1886 / 47 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Feb 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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9 zur Anschreibung * 7 gone 20 S62 283 6 C8139 S6), Tabacksteuer 7 162 618 M (590136 (, übenzuckersteuer 9 600919 0 (- B 984561 Salzsteuer 33 278 255 6 ( S9 380 M06), Branntweinste 31 389 946 M6 C 1367 370 S, Uebergangsabgaben von Branntwein 71775 6. (— 19426 1), Brausteuer 16316221 9 (4 295 540 66), Uebergangsabgaben von Bier 1᷑ 632 430 S (4 156 383 S); Summe 282 128 609 MS 26100 236 SS). Spielkartenstempel 917343 M. 15499 * Wechselstempelsteuer h 574 433 0 (- 107 850 6), tempelabgabe für a. Werthpapiere 3 133 449 6, z a ufer, i K 6 4 6, 3 n und onstige Anschaffungs äfte 3 66, oose zu rivatlotterien m S, in Summa 4 14927 6, taatslotterien 4283 6519 S (— 83 839 M).

Die zur Reichskasse gelangte 36. Einnahme, ab— züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten, be— trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende 6 1886: Zölle 182 572 104 M C 11782 321 6), Taback⸗ steuer 9 304 459 MS (4 1503 507 S6), Rübenzuckersteuer 18 862 285 , (— 3579 298 66), Salzsteuer 30 676 554 M ( 34749 6), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 29 587 593 M (— 2911243 6), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 15 216 380 M (4 3941204106); Summe 286 219 375 ½ (4 7224156 (06). Spielkarten⸗ stempel 828 997 MS (4 13 255 (c).

Der Finanz-Minister bringt den Beschluß des Bundes— raths vom 26 v. M., nach welchem als Ausnahme von dem im §. 27 des Gesetzes über die Besteuerung des Tabacks vom 16. Juli 1879 enthaltenen Verbote der Verwendung von Tabacksurrogaten die Verwendung von Veilchenwurzel— pulver bei der Herstellung von Tabackfabrikaten von den widerruflich gestattet werden kann (s. Reichs-Anz. Nr. 39) in einer Bekanntmachung vom 16. d. M. zur allgemeinen Kenntniß. Aus der Bekanntmachung geht hervor, daß die für das genannte Tabacksurrogat zu entrichtende Abgabe von dem Bundesrath auf 65 M für 100 kg' nach Maßgabe seines Gewichts in ad kita long eil n Zustande fest⸗ gesetzt worden ist.

Um mehrfach vorgekommenen Verzögerungen bei der Entmündigung von geisteskrank gewordenen Ge— fang enen für die Zukunft vorzubeugen, macht der Minister des Innern in einem Cirkular-Erlaß vom 31. v. M. die Regierungen darauf aufmerksam, daß es seiner Genehmigung zur Stellung des Antrages auf Entmündigung geisteskranker Sträflinge nicht bedarf, und daß der die Entmündigung aus— sprechende Beschluß des betreffenden Amtsgerichts nach 5. 603 der Civilprozeßordnung mit dem Zeitpunkte seiner Mit—⸗ theilung an die Vormundschaftsbehörde in Wirksamkeit tritt. Es bedarf hiernach nicht der Bescheinigung der Rechtskraft des Entmündigungsbeschlusses, vielmehr ist derselbe dem Minister in jedem Falle sofort nach der Mittheilung an die Behörden seines Ressorts, mit dem Antrage auf Entlassung des Ent— mündigten aus der Haft in der Strafanstalt einzureichen.

Ein General⸗Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten, vom 22. Dezember 1882, hat de behörden resp. Orts⸗-Polizeibehörden die Aufsicht über alle Privatanschlußgeleise, also auch über solche Anschluß— geleise gesichert, welche von der Staats- oder Privatverwaltung der anstoßenden Hauptbahn betrieben werden.

Nach einem Cirkularerlaß desselben Ministers vom 9. d. M. hat dieser Erlaß im Wesentlichen nur bezweckt, die bis dahin bestandene Uebung, wonach Privatgeleise, welche an eine dem öffentlichen Verkehr dienende Eisenbahn anschließen, mit dem Betriebsmater al der anschließenden Bahn befahren werden sollen und in gewisser Beziehung der Aufsicht der Eisenbahn-⸗Aufsichtsbehörde unterstanden, als in den Gesetzen nicht begründet aufzuheben. Den Landes⸗-Polizeibehörden eine besondere, sortgesetzte Aufsicht über solche Privatgeleise zu übertragen, lag nicht in der Absicht jenes General-Erlasses. Den Landes-Polizeibehörden steht über Privatgeleise der vor—

edachten Art, wie über die übrigen Privatgeleise ein Auf— ichtsrecht nur insoweit zu, als dasselbe in den einschlagenden Gesetzen eine Begründung findet.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Schlief in Tirschtiegel, r. Hager in Buk, Dr. Herm. Müller in Wallhausen, Dr. Greiff, Assistenz-Arzt der Provinzial Irren-⸗Anstalt in Lengerich, Dr. Schmidt in Frankenau.

S. M. Kreuzer⸗Fregatte „Elisab eth“, Kommandant Kapitän zur See Schering, ist am 19. Februar d. J. in

Freetown (West⸗Afrika) eingetroffen und hat am 20. dess. M.

die Reise fortgesetzt. .

M. Kreuzer⸗Korvette „Luise“, Kommandant Kor— vetten⸗Kapitän Graf von Haugwitz, ist am 22. Februar d. J. in Havanna n , und beabsichtigt, am 4. März d. J. wieder in See zu gehen.

Sachsen. Dresden, 22. Februar. (Dr. J.) Die Zweite Kammer ermächtigte in ihrer heutigen Sitzung die taatsregierung nach kurzer Debatte, die Gaschwitz— Meuselwitzer Eisenbahn für den Staat an— zukaufen, dafern auf der von der Staatsregierung der Gesellschaft neuerdings vorgeschlagenen Grundlage bis längstens den 1. Juni d. J. ein Abkommen erzielt wird, bewilligte auch u diesem Behufe ein Berechnungsgeld von 5176 800 M; für en i aber, daß die Erwerbung der Eisenbahn Gaschwitz⸗ Meuselwitz bis zum 1. Juni d. J. nicht erfolgt ist, ertheilte die Kammer der Staatsregierung die Ermächtigung, eine Eisenbahn von Meuselwitz nach Kieritzsch zu erbauen und zu diesem Zweck von dem obigen Berechnungsgelde den Betrag von 21060 000 S zu verwenden.

