berechtigten Personen: nicht immatri'ulirte Preußen und Nichtpreußen, welche vom Prorektor die Erlaubniß dazu erhalten haben, 1. Die een der Berechtigten, welche Vorlesungen hören, ist mit⸗ in ;
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Am 17. d. M. starb in Stuttgart (am Morgen nach seinem S0. Geburtstage) der Historienmaler, frühere Direktor der dortigen Kunstschule, Bernhard Neher, einer der letzten und bedeutendsten Vertreter der Cornelius schen Schule. Seine Cartons und al freseo ausgeführten Gemälde gehören an Adel der Empfindung und reiner Größe des Styls zu dem Besten, was die deutsche religiöse und historische Kunst der Gegenwart hervorgebracht hat.
— Im Verlage der Fr. Lintz' chen Buchhandlung in Trier erschien eine Broschüre unter dem Titel: Das Projekt der Kanalisirung der Mosel von Metz bis Koblenz. Das Projekt ist von dem Kaiserl. Wasserbau⸗Bezirks⸗Ingenieur M. Friedel in Metz im Auftrage des Comités der Vereinigung von Groß⸗Industriellen am Niederrhein und an der Mosel aufgestellt und für die Veröffentlichung unter Mitwirkung des Reg.Baumeisters 30 squay zu Metz bearbeitet worden. Der Verfasser sagt in der
inleitung: Die Gesammtlänge der zu kanalisirenden Mosel zwischen Metz und Koblenz beträgt 301,137 km und umfaßt die drei Strecken von Metz bis zur preußischen Grenze unterhalb Sierck (G9, Seĩ(0 kin), von, hier bis Trarbach⸗Traben (135,037 km) und von da bis zur Mündung (106,25 km). Für die Strecke Metz —Sierck konnte das im Auftrage des Kaiserl. Ministeriums zu Straßburg unter Leitung des Verfassers hergestellte Thalwegsprofil benutzt werden, und für die Strecke von Traben bis Koblenz stand eine Abschrift der in 1880 amtlich ausgeführten Niederwasserspiegel⸗Nivellements zur Verfügung, auf das die Thal— wegssonderungen und sonstigen Aufnahmen basirt werden konnten. Bei Aufstellung des Projektes handelt es sich um die Beantwortung der beiden Fragen: Ist die Umwandlung des bestehenden natürlichen Wasserweges in eine für die große Schiffahrt praktikable Wasserstraße möglich? und mit welchem geringsten Kostenaufwande ist diese Um— wandlung durchführbar? Nachdem die erste Frage auf Grund der Aufnahme bejaht werden konnte, mußte zur Beantwortung der zweiten e bei Anordnung der Stauanlagen 6. auf möglichst große Sparsamkeit Bedacht genommen werden. Auf dieser Basis beträgt die zur . des Projektes nöthige geringste Bausumme 10 600 000 M4. Sollen höhere Anforderungen an die neue Wasser⸗ straße gestellt werden, als nach dem vorliegenden Projekte in Aussicht genommen, so ist diejenige Maximal⸗Kostensumme zu ermitteln, welche dufgewendet werden darf, ohne daß die Anlage ihre wirthschaftliche Bedeutung verliert. Nach Feststellung dieser Grenze hat es, nach der Meinung des Verfassers, keine Schwierigkeit, bei Aufstellung des end⸗ ültigen Projekts diejenigen Modifikationen eintreten zu lassen, die f als wünfchenswerth erweisen. — Im weiteren Verlauf behandelt die Denkschrift zunächst den Zweck und Werth der Kanalisirung der Mosel zwischen Metz und Koblenz und beantwortet alsdann, bis in alle Details eingehend und durch zahlreiche Zeichnungen im Text er— läutert, die oben erwähnten Fragen. Den Schluß bilden die Kosten⸗ anschläge. Der Denkschrift ist außer 6 Plantafeln eine Uebersichts⸗ karte der westdeutschen Wasserstraßen mit den anschließenden be—
deutendsten Wasserstraßen von Frankreich und Belgien beigegeben
— Von der ‚Geschichte der Jahre 1815 bis 1871*, welche der Lie. J. Tauscher, Direktor des Königlichen Stiftsgymnasiums zu Zeitz, im Verlage von Friedrich Andreas Perthes in Gotha erscheinen läßt, liegt jetzt die zweite und dritte Lieferung vor. Das Werk ist, wie schon erwähnt wurde, in erster Linie für die Schule geschrieben und darum „(kurz gefaßt‘; aber je weiter es fortschreitet, um so mehr erkennt man, daß es zur Belehrung auch für weite Volkskreise wohl geeignet ist. Schlichte und klare Darstellung voll Patriotismus und doch ohne Ruhmredigkeit: das sind die Vor⸗ züge dieses Abrisses der neuesten Geschichte. — Die erste Lieferung hatte das nach des Verfassers Eintheilung „erste Buch“, die Friedens⸗ epoche von 1815 bis 1848, und den Anfang des „zweiten Buchs“ ge— bracht, welches die Revolutionsjahre 1848 bis 1852 umfaßt und in der zweiten Lieferung zu Ende geführt ist. Die dritte Lieferung ent⸗ 3 das „dritte Buch“, welches die Napoleonische Zeit 1852 bis 1864
ehandelt und welcher nunmehr „Das Zeitalter der That“ von 1864 bis 1871 folgen wird.
Gewerbe und Handel.
. Der Cours für die hier zahlbaren Oester reich ischen Silber-Coupons ist auf 160,75 „S für 100 fl. Oesterr. Silber erhöht worden. .
— Dem Geschäftsbericht der Ef fekten-Makler-Bank pro 1885 entnehmen wir Folgendes: Das Provisions-Erträgniß der Bank hat sich von 276 896 S im vorigen Jahre auf 222 365 S ermäßigt, während sich das Zins⸗-Erträgniß von 80 141 M auf 88 143 6 erhöht hat. Zu den sonstigen Positionen des Bilanz- und Gewinn- und Verlust⸗Contos ist zu bemerken, daß die Bank eigene Effekten nicht besitzt und ihre Mittel theils in Reports angelegt, theils gegen Depots ausgeliehen sind. Durch vollständige Abschreibung der zweifelhaften . wurde der in den Vorjahren errichtete Extrg-Reservefonds absorbirt, und mußte für sonstige Aus— fälle noch ein Betrag von 11018 S aus den Erträgnissen des ab⸗ gelaufenen Jahres verwendet werden. Der Reingewinn stellt sich auf 176 488 6. Hiervon sind (unter Absetzung des vorjährigen Gewinn⸗ vortrages von 3221 46) für den statutenmäßigen Reservefond 5 Go mit 8663, M½, 10 Tantième an den Aufsichtsrath mit 17326 6, 10 90 Tantieme an den Vorstand mit 17 326 ½, zusammen 43 316 in Abzug zu bringen, von den verbleibenden 133 171 6 wird der Betrag von 133 000 S zur en, von 6,65 9υ– Dividende an die Aktionäre ver— wendet und der Rest von 171 M1 auf neue Rechnung vorgetragen.
