22 (19 im Vorjahre) Melasse und die übrigen 23 182 andere nicht mehlige Stoffe, als Weinhefe, Weintreber, Obst und dergleichen verarbeitet haben. Von der Gesammtzahl der Bren⸗ nereien entfallen auf Elsaß⸗Lothringen allein 21 797, welche in der überwiegenden Mehrzahl (21 663) nicht meblige Stoffe ver— arbeitet und die Branntweinabgabe nach dem Gewichte der versteuerten Materialien (Materialsteuer) entrichtet haben. Unter den 7205 Brennereien, welche vorwiegend Getreide und Kartoffeln verarbeiteten, befanden sich 1664 landwirthschaftliche, d. h. solche, welchen zufelge S. 3 Absatz 2 des Branntweinsteuergesetzes Steuerermäßigung zu Theil geworden ist; und 1340 Brennereien betrieben die Branntweingewinnung in Verbindung mit Hefenfabrikation. Trotz des im Etatsjahre 1884 / S5 eingetretenen erheblichen Rückganges der Spirituspreise ist die Brannt⸗ weinproduktion nur in dem kleineren Theil der Direktivbezirke gegen das Vorjahr etwas zurückgeblieben, in der Mehrzahl derselben dagegen nicht unwesentlich gestiegen; als Grund hierfur wird hauptsãchlich die gute Kartoffelernte des Jahres 1884 bezw. der billige Preis der Kartoffeln bezeichnet. Der Bruttoertrag der Branntweinsteuer betrug 62435468 M gegen 61 176 817 .. im Vorjahre, an Eingangszoll für aus dem Auslande eingeführten Branntwein wurden erhoben 4324471 „ (erheblich mehr als in den Vorjahren wegen der bevorstehenden und am 1. Juli 1885 in Kraft etretenen Zollerhöhung) und an Uebergangs- und Ausgleichungsabgabe fei den aus Süddeutschland und aus Luxemburg eingeführten Brannt⸗ wein 132212 6, so daß der Gesammtbruttoertrag der Branntwein— abgaben sich auf 67 392 151 belief gegen 63 395 383 M im Vorjahre. Hiervon der Betrag der Steuerrückvergütungen für ausgeführten und zu technischen Zwecken verwendeten Branntwein mit 14310 027 „ in Abzug gebracht, verbleiben als Nettoertrag der Abgaben 53 082 124. oder 1545 MS auf den Kopf der Bevölkerung, d. i. ein so hoher Kopf— theil, wie er sich seit dem Jahre 1876 nicht ergeben hat.
— Nach der von der Deputation für Handel und Schiffahrt in Hamburg zusammengestellten „Uebersicht des Schiffsverkehrs an den Quai-Anlagen in Hamburg im Jahre 1885. betrug die Gesammtzahl der angekommenen Schiffe 2675 (18334 2604, 1883 2411) mit 5 510 649 cbm resp. 1 945 259 Reg.⸗Tons (1884 5483 0945 chm resp 1935514 Reg. ⸗-Tons, 1883 5 026 294 chm resp. 1774 281 Reg Tons). Von den 2675 angekommenen Schiffen führten die deutsche Flagge 847 Dampf⸗ und 23 Segelschiffe mit zu— sammen 2312 904 chm resp. S16 455 Reg.⸗-Tons, die englische Flagge 1357 Dampf- und 2 Segelschiffe mit zusammen 2556 400 chm resp, 202 499 Reg. „Tons, die französische Flagge 80 Dampfschiffe mit l69 579 ehm resp. 5ß 331 Reg.⸗Tons, die holländische Flagge 166 Dampf- und 2 Segelschiffe mit zusammen 175 255 chm resp. 61 865 Reg.⸗Tons, die spanische Flagge 86 Dampfschiffe mit zusammen 158 525 ebm resp. 55 959 Reg.⸗Tons ꝛc. Von den in 1885 ange— kommenen Schiffen enthielten Ladung 2513 mit 5 232 089 chm resp. 1846 924 Reg.⸗-Tons, leer kamen an 162 Schiffe mit 278 569 chm resp. 98 334 Reg.⸗Tons.
— Das „Statistische Jahrbuch für das Großherzog⸗ thum Baden. XVI. ahrgang 1883. Dritte und vierte Ab⸗ theilung' hat folgenden Inhalt: Bürgerliche Rechtspflege. — Strafrechtspflege. — Verwaltungsrechtspflege. — Zur Be—⸗ völkerungsstatistik. — Gesundheitspflege. — Sparkassen 1883. — Vorschuß⸗ und Kreditvereine 1883. — Bergwerke, Salinen und Hütten 1882 und 1883. — Zur Finanzstatistik. — Resultate des Ersatzgeschäfts im Bezirke des XIV. Armeecorps für 1883. — Verhältnisse der Presse 1883. Unterrichtsanstalten 1883. Die Ortsstiftungen und die allgemeinen (Distrikts- und Landes-) Stiftungen 1882: 1) Ortsstiftungen, 2) allgemeine (Distrikts- und Landes-] Stiftungen. Laufende Cinnahmen und Ausgaben der Kreis— verbände 1383. — Ergebnisse der an den meteorologischen Stationen im Jahr 1883 angestellten Beobachtungen. — Die Pfründner⸗. Kranken-, Waisen, Rettungshäuser und andere Wohlthätigkeitsanstalten im Jahr 1883. — Anhang: Die gegenwärtigen Maße, Gewichte und Münzen, verglichen mit den früheren badischen Maßen, Gewichten und Münzen. — Die größeren Gemeinden. Uebersicht des Flächen⸗ gehalts, der Wohn- und Aufenthaltsstätten und der Bevölkerung. Ge— borene, Gestorbene und Eheverhältnisse 1883. Die Gestorbenen nach dem Familienstand und den hauptsächlichsten Todesursachen 1883. Ver⸗ lust und Erwerbung der Staatsangehörigkeit 1883. Betreibungen und Pfandeinträge 1883. Baupolizei 1883. Post- und Telegraphenverkehr 1883. Gemeinderechnungswesen 1882 —1883. Gemeinde-Voranschlags— Ergebnisse für 1884 bezüglich der der Städteordnung nicht unter— stehenden Gemeinden. Steuerkapitalien und Brutto⸗Erträge an direkten Steuern 1882 und 1883. Erträge der Verbrauchssteuern 1882 und 1883.
