1886 / 38 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Feb 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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angen sein, was binsichtlich des offentlichen Lebens des letzten Jahres infektion der Schiffe sowie der Gebrauchegegen ande der Mannschnft e. bemerrenswerth ift. Es kann daber der vorliegende J. Jahrgang und der Passagiere, und Mittheilu eg n n der 2 l volitischen Lotalbeb orden = 3 . Nr,. 34 vom 53. Februar 188

es vom 21. Juli js62 (Geseg - Samml. S. 4665) findet die daselbst des Chronisten allen. Gebildeten, zumal auch dem Gelehrten, als

ir Disziplinarstrafe der Entfernung aus dein Amt. durch Ver⸗ Nachschlagebuch hlen werden. . nunmehr auf die är . Untersuchung im Ankunftshafen und . . * ein anderes Amt mit Verminderung des Diensteinkommenz Die für alle Volks-, Schul und Anstaltsbibliotbeken geeigneten, die Mittheilung der Passagiere an die politischen Lokalbehörden 9 n lust des Anspruches auf Umzugskosten oder mit einem von zu den besten Erzeugnissen unserer christlichen Literatur gehörenden, schränkt. 1 ; beiden Nachtheilen nur auf Beamte in unmittelbarem Staatsdienste bei or; Klein in rmen erschienenen Emil From mel' 2 Für venezianische Provenienzen 2 bleibt die angeordnete funf Anwendung. ; . ; . Schriften: „Feldblumen; Treue Herzen; Die Gräfin; öfers tägige Observationsreserve bis auf Weiteres in Kraft. ;

Es ist deshalb, da die Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen ben; Das Gebet des . in Predigten; Die zehn Geboke Goltes schulen nicht als unmittelbare, sondern nur als mittelbare in Predigten“, sind forkan auch in 6 Bänden, dauerhaft gebunden,

Staatsdiener gelten, die Strafversetzung derselben wegen Dienstver⸗ numerirt, zum Preise von 1200 M wobei die Einbände nicht be⸗ gehen nach damaliger Lage der Gesetzgebung für . erachtet rechnet sind als kleine Bibliothek zu baben. z

* 89 2. Ga g B Nach der Vorschrift in . Sr zu 5. 16 Ziffer 1 des Ge⸗

Er ste eil age en Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 12. Februar

1886.

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worden. . Erhält j

und die vPrinzipielle Gleichstellung der Volksschullehrer in ihrem Dienst⸗ verhältniß mit den unmittelbaren Staatsbeamten, dadurch einen be⸗

stimmten Ausdruck, daß gemäß §. 1 das Lehreranstellungsrecht für

den Staat allein in Anspruch genommen wird, so erscheint es ange⸗ messen, gleichzeitig in diesen Gebietstheilen die Lehrer und Lehrerinnen an den Volksschulen auch in Ansehung der Anwendbarkeit der Straf⸗ versetzung den unmittelbaren Staatsbeamten gleichzustellen. Es liegt dies zugleich im eigenen rg der Lehrer. Denn wo die Zulässigkeit der Strafversetzung fehlt, bleibt gegen einen Lehrer, welcher sich eines Dienstvergehens schuldig gemacht hat, das mit einer bloßen Ordnungsstrafe nicht gesühnt werden kann, sondern die Ent⸗ fernung aus dem Amt unerläßlich macht, gegenwärtig nichts übrig, als die Verhängung der Strafe der Dienstentlassung gemäß 5. 16 Ziffer 2 des r. vom 21. Juli 1852.

Zu 5. 3. Zu denjenigen landrechtlichen Vorschriften auf dem Gebiete des

Volksschulwesens, welche theils in ihrer rechtlichen Gültigkeit bestritten sind oder als ungerecht und drückend empfunden werden, gehört vor⸗ zugsweise der §. 33 A. L.-R. II. 12, welcher bestimmt:

„Gutsherrschaften anf dem Lande sind verpflichtet, ihre Unter⸗ thanen, welche zur Aufbringung ihres schuldigen Beitrags ganz oder zum Theil auf eine Zeit lang unvermögend sind, dabei nach Noth— durft zu unterstützen. Diese Vorschrift ist von Alters her eine Quelle der Unzufrieden⸗

heit und vielfachen Streites gewesen. Im Ministerialerlaß vom 3. Mai 1839 ist der Ansicht Ausdruck gegeben, daß die gedachte Be⸗ stimmung mit der durch das Edikt vom 9. Oktober 18607 erfolgten Aufhebung der Erbunterthänigkeit weggefallen sei. Seit dem Jahre 1837 aber ist die entgegengesetzte Ansicht in der Verwaltung zur Herr⸗ schaft gelangt und bisher auch durch Urtheile von Verwaltungsgerichten, sowie von ordentlichen Gerichten aufrecht erhalten worden. Gleich⸗ wohl dauern die erheblichen Bedenken, sowohl in Betreff der recht lichen Begründung, als auch der praktischen Ausführung dieses Ver⸗ fahrens unvermindert fort und es erscheint deshalb die Beseitigung des 8. 33 4. . O, auch schon bei der sich jetzt darbietenden gesetz⸗ geberischen Gelegenheit geboten.

Für diejenigen vom vorliegenden Entwurf betroffenen Landestheile, für welche der §. 33 4. a. Q. sich noch in Geltung befindet, also für die Provinz Posen und den Regierungsbezirk Oppeln, soweit in dem⸗ selben nicht das katholische Schulreglement von 1801 gilt, kommt weiter in Betracht, daß die rücksichtlich der Unterhaltung der Volks⸗ schulen auf dem Lande der Gutsherrschaft des Schulortes durch die Vorschrift des 5. 33 4. a. O. auferlegte besondere subsidiarische Ver⸗ pflichtung gegenüber ihren damaligen Unterthanen sich vornehmlich als Korrelat des Lehrerberufungsrechts darstellt, welches durch die Vor— schrift des §. 22 a. a4. O. dem Gutsherrn des Schulortes zugestanden worden ist. Es wird deshalb für billig zu erachten sein, die Guts— herrschaften des Schulortes bei Entziehung ihres bisherigen Lehrer— berufungsrechts zugleich von der aus der Vorschrift des §. 33 her⸗ . Verpflichtung zu befreien. Die hierdurch entstehenden

sten sind aber mit Ruͤcksicht auf den rechtlichen Ursprung der⸗ selben, wie auf die Höhe der Schullasten nicht den anderweitigen Schulunterhaltungspflichtigen aufzulegen, sondern auf die Staatskasse zu übernehmen.