Württemberg. Stuttgart, 18. Februar. (Allg. Ztg.)

* der Kammer der Abgeordneten ist in dreitägiger ebatte die Frage der Verfassungsrevision behandelt worden. Der Minister⸗Präsident von Mittnacht gab in der seftrigen Sitzung die mit großem Beifall aufgenommene Er— lärung ab, daß die Regierung dem Drängen nach dieser Reform nachgeben und noch vor den naͤchsten Wahlen, also innerhalb der nächsten drei Jahre, mit einem Entwurf, betreffend die Zusammensetzung der Ständeversammlung, hervor⸗ treten werde. In Fluß gekommen ist, wie bekannt, die Revisions⸗ frage durch eine Regierungsvorlage, welche die Vermehrung der erblichen und lebenslänglichen Mitglieder der Ersten Kammer 96 Zweck hatte. Diese Vorlage gab den Fraktionen der inken und der deutschen Partei Anlaß, mit ihren Wünschen auf Ausscheidung der ritterschaftlichen Abgeordneten, der Geistlichkeit beider Konfessionen und des Universitätskanzlers aus der Zweiten

den Landes⸗Polizei⸗

Kammer hervorzutreten. Die Debatten verliefen übrigens sanfter, als man erwartet hatte. Auch diejenigen Ab⸗ . neten, welche auf eine * n. der Verfassung drängten, ießen den Verdiensten der Privilegirten volle Gerechtigkeit widerfahren und schlugen durchweg einen versöhnlichen Ton an. Schließlich lehnte man mit 553 , 31 Stimmen auf Grund der von dem Minister in Aussicht gestellten allgemeinen Verfassungsrevision die obenerwähnte Vorlage ab, und zwar gegen die Stimmen der Privilegirten und 10 konservativer Abgeordneten, unter denen sich auch der Minister von Mittnacht befand. Die Regierung hat 30 000 MS für Vorarbeiten des Projekts einer Bahnlinie Tuttlingen Sigmaringen gefordert.

= 20. Februar. (Allg. Ztg.) Die Regierung hat in der Zweiten . Gesetzentwurf 2 wonach den Beamten, welche Abgeordnete sind, die Kosten ihrer Stellvertretung im Amt, die bisher die Staatskasse bestritten hatte, selbst auferlegt werden. Sie hat dabei den Weg gewählt, diese Kosten durch Abzug von 2 M. 43 5 an den Abgeordneten⸗Diäten, die 9 ½ 43 5 (1 württ. Dukaten) betragen, aufzubringen., Ueber das Wie der Auf—⸗ bringung der Kosten waren die Ansichten in der Kammer getheilt; schließlich nahm jedoch die Kammer den Entwurf mit 65 gegen 18 Stimmen an. Ein weiterer Artikel des Gesetzes bestimmt, daß Universitätsprofessoren, Volksschullehrer u. s. w. die wirklichen Kosten ihrer Stellvertretung zu tragen haben. Das Gesetz soll erst nach den nächsten Neuwahlen in Kraft treten, bis wohin übrigens in Verbindung mit der Verfassungs— revision eine Revision der Diätenfrage überhaupt in Aus⸗

sicht steht.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 22. Februar. Die einzige noch lebende Schwester Sr. Majestät des Kaisers, Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin⸗ Mutter, geborene Prinzessin Alexandrine von Preußen, vollendet morgen in großer körperlicher Frische und geistiger Regsamkeit das 83. Lebensjahr. Auf dem Hofball, welcher am Freitag, den 19.8. M., im Palais Ihrer Königlichen Hoheit stattfand, erregte das gute . Höchstderselben in der aus etwa 240 Personen bestehenden Gesellschaft, in welcher sich etwa 70 fremde, und zwar meistens Herrschaften von ritterschaftlichen Gütern, befanden, allgemeine Freude. In den Tanzpausen machte Ihre Königliche Hoheit Cercle und unterhielt Sich auf das Huldvollste bis zum Souper, das um I1sz Uhr begann. Die greise Fürstin hat erst vor wenigen Tagen abermals in milder ,. der Armen in der Residenz . und dem Eren Bürgermeister, wie alljährlich, eine namhafte Summe Geld tz zur Vertheilung an Höchstihrem Geburtstage übergeben. L(id wer zählt alle die reichen Spenden christlicher Liebe welche die erhabene Frau seit ihrem Eintritt in das mecklenburger Land vor nunmehr bald 63 Jahsen den Nothleidenden zuge— wendet hat? Viele Thränen hat die edle Tochter der unvergeßlichen Königin Luise getrocknet, vielen Kummer ge— stillt und durch unermüdliche Förderung alles Guten und Edelen stets ein glänzenden, zeispiel dem Volke Ihres Landes gegeben, das Ihr des halb uch eit länger als 6 Jahrzehnten in aufrichtiger Mankbärkeit zugethen ist, eingedenk alles dessen, was die Frau Großherzogin Alexandrine stets Höchstihrem . Bruder, dem Hochseligen Gemahl, den Fürstlichen Kindern und Enkeln gewesen, bezugsweise noch isf. Möge der ehrwürdigen Königstochter aus n Stamme noch ein langer und ungetrübter Lebensabend in der preußischen und mecklenburgischen Fürstenfamilie durch Gottes Gnade beschieden sein!

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 22. Februar.

h. C) Die Prinzessin Elisabeth befindet sich zur

eit in Bordighera an der Riviera. Die Nachrichten über den esundheitszustand Ihrer Hoheit lauten stetig günstig.