— Die Nrn. 12 bis 16 der, Statistischen Mittheilungen
über das Großherzogthum Baden“ haben folgenden Inhalt: Nr. 12: Die liegenschaftlichen Zwangsveräußerungen und die Pfandeinträge sowie Pfandstriche 1383. — Nr. 13: Die landwirthschaftlichen Anbau⸗ flächen und die Ernte des Jahres 1884 — Nr, 14: Der Bettel und die Landstreicherei im Jahre 1884. Die Bekämpfung des Bettels im Jahre 1883. — Nr. 15: Die Viehzählung vom 3. Dezember 1884. Die Farrenhaltung im Jahre 1884. Der Tabackbau Badens im Jahre 1884. — Nr. 16: Die Ausübung der Fischerei 1871 bis 1884. Die Ehelösungen in Baden 1876 bis 1834. Die jugendlichen Fabrikarbeiter im Jahre 1884. Einige Durch— schnittspreise des Kalender⸗ und des Erntejahres 1874 bis 1883. Preise des Jahres 1884. Der Post- und Telegraphenverkehr in den Jahren 1872 und 1882 bis 1884. — Summarische Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf Königlichen Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. im Winter⸗Semester 1885/86. Im Sommer-⸗-Semester 1885 sind immatrikulirt gewesen 870. Nachträglich sind immatrikulirt 3 Theologen, 1 Jurist, 1 Mediziner, 11 Philosophen, zusammen 16, Summa 836. Davon sind: a. verstorben 3, b. abgegangen mit Ex⸗ matrikel 182, c. weggegangen, ohne sich abzumelden, und daher ge— strichen 14, d. gestrichen auf Grund des 5§. 13 der Vorschriften für die Studirenden vom 1. Oktober 1879 —, e. gestrichen aus sonstigen Gründen 3, zufammen 202. Es sind demnach geblieben 684. Dazu sind in diesem Semester gekommen 169. Die Gesammtzahl der immatrikulir⸗ ten Studirenden beträgt daher 853. Die theologische Fakultät zählt 237 Preußen, 3 Nichtpreußen, zusammen 240; die juristische Fakultät zählt 105 Preußen, 3 Nichtpreußen, zusammen 16083; die medizinische Fakultät zählt 227 Preußen, 14 Nichtpreußen, zusammen 241; die philosophische Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 2272, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife gemäß 5. 3 der Vorschriften für Studirende der Landesuniversitäten ꝛc. vom 1. Oktober 1579 37, zusammen Preußen 259, Nichtpreußen 5, zusammen 264, Summa 853. Außer diesen immatrikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum Hören der Vorlesungen vom Prorektor erhalten nicht immatrikulations— fähige Preußen und Nichtpreußen 14. Die Gesammtzahl der Berech— tigten ist mithin 867. Von diesen Berechtigten hören Vorlesungen: a. von den immatritulirten Studirenden: in der theologischen Fakul⸗ tät 241, in der juristischen Fakultät 198, in der medizinischen Fakul—= tät 241, in der philosophischen Fakultät 262, zusammen 552; vom Hören von Vorlesungen dispensirt sind: in der theologischen Falus⸗ tät —, in der juristischen Fakultät —, in der medizinischen Fakul— tät — in der philosophischen Fakultät 1, zusammen 1; b. von den übrigen berechtigten nicht immatrikulirten Preußen und Nichtpreußen, welche vom Prorektor die Erlaubniß erhalten haben, hören Vor— , 14, giebt die Gesammtzahl der Berechtigten wie oben mi ;
der
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Albert Cohn in Berlin (Mohrenstraße 3) hat vor Kurzem unter der Ueherschrift; „Autographen? und historische De, mer ee nnn n ö Friedrich Röth in Augsburg. Erste Abthe lung: Fürstenhäuser und Kirchenfürsten“ den Katalog G1 XX feines antiquarischen Lagers ausgegeben. Die in dem vorstehenden Kataloge registrirte Sammlung Röth zeichnet sich durch eine große emal inter⸗
essanter Stücke aus dem 15—17. Jahrhundert aus, welche fast durchgehends neben ihrem autographischen Werth denjenigen bedeutender noch unbenützter Geschichtsdofumente besitzen. Die große Mehrzahl dieser alten Stücke entstammt den Fuggerschen Broschüren, welche, nachdem sie mehrere Jahrhunderte hindurch im Augsburger Palast der Familie vereinigt aufbewahrt worden waren, in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts aufgelöst wurden. — Das vorliegende Verzeichniß umfaßt im Ganzen 308 Nummern, welche Autographen von deutschen Kaisern, von Fürsten Brandenburg—⸗ e (darunter der große Kurfürst und die Könige Friedrich J., Friedrich Wilhelm J, Friedrich II., der Große, Friedrich Wilhelm II., Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm 1IV. nebst verschiedenen preußischen Prinzen und Fürstinnen), sowie von anderen Fürsten deutscher Staaten (Bayern, Sachsen, Württemberg, Anhalt, Baden, Braun schweig, Hessen, Hohenzollern, Mecklenburg, Nassau⸗Oranien) ferner von Herrschern verschiedener fremden Länder und Staaten (Oesterreich, Böhmen, Ungarn, Sieben⸗ bürgen, Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Polen, Rußland, Sardinien, Savoyen, Sicilien, Spanien, e slien. Haiti), endlich von verschiedenen Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen u. f. w. betreffen. — In der 2. Abtheilung des Katalogs, welche der ersten hier vorliegenden bald nachfolgen soll, wird man eine große Anzahl von Celebritäten aus dem 15 bis 17. Jahrhundert sowie viele historische Dokumente von hohem Interesse verzeichnet finden, und die dann folgenden Ab⸗ theilungen werden die neuere Zeit, vom 18. Jahrhundert bis auf unsere Tage umfassen. ;.