Glasgew, 18. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4600 gegen 6200 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
Bradford, 18. Januar. (W. T. B.), Wolle ruhig, fest, Garne ziemlich thätig, Mohairgarne ruhiger, Stoffe besser.
Submissionen im Auslande.
J. Italien.
I) 30. Januar. Rom. General-Inspektorat der Eisenbahnen. Weichen 2c. auf der Eisenbahn Adria — Chioggia. Voranschlag: 104 700 Lire. Kaution prov. 5200, def. 10470 Lire.
2) 28. Januar. Generas⸗Direktion der Wasserbauten. Rom. Arbeiten und Lieferungen für Bau der Gebäude und andere Arbeiten für Errichtung der Wasserwerke im Hafen von Genua. Voranschlag: 1965 000, Kaution prov. 10000 Lire, def. 1990.
3) 29. Januar. Dieselbe Behörde. Arbeiten und Lieferungen zu
Baggerarbeiten z. im Hafen von Ankona. Voranschlag; 1287550,
Kaution prov. 60 00, def. 130 000 Lire. Näheres an Ort und Stelle. Il. Rumänien.
15. Februar 1886. Bukarest, General⸗Direktion der Rumänischen Eisenbahnen. Lieferung einer größeren Anzahl Weichen. Zeichnungen und nähere Bedingungen zur Einsicht in der Expedition des . Deutschen Reichs ⸗Anzeigers “.
Verkehr s⸗Anstalten.
l. In Korea ist die Errichtung einer Telegraphenlinie von Chemulpo über Söul und Ichou nach Mukden angeregt und die Ausführung derselben der chinesischen Telegraphenverwaltung Üüber— tragen worden.
2) Die Beförderungsgebühren für die mit Tupiza, Gotagaita, — 36 aca, Potosi, Sucre oder Chuquisaca in Bolivien über die
abel der Brazilian Telegrauh Company und der Western and Brazilian Telegraph Company gewechselten Telegramme sowie für Telegramme, welche unter Benutzung der argentinischen Hand— linien mit jeder anderen Telegraphen⸗Anstat in Bosirien gewechselt werden, sind für die Strecke von Lissabon ab
auf 15,575 Fr. für das Wort festgesetzt worden. Von Deutschland ab beträgt die Wortgebühr für den. Weg über Frankreich, Spanien, Lissabon, Pernambuco, Cables estern 16,125 Francs — 13,25 46. Telegramme nach La Paz in Bolivien können ebenfalls vis Lissabon, Cables Western, Mollendo be⸗ fördert werden. Die Wortgebühr ab Deutschland beträgt 17, 20 . 3) In Shavking, Provinz Kwangtung in China ist eine Tele⸗ graphenanstalt eröffnet; die Wortgebühr beträgt für die Theilstrecke ab Hongkong 1 Fr. — O. 85 M0 . H Die Censur der in Nicaragua anlangenden Telegramme ist aufgehoben worden. Lübeck, 19. Januar. (W. T. B.) Der J, Lübecker Zeitung“ zufolge werden die Vorarbeiten zum Elbe-Trave kanal bis
Mitte Februar beendet sein.
Hamburg, 18. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rugia‘ der Hamburg-Amerxikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Vormittag in New⸗York eingetroffen.
Triest, 18. Januar. (W. T. B.). Der Lloyddampfer „Diana“ ist mit der ostindischen Post gestern Nachmittag aus Alexandria hier eingetroffen. ri, .
Christiania, 18. Januar. (W. T. B.) Das Barkschiff „Anna Howitz' aus Rostock, in Fahrt von Savannah nach Bergen mit Baumwolle, hat an der Westseite der Insel Karwoe Schiffbruch gelitten.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Oesterreich-Ungarn.
J. Durch Verfügung des K. K. Handels⸗Ministeriums ist die in
den dalmatinischen Häfen gegen Dampfer und Segler aus Triest an— geordnete fünftägige, bezw. 48sNündige strenge Beobachtungsreserve, ferner die ärztliche Visite der aus dem Triester Gebiete abgehenden Dampfer vor deren Abfahrt aufgehoben. („Reichs⸗Anzeiger Nr. 11 vom 13. Januar 1886.) Die ärztliche Visite der Triester Provenienzen im ersten dalma— tinischen Ankunftshafen und die Verpflichtung der Hafen- und See⸗ sanitäts-Aemter, die Ankunft von Passagieren aus Triest, auch wenn sie über andere Häfen anlangen, den politischen Lokalbehörden anzu⸗ zeigen, ist jedoch aufrecht erhalten.
II. Durch Verfügung der K. K. Seebehörde zu Triest ist die für
rovenienzen aus allen italienischen Häfen bestehende fünftägige Quarantäne (‚Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 305 vom 30. Dezember 1885) auf die Provenienzen der italienischen Häfen der Adria bis zum Vorgebirge S. Maria di Leuca beschränkt. Provenienzen aus den übrigen italienischen Häfen unterliegen nach wie vor ärztlicher Revision und Desinfektion der Wäsche- und Kleidungsstücke. K . Tunis.
Mittelst ministerieller Entscheidung vom 5. Januar 1836 ist die medizinal-polizeiliche Beobachtung von Schiffen, welche Mekka⸗Pilger an Bord führen, aufgehoben und gleichzeitig die Verfügung außer Kraft gesetzt worden welche den aus Tripolis einlaufenden Fahrzeugen die Einholung besonderer Zeugnisse des dortigen französischen General n, vorschrieb. („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 294 vom 15. Dezember
6.
Berlin, 19. Januar 1886.
Der Arendssche Stenographenverein Alt-Kölln“ ist zu dem Rollerschen System übergegangen und eröffnet am Donnerstag Abend im Brauerei⸗Ausschank, Gertraudtenstraße 8 am Petriplatz, einen unentgeltlichen Lehrkursus in der Rollerschen Steno⸗ graphie. Derselbe erfordert nur 4 Lehrstunden; die vollständigen Lehrmittel kosten 3 .
Die sensationellen antispiritistischen Soirsen von Mr. Homes und Mad Fey im Krollschen Etablissement haben sich bereits solchen Ruf erworben, daß dem ausgezeichneten Künstler⸗ paar eine überaus große Anzahl von Einladungen sowohl von aus— wärts wie von hiesigen Privatvereinen und Gesellschaften zuge⸗ gangen ist.