Anhalt. Dessau, 20. Februar. Mit dem heutigen „Staats⸗Anzeiger“ sind ausgegeben worden: Gesetz-Samm—⸗ lung für das Herzogthum Anhalt Nr. 714, 715, 716 und II7, enthaltend: Nr. 714. Verordnung, die Beaufsichtigung der jüdischen Kultusgemeinden, insbesondere die Anstellung eines Landes⸗Rabbiners betreffend. Nr. 715. Kirchengesetz, die Dienstvergehen der Geistlichen und der weltlichen Kirchen beamten betreffend. Nr. 716. Kirchengesetz, betreffend Ab— änderung des §. 14 der Kirchengemeinde⸗Ordnung für das Herzogthum Anhalt vom 6. Februar 1875. Nr. 7I7. Kirchengesetz, die Erhaltung der kirchlichen Ordnung in Bezug auf Taufe, Konfirmation und Trauung betreffend.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 20. Februar. Das „Ges-Bl.“ veröffentlicht einen Erlaß des Kaiserlichen Statt⸗ halters vom 8. d. M., durch welchen auf Grund des 8. 483 Absatz 3 der Strafprozeßordnung für die Strassachen, in welchen das Schöffen⸗ oder Amtsgericht in erster Instanz er— kannt hat, die Vollstreckung der Freiheitsstrafen und der Verweise den Amtsrichtern übertragen wird. Für ein⸗ zelne Amtsgerichte kann jedoch durch das Ministerium die Vollstreckung der Staatsanwaltschaft des Landgerichts belassen werden. Die Anordnung vom 21. September 1879 wird auf—

gehoben.

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Oe sterreich⸗ Ungarn. Wien, 22. Februar. (W. T. B.) An dem heutigen Galadiner bei dem Kaiser zu Ehren des Fürsten von Montenegro nahmen der Erzherzog Johann, die gemeinsamen Minister, Baron Rodies und andere hervorragende Persönlichkeiten 536 Der Fürst von Monte—⸗ negro beabsichtigt, morgen seine Reise fortzusetzen.

Pest⸗ 22. Februar. (W. T. B.) Das Abgeordneten⸗ haus berieth heute das Budgetgesetz pro 1886. Der Minister⸗-Präsident Tisza verwahrte sich auf das Ent— chiedenste gegen die Behauptung, daß in De ih auf den

rient eine Politik befolgt werde, deren Zweck die Annekti⸗ rung des westlichen Balkangebiets durch Oesterreich⸗Ungarn und des östlichen Balkangebiets durch Rußland sei. Oesterreich⸗Ungarn verfolge keine Annektionsziele und beabsichtige keinerlei Uebereinkommen, mit irgend Je⸗ mandem behufs Feststellung einer Interessensphäre. 5 er (Tisza) als auch die Leiter der usawärtigen Politik Oesterreich Ungarns seien bemüht, den Frieden zu erhalten. Es könne die Erhaltung des Friedens u n erhofft werden, als auch die europäischen Mächte dieselbe wünschten. Das Budgetgesetz wurde sodann mit überwiegender Majorität angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 22. Februar.

W. T. * Das Oberhaus nahm heute den von dem abinet gestellten Antrag an, daß Indien die Kosten für die Expedition nach Birma tragen solle. Im Laufe der Debatte erklärte der Staatssekretär für Indien, Kim berley, daß auch das jetzige Kabinet für die Annexion von Birma sei.

Das Unterhaus nahm in seiner heutigen Sitzung ohne besondere Abstimmung den Antrag an: die Vorlage wegen Abänderung der Geschäftsordn ung einem be sonde⸗ ren Auss 33 zu überweisen. Der Antrag der Regierung, die Kosten für die Expedition nach Birma Indien aufzulegen, wurde mit 297 gegen 8) Stimmen genehmigt. Auf eine bezügliche Anfrage erklärte der Staatzs⸗ sekretär des Krieges, daß den Lieferanten, mit welchen die Regierung Verträge wegen Waffenlieferung geschlossen habe, gestattet worden sei, deut schen Stahl zur Kompletirung der ihnen ertheilten Aufträge auf Säbel zu verwenden. Auswärtigen Firmen werde jedoch kein Auftrag gegeben, wenn das erforderliche Material im Inlande zu haben sei. Der Unterstaats-Sekretär des Auswärtigen, Bryce, erwiderte auß eine betreffende Anfrage: das Abkommen zwischen England und Frankreich bezüglich der Neuen Hebriden und der Insel Raiatea bestehe fort; was die bezügliche Konvention zwischen Deutschland und Frank— reich angehe, so sei ihm nur bekannt, daß nach derselben Deutschland versprochen habe, nichts zu thun, um Frankreich an der eventuellen Erlangung . Inseln zu verhindern; deshalb habe auch die englische Regierung eine Ankündigung über diese Konvention weder erhalten, noch eine solche er— wartet, auch sei sie eben deshalb nicht aufgefordert worden, an der Konvention theilzunehmen. Die australischen Kolonien hätten sich gegen die Aufhebung des Abkommens mit Frankreich wegen der Neuen Hebriden ausgesprochen. Der Unter⸗Staats— sekretär für Indien, Kay-Schuttleworth, erklärte: die genauen Grenzen des annektirten Gebiets von Birma seien noch nicht festgestellt. Der Staatssekretär des Innern, Childers, legte den Bericht der Kom— mission, welche wegen der jüngsten Ruhestörungen ein— gesetzt worden war, vor, und theilte mit: der Chef der Polizei, Henderson, habe seitdem seine Entlassung erbeten und erhalten.

23. Februar. (W. T. B.) Die „Times“ veröffent⸗ licht ein Schreiben Lord Jarboroughs, in welchem der— selbe seinen Austritt aus der liberalen Partei an— zeigt, weil in der gegenwärtigen Krisis seine politischen An— schauungen mehr mit denjenigen der Tory-Partei als mit denen der jetzigen Regierung übereinstimmten.

Belfast, 22. Februar. (W. T. B.) Lord Churchill ist heute in Larne, in der Nähe von Belfast, eingetroffen und enthusiastisch empfangen worden. Derselbe hielt eine Rede, in welcher er die Politik der Regierung bezüglich Irlands bekämpfte. Hier nahm Lord Churchill heute Abend an einer ihm zu Ehren ver⸗ anstalteten Versammlung Theil, erinnerte dabei an den Aufstand in Irland vom Jahre 1798 und sprach die Erwartung aus, daß die loyalen Irländer von heute in der Sache der bürgerlichen und religiösen Freiheit nicht hinter ihren Vorfahren zurückstehen würden. Er hoffe, der Kampf um Aufrechterhaltung der legislativen Union zwischen England und Irland werde sich innerhalb der verfassungsmäßigen Grenzen bewegen; immerhin müsse man aber auf das Schlimmste vorbereitet sein.