— Von der Publikation ‚Die Kunst für Alle“, herausgegeben von der Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft (vormals Friedrich Bruckmann) in München, unter besonderer Mitwirkung von Friedrich Pecht, ist das 7. Heft erschienen. Von dem Fortschritt, welchen das Unternehmen seit seinem Erscheinen gemacht hat, legt die erste Nummer (7) des neuen Quartals ein glänzendes Zeugniß ab. In den Voll—⸗ bildern bringt es 4 wahre hervorragende Werke moderner, deutscher Kunst: die „Himmelskönigin“ von Gabriel Max in der bekannten, tiesste Religiosität mit ansprechendster Lieblichkeit verbindenden Weise des Künstlers, den nicht minder tief empfundenen „Tag des Herrn“ von J. Scheurenberg, Defreggers drei Kinder zu einem jugendfrischen Kleeblatt“ vereinigt, und den virtuos komponirten „Hexenzug“ von Artur Fitger. Von letzterem Maler⸗-Dichter enthält der Text als erstes Kunstfeuilleton eine fesselnd geschriebene Selbstbiographie (mit Porträt), der sich eine Bilderschau von Fr. Pecht, ein Nekrolog Heinleins von Karl Regnet und die „Berliner Menzelfeste“ von Dr. G. Voß anreihen. Den Schluß bilden Atelier, Kunst⸗ und Aus— stellungsnotizen ꝛc,, und was sonst Künstler und Kunstfreunde interessiren kann — nicht zu vergessen einen umfassenden Ausstellungskalender, der allen Künstlern besonders willkommen sein wird. Auch der Text ist reich illustrirt durch Studien von A. v. Werner, Vautier, Hiddemann und Falat, sowie einen prächtigen Dürerkobf, welcher einen interessanten Vergleich der älteren Kunst mit den neueren Leistungen gestattet. Alles in allem können wir dieses Heft als eine sehr gelungene Leistung bezeichnen und allen Freunden der Kunst empfehlen. Das Werk er— scheint in vierzehntägigen Lieferungen, von denen jede 60 kostet; der Preis für das Vierteljahr beläuft sich auf 3, 0 .
— Von den vom Reichsgerichts-RathRassom und Kammergerichts— Rath Küntzel herausgegebenen Gruchotschen Beiträgenzur Er— läuterung des deut schen Rechts, in besonderer Beziehung auf das preußische Recht, u. s. w.“ ist vor Kurzem das 1. Heft des 19. Jahrg. (3. Folge) erschienen. Dasselbe bringt zunächst folgende Abhandlungen: 17 Die Kompensationseinrede und die Vorschriften der Reichs⸗Civilprozeßordnung, von Reichsgerichts-Rath Petersen; 2) civil⸗ prozeßrechtliche Erörterungen im 1Anschlusse an die Schriften des Prof. O. v. Bülow von dem Senats⸗Präsidenten Nessel; 3) Zur Lehre von der Prozeßkosten⸗Ersatzpflicht: Wer hat die Kosten zu tragen, wenn in der Hauptsache keine Entscheidung zu fällen ist? von Land— gerichts-Rath Pfizer; 4 die Weiterveräußerung von Eisenbahn-Retour— billets, von Amtsrichter Altmann; 5) über den Stand der Arbeiten der Kommission zur Ausarbeitung eines bürgerlichen Gesetzbuchs für Deutschland, von Reichsgerichts-Rath Rassow. Auf diese Abhandlungen folgen unter dem Titel „Aus der Praxis“ Mittheilungen von Urtheilen des Reichsgerichts in 11 einzelnen Rechtsfällen. Den Schluß des Hefts bilden Besprechungen von verschiedenen staats⸗ und rechtswissenschaft⸗ lichen Schriften.
— Lehmann K Lutz, Buchhändler und Antiquare in Frank— furt 4. M., haben vor Kurzem wiederum? Kataloge, den antiquarischen Anzeiger Nr. 58 und einen Lagerkatalog, ausgegeben. Der erstere führt die neuesten Erwerbungen der genannten Buchhändler auf, und reicht von Nr. 6294-6917, welche Geschichte und Geographie, deutsche Literatur, Kunst, Freimaurerei, Verschiedenes, Blätter aus der Bewegung von 1848 und Schach betreffen. Der Lagerkatalog enthält ein Verzeichniß von englischen Werken über Geschichte, Geographie, Biographie, Militaria, Literaturgeschichte und Kuriosa, welche in neuen Exemplaren zu sehr ermäßigten Preisen durch die erwähnten Buchhändler zu beziehen sind.
— Das Januarheft der, Internationalen Revue über die gesammten Heere und Flotten der Gegenwart“ (Her— ausgeber und Redaeteur F. von Witzleben-⸗Wendelstein; Verlag der Helwingschen Buchhandlung in Hannover) hat folgenden Inhalt: Das Wachsen der Leistungsfähigkeit der Kruppschen Geschütze von Marine— Artillerie⸗Ingenieur Schwarz. — Valona, ein italienisches Opera— tionsziel auf der Balkanhalbinsel. — Der kriegerische Genius der Franzosen und der Deutschen von Major Wachs. — Die GCipvilver— sorgung der Offiziere des deutschen Heeres von v. Wf. — Die Shrapnel⸗ frage. Betrachtungen von Oberst-Lieutenant Spohr. — Die Ver— wendung der Handelsmarine in Kriegszeiten. — Italienische Corre— spondenz von R .. n. — Erinnerungen an Garibaldi von — — — Dello spirito militare in Italia. — Die Pupillenanstalt zu Gom— bong, Residentschast Bagalon, Insel Java. — Rezensionen. — Die genannte, sich einer zunehmenden Verbreitung erfreuende Zeitschrift wird vom 1. April d. J. an in halbmonatlichen Lieferungen erscheinen.
Gewerbe und Handel.