Vom Standpunkte der Finanzverwaltung stehen Bedenken nicht entgegen, zumal das Objekt, um welches es sich hierbei handelt, ein verhältnißmäßig nicht bedeutendes ist. Die Summe, welche aus An⸗ laß des 5. 3 des Entwurfs die Staatskasse zu übernehmen haben würde, beläuft sich für die vorgedachten Landestheile nach einer schätzungsweisen Berechnung auf Grund von Erhebungen, welche im . stattgefunden haben, auf etwa 52 000 M bis höchstens

Statiftische Nachrichten.

Gelegentlich eines Vortrages in der Manchester Statistical Society im Jahre 1884 über die Fortschritte auf sittlichem Gebiet in England gab Professor Leone Levi folgende Uebersicht über die Zahl der Selbstmorde und Verunglückungen in den wich tigsten Staaten Europas im Verhältniß zur Einwohnerzahl und zur Gesammtzahl der Sterbefälle. Es entfallen

auf 1 0900 000 Finwohner auf 100 Sterbefälle

in Selbst⸗ Verun⸗ Selbst Verun⸗

morde glückungen morde glückungen ee er J 418 f L633 ngland und Wales. 674 den Niederlanden. 381 Belgien 382 Frankreich. 351 der Schweiz 629 Italien.. 145 Spanien.. 213 Oesterreich. 265 Ungarn 103 Dänemark 263 Norwegen 367 445

r alledem geben die vorstehenden Zahlen ein interessantes Bild von den Perschiedenheiten in wirthschaftlicher und sittlicher Beziehung in den einzelnen Staaten.

Kunsft, Wissenschaft und Literatur.

Paris, 11. Februar. (W. T. B) Léon Say, Edouard ervs und Le Conte Delisle sind zu Mitgliedern der kad em ie gewählt worden.

. Chronist. Kurzgefaßte Notizen zur Zeit geschichte, zugleich ein fortlaufendes Supplement zu je dem Konversations⸗-Lexikon. Herausgegeben von Dr. Karl Siegen. 4. Heft. 1833. 4. Quartal. Leipzig, Verlag von C. Reißner. 1886. Mit diesem 4. Heft liegt nunmehr der J. Jahrgang (1886) des „Chronisten“, 193 S. umfassend, voll ständig vor und liefert einen Beweis dafür, was in einem einzigen Jahre alles Wissenswerthes zu verzeichnen ist. In zuverlässiger, klarer, knapper Weise giebt derselbe über alle wichtigen Ereignisse des verflossenen Jahres Auskunft. Sy ist der politischen Vorgänge in den verschiedenen Ländern und ihrer Geschichte (in Bulgarien, Serbien, Egypten, England, Frankreich, Spanien, Oesterreich, Braunschweig u. ö w.) gedacht, ein Resums der Reichstagssitzungen gegeben, den . der deutschen Kolonialpolitik Sorgfalt zugewandt, ebenso von den interessantesten Entdeckungsreisen, Erfindungen, von belangreichen Todes⸗ fällen u. s. w. Notiz genommen. Außerdem enthält der Jahrgang auch kurze Biographien lebender Tagesgrößen. Ebenso sind alle wichtigen Ereignisse aus dem Gebiete von Theater, Kunst, Literatur

ichn in denjenigen Gebietstheilen, auf welche der Gesetz⸗ entwurf sich Erstreckt, der staatliche Charakter des Volksschulamtes

Norddeutschen Lloyd ‚General Werder“ New⸗Hork eingetroffen.

Aktiengefellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Mittag New⸗York eingetroffen. n 8d g heute Mittag in

Gewerbe und Handel.

Vom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende Januar 1886 2790 900 ½ zr ige, 19 945 500 Æ. 4 * ige, M4 446 200 M 44 άCige und 9431 400 M. 5 ige, zusammen 6 Sl4 000 6. Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 2 790 900 A 346 Y ige, 19161 500 M 40d ige, 31 721 400 M. 489 oige und 3 458 890 Mp0 65 Yoige, zusammen 59 132 700 Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 439 509 46, im Laufe des Monats Januar 1886 angemeldet 3 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 258 300 4A Der Aufsichtsrath der Magdeburger Ber gwerks⸗ Aktien⸗Gesellschaft hat beschlossen, der bevorstehenden Heneral⸗ versammlung die Vertheilung einer Dividende von 15 o/so für 1885 vorzuschlagen; auch im Vorjahre wurden 15 9 vertheilt.

Der Aufsichtsrath der Lübecker Bank hat beschlossen, der bevorste henden . die Vertheilung einer Dividende von 5] Yο vorzuschlagen. In den beiden vorangegangenen Jahren hat die Bank 55 Go Dividende rertheilt.

Antwerpen, 11. Februar. (W. T. B.) Wollauktion. Geschäft belebter, Preise unverändert. Angeboten 2059 Ballen La⸗ Plata⸗Wollen, davon verkauft 1785 Ballen.

London, 11. Februar. (B. T. B.) Die Abhaltung der Wellauktion wurde durch Nebel verhindert.

Bradford, 1IJ. Februar.! (W. T. B) Wolle ruhig, Preise i e Garne ruhig, Stoffe besser in Folge inländischen Bedarfẽs.

Submissionen im Auslande.

J. Belgien.

l. Verwaltung der Staats⸗Eisenbahnen. 1) Nächstens, Börse zu Brüssel. Holzlieferung. Loos 1. 345 ebm Rothtanne in Balken. 2. 481 . Ulme in Bohlen und Stämmen. g Linde in Bohlen.

13 c. zz (os 5 eißholz (Canada) in Bohlen. 16 Nußbaum ö ; 44 Mexikanisches Mahagoni (Tonala) in Bohlen. 6. 20 Ulme in Bohlen. Zu liefern Loose ] zt 5 7* s (Mecheln), Loos 6 Zu liefern Loose 1—5 na aline echeln), Loos 6 in ü (Quartier Lsopold). . 2) Nächstens, Börse zu Brüssel. Lieferung von 1175 Kautschuk⸗ röhren 2c. in verschiedenen Dimensionen. Zu liefern nach Malines Mech ht . 3) Nächstens, Börse zu Brüssel. Lieferung beträchtlicher Quan⸗ titäten Lokomotiven- und Wagenbestandtheile, Werkzeuge ze, 4 Nächstens, Börse zu Brüssel. Errichtung eines Gebäudes für Beamtenpersonal, in Station Louvgin (Löwen). Veranschlag 16 559 Fr. Vorläufige Kaution 750 Fr. Auskunft beim Ingenieur en chef, Direktor Goffin, rue Latérale Nr. 2 zu Brüssel und beim Ingenieur en chef, k. ö. ar zu Station Brüssel (Nord). ; . erschiedene. ö . 6 1 ann 36. ö de 9 vicinaux wird n Bureaus rue de la loi Nr. 9 zu Brüssel die i Submissionen eröffnen. J . e mm 3. März, 11 Uhr Vormittags, die auf den Bau der Vicinalbahn von Andenne nach Eghezse bezüglichen; b. am 10. März, 11 Uhr Vormittags, desgleichen von Melreux nach Laroche.