Deutsches Theater. Hr. Sommerstorff ist von seinem Un⸗ wohlsein wieder hergestellt und wird in der morgigen Aufführung des . von Heilbronn“ wieder den Grafen Wetter von Stahl pielen.
Die Sonnabend⸗Vorstellung von ‚Denise“ im Residenz⸗ Theater, deren Rein-Erlös vom Direktor Anno in anerkegnens— werther Weise den Unterstützungskassen des Vereins Berliner Presser zugesichert war, hat einen recht günstigen finanziellen Erfolg erzielt. Wie wir hören, ist der namhafte Betrag dem Verein bereits zugegangen.
In Dresden ist gestern der Kammersänger Joseph Tichatscheck gestorben. Tichatscheck war am 11. Juli 1807 zu Weckelsdorf in Böhmen geboren, verließ daz zu Wien begonnene Studium der Medizin, um sich zum Theatersänger auszubilden, betrat 1834 zu Graz als Solosänger die Bühne und nahm 1838 ein Engagement am Dresdener Hoftheater an, das er nicht mehr verließ. Von hier aus verhreitete sich sein Ruf durch ganz Deutschland, wozu noch häufige Gastspiele an allen größeren Theatern kamen. 1867 wurde er pen— sionict. Tichatscheck war der erste Wagnersänger; Rienzi, Tannhäuser, Lohengrin gehörten zu seinen Glanzpartien.
Das gestrige Montags-Concert der n, Dr. Hans Bischoff und W. Hellmich im Saale der Sing⸗Akademie brachte durch die Mitwirkung des Barons von Senfft, des Königlichen Kammervirtuosen Willner (Waldhorn) und des Seiffertschen a eappella- Gesangvereins dem Publikum reiche Abwechselung. Das Concert be— gann mit einem Brahmsschen Trio in Es-dur für Klavier, Violine und. Waldhorn. Wenngleich diese Zusammenstellung im ersten Augen⸗ blick durch die Verschiedenartigkeit der Klangfarben eigenartig berührt, so müssen wir doch gestehen, daß dem Komponisten die Verwendung dieser Instrumente zu einem Zusammenklingen wohl gelungen ist. Die Ausführung des schwierigen und langen Musikstücks war eine vorzügliche. Hr. von Senfft sang Lieder und Balladen von Mendelssohn, Schumann, Franz und Löwe. Der geschätzte Sänger, dessen Wiedererscheinen im Concertsaale nach längerer Pause wir mit großer Freude begrüßen, fesselte das Publikum durch geistvollen Vortrag und klangschöne Stimme. Der Seiffertsche Gesangverein bewährte seinen guten Ruf in dem Vortrage verschiedener Gesänge und erntete namentlich mit dem C. Reinecke'schen „Ei Du denkst wohl gar lebhaftes Bravo und Da capo ein. Einen besonderen ö bot aber der Klaviervortrag des Hrn. Dr., Hans Bischoff. . Derselbe spielte, mit vornehmer Auf— fassung und bis ins Detail hinein mit größter Sauberkeit und klarster Gliederung der einzelnen Phrasen, von J. Raff: Präludium und Fuge in Ermoll und von Fr. Liszt: Ballade in H-moll. Der geschätzte Künstler erntete dafür vielen Beifall und mehrfachen Hervorruf.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Mittheilungen aus der historischen Literatur XIV. Jahrgang. J. gel. — Jnhalt: Jahresberichte der Geschichts⸗ wissenschaft LV. (Rethwisch). — Allgemeine Geschichte in Einzeldar-⸗ stellungen (Hirsch). — Programmenschau (Foß). — Tewy, Altes Stadtrecht von Gortyn auf Kreta (Bauer). — Duncker, Des Perikles Fahrt in den Pontus (Bauer). — Imhvof⸗Blumer, Porträtlöpfe auf griechischen Münzen hellenischer und hellenistischer Völker (Droysen). — Seitz, Grundlagen einer Geschichte der römischen possessio
(Metzger), — Fränkel, Studien zur römischen Geschichte J. (Dietrich).
— Soltau, die Gültigkeit der Plebiszite (Dietrich) — Raff Memoiren der Kaiserin Agrippina (Bohn). — Fuchs, Cern . Kaisers L. Septimius Severus (Bohn). — itz, Deutsche i fassungsgeschichte IV. (Hirsch!. — Gieseke, Die Hirschauer when des Investiturstreites (Krollich).! Mayer, Geschichte der Rurggůen von Regensburg (Krollich. — Wolfstieg, Verfassungsgeschichte; Goslar bis zur Abfassung der Statuten und des Bergrechtes Ulm! — Laue, * von Vicenza (schech. — Kaiser Karl IV. Jugen. leben (Hahn. — Lin. Estb. und Kurländisches Urkundenbuch in (Voelchau). — Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln y III. (Fischer). - Busch, Drei Jahre englischer Vermittelungspelnj 1518 bis 1321 (Schmidt) — Balan, Monumenta saecusi R historiam illustrantig 1. (Schmidt). — Schröder, Die Einfühtu der Reformation in Westfalen in dem Zeitraum von 130 = n WKalckstein). — Fleischfresser. Die politische Stellung Hamburgs n der Zeit des dreißigjährigen Krieges (Fischer) — Tupetz, Der Sin um die geistlichen Güter und das Restitutionsedikt (1629) (Fh, Wapler, Wallensteins letzte Tage (Fischer;ꝝ — Weinitz, Des Den Diego de Aedo y Gallart Schilderung der Schlacht von Nöcdlinn (im Jahre 1634 (Fischer) — Gedructt Relationen über die Schlatt bei Nördlingen 1634 (Fischer). — Keller, Der kriegsgerichtliche ron gegen Kilian Kesselring i6z5 1635 (Fischer) — Johann Hein Rists Lebenserinnerungen 1. (v. Kalckstein). — Schuster und Geschichte der Sächsischen Armee (Foß). — Poelchau, Die livlandishe Geschichtsliteratur im Jahre 1884 sHirsch). — Heydenreich, Bibli⸗ graphisches Repertorium über die Geschichte der Stadt Freiberg un ihres Berg⸗ und Hüttenwesens (Knauth) — Meyer, Die neuen Nationalölonomie in ihren Hauptrichtungen auf historischer Grun, lage und kritisch dargestellt (v. , n, — Zeitschrift der Goel, schaft für Schleswig-Holstein⸗Lauenburgische Geschichte WV. (Goltz Zeitschrift der K für chleswig⸗ al gern Lauenburgische Geschichte. Fünfzehnter Band eft 2. Kiel. Kommissioans-Verlag der Universitäts⸗Buch andlu n 1885. — Inhalt: Aus Dahlmann s Personalakten. Zum 13. Mn 1885 mitgetheilt von Archiv- Rath Dr. Hille. — Biographische Ru tizen über die Offiziere, Militärärzte und Beamten der ehemaligen k Armee und Marine, herausgegeben nach Muß. zeichnungen des verstorb. Preuß. Majors Lübeck von F. Möller. Bugenhagen Beziehungen zu Schleswig⸗-Holstein und Daͤneman Von F. Vertheau. — Anng Ovena Hoyers und ihre niederdeutsch⸗ Satire, De Denische Dörp⸗Pape'. Von Dr. Paul Schütze. — äsn tiguarische Miscellen. Von H. . 1) Zwei mittelalterlich Siegelstempel. 2) Mittelrheinische Sarkophage. 3) Waldemarktof. 4) Kringberge. 5) Klaas Steen. 6) Das vergrabene Kind. 7) Lus⸗ darkeiten. 8) Kniesbuck. 9) Moderne Sagenbildung. 10) Moar, leichenfunde. 1) Alterthümliche Brunnenanlagen. 19) Figurenstein. 13) Das sog. Nordfriesische Wappen. 14) Die Knudsgilde in Schlet⸗
wig. 15) Bracteatenfund in Groß⸗Vollstedt. 16) Die Bökelnbun.
