1886 / 43 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Feb 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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bei der demnächst stattfindenden zollamtlichen Abfertigung, ist nach einem ch u des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 23. Dezember v. J, als Urkundenfälschung zu bestrafen.

Nach der im Reichs Eisenbahnamt aufgestellten in der Zweiten Beilage er err fn Nachweisung der au deutschen Eisenbahnen aus . Bayerns im Monat Dezember v. J beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstättens vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen u verzeichnen: 10 Entgleisungen und 1 usammenstoß auf freier Bahn, 19 Ent leisungen und 21 inn gn ö. in Stationen und 146 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhr⸗ werken, Feuer im Zuge Kesselexplosionen und andere Betriebs⸗ ereignisse, wobei Personen getödtet oder verletzt worden fear nine weren eben Mer rehm ' Ganzen und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 165 Personen ver⸗ unglückt, sowie 31 r , , und 124 uner⸗ heblich beschädigt. Es wurden von 17702 124 überhaupt 1 Reisenden 1“ getödtet, 3 verletzt (hiervon ent— k len die Tödtun auf die Bahnstrecken im Verwaltungs⸗ ezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Altona und je eine Verletzung auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der . Eisenbahn⸗Direktion Berlin und Hannover und auf

die Reichseisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen), von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 27 getödtet und 89 n und bei Nebenbeschäftigungen 8 verletzt; von Steuer- 2c. Beamten 1 getödtet, 1 verletzt; von 2 Personen ic r der nicht im Dienst befindlichen

ahnbeamten und Arbeiter) 17 getödtet und 11 verletzt; sowie bei Selbstmordversuchen 6 Personen getödtet und verletzt. Von den sämmtlichen Verunglückungen mit Ausschluß der Selbstmorde entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (ej zusammen 28 777,345 km Betriebslänge und 688 341 876 geförderten Achskilometern) 151 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisen—⸗ bahn⸗Direktion Breslau (23), Berlin (21) und Frankfurt (13); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geför— derten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen, find jedoch auf , ,. im Verwaltungsbezirk der König⸗ lichen Eisenbahn⸗Tirektion Frankfurt a. M., auf den Badischen Staatseifenbahnen und auf den Bahnstrecken im Verwal⸗ tungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Elberfeld die meisten Verunglückungen vorgekommen. B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1646,18 km Betriebslänge und 19 951 695 ‚i m, Achskilometern) 6 Fälle, und zwar auf die Hessische udwigs⸗Eisenbahn. C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1447,56 km Betriebslänge und 8 822134 geförderten Achskilometern) 1 Fall, und zwar auf die Weimar⸗Geraer Eisenbahn.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich ,, Regierungs⸗Rath Schicker ist hier ange— ommen.

Sachsen. Dres den, 17. Februar. (Dr. J.) Die Zweite Kammer , in ihrer heutigen Sitzung dem Gesetzent⸗ wurf, betreffend die theilweise Abänderung und Ergänzung des allgemeinen Berggesetzes (betreffend Einführung des Ingrossa⸗ tionszwangs für Bergbaurechteh, mit einigen von der Depu⸗ tation beantragten, nicht erheblichen Aenderungen ihre Zu⸗

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JIT. Februar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer genehmigte zum Bau eines neuen Kunst-Akademie⸗ gebäudes und eines Kunst-Ausstellungsgebäudes in Dresden als zweite Rate des gesammten Bauaufwandes von 2900000 ƽ die Summe von 1300000 6

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 17. Februar. (Lds. Ztg.

f. Els⸗-Lothr) Der erste ,. der Tagesordnung der gestrigen (10 Plenarsitzung des Landesgus sch usses war der Etat der Landwirthschaft. Bei den fortdauernden Aus— gaben führte zunächst Kapitel 66, 8 der Pferdezucht, zu einer längeren Diskussion. Der Abg. Baron Zorn von Bulach (Vater) plaidirte für eine weitere Ver⸗ mehrung der schweren Hengste im Landgestüt Und für eine zahlreichere Einstellung derselben bei Pri⸗ vaten; dann könne man vielleicht an eine Verminderung der Hengste im Landgestüt denken. Der Landgestüts-Direktor Pasquay wies darauf hin, daß dem schon im Vorjahre ge— dußerten Wunsch nach Vermehrung der schweren Hengste be⸗ reits nachgekommen sei; die Einstellung einer größeren Zahl von Hengsten bei Privaten entspreche, wie die Erfahrung ge⸗ lehrt habe, zur Zeit weder den Interessen der Pferdezucht noch den ir . oder Wünschen der Privaten selbst; eine Verminderung der Hengste des Landgestüts sei für jetzt durchaus nicht zu empfehlen. Dieser 66 pflichtete auch der Abg. Köchlin ei. Der Abg. Baron von Schauenburg bezweifelte den größeren Nutzen schwerer Pferde und der Abg. Peterolff sprach für eine Herabsetzung des Sprunggeldes, worauf der Gestüts⸗-Direktor Pasquay dar⸗ legte, daß die Sprunggelder keineswegs hoch seien. Zu Kap. 69 Tit. 1 (zu Zuschüssen behufs Abhaltung landwirthschaftlicher Ausstellungen und an landwirthschaftliche Vereine, sowie zur Verbesserung der Rindviehzucht) ist der Antrag eingebracht worden, die im Etat geforderte Summe von 58000 M auf I0 000 zu erhöhen. Die Abgg. Remlinger und Baron Zorn von Bulach (Sohn) traten für die Bewilligung der Erhöhung ein; der Abg. Br. Gunzert wies darauf hin, da ö andere Erwersbzweige leiden und daß bei den landwirthschaftlichen Ausstellungen auch das Kunstgewerbe Berücksichtigun fiden sollte; der Abg. Dr. North wünscht. daß die erhöhte ition spezifizirt werde, da⸗ mit auch die Rindvie zucht ihren Theil erhielte und nicht Alles auf lan , , e Ausstellungen verwendet würde; Abg. Köchlin glaubt, daß eine solche Spezifikation die landwirth⸗ 6 Vereine zu sehr beschränken würde; der Abg. aron von Schauenburg betonte, daß die Landwirthschaft überall leide; die Hauptschuld trügen die ,,,, die . Hypothek, die Prozeßsucht und der Luxus; der Abg. aron Zorn von Bulach (Vater) führte aus, daß die Ur— a. des Leidens der , vor Allem darin zu en sei, daß Europa mit überseeischen Produkten über—⸗

u . würde, dagegen könne nur ein höherer Eingangs⸗ zoll hen und auch nür, wenn ganz Europa gemeinsam vor—

gehe. Der Antrag auf Erhöhung der Position wurde darauf angenommen.

