1885 / 200 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Aug 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Minister Dr. Freiherr von Lutz und Dr. von Fäustle, der Staats Rath von Pfistermeister, der Ober⸗Konsistorial⸗ Präsident Pr. von Stählin, der bayerische Gesandte am preußischen Hofe, Graf von Lerchenfeld, und mehrere Beamte des Ministerlums. Der päpstliche Nuntius Msgr. di Pietro brachte in warmen Worten einen Toast auf Se. Majestät den König aus, woran sich ein Toast des Ministers Freiherrn von Trailsheim schloß: aux Souverains et Chefs d'ètat amis de Sa Majesté le Roi et représentés à Sa Cour.“

26. August. Die Königin Isabella von Spanien ist heute Nacht um 1 Uhr nach Paris abgereist.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 26. August. Die amtlichen „Mecklenburgischen Anzeigen“ veröffentlichen in der heutigen Nummer eine Bekanntmachung des Großherzog—⸗ lichen Ministeriums, Abtheilung für geistliche Angelegenheiten, der zufolge nach Bestimmung des Großherzogs in Veran⸗ lassung der anhaltenden ungünstigen Witterung gestattet wird, „daß die Erntearbeiten an den nächsten beiden Sonn— tagen, mithin am 30. d. M. und am 6. k. M., nach gänz— lich beendigtem öffentlichen Gottesdienst verrichtet werden, jedoch so, daß damit erst eine Stunde nach Beendigung des Gottesdienstes begonnen werden darf, und nur mit Einwilli— gung der Arbeiter“.

Hamburg, 26. August. (W. T. B.) Die Deleg irten der Fnternatio nalen Telegraphen-Konferenz ver— sammelten sich heute, Vormittags 10 Uhr, in der festlich ge⸗ schmückten Börse, wo sie von dem Senator Versmann begrüßt und zur Besichtigung der Stadt eingeladen wurden. Es erfolgte darauf eine Rundfahrt durch und um die Stadt, eine Besichtigung der Freihafenbauten, der Quaianlagen ꝛc. Sodann wurde eine Fahrt zu Wagen

nach Uhlenhorst unternommen, wo man im Fährhause das Frühstück einnahm. Die Rückfahrt erfolgte mittels

Dampfers über die Alster nach der Börse. Dort hielt der Vorsitzende der Handelskammer, Western, eine längere An— sprache an die versammelte Kausmannschaft, in welcher er die Verdienste des Staatssekretärs Dr. von Stephan um die Er— leichterungen für den Handel und den Verkehr, sowie die großen Erfolge der Telegraphen-Konferenz für die Inter— essen des Weltverkehrs hervorhob und zum Schluß ein drei—⸗ maliges Hoch auf den Staatssekretär ausbrachte, welches sowohl von der Kaufmannschaft, als von den Mitgliedern der Telegraphen⸗Konferenz mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. Der Staatssekretär Dr. von Stephan dankte hierauf im Namen der Mitglieder der Konferenz, hob die Bedeutung Hamburgs für das deutsche Telegraphenwesen hervor und schloß mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, welches bei der etwa 6000 Personen zählenden Versammlung einen donnernden Widerhall fand. Für eine hierauf dem Staatssekretär Dr. von Stephan erneut dargebrachte persönliche Ovation dankte dieser durch wiederholtes Verneigen. Von der Börse aus begaben sich die Mitglieder der Telegraphen— Konferenz zu Wagen nach dem Hafen und von dort zu Dampfer nach Blankenese, wo bei Sagebiel das Diner ein⸗ genommen wurde. Die Rückkehr nach Hamburg erfolgt heute Abend 8 Uhr. Hierauf findet eine Beleuchtung des Alsterbassins und ein Feuerwerk statt. Die Binnenalster, die Stadt und der Hafen prangen in reichem Flaggen⸗— schmuck.

27. August. (W. T. B.) Die Delegirten der Inter⸗ nationalen Telegraphen-Konferenz sind heute früh 8 Uhr mittelst Extrazuges vom Dammthor⸗Bahnhofe aus nach Kiel abgereist. Das gestrige offizielle Diner in Blankenese ver⸗ lief äußerst glänzend. Bürgermeister Weber brachte das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, Direktor Fribourg (Paris) toastete auf die Stadt Hamburg, Dr. Siemens auf die Damen, Bürgermeister Petersen auf die Mitglieder der Konferenz und der russische Delegirte, General Ussof, auf den Handel Hamburgs. Die Fahrt auf der Elbe, die Corsofahrt auf der Alster sowie die übrigen zu Ehren der Delegirten veranstalteten Festlichkeiten waren vom herrlichsten Wetter begünstigt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Krem sier, 26. August. (W. T. B.) Die Kaiser Franz Josef und Alexander, der Kron⸗ prinz Rudolf und der Großfürst Wladimir begaben sich heute Vormittag im Jagdanzuge nach dem Fürstenwald, wo unter einem Zelt eine Tafel zu 32 Gedecken zu einem Dejeuner dinatoire hergerichtet war. Die Höchsten und Hohen Herrschaften passirten in fünf zwei— spännigen offenen Wagen das Forsthaus nach dem eigentlichen Jagdterrain. Während der Jagd unternahmen die übrigen Herrschaften eine Pirutschade durch den Schloß— park. In dem ersten Wagen saßen beide Kaiserinnen. Bei dem Forsthause verließen die Herrschaften die Wagen. Der russische Hofmaler Zichy fertigte hierselbst Skizzen für das Tagebuch des Kaisers von Rußland an.

Um 1 Uhr Mittags ließ Kaiser Franz Josef die Jagd im Fürstenwalde abblasen. Die Jagdgaäste erschienen alsbald bei dem Forsthause, wo beide Kaiserinnen von den Kaisern begrüßt wurden. Während der Tafel im Jagdzelt er— klangen aus einiger Entfernung Fanfaren und Jagdstücke eines Hornguartetts, welche die Bewunderung der ganzen Tischgesellschaft erregten. Dieses Arrangement bildete eine sinnige Ueberraschung für den Kaiser und den Großfürsten Wladimir, welche für Hornmusik eine besondere Vorliebe haben und sichtlich erfreut waren. Sodann wurde das erlegte Wild, von welchem 41 Stück zur Strecke geliefert waren, besichtigt. Verschiedenfarbige Bänder bezeichneten die Jagdbeute der Kaiser Alexander und Franz Josef, sowie des Kronprinzen Rudolf und des Großfuͤrsten Wladimir. Beide Kaiserinnen traten auf die Mitglieder des Hornquartetts zu und äußerten sich höchst anerkennend über die Schönheit der gehörten Vorträge. Dem anwesenden Jagdherrn, Kardinal Fürstenberg, sprachen die Kaiser und Großfürst Wladimir herzlichen Dank aus. Unter Fanfaren trat sodann die hohe Gesellschaft die Rückkehr an.