— Philologisch⸗antiqugrische Bemerkungen zur alten Geographt Schleswig⸗Holsteins. Von Direktor Dr. Detlefsen. — Kleinere Mi theilung. Aufhebung des Klosters Reinbeck. Von W. Sillem. Centrglolatt. für allgemeine Gesundheitspflege. Organ des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspfsehe. k. von Dr. Finkelnburg, Professor an der Universität j onn, Dr, Lent, Sanitäts-Rath in Köln, Dr. Wolff berg, Pripah— dozent in Bonn. Vierter Jahrgang. Elftes und zwölftes Heft. Bom, Verlag von Emil Strauß. 1885. — Inhalt: Das Hebammenwesen in seiner Bedeutung für sich und für die allgemeine Gesundheitspflege Von Dr. Friedr. H. G. Birnbaum. — Chemische Untersuchungen um
Temperaturbeobachtungen des Leitungswassers verschiedener staͤdtischt
Versorgungen. Gesammelt von E. Grahn. (Schluß.) — Wilche hygienischen Maßnahmen bedingen die neuen Forschungen auf den Gebiet der Tuherkulose? Von Prof. Dr. Rühle. — Nachweisum über Krankenaufnahme und Bestand in den Krankenhäusern auß 54 Städten der Provinzen Westfalen, Rheinland und i, n pro Monat September und Oktober 1885. — Sterblichkeit Stati von 57 Städten der Provinzen Westfalen, Rheinland und Hessen Nassau pro Monat September und Oktober 1855. — Kleinere Mit en,, 5 e , * 94
f eitschri ür Forst- und Jagdwesen. Zugleich Organ für forstliches Versuchswesen. 1. Heft. — Fial 4. Abhand / lungen: Zur Durchforstungsfrage Vom Ober-⸗Forstmeister Krit zu Hannover, — Ueber Bildung und Kultur des Ortsteins. Von 6. Ramann, Assistenten an der Forst-Akademie Eberswalde. Mit einet lithographirten Tafel. — II. Mittheilungen: Weitere Mittheilungen über die Pilzwurzel (Micorhiza) der Bäume. Von Luerssen. — Eissodes validirostris Schoenh. (strobili Redt.) Zerstörer roh Kiefernzapfen. Von Altum. — Tortrix (Grapholitha) Febeana Rat. Von Altum. — Bericht über die Versammlung der Forstwirthe i Regierungsbezirks Wiesbaden zu Weilburg, den 14 und 15. Septemba 188. Vom WVberförster Staubesand zu Herschbach. — IV. Literatzn: Hartig, R., Die Zerstörungen des Bauholzes durch Pilze, Bericht erstatter Luerssen. — Laguna, D. Mäximo, y D. Pedro de Mik,
Flora forestal espaniola. Berichterstatter Luerssen. — von din
Borne, Max, Handbuch der Fischzucht und Fischerei. Berichterstattz Altum. — Corneli, R., Ver Dachshund. . Geschichte, Juchtz A= richtung und Verwendung, nebst einer Abhandlung Über Kunstbau Berichterstatter Bando. — Uebersicht der forstlich beachtenswerthen Literatur. — V. Notizen: Zur Entwicklung des Hyjesinus piniperh Von Altaum. — Zum Vogelfang in Ober-Italien. Von Altnm.
Milch-Zeitung. Organ für die gesammte ,,, ind das Molkereiwesen. Nr. 2. — Inhalt: 4 Konkurrenz der Kunk⸗ butter. Von Prof. Dr. Alexander Müller in Berlin. — Ansteckesd⸗ Haugthierkrankheiten. Deutschland. Perlsucht. — Allgemeine Bericht Unschlittschmelzen in Südrußland. — Erfahrungen in der Praxis. Vacuumprozeß zum Entrahmen der Milch. — Geräthe⸗, Maschinen⸗ und Baukunde,. Zentrifuge Patent Anderson und Hansen. — Biolog. „Geltige! Milch, — Ueber die Bedingungen, durch welche das G schlecht der Nachkommen beeinflußt wird. — Verschiedene Mitthe⸗ lungen. Deutschland. Polizeiverordnung betr. die Wanderschaßheerden Desterreich⸗Ungarn. Handel mit . — Zur Hebung de Käsefabrikation. — Litteratur. Die englischen Fleischschafrassen int ihre Verwendung in Deutschland. — Sprechsaal. Bezahlung i Milch nach Fettgehalt. — Heizung der Käͤsekellec. — Flaschen sir den Milchbelrieb. — Zum Butterhandel. — Berichtigung. — Matrkh berichte. = Anzeigen.
