1886 / 88 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Apr 1886 18:00:01 GMT) scan diff

veränderten Verhältnissen und neuen Bedürfnissen anzupassen sind, und wie es Prinzip des Kunstgewerbes bleiben müsse, sinnvoll und schön aus der Idee der Aufgabe und dem Wesen des Stoffs den Gegenstand neu und cher feen zu gestalten. Den weiteren Inhalt des Hefts bilden Mittbeilungen über Neues aus der Permanenten Ausstellung des Baverischen Gewerbe⸗Museums; über den Spielschrein, welchen der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin dem Kron⸗ vprinzlichen Paare zur silbernen Hochzeit gewidmer hat (mit Abbildungen); über die neueren Bestrebungen und Erfolge des Münchener Kunst— gewerbes (Schluß); über die projektirte Aus stellung des Mittel deutschen Kunstgewerbe Vereins in Frankfurt a. M. (Juni bis September 1886) nebst Preis bewerbung für Arbeiten dekorativer Holzskulptur ꝛc. Nachrichten aus dem Kunsthandel und vom Büchermarkt reihen sich an. Unter den literarischen Besprechungen verdienen Hervorhebung die jenes oben erwähnten Buches von Guiffrey und eines Werks von A. Genevay: „Le style Louis XIV. Charles le Brun, decorateur; ses Guvres, son influence, ses eollaborateurs et son temps“ (Paris, L Rounam) aus welchem ebenfalls mehrere schöne Probe⸗ Illustrationen beigegeben sind; auch aus den angezeigten Studien und Kompositionen“. von. Jean Stauffacher in Paris (St. Gallen, M. Kreutzmann) ist ein Blatt mitgetheilt. Den Schluß des Textes bilden die periodische Literatur der Kunst und des Kunstgewerbes und kleine Nachrichten. Von den 3 Kunst— blättern des Aprilhefts der Zeitschrift zeigt die erste eine weitere schöne türkische Fayenceplatte von, Jechil, Diami in Brussa, auf— genommen von Baumeister in München (hromolithographie von J. Herr in Nürnberg), das zweite einen graziösen aus Lindenhol; ge— schnitzten und vergoldeten Rococospiegel aus der Mustersammlung des Bayerischen Gewerbe⸗Museums Eichtdruck, das dritte einen pracht⸗ vollen Gobelin aus der englischen Fabrik Mortlake, darstellend eine Szene aus der Geschichte Vulkans aus dem Werk von Guiffrey.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Oldenburg. Die in unseren Haidegegenden seit mehreren Jahren schwunghaft betriebene Torfstreu-⸗(Moosstreu) Fabri⸗ kation leidet zur Zeit unter dem Druck eines äußerst geringen Preises; während 1882 der Centner mit 1,A50 46 bezahlt wurde, muß die Waare jetzt zu 69 70 3 verkauft werden. Manche Fabriken haben deshalb den Betrieb eingeschränkt., andere ihn bis auf Weiteres ganz eingestellt. Uebrigens findet die Torfstreu zu stets weiteren Zwecken Verwendung: zur Stallstreu, zur Aufsaugung der Rückstände in Zucker⸗ fabriken, zur Vermischung mit Fäkalien bei deren Versand, zur Des— infektion, zur Umhüllung von Wasser- und Dampfröhren, zur Gas— reinigung, zur Verpackung von Eiern, desgleichen von Früchten zur Abhaltung der Fäulniß und des Frostes, zu Eiskellern, zur Pulver— und Dynamitfabrikation u. s. w. Bei so vielfältiger Verwendung ist es erklärlich, daß die Waare nach fast allen Weltgegenden versandt wird. Der größte Konsument ist England; neuerdings gehen auch bedeutende Quantitäten nach Amerika. Eine der ersten hiesigen Torf— streufabriken verschickt durchschnittlich jährlich 45 000 Ctr.

Gewerbe und Handel.

Die itglienische Steuer- und Zollnovelle vom 25. No⸗ vember v. J. (vergl. Nr. 291 vom II. Dezember 1885) hat in einigermaßen modifizirter Gestalt die Genehmigung der gesetzgebenden Faktoren erhalten und ist durch die „Gazzetta Ufficiale“' vom 3. d. M. Nr. 77 als Gesetz publizirt worden.

Dem in der Generalversammlung der Frankfurter Lebens-Versicherungs-Gesellschaft vorgetragenen Geschäfts— bericht sind folgende Daten entnommen: Im Jahre 1885 sind mit S56 Personen Versicherungen im Betrage von 2992 829 M Kapital und 190 * jährlicher Rente neu abgeschlossen worden; am Schluffe des Jahres waren überhaupt versichert 11540 Personen mit 46730 479 66 Kapital und 19235 S Rente. Die Sterbefälle der auf den Todesfall Versicherten betrugen 218 Personen mit Netto 02,737 6 Versicherungssumme. An Leibrenten-Kaufgeldern sind 186 875 einbezahlt worden, wofür eine jährliche Rente von Netto 15 323 6 zu bezahlen ist. Nach Abzug der Ausgaben und Verftär— kung der Reserven verblieb ein Ueberschuß von 191 387 Die Aktionäre erhalten 16 M per Aktie. Der Gewinn⸗-A1Antheil der bis Ende 1882 Versicherten beträgt 13 der Netto-Prämien. Die Garantiemittel der Gesellschaft bestehen außer dem Grundkapital von 5 142 840 M in der Prämien und Gewinn⸗Reserbe von 10 562 899 M16

Nach dem Rechnungsabschluß der Magdeburger Hagel⸗ versicherungs-Gesellschaft pro 1885 ist die Versicherungs⸗ summe gegen 1884 in Nord⸗ und Mittel⸗Deutschland um 57957383. gestiegen, in Sür⸗Deutschland und der Schweiz dagegen um 3727545 6 gefallen. Die Gesammt⸗-Versicherungssumme beträgt 209 630 29 ½Æ mit einer Prämieneinnahme von 26029 013 SJ. Der Jahresgewinn beläuft sich auf 18 967 ½ Derselbe wird zur theil— weisen Wiederergänzung des durch die Verluste früherer Jahre an— gegriffenen Grundkapitals verwendet. Der Beftand des leßteren be— ziffert sich ult. 15385 auf 4 085 012 M

In der gestrigen ordentlichen Generalversammlung der Zwickauer Bank wurden Geschäftsbericht, Bilanz und Gewinn— und Verlust⸗Rechnung genehmigt; die Verwendung des Reingewinns findet in der von der Direktion vorgeschlagenen Weise statt. Die Dividende beträgt also 70. Schließlich wurde Decharge ertheilt.