Die „Polit. Corresp.“ meldet, daß die Minister von Giers und Graf Kalnoky an der Jagd nicht Theil ge— nommen und währenddessen eine längere Unterredung gehabt haben.

Um 6i/ Uhr fand das Hofdiner statt. Dasselbe hatte 69 Gedecke. Die zu dem Gefolge der russischen und öster⸗ reichischen Herrschaften gehörigen Personen hatten die ihnen neu verliehenen Orden angelegt. Die Tafelmusik wurde von

der Kapelle des Alexander⸗Regiments ausgeführt. Bei dem Diner wurden keine Toaste ausgebracht, vielmehr

trank, wie gestern, Kaiser Franz Josef dem russischen Kaiser⸗ paare und Kaiser Alexander dem österreichischen Kaiserpaare zu. Nach dem Diner fand Cercle statt. Um 9i Uhr ver⸗ fammelte sich das Gefolge der österreichischen Herrschaften zur Verabschiedung bei den russischen Gästen.

Der Kaifer von Rußland hat dem Minister⸗Präsi⸗ denten Grafen Taaffe den Alexander⸗Newski⸗-Orden L Klasse, dem unge e n, von Orczy und dem Sektionschef von Szögyenyi den Weißen Adler⸗Orden J. Klasse und dem Statt⸗ halter von Mähren, Grafen Schönborn, den St. Annen⸗Orden J. Klasse verliehen. . ;

Um 10 Uhr Abends traten die russischen hohen Gäste die Rückreise an. Dieselben verabschiedeten sich am Bahn— hofe von den österreichischen Würdenträgern, wie auch Kaiser Franz Josef, Kronprinz Rudolf und Erzherzog Karl Ludwig von dem russischen Gefolge Abschied nahmen. Die Verabschiedung von der Kaiserin hatte im Schlosse stattgefunden. Kaiser Alexander, Kaiser Franz Josef und Kronprinz Rudolf schritten die Front der auf dem Bahnhofe aufgestellten Ehren-Compagnie ab, worauf sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in den Salon⸗ wagen begaben. Beide Kaiser umarmten und küßten einander zum Abschiede dreimal. In gleich herzlicher Weise verabschie⸗ deten sich Kaiser Alexander von dem Kronprinzen Rudolf und dem Erzherzoge Karl Ludwig sowie Kaiser Fran; Josef von den Großfürsten. Auch die Erzherzöge Kronprinz Rudolf und Karl Ludwig nahmen von den Großfürsten mit dreimaliger Umarmung und Kuß, von den Damen durch Handkuß Abschied, wobei Letztere die Wange zum Kusse boten. Kaiser Alexander rief dem gaiser Franz Josef, als dieser den Waggon ver— 2 revoir!“, worauf dieser mit „a revoir!

verließ, nach: „à mit. Fesperé bientét« antwortete. Als der Zug sich in Bewegung

setzte, salutirten die Majestäten zum Abschiede nochmals militärisch.

Graf Kalnoky war Nachmittags vom Kaiser Alexander in Privataudien; empfangen worden. Oberst⸗Hofmeister

Prinz Hohenlohe erhielt von dem Kaiser von Rußland das Großkreuz des Andreas-Ordens in Brillanten.

Wien, 26. August. (W. T. B.) Fürst Alexander von Bulgarien ist hier eingetroffen und wird sich morgen zu den Manövern bei Pilsen begeben.

27. August. (W. T. B.) Der russische Minister des Auswärtigen, von Giers, äußerte sich einem Be— richterstatter der „Neuen Freien Presse“ gegenüber dahin, daß died egegnung in Kremsier eine in der Natur der Dinge liegende Nothwendigkeit und die Erwiderung des Besuches des öster⸗ reichischen Kaisers in Skierniewice gewesen sei. Die Folgen der Entrevue beständen in der Befestigung der Beziehun zen beider Reiche, und die Besprechungen hätten nur allgemeine und nicht spezielle Fragen betroffen; es gebe Nichts, was

Konferenzen über spezielle Fragen zwischen Oester⸗ reich und Rußland nothwendig machen könnte. Die Entrevue sei gegen Niemand gerichtet, sie gelte der Er—⸗

starkung des Friedens; die Angelegenheit mit England werde bestimmt gut enden. Die Befestigung der politischen Beziehungen vollziehe sich auf der Basis des deutsch-öster— reichischen Kaiserbundes; die Begegnung in Kremsier könnte kein anderes Resultat haben, auch wenn sie eine Drei— Kaiser-Zusammenkunft gewesen wäre. Demselben Berichterstaiter gegenüllsr erklärte ein maßgebender öster⸗ reichifcher Stäatsüann, daß die Entrevue in Kremsier die Fortsetzung der von Deutschland eingeleiteten Friedensaktion sei und allen Freunden des Friedens Befriedigung gewähren werde. Es habe sich ein volles Ein⸗ vernehmen in der gegenseitigen Auffassung der europäischen Fragen gezeigt; zu förmlichen Abmachungen sei es nicht ge⸗ kommen.

Pe st, 26. August. (W. T. B. Der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen hielt heute seine Schluß—

sitzung. Abends wird der größte Theil der Delegirten be— reits abreisen. Belgien. Brüssel, 26. August. (W. T. B.) Der

„Independance belge“ zufolge würde der Minister für Landwirthschaft, Dem oreau, aus dem Ministerium ausscheiden und als Vertreter Belgiens bei dem Vatikan nach Rom gehen.

Großbritannien und Irland. London, 25. August. (Allg. Corr) Die Königin ist gestern mit dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg und dem Hofe von Schloß Osborne nach Balmoral, ihrer Besitzung in den schoktischen Hochlanen, übergesiedelt, um daselbst den Rest des Sommers und einen Theil des Herbstes zu verleben.

