1886 / 74 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Mar 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Frankreich. Paris, 24. März. (Fr. Corr) Die Majorität bei der Wahl für die Mitglieder des Budget⸗ Aus schusses ist den Republikanern im Voraus gesichert.

ie Kammer zählt gegenwärtig 578 Deputirte, welche elf Abtheilungen bilden. Sechs derselben umfassen je 53, die fünf anderen je 52 Mitglieder. Die siebente Abtheilung zählt das Maximum von Republikanern 4, die elfte das Maximum von Monarchisten 21; überall haben die ersteren einen Vor⸗ sprung von mindestens zehn Stimmen.

(Köln. Itg. Der Minister des Innern hat einigen Mitgliedern des Sengts sein Bedauern darüber aus— gesprochen, daß diese Körperschaft der neuen Anleihe so wenig Wohlwollen entgegenbringe; sollte der Senatsausschuß sich gegen den Gesetzeniwurf aussprechen, so sei er genöthigt, einen solchen Beschluß zu bekämpfen, und in dem Fal lehne er jede Verantwortlichkeit über die Verzögerung des Beginns der Arbeiten ab. Auch wies der Minister darauf hin, daß der Senat durch ein derartiges Vorgehen sein Ansehen bedeutend schädigen würde.

25. März. (W. T. B.) Die Bureaux der Deputirtenkammer wählten heute die Budget⸗ kommission. Sämmtliche Gruppen der Linken hatten sich über die zu wählenden Kommissions⸗Mitglieder geeinigt und verhinderten dadurch jede Wahl eines Mitgliedes der Nechten. Unter den in die Kommission gewählten Republikanern herrscht indeß über die einzuschlagende Finanzpolitik und die vor⸗ geschlagene Anleihe noch große ö Wie aus Deputirtenkreisen verlautet, würde die Budgetkommission die Abstimmung über die Anleihe an die Votirung des Budgets anknüpfen, ein Beschluß über die Anleihe demnach nicht sofort erfolgen. Auch soll die Majorität der Kommission anstatt der vom Minister vorgeschlagenen 3 prozentigen ständigen Rente, mehr einer 3prozentigen amortisirbaren Rente zugeneigt sein.

Türkei. Konstantinopel, 25. März. (W. T. B.] Madjid Pascha ist hier angekommen und Gadban Effendi hierher berufen worden.

Serbien. Belgrad, 25. März. (W. T. B.) Der König konferirte wie in den letzten Tagen so auch heute mit verschiedenen Parteiführern anläßlich der Kabinetsbildung. Allseitig sucht man Garaschanin zu bewegen, im Amt zu bleiben, doch beharrt derselbe zur Zeit noch immer bei feiner Absicht, zurückzutreten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, (W. T. B.) Der Kaiser empfing gestern den diesseitigen Botschafter in Wien, Fürsten Lob anoff. Der Com⸗ mandeur des Grenadier-Corps, General Ganetzky, ist zum . des Wilnaer Militärbezirks ernannt worden.

Afrika. Egypten,. Kairo, 23. März. Ulllg. Corr.) Ein großes Rebellenheer hat sich in Berber gebildet und bereitet sich zum unverzüglichen Vorstoß vor. Sir H. D. Wolff ist telegraphisch . worden, sofort eine Konvention mit Mukhtar Pafcha zu schließen.

(W. T. B.) Der „Times“ wird aus Kairo bezüg⸗ lich der Verhandlungen über die Konversion der Daira⸗ und Domänen-⸗Anleihen, vom 25. 6, gemeldet: die egyptische Regierung sei gewillt, audere Garantien anstatt der Ländereien zu geben, beanstande jedoch jede Neuerung, so lange die gegenwärtigen kostspieligen Verwaltungen in irgend welcher Form beibehalten würden

Zeitungs stimmen.