Dem Geschäftsbericht der Deutschen Mil itärdienst⸗ Versicherungs-Anstalt in Hannover für das Jahr 1885 ent— nehinen wir folgende Mittheilungen: Von der“ erfreulichen Entwickelung der Anstalt im letzten Geschäftsjahre geben fol— gende Zahlen Zeugniß. Ende 1884 bestanden 35 844 Ver⸗ sicherungen über 37921 390 Æ; im Jahre 1885 wurden ab⸗ geschlossen 16231 Versicherungen über 18 6066976 M; dagegen erloschen im Jahre 1885 2897 Versicherungen über 2783 770 M, so daß der Bestand Ende 1885 betrug 49 178 Versicherungen über 53 204 00 66. Der reine Zuwachs pro 1885 beträgt 13 334 Ver— sicherungen über 15 283200 ½½.. Dem Vorjahre gegenüber erhöhten sich 1) die Prämien um S93 168 S6, von J 367 647 60, auf 3290 81.4, 2) die Prämienreserve um 2392 602 6, von 3 685 924 l. auf 6 0765 526 S, 3) die Hypotheken um 2169918 S, von 2 937 200 ½ auf 5 107 118 *, 4) die Zinseneinnahme um 84 677 Mb, von 112883 M auf 166960 M, h) der Sicherheitsfonds um 60 381 t, von S6 G0 „M. auf, 146 491 Sς, 6) der Invalidenfonds um 24 152 St, von 33 057 „Ss auf 57210 „eb, ) der Dividenden— fonds um 122925 M, von 159 625 SC auf 282 551 Ic. Die Verwaltungskosten betrugen im achten Geschäftsjahre excl. Policen- gebühren 13S der Einnahme gegenüber 19 560 im Vorjahre. Nach statutenmäßiger Ueberweisung von 60 381 S an den Sicherheitsfonds und 24 132 „e an den Invalidenfonds wurde die Dividende für 1885 vom Aufsichtsrath auf 110 festgestellt. Im Jahre 1885 traten zwei Versicherte freiwillig in die Armee ein, während einer zur ersten Muste⸗ rung gelangte. Letzterer wurde auf ein Jahr zuruͤckgestellt. Zwecks Beschaffung dauernd geeigneter Geschäftsräume erwarb die Anstalt zum 1. Juli 1885 das Grundstück Schillerstraße Rr. J3. Der An⸗ kauf darf als ein besonders günstiger bezeichnet werden.

London, 9. April. (W. T. B. Wollauktion. Stim—

mung schwach.

St. Petersburg, 9. April. (W. T. B) Der in Baku versammelte Kongreß der Naphta⸗Industriellen hat eine Resolution angenommen, in welcher die Regierung erfucht wird: im Interesse der Förderung des Naphta⸗-Exports die Freihafen⸗ stellung von Batum aufzuheben. Dem Kongreß ist ein Projekt vorgelegt worden, wonach die Naphta⸗Leitung von der Station Michaelowo der transkaukasischen Bahn, mehr als 200 Werst weit, bis zum Schwarzen Meer verlängert werden soll. In dem Bericht wird ferner dargelegt, daß nach Ausführung dieser Verlängerung die Ausfuhr der Naphta⸗Produkte auf jährlich 10 Millionen Pud steigen würde. Die 159 größeren Naphta⸗Firmen, welche jüngst aus dem Kongreß austraten, weil die von ihnen beanspruchte größere Stimmenzahl vom Kongreß abgelehnt worden war, sind dem Kongreß

passirt.

wieder beigetreten, nachdem das Domänen⸗Ministerium ihre dorthin gerichtete Beschwerde abgewiesen hat.

NewYork, 9. April. (B. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 44 000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 59 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 26 000 B., Vorrath 801 000 B.

Verkehrs⸗Anstalten.

1) Telegramme für den Hafen von Grao (bei Valencia) in Spanien, erleiden dadurch oft. nicht unerhebliche Verzögerungen in der Bestellung, daß in der Aufschrift „Valencia als Bestimmungsort genannt wird. Da der Hafenort Grao eine eigene Lin besen f g besitzt, so empfiehlt es sich, die bezüglichen Telegramme nach „Grao“ oder nach „Gra de Valencia‘ zu richten.

2) Für Telegramme, welche über Valentia, Galveston nach Chile befördert werden, ist die Wortgebühr seit dem 1. April auf 12,85 Fr. 1055 sestgesetzt worden. Zu Chile gehören fortan auch die folgenden Anstalten, welche bis dahin Theile Boliviens, Neu⸗ Chiles bez Perus bildeten; Autofagasta, Arica. Cobija, Huanillos, Iquique, Pabellon de Pica, Pisagua, Tacna und Tocopilla. ;

Die nachstehende Zusammenstellung ergiebt die Gebührenbeträge, wie sie von jetzt ab für Telegramme nach Süd⸗Amerika auf dem Wege über Galveston zur Erhebung gelangen:

. ö Wort⸗

1. Staat h gebühr ö gebühr 13. bz. Bestimmungöort. ge.

Chill Columbien (Vereinigte Staaten): Buenaventura. ; Colon ꝛ; k Für die übrigen Orte Ecuador . Paraguay

Peru:

Callas Lima.. Mollendo Payta , Chancay, Chida, Chossica Huache, Matuca na . San Bartolome, San

Mateo, Sa. Clara. Supe, Surco ... Für die übrigen Orte

Urugugay:

, .