Dem Rechenschaftsbericht der Stärke⸗Zuckerfabrik Aktien⸗ gesellschaft, vormals G. A. Koehlmann C Co. in Frank— furt a. M, für das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 1884 bis 30. September 1885 entnehmen wir Folgendes; Die Verwaltung kann mit Befriedigung auf das letzte Geschäftsjahr zurückblicken, da sie in der Lage ist, der Generalversammlung eine Dividende von 10 G zur Vertheilung vorzuschlagen, nachdem die Reparaturkosten in Höhe von 59 624 1M aus den Erträgen des Betriebes gedeckt und Abschrei⸗ bungen von 177719 46 gemacht worden sind. In der diesjährigen Bilanz stellen sich: das Grandstück-Conto, abzüglich 130 000 , auf 270 9000 M, das Gebäude ⸗Conto, abzüglich 2 , auf 464 800 , das Maschinen⸗Conto, abzüglich 10 0ͤυ, auf 279 900 „ , das Fabrik— Utensilien⸗Tonto, abzüglich 10 υί, auf 22 900 (S, das Pferd⸗- und Wagen⸗Eonto, abzüglich 20 9υ–·, auf 6200 , so daß diese Conten zu— sammen noch mit 1043 800 6 zu Buch stehen. — Das Inventarium⸗ Conto ist vollständig abgeschrieben. — Das Conto-Current-⸗Conto weist Außenstände nach in Höhe von 505 511 46, das Wechsel-Conto einen Wechselbestand von 400 433 Se, das Cassa⸗Conto einen Baar— bestand von 51 934 AM, das General-Waaren⸗Conto nennt die vorhandenen Waatenbestände im Werthe von 176215 4. Von dem Reingewinn in Hohe von 226588 S werden 180 000 M. — 1999 als Dividende zur Vertheilung vom Aufsichtsrath vor— geschlagen, 5 / — 11329 46 werden dem Reservefonds überwiesen, welcher sich danach auf 160 g40 M stellt, Hö erhält als Tantième der Aufsichtsrath und 109,½ werden an den Vorstand und die Beamten
vertheilt, es sind somit noch 1279 M auf neue Rechnung vorzutragen.
— Die Generalversammlung hat die Anträge der Verwaltung
genehmigt.
— Die New-Jorker Hdls-Ztg.“ schreibt in ihrem vom 31. Dezember v. J. datirten Wochenbericht: So trübe das letzte Jahr in geschästlicher Beziehung begonnen, so hinterläßt es doch bei seinem Abschied weit freundlichere Eindrücke. In den letzten fünf Monaten hat sich entschieden ein Umschwung zum Besseren
vollzogen, und wenn auch noch vielfach über Geringfügigkeit des kaufmännischen Profits und niedrigen Stand der Preise auf fast allen Gebieten des Handels und der Industrie geklagt wird, so ist doch die Verkehrsstagnation, welche während vier langer Jahre auf uns gelastet, gewichen und hat vertrauensvoller Stimmung und wiedererwachender Regsamkeit Platz gemacht. Den besten Beweis hierfür liefert die Eisenindustrie, aus deren Centrum in r Pittsburg, heute die Meldung eintrifft, daß im zweiten
emester 1885 daselbst mehr Eisen und Stahl fabrizirt worden, einem Zeitraum von sechs Monaten. ⸗ Waaren- und Produ ktenmarkt ist, wie es der Feiertage wegen nicht anders zu erwarten war, guf allen. Gebieten still verlaufen. Weizen stellte sich im Werthe höher, hat aber wieder äußerst ruhigen legitimen Ver⸗ kehr gehabt. Mais fand dagegen zu allmählich steigenden Preisen für Export und Seitens einheimischer Konsumenten recht viel Beachtung. Für Hafer wurde ebenfalls ein Avanz etablirt Am Markt für Weizenmehl herrschte trotz beschränkter Nachfrage eine ziemlich feste Stimmung. Andere Mehlsorten waren still. Das Befrachtungs— Geschäft hat den bisherigen unbefriedigenden Verlauf genommen. In disponibler Baumwolle sind Umsätze fast ganz auf Deckung des nur kleinen Bedarfs einheimischer Spinner beschränkt geblieben, Termine konnten vorwöchentliche Schlußnotirungen nicht ganz behaupten. Brasil⸗Kaffees standen in schleppendem Verkehr, während reinschmeckende Sorten still, aber stetig waren. Rohzucker ist bei ruhigem Geschäft im Werthe unverändert geblieben. Am Theemarkt gab sich trotz sehr schwacher Nachfrage eine recht feste Stimmung kund. Provisionen haben nach heutigem Hin- und Her— schwanken eine Kleinigkeit angezogen und für Schmalz lebhafteres Geschäft gehabt, an welchem der Exporthandel sowohl wie einheimische Konsumenten partizipirten. Harz und Terpentinöl waren ruhig, aber fest. Raffinirtes Petroleum still und unverändert, ebenso rohes in Fässern für Export. Pipe line Certificates schließen in matter Tendenz zu 884 Cts. Am Metallmartt ist die Tendenz im Ganzen genommen fest ge— wesen, trotzdem Umsätze auf den meisten Gebieten nur einen mäßigen Umfang erreichten. In der Lage des Manufakturwagren⸗-Geschäfts hat sich nichts geändert. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 2618281 Doll., gegen 1933714 Doll. in der am 3. Januar 1885 beendeten Woche.
Essen, 12. Januar. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung der Rhein.⸗Westf. Ztg.“ aus Dortmund haben sich die Gas- und Flammkohlenzechen in dem Ober-Bergwerksbezirk Dortmund gestern in einem notariellen Vertrage über die Umänderung der bis— herigen Preise für den Verkauf von Gas- und Flammkohlen in dem natürlichen Absatzgebiet geeinigt. Die Förderung der bisher bei— getretenen Zechen beträgt schon über 90 ,ν der Gesammtförderung.
Glasgow, 12. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen don Rohessen betrugen in der vorigen Woche 5500 gegen 7500 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
St. Petersburg, 13 Januar. (W. T. B.) Die Reichs . »Agrarbank eröffnete in den Provinzen fünf weitere Filialen.
New-⸗-Nork, 10. Januar. (Allg. Corr.) Edgar Thom sons Stahlwerke in Pitts burg wurden gestern geschlossen, und 3000 Arbeiter müssen müßig gehen. Ein Strike der Hochöfen⸗-Arbeiter ö feᷣ unmöglich, die anderen Theile der Fabriken im Betriebe zu belassen.
New⸗JYork, 11. Januar. (W. T. B.) Weizen-Ver— schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver einigten Staaten nach Großbritannien 28 (000, do. nach Frank— reich — do. nach anderen Häfen des Kontinents 18 000, do, von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 83 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 19 9060 Qrts.