.Die „Landes-Zeitung für Elsaß⸗Lothringen“ zieht in einem längeren Artikel eine Parallele zwischen dem j.ungeren Pitt (1784— 1792) und dem Reichskanzler Fürsten von Bismarck. In dem Aufsatz heißt es: itt fand das Finanzwesen seines Vaterlandes in einem äußerst zerrütteten Zustand vor. Zur Kennzeichnung der Lage genügt es, darauf hinzuweisen, daß der junge Finanz Minister einen Fehl⸗ betrag der Staatseinnahmen von 10 Millionen Pfd. Sterl., nach anderer Berechnung von mindestens 5 5606069 Pfd. vorfand. In friedlichen Zeiten“, äußerte Pitt, „wäre es vielleicht noch eine Zeit lang gegangen, aber wie sollte es bei einer plötzlich eintretenden ö Erschütterung werden?!“ Daraus erklärt sich auch, daß Pitt ei seinen Reformen den Schulmeinungen nicht viel Gehör verstattete, wenn sie, den großen Zwecken, welche das Staatsleben gebieterisch stellte, hindernd in den Weg traten. Auch Pitt hatte die neuen Lehren der Volkswirthschaft, welche von Adam Smith ausgingen, in sich aufgenommen. Trotzdem dieselben bekanntlich den indirekten Steuern nicht sehr günstig sind, entfernte sich Pitt nicht von der ge⸗ schichtlichen Grundlage, auf welcher das englifche Finanzfystem gebaut war, und welche wesentlich in Zöllen und Verbrauchssteuern bestand. Ja,. hat von den indirekten Steuern einen Gebrauch gemacht, wie, kein Finanzpolitiker vor ihm, noch nach ihm. Und als er im Jahr 1798 in Folge der durch die damaligen welterschüttern⸗ den Ereignisse großartig gesteigerten Ansprüche an die Finanzkraft Englands zur Einführung der Einkommensteuer seine Zuflucht nahm, mußte er bald die Erfahrung machen, daß die theoretische, schul⸗ gerechte Schönheit, dieser Steuerart doch in' der Anwendung viel zu wünschen übrig ließ. Die grundlegende Reform von 1784 - 1792 bewegte sich also ganz auf dem Gebiet der indirekten Steuern, und so nachhaltig war die Wirkung, daß kurz vor Ausbruch der französi⸗ chen Revolution das Gleichgewicht im Staatshaushalt vollständig ergestellt war. Und welche Ansprüche mußte Pitt an das Land stellen, um dieses Ergebniß zu erzielen? Ein gelindes Gruseln mag den Philister von heutzutage überkommen, wenn er die lange Liste all der Gegenstände liest, wesche unter dem Griffe Pitts für den eng— lischen Staatsschatz bluten mußten. Abgesehen von den Zöllen, . hauptsächlich Taback, Thee und Spirituofen trafen, unterlagen Mägde, Karren, Kerzen, Kramläden, Zeitungen, Versicherungen, Vermächtnisse, Spielkarten, Würfel, Pferde, Wagen, Hüte, Seidenbänder und Ge⸗ webe, Linnen, Baumwollgewebe, Gewerbsscheine, Kohlen, Back- und Ziegelsteine, Papier 2c. der Besteuerung, und das ist nur eine Blumenlese. Könnte sich eine Spposition eine hübschere , , zum. Donnern gegen den blutgierigen Fis⸗ us und zur Heraufbeschwörung der üblichen Petitionsstürme von Seiten der Interessenten wünschen? Pitt hat es an sich sattsam erfahren. Nur unter den schärfsten Kämpfen mit der Oppofition des Unterhauses gelang es ihm, feine Reformen durchzuführen. . . . Die Pfeife und das Schnäpschen des armen Mannes spielten schon damals ihre Rolle auf der Rednerbühne des englischen Unterhauses. Aber alle Angriffe der Opposition, welche, wie zugegeben werden muß, manche be⸗ vechtigte Ausstellungen machte, prallten an dem festen Willen bes englischen Volkes ab, durch die eingeleitete Reform die Zu kunft des Landes zu ichern, die Finanzen des Staats auf die Höhe der licherweise an die Macht. Englands herantretenden Ansprüche zu ringen... Das englische Volk in feiner Mehrheit blieb dem jungen Minister treu. -.. Die Opposition selbst trug durch die . ihrer Angriffe und die rundsätzliche Nörgelei an allen und jeden Reform⸗ vorschlägen der Regierung dazu hei, die Mehrheit des englischen Volks in die Arme Pitts zu treiben. Alles von vornherein ver⸗ urtheilend, hatte sie es andererfeits nie dazu gebracht, Mittel anzugeben,

gls später die gewaltige Erschütterung, welche durch die französische

evolution hervorgerufen wurde und in ihren Folgen an die englischen Staatsfinanzen ungeheure Forderungen stellte, die weise Fürsorge Pitts für den guten Stand derselben glänzend rechtfertigte, da mußte jelbst die Qpposition zugestehen, es sei ein Glück gewesen, daß Pitt bei der Durchführung seiner Reformen so viel Zähigkeit und Ausdauer be⸗ wiesen habe. . . (