Ein Erlaß des Kriegs-Mi nisteriums verfügt die Demobilisirung der Armee⸗-Reserve 1. Klasse. Jeder Reservist erhält einen 42tägigen Urlaub, nach dessen Ablauf er sich vom aktiven Dienste bei der Fahne entbunden betrachten darf.

27. August. (W. T. B.) Wie die „Daily News“ erfährt, ist der britische Spezial kommissar im Bechuanalande, Oberst Warren, von dem Minister der Kolonien zurückberufen worden.

Frankreich. Paris, 25. August. (Fr. Corr) Der Kriegs-Minister hat von dem General de Courey Depeschen erhalten, welche über den Sanitätszustand in Tongking berichten. Die Lage ist danach ein wenig besser. Die Epidemie ist in Haiphong und in Lam im Ab⸗ nehmen begriffen. Zweihundert Mann sind in Behandlung. Die Fälle find selten in Hanoi, in Chu und Quang-⸗Nen. Ueberall ist die Moral der Truppen ausgezeichnet. Der ein⸗ getretene Witterungswechsel wird wahrscheinlich einen günstigen Eindruck auf die Gesundheit der Truppen üben. Die Raäu—⸗ mungen Tongkings sind bis auf neue Ordre unterbrochen. General de Courcy fügt hinzu, daß er in einigen Tagen nach Hue zurückkehren werde.

Die „Agence Ha vas“ veröffentlicht Mittheilungen aus Algier, welche die Meldungen anderer Blätter von neuen Judenverfolgungen und von einer antisemitischen Bewegung in Algier berichtigen sollen und wonach seit dem Monat Juni derartige Demonstrationen gegen die Juden dort nicht mehr vorgekommen seien.

Hr. Jules Ferry wird sich am 30. 8. Mts. nach Bordeaux begeben, um dort die Serie seiner Wahlreden fortzusetzen. .

Vorgestern fanden zwei Senatorenwahlen in den Departements Puy⸗de⸗Döme und Yonne statt. In erste⸗ rem wurde der Deputirte Giret⸗Pouzol, der einzige aufgestellte Kandidat, fast einstimmig gewählt; im letzteren siegte der repu—

blikanische Kandidat Guichard mit großer Mehrheit über einen anderen, aleichfalls republikanischen Gegenkandidaten.

25. August. (Köln. Ztg.) Der „Bayard“ mit der Leiche des Admirals Courbet ist gestern Abend 6 Uhr auf der Rhede von Hyeres angekommen. Die Mittel⸗ meerflotte, auf der vier Cholerafalle vorgekommen sind, traf um 2 Uhr Nachmittags ein und hatte sich in zwei Treffen ungefähr 15. Meile von der Küste entfernt in Schlachtordnung aufgestellt. Die Trauerfeierlickkeit beginnt morgen um ! / 6 Uhr. Der Oberbefehlshaber der Mittelmeerflotte wird auf dem „Bayard“ eine kurze Rede halten, und nach der Landung der Leiche werden Admiral Krantz und der Bürgermeister von Hyeres das Wort ergreifen. Die Leiche geht um 1 Uhr von dort ab und trifft am Donnerstag um 101 Uhr in Paris ein.

26. August. (W. T- B.) Die Leichenfeier für den Admiral Courbet hat heute früh in engerem Kreise in Hy eres an Bord des „Bayard“ stattgefunden. Die Admirale Duperté und Krantz sprachen einige Worte im Namen der Armee und der Marine. Der Sarg wurde sodann ausgeschifft und nach dem Bahnhof gebracht, von wo derselbe nach Paris übergeführt wird.

Dem Journal „Paris“ zufolge soll sich eine für Annam bestimmte militärische Mission bereit machen, um am 15. September von Brest aus die Reise nach Annam anzutreten. Die Mission soll aus etwa 15 Offizieren aller Waffengattungen bestehen. Die „Liberté“ erfährt: die letzte Depesche des Generals de Courchy lasse er— kennen, daß die Schwarzflaggen noch immer den oberen Fluß besetzt halten, daß aber eine feindliche Demonstration derselben nicht stattgefunden habe. Die Unterhandlungen mit Liu-Vin-Phuoc würden fortgesetzt.

Italien. Rom, 26. August. (W. T. B.). Ein Tele— gramm der „Agenzia Stefani“ aus Zanzibar, vom heutigen Tage, meldet: der italienische Aviso „Barba— rigo“, mit dem Fapitän Cecchi an Bord, habe die han— delspolitische Exploration der Küste bei der Mün— dung des Juba-Flusses fortgesetzt. Derselbe babe vor einigen Tagen in den Häfen Durnford und Kisimayo unweit der Mündung des Juba verweilt und sei daselbst von den dortigen vom Sultan von Zanzibar abhängigen Häupt— lingen auf das Freundlichste empfangen worden.

Türkei. Konstantinopel, 2. August. (W. T. B) Der Unter-Staatssekretär des Premier-Ministers, Sihn: Effendi, ist zum Finanz-Minister ernannt worden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. August. (W. T. B.) Der „Regierung s⸗Anzeiger“ meldet: Die betreffenden Gouverneure hatten berichtet, daß das Stadt— haupt von Reval, Greifenhagen, die gesetzlich begrün⸗ dete Aufforderung nicht erfüllte, sich in der Korrespondenz mit der Obrigkeit des Gouvernements lediglich der russischen Sprache zu bedienen, und daß das Stadthaupt von Riga, Büngner, sich weigerte, dem Ukas des Senats nachzukommen, welcher den gesetzlich beschlossenen Gebrauch der russischen Sprache bei der Rigaer Wehrpflichtsbehörde vorschreibt. Angesichts der Ausschließlichkeit des Falles wurde die Angelegenheit dem Kaiser unterbreitet, welcher derselben besondere Aufmerksamkeit zuwendete. Da das Ver⸗ halten der gedachten Stadthäupter ein äußerst unschickliches und ungesetzliches war, befahl der Kaiser am 20. d. dieselben aus ihren Lemtern zu entfernen und wegen Wider⸗ setzlichkeit gegen gesetzliche Anordnungen der Regierung dem Gerichte zu übergeben.

