für die Entstehung und Entwickelung der Stadt in Betracht kommen, Folgendes aus: Jeder, der die Umgegend von Berlin und die Stadt selbst mit einiger Aufmerksamkeit durchwandert hat, sagt der Ver⸗ fasser, müsse den Gegensatz des niedrigen Allurialgebiets des Spreethals und der beiderseitigen Diluvialhöhen im Süden und Norden der Stadt rasch bemerken. Diese Höhen sind die Landschaften Teltow und Barnim, deren Höheränder, wie die Generalstabskarte zeigt, sich bei Berlin am meisten nähern. Der
Nordrand des Teltow zieht sich von den Rollbergen bei Rirdorf über den Kreuzberg gegen Wilmersdorf hin. Der Südrand des Barnim reicht noch mehr in die Straßen
des heutigen Berlin hinein; die nördlichen und nordöstlichen Stadt- theile liegen schon auf Diluvialboden und zeigen stark ansteigende Straßen. Die Spree aber, welche auf der ganzen Strecke von der Mündung des Müllroser Kanals bis zur Vereinigung mit der Havel in erborgtem Bette fließt, d. h. das alte, für sie viel zu breite Oder: thal benutzt, bildet hier eine Insel von mäßiger Größe. Die Insel aber war nicht ganz flach, sondern hatte einen Hügel aufzuweisen, der jedenfalls gegen die größeren Ueberschwemmungen Schutz gewährte.
Den Namen der Ansiedelung, welche auf dieser Insel entstand, Cöln oder Kölln, werde man wohl mit der bekannten, flavischen Bezeichnung Kolm, Golm oder Kollen, für einen
einzelnen, aus sumpfiger Umgebung herausragenden Hügel in Ver bindung bringen müssen. Die Stromüberschreitung und die Bebauung der Injel sei durch den Umstand nech erleichtert worden. daß hier zwei Tandzungen, von den Höhen des Barnim und des Teltom aus gehend, sich dem Südende der Insel Cöln sehr näherten. Und in der That fei auch die Insel weit früher an der Südspitze als im nörd⸗ sichen Theil bebaut worden. Jenseits des rechten Spreearms aber enistand ein Brückenkopf: der erste Kern des späteren Berlin. Die Lage der Doppelstadt Berlin -Cöln war für den Verkehr eine gänstige, die Sicherung gegen Feinde aber minder vollkommen als bei Köpenick, Spandau oder Brandenburg, da die Spree⸗Insel hier nicht so wie bei jenen Orten durch breite seeartige Flußarme umgeben war. So konnte Berlin erst in friedlicheren Zeiten und unter dem Schutze einer starken Regierung die großen Vorzüge, welche ihm schon die Beschaffenheit der allernächsten Umgebung gewährte, voll ausnutzen. Zu diesen Vorzügen kamen aber noch andere, welche in der Ver⸗ sheilung der Thäler und der trockenen höheren Striche in der Mark
sind hier 2 Cholera Todesfälle vorgekommen. 2 Personen an der Cholera.
n t
Die Stelle, an welcker die Annäherung zw und Barnim stattfindet, war für den gesammte r und Südwest nach Nord und Nordost gehenden Verkeb ge Uebergangspunkt über die Spree ⸗Haxellinie, der nur dann von sei viel ungünstiger gelegenen Nebenbuhlern in den Scatten gestellt wurde, wenn die volitischen Verhältnisse mehr auf Sicherbeit als auf Bequemlichkeit und Kürze des Weges zu sehen zwangen. Kommt man vom Fläming herab und hat die Orermündungen oder Vorpommern zum Ziel. so werde man fich g'wiß nicht in die sumpf⸗, feen und slußreichen Landschaften im Sädosten Berlins (den heutigen Kreis Beeskow⸗Storkew) verlocken lassen, um dann bei Fürstenwalde oder Beeskow mühsam die Spree zu überschreiten. Noch viel weniger aber werde man sich der Landschaft Zauch⸗Belzig zuwenden;
. Der Lauf der Harel aber würde zwingen, oberbalb Spandau diesen breiten seenreichen Fluß roch ein zweites Mal zu überschreiten, um die Richtung nicht ganz zu verlieren. Schlage man aber den mittleren Weg ein, so gelange man, nachdem bei Trebbin das letzte Sumpfthal überschritten ist. auf dem trockenen Boden der Landschaft Teltow an die Sprite, wo man den be⸗ quemeren Uebergang bei Berlin dem viel beschwerlicheren bei Köpenick sicher rorziehen werde. Jenseits könnte man dann auf ziemlich langer Strecke die gleichfalls trockene Landicbaft Barnim benußden. Aber auch weng man ron der Elbe bei Magdeburg her käme und die Oder etwa bei Frankfurt erreichen wollte, würde der Spreeübergang bei Berlin der vortheilhafteste sein, um dann dig alte Berlin ⸗ Fran furter Landstraße zu verfolgen, welche nit obne Grund den weiten Umweg über Müncheberg macht, wo sich ihr fast immer trockener Bauzrund darbot. Der Verkehr innerhalb des westlichen
Teils der Mark sei somit in ganz bemerkenswerther Weise auf den Spreepaß von Berlin angewiesen gewesen.