Das Volktwohl. a n, Ausgabe der Soʒial⸗Correspondem Nr. 2. — Inhalt: Die Armuth als Mittel reich zu werden, Die Großstädtẽ in Deutschland und Frankreich. — Billige Voll ernährung in Dresden. — Scezialer Einfluß des Hauglehrermangel⸗ — Sozlales: Das Offenhalten evangelischer Kirchen tagsüber, Das Kochen als obligatorischer Unterrichtsgegenstand. — Arbeitz verhältnisse; Neueres über Deutschlands ie nien, ö. gi sindemarkt in Dresden. Auf dem Breslauer Muhel, oder Knechte berdingungsmarkte. — Der Verein für das Wohk der arbeitenden Klassen in Frankfurt a. OD. — Arbeiterkolonien in Thüringen. ic Strohflechterei in Florenz. — Anzeigen. — Beilage: Inhaltsverzer niß des „Volkswohl“ für das Jahr 1885. end
Der Feuerwehrmann. Nr. 2. — Inhalt: Die Instam haltung der Feuerspritze zur Winterszeit. — Beiträge zur Kennt der Staubexplosionen. — Hausmittel und Selbsthülfe bei erlehhh gen. — Rheinisch⸗Westfälischer Feuerwehr⸗Verband. — Jahre bett. der Hörder freiwilligen Feuerwehr pro 1884,85. — Aus . Feuerwehrkreisen. Verschiedene Mittheilungen. — Für Alle 6 und für Einen Alle! — Brandfälle ꝛc.— . Tochter des Pode
—
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Schol . Druck: W. El kner Sechs Beilagen
Berlin:
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
Frantt,
E rste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 19. Januar
L8G.
2
Aichtamtliches. Berlin, 19. Januar. In der gestrigen (E) Sitzung Des Reichstages wurde die zweite Be—
rathung des Budgets beim Etat der Reichs-Post⸗ und Telegraphenverwaltung, und zwar beim Tit. 1
Preußen.
kungen zur Glocke greife; die schroffe Art und Weise, in welcher der
Kap. 3 der ordentlichen Ausgaben, Gehalt des Staats⸗
sekretärs. * OM. M6, fortgesetztt.
Mit diesem Titel wurde die Resolution Lingens, welche vom Centrum untzrstützt ist, verbunden; dieselbe lautet:
die verbündeten Regierungen zu ersuchen, zu veranlassen, fortzu⸗
Ehreiten mit wirksamen Anordnungen, damit den Post⸗ und Tele⸗ W/ R
— . * = * graphenbeamten Sonntagsruhe und Sonntagsfeier ermöglicht bleibe.“
Es bemerkte sodann der Abg. Gamp: Die mißverständ— liche Auffassung, welche seine Bemerkungen zum Post-Etat in erster Lesung nicht nur hier im Hause, sondern auch außerhalb desselben gefunden hätten, nöthigten ihn, nochmals
darauf einzugehen und den prinzipiellen Standpunkt seiner
itischen Freunde darzulegen. Er hätte erwarten dürfen, ö n, die in der gesammten Pflege aller Verkehrs⸗ verhältnisse ihre Aufgabe erblicke und alle Bestrebungen unter⸗ stütze, die sich auf die Hebung des Verkehrs auf allen Gebie⸗ len 'erstreckten, vor dem Vorwurf, die, Reichsverkehrsinteressen schädigen zu. wollen, unbedingt sicher sei. Und wenn der Staatssekretär des Reichs-Postamts nur einen geringen Theil desjenigen Wohlwollens, das er für seine Vorlagen von dem Haufe wünsche und bis jetzt auch stets gefunden habe und immer finden werde, dem Hause entgegengebracht hätte, so hätte eine solche mißverständliche Auffassung nicht Platz greifen dürfen. Ebenso hätte es der Verwahrung des Staatssekretärs egen die Verkennung der Leistungen der Postverwaltung ee e ei (des Redners) nicht bedurft, denn wenn er Redner) auch die hervorragenden Leistungen der Post und die Antheilnahmie des! Staatssekretärs daran nicht in so beredten Worten anerkennen könne, wie der na sekretür es gethan habe, so würden doch seine des Redners) Freunde in dieser Anerkennung von . Partei übertroffen. Das könne aber, nicht abhalten, prinzipielle Fragen zu erörtern. Seitdem ein großer Theil der Eifenbahnen in das Eigenthum des Staats übergegangen sei und dieser nicht nur die finanziellen Ergebnisse für die Aktionäre, sondern die allgemeinen wirthschaftlichen und Verkehrsinteressen vorzüglich zu berücksichtigen habe, sei es von Bedeutung ge⸗ worden, daß die Leistungen der Eisenbahnen für die Post un⸗ entgeltlich seien. Für die Eisenbahnen sei noch ein großer Theil wichtiger Aufgaben auf allen Gebieten des wirthschaft— lichen Lebens zu erfüllen, die sie bisher in Folge ihrer finan⸗ ziellen Lage noch nicht hätten verwirklichen können. Man rebe jetzt eine Tarifermäßigung für Stückgutsendungen gn, von der Landwirthschaft, werde eine, Tarifermäßigung für Dungfabrikate gewünscht, in den östlichen Provinzen erstrebe man Ermäßigungen für die Getreidesendungen nach dem Westen; eine große Aufgabe sei ferner für die preußische Eisenbahnver⸗ waltung die Bewilligung eines Ausnahmetarifs für die west⸗ fälische Kohle, damit bieselbe der englischen Kohle an den Küsten der Nordsee erfolgreich Konkurrenz machen könne. Die Eifenbahnverwaltung könne aber allen diesen Wünschen von Handel, Industrie und Landwirthschaft nicht gerecht werden, weil ihre finanziellen Verhältnisse es nicht zuließen. Dies sei der Kernpunkt feiner früheren Bemerkungen und seine Partei wünsche eine eingehende Prüfung dieser Verhältnisse. An den Mißverhältnissen sei hauptsächlich der Umstand schuld gewesen, daß die Eisenbahnen für die Post unentgelt— liche Leistungen zu erfüllen hätten. Der Staatssekretär habe gesagt, daß die Postverwaltung von ihren Einnahmen im Be— trage von 2316, Millionen Mark noch große Aufgaben zu er—⸗ füllen habe, wie die Ausgabe für Wohnungsgeldzuschuß Gehaltserhöhungen für die Beamten, Vermehrung der etats— mäßigen Stellen, Wittwen- und Waisenversorgung und porto— freie Beförderung der Reichscorrespondenz. Alle diese Ausgaben dürfe man doch aber der Postverwaltung nicht ins Credit schreiben; alle diese Ausgaben seien ihr ja nicht aufoktroyirt worden, und die Post habe von allen