Schweden und Norwegen. Bergen, 26. August. (W. T. B.) Der Prinz von Wales ist gestern auf der Yacht „Osborne“ hier eingetroffen und hat sich heute Nach⸗ mittag uber Voß nach Gudsvangen begeben. Die Yacht „Osborne“ fährt heute Abend nach Gudsvangen und später von dort nach Drontheim. Mr. Gladstone trifft auf der Yacht „Sunbeam“ heute in Molde und morgen in Romsdalsfjord ein.

Afrika. Egypten. Alexandria, 24. August. (Allg. Corr.) Man erwartet, daß die Zolleinkünsfte des laufen— den Jahres die Voranschläge um 130 000 Pfd. Sterl. über— steigen werden.

26. August. (W. T. B.) Die Truppen, welche sich am Montag hier einschifften und deren Abfahrt gestern auf Befehl eingestellt wurde, gingen heute in Folge eines neuen Befehls nach England in See.

Suakim, 24. August. (A. C.) Der egyptische Dampfer „Mukbahr“, mit 266 freundlich gesinnten Eingeborenen und 40 Mann der Eingeborenen-Polizei an Bord, begab sich am 18. d. in Begleitung des britischen Schiffes Grappler“ nach Shina, 140 Meilen nördlich von hier. Die Expedition kehrte heute mit einer Ladung von Getreide und Webestoffen, einem Segelboot und auch mit Briefen von drei Gefangenen zurück. Der Polizei und den freundlichen Eingeborenen wurde beim Landen starker Widerstand geleistet; aber schließlich trieben die Lan⸗ denden die Rebellen zurück, wobei viele derselben getödtet wurden. Auch verbrannten sie ungeheuere Vorräthe von Getreide und Webestoffen, die von den Rebellen in einem Eingeborenendorfe angehäust worden waren, und die sie nicht fortschaffen konnten. Das Dorf wurde gänzlich zerstört.

Zeitungs ftimmen.

Im „Berliner Fremdenblatt“ lesen wir:

Bie politischen Kämpfe, welche seit einer Reihe von Jabren das öffentliche Leben erfüllen, knüpfen sich fast ausschließlich an Maß⸗ nahmen und Gesetzesvorschläge der Regierung. Bisher bat die Mehr⸗ heit der Volksvertretung und, wie wir sagen dürfen, die überwiegende öffentliche Meinung, der Regierung zur Seite gestanden. während Diejenigen, welche der fortschrittlichen und freisinnigen Richtung in Parlament und Presse angehören, bei jeder Gelegenheit den lebhaf⸗ testen Widerstand geleistet haben. 3.

Der oberflächliche Beobachter könnte diese Scheidung der Geister einerscits auf blinde Abhängigkeit von der Regierung und auf schwäch liche Unselbständigkeit, andererseits auf systematische Dppoßitionslust und engherzigen Eigensinn zurückführen. In der That werden im politischen Kampfe dergleichen Vorwürfe ron der einen wie von der anderen Seite erboben und damit der politische Charakter des Gegners zu verdächtigen gesuckt.

Aber der Gegensatz zwischen diesen beiden großen Strömungen ist kein so äußerlicher: er liegt tiefer.

Der Geist, welcher die gesammte Politik der Regierung durch⸗ dringt, ist darauf gerichtet, die wirthschaftlichen und sozialen Schäden der früheren Epoche allmählich zu beseitigen, den Gemeinsinn zu heben und das Wohl der Gesammtheit der Gesellschaft, wie des Staates und des Faterlandes zu fördern. Für dieses Ziel ist Fürst Bis- marck von der ersten Stunde seines Wirkens an auf allen Gebieten,

welche die Entwickelung unseres Vaterlandes in den Vorergrund seiner Aufmerksamkeit und Thätigkeit stellte, mit ganzer Rrañt ein getreten, obne zuerst vslles Verständniß bei seinen Mitbürgern zu finden. Erst allmäblich wurde in ibnen der Staatsgedanke lebendig und als sich nach und nach die großen wirthschaftlichen und sozialer Schäden aufdeckten, folgten sie in immer größeren Mengen derjenigen Politik, welche sich ausschließlich auf die Heilung dieser Schäden und auf die praktische Widerlegung der Irrtbüͤmer lenkte, welche Jahr— jehnte lang die Welt gefangen hielten.

Diese Irrthümer beberrschen auch heute noch den sog. Fortschritt und Freisinn, der in unvergleichlicher Verblendung fich zu einem Apestel derselben zu machen sacht. Die Politik des Fortschritts und Freisinns behauptet zwar, auch das allgemeine Beste zu wollen. Aber e glaubt, das dasselbe sich von selbst entwickeln werde, wenn der Gin zelne volle Freiheit zum ungehinderten Waltenlaffen feiner Selbst— fucht und seines Eigennutzes hat. Für den Freisinnigen ist das legte Ziel: größtmögliches Wohlbebagen des Gir zelnen. Dazu gehört vor Allem möglichst viel Geld, möglichft wenig Steuern und

zalichst große Billigkeit aller Waaren, um möglichst viel Bedurfnisse befriedigen zu können. Hieraus erklärt sich die gesammte politische Wirksamkeit des Freisinns, ob er für die Reduktion des Seeres schwärmt oder gegen Zölle und Steuern opponirt, ob er das Sozialiften- gesetz bekämpft, oder die Kolonialpolitik verböhnt, ob er die Industrie⸗ oder die Landwirtbschaft dem Wettbetrieb des Auslandes dreisgiebt.

Eine solche Politik entbehrt jedes höheren sittlichen Ideals; sie trägt zur Ueberhekung det Eintelnen bei und macht ihn raub und bart gegen seine Mitmenschen; sie löst den Staat in einzelne Indi⸗ viduen auf und trennt, was Alle gemeinsam verbindet Rirche und Ghristentum, Religion und Monarchie

Wohin eine solche Politik des individuellen Eigennutzes führt baben wir an vielen traurigen Ersicheinungen der jüngsten Vergangen⸗ beit geseben. Diese haben das Bedürfniß und das Verstãndu iz für die wahren erhaltenden sittlichen Ideen in Staat und Gesellschaft mächtig gefördert. Diese Ideen schränken die Selbstsucht und den Eigennutz durch Rücksichten auf das Wohl der Gesammtheit ein und lassen die Opfer, die der Einzelne seinem Nächsten und den Volks genossen bringt, als einen Gewian auch für den Ein— jelnen erscheinen. Denn der Mensch kann sich nur wohl und glücklich füblen, wenn er sich als Glied einer gesunden und glück lichen Gemeinschaft fühlt. Die christliche Lehre des ‚Woblzuthun und Mitzatheilen' hat erfreulicher Weise auch im Staatswesen wie⸗ der an Geltung gewonnen, und je mehr sie die Gesellschaft durch dringt, desto mehr wird sie den ausschließlichen Hang nach Ansamm⸗ lung materieller Güter niederhalten und die höchsten Güter eines Volkes, Vaterland, Christenthum und Monarchie, auch bei dem Ein zelnen wieder zu Ehren bringen.

