des weiteren Ausbaues der Verfassung des Landes in dem Verlangen nach einer vollen Vertretung im Bundes⸗ rath, der Ertheilung der Immunität an die Abgeord⸗ neten und Beseitigung des Diktaturparagraphen zusammen⸗ aßte. Der Abg. Winterer konstatirte mit Befriedigung die erung der finanziellen Lage; doch sei die stetige Stei⸗ gerung der fortdauernden Ausgaben bedenklich: sie führten u sozialistischen Maßregeln, wie eine solche auch das ranntwein⸗Monopol sei, als dessen prinzipieller Gegner sich Herr Winterer erklärte. Der Redner warf dann weiter einen Blick auf die Regierung des verewigten Statthalters, een die er eine Reihe von Vorwürfen erhob, welche von em Staats⸗Minister von Hofmann unter der Zustimmung des Hauses zurückgewiesen wurden. Der Abg. Dr. Raeis sprach acht seine Anerkennung über die Gestaltung der finanziellen Lage aus, erklärte sich ebenfalls für einen Gegner des Branntwein⸗Monopols und kuͤndigte zwei Anträge an, deren einer die e .. die Mitglieder des Landesausschusses, der andere das Recht für den Landesausschuß verlangen würde, die Wahlprüfungen selbst vorzunehmen. Der Unter⸗ Staatssekretär Dr. von Mayr wandte sich darauf gegen eine Reihe von Ausführungen der Herren Winterer und Dr. Raeis, namentlich auch bezüglich ihrer Angriffe gegen das Brannt⸗ wein⸗Monopol. Um 12 Uhr wurde die Debatte auf Nach⸗ mittags 3 Uhr vertagt.
Nach der Wiederaufnahme der Sitzung sprach der Abg. Zorn von Bulach (Sohn) den Wunsch aus nach einem weiteren Ausbau der Verfassung und erklärte, daß, wenn auch die n. Lage des Reichs eine günstige sei, die Landesfinanzen ich doch keineswegs so erfreulich gestalteten; nothwendig sei vor Allem eine Entlastung von Grund und Boden und eine Heran— ziehung des Kapitals durch eine Kapitalrentensteuer, ferner eine Einschränkung der Ausgaben durch Vereinfachung der Ver— waltung. Redner führte weiter aus, daß er kein prinzipieller Gegner des Branntwein-⸗Monopols sei, daß das Projekt in seiner gegenwärtigen Gestalt aber für die süddeutschen Kleinbrenner ungenügend sei. Der Abg. Klein erklärte, daß er das Monopol mit Freuden begrüßt habe, und daß er bestimmt hoffe, der Reichstag werde die Interessen Süddeutschlands berücksichtigen; er schlage vor, daß der Landesausschuß seine Wünsche in dieser Beziehung in bestimmter Weise formulire. Der Abg. Dr. North sagte, daß er kein prinzipieller Gegner des Branntwein-Monopols sei, doch müsse eine größere Be— rücksichtigung der Eigenbrenner eintreten; gleichzeitig habe man auch an die Einführung des Taback-Monopols zu denken, mit Hülfe beider Monopole würde es möglich sein, zu größeren Entlastungen zu schreiten. Redner ging darauf auf einzelne Positionen des Etats ein und betonte die Nothwendigkeit, Er— sparnisse herbeizuführen durch Vereinfachung der Landes— verwaltung, die Gemeindeverwaltung selbständig zu machen und speziell Straßburg einen Gemeinderath zu geben. Der Unter-Staatssekretär Dr. von Mayr führte u. A. aus, daß es nicht angängig sei, die Finanzlage des Reichs und des Landes zu scheiden; die Ueberweisungen des Reichs seien Landeseinnahmen so gut wie alle übrigen Einnahmen. Be⸗ züglich des Branntwein⸗Monopols werde die Regierung sich angelegen sein lassen, daß den Interessen der Kleinbrenner Elsaß⸗ Lothringens Rechnung getragen werde, und die Aeußerungen des Landesausschusses in dieser Beziehung würden von ihr gerne berücksichtigt werden. Der Abg. Winterer erklärte, daß er nicht das Andenken des verewigten Statthalters angegriffen, sondern nur die politische Lage gezeichnet habe. Der Staats⸗ Minister von . hielt gegenüber Hrn. Winterer seine früheren Aeußerungen aufrecht. Was das Branntwein— Monopol anlange, so stünden die moralischen Vortheile in erster Linie; nur unter dem Monopol sei ein erfolgreicher Kampf gegen den Alkoholismus möglich; er glaube endlich, daß man für die Kleinbrenner Süddeutschlands vor— theilhafte Bedingungen erhalten werde; die Regierung würde in dieser Beziehung ihr Möglichstes thun und lege Werth darauf, sich in ihren bezüglichen Bemühungen auf den Landesausschuß stützen zu können. Der Abg. Hommell erklärte sich gegen das Branntwein⸗Monopol, weil sich die Interessen der Kleinbrenner damit nicht vereinigen ließen. Der Abg. Mieg⸗Köchlin meinte, daß der Landesausschuß, welcher einstimmig sei in der Ver— , des Alkoholismus und bezüglich der Nothwen— digkeit, den Branntweinpreis zu erhöhen, dem Monopol im Prinzip zustimmen müsse, unter der Bedingung, daß die In— teressen Elsaß-Lothringens gewahrt würden. Der Abg. Baron von Schauenburg wies darauf hin, daß man bei der Durchführung des Monopols besonders vorsichtig zu Werke gehen müsse. Nach einer kurzen weiteren Debatte wurde die erste Lesung des Etats geschlossen. Der Präsident überwies die einzelnen Theile des Etats an die verschiedenen Kom— missionen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. Januar. (Wien. Abdp.) Das ungarische Oberhaus hat vorgestern Mittag unter Vorsitz des Judex-Curiae Baron Sennyey eine kurze Sitzung gehalten, in welcher Schriftführer Zsilinszky das Nuntium des Abgeordnetenhauses über den Beschlußantrag, betreffend den Verkehr zwischen den beiden Häusern, überbrachte. Die Vor— lage wurde für den 25. d. M. auf die Tagesordnung gesetzt. Graf Albin Csaky leistete den Eid als Mitglied des Obersten Disziplinargerichts, worauf die Sitzung geschlossen wurde.
