1886 / 95 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Apr 1886 18:00:01 GMT) scan diff

der Einlösestellen für die Zinsscheine und die ausgeloosten Anleihe⸗

scheine. t ;

Bis ju dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in besbfahr ichen Terminen, am 1. April und am 1. Oktober, von heute an gerechnet, mit vier Prozent jäh clich in Reichs⸗ münze verzinses: . .

Der Zinsenlauf der ausgeloosten Anleihescheine endigt an dem für die Einlösung bestimmten Tage. .

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt 7 bloße Rückgabe der ausgegebenen Zinsscheine bezw. dieses Anleihe= scheines in Insterburg bei der Stadtkasse und in Berlin und Königs⸗ berg i. Pr. bei den in den vorbezeichneten Blättern bekannt ge machten Einlösestellen, und zwar auch in der nach dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. z . .

ö dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleihe⸗ scheine sind auch die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fällig⸗ keitstermine zurückzuliefern. 6 die fehlenden 2 eine wird der Betrag vom Kapita! abgezogen, Die durch Auslosung zur Rüchahlung bestimmten Kapitalbetraͤge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rückzahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren, vom Ablaufe des Kalenderjahres der Fälligkeit an gerechnet, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt Inster— burg. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener und ver⸗ nichteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der S§. S8 und ff. der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 RG Bl. S. 83 bezw. nach §. 20 des Ausführungsgesetzes zur Deutschen Civilprozeßordnung vom 24 März 1879 Ge- S. S. 281. Zinsscheine können weder aufgeboten noch kraftlos erklärt werden. Doch soll Demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei der städtischen Ver—⸗ waltung anmeldet und den stattgehabten Besitz der . Durch Vorzeigung des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der ange— meldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden. ö ;

Mit diesem Anleihescheine sind zehn halbjährliche Zinsscheine bis zum Schlusse des ausgegeben; die ferneren Jnsscheine werden für fünfjährige Zeiträume ausgegeben werden. ie. Aus⸗ abe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei den mit der

insenzahlung betrauten Stellen gegen Ablieferung der der älteren

insscheinreihe beigedrucktten. Anweisung. Beim Verluste, der

nweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihescheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist. .

Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt Insterburg mit ihrem gesammten gegenwärtigen und zu⸗ künftigen Vermögen und mit ihrer Steuerkraft

. zu 1. haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.

Insterburg, den . ten .

. Der Magistrat. (Eigenhändige Unterschrift des Mie g , Dirigenten und eines anderen , ase e , e unter Beifügung ihrer Amtstitel)

Provinz Ostpreußen. Regierungsbezirk Gumbinnen. Erster (bis ..) Zinsschein (lte) Serie

zu dem Anleiheschein d - = Ausgabe, Buchstabe über. . Mark Reichs⸗ währung zu . . Prozent Zinsen über. . Mark.. Pfennig. Der Inhaber dieses Zinsscheines empfängt gegen dessen Rückgabe am . . ten und späterhin die Zinsen des vorbenannten Anleihe⸗ scheines für das Halbjahr vom. ten... bis. mit (in Buchstaben) Mark.. Pfennig bei, der. . ö. . ekannt gemachten Einlösestellen in Berlin und Königs— erg i. Pr.

D (Dieser he fen ift ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht

innerhalb vier Jahren nach der Fälligkeit, vom Schluß des betreffenden Kalenderjahres an gerechnet, erhoben wird.)

Regierungsbezirk Gumbinnen. ung

Provinz Ostpreußen. t A 1 . 9 . zum Anleiheschein ... Ausgabe, . . .. Mark Reichswährung. .

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem Anleiheschein d Buchstabe Nr. . . . über... . Mark Reichswährung zu .. Prozent Zinsen

te Reihe Zinsscheine für die funf Jahre vom 1535 11 zu und bei den mit der Zinsenzahlung betrauten Stellen in Berlin und Königsberg O. Pr., sofern dagegen Seitens des als solcher legitimirten Inhabers des Anleihescheins kein Wider spruch erhoben ist.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Die Beförderung des ordentlichen Lehrers Dr. Hirsch am Dorotheenstädtischen Realgymnasium zu Berlin ist genehmigt, und den ordentlichen Lehrern derselben Anstalt, Br. Theel und Dr. Peters, der Titel Oberlehrer beigelegt worden.

Der Kreis⸗Physikus des Kreises Lüben, Br. Herya in Lüben, ist in gleicher Eigenschaft in den Kreis Hadeln, mit dem Wohnsit in Otterndorf, und

der Kreis⸗Physikus des Kreises Hadeln, Dr. Staff— horst zu Otterndorf, in gleicher Eigenschaft in den Kreis Oels versetzt worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung.

Bei der am 3. d. M. öffentlich bewirkten 37. Ver— loosung der für das laufende Jahr zu tilgenden Prioritäts— Aktien der , . Eisenbahn sind diejenigen

„73 Stück Ser. JI zu 100 Thlr. und

454 6” ** II 1 621 , gezogen worden, welche durch unfere in Nr. 86 des Blattes veröffentlichte Bekanntmachung nebst den Rückständen nach ihren Nummern aufgerufen sind. Die Besitzer dieser Aktien werden wiederholt aufgefordert, die Kapitalbeträge derselben nach Maßgahe der Bekanntmachung rechtzeitig zu erheben.

Berlin, den 19. April 1886.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow.

Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.

Unter Bezugnahme auf die , vom 27. Ja⸗ nuar 1885 wird, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Liquidation der zur, Vereinigung der e fh . Deutschlands“ gehörigen hiesigen Mitglied⸗

en:

Berlin I,

Berlin Osten,

Berlin Süden,

Freie Vereinigung der Former,

2) Mitglied 3) Mitglied 4 Mitglieds beendet ist. Berlin, den 14 April 1888. Königliches n. von Richthofen.

J .