Staat bz. Bestimmungsort.

Argentinische Repu⸗ 1 Bolivien: P 3 Für die übrigen Orte / Brasilien: ,,, Desterro (Santa Cata⸗- nnn; Fortaleza (Ceara) , Natal Para.. Vrahrb;̃; . 1 ,, Rio de Janeiro. Rio Grand do Sul n. Santos

9, 34 Alle übrigen Stationen: /

8, 85 9,70 10,5h 10555

9, 0 1055

nördl. von Rio de Janeiro südlich I 2 * I Britisch Guyana: Berbice . . 16,10 Für die übrigen Orte Demerara 116,00 Veßrzkela

3) Die Land⸗Telegraphenlinien Brasiliens sind im Norden bis zur Stadt Vizen in der Provinz Grao Para verlängert worden.

Bremen, 10. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Eider“ ist gestern Abend 10 Uhr in Southampton eingetroffen.

Hamburg, 10. April.

Thuringia“ der Aktien

St, Petersburg, 9. April. (W. T. B.) In der bei mittlerem Wasserstande der Eisgang begonnen.

Berlin, 10. April 1886.

Die Schulkommission des gegenwärtig 5500 Mitglieder zäh— lenden Vereins deutscher Ingenieure hat Über die Frage des für höhere wissenschaftliche Laufbahnen vorbere! tenden Schulunterrichts diesem Verein einen Berich erstattet, welcher dessen diesjähriger Hauptversammlung zur Berathung und Beschlußfassung unterbreitet werden wird. Der Bericht geht davon aus, daß die deutschen In⸗ genieure bezüglich ihrer allgemeinen Bildung nicht mit anderem Maße gemessen werden als andere Berufszweige mit akademischer Bildung. Es sei ferner weder nützlich noch von gutem Einfluß auf die sozialen Verhältnisse, wenn die höheren Schulen durch frühzeitige Rücksicht— nahme auf die zukünftigen Fachausbildungen bereits einen Unterschied in, der allgemeinen Bildung herbeiführen. Gegenüber der gegen— wärtigen Vielgestaltigkeit der höheren Schulen sei es ein erstrebens— werthes Ziel, den Unterricht der gesammten Jugend bis zu einer möglichst weit hinausgeschobenen Stufe gleichmäßig zu gestalten. Eine solche Stufe biete die Berechtigung zum einjährigen Dienst. Das Gymnasium gewährt seinen Schülern mit Ausnahme der Theo— logen, und Philologen eine für ihren zukünftigen Lebensweg geeignete Ausbildung nicht. Die Realschulen krankten daran, daß 'ihnen' die gleichen Berechtigungen wie dem Gymnasium versagt blieben. Diese Ungleichheit müsse zunächst durch volle Gleichberechtigung der drei höheren Schulen (Gymnasium, Real-Gymnasium und Ober⸗Realschule) beseitigt werden. Für die Zukunft sei ein für alle höheren Schulen gemeinsamer sechsjähriger Lehrgang der unteren Klassen zu er— strehen., welcher in sich abgeschlofsen die Mittel⸗ oder Bürger— schule darstelle und das Necht zum einjährigen Dienst gewähre; dem— selben würde ein zur Vorbereitung für die Studien an Universitäten einerseits und technischen Hochschulen andererseits geeigneter Lehrgang von 3 Jahren in 2 Abtheilungen neben einander folgen

Im Interesse des auch in Oesterreich-Ungarn in stetig lebhaftere Entwicklung tretenden R Twigsports wird in Wien von Sport⸗ freunden in den Monater Win und Juni 1886 eine Ausstefsung von Velocipedes jeder Art, sowie aller zur Velocipéde—= Erzeugung gehörigen Bestandtheile, in der Halle des Wiener Rollschuh⸗ Klubs veranstaltet. Um diefe Velocipède⸗Ausstellung, die sich auf alle zur Ausübung des Radfahrens nöthigen Behelfe erstrecken wird, auch für alle übrige Sportwelt interessant zu gestalten, wird damit auch eine Ausstellung von Bedarfsartikeln für alle anderen Sportzweige verbunden. Alle diesbezüglichen Erzeuger und Erfinder des In- und Auslandes werden zur Beschickung der „Ersken Wiener inter— nationalen Ausstellung für Velocipèdes und Sportgegenstände“ eingeladen und ersucht, die Bestellung des nöthigen Ausstellungsraums auf einem Anmeldebogen durch rekommandirtes Schreiben zuverlässig zu veranlassen. Die Aussteller haben an Beiträgen zu den Ausstellungskosten für die Dauer der Ausstellung im Voraus zu entrichten: für jedes zwei⸗ räderige Velocipde sammt Zugehör und Ständer 10 Fl. Gold, für jedes mehr als zweiräderige Velocipède sammt Zugehör 15 Fl. Gold, für jedes Jugend⸗Velocipède sammt Zugehör 5 Fl. Gold, ferner) Fl. Gold für jeden Kam Raum für alle übrigen zur Ausstellung ge⸗ langenden Sportgegenstände. In diesen festgesetzten Gebühren sind die Spesen für die Platzmiethe, Auspackung, Ueberwachung, Reinigung und Versicherung der eingesendeten Ausstellungsgegenstände inbegriffen, weshalb die Aussteller nicht nöthig haben, Personale oder Vertreter zur Aufstellung, Wartung oder Vertretung der Fabrikate zu delegiren. Die Ausstellungskostenbeiträge sind von den Bestellern bis 15 April 1886 an die Ausstellungsverwaltung franko einzusenden; die Ausstellungs⸗ gegenstände müssen bis längstens 24. April 1586 kostenfrei abgeliefert werden, da später einlangende Gegenstände nur dann noch zur Ausstellung zugelassen werden können, wenn die Ausstellungsleitung über den bestimmten Raum nicht anderweitig verfügt hat. An der