Unter ganz anderen Voraussetzungen als Pitt ist etwa ein Jahr- hundert später der deutsche Reichskanzler an ein Reformwerk gegangen, das sonst mit den Bestrebungen des gefeierten englischen Staatsmannes zahlreiche Berührungspunkte aufweist. Pitt hat sein Werk unternommen am Anfang seiner Laufbahn; Fürst Bismarck, nachdem er, den größten Theil der seinigen bereits durchmessen. Jener als ein Jüngling und Neuling in den Staatsgeschäften, ohne Erfahrung, dieser an verantwortungs voller Stelle, ergraut in den Diensten des Staates, und welchen Diensten! Wie verschieden also die Legitimation Beider zur Sache! Freilich hat die Opposition, welche sich in unseren gesetzgebenden Körperschaften gegen die Finanz⸗ politik des Reichskanzlers rr demselben immer und immer wieder die Befähigung abgesprochen, auch, in den volkswirthschaftlichen Dingen bessernd einzugreifen, die kurzbeinige Unterscheidung des inneren“ und „äußeren? Bismarck. Allein der nämliche Vorhalt wurde auch Pitt von Seiten der Opposition gemacht; mit welchem Recht, darüber hat die Geschichte zu Gunsten des englischen Staats⸗ mannes ihr Urtheil gefällt. Und sie wird es auch, wie in vielen anderen. Dingen, bezüglich der Finanzreformen des Reichskanzlers thun. Die Finanzwissenschaft deckt sich nicht mit der Finanzpolitik, die Staatsbedürfnisse lassen sich einmal nicht nach den. Rezepten der Studirstube befriedigen. Fürst Bismarck ist auch in dieser Beziehung Realpolitiker im besten Sinne des Wortes. Seit er im Jahr 187! selbst das Steuerruder der deutschen Wirthschaftspolitik ergriffen hat, nachdem er bisher durch die auswärtigen Angelegenheiten voll⸗ ständig in Anspruch genommen war, ist sein Streben darauf ge— richtet, dem Deutschen Reich auch durch eine feste Finanzverfassung die dauernde Grundlage seines Bestandes zu geben. Bisher ist ihm dies nur bezüglich der Zollgesetzgebung gelungen, die neben der fiska⸗ lischen auch eine hervorragende wirthschaftliche Bedeutung hat, den Zweck nämlich, den deutschen Markt vor allem den eigenen Volksgenossen offen zu halten. Das innere Steuerwesen harrt erst noch des Aus— baues. Theilweise ist auch in dieser Richtung der Anfang gemacht. Aber die großen Pläne, welche recht eigentlich die Bestimmung haben, das Reich zu „finanziren“, wie die Börse sagt, erst das Taback⸗Monopol und dann das Branntwein⸗Monopol, sind vorläufig als gescheitert zu be⸗ trachten. Und doch kann und darf das Reformwerk nicht ruhen, bis das Reich finanziell auf eigene Füße gestellt“ ist, und damit auch die Mittel für die große Sozialreform flüssig gemacht sind, deren An⸗ bahnung vielleicht das größte Verdienst des Kanzlers ist. Die Bismarckschen Finanzreformen sind überhaupt nur im engsten Zu⸗ sammenhang mit der Sozialreform zu verstehen. Beide müssen gleichen Schritt halten. Selbstverständlich kommt dabei auch noch, wie bereits angedeutet, der Gesichtspunkt in Betracht, der Pitts leitender Gedanke und Zweck war: das Vaterland durch das feste Gefüge eines ergiebigen Finanzwesens gegen die Erschütterungen zu wappnen und sicher zu stellen, welche auf dem Gebiete der äußeren Politik eintreten können. Allein große Reformen, große Hindernisse! Auch in diesem Punkt haben die Bestrebungen des Fürsten Bismarck vor denjenigen Pitts nichts voraus. Im Gegentheil, es werden ihm mehr Steine in den Weg gewälzt, als dem englischen Reformer. . Hrund immer dasselbe Lied. Grundsätzliche Spposition macht Den Findruck der Gehässigkeit und Beschränktheit. Selbst dem sonst Loyalsten ist es darin auf die Dauer nicht möglich, sachlich zu bleiben. Aber persönlich ist Pitt selbst von den schärfsten Zungen „Sr. Majestät etreuer Opposition · auch während der heftigsten parlamentarischen Kämpfe kaum je so angegriffen worden, wie der Kanzler. .. In einem ganz bestimmten Zuge gleichen sich aber die Gegnerschaften der beiden Reformer genau. Kaum hatte Pitt eine Finanzbill durchgebracht, fo war die Opposition bei der Hand mit der Frage, was sie denn bisher genützt habe. Auch dort setzte man sich leichthin über das Gesetz von Ursache und Wirkung und den alten Satz hinweg, daß alles Ding seine Zeit braucht, wenn es galt, die Finanzpolitik der Regierung in den Augen des englischen Volks herabzusetzen. . . Das Sprechen „zum Fenster hinaus“ ist nicht erst eine Erfindung unserer Tage, obgleich dasselbe in Folge der großartigen Fortschritte der Tagespresse erst recht wirksam geworden ist. Wurde dem Reichskanzler denn nicht auch alsbald nach Einführung der neuen Zölle, und, was noch un⸗ geheuerlicher war, fast unmittelbar nachdem die ersten tastenden Versuche in der Kolonialpolitik gemacht waren, die dringliche Frage vorgehalten, welche . denn diese Einrichtungen und Unternehmungen bisher getragen hätten?... Die Schlagworte der Volksredner (in England) verfingen nicht, in manchen Wahl⸗ versammlungen wurde ihnen einfach gefagt, wofern sie Patrioten seien, bliebe ihnen nichts Anderes übrig, aks geradefo vorzugehen wie Pitt, wenn sie in der Mehrheit und am Ruder wären. Pitt hatte und konnte haben ein unbegrenztes Vertrauen in den