Die Kämpfe der Gegenwart dreben sich um di der Sieg über die fortschritilichen und freisinnigen Ideen d dingung, unter der wir allein ein weiteres glückliches Gedeihen unsere Vaterlandes erwarten dürfen.

Ueber das gegenwärtig auf den Handel und Verkehr in allen Ländern drückende volkswirthschaftliche Uebel niederer Preisstände und ihre Gründe läßt sich eine Zuschrift aus, welche die „Berliner Politischen Nachrichten“ von jenseits der niederländischen Grenze erhalten:

„Die industrielle Thätigkeit heißt es in dem Briefe liegt im ganzen Lande darnieder. Wir leiden unter demselben Druck der Verhältnisse, welcher die Produktion unserer Nachbarländer Frankreich, Belgien, Großbritannien gefesselt hält. Die gewerbthätige Bexölkerung in Stadt und Land siehn sich wegen ungenügenden Verdienstes als Produzentin außer Stande, ihren Bedarf als Konsumentin, selbst zu den gegenwärtig üblichen billigen Preisen, im sonst gewohnten Umfange zu befriedigen. Am schlimmsten ist auch bei uns das Landvolk daran. Der Körner⸗ bau ist im Laufe der letzten zehn Jahre an den Rand dis gänzlichen Verfalls gebracht worden. Wie in England und vielfach auch in Deutschland, hat bei uns der Getreidebau aufgehört ein lobnendes HFeschäft zu sein, nachdem die schrankenlose Konkurrenz entfernter Kornländer den Preis auf ein Minimum herabdrückte. Und wenn noch wenigstens andere Klassen der Bevölkerung von den Schleuder preisen des Getreides profitirt hätten! Aber das ist eben nicht ge— schehen. Der Verfall der Kaufkraft in den Kreisen der ackerbau treibenden Bevölkerung hat lähmend auf alle Zweige des städtischen Erwerbslebens zurückgewirkt, und selbst die großen Handels Import- Firmen seben sich veranlaßt, den Umfang ibrer Thätigkeit, aus Mangel an Kundschaft, einzuschränken. Unsere Rbederei geht ebenfalls, zwar langfam, aber ständig zurück. Der Konkurrenzkampf hat überall die schärfsten Formen angenommen, wie es nicht anders zu erwarten ist, wo es sich um das wirthschaftliche Sein oder Nichtsein handelt. Kurz, wir leben in trüben Zeiten und sehen noch irüberen entgegen. An Stelle des Unternehmungsgeistes ist dumpfe Resignation ge— treten.“

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 15. Inhalt: J. Aktenstücke und Aufsätze: Die Eröffnung der internationalen Tele⸗

graphen ⸗Konferenz in Berlin. Ein Posthandbuch über den Brief⸗ beföͤrderungsdienst in Frankreich zu Anfang des TlX, Jahrhunderts. Die bisherigen Forfchungen in Neu Guinea. II Kleine Mit

theilungen: Zur Geschichte der Wiener Stadtvost. Postpacketdienst iwischen Großbritannien und Britisch⸗ Indien. Pestanweisungs ˖ dienft Britisch⸗Indiens. Elektrisch beleuchtete Zifferblätter.

Aus Nordamerika: Kinder auf weiten Rei sen Beleuchtungs versuche mit Differential Lampen von 36000 Normalkerzen. Die periodische Presse Rußlands. Die Fam ett, Stiftung in London.

IIf. Literatur des Verkehrswesens: Preußische Statistik. (Amtliches Duellenwerk) Herausgegeben in zwanglosen Heften vom Königlichen Statistischen Bureau in Berlin. Heft LXXVI. IV. Zeitschriften⸗ Ueberschau.

Ministerial⸗Blatt für die gesamm te innere Verwal⸗ tung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 7. In⸗ kalt: J. Allgemeine Verwaltungssachen: Versendung von baarem Feid und Banknoten Seitens Königlicher Kassen mit der Post. Bestimmungen für die Bezirksausschüsse, Kreisausschüsse und Regie rungs- Hauptkassen in der Provinz Hannover. Eibschaften, Lon Reichs ˖ Angehörigen in den Niederlanden geltend gemachte. Mitwirkung Föniglicher Kaßsen bei Annahm: und Abführung von Beiträgen für Beamten. ꝛc. Vereine unterfagt. Uebersicht von der Tkätigkeit der Schiedsmänner. II. Behörden und Beamte. Vorsitz im Bezirks ausschusse bei Bebinderung des Regierungs Präsidenten. III. Ver⸗ waltung der Kommunen, Korporationen und Institute. Veranlagung iu Kreisabgaben (Gesetz wegen Aufhebung und Außerhebungsetung direkter Staatssteuernj. JV. Polijeiverwaltung. . Gefangniß. wesen, Straf⸗ und Besserunget anstalten. Verwendung von asiatischem dartgries zur Verpfleaung der Gefangenen. B. Sicherheits polizei. Verkauf und Feilhalten von Petroleum. V. Verwaltung der fffentlichen Arbeiten. Regelung des Verdingungewesens, Verfahren bei der Vorbereitung, Ausführung und Abrechnung von Hochbauten.

Centralbtaft; der Bauverwaltung. Nr. 34 A. . In- kalt: Nichtamtliches: eber die Bestimmung der Querschnitie von Fifenkonstruktionen. Siatistik der Eisenbahnen Deutschlands im Anstrich auf

Betriebsjahre 1883/84 (Schluß. Vermischtes: au Tementputz Dru g festi cke des Bleies. Auszeichnung fur

Regierung und Baurath Meydenbauer.

l

Statiftische Nachrichten.