Spitze der Ausstellungs verwaltung stebt der Graf Lamejan- Sn

l ehr k fbern des K. R. Landesgerichts, Ehren⸗Prasident 8 5 Rennvereins für Radfahrsport, Präsident des Wiener Regatta Vier f lerer Ausstellungsleiter ist Direk or F. Hromatka Wien, I. giibeln e Nr. 10, an welchen alle Anmeldungen, Zuschriften 2c sowi⸗ e

betrãge einzusenden sind.

Am 19. März d. J. wurde von der Generalversammlunm South⸗Castern ⸗Eisenbahngesellschaft der Antrag des Vorsitzenden sᷣ Parlamentsmitgliedes Sir E. Watkin, angenommen, wonach ein . Kangltunnel betreffender Gesetzentwurf wiederum dem Parla vorgelegt werden soll. Durch dieses Gesetz sollen die South n Eisenbahngesellschaft und die Tunnel Eisenbahngesellschaft (Subunn, Continental Railway Company), und zwar entweder . oder in Verbindung mit. anderen Gefellschaften ern werden, Versucharbelsten. für einen unter dem Kane 1 Dover anzulegenden Tunnel auszuführen. Im vorigen Inh wurde ein rn Gesetzentwurf vom Parlament abgeseh 3 Er, war allerdings zu einem besonders ungünstigen Jeitpunkt? als ö Krieg zwischen England und Rußland auszubrechen drohte, jut Na handlung gekommen; schon zwei Jahre früher war von der Regie. die Fortführung der Versuchsarbeiten untersagt worden. Nach 2 kürzlich Seitens der Regierung abgegebenen Erklärung dürfte l neue Gesetzentwurf einem gleichen Schicksal nicht entgehen. Die bicher ausgeführten Arbeiten, nämlich ein Schacht und eine 260 m lang Tunnelstrecke, haben sich gut gehalten und die kleinen anfänglich za, vorgetretenen Wasseradern sind eine nach der anderen trocken gelaufen Damit der Tunnel besucht werden kann, wird er trocken gehalten und frische Luft von Zeit zu Zeit eingepreßt.

Rom, 9. April. (W. T. B.) Nach einer Belannntmachim der Munizipalität in Padug, von gestern, sind bei dem den garnisonirenden Infanterie⸗Regiment 5 Cholerafälle bor.

gekommen.

Im Deutschen Theater wird morgen, Sonntag, „Dr Urhild des Tartuffe“ und am Montag „Graf Essexn gegeben. In nächsten Freitag, den 16, geht nunmehr das vieraktige Lustspiel I Liebes⸗Botschaft“ von Albin Rheinisch zum ersten Mal in Scen Zugleich wird in dieser Novität ein neuengagirtes Mitglied, raulejn Eugenie Lenau vom Karltheater in Wien, debutiren. Frau Niemam kehrt in den nächsten Tagen von ihrem Urlaub zurück und wird zum ersten Mal wieder am Sonnabend, den 17, in „Ein Tropfen Gift auftreten. Die nächste Aufführung von „Romeo und Jusia“ findet am Mittwoch, den 14, statt.

In den Krollschen Sälen ist das Arrangement der Gemälde von Wereschagin bereits soweit vorgeschritten, daß die Erbffnun dieser interessanten Ausstellung am Donnerstag, den J5. April, statt⸗ finden kann.

Im Belle-Alliance⸗Theater setzte Hr. Felix Schweig⸗ hofer gestern sein Gastspiel mit drei Einaktern fork und fügte den bit⸗ herigen Erfolgen einen neuen hinzu. Die drei von ihm gewählten Roll geben ihm in ausgedehntem Maße Gelegenheit, sein vielseitigez Talent glänzen zu lassen und die Zuschauer durch eine große Zahl eigenartiget Einfälle und scherzhafter Einlagen zu überraschen. Es waren an und für sich recht unbedeutende Bühnenwerke, welche der Gast gewählt hatte, aber gerade darin zeigte er seine Meisterschaft, daß diefelben durch seine Darstellung wirkliches dramatisches Leben gewannen und untz seiner Hand trotz ihres dürftigen Inhalts sogar einen Erfolg erzielten. Als Schullehrer Scheu in dem Sobotka'schen einaktigen Lustspiel „Scheu vor dem Minister“ verstand er es, die ganze Stan der Gemüthsbewegungen, von der höchsten Freude bis zur Verzweifsum, in meisterhafter Weise in seinem Spiel Uns vorzufuͤhren und einn Beweis von seiner staunenswerthen Kunst der Charakteristik zu geben. Wacker unterstützt wurde er darin von Frl. Fröhlich, welche möt de ihr eigenen Natürlichkeit der Rolle der zärtlichen Schwester zu e freulicher. Wirkung verhalf. Hr. Swoboda und Hr. Guthen fügten sich dem kleinen, tüchtigen Ensemble trefflich ein. Als zweite Gabe seiner künstlerischen Gestaltungskraft bot der gefeierfe Gast seinen überaus zahlreich erschienenen Verehrern das Henrionsche Genrebild: Krieger im Frieden“, welches uns ihn als schneidigen Deutschmeister, der sich großer Beliebtheit bei dem weiblichen Ge— schlecht erfreut, in seiner heiteren Frische und ungezwungenen Derl⸗ heit zeigt. Die Wiener Schnurren, welche der Gast hier mit köst lichem Humor zum Besten gab, erregten die allgemeine Heiterkeit und trugen ihm reichlichen Beifall ein. Auch in dieser Aufführung wurde Hr. Schweighofer von Frl. Fröhlich wirksam unterstützt. Die undankbarste und auch dem Geschmt des Puhlikums am wenigsten zusagende Rolle war dielenige des Haud⸗ knechts Muffel aus der Nestroy'schen Posse: Frühere Ver hält⸗ n,isse n in welcher sich der Künstler zuletzt zeigte; vielleicht würde dieses Stück, welches doch gar zu veraktet und unwahrscheinlih ist, am besten in erster Reihe aufgeführt, da die Rolle an Wirk samkeit den beiden ersteren bedeutend nachsteht und somit eine Steg rung im Erfolge nicht zuläßt. Das Publikum, welches das Haus bit auf, den letzten Platz gefüllt hatte, zeichnete den Gast durch' reichen Beifall und häufige Hervorrufe aus.