Aichtamtsliches. Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. April. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen im Laufe des heutigen Vor⸗ mittags militärische Meldungen entgegen, empfingen den Polizei⸗Präsidenten Freiherrn von Richthofen zum Vortrage, arbeiteten längere Zeit mit dem Chef des Militärkabinets, General-Lieutenant von Alhedyll, und empfingen den aus Paris hier eingetroffenen Kaiserlichen Botschafter, Grafen zu Münster.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin war gestern bei einer Sitzung des Kuratoriums des Magdalenen⸗ Stifts anwesend.

Ueber das Befinden Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen ist heute folgendes Bulletin erschienen:

Die Fortschritte im Befinden Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kron⸗

prinzen dauern an. Dr. Wegner.

Gestern Nachmittag fand im Auswärtigen Amt unter dem Vorsitz des Unter-Staatssekretärs, Grafen von Bismarck, eine Versammlung der hier beglaubigten Vertreter der Signatär⸗Mächte der Congo-Konferenz statt, um in Gemäßheit des Art. 38 der General⸗Akte der Berliner Kon⸗ ferenz ein Protokoll über die erfolgte Hinterlegung der ein⸗ gegangenen Ratifikgtions-Urkun den aufzunehmen. Nach Mittheilung des Vorsitzenden haben sämmtliche Mächte, welche an der Konferenz Theil genommen haben, mit Ausnahme der Vereinigten Staaten, die General-Akte ratifizirt.

Anstatt des sonst üblichen ,,. der Ratifikations⸗ Urkunden ist die Bestimmung ae die Ratifikationen ö, Mächte in den Archinen der?

eiben.

Nöthigt der Gemeinschuldner durch Bedrohung einen der Gläubiger zur Zustimmung zum Zwangsvergleich im Koäkurse, so macht nach einem Urtheil des Reichs⸗ gericht s, 11. Strafsenats, vom 23. Februar d. J., sich da— durch der Gemeinschuldner nur dann der Erpressung schuldig, wenn der von . angestrebte Zwangsvergleich einen Vermögensvortheil für ihn enthält.

5 der Rang- und Quartierliste der Königlich preußischen Armee für 1886 ist ein Nachtrag (bei Ernst Siegfried Mittler und, Sohn) erschienen, welcher die aus hem Herzoglich Braut schweigsschen Militärkontingent in das Königlich preußische Heer eingereihten Truppentheile ꝛc. enthält.

Se. Durchlaucht der Prinz Aribert von Anhalt, Second-Lieutenant im 1. Garde⸗Dragoner-Regiment, hat einen sechsmonatlichen Urlaub nah Dessau angetreten.

Sachsen Weimar⸗Eisenach. Weimar, 19. April. * Cr. Der Erbgroßherzog und die Erbgroß— erzogin reisen morgen nach Stuttgart, um dort der Ein— segnung der Prinzessin Olga, jüngsten Tochter des Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar, beizuwohnen.

Oefterreich⸗ Ungarn. Wien, 19. April. (W. T. B.) Das Herrenhaus genehmigte in seiner heutigen Sitzung das Budget. Im Laufe der Debatte erklärte der Fin anz-Mi⸗ nister: es sei Sicherheit vorhanden, daß alle maßgebenden euro— päischen Mächte den Frieden . wollten; auf weiter hinaus könne Niemand eine größere Bürgschaft bieten. Der Minister bemerkte dann weiter: es zweisle Niemand an der voll— ständigen Zahlungsfähigkeit Oesterreichs. Die Benutzung des Staatskredits sei nach Möglichkeit zu vermeiden und auf die nothwendigsten Fälle zu beschränken. Die Frage der Steuerreform werde endlich gelöst werden müssen. Aus der Thatsache, daß kein Verwaltungsdefizit bestehe, ergebe sich eine fortschreitende Entwickelung des Finanzwesens. In der Spezigldebatte erklärte der Finanz-⸗Minister, daß das gemein— same Budget pro 1885 in Folge von Restitutionen und Zoll⸗ ausfällen den Voranschlag um rund 9935 000 Fl. überstiegen habe. Hierfür wurde jedoch voller Ersatz gefunden durch den Eingang von 12 Millionen Nachtragszahlungen der Zuckerfabrikanten. Die Bilanz verschlechtere sich nur durch einen Zollausfall von 2 Millionen, welche aus den Kassabeständen gezahlt . Der Staatshaushalt pro 1885 sei demnach vollkommen geordnet.

Schweiz. Bern, 16. April. (N. Zürch. Ztg.) Der Bundesrath hat die eidgenössische Staatzrechnung für 1885 genehmigt. Die Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben in der Betriebsrechnung ergiebt nachstehende Resultate: Der Bundesrath beantragt, in Vollziehung“ des Postulats vom 17. Juni 1885, den eidg. Räthen folgende Verwendung: Von dem bei einer Gesammt⸗Einnahmensumme von 48 392 697 Fr. und bei Ausgaben im Betrage von 46 278 685 Fr. sich ergebenden Einnahmenüberschuß von 211401] Fr. sei dem Invalidenfonds abermals die Summe von 1 900 900 Fr. zuzuwenden, so daß damit dessen Vermögen auf 3088 259 Fr. gebracht würde. Ferner sei ein Anleihen⸗ und Amortisationsfonds zu errichten und in demselben erst— mals eine Summe von 1000000 Fr. einzustellen.

Grostbritannien und Irland. London, 18. April. (Allg Corr.) Durch die Wahl Lord Elcho's und Mr. Dal— rymple's für Ipswich hat die relative Stärke der Parteien im Hause der Gemeinen seit den letzten Wahlen eine Aenderung erfahren. Creditirt man die Liberalen mit den erledigten Sitzen für Bradford und Clitheroe, so stellt sich das Verhältniß wie folgt: 333 Liberale, 261 Konservative und S6 Parnelliten, macht zusammen 670 Mitglieder des

eichsregierung aufbewahrt

Unterhauses. Die Mehrheit der Liberalen und Parnelliten über die Konservativen beträgt sonach 168. Wie viele Whigs dem Premier Gladstone untreu werden dürften, wenn zur stimmung über den Antrag auf zweite Lesung der Bill für die künftige Regierung Irlands geschritten wird, läßt iich gegenwärtig mit Bestimmtheit noch nicht angeben. Es dürfen indeß nicht mehr als 70 abfallen, um die Annahme der zweilen Lesung mit einer nur mäßigen Majorität zu ermöglichen.

19. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses theilte der Staatssekretär Childerz mit: er werde am 4. Mai eine Vorlage, betreffend die Ent— schäbigungen in Folge von Ruhestörungen, und am 11. Mai eine Bill, betreffen Reglements für Kohlen— bergwerke, einbringen. Auf eine bezügliche Anfrage er= klärte der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen, Bryce: alle Gebiete auf dem rechten Ufer des Rio del Rey ständen unter englischem Schutz; alle englischen Handel treibenden genössen daher dort englischen Schutz.

20, April. (W. T. B.) Im Fortgange der gestrigen Sitzung erledigte das Unterhaus die Spezialdebatte der schottischen Kleinbauern-Bill und vertagte si darauf bis zum 3. Mai d. J. .

Wie die Morgenblätter melden, wird Lord Hartington die Verwerfung der irischen Homerule-Bil!l' be— antragen.

Frankreich. Paris, 17. April. (Köln. Ztg.) Der heutige Ministerrath genehmigte den Antrag des Kriegs⸗ Ministers, daß die vor zwei Jahren abgeschaffte Heer— schau, welche seit 1879 am 14. Juli, dem Tage dez Nationalfestes, auf den Longchamps abgehalten wurde, in diesem Jahre wieder stattfinde, und daß derselben Ab= ordnungen der Truppen, die in Tongkin ,, haben, anwohnen sollen. -Die Deputirten Michelin und Plan? teau waren heute bei dem Conseils⸗-Präsidenten de Freyeinet, um ihm über die Lage in Decazeville zu berichten und die Versicherung zu geben, daß die Arbeitseinstellung unter y, drei Bedingungen aufhören werde: 1) Entlassung Blazy's, 2) Wiederherstellung der früheren Löhne, 3) allge⸗ meine Amnestie für die Feiernden, d. h. kein Arbeiter kann von der Arbeit in den Gruben ausgeschlossen werden, weil er sich an der Arbeitseinstellung betheiligte. Die beiden Deputirten verlangten von Hrn. de Freycinet, daß die Regierung ihre Bemühungen fördere, um sofort der schwierigen Lage ein Ende zu machen. Der Minister versprach, im Be— reich des Möglichen die Forderungen der Arbeiter zu unter— stützen, und forderte die beiden Deputirten auf, den Bauten— Minister aufzusuchen.

18. April. (Köln. Ztg. Der Kriegs-Minister Boulanger hat den Befehl vom 24. März über die Ver— legung einer größeren Anzahl von Regimentern wieder rückgängig gemacht und dagegen jetzt angeordnet, daß in Zukunft den Offizieren und wieder angeworbenen Unter— offizieren, welche nach mehrjährigem Aufenthalt in der näm— lichen Garnison eine Versetzung wünschen, alle Erleichterungen gewährt werden sollen.

19. April. (W. T. B.) In der 6 Sitzung des Senats sprach sich bei der Vera hun über den An— leihe⸗Entwurf Chesnelong (von der Rechten) sehr mißbilligend über die übertriebene Steigerung der Aut

aben aus. Er glaube, die Anleihe würde unzureichend ein und nur dazu dienen, die Politik der Auskunfts— mittel fortzusetzen. Der Berxichterstatter der Kommission, Dauphin, erklärte: die Anleihe sei nicht nothwendig, müffe jedoch als ein Akt einfacher finanzieller Vorsicht angesehen werden. Die Debatte wird morgen fortgesetzt.

Die Deputirtenkammer nahm heute den Bericht der Kommission zur Vorberathung der Vorlage, betreffend die Ausstellung im Jahre 1889, entgegen. Die Berathung des Berichts soll nach der Debatte über die Wahlen im De partement Tarn et Garonne, wahrscheinlich am Mittwoch stattfinden.

Nach hier eingegangenen Nachrichten macht sich in Roubair, Armentieres und Tourcoing eine Fozia— listische Bewegung bemerkbar. Es sind Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung ergriffen. Die an der Grenze stehende Gendarmerie-Brigade ist verstärkt, auch sind aus Lille Truppen dorthin gesandt worden.

Griechenland. Athen, 19. April. (W. T. B) Der Kriegs-Minister xreist heute zur Inspizirung der Truppen nach Thessalien ab. Das „Amtsblatt“ ver— öffentlicht das Gesetz, betreffend die Vergrößerung der Cadres zur Aufnahme neuer Reserven.

Der russische Gesandte, von Bützow, ist nach Livadia abgereist, derselbe ninmt den Weg über Konstan— tinopel, von wo der Botschafter Nelidoff gemeinsam mit ihm die Reise fortsetzen wird.

Numänien. Bukarest, 19. April. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer vertagte die Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend den autonomen Zolltarif, bis nach den Ferien.

Der Kriegs-Minister Angelescu begiebt sich, wahr⸗ scheinlich zu Ende dieser Woche, nach Livadia, um den . im Namen des Königs und der Regierung zu be— grüßen.

Serbien. Belgrad, 19. April. (W. T. B.) Der „Polit. Torresp.“ wird gemeldet: Die Nachricht deutscher Blätter, Serbien gedenke wegen der finanziellen Krisis ein neues Abkommen abzuschließen, wird von authentischer Seite als vollkommen falsch bezeichnet. Dem König sind anläßlich des Nationalfestes aus allen Theilen des Landes Glückwünsche zugegangen. Die Wahlbewegung beginnt unter günstigen nf für die Regierung.

Afrika. Egypten. Kairo, 20. April. (W. T. B) England hat den Vorschlag der egyptischen Regierung, einen englischen Delegirten nach Wady-Halfa' zu entfenden, um im Namen des Khedioe mit den Aufständischen zu unter handeln, angenommen.

Zeitungsstimmen.