, Die holt. Kortesß. melhert: Die hiesige serbische Gesandtschaft erhielt ein Telegramm des . Ministers des Aeußern mit dem Auf— trag, alle Gerüchte von , , . serbischen Rüstungen zu dementiren: Serbien biete im Gegentheil alles auf, um eine Beschleunigung der Friedensverhandlungen herbeizuführen.
Großbritannien und Irland. London, 23. Januar. (W. T. B.) Der Ei senbahnzug, mit welchem der . von Wales sich gestern Abend über gi fret nach Eaton Hall zum Besuch des Herzogs von Westminster zu begeben gedachte, ist auf ö Veranlassung, in Folge von An⸗ zeigen über ein beabsichtigtes Attentat, bereits auf der Station Waverton vor Chester angehalten worden. Der Prinz, anstatt die Stadt Chester zu passiren, welche festlich be— leuchtet war und große Vorbereitungen zu einem glänzenden Empfange getroffen hatte, begab sich von der Station Waverton zu Wagen direkt nach Eaton Hall.
Frankreich. Paris, 23. Januar. (W. T. B.) Die Deputirtenkam mer nahm heute, nach Anhörung des
Ministers des Innern über die vom Deputirten Dufour behauptete Beeinflussung der Wahl im Departement Lot,
einstimmig, bei 346 Abstimmenden, eine Tagesordnung an, in welcher die Haltung der Regierung gebilligt und Letztere aufgefordert wird, alle Versuche der Gegner der Republik 8 zurückzuweisen. Die gesammte Rechte enthielt sich der Abstimmung.
— 24. Januar. (W. T. B.) Der Fürst von Mon⸗ tenegro ist hier eingetroffen und hat heute Vormitta dem 1 enten de Frey cinet einen Besu gemacht.
Ein Telegramm aus Haiphong, vom 21. d. M., meldet: die Ruhe im Delta sei vollständig hergestellt; General de Courcy sei nach Hongkong abgereist, wo er sich am 265. d. M. zur Rückkehr nach Frankreich ein⸗ schiffen werde. ö
— 23. Januar. (Köln. Ztg.) Im heutigen Minister— rath im Elyssée reichte kein Mitglied des Kabinets ein Ent— lassungsgesuch ein. Das Kabinet hat sich übrigens infolge Annahme der Tagesordnung in Sachen der Interpella⸗ tion Dufaure wieder befestigt. — Der Deputirte Rouvier geht am Dienstag als außerordentlicher Ab⸗ gesandter nach Rom, um den französischen Botschafter bei den Verhandlungen zur Verlängerung des Schiffahrts— vertrags mit Italien, der im April abläuft, zu unterstützen.
— Jules Roche veröffentlicht im „Lyon Républicain“ eine Erörterung der Finanzlage Frankreichs. Die Budgetlage für 1887 ist, wie er darlegt, folgende: 1) Verminderung der Einnahmen 60 Millionen, 2) durch be⸗ stehende Gesetze vorgesehene Ausgaben 20 Millionen, 3) durch die Regierung vorgesehene Ausgaben 150 Millionen, zusammen 230 Millionen, welche zu decken sind, ohne, wie die Regierung versprochen hat, neue Auflagen und ohne eine Anleihe zu machen. Jules Roche meint, daß es dazu kein anderes Mittel gebe als das Branntwein-Monopol und hofft, daß ö dem Staatsschatz einen noch höheren Gewinn zuführen werde.