In der Philharmonie hat gestern Abend das von der Koni lichen Kammersängerin Frl. Marianne Brandt zum Besten dll Vaterländischen Frauenvereins veranstaltete Concert unter Mit wirlum̃ der Pianistin Frl. Adele aus der Ohe und des Violinvirtuosen Hrn. Emile Sauret, sowie des Philharmonischen Orchesters (unter ö des Hrn. Professors Franz Mannstaedt) stattgefunden, Die Concertgeberin wurde bei ihrem Erscheinen von dem zahlreich . sammelten Publikum mit enthusiastischen Zurufen empfangen un mit prachtvollen, Blumen- und Kranzspenden überschüttet. In gleicher Höhe hielt sich der Beifall, welcher jedem einzelnen Vortragsstück folgte. Frl. Brandt war sichtlich überwältigt von dem großartigen Empfange, und nur mit Mühe schien es ihr zu gelingen, zu dem Vortrage ihres ersten, aber anerkannten Bra vourstücks, zu de Fides-Arie aus dem „Propheten“: „O mein Sohn!“ die nöthige Rut zu gewinnen. Das Organ der Künstlerin, wenn auch nicht ment sugendfrisch quellend, fesselt noch immer durch Größe des Tons un durch dramatische Ausdrucksfähigkeit und wird stets des Erfolges auf der Bühne und auch im Concertfaal sicher sein. Zum Vortrag gelangten ferner die große Arie der Eglantine aus der Weberschen „Euryanthe, ferner Lieder von Liszt, Damrosch und Rubinstein. Als Zugabe spendeh sie die bekannte Arie aus Eckerdts Wilhelm von Oranien“: Wenn ich mit, Engelzungen. Zum Schluß sang sie noch aus Van e »Tristan und Isolde“ Isoldens Liebestod. Frl. Adele aus der Ye brachte das Webersche FE-moll-Concert zu Gehör und erntete ö. haften Beifall für ihr sicheres und ausdrucksvosles Spiel. 6ᷣ Emile Sauret spielte das große Concert A-moll für Violine Orchester von Vieurtemps; auch ihm wurde für die meisterliche ue i,, großen und schwierigen Stücks lebhafter anhaftender Beifan zu Theil.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)

Berlin: ö Druck: W. Elsner.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

87.

Berlin, Sonnabend, den 10. April

6

der in den deutschen Münzstätten bis Ende März 1886 stattgehabten Ausprägungen von Reichsmünzen.

Deu tsches Reich. Uebersicht

ESS.

1) In Monat März

; Doppel⸗ 1886 sind geprägt worden in: vr

Kronen kronen

.

Goldmünzen Halbe Diervon auf Kronen

Silber münzen ö , . i. Yünfzig⸗ 8 pfennig⸗· markstücke stůcke

16. M.

Fünf⸗ markstücke

Zwei⸗

Privatrech⸗ markstũcke

2 Iwanzig⸗

Nickel münzen Kup ferm ün zen Ein⸗

Zehn⸗ Fünf⸗ Zwei⸗ ennig⸗ Je 8 . pfennig pfennigstücke

stůcke pfennigstücke pfennigstücke pfennigstücke

Berlin. München Dresden Stuttgart. Karlsruhe.

28

2. 193 621

, / 1. 3 .

I ö. Summe 1. . 19577080

41572080 845310

8 171 776 477 71 486 55 -:

11507 813 73] 6213 207141] 3 456 5535 3)

Y Vorher waren geprägt )) 1456 65 146441557 3) Gesammt⸗Ausprägung Tir i T ) Hiervon wieder eingezogen. 7352 800

45 300 561 350

2X69 925613 670 82071653 0935 27 Jog * od TN du crx sd / NV;

172 615 787 71 486 557 -

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5) Bleiben

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) Vergl. den ‚Reichs-Anzeiger“ vom 12. März 1886 Nr. 62.

Berlin, den 9. April 1886.

dauptbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamts. Biester.