Pläne, Lastenhefte c. liegen im vorgenannten Bureau und beim rn. Ingenieur Bellefroid zu Jambes⸗lez⸗Namur ad a. vom 15. Fe⸗ ruar ab, ad b. vom 22. Februar ab zur Einsicht offen.

2 22. Februar, 11 Uhr Vermittags. Rathhaus zu Blankenberghe. Anlage eines Sguares (Erdarbeiten, Mauerwerk, Lieferung von Ecaus⸗ sines⸗ oder Feluy⸗Blausteinen und von eisernen Ornamenten). (Vor⸗ anschlag 6998 Fr. Kaution 400 Fr. Die Offerten müssen spätestens am Tage vorher dem Herrn Bürgermeister von Blankenherghe zu⸗ gegangen sein. Pläne, Lastenhefte c. liegen auf dem Gemeinde— Sekretariat zur Einsicht auf und sind. dort auch käuflich.

3) 22. Februar, 10 Uhr Vormittags. Rathhaus zu Assenois Iren, ; ö. . eines , , Voranschlag ; ubmission durch eingeschriebenen Brief am 21. vor 6 Uhr Abends, 91 .

c 1. März, 2 Uhr Nachmittags. Rathhaus zu Borgerhout-lez⸗ Anvers. Bau eines neuen Rathhauses. Voranschlag 362 589 Fr. Pläne und Lastenheft liegen im Gemeindesekretariat zur Einsicht auf.

5) 1. . März, 2 Ühr Nachmittags. Rathhaus zu Braine⸗le⸗ Comte. Pflasterung, Anlage von Trottoirs und Abzugskanälen.

Voranschlag für die eine Straße (rue de 14 station) mit Trottoir in alksteinen 24 394 Fr, für die andere (am Grand place) mit Trottoir in Sandsteinen 26 883 Fr. Kaution je 500 Fr.

. Il. Niederlande.

1) Steenbergsche Landbouns⸗Vereinigung. Lieferung von 71 500 kg Superphosphat (14 ). Offerten bis spätestens 15. Februar d. J. an den Präsident der Vereinigung, Herrn G. Timmers in Heen,

Steenbergen. 1885. Gemeinde⸗Gasfabrik

2) 23. Februar Dost⸗ Zeedyk. Boll clerun von 180 Retorten⸗Mundstücken und 1200 Schrauben⸗

Näheres im Bureau v Tin i

ö, 3; u voor de Plaatselyke Werken, Timmerhuis

. 8. Februar 1886, Vormittags 11 Uhr. Kriegs⸗Ministerium

im e, . ö , . 16): erung von Maschinen 1

Ruhr Schmiedekohlen. J

Näheres an Ort und Stelle.

4) Städtische Gasfabrik zu Leiden.

Lieferung von 12090 t deutsche Gaskohlen.

Offerten bis spätestens 2. Mär 1886, 2 Uhr Nachmittags.

Auskunft an Ort und Stelle.

Verkehrs ⸗Anstalten. Bremen, 11. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer des ist heute früh in

Hamburg, 11. Februar. (W. T. B.). Der Postd am Moravig“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packet fa .

zu Rotterdam,

Triest, 11. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer »Daphne' ist heute Nachmittag aus Konstantinopel a nn. Sanitätswesen und Quarautänewesen.

. Oesterreich⸗Ungarn. Das K. K. Handels⸗Ministerium hat die für alle italienischen

und Wissenschaft berücksichtigt; kurz, es dürfte so leicht nichts über

, , mit Ausnahme der venezianischen, vorgeschriebenen

Berlin, 12. Februar 1886.

Der Verein für deutsche Volkswirthschaft beschäfti sich gestern Abend in einer im Knorr'schen Restaurant . Sitzung mit der Frage der Heranziehung des Branntweins zu hoͤherer Besteuerung. Das einleitende Referat 1. der Redaeteur der Vereins⸗Zeitschrift, Dr. F. Horn. An der Debatte, die sich bis Mitter. nacht ausdehnte betheiligten sich Prof, Delbrück, der Rittergutebefftzer Sombart, der Produktenmagkler Emil Meyer, Hr. Hermann Guttmann der Der fe. von „Der Weg zum Zielen, und andere Interessenten. Der Vorsitzende, RNegierungs Rath Schuck, konnte endlich die Verhandlungen wie folgt resumiren: Die Versammlung ist sich dahin einig, daß eine Erhöhung der Branntweinbesteuerung unabweislich sei. Es ist von vielen Seiten der Wunsch kund gegeben, daß die Reichsregierung dahin streben müsse, die bezüglich der Getränke bestehenden Reservat⸗ rechte der suddeutschen Bundesstaaten zu beseitigen, allerdings nicht mit so großen Aufwendungen, wie man es jetzt zu thun e ls Gegen Exportprämien, nicht gegen Exportbonifikationen hat sch eine allgemeine Abneigung ausgesprochen. Es wird ein große Gewicht auf die Stellung Hamburgs betreffs des * Spiritus gelegt, der dort frei eingeführt und nach erfolgter Rektifikation mit Hülfe, der Exporthonifikation zum Schaden des deutschen Spiritus ausgeführt wird. Die Versammlung ist sich ferner dahin einig, daß eine Rektifikation des Spiritus nothwendig sei. Keine direkte Einig, keit ist erzielt über die Frage, ob man sich für Monopol oder Konsum— steuer entscheideu solle Im Allgemeinen bezeichnet aber die Versammlung die Monopol ⸗Idee nicht als eine vollständig unnahbare, glaubt jedoch den Weg einer Handelskonsumsteuer vorziehen zu müssen, aber nur unter der Bedingung, daß neben dieser Handelskonsumstruer, die vom Groß händler zu tragen, noch eine bedeutende Schanksteuer erhoben wird Die Maischraumsteuer soll in verbesserter Form beibehalten bleiben.