Das 2. Heft 17. Jahrgangs 1885 der Zeitschrift des Königlich baverischen Statistischen Bureaus., redigirt ron dem Vorstand des Statistischen Bureaus, Königlichen Ober⸗ Regierungs-Rath Dr. Ludwig von Müller, hat folgenden Inbalt: Die offentlichen Sparkafsen im Königreich Bavern im Jahre 1883. Von Carl Rasp, Königlichen Regierungs . Assessor. Die jwangs weife Veräußerung landwirthschaftlicher Anwesen in Bayern. Nach

dem Stande des Jabres 1884 mit Rückblicken bis 1880. Von Ober⸗ Regierungs⸗Rath Dr. von Müller. Stiftungen und Stiftungs—⸗ juffüff im Königreiche Bavern während des Jabres 1883. Von Ober ⸗Regierungs Rath Dr von Müller. Die Bewegung der Ge- werbe in Bapern im Jahre 1884. Summarische Uebersicht der in Bavern kFestebenden lsandwirthschaftlichen Sxezialvereine nach dem

Stande des Jahres 188. (Zusammengestellt im Königlichen Staats- Ministerium des Innern, Abtheilung für Landwirth schaft, Gewerbe und Handel.) Literarische Anzeigen.

Gleichzeitig erschienen als Beilagenheft zu der Zeitschrift: Bei träge zur Morbiditäis ⸗Statistik Baverne, 1883: II. Mor⸗ biditäts⸗Statistik von Niederbavern von Dr. J. Gg Reiter, K. Be— zirksarjt in Waldkirchen; III. Morkiditäts Statistik von Oberfranken von Dr. Jos. G. Egger, K. Kreis ⸗Medizinal Rath.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die in Leipzig und Berlin am 29. d. M. erscheinende Nr. 2200 der Il lustrirten Zeitung“ entbält folgende Abbildungen: Der Ort der Kaiserzusammenkanft. 2 Abbildungen. Nach vbotogr. Aufnabmen. 1) Das Fursterzbischöfliche Schloß Kremsier, Parkseite. 2) Ansicht der Stadt Kremsier. Der Stand der Arbeiten am Panamakanal. Nach offiziellen Quellen. Bilder aus dem unga rischen Adriabafen Fiume. 11 Abbild. Nach Skizzen u. Pbotogra⸗ pbien gezeicknet von L. E. Petrovits. Georg Curtius, R am

12. August. Das fürzlich eröffnete Nationalmuseum in Amsterdam. Nach einer pbotographischen Aufnahme. Die vermißte deutsche

Nach einer Zeichnung von M. Bischof.

Kreuzerkorvette Augusta“. Nach einer photographischen

Die neue Rheinbrücke bei Mainz. Aufnahme von Fritz Otto in Kastel. Zur Erinnerung an die Schlacht von Vionville (16. August 1870). Nach einem für das ffiziercorps des Kgl. preuß. 52. Infanterie⸗Regts. ausgeführten Ge— älde von Georg Koch. Ludwig Werder, F am 4. August. traußreiten der Somali⸗Neger im Zoolggischen Garten zu Berlin. riginalzeichnung von E. Hofanga. Schön Aennchen. Original zeichnung von Fritz Reiß. Das Begräbniß des Generals Grant: Die Usberführung der Leiche von Mount Mac Gregor nach Sara— toga. Polytechnische Mittheilungen: Kieselsteine als Tonwerkzeuge. Willmann Kegelbahn ⸗Uhr. 2 Figuren. Schaukel mit Segelwerk. Moden: Mantelet.

QR.

*

Veterinärwesen.

Die auf der schwedischen Insel Gotland ausgebrochene Milz brand ˖ Epidemie (. Reichs Anzeiger Nr. 187 vom 12. August 1885) scheint in der Abnahme begriffen zu sein.

Soweit bekannt geworden, hat sich die Zabl der früher gemel— deten 94 Todesfälle bis jetzt nur auf etwa 100 im Ganzen ecköht.

Gewerbe uns Handel.

Die nächste Börsenrersammlung zu Essen 31. August er. im Berliner Hof“ statt.

Der rierzehnte Geschäftsbericht der Emder Herings- Fiscerei⸗Aktien⸗Gefellschaft für das Betriebsjahr 1884 / 85 beginnt mit der Mittheilung, daß eins von den Schiffen der Gesell— schaft, die Mary & Jenny“, seit dem 25. Oktober a. p. verschollen ift, und fährt dann fort: Wenn nun auch unsere Geselschaft durch Untergang des Schiffes finanziell verloren hat, da die Anschaffunge—⸗ kosten eines neuen Schiffes in diesem Falle bedeutend mehr als die Versicherungssumme betragen baben, so ist doch das Unglück. welches die armen Wittwen und Waisen betroffen hat, ein bedeutend größeres, und ist deshalb bei einer Unfallversicherungs ⸗Gesellschaft eine Ver— sicherung auf Todesfall durch Ertrinken für die Mannschaften ab— geschlossen worden. Der mit erzielte Fang war

findet am

unsern Schiffen ziemlich befriedigend, indem die für den Handel fertig aufgevackten Tonntn die Zahl 108723 erreichten; nur waren die Preise sehr gedrückt, so daß nur ein Verkaufsertrag von 357 824 für dieses Quantum erzielt wurde, was einen Durchschnittspreis von 33 S6 per Tenne gegen beinahe 45 S rer Tonne im Vorjahre ergiebt. Die Logger machten im Ganzeu 52 Reisen gegen 42 im Vorjahre; die Netz fleethen baben diesen höheren Anforderungen ausgezeichnet ent—⸗ sprochen. Für den verloren gegangenen Logger wurde ein neues Schiff gebaut und außerdem der Flotte ein neues Fabrzeug hinzu— gefügt. Beide Schiffe wurden von Herrn Schiffsbaumeister Cassens bier unter Aufsicht des Experten des Germanischen Lloyss gebaut und erhielten die Namen „Fürst von Bismarck und „Minister von Scholz“. Die Gesellschaft besitzt jetzt 14 Schiffe, welche, mit allen neueren Einrichtungen versehen, allen Ansprüchen genügen. Die Vergrößerung der Flotte und die Verbesserung der Einrichtungen der

alteren Schiffe machte es nothwendig, daß eine bedeutend größere

Zahl von Heringstonnen angesckafft werden mußten; denn während in 1881 in 10 Schiffen der Gesellschaft 28090 Tonnen auf See waren, sind jetzt in 14 Schiffen 4727 Tonnen geladen. Ist somit die Zabl der Schiffe

um 40, vermehrt, so hat sich die Zahl der auf See befindlichen Tonnen um 800/90 gehoben. Außer dem Brutto⸗Ertrage der Heringe wurden noch 6464,29 MN für rerkauftes Hol;j, altes Tau, Salz, Reifen, Netze und für Ueberfabrgeld eingenommen. Tiotz des niedrigen Verkaufspreises der Heringe wurde noch ein Gewinn von 57 704 erzielt, wodurch die Unterbilanz auf 42916 6 herunter⸗ gebracht ist.