Der „Neuen Zürcher Zeitung“ entnehmen wir fol⸗ D ö über die Steuerfragen in der Schweiz und in eutschland: Trotz der Verschiedenheit der Regierungsformen besitzen Deutsch= land und die Schweiz in politischer Beziehung überraschende Aehnlich= keiten, und gerade in den Steuerfragen, die in beiden Ländern an der Spitze der politischen Diskussion stehen, stoßen wir überall auf die

8 . i aiss die gleichen Uebelstände und die gleichen Mittel ur Abhülse. . 2 . z In der Schweiz sind die Finanzverhältnisse des Bundes gut, ja gegenwãrtig 24 zu nennen, und wenn je die Bedürnisse der Jid— genossenschaft sich vermehren sollten, so würde eine kleine Aenderung m Zolltarife die nöthige Vermehrung der Einnahmen herbeiführen. Mit Wehmuth sehen die einen, mit Neid und Gier die anderen Kantone auf die gefüllte Bundeskasß; die Politiker sinnen und sinnen, wie man dieselbe am sichersten und bequemsten u Gunsten des kantonalen Staatshaushalts ihres Ueber- flusses entledigen könnte. Denn nur wenige Kantone er— freuen sich eines beständigen Gleichgewichts in Ausgaben und Einnahmen und recht eigentlich gesunder inanzverhält⸗ nisse. In der schlimmsten Lage befinden sich aber viele Gemeinden, die kaum mehr im Stande sind, den Ansprüchen zu genügen, welche das öffentliche Leben und die Gemeinde⸗-Institute an fie flellen. Die Kantone verlangen Unterstützung von Seiten des Bundes und Tie Gemeinden die Unterstützung von Seiten der Kantone. Und letztere, die dringendere, kann nur geleistet werden, wenn die erstere gegeben wird. Ünd diese hinwiederum wird der Bund nur dann mit Erfolg, d. h. dauernd leisten können, wenn ihm neue, stetig fließende Ein⸗ nahmequellen geöffnet werden. Mit der eidgenössischen Besteuerung des Alkohols, sei es in Form des Monopols oder einer Fabrikat= und Verkaufssteuer, oder sei es in Form besonders hoher Zölle, will der Bund dem allgemeinen Begehren entgegenkommen und den Kantonen neue Einnahmen zufließen lassen, . dieselben in Stand setzen sollen, den bedrängten Gemeinden zu Hülfe zu kommen. Wenn man die innere Politik des Fürsten Bismarck seit etwa acht Jahren aufmerksam und ohne Vorurtheil verfolgt hat, so erkennt man überall das Bestreben, das Reich finanziell so zu kräftigen, da es nicht nur ohne Matrikularbeiträge der Einzelstaaten bestehen, 3h es vielmehr auch noch von seinen Einnahmen an die Einzelstaaten abgeben kann, damit diese in die Lage kamen, den Gemeinde— haushalt zu entlasten. Wir sehen also ganz die gleiche Entwickelung der Finanz. und Steuerverhältnisse in Deutschland wie in der Schweiz. Nur liegen dort die Dinge insofern ungünstiger als hier, als das Reich finanziell nicht auf den nämlichen sichern Grundlagen beruht, wie der Bund der Eidgenossenschaft. Noch immer ist das Reich auf Matrikularbeiträge von Seiten der Einzelstaaten angewiesen, da die Zolleinnahmen, selbst nach den bedeutenden Erhöhungen des Tarifs in den letzten Jahren, noch immer nicht für die gewaltigen Heeres. und Marinebedürfnisse des Reichs genügen. Unsere Bundesverfassuͤn glaubte sich für den Nothfall ebenfalls eine Bundeseinnahme in der Frhebung von Geldkontingenten von Seiten der Kantone vorbehalten zu müffen; glücklicherweise ist die Eidgenossenschaft noch nie in den Fall ge⸗ kommen, solche Kontingente, die mit den Matrikularbeitraͤgen in Deutschland zu vergleichen wären, fordern zu müssen.

Wie in der Schweiz so suchte man auch in Deutschland die nöthige Vermehrung der Reichseinnahmen in der Besteuerung eines Massenartikels, nämlich des Alkohols, und glaubte diese Steuer am besten und sichersten in der Form des Monopols zu erheben. Allein der Deutsche Reichstag wies das Alkohol⸗Monopol noch viel entschiedener zurück als einst das Taback- Monopol, das Fürst Bismarck vor Jahren ebenfalls einzuführen versucht hatte. Die freisinnigen Parteien aller. Schattirungen bekämpfen diese Bestrebungen, weil sie fürchten, daß die Monopol-⸗-Institute der Regierung eine allzu große Gewalt geben sowohl durch die Ver— mehrung des Beamtenheeres als dadurch, daß die Regierung gegen— über dem steuerbewilligenden Parlament nahezu unabhängig gemacht würde. Materielle Interessen waren bei den ,, ebenfalls maßgebend und andererseits stimmten die Klerikalen, Péfen, Welfen und Elsässer aus systematischer Opposition gegen die Vorlagen der Regierung.

In der Schweiz widersetzen sich die demokratischen Parteien der Einführung eines Taback⸗ und Alkohol-Monopols nicht; ja es giebt Stimmen unter ihnen, welche die Einführung als einen Schritt weiter auf dem Weg zum Sozialistenstaate begrüßen. Dagegen würde das Schnaps oder Taback-Monopol im Lager der Föderalisten be⸗ sonders einem starken Widerstande begegnen, selbst bei der Ausficht, daß die Einnahmen lediglich den Kantonen zu Gute kämen. Wie in Deutschland die freisinnigen Parteien die Monopole aus Furcht vor der Staatsallmacht bekämpfen, so sträuben sich bei uns die Fö— deralisten gegen eine Vermehrung der Bundesbureaukratie und gegen die Tendenz, den Bund zum Spender alles Guten zu machen. Immer—

hin giebt es in der Schweiz bedeutend mehr Politiker, welche diese

Steuerprojekte rein an sich und mit Rücksicht auf die großen Ziele, die inan damit erreichen will, betrachten, als in Deutschland, wo die Parteibestrebungen und Parteigrundsätze zu sehr im Vordergrunde stehen und den Ausschlag geben. w