— 12. Januar. (W. T. B) Der Werth der in der ver—⸗ gangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 5 670 000 Doll. gegen 6 306 000 Doll. in der Vorwoche.
als jemals zuvor in — Das Geschäft am
Submissionen im Auslande.
JI. Griechenland.
JT. Februar (n. St. 10 Uhr: Präfektur von Athen. Hafen von Kumi. Bau eines Deichs und Baggerungen. Vor—⸗ anschlag: 1 200 000 Fr. Kaution prov. 54 O76, 9 Fr. Näheres an Ort und Stelle.
II. Italien.
19. Januar. General⸗Direktion der societäâ italiana per le strade ferrate deli mediterraneo zu Mailand. Lieferung von 20 Wagen L., 5 Wagen II. Klasse, 80 bedeckten Pack— wagen 10 Wagen III. Klasse, 20 Güterwagen. Näheres an Ort
und Stelle. III. Spanien.
lz 26. Januar, 2 Uhr, Madrid. General-Direktion für Post und Telegraphen. 50 900 porzellanene Isolatoren. Voranschlag: 50 000, Kaution: 2500 Pes.
2) 29, Januar, 2 Uhr, Madrid. Dieselbe Behörde. ö 000 lackirte eiserne Träger für Isolatoren. Voranschlag: 50 000, Kaution: 2500 Pes. Näheres an Ort und Stelle.
Sanitätswesen und QOuarantänewesen.
Oesterreich-Ungarn. !. Zufolge Erlasses des K. K. Handels-Ministeriums an die K. K. Seebehörde in Triest sind alle aus dem Gebiete von Triest ab— sehenden Dampfer vor ihrer Abfahrt ärztlich zu unterfuchen und die Kapitäne unter ihrer Verantwortlichkeit anzuhalten, während der Fahrt alle sanitären Vorschriften, namentlich in Bezug auf Reinhaltung und Desinfektion, strengstens zu beobachten. Günstiger Befund ist den Schiffen zu bescheinigen.
Die Abservation gegen Provenienzen aus Italien ist, selbst im
Grenzverkehre und gegen ö hö aufrecht zu erhalten. ortugal.
Durch eine unterm 2. Januar 1886 veröffentlichte Verfügung des
. portugiesischen Ministeriums des Innern ist Folgendes ,,.
worden:
17 Der Hafen von Triest ist als seit dem 15. Dezember 188, von asiatischer Cholera verseucht erklärt, während die übrigen österreichischen Häfen am adriatischen Meere als derselben Krankheit verdächtig angesehen werden sollen.
2) Schiffe, welche die bisher als verseucht geltenden Häfen des Golfs von Gasta, von Genua und diejenigen der Infel Sizilien („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 21tz und 252 vom 15. September und 7. No⸗ vember 1885) nach dem 7 Dezember 1885 verlassen haben, können nur nach Abhaltung strenger Quarantäne in den Hafen von Liffabon zu—
gelassen werden. Griechenland.
Die Königlich griechische Regierung hat über die Provenienzen
aus Venedig eine fünftägige Quarantäne verhängt. Süd⸗Amerika.
Durch Beschluß des nationalen Gesundheitsamts der Republik Argentinien vom 1. Dezember 1885 ist die Quarantäne für spa— nische Provenienzen aus Häfen, in denen die Cholera geherrscht hat, auf 8 Tage herabgesetzt worden.
Eine gleichlautende Verfügung ist auch von der
j Regierung der Republik Üruguay erlassen worden.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Berlin:
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1886.
Berlin, Mittwoch, den 13. Januar
der in den deutschen Münzstätten bis Ende Dezember 1885 stattgehabten Ausprägungen von Reichsmünzen.
Deutsches Reich. nebersicht
1) Im Monat Dezember
̃ . ᷣ Doppel 1885 sind geprägt worden in: kronen MS
Kronen
Go Id münzen Halbe
Kronen M0 AM M.
Silber münzen Cin, Fin fig
markstücke . .
Zwei⸗ markstücke
Fünf⸗ markstũcke
Hiervon auf Privatrech⸗ nung
Zwanzig ⸗ pfennig⸗
[ TKRupferm nnzen Fünf⸗ Zwei⸗ Ein⸗
Zehn⸗ ü pfennigstũcke pfennigstücke pfennigstücke ] pfennigstücke 3 E M1. 3
Nickelmünzen
stücke
. 135349 660 I — I — ö —
398 364
80 ooJ — 89 011 — = 125 94
349 660
— — is Slo . 304
—
I' — Summe 1. J 1349 666
2) Vorher waren geprãgt j
1445 166 54G lib5 745 zo) 27 59 2 sos 231 3z0szi 653 9s io is 6s i702 2s,
ir D bi. 71 456 552
z6 ir Ma g 23 0 o 7
. D sd s 11 657 813 750. 6213 20
3448 60463
Gesammt· Ausprägung 1003 J 4 Hiervon wieder eingezogen. 717120 549 580
Tr Bo RV Mosũißs 777 . Ns; did psd Goff ses os iG bi drs ffltis id Fiss, -
2 5 558 4435 2655 —
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35 717 . 23 50M 33d 7d 8 COO0OG3ͤ2
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T Iss Jo dd) ) Vergl. den ‚Reichs⸗Anzeiger vom 12. Dezember 1885 Berlin, den 11. Januar 1886.
T or T Sd Nr. 292.
Hauptbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.