Die 14. Geflügelausstellung der . Eypria“, die he im Wolfschen Kaufhause in der Qberwallstraße eröffnet wurde, ist ö. sammt von 173 Ausstellern beschickt. Die ungemein reichhaltige Schau vertheilt sich auf zwei Etagen: im ersten Stock sind Hühner, Gänse und Enten, im zweiten Tauben und Ziervögel untergebracht. Die Abtheilung der Hühner ist ebenso gut wie reich vertreten; man kann in der That behaupten, daß hier selten eine derartig vortreffliche Kollektion gezeigt worden ist. Ziemlich reich ist vor Allem gleich die erste Unterabtheilung, die der Bantams beschickt. linter den Zwerghühnern entzücken den Kenner sehr seltene Japa— nesen, die der berühmten Ortleygschen Zucht entstammen. In der Abtheilung der Hamburger sind besonders Silberlacks sehr schön, da— gegen fehlen gänzlich die in England beliebten schwarzen. Die Ita— liener, jetzt ihrer Eierproduktion wegen ungemein beliebt, waren fehr reich vertreten; unter den Spaniern wurden mit vollem Recht drei erste Preise vertheilt; mit den besten englischen Thieren konnte der von Pastor Berendt⸗Klein ⸗Ottersleben ausgestellte Stamm Nr. 108 lonkurriren. Auch Minorcas fanden den Beifall der Kenner. In der Abtheilung der Enten dominiren die neuerdings sehr beliebt ewordenen Pekings; Gänse sind nur in 4 Nummern ausgestellt. uch die Abtheilung der Tauben zeichnet sich durch Reichhaltigkeit aus. Feld⸗ und Farbentauben d in 79 Nummern sehr gut ver—⸗ treten. wie stets in Berlin. In der Abtheilung „Gemästetes Ge⸗ flügel! sind wieder wahre Kolosse ausgestellt. Die Kanarien Abtheilung ist mit 715 Nummern besetzt; unter den Ziervögeln sind namentlich Papageien hervorragend, unter den Geräthen findet sich nan ; e e Med lle Sr. M ie goldene Medaille Sr. Majestät des Kaisers erhielt Hr. R. Schön⸗

wetter in Berlin. Den Bodinus⸗EChrenpreis erhielt * 3 die in. Vereinsmedaille Geheimsekretär Braun⸗Berlin für Gesammt⸗ eistung.

In der Aegintha-Ausstel lung sind noch folgende Haupt, preise vertheilt worden; Die goldene Medaille für uli eh erhielt Frl. Hagenbeck, einen Ehrenpreis für Literatur Dr. Bolle, während mit ersten Preisen für ausländische Vögel die Herren Fockelmann, Schlegel und Blechschmidt ausgezeichnet wurden.

London, 11. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Bis jetzt herrscht in allen gien, Londons vollständige . Alle eie sind offen, und die Geschäfte nehmen ihren gewöhnlichen Gang, Die bon, den Behörden getroffenen Vorsichtsmaßregeln bleiben bis auf Weiteres aufrechterhalten.

12, Februar. (W. T. B.) Gestern fanden in verschiedenen Provinzialstädten Kundgebungen beschäftigungsloser Arbeiter statt. In Leicester griff die Volksmenge mehrere Strumpfwaarenfabriken an, welche wegen Strikes ihrer Arbeiter feiern. Die ann wurden zertrümmert und die Maschinen zerstört. Die Polizei stellte schließlich die Ruhe wieder her.

Im Concerthause hatte Hr. Musikdirektor Mannsfeldt am Mittwoch das Vf. Extra⸗Concert mit Solggefängen und chorischen Aufführungen veranstaltet. Dasselbe nahm einen durchaus wohlgelungenen Verlauf. Im ersten Theil sang die ge— schãßte in musikliebenden Kreisen wohlbekannte Eoncertsaͤngerin Frl. Therese Zerbst Lieder von ihrem Lehrer O. Eichberg, J. Brahms und F. Nauffmann, von denen namentlich der Vortrag der Cich— bergsche Komposition der Heine'schen Ballade. ‚Der org“ Anerken⸗ nung verdiente. Auf die von dem ausgezeichneten lötenvirtuosen der Hauskapelle, Hrn. Charles Mols, meisterhaft schön geblasenen Phantasie über die „Jüdin. (von Demersfeman), zu welcher sich der Vortragende selbst eine ungemein schwierige, trotzdem aber mit der größten Sicherheit ausgeführte Kadenz hinzukomponirt hat, fog sor dann, unter der eigenen Direktion des Komponisten, des. i. direktors Hrn. Hermann Mohr, die Kantate für Sopransolo,. Männerchor und Srchester? Dem Geniutz der Töne“ (Text von 3 W. Widmann), Das ernst und feierlich gehaltene Werk bietet dem Chor sowohl wie der Solistin dankbare Aufgaben, welche auch gut und beifallswürdig gelzst wurden,. Den Schluß deg Abends bildete die frühet viel aufgeführte, jetzt seltener gehörte Symphonie⸗ Ode Die iste⸗ von Föͤlicien David (Dichtung von M. A. Colin) mit Deklamation, Gesängen, Männerchor und . Das melodiöse, charaktervolle Werk, welchem echte arabische Weisen zu Grunde gelegt sind, wie sie der Komponist während seiner Verbannung in Afrika zu fammeln un aufzuzeichnen Gelegenheit fand, ist stellenweise von ergreifender Schön⸗ heit und erreicht in der Tonmalerei das Möglichste. Hr. Hauptstein sang das Tenorsolo und verdiente namentlich für seinen Vortrag des ,, Beifall. Die begleitende Deksamation sprach Hr. A. George klar und würdig. Auch dem Orchester wie dem Chor gebührte alles Lob.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholy. Druck: W. Elsner. Fünf Beilagen

Berlin:

orsichtsmaßregeln ärztliche Untersuchung im Ankunftshafen, Des⸗

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

un. d

miubte, feine ise lei ĩ ale, d gestrigen Nachweise leine Anschuldigung ͤ P 1 die Resolution ae , ist: die . mochte die i

; ö. zu erleuchten suchen, o

Aichtamtliches.

ußen. Berlin, 12. Februar. In der gestrigen 46) Sitzung des Reichstages wurde die Debatte über