. ; 6 Schienenweze in den trockenen Strichen 8 —
die Eisenbahnen herbeizog, ihrerseits wieder zurechnen könne. fehle den von Berlin ausgehenden Bahnen an solchen Verbindungs⸗ linien, wie sie die Bahnnetze um London und Paris reichlich aufzu⸗ weisen haben. Die Havel sei von Oranienburg bis Spandau und wieder von Spandau bis Rathenow, die Spree sogar von Berlin bis Kotthus ohne jeden Eisenbahnübergang; denn die Habelbrücken bei Potsdam schneiden, wie der Verfasser anmerkt, nur in weit nach Süden ausbiegendes, seeartig erweitertes Stück des Ausses ab und sind nicht als Uebergänge in dem hier geltenden Sinne zu betrachten. Dahingegen seien über Seine, Marne und
Themse in einem Umkreise von etwa 50 km um Paris und London zahl reiche Eisenbahnbrücken geschlagen. Eine Ring—⸗ bahn, welche Berlin in etwa
i wel 40 bis 50 km Abstand umgäbe würde übrigenz auch mit großen Schwierigkeiten zu kämpsen haben weil viele Brücken und Dammbauten nöthig wären und zwar in einer nicht einmal dicht bevölkerten Gegend. — Wenn man nun nach alledem die Bedeutung Berlins für die Mark mit vollem Recht aus der Vertheilung der Wasserläufe und Landhöhen ableiten dürfe so habe man sich doch daror zu büten, auch die Bedeutung der
. i ? ; Stadt für die gesammte norddeutsche Ebene oder gar für das Deutsche eich nur auf geographische Momente zu⸗ rückzuführen. Man dürfe nur soviel sagen, daß Berlin
durch die geographischen Verhältnisse seiner Umgebung nicht daran verhindert worden sei, staatlicher Mittelpunkt des Reiches zu werden. Hätten es die Verhältnisse mit sich gebracht, daß Köpenick, Spandau Potsdam oder Brandenburg an die Stelle Berlins als Sanptstadt getreten. wäre, so wäre durch die Energie der Fürsten und die Betriebsamkeit der Bewohner die Entwickelung einer Groß— stadt auch dort durchaus möglich gewesen; nur würden die Schwierigkeiten und Hindernisse, welche Bauplatz und nächste Umgebung einer bedeutenden Vergrößerung der genannten Städte entgegenstellen, schwerer und langsamer zu überwinden ge— wesen sein als in Berlin. Statt der zusammenhängenden Masse der letzteren Stadt, welche jetzt aus dem Spreethal auf die reichlich Platz bietenden Höhen des Teltow und Barnim hinaufsteigt, wärde man es dann mit weit ausgedehnten, durch große Wasserflächen getrennten Städte⸗ Anlagen nach Art von Boston, Stockholm oder St. Petersburg zu k Eine solche Zersplitterung, aber biete wohl manche Vortheil, wenn es sich um eine Stadt mit Seeverkehr handle, im Binnenlande jedoch würden die Nachtheile, namentlich die schwierigere Heranführung der Bahnlinien, gewiß sehr überwiegen.
Hamburg, 21. August, (W. T. B) Kongreß für Re⸗ form und Kodifikation des Völkerrechts. Eia von Rossi (Livorno) eingesandter Bericht über die Verschiedenheit der Ehegesetze gelangte in der heutigen Sitzung nicht zur Verlesung und wurde vielmehr, zugleich mit einem von amerikanischer Seite zu demselben Gegenstande eingegangenen Bericht, dem Ausschuß zur Berichterstattung in der nächsten Konferenz überwiesen. Den zweiten
Gegenstand der Tagesordnung bildete die Aus führung des im Auslande gesprochenen Urtheils.! Alexander (London) verlas ein Schreiben Mellors scwie einen eigenen
längeren Bericht über diesen Gegenstand, worin nachgewiesen wird, wie dringend nothwendig es sei, ein Übereinstimmendes internatio- nales Gesetz hierüber anzustreben. Eine Diskussion knüpfte sich hieran nicht. Zum nächsten Gegenstande Garantie ⸗ Verträge, hielt Professor Gefften (Hamburg) einen längeren Vortrag. — Die von der Redaktions⸗Kommifsion an dem Entwurf, betreffend das allgemeine Frachtrecht, vorgenommenen Aenderungen wurden von der Versammlung genehmigt und die einzelnen Para—⸗ graphen sämmtlich angenommen. Laeiß hatte die Abftim⸗ mung en bloc über sämmtliche Regeln des Frachtverkehrs beantragt, der Vorsitzende aber solche als unzulässig ab gelehnt, weil dadurch sämmtliche Beschlüsse umgestoßen werden könnten. Darauf gab Laeiß Namens der Handelskammer eine Er— klärung zu Protokoll, wonach die allgemeine Annahme der Regeln für das Frachtrecht nicht empfohlen werden könnte, da die erste derselben, wie fie von dem Kongresse amendirt sei, den Schiffseigentbümern Verantwortlichkeiten auserlege, welche man ihnen nach der Meinung der Handelskammer billigerweise nicht zumuthen könne und welche die Regeln für den praktischen Gebrauch ungeeignet machten. — Hierauf
(W. T. B.)
Marseille, 21. August. hier 69
Heute sind
(W. T. B.) In der vergangenen Nacht Heute starben
Cholera Todesfälle vorgekommen.
Toulon, 21. August.
Algier, 21. August. (W. T. B.) In der Nähe von Bone
sind Waldbrände entstanden, welche sich augenblicklich zehn Kilo⸗ meter weit erstrecken; man fürchtet, daß sich dieselben über das ganze Gebiet ausbreiten werden.
Krolls Theater. Hr. Perotti, welcher gestern durch eine
Indisposition am Auftreten verhindert war, wird nun am Montag den Lyonel in „Martha“ singen.
tief begründet sind.