In der gestrigen Sitzung des Aussichtsraths der Ver einigten Königs, und Laurabütte⸗Aktiengesellschaft berichtete der Vorstand über die Resultate des Geschäftsjahres 1884/85. Die Produktion ist danach in Steinkoblen, Eisenerzen und Roh eisen, besonders in letzterem Artikel gewachsen, so daß ein Ankauf von diesem Material zur Weiterverarbeitung in den Eisen- und

Stablwerken nicht mehr erforderlich ist. Dagegen war die Produktion in verkäuflichen Eisen! und Stahlartikeln geringer. Es war nicht möglich bei der verringerten Nachfrage die Werke in Stahlschienen ausreichen zu beschäftigen, in

Waljeisen und Blech aber waren die Preise im stetigen Weichen und somit eine Einschränkung der Produktion am Platze. Die Produktion kielt demgemäß mit dem Absatz gleichen Schritt, so daß die Ver— mehrung der Bestände in fertiger Waare nur ganz unerheblich war. Es wurde an solcher ca. 8000 t weniger verkauft, als im Vorjabre und zwar zu Peeisen, welche für Walzeisen und Blech ca. 6 M unter, in Stablartikeln ca. 4 S über denen des Vorjahres lagen. Die Baaréinnahme betrug ca. 17 Millionen Mark und war somit S50 0090 MM geringer als im Vorjahre. Ja das neue Jahr wurden an festen AÄbschlüssen ca. 30 000 t mit einem Werthe von 3 150 000 S hinübergenommen. Bei nicht unerheblichen Absetzungen von den Wertken der verbliebenen Bestände und höberen Abschrei⸗ bungen von den Immobilien und Mobilien, als im Vorjahre statt—⸗ fanden, konte der Aufsichtsrath auf den Vorschlag der Direktion beschließen, der Generalversammlung die Zablung einer Dividende von 40so vorzuschlagen.

Essen, 25. August. In der kürzlich in Steele (Michelsböhe) stattgehabten Sitzung des Ausschusses des Deutschen Spar— kassen⸗Verbandes wurde beschlossen: am 16. September d. J. eine Vorstandesitzung nach Bremen anzuberaumen mit der Tagesord⸗ nung: 1) Antrag des Direktors Claußen betr. Abrechnungs. Cen kral⸗ stelle für den Uebertragungsverkehr; Referent Direktor Claußen, Korreferent Beigeordneter Craemer ⸗Düsseldorf; 2) Vortrag des Pr. jur. Heyden Über die Entwickelung des Deutschen Svparkassen . Verbandes; 3 Cooptationen in den Vorstand. Zu dieser Vorstands sitzung sollen auch die in Bremen anwesenden Vertreter des deutschen Armenpflegetages eingeladen werden.

Submissionen im Auslande. Niederlande.

I 31. August, Mittags. Gemeinde ⸗Verwaltung von Dordrecht im Rathhaus. Lieferung der während des Jahres 1886 für den Ge— meindedienst erforderlichen Steinkohlen.

Bedingungen liegen zur Einsicht aus in dem Gemeinde- Sekreta—⸗ riat und im Bureau der Gemeindewerke und sind für O50 Fl. in dem Gemeinde Sekretariat käuflich.

2 8. September. Im Timmerhuis zu Rotterdam. Lieferung von 10 eisernen Schiffsbojen, jede ungefähr 1150 Kg wiegend und 10 eisernen Schraubenankern mit Ketten.

Bedingungen liegen zur Einsicht aus im Burean der Städtischen Werke, im Timmerbais, und sind für .10 Fl. käuflich bei den Buch⸗ druckern Wed. P. van Waesberge & Zoon in Rotterdam, Houttuin

Nr. 73. Verkehrs⸗Anstalten.

Ham burg, 26. August. (G. T. B.). Der Postdampfer Teuto nia? der Hamburg Amerikanis cen Packet⸗ fabrt · Aktiengesellschaft ift, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.

Berlin, 27. August 1885.

Verhandlungen des Wissenschaftlichen Beiraths des Königlichen Geodätischen Instituts zu Berlin im Jahre 1885 Nach dem Protekoll der Plenarversammlung des Wissenschaftlichen Beiraths, welche am 27. März d. J. unter dem Vorsitz des Herrn Baever abgehalten wurde, waren in derselben an= wesend die Mitglieder des Beiraths, Herren: Baever, Auwe von Helmboltz, Kronecker, Weierstraß. und die Sektionschef Instituts, Herren: Albrecht. Boersch, Fischer und Loew. Den erster genstand der Tagesordnung bildete die Berichterstattung über die Arbei des vorigen Jahres Es wurde der allgemeine Bericht des Präsidente sowie der Spezialbericht desselben über die unter seiner direkten Lei tung ausgefübrten Nirellements-Arbeiten verlesen; sodann folgten d Spezialberichte der genannten 4 Sektionschefs. Der allgemein Bericht über die Verhältnisse und Arbeiten des Geodätischen Institu meldet zunächst binsichtlich der Etats und Personal verbältnisse, seit dem 1. Arril v. J. Hr. Dr. Krüger als nicht etats mäß Assiftent angestellt worden ist. Was die ausgefü iten be trifft, so erstreckten sich die Triangulirungs Arbeiter iluts im letzten Sommer auf die Vervollstandigung der ä ecks ketten in Ostpreußen und Schlesien. An s sind di telegraphischen Längenbestimmunger jj