bei welchem volles

* welche den englischen Finanzen aufzubelfen gewesen wäre. Und

Steuern in

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den, hiesigen Standesämtern in der Woche vom 14. März bis incl. 35. März er, zur Anmeldung gekommen: 257 Ehe⸗ schließungen, 906 Lebendgeborene, 30 Todtgeborene, 636 Sterbefälle.

Gewerbe und Handel.

Nach einer im „Schweizerischen Handelsamtsblatt“ erschienenen amtlichen Bekanntmachung findet Sonnabend, den 27. d. M., Nach⸗ mittags von 3 Uhr an, im Konfexenzsaale des Nationalraths zu Bern die Ausloosung der am 39. Fund d. J. zur Rückzahlung gelangen⸗ den Obligationen des eidgenssfifchen ÄAnkehens'von 1889 im Betrage von 78 9090 Fr. statt. ;

= Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrielker belief sich die Roheisenpro— duktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Februar 1386 auf 269 481 t, darunter 133 247 t. Puddelroheisen, oS33 t Spiegeleisen, 35 452 t Bessemerroheifen, 59 os t Thomas⸗ roheisen und 28 046 t Gießereiroheisen. Die Produktion im Februar 1886 betrug 296 927 t. Vom 1. Januar bis ult. Februar 1885 wur⸗ den produzirt 566 350 t gegen 6i6 738 t im Vorjahr.

London, 25. März. (W. T. B. Wollauk tion. Australische Wollen ruhig, Kapwollen schwächer.

2Baadföord, 28. Märg. (W. T. B) In Wolle mehr Ge— schäft, Preise unverändert, Mohair und Alpaccawolle ruhig, aber fest, Gefen ge klein, aber zahlreich, Preise unverändert, Stoffe ohne Besserung.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die deutschen , fschiffe zwischen Kiel und Korsör haben ihre Fahrten, welche wegen Eises vorübergehend unter brochen waren, wieder aufgenommen; der Betrieb der dãnischen Post dampf. schiffe dieser Linie ist dagegen zur Zeit noch eingestellt. Die Beforde⸗ rung der Postsendungen nach und von Kopenhagen sowie nach und von Norwegen und Schweden erfolgt daher, soweit nicht der Weg über Jütland benutzt wird, wieder uͤber Kiel Korsör, und zwar bis auf Weiteres ausschließlich mittelst der deutschen Po stdampser.