35 1959 822, 95 A 9 682 6388,59 4
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 13. Januar. In der gestrigen (2.) Sitzung des Reichstages meinte bei der ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Be— steuerung des Zuckers, der Abg. Dr. Witte (Rostock): Es sei bezeichnend, daß die Debatte ohne ein einleitendes Wort vom Ministertische eröffnet werde. Es wäre dies um so nöthiger gewesen, als die Regierung in der Zucker— frage Fehler auf Fehler gehäuft habe. Längst sei von seiner Partei, stets vergeblich, auf die Mängel der Zuckersteuer hin— gewiesen worden. Die Ursache des schweren Nieder— ganges der Zuckerindustrie liege in dem Prinzipe der Rohmaterialbesteuerung, das auch in der Vorlage beibehalten worden sei. Die Zusammensetzung der Enquete— Kommission sei eine sehr eigenthümliche gewesen; eine große Zahl der Kommissionsmitglieder seien Melasse-Entzuckerer ge— Sesen, und dies sei um so bedenklicher, als es sich gerade um die schärfere Heranziehung des aus der Melasse gewonnenen Zuckers gehandelt habe. Andere ziffermäßige Mit— theilungen in den Motiven der Vorlage gäben zu ernsten Be— denken Anlaß; wären diese Ziffern richtig, so entstände einfach die Frage: Wo sind die Summen für die Einnahmen aus der Zucker⸗ fFeucr in früheren Jahren geblieben? Das ganze Steuersystem werde so lange ein un vollkommenes bleiben, als man nicht darauf hinstrebe, den thatsächlich gewonnenen Zucker zu besteuern; das Verhältniß zwischen dem Rohmaterial und dem Zuckerprodukt richtig zu ermitteln, sei der Regierung nicht gelungen, alle ihre Berechnungen in der Vorlage seien unrichtig; eine all—
emeine Norm lasse sich auch gar nicht finden, die Gewinnung ei abhängig von dem Zuckergehalt der Rüben und von der Zweckmäßigkeit des angewendeten Entzuckerungsverfahrens. Die Unrichtigkeit des von der Regierung beliebten Berech⸗ nungsverfahrens ergebe sich namentlich auch daraus, daß man beispielsweise den Durchschnitt einer 19jährigen Periode für die Feststellung der Rübengewinnung in der Landwirthschaft angenom— men habe. Nun sei aber gerade das letzte Jahrzehnt für diese Be— rechnung insofern ungünstig, als der Rübenbau in dieser Zeit einen ganz bedeutenden Aufschwung genommen habe Für die heutigen Verhältnisse sei die Zugrundelegung dieses Durchschnittsergeb— nisses gar nicht zu verwenden. Die Vorschläge der Vorlage begünstigten besonders einige Arten des Entzuckerungs— verfahrens; dies werde zur Folge haben, daß diese Arten sich rapide entwickelten, während andere zurückgehen müßten. So verde z. B. von der Vo lage angenommen, daß im Durchschnitt fa Gewinnung von 1 Ctr. Zucker 12 Ctr. Rüben erforder⸗ ich seien; soviel er wisse, genuͤgten aber zur Gewinnung eines Centners Zucker bei dem jetzt allgemein üblichen Ent— zuckerungsverfahren schon 1110 Ctr. Rüben und ebenso sei ihm bekannt, daß bei einigen besonderen Arten des Ver— fahrens noch geringere Quantitäten ausreichten. Auch im Interesse der Landwirthschaft sei er ein Gegner der Vorlage, denn nachdem die Regierung jahrelang zugesehen habe, wie die bestehende Steuer den Ruin der Zuckerindustrie, und damit einen großen Schaden für die Landwirthschaft herbeigeführt habe, könne er sich jetzt für eine so wenig zweckmäßige Reform nicht erklären. Obwohl er nur Theoretiker in der Sache sei, so hoffe er doch, daß der Minister seine (des Redners) jahrelangen Erfahrungen auf diesem Gebiete würdigen und deshalb feine Ansicht über die Sache nicht unberücksichtigt lassen werde. Wer habe denn den Schaden der Zuckerpreise ertragen müssen? Auf wen seien denn die niedrigen pr, abgewälzt worden? Habe man nicht den Landwirthen überall billigere Preise für die Rüben boten? Das sei die unabweisbare Folge der Besteuerung des
ohmaterials. Mit diesem Prinzip müsse gebrochen werden. Die Frage der Melassebeste erung würde durch die Vorlage ebenfalls nicht in befriedigender Weise geregelt. Der Schaden, der aus der Vorlage erwachsen könne, sei der, daß die Zuckerindustrie, anstatt zu gesunden, sich wieder duf einen krankhaften Export werfe, eine ungesunde Ueberproduktion fördere und so auf neue 6 ausgehe. Der Zweck der Vorlage scheine einzig darauf hinauszulaufen, das nachträglich einzubringen, wa die Zuckersteuer feit einiger Zeit an Minderertrag aufzu⸗ weisen habe. Eine Verbesse rung der Lage der Landwirth— schaft, einen Bruch mit dem herrschenden System habe man nicht bezweckt. Bezüglich der geschäftlichen Behandlung em⸗ pfehle er die Verweisung der Vorlage an eine besondere Kom= mission von 28 Mitg ie dern, und hoffe, daß dieselbe diejenigen Bestimmungen treffen werde, die zur Wahrung der landwirth⸗ schaftlichen Interessen nöthig seien
Hierauf entgegnete der Minister für Landwirthschaft u. s. w.