5 Id S d dd X 77 io f J X

Per sonalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere, Berlin, 1. April. Cramer, Rittm. a. D. vormals im Train⸗Bat. Nr. 9, zum Hauptm. u. Comp. Chef bei der IV. Provinzial⸗Inval. Komp. ernannt. 3. April. v. Frangois, Pr. Lt. a. D. zuletzt im Inf. Regt. Nr. 82, in der Armee, und zwar als aggreg. Pr. Lt. bei dem Gren. Regt. Nr. 9, wiederangestellt. prinz Friedrich Carl zu Hohenlohe-Oehringen, Sec. Lt. ä la suite des Drag. Regts. Prinz Carl Nr. 22, unter Beförderung zum überzähl. Pr. Lt. in das Garde⸗Kür. Regt. einrangirt. Fre⸗ richs, Sec. Lt. a. D., zuletzt à la suite des Huf. Regts. Nr. 17, in der preuß. Armee, und zwar mit einem Patent vom 4. Juli 1881 als Sec. Lt. der Res. des Hus. Regts. Nr. 16, angestellt und vom l. Mai er. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung in eine vakante etats— mäß. Ser. Lts. Stelle dieses Regts. kommandirt.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. J. April. Crusius, Pr. Lt. à la suite des Füs. Regts Nr. 34, Direktions-Ässist. bei den Gewehr und Munitionsfabriken, der Gewehrfabrik in Erfurt zu⸗ 6 Lüttich, Pr. Lt, à Ja suite des Inf. Regts. Nr. 118,

irektions-Assist. bei der Gewehrfabrik in Spandau, zur Dienst⸗ leist bei der Insp. der Gewehrfabriken kommandirt. Lehmann, Pr. Lt. à la suite des Füs. Regts. Nr. 35, in seiner Eigenschaft als Direktions-Assist. bei den Gewehr- und Munitionsfabriken von der Gewehrfabrik zu Danzig zu derjenigen in Spandau, v. Gabain, Sec. Lt, vom Inf. Regk. Nr. 74, in feinem Kommando zur Dienst⸗ leist. bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken von der Gewehr⸗ und Munitionsfabrik zu Erfurt zu derjenigen in Spandau, versetzt.

Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 30. März. a agen, Oberstlt. und etats—⸗ mäß. Stabsoffiz. des 1. Inf. Regts, zum 18. Inf. Regt. unter Stellung àz la suite desselben, versetzt, zugleich, unter Beförderung zum Oberst, zur Stellvertretung des beurlaubten Commandeurs dieses Regts. kommandirt. Gem m ingen Frhr. v. Massenbach, Major und Bats. Commandeur des 4. Inf. Regts., unter Beförderung zum Oberstlt, zum etatsmäß. Stabsoffiz. des J. Inf. Regts., Durlacher, Major, bisher à la suste des 4. Inf. Regts' zum Bats. Commandeur in dies. Regt, ernannt. Giehrl, Sberstlt. Abth. Chef im Generalstabe Schm auß, Oberst⸗Lt, Commandeur des 1. Schweren Reiter⸗Regts., . Oberst⸗Lt.,, Commandeur des 1. Ulan. Regts,, zu Oberften efördert.

Abschie dsbewilligungen. Imaktiven Heere. 31. März. Bornschlegel, Ser. Lt, des 16. Inf. Regts, der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. VN. März. Huber, Sec. Lt. des Inf. Leib⸗Regts. (Landw.), verabschiedet. Im Sanitäts-Corps. z. April. Dr. Schiestl, Ober— Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom 3. Chev. Regt., mit Pension jur Disp, gestellt. Dr. Müller, Ober⸗Stabsarzt 1. Kl., Garnison⸗ Arjt von der Kommandantur Würzburg, afs Regts. Arzt zum 4. Chev. tegt, unter gleichzeitiger Beauftragung mit Wahrnehmung der divssionsärztlichen Funktlon bei der 3. Div., Pr. Leitenstorfer, Stabsarzt vom 32. Train⸗Bat., als Garnisonarzt zur Kommandantur vürzburg, Dr. v. Varennes-Mondgsse, Stabsarzt vom J. Train⸗ Bat, als Bats. Arzt zum 15. Inf. Regt., Dr. Köl sch, Stabsarzt kom 10. Infanterie⸗Regiment, zum 1. Fuß ⸗Artillerie-Regiment, br. Roth, Stabsarzt vom ff. Infanterie ⸗Regiment, zum . TFuß⸗Art. Regt.,. Dr. Zimmermann, Assist. Arzt 1. Kl. vom l. Fuß ⸗Art. Regt, unter Verleihung des Charakters als Stabsarzt, Ils Bats, Arzt zum 4. Inf. Regt. Pr. Koch, Afsist. Arzt J. Kl. vom 19. Inf. Regt., zum J. Train-Bat., Brückl, Ässist. Arzt 3. Ki. kom 12. Inf. Regt, zum 1. Fuß-Art. Regt. Pr. Münch, Äffist. t 2. KJ. vom H. Inf. Regt. zum 2. Train-Bat. versetzt. Dr.

ofer, Stabsarzt, als Regts. Arzt im 10. Infant. Regt. r. Deininger, Stabsarzt vom 3. Feld⸗Artillerie⸗ Regiment als Regiments Arzt im 3. Chev. Regiment, zu Ober. Stabs⸗ ärjten 2. Kl. befördert. Die Assist. Aerzte J. Kl.: Pr. Lacher vom 3. Inf. Regt. als Bats. Arzt im 17. Inf. Regt, Dr. Buchner om 1. Feld⸗Art. Regt., als AÄbtheil. Arzt im 3. Feld⸗Art. Regt., zu Ftabsärzten, Hr. Herniann, Lochbrunner, Kiennimngers. Pr.

eichart, Dr. Ehrmann, Dr. Selig, Dr. Pa uli, Affift. Aerzte l. Kl. des Beurlaubtenstandes, zu Stabsärzt. des Beurlaubtenstandes, efördert. Die Assist. Aerzte 2. Kl.: Dr. Fruth im 2. Inf. Regt., hr. Oering im 5. Chev. Regt. zu Assist. Aerzten L. Kl., br. Bernpointner, Dr. Schech, Dr. Rauch, Dr. Schälein, Rr. Walter, Veltung Di geitler, Dr. Entres, Pr. Schusster, Dr Hgusmann, Kemper, Dr. Schirmer, Pr. rah, Held. Hr. Breith, Assist. Aerzte 2. Ri. des Beurla. ten= andes, zu Asfist. Aerzten 1. Kk. bes Veunrlaußtenftandes beförd. Pr.

ayrhofer, Ober⸗Stabtarzt 1. Kl. und Regts. Arzt im 18. Inf. Regt. hr. Ebenhöch, Ober-Stabsarzt J. Kl. und Regts. Arzt im Chev. Regt, ein Patent ihrer Charge verliehen. Br. Schmid, Ober ⸗Stabkar zt 2. Rl. und Regts. Arzt im 12. Inf. Regt, als Ober Stabzar zt . Kl., Dr. Solbrig, Stabs, und Abtheil. Arzt im 3. Feld⸗Art. Regt. als Ober⸗Stabzarzt 2. Kl. charakterisirt.

XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Corps. 8 Ernennungen, Beförderungen und Versetzun gen Fm aktiven Heere. 25. März. Niebergall, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 107, unter Stellung à la suite des Regts,, zum Inken—

dantur⸗Assessor ernannt. 2. April. v. Zeschau, überzähliger Major im Inf. Regt. Nr. 133, zum Bats. Fommandeur in diesem Regt. ernannt. Aster, Hauptmann und Eomp. Chef im Inf. Regt. Nr. 105, als ältester Hauptmann in das Inf. Regt. Nr. 133 dersetzt. v. Engel, Major à la. suite des Feld. Artillerie= Regiments Nr. 28, unter Entbindung von (der Stellung als Mitglied der Art. Prüfungskommission und der Studtenkom— mission der vereinigten Art. und Ingen. Schule in Berlin, zum Abtheil. Commandeur im Feld-⸗Art. Regt. Nr. 12 ernannt. Hent⸗ schel, Hauptm. und Comp. Chef im Fuß⸗Art. Regt. Nr. 12, behufs Kommandirung als Mitglied der Art. Pruͤfungskommission in Berlin, à la suite des Regts. gestellt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 2. April. v. Rabenhorst, Major und Abtheil. Commandeur im Feld-Art. Regt. Nr. 12, in Genehmigung seines Gejuches, mit der gesetzl. Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der Regts. Uniform mit den vor— geschriebenen Abzeichen, der Abschied bewilligt.

Berichtigung. In Nr. 78, Zweite Beilage, vom 31. März muß es in Sp. 3 heißen: Eras, Major und Abtheil. Commandeur im Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, letzterer unter Verleihung des Charakters als Oberst⸗Lt., in ꝛc. ꝛc.

Aichtamtsliches.

Preußen. Berlin, 10. April. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (86. Sitzung des Reichstages sprach bei der dritten Berathung des Gesetzentwurfs, be— treffend die Unfallversicherung der in land— und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäf— tigten. Personen, der Abg. Freiherr von Maltzahn⸗ Guͤltz die Ansicht aus: Wenn dies Gesetz in Kraft trete und in Zukunft die, verunglückten Arbeiter der Land- und Forst— wirthschaft die Wohlthat der Versicherung genießen würden, dann würden diejenigen, welche hier dagegen stimmten, an dieser Verbesserung der Lage jener Arbeiter keinen Theil haben.

Außer einigen redaktionellen Korrekturen lag' nur ein Antrag des Abg. Buhl zu 5. 51 vor, betreffend die Zusam— mensetzung der Schiedsgerichte. Während nach dem Beschlusse zweiter Lesung die Beisitzer aus der Zahl der von den Ge— meindebehörden berufenen Arbeitervertreter genommen werden sollen, will der Abg. Buhl, daß die Beisitzer durch Wahl Seitens der Vorstände der Orts- und Betrlebskrankenkassen des betreffenden Bezirks ermittelt würden.

Der Abg. Buhl, bemerkte hierzu: Es sei ihm weder ge— lungen, für die Regierungsvorlage, noch für den von ihm in zweiter Lesung als besten Ausweg betrachteten Vorschlag, daß nämlich die Beisitzer der Schiedsgerichte durch die landwirth— schaftlichen Arbeiter am Orte des Schiedsgerichts zu wählen sein sollten, eine Majorität zu gewinnen. Er müsse gewisse Anstände gegen den letzteren zugeben, daß z. B., da der Schiedsgerichtssitz meist eine Stadt sein dürfte, die städtischen landwirthschaftlichen Arbeiter doch nicht die für die Wahl geeignetesten Leute, sein möchten. Der gegen— wärtige Vorschlag sei auch nicht unanfechtbar, aber er beruhe auf demselben System, welches dieses Gesetz auch für Konsta— tirung der Unfälle in Anwendung bringe; außerdem sei es dem früheren Unfallgesetz nachgebildet, da die Beisitzer der Schiedsgerichte, wenn auch nicht direkt, so doch indirekt durch die Krankenkassen gewählt würden. Es eröffne sich dadurch auch die Aussicht auf eine nach und nach sich anbahnende Gleichmäßigkeit des Verfahrens in ganz Deutschland sowohl

nach dem großen, wie auch nach diesem Unfallgesetz. Als letzten

Vorzug nehme er auch für den Antrag in Änspruch, daß er dem Vorschlage der Regierung weit näher stehe, als der Kommissionsvorschlag.

Der Antrag Buhl wurde angenommen. .

Den 5. 135, welcher nur den verheiratheten Wöchne— rinnen ein Krankengeld gewähren will, beantragte der Abg. Behm zu streichen.

Der Abg. Meyer (Halle) meinte Der 5. 135 sei von einem inhumanen Geiste getragen. Die Krankenversicherung von 1883 mache keinen irn filed zwischen verheiratheten und unverheiratheten Wöchnerinnen. Moralische Gründe möge man walten lassen vor und nach der Entbindung, wäh⸗ rend derselben aber Barmherzigkeit üben.