Bei den einmaligen Ausgaben, Kapitel 14, zur Unter⸗ stutzung landwirthschaftlicher Meliorationsarbeiten in Loth— ringen, 25 000 M, erstattete auf eine Anfrage des Abg, Heusch, der Abg. Jaunez Bericht über die in Lothringen beabsichtigte Musterfarm, welche sich noch im Stadium der Vorbereitung

Dr. Ruhlmann

befinde. Im außerordentlichen Etat stellte zunächst der Abg

eine Anfrage

Negulirung der e fen rag, worauf der Ministerial⸗Rat

t erwiderte. Abgeordneter Schneegans erkundigte sich na dem Stande der Angelegenheit des Straßburg⸗Ludwigshafener Kanals, worauf der Unter⸗Staatssekretär Dr. ge aus⸗ führte, daß entsprechend der Resolution des Landausschusses die vorbereitenden Schritte gethan seien; mit der bayerischen Regierung sei ein völliges Einverständniß erzielt; gegenwärtig werde in 2 Hauptsektionen, nämlich auf bayerischem Gebiet und in Eisaß-Lothringen gleichzeitig an der Sache gearbeitet; welche von den drei auf he Gebiet in Frage kom⸗ menden. Linien 6e wählen, sei noch nicht bestimmt; die vorbereitenden Arbeiten würden den vorgesehenen Zeitraum von zwei Jahren nicht wesentlich überschreiten; an die Reichs⸗ behörden und die Reichsvertretung könne sich die Landes— regierung erst wenden, wenn das Projekt fertiggestellt wäre. Nach einer weiteren Anfrage des Abg. Dr. Gunzert bezüglich der Ill⸗Regulirung, auf welche der Unter-Staatssekretär Pr. Ledderhose erwiderte, daß nach Prüfung der Ergebnisse der jetzt beendigten Enquete mit dem Bau des Kanals be—⸗ gonnen werden würde, wurde der Rest des Etats bewilligt.

Als nächster Gegenstand der Tagesordnung folgte der Etat der Tabackmanufaktur. Die Debatte wurde von dem Abg. Baron Zorn von Bulach (Sohn) eröffnet, welcher die Ansicht ausführte, daß die Rentabilität der Manufaktur gegen das Vorjahr , d, e sei, daß sie ihren Zweck dem Lande, insbesondere dem Tabackbau gegenüber, nicht mehr erfülle, daß der Stock der Cigarren mit großen Verlusten veräußert werde und die Lage des Instituts einer langsamen Liquidation gleiche. Der Unter⸗Staats sekretär Dr. von Mayr trat diesen Ausführungen im Einzelnen entgegen, indem er sich auf die eingehenden Dar⸗ legungen bezog, welche in der Kommission gemacht worden seien; die Rentabilität sei im letzten Jahre gerade gewachsen, und auch der Bericht der Kommission konstatire ausdrücklich, welch wichtiger Faktor die Manufaktur für den Tabackbau des Landes sei; die mit den Thatsachen nicht übereinstimmenden Behauptungen, daß der Cigarren-Stock mit Verlust veräußert werde, und daß die Lage des Instituts einer langsamen Liqui⸗ dation gleiche, müßten der Manufaktur schaden, und es sei deshalb im ,, Interesse wie im Interesse der Steuerzahler geboten, dies Behauptungen zurückzuweisen. Nach einer weiteren Debatte wurde der im Etat eingestellte Ueberschuß von 500 000 S genehmigt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 17. Februar. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause brachte die Regierung heute ein Land⸗ sturmgesetz für die österreichischen Länder, mit Ausnahme Tirols und Vorarlbergs, ein. Ein Antrag auf Schluß der Debatte über die Verstaatlichung der Dux-Boden— bacher Eisenbahn wurde mit 137 gegen 130 Stimmen 3, Die Debatte wird am nächsten Freitag fortgesetzt werden.

Die amtliche Zeitung veröffentlicht eine Verordnung, durch welche die Pferde⸗-Aus fuhr aus Bosnien und der Herzegowina nach dem Auslande verboten wird.

Pest, 18. Februar. (W. 9 B.) Ein Erlaß des Mi⸗ nisters des In nern an sämmtliche Gemeindebehörden untersagt mit Hinweis auf die Neutralität des Staates Werbungen und Sammlungen zu Gunsten der unga— rischen Legion für Serbien.

Großbritannien und Irland. London, 16. Februar. (Allg. Corr) Die Königin hat, dem Unterstützungs⸗ fonds für die Arbeitslosen in London einen Betrag von 500 Pfd. Sterl. zugewendet; bis jetzt haben die Samm⸗ lungen für diesen Zweck 37000 Pfd. Sterl. ergeben.

Das neue Kabinet trat gestern in Downing—⸗street unter Mr. Glad stone's Vorsitz zu seiner ersten Berathung usammen, welche über drei Stunden währte. Vor der Sitzung h der Ober⸗Sekretär für . eine Privat⸗ Unterredung mit dem Premier⸗Minister. ie irische Frage bildete na⸗ türlich den Hauptgegenstand der Erörterung, und es verlautet, daß ein Kabinets-Ausschuß gebildet wor— den sei, welcher erwägen soll, in welcher Weise dieselbe am besten gelöst werden könne. Ein diesbezüglicher Gesetzentwurf soll im Parlament erst eingebracht werden, nachdem der Ausschuß seine Arbeiten beendet hat und das Ergebniß derselben vom Kabinet erwogen worden ist. Neben⸗ her beschäftigte sich das Kabinet auch mit der Situation im Südosten Europas, worüber Lord Rosebery einen detaillirten Bericht erstattete.