. 9 74 ö berg Warschau und

n, men,, ; ; und Azimuth wurden

in Schlesien und

wurde auf der

Auf dem Gebiet der Höhenmess

der dem ersteren entgegengesetzte

münde⸗Kurbaven m er bzwe ge

Wieck. Warnemünde,. Wismar und Travemünde zur Ausführung ge⸗ bracht worden. Die Frage der Errichtung eines Dienstlokals für das Inslitut ist, wie der Bericht bemerkt. ihrer Erledigung leider noch nicht näher gefübrt worden. Als Publikationen w aus⸗ gegeben: 1) Verhandlungen des Wissenschaftlichen Beiraths des Geo— dätischen Instituts im Jahre 1884; 2) Die gegenseitige Lage der Sternwarten zu Altona und Kiel (Kiel, 1884); 3) Verhandlungen der vom 15. bis zum 24. Oktober 1883 in Rom abgehaltenen VII. allgemeinen Konferenz der europäischen Gradmesiung, redigirt von den Schriftführern A. Hirsch und Th. ron Oppoljer; zugleich mit dem Generalbericht für das Jahr 1883, berausgegeben vom Centralbureau der Europäischen Gradmessung (Berlin, 1884). Die Höhenauszüge aus den Gradmessungs Nivellements zwischen

z und Berlin⸗Denekamp haben, wie der Bericht veröffentlicht werden können, weil dieselben zufolge deskripts vom 22. Dezember 1883 wegen der Titel Buchhandel entfernt worden sind und die offizielle icht stattgefunde t. te Angelegenheit bildete den Gegenstand einer besonderen Erörterung sowie einer Resolution des Birath ĩ zogenen Schriften, unter Fortlassung urfprünglichen Ausgabe vorkommenden Hinweise auf die rein wissenschaftliche Benutzung derselben, als Anbang ; Hauptpublikanionen und in der Form der gewöhnlichen Publikationen 1

* * . * * * 3 —— 8 69 2 23 8 2 1m 442 2 24 * = . 16. 93 * * 1 2

2

B rtlass der anstößig befur e

des Instituts wiederum zum Abdruck gebracht werden man annehme, daß der in Form und Inh änderten Publikation keine Bedenken mehr entgegenste

An zweiter Stelle der Tagesordnung wurde der wei getheilte allgemeine Arbeitsplan füc das Jahr 1885 ve den Sektionechefs erläutert Eine weitere Vorlage b reihung von Arbeiten der Landesaufnahme in die preu messungsarbeiten und die Beschaffung der durch die zuv renden Verbesserungen erforderlichen Geldmittel sowie in mit Vorstekbendem die Frage in Betreff einer Aenderung der Orga⸗ nisation des Instituts. Auf diesen Gegenstand ging de i aus genauer dargelegten Gründen nicht näber ein sondern e

weiterer Gelder in Berathung ziehen, sobald solche in bestimmter Fassung vorliegen werden.

Der allgemeine Arbeitsplan des Geodätischen Instituts für das Jahr 1885 wurde folgendermaßen festgestellt: 1) Geodätische Arbeiten: Revision der Dreiecksketten verschiedener Jahrgänge, die sich auf die Berliner Grundlinie beziehen, und Fortsetzung der trigonometrischen Beobachtungen zur Ergänzung der Dreiecksketten in Schlesien und Ostprenßen; 2) Astronomische Arbeiten: Ausführung der telegraphischen Längenbestimmungen Berlin ⸗Breslau⸗Konigsberg und Kiel⸗Ruagard⸗ Königsberg; 3) Nivellements: Inangriffnahme des Gradmessungs Nivellements der Linie Berlin-Bretlau Oderberg. .

Den Besuchern der Landes-Ausstellung i bietet der uns vorliegende, auf Grund offizieller

tär, Franz Toldy, Schriftführer der Ausstellungs Kommission, und Moriz redigirte „Führer durch die Ausstellung“ genaue und verläßliche Orien- tirung über Alles, was zur Besichtigung und selbst zum Studium der Ausstellung und der Hauptstadt erforderlich ist. Der erste Theil bietet eine kurz gefaßte Landesbeschreibung, der zweite einen Grund- riß der Geschichte von Buda Pest, Ratbschläge für den Besuch der Ausstellung (ber die Reise, den Abgang der Züge, Fahrypreis⸗Er mäßigungen, Tarife der Mietbwagen, Pferdeba bnen, Omnibus, Eilboten, Kommissionäre, über Hotels und Wohnungen), eine Orientirung in der Stadt, die Sehenswürdigkeiten derselben und Ausflüge in die Umgebung. Der 3. (Haupt) Theil endlich über⸗ nimmt die Führung des Besuchers durch die Ausstellung selbst. Vor⸗ ausgeschickt wird die Vorgeschichte der Ausstellung und eine Schilderung der Entftehung derselben. Dann folgt eine Uebersicht über die Organisation, die Jury, die Eintritts-Zeiten und Bedingungen sowie eine generelle Orientirung. Der eigentliche Rundgang durch die Ausstellung ist mit eingehenden Beschreibungen der Gebäude und Gruppen verbunden, sehr übersichtlich angeordnet und aufs reichste mit Illustrationen versehen. Die letzteren werden den praktisch und gut ausgeftatteten Fübrer den Besuchern als bleibendes Andenken besonders werth machen. Die Ausstellung bleibt noch bis Ende Oktober geöffnet.

Ma rseille, 26. August, Abends. (W. T. B.) Heute sind hierselbst 27 Personen an der Cholera gestorben.

In Toulon sind seit gestern früh 16 Cholera Todesfälle vorgekommen.

Das Belle Alliance Theater war gestern, Mittwoch, bei der Aufführung des Volksschauspiels „Der Glöckner von Notre-Dame“ schon lange vor Begina der Vorstellung ausverkauft. Die Direktion hat sich deshalb, sowie vielfach ausgesprochenen Wünschen entgegen kommend, entschlossen, noch 2 Vorstellusgen dieses Volkestücks für Freitag und Sonnabend (Parquet 1 6) anzusetzen und die bereits angemeldete erste Auffübrung des Goerlitzschen Lustspiels ‚Mädchen⸗ Illufionen“' erst am Sonntag statifiaden zu lassen.