Dr. von Lucius:
Meine Herren! Der Herr Vorredner hat seine Ausführungen mit einem Ausdrucke des Erstaunens begonnen darüber, daß von Seiten des Bundesraths kein einleitender Vortrag zu dem Gesetze gegeben worden sei. Er hat die Vorlage als eine solche bezeichnet, die wie das bisherige System auch ferner Fehler ö. Fehler häufe, und die lediglich von fiskalischen Gesichtspunkten diktirt sei. Ich meine, aus der Thatsache, daß diese Vorlage nicht von Seiten des Reichs-Schatz⸗ amts mit einem einleitenden Vortrag eingeführt worden ist, könnte er entnehmen, daß die verbündeten Regierungen gerade der Meinung sind, daß die Vorlage eine so genügend und gründlich vorbereitete sei, um einer Einführung nicht zu bedürfen. Aus der ferneren Thatsache, daß gerade ich, der preußische landwirthschaftliche Minister, in erster Linie diese Vorlage vertrete, kann er ferner den Schluß ziehen, deß ich wenigstens — und ich glaube doch auch mit den landwirthschaft— lichen Kreisen in einer nahen Fühlung und täglichen Verbindung zu stehen — daß ich für meine Person wenigstens fest überzeugt bin, daß die Vorlage so, wie sie ist, den gegen— wärtigen landwirthschaftlichen Verhältnissen nicht nachtheilig, sondern eher förderlich sein wird. Wenn man freilich das ganze System, unter dem sich diese landwirthschaftliche Industrie entwickelt hat, von vornherein für fehlerhaft, für unrichtig hält, dann ist man auch zu den Schlußfolgerungen berechtigt, die der Herr Vorredner . hat. Ich meine aber, mit diesen Behauptungen befindet er sich im striktesten Gegenfatz gegen die ganze historische Entwickelung, die dieses Gewerbe bei uns genommen hat. Ich sehe keinen Verfall der Landwirthschaft, ich sehe keinen Verfall der Zuckerindustrie, ich sehe in den letzten Jahren, daß sie zwar den großen Schwankungen unterlegen hat, denen jede große, besonders eine Exportindustrie unterliegt. Ich sehe nur, daß seit der Zeit, wo wir überhaupt diese Industrie in Deutschland haben, sich ein stetiger Fortschritt vollzogen hat auf dem Gebiete der Industrie selbst und mit hm zugleich gerade auf dem Gebiete der Landwirth— schaft selbst. Er wird nicht in Abrede stellen können, und er hat es an anderen Stellen seiner Rede auch J, anerkannt, daß ein fortwährender Verfall des landwirthschaftlichen Betriebes in Verbin— dung mit der Zuckerindustrie thatsächlich sich nicht vollzogen hat. Er hat sogar anerkannt, daß die Verbesserungen in dem Landbau, die Verbesserungen der Qualität der gezüchteten Rübe dazu geführt haben, daß mit der Zeit ein immer geringeres Rübenquantum zur Herstellung eines Centners Zuckers erforderlich gewesen ist. Ich meine, wenn er diese Thatsache konstatirt und anerkennt, dann kann er doch nicht in demselben Athem behaupten, daß sich hier das Gegen theil von dem vollzogen habe, nämlich ein Rückschritt, ein Rückgang der Landwirthschaft. Ich meine, es ist gerade von dieser Industrie zu ., ĩ daß sie sich in einer äußerst organischen Weise ent— wickelt hat.
Naturgemäß hat sie sich entwickelt unter dem Einfluß des Systems der Besteuerung, die von Hause aus hier in Deutschland Platz gegriffen hat. Es wäre berechtigt, jetzt der Re⸗ gierung einen Vorwurf zu machen, wenn sie in diesem Augen— blicke, wo allerdings die TLandwirthschaft im Allgemeinen unter kritischen Verhältnissen laborirt, einen vollständigen Systemwechsel hätte ein⸗ führen wollen, dann allerdings wäre der Vorwurf begründet, daß dafür andere und ausreichendere Grundlagen hätten geboten werden müssen, als es hier der Fall ist. Das thun die verbündeten Regie⸗ rungen aber gerade nicht, sondern sie fahren auf dem seit dem Jahre 1841 betretenen Wege fort, der darin bestanden hat, daß man das System der Rohmaterialbesteuerung adoptirt hat, daß man in gewissen Zwischenräumen von 10 bis 15 Jahren eine Steige—⸗ rung der Rohsteuer hat eintreten lassen und daß man in einer spä— teren Zeit, als sich der Export entwickelt, die Exportbonifikationen in dem Verhältniß geregelt hat, wie es die Höhe der Rohmaterial— besteuerung bedingte. Nun meine ich doch, die einfache Thatsache, daß sich unter diesem System in Deutschland diese Industrie ent wickelt hat zu einer der großartigsten Exportindustrien in den letzten 15 Jahren, das ist doch eine Thatsache, die für uns nicht eine nieder⸗ schlagende ist, die nicht beweist, daß die Regierung fehlerhaft und thö— richt in der Behandlung dieser Industrie vorgegangen ist, sondern um⸗ gekehrt, daß gerade die pflegliche Art der Behandlung, die nicht fiska—⸗ lische Art wesentlich dieser Entwickelung förderlich gewesen ist.
Meine Herren! Das, was zu e n stgn der Vorlage gesagt werden kann, besteht gerade in der Thatsache, daß sich die Vorlage unmittel⸗ bar anschließt an das bisherige System, daß sie sich unmittelbar an⸗ schließt an die Ergebnisse der Enquete, die im Jahr 1883ñ84 statt⸗ gefunden hat, und da möchte ich wiederum im Gegensatz zu dem Herrn Vorredner doch behaupten, daß diese Enquete eine so gute und muster⸗ gültige gewesen ist, wie mir überhaupt eine vorgekommen ist. Es sind gewiß die hervorragendsten Sachverständigen sowohl auf den verschiedenen Gehieten der Landwirthschaft, wie auf denen der ver— schiedenen Fabrikationssysteme, sowohl Chemiker, . Zucker Techniker, damals gehört worden. Daß unter der Zahl der Gehörten etwa die Hälfte solche . gewesen sind, die bei der Melasse⸗ entzuckerung interessirt sind, das entspricht vollkommen den thatsäch- lichen Verhältnissen. Der Herr Abgeordnete kann sich leicht über⸗ zeugen aus den statistischen Uebersichten, die der Vorlage beigegeben sind, daß etwa die Hälfte der sämmtlichen Rohrübenzuckerfabrikanten ein oder das andere Melasseentzuckerungs verfahren haben. Aus dieser Thatsache folgt ganz naturgemäß, daß die entsprechende Anzahl solcher Industrieller in dieser Enguete zum Wort gekommen sind.