Der Premier Gladstone hat an Lord de Vesci, einen liberalen Reichspair und Großgrundbesitzer in, Irland, ein Schreiben gerichtet, in welchem er sich einen freien Meinungs— austausch von den verschiedenen Klassen und Sektionen erbittet, die am geeignetsten dazu seien, vollkommene und authentische Information über die Bedürfnisse und Wünsche des irischen Volkes zu liefern. „Ich meine“, fügt Mr. Gladstone hinzu, von allen Klassen des irischen Volkes, gleichviel, ob sie der . oder der Minderheit an⸗ gehören, und ob sie mit dem Boden . der Industrie oder mit dem Eigenthum im Allgemeinen im Zusammenhange stehen. Es würde nicht in meiner Macht liegen, diese Information durch den Empfang großer Deputationen für mündliche Erörterung, der ich mich gegenwärtig nicht i ch. fühle, zu erlangen. Ich würde jedoch alle Ändeutungen hochschätzen, insbesondere wenn sie den uns vorliegenden Fragen an die Wurzel gehen, die meinen Kollegen und mir selber dienlich sein könnten, bei der schwierigen Aufgabe, festzustellen, wie wir in diesem wich⸗ tigen Zeitpunkt unsere Pflichten Irland und dem Reiche gegen—⸗ über am besten erfüllen können.“

Das Kriegs-⸗Ministerium hat die nachstehende Mit⸗ theilung veröffentlicht:

„Der gegenwärtige Kavalleriesäbel wurde im Jahre 1884 von einem Ausschuß gebilligt. Es war eine große Lieferung er⸗ forderlich, um den alten Sabel zu ersetzen, und dem einzigen englischen Fabrikanten dieses Artikels, der im Stande ist, einen großen Auftrag auszuführen, wurde ein dreijähriger Auftrag für seine ganze Fabri⸗ kationskraft ertheilt. Ferner wurde die Regierungsfabrik in Enfield in der vollen Ausdehnung ihrer Fähigkeit beschäftigt, und endlich wurde der Rest der erforderlichen Anzahl von Säbeln bei deutschen Fabrikanten bestellt, nachdem deren Klingen eine sehr strenge und befriedigende Prüfung bestanden batten. Der deutsche Preis bewegte sich etwas unter dem englischen. Der englische Lieferant hat um die Erlaubniß nachgesucht, für einen großen Theil seines Kontrakts deutsche Klingen liefern zu dürfen, und zwar weil er es schwierig findet, seine englischen Klingen so herzustellen, daß sie die Prüfung bestehen. Eine derartige Schwierigkeit hat sich indeß in der Regierungsfabrit zu Enfield nicht herausgestellt, wo der

d die Räumung und

ganze gebrauchte Säbelstahl von Firth & Son in Sheffield geliefert

worden ist.

Der Vize⸗-König von . Lord Dufferin welcher vor einigen Tagen in Mandalay eintraf, ist. wie gemeldet wird, ohne Säumen zu einer Entscheidung in Betreff der künftigen Regierung von Ober-Birma gelangt. Seinem Ermessen nach ist das Land noch nicht reif für eine geordnete Civilverwaltung. Die m ilitärische Okkupation des Landes wird demn in ihrer bisherigen Art und Weise bis November fortgesetzt werden. Die Garnison wird aus 16 000 Mann britischer und indischer Truppen unter dem Oberbefehl des Generals Prend er ga st , Gleichzeitig soll die britische Autorität im 3 e prompt her⸗ gestellt werden, zu welchem Behuf ohne Verzug ein starkes Expeditionscorps dahin entsandt werden wird.

Aus Sierra Leone vom 27. Januar wird gemeldet: Infolge von Gerüchten über einen drohenden Einfall von Binnenstämmen in diese Niederlassung hat der Gouverneur, Sir Samuel Rowe, das Truppenschiff „Tyne“ angewiesen, hier zu bleiben. Der „Tyne“ hat eines der westindischen Reginienter an Bord, das dazu bestimmt ist, die hiesige gegenwärtige Garnison abzulösen, die indeß ebenfalls vorläufig hier verbleiben wird.

17. Februar. (W. T. B.) Der neue englische Bot⸗ schafter in Konstantinopel, Thornton, ist heute früh auf seinen Posten abgereist.

18. Februar. (W. T. B.) Gestern fand in Windsor unter dem Vorsitz der Königin ein Ministerrath statt, in welchem Mr. Gladstone zum Lord-Geheim-Siegel—⸗ bewahrer ernannt wurde.

Frankreich. Paris, 16. Februar. (Fr. Corr.) In Folge, der Deputirtenwahlen vom letzten Sonntag hat sich die Zusammensetzung der Kammer merklich ver— ändert. Die Rechte, welche nach den Wahlen vom 4. und 18. Oktober vorigen Jahres 203 Mitglieder umfaßte, zählt jetzt nur mehr 183. Die Zahl der republikanischen Abgeord— neten beträgt zur Stunde 396. Fünf Sitze sind in der Kammer erledigt: die der Herren Ganne, Bonnerot und Villain, Mitglieder der Linken, die gestorben sind, des gleichfalls verstorbenen Monarchisten Lorais und der Henri Rocheforts, welcher seine Entlassung ge— geben hat. Vier dieser Sitze zum Mindesten werden nach den Ersatzwahlen von Republikanern eingenommen werden, sodaß, wenn die Kammer vollzählig sein wird, es darin mindestens 400 Republikaner und höchstens 184 Monarchisten geben wird. Das ergiebt eine Mehrheit von 216 Stimmen zu Gunsten der vereinigten Linken. In Folge der Wahlen am letzten Sonntage sind unter 90 Departements Algerien und Corsica mit inbegriffen 59 Departements mit republika— nischer, 11 mit gemischter und 20 mit vollständig antirepubli— kanischer Vertretung.

Göln. Ztg.) Das ganze Kohlenbecken von Gua bei Decazeville ist militärisch beetzt, weil die Grubenarbeiter sehr aufgeregt gegen die Besitzer der Kohlen— werke von Gua sind, welche sich weigern, eine Lohnerhöhung zu bewilligen. 5

17. Februar. (W. T. B.) Der Munizipalrath von Paris beschloß, sich bei der Regierung für die Ver— anstaltung einer internationalen Ausstellung im Jahre 1889 auszusprechen.

Die letzten Nachrichten aus Corsica lassen es nunmehr dennoch ungewiß erscheinen, ob der bonapartistische Kandidat Gavini als gewählt anzusehen oder ob eine Stichwahl erforderlich ist.