Gehaltserhöhungen für Beamte den Löwenantheil erhalten. Die portofreie . der Reichts⸗ correspondenz sei allerdings eine große Last für die Post, die man berücksichtigen müsse. Wenn man alle dieje Ausgaben von der Einnahme der Postverwaltung abziehe, so bleibe ihr immer noch ein wirklicher Ueberschuß von 13 Millionen Mark. Demgegenüber müsse man die Leistungen der Eisenbahnen für die Post feststellen. Die sämmtlichen Eisenbahnen hätten cirea 17 Millionen Mark aufzuwenden, um die Selbstkosten zu decken, die ihnen durch die unentgeltliche . tung der Postcorrespondenz entständen. Was die ? ö. des Anlagekapitals der Postverwaltung betreffe, so habe der Staatssekretär erklärt, die Post habe gar kein nlagekapital. Das sei aber thatsächlich nicht ganz richtig. Die Post habe doch erhebliche ö an Gebäuden, Telegraphenanla en u. s. w. Er (Redner) halte eine . Gestaltung des Post-Etats allerdings für gerecht⸗ ertigt und sei zu dieser Ansicht gekommen durch das Studium derjenigen Vorverhandlungen, deren Unkenntniß ihm der Staatssekretär vorgeworfen habe. Die bisherigen Gebühren für Drucksachen halte er nicht den Grund⸗ ätzen, von Leistung und Gegenleistung entsprechend normirt. Die Drucksachen dienten nur in sehr ver— äwindendem Maße zur Hebung des geistigen Ver— hrs und viel mehr dem etlare edle fn g Eine Preiserhöhung für dieselben könne er nicht als Nachtheil ahn. Was die Frage des Zeitungsportos betreffe, so sei ieselbe schon 1874 in der Kommission erörtert worden. Es ö. damals, besonders auch von freikonfervativer Seite, von i 6 Nordeck von Rabenau, darauf hingewiesen worden, 3. ie Gebühren des Zeitungsportos nicht richtig normirt . Präsident von Wedell⸗Piesdorf unterbrach den Reyner bud Chat ihn, bei dem Tit. 1 des Etats zu. bleiben) Was Sure i hiung der Ausgaben anlange, so sei er durch das g mn 7 Voryerhandlungen zu der Ueberzeugung zbsolnnen daß die Erweiterungen manchmal doch über das del siothi ende Bedürfniß hinausgingen. Die Zahl elegraphenstationen sei in den letzten Jahren bis
Staats⸗
überzeugend nachzuweisen. vär die Kohlentarife bei den Eisenbahnen zu ermäßigen.
mit daß
. wolle sehe,
diesen Bemer⸗
S000 gestiegen. Er 356 der Präsident
schließen, da er
auf fast
Staatssekretär neulich auf seine (des Redners) Ausführungen
geantwortet habe, sei seines Erachtens nicht ganz gerechtfertigt.
Es wäre jedenfalls für den Staatssekretär erforderlich gewesen, die Nothwendigkeit einer derartigen Vermehrung der Ausgaben Ungleich wichtiger wäre es z. B., Das würde der wirthschaftlichen Lage sehr zu Gute kommen. Und er (Redner) sei gern bereit, allen Bestrebungen zur Förderung des Verkehrs zuzustimmen. Aber er halte es nicht für gerecht⸗ fertigt, dringende Wünsche minder berechtigten Wünschen gegenüber zurücktreten zu lassen.
Hierauf ergriff der Staatssekretär des Reichs-⸗Postamts Dr. von Stephan das Wort:
Meine Herren! Ich weiß nicht, ob es dem einen oder andern von Ihnen auch so ging wie mir: ich habe eigentlich den Eindruck, als ob diese eben gehörte Rede gar nicht hierher gehört; entweder hätte sie, wie der Herr Abgeordnete in seiner Rede bei der ersten Etatsberathung sich auch vorbehalten hatte, in der Kommission gehalten werden sollen, wo Zeit und Raum genug war, alle diese zum Theil schwierigen Fragen, die er berührt hat, gründlich zu er— örtern; oder sie hatte gehalten werden sollen — was beispielsweise die Kohlentarif-⸗Angelegenheit und die Verhältnisse der preußischen Eisenbahnverwaltung betrifft — im preußischen Landtag, aber nicht bei der zweiten Berathung des Reichshaushalts-Etats.
Es würde mir gar nicht schwer werden, die eben gehörte Rede Satz für Satz zu widerlegen, sowohl mit Zahlen als auch mit anderen Gründen. Indessen würde ich dazu auch beinahe eine Stunde Zeit gebrauchen, und ich glaube, daß das doch einigermaßen verschwen⸗ derisch sein würde bei der Lage der Geschäfte in diesem hohen Hause.
Ich werde mich daher auf eine kurze Erörterung der Hauptpunkte beschränken, möchte jedoch eines vorher erwähnen. .
Wenn der Herr Abgeordnete gemeint hat, ich hätte damals in schroffer Weise ihm geantwortet, so, glaube ich, hat er meine Stim⸗ mung und auch meinen Ausdruck mißverstanden. Es ist möglich, daß ich selber Schuld daran bin durch meine vielleicht etwas zu schnelle Diktion. Ich kann ihm indessen versichern, daß mir jede Absicht in dieser Beziehung, ihm sowohl wie jedem andern Mitgliede des hohen Hauses gegenüber, völlig fern gelegen hat. Wenn er gleichwohl die Empfindung einer etwas schroffen Behandlung hatte, wie ich nicht bezweifeln kann nach dem, was er gesagt hat, so kann das lediglich nur daran gelegen haben, daß ich gegen seine Ausstel⸗ lungen und Angriffe, die der Postverwaltung galten, sachliche Gründe ins Feuer geführt habe, und daß das Gewicht und die Stärke dieser fachlichen Gründe ihm den Eindruck einer gewissen Schroffheit ge— macht hat; dafür kann ich nicht. . ; .
Da der Herr Abgeordnete in der Kommission, ungeachtet wieder— holter Aufforderungen, doch nun, zu den einzelnen Angriffen überzu— gehen, die er in der ersten Rede in Aussicht gestellt hatte, dieses nicht gethan, sondern es vorgezogen hat, wegen dieser Details hier das Wort zu ergreifen, so scheint es mir, daß er vielleicht ein gewisses Bedürfniß empfindet, die Eindrücke, die seine erste Rede, allerdings nicht zu feinem Vortheile, sowohl im Inlande als auch im ganzen Auslande hinterließ, — es gingen mir darüber ganze Posten von Briefen und Zuschriften zu — abzuschwächen; ich habe den Eindruck: es wird hier etwas zum Rückzuge geblasen.