Wenn, nun indessen auch das Projekt der Alkoholbesteuerung in der Schweiz in dieser oder jener Form mehr Aussichten auf Annahme hat als in Deutschland, so stehen wir insofern unguͤnstiger, als die meisten deutschen Staaten schon ihrer Größe wegen von sich aus im Stande sind, in dieser Frage selbständig vorzugehen, wenn der Reichs⸗ tag es ablehnt, das Projekt zur Reichssache zu machen. Wir in der Schweiz sind an die Eidgenossenschaft gebunden, wenn wir in der Besteuerung solcher Massenartikel, wie Alkohol und Taback, eine Heilquelle für unsere kantonglen und Gemeindefinanzen finden wollen. Die Kantone können diese Steuern von sich aus kaum durchführen; jedenfalls ließe sich ihr Ertrag nicht im Entferntesten mit dem einer eidgenössischen Steuer vergleichen. Und diese Erkenntniß wird wesentlich dazu beitragen, dem Alkoholprojekte zum Durchbruch zu verhelfen.

In Deutschland ist es aber in höherem Maße dringend noth— wendig, daß Reich und Staaten den finanziell bedrängten Gemeinden beistehen, als in der Schweiz; denn dort sind die Gemeindesteuern am drückendsten, viel drückender als die Staatssteuern. Der Reichs⸗ kanzler führte in seiner Reichstagsrede vom 26. März aus, daß im Jahre durchschnittlich anderthalb Millionen Exeku⸗ tionen allein in Preußen wegen Nichtbezahlung der Gemeinde— steuern vorkommen. Letztere bestehen in Deutschland, besonders in Preußen, zum größten Theil in Zuschlägen zur Staatssteuer, jedoch n einer solchen Höhe, daß das Zwei, Dreifache der Staatssteuer als Gemeindesteuer nicht selten ist und daß in westfälischen und rheini⸗ schen Städten sogar das Sechsfache erhoben wird. Dazu kommen dann noch Schul- Armen,, Kirchen- und andere Steuern.

Unzählige Reformprojekte sind schon entstanden, welche das Ziel der Entlastung der Gemeinden im Auge haben. Dieselben gehen im Wesentlichen darauf hinaus, dem Staate eine vermehrte Fürsorge für die Gemeindeschulen und die Armenpflege zu überbinden und andrer⸗ Kits den Gemeinden die Häuser⸗ und , ganz oder zum Theil zu überlassen. In ersterer Beziehung haben in den letzten Jahren, wenigstens in Preußen, bereits bedeutende Entlastungen statt⸗ gefunden, indem der Staat zur Verminderung der Gemeindeschullasten schen beträchtliche Subventionen gekeistet hat. Allein eine durch⸗ greifende Reform und eine dauernde Besserung läßt sich in dieser Richtung erst durchführen, wenn die Alkoholsteuerprojekte von Reichs- oder auch von Staatswegen ins Leben getreten sind und Gesetzeskraft erhalten haben. Dem Reich die großen Konsumsteuern, den Staaten die direkte Steuer, den Gemeinden die Gebäude, und Gewerbesteuer: das sind die Grundgedanken einer Steuerreform, um die seit Jahren in Deutschland gekämpft wird.

In der „National⸗-Zeitung“ lesen wir:

Der Export aus Norddeutschland nach den Vereinigten Staaten von Amerika hat sich in dem erften Vierteljahr, dieses Jahres gegen das erste Vierteljahr 1885, nach den uns zugänglichen Ziffern, in ganz bedeutender Weise gehoben. Im 1. Quartal 1885 betrug er aus Norddeutschland = d. h. den zu dem General-Konsulat Berlin ressor⸗ tirenden Konsulatsdistrikten 8 878 077 Dollars. In diesem Quar— tal (18586) stieg er auf 11248 318 Doll., hat afso um 2570 240, d. h. mehr als 103 Mill. Mark zugenommen. Es ist bemerkenswerth, daß an dieser Zunahme sämmtliche Konsulate par⸗ tizipiren. Die Zunahme beträgt von Annaberg 373788 Doll., Berlin 17 57 Soll, Bremen 51I 776 Doll, Breslau 7803 Soll, Braunschweig 443 149 Doll, Chemnitz 476 894 Doll,, Dresden

772 30 Doll, Leipzig 129 629 Doll. und Stettin 25 707 Doll. Es unterliegt, wie wir aus zu⸗ verlässiger Quelle hören, keinem Zweifel, daß die Zunahme in Westdeutschland (Krefeld, Köln u. s. w.) und in dem General ⸗Konsulat Frankfurt 4. M., welches ganz Süddeutschland umfaßt, eine entsprechend gleich große gewesen ist, und es wird hinzu⸗ gefügt, daß das erste Quartal des Zahres stets das schwächste C port⸗ quartal ist. Demnach sind die Aussichten für dieses Jahr überhaupt günstige. und dies um so mehr, als die Ursache der größeren Aufträge an Deutschland in dem unverhältnißmäßigen Steigen der Arbeitslöhne in den Vereinigten Staaten liegen soll.

111668 Doll, Hamburg

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund— heitsgmtz sind in der Zeit vom 4. bis 10. April er., von je i000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 28,4 in Breslau 28,7, in Königsberg 244, in Köln AH, in Frankfurt a. M. 23,2, in Wies baden 23.4, in Hannover 20, 5, in Kassel 22,7, in Magdeburg 23,2, in Stettin 21,9, in Altona 3535, in Straßburg 29,7, in Metz 22.2. in München 27.0, in Nürnberg —ᷓ 3 in Augsburg 31,8, in Dres den 39,9, in Leipzig 26,5, in Stuttgart 25,6, in er ene Il,5, in Braunschweig 22,0, in Hamburg 30,1, in Wien 32,5. in Pest 38,, in Prag 4250, in Triest in Krakau IGM, in Basel 25,0, in Brüssel 27,7, in Amsterdam in Paris 29,5, in London 19,5, in Glasgow 247, in Liverpool 20,6, in Dublin 3,60 in Edinburg 17,8, in Kopenhagen 25,5, in Stockholm in Christiania 17,9, in St. Petersburg 36,9, in Warfchau 32,2, in Odessa 35,6, in Rom 3454, in Turin 25,1, in Venedig 18,2, in Bukarest in Alexandrig Ferner aus der Zeit vom 14. bis 209. März: in New⸗Hork 29,8, in Philadelphia 25,1, in Baltimore l,. in San Francisco 21,4, in Bombay 23,7, in Kalkutta 24,4, in Madras 35,65. .