- Bährun gs frage fortgesetzt Hierzu ergriff der Staats-Minister Dr. von Scholz das

oni Herren! Ich habe kürzlich Gelegenheit gehabt, an einem udelen Orte öffentlich auszusprechen, daß und warum ich so sehr un⸗ m in die Debatten über die Währungsfrage eintrete. Ich würde

halb auch nicht Veranlassung genommen haben, heute in eine gte Debatte hier miteinzutreten, wenn ich nicht in den Morgen— siittern gesehen hätte, was gestern hier vorgegangen. Ich habe die vethandlungen mit der Ueberzeugung gelesen, daß der Charakter, den i ichnen im Allgemeinen neulich im Abgeordnetenhause beimaß, sich nch hier wieder vollauf bestätigt hat, daß die Gründe, weshalb ich nich nicht gern an diesen Debatten betheilige, sich auch hier lediglich ricdetholt aben; aber wenn ich mir denke, was die Folge sein püde, wenn ich mich heute nicht hierher begeben hätte, mit welchem Gicgetjubel dann in das Land hinausgerufen werden würde, daß diese suführungen bier meine Person nicht blos, sondern auch die Iufaffung. die ich neulich ausgesprochen habe, vollkommen mmichtet' haben, wenn ich den Schaden bedenke, der davon über das und dann wieder gekommen wäre, da habe ich mich allerdings der sicht nicht entziehen können, heute hier zu erscheinen und einige . Ihre Aufmerksamkeit mir zu erbitten; aber daß ich den⸗ vch über die vorliegende Resolution nicht zu sprechen brauche, dar⸗ ber werden wohl auch hier im Hause kaum getheilte Meinungen sin; nach dem, was Hr. v. Kardorff gestern am Schluß seiner är ich kann mich natürlich überall nur auf. das beziehen, was h in dem allgemein, zugänglichen Auszuge bekommen habe, gesagt ist es ihm ja selbst ganz egal, ob die Resolution angenommen pid oder nicht. In , , e bin ich mit ihm vollständig mnrerstanden; eine nichtssagendere, gleichgültigere, überflüssigere Re'lution hat das Haus hier wohl noch nicht beschäftigt. Es ist ug gleichgültig, ob dieselbe angenommen wird oder nicht. Dazu theid ein Wort zu sprechen, ist also nicht meine Absicht, sondern nur az zu verhüten, daß das Triumphgeschrei in der bimetallistischen. hhitation beginnt: Der Finanz⸗Minister hat zwar im Abgeordneten— hae einige unbedachte Worte fallen lassen, als aber die Sache da, vo sie hingehört, zur Sprache gekommen, hat, man nichts von ihn gehört und gesehen, da hat er sich vollständig verkrochen. So nirde die Sache ausgelegt werden. Ich habe zwar sehr dringende mdere Geschäfte heute vorzunehmen gehabt; ich ö sie aber unter⸗ hrochhn, um diese paar Worte hier dagegen zu sagen.

Gs ist alfo wesentlich der Vorwurf von dem Hrn. Abg. mn Kardorff ausgeführt worden, denn sachlich hat er, nach diesen zutzügen zu urtheilen, wenig gegen das anzuführen gewußt, was ich zagt habe; es ist ja auch sehr wenig gewesen, was ich gesagt habe, aber der Hauptvorwurf ist der gewesen: ein großer Theil der Rede kz Finanz⸗Ministers war nichts weiter, wie eine Blumenlese aus slberen Reden des Abg. Bamberger. Damit war der Haupttrumpf nögespielt, die Sache seiner Meinung nach wohl abgemacht! Diese smmpfesweise, meine Herren, hat mich an sich nicht überrascht, sie ist uicht neu. Als ich noch die Ehre hatte, dem Reichs⸗Schatzamt vorzu⸗ schen, da hat Hr. von Kardorff bereits dem Herrn Reichskanzler einmal hieflich vorgetragen, daß, obwohl die Camphausen und Delbrück abge⸗ migen, in den Räumen des Reichs-Schatzamts noch der Geist Bambergers pehe, und darauf aufmerksam gemacht, daß eine Purifikation in dieser Feiehung seiner Meinung nach, nothwendig sei. Es entspricht, uchdem dieses Privatissimum keinen Erfolg gehabt, durchaus der Tendenz, jetzs das Publikum hier zu lesen in derselben Richtung, md ich fürchte nur, daß es mit demselben Erfolg blos geschieht; dem das ist doch zweifellos, meine Herren, daß die Person des Hrn. Reichskanzlers thurmhoch über der Annahme steht, als ob Jemand äne Sache oder eine Person bei ihm nur in dieser Weise anzu⸗ peifen brauche, um den gewünschten Erfolg zu haben; als ob es lem Hrn. Reichskanzler genüge, sich ein neues Urtheil über Jemanden u bilden, wenn man sagt: sieh, der sieht ähnlich aus, wie Bamberger! Dns ist die ganze Tendenz. Ich wünschte wohl, denn ich gehöre icht zu Denen, die mit besonderer Zähigkeit, wie das wohl hier und M angenommen wird, an dem Posten etwa hängen, auf dem sie stehen, ich wünschte, es gelänge dem Herrn Abgeordneten, diesen Zweck zu ttteichen. Die Freuden, die der preußische Finanz⸗Minister im Ganzen änuernten hat, sind spärlich und es gehört nicht viel Zeit dazu in die Meinung gewinnen zu lassen, es wird der Tag doc in recht hübscher sein, wo man die Bürde von sich ablegen kann. KHenigstens habe ich dieses Gefühl schon sehr oft gehabt, und ich glaube, nur Einer, der den Dingen sehr ferne steht und noch nie taz dem Finanz-⸗Ministerium Aehnliches zu versehen gehabt hat, kann sich darüber täuschen.

„Nun, meine Herren, wie ist es denn mit dem Vorwurf bestellt, ß ein Theil meiner Ausführungen im Abgeordnetenhguse kein Aiginalwert, fondern eine Kopie von Herrn Bamberger sei? Denken Sie sich, daß ich das Mißgeschick habe, seit 8 Jahren neben meinen eigentlichen Alstsgeschästen, neben meinen täglichen Verwal⸗ tungögeschäften lefen zu müssen, was an Brochüren, an Zeitungs— ntikeln, an Reden im Deutschen Reiche zur Währungsfrage herbei⸗ seschafft worden ist. Das ist ein hartes Schicksal!