Ueber die Hauptpunkte will ich nur einige wenige Worte sagen. Was nämlich das Verhältniß zur Eisenbahn betrifft, so ist dasselbe ausführlich im Reichstage erörtert worden bei dem Gesetz vom 20. Dezember 1875. Da finden Sie durch viele Sitzungen hindurch die Frage erörtert über das gegenseitige Verhältniß, und es hat der Reichstag dadurch, daß er der Gesetzesvorlage damals mit großer Majorität bei⸗ trat, den Standpunkt aufrechterhalten, der auch früher immer maßgebend war, daß die Eisenbahn zu diesen Leistungen verpflichtet ist, weil ihr dafült Aequivalente abgetreten sind, nämlich das tesammte Post— monopol der Personenbeförderung — das Monopol, welches nöthig war, um im Interesse der Nation für die Briefe und Drucksachen das billige Porto zu erhalten. Und hier stehe ich auf einem ganz anderen Standpunkte, auch als Nationalökonom, wie der Herr Vorredner. Wenn er sagt, daß die Kohlen billig befördert werden müßten, so sage ich, es ist vor allen Dingen wichtig, daß die Briefe, die Annoncen und die Druckfachen billig are werden, weil darin der geistige Verkehr beruht, und weil überhaupt der Geist der Materie vorgeht: denn der ganze Handel und Verkehr wird erst durch die Briefe, durch die Post vermittelt, wie das Leben durch die Sprache. ;
Gegen die Berechnungen, die die Eisenbahn aufgestellt hat und die im preußischen Abgeordnetenhause, vorgebracht worden sind. habe ich ernste Bedenken; sie sind gar nicht kontradiktorisch zwischen den beiden Verwaltungen festgestellt und beruhen auf einseitigen Berechnungen der Eifenbahnverwaltung. Nach unserer, Rech⸗ nung kommen nicht 12 Millionen, heraus, sondern nur 4 Millionen, und wenn wir all die Kosten in Gegenrechnung stellen, welche die Eisenbahn der Post dadurch verursacht, daß sie diese nöthigt, zu dem äußerst kostspieligen Apparat der ambulanten Bureaur, zu doppeltem Personal, ferner zur Herstellung von Gebäuden an Orten und, in Gegenden, wo es uns niemals in den Sinn kommen würde, Gebäude für Rechnung der Postverwaltung aufzustellen, endlich zu doppelten Anstalten auf den Bahnhöfen und in den Orten — so kommt Lurch diefe Gegenrechnung ein Betrag von 11 Millionen heraus, der billigerweise mit in Betracht gezogen werden muß. Sie sehen hieraus, wie schwierig diefe Frage ist, und daß in der That im Hause hier das Plenum nicht der geeignete Ort ist, diese Gegenstände zu erörtern. Solche Leiftungen einer Verwaltung für die andere kommen übrigens anderswo auch vor. Der Herr Abgeordnete hat selbst erwähnt, daß die Post sz Millionen dadurch verllert, daß sie zur portof reien Versendung der Reichsdienstsendungen genöthigt ist. Ich will ferner daran erinnern, daß die preußischen Gerichte sämmtliche fiskalische Prozesse sportelfrei ier Was sollte daraus werden, wenn die Postverwaltung solche Gegenrechnungen machte, während sie außerdem, wie bereits erwähnt, als Aequivalent das ganze Personenmonopol an die Bahnen abgetreten hat, ̃
Wenn ich das in Betracht ziehe und mir auch die Zahlen ver⸗ gegenwärtige, die der Herr Abgeordnete zitirt hat — er hat hier gans richtig gerechnet, und es ist ihm diesmal kein Malheur mit den Zahlen paffirt — daß dann der Ueberschuß der Post etroa auf 30 Millionen — die genaue Zahl ist 32 Millionen — zu stehen kommen würde, wenn man nämlich die Erträge, die in der ersten Plenarberathung erwähnt. wurden, Pensionen, Wohnungẽègelder 3c. hinzuzieht: dann würde sich der Ueberschuß der Postoerwaltung auf 189jo der Brutto⸗Einnahme stellen, während er in den glaͤnzendsten Jahren der preußischen Postverwaltung meines Vorgängers, des verdienstvollen General · Postmeisters von Nagler, ge⸗ ringer war. Zu der Zeit, wo die hohen Portosätze bestanden, wo peinlich die fiskalischen Interessen gewahrt wurden, hat der Ueberschuß betragen 15, 16, 13 0, dann später 8 oo, dann ist er sogar einmal auf b/o gesunken. Dem gegenüber ist der jetzige Finanzertrag doch
i That ein sehr erhebliches Resultat. ; . ö. 13 ö kerin so kann ich nur bei meiner An⸗
sicht stehen bleiben, daß die Postverwaltung ihr Kapital ganz allein aufgebracht hat, und daß die Ueberschüsse demnach bei ihr in Rechnung kommen müssen. Es ist vielleicht die Anleihe zu berücksichtigen von 60 Millionen — eigentlich nur 52 Millionen; die anderen 8 Millio⸗ nen haben wir in Betriebsfonds. — Dafür wäre der geringe Betrag von ca. 2 Millionen Zinsen in Rechnung zu stellen, andererseits würden aber die Ueberschüsse in Gegenrechnung kommen.
Was dann die Erweiterungen der Postanlagen betrifft, so hat der Herr Abgeordnete gesagt, sein Studium der Vorgänge habe ihm die Ueberzeugung verschafft, daß etwas zu ausgedehnt damit vorgegangen wäre. Ja, mein Studium erstreckt sich aller⸗ dings nicht auf die. Vorgänge, ich habe nie, aus alten Akten gelebt, sondern mein Studium erstreckt sich auf die Bedürfnisse des Landes, auf die Wirklichkeit, auf die Gegenwart, auf das, was nöthig ist, und daraus habe ich und mit mir viele Andere die Ueber⸗ zeugung gewonnen, daß wir lange noch nicht am Ende der Erweite⸗ rung unferer Post⸗ und Telegraphenanlagen sind, daß täglich neue Bedürfnisse hervortreten, wie ja einfach schon die Zunahme der Be⸗ völkerungszahl, die Ausdehnung der Städte und die Ver ⸗ mehrung der landwirthschaftlichen Bauten und. der Industrien auf dem Lande beweist — daß wir darum, ich will nicht sagen, vieles nachzuholen haben, daß wir aber keineswegs in Aufwendung von Mitteln für Erweiterung dieser Anlagen zurückbleiben dürfen. Wir kaben auch den Beweis dadurch geliefert, daß gewisse Einschränkungen in den Forderungen für neue Anlagen gegenüber den letzten 5 Jahren eingetreten sind, wo bekanntlich der große Organisationsplan für die Landpostanlagen aufgestellt ist. Soviel darüber.