Meine Herren! Die Ergebnisse der Enquete stimmen im wesent⸗ lichen überein mit der Vorlage, wie sie Sie jetzt beschäftigt. Sie ist ergänzt durch die Erfahrungen, die in den letzten 2 Jahren auf dem Gebiete dieser Industrie gemacht worden sind. In der Enquete haben
sich für die Beibehaltung der Rohmaterialsteuer alle Sachverstaäͤn— digen erklärt mit Ausnahme von 13 der Abgehörten und von diesen 13 sind meiner Erinnerung nach blos ein oder zwei, die sich un be⸗— dingt für die Fabrikatsteuer, also für einen fundamentalen Wich sel des Spstems ausgesprochen haben, alle Uebrigen nur mit gewissen Bedingungen und Vorbehalten. Der Herr Abgeordnete hat weiter ausgeführt, unter der Entwickelung dieses Systems habe sich in gewissen Landestheilen die Industrie nicht ent⸗— wickeln können. Meine Herren, das kann ich nur bedingt zugeben, aber auf der anderen Seite ist das auch wieder durchaus etwas Natur- gemäßes, daß sich die Industrie in den Territorien entwickelt hat, wo die Verhältnisse für dieses System paßten, wie es von Hause aus vom ersten Beginn der Zuckerindustrie geherrscht hat
Uebrigens glaube ich, daß man auch gerade aus den Aussagen in der Enquete sehr deutlich eine ganze Reihe von engeren Gründen auch herauslesen fann, warum in Süddeutschland sich diese Industrie nicht in demselben Verhältnisse und erst später entwickelt hat. Das liegt einmal in dem parzellirten dortigen Besitz, es liegt in dem überwiegenden Anbau von Handelsgewächsen und auch vielleicht in der Abneigung der dortigen Bewohner, sich diesem mühsamen Gewerbe in dem Maße hinzugeben, wie es sich in Mittel- und Norddeutschland eingebürgert hat. Sie finden z. B. unter den Bemeckungen in der Enquete die Bemerkung: „Der Bayer hackt nicht gern‘, es entspricht den dortigen Gewohn— heiten und Neigungen nicht, diese mühsame Arbeit zu vollziehen. Das hat ja seine Berechtigung insofern, als wahrscheinlich andere Handelsgewächse bei dem parzellirten Besitz mit geringerer Mühe gleichfalls lohnend sind.
Die Regierungsvorlage schlägt vor, die Steuersätze im ersten Jahre um 10 8, im 2. Jahre um 20 3 zu erhöhen, sie schlägt ferner vor, das Rendementsverhältniß anzunehmen auf 104 Ctr. zu 1, also die Annahme, daß 1095 Ctr. Rüben erforderlich sind zur Her— stellung eines Centners Zucker.
Der Herr Abgeordnete hat gefragt, warum gerade dieses Ver⸗ hältniß gewählt worden sei, während er in dem weiteren Verlauf seiner Rede die Erklärung dafür auch wenigstens halb ausgesprochen hat. Es liegt eben in dem Wesen der Rohmaterialsteuer, daß die Rendementsperhältnisse nur nach Durchschnittssätzen fixirt werden können. Jedem, der mit der landwirthschaftlichen Industrie vertraut ist, ist es bekannt, daß die Zuckerhaltigkeit der Rüben wechselt je na dem Jahr, je nach der Witterung, die während des Wachsens und be der Reife herrscht; der Zuckergehalt der Rübe ist auch ein verschiedener in den verschiedenen Landestheilen, je nachdem die Bodenbeschaffenheit eine berschiedene ist. Trockene, warme Jahre geben wenig zucker reiche Rüben, nasse Jahre, besonders in der Zeit der Reife, der Ernte geben große massige Rüben mit geringem Zuckergehalt, und demgemäß finden Sie auch in den alljährlich mitgetheilten statistischen Uebersichten, daß der Rübenverbrauch ein wechselnder ist; wenn dem aber so ist, so wird man doch einem Steuergesetz, was auf eine Reibe von Jahren berechnet ist, den Maßstab eines Jahres nicht zu Grunde legen fönnen, man wird ihm nicht den Maßstab zu Grunde legen einer besonders bevorzugten Gegend, denn es giebt innerhalb einzelner Landschaften gewisse kleine Territorien, die immer zuckerreichere Rüben haben als die Nachbargegenden, also es liegt im Wesen der Roh— steuer, sonst müßten wir eben eine Qualitätsteuer einführen. Es liegt im Wesen der Rohsteuer, daß dieses Verhältniß so normirt werden muß, daß, weil dieser Durchschnitt kein konstanter ist, weil er von Gegend zu Gegend, von Jahr zu Jahr ein wechselnder ist, daß die Boni— sikationssätze, das Rendement, daß das so angenommen sein muß, daß es nicht verlustbringend ist wenigstens im Durchschnitt. Daz System der Rohbesteuerung enthält allerdings die Nothwendigkeit, ß die Bonifikation so ö ist, daß sie die volle Steuer zurück— vergütet, sogar auch die Möglichkeit einer mäßigen Prämie ge— währt. Um dieses gebotene Verhältniß herzustellen, haben ja auch von 19 zu 15 Jahren diese veränderten Regelungen der Steuer und , . stattgefunden. Zuletzt im Jahre 1869 ist das Ver- hältniß festgestellt worden, wie es bis jetzt in Kraft gewesen ist und wie es nur eine geringfügige Aenderung vor 3 Jahren erfahren hat durch eine Reduktion der Bonifikation um 40 3. Daß es immer schwiexig ist, den Zeitpunkt für eine Steuererhöhung zu finden, und daß der gegenwärtige auch seine großen Schwierigkeiten bietet, das gebe ich bereitwillig zu; allein den Moment zu finden, wo die von einer Steuererhöhung Betroffenen bereitwillig und freudig zustimmen, ich glaube, der Zeitpunkt ist überhaupt nie zu finden, und darum glaube ich, trotzdem ich anerkenne, daß wir landwirth⸗ schaftlich in recht schwierigen, kritischen Zeiten sind, so glaube ich doch, daß gerade diese Industrie von den verbündeten Regierungen mit dem größten Wohlwollen bisher behandelt worden ist und auch durch die gegenwärtige Vorlage in demselben Sinne behandelt wird. eine Herren, daß eine Erhöhung, eine Veränderung der Steuersätze ein= treten würde, darüber kann sich Niemand Illusionen gemacht haben, der überbaupt bei dieser Industrie interessirt ist. Es ist ja möglich, daß vor drei oder vier Jahren diese Erhöhung schon möglich, gewesen wäre, selbst daß sie rathsam gewesen wäre, ich bin aber überzeugt, daß zur damaligen Zeit die Gegner des Rohsteuersystems gerade so wie heute die Vorschläge all mangelhaft bezeichnet haben würden, daß . das System der Fabrik- steuer dem gegenüber in erster Linie empfohlen haben würden. Jetzt aber ist die Industrie vorbereitet durch die vor vier Jahren erfolgte Reduktion der Bonifikationssätze, sie ist vorbereitet durch die Enquete, die 1883/84 stattgefunden hat, sie ist ferner vorbereitet durch die Vor⸗ lage, die im Jahre 1884 gegen Ende der Session dem Reichstage zugegangen ist, und die in ihren Grundlagen genau die heutige ist
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