Mit dem 1. April d. J. wird die Neue Berliner Omnibus⸗ und Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft . die Dmnibuslinie Alexanderplatz Moabit Kriminalgericht) in

Betrieb setzen. ö Bremen, 25. März. (B. T. B.). Der Dampfer des NVorddeutschen Lloyd „Fulda“ ist heute früh 1 Uhr in

Southampton eingetroffen.

Berlin, 26. März 1886.

In der gestrigen Stadtverordneten⸗Versammlung hier⸗ selbst wurde die Etatsberathung zu Ende geführt. Es wurde be— schlossen, die für das Jahr 1886 57 zu erhebende Quote der Gemeinde Einkommensteuer auf 100 0 der Normalsätze zu bestimmen. Der Etat wurde im Ganzen in Einnahmen und Aus⸗

gaben mit 57 643 178 4M genehmigt.

Bei den Pferden der Fuhrwerksbesitzerin Wittwe Kulicke, Max⸗ straße 13 hierselbst, ist der Ausbruch der Rotz kran khelt amtlich sestgestellt worden. Dagegen ist diefe Seuche bei den Pferden des Fuhrherrn Rogatz, Gerichtsstraße Nr. 72, und des Fuhrherrn Rohnke, Herre ostʒa ß 85, erloschen.

Brüssel, 25. März, Nachmittags. (W. T. B.) des heute Abend stattfindenden Arbeiter⸗Meetings hat die Polizei angeordnet, daß die Theilnehmer an demselben weder vorher noch nachher in geschlossenen Aufzügen sich auf den Straßen bewegen

dürfen.

26. März. (W. T. B.) Während des gestern Abend statt⸗ gehabten Arbeiter⸗Meetings hatten sich etwa 100 Personen vor dem ersammlungslokal eingefunden, welche sich jedoch ruhig verhielten. Der Platz war von der Polizei besetzt. Nach Beendigung des Meetings, in welchem sehr heftige und aufreizende Reden gehalten wurden, fand eine Zusammenrottung statt, es wurde die Marseillaise

gesungen und versucht, einen Zug zu bilden, was jedoch die Polizei

verhinderte.

25. März, Abends. (W. T. B.) Dem „Etoile belge“ wird aus Charleroi, von heute Abend, gemeldet: man besorge für den morgenden Löhnungstag eine allgemeine Niederlegung der Arbeit. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe sei nach Fleurusß'ein Bataillon

Jäger abgegangen und nach Chatelineau Gendarmerie ge⸗

sendet worden. ü

26. März, Vormittags. (W. T. B.) Nachdem es der Polizei gelungen war, die Menschenansammlungen, die sich gestern Abend in Folge des Meetings gebildet hatten, zu zerstreuen, rottete sich später ein kleinerer Menfchenh aufe zusammen, welcher sich nach dem Palais zu in Bewegung fetzte. Als sich die Polizei demselben entgegenstellte, kam es zu einem Handgemenge. Die Polizei⸗ mannschaften zogen ihre Säbel, worauf fich die Menge zerstreute. Fünf Verhaftungen wurden vorgenommen. Heute früh ist die Stadt ruhig. Die Polizei hat Maueranschkäge, die zu Brand und Plünderung auffordern, entfernen lassen.

Lüttich, 25. März, Nachm. 1 Uhr. (W. T. B.) Den Offi⸗ zieren der Truppen ist die Ermächtigung ertheilt worden, Per⸗ sonen, welche unbefugter Weise Waffen tragen, festzustellen. Abthei⸗ lungen des 9. Linien-Regiments sind nach St. Ricolas ab— gegangen, wo gestern zwei strikende Arbeiter tödtlich verwundet wurden.

25. März. Abends. (W. T. B.) Nach einer hierher gelangten Anzeige ist bei dem Bahnhof von Hasselt, 6 Fuß von den Eisenbahnschienen entfernt, ein 35 Patronen enthaltendes Dynamit⸗ packet aufgefunden worden; das Packet war von dem Maschinen⸗ räumer bei Seite, geschoben worden. Der hiesige General— Prokurator begiebt sich morgen nach Hasselt, um die Unter- uch ung persönlich zu leiten. Nach eldungen aus Charleroi haben auch in Ran sart und in mehreren Gruben bei Chatelineau und Fleurus die Arbeiter die Arbeit eingestellt.