Türkei. Konstantinopel, 17. Februar. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ meldet: Wie es heißt, hätte Rußland die türkische Note dahin beant— wortet, daß es seine Zustimmung zu dem türkisch— bulgäarischen Abkommen ausgesprochen hätte mit Aus— nahnie des Artikels, betreffend die Militärkonvent ien,

Philippopet, 17. Februar. (W. T. B.) Fürst Alexander ist heute Nachmittag, begleitet von feinem Bruder, Prinzen Franz Josef von Battenberg und dem Minister Karawelow, hier eingetroffen und feierlich empfangen worden. Bald nach der Ankunft des Fürsten im Palais machten die Konsuln ihre Aufwartung. Die Stadt ist festlich geschmückt. Abends fand eine Illumination statt.

Rumänien. Bu karest, 17. Februar. (W. T. B) In Folge eines Zwischenfalls in der Deputirtenkam mer bei der Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Natio— nalbank, hat der Minister-Präsident Bratiano seine Ent⸗ lassung gegeben. Die Majorität ersuchte. Bratigno, die Demission zurückzunehmen. Bratiano behielt sich die Antwort vor. Der König berief die Präsidenten des Senats und der Kammer, um mit diesen die Sachlage zu besprechen.

18. Februar. (W. T. 6h Nach Nachrichten aus Sofia hat irt Alexander im Hinblick auf die morgen ablaufende Kündigungsfrist des Waffenstillstandes er—⸗ neut und sehr dringend kundgegeben, daß ihm Sicherstellung gegen militärische Ueberraschungen gegeben werden müßte.

Amerika. Washington, 17. Februar. (W. T. B) Die Kommission des Repräsentantenhauses zur Vorberathung der Frage wegen der Silberausprägung lehnte in ihrer heutigen Sitzung mit 7 gegen 6 Stimmen den Antrag ab, einen Bericht vorzulegen, welcher sich gegen die Bill, betreffend die Suspendirung der Silberausprägung, ausspricht.

Afrika. Egypten. Kairo, 15. Februar. (lllg, Corr) Im Abdin⸗Palast wurde 9 abermals eine Konferenz zwischen dem Khe dive, Sir H. D. Wolff und Mukhtax Pascha abgehalten. Die Unterhandlungen machten indeß keine weiteren Fortschritte. In Koscheh find Ueberläufer von den iebellen angekommen, welche melden, daß die Re⸗ bellion in Kordofan große Verhältnisse angenom— men habe.

Seitungsstimmen.

Der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung“ wird aus Lissa geschrieben:

Die von dem hiesigen Deutschen Bürgerverein aus Anlaß . ö, im Abgeordnetenhaufe an Se. Durchlaucht den Fuͤrsten ismarck gerichtete JZustimmungsadresse hat folgenden Wortlaut:

„Durchlauchtigster Fürst! Hochgebietender Herr und Reichskanzler! . Ew. Durchlaucht haben in der Polendebatte des Abgeordneten hauses am 28. und 29 v. M. der polnisch⸗demokratifch⸗ ultramontant

j ind Intereffen ? des

gibetagemcioritat eine so schneidige, deutsche Antwort gegeben, daß nuch das 633 jedes Patrioten mit freudigem Dank erfüllt werden

u e Deutsche Bürgerverein zu Lissa in Posen, vor Jahresfrist t Leben gerufen, um hier an der Ostgrenze des eiches vaterlãndische ennung ju pflegen und die Fahne des Deutschthums hochzuhalten, cz fuͤr seine patriotische Pflicht. Em. Durchlaucht, des gro

sers treuem Kanzler, der bereit ist, seinen Kopf und seine Ehre

niufeßen, um das Vaterland auch gegen den Willen von Maieri= ien ju retten feine vollste Zustimmung und seinen ehrerbietigsten nt aus fusprechen,

Wir geloben Ew. Durchlaucht, nach wie vor treue Wacht zu slten gegenüber einer das Deutschthum gefährdenden polnischen tation, und fest zu steben zur Fahne der nationalen Politik in der und unferes in Ehrfurcht geliebten Kaisers und seines großen Kanz= . der unbeirrt von der Parteien Gunst und Haß den unerschũtter⸗ hen Muth und den eisernen Willen besitzt, das neuerstandene Drutsche Reich zu erhalten und auf die Bahnen einer gesunden und kͤken Entwickelung zu führen.

Gott segne Ew. Durchlaucht! In tiefster Ehrerbietung und unerschütterlichem Vertrauen

Ew. Durchlaucht treu gehorsamer n Der Deutsche Bürgerverein zu Lissa⸗Posen. J. A.: Geißel, Vorsitzender.“

Ueber 7 6 äußert sich die „Wies⸗

ener Presse“ folgendermaßen: ; bad. sich nun auch die Parteien der derzeitigen Reichstagsmehr⸗ zur Verlängerung des Sszialistengesetzes stellen mögen Thatsache s, daß diejenigen, welche die Verlängerung ablehnen, damit eine here Verantwortung auf sich laden. Das Gesetz ist nothwendig. wäre ja ein wahrer Segen, wenn das nicht der Fall wäre. Aber en wir uns doch um. In Oesterreich führt man ein Sæziglisten= ce ein. In Frankreich, wo ein radikales Ministerium am Ruder ist, cht sich dasselbe angesichtẽ der blutigen Ereignisse in Decazeville und 5. Quentin. veranlaßt, die ö. Amnestie zu verweigern und m Amnestieantrage gegenüber, die Kabinetsfrage zu stellen. In Iugland bricht der sozialrevolutionäre Sturm mit elementarer Ge⸗ malt los. Die Arbeiterbataillone des parlamentarischen Muster⸗ hates durchziehen die Straßen und plündern die. Läden, rauben und michten in einem Umfange, wie dies anderwärts noch nicht vor⸗ tommen. .. . Unseren Freisinnigen kommen diese Vorkommnisse sehr ungelegen. Sie suchen sie damit abzuschwächen, daß sie sagen: Die stheber des Unfugg sind. nicht. Sozialdemokraten, sondern snarchisten. Für die Masse existirt dieser Unterschied nicht. Derselbe ist saorckisch ein gewaltiger; die Sozialdemokraten wollen die denkbar pettestgehende Organisation des Staates, der Gesellschaft. eine Or⸗ jmisation, in der das Individuum völlig aufgeht. Die Anarchisten pollen überhaupt keine stagtliche Ordnung. Aber die Gegensätze be— ihren sich hier zur Zeit derart, daß sie gerade in ein⸗ nter laufen. Die Sozialdemokraten wollen die bestehende Staats: und Gesellschaftsordnung über den Haufen werfen, m eine neue Ordnung an die Stelle der alten zu setzen, De Anarchisten wollen die bestehende Ordnung umstürzen, weil se überhaupt keine wollen. Im gewaltsamen Umsturz des Bestehenden nd beide einig und da sie dieses Ziel vorläufig noch nicht erreicht haben, liegt für sie auch keine Veranlassung vor, sich schon jetzt syenseitig abzuthun; im Gegentheil, sie gehen brüderlich Hand in ud. Das Gesindel, welches sich in. London in Trupps von ufenden plündernd und zerstörend durch die Straßen wälzte, kehrt sih keinen Pfifferling an den theoretischen Unterschied zwischen Sozial⸗ mokratie und Anarchismus, Es ist lächerlich, von der entfesselten Bestie pornuszusehen, daß sie sich bei ihren Handlungen von Doktrinen leiten nse. Der Staat hat die Verpflichtung, Vorsorge zu treffen, daß zie bösen Leidenschaften eines stets dazu geneigten Theils der Be⸗ döllerung nicht von gewissenlosen Hetzern aufgestachelt werden. Die Gefahr, daß dies geschehe, ist fortdauernd vorhanden und ähalb ist das Sozialistengesetz noch unentbehrlich. ie Freisinnigen meinen, daß von, ihren Proteges, den Soialdemokraten nichts zu fürchten sei, nun, wozu machen sie sh dann Kopfschmerzen? Das Szialistengesetz richtet sich gegen uf den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung srrichtete Bestrebungen. Verfolgen die Sozialdemokraten solche Be⸗ srebungen nicht, verfolgen sie nur Reformbestrebungen, wenn auch terkehrke, so thut ihnen? das Gesetz gar nichts. Beweise ? In ihrer ochburg Berlin können die Freisinnigen solche massenhaft sammeln.

Der Abgeordnete für den Wahlkreis Altenburg, Hr. herrmann, Mitglied der freisinnigen Fraktion, hatte sich in siner Reichstagsrede am 22. Januar über den Stand der zlnburger Landwirthe u. a. folgendermaßen geäußert:

Ich habe die Ehre, einen Wahlkreis zu vertreten, der an die z) Förfer aufzuweisen hat, und dieser Umstand giebt mir wohl uch das Recht, in diefe Debatte, über, die Lage der Bauern nd der Landwirthschaft mit einzugreifen. Die Noth, die hetjergreifende Noth, wie sie gestern Hr. von Schalscha ge⸗ shildert hat, in der die Landwirthschaft und insbesondere ze mittleren und kleineren Bauern sich befinden sollen, die hetzergreifende uud herzzerreißende Noth ist auch in meinem Wahlkreise lot der Wahl namentkich von Rittergutsbesitzern und ihren Pächtern den Bauern oftmals vorgepredigt worden, allein unsere Bauern pochten uf ihren Geldbeutel und ihre Dokumente als Gläubiger der Landes— hk und lachten die Herren aus. Sie überließen es den Edelleuten, nor den Thüren des Staates um Schutzzölle und künstliche Erhöhung det Getreidepreise zu betteln. ; .

Glauben Sie nicht etwa, daß wir in unseren altenburgischen knnden lauter derartige fette Gegenden haben, die unserm Bauern⸗ kund etwa einen Ausnahmezustand sichern; wir haben ebenso Gebirgs⸗ hegenden, in denen nicht mehr als das Sechsfache der Aussagt geerntet wid. Allein diese Bauern sind thätig und wissen ihre Bedürfnisse nit, ihren Verhältniffen in Einklang zu bringen, und das hat lewirkt, daß sie an Wohlhabenheit hinter den Bauern in guten Ge⸗ zenden keineswegs zurückstehen. Allerdings werden niedrige Getreide⸗ breise jedem, der Getreide zu verkaufen hat, man gene hn sein, aber in intelligenter Bauer wird die Erhöhung der Getreidepreise ver⸗ schnühen, wenn er dafür die Vertheuerung aller der Bedürfnisse in den Kauf nehmen muß, die er sonst hat. Und was ein echter, tüchtiger Hauer ist, der wird es überhaupt verschmähen, sich auf Kosten Anderer n bereichern!“

In Folge dieser Rede haben die Altenburger Landwirthe, bie das „Wochenblatt für Gößnitz und Umgegend“ nitheist, Schritte gethan, „um an derselben Stelle, wo sie so hiamirt worden find“, ihre wirklichen Ansichten zum Auszruck bringen. Sie haben am 13. Februar an den Deutschen eichttag folgende Erklärung eingereicht:

„Hohen Reichstage überreichen wir, aus allen Theilen des herzogthums Alten urg vereinigten mittleren und kleinen Landwirthe hrerbietigst folgende Erklärung: Zu unserem großen Erstaunen ud nicht ohne aufrichtige Entrüstung vernehmen wir aus den Be⸗ ichten über die Reichstag zverhgnd lun gen vom 29. Januar 1888 die lluzführungen des Hrn. Abg. Herrmann bezüglich unserer Stellung⸗ nhme zu den landwirthschaftlichen Zöllen. Genannter Herr n sich dahin ausgesprochen, daß die landwirthschaftlichen zölt nur für die „großen Ferren mit ir Namen“ seien, ie Bauern aber nichts von der Zollpolitik hätten. Nach, der tine Partei vertretenden „Altenburger Landeszeitung“ soll er soggr heiußert haben, daß in feinem Wahlkreise die „großen Herren“, als sie nit Schutzzöllen gekommen feien, von den Bauern ausgelacht worden kin it folchen Acußerungen schlägt der Herr Abgeordnete der unter den hiesigen Landwäirthen überwiegend verbreiteten Ueberzeugung hetadezu in daä Gesicht, weshalb wir Unterzeichneten nicht Anstand thmen, dagegen zu protestiren, als ob Hr. Herrmann die Ansichten Altenburger Bauͤernstandes in Wahrheit

Wenn

verträte. Wir bedauern lebbaft, daß der Vertreter unseres Landes so wenig Verständniß für die Stimmung der biesigen bäuer sichen Bevölkerung zu baben scheint, um auch deren Interesse im Reichstage auf richtige Weise zu vertreten. Wir fühlen uns mit den größeren Grundbesitzern durch ein gemeinsames Band der Interessen umschlungen und werden uns auch durch Hetzereien bierin nicht irre machen lassen. Eine Verbesserung unserer mehr und mehr bedrängten Lage erwarten wir aber nicht von Verwirklichung der Herrmannszen Auslassungen, sondern von der Zoll⸗ und Wirthschaftspolitik Sr. Durchlaucht des Reichskanzlers Fürsten Bismarck. In Ehrerbietung (folgen 3312 Unterschriften mittierer und kleiner Landwirthe).“

Eisenbahn⸗Verordnungs- Blatt. Nr. 5. Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 20. Januar 1886, betr. Aufstellung der Etats⸗Entwürfe.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Barmen, 17. Februar. Die Rbeinisch⸗Westfälische Post“, welche den eigenthümlichen Standpunkt des rheinischen Kon⸗ ervatismus vertritt und seit Gründung des Provinzialvereins der rbeinischen Konservativen das offizielle Organ derselben ist, erscheint seit dem 15. d. in bedeutend vergrößertem Format und wird vom 1. April d. J. ab den neuen Titel Westdeutsche Zeitung“ an—⸗ nehmen.

Der verdiente Direktor des Bayerischen Gewerbe Museums in Nürnberg, Carl von Stegmann, hat aus den von ihm in dem zehnjährigen Zeitraum von 1874 bis 1884 bei den verschiedensten Gelegenheiten gehaltenen Ansprachen, Reden und Vorträgen eine Auswahl zur Veröffentlichung gebracht, welche uns vorliegt. Diefe Sammlung bildet einen interessanten Beitrag zur Geschichte der auf Förderung und Entwickelung des deutschen Kunstgewerbes ge⸗ richteten Bestrebungen und bietet zugleich einen historischen Ueberblick über dieselben. Der Rückblick auf alle diese Bemühungen zur Hebung des gewerb⸗ lichen Kunstfleißes, an denen sich der Vorgenannte selbst in so hervor⸗ ragendem Maße betheiligt bat, ist um so erfreulicher, als die Erfolge derfelben jetzt fo schön entfaltet vor Aller Augen liegen. Wie Nürn— berg mit der Errichtung der ersten deutschen Kunstgewerbeschule hahn— brechend vorging, so war auch das am 25. Oktober 1574 eröffnete Bayerische Gewerbe⸗Museum mit seiner Unterrichtsanstalt der treibende Faktor für einen neuen großartigen Aufschwung des Kunstgewerbfleißez in Bayern, der sich bis zu uns nach Norddeutschland segensreich erwies. Direktor von Stegmann hat in der bei jener Eröffnungsfeier gehaltenen Rede die ersten Ausgangspunkte der Bewegung und ihren Fortgang übersichtlich dargelegt und namentlich das Verdienst des deutschen Architekten Gott— fried Semper hervorgehoben, welcher auf Anregung des Prinzen⸗ Gemahls Albert von England (des Vaters Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Kronprinzessin, welche in derselben Richtung der Förderung des deutschen, speziell des Berliner Kunstgewerbes Ihre unermüdliche hohe Fürsorge schenkt) den Plan sür das nachmals so be— rühmt und vorbildlich gewordene Kensington⸗Museum entwarf. Das Lehrinstitut des Bayerischen Gewerbe⸗Museums wurde durch den in der vorliegenden Publikation an zweiter Stelle mit— getheilten einleitenden Vortrag des Direktors über „Kupfer und seine Legirungen“ (gehalten im Jahre 1875) eröffnet. Derselbe bezeichnet zugkeich denjenigen Zweig, in welchem das Bavyerische Gewerbe⸗Museum, wie die beiden letzten Nürnberger Ausstellungen bewiesen haben, besonders erfolgreich thätig gewesen ist, nämlich Lie Erzgießerei. Die erste Ausstellung des Museums war die von Ar⸗ beiten der vervielfältigenden Künste im Bayerischen Gewerbe⸗Museum, welche Direktor von Stegmann im September 1877 mit der, gleich⸗ falls mitgetheilten, Anspräche eröffnet hat. Der weiter abgedruckte Museums⸗-Vortrag des Genannten über das „Zeichnen und den gewerb— lichen Zeichenunterricht? (aus dem Jahre 1878) enthält vor⸗ trefflich! Fingerzeige für die Handhabung dieses Unterrichts und einen vollständigen Plan für die Unterweisung im Zeichnen an Fortbildungs-, Handwerker⸗ und Sonntagsschulen. Die Pariser Ausstellung von 1878 gab den Anlaß zu einem Vortrage über die französische Kunstindustrie und die Fürsorge des Staats für dieselbe. Die darin ausgesprochene Hoffnung, daß unter dem Schutz e des neuen Reichs sich auch in Deutschland eine Blüthe des Kunst— gewerbes entfalten werde, fand ihre Erfüllung und konnte sich in der Bayerischen Landes-, Industrie⸗ Gewerbe- und Kunst-Ausstellung er⸗ weifen, welche durch die Initiative und Fürsorge des Baverischen Ge⸗ werbe⸗Mufeums im Jahre 1882 in Nürnberg zu Stande kam. Der Vortrag (gehalten 1386), in welchem Direktor v. Stegmann den Plan zu dieser Ausstellung , sowie die feierliche Schlußrede (Oktober 1882) sind der Sammlung ebenfalls einverleibt. Aus der ersteren lernen wir übrigens, daß den bayerischen Industriestädten Nürnberg und Augsburg die Ehre zebührt, die ersten deutschen Ausstellungen veranstaltet zu haben, und zwar im Jahre 1818, worauf in den Jahren 1819 1821 in Augsburg noch 3 weitere Veranstaltungen dieser Art, 1825 die h, und 1829 in An⸗ wefenheit der bayerischen Majestäten die 6. Ausstellung folgte. Auch in München war bereits in den Jahren 1818, 1319, 1821, 1822, 1323 und 1831 eine Auswahl bayerischer Industrie⸗Erzeugnisse vereinigt. Endlich enthält die Sammlung noch eine Rede, gehalten bei der Preis⸗ vertheilung der Ausstellung des Vereins deutscher Blecharbeiter (1879), sowie eine Reihe von Ansprachen, gehalten bei den Preisvertheilungen der König⸗-Ludwigs⸗-Preisstiftung 1876, 1877, 1878 und 1884. Diese von König Ludwig JJ. von Bayern gegründete Stiftung verleiht Geld— preise und Medaillen für die besten Arbeiten, welche in der „Perma⸗ nenten Ausftellung' des Museums innerhalb Jahresfrist zu sehen ge— wesen sind. Tie dem ebenfalls um die Anstalt wohlverdienten Vor⸗ sitzenden des Verwaltungsraths des Bayexischen Gewerbe⸗Museums, Kommerzien⸗Rath Kugler, gewidmete Publikation ist im Verlage des Museums (Carl Schrag) erschienen. ;

Die in Leipzig und Berlin den 20. d. M. erscheinende Nr. 2225 der „Il lustrirten Zeitung“ enthält folgende Ab⸗ bildungen: Wilhelm Grimm. (Zu seinem 190 jährigen Geburtstage.) Die Ärbeiterunruhen im Westend von London am 8. Februar. 2 Abbildungen: Die Excesse in St. James Street. Zerstörung und Plünderung von Kaufläden in Piecadill Der siamesische Gesandte Prinz Prisdang. Verbrennung eingelöster Werthpapiere im Betrage don 57 Millionen Mark im Landhause zu Dresden. DOriginalzeichnung von G. Limmer. Skizzen von einer englischen Fuchshetze. 9 Ab⸗ bildungen. Driginalzeichnungen von Franz O' Stückenberg, Piqueur. Auffuchen Der! Fährte. Die Meute (Fuchshunde). Schickfalstücke. Beim Meet. Ueber die Hecke. In der Box: PDolee far niente. Halali. Reinecke in Röthen. Auf dem Heimweg. . Arago. Verfolgung eines Wilderers. Nach einem Gemälde von Joseyh Wopfner. Hans Victor von Unruh, R am 4 Februar. Nach einer Phytographie von Emil Tiedemann in Dessau. Amerikanische Skizzen: Eisboot⸗Wettfahrt auf dem Hudsonflusse. Verkleinerte Nachbildungen aus den „Studien und Kompositionen. von Jean Stauffacher. (St. Gallen, Moritz Lreutzmann). 2 Abbildungen. Der russische Rumpfküͤnstler N. W. Kobelkoff. 2 Abbildungen. Pro⸗ duktionen desselben darstellend. Gehirn eines Rumpfmenschen. Eine Kropfoperation in Ching. Nach der Zeichnung eines chinesischen Flugblattes. Neue koreanische Münze (1 Yang). Moden: Diner toilette. Elegante Gesellschaftstoilette.

Gewerbe und Handel.

In der gestrigen ordentlichen Generalversammlung der Bau · ,, am kleinen Thiergarten wurde der Geschäfts⸗ ericht verlesen und unter Genehmigung der Bilanz und. Decharge⸗ erthellung an die Verwaltung die Vertheilung einer Dividende von Soo genehmigt. In der sich anschließenden ordentlichen Generalver⸗ sammlung wurde der . ,, das Grundkapital um 26 oo oder weniger durch gleichantheilige ückahlung herabʒusetzen, und wurde das Statut dahin abgeändert, daß die Aufsichtsraths

3 von jetzt an jusammen 400 Tantieme vom Reingewinn erhalten.

Der Aussichtsrath der Berlin-Neuendorfer Aktien. Spinnerei hat beschlossen, der Generalversammlung die Verthei⸗ 16 einer Dividende von Ih Co (gegen 5H oo im Vorjahre) vorzu—⸗ schlagen. .

Der Aufsichterath der Sächsisch⸗Thüringischen Aktien⸗ Gesellschaft für r, ben, ,, . hat gestern eine Sitzung gehalten, in welcher der Rechnungsabschluß pro 1885 festgestellt wurde. Der Aufsichtsrath beschloß, eine Dividende von , , . neben ca. SY /io o Abschreibungen vom Aktien- axyital.

Straßburg, 16. Februar. Dem von dem Abg. Baron Zorn von Bulach (Vater) über die Tabackmanufaktur erstatteten Be⸗ richt entnimmt die ‚Lds-⸗Itg. f. Els . Lothr. das Nachstehende:

Die Regierung hat die eingehendsten Erläuterungen gegeben, um den Ueberschuß von 500 000 , welchen sie zur Annahme vor⸗ schlägt, zu rechtfertigen, und hat uns spezielle Nachweise ge⸗ liefert, sowohl über die Bestände an Rohtabacken, Ganz⸗ und Halbfabrikaten zu Anfang der Betriebsjahre 1884/85 und 1885586, als über die Erlöse und die Fabrikation wäbrend dieser beiden Jahre.

Aus der Prüfung dieses Materials hat die Kommißssion erfehen, daß die Manufaktur im Stande ist, die volle Summe des für das laufende Jahr vorgesehenen Ueberschusses unverkürzt abzuliefern, ohne dadurch eine nachtheilige Minderung des Betriebskapitals herbeizu⸗ führen, und daß auch nach den Ergebnissen des Betriebes aus den ersten 9 Monaten des laufenden Jahres der abzuliefernde Ueberschuß für das Jahr 1886/87 auf 50) 000 4 veranschlagt werden kann.

Aus der dem Landesausschuß unterbreiteten Uebersicht der Ein⸗ nahmen und Ausgaben der Landesverwaltung für das Etatsjahr 1884565 geht hervor, daß der Tabackmanufaktur am Schluß des Jahres nach Ablieferung von 610 850 an die Landes-Hauptkasse ein Kassenbestand von 339 254 M und 533 615 M für noch zu . tigende Einnahmereste verblieben sind.

Von der in der erwähnten Uebersicht aufgeführten Totalsumme von 2512548 4 treffen rund 2000 00 M auf den Erlös von Tabackfabrikaten während dieses Etatsjahres. Zu den erwähnten Be⸗ ständen und den Resten aus dem Etatsjahr 188485 sind für das laufende Jahr aus dem Verkauf der ersten 9 Monate weiter 1512 640 Je zum Soll gestellt, so daß die gesammte Insollstellung an Einnahmen für das Jahr 1885/86 sich am 1. Dezember 1885 auf die Summe von 2385 510 4 belief. Von dieser Summe sind schon 1 609943 ½ am 31. Dezember 1885 eingegangen, und 563 296 S6 werden nach den Verkaufsbedingungen bis zum 1. April 18586 eingehen, so daß die Totalsumme der Effektiveinnahme aus dem Ergebniß der ersten 9 Monate sich am 31. Mär; auf 2113239 belaufen wird. Von dieser Summe muß man 666 099 M für ge⸗ machte und noch zu machende Ausgaben, Lie sich auf diesen Zeitraum beziehen, abziehen, so daß der Ueberschuß der Einnahmen aus dem Betriebsergebniß der ersten 9 Monate des laufenden Jahres zu Ende desselben sich auf 1447 140 „½ belaufen würde.

Ihre Kommission hat sich die eingehendsten Informationen über die Verkäufe angelegen fein lassen, namentlich in der Richtung, wie viel von jeder Art des verarbeiteten Tabacks verkauft worden sei und was jeder dieser Verkäufe eingetragen habe; sie hat die Versicherung gewonnen, daß während des verflossenen Jahres sowohl wie im kaufenden der Verkauf der Cigarren vom Stock, die aus der Zeit der Ausdehnung des Betriebes stammen, weitere Entwickelung ge— nommen hat.“

Des Weiteren tritt der Bericht namentlich für Fortsetzung der alten Fabrikationsweise ein, welche es ermögliche, den elsaß lothrin⸗ gischen Ackerbau durch Ankauf seiner Tabackfabrikate zu begünstigen. Die Manufaktur hat von 1879 bis 1884 inklusive 102 345 Etr. Elfässer Taback, also 17558 Etr, im Jahresdurchschnitt gekauft; das geschah freilich innerhalb der Zeit der Erweiterung der Fabrikation, won die Manufaktur auf einmal über 30 000 Ctr. einheimischen Taback kaufte. Die Durchschnittsproduktion des Landes mag auf 100 6090 bis 110009 tr. geschätzt werden. Die Manu⸗ faktur gedenkt auch fernerhin, so viel als möglich, von der Produktion unseres Tabacks zu verarbeiten, In Bezug auf den Ver⸗ kauf unferer Tabacke ist ein Käufer, welcher ein Zehntel der Waare nimmt, wer es auch sei, nicht zu verachten! Der Bericht konstatirt ferner das zuvorkommende Verhalten der Manufaktur den Verkäufern gegenüber im Gegensatz zu vielen privaten Käufern, welche den Ver⸗ käufer durch allerlei Chikanen schädigen; vielleicht ließe sich ein Mittel ausfindig machen, den Pflanzer gegen derartige Mißbräuche zu schützen. Der Bericht drückt endlich die Hoffnung aus, daß gute Zeiten für die Tandwirthschaft überhaupt, wie speziell für den Tabackbau zurückkehren würden; inzwischen dürfe man keinen der Faktoren vernachlässigen, welche unfere Tabacke zur Geltung bringen; unter diesen werde auch die Manufaktur ein zwar bescheidener, aber sicherer sein, wenn sie fortfährt, sich unserer Produkte zu bedienen, wie sie es auch früher

ethan.

. ö Bericht schließt mit dem Antrag der Annahme des Betrages von rund 500 000 , welchen die Regierung vorschlägt.

Antwerpen, 17. Februar. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 1715 Ballen La Plata⸗Wollen, davon verkauft 1182 Ballen. Preise sehr fest. . .

Rew-⸗Hork, 17. Februar. (B. T. B.). Am nächsten Sonn⸗ abend wird für 533 060 Dollars Gold nach Europa abgesandt werden.

Submissionen im Auslande.

Niederlande.

1ũ) 22. Februar 1886. Deichverwaltung von Wonseradeels Zuider Zeedyken zu Bolsward (Provinz Friesland), Jongemastraat: Lieferung Fon 2595 Pfählen von Tannenstämmen A 62, 53, 41 und 355 dem. Näheres an Ort und Stelle. .

2) 24. Februar 1886, Vorm. 11 Uhr. Bürgermeisteramt zu Eindhoven (Provinz Nord⸗Brabant): Lieferung von 729000 Stück Granit⸗Straßen⸗Steinen, sowie von 400 m Trottoireinfassung. Räheres bei dem Gemeinde Architekt J. A. van Dyck zu Eindhoven.

3) 1. März 1886, Nachm. 1 Uhr. Deichverwaltung des Polders Arkenheem im Gemeindehause zu Nrkerk (Provinz Gelderland): Lieferung von zoo hl Ruhrkohlen. Nähere Auskunft beim Sekretär des Polders. . .

4) 5. März 1886. Nachm. 2 Uhr. Gemeinde- Gasfabrik Rotter⸗ dam, Dost-⸗Jeedyk: Lieferung von 15 000 000 kg westfälischer Gas⸗ kohlen. Näheres an Ort und Stelle. .

55 9. März 1886. Gemeinde- Gasfabrik in Zutphen: Lieferung von 3 806 600 kg westfälischer Gaskohlen. Näheres beim Direktor der Gasfabrik.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Egypten. . Der internationale Gesundheltsrath zu Alexandria hat in seiner Sitzung vom 2. Februar 1886 beschlossen, die Ankünfte aus Shang hai und Singapore von diesem Tage ab zum freien Verkehre zuzu⸗ laffen (9ãgl. „R. A.“ Nr. 45 und 266 vom 19. und 31. Oktober 1885).

Berlin, 18. Februar 1886.

Der Spiel schrein, welcher Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron⸗ prinzefsin zur Silberhochzeit von dem Verein für . Kunst gewerbe gewidmet worden, ist heute Vormittag im Uhrsaal der Akademie der Künste Höchstdenselben feierlich überreicht worden. Der Saal war mit Teppichen und Velarien reich geschmückt; der Schrein selbst stand dem Eingang ehe, an der Südwand auf jenem kostbaren Teppich, der einen eil der Ehrengabe bildet. Zu Seiten des Saales waren in Schränken und Kästen jene Tausende von Gegenständen ausgebreitet, die den Inhalt des Schreins bilden.