Frankreich. Paris, 20. Februar. (Fr. Corr.) Der Ministerrath beschäftigte sich heute mit dem ihm von dem Handels⸗Minister Lockroy unterbreiteten Ausstellungsplan für 1889. Es wurde beschlossen, an den Bestimmungen des Dekrets vom 14. November 1884 festzuhalten, nach welchen die Ausstellung den Erzeugnissen aller Nationen zugänglich sein soll. Der Handels-Minister wird am nächsten Dienstag den Gesetzentwurf vorlegen, der in der Kammer eingebracht werden soll, um die zur Vor—⸗ bereitung der Ausstellung erforderlichen Mittel zu erhalten. Ferner setzte der Ministerrath die Erörterung des Budgets für 1887 sort. Voraussichtlich dürfte die endgültige Fest— setzung des Voranschlags bis gegen die Mitte des nächsten Monats verschoben bleiben, um an dem Ertrage der indirekten Steuern im Februar einen sicheren Anhaltspunkt für die Ge— staltung der Finanzlage zu gewinnen. Wie man sich erinnert, war ver Ertrag im Januar erheblich hinter dem Voranschlage zurückgeblieben; sollte sich diese Erscheinung für den laufenden Monat wiederholen, so müßte in das Budget für 1887 einerseits eine Deckung für den auf dieses Jahr zu erwarten— den Fehlbetrag eingeschrieben werden, und andererseits müßte man auch den Voranschlag der Einnahmen des künftigen Jahres entsprechend vermindert ansetzen. Alle zuständigen Fi nanzpolitiker sind dafür, daß das Budget mittelst eines Zuschlags auf die Alkoholabgaben ausgeglichen werde, und je nachdem die Februar-Einnahme der indirekten Steuern eine Besserung der Finanzlage erkennen läßt oder nicht, wird dieser Zuschlag niedriger oder höher zu bemessen sein.

Der Marine⸗Minister hat angeordnet, daß eine An⸗ zahl von Panzerschiffen, die nicht aktiven Dienst thun, zwar gerüstet, aber mit vermindertem Stabe und Mannschafts⸗ stande in den Häfen bleiben sollen, um nöthigenfalls binnen 48 Stunden mobilgemacht werden zu können. Die Schiffe dieser Kategorie heißen „in Hafenstellung befindlich“ (en posi— tion de rade) und werden ein Reserve-Geschwader bilden. An den Frühjahrsübungen, die von Anfang April bis Ende Juni dauern sollen, werden möglichst viele große und kleine Schiffe des aktiven Dienstes wie der Reserve theilnehmen, u. a. auch die drei Torpedoboote von 27 M., die soeben von Rochefort nach Toulon gefahren sind, und deren Aufgabe bei den Uebungen darin bestehen wird, die großen 93 gegen die Angriffe der Torpedos zu bewachen; sie führen die 4

2 Bezeichnung „Gegentorpedoboote“.

Der die Torpedo⸗Flotte befehligende Admiral wird entweder

den Aviso „Milan“ oder den Kreuzer „L'Aréthuse“ als

Da ggenschiff erhalten. Beide Schiffe haben sehr schnellen ang.

Der Gesetzentwurf des Deputirten Rivet gen fh der Ausweisung der Prätendenten, den der bezügliche Kammerausschuß mit 1 gegen 6 Stimmen in Betracht zu ziehen beschlossen, hak nebst der Begründung folgenden Wortlaut:

Um die Republik gegen die Umtriebe der monarchischen Par⸗ teien zu schützen und den Versuchen der Prätendenten Einhalt zu thun, halten wir es für nützlich, die allgemeinen Vollmachten, mit

denen sich die Regierung zu verschiedenen Malen bekleidet erklärte,

über jeden Zweifel zu erheben. Wir haben die E re, der Kar

einen Gesetzeutwurf zu unterbreiten, der nichts aan, Amendement, welches im Jahre 1873 von der Deputir tenkan nner ange⸗ m1ommen wurde und von dem Senat beinahe angenommen worden wäre. Dieser Tert hat unseres Erachtens den Vortheil, daß er Jedem seine Verantwortung und der vollstreckenden Gewalt die Initiative lãßt welche ihr in solchen Dingen zusteht. z

Art. 1. Ein Dekret des Präsidenten der Republik, das im Ministerrath bes lossen wurde, kann jedem Mitgliede einer der ebemaligen Herrs cherfamilien in Fre l lich dessen Kundgebungen oder Handlungen die Sicherheit des Staats zu gefährden geeignet wären befehlen, alsobald das Gebiet der Republik zu räumen

Art. 2. Jede in dem vorstehenden Artikel angedeutete Person, welche, nachdem sie an die Grenze geführt worden ist' und Frankreich in Folge oben besagter Maßregeln verlassen hat, ohne die Erlaubniß der Regierung wieder zurückkehrt, wird vor das Zuchtpolizeigericht ge= stellt und zu ein bis fünfjährigem Gefängniß verurtheilt.

Nach Ablauf der Strafe wird sie wieder an die Grenze geführt. 22. Februar. (W. T. B) Der Prinz von Wales sst auf seiner Reise nach Cannes heute früh hier eingetroffen.

ie Gräfin von Paris ist nach Madrid abgereist, um der Hochzeit der Infantin Eulalia, welche am A. d. M. stattfindet, beizuwohnen.

23. Februar. (W. TD. B.) Prinz Isrome Napoleon hat ein Schreiben an Senat und Deputirtenkam mer gerichtet, in welchem er das Gesetz über die Ausweisung der Prinzen als ein Gesetz gegen Verdächtige bezeichnet, das die Angehörigen der Familie Napoleon, die Soldaten der Revolution, mit deren Feinden, den Bourbons, vermenge. Er sei französischer Bürger und erkenne die Republik an, weil sie ein Ergebniß des allgemeinen Stimmrechts sei. Die egenwärtige Republik sei indeß einfach eine Oligarchie; diesel e müsse reformirt, nicht umgestürzt verden; das Volk müsse sein Oberhaupt wählen.