Mons, 25. März, Vormittags . 30 Minuten. (W. T. B.) Gegen tausend Arbeiter von der Kohlengrube bei Gilly haben die Arbeit niedergelegt und eine Erhöhung der Löhne verlangt. Eine Anzahl der Strikenden hat sich nach Ransart begeben, um die ??. der dortigen Kohlengruben zur Einstellung der ee t zu be⸗

immen.

Bezüglich

New; York, 25. März. (W. T. B) Der Strike der Eisenbahnarbeiter in Kanfas-Eithy ist durch Kompromiß beigelegt worden, und es gelang heute wieder, einen Güterzug von St. Louis abgehen zu lassen. Seitens des Oberbefehlshabers der einberufenen Miliz sind Maßregeln zum Schutz und zur Unter⸗ stüͤtzung der Eisenbahngesellschaften getroffen. Der Gouverneur von Missouri hat eine Proklamation erlassen, in welcher er die Missouri-Pacifie⸗-Cisenbahngefelkschaft anweist, den regelmäßigen Verkehr der Eisenbahnzüge wieder auf— zun eh men und erklärt; er würde ubthigenfalls Gewalt anwenden, um die Gesellschaft bei Ausführung diefer . zu unterstützen.

Im Walhalla-Operetten-Theater übt die von Jacobson und Wilken unter dem Titel: „Das lachende Bern“ zu⸗ sammengestell te heitere Uebersicht aus der Berliner Theatergeschichte noch immer die alte Anziehungskraft aus, und die Hoffnungen, welche sich bereits an den ersten Aufführungsabend knüpften, haben sich in glänzender Weise erfüllt. Noch immer füllt sich allabendlich das Daus mit einer großen Zahl Lachlustiger, welche an den ausgelassenen Schwänken ihr Vergnügen haben und fich einmal ordentlich satt lachen wollen. „Es unterliegt keinem Zweifel, daß das lustige Werk, welches am gestrigen Abend bereits die n fh. Aufführung erlebte, mithin also bald die fünfzigste Jubisäumsvorstellung bei ungef wächter Theilnahme erfahren wird, auch bald das Fest der hundertsten Wieder⸗ holung feiern und noch lange das Repertoire des Walhalla⸗Theaters beherrschen wird. In der Besetzung der Rollen ist insofern eine Ver⸗ änderung eingetreten, als für das ausgeschiedene Ii Dworschack seit dem gestrigen Abend Frl. Negri, welche bis dahin im Tentral⸗Theater mitwirkte, eingetreten ist und. in den verschiedenen Rollen ihre Aufgabe mit solchem Geschick und gefälliger Anmuth erfüllt, daß, man diese Neubesetzung als einen Gewinn bezeichnen kann. Die übrigen Darsteller sind allabendlich nach Kräften bemüht, den Heiter⸗ keitserfolg zu einem großen zu machen. Hr. Herrmann mit seinem prächtigen Humor, Hr. Link in seiner grotesken Komik, sowie die Hrn.

hilipp, Worms und Bollmann sind jeder tüchtig an seinem Platz. rl. Bäckers sowie die übrigen Damen gefallen durch ihr frisches, gewandtes Spiel. In der , Gala⸗Vorstellung im Circus Renz kommt ein neues Spektakelstück, betitelt: „Ein Fest in Kalkutta“, zur erst⸗ maligen Aufführung. .

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

Erste Beilage zum Deutschen

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Nordhausen⸗ Erfurter Eisenbahn

A Saal⸗Eisenbahn

Werra⸗

Summe TT. Iddh / 6 bezw. 1836 . . 1584/85 bezw. 1885 * EHI. Privatbahnen unter Privatverwaltung. a. mit dem Etatsjahr v.

J. April: Unterelbesche Eisenbahn

a. nicht garant. Linien

5. garantirte Linien

2. eigene Strecken. Fischhausen⸗Palm⸗

nickener Eisenb. Weimar⸗Geraer Eisenbahn

a. eigene Strecken.