Waß nun den Drucksachentarif betrifft, so ist es richtig, daß ich gesagt habe, eine Aenderung des Drucksachenportos wäre erwünscht. Es fragt sich nur, was man unter Aenderung versteht. Sie verstehen darunter, wenn ich recht verstanden habe, eine Erhöhung diefes Tarifs. Nun, täuschen Sie sich nicht über den finanziellen Effett einer solchen Maßregel, der würde so außerordent⸗ lich unwesentlich sein, daß er kaum in Betracht kommen kann.
Es werden im Ganzen befördert nach einer mir hier vorliegenden Statistik vom Jahre 1881 — Sie gestatten, daß ich das Lorlese — I02 205 6090 Drucksachensendungen; davon sind nur 4578 000 solche zwischen 50 und 100 g; das ist die Klasse, der der Herr Abgeordnete seine besondere Theilnahme gewidmet hat. Der Einnahme⸗-Ausfall bei Einführung des Portosatzes von 5 Pf. für Sendungen im Gewicht von 5h bis 160 g, was damals von jener Seite (links) befürwortet wurde, würde jährlich 229 000 „ be—⸗ tragen. ( Diesem Ausfall gegenüber würde durch Erhöhung des Porkosatzes für einen anderen Theil, der Drucksachen, wie Sie solchen wünschen, eine Einnahme stehen, die ich höchstens auf ebenso viel schätzen könnte; sie wird aber überhaupt nach meiner Meinung nicht eintreten, weil eine große Anzahl von Sendungen dann mit der Post gar nicht be⸗ fördert werden würde. Der Annoncenverkehr, der für das Geschäft so wichtig ist, — Sie wissen, daß die Franzosen das Sprüchwort haben: bäannouce c'est ame de affaire — würde wesentlich be— einträchtigt werden, wenn eine Erhöhung des Porto eintreten sollte. Denn es kommt in Betracht, daß diefe Annoncen zu 10, 20, 30 Tausenden verschickt werden, und es ist sicher, daß bei einem solchen Faktor der Portosatz sehr ins Gewicht fällt, und daß die Erhaltung der Geschäftsverbindungen sehr erschwert werden würde, falls eine Porto⸗Erhöhung einträte. Finan⸗ ziell wird nichts gewonnen werden, im Gegentheil, es wird vielleicht eine finanzielle Einbuße eintreten. Also die Maßregel kann ich als zweckmäßig zur Erreichung eines höheren Ueberschusses nicht aner— kennen.
Meine Herren, wenn man alt wird, lernt man viel, pflegt man zu sagen. Ich habe ja die Ehre gehabt, seit Entstehung des Deutschen Reichstages, und schon des Norddeutschen Bundes, an den parlamen⸗ tarischen Arbeiten mich zu betheiligen. Früher wurde mir immer das Gegentheil von dem gesagt, was der Herr Abgeordnete heut angeführt hat. Es sagte hier Hr. von Unruhe⸗Magdeburg 1875: 5.
Was den Hinweis des Hrn. Abg. Braun auf hohe Postüberschüsse anlangt, so stehe ich auf dem Standpunkt, daß ich sage: wir wollen eigentlich mit der Post keine Ueberschüsse erzielen. Hr. Dr. Nieper vom Centrum sagte 1877:
Die Reichs-Postverwaltung kann nicht mehr im bisherigen Maße Finanzquelle für das Reich sein. Das ist aber auch meines Er⸗ achtens garnicht nöthig, da die großen Verkehrsanstalten keine. Finanzquelle sein sollen.
Die Herren Schroeder (Friedberg) und Gumbrecht sagten bei der zweiten Berathung des Gesetzentwurfs über den Haushalts- Etat von 1877: ⸗
Die Verlehrsanstalten sollten nicht fiskalischen, sondern allge⸗ meinen Zwecken dienen, überhaupt nur den Verkehr fördern.
Der Hr. Abg. Lasfer sagte 1877: ;
Die Post, von der wir ja wissen, daß sie immer auf Ueber⸗ schüsse hincrbeitet, nicht ganz zum ungetheilten Danke des Landes, k
Der Hr. Graf Udo von Stolberg⸗Wernigerode sagte: . Ich bin nun nicht der Ansicht, daß man die Telegraphie als eine Einnahmequelle benutzen soll; aber ich meine allerdings, man müßte fie so stellen, daß die Einnahmen und Ausgaben sich wenig⸗ stens annähernd balanciren. ; Der Hr. Abg. von Schorlemer-AUlst sagte: . . Ich meine, das richtige Verhältniß der Ausgleichung der Ein⸗
nahmen und Ausgaben wäre überhaupt, daß die Post und Telegraphie
gar keine Einnahmequelle wäre. . Sie sehen, meine Herren, wenn ich damals die Ueber schüffe zur Ablieferung gebracht hätte, wie heute, so würde es mir fast gegangen sein wie Al rf der als Defterdar Saladins sagte: „Ja, wenn ich mich auf Ueberschüssen ertappen ließe!“ .
So, meine Herren, ändern sich hier die Ansichten, aber wir nicht, wir stehen auf demselben Standpunkte.
Ich will nun noch zum Schluß zum Zeitungsporto kommen, weil es ein gewisses Interesse darbietet. Es ist, ganz richtig, ich stimme mit dem Herrn Abgeordneten völlig überein, daß die Jetz ige eros in e n fur die Zeitungsgebühren durchaus kein Ideal von
arif darftellt' Es geht das Prinzip des Frankirens nach i f Prozentsätzen, und daraus müssen gewisse Ungleichheiten entstehen, namentlich wenn eine Zeitung mehr als einmal täglich befördert wird, oder wenn ein fehr niedriger Abonnementspreis festge⸗ setzt ist bei Zeitungen, ue meist mit der Scheere redigirt werden, welche keine Illustrationen u, s. w. bringen. Das ist fkar; aber es besteht jenes Prinzip seit 1315, also beinahe jetzt 45 Jahre, und der ganze Industriezweig hat sich daran gewöhnt. Sie warden, wenn Sie en ee ., daran vornehinen wollten, — denen ich an sich keineswegs abhold sein würde, wenn sie das Richtige trafen — außerordentliche Verschiebungen hervorrufen, die keinen Menschen befriedigen würden. .
Es ist nur dreierlei möglich. Mit einem neuen Tarife, der den Leistungen der Post sich anschlösse, also rationeller wäre als det jetzige, würden Sie entweder nur eine Ermäßigung herstellen können, und zu einer solchen, glaube ich, würden die verbündeten Regierungen sich nicht verstehen. Ich würde auch meiner . seits, von meinem Standpunkte aus eine i nn der Post⸗
gebühren für Zeitungen durchaus nicht als Bedürfniß erachten, wie ich denn für eine Ermäßigung der Tarife mich nicht eher aussprechen
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