Syanien. Madrid, 22. Februar. (W. T. B.) Die Vermählung der Prinzessin Eulalia mit dem Prinzen Anton von Montpensier ist wegen der Er—

frankung der Prinzessin aufgeschoben worden. .

Portugal. (Köln. Ztg.) Das Ministe rium Fonte hat die beim König nachgesuchte Entlassung erhalten. Der Minister-Präsident de Fontes Pereiro de Mello hatte dem König vorgeschlagen, angesichts der wachsenden Erbitte— ung, die sich gegen die Pläne des Finanz⸗Ministers Hintz Ribeiro, im Lande sowohl wie im Parlament geltend machte, die Kammern für zwei Monate zu vertagen und während dieser Zeit eine Art Belagerungszustand im Lande zu verhängen. Als der König sich weigerte, darauf ein— zugehen, legte das Kabinet sein Amt nieder, und der Pro⸗ gressistenführer Luciannory Castro wurde mit der Neu— bildung des Ministeriums beauftragt. Das neue pro— zressistische Kabinet setzt sich nunmehr folgendermaßen zu⸗ saammen: Lucignno y Castro, Conseils-Präsident und Minister des Innern; Beirao, JustizMinister; Navarro, Minister der fffentlichen Bauten; Marianno de Carvalho, Finanz⸗Minister; Henri Macedo, Marxine-Minister; Barros Gomes, Ministen des Auswärtigen; Vicomte San Januario, Kriegs-Minister.

Italien. Rom, 22. Februar. (W. T. B) Zum lürkischen Bot schafter am hiesigen Hofe ist Photiades Pascha ernannt worden.

Griechenland. Athen, 22. Februar. Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: In Folge der hier umlaufenden

Gerüchte, daß in der bisherigen Politik der Regierung eine

lenderung eingetreten sei, berief die Nationalliga eine olksversammlung, welche vor der Mairie stattfand. Die Versammlung nahm eine Resolution an, durch welche die, Regierung ermuthigt werden soll, bei der bis— herigen nationalen Politik zu verharren. Der Minister— Ptäsident Delyannis empfing die Delegirten der Versammlung, welche die. Resolution überbrachten. In einer Erwiderung auf die Ansprache derselben betonte der Minister die Nothwendigkeit, daß die Bevölkerung

Lerartige übelwollende nd wenig patriotische Gerüchte mit

zroßer Vorsicht aufnehmen müsse, und erklärte: die Regierung be keine Maßregel ergriffen, welche das Gerücht von einer lenderung der bisherigen Politik der Regierung rechtfertigen bnnte. Die Bevölkerung müsse Vertrauen zur Regierung hahen, eine würdige Haltung bewahren und Anträge ver— neiden, welche ein bedenkliches Präjudiz für die nationalen Inter— seen schaffen könnten. Nach den bis jetzt hier vorliegenden Uachrichten findet das Gerücht, daß die griechische Flotte Salamis verlassen habe, keine Bestätigung

Rumänien. Bu kare st, 2. Februar. (W. T. B.) Die delegirten zur Friedenskonferenz hielten heute eine sitzung ab. Der serbische Delegirte Mijatowie theilte die bischen Vorschläge mit; Madjid Pascha und Geschoff ver— Ungten, dieselben behufs Feststellung definitiver Anträge ihren hegierungen zu übermitteln.

Serbien. Belgrad, 22. Februar. (W. T. B.) Das KRinisterium erklärte seine Bereitwilligkeit, zur demobilmachung zu schreiten, fobald die Friedens—⸗ rerhandlungen soweit fortgeschritten seien, daß der Ab— Hluß des Friedens vertrages als völlig gesichert erscheine. die Koalitions-Verhandlungen zwischen der Fort— hritt spartei und den Radikalen haben zu keinem Er⸗ zebniß geführt.

23. Februar. (W. T. B.) Der Minister des Aeußern, Haras chan in, bevollmächtigte Mijatow ie, auf der Friedens— onferenz ein Projekt vorzulegen, wonach die Friedens⸗ irkunde einen einzigen ÄUrtikel enthalten soll, lämlich die Wiederherstellung des Zustandes zor der Kriegserklärung am 14. November 1885.

Rußland und Polen. St. Pet ers burg, 22. Februar. B. T. B.) Der Großherzog von Hessen und; die brinzef sin Irene sind heute Nachmittag hier eingetroffen nd am Bahnhof, auf welchem eine Ehren⸗-Compagnie auf— telt war, von dem Kaiser und den Großfürsten mpfangen worden. . ͤ Warsch au, 22. Februar. (W. T. B.) Se. Kön ĩg⸗ che Hoheit der Prin; Wilhelm von Preußen traf uuf der Rhickreise aus Nieswish heute Nachmittag hier ein und purde vor Seiner 2 auf dem Warschau⸗Wiener Bahn⸗ nie von dem stellvertretenden kommandirenden General, Baron hrüdener den Spitzen der Behörden sowie einer Deputation es St. etersburger Grenadier⸗Negiments begrüßt.

Zeitungs stimmen.

Die „Allgemeine Lauenburgische Landes-Zei⸗ tung“ veröffentlicht folgendes Schreiben:

„Berlin, den 6. Februar 1886. Sr. Wohlgeboren dem Mitgliede des Vereins der Ge shioirthe Hrn. Stapelfeldt⸗Ratzeburg.