Ich habe, soweit ich es irgend vermochte und es sich um Neues melte dies natürlich gethan: selbst solche Zeitungen lasse ich üicht auß den Augen, wie eine hier in Berlin ist, die dabei off enbar icht das Interesse ihres Abonnentenkreises zu wahren hat, MMndern aus anderen Rücksichten täglich ihren Artikel

ährungsfrage bringt; es ist mein regelmäßiges Schluß⸗ hendvergnügen, wenn ich die übrigen Sachen abgemacht habe, daß id, auch diefen Währungsartikel lese, daß ich dann aus anderen äitungen noch den entgegenstehenden Währungsartikel lese und dann ffriedigt, in der Regel aber nicht erleuchtet, zu Bette geht. di un meine Herren, wenn Jemand, so wie ich, mitten in diesen ding Jahre lang gestanden hat, es für seine Pflicht gehalten hat, In Allem Notiz zu nehmen, was da vorgegangen ist, dann wäre ö och merkwürdig, wenn der nicht in promptu haben sollte die mn te die er für richtig hält, wenn er nicht in promptu haben alte die Einwendungen, die er gegen die Auffassung des Gegners *. richtig hält, und wenn er gar noch darüber Auskunft geben h welcher einzelne Mensch vielleicht dieses oder jenes Argument

r ihm auch schon angewendet hat. ⸗‚ k Ich, habe nie den Ehrgeiz gehabt, zu behaupten, daß auf Seite

Regierung lediglich Originalgedanken von Scholz, etwa existirten. abe nie behauptet oder gemeint, daß die Thätigkeit der Regie nn ahin gehen follte oder damit erschöpft sein könnte, daß Original 3. und Anschauungen eines einzelnen Regierungsmitgliedes n e würden. Ich wundere mich, wie bei solchen Auf⸗

ungen, die Hr. b. Kardorff doch vertreten hat, wenn er gegen mich

t das? Heißt. das, sich hinsetzen und lediglich mit eigenem Material sich über Über die Tausende schon das Beste, was age fördern konnten, beigebracht haben, über dieses Material chmůthig hinwegsetzen und für sich allein philosop iren? Das

nage studiren. Was hei kintisiren und n nel.

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heißt doch lesen und sehen, was alle Menschen darüber zu Tage ge— fordert haben, und findet man darin etwas, was völlig bei der Kritik Stand zu balten scheint, so handelte man doch fast verbrecherisch, wenn man sich das nicht aneignen sollte von denen, gleichviel, von wem es gerade zuerst ausgesprochen worden. Die ganze Reihe der Bimetallisten, auf welches kleine Häuflein würde die zusammen⸗ schrumpfen, wenn man den Anspruch auf DOriginalgedanken erheben wollte, das ift ja gar nicht zu sagen. Und das soll ein Vor⸗ wurf sein? ;

Nun bitte ich den Hrn. Abg. Bamberger um Entschuldigung, wenn ich in der Richtung die Behauptungen des Hrn. Abg. von Kar= dorff auch nicht einmal ohne Weiteres koncedire, wenn ich ihm nicht zugebe, daß meine Ausführungen eine Blumenlese aus Hrn. Bambergers Reden gewesen sind; bei dem ungeheuer großen Material, was ich noth⸗ wendig in dieser Frage immer zu lesen und zu studiren gehabt habe, ist es mir gewiß zu verzeihen, wenn ich die Ausführungen Der⸗ jenigen, die in der Sache auf ein ähnliches oder dasselbe Resultat wie ich hinauskommen, mit weniger Aufmerksamkeit gelesen, als die Ausführungen der Gegner. Ich habe nicht die Erinnerung, daß ein Theil von dem, was ich im Abgeordnetenhaus gesprochen habe, von Hrn. Bamberger genau so oder ähnlich früher schon gesprochen ist. Es mag aber fein. Ich kann nur behaupten, ich bin auch auf ganz selbständigem Wege zu diesen meinen Anschauungen gekommen, in Bezug auf einen Punkt ist es mir sogar ganz zweifellos und der ist der wichtigfte in meinen Ausführungen, er betrifft die Beurtheilung der Möglichkeit des Abschlusses eines internationalen bimetallistischen Verfragez. Das kann ich Ihnen ja auch, glaube ich, hinlänglich wahrscheinlich machen, obwohl es mir nicht möglich gewesen ist, von heute früh bis zu dieser Stunde besondere Aktenstudien zu machen. Ich war im Amt als Reichs⸗Schatzsekretär, als die französische Regierung damals zuerst den von Hrn. Cernuschi aufgestellten Vertrags⸗ entwurf vertraulich hierher mittheilte, und natürlich war ich die Stelle, an die diefer Vertrag zur Prüfung kam, und ich war verpflichtet, dem Hrn. Reichskanzler nicht blos Vortrag darüber zu halten, sondern war auch verpflichtet, in meiner damaligen Stellung zu sagen, ob und wie nach meinem bescheidenen Verstehen der Sache es wohl möglich wäre, wenn ich diesen Vertrag abfällig kritisirte, etwas Besseres an seine Stelle zu setzen, oder zu untersuchen. wie man etwa die Mängel in diesem Vertrage vermeiden könnte. Ich habe mir damals mit größter Mühe angelegen sein lassen, die Frage zu studiren und nicht, allein zu studiren, sondern mit den Herren, die als sachverständige Räthe mir beigegeben waren für die Berathang dieser Angelegenheit, und ich bin , eingehendem, pflichtgemäßen Studium damals schen zu der Ueberzeugung gekommen, die ich jetzt im Abgeordnetenhause aus— gesprochen habe, daß es mir unmöglich erscheint, einen solchen Ver⸗ frag so zu formuliren, daß ich habe es etwas stark bezeichnet, stehe aber gar nicht an, den Ausdruck zu wiederholen es mir angängig erschiene, ohne die Gefahr des Verraths an meinem Vaterlande einen folchen Vertrag zu unterschreiben. Ob Hr. Bamberger diese Ansicht jemals ausgesprochen hat, früher oder später, ö ich nicht, aber das kann ich beftätigen, meine Herren, was ich vorhin gesagt habe: ich bin damals schon in meiner amtlichen Prüfung und völlig unabhängig von einer Besprechung oder Berathung mit irgend einer hervorragenden Person aus der sogenannten Holl wa n pam , zu dieser meiner Ueberzeugung gekommen. Nun frage ich Hrn. von Kardorff; habe ich wohl das Recht, zu einer eigenen Üeberzeugung bei pflichtmäßigem amtlichen Studium einer Sache zu gelangen, oder habe ich dies Recht nicht? Und wenn ich das Recht habe, dann darf ich wohl erwarten, daß ein. Abgeordneter, wie Hr. von Kardorff, am allerwenigsten Gelegenheit nimmt, in der Weise, wie es gestern im Reichstage geschehen ist, mich dafür nicht zur Verantwortung zu ziehen denn das kann er nicht sondern da⸗ für in der Weise anzugreifen, wie er es gethan hat. Wäre Hrn. von Kardorff in der Hitze des Kampfes für die verzweifelte Aufgabe, die er fich gestellt hat, nicht jedes Maß von Gerechtigkeit und Wohl⸗ wollen berloren gegangen, das er auch mir gegenüber die Pflicht hätte, festzuhalten, dann hätte er sich einer Unterredung erinnern müssen, die er mit mir gewünscht hat. Es wird dies wahrscheinlich im Frühjahre 1383 oder 81 gewesen fein, wo auch hier ein bimetallistischer Antrag zur Verhandlung kommen sollte, und wo er mit mir über denselben vorher Fühlung nehmen wollte; da haben wir hier im Ministerzimmer zunächst privatim über die ganze Frage uns unterhalten, und wenn Hr. von Kardorff die Spur von Gedächtniß hat, so wird er mir be⸗ stätigen müssen, daß ich ihm damals meine Bedenken genau mit den⸗ selben Ausführungen vorgetragen habe, die ich jetzt im Abgeordneten⸗ haufe erwähnt habe. Und was war, meine Herren, die Haltung des Hrn. von Kardorff dem gegenüber? Nicht, daß er in der Lage ge— wefen wäre oder es versucht hätte, meine Bedenken wegen der Möoͤglich⸗ keit eines solchen Vertrages zu widerlegen, nein, er speiste mich damals mit dem Bemerken ab: ach Gott, das sind ja Alles überflüssige Sorgen für die Zukunft; ein solcher Vertrag kann nicht wieder zerrissen werden, ein solcher Vertrag kann gar nicht wieder entzwei gehen, dafür bürgt schon, daß England dabei ist. Seit der Zeit hat Hr. von Kardorff diese einzige Bürg⸗ schaft, die er mir damals vorgehalten hat, nämlich, daß England dabei wäre, schon von selbst fallen lassen, und die Sache ist, meiner Auffassung nach, heute nur noch viel unwahrscheinlicher, für mich viel unbegreiflicher, als sie damals von seinem Standpunkt aus war.