Die Sterblichkeit hat in der Berichtswoche in den meisten Groß städten Europas zugenommen; doch wurden aus den westlichen (eng⸗ lischen) sowie aus den nördlichen und nordwestlichen Orten (Hannover, Kassel, Braunschweig, Stettin, Christiania) vielfach kleinere Sterb⸗ lichkeitsziffern berichtet. Bei meist vorherrschenden westlichen und südwestlichen, von höherer Temperatur begleiteten Windströmungen, die erst zu Ende der Woche nach Nord und Nordost umgingen, haben akute Entzündungen der Athmungsorgane ziemlich allgemein abge⸗ nommen und weniger Sterbefälle hervorgerufen, so namentlich in Berlin, Breslau, Danzig, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Köln, München, Paris, London; nur in wenigen Städten (Ham⸗ burg, Nürnberg, Magdeburg, Stuttgart, St. Petersburg) war die Zahl der Sterbefälle eine größere. Dagegen kamen Darnikatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder in erheblich gesteigerter Jahl zum Vor— schein und führten auch in ansehnlich vermehrker Zahl, besonders in Berlin. Dresden, Leipzig, Hamburg, München u. 4. O. zum Tode. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war in Folge dessen eine wesentlich größere, so daß von 19900 Lebenden, aufs. Jahr gerechnet, in Berlin 1160, in München 112 Säuglinge starben. Von den Infektions⸗ krankheiten haben Masern, Kindbettfieber und Pocken mehr, Scharlach, Diphtherie und Unterleibstyphus weniger Sterbefälle hervorgerufen. So waren Todesfälle an Masern in Elberfeld, Nürnberg, Straßburg, Hamburg, Prag, London gesteigert, während sie in Berlin, Wien, Paris, Lyon, Petersburg seltener wurden. Auch in Rom herrschten im März Masern sehr stark, sowie auch im Regierungsbezirk Düsseldorf und in Edinburg Masern noch keinen Nachlaß aufwiesen. Scharlach zeigte sich in Berlin, Köln, Hamburg, Paris, London, St. Petersburg etwas häufiger als Todesursache, auch in Kopenhagen und Christiania waren Scharlacherkrankungen nicht selten. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war vielfach, namentlich in Berlin, Danzig, Nürnberg, Wien, Kopenhagen, Christiania, Warschau, St. Petersburg eine verminderte, während sie in Altona, Barmen, Dortmund. Dresden, Hannober, Leipzig, Brüssel, Paris, London, Turin eine größere wurde; im Regierungsbezirk Schleswig waren Erkrankungen an Diphtherie noch sehr zahlreich. Typhöse Fieber blieben in deutschen Städten selten, nur in Hamburg wär sowohl die Zahl der Todesfälle wie die der Erkrankungen eine größere; auch in Paris und St. Petersburg hat die Zahl der Sterbefälle etwas zu⸗ genommen. Todesfälle an Flecktyphus wurden aus Krakau, Warschau, London je 1, aus Prag und St. Petersburg je? gemeldet. Rückfallsfieber veranlaßten in St. Petersburg 11 Todesfälle und zahlreiche Erkrankungen. An epidemischer Genickstarre werden aus St,. Petersburg 1 Todesfall, aus Berlin mehrere Erkrankungen mit⸗ getheilt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut waren in Berlin, Nürnberg, Paris, London, Kopenhagen, St. Peters⸗ burg nicht selten. Das Kindbettfieber forderte in London und Warschau mehrfach Opfer. Die Sterblichkeit an Keuchhusten war in London, Dublin, Glasgow eine geringere, in Berlin eine etwas größere; aus Hamburg, Nürnberg, Kopenhagen kamen zahlreiche Erkrankungen an Keuchhusten zur Anzeige. Pocken riefen in Brüssel, London, Lyon und Warschau einzelne, in St. Petersburg und Turin je 2, ö. 3, in. Zürich 6, in Wien und Paris je 7, in Rom (bis 20. März) 11, in Budapest 13 Todesfälle hervor. . wurden aus Berlin und aus dem Reg.⸗Bez. Aachen je 2, aus Breslau, London, St. Petersburg mehrfache, aus Wien und Budapest eine größere Zahl von Erkrankungen gemeldet. In Brindisi sind um die Mitte April eine größere Zahl von Cholerasällen, die wahr— scheinlich durch ein Schiff aus Indien eingeschleppt wurden, jedoch in milder Form, konstatirt worden. Bis zum 6. April waren 76 Er⸗ krankungen und 16 Todesfälle bekannt. Die Seuche ist von Brindisi nach Monopoli verschleppt worden. Auch in der Garnifon von Padua sind Anfang April 2 Todesfälle an Cholera vorgekommen.! Aus Frankreich wird, gleichfalls das Wiederauftreten der Cholera in der Bretagne bestätigt; namentlich sind es die von Fischern bewohnten Ortschaften Audierne und Treboul.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Das 2 Heft VII. Bandes der Jahrbücher der Königlich Preußischen Kunstsammlungen (Berlin, G. Grote'sche Ver⸗ lagsbuchhandlung) bringt in den (den bereits mitgetheilten amtlichen Nachrichten über Neuerwerbungen, Personal veränderungen 2. folgenden) „Studien und Forschungen“ die ar, der „Empirischen Be— trachtungen über die Malereien bon Michelangelo am Rande Der Dede in der sixtinischen Kapelle“ von W. Henke. Der mitgetheilte b. Abschnitt handelt (unter Beifügung von 5 geäzten Abbildungen) von den Propheten? und „Sibyllen.“ Die von dem Verf. entwickelten Ansichten sind das Resultat fehr sorgfältiger Beobachtungen und Einzelstudien; sie bieten viele neue originelle und anregende Gedanken, denen man' die Ueherzeugungskraft und Richtigkeit nicht absprechen kann, wenden sich auch mehrfach in treffender Kritik gegen die Auslegungen Springers und Grimms. Nach Henke's Meinung sollen „alle diese so natura— listisch wie mehr oder weniger leibhaftig ire . oben rings über den Wänden und um die Decke der Kapelle angebrachten Gestalten gewissermaßen eine ideale Gegenwärtigkeit der ganzen Menschheit von der niedersten bis zur höchsten Stufe bei den heiligen Handlungen, denen die Kapelle dient, repräsentiren;: alle diese Naturmenschen und. Geistesheroen verkörpern, nach ihm, „den sehr ungleichen passiven oder aktiven Antheil, mit dem sie doch alle bestimmt sind, in dem Heilsleben der Kirche mit aufzugehen, die einen, indem sie in dunkelem Drange und ohne viel . und Gedankeninhalt nur dieselbe Luft mit dem Heiligsten athmen, die anderen, indem sie sich erlauben dürfen, neben der Hingabe und Unter⸗ ordnung an und unter die allgemeine Andacht noch ihren eigenen Ge⸗ danken über die höchsten Fragen des Lebens forschend nachzuhãängen. In dem „Gesammüeindruck von diesem farbenprächtigen Bilde des menschlichen Lebens im feierlichsten Heiligthum“ findet er »die echt katholische Idee von der Einbeziehung der verschiedensten Bildungsstufen des Menschen in das Mysterium des Kultus“. Dann enthält das Heft den Schluß der sehr eingehenden und