Ew. Wohlgeboren haben dem am 29. v. M. an mich gerichte⸗ ten Schreiben des Ratzeburger Gastwirthvereins eine gedruckte Ein⸗ gabe an den Reichstag beigefügt, deren Inhalt mir bereits bekannt war, da dieselbe von hier aus durch die Gegner der Regierung in vielen Druckexemplaren in alle Theile des Reichs versandt worden ist, um Unterschriften zu gewinnen. In welcher Weise diese Agitation betrieben wird, wollen Sie aus dem in Abschrift vorliegenden Cirkular der Kommission entnehmen, welche sich behufs Agitakion gegen die Vorlage gebildet hat: dasselbe ist vielfach mit dem van Ihnen be⸗ nutzten Petitiensentwurf an den Reichstag versandt worden; ich kann mir aber nicht denken, daß man sich erlaubt haben sollte, eine solche an „jeden schreibkundigen Erwachsenen“ appellirende , direkt an eine so achtbare Korporation, wie die der Ratzeburger Gastwirthe, zu richten, und mache es Ihnen deshalb zur Kennzeichnung der damit verfolgten Tendenz zugänglich. Da die von Ihnen und Ihren Herren Mandanten unterzeichnete Eingabe entworfen ist, bevor der Inhalt der von den Regierungen beabsichtigten Vorlage bekannt war, so erlaube ich mir, Ihnen den seit dem veröffentlichten Inhalt derselben in der Anlage zu über⸗ senden. Ich bin weit entfernt, zu bestreiten, daß die Einführung des Monopols, gleich allen Maßregeln zur Beschaffung des Bedarftz der Finanzen in Staat und Reich, Unbequemlichkeiten Und selbst schwere Lasten für Gewerbtreibende und andere Steuerzahler im Gefolge hat. Da. die Nothwendigkeit aber einmal vorsiegt, den Geldbedarf zur Bestreitung der öffentlichen Ausgaben aufzubringen, so fragt es sich nur, welche Gegenstände die geeigneten sind, um von ihrem Ver⸗ brauch die nothwendigen Einnahmen zu erheben. Daß Brannt⸗ wein, Taback und Bier dabei in erfter Linie 'in Frage kommen, darüber besteht kein Zweifel mehr; die Nothwendig⸗ keit, die Einnahmen des Reichs zu erhöhen, liegt ebenfalls vor und wird verstärkt durch das Bedürfniß, die Matrikularumlagen und das Defizit im Staatshaushalt zu beseitigen und drückende Steuern, sowie Kreis. und Kommunallasten abzuschaffen, indem sie durch Staatszuschüsse ersetzt werden. Der Verfuch, die Mittel dazu durch das Taback-Monopol zu gewinnen, ist, wie Sie wissen, mißlungen. Wenn es dem Branntwein⸗Monopol ebenso geht, so wird die preußische Regierung nicht darauf verzichten können, die für sie nöthigen Geldmittel durch eine andere, im preußischen Landtage zu beantragende Form der Besteuerung der Genußmittel, und namentlich der Getränke, zu beschaffen. Der Weg, welcher dann voraussichtlich betreten werden dürfte, ist der der Erhöhung der SGewerbesteuer für den Ausschank geistiger Getränke bis zur Höhe des Bedarfs. Diese Höhe würde eine so bedeutende sein müssen, daß der Verkehr mit Branntwein mit ähnlichen strengen Kontrelen und hohen Strafen umgeben werden würde, wie dies in den meisten anderen Ländern, wie England, Frankreich, Amerika, bereits der Fall ist. Diese Maßregeln werden eine Verminderung des Verbrauchs zur Folge haben, weil sie den Preis der davon betroffenen Genußmittel in sehr viel höherem Maße vertheuern werden, als es durch das Monopol geschehen wurde; dann aber auch, werden sie die Folge haben, daß das Gewerbe der Gast⸗ wirthschaft größere Mittel und größere Anstrengungen unter schärferer Kontrole der Steuerbehörde erforderlich machen wird. Sollte sich die Zahl der Schankwirthe dadurch vermindern, so würden die Uebrig⸗ bleibenden nothwendig denselben Gesammtsteuerbetrag aufbringen müssen, welchen der Staat von dem Gesammtverbrauch geistiger Ge⸗ tränke beansprucht: erst dann wird die volle Last der Steuer die Ge— werbegruppe treffen, welche, wie die gedruckte Petition vom 29 v. M. sich ausdrückt, den Stand der Gast- und Schank— wirthe bildet. Ich halte nach diesen Erwägungen für die Herren Gastwirthe von Ratzeburg das Branntwein⸗Monopol immer noch für die erträglichere Form, um den Verbrauch geistiger Getränke in der für die Reichsfinanzen unentbehrlichen Höhe zur Beisteuer heranzuziehen; wenn ich auch nicht bestreiten kann, daß jedes Monopol und jede Steuer an sich eine unerwünschte, aber leider unvermeidliche Zugabe zu den Vortheilen eines geordneten Staatswesens bildet. Ich glaube deshalb das Interesse nicht nur des Reichs, sondern auch speziell das der Gemeinde Ratzeburg und der Herren Gastwirthe daselbst zu vertreten, wenn ich die Einführung des Branntwein⸗ Monopols befürworte, ohne gerade an jeder einzelnen Bestimmung des im Bundesrath eingebrachten Entwurfs festzuhalten. Genehmigen Ew. Wohlgeboren die Versicherung meiner vollkommenften Hochachtung.

Graf von Bismarck.“

, Im „Frankfurter Journal“ wird ein „Arbeit und Politik“ überschriebener Artikel, der sich mit den Zuständen und jüngsten Vorkommnissen in England beschäftigt, folgender— maßen geschlossen: ;

. Wir dürfen an diesen Erscheinungen nicht vorübergehen, ohne einige Lehren daraus entnommen zu haben. Schon um der bedroh— lichen Rückwirkung der sozialen Gährung in England auf unsere eigenen sozialen Verhältnisse vorzubeugen, wird es zuvörderst Pflicht fein, mit allem Ernst auf die Erhaltung einer starken Regierung und unserer, die äußere Ordnung schützenden Behörden und gesetzlichen Institutionen bedacht zu sein. Aber auch das sei im Auge behalten, daß die Sozialpolitik des Kanzlers vorwärts kommt und an der Zollgesetz= gebung jetzt nicht um reiner Schulmeinung willen gerüttelt wird, und andererseits, daß das Parteiwesen aus dem Kreise der staatsfreund— lichen Wählerschaft heraus immer neuen, kräftigeren Antrieb zu einer nach den naturgemäßen Bedürfnissen sich richtenden Vereinfachung empfängt. Ersteres erhält dem Volke die Arbeit, letzteres sichert die Grundlagen einer guten Politik.“

2

3 den Ihllen Presse“

Es geschieht nur widerwillig, daß wir dieses alte abgedroschene Thema vonZeit zu Zeit wieder berühren, und nur zur Abwehr. So lange von der Manchesterpartei trotz der eklatantesten und unumstöß⸗ lichsten Beweise immer und immer wieder mit einer, einer besseren Sache würdigen Beharrlichkeit die Behauptung aufgestellt wird, daß die Zölle das Rohmaterial und die daraus hergestellten Produkte ver— theuern, sind wir genöthigt, die Beweise für das Gegentheil anzu⸗ führen, schon aus dem Grunde, damit bei der bekannten Kampfesweise der Gegner nicht etwa die Schlußfolgerung gezogen wird: qui tacet, consentire videtur.