Nach alledem, meine Herren, kann ich nur sagen, es thut mir sehr leid, daß bei dieser, wie der Hr. Staatssekretair von Burchard mit Recht gesagt hat, zu den schwierigsten und bestrittensten Fragen gehörenden Materie, die wirklich nur nach rein sachlichen, objektiven, in schwerer Prüfung zu gewinnenden Gesß ichtspunkten entschieden werden muß, wiederum gestern eine Kampfesweise beliebt worden ist, die nicht nur nicht meinem Geschmacke entspricht, sondern die meines Erachtens völlig unerhört ist und ausgeschlossen sein Jollte. Meiner Person wenn es auf die überhaupt ankame das glaube ich dem Hrn. von Kardorff versichern zu können, schaden Sie durch diese Kampfes⸗ weise nicht, die gelingt es Ihnen nicht, zu diskreditiren, aber der Sache, der Sie dienen, schaden Sie, die diskreditiren Sie am allerwirk- famsten durch eine derartige Kampfesweise.

Nachdem der Abg. Lipke über die Petitionen zur Währungs⸗ frage Bericht erstattet, ö der Abg. von Kardorff das Wort und erklärte, davon, daß er den Reichskanzler schriftlich ge⸗ beten haben solle, den Minister von Scholz den Hrn. Camp⸗ hausen und Delbrück nachfolgen zu lassen, sei nur Folgendes wahr: Er habe den Reichskanzler einmal schriftlich um eine Unterredung über die Währungsfrage gebeten; derse be habe sie ihm abgeschlagen und ihn an den Minister von S olz 6 und darauf habe er (Redner) mündlich in der Umgebung des Reichskanzlers gesagt, er könne mit dem Minister über die Sache nicht sprechen, da er ihn als festen Anhänger der Goldwährung kenne. Darauf reduzire sich das, was der Minister von Schol hier heute vorgebracht habe. In der Sache 2 wolle er anerkennen, daß er gestern in der Hitze des Gefechts vielleicht nach Waffen gegriffen habe, wie ste sich ihm gerade dargeboten hätten und daß er sie vielleicht etwas“ vorsichtiger hätte wählen können. Aber auch der Minister von Scholz a ihn im Abgeordnetenhause nicht fanft behandelt. Er habe dort versucht, die bimetallistische

Bewegung, die so weite Kreise des Volkes umfasse, und die Positionen der Bimetallisten lächerlich zu machen. Wenn er den Bimetallisten ferner vorwerfe, sie verlangten vom Minister einen Vertrag, dessen Unterzeichnung Landesverrath wäre, so be⸗ schuldige er sie damit implicite und indirekt des Landesverraths. Dagegen müsse er (Redner) sich wehren. Die bimetallistische Bewe⸗ gung fei nicht willkürlich gemacht, sie gehe durch die ganze Welt, alle Parlamente seien mit ihr beschäftigt, selbst das englische, und der Minister hätte sie nicht mit solchen Waffen bekämpfen sollen. Derselbe klage, daß seine Zeit durch das Lesen der Währungsbroschüren in Anspruch genommen werde; er (Redner) bedauere das, finde es aber selbstverständlich, daß sich ein Finanz⸗Minister über eine so wichtige weltbewegende Frage informire. Derselbe berufe sich ferner auf eine Unterredung mit ihm (dem Redner), in der letzterer seine Hoffnung auf den Beitritt Englands, der nun nicht erfolgen werde, zu einem Währungsvertrage gesetzt hätte. Wenn aber die Noth des Landes fo groß sei, wie man sie wahrnehme, und wenn man überzeugt sei, daß diese Noth hervorgerufen werde durch die Goldwährung, dann müsse man auch mit einem Vertrage, dem England nicht bfeitrete, zufrieden sein, wenn nur andere große Kulturstagten dadurch die Fixirung der Relation zwischen Gold und Silber erreichten. Einen solchen Vertrag zu unterzeichnen, das sei doch nimmermehr Landes⸗ verrath. Der Abg. Baniberger habe gestern gesagt, die An⸗ tragsteller erschütterten mit der bimetallistischen Agitation den Kredit des Reichs. Er (Redner) meine, dieser Kredit leide gerade umgekehrt durch das Festhalten an der Goldwährung. Worauf beruhe denn der Kredit? Doch auf dem Glauben, daß der, welchem man etwas leihe, es überhaupt wiedergeben werde. Womit er zahle, das sei erst das zweite Moment, Gerade