6 Studien zu Giotto‘, von Karl Frey, und ferner einen „Beitrag von Hermann Grimm zu Rafael. Letzterer bespricht einen gemalten Teller aus dem Museum in Arezzo mit Darstellungen, welche an Rafaels „Schule von Athen“ erinnern, „Disputa dei savi benannt sind und dem Signorelli zugeschrieben werden. Grimm untersucht im Einzelnen (mit Hülfe mehrerer Abbildungen und des Tellerbildes) die Verwandtschaft beider CLompositionen und gelangt zu der Ansicht, daß Rafael die Schüssel Signorelli's gesehen und das ihm brauchbar scheinende für sein berühmtes Freskogemälde benutzt habe. Friedrich Lippmann beschreibt einen aus der Stadtbibliothek in Lüne⸗ burg für das Berliner Kabinet erworbenen deutschen Kupferstich des 15. Jahrhunderts und vergleicht denselben mit einem ähnlichen Blatt italienischer Herkunft in der Baverischen Hof⸗ und Staatsbibliothek in München. Beide Blätter haben einen höchst originellen Kampf von Weibern um eine Männerhose zum Gegenstande, ohne daß man die eigentliche Bedeutung des Vorwurfs literarisch näher zu erklären vermöchte. Ein swie jene beiden Blätter in Lichtdruck-Facfimile bei⸗ gefügter) Kupferstich der Gefangennahme Christi aus dem. Berliner in ee beweist die Verwandtschaft mit der Manier des so⸗ genannten Meisters von 16647. Lippmann nimmt an, daß der deutsche Kupferstich nach dem italienischen entstanden sei und daß Hartmann Schedel diesen nach Deutschland gebracht habe. Sidney Colvin berichtet über eine Zeichnung von Michael Wol- gemut, welche das Kupferstichkabinet des Britischen Museums kürzlich erworben hat. Es ist der Originalentwurf zu dem Titelholʒschnitt der Schedel'schen Weltchronik. Ein beigegebener großer dichtdruck und die Nachbildung des danach hergestellten Holzschnikts machen die Be⸗ stimmung des Blatts augenscheinlich. Am Schluß des Hefts be⸗ schreibt H. v. Tschudi ein schönes Madonnenrelief von Mino da Fiesole, welches vor Kurzem für das Berliner Museum angekauft wor⸗ den ist. Bisher war Mino da Fiesole im hiesigen Museum nur durch zwei Büsten, eine weibliche und die berühmte des Riccolo Strozzi so⸗ wie das unvollendete Relief einer allegorischen Figur vertreten. Da— gegen mangelte es an einer jener Reliefarbeiten, welche ihn wegen ihrer keusch empfundenen Madonnendarstellungen' in höchst zarter Marmorbehandlung frühzeitig populär gemacht habe. Eine der reiz vollsten Arbeiten dieser Art aus Mino's Werkstatt ist nun das neu— erworbene Relief, welches in der Sammlung für mittelalterliche und Rengissanceplastik zur Aufstellung gelangt ist. Wie die, dem Heft bei⸗ gegebene, vorzüglich gelungene Heliotypie zeigt, ist es ein Rundbild, auf „dem wir in dreiviertel Lebensgröße die Halbfigur der Marin mit dem Jesusknaben auf dem Schooß sehen. Im Gegensatz zu der sonst bei ihm stereotypen, streng religiösen Auf— fassung hat dieses Relief mehr etwas rein Menschliches an sich. Zwar zeigt Maria auch hier eine milde Ruhe, aber die großen Augen, mit denen das Kind zu ihr aufblickt, seine sprechend geöffneten Lippen scheinen doch auf ihren anmuthvollen Zügen den Ausdruck stillen mütterlichen Glücks zu wecken. Das Relief ist in feinstem karrarischen

armor, der warmtönigen Crestola gearbeitet. Die technische Behandlung zeigt die größte Meisterschaft. Das überaus zarte und flache Relief des Körpers erhebt sich in den Köpfen und Gliedmaßen leicht und ungezwungen zur vollen Rundung. Klar und bestimmt ist die vielfach komplizirte Faltenführung, von größtem Reiz die Be— handlung des Haares der Madonna. Die Mängel, Unsicherheit in den Proportionen, eine gewisse Steifheit und Eckigkeit der Haltung sowie die zu vermissende Stofflichkeit der Gewandung, fallen da— gegen leicht ins Gewicht und liegen in der Eigenart der Kunst Minos. H. von Tschudi zufolge steht das Werk wegen der jungfräulichen H der Maria, der naiven Frische des Kindes, dem pikanten Reiz der Marmortechnik nicht nur unter Mino's Arbeiten obenan: man werde es stets unter jenen Werken nennen müssen, in denen eine bestimmte Richtung der künstlerischen Anschauung der Frührenaissance ihren höchsten Ausdruck gefunden habe.