; 1885/86 gegen 1884,85 1886 1885 1886 1885 1886 1885 1886 1885 1886 1885 1886 1885 1886 1885 1886 1885 1836 1885 1886 1885 1886

2282 885

gegen gegen gegen gegen gegen

gegen

r

gegen

**

gegen gegen gegen

gegen

ö

18386 1885 1886 1885 1886 1885

gegen gegen

gegen

DVI mᷓ

04 3

105,63 283

004 3 95, 49 11

79,

96, 56

5

349, 1 0 131, ol

69 489

10040

36 280 206 J 34 759 I3 d 2 364 25 355)

359

334 268 829 36

907 1295 969 10 304 665 20— 1 545 ö! 48 71

246

238 28563 29 2150 343

704 115 1831

224 266

686 18 * 1870 * 9

79 484

401 186

.

366

534 273 1006

92 135 448

505 94

2021 1401

5 978 46 12119 93

165

2 Re 852

1700

i

za 1065 512 16 93 4 165

27 4

96 672 —– 182

1231

29 40 400 270

21

.

17991 228 121 166 20826 303 , 46 099 268 1 83 5

44 902 J 15 830 ; 170 261 36 180 699

* 96 30 532

4532

614

79383 99 5834 22

8 521 33 418. 6 060 15 160

348 1237 701 744

28 2166 12

7 269

695

593

ö

159314

zöh l Ii 44 iös

7149 0 34

58 105 5560

.

26 763 62

2545 39

844 336 1589

99 995 188

702

124 515

56 1741 19

334 . n

62 010 643

2 865

5400

6 13603 208

256 302 1965

J,

14000 4500 27 524 9485 16533 392

15 000

o( 189 444

155 350 1037 49 250 - 329 350 683 1004 15013 13 86 324 659 17217 131 230581 250 180

58 540 1 3j 221 14 61 127 396

5683 83 186 259 10383 12728 1

Toi 130 1094

13 1614

38 430 464 43 653 332 94330

732 4

511 232

66 065 215 925

139 958

1062935 195 385 368

2483 183

2044 5805 55

1466 3 868 10 14731 446 2116 65 2000

568

4 881

328

s. o CO C CO

1859 475 451

38 253 294 299 550 1999 . 06 213

31 850 215 663 893

51 802

39 577 ;

51 463 393 442 068 1820 245 324 1011

1065

101 166 1281 12 236 155 110119 1604 6 347 33 318 667 1853

21143 123

is Sp. Wernshausen⸗ Fisenbahn] 6. Wernshqu) . 6. Schmalkaldener E. Summe A. DT bezw. Summe A. III. 188 86 ö gegen 1884/85 bezw.

1886 1885

728 465

310 64 684 28

Di F rTüß 356 440 168

410 620 174

1717 4— 1502631 61 553

179 60556 693

2 ĩ 96

Dh 771307 S 416 283 751

3270521 524 357 18 658

286 961

S334 837 000 263

7 751 465

Summm̃ẽ T Tdh / d5z bezw. 183 gegen 1884 / 5 bezw. 1885

E. Bahnen untergenrdneter Bedeutung. L. ,,, ,, unter

Privatverwaltung. a. 6 Etatsjahr v. J. April: Vacat. 39 ö P, mit dem Etatsjahr v. 1. Jannar: D Fischhausen⸗Palmnickener Eisenb.

Friedrichrodaer Eisenbahn

gegen

4 494,16

DIV,

Ill 199 308 1 191 26 - 2111313 93

1 6

/

1217 409 1724. 405 *

66 22 193 45

59 084511 2668360 119

1911 195 401 22 3784 424 460 4

1910

1941 4061

4034 560 4

5975

664 818 5 619756 10 279

1558 292 41402 415 = 5960

89

1664

493 46 218

26

14135 304

2251

1435 049

4

3147

19 755 060 147 247

1424770

5346 .

623 4 7598 8 1360

12944

(tet

Summe Fp. J. 1Söh / Sz bezw. gegen 1884 / 8h bezw.

EE. Privatbahnen unter

Etaats verwaltung. a. mit dem Gtatsjahr v. J. April: Ilme⸗Eisenbahn.

Kreis-Oldenburger Eisenbahn

gegen

1885 / 86 1584 / h

garen,, 39. 1885 / z

3.26 0 24.00

gegen

1884/85]

69

1450 109 164 1 2284 9

534 1

2941 *

338. 368 3 154

108 0

6 38

133

dẽꝛl

36

5725

59 *

1659 4

707 4

18100 388 - 36 520

1365

624

119 121 361 238 31 23 1220

30 219 2666 10898 308 75 724 2947

o 878 4 245

8 214 218

ö D 2