Der Abg. Freiherr von Maltzahn-Gültz betonte: Das Krankenversicherungsgesetz habe zunächst den Zweck, die Ar⸗ beiter gegen Krankheit zu versichern. Im vorigen Gesetz habe man über diesen Zweck hinaus auch Wöchnerinnen eine Unterstützung gewährt, * sie als Arbeiterinnen nach der Gewerbeordnung erst drei Wochen nach ihrer w nn in der Fabrik wieder arbeiten dürften. Dieses Verbot bestehe aber für die landwirthschaftlichen Arbeiterinnen nicht.

Der Abg. Struckmann bestritt, daß die Bestimmung der Gewerbeordnung für jene Berücksichtigung der Wöchnerinnen maßgebend gewesen sei.

„Der Abg. Freiherr von Franckenstein bat, den 8. 185 aufrechtzuerhalten, während Abg. Kayser dessen Streichung befürwortet. Wenn man konseguent sein wolle, dann dürfe 6 auch den verheiratheten Frauen keine Unterstützung zu⸗ illigen.

Der 5. 135 wurde aufrecht erhalten.

Im Uebrigen wurde das Gesetz nur mit den von dem Abg. Freiherrn von Maltzahn-Gültz beantragten redaktionellen Aenderungen angenommen.

Der Gesetzentwurf, betreffend den An spruch des Statthalters in Elsaß⸗-Lothringen auf Ge⸗ währung von Pension und Warte geld wurde in erster und zweiter Lesung ohne Debatte angenommen.

Es folgten Wahlprüfungen.

Die Wahl des Abg. von Wurmb beantragte die Kom— mission für gültig zu erklären.

Nachdem der Referent Abg. Spahn hervorgehoben, daß die in einem Wahlprotest gegen die Wahl erhobenen Anstände bei der Prüfung in der Koömmission sh nicht als so schwer— wiegend erwiesen hätten, daß auf Grund derselben die Kassation

Hauses den Wählern Lügen zur Last gelegt habe.

der Wahl hätte beantragt werden können, wies der Abg. von Reinbaben darauf hin, daß gerade dieser Vorfall beweise, mit aht Frivolität derartige Wahlproteste häufig hergestellt würden.

Der Abg. Singer meinte, daß die Bezeichnung frivol auf diesen Wahlprotest nicht zutreffe, da sich ein Theil der in demselben gianach en Angaben als zutreffend erwiesen habe.

Der Abg. Rickert erklärte, daß es unzulasfsig sei, aus einem einzelnen Falle auf die Frivolität aller Protesterheber einen Schluß ziehen zu wollen. Im Uebrigen hätten sich nicht alle Angaben des Wahlprotestes als unzutreffend erwiesen. Die Vertheilung von Stimmzetteln durch Beamte sei ein durch⸗ aus verwer flicher Beeinflussungsversuch. Bedauerlich sei, daß über eine so wichtige Frage nicht schriftlich Bericht erstattet worden wäre. Er verzichte darauf, in diesem Augenblicke einen dahin gehenden Antrag zu stellen, weil der Kommissionsbeschluß mit einer so großen Majorität gefaßt sei, daß eine Umstoßung desselben wohl nicht anzunehmen fei.

Der Abg. von Köller meinte, daß die Bemerkung des Abg. von Reinbaben durchaus zutreffend gewesen sei. Die Mehrzahl der Proteste, die ihm während seiner vierjährigen Thätigkeit in der Wahlprüfungskommission zu Gesichte ge⸗ kommen, habe sichl als ein Konglomerat empörender . heiten und Lügen herausgestellt. In dieser Session seien bei der Kommission ungefähr 63 Wahlproteste eingelaufen, und das Resultat der Wahlprüfungen sei gewesen, daß eine Wahl kassirt wurde. Die Folge dieser fabrikmäßig hergestellten Wahlproteste sei nur die, daß die Kom mission mit unnützer Arbeit überbürdet und die Be— hörden molestirt würden. Denn es ergebe sich stets, daß die aufgestellten Behauptungen nur zum kleinen Theil wahr seien. In dem jetzt in Frage stehenden Wahlproteste sei sogar ein preußischer Regierungs-Präsident ungesetzlicher Handlungen bezichtigt worden. Da könne man es doch der Rechten nicht verdenken, wenn sie dagegen protestire, daß auch die Autorität mit Füßen getreten werde. In der Wahlprüfungskommission sei durch die Bildung von Koalitionen die Kontinuität der früheren Beschlüsse unterbrochen.

Der Abg. Pr. Windthorst meinte auch, daß die Bezeich- nung „frivol“ auf den hier in Frage stehenden Wahlprotest nicht passe. Ein Zeuge habe eidlich bestätigt, daß Herr von Wurmb öffentlich erklärt habe, bei Wahlen sei ein Abkommen zwischen ihm (dem Redner) und dem verstorbenen Abg. Thi⸗ 6 getroffen worden. Diese Behauptung sei durchaus unrichtig.

Der Abg. Rickert äußerte: Nach den Auslassungen des Abg. von Köller sollte man meinen, daß die Wahlproteste ganz überflüssig seien. Er (Redner) glaube allerdings auch, daß es Vielen angenehm sein würde, wenn es keine Wahlproteste mehr gebe. Das, was der Abg. von Köller über Koalitionen innerhalb der , , ,,, über eine neue Methode der Wahl⸗ prüfungen bemerke, sei vollständig unrichtig. Die Behauptung daß die Richter bei der Ausübung ihrer Funktionen sich dur Parteirücksichten bestimmen ließen, würde eine direkte Ver— leumdung sein. Er bedauere noch, daß ein ö. 3 as sei eine Beleidigung der Wähler, d. 2 doch nichté anderes, als ihnen vorwerfen, daß sie in den Wahlprotesten absichtlich die

Unwahrheit sagten.