Gewerbe und Handel.

Die Berliner Land, und Wasser-Transport— Versicherungs-Gesellschaft genehmigte in ihrer gestrigen Genęralversammlung den Rechnungsabschluß pro 1885, wonach eine Dividende von 190 per Aktie zur Vertheilung gelangt, und er⸗ theilte dem Vorstande wie dem Aufsichtsrathe die Decharge.

Dem in der Generalversammlung der Landschaft der Provinz Westfalen erstatteten Jahresbericht für das Jahr 1885, entnehmen wir folgende Mittheilungen: Das Jahr 1885 brachte einen Zuwachs des Beleihungskapitals von 2531 600 606, dagegen wurden gelöscht 108 go? „Ss; es ergab sich mithin ein reiner Zuwachs von 2412 7090 ο, so daß am 31. Dejember 15855 das ver— zinsliche Pfandbriefkapital betrug 17 832 100 60 Für dieses Kapital sind verpfändet zu erster Stelle des Grundbuchs Grundstücke mit einem Gesammt⸗Reinertrag nach der Grundsteuer⸗Mutterrolle von rund 1010 200 46 Mithin ist beliehen rund der 17.65 5fache Rein⸗ ertrag des Katasters, oder es ist ein Ueberschuß an Sicherheit vor— handen von rund 4560 000 über die statutenmäßige Beleihungs⸗ grenze, wobei die bereits amortisirten 408012 nicht berücksichtigt sind. Die, Zahl der Mitglieder der Landschaft betrug am 31. De— zember 1884 1204, es traten im Jahre 1885 hinzu 163, dagegen traten aus 5, so daß das Jahr schließt mit einer Mitglieder⸗ zahl von 1362. Die Beschlüsse der Generalversammlung der Landschaft vom 20. Juni 1884, betreffend Aenderungen des Statuts erhielten am 31. August 1885 die landesherrliche Bestätigung. Das darauf vom Verwaltungsrath beschlossene Tax— Reglement wurde am 3. Dezember vom Herrn Minister genehmigt. Die Rechnung für das Jahr 1885 ist revidirt; der Direktisn wurde Decharge ertheilt. Der reine Ueberschuß im Betrage von 31 582 60 ist gemäß Beschluß des Verwaltungsraths als einstweilen eiserner Bestand dem Betriebsfonds zugeführt, welcher dadurch auf 94 432 M. steigt. Seit dem 1. Januar 1686 bis 14. April sind 117 neue Beleihungsgeschäfte ausgeführt, davon 7173 800 min Pfandbriefen zu 46/0 und 561 700 006 in Pfandbriefen zu 33 , so daß das verzinsliche Pfandbriefkapital am 14. April er. 19136 609 6 betrug, bei einer Mitgliederzahl von 1447. Aus den Verhandlungen der Generalversammlung und des Verwaltungs⸗ raths heben wir noch Folgendes hervor. Eine Gonvertirung der 4Ysoigen Pfandbriefe ist durch das Statut ausgeschlossen, da die Land— schaft Kündigungen nur zum Zwecke der statutenmäßigen Tilgung vor⸗ nehmen darf. Eine Umwandlung würde daher nur in der Weise er⸗ folgen können, daß die Schuldner Pfandbriefe zu 4 90 ankaufen, einliefern, diese verbrannt und darauf nach geschehener Abänderung des Hypothekenbriefes neue 3 Cοige Pfandbriefe ausgegeben würden, sodaß die Coursdifferenz zwischen den 40ͤoigen und 3öoigen Pfandbriefen niemals vom Pfandbrief⸗Inhaber, sondern vom Grundbesitzer zu tragen sein würde. Was die für die statutenmäßige Tilgung (Verbrennung) erforderlichen Pfandbriefe betrifft, so syollen die 3 0½igen auch ferner durch freihändigen Ankauf beschafft werden, während vom laufenden Jahre ab für die 49,½ Pfandbriefe die statutenmäßige Aus⸗ loosung eintritt. Dieselbe wird ungefähr oO des umlaufenden Kapitals betragen und die erste Kündigung zum 1. Juli 1887 erfolgen.

Die „New Yorker Hdls. Ztg. schreibt in ihrem vom 98. d. M. datirten Wochenbericht: Dem Geschaft am Waaren« und Produktenmarkt fehlt es immer noch an Regsamkeit. Weizen und Mais stellten sich im Werthe niedriger und begegneten nur mäßigem Exportbegehr. Hafer fand dagegen nach dieser Rich⸗ tung wieder recht viel Beachtung und hat sich im reise behauptet. Weizenmehl war sehr still und williger. Das Befrachtungsgeschäft ist ziemlich ruhig verlaufen. Baum wolle büßte eine im Laufe der Woche erzielte Avance arne Schluß wieder ein und hat sowobl in Terminen wie disponibler Waare ruhiges Geschäft gehabt. Ain Woll⸗ markt herrschte nur mäßige Frage, die zu bisherigen Preisen willige Abgeber fand. Brasil⸗Kaffees verkehrten in festercr Haltung, rein⸗ schmeckende Sorten sind unverändert. Rohzucker verkehrte trotz der immer noch sehr reservirten Valtung hiesiger Raffineurs in steigender Tendenz. Der Theemarkt war still, aber stetig. Schmalz sowie long und short elear Middles fanden Anfangs für Export recht viel Beachtung, haben aber später ebenso wie die meisten anderen unter die Kategorle Pravisionen fallenden Artikel stilles Geschäft und gegen Schluß in Spmpathie mit den, Getreidemärkten willigere Tenden, gehabt. Terpentinöl stellte sich bei aufgeregtem Geschäft erheblich höher, Hard