Italien. Rom, 23. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer beantwortete der Minister des Aeußern, Graf Robilant, verschiedene Interpellationen der Deputirten San Giuliano, Sant Onofrio und Giovagnioli über die Haltung Italiens in der Balkanfrage. Er erklärte: Unsere Politik ging dahin, jeden Grund zu einer europäischen Konflagration nach Möglichkeit zu ent—⸗ fernen und in dem europäischen Einvernehmen eine solche Stellung einzunehmen, daß wir unsere Interessen schützen können. In ersterer Beziehung kooperirten wir durch unsere ausgezeichneten Beziehungen zu allen Mächten, insbesondere den drei Kaiser— mächten; unsere freimüthige und uneigennützige Haltung verschaffte uns die Sympathie und das Vertrauen der Mächte. — Gegenüber San Giuliano erklärte der Minister, daß Niemand die Initiative zur Her— stellung des status quo ante ergriffen habe, daß aber alle Mächte denselben für eine praktische Idee gehalten hätten. — Die Anfrage Sant Onofrio's beantwortend, er— klärte Graf Robilant: er wisse Nichts von einer Zwangsaktion der Mächte, doch wäre er geneigt, sich dabei den Mächten anzu— schließen; er befolge keine Politik der Sentimentalität, wohl aber eine solche, welche den Interessen und der Würde des Landes entspreche. Gegenüber dem Vorwurf, Italien habe Angesichts der kleinen Balkanstaaten seinen Ursprung vergessen, erklärte der Minister: diese Balkanstaaten verdankten ihre Existenz den europäischen Verträgen, und anstatt dieselben in den Kreis Italiens zu ziehen, halte er es für nützlicher, Italien durch andere Freundschaften für alle Ereignisse vorbereitet zu halten. Die Italien durch die letzten Ereignisse auf der Balkanhalbinsel bereitete Lage sei eine ausgezeichnete und entspreche der Würde Italiens und seiner im europäischen Gleichgewicht durch die Fähigkeit, ernste Beschlüsse im Bedarfsfalle auch that— kräftig unterstützen zu können, erlangten Haltung. Graf Robi— lant stellte in Abrede, daß aus dem Grünbuche hervor— gehe, Italien habe eine Politik der Sammlung befolgt; aus demfelben gehe nicht hervor, daß Italien eine große Thätigkeit entfaltet habe. Das Grünbuch veröffentliche aber Dokumente, welche er zur Veröffentlichung für geeignet gehalten habe. — Dem Deputirten Giovagnioli erwiderte der Minister, daß keine Ursache vorgelegen habe, hinsichtlich der Rede des ungarischen mie er n el vom 6. Oktober Vorstellungen zu erheben; er finde dieselbe ganz in der Ordnung. Tisza habe sich für Fälle, die nicht vorausgesehen werden könnten, reservirt. Die— selbe . habe sich auch Italien vorbehalten, wie aus seiner Depesche vom 17. November 1885 an den italie— nischen Botschafter in Wien hervorgehe. Wenn im ungarischen Parlament Rufe „nach Salonichi!“ laut geworden seien, so höre man manchmal auch anderswo Rufe, und wer könnte für dergleichen Rufe, von welcher Seite der Kammer sie auch kämen, die Verantwortung übernehmen? — Die drei De— putirten erklärten sich von den Anworten des Ministers befriedigt.
= 24. Januar. (W. T. B.) Heute gab der Finanz⸗ Minister Magliagni in der Kammer ein Exposé über die finanzielle Lage und legte in demselben dar, daß die Finanzverwaltung pro 1884,85 dem Voranschlage gegenüber eine Besserung von nahezu 37 Millionen ergeben habe, so daß es überflüssig geworden sei, zu den vom Parlament be— willigten außerordentlichen Mitteln zu greifen. Außerdem habe das Defizit von 3 Millionen für die Amortisirung rück— käuflicher Rente durch die gewöhnlichen Einnahmen gedeckt und, trotz der Ausgaben von 14 Millionen aus Anlaß der Cholera und für die afrikanische Expedition, ein Betrag von 680 000 Lire erübrigt werden können. Das Konto für Rück— stände und Patrimonial⸗-Aktiva habe sich um 49 Millionen ge— bessert und die schwebende Schuld um 36 Millionen abgenom— men. Was das Budget von 1885/86 anbelange, so sollten 40 Nillionen i , Ausgaben aus den bereits votirten Mitteln gedeckt werden. Mit dem Budget pro 1886/87 werde man sogleich in den normalen Zustand eintreten; dasselbe ergebe eine Erhöhung der Einnahmen um 4 Millionen, eine Ver— minderung der Ausgaben um 9 Millionen; es seien indeß noch 12 Millionen neuer Ausgaben vorherzusehen. Die außer⸗ ordentlichen Ausgaben seien um 15 Millionen ermäßigt worden. Trotzdem müsse man die Wirkung der jüngsten Steuerreform in Rechnung ziehen, welche eine graduelle 3 e f Vermeh⸗ rung von 641 Millionen ergeben werde. Letztere Ziffer werde im Rechnungsjahr 1885/89 erreicht und das Budget alsdann n erheblich konsolidirt sein. Die wirthschaftlichen Ver— ältnisse des Landes ließen nicht besorgen, daß die vom
Ministerium rn n Voranschläge nicht zutreffen würden. Der Minister bestätigte schließlich den Entschluß, keine Rente mehr auszugeben, selbst nicht für Eisenbahnbauten, und kün— digte seine Absichten an wegen Konvertirung einiger rück—
käuflichen Schulden und gleichzeitiger Einrichtung eines auts⸗ nomen Instituts zur permanenten Amortisirung der öffent lichen Schuld sowie wegen Reorganisation der Eifer ilfe uute worüber demnächst Vorlagen eingebracht werden ollen.
Venedig, 24. Januar. (W. T. B.) Der frühere Präsident des Senats, Techio, ist in vergangener Nacht hier gestorben.
Griechenland. Athen, 24 Januar. (W. T. B.) Der Ni= nister⸗Präsident Delyannis hat die ihm gestern von dem englischen Gesandten gemachte Mittheilung: England werde, falls Griechenland bei seiner Weigerung, abzu⸗ rüsten, verharren sollte, eine Flotte nach den griechischen Gewässern senden, um einen Angriff Griechenlands gegen die Türkei zur See zu verhindern, heute mit der Erklärun beantwortet, daß Griechenland dem Abrüstungsverlangen nich; nachgeben könne. Die hier befindlichen griechischen Kriegsschiffe sind heute früh mit versiegelten Ordres von hier abgegangen; ihr Bestimmungsort ist nicht bekannt.
Vor dem Königlichen Palais fand heute von einer be trächtlichen Volksmenge eine Kundgebung statt. Der König war abwesend. Die Wortführer der Menge überreichten dem Minister⸗Präsidenten Delyannis einen Pxotest gegen daz Vorgehen Englands, in welchem dieses als ein Angri auf die nationale Selbständigkeit Griechenlands bezeichnet und erklärt wird: Griechenland werde jedes Opfer für die Verthe— digung der Rechte des Hellenismus bringen. Delyannis er— widerte: die Regierung werde das nationale Programm den in der Kammer abgegebenen Erklärungen gemäß zur Ausfilh⸗ rung bringen.
Türkei. Konstantinopel, 23. Januar. (W. T. B) Gutem Vernehmen nach sind die direkten Verhandlungen zwischen der Pforte und dem Fürsten Alexander nahe daran, auf dem Boden der Per sonal-Union zu einer Eini— gung zu führen.
— 24. Januar. (W. T. B.) Die Pforte hat Madjid Pa scha ermächtigt, sich mit dem bulgarischen Del egirten zu den Friedens verhandlungen nach Bukare st zu be— geben, und ihm seine Instruktionen zugesandt. — Gadhan Effendi ist mit dem bulgarischen Minister des Auswärtigen, Zanow, hier angekommen. .
Rumänien. Bukarest, 24. Januar. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister General Falcojano hat seine Demis— sion gegeben und der Minister-Präsident Bratiano interimistisch das Kriegs-Ministerium übernommen.
Serbien. Belgrad, 24. Januar. (W. T. B.) Der König hat den auf einen raschen Abschluß des Friedens mit Bulgarien gerichteten Vorschlag der Regierung an— genommen. Der Minister-Präsident Garaschanin hat sich infolge dessen heute mit dem Kriegs-Minister und mit dem Finanz⸗Minister nach Nisch begeben, um daselbst die Instrut— tionen für die Friedensverhandlungen sestzustellen.
— 25. Januar. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ wird aus Nisch telegraphirt: Die von dem Kabinet vor— geschlagenen Friedensbedingungen betreffen die bul— garischen Paßschwierigkeiten, die Grenzabsperrung] Seitens Bulgariens, die Regelung der Emigrantenfrage und den Ab— schluß einer Zoll- und Handelskonvention. Man hält in ser— bischen Regierungskreisen bei einigem guten Willen Bulgariens den Friedensschluß für gesichert.
Rußfszland und Polen. St. Petersburg, 24. Januar. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ be stätigt die Nachrichten von einem demnächst bevorstehenden Schritt der Mächte bezüglich der Abrüstung der Balkan-Staaten und sagt: Europa sei entschlossen, die bestehenden territorialen Verhältnisse des Orients respektiren zu lassen.
Dänemark. Kopenhagen, 24. Januar. (W. T. B) Der Präsident des Folkethings, Berg, hat heute seine Gefängnißstrafe angetreten.
Zeitungsstimmen.
In, den „Mecklenburgischen Landesnachrichten“ lesen wir:
trag erklart das für „finanziell, volkswirthschaftlich und sor⸗
ein spruch Wir haben also die mehr als Erscheinung zu verzeichnen, daß eine Partei auf breitester Basis der Entrüstung und mit spezifizirten Gesichtspunkten der Beurtheilung ein Verdikt über eine Vorlage abgiebt, von deren Einzelheiten und all— gemeiner Beschaffenheit sie noch gar nichts weiß, ja die gerade nach strenger parlamentarischer Observanz, als deren berufensten Hüter sich doch sonst unsere demokratischen Parteigruppen zu geriren pflegen, nicht bloß zu der betreffenden Zeit für eine Reichstagsfraktion wie überhaupt für die Oeffentlichkeit noch gar nicht existirte, sondern selbst jetzt und so lange der Bundesrath die in Rede stehende Vorlage der preußischen Regierung nicht erledigt hat, den Reichstag ohne Kompetenzüberschreitung gar nicht beschäftigen kann und gar nichtz kümmert. Es liegt uns mit diefen Festftellungen felbstverständlich nichts ferner, als die öffentliche Diskussion über die jetzt nach Tert und Motiven bekannte Monopolvorlage stören oder uns als bedin— gungslose Verfechter dieser Vorlage aufwerfen zu wollen — wir win, schen vielmehr lediglich eine Form der Agitation mit aller Schärfe zurückzuweisen, die ohne ein konkretes Objekt und auf Grund willlür— licher Annahmen sich nur an die Leidenschaften wendet, der ruhigen und sachgemäßen Beurtheilung von vornherein den Mund verschliesen will und zu einer doppelten Gefahr für unser öffentliches Leben wird, wenn sie auch unsere parlamentarischen Körperschaften in diese Ma— nieren hineinzerren und den Reichstag zum Resonanzboden für eine ins Blaue deklamirende Rhetorik machen will.
ö! s/ — Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung schreibt man aus Nizza: . Um die Einwirkung der landwirthschaftlichen Zölle auf die Preiß, verhältnisse der wichtigeren Lebensartikel zu studiren, bietet Frankrei nach der Erhöhung, der Vieh⸗ und Getreidezölle ein geeignetes Feld. Man gelangt bei diesem Studium von Neuem zu dem Ergebniß, dau die Behauptungen der Freihändler von der Vertheuerung des Brotes des armen Mannes jeder thatsächlichen Begründung entbehren.
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Was zweitens die Kornpreise anlangt, so muß vorausgeschickt voerden, daß Roggen, welcher bis zum 1. laffen wurde, seitdem aber 1,50 Fr. pro 100 kg Zoll entrichtet, hier gar nicht verbraucht
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während er jetzt mit 150 Fr. Zoll belegt ist, immer pro 190 kg be— rechnet. — In der weiter unten gegebenen Tabelle finden sich neber Hafer diejenigen sechs Weizensorten aufgeführt, auf den hiesigen Getreidemarkt gelangen. Barletta⸗Weizen abrikation verwandten feineren Artikel, welcher nur etwa 15 Gο der Fesammteinfuhr über Nizza ausmacht.
eigt, sind Hafer und Weizen durchschnittlich um den Zollzuschlag, wenn nicht mehr, im Preise heruntergegangen:
welche in der Regel Von denselben bildet vornehmlich Luxusbrod⸗
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Also auch hier bestätigt sich der Satz, daß das Ausland den Zoll der Konsum bei den unveränderten ö ⸗ tens der alte bleiben, vermuthlich, aber sich steigeru ostellt sich der Zoll lediglich als eine willkommene Einnahme einen oder der anderen Form den Steuerzahlern zu e kommen muß.
„Berliner Politischen Nachrichten“ be—⸗ n deutsch⸗dominikanischen Handelsvertrag: en Freihändlern wird der Regierung immer der Vor⸗ t, daß sie die handelspolitischen Beziehungen Deutschlands n und namentlich überseeischen Ländern vernachlässige oder t in dem wünschenswerthen Umfange pflege. wie so manche andere, die der Regierung gemacht werden, weniger als begründet. i
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nur die zahlreiche und andelsverträge, die Deutschland in den letzten Staaten abgeschlossen hat, beachten will, der wird
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anerkennen müssen, daß der Eifer der Regierung auf diesem Gebiete nicht gering ist. Ohne jegliche Uebertreibung kann man sogar be⸗ haupten, daß in dieser Hinsicht von der deutschen Regierung eine ie Regsamkeit entfaltet wird, wie von keiner anderen Regierung in uropa.
in neuer Beweis dafür ist der Vertrag mit der Republik San Domingo, der dem Reichstage in den letzten Tagen zur verfassungs⸗ mäßigen Genehmigung vorgelegen hat. . . .
Amtsblatt des Reichs-Postamt s. Nr. 5. — Inbalt: Verfügungen: Vom 16. Januar 1886. Packetverkehr mit Spanien auf dem Wege über Hamburg.
Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 1. — Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Die Räder und Achsen der Straßenfuhr⸗ werke. — Erneuerung der mit der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company bestehenden Verträge wegen Beförderung der ostindischen, chinesischen und australischen Posten. — Die Gewinnung der Gutta Percha. — Anwendung von Fremdwörtern in der Landes⸗ sprache. — Die Lavawüste Odadahraun in Island. — Kleine Mit⸗ theilungen: Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Blindow 4. — Ein neues Modell verzinkter eiserner Träger. — Leichte Kabel für Untersee⸗ Telegraphie. — Die Länge der Telegraphenlinien in Tongking. — Die elektrische Eisenbahn in Philadelphia. — Zeitschriften-Ueberschau.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Der Etat der Staatsschulden-⸗Verwaltung für das Jahr 1886,87 weist Kap. 22 eine Einnahme von 114809 M (ͤgegen den laufenden Etat 4 12600 M) auf, gegen 184 693 528 ( (4 2370 689 M) dauernde und 380 100 4M außerordentliche Aus⸗ gaben, letztere zur außerordentlichen Tilgung eines Restes 4*prozen⸗ tiger Prioritäts-Obligationen der Münster⸗Hammer Eisenbahn. Von den dauernden Ausgaben sind Kap. 35 1658 683 942 6 (4 1194 693 46) zur Verzinsung der Schulden der alten Landestheile und des Ge⸗ sammtstaats seit 1366 3999 497 887 4 und 2 440 175 1 (— 78919 416) zur Verzinsung der Schulden der neuen Landestheile (73 365 353 (66), zusammen 161 124 117 M (4 1115745 4M) zur Verzinsung bestimmt; zur Tilgung Kap 36 16 839 849 MS (4 277 616 46) bezw. 3 913 576 (420 672 M, zusammen 20 753 425 S (4 698 288 MS). Zur plan⸗ mäßigen Tilgung der Eisenbahnschulden sind 7 047 242 M erforderlich, wovon 2977111 4M Kap. 36 etatisirt sind und 4 070 131 A6 den Ueberschüssen der Eisenbahnverwaltung entnommen werden.