Daß trotz des Kornzolls die Weizen⸗ und Roggenpreise konstant zurückgehen, weiß nachgerade Jeder und daß an fehr vielen Orten (leider nicht in Wiesbaden) die Brodpreise erheblich gewichen sind, ist auch längst kein Geheimniß mehr.

Heute wollen wir nur einen kurzen Rückblick werfen auf die Zeit, als die Cisenzölle eingeführt werden sollten. Da wußten unsere frei⸗ sinnigen Blätter ganz genau auszurechnen, um wie viel Marc der Pflug und die Egge des im Schweiße seines Angesichts arbeitenden Bauern und um wie viel die Schaufel oder der Spaten des armen Arbeiters theurer werden würde. Und wie stellt es sich in Wirklichkeit? Wir führen als Beispiel aus der „Frankfurter Zeitung“, gewiß einem in dieser Beziehung unverdächtigen Blatte, den Bericht der deutschen Heu⸗ und Dünger⸗Gabeln⸗Industrie an. Da⸗ nach sind die Preise seit dem Jahre 1831 um 60, sage und schreibe: sechzig Prozent gefallen. Dabei ist die amerikanische Konkurrenz Dank dem Schutzzoll vollständig aus dem Felde geschlagen und die deutsche Industrie beherrscht unbestritten den europäischen Markt. So zu lesen in Nr. 46 des genannten Blattes; jeder Kommentar dazu ist überflüssig.

bemerkt die „Wiesbadener

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 8. In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Abänderung des Verzeichnisses der Reichs beamten zur Verordnung, betr. die Tagegelder ꝛc. Finanz Wesen: Nachweisung von Einnahmen des ö vom 1. April 1880 m. Ende 6 Militär⸗Wesen: Aenderungen der Landwehr⸗Bezirkseintheilung. Polizei⸗Wefen: Ausweisung von bam F 6. dem eichs gebiete. 9 666

Tisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 6. Inbalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom'?7. 3 1886, betr. Bestellung von Amtskautionen, vom 9. Februar 1886, betr. Ergänzungen der Anlage D zum §. 48 des Betriebs⸗Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands, vom 9. Februar 1536, betr. Auf⸗ sicht über Privatanschlußgeleise. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund—

heitsamts sind in der Zeit vom 7. bis 13. Februar er. von je 1000 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet; in Berlin 23,1, in Breslau 27,0, in Königsberg 36,3, in Köln Il,3, in Frankfurt a. M. 16,8, in Wiesbaden 14,1, in Hannover 21,3, in Kassel 29,2, in Magdeburg 21,0, in Stettin 26,4, in Altona 28,7, in Straßburg 241, in Metz 23,7“, in München 27,6, in Vürnberg 20,2, in Augsburg 27,6, in Dresden 32,5, in Leipzig 21,7 in Stuttgart 21.9, in Karlsruhe 26,4, in Braunschweig 24,4, in Hamburg 25,5, in Wien z2, 9 in Budapest 30,9. in Prag 344, in Triest 27,9, in Krakau 27,5, in Basel 185, in Brüssel 2,8, in Amsterdam 25,8, in Paris 26,3, in London 24,9, in Glasgow 29,8, in Liverpoof 24,4, in Dublin 38,6, in Edinburg 18,“, in Kopenhagen 19,3, in Stockholm 8, in Christiania 1935, in St. Petersburg 35,4, in Warschau 28,2, in Odessa 36,1, in Rom 35, l, in Turin in Venedig 3135, in Bukarest —, in Alexandria Ferner in der Zeit vom 17. bis 23. Januar er. in Vew⸗Jork 25, l, in Philadelphia 24.3, in Baltimore 18, l, in San Francisco 23, ), in Kalkutta 25,5, in Bombay 24,6, in Madras 38,1. Die Sterblichkeit hat auch in dieser Berichtswoche in den meisten Großstäzten Europas wieder etwas zugenommen, nur aus einigen füd⸗ und mitteldeutschen Städten (Wiesbaden, Frankfurt a. M. Mannheim, Hannover, Magdeburg, Leipzig) werden . Sterblich⸗ keitsziffern als aus der Vorwoche gemeldet. Bei vorwiegend östlichen, in Süddeutschland auch vielfach nordwestlichen, von strengem Frost— wetter begleiteten Windrichtungen, die während der Woche herrschten, traten akute Entzündungen der Athmun Sorgane fast allgemein in größerer Zahl als Erkrankungsursachen auf und führten. namentlich in Altona, Berlin, Bresfau, Dresden Elberfeld, Essen, Köln, Leipzig, Stettin. Wien, London u a. in zahl⸗ reichen Fällen zum Tode. Darmkatgrrhbe und Brechdurchfälle der Kinder kamen dagegen in deutschen Städten seltener zum Vorschein; auch war die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammt⸗ sterblichkeit eine geringere, so daß von 10 000 Lebenden, aufs Jahr berechnet, in Berlin tz, in München 83 Säuglinge starben. Von den Infektionskrankheiten wurden nur Sterbefälle an Pocken zahlreicher, an Scharlach, Diphtherie, Typhus und Kindbettfieber seltener, an Masern und Keuchhusten in fast gleicher Zahl wie in der Vorwoche gemeldet. Masern zeigten sich in Berlin, Dresden, Hamburg, Amsterdam, Wien, Budapest in größerer Verbreitung, auch in den Regierungsbezirken Düsseldorf, Hildesheim, Königsberg sind Masern— erkrankungen zahlreich, während in London, Paris, Lyon, St. Peters⸗ burg, Rom die Zahl der Masernfälle kleiner wurde. Sas Schar⸗ lachfieber wurde in Berlin, Essen, Paris etwas häufiger, in Hamburg, Christiania und St. Petersburg seltener Todesveranlassung. Dle Sterblichkeit an Diphtherie und Croup hat in Berlin, Breslau, Dresden, Kassel, Leipzig. Magdeburg, Christiania, Rom, Wien, Warschau abgenommen; sie war dagegen in Barmen, Danzig, Halle, Hamburg, Hannover, München, Potsdam, Amsterdam, London, Paris, Triest, St. Petersburg eine gesteigerte. Auch in Rürn“ berg und im Regierungsbezirk Schleswig waren Erkrankungen an Diphtherie zahlreich. Das Vorkommen typhöser Fieber blieb in deutschen Städten ein beschränktes, nur aus Hamburg werden mehr (7) Sterbefälle gemeldet; in Paris nahmen Sterbefälle an Typhus gleichfalls ab, in London, St. Petersburg, Warschau zu. An Flecktyphus wurden aus Prag 1, aus Triest 2 Todesfälle, aus den Regierungsbezirken Münster und Aachen 1 bezw. 2, aus St. Petersburg 3 Erkrankungsfälle gemeldet. Rückfallsfieber wurden in St. Peters burg etwas seltener; es wurden 5 Todes⸗ und 24 Er— krankungsfälle, zudem auch aus dem Regierungsbezirk Stettin 2, aus Stockholm 9 Erkrankungen daran mitgetheilt, In Bersin zeiglen sich einzelne Erkrankungen an epidemischer Genickstarre. Im Kindbettfieber werden aus deutschen Städten 12 Todesfälle, wovon 6 auf Berlin entfallen, gemeldet, auch in Wien und Paris war die Zahl der Todes— fälle an Kindbettfieber eine größere. Der Keuchhusten Hat in London, Glasgow, Berlin mehr, in Dublin und Liverpool weniger Opfer gefordert. In Hamburg, Kopenhagen, Stockholm rief der Keuchhusten ebenfalls viel Erkrankungen hervor. Pocken waren in Wien, Prag, Pest, Rom (Anfang Januar) zahlreich. Aus Paris wer— den K aus Venedig 5“. aus Liverpool 3, aus Zürich, St. Petersburg, Warschau, Odessa je 2, aus Leipzig 1 Todesfall berichtet. Erkran— kungen kamen aus Londen, Edinburg, St. Petersburg einzelne, aus Breslau 4, aus Müllrose (Reg.Bez. Frankfürt a. O. 5, aus Wien und Pest in größerer Zahl zur Kenntniß. Im Hafen Tarifa (Pro⸗ vinz Kadir) hat die Cholera weitere Verbreitung gefunden und in der Zeit vom 27. Januar bis T Februar 218 Erkrankungen und 69 Todes⸗ sälle hervorgerufen. In Douarnenez (Departement Finistere) find vom 30. Januar bis 8. Fehruar 43 Erkrankungen und 6 Todesfälle amtlich gemeldet worden In Kalkutta stieg die Zahl der Cholera—⸗ todesfälle in der ersten Januarwoche auf 59.