rankreich mit seiner Doppelwährung habe stets den esten Kredit ,. Wie schnell habe es nicht seine Kriegskosten bezahlen können? Es sei eben ein wohlhabendes altes Kulturland, welches an Gold und Silber eine breite metallische Basis habe. Auf dieser breiten metallischen Basis beruhe wesentlich der Kredit eines Landes; wo diese Basis durch die Beseitigung des Silbers zu schmal werde, da werde auch der Kredit gefährdet. Vorläufig sei Alles eingetroffen, was seit 1375 die Bimetallisten prophezeit hätten: das Dar⸗ niederliegen der Industrie, das Zugrundegehen der Landwirthschaft. An den Liberalen liege jetzt die Be⸗ weislast, daß diese Dinge mit der Währungsfrage nichts zu thun hätten. Die Ueberproduktion selbst sei eben die Kalamität! Sie fürchteten von der Doppelwährung eine Ueberschwemmung des Landes mit Silber. Wenn aber alle Kulturstaaten die Doppelwährung hätten, werde das Silber kaum für den Bedarf der Natignen ausreichen. Der Abg. von Schalscha habe gestern mit Recht auf die als Folge der Gold⸗ währung eingetretene höchst bedenkliche Verschiebung aller Vermögensverhältnisse hingewiesen. Das Proletariat sei um 13 Proz. gestiegen; die Millionäre hätten sich um 54 Proz. vermehrt. Die Bimetallisten hätten das genau so vorausgesagt. Er (Redner) gebe seinerseits die Hoffnung nicht auf, daß das Vaterland von der Goldwährung noch loskommen werde, denn sie führe zu seinem Ruin.

Hierauf entgegnete der Staats-Minister Dr. von Scholz:

Ich wiederhole, daß ich nicht die Absicht habe, in die rr Diskussion weiter einzugreifen, sondern nur einige Bemerkungen zu machen zur Richtigstellung gegenüber persönlichen Angriffen.

Ich bleibe zunächst bei der Mittheilung, die ich in meiner ersten Ausführung dem hohen Hause zu machen Veranlassung gehabt habe. Hr. von Kardorff täuscht sich in seinem Gedächtniß, es handelt sch nicht um einen Brief, den er geschrieben haben mag, seitdem i Finanz⸗Minister bin und auf den der Herr Reichskanzler diese Er⸗ widerung ihm vielleicht gegeben hat, sondern um eine Zeit, wo ich noch Reichs-Schatzsekretär war, und um einen Brief, der zur geschäft⸗ lichen Behandlung damals mir zuging und das enthielt, was ich erwähnt habe.

Ich muß dann aber mich hauptsächlich vertheidigen gegen den in meiner Anwesenheit erneut gemachten Vorwurf, daß ich im preußi⸗ schen Abgeordnetenhause mit. Waffen gekämpft hätte, welche die Herren, die die bimetallistische Rich tung vertheidigen, hätten verletzen müssen. Hr. von Kardorff hat gesagt, ich hätte die Petition der ländlichen Bevölkerung lächerlich gemacht. Ich habe das schon vorhin durch einen Zwischenruf, bestritten. Ich ßin mir jederzeit bewußt, was die Aufgabe und Pflicht eines Mit⸗ gliedes der Regierung ist, und ich würde mich selbst heftig tadeln müssen, wenn es mir einfiele, die Petitionen eines so wichtigen Elements der Bebölkerung lächerlich zu machen. Es ist mir das keinen Augen blick eingefallen, und ich protestire dagegen, daß sich Jemand heraus⸗ nimmt, mir derartige Dinge zu imputiren eine aus den von mir gesprochenen Worten nirgends nachweisbare, höchstens mit Unwahrheit auf vermeintfiche Mienen zurückzuführende Nachrede. Es ist mir nicht einen AÜugenblick lächerlich gewesen, was diese Petitionen be⸗ kundeten. Waß der stenographische Bericht darüber sagt, ist, daß ich mit Weh mn uth ist das lächerlich machen? gesehen habe, daß die ländlichen Kreise in diese Agitation hineingezogen sind. Ich be⸗ dauere das tief aufrichtig, mit der ganzen Aufrichtigkeit, deren ich fähig bin, und ich hätte gewünscht, es wäre diesen Kreisen das erspart gewesen, weil ich voraussehe, daß sie dadurch große Enttäuschungen erleben werden. Aber ich bin entfernt gewesen, diese Petitionen für lächerlich zu halten oder erklären zu wollen. Wer mir das nachsagt, sagt mir eine Unwahrheit nach. ;

Der Herr Abgeordnete hat das in derselben Weise gethan, wie an dem Tage, nachdem die Verhandlungen im Abgeordnetenhause statt⸗ gefunden hatten, zwei Berliner Zeitungscorrespondenzen das gethan die angeblich aus Abgeordnetenkreisen stammen sollten sicherlich waren sie daher nicht, denn ich glaube nicht, daß ein Mitglied des Abgeordnetenhauses so Unwahres berichtet haben würde und be⸗ haupteten: mit Hohn hätte der Finanz⸗Minister die bimetallistische . im Abgeordnetenhaufe behandelt. Wie ich schon vorher gesagt habe, daß ich das mit Protest zurückweise, daß ich diese in lãcherli gemacht haben solle, ebenso weise ich die Unter⸗ sellung zurück, daß ich eine solche Frage mit Hohn behandelt hätte.

Ein dritter Vorwurf ist: ich bethn die Herren des Landes⸗ verraths geziehen, aber es gehört wirklich eine starke Interpretation dazu, dies aus meinen Worten herauszulesen. Ich habe gesagt: ich habe mir die Mühe genommen, ich habe nicht nur den Ciernuschki= schen Vertrag studirt, der vorlag, sondern mir die Mühe genommen, ein verbeffertes Vertragsformular zu entwerfen, um zu sehen, ob und wie es etwa zu machen ginge; und ich habe gesagt: ich bin subjektiv zu der UÜeberjeugung gekommen, man möge den Vertrag entwerfen, wie man will, es koͤnnten immer Umstände eintreten, wo der Vertrag verhängnißvoll werden würde und ich würde es deshalb für Landes verrath halten, wenn ich Jemandem riethe, den Vertrag zu unter