— Die Etats für das Herrenhaus (172700 M Ausgaben) und für das Haus der Abgeordneten (1201520 M) sind im Wesentlichen unverändert geblieben.
— In dem Etat der allgemeinen Finanzverwaltung haben sich die Einnahmen (Kap 24: 144476250 M) gegen den laufenden Etat um 22473 267 M erhöht. Es sind u. A. zu erwarten aus den Zöllen und der Tabacksteuer 77 554 250M (4 26 305 730 46), Antheil von dem Ertrage der Reichsstempelabgaben 13493600 M. (459975006, an hinterlegten Geldern 2 000 00016 — 10000000 46), aus der Anleihe 14154 500 40
Die dauernden Ausgaben (Kap. 42 und 43: 158 885 085 A) übersteigen die des Vorjahres um 28 4895 630 M Hierbei kommen besonders in Betracht die Matrikularbeiträge mit 73 665 276 4. ( 9228478 M) und die Ueberweisungen an die Kommunen auf Grund des Gesetzes vom 14. Mai 1885 mit 19 850 000 (
Als Einnahmen aus den in der Monarchie ausschließlich der Provinzen Hannover, Hessen⸗-Nassau, Schleswig-Holstein und der Hohenzollernschen Lande vorkommenden Ablösungen von Domänengefällen und Verkäufen von Domänen und Forstgrundstücken sind in den Etat 1886/87 Kap. 3 der Fraktion entsprechend 2200000 6 eingestellt worden.
Der Etat der Centralverwaltung der Domänen und Forsten 1886/87 weist 9570 c (4 120 46 in Einnahme und 426 900 M (4 880 ) in Ausgabe auf.
In dem Etat der Seehandlung sind von den Einnahmen für die allgemeinen Staatsfonds (Kap.7 2129 200 e) gegen den laufen— den Etat 210 000 1 abgesetzt worden, dem durchschnittlichen Geschäfts⸗ gewinn der Jahre 1882ñ85 entsprechend. Die Ausgaben (Kap. 12 272 620 M ) erhöhen sich um 5640 SS, darunter 3090 M für An⸗ stellung eines Registratur⸗AUssistenten.
Der Etat der Münzverwaltung ist fast unverändert ge— blieben, auch in dem Etat des Bureaus des Staats⸗— Ministeriums sind keine erwähnenswerthen Aenderungen ein— getreten.
Der Etat der Staatsarchive erhöhet sich in den Einnahmen um 6381 S6, hauptsächlich durch den Mehrerlös aus den archivalischen Publikationen (4830 M, die auch als Mehrausgabe erscheinen). Zu außerordentlichen Ausgaben sind 337 850 S (4 5478 ) eingestellt, die zu Baulichkeiten verwendet werden sollen, hauptsächlich zur Er— weiterung des Archiv- und Bibliothekgebäudes in Hannover ((erste Rate 156 000 AM), zur Errichtung eines Archivgebäudes in Marburg Bauplatz und erste Rate 100 200 ) und zum Umbau eines Gebäudes in Halle a. S. (80 000 9).
Der Etat der General⸗Ordenskommission ermäßigt sich in den Ausgaben durch Heimfälle in den Eisernen Kreuzen II. Klasse um 3000 6. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes J. Klasse sind aus— gestorben.
In dem Etat für das Geheime Ckvilkabinet treten den Ausgaben 4590 MS hinzu, die durch Vermehrung der Arbeitskräfte veranlaßt sind.
Der Etat der Ober⸗Rechnungskamm er schließt mit 1800 4, diejenigen der Prüfungskommission für die höheren Verwaltungs— ,, . 2c. und des Gesetz⸗-Sammlungs⸗-Amts sind unverändert ge⸗ blieben.
In dem Etat des „Deutschen Reichs- und Preußischen Staats-Anzeigers“ erhöht sich die Einnahme (566540 ) durch die Inserate um 30000 sc. Dem entsprechend sind in der Ausgabe (438220 S6) auch die Druckkosten um 17100 ½ und die Bureau— bedürfnisse um 1500 A angesetzt. Der Ueberschuß ist auf 128 320 A berechnet, wovon 42773 ½½ der deutschen Reichskasse und 85 547 6 der preußischen Staatskasse zufallen.
Dem Etat des Ministeriums der Auswärtigen An⸗— gelegenheiten treten in den Ausgaben nur 1000 4M an gesetzlichen Wittwen- und Waisengeldern hinzu. z
Statistische Nachrichten.
Summarische Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der Königlichen vereinigten Friedrichs-Universität Halle Wittenberg im Winter-Semester 1885/86. A. Im Sommer— Semester 1885 sind immatrikulirt gewesen 160353. Davon sind: a, versterben 5, p. abgegangen mit Exmatrikel 482, . weggegangen, ohne sich abzumelden, und daher gestrichen 13, d. gestrichen auf Grund des §. 13 der Vorschriften für die Studirenden 2c. vom 1. Oktober 1879 27, e. gestrichen aus sonstigen Gründen (Ablauf des verlängerten Bürgerrechtes, Bestrafung (1) 2.) 68. Summa 595. Es sind dem— nach geblieben 10913. Dazu sind in diesem Semester gekommen 433. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1496. Davon zählt: die theologische Fakultät: Preußen 506, Nicht- Preußen 65, zusammen b82; die juristische Fakultät: Preußen 190, Nichtpreußen 8, zusammen 108; die medizinische Fakultät: Preußen 235, Nichtpreußen 45, zusammen 280; die Hölle ch fh Fakultät: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 230, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 124, e. Nichtpreußen 172, zusammen 523. Summa 1496. B. Außer diesen immatrikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum Hören der Vorlesungen vom Rektor erhalten: nicht immatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen 48. Die Gesammtzahl der Berechtigten
ist mithin 1544. Von diesen Berechtigten hören Vorlesungen: AA. Von den immatrikulirten Studirenden: in der theolegischen
akultät 582, in der juristischen Fakultät 198, in der medizinischen Fakultät 279, in der philosophischen Fakultät 520, zusammen 1489. Vom Hören der Vorlesungen dispensirt sind: in der medizinischen Fakultät 1, in der philosophischen Fakultät 6, zusammen 7. BB. Von den übrigen berechtigten Personen: nicht immatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen 45. Die Gesammtzahl der Berechtigten, welche Vorlesungen hören, ist mithin 1537. Außerdem verweilen noch die im II. Nachtrag Bezeichneten, welche bereits exmatrikulirt sind, mit verlängertem akademischem Bürgerrecht auf der Universität, und zwar: von der theologischen Fakultät 5, von der juristischen Fakultät 1, von der medizinischen Fakultät 51, von der philosophischen Fakultät 28, zusammen 85, so daß die Gesammtsumme beträgt 1622.
— Die Bewilligungen aus dem Kollektenfonds der evangelischen Kirche in den älteren Provinzen Preußens und in Hohenzollern beliefen sich, nach den Angaben des Evangelischen Ober Kirchenrathes („Kirchliches Gesetz⸗ und Verordnungsblatt“ 1885, Nr. 6), während des Rechnungsjahres vom 1. April 1884 bis 31. März 1885 im Ganzen auf 145 294 SM gegen 142302 M im Vorjahre. Die Verwendung der Mittel ist wiederum nach den bisher beobachteten Grundsätzen erfolgt, wonach hauptsächlich die Provinzen mit aus⸗ gedehnten Diasporagebieten, als: Preußen, Posen, Schlesien, West— salen und Rheinland mit Bewilligungen bedacht worden sind.
Im Einzelnen wurden für die verschiedenen kirchlichen Zwecke aufgewendet:
1883/4. 188415. zum Unterhalt von Geistlichen, Hülfsgeist—
lichen und Reisepredigern, sowie Diaspora⸗
ö , zur Abhaltung von Filial⸗ und Nebengottes⸗
diensten, sowie zur Ertheilung von Kon—
sirmanden⸗ Unterricht 10577 13 155 zum Erwerb von Kirchbauplätzen und zu
e . 22780 zum Ankauf von Pfarrgrundstücken, zu Pfarr—
bauten und zu Pfarrdotationen .. . 13140 3500 zur Unterstützung bedürftiger Kirchengemein⸗
den, sowie zur Anschaffung von Orgeln
. 10226 zur Ertheilung evangelischen Religionsunter—
richts und zur Unterhaltung evan⸗
, 828941 29079 zu Zwecken der inneren Mission,. sowie zu
sonstigen kirchlichen Bedürfnissen.! .. 5493 ,
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von der „Gesellschaft für vervielfältigende Kunst“ in Wien wird ein neues Prachtwerk herausgegeben, betitelt: Die ver⸗ vielfältigende Kunst der Gegenwart“. Ueber den Zweck des⸗ selben giebt der Prospekt ausführliche Auskunft. Es soll den Verlauf der Entwickelung der vervielfältigenden Künste in zugleich übersichtlicher und erschöpfender Darstellung schildern und in den Arbeiten der bedeutendsten Kupferstecher und Radirer, der tüchtigsten Holzschneider und Litho— graphen zugleich die Denkmäler der historischen Entwicklung den Lesern vorführen. Bisher fehlte es an einem derartigen Werk. Die „Gesellschaft für vervielfältigende Kunst“ hat es unternommen, in diese Lücke einzutreten und ein groß angelegtes, auf eine Reihe von Bänden berechnetes, von den tüchtigsten Fachmännern geschriebenes und reich illustrirtes Werk über die Geschichte der vervielfältigenden Künste zu publiziren. Als Mitarbeiter wurden bisher gewonnen: die Hrrn. Dr. Chmelarz, Prof. W. Hecht, Prof. J. Langl, S. Laschitzer und Prof. Dr. Wickhoff in Wien, Dr. A. Rosenberg in Berlin, Dr. J. P. Richter in London. S. R. Koehler in Boston, Professor G. Mongeri in Mailand. Die Redaktion hat Prof. Dr. C. von Lützow in Wien übernommen. Die Publikation beginnt mit einer auf zwei Bände berechneten Abtheilung, welche die verviel⸗ fältigende Kunst der Gegenwart zum Gegenstande hat. Die folgen⸗ den Abtheilungen werden den älteren Epochen der Geschichte des Kupferstichs und Holzschnitts in den Glanzperioden der vervielfäl— tigenden Künste im 16, 17. und 18. Jahrhundert gewidmet sein. Das Gesammtbild der vervielfältigenden Künste der Gegenwart soll vor Allem von dem Schaffen des Holzschnitts, des Kupferstichs, der Ra— dirung, der Lithographie, sowie des Farbendrucks in den vornehmsten Kunstländern Europas und in Amerika Rechenschaft geben. Daneben werden aber auch die erwähnten photochemischen Reproduktionsarten, vornehmlich die Heliogravüre und die Phototypie mit ihren verschie⸗ denen Nebenzweigen und ihren zahlreichen Arten der Anwendung Be⸗ rücksichtigung zu finden haben, weil sie für die Richtung der Zeit vorzugsweise charakteristisch und auch auf den Gang der vervielfälti⸗ genden Künste selbst von unabweisbarem Einflusse sind. In der Einleitung soll zunächst über die Geschichte der vervielfältigenden Kunst in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts eine gedrängte Ueber⸗ sicht gegeben werden. Daran schließt sich die eingehende Schilderung des Zustandes der Gegenwart an, und zwar nach Kunstzweigen geordnet, mit dem Holzschnitt an der Spitze, den photochemischen Reproduktionsarten am Schlusse Auf diese Weise, läßt sich von dem weitverzweigten Schaffen der vervielfältigenden Künste und mechanischen Reproduktionsarten ein klares, von jeder Voreingenommenheit und Beschränkung freies Bild gewinnen. — Das Werk erscheint in zwölf Heften zu zwei bis drei Bogen mit reich illustrirtem Text nebst mindestens sechs Blättern verschiedener Reproduktionen in zwei Ausgaben, von denen die Mitglieder-Ausgabe pro Heft 2 Fl. 50 Kr. — 5 (, die Luxus⸗Ausgabe auf japanischem Papier pro Heft 7 Fl. 50 Kr. — 15 M kostet.
Die erste, uns vorliegende Lieferung hält vollständig, was der Prospekt versprochen. „Die vervielfältigende Kunst der Gegen⸗ wart“ ist eine Publikation ersten Ranges. Die prächtige Ausführung der Reproduktionen, der gediegene, auf quellenmäßiger Forschung be⸗ ruhende Text und die kostbare Ausstattung: alles dies legt ein beredtes Zeugniß von der Leistungsfähigkeit und Höhe unserer modernen Technik und dem wissenschaftlichen Eifer ab, welchen man neuerdings wieder der Kunst zuwendet. Die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien erwirbt sich mit Herausgabe des Werks ein hohes Verdienst. — Ihm Einzelnen bringt das 1. Heft zunächst die von Prof. Dr. C. von Lützow geschriebene Einleitung, nämlich einen geschicht⸗ lichen Rückblick. Von den Text-Illustrationen seien genannt: die Kopfvignette von Groll, geschniften von Paar; Friedrich des Großen Tod, von Menzel, Holzschnitt von Unzelmann; Porträt des Grafen Rudolf Czernin, Reproduktion eines Holzschnittes von Bl. . Rembrandts Selbstporträt im Belvedere zu Wien, gleichfalls Reproduktion eines Holzschnitts; ferner ‚Mondnacht“, Illustration zu Eichendorffs Gedicht, von L. Richter; sodann: Aus M. von Schwinds Münchener Bilderbogen „Von der Gerechtigkeit Gottes“. Hierauf folgen die Holzschnitt⸗Reproduktionen, geschnitten von H. Loedel: Die Donaunymphen, von J. Schnorr, Christus und die Kindlein, von Fr. Overbeck; Don Quixote, von A. Schrödter, geschnitten von J. Thompson; zwei landschaftliche Illustrationen von S. Read und Birket Forster, geschnitten von Dalzel; Zeichnung von John Leech, aus dem „Punch“; zwei Illustra⸗ tionen aus Grandville's Fabeln von La Fontaine; Sol lucet omnibus, Holzschnitt aus Gavarni's „Diable à Paris“, sowie Le pécheur à la ligne und Le dimanche â Paris; Un traduetenr d'Anacréon und Content de lni. Diesem schließt sich an Comment on se salue à Paris, Vignette von Bertall aus Gavarni's „Diahle à Paris“. und endlich: ‚Lesendes Mädchen“ von J. van der Meer, Re⸗ produktion einer Lithographie von Franz Hanfstängl. An Tafeln sind vorhanden: das Porträt der Frau Erzherzogin Maria Theresia, nach Angeli gestochen von Sonnenleiter, ferner Vautier: „In der Kirche“, Stich von Barthelmeß, Rubens? „Christus und die reuigen Sünder“, Radirung von Raab, Blochs „Christus“, Driginal⸗Radirung, Clairins , . Heliogravüre nach der Radirung von Koepping, Nichter: ‚Harmlose Freude“, Heliogravüre nach einem Aquarell, und Porträt L. Richters, Holzschnitt von Klinkicht.