Aus den Verhandlungen des achten Provinzial⸗ Landtages der Provinz Ostpreußen vom 11. bis 19. März B55“ entnehmen wir, daß der Provinzial-Haushalts⸗Etat der Provinz Ostpreußen pro 1. April 1885— 86 eine Einnahme von 3 820 060 M, aufweist, welche Summe sich folgendermaßen zusammensetzt: A. Dau— ernde Einnahmen, J. Allgemeine Verwaltung 1 661 681 M I. Wegebau—⸗ Verwaltung 1 460 993,24 S III. Hebeammenwesen 6 657 ½ LH. Land⸗ wirthschaftliche Lehranstalten 165600 466. V. Zandarmen⸗ und Wohl⸗ thätigkeitsanstalten 45 10940. PMI. Schulden⸗Verwaltung 37 029,76. VII. Provinzial⸗Abgaben⸗Verwaltung 470 000 M. (Provinzial⸗Abgaben von den Kreisen 7 pCt. der direkten Staatssteuern. VIII. Beihülfen an die Kreise 600.6, (Die den Kreisen Niederung und Ragnit zu machenden Abzüge von den Beihülfen zur Durchführung der Kreisordnung wegen Verweigerung der unentgeltlichen Besorgung der Tassengeschäfte für die Provinzial Chausseeverwaltung je 3090 606) 1X. Inègemein 1439,06 M. Summe A. Dauernde Einnahmen 3 790 000 66. B. Außerordentliche Einnahmen. Von der Provinzial-Hülfskasse aus dem Bestande der Chaussee⸗-Anleihe zur theilweisen Deckung der Baukosten für die Kurmeßerisbrücke 129000 ½. Gesammteinnahme 3 820 000 ½ Die Ausgabe pro 1385 86 ist auf 3 820 909 (6e veranschlagt, und zwar: A. Dauernde Ausgaben. J. Allgemeine Verwaltung 368 925 S6 I. Wegebau—⸗ Verwaltung 2219 278,11 M III. Hebammenwesen 10728 IT. Landwirthschaftliche Lehranstalten 26 700 S6 V. Landarmen und Wohlthätigkeitsanstalten, 57 566,05 „66. VI. Schuldenverwaltung 111900 6 VII. Provinzial⸗Abgabenverwaltung 1000 6. VIII. Bei- hülfen an die Kreise zur Durchführung der Kreisordnung 240 000 X. Insgemein 14 402,4 6ς, Summa A. Dauernde Ausgaben 3581 500 6. B. Außerordentliche Ausgaben. J. Zur inneren Aus⸗ schmückung des Landhauses, 1V. Rate 3500 „S4. 1I. Zum Fonds der Vermögenssubstanz, die seit Uebertragung der Chaussecberwaltung auf die Provinz von dieser für den Verkauf von Chausseehäusern und Landparzellen erzielten Einnahmen, welche bei den laufenden Ein— nahmen gebucht sind, 10 000 66 III. Zum Neubau der Kurmeßeris⸗ brücke bei Tilsit II. Rate 209 000 66. JV. Beihülfe an die Stadt Schippenbeil zum Bau der Allebrücke J. Rate 15 000 66. V. Sub- vention an den Provinzialverein zur Bekämpfung der Wanderbestelei 190900 6. Summa B. Außerordentliche Ausgaben 238 500 4 Gesammtausgabe 3 820 000 M Einnahme und